mehr als 15 Millionen E-Autos will die Bundesregierung bis 2030 auf die deutschen Straßen bringen – zumindest steht dies im Koalitionsvertrag. Dass dieses Ziel tatsächlich erreicht wird, scheint zunehmend unrealistisch. Aktuelle Zahlen zeigen: Elektroautos verkaufen sich in Deutschland weiterhin schlecht. Das Ziel der Ampel werde voraussichtlich um rund sechs Millionen Fahrzeuge verfehlt. Carsten Hübner beleuchtet in seiner Analyse die Ursachen für diese Hängepartie.
Die Batterien von E-Autos enthalten umkämpfte Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt. Ob und wie diese zukünftig auch am Meeresgrund internationaler Gewässer abgebaut werden dürfen, darüber haben im Juli erneut die Mitgliedstaaten der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) verhandelt. Mit dem Stand der Verhandlungen und den Zielen der neu gewählten ISA-Generalsekretärin habe ich mich in meiner Analyse beschäftigt.
Katarin Wagner, Co-Geschäftsführerin des Unternehmensnetzwerks econsense, schreibt in ihrem Standpunkt über den dichten Dschungel der ESG-Regulierung – und plädiert dafür, das Dickicht nicht mit einer Machete, sondern mit der Taschenlampe zu durchdringen.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – und ein erholsames Wochenende!
Elektroautos verkaufen sich in Deutschland weiterhin schlecht. Das zeigen aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Demnach wurden im Juli 2024 nur etwas mehr als 30.000 Elektroautos neu zugelassen. Das entspricht einem Anteil von rund 13 Prozent an allen Neuzulassungen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das ein Rückgang um fast 37 Prozent.
Damit setzte sich der negative Trend des ersten Halbjahres fort. Benzin- und Dieselfahrzeuge konnten dagegen leicht zulegen. Die durchschnittlichen CO₂-Emissionen der neu zugelassenen Personenwagen stiegen auf 121 Gramm pro Kilometer.
Deutschland entwickelt sich nach Einschätzung der Organisation Transport and Environment (T&E) zum Bremsklotz der E-Mobilität in der EU. “Deutschland ist der kranke Mann Europas, wenn es um E-Autos geht”, sagt Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland. Eine Analyse der EU-weiten Absatzzahlen zeige, dass die Verkäufe in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt um etwas mehr als ein Prozent gestiegen seien. Ohne Deutschland wären es mehr als neun Prozent gewesen.
Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP wurde vereinbart, Deutschland zum “Leitmarkt für Elektromobilität” zu machen. Dazu sollen bis 2030 mehr als 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Dies erscheint jedoch zunehmend unrealistisch. Anfang des Jahres waren es erst gut 1,4 Millionen. Der Bestand müsste sich also mehr als verzehnfachen.
Der Think-Tank Agora Verkehrswende hat errechnet, dass dafür in den nächsten Jahren täglich 5.500 Elektroautos neu zugelassen werden müssten. Im ersten Halbjahr 2024 waren es nur 1.012 am Tag.
Angesichts der schwachen Marktentwicklung werde das Ziel von 15 Millionen E-Autos voraussichtlich um rund sechs Millionen Fahrzeuge verfehlt, heißt es in der Studie “Letzte Chance für 15 Millionen E-Autos bis 2030”, die gerade von Agora Verkehrswende und der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) vorgelegt wurde.
“Damit wäre nicht nur das Emissionsziel für den Verkehrssektor für 2030 in weite Ferne gerückt; gefährdet wäre auch das langfristig übergreifende Ziel, sämtliche Lebensbereiche in Deutschland bis 2045 klimaneutral zu gestalten.” Zudem geriete “der unvermeidbare Strukturwandel der Automobilwirtschaft in Turbulenzen”, warnen die Autoren.
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) teilte auf Anfrage mit, man halte am Ziel von 15 Millionen Elektro-Pkw im Jahr 2030 fest. “Diese Zielmarke ergibt sich aus der notwendigen CO₂-Reduktion im Verkehrsbereich, folgt aber nicht staatlichen Planvorgaben, sondern muss marktwirtschaftlich erreicht werden”, so eine Sprecherin. Das BMDV verfolge daher einen technologieoffenen Ansatz, damit auch andere Optionen wie Brennstoffzellen-Antriebe und E-Fuels zum Klimaschutz beitragen können.
Die Ursachen für die Hängepartie sind zu weiten Teilen hausgemacht. Ein wichtiger Faktor ist, dass auf dem traditionell konservativen Automarkt in Deutschland preisgünstige Einstiegsmodelle heimischer Hersteller fehlen.
Ein anderer, dass E-Autos noch immer deutlich teurer sind als vergleichbare Fahrzeuge mit Diesel- oder Benzinmotor. Trotzdem hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr den sogenannten Umweltbonus abgeschafft – im September zunächst für gewerbliche Kunden, im Dezember dann überraschend auch für private Käufer.
Hinzu kommt, dass die Ampel-Koalitionäre widersprüchliche Signale zum Verbrenner-Aus aussenden. Eine EU-Verordnung aus dem letzten Jahr sieht vor, dass ab 2035 keine neuen Pkw mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden dürfen. Einzige Ausnahme: Fahrzeuge, die ausschließlich mit E-Fuels oder Biokraftstoffen betrieben werden können. Genau darauf pocht die FDP unter dem Stichwort Technologieoffenheit, während SPD und Grüne weiterhin ihren Fokus auf die Elektromobilität richten.
Dies trägt nicht nur zur Kaufzurückhaltung bei, sondern verunsichert auch die Automobilindustrie. Ohne klare politische und regulatorische Rahmenbedingungen sinkt ihre Bereitschaft, Milliardeninvestitionen allein in die Elektromobilität zu lenken – zumal sich mit Verbrennern weiterhin gute Geschäfte machen lassen.
Eine Rückwärtsbewegung ist bereits unübersehbar. Nach Mercedes-Chef Ola Källenius hat kürzlich auch VW-Finanzvorstand Arno Antlitz angekündigt, weiter in die Verbrennertechnologie investieren zu wollen. Neben 120 Milliarden Euro für die Elektrifizierung und Digitalisierung seien bis 2028 auch 60 Milliarden Euro eingeplant, um “Verbrennungsmotoren auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu halten”, sagte Antlitz gegenüber Auto Motor und Sport.
Der Automobilclub ACE hat einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt, um das anvisierte 15-Millionen-Ziel doch noch zu erreichen. “Ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität, untermauert mit den richtigen politischen Maßnahmen”, könne dafür das nötige Vertrauen schaffen, so der ACE-Vorsitzende Stefan Heimlich. Der Plan umfasst:
Die Denkfabrik Agora Verkehrswende geht noch einen Schritt weiter und bringt eine engere Zusammenarbeit mit chinesischen Herstellern ins Spiel. “Wer Klimaziele erreichen und den Automobilstandort Deutschland langfristig sichern will, sollte sich für einen schnellen Hochlauf der Elektromobilität unter Einbeziehung chinesischer Unternehmen einsetzen”, schlägt Agora-Direktor Christian Hochfeld vor.
Gleichzeitig biete sich so die Chance, Entwicklungsrückstände in Technologiebereichen wie der Batterie durch Kooperationen aufzuholen. “Gerade im Bereich niedrigpreisiger Kleinfahrzeuge können chinesische Produkte helfen, den Markthochlauf für E-Autos in Europa zu beschleunigen. Dies sollten die Bundesregierung und die EU bei den Verhandlungen über Importzölle auf Elektroautos aus China berücksichtigen”, so Hochfeld.
Die Generalversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) hat am vergangenen Freitag ihre 29. Sitzung beendet. Die wichtigsten Neuigkeiten: Ab Januar 2025 wird die Brasilianerin Leticia Carvalho neue ISA-Generalsekretärin und nährt unter Umweltschützern die Hoffnung auf eine weitere Verzögerung des Tiefseebergbaus. Die Verhandlungen über ein Regelwerk für den Abbau von Rohstoffen am Meeresboden sind zwar vorangekommen, jedoch bisher ohne Ergebnis.
Der ISA-Rat, der über einen Entwurf für ein Regelwerk verhandelt, tagte zwei Wochen lang im Juli. Er ist das ausführende Organ der ISA und wird von der Generalversammlung gewählt. Ihm gehören 36 Staaten an, darunter auch Deutschland. Die Herausforderung ist, ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung der Ressourcen und dem Schutz der Ökosysteme am Meeresboden zu finden.
Die Sitzung der Generalversammlung fand anschließend statt. Neben der Wahl der neuen Generalsekretärin wurde zum ersten Mal die Entwicklung einer “General Policy” auf die Tagesordnung gesetzt, um grundlegende Schutzregelungen für die Meeresumwelt zu vereinbaren. Dies wurde jedoch von mehreren Staaten, darunter China und Saudi-Arabien, blockiert.
Die Environmental Justice Foundation kritisierte, dass die ISA ihre verpflichtende 5-Jahres-Review zum wiederholten Mal nicht vorgelegt habe. Sie sei bereits seit zwei Jahren fällig und nun erneut auf die nächste Verhandlungsrunde verschoben worden. Die NGO bemängelt seit Längerem fehlende Transparenz bei den Prozessen der Behörde.
Die ISA begeht in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum: Sie wurde 1994 vom Internationalen Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) gegründet. Die Behörde soll Bodenschätze in der Tiefsee als “gemeinsames Erbe der Menschheit” verwalten. Bisher haben die Mitgliedstaaten ein Regelwerk für die Exploration von Rohstoffen am Meeresboden verabschiedet. Dabei geht es hauptsächlich um Manganknollen, die wertvolle Rohstoffe für die Energiewende enthalten, und am Grund der Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik liegen. Der Abbau ist noch nicht reguliert. Dies soll jedoch bis Sommer 2025 geschehen – eine Frist, die von Experten als unrealistisch eingeschätzt wird.
Die Zeit drängt: Das kanadische Unternehmen The Metals Company (TMC) möchte gemeinsam mit dem pazifischen Inselstaat Nauru die erste Lizenz zum Abbau von Manganknollen am Meeresboden beantragen. 2021 hatten sie bereits die sogenannte Zwei-Jahres-Klausel des internationalen Seerechts ausgelöst. Die ISA hätte demnach innerhalb von zwei Jahren ein Regelwerk vorlegen müssen. Die Frist dafür lief im Sommer 2023 ab.
Seitdem besteht eine Rechtslücke: Staaten können gemeinsam mit Unternehmen jederzeit eine Abbaulizenz bei der ISA beantragen – wie die Behörde dann damit umgeht, ist unklar. Die Staaten einigten sich im vergangenen Jahr lediglich darauf, dass es keine vorläufigen Genehmigungen geben soll, ohne dass der Rat Gelegenheit hatte, über diese zu verhandeln.
TMC hat dabei einen wirksamen Hebel: Mit der Ankündigung, noch in diesem Jahr einen Antrag für eine Abbaulizenz zu stellen, baut das Unternehmen Druck auf die Verhandlungen auf. Geschäftsführer Gerard Barron sagte der Nachrichtenagentur Reuters: “In der Zeit seit der Einreichung der Zwei-Jahres-Bekanntmachung sind enorme Fortschritte erzielt worden, und wir sind rechtlich abgesichert, dass wir den Antrag jederzeit einreichen können.” Das Unternehmen hatte zuvor angekündigt, die Lizenz im Sommer 2024 beantragen zu wollen. Für diesen Fall hatte die ISA eine weitere Sitzung des Rats im Herbst in Aussicht gestellt, diese ist nun jedoch nicht geplant.
Tiefseebergbau ist insbesondere aufgrund der potenziellen Auswirkungen auf die komplexen Ökosysteme in der Tiefsee hochumstritten. “Wir brauchen keinen Tiefseebergbau, sondern müssen Ressourcen verantwortungsvoller nutzen und Kreislaufwirtschaft fördern”, sagt Kristín von Kistowski, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland. “Wir dürfen nicht zulassen, dass der Meeresboden durch einzelne Unternehmen zerstört wird. Den hohen Preis dafür werden die Meeresumwelt und die Menschheit zahlen, während sich einige wenige mit dem Profit davonmachen.”
Die deutsche Bundesregierung bemüht sich seit vergangenem Jahr um eine “vorsorgliche Pause“. “Tiefseebergbau würde die Meere weiter belasten und Ökosysteme unwiederbringlich zerstören”, erklärte Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Deutschland befürworte die weitere Erforschung der Tiefsee, werde aber bis auf Weiteres keine Anträge auf kommerziellen Abbau von Rohstoffen unterstützen, sagte Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium.
Um die 30 Staaten und die EU haben sich dieser Position angeschlossen. Während der jüngsten Generalversammlung schlossen sich fünf weitere Mitgliedstaaten der Forderung nach einer vorsorglichen Pause an, darunter Österreich und Malta. Andere wiederum setzen sich dafür ein, den Tiefseebergbau zu kommerzialisieren, darunter China und Russland. Norwegen beschloss Anfang des Jahres, zumindest in eigenen Gewässern Rohstoffe abbauen zu wollen.
Die deutsche Industrie ist gespalten: Unternehmen wie Bosch und Continental setzen sich in der Deep Sea Mining Alliance für den kommerziellen Tiefseebergbau ein, und auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) will “Tiefseebergbau als Chance verstehen“. Auf der anderen Seite hat sich eine Gruppe um Volkswagen, BMW, Google, Philips und Samsung der Forderung nach einem Moratorium angeschlossen.
Die Wahl der neuen Generalsekretärin nährt die Hoffnung auf eine weitere Verzögerung eines kommerziellen Tiefseebergbaus: Leticia Carvalho ist Ozeanografin und arbeitet zurzeit noch beim UN-Umweltprogramm (UNEP). Den Noch-Amtsinhaber Michael Lodge kritisierte sie scharf für seine Nähe zur Industrie, insbesondere zu TMC. Sie sagte dem Guardian, es sei an der Zeit für einen “bedeutenden Wandel“ in der Meeresbodenbehörde; es herrsche ein Mangel an Vertrauen und Führung. Die ISA müsse Wege zu einem Konsens finden. “Wissenschaftliche Erkenntnisse, eine breitere Beteiligung und umfassendes Wissen sind die wichtigste Grundlage für einvernehmliche Entscheidungen”.
Glencore hat nach einer Aktionärsbefragung entschieden, das Kohle- und Kohlenstoffstahlgeschäft beizubehalten. Das teilte der Schweizer Rohstoffproduzent am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen mit. Ursprünglich wollte der Konzern seine Kohlesparte abspalten und an die Börse bringen.
Geschäftsführer Gary Nagle betonte, dass immer weniger Anleger wegen ESG-Kriterien auf Investitionen in Kohle verzichten: “Das Pendel bei ESG schwingt in die Gegenrichtung.” Die Aktionäre möchten die Profite des Kohlegeschäfts nutzen, um Wachstumsprojekte im Bereich der Übergangsmetalle – insbesondere Kupfer – zu unterstützen.
Einige Aktionäre zweifeln daran, dass eine Abspaltung der Kohlesparte ESG-Ziele voranbringen würde. Der kürzlich beschlossene “Climate Action Transition Plan 2024-2026” des Unternehmens spielte dabei eine zentrale Rolle. Dieser sieht einen Rückgang der Kraftwerkskohleaktivität vor. Der Ausstieg aus der Stahlkohle soll langsamer verlaufen, da der Aufsichtsrat diese als wesentlich für die Energiewende ansieht.
“Nach ausführlichen Konsultationen mit unseren Aktionären und eigener Analyse ist der Verwaltungsrat der Ansicht, dass die Beibehaltung des Kohle- und Kohlenstoffstahlgeschäfts den risikoärmsten Weg bietet, um für die Glencore-Aktionäre heute Wert zu schaffen”, sagte Kalidas Madhavpeddi, Vorsitzender von Glencore. Trotz dieser Entscheidung behalte sich der Vorstand aber die Möglichkeit vor, das Geschäft in Zukunft teilweise oder ganz auszugliedern.
Die Entscheidung, das Geschäft beizubehalten, folgte auf frühere Überlegungen zur Entflechtung. Im vergangenen November hatte Glencore Teile der Stahlkohleminen des kanadischen Unternehmens Teck Industries übernommen. In einem zweiten Schritt wollte der Konzern das fusionierte Kohlegeschäft eigentlich abspalten. Im Juli dieses Jahres übernahm Glencore dann 77 Prozent des Stahlkohleförderers Elk Valley Ressources (EVR). Daraufhin startete der Vorstand die Befragung der Aktionäre zur Abspaltung des Kohlegeschäfts. spm
Die Hamburg Sustainability Conference (HSC), die am 7. und 8. Oktober dieses Jahres erstmals stattfindet, soll jährlich ausgerichtet werden und neue Allianzen mit der privaten Wirtschaft hervorbringen. Das erklärten die Organisatoren am gestrigen Donnerstag im Hamburger Rathaus. Vertreter von Unternehmen seien demnach ausdrücklich aufgerufen, sich neben den eingeladenen Staats- und Regierungschefs und den Akteuren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft einzubringen, denn: “Nur mit staatlichen Mitteln können wir die globalen Nachhaltigkeitsziele nicht finanzieren”, sagte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
“Wir werden viele Vorstandschefs im Programm sehen”, versprach Johannes Merck, Vorstandsvorsitzender der Umweltstiftung Michael Otto. Zudem erhoffe man sich “Durchbruchskonzepte”, die dabei helfen sollen, die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDG) zu erreichen. Zugleich räumte er ein, dass das noch “eine Wette” sei, gerade bei der ersten Konferenz. Laut der letztjährigen UN-Halbzeitbilanz sind gerade mal 15 Prozent der SDG auf Kurs – der Beitrag der Wirtschaft, das zu ändern, sei bislang “bescheiden”, so Merck.
Anders als vergleichbare Veranstaltungen werde die HSC Flasbarth zufolge “keine Verhandlungskonferenz mit Abschlusserklärung”. Vielmehr lege man Wert auf Paneldiskussionen, nicht-öffentliche Runden und Zweiergespräche, unter anderem mit Weltbankchef Ajay Banga, der seine Teilnahme angekündigt hat; zu den Schwerpunkten zählt auch die Reform der globalen Finanzarchitektur. Wie hochkarätig die Runde der erwarteten 1200 Teilnehmenden aus aller Welt sein wird, ist aber noch unsicher. Angesichts der ohnehin schon zahlreichen internationalen Konferenzen sei es “eine Herausforderung”, die relevanten Akteure nach Hamburg zu holen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat seine Teilnahme bereits zugesagt.
Neben dem BMZ und der Umweltstiftung Michael Otto sind auch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und die Stadt Hamburg an der Organisation beteiligt. Ab 2025 wird die Konferenz immer Anfang Juni stattfinden. maw
Die Aid by Trade Foundation hat im Jahr 2023 mit ihren Siegeln für nachhaltige Textilrohstoffe Einnahmen in Höhe von 8,1 Millionen erzielt. Das ergab der in dieser Woche vorgestellte Jahresbericht der Hamburger Stiftung. Sie veröffentlichte zudem eine Studie über ihre Arbeit, die positive Auswirkungen für Frauen in der Landwirtschaft in Afrika identifizierte.
“Dass der Bedarf an unseren nachhaltig verifizierten Rohstoffen trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten groß ist, zeigen die Ergebnisse”, sagt Tina Stridde, Geschäftsführerin der Aid by Trade Foundation. Dies habe der Stiftung unter anderem ermöglicht, ihre Nachhaltigkeitsstandards zu verbessern und so ihr Engagement für eine nachhaltige Baumwoll- und Kaschmirproduktion zu erhöhen.
Die private Stiftung, die 2005 vom Unternehmer Michael Otto gegründet wurde, fördert den nachhaltigen und kleinbäuerlichen Anbau von Rohstoffen für die Textilindustrie in Subsahara-Afrika. Der Leitgedanke: Kleinbauern sollen durch die Mobilisierung marktwirtschaftlicher Kräfte dabei unterstützt werden, sich selbst zu helfen.
Mit ihren Siegeln “Cotton Made in Africa” und “The Good Cashmere Standard” will die Stiftung ökologische und soziale Standards in der Baumwoll- und Kaschmirproduktion etablieren und mehr Transparenz im Textilsektor herstellen. Im vergangenen Jahr arbeitete “Cotton made in Africa” laut Angaben der Stiftung mit über 2.700 globalen Partnern zusammen und unterstützte knapp 900.000 kleinbäuerliche Familien. Das Siegel wird von Experten als glaubwürdig bewertet.
In ihrer jüngsten Studie hat die Aid by Trade Foundation die Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen, die nach dem “Cotton made in Africa”-Standard produzieren, untersucht. Das Ergebnis: Frauen nehmen vermehrt Führungsrollen als sogenannte Lead-Farmerinnen ein, gründen Kooperativen mit anderen Frauen und erschließen sich neue Einkommensquellen.
Für die Studie hat die Stiftung laut eigenen Angaben über 500 Landwirtinnen und Landwirte befragt, und Interviews und Diskussionen in Anbaugebieten in Mosambik und Benin geführt. Grundlage der Studie war der “Women’s Empowerment in Agriculture Index”, der unter anderem vom International Food Policy Research Institute (IFPRI) entwickelt wurde. Er misst die Stärkung von Frauen in fünf Landwirtschaftssektoren sowie die Genderparität in den Haushalten. ag
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eine weitere Klimaklage gegen die Bundesregierung erhoben – diesmal auf Basis von EU-Regeln und bezogen auf die Emissionen der Sektoren Verkehr, Gebäude und Landnutzung. Unter Berufung auf die EU-Klimaschutzverordnung und die LULUCF-Verordnung beantragt die Organisation in ihrer Klageschrift, das Gericht möge die Bundesregierung dazu verpflichten, einen Plan mit “zusätzlichen Aktionen” vorzulegen, die ausreichten, um diese Emissionen gemäß der EU-Vorgaben zu senken. Daneben fordert die DUH “umgehende Sofortmaßnahmen wie ein Tempolimit, eine Sanierungsoffensive bei öffentlichen Gebäuden und eine massive Reduktion des Holzeinschlags in Wäldern”.
In den sogenannten ESR-Sektoren (Effort Sharing Regulation) sind alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, gemeinsam ihre Emissionen in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Kleinindustrie, Abfall und Landwirtschaft bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 2005 zu reduzieren. Deutschlands Beitrag liegt sogar bei einer Halbierung der Emissionen. Bleibe Deutschland auf dem derzeitigen Kurs, werde es das Ziel “krachend verfehlen”, so die DUH, “insbesondere wegen der massiv überhöhten Emissionen in den Sektoren Verkehr und Gebäude”. Kein anderes Mitgliedsland stehe derart schlecht da. Das Umweltbundesamt schätzt den Umfang der Zielverfehlung bis 2030 in seinem aktuellen Treibhausgasprojektionsbericht auf 126 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente.
Hält Deutschland die ESR-Ziele nicht ein, müsste es ab 2030 zum Ausgleich Emissionszertifikate aus anderen EU-Staaten erwerben. Der DUH zufolge könnte das Zahlungen “in zweistelliger Milliardenhöhe” bedeuten. Ab dem Jahr 2027 wird es zudem auch für den Verkehrs- und Gebäudesektor einen EU-Emissionshandel geben (ETS 2).
Im Landnutzungssektor (LULUCF) verpflichtet das EU-Recht Deutschland, klare Ziele für die Speicherung von Kohlendioxid in Ökosystemen wie Wäldern oder Mooren zu erfüllen. Auch hier sieht die DUH “bislang keine ausreichenden Korrekturmaßnahmen” und zieht deshalb vor Gericht. Derzeit klagt die Organisation auf unterschiedlichen Ebenen mehrfach gegen die Bundesregierung, um diese zu einer ehrgeizigeren Klimapolitik zu verpflichten. Unter anderem laufen Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und dem Bundesverfassungsgericht. ae
Greenwashing in den USA: Ganz viel Luft – Die Zeit
Die Science Based Target Initiative (SBTi) gerät zunehmend unter Druck. Streitpunkt ist vor allem die Frage, ob Unternehmen die CO₂-Kompensation als Methode zur Eindämmung des Klimawandels nutzen dürfen. Nachdem der ehemalige US-Klimabeauftragte John Kerry 2022 ein solches Programm ins Leben gerufen hat, ist ein Streit zwischen dem Vorstand und den wissenschaftlichen Experten der SBTi entbrannt, wie Tin Fischer und Hannah Kruth berichten. Zum Artikel
A global recession is not in prospect – The Economist
Schlechte Arbeitsmarktzahlen in den USA haben die Börsenkurse auf Talfahrt geschickt. Während Analysten eine Rezession befürchten, zeige ein Blick auf die Daten, dass die Weltwirtschaft insgesamt gesund sei. Denn der Anstieg der Arbeitslosenquote in fast allen westlichen Industrieländern stelle nach der Covid-Zeit lediglich eine Normalisierung dar. Auch die Inflation habe sich in vielen Ländern beruhigt. Zum Artikel
Italien verdoppelt Pauschale für Superreiche – Spiegel
Italien hat die Steuerpauschale für im Ausland erzielte Einkünfte von Vermögenden von bisher 100.000 Euro auf 200.000 Euro pro Jahr verdoppelt, berichtet Alexander Preker. Im Jahr 2016 hatte die Regierung mit der Pauschale versucht, Vermögende nach Italien zu locken und so die Wirtschaft anzukurbeln. Rund 800 Personen und 300 Familien nutzten die Regelung, was Italien ein Steuerplus von 254 Millionen Euro einbrachte. Die EU hat die Maßnahme inzwischen als ungerecht und schädlich für die Staatsfinanzen kritisiert. Zum Artikel
Rossmann und Co. boykottieren Tesla: Musk als Geschäftsrisiko? – Berliner Morgenpost
Elon Musk polarisiert. Der Kauf eines Tesla droht zum Politikum zu werden. Nun kehren erste Unternehmen dem Trump-Unterstützer den Rücken, darunter die deutsche Drogeriekette Rossmann. Tobias Kisling geht der Frage nach, ob Musk durch sein Handeln zunehmend vom Innovator zum Geschäftsrisiko für Tesla wird oder ob die kontroversen Themen beim Autokauf nur eine untergeordnete Rolle spielen. Zum Artikel
Wie stark sind die Elektro-Allianzen von Toyota, Nissan und Honda? – Handelsblatt
Im Geschäft mit Elektroautos spielen japanische Unternehmen bislang eine eher untergeordnete Rolle. Zwei strategische Partnerschaften sollen dies ändern: Mazda kooperiert mit Toyota und Honda will künftig enger mit Nissan zusammenarbeiten. Bei beiden Allianzen geht es um eine gemeinsame Software-Architektur, Batteriemodule und elektrische Antriebsstränge. Lazar Backovic, Martin Kölling und Franz Hubik haben untersucht, was das für die internationale Konkurrenz bedeutet. Zum Artikel
Apple Store Workers Get First U.S. Contract – The New York Times
Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen hat der Tech-Gigant Apple zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte einen Tarifvertrag für einen seiner Stores in den USA abgeschlossen. Er garantiert den mehr als 80 Beschäftigten in Towson im US-Bundesstaat Maryland eine Lohnerhöhung von 10 Prozent bei einer Laufzeit von drei Jahren. Die Gewerkschaft “International Association of Machinists” wertete das Ergebnis als großen Erfolg, berichtet Noam Scheiber. Zum Artikel
Deutschland braucht ein Recht auf Hitzefrei – Süddeutsche Zeitung
Die Zahl der Hitzetage nimmt in Deutschland seit Jahren zu. Zwar gibt es bereits detaillierte Vorschriften, doch werden diese vor allem im Handwerk und im Baugewerbe kaum umgesetzt, meint Valentin Dornis. Er fordert strengere Regeln für den Hitzeschutz, etwa durch einen gesetzlichen Anspruch auf Hitzefrei. Das würde den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Zum Artikel
Grünliches Licht, Urwaldgeräusche, ein Ranger mit Safari-Hut – mit diesem Setting haben wir die Teilnehmenden des Workshops “ESG-Regulierungsdschungel” auf unserer Jahreskonferenz “ecolution” Anfang Juni empfangen. Denn die Nachhaltigkeitsregulatorik gleicht einem Dickicht, in dem man immer neue Aufgaben und Herausforderungen entdeckt. Die Frage ist, wie man dort hindurch findet: Allein mit der Machete? Oder gemeinsam mit der Taschenlampe, die auch Potenziale ausleuchtet?
Schaute man in letzter Zeit in die sozialen Medien, musste man davon ausgehen, dass viele gerne die Machete wählen würden. Einfach wegschlagen, die Regulatorik. Kein Tag verging, an dem nicht über Herausforderungen von CSRD & Co. gepostet wurde. Die kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen Transparenzanforderungen hatte in der Unternehmenswelt ihren Höhepunkt erreicht.
In einer Zeit, in der sich Klimawandel und Umweltzerstörung immer deutlicher zeigen, wird das Nachhaltigkeitsthema zu häufig mit Kosten, Verzicht und Anstrengungen assoziiert. So gerät es in Wirtschaft wie Gesellschaft unter Druck. Und die Politik? Gab es nach der EU-Wahl 2019 noch den Schlüsselmoment mit dem “Green Deal”, fand das Thema im diesjährigen EU-Wahlkampf wenig Beachtung.
Dabei hatte sich durch den Green Deal das Blatt erstmals fundamental zugunsten der Nachhaltigkeit gewandelt. Auf einmal wurden wir Nachhaltigkeitsverantwortlichen zu Management Meetings eingeladen. Waren wir vor Jahren noch die “Nice to Have”-Abteilung aus Leuten, die Bäume umarmen, sind wir jetzt wichtig. Lenkungskreise wurden eingerichtet und die Nachhaltigkeitsverantwortlichen bekamen die Projektleitung, um die EU-Regulatorik zu implementieren.
Diese Aufgabe ist komplex und charmant zugleich. Erstmalig muss der Nachhaltigkeitskonnex nicht nur erklärt, sondern nach einheitlichen Standards mit Zahlen belegt werden. Es bedarf interdisziplinärer Teams, die Meilensteine im Projektaufsatz erarbeiten und gemeinsam umsetzen. Unmengen an Daten müssen erhoben werden, teils von verschiedenen Kontinenten. Der Vorteil: Der Blick auf Nachhaltigkeitsthemen und damit Potenziale wird abteilungsübergreifend in Organisationsstrukturen verankert.
Aber: Derlei Veränderungen im Machtgefüge von Unternehmen bringen Herausforderungen mit sich, insbesondere für das Leadership-Team. Wenn es dann ernst wird und die Vielzahl an kleinteiligen Daten zu bestimmten Fristen eingefordert werden müssen, kann auch Überforderung und Frust entstehen. Das ist normal. Wir sind halt Menschen. Und für viele in den Unternehmen ist das Thema neu.
Gerade in diesen Zeiten hilft es, sich vor Augen zu führen, wieso Transparenzanforderungen eine zentrale Rolle spielen. Die Offenlegung von Daten und Fakten steigert die Verantwortlichkeit der Unternehmen gegenüber der Öffentlichkeit, dass Nachhaltigkeitsinitiativen nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben, sondern tatsächlich umgesetzt werden. Internationale Standards gewährleisten Vergleichbarkeit. So erhöht sich auch das Vertrauen diverser Stakeholder in das Unternehmen, bei Kunden, Investoren, Kooperationspartnern und Mitarbeitenden. Zudem ermöglichen die Datenpunkte detaillierte Risikoanalysen sowie fundiertere Entscheidungen zur Ressourcen- und Kosteneffizienz.
Deswegen haben wir das Thema auf unserer Jahreskonferenz “ecolution” spielerisch aufgegriffen. Und das Interesse am Dschungel-Workshop war überragend. Die Idee dazu stammt von einem unserer Mitgliedsunternehmen, das seine interne Kommunikation zur Nachhaltigkeitsberichterstattung auf das Thema Dschungel umgestellt hat. Denn umsichtige Kommunikation ist zentral für die Implementierung: Nachhaltigkeitsverantwortliche müssen als Ranger mit ihrer Projektcrew durchs Dickicht navigieren. Finance, Accounting, HR, Procurement, Legal, Marketing, PR – gemeinsam tasten sie sich Schritt für Schritt voran. Das fördert nicht nur die Verantwortlichkeit unter den Abteilungen, es kreiert Mehrwert.
Tatsächlich nehmen wir im econsense-Netzwerk wahr: Die interdisziplinären Teams lösen die Komplexität der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Und sie stellen fest, dass Transparenzanforderungen als Katalysator für Innovationen wirken. Nachhaltige Praktiken offenzulegen, motiviert Unternehmen dazu, neue Technologien und Prozesse zu entwickeln, die umweltfreundlicher und sozialverträglicher sind. Das befeuert den Wettbewerb. Diese Chance sollten Unternehmen nicht unterschätzen. Und neueste Studien belegen, dass immer mehr Führungskräfte das Potenzial einer verbesserten Einbindung von internen wie externen Stakeholdern erkennen.
Mein Fazit: Auch wenn der Gesetzesentwurf zur nationalen Umsetzung immer noch Praxisschwächen aufweist und vom Parlament noch nicht beschlossen wurde – die CSRD ist gekommen, um zu bleiben. Deswegen: Nehmt euch eine Taschenlampe und bleibt mutig auf dem Weg. Gemeinsam. Schritt für Schritt. Niemand kann das besser als Nachhaltigkeitsverantwortliche, die in ihren beruflichen Laufbahnen schon viele Höhen und Tiefen erlebt haben – und auch aus dieser aktuellen Phase gestärkt hervorgehen werden.
In einer Welt, in der Nachhaltigkeit ebenso unter Druck steht, wie sie wichtiger wird, bildet Transparenz das Fundament für eine glaubwürdige und wirksame Umsetzung nachhaltiger Praktiken. Es liegt in der Verantwortung von Unternehmen, sich unabhängig von politischen Schwankungen aufzustellen, diese Anforderungen zu unterstützen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Der offene Austausch mit Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft bleibt dafür essenziell.
Katarin Wagner ist seit 2023 Co-Geschäftsführerin von econsense. Das Nachhaltigkeitsnetzwerk vereint aktuell 53 Unternehmen und unterstützt sie bei der Transformation. Wagner verantwortete fast sechs Jahre lang die Nachhaltigkeitsaktivitäten von HSBC Deutschland. Zuvor war sie in verschiedenen Positionen in der Bank, Wirtschaft und Zivilgesellschaft mit Nachhaltigkeitsbezug tätig.
Annette Koch ist seit dieser Woche Head of Sustainability beim deutschen Modeunternehmen Bonita. In dieser neu geschaffenen Position leitet sie den Bereich Nachhaltigkeit. Die 61-jährige Diplom-Ingenieurin für Bekleidungstechnik kommt von Gerry Weber, wo sie zuletzt viele Jahre als Head of Corporate Social Responsibility tätig war. Bei Bonita soll sie maßgeblich dazu beitragen, dass die Anforderungen aus dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz eingehalten werden, teilte das Unternehmen mit.
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Spätestens seit der Enzyklika “Laudato si” aus dem Jahr 2015 besteht kaum noch ein Zweifel daran, dass Papst Franziskus die Welt zu einem nachhaltigeren Ort machen möchte. Da kann es nicht schaden, zu Hause schon mal anzufangen. Und tatsächlich: Der “Vaticano Green” nimmt erste Gestalt an. Das italienische Umweltportal Biopianeta spricht sogar von einer “grünen Revolution”.
Nach den Plänen von Franziskus soll sich der Vatikan künftig selbst mit Solarstrom versorgen. Erste Flächen an und auf Museen, Magazinen und Archiven wurden dafür jetzt ausgewählt. Was die wenigsten wissen: Schon seit 2008 zieren knapp 2.400 PV-Module aus deutscher Produktion das Dach der päpstlichen Audienzhalle. Das inzwischen insolvente Unternehmen Solarworld hatte sie dem damaligen Papst Benedikt XVI. als “weithin sichtbares Signal für eine klimafreundliche Energieversorgung” geschenkt.
Auch bei der aktuellen Nachhaltigkeitsoffensive gibt es wieder deutsche Unterstützung. So soll im Rahmen des Programms “Ökologischer Umbau 2030” die komplette Fahrzeugflotte des Vatikans auf Elektroautos umgestellt werden. Exklusiver Partner ist dabei Volkswagen. Anfang des Jahres wurden bereits knapp 40 E-Autos der ID-Baureihe ausgeliefert. Weitere werden sukzessive folgen. Und selbst der Bau von Ladestationen schreitet voran. 35 Säulen seien schon installiert, heißt es aus gut informierten Kreisen.
Nun mag man einwenden, dass die Vatikanstadt der kleinste Staat der Welt ist und insgesamt nur etwa 1.000 Einwohner hat. Die Auswirkungen auf die globale Klimakrise seien daher verschwindend gering. Das ist zweifellos richtig. Aber vielleicht ist gerade in diesem Fall die Symbolik entscheidend. Carsten Hübner
mehr als 15 Millionen E-Autos will die Bundesregierung bis 2030 auf die deutschen Straßen bringen – zumindest steht dies im Koalitionsvertrag. Dass dieses Ziel tatsächlich erreicht wird, scheint zunehmend unrealistisch. Aktuelle Zahlen zeigen: Elektroautos verkaufen sich in Deutschland weiterhin schlecht. Das Ziel der Ampel werde voraussichtlich um rund sechs Millionen Fahrzeuge verfehlt. Carsten Hübner beleuchtet in seiner Analyse die Ursachen für diese Hängepartie.
Die Batterien von E-Autos enthalten umkämpfte Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt. Ob und wie diese zukünftig auch am Meeresgrund internationaler Gewässer abgebaut werden dürfen, darüber haben im Juli erneut die Mitgliedstaaten der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) verhandelt. Mit dem Stand der Verhandlungen und den Zielen der neu gewählten ISA-Generalsekretärin habe ich mich in meiner Analyse beschäftigt.
Katarin Wagner, Co-Geschäftsführerin des Unternehmensnetzwerks econsense, schreibt in ihrem Standpunkt über den dichten Dschungel der ESG-Regulierung – und plädiert dafür, das Dickicht nicht mit einer Machete, sondern mit der Taschenlampe zu durchdringen.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – und ein erholsames Wochenende!
Elektroautos verkaufen sich in Deutschland weiterhin schlecht. Das zeigen aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Demnach wurden im Juli 2024 nur etwas mehr als 30.000 Elektroautos neu zugelassen. Das entspricht einem Anteil von rund 13 Prozent an allen Neuzulassungen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das ein Rückgang um fast 37 Prozent.
Damit setzte sich der negative Trend des ersten Halbjahres fort. Benzin- und Dieselfahrzeuge konnten dagegen leicht zulegen. Die durchschnittlichen CO₂-Emissionen der neu zugelassenen Personenwagen stiegen auf 121 Gramm pro Kilometer.
Deutschland entwickelt sich nach Einschätzung der Organisation Transport and Environment (T&E) zum Bremsklotz der E-Mobilität in der EU. “Deutschland ist der kranke Mann Europas, wenn es um E-Autos geht”, sagt Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland. Eine Analyse der EU-weiten Absatzzahlen zeige, dass die Verkäufe in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt um etwas mehr als ein Prozent gestiegen seien. Ohne Deutschland wären es mehr als neun Prozent gewesen.
Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP wurde vereinbart, Deutschland zum “Leitmarkt für Elektromobilität” zu machen. Dazu sollen bis 2030 mehr als 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Dies erscheint jedoch zunehmend unrealistisch. Anfang des Jahres waren es erst gut 1,4 Millionen. Der Bestand müsste sich also mehr als verzehnfachen.
Der Think-Tank Agora Verkehrswende hat errechnet, dass dafür in den nächsten Jahren täglich 5.500 Elektroautos neu zugelassen werden müssten. Im ersten Halbjahr 2024 waren es nur 1.012 am Tag.
Angesichts der schwachen Marktentwicklung werde das Ziel von 15 Millionen E-Autos voraussichtlich um rund sechs Millionen Fahrzeuge verfehlt, heißt es in der Studie “Letzte Chance für 15 Millionen E-Autos bis 2030”, die gerade von Agora Verkehrswende und der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) vorgelegt wurde.
“Damit wäre nicht nur das Emissionsziel für den Verkehrssektor für 2030 in weite Ferne gerückt; gefährdet wäre auch das langfristig übergreifende Ziel, sämtliche Lebensbereiche in Deutschland bis 2045 klimaneutral zu gestalten.” Zudem geriete “der unvermeidbare Strukturwandel der Automobilwirtschaft in Turbulenzen”, warnen die Autoren.
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) teilte auf Anfrage mit, man halte am Ziel von 15 Millionen Elektro-Pkw im Jahr 2030 fest. “Diese Zielmarke ergibt sich aus der notwendigen CO₂-Reduktion im Verkehrsbereich, folgt aber nicht staatlichen Planvorgaben, sondern muss marktwirtschaftlich erreicht werden”, so eine Sprecherin. Das BMDV verfolge daher einen technologieoffenen Ansatz, damit auch andere Optionen wie Brennstoffzellen-Antriebe und E-Fuels zum Klimaschutz beitragen können.
Die Ursachen für die Hängepartie sind zu weiten Teilen hausgemacht. Ein wichtiger Faktor ist, dass auf dem traditionell konservativen Automarkt in Deutschland preisgünstige Einstiegsmodelle heimischer Hersteller fehlen.
Ein anderer, dass E-Autos noch immer deutlich teurer sind als vergleichbare Fahrzeuge mit Diesel- oder Benzinmotor. Trotzdem hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr den sogenannten Umweltbonus abgeschafft – im September zunächst für gewerbliche Kunden, im Dezember dann überraschend auch für private Käufer.
Hinzu kommt, dass die Ampel-Koalitionäre widersprüchliche Signale zum Verbrenner-Aus aussenden. Eine EU-Verordnung aus dem letzten Jahr sieht vor, dass ab 2035 keine neuen Pkw mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden dürfen. Einzige Ausnahme: Fahrzeuge, die ausschließlich mit E-Fuels oder Biokraftstoffen betrieben werden können. Genau darauf pocht die FDP unter dem Stichwort Technologieoffenheit, während SPD und Grüne weiterhin ihren Fokus auf die Elektromobilität richten.
Dies trägt nicht nur zur Kaufzurückhaltung bei, sondern verunsichert auch die Automobilindustrie. Ohne klare politische und regulatorische Rahmenbedingungen sinkt ihre Bereitschaft, Milliardeninvestitionen allein in die Elektromobilität zu lenken – zumal sich mit Verbrennern weiterhin gute Geschäfte machen lassen.
Eine Rückwärtsbewegung ist bereits unübersehbar. Nach Mercedes-Chef Ola Källenius hat kürzlich auch VW-Finanzvorstand Arno Antlitz angekündigt, weiter in die Verbrennertechnologie investieren zu wollen. Neben 120 Milliarden Euro für die Elektrifizierung und Digitalisierung seien bis 2028 auch 60 Milliarden Euro eingeplant, um “Verbrennungsmotoren auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu halten”, sagte Antlitz gegenüber Auto Motor und Sport.
Der Automobilclub ACE hat einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt, um das anvisierte 15-Millionen-Ziel doch noch zu erreichen. “Ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität, untermauert mit den richtigen politischen Maßnahmen”, könne dafür das nötige Vertrauen schaffen, so der ACE-Vorsitzende Stefan Heimlich. Der Plan umfasst:
Die Denkfabrik Agora Verkehrswende geht noch einen Schritt weiter und bringt eine engere Zusammenarbeit mit chinesischen Herstellern ins Spiel. “Wer Klimaziele erreichen und den Automobilstandort Deutschland langfristig sichern will, sollte sich für einen schnellen Hochlauf der Elektromobilität unter Einbeziehung chinesischer Unternehmen einsetzen”, schlägt Agora-Direktor Christian Hochfeld vor.
Gleichzeitig biete sich so die Chance, Entwicklungsrückstände in Technologiebereichen wie der Batterie durch Kooperationen aufzuholen. “Gerade im Bereich niedrigpreisiger Kleinfahrzeuge können chinesische Produkte helfen, den Markthochlauf für E-Autos in Europa zu beschleunigen. Dies sollten die Bundesregierung und die EU bei den Verhandlungen über Importzölle auf Elektroautos aus China berücksichtigen”, so Hochfeld.
Die Generalversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) hat am vergangenen Freitag ihre 29. Sitzung beendet. Die wichtigsten Neuigkeiten: Ab Januar 2025 wird die Brasilianerin Leticia Carvalho neue ISA-Generalsekretärin und nährt unter Umweltschützern die Hoffnung auf eine weitere Verzögerung des Tiefseebergbaus. Die Verhandlungen über ein Regelwerk für den Abbau von Rohstoffen am Meeresboden sind zwar vorangekommen, jedoch bisher ohne Ergebnis.
Der ISA-Rat, der über einen Entwurf für ein Regelwerk verhandelt, tagte zwei Wochen lang im Juli. Er ist das ausführende Organ der ISA und wird von der Generalversammlung gewählt. Ihm gehören 36 Staaten an, darunter auch Deutschland. Die Herausforderung ist, ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung der Ressourcen und dem Schutz der Ökosysteme am Meeresboden zu finden.
Die Sitzung der Generalversammlung fand anschließend statt. Neben der Wahl der neuen Generalsekretärin wurde zum ersten Mal die Entwicklung einer “General Policy” auf die Tagesordnung gesetzt, um grundlegende Schutzregelungen für die Meeresumwelt zu vereinbaren. Dies wurde jedoch von mehreren Staaten, darunter China und Saudi-Arabien, blockiert.
Die Environmental Justice Foundation kritisierte, dass die ISA ihre verpflichtende 5-Jahres-Review zum wiederholten Mal nicht vorgelegt habe. Sie sei bereits seit zwei Jahren fällig und nun erneut auf die nächste Verhandlungsrunde verschoben worden. Die NGO bemängelt seit Längerem fehlende Transparenz bei den Prozessen der Behörde.
Die ISA begeht in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum: Sie wurde 1994 vom Internationalen Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) gegründet. Die Behörde soll Bodenschätze in der Tiefsee als “gemeinsames Erbe der Menschheit” verwalten. Bisher haben die Mitgliedstaaten ein Regelwerk für die Exploration von Rohstoffen am Meeresboden verabschiedet. Dabei geht es hauptsächlich um Manganknollen, die wertvolle Rohstoffe für die Energiewende enthalten, und am Grund der Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik liegen. Der Abbau ist noch nicht reguliert. Dies soll jedoch bis Sommer 2025 geschehen – eine Frist, die von Experten als unrealistisch eingeschätzt wird.
Die Zeit drängt: Das kanadische Unternehmen The Metals Company (TMC) möchte gemeinsam mit dem pazifischen Inselstaat Nauru die erste Lizenz zum Abbau von Manganknollen am Meeresboden beantragen. 2021 hatten sie bereits die sogenannte Zwei-Jahres-Klausel des internationalen Seerechts ausgelöst. Die ISA hätte demnach innerhalb von zwei Jahren ein Regelwerk vorlegen müssen. Die Frist dafür lief im Sommer 2023 ab.
Seitdem besteht eine Rechtslücke: Staaten können gemeinsam mit Unternehmen jederzeit eine Abbaulizenz bei der ISA beantragen – wie die Behörde dann damit umgeht, ist unklar. Die Staaten einigten sich im vergangenen Jahr lediglich darauf, dass es keine vorläufigen Genehmigungen geben soll, ohne dass der Rat Gelegenheit hatte, über diese zu verhandeln.
TMC hat dabei einen wirksamen Hebel: Mit der Ankündigung, noch in diesem Jahr einen Antrag für eine Abbaulizenz zu stellen, baut das Unternehmen Druck auf die Verhandlungen auf. Geschäftsführer Gerard Barron sagte der Nachrichtenagentur Reuters: “In der Zeit seit der Einreichung der Zwei-Jahres-Bekanntmachung sind enorme Fortschritte erzielt worden, und wir sind rechtlich abgesichert, dass wir den Antrag jederzeit einreichen können.” Das Unternehmen hatte zuvor angekündigt, die Lizenz im Sommer 2024 beantragen zu wollen. Für diesen Fall hatte die ISA eine weitere Sitzung des Rats im Herbst in Aussicht gestellt, diese ist nun jedoch nicht geplant.
Tiefseebergbau ist insbesondere aufgrund der potenziellen Auswirkungen auf die komplexen Ökosysteme in der Tiefsee hochumstritten. “Wir brauchen keinen Tiefseebergbau, sondern müssen Ressourcen verantwortungsvoller nutzen und Kreislaufwirtschaft fördern”, sagt Kristín von Kistowski, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland. “Wir dürfen nicht zulassen, dass der Meeresboden durch einzelne Unternehmen zerstört wird. Den hohen Preis dafür werden die Meeresumwelt und die Menschheit zahlen, während sich einige wenige mit dem Profit davonmachen.”
Die deutsche Bundesregierung bemüht sich seit vergangenem Jahr um eine “vorsorgliche Pause“. “Tiefseebergbau würde die Meere weiter belasten und Ökosysteme unwiederbringlich zerstören”, erklärte Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Deutschland befürworte die weitere Erforschung der Tiefsee, werde aber bis auf Weiteres keine Anträge auf kommerziellen Abbau von Rohstoffen unterstützen, sagte Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium.
Um die 30 Staaten und die EU haben sich dieser Position angeschlossen. Während der jüngsten Generalversammlung schlossen sich fünf weitere Mitgliedstaaten der Forderung nach einer vorsorglichen Pause an, darunter Österreich und Malta. Andere wiederum setzen sich dafür ein, den Tiefseebergbau zu kommerzialisieren, darunter China und Russland. Norwegen beschloss Anfang des Jahres, zumindest in eigenen Gewässern Rohstoffe abbauen zu wollen.
Die deutsche Industrie ist gespalten: Unternehmen wie Bosch und Continental setzen sich in der Deep Sea Mining Alliance für den kommerziellen Tiefseebergbau ein, und auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) will “Tiefseebergbau als Chance verstehen“. Auf der anderen Seite hat sich eine Gruppe um Volkswagen, BMW, Google, Philips und Samsung der Forderung nach einem Moratorium angeschlossen.
Die Wahl der neuen Generalsekretärin nährt die Hoffnung auf eine weitere Verzögerung eines kommerziellen Tiefseebergbaus: Leticia Carvalho ist Ozeanografin und arbeitet zurzeit noch beim UN-Umweltprogramm (UNEP). Den Noch-Amtsinhaber Michael Lodge kritisierte sie scharf für seine Nähe zur Industrie, insbesondere zu TMC. Sie sagte dem Guardian, es sei an der Zeit für einen “bedeutenden Wandel“ in der Meeresbodenbehörde; es herrsche ein Mangel an Vertrauen und Führung. Die ISA müsse Wege zu einem Konsens finden. “Wissenschaftliche Erkenntnisse, eine breitere Beteiligung und umfassendes Wissen sind die wichtigste Grundlage für einvernehmliche Entscheidungen”.
Glencore hat nach einer Aktionärsbefragung entschieden, das Kohle- und Kohlenstoffstahlgeschäft beizubehalten. Das teilte der Schweizer Rohstoffproduzent am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen mit. Ursprünglich wollte der Konzern seine Kohlesparte abspalten und an die Börse bringen.
Geschäftsführer Gary Nagle betonte, dass immer weniger Anleger wegen ESG-Kriterien auf Investitionen in Kohle verzichten: “Das Pendel bei ESG schwingt in die Gegenrichtung.” Die Aktionäre möchten die Profite des Kohlegeschäfts nutzen, um Wachstumsprojekte im Bereich der Übergangsmetalle – insbesondere Kupfer – zu unterstützen.
Einige Aktionäre zweifeln daran, dass eine Abspaltung der Kohlesparte ESG-Ziele voranbringen würde. Der kürzlich beschlossene “Climate Action Transition Plan 2024-2026” des Unternehmens spielte dabei eine zentrale Rolle. Dieser sieht einen Rückgang der Kraftwerkskohleaktivität vor. Der Ausstieg aus der Stahlkohle soll langsamer verlaufen, da der Aufsichtsrat diese als wesentlich für die Energiewende ansieht.
“Nach ausführlichen Konsultationen mit unseren Aktionären und eigener Analyse ist der Verwaltungsrat der Ansicht, dass die Beibehaltung des Kohle- und Kohlenstoffstahlgeschäfts den risikoärmsten Weg bietet, um für die Glencore-Aktionäre heute Wert zu schaffen”, sagte Kalidas Madhavpeddi, Vorsitzender von Glencore. Trotz dieser Entscheidung behalte sich der Vorstand aber die Möglichkeit vor, das Geschäft in Zukunft teilweise oder ganz auszugliedern.
Die Entscheidung, das Geschäft beizubehalten, folgte auf frühere Überlegungen zur Entflechtung. Im vergangenen November hatte Glencore Teile der Stahlkohleminen des kanadischen Unternehmens Teck Industries übernommen. In einem zweiten Schritt wollte der Konzern das fusionierte Kohlegeschäft eigentlich abspalten. Im Juli dieses Jahres übernahm Glencore dann 77 Prozent des Stahlkohleförderers Elk Valley Ressources (EVR). Daraufhin startete der Vorstand die Befragung der Aktionäre zur Abspaltung des Kohlegeschäfts. spm
Die Hamburg Sustainability Conference (HSC), die am 7. und 8. Oktober dieses Jahres erstmals stattfindet, soll jährlich ausgerichtet werden und neue Allianzen mit der privaten Wirtschaft hervorbringen. Das erklärten die Organisatoren am gestrigen Donnerstag im Hamburger Rathaus. Vertreter von Unternehmen seien demnach ausdrücklich aufgerufen, sich neben den eingeladenen Staats- und Regierungschefs und den Akteuren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft einzubringen, denn: “Nur mit staatlichen Mitteln können wir die globalen Nachhaltigkeitsziele nicht finanzieren”, sagte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
“Wir werden viele Vorstandschefs im Programm sehen”, versprach Johannes Merck, Vorstandsvorsitzender der Umweltstiftung Michael Otto. Zudem erhoffe man sich “Durchbruchskonzepte”, die dabei helfen sollen, die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDG) zu erreichen. Zugleich räumte er ein, dass das noch “eine Wette” sei, gerade bei der ersten Konferenz. Laut der letztjährigen UN-Halbzeitbilanz sind gerade mal 15 Prozent der SDG auf Kurs – der Beitrag der Wirtschaft, das zu ändern, sei bislang “bescheiden”, so Merck.
Anders als vergleichbare Veranstaltungen werde die HSC Flasbarth zufolge “keine Verhandlungskonferenz mit Abschlusserklärung”. Vielmehr lege man Wert auf Paneldiskussionen, nicht-öffentliche Runden und Zweiergespräche, unter anderem mit Weltbankchef Ajay Banga, der seine Teilnahme angekündigt hat; zu den Schwerpunkten zählt auch die Reform der globalen Finanzarchitektur. Wie hochkarätig die Runde der erwarteten 1200 Teilnehmenden aus aller Welt sein wird, ist aber noch unsicher. Angesichts der ohnehin schon zahlreichen internationalen Konferenzen sei es “eine Herausforderung”, die relevanten Akteure nach Hamburg zu holen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat seine Teilnahme bereits zugesagt.
Neben dem BMZ und der Umweltstiftung Michael Otto sind auch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und die Stadt Hamburg an der Organisation beteiligt. Ab 2025 wird die Konferenz immer Anfang Juni stattfinden. maw
Die Aid by Trade Foundation hat im Jahr 2023 mit ihren Siegeln für nachhaltige Textilrohstoffe Einnahmen in Höhe von 8,1 Millionen erzielt. Das ergab der in dieser Woche vorgestellte Jahresbericht der Hamburger Stiftung. Sie veröffentlichte zudem eine Studie über ihre Arbeit, die positive Auswirkungen für Frauen in der Landwirtschaft in Afrika identifizierte.
“Dass der Bedarf an unseren nachhaltig verifizierten Rohstoffen trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten groß ist, zeigen die Ergebnisse”, sagt Tina Stridde, Geschäftsführerin der Aid by Trade Foundation. Dies habe der Stiftung unter anderem ermöglicht, ihre Nachhaltigkeitsstandards zu verbessern und so ihr Engagement für eine nachhaltige Baumwoll- und Kaschmirproduktion zu erhöhen.
Die private Stiftung, die 2005 vom Unternehmer Michael Otto gegründet wurde, fördert den nachhaltigen und kleinbäuerlichen Anbau von Rohstoffen für die Textilindustrie in Subsahara-Afrika. Der Leitgedanke: Kleinbauern sollen durch die Mobilisierung marktwirtschaftlicher Kräfte dabei unterstützt werden, sich selbst zu helfen.
Mit ihren Siegeln “Cotton Made in Africa” und “The Good Cashmere Standard” will die Stiftung ökologische und soziale Standards in der Baumwoll- und Kaschmirproduktion etablieren und mehr Transparenz im Textilsektor herstellen. Im vergangenen Jahr arbeitete “Cotton made in Africa” laut Angaben der Stiftung mit über 2.700 globalen Partnern zusammen und unterstützte knapp 900.000 kleinbäuerliche Familien. Das Siegel wird von Experten als glaubwürdig bewertet.
In ihrer jüngsten Studie hat die Aid by Trade Foundation die Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen, die nach dem “Cotton made in Africa”-Standard produzieren, untersucht. Das Ergebnis: Frauen nehmen vermehrt Führungsrollen als sogenannte Lead-Farmerinnen ein, gründen Kooperativen mit anderen Frauen und erschließen sich neue Einkommensquellen.
Für die Studie hat die Stiftung laut eigenen Angaben über 500 Landwirtinnen und Landwirte befragt, und Interviews und Diskussionen in Anbaugebieten in Mosambik und Benin geführt. Grundlage der Studie war der “Women’s Empowerment in Agriculture Index”, der unter anderem vom International Food Policy Research Institute (IFPRI) entwickelt wurde. Er misst die Stärkung von Frauen in fünf Landwirtschaftssektoren sowie die Genderparität in den Haushalten. ag
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eine weitere Klimaklage gegen die Bundesregierung erhoben – diesmal auf Basis von EU-Regeln und bezogen auf die Emissionen der Sektoren Verkehr, Gebäude und Landnutzung. Unter Berufung auf die EU-Klimaschutzverordnung und die LULUCF-Verordnung beantragt die Organisation in ihrer Klageschrift, das Gericht möge die Bundesregierung dazu verpflichten, einen Plan mit “zusätzlichen Aktionen” vorzulegen, die ausreichten, um diese Emissionen gemäß der EU-Vorgaben zu senken. Daneben fordert die DUH “umgehende Sofortmaßnahmen wie ein Tempolimit, eine Sanierungsoffensive bei öffentlichen Gebäuden und eine massive Reduktion des Holzeinschlags in Wäldern”.
In den sogenannten ESR-Sektoren (Effort Sharing Regulation) sind alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, gemeinsam ihre Emissionen in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Kleinindustrie, Abfall und Landwirtschaft bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 2005 zu reduzieren. Deutschlands Beitrag liegt sogar bei einer Halbierung der Emissionen. Bleibe Deutschland auf dem derzeitigen Kurs, werde es das Ziel “krachend verfehlen”, so die DUH, “insbesondere wegen der massiv überhöhten Emissionen in den Sektoren Verkehr und Gebäude”. Kein anderes Mitgliedsland stehe derart schlecht da. Das Umweltbundesamt schätzt den Umfang der Zielverfehlung bis 2030 in seinem aktuellen Treibhausgasprojektionsbericht auf 126 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente.
Hält Deutschland die ESR-Ziele nicht ein, müsste es ab 2030 zum Ausgleich Emissionszertifikate aus anderen EU-Staaten erwerben. Der DUH zufolge könnte das Zahlungen “in zweistelliger Milliardenhöhe” bedeuten. Ab dem Jahr 2027 wird es zudem auch für den Verkehrs- und Gebäudesektor einen EU-Emissionshandel geben (ETS 2).
Im Landnutzungssektor (LULUCF) verpflichtet das EU-Recht Deutschland, klare Ziele für die Speicherung von Kohlendioxid in Ökosystemen wie Wäldern oder Mooren zu erfüllen. Auch hier sieht die DUH “bislang keine ausreichenden Korrekturmaßnahmen” und zieht deshalb vor Gericht. Derzeit klagt die Organisation auf unterschiedlichen Ebenen mehrfach gegen die Bundesregierung, um diese zu einer ehrgeizigeren Klimapolitik zu verpflichten. Unter anderem laufen Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und dem Bundesverfassungsgericht. ae
Greenwashing in den USA: Ganz viel Luft – Die Zeit
Die Science Based Target Initiative (SBTi) gerät zunehmend unter Druck. Streitpunkt ist vor allem die Frage, ob Unternehmen die CO₂-Kompensation als Methode zur Eindämmung des Klimawandels nutzen dürfen. Nachdem der ehemalige US-Klimabeauftragte John Kerry 2022 ein solches Programm ins Leben gerufen hat, ist ein Streit zwischen dem Vorstand und den wissenschaftlichen Experten der SBTi entbrannt, wie Tin Fischer und Hannah Kruth berichten. Zum Artikel
A global recession is not in prospect – The Economist
Schlechte Arbeitsmarktzahlen in den USA haben die Börsenkurse auf Talfahrt geschickt. Während Analysten eine Rezession befürchten, zeige ein Blick auf die Daten, dass die Weltwirtschaft insgesamt gesund sei. Denn der Anstieg der Arbeitslosenquote in fast allen westlichen Industrieländern stelle nach der Covid-Zeit lediglich eine Normalisierung dar. Auch die Inflation habe sich in vielen Ländern beruhigt. Zum Artikel
Italien verdoppelt Pauschale für Superreiche – Spiegel
Italien hat die Steuerpauschale für im Ausland erzielte Einkünfte von Vermögenden von bisher 100.000 Euro auf 200.000 Euro pro Jahr verdoppelt, berichtet Alexander Preker. Im Jahr 2016 hatte die Regierung mit der Pauschale versucht, Vermögende nach Italien zu locken und so die Wirtschaft anzukurbeln. Rund 800 Personen und 300 Familien nutzten die Regelung, was Italien ein Steuerplus von 254 Millionen Euro einbrachte. Die EU hat die Maßnahme inzwischen als ungerecht und schädlich für die Staatsfinanzen kritisiert. Zum Artikel
Rossmann und Co. boykottieren Tesla: Musk als Geschäftsrisiko? – Berliner Morgenpost
Elon Musk polarisiert. Der Kauf eines Tesla droht zum Politikum zu werden. Nun kehren erste Unternehmen dem Trump-Unterstützer den Rücken, darunter die deutsche Drogeriekette Rossmann. Tobias Kisling geht der Frage nach, ob Musk durch sein Handeln zunehmend vom Innovator zum Geschäftsrisiko für Tesla wird oder ob die kontroversen Themen beim Autokauf nur eine untergeordnete Rolle spielen. Zum Artikel
Wie stark sind die Elektro-Allianzen von Toyota, Nissan und Honda? – Handelsblatt
Im Geschäft mit Elektroautos spielen japanische Unternehmen bislang eine eher untergeordnete Rolle. Zwei strategische Partnerschaften sollen dies ändern: Mazda kooperiert mit Toyota und Honda will künftig enger mit Nissan zusammenarbeiten. Bei beiden Allianzen geht es um eine gemeinsame Software-Architektur, Batteriemodule und elektrische Antriebsstränge. Lazar Backovic, Martin Kölling und Franz Hubik haben untersucht, was das für die internationale Konkurrenz bedeutet. Zum Artikel
Apple Store Workers Get First U.S. Contract – The New York Times
Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen hat der Tech-Gigant Apple zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte einen Tarifvertrag für einen seiner Stores in den USA abgeschlossen. Er garantiert den mehr als 80 Beschäftigten in Towson im US-Bundesstaat Maryland eine Lohnerhöhung von 10 Prozent bei einer Laufzeit von drei Jahren. Die Gewerkschaft “International Association of Machinists” wertete das Ergebnis als großen Erfolg, berichtet Noam Scheiber. Zum Artikel
Deutschland braucht ein Recht auf Hitzefrei – Süddeutsche Zeitung
Die Zahl der Hitzetage nimmt in Deutschland seit Jahren zu. Zwar gibt es bereits detaillierte Vorschriften, doch werden diese vor allem im Handwerk und im Baugewerbe kaum umgesetzt, meint Valentin Dornis. Er fordert strengere Regeln für den Hitzeschutz, etwa durch einen gesetzlichen Anspruch auf Hitzefrei. Das würde den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Zum Artikel
Grünliches Licht, Urwaldgeräusche, ein Ranger mit Safari-Hut – mit diesem Setting haben wir die Teilnehmenden des Workshops “ESG-Regulierungsdschungel” auf unserer Jahreskonferenz “ecolution” Anfang Juni empfangen. Denn die Nachhaltigkeitsregulatorik gleicht einem Dickicht, in dem man immer neue Aufgaben und Herausforderungen entdeckt. Die Frage ist, wie man dort hindurch findet: Allein mit der Machete? Oder gemeinsam mit der Taschenlampe, die auch Potenziale ausleuchtet?
Schaute man in letzter Zeit in die sozialen Medien, musste man davon ausgehen, dass viele gerne die Machete wählen würden. Einfach wegschlagen, die Regulatorik. Kein Tag verging, an dem nicht über Herausforderungen von CSRD & Co. gepostet wurde. Die kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen Transparenzanforderungen hatte in der Unternehmenswelt ihren Höhepunkt erreicht.
In einer Zeit, in der sich Klimawandel und Umweltzerstörung immer deutlicher zeigen, wird das Nachhaltigkeitsthema zu häufig mit Kosten, Verzicht und Anstrengungen assoziiert. So gerät es in Wirtschaft wie Gesellschaft unter Druck. Und die Politik? Gab es nach der EU-Wahl 2019 noch den Schlüsselmoment mit dem “Green Deal”, fand das Thema im diesjährigen EU-Wahlkampf wenig Beachtung.
Dabei hatte sich durch den Green Deal das Blatt erstmals fundamental zugunsten der Nachhaltigkeit gewandelt. Auf einmal wurden wir Nachhaltigkeitsverantwortlichen zu Management Meetings eingeladen. Waren wir vor Jahren noch die “Nice to Have”-Abteilung aus Leuten, die Bäume umarmen, sind wir jetzt wichtig. Lenkungskreise wurden eingerichtet und die Nachhaltigkeitsverantwortlichen bekamen die Projektleitung, um die EU-Regulatorik zu implementieren.
Diese Aufgabe ist komplex und charmant zugleich. Erstmalig muss der Nachhaltigkeitskonnex nicht nur erklärt, sondern nach einheitlichen Standards mit Zahlen belegt werden. Es bedarf interdisziplinärer Teams, die Meilensteine im Projektaufsatz erarbeiten und gemeinsam umsetzen. Unmengen an Daten müssen erhoben werden, teils von verschiedenen Kontinenten. Der Vorteil: Der Blick auf Nachhaltigkeitsthemen und damit Potenziale wird abteilungsübergreifend in Organisationsstrukturen verankert.
Aber: Derlei Veränderungen im Machtgefüge von Unternehmen bringen Herausforderungen mit sich, insbesondere für das Leadership-Team. Wenn es dann ernst wird und die Vielzahl an kleinteiligen Daten zu bestimmten Fristen eingefordert werden müssen, kann auch Überforderung und Frust entstehen. Das ist normal. Wir sind halt Menschen. Und für viele in den Unternehmen ist das Thema neu.
Gerade in diesen Zeiten hilft es, sich vor Augen zu führen, wieso Transparenzanforderungen eine zentrale Rolle spielen. Die Offenlegung von Daten und Fakten steigert die Verantwortlichkeit der Unternehmen gegenüber der Öffentlichkeit, dass Nachhaltigkeitsinitiativen nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben, sondern tatsächlich umgesetzt werden. Internationale Standards gewährleisten Vergleichbarkeit. So erhöht sich auch das Vertrauen diverser Stakeholder in das Unternehmen, bei Kunden, Investoren, Kooperationspartnern und Mitarbeitenden. Zudem ermöglichen die Datenpunkte detaillierte Risikoanalysen sowie fundiertere Entscheidungen zur Ressourcen- und Kosteneffizienz.
Deswegen haben wir das Thema auf unserer Jahreskonferenz “ecolution” spielerisch aufgegriffen. Und das Interesse am Dschungel-Workshop war überragend. Die Idee dazu stammt von einem unserer Mitgliedsunternehmen, das seine interne Kommunikation zur Nachhaltigkeitsberichterstattung auf das Thema Dschungel umgestellt hat. Denn umsichtige Kommunikation ist zentral für die Implementierung: Nachhaltigkeitsverantwortliche müssen als Ranger mit ihrer Projektcrew durchs Dickicht navigieren. Finance, Accounting, HR, Procurement, Legal, Marketing, PR – gemeinsam tasten sie sich Schritt für Schritt voran. Das fördert nicht nur die Verantwortlichkeit unter den Abteilungen, es kreiert Mehrwert.
Tatsächlich nehmen wir im econsense-Netzwerk wahr: Die interdisziplinären Teams lösen die Komplexität der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Und sie stellen fest, dass Transparenzanforderungen als Katalysator für Innovationen wirken. Nachhaltige Praktiken offenzulegen, motiviert Unternehmen dazu, neue Technologien und Prozesse zu entwickeln, die umweltfreundlicher und sozialverträglicher sind. Das befeuert den Wettbewerb. Diese Chance sollten Unternehmen nicht unterschätzen. Und neueste Studien belegen, dass immer mehr Führungskräfte das Potenzial einer verbesserten Einbindung von internen wie externen Stakeholdern erkennen.
Mein Fazit: Auch wenn der Gesetzesentwurf zur nationalen Umsetzung immer noch Praxisschwächen aufweist und vom Parlament noch nicht beschlossen wurde – die CSRD ist gekommen, um zu bleiben. Deswegen: Nehmt euch eine Taschenlampe und bleibt mutig auf dem Weg. Gemeinsam. Schritt für Schritt. Niemand kann das besser als Nachhaltigkeitsverantwortliche, die in ihren beruflichen Laufbahnen schon viele Höhen und Tiefen erlebt haben – und auch aus dieser aktuellen Phase gestärkt hervorgehen werden.
In einer Welt, in der Nachhaltigkeit ebenso unter Druck steht, wie sie wichtiger wird, bildet Transparenz das Fundament für eine glaubwürdige und wirksame Umsetzung nachhaltiger Praktiken. Es liegt in der Verantwortung von Unternehmen, sich unabhängig von politischen Schwankungen aufzustellen, diese Anforderungen zu unterstützen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Der offene Austausch mit Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft bleibt dafür essenziell.
Katarin Wagner ist seit 2023 Co-Geschäftsführerin von econsense. Das Nachhaltigkeitsnetzwerk vereint aktuell 53 Unternehmen und unterstützt sie bei der Transformation. Wagner verantwortete fast sechs Jahre lang die Nachhaltigkeitsaktivitäten von HSBC Deutschland. Zuvor war sie in verschiedenen Positionen in der Bank, Wirtschaft und Zivilgesellschaft mit Nachhaltigkeitsbezug tätig.
Annette Koch ist seit dieser Woche Head of Sustainability beim deutschen Modeunternehmen Bonita. In dieser neu geschaffenen Position leitet sie den Bereich Nachhaltigkeit. Die 61-jährige Diplom-Ingenieurin für Bekleidungstechnik kommt von Gerry Weber, wo sie zuletzt viele Jahre als Head of Corporate Social Responsibility tätig war. Bei Bonita soll sie maßgeblich dazu beitragen, dass die Anforderungen aus dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz eingehalten werden, teilte das Unternehmen mit.
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Spätestens seit der Enzyklika “Laudato si” aus dem Jahr 2015 besteht kaum noch ein Zweifel daran, dass Papst Franziskus die Welt zu einem nachhaltigeren Ort machen möchte. Da kann es nicht schaden, zu Hause schon mal anzufangen. Und tatsächlich: Der “Vaticano Green” nimmt erste Gestalt an. Das italienische Umweltportal Biopianeta spricht sogar von einer “grünen Revolution”.
Nach den Plänen von Franziskus soll sich der Vatikan künftig selbst mit Solarstrom versorgen. Erste Flächen an und auf Museen, Magazinen und Archiven wurden dafür jetzt ausgewählt. Was die wenigsten wissen: Schon seit 2008 zieren knapp 2.400 PV-Module aus deutscher Produktion das Dach der päpstlichen Audienzhalle. Das inzwischen insolvente Unternehmen Solarworld hatte sie dem damaligen Papst Benedikt XVI. als “weithin sichtbares Signal für eine klimafreundliche Energieversorgung” geschenkt.
Auch bei der aktuellen Nachhaltigkeitsoffensive gibt es wieder deutsche Unterstützung. So soll im Rahmen des Programms “Ökologischer Umbau 2030” die komplette Fahrzeugflotte des Vatikans auf Elektroautos umgestellt werden. Exklusiver Partner ist dabei Volkswagen. Anfang des Jahres wurden bereits knapp 40 E-Autos der ID-Baureihe ausgeliefert. Weitere werden sukzessive folgen. Und selbst der Bau von Ladestationen schreitet voran. 35 Säulen seien schon installiert, heißt es aus gut informierten Kreisen.
Nun mag man einwenden, dass die Vatikanstadt der kleinste Staat der Welt ist und insgesamt nur etwa 1.000 Einwohner hat. Die Auswirkungen auf die globale Klimakrise seien daher verschwindend gering. Das ist zweifellos richtig. Aber vielleicht ist gerade in diesem Fall die Symbolik entscheidend. Carsten Hübner