Table.Briefing: ESG

DNP: Insider fordern Reformen + NKWS im Kabinett + Plastikabkommen: Wie es jetzt weitergehen könnte

Liebe Leserin, lieber Leser,

am heutigen Mittwoch soll das Bundeskabinett eines der wichtigsten Vorhaben des Bundesumweltministeriums in dieser Legislaturperiode verabschieden: die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie. Die gesamte Wirtschaft solle sich auf Zirkularität einstellen – das ist das Signal, das ihr Ministerium mit der Strategie senden wolle, sagte Ministerin Steffi Lemke am Dienstag.

Ob diese Transformation der Wirtschaft gelingt, hängt von der nächsten Bundesregierung ab – sowohl was die Maßnahmen betrifft als auch wie viel Geld für deren Umsetzung zur Verfügung stehen wird. Grundsätzlich ist das Thema aber für alle demokratischen Parteien relevant – denn es betrifft neben Umwelt- und Klimaschutz auch die Versorgungssicherheit der Wirtschaft mit Ressourcen. CDU und CSU, die aktuell in Umfragen vorne liegen, etwa würden sich “für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaftspolitik einsetzen, die die ökonomische Perspektive gleich mitdenkt”, sagt Anja Weisgerber, umweltpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion.

Kreislaufwirtschaft erfolgreich in der Praxis umzusetzen, ist ebenso Aufgabe von Unternehmen. Sie sorgen dafür, dass durch intelligentes Design oder den Einsatz von gebrauchten Materialien weniger Ressourcen für Produkte nötig werden und entwickeln neue Geschäftsmodelle. Um sie dabei zu unterstützen, haben das UN Global Compact Netzwerk Deutschland und der World Wide Fund for Nature Deutschland am Dienstag einen Leitfaden veröffentlicht, der bei der Strategieentwicklung helfen soll.

Vor der Wahl noch einmal ein Thema werden, könnte das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Am Donnerstag will die FDP ihren Vorschlag zur Aussetzung des Gesetzes in den Bundestag einbringen. Dann geht er in die Ausschüsse. Beobachter erwarten nicht, dass es für den Entwurf ohne die AfD eine Mehrheit geben könnte. Und für den Fall gilt es als unwahrscheinlich, dass die FDP das Vorhaben weiterverfolgt.

Ich wünsche eine anregende Lektüre!

Ihr
Nicolas Heronymus
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Analyse

Deutscher Nachhaltigkeitspreis: Warum der bekannte Award erneuert werden muss

In die Kritik geraten: Stefan Schulze-Hausmann, Initiator des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.

An Glamour und Prominenz fehlte es auch diesmal wieder nicht beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP), und mit knapp 3.000 Besuchern war die 17. Auflage des DNP vergangene Woche so gut besucht wie nie. Seitdem ist allerdings auch die Kritik an dem Event so groß wie nie zuvor. Table.Briefings hat in den vergangenen Tagen mit mehr als einem Dutzend Insidern, Jurymitgliedern und Preisträgern gesprochen. Die meisten baten darum, nicht öffentlich genannt zu werden, und mahnten erheblichen Reformbedarf an. Es brauche mehr Klarheit für Außenstehende, unter anderem beim Geschäftsmodell und den Vergabekriterien, sowie Transparenz über die Einnahmen und Ausgaben. In seiner heutigen Form sei der “DNP aus der Zeit gefallen” – am besten würde “der Preis in andere Hände gegeben”.

Der Preis hat schon immer polarisiert

Immer wieder hört man aber auch, der Preis sei immens wichtig, um das Thema Nachhaltigkeit in die Breite zu kommunizieren. Außerdem stärke er die Nachhaltigkeitsverantwortlichen in den ausgezeichneten Unternehmen. Das sei wichtig, räumen selbst langjährige Skeptiker ein. Aber gerade deswegen müsse der Preis “nun gründlich renoviert werden”.

Das Konzept des DNP-Gründers und Moderators, Stefan Schulze-Hausmann, den Preis mit bekannten Namen als Oscar der Nachhaltigkeit zu inszenieren, hat schon immer polarisiert. Zu oberflächlich, zu wenig echtes Engagement, monierten Kritiker. Veränderung ließe sich so nicht erreichen.

In einem gemeinsamen Artikel der “Zeit” und des Portals “Flip” vor zwei Jahren warfen die Autoren dem DNP vor, bei Preisträgern auf deren Greenwashing hereingefallen zu sein. Während der diesjährigen Veranstaltung erschien eine neue Recherche, diesmal im “Spiegel”. Sie versuchte nachzuzeichnen, dass der DNP in den vergangenen Jahren mindestens 4,9 Millionen Euro von mehreren Bundesministerien erhalten und der Initiator über intransparente Firmenkonstruktionen am meisten davon profitiert hätte. Umgelegt auf die 17 Jahre des DNP-Bestehens relativiert sich die Zahl. Auf eine der Kernfragen, wie viel er selbst an dem Preis verdient, reagierte DNP-Initiator Stefan Schulze-Hausmann wie schon in der Vergangenheit trotzdem abwehrend.

Aber wie anders als durch Transparenz lässt sich die Frage beantworten, ob sich der DNP gerade so eben finanziell rechnet, wie manche sagen? Oder ob Beteiligte – also vor allem Schulze-Hausmann selbst – damit viel Geld verdienen? Gegenüber Table.Briefings erklärte er nun, das jährliche Budget des DNP “liegt im unteren einstelligen Millionenbereich”. Die Einnahmen resultierten aus Sponsoring, Siegeleinnahmen und Tickets und “decken in erfolgreichen Jahren die Gesamtkosten”. Auf Nachfrage macht er deutlich, dass der DNP in mehreren Jahren rote Zahlen geschrieben habe, die von seiner Coment GmbH getragen worden seien.

Detailliertere Angaben über die Einnahmen und Ausgaben des DNP will er nicht machen, auch um Wettbewerbern keinen genaueren Einblick zu geben. Dazu zählten auch Medienhäuser. In einer persönlichen Erklärung geht er mit Blick auf die Vorwürfe in die Offensive: “Wer den DNP besser oder billiger produzieren und dazu das Risiko tragen möchte, kann sich gerne bei uns melden.”

Das Umfeld für den Nachhaltigkeitspreise hat sich verändert

Problematisch ist, insbesondere bei privatwirtschaftlich finanzierten Preisen, dass sich zwei Aspekte gegenüberstehen: das Interesse der Ausrichter, mit ihrer Unternehmung Gewinne zu erzielen – und der Anspruch, vor allem qualitativ hochwertige Bewerber auszuzeichnen. Hinzu kommt eine weitere Herausforderung. Weil der Gesetzgeber seine Anforderungen an Unternehmen aktuell deutlich verschärft und ausweitet – unter anderem durch das LkSG, die CSRD oder die Anti-Entwaldungsverordnung -, ändert sich die Beurteilung von Unternehmen. Und damit auch das Umfeld für Nachhaltigkeitspreise. Die Accenture-Beraterin Sabine Braun, die seit Jahrzehnten im Business ist, sagt: “Preise, die vergeben werden, um andere zu inspirieren, passen nur in eine Zeit der Freiwilligkeit. Nachhaltigkeits-Compliance ist nicht auszeichnungswürdig.” Insbesondere der DNP habe sich “angesichts der fortschreitenden Regulierung überlebt”.

Fragt man Preisträger nach dem Wert des DNP, bekommt man ein gemischtes Bild. Ein kleines Pionierunternehmen fühlt sich in seiner Arbeit durch den Preis wertgeschätzt. Der Vertreter einer anderen ausgezeichneten Firma sieht in dem großen Rahmen mit bekannten Künstlern und Sterne-Menü eine Aufwertung der eigenen Arbeit. Im Mainstream anerkannt zu werden und nicht nur in der Nische, das scheint ein Bedürfnis zu sein. Bei der fünfstündigen Gala am Donnerstag, als auf einen Schlag 100 Unternehmen prämiert wurden, freuten sich viele sichtbar über die Auszeichnung. Für Nachhaltigkeitsverantwortliche ist es eine Bestätigung, die sie intern nutzen können, um ihre – noch immer skeptische – Geschäftsführung von der Relevanz nachhaltiger Themen zu überzeugen.

Diffuse Rollenverteilung bei den Personen

Andere sahen die Prozedur kritisch. Von “einer schmerzlichen Preis-Inflation” und “Massenabfertigung” sprachen zwei Preisträger, weil jeder und jede gerade mal 30 Sekunden auf der Bühne bekam, ohne selbst ein Wort sagen zu dürfen. Ein etabliertes Familienunternehmen wollte ursprünglich gar nicht zur Preisverleihung kommen, weil die Teilnahme zu viel koste und es zu glamourös zugehe. Der Naturkosthändler Tegut hatte den Preis bereits vorher abgelehnt und gegenüber Table.Briefings erklärt: “Wir sollten für die Nutzung des Logos in der Kommunikation Geld bezahlen. Das machen wir grundsätzlich nicht, auch nicht bei anderen Preisen”. Die Nutzung der Auszeichnung für kommunikative Zwecke kostet Preisträger laut dem Veranstalter bis zu 20.000 Euro.

Für die Durchführung des DNP ist regelmäßig die Kommunikationsagentur Coment zuständig, also die Firma von DNP-Initiator Stefan Schulze-Hausmann. Im Kuratorium dabei ist die Juristin Sylvia Schenk von Transparency International. Sie sagt: “Ob Sponsorengelder und Bundesmittel gut angelegt sind und sachgemäß verwendet werden, müssen die jeweiligen Geldgeber zunächst selber prüfen. Den Haushalt des Vereins und den Jahresabschluss genehmigen die Vereinsmitglieder, zudem sind Wirtschaftsprüfer tätig.”

Diffus sind teilweise auch die Rollen involvierter Personen. Bei der Gala am Freitag übernahm Eckart von Hirschhausen vorübergehend die Moderation von Stefan Schulze-Hausmann und führte durch die neue Kategorie Gesundheit. Zugleich trat der Mediziner mit seiner Stiftung “Gesunde Erde – Gesunde Menschen” als Erfinder des Preises dieser Kategorie auf, interviewte den Chef der Krankenkasse Barmer, die den Preis sponsert, während Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Kategorie mit einer Videobotschaft ankündigte. Wer den Preis letztlich tatsächlich vergibt, wer wie viel und wofür zahlt und wer womöglich neben der als “hochkarätig” bezeichneten Jury die Gewinner nach welchen Kriterien auswählt – das alles blieb unklar.

Bundesregierung gibt kein Geld mehr

Eine wichtige Position beim DNP hat Günter Bachmann. Er sitzt im Vorstand. Zu seiner Zeit als Vorsitzender des Rats für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung habe er maßgeblich dazu beigetragen, dass die Regierung und Ministerien den DNP finanziell unterstützten, heißt es. Tatsächlich unterstützten diverse Ministerien den DNP, auch das BMZ. Dort sah man unter dem CSU-Minister Gerd Müller die Chance, bei dem stark auf ökologische Themen ausgerichteten Preis soziale Aspekte wie die Menschenrechte in den Lieferketten von Unternehmen zu verankern. Allerdings gefiel den Hausjuristen des BMZ das Konstrukt des DNP mit dem Stiftungsverein und der Agentur von Schulze-Hausmann nicht, welche als Generalunternehmerin fungiert. Trotzdem empfahlen die Juristen dem Minister laut Informationen von Table.Briefings die Teilnahme am DNP. Seine Nachfolgerin im Amt, Svenja Schulze von der SPD, beendete die Zusammenarbeit mit dem DNP.

Gemischt reagiert das Bundesumweltministerium auf eine Anfrage. Man wisse es zu schätzen, “dass der DNP mit seinen hochrangig besetzten Nachhaltigkeitstagen, Wettbewerben und Preisverleihungen bei Unternehmen und Öffentlichkeit Aufmerksamkeit und Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit schafft”, sagte ein Sprecher des Ministeriums zu Table.Briefings. Aber er verweist auch auf Anlässe für kritische Nachfragen verschiedener Seiten mit Blick auf den DNP, zum Beispiel wegen der starken “Auffächerung des Unternehmenspreises auf insgesamt 100 Branchen, auf zum Teil intransparente Verknüpfungen mit Privatunternehmen, die direkt vom DNP profitieren, sowie auf die personelle Verflechtung zwischen COMENT und DNP”. Das Umweltbundesministerium beendete die Zusammenarbeit, nachdem ein 2019 gefördertes Projekt (“Praxisstudie Nachhaltiges Wirtschaften”) abgeschlossen war, und “strebt keine weitere Zusammenarbeit mit dem DNP an”. Seit zwei Jahren gebe es keine finanzielle Zusammenarbeit mehr mit der Bundesregierung, heißt es beim DNP.

Wie soll es nun weitergehen? Stefan Schulze-Hausmann denkt über Veränderungen des Formats nach, fragt sich, wie sich die vielen Preise besser ins Programm einbauen lassen.

Ein Kenner des DNP hat einen anderen Rat parat: Weil viele Außenstehende den DNP fälschlicherweise für einen offiziellen Preis des Bundes hielten, wäre es am besten, ihn genau dazu zu machen. Die Bundesregierung, ein Ministerium oder der Rat für Nachhaltige Entwicklung könnten den Preis übernehmen. Schulze-Hausmann könne mit seiner Agentur dann weiterhin damit betraut werden, die Veranstaltung durchzuführen. Für fatal hielte er es, wenn er den Preis “versilbern” und an ein Unternehmen verkaufen würde.

Eine ausführlichere Version dieses Textes finden Sie hier.
Offenlegung: Table.Briefings war Medienpartner des diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreises.

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Markt für Refurbished-Produkte: Nur eine Übergangslösung?

Batterien sind Verschleißteile bei Smartphones.

Laut einer Umfrage des TÜV-Verbands hat fast jeder fünfte Verbraucher in den vergangenen zwei Jahren ein wiederaufbereitetes Handy oder anderes IT-Gerät gekauft. Plattformen wie Refurbed, gegründet 2017 in Wien, zeigen, wie sich der Lebenszyklus von Geräten verlängern lässt. Kunden kaufen dort instandgesetzte gebrauchte Elektronik- und Haushaltsgeräte, die günstiger und umweltfreundlicher als Neugeräte sind.

Und die Nachfrage steigt: Laut Kilian Kaminski, Mitgründer von Refurbed, wächst der Markt für wiederaufbereitete Elektronik schneller als der für Neuprodukte. Das Marktforschungsunternehmen Mordor Intelligence schätzt das Volumen des globalen Markts für gebrauchte und generalüberholte Smartphones im Jahr 2024 auf knapp 60 Milliarden Euro. Bis 2029 soll er jährlich um etwa fünf Prozent wachsen. “Sobald die Menschen das Modell kennenlernen, sind sie überzeugt”, sagt Kaminski.

Aufbereitung schont im Idealfall Ressourcen

Refurbed versteht sich als Vorreiter in Sachen Transparenz. Mit einem von Fraunhofer Austria entwickelten Rechenmodell zeigt das Unternehmen, wie viel CO₂, Wasser und Elektroschrott Kunden durch den Kauf eines Geräts sparen. Für Kaminski ist das ein wichtiger Schritt, um Vertrauen zu schaffen. Denn fast 40 Prozent der Kunden entscheiden sich laut einer Umfrage aus Nachhaltigkeitsgründen für aufbereitete Produkte.

Das Rechenmodell zeigt: Ein wiederaufbereitetes iPhone 11 Pro Max verursacht 81 Prozent weniger CO₂-Emissionen als ein Neugerät. Bei Laptops wie dem Dell Latitude 5420 Rugged liegt die Einsparung bei knapp 90 Prozent. “Der größte Teil der Emissionen entsteht bei der Produktion”, erklärt Kaminski. Durch längere Nutzung und Wiederaufbereitung sinke der Fußabdruck von Elektronikgeräten erheblich. Zusätzlich spart der Aufbereitungsprozess Wasser und reduziert Elektroschrott.

Markus Zimmer, Professor für Sustainable Management an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach, sieht in der Verlängerung der Produktlebensdauer einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass Refurbished-Produkte nur dann wirklich nachhaltig sind, wenn sie Käufe ersetzen – und nicht zusätzlich angeschafft werden. Er warnt vor Rebound-Effekten: “Wenn Kunden wegen niedriger Preise mehr Geräte kaufen, sinkt der positive Effekt natürlich.” Zudem mache es nicht bei allen Produkten Sinn, sie sehr lange weiterzuverwenden. Bei Kühlschränken beispielsweise sei der Stromverbrauch der wesentliche Aspekt. “Da sind neuere Geräte häufig deutlich effizienter”, sagt Zimmer.

Refurbishment braucht einen besseren politischen Rahmen

Neben den Verbrauchsmustern sieht Zimmer Hürden auf politischer und technischer Ebene. Aktuelle Regulierungen wie die EU-weite Einführung des Rechts auf Reparatur oder die Ökodesign-Verordnung stärkten den Markt. Doch noch fehlten Strukturen, die dazu anreizen, Produkte zu reparieren oder Materialien wiederzuverwenden, sagt Zimmer. Er fordert, dass Hersteller Design und Produktion künftig stärker an Kreislaufprinzipien ausrichten: “Wenn die Industrie Rohstoffe wiederverwerten und recycelte Produkte einsetzen muss, werden Neuprodukte teurer. Davon profitieren dann auch die günstigeren Refurbished-Anbieter.” Dadurch würden die Geräte insgesamt länger genutzt, so Zimmer.

Laut Kaminski gehen die Vorschriften der EU in die richtige Richtung, müssten den Refurbished-Markt allerdings noch stärker berücksichtigen. Ein Beispiel ist die neue USB-C Pflicht für Elektrogeräte in der EU. “Wir sind keine Hersteller und haben daher keinen Einfluss darauf, ob ein USB-C-Anschluss verbaut wird oder nicht. Für den Refurbishment-Markt sollte es daher eine Übergangsfrist geben, wie es sie bereits für Laptops gibt”, sagt Kaminski.

Ein Problem, das die gesamte Branche betrifft, ist die oft kurze Nutzungsdauer von Elektronik. Geräte werden selten ersetzt, weil sie defekt sind, sondern weil Software-Updates sie unbrauchbar machen. Kaminski sieht hier große Hürden: “Software-Restriktionen und technische Barrieren der Hersteller erschweren das Geschäft mit Refurbished-Geräten erheblich.” Seit 2022 gilt in Deutschland zwar eine Aktualisierungspflicht für Verkäufer und Ausrüster von IT-Geräten. Diese Regel greift jedoch nur innerhalb eines Zeitraums, der “vom Verbraucher als angemessen erwartet werden kann”. 

“Recht auf Funktion” statt Aufbereitung

Einige Branchenexperten sehen im aktuellen Refurbishment-Markt vor allem einen Zwischenschritt. Reparierbar entworfene Produkte würden den Markt zwar weiter stärken. “Sie sind dann aber auch deutlich teurer als andere Produkte, das ist den Konsumenten schwer zu vermitteln”, sagt Zimmer. Die meisten Käufer von aufbereiteten Produkten seien durch den Preisnachlass motiviert, nur eine Minderheit durch die Nachhaltigkeit: “Es gibt typischerweise kein grünes Premium, das Kunden bereit sind bei der Anschaffung zu bezahlen.”

Für Zimmer könnten deswegen langfristig andere Geschäftsmodelle wie “product as a service” nachhaltiger sein. Dabei kaufen Kunden keine Geräte, sondern nutzen sie gegen eine Gebühr. Hersteller behalten die Kontrolle über Wartung, Reparatur und das Recycling. Die Rohstoffe bleiben im Wirtschaftskreislauf. Da das Re- oder Upcycling verhältnismäßig teuer ist, haben Hersteller ein Interesse an langlebigen Produkten. “Dieses Modell könnte die Lebensdauer von Produkten erhöhen und die Kosten für Verbraucher senken”, sagt Zimmer.

Auch Nora Sophie Griefahn, Mitgründerin und Geschäftsführerin der NGO Cradle to Cradle, sieht langfristig “product as a service” als nachhaltigere Lösung. Der Refurbished-Markt werde oft falsch betrachtet: “Lediglich schlecht designte Produkte wiederaufzubereiten, ergibt aus unserer Sicht wenig Sinn.” Solche Produkte würden nur etwas später zu Elektroschrott, die Ressourcen flössen nicht zurück in den Kreislauf. Deswegen sei der aktuelle Markt für wiederaufbereitete Elektronikprodukte nur eine Übergangslösung.  

Stattdessen setzt Griefahn auf einen grundlegenden Wandel: “Es sollte nicht um ein Recht auf Reparatur, sondern um ein Recht auf Funktion gehen.” Hersteller sollten eine garantierte Funktionszeit bieten und die Geräte anschließend zurücknehmen. “Wenn Produkte von Anfang an so gestaltet wären, dass sie vollständig in den biologischen oder technischen Kreislauf integriert werden können, bräuchte es den Refurbished-Markt langfristig nicht”, sagt Griefahn. So könnten Hersteller nicht nur weniger Schaden anrichten, sondern einen positiven Einfluss auf die Umwelt nehmen.

Alle Artikel der Serie zur Circular Economy finden Sie hier.

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Termine

5. Dezember 2024, 13:00 bis 14:00 Uhr, Online
Diskussion Alttextilien: Droht das Chaos? (Veranstalter: Recycling Magazin) Info & Anmeldung

5. Dezember 2024, 17:30 Uhr, Berlin
Podiumsdiskussion Veröffentlichung der Handlungsempfehlungen zur lokalen Energiewende (Veranstalter: Deutsch-Französische Zukunftswerk) Info & Anmeldung

5. Dezember 2024, 19:00 bis 21:00 Uhr, Hannover
Vortrag & Diskussion Von Mao bis Xi: Der chinesische Einfluss auf die deutsche Wirtschaft (Veranstalter: Friedrich-Naumann-Stiftung)

6. Dezember 2024, 8:30 bis 9:00 Uhr, Online
Webinar Biobasierte Stoffströme und zukünftige Rohstoffpotentiale (Veranstalter: BioBASE Netzwerk) Info & Anmeldung

6. Dezember 2024, 12:00 bis 13:30 Uhr, Online
Webinar Abfall- & Nebenprodukte im Kreislauf halten (Veranstalter: Fairantwortung gAG & Circular Black Forest) Info & Anmeldung

7. Dezember 2024, 10:00 bis 17:30 Uhr, Berlin
Tagung Schlemmen fürs Klima? Ernährung, Nahrungsmittelproduktion und das Klimaproblem (Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung) Info & Anmeldung

8. Dezember 2024, 10:00 bis 20:00 Uhr, Berlin
Tagung Gegen-Gas-Gipfel – LNG, Fracking und Gasausstieg (Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung und andere) Info & Anmeldung

9. bis 11. Dezember 2024, Brüssel
Konferenz Gestaltung der EU-Klima- und Energiepolitik – Einsichten aus und Fragen an das ARIADNE-Projekt (Veranstalter: Ecologic Institut & Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) Info & Anmeldung

9. Dezember 2024, 10:00 bis 11:00 Uhr, Online
Webinar Die Initiative “Phase Nachhaltigkeit” stellt sich vor (Veranstalter: DGNB) Info & Anmeldung

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News

EUDR: Trilog besiegelt Aufschub ohne inhaltliche Änderungen

Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) soll ein Jahr später als geplant angewandt, dabei aber nicht noch inhaltlich geändert werden. Darauf haben sich die Verhandler von EU-Parlament und Rat am Dienstagabend geeinigt. Berichterstatterin Christine Schneider (EVP) gab klein bei: Ihre Änderungsanträge haben es nicht in den finalen Text geschafft. Das Trilogergebnis bestätigt damit letztlich unverändert den Vorschlag der Kommission. Aushandeln konnte Schneider nur eine politische Erklärung der Kommission ohne gesetzlich bindende Wirkung.

Darin verspricht die Kommission, bei der Umsetzung des bestehenden Gesetzes Berichtspflichten möglichst schlank auszugestalten und die Bürokratielast zu mindern. Sie “verpflichtet sich nachdrücklich”, die Einstufung von Erzeugerländern in Risikokategorien sowie das IT-System zur Umsetzung spätestens sechs Monate vor Anwendung der Regeln verfügbar zu machen. Schneider hatte zuvor gefordert, dies bindend im Gesetz festzuschreiben.

Rat erteilte Änderungsvorschlägen eine Absage

Bei der ohnehin angesetzten Überprüfung der Verordnung 2028 will die Kommission Maßnahmen für Produkte aus Ländern mit gutem Waldschutz prüfen. Schneider hatte dagegen gefordert, im Gesetz eine neue Kategorie für Erzeugerländer “ohne Entwaldungsrisiko” zu schaffen, die von vielen Regeln ausgenommen wäre. Zuvor hatten sich im Rat fast alle Mitgliedstaaten gegen die Änderungswünsche Schneiders gestellt.

Rat und Parlament müssen die Trilogeinigung jeweils noch bestätigen. Die Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten und der Umweltausschuss im Parlament sollen noch am heutigen Mittwoch abstimmen. Die Plenarabstimmung im Parlament ist für die Sitzung von 16. bis 19. Dezember geplant. Wann und in welcher Formation der Rat das Vorhaben final absegnet, ist noch offen. Der rechtzeitigen Verabschiedung vor dem bisher angesetzten Start der Regeln am 30. Dezember steht damit aber nichts mehr im Weg.

Über das Ergebnis des Trilogs und wie Unternehmen damit umgehen können, diskutieren wir am Donnerstag in einem Live.Briefing. jd

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Plastikabkommen: Wie es nach den gescheiterten Verhandlungen weitergehen könnte 

Die planmäßig letzte Verhandlungsrunde für ein UN-Abkommen gegen Plastikverschmutzung in Busan (Südkorea) ist am Sonntagabend ohne Vertrag zu Ende gegangen. Die Verhandlungen sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. “Es ist fatal, dass die Blockade einiger Staaten den Abschluss verhindert hat”, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Anschluss. Gemeint sind damit öl- und gasproduzierende Länder wie Saudi-Arabien, Iran oder Russland – die laut Teilnehmern die Bemühungen für ein Abkommen seit Beginn der Verhandlungen vor zwei Jahren torpedieren, um ein (ambitioniertes) Rahmenwerk zu verhindern. 

Ein Abkommen, das auch Vorgaben zur Produktion von Neuplastik sowie Verbote gefährlicher Chemikalien und bestimmte Einwegprodukte enthält, ist laut Fachleuten notwendig. Denn die Menge des weltweit produzierten Plastiks hat sich von 2000 bis 2019 laut OECD verdoppelt. Bis 2060 sagt die Organisation fast eine Verdreifachung voraus. Gleichzeitig ist Plastik schädlich für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Schätzungen zufolge verursacht zum Beispiel die Produktion von Neuplastik rund fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. 

Möglicher Katalysator: Angst vor einer Abstimmung  

Das Scheitern dieser Verhandlungsrunde könnte aus Sicht von Experten aus NGOs und Wissenschaft dennoch die Chance eröffnen, noch ein ambitioniertes Abkommen zu beschließen. “Insgesamt war kein Ergebnis zu diesem Zeitpunkt besser als ein fauler Kompromiss“, sagt etwa Henning Wilts, Abteilungsleiter für Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Bei der Fortsetzung kommendes Jahr müssten auch Länder wie eben Saudi-Arabien an Bord geholt werden. Doch ein ambitioniertes Abkommen, wie es über 100 Staaten fordern, unter Konsensbedingungen verabschiedet zu bekommen, halten Beobachter für unwahrscheinlich. 

Vielmehr müsste es eine ernsthafte Option werden, dass die verhandelnden Staaten nach Mehrheitsprinzip über das Abkommen abstimmen, sagen mehrere Beobachter. “Dann haben die Fossilstaaten, die den gesamten Prozess verzögert und blockiert haben, einen Grund, tatsächlich auf einen Kompromiss hinzuarbeiten”, erklärt Melissa Blue Sky, Anwältin beim Center for International Environmental Law (CIEL), die in Busan vor Ort war. Denn einzelne Staaten könnten dann nicht mehr mit einem Veto eine Einigung verhindern. Laut den Verfahrensregeln, die am Anfang der Verhandlungen zur vorläufigen Anwendung angenommen wurden, ist eine Entscheidung nach Zweidrittelmehrheit möglich – wenn alle anderen Mittel erschöpft sind.

Es wird also darauf ankommen, wie glaubhaft die Staaten, die ein ambitioniertes Abkommen wollen, ihre Position vertreten, im Zweifel eine Abstimmung zu fordern. Die Basis für ein solches Rahmenwerk könnte in Busan geschaffen worden sein. So haben etwa über 100 Staaten unter der Führung Panamas vorgeschlagen, bei der ersten Weltplastikkonferenz (COP1) ein Minderungsziel für die globale Neuplastikproduktion zu setzen. nh 

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Biodiversität: Neues Netzwerk für Unternehmen und Finanzinstitute

Mit einer Auftaktveranstaltung im Bundesumweltministerium am heutigen Mittwoch nimmt der deutsche Ableger der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) seine Arbeit auf. Ziel ist es, Unternehmen und Finanzinstitute dazu zu bewegen und zu befähigen, ihre positiven wie negativen Auswirkungen auf die Biodiversität offenzulegen. Das nationale, informelle Netzwerk wird vom Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. und von Baum e.V. geleitet und steht allen Interessierten offen. Geplant sind vierteljährliche Runden, die digital oder in wechselnden Städten stattfinden; für 2025 ist etwa ein Treffen in Frankfurt am Main vorgesehen.

Die TNFD sitzt in London, wurde 2021 gegründet und finanziert sich durch Zahlungen von Regierungen und philanthropischen Stiftungen; Spenden von Unternehmen nimmt sie nicht an. In den vergangenen drei Jahren hat sie Offenlegungsempfehlungen und Leitlinien entwickelt, die über die aktuellen EU-Regulierungen hinausgehen. Weltweit folgen mehr als 500 Unternehmen der Real- und Finanzwirtschaft den Vorschlägen. In Deutschland sind es sechs. “Ich erhoffe mir von der TNFD-Consultation Group, dass sie den Austausch zwischen unterschiedlichen Stakeholdern fördert und so die Integration von naturbezogenen Risiken und Biodiversitätskennzahlen auf den Finanzmärkten erleichtert”, sagt Myriam Rapior, stellvertretende Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland. “Dieser Prozess könnte endlich den nötigen Schwung in die Berücksichtigung der Natur in finanzielle Entscheidungen bringen.”

Mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, dem sie als Mitglied angehört, hat Rapior gerade eine 36-seitige Empfehlung für Aufsichtsräte veröffentlicht, die Biodiversität in ihrem Unternehmen verankern und managen wollen. Laut des Global Risks Reports des Weltwirtschaftsforums ist mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaft gefährdet, weil diese von den schwindenden Naturleistungen abhängt. maw

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Stromnetzausbau: Staatsbeteiligungen günstiger als garantierte Privatgewinne

Forscher des Thinktanks Dezernat Zukunft empfehlen die staatliche Teilübernahme der Strom-Übertragungsnetzbetreiber, um bis ins Jahr 2080 etwa 100 Milliarden Euro einzusparen. In einer Studie führen sie aus, dass ein Staatseinstieg für die Stromverbraucher kosteneffizienter sei als eine Erhöhung der festgelegten Rendite der Netzbetreiber.

Letzteres wird diskutiert, da die Übertragungsnetzbetreiber derzeit nur schwer neues Kapital für den Ausbau der Netze erhalten. “Die Übertragungsnetzbetreiber haben einen Eigenkapital-Engpass“, schreiben der Mathematiker Axel Kölschbach Ortego und der Ökonom Janek Steitz, “und können den Eigenkapitalbedarf von etwa 70 Milliarden Euro bis 2045 im derzeitigen Regulierungsumfeld nicht ausschließlich über den Markt mobilisieren”.

Um mehr Investitionen anzulocken, müsste der von der Bundesnetzagentur festgelegte Eigenkapitalzins laut den Autoren um mindestens zwei Prozent erhöht werden. Dadurch würden aber die bereits hohen Netzentgelte bei den Verbrauchern weiter steigen. Auch ein Amortisationskonto-Modell, wie es die Bundesregierung für den Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes entwickelt hat, sei teurer als Staatsbeteiligungen.

Daher solle der Bund existierende Beteiligungen bei den vier Übertragungsnetzgesellschaften in Deutschland ausbauen und neue aufbauen. Der Staat könne dank seiner guten Bonität günstige Kredite für den Netzaufbau aufnehmen. Staatliche Gewinne aus dem Netzbetrieb könnten wiederum zur Subventionierung des Strompreises für Verbraucher verwendet werden. Die Schuldenbremse greife nicht, wenn der Staat Kredite für den Kauf von Unternehmen aufnehme.

Staat bereits an einigen Betreibern beteiligt

Derzeit gehören dem Bund Anteile an den Betreibern 50 Hertz (20 Prozent) und TransnetBW (knapp 25 Prozent). Der dritte Betreiber – Tennet – gehört den Niederlanden. Ein Verkauf an die Bundesrepublik scheiterte jedoch in diesem Jahr, wohl an Preisfragen. Amprion schließlich ist vollständig in Investorenbesitz, im Frühsommer signalisierte der Energiekonzern RWE jedoch Verkaufsabsichten über seine Minderheitsbeteiligung. Die Studie schlägt vor, dass der Bund jeweils die Hälfte der Anteile übernimmt.

Hintergrund der Studie sind die enormen Herausforderungen beim Stromnetzausbau. Durch die Dekarbonisierung der Energieversorgung steigt die Menge des zu transportierenden Stroms in Deutschland von derzeit 550 Terrawattstunden (TWh) auf geschätzte 880 bis 1270 TWh im Jahr 2045. Hinzu kommen schon jetzt Netzengpässe zwischen Nord- und Süddeutschland, wodurch sogenannte Redispatch-Kosten entstehen. av

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  • Energiewende
  • Stromnetze

Zangenhersteller Knipex: Fokus auf grünen Stahl und Resteverwertung

Der Zangen- und Werkzeughersteller Knipex will ab kommendem Jahr nur noch Stahl nutzen, der mit erneuerbaren Energien hergestellt wurde, sagte die Nachhaltigkeitsbeauftragte Barbara Meimeth der Firma beim Kongress des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Zuvor hatte sich das weltweit tätige Familienunternehmen aus Wuppertal anderthalb Jahre mit der Frage beschäftigt, ob der Stahl aus Schrott die gleiche Qualität habe wie neu hergestellter Stahl. “Es gibt keinen Unterschied”, sagte Meimeth Table.Briefings am Rande der Veranstaltung.

Das Unternehmen hat zudem für seinen eigenen Stahlschrott von einer linearen auf eine zirkuläre Wirtschaftsweise umgestellt. Bei der Produktion bleibe naturgemäß immer ein Teil des Stahls übrig, so wie man “Kekse beim Backen aussticht”. Früher habe man diese Reste als Stahlschrott entsorgt. Mittlerweile sammele man sie sortenrein ein. Anschließend werde dieser Schrott im Stahlwerk eingeschmolzen und erneut von Knipex verarbeitet. Um diesen Kreislauf zu realisieren, habe man sich mit dem Entsorger und dem Stahlunternehmen an einen Tisch gesetzt.

Verworfen habe man die Idee, die Zangen wieder bei den Kunden einzusammeln, um den Stahl wiederzuverwerten. Wegen der Langlebigkeit der Produkte und des Gewichts der Zangen habe man nur bei Kunden in der DACH-Region nachgefragt. Dabei sei einhellig die Rückmeldung gekommen, “dass die Zangen überall bereits in den Stahlschrott gehen”. Angesichts der mit dem Transport verbundenen CO₂-Emissionen ergebe es auch keinen Sinn, die Zangen alle zurückzunehmen. cd

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Batterieforschung: Protest gegen Mittelkürzung

Vier Wirtschaftsverbände haben sich am Montag gegen Pläne gewandt, die Bundesmittel für die öffentlich geförderte Batterieforschung auslaufen zu lassen. Sie sei ein “zentrales Element der Forschungs- und Innovationspipeline”. Ausgerechnet hier den Rotstift anzusetzen, sei ein verheerendes Signal an Wirtschaft und Gesellschaft. Stattdessen müsse die Forschung in diesem Bereich deutlich ausgebaut und auf eine verlässliche Basis gestellt werden.

Zu den Unterzeichnern gehören neben dem Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien (KLIB) die Verbände des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA), der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) und der Chemischen Industrie (VCI).

VCI: Kahlschlag bei der Forschung führt zu technologischer Abhängigkeit

Sie warnen davor, dass der Haushaltsentwurf 2025 und die damit verbundene unklare zukünftige Fördersituation bereits den Abbau der Batterieforschung an akademischen Einrichtungen eingeleitet habe. Arbeitsverträge könnten nicht verlängert, neue Verträge nicht abgeschlossen und laufende Forschungsprojekte nur noch zu Ende geführt werden. Die Forschungseinrichtungen verlören ihren wissenschaftlichen Nachwuchs aufgrund der Perspektivlosigkeit in diesem Forschungsfeld.

“Dieser Kahlschlag führt zu einem Verlust an Wertschöpfung und das Risiko einer langfristigen Abhängigkeit von anderen Technologieregionen wächst”, beklagt Ulrike Zimmer, Leiterin des Bereichs Wissenschaft, Technik und Umwelt beim VCI. Nur mit einer starken Forschungsförderung könne der heimische Industriestandort seine Chancen im Wettbewerb mit den USA und China wahren, sagt Zimmer.

Innovationskraft Deutschlands werde massiv geschwächt

Peter Lamp, Vorstandsvorsitzender des KLIB, kritisiert zudem, dass der Ausstieg aus einem der derzeit ökologisch und ökonomisch wichtigsten Forschungsfelder die Innovationskraft Deutschlands massiv schwäche und die Schaffung neuer, zukunftssicherer Arbeitsplätze in einem Hochtechnologiebereich verhindere.

Der noch von der Ampel-Koalition vorgelegte Haushaltsentwurf 2025 sieht im Etat des Bundesforschungsministeriums zwar 118 Millionen Euro für die Fortführung bereits bewilligter Forschungsprojekte vor. Mittel für neue Projekte sind jedoch nicht eingeplant. ch

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Must reads

Die gewollte Plastikflut – Süddeutsche Zeitung
Die erneuerbaren Energien bedrohten die Gewinne der Ölkonzerne, schreibt Christoph von Eichhorn. Darauf reagierten sie, indem sie die Produktion von Plastik steigern. Schon heute ist Exxon der größte Hersteller von Einwegplastik. Bislang denkt kaum ein Kunststoffhersteller daran, seine Produktion freiwillig einzuschränken. Vielmehr haben Unternehmen eine Menge Projekte in Planung, mit denen sie die Produktion ausweiten wollen. Zum Artikel

Der Bund investiert in die Zukunft – allerdings oft nur theoretisch – Süddeutsche Zeitung
Der Bund habe laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in den vergangenen sechs Jahren seine Ausgaben für Zukunftsthemen wie Klimaschutz und Digitalisierung massiv gesteigert, schreibt Claus Hulverscheid. Aber ein hoher Teil der Mittel fließe nicht regelmäßig ab. Deswegen gebe Deutschland gerade einmal 2,7 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Leistung für Investitionen aus. Das liegt unter dem EU-Durchschnitt von 3,6 Prozent. Zum Artikel

Chinese forced labour claims over ‘Italian’ tomato puree in UK supermarkets – Independent
“Italienisches” Tomatenmark wurde aus Früchten aus der chinesischen Region Xinjiang hergestellt, wo Zwangsarbeit weit verbreitet ist. Dies legt eine Recherche der BBC nahe. Namita Singh hat Lebensmittelketten auch in Deutschland abgefragt: Lidl bestätige, die Produkte kurzzeitig verkauft zu haben. Rewe ebenso – die Firma glaube aber, dass keine Tomaten aus Xinjiang in den Döschen waren, die inzwischen ausgeräumt worden seien. Zum Artikel 

Der neue Kampf gegen Gruben – taz
Bei Frankfurt, in Oberschwaben, im Rheinland, im sächsischen Würschnitz: Naturschützer besetzen Wälder, um Abholzung für den Kies- und Sandabbau zu verhindern. Unternehmer hingegen argumentieren, dass lokal abgebaute Rohstoffe klimafreundlicher seien. Maxi Arnhold sprach bei seiner Recherche auch mit Experten, die für mehr Kreislaufwirtschaft plädieren. Zum Artikel

Ist China der Klimasünder Nummer eins – oder Vorreiter der Energiewende? – Handelsblatt
China ist einerseits der größte Verursacher von CO₂-Emissionen, andererseits ist es auch führend im Ausbau erneuerbarer Energien, vor allem in der Wind- und Solarenergie. Im Podcast Green & Energy ist die China-Analystin Belinda Schäpe zu Gast. Sie erklärt, wie das Tempo beim grünen Zubau zum Ausbau von Kohlekraftwerken passt und was Deutschland von der chinesischen Energiewende lernen kann. Zum Beitrag

Das spanische Wirtschaftswunder – Die Zeit
Um 3,4 Prozent ist die Wirtschaft Spaniens im Vergleich zum Vorjahresquartal gewachsen. Das, meint Autorin Julia Macher, wäre ohne die günstige Energie nicht möglich, die 20 Prozent weniger kostet als im Rest Europas. Kostensenker sind neben gedeckelten Gaspreisen die Erneuerbaren, auf die Spanien verstärkt setzt. Doch auch die Migration spielt eine positive Rolle. Zum Artikel

Energiewende: Kein Anschluss für die Megabatterien – FAZ
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist auf große Speicher angewiesen, wenn ein Zusammenbruch des Stromnetzes verhindert werden soll. Vielerorts werden deshalb solche Speicherprojekte geplant. Doch oft können sie gar nicht oder nur mit erheblicher Verzögerung realisiert werden, berichtet Marcus Theurer. Der Grund: Die Stromnetzbetreiber kommen mit dem Bau der notwendigen Netzanschlüsse nicht hinterher. Zum Artikel

EU commissioner pitches ‘Europe first’ in response to Donald Trump – Financial Times
Am ersten Tag im neuen Amt als europäischer Industriekommissar hat Stéphane Séjourné mit Henry Foy und Alice Hancock gesprochen. Die Kommission, so Séjourné, werde strategische Sektoren definieren – er nannte Stahl, Fahrzeuge, Luftfahrt und “clean technologies” – und diese industriepolitisch fördern und schützen. Zum Artikel

Standpunkt

Afrika: Mehr als Rohstoffe – Partnerschaft auf Augenhöhe!

Von Thomas Schäfer
Thomas Schäfer ist CEO der Marke Volkswagen Pkw und Vorsitzender der Subsahara-Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri).

Zur reichen Kulturgeschichte Afrikas gehört eine Vielzahl von schönen Sprichwörtern. Eines davon lautet: “Ein zwitschernder Vogel baut kein Nest”. Bedeutet: Es ist besser zu handeln, statt nur zu reden.  

In diesen Tagen findet in Nairobi die fünfte Ausgabe des German-African Business Summit (GABS) statt. Deutsche Unternehmen möchten dort, unterstützt durch die Subsahara-Afrika Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri), die Zusammenarbeit mit unseren afrikanischen Partnern vertiefen. Eine Top-Priorität auf dem Gipfel: Rohstoffe.

Höchste Zeit für umfängliche Rohstoffstrategie

Der Zeitpunkt für diese Konferenz hätte nicht passender sein können. Denn im globalen Wettbewerb um Partner, Märkte und Rohstoffe stehen uns stürmische Zeiten bevor. Durch die Zollpläne der neuen US-Administration drohen neue, globale Handelskonflikte. Diese könnten auch die weltweite Versorgung mit kritischen Rohstoffen einschränken. 

Gleichzeitig geht es mit Freihandelsabkommen zwischen der EU und rohstoffreichen Staaten wie Indonesien und Australien nicht voran. Und es gibt einen “neuen Wettlauf nach Afrika” (Die Zeit). China drosselt dort zwar jetzt seine Aktivitäten etwas, bleibt aber wichtigster Handelspartner. Währenddessen dehnt Russland seinen Einfluss auch auf diesen Kontinent aus.

Die Kooperation mit Afrika ist auch deshalb für Deutschland und Europa zentral – strategisch wie ökonomisch. Jetzt muss umso mehr gelten: nicht nur reden, sondern handeln.    

Rohstoffpolitik partnerschaftlich denken

Entscheidend ist dabei aus meiner Sicht, dass wir diesen großartigen Kontinent nicht als “business case” sehen, und nicht allein als Rohstoffquelle, sondern als Wirtschafts- und Handelspartner auf Augenhöhe. Und dass wir folgerichtig auch Rohstoffpolitik partnerschaftlich denken, mit dem klaren Ziel, Win-win-Situationen zu schaffen.    

Was braucht es jetzt?

Wichtig ist eine strategische Industriepolitik für Rohstoffe. Afrika verfügt über einen bedeutenden Anteil an globalen Rohstoffreserven, darunter 90 Prozent der Platinmetalle, 55 Prozent des Kobalts und 36 Prozent des Mangans. Aber China hält zum Beispiel Anteile an 15 von 17 Kobaltminen in Kongo. Vor allem veredelt und verarbeitet es die Rohstoffe zu Hause und nicht in Afrika, zieht also die Wertschöpfung ab. Stattdessen könnte man Wertschöpfung dort ansiedeln, wo Rohstoffe gefördert werden. Das würde afrikanischen Staaten und ihren Menschen helfen. Das würde der europäischen Wirtschaft bei der Diversifizierung und dem De-Risking von China helfen. Dazu gehört jedoch eine ambitionierte finanzielle Unterstützung durch den Staat bei Rohstoffprojekten im Ausland. Der Rohstofffonds der KfW Bank über eine Milliarde Euro war ein erster guter Schritt.

Lokale Wertschöpfung und Infrastruktur fördern

Es bedeutet auch, dass sich Europa als attraktive Alternative in Afrika etablieren kann, wenn es partnerschaftliche Lösungen anbietet. Lösungen mit lokaler Wertschöpfung, die gleichzeitig helfen, Infrastruktur, Transportmöglichkeiten und Verarbeitungskapazitäten vor Ort aufzubauen. Entscheidend ist auch hier: Der Fokus muss auf Austausch und gegenseitiger Hilfe liegen. Die afrikanischen Staaten brauchen keine “Retter” aus Europa und aus dem Westen, insbesondere vor dem Hintergrund der kolonialen Vergangenheit einiger europäischer Länder. Sondern sie brauchen Partner, die mit ihnen gemeinsam ihr enormes Potenzial entfalten – und die Technologietransfer und Investitionen in Bildung eben nicht als Entwicklungshilfe, sondern als partnerschaftliche Zukunftsinvestition sehen.  

Letzter Punkt: Die Kooperation zwischen Europa und Afrika braucht strategische Freihandelsabkommen. Die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA) hat die wirtschaftliche und politische Stabilität in den afrikanischen Staaten nicht nur enorm befördert, sondern auch eine neue Ära der Chancen, der Innovationen und der Zusammenarbeit eröffnet.

Wir in Deutschland und Europa sollten über diese Chancen nicht nur “zwitschern”, sondern handeln.

Thomas Schäfer ist Mitglied des Vorstands beim Volkswagen-Konzern, CEO der Marke Volkswagen Pkw und Vorsitzender der Subsahara-Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri). Zuvor war Schäfer unter anderem als Vorsitzender und Geschäftsführer der Volkswagen Group South Africa tätig und verantwortete die Entwicklung von Volkswagen in der Region Subsahara-Afrika.

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Mehr von Table.Briefings

China.Table – Geothermie: Wie China die Nutzung der Energietechnologie vorantreibt: Chinesische Städte und Unternehmen setzen verstärkt auf geothermische Energie, um Haushalte im Winter zu heizen. Die Technologie hat in der Volksrepublik enormes Ausbau-Potenzial. Zum Artikel

Climate.Table – Rettung der Böden: Über diese Regeln und Finanzen verhandelt die Wüsten-COP: In Saudi-Arabien sucht die COP16 zur Bekämpfung von Wüstenbildung nach Regeln und Finanzmitteln für die Rettung der Böden – bis 2030 sind 2,6 Billionen Dollar nötig. Zum Artikel

Europe.Table – Klimasteuer für die Tierhaltung: Was Deutschland und die EU von Dänemark lernen können: Mit einer Steuer auf Treibhausgasemissionen der Tierhaltung will Dänemark seinen Klimazielen einen Schritt näher kommen. Kopenhagen hofft, zum Vorbild zu werden – doch in Brüssel und Berlin deutet aktuell wenig darauf hin, dass es so kommt. Zum Artikel

Dessert

Glücklich oder gewinnbringend? Biolandbau könnte besser für Bauern und Verbraucher funktionieren, wenn die Gewinnmargen des Handels nicht so hoch wären.

Seltene Einblicke in den Ökolandbau liefert der Arte-Dokumentarfilm “Biokrise – Masse statt Klasse” von Rémi Delescluse. Zwei Jahrzehnte lang wuchs der Ökolandbau in Europa. Doch in der Inflation griffen weniger Verbraucher zu, entsprechend sank der Absatz 2022 um fast drei Prozent in der EU. In Frankreich schloss 2023 fast jeder zehnte Bioladen, was viele Landwirte in existenzielle Nöte stürzte.

Der Filmemacher ist dabei, als ein Landwirt erstmals wieder mit seinem Trecker Glyphosat auf seinen Feldern verspritzt und damit für sich persönlich mit der Biolandwirtschaft abschließt. Gleichzeitig verdient der Handel an den Bioprodukten häufig höhere Margen als bei konventionellen Produkten, was der Betreiber eines Supermarkts transparent macht. Hier zeigt sich: Wenn die Wertschöpfung anders verteilt würde, könnte Ökolandwirtschaft sich lohnen – für Bauern und für Konsumenten. Landwirte würden höhere Anteile erwirtschaften und die Kunden könnten günstiger Bioprodukte kaufen.

Die Dokumentation zeigt auch, wie industrielle Methoden im Ökolandbau funktionieren und wie nicht. Zu sehen sind verstörende Bilder von Tieren, etwa Kühe mit riesigen entzündeten Eutern oder offenen Wunden. Außerdem der zunehmende Einsatz natürlicher Pestizide. Was natürlich ist, kann dabei auch giftig sein. So werden einige Zusatzstoffe als neurotoxisch oder hormonaktiv eingestuft. Neben Schattenseiten des Ökolandbaus zeigt der Film aber auch Idyllisches: Etwa einen Bauern, der seinen Anbau komplett auf Bio umgestellt und diversifiziert hat. Hier laufen die Hühner durch den Weinberg und die Schweine leben im Wald. Caspar Dohmen

ESG.Table Redaktion

ESG.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    am heutigen Mittwoch soll das Bundeskabinett eines der wichtigsten Vorhaben des Bundesumweltministeriums in dieser Legislaturperiode verabschieden: die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie. Die gesamte Wirtschaft solle sich auf Zirkularität einstellen – das ist das Signal, das ihr Ministerium mit der Strategie senden wolle, sagte Ministerin Steffi Lemke am Dienstag.

    Ob diese Transformation der Wirtschaft gelingt, hängt von der nächsten Bundesregierung ab – sowohl was die Maßnahmen betrifft als auch wie viel Geld für deren Umsetzung zur Verfügung stehen wird. Grundsätzlich ist das Thema aber für alle demokratischen Parteien relevant – denn es betrifft neben Umwelt- und Klimaschutz auch die Versorgungssicherheit der Wirtschaft mit Ressourcen. CDU und CSU, die aktuell in Umfragen vorne liegen, etwa würden sich “für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaftspolitik einsetzen, die die ökonomische Perspektive gleich mitdenkt”, sagt Anja Weisgerber, umweltpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion.

    Kreislaufwirtschaft erfolgreich in der Praxis umzusetzen, ist ebenso Aufgabe von Unternehmen. Sie sorgen dafür, dass durch intelligentes Design oder den Einsatz von gebrauchten Materialien weniger Ressourcen für Produkte nötig werden und entwickeln neue Geschäftsmodelle. Um sie dabei zu unterstützen, haben das UN Global Compact Netzwerk Deutschland und der World Wide Fund for Nature Deutschland am Dienstag einen Leitfaden veröffentlicht, der bei der Strategieentwicklung helfen soll.

    Vor der Wahl noch einmal ein Thema werden, könnte das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Am Donnerstag will die FDP ihren Vorschlag zur Aussetzung des Gesetzes in den Bundestag einbringen. Dann geht er in die Ausschüsse. Beobachter erwarten nicht, dass es für den Entwurf ohne die AfD eine Mehrheit geben könnte. Und für den Fall gilt es als unwahrscheinlich, dass die FDP das Vorhaben weiterverfolgt.

    Ich wünsche eine anregende Lektüre!

    Ihr
    Nicolas Heronymus
    Bild von Nicolas  Heronymus

    Analyse

    Deutscher Nachhaltigkeitspreis: Warum der bekannte Award erneuert werden muss

    In die Kritik geraten: Stefan Schulze-Hausmann, Initiator des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.

    An Glamour und Prominenz fehlte es auch diesmal wieder nicht beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP), und mit knapp 3.000 Besuchern war die 17. Auflage des DNP vergangene Woche so gut besucht wie nie. Seitdem ist allerdings auch die Kritik an dem Event so groß wie nie zuvor. Table.Briefings hat in den vergangenen Tagen mit mehr als einem Dutzend Insidern, Jurymitgliedern und Preisträgern gesprochen. Die meisten baten darum, nicht öffentlich genannt zu werden, und mahnten erheblichen Reformbedarf an. Es brauche mehr Klarheit für Außenstehende, unter anderem beim Geschäftsmodell und den Vergabekriterien, sowie Transparenz über die Einnahmen und Ausgaben. In seiner heutigen Form sei der “DNP aus der Zeit gefallen” – am besten würde “der Preis in andere Hände gegeben”.

    Der Preis hat schon immer polarisiert

    Immer wieder hört man aber auch, der Preis sei immens wichtig, um das Thema Nachhaltigkeit in die Breite zu kommunizieren. Außerdem stärke er die Nachhaltigkeitsverantwortlichen in den ausgezeichneten Unternehmen. Das sei wichtig, räumen selbst langjährige Skeptiker ein. Aber gerade deswegen müsse der Preis “nun gründlich renoviert werden”.

    Das Konzept des DNP-Gründers und Moderators, Stefan Schulze-Hausmann, den Preis mit bekannten Namen als Oscar der Nachhaltigkeit zu inszenieren, hat schon immer polarisiert. Zu oberflächlich, zu wenig echtes Engagement, monierten Kritiker. Veränderung ließe sich so nicht erreichen.

    In einem gemeinsamen Artikel der “Zeit” und des Portals “Flip” vor zwei Jahren warfen die Autoren dem DNP vor, bei Preisträgern auf deren Greenwashing hereingefallen zu sein. Während der diesjährigen Veranstaltung erschien eine neue Recherche, diesmal im “Spiegel”. Sie versuchte nachzuzeichnen, dass der DNP in den vergangenen Jahren mindestens 4,9 Millionen Euro von mehreren Bundesministerien erhalten und der Initiator über intransparente Firmenkonstruktionen am meisten davon profitiert hätte. Umgelegt auf die 17 Jahre des DNP-Bestehens relativiert sich die Zahl. Auf eine der Kernfragen, wie viel er selbst an dem Preis verdient, reagierte DNP-Initiator Stefan Schulze-Hausmann wie schon in der Vergangenheit trotzdem abwehrend.

    Aber wie anders als durch Transparenz lässt sich die Frage beantworten, ob sich der DNP gerade so eben finanziell rechnet, wie manche sagen? Oder ob Beteiligte – also vor allem Schulze-Hausmann selbst – damit viel Geld verdienen? Gegenüber Table.Briefings erklärte er nun, das jährliche Budget des DNP “liegt im unteren einstelligen Millionenbereich”. Die Einnahmen resultierten aus Sponsoring, Siegeleinnahmen und Tickets und “decken in erfolgreichen Jahren die Gesamtkosten”. Auf Nachfrage macht er deutlich, dass der DNP in mehreren Jahren rote Zahlen geschrieben habe, die von seiner Coment GmbH getragen worden seien.

    Detailliertere Angaben über die Einnahmen und Ausgaben des DNP will er nicht machen, auch um Wettbewerbern keinen genaueren Einblick zu geben. Dazu zählten auch Medienhäuser. In einer persönlichen Erklärung geht er mit Blick auf die Vorwürfe in die Offensive: “Wer den DNP besser oder billiger produzieren und dazu das Risiko tragen möchte, kann sich gerne bei uns melden.”

    Das Umfeld für den Nachhaltigkeitspreise hat sich verändert

    Problematisch ist, insbesondere bei privatwirtschaftlich finanzierten Preisen, dass sich zwei Aspekte gegenüberstehen: das Interesse der Ausrichter, mit ihrer Unternehmung Gewinne zu erzielen – und der Anspruch, vor allem qualitativ hochwertige Bewerber auszuzeichnen. Hinzu kommt eine weitere Herausforderung. Weil der Gesetzgeber seine Anforderungen an Unternehmen aktuell deutlich verschärft und ausweitet – unter anderem durch das LkSG, die CSRD oder die Anti-Entwaldungsverordnung -, ändert sich die Beurteilung von Unternehmen. Und damit auch das Umfeld für Nachhaltigkeitspreise. Die Accenture-Beraterin Sabine Braun, die seit Jahrzehnten im Business ist, sagt: “Preise, die vergeben werden, um andere zu inspirieren, passen nur in eine Zeit der Freiwilligkeit. Nachhaltigkeits-Compliance ist nicht auszeichnungswürdig.” Insbesondere der DNP habe sich “angesichts der fortschreitenden Regulierung überlebt”.

    Fragt man Preisträger nach dem Wert des DNP, bekommt man ein gemischtes Bild. Ein kleines Pionierunternehmen fühlt sich in seiner Arbeit durch den Preis wertgeschätzt. Der Vertreter einer anderen ausgezeichneten Firma sieht in dem großen Rahmen mit bekannten Künstlern und Sterne-Menü eine Aufwertung der eigenen Arbeit. Im Mainstream anerkannt zu werden und nicht nur in der Nische, das scheint ein Bedürfnis zu sein. Bei der fünfstündigen Gala am Donnerstag, als auf einen Schlag 100 Unternehmen prämiert wurden, freuten sich viele sichtbar über die Auszeichnung. Für Nachhaltigkeitsverantwortliche ist es eine Bestätigung, die sie intern nutzen können, um ihre – noch immer skeptische – Geschäftsführung von der Relevanz nachhaltiger Themen zu überzeugen.

    Diffuse Rollenverteilung bei den Personen

    Andere sahen die Prozedur kritisch. Von “einer schmerzlichen Preis-Inflation” und “Massenabfertigung” sprachen zwei Preisträger, weil jeder und jede gerade mal 30 Sekunden auf der Bühne bekam, ohne selbst ein Wort sagen zu dürfen. Ein etabliertes Familienunternehmen wollte ursprünglich gar nicht zur Preisverleihung kommen, weil die Teilnahme zu viel koste und es zu glamourös zugehe. Der Naturkosthändler Tegut hatte den Preis bereits vorher abgelehnt und gegenüber Table.Briefings erklärt: “Wir sollten für die Nutzung des Logos in der Kommunikation Geld bezahlen. Das machen wir grundsätzlich nicht, auch nicht bei anderen Preisen”. Die Nutzung der Auszeichnung für kommunikative Zwecke kostet Preisträger laut dem Veranstalter bis zu 20.000 Euro.

    Für die Durchführung des DNP ist regelmäßig die Kommunikationsagentur Coment zuständig, also die Firma von DNP-Initiator Stefan Schulze-Hausmann. Im Kuratorium dabei ist die Juristin Sylvia Schenk von Transparency International. Sie sagt: “Ob Sponsorengelder und Bundesmittel gut angelegt sind und sachgemäß verwendet werden, müssen die jeweiligen Geldgeber zunächst selber prüfen. Den Haushalt des Vereins und den Jahresabschluss genehmigen die Vereinsmitglieder, zudem sind Wirtschaftsprüfer tätig.”

    Diffus sind teilweise auch die Rollen involvierter Personen. Bei der Gala am Freitag übernahm Eckart von Hirschhausen vorübergehend die Moderation von Stefan Schulze-Hausmann und führte durch die neue Kategorie Gesundheit. Zugleich trat der Mediziner mit seiner Stiftung “Gesunde Erde – Gesunde Menschen” als Erfinder des Preises dieser Kategorie auf, interviewte den Chef der Krankenkasse Barmer, die den Preis sponsert, während Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Kategorie mit einer Videobotschaft ankündigte. Wer den Preis letztlich tatsächlich vergibt, wer wie viel und wofür zahlt und wer womöglich neben der als “hochkarätig” bezeichneten Jury die Gewinner nach welchen Kriterien auswählt – das alles blieb unklar.

    Bundesregierung gibt kein Geld mehr

    Eine wichtige Position beim DNP hat Günter Bachmann. Er sitzt im Vorstand. Zu seiner Zeit als Vorsitzender des Rats für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung habe er maßgeblich dazu beigetragen, dass die Regierung und Ministerien den DNP finanziell unterstützten, heißt es. Tatsächlich unterstützten diverse Ministerien den DNP, auch das BMZ. Dort sah man unter dem CSU-Minister Gerd Müller die Chance, bei dem stark auf ökologische Themen ausgerichteten Preis soziale Aspekte wie die Menschenrechte in den Lieferketten von Unternehmen zu verankern. Allerdings gefiel den Hausjuristen des BMZ das Konstrukt des DNP mit dem Stiftungsverein und der Agentur von Schulze-Hausmann nicht, welche als Generalunternehmerin fungiert. Trotzdem empfahlen die Juristen dem Minister laut Informationen von Table.Briefings die Teilnahme am DNP. Seine Nachfolgerin im Amt, Svenja Schulze von der SPD, beendete die Zusammenarbeit mit dem DNP.

    Gemischt reagiert das Bundesumweltministerium auf eine Anfrage. Man wisse es zu schätzen, “dass der DNP mit seinen hochrangig besetzten Nachhaltigkeitstagen, Wettbewerben und Preisverleihungen bei Unternehmen und Öffentlichkeit Aufmerksamkeit und Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit schafft”, sagte ein Sprecher des Ministeriums zu Table.Briefings. Aber er verweist auch auf Anlässe für kritische Nachfragen verschiedener Seiten mit Blick auf den DNP, zum Beispiel wegen der starken “Auffächerung des Unternehmenspreises auf insgesamt 100 Branchen, auf zum Teil intransparente Verknüpfungen mit Privatunternehmen, die direkt vom DNP profitieren, sowie auf die personelle Verflechtung zwischen COMENT und DNP”. Das Umweltbundesministerium beendete die Zusammenarbeit, nachdem ein 2019 gefördertes Projekt (“Praxisstudie Nachhaltiges Wirtschaften”) abgeschlossen war, und “strebt keine weitere Zusammenarbeit mit dem DNP an”. Seit zwei Jahren gebe es keine finanzielle Zusammenarbeit mehr mit der Bundesregierung, heißt es beim DNP.

    Wie soll es nun weitergehen? Stefan Schulze-Hausmann denkt über Veränderungen des Formats nach, fragt sich, wie sich die vielen Preise besser ins Programm einbauen lassen.

    Ein Kenner des DNP hat einen anderen Rat parat: Weil viele Außenstehende den DNP fälschlicherweise für einen offiziellen Preis des Bundes hielten, wäre es am besten, ihn genau dazu zu machen. Die Bundesregierung, ein Ministerium oder der Rat für Nachhaltige Entwicklung könnten den Preis übernehmen. Schulze-Hausmann könne mit seiner Agentur dann weiterhin damit betraut werden, die Veranstaltung durchzuführen. Für fatal hielte er es, wenn er den Preis “versilbern” und an ein Unternehmen verkaufen würde.

    Eine ausführlichere Version dieses Textes finden Sie hier.
    Offenlegung: Table.Briefings war Medienpartner des diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreises.

    • Anti-Entwaldung
    • BMZ
    • CSRD
    • Greenwashing
    • Lieferketten
    • Menschenrechte
    • Nachhaltigkeit
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    Markt für Refurbished-Produkte: Nur eine Übergangslösung?

    Batterien sind Verschleißteile bei Smartphones.

    Laut einer Umfrage des TÜV-Verbands hat fast jeder fünfte Verbraucher in den vergangenen zwei Jahren ein wiederaufbereitetes Handy oder anderes IT-Gerät gekauft. Plattformen wie Refurbed, gegründet 2017 in Wien, zeigen, wie sich der Lebenszyklus von Geräten verlängern lässt. Kunden kaufen dort instandgesetzte gebrauchte Elektronik- und Haushaltsgeräte, die günstiger und umweltfreundlicher als Neugeräte sind.

    Und die Nachfrage steigt: Laut Kilian Kaminski, Mitgründer von Refurbed, wächst der Markt für wiederaufbereitete Elektronik schneller als der für Neuprodukte. Das Marktforschungsunternehmen Mordor Intelligence schätzt das Volumen des globalen Markts für gebrauchte und generalüberholte Smartphones im Jahr 2024 auf knapp 60 Milliarden Euro. Bis 2029 soll er jährlich um etwa fünf Prozent wachsen. “Sobald die Menschen das Modell kennenlernen, sind sie überzeugt”, sagt Kaminski.

    Aufbereitung schont im Idealfall Ressourcen

    Refurbed versteht sich als Vorreiter in Sachen Transparenz. Mit einem von Fraunhofer Austria entwickelten Rechenmodell zeigt das Unternehmen, wie viel CO₂, Wasser und Elektroschrott Kunden durch den Kauf eines Geräts sparen. Für Kaminski ist das ein wichtiger Schritt, um Vertrauen zu schaffen. Denn fast 40 Prozent der Kunden entscheiden sich laut einer Umfrage aus Nachhaltigkeitsgründen für aufbereitete Produkte.

    Das Rechenmodell zeigt: Ein wiederaufbereitetes iPhone 11 Pro Max verursacht 81 Prozent weniger CO₂-Emissionen als ein Neugerät. Bei Laptops wie dem Dell Latitude 5420 Rugged liegt die Einsparung bei knapp 90 Prozent. “Der größte Teil der Emissionen entsteht bei der Produktion”, erklärt Kaminski. Durch längere Nutzung und Wiederaufbereitung sinke der Fußabdruck von Elektronikgeräten erheblich. Zusätzlich spart der Aufbereitungsprozess Wasser und reduziert Elektroschrott.

    Markus Zimmer, Professor für Sustainable Management an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach, sieht in der Verlängerung der Produktlebensdauer einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass Refurbished-Produkte nur dann wirklich nachhaltig sind, wenn sie Käufe ersetzen – und nicht zusätzlich angeschafft werden. Er warnt vor Rebound-Effekten: “Wenn Kunden wegen niedriger Preise mehr Geräte kaufen, sinkt der positive Effekt natürlich.” Zudem mache es nicht bei allen Produkten Sinn, sie sehr lange weiterzuverwenden. Bei Kühlschränken beispielsweise sei der Stromverbrauch der wesentliche Aspekt. “Da sind neuere Geräte häufig deutlich effizienter”, sagt Zimmer.

    Refurbishment braucht einen besseren politischen Rahmen

    Neben den Verbrauchsmustern sieht Zimmer Hürden auf politischer und technischer Ebene. Aktuelle Regulierungen wie die EU-weite Einführung des Rechts auf Reparatur oder die Ökodesign-Verordnung stärkten den Markt. Doch noch fehlten Strukturen, die dazu anreizen, Produkte zu reparieren oder Materialien wiederzuverwenden, sagt Zimmer. Er fordert, dass Hersteller Design und Produktion künftig stärker an Kreislaufprinzipien ausrichten: “Wenn die Industrie Rohstoffe wiederverwerten und recycelte Produkte einsetzen muss, werden Neuprodukte teurer. Davon profitieren dann auch die günstigeren Refurbished-Anbieter.” Dadurch würden die Geräte insgesamt länger genutzt, so Zimmer.

    Laut Kaminski gehen die Vorschriften der EU in die richtige Richtung, müssten den Refurbished-Markt allerdings noch stärker berücksichtigen. Ein Beispiel ist die neue USB-C Pflicht für Elektrogeräte in der EU. “Wir sind keine Hersteller und haben daher keinen Einfluss darauf, ob ein USB-C-Anschluss verbaut wird oder nicht. Für den Refurbishment-Markt sollte es daher eine Übergangsfrist geben, wie es sie bereits für Laptops gibt”, sagt Kaminski.

    Ein Problem, das die gesamte Branche betrifft, ist die oft kurze Nutzungsdauer von Elektronik. Geräte werden selten ersetzt, weil sie defekt sind, sondern weil Software-Updates sie unbrauchbar machen. Kaminski sieht hier große Hürden: “Software-Restriktionen und technische Barrieren der Hersteller erschweren das Geschäft mit Refurbished-Geräten erheblich.” Seit 2022 gilt in Deutschland zwar eine Aktualisierungspflicht für Verkäufer und Ausrüster von IT-Geräten. Diese Regel greift jedoch nur innerhalb eines Zeitraums, der “vom Verbraucher als angemessen erwartet werden kann”. 

    “Recht auf Funktion” statt Aufbereitung

    Einige Branchenexperten sehen im aktuellen Refurbishment-Markt vor allem einen Zwischenschritt. Reparierbar entworfene Produkte würden den Markt zwar weiter stärken. “Sie sind dann aber auch deutlich teurer als andere Produkte, das ist den Konsumenten schwer zu vermitteln”, sagt Zimmer. Die meisten Käufer von aufbereiteten Produkten seien durch den Preisnachlass motiviert, nur eine Minderheit durch die Nachhaltigkeit: “Es gibt typischerweise kein grünes Premium, das Kunden bereit sind bei der Anschaffung zu bezahlen.”

    Für Zimmer könnten deswegen langfristig andere Geschäftsmodelle wie “product as a service” nachhaltiger sein. Dabei kaufen Kunden keine Geräte, sondern nutzen sie gegen eine Gebühr. Hersteller behalten die Kontrolle über Wartung, Reparatur und das Recycling. Die Rohstoffe bleiben im Wirtschaftskreislauf. Da das Re- oder Upcycling verhältnismäßig teuer ist, haben Hersteller ein Interesse an langlebigen Produkten. “Dieses Modell könnte die Lebensdauer von Produkten erhöhen und die Kosten für Verbraucher senken”, sagt Zimmer.

    Auch Nora Sophie Griefahn, Mitgründerin und Geschäftsführerin der NGO Cradle to Cradle, sieht langfristig “product as a service” als nachhaltigere Lösung. Der Refurbished-Markt werde oft falsch betrachtet: “Lediglich schlecht designte Produkte wiederaufzubereiten, ergibt aus unserer Sicht wenig Sinn.” Solche Produkte würden nur etwas später zu Elektroschrott, die Ressourcen flössen nicht zurück in den Kreislauf. Deswegen sei der aktuelle Markt für wiederaufbereitete Elektronikprodukte nur eine Übergangslösung.  

    Stattdessen setzt Griefahn auf einen grundlegenden Wandel: “Es sollte nicht um ein Recht auf Reparatur, sondern um ein Recht auf Funktion gehen.” Hersteller sollten eine garantierte Funktionszeit bieten und die Geräte anschließend zurücknehmen. “Wenn Produkte von Anfang an so gestaltet wären, dass sie vollständig in den biologischen oder technischen Kreislauf integriert werden können, bräuchte es den Refurbished-Markt langfristig nicht”, sagt Griefahn. So könnten Hersteller nicht nur weniger Schaden anrichten, sondern einen positiven Einfluss auf die Umwelt nehmen.

    Alle Artikel der Serie zur Circular Economy finden Sie hier.

    • Circular Economy
    • CO2-Emissionen
    • Fraunhofer
    • Kreislaufwirtschaft
    • Nachhaltiger Konsum
    • Nachhaltigkeit
    • NGO
    • Plattformen
    • Recht auf Reparatur
    • Rohstoffe
    • Wirtschaft
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    Termine

    5. Dezember 2024, 13:00 bis 14:00 Uhr, Online
    Diskussion Alttextilien: Droht das Chaos? (Veranstalter: Recycling Magazin) Info & Anmeldung

    5. Dezember 2024, 17:30 Uhr, Berlin
    Podiumsdiskussion Veröffentlichung der Handlungsempfehlungen zur lokalen Energiewende (Veranstalter: Deutsch-Französische Zukunftswerk) Info & Anmeldung

    5. Dezember 2024, 19:00 bis 21:00 Uhr, Hannover
    Vortrag & Diskussion Von Mao bis Xi: Der chinesische Einfluss auf die deutsche Wirtschaft (Veranstalter: Friedrich-Naumann-Stiftung)

    6. Dezember 2024, 8:30 bis 9:00 Uhr, Online
    Webinar Biobasierte Stoffströme und zukünftige Rohstoffpotentiale (Veranstalter: BioBASE Netzwerk) Info & Anmeldung

    6. Dezember 2024, 12:00 bis 13:30 Uhr, Online
    Webinar Abfall- & Nebenprodukte im Kreislauf halten (Veranstalter: Fairantwortung gAG & Circular Black Forest) Info & Anmeldung

    7. Dezember 2024, 10:00 bis 17:30 Uhr, Berlin
    Tagung Schlemmen fürs Klima? Ernährung, Nahrungsmittelproduktion und das Klimaproblem (Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung) Info & Anmeldung

    8. Dezember 2024, 10:00 bis 20:00 Uhr, Berlin
    Tagung Gegen-Gas-Gipfel – LNG, Fracking und Gasausstieg (Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung und andere) Info & Anmeldung

    9. bis 11. Dezember 2024, Brüssel
    Konferenz Gestaltung der EU-Klima- und Energiepolitik – Einsichten aus und Fragen an das ARIADNE-Projekt (Veranstalter: Ecologic Institut & Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) Info & Anmeldung

    9. Dezember 2024, 10:00 bis 11:00 Uhr, Online
    Webinar Die Initiative “Phase Nachhaltigkeit” stellt sich vor (Veranstalter: DGNB) Info & Anmeldung

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    News

    EUDR: Trilog besiegelt Aufschub ohne inhaltliche Änderungen

    Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) soll ein Jahr später als geplant angewandt, dabei aber nicht noch inhaltlich geändert werden. Darauf haben sich die Verhandler von EU-Parlament und Rat am Dienstagabend geeinigt. Berichterstatterin Christine Schneider (EVP) gab klein bei: Ihre Änderungsanträge haben es nicht in den finalen Text geschafft. Das Trilogergebnis bestätigt damit letztlich unverändert den Vorschlag der Kommission. Aushandeln konnte Schneider nur eine politische Erklärung der Kommission ohne gesetzlich bindende Wirkung.

    Darin verspricht die Kommission, bei der Umsetzung des bestehenden Gesetzes Berichtspflichten möglichst schlank auszugestalten und die Bürokratielast zu mindern. Sie “verpflichtet sich nachdrücklich”, die Einstufung von Erzeugerländern in Risikokategorien sowie das IT-System zur Umsetzung spätestens sechs Monate vor Anwendung der Regeln verfügbar zu machen. Schneider hatte zuvor gefordert, dies bindend im Gesetz festzuschreiben.

    Rat erteilte Änderungsvorschlägen eine Absage

    Bei der ohnehin angesetzten Überprüfung der Verordnung 2028 will die Kommission Maßnahmen für Produkte aus Ländern mit gutem Waldschutz prüfen. Schneider hatte dagegen gefordert, im Gesetz eine neue Kategorie für Erzeugerländer “ohne Entwaldungsrisiko” zu schaffen, die von vielen Regeln ausgenommen wäre. Zuvor hatten sich im Rat fast alle Mitgliedstaaten gegen die Änderungswünsche Schneiders gestellt.

    Rat und Parlament müssen die Trilogeinigung jeweils noch bestätigen. Die Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten und der Umweltausschuss im Parlament sollen noch am heutigen Mittwoch abstimmen. Die Plenarabstimmung im Parlament ist für die Sitzung von 16. bis 19. Dezember geplant. Wann und in welcher Formation der Rat das Vorhaben final absegnet, ist noch offen. Der rechtzeitigen Verabschiedung vor dem bisher angesetzten Start der Regeln am 30. Dezember steht damit aber nichts mehr im Weg.

    Über das Ergebnis des Trilogs und wie Unternehmen damit umgehen können, diskutieren wir am Donnerstag in einem Live.Briefing. jd

    • Anti-Entwaldung
    • Entwaldung
    • EUDR

    Plastikabkommen: Wie es nach den gescheiterten Verhandlungen weitergehen könnte 

    Die planmäßig letzte Verhandlungsrunde für ein UN-Abkommen gegen Plastikverschmutzung in Busan (Südkorea) ist am Sonntagabend ohne Vertrag zu Ende gegangen. Die Verhandlungen sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. “Es ist fatal, dass die Blockade einiger Staaten den Abschluss verhindert hat”, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Anschluss. Gemeint sind damit öl- und gasproduzierende Länder wie Saudi-Arabien, Iran oder Russland – die laut Teilnehmern die Bemühungen für ein Abkommen seit Beginn der Verhandlungen vor zwei Jahren torpedieren, um ein (ambitioniertes) Rahmenwerk zu verhindern. 

    Ein Abkommen, das auch Vorgaben zur Produktion von Neuplastik sowie Verbote gefährlicher Chemikalien und bestimmte Einwegprodukte enthält, ist laut Fachleuten notwendig. Denn die Menge des weltweit produzierten Plastiks hat sich von 2000 bis 2019 laut OECD verdoppelt. Bis 2060 sagt die Organisation fast eine Verdreifachung voraus. Gleichzeitig ist Plastik schädlich für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Schätzungen zufolge verursacht zum Beispiel die Produktion von Neuplastik rund fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. 

    Möglicher Katalysator: Angst vor einer Abstimmung  

    Das Scheitern dieser Verhandlungsrunde könnte aus Sicht von Experten aus NGOs und Wissenschaft dennoch die Chance eröffnen, noch ein ambitioniertes Abkommen zu beschließen. “Insgesamt war kein Ergebnis zu diesem Zeitpunkt besser als ein fauler Kompromiss“, sagt etwa Henning Wilts, Abteilungsleiter für Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Bei der Fortsetzung kommendes Jahr müssten auch Länder wie eben Saudi-Arabien an Bord geholt werden. Doch ein ambitioniertes Abkommen, wie es über 100 Staaten fordern, unter Konsensbedingungen verabschiedet zu bekommen, halten Beobachter für unwahrscheinlich. 

    Vielmehr müsste es eine ernsthafte Option werden, dass die verhandelnden Staaten nach Mehrheitsprinzip über das Abkommen abstimmen, sagen mehrere Beobachter. “Dann haben die Fossilstaaten, die den gesamten Prozess verzögert und blockiert haben, einen Grund, tatsächlich auf einen Kompromiss hinzuarbeiten”, erklärt Melissa Blue Sky, Anwältin beim Center for International Environmental Law (CIEL), die in Busan vor Ort war. Denn einzelne Staaten könnten dann nicht mehr mit einem Veto eine Einigung verhindern. Laut den Verfahrensregeln, die am Anfang der Verhandlungen zur vorläufigen Anwendung angenommen wurden, ist eine Entscheidung nach Zweidrittelmehrheit möglich – wenn alle anderen Mittel erschöpft sind.

    Es wird also darauf ankommen, wie glaubhaft die Staaten, die ein ambitioniertes Abkommen wollen, ihre Position vertreten, im Zweifel eine Abstimmung zu fordern. Die Basis für ein solches Rahmenwerk könnte in Busan geschaffen worden sein. So haben etwa über 100 Staaten unter der Führung Panamas vorgeschlagen, bei der ersten Weltplastikkonferenz (COP1) ein Minderungsziel für die globale Neuplastikproduktion zu setzen. nh 

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    Biodiversität: Neues Netzwerk für Unternehmen und Finanzinstitute

    Mit einer Auftaktveranstaltung im Bundesumweltministerium am heutigen Mittwoch nimmt der deutsche Ableger der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) seine Arbeit auf. Ziel ist es, Unternehmen und Finanzinstitute dazu zu bewegen und zu befähigen, ihre positiven wie negativen Auswirkungen auf die Biodiversität offenzulegen. Das nationale, informelle Netzwerk wird vom Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. und von Baum e.V. geleitet und steht allen Interessierten offen. Geplant sind vierteljährliche Runden, die digital oder in wechselnden Städten stattfinden; für 2025 ist etwa ein Treffen in Frankfurt am Main vorgesehen.

    Die TNFD sitzt in London, wurde 2021 gegründet und finanziert sich durch Zahlungen von Regierungen und philanthropischen Stiftungen; Spenden von Unternehmen nimmt sie nicht an. In den vergangenen drei Jahren hat sie Offenlegungsempfehlungen und Leitlinien entwickelt, die über die aktuellen EU-Regulierungen hinausgehen. Weltweit folgen mehr als 500 Unternehmen der Real- und Finanzwirtschaft den Vorschlägen. In Deutschland sind es sechs. “Ich erhoffe mir von der TNFD-Consultation Group, dass sie den Austausch zwischen unterschiedlichen Stakeholdern fördert und so die Integration von naturbezogenen Risiken und Biodiversitätskennzahlen auf den Finanzmärkten erleichtert”, sagt Myriam Rapior, stellvertretende Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland. “Dieser Prozess könnte endlich den nötigen Schwung in die Berücksichtigung der Natur in finanzielle Entscheidungen bringen.”

    Mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung, dem sie als Mitglied angehört, hat Rapior gerade eine 36-seitige Empfehlung für Aufsichtsräte veröffentlicht, die Biodiversität in ihrem Unternehmen verankern und managen wollen. Laut des Global Risks Reports des Weltwirtschaftsforums ist mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaft gefährdet, weil diese von den schwindenden Naturleistungen abhängt. maw

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    Stromnetzausbau: Staatsbeteiligungen günstiger als garantierte Privatgewinne

    Forscher des Thinktanks Dezernat Zukunft empfehlen die staatliche Teilübernahme der Strom-Übertragungsnetzbetreiber, um bis ins Jahr 2080 etwa 100 Milliarden Euro einzusparen. In einer Studie führen sie aus, dass ein Staatseinstieg für die Stromverbraucher kosteneffizienter sei als eine Erhöhung der festgelegten Rendite der Netzbetreiber.

    Letzteres wird diskutiert, da die Übertragungsnetzbetreiber derzeit nur schwer neues Kapital für den Ausbau der Netze erhalten. “Die Übertragungsnetzbetreiber haben einen Eigenkapital-Engpass“, schreiben der Mathematiker Axel Kölschbach Ortego und der Ökonom Janek Steitz, “und können den Eigenkapitalbedarf von etwa 70 Milliarden Euro bis 2045 im derzeitigen Regulierungsumfeld nicht ausschließlich über den Markt mobilisieren”.

    Um mehr Investitionen anzulocken, müsste der von der Bundesnetzagentur festgelegte Eigenkapitalzins laut den Autoren um mindestens zwei Prozent erhöht werden. Dadurch würden aber die bereits hohen Netzentgelte bei den Verbrauchern weiter steigen. Auch ein Amortisationskonto-Modell, wie es die Bundesregierung für den Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes entwickelt hat, sei teurer als Staatsbeteiligungen.

    Daher solle der Bund existierende Beteiligungen bei den vier Übertragungsnetzgesellschaften in Deutschland ausbauen und neue aufbauen. Der Staat könne dank seiner guten Bonität günstige Kredite für den Netzaufbau aufnehmen. Staatliche Gewinne aus dem Netzbetrieb könnten wiederum zur Subventionierung des Strompreises für Verbraucher verwendet werden. Die Schuldenbremse greife nicht, wenn der Staat Kredite für den Kauf von Unternehmen aufnehme.

    Staat bereits an einigen Betreibern beteiligt

    Derzeit gehören dem Bund Anteile an den Betreibern 50 Hertz (20 Prozent) und TransnetBW (knapp 25 Prozent). Der dritte Betreiber – Tennet – gehört den Niederlanden. Ein Verkauf an die Bundesrepublik scheiterte jedoch in diesem Jahr, wohl an Preisfragen. Amprion schließlich ist vollständig in Investorenbesitz, im Frühsommer signalisierte der Energiekonzern RWE jedoch Verkaufsabsichten über seine Minderheitsbeteiligung. Die Studie schlägt vor, dass der Bund jeweils die Hälfte der Anteile übernimmt.

    Hintergrund der Studie sind die enormen Herausforderungen beim Stromnetzausbau. Durch die Dekarbonisierung der Energieversorgung steigt die Menge des zu transportierenden Stroms in Deutschland von derzeit 550 Terrawattstunden (TWh) auf geschätzte 880 bis 1270 TWh im Jahr 2045. Hinzu kommen schon jetzt Netzengpässe zwischen Nord- und Süddeutschland, wodurch sogenannte Redispatch-Kosten entstehen. av

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    • Stromnetze

    Zangenhersteller Knipex: Fokus auf grünen Stahl und Resteverwertung

    Der Zangen- und Werkzeughersteller Knipex will ab kommendem Jahr nur noch Stahl nutzen, der mit erneuerbaren Energien hergestellt wurde, sagte die Nachhaltigkeitsbeauftragte Barbara Meimeth der Firma beim Kongress des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Zuvor hatte sich das weltweit tätige Familienunternehmen aus Wuppertal anderthalb Jahre mit der Frage beschäftigt, ob der Stahl aus Schrott die gleiche Qualität habe wie neu hergestellter Stahl. “Es gibt keinen Unterschied”, sagte Meimeth Table.Briefings am Rande der Veranstaltung.

    Das Unternehmen hat zudem für seinen eigenen Stahlschrott von einer linearen auf eine zirkuläre Wirtschaftsweise umgestellt. Bei der Produktion bleibe naturgemäß immer ein Teil des Stahls übrig, so wie man “Kekse beim Backen aussticht”. Früher habe man diese Reste als Stahlschrott entsorgt. Mittlerweile sammele man sie sortenrein ein. Anschließend werde dieser Schrott im Stahlwerk eingeschmolzen und erneut von Knipex verarbeitet. Um diesen Kreislauf zu realisieren, habe man sich mit dem Entsorger und dem Stahlunternehmen an einen Tisch gesetzt.

    Verworfen habe man die Idee, die Zangen wieder bei den Kunden einzusammeln, um den Stahl wiederzuverwerten. Wegen der Langlebigkeit der Produkte und des Gewichts der Zangen habe man nur bei Kunden in der DACH-Region nachgefragt. Dabei sei einhellig die Rückmeldung gekommen, “dass die Zangen überall bereits in den Stahlschrott gehen”. Angesichts der mit dem Transport verbundenen CO₂-Emissionen ergebe es auch keinen Sinn, die Zangen alle zurückzunehmen. cd

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    Batterieforschung: Protest gegen Mittelkürzung

    Vier Wirtschaftsverbände haben sich am Montag gegen Pläne gewandt, die Bundesmittel für die öffentlich geförderte Batterieforschung auslaufen zu lassen. Sie sei ein “zentrales Element der Forschungs- und Innovationspipeline”. Ausgerechnet hier den Rotstift anzusetzen, sei ein verheerendes Signal an Wirtschaft und Gesellschaft. Stattdessen müsse die Forschung in diesem Bereich deutlich ausgebaut und auf eine verlässliche Basis gestellt werden.

    Zu den Unterzeichnern gehören neben dem Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien (KLIB) die Verbände des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA), der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) und der Chemischen Industrie (VCI).

    VCI: Kahlschlag bei der Forschung führt zu technologischer Abhängigkeit

    Sie warnen davor, dass der Haushaltsentwurf 2025 und die damit verbundene unklare zukünftige Fördersituation bereits den Abbau der Batterieforschung an akademischen Einrichtungen eingeleitet habe. Arbeitsverträge könnten nicht verlängert, neue Verträge nicht abgeschlossen und laufende Forschungsprojekte nur noch zu Ende geführt werden. Die Forschungseinrichtungen verlören ihren wissenschaftlichen Nachwuchs aufgrund der Perspektivlosigkeit in diesem Forschungsfeld.

    “Dieser Kahlschlag führt zu einem Verlust an Wertschöpfung und das Risiko einer langfristigen Abhängigkeit von anderen Technologieregionen wächst”, beklagt Ulrike Zimmer, Leiterin des Bereichs Wissenschaft, Technik und Umwelt beim VCI. Nur mit einer starken Forschungsförderung könne der heimische Industriestandort seine Chancen im Wettbewerb mit den USA und China wahren, sagt Zimmer.

    Innovationskraft Deutschlands werde massiv geschwächt

    Peter Lamp, Vorstandsvorsitzender des KLIB, kritisiert zudem, dass der Ausstieg aus einem der derzeit ökologisch und ökonomisch wichtigsten Forschungsfelder die Innovationskraft Deutschlands massiv schwäche und die Schaffung neuer, zukunftssicherer Arbeitsplätze in einem Hochtechnologiebereich verhindere.

    Der noch von der Ampel-Koalition vorgelegte Haushaltsentwurf 2025 sieht im Etat des Bundesforschungsministeriums zwar 118 Millionen Euro für die Fortführung bereits bewilligter Forschungsprojekte vor. Mittel für neue Projekte sind jedoch nicht eingeplant. ch

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    Must reads

    Die gewollte Plastikflut – Süddeutsche Zeitung
    Die erneuerbaren Energien bedrohten die Gewinne der Ölkonzerne, schreibt Christoph von Eichhorn. Darauf reagierten sie, indem sie die Produktion von Plastik steigern. Schon heute ist Exxon der größte Hersteller von Einwegplastik. Bislang denkt kaum ein Kunststoffhersteller daran, seine Produktion freiwillig einzuschränken. Vielmehr haben Unternehmen eine Menge Projekte in Planung, mit denen sie die Produktion ausweiten wollen. Zum Artikel

    Der Bund investiert in die Zukunft – allerdings oft nur theoretisch – Süddeutsche Zeitung
    Der Bund habe laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in den vergangenen sechs Jahren seine Ausgaben für Zukunftsthemen wie Klimaschutz und Digitalisierung massiv gesteigert, schreibt Claus Hulverscheid. Aber ein hoher Teil der Mittel fließe nicht regelmäßig ab. Deswegen gebe Deutschland gerade einmal 2,7 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Leistung für Investitionen aus. Das liegt unter dem EU-Durchschnitt von 3,6 Prozent. Zum Artikel

    Chinese forced labour claims over ‘Italian’ tomato puree in UK supermarkets – Independent
    “Italienisches” Tomatenmark wurde aus Früchten aus der chinesischen Region Xinjiang hergestellt, wo Zwangsarbeit weit verbreitet ist. Dies legt eine Recherche der BBC nahe. Namita Singh hat Lebensmittelketten auch in Deutschland abgefragt: Lidl bestätige, die Produkte kurzzeitig verkauft zu haben. Rewe ebenso – die Firma glaube aber, dass keine Tomaten aus Xinjiang in den Döschen waren, die inzwischen ausgeräumt worden seien. Zum Artikel 

    Der neue Kampf gegen Gruben – taz
    Bei Frankfurt, in Oberschwaben, im Rheinland, im sächsischen Würschnitz: Naturschützer besetzen Wälder, um Abholzung für den Kies- und Sandabbau zu verhindern. Unternehmer hingegen argumentieren, dass lokal abgebaute Rohstoffe klimafreundlicher seien. Maxi Arnhold sprach bei seiner Recherche auch mit Experten, die für mehr Kreislaufwirtschaft plädieren. Zum Artikel

    Ist China der Klimasünder Nummer eins – oder Vorreiter der Energiewende? – Handelsblatt
    China ist einerseits der größte Verursacher von CO₂-Emissionen, andererseits ist es auch führend im Ausbau erneuerbarer Energien, vor allem in der Wind- und Solarenergie. Im Podcast Green & Energy ist die China-Analystin Belinda Schäpe zu Gast. Sie erklärt, wie das Tempo beim grünen Zubau zum Ausbau von Kohlekraftwerken passt und was Deutschland von der chinesischen Energiewende lernen kann. Zum Beitrag

    Das spanische Wirtschaftswunder – Die Zeit
    Um 3,4 Prozent ist die Wirtschaft Spaniens im Vergleich zum Vorjahresquartal gewachsen. Das, meint Autorin Julia Macher, wäre ohne die günstige Energie nicht möglich, die 20 Prozent weniger kostet als im Rest Europas. Kostensenker sind neben gedeckelten Gaspreisen die Erneuerbaren, auf die Spanien verstärkt setzt. Doch auch die Migration spielt eine positive Rolle. Zum Artikel

    Energiewende: Kein Anschluss für die Megabatterien – FAZ
    Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist auf große Speicher angewiesen, wenn ein Zusammenbruch des Stromnetzes verhindert werden soll. Vielerorts werden deshalb solche Speicherprojekte geplant. Doch oft können sie gar nicht oder nur mit erheblicher Verzögerung realisiert werden, berichtet Marcus Theurer. Der Grund: Die Stromnetzbetreiber kommen mit dem Bau der notwendigen Netzanschlüsse nicht hinterher. Zum Artikel

    EU commissioner pitches ‘Europe first’ in response to Donald Trump – Financial Times
    Am ersten Tag im neuen Amt als europäischer Industriekommissar hat Stéphane Séjourné mit Henry Foy und Alice Hancock gesprochen. Die Kommission, so Séjourné, werde strategische Sektoren definieren – er nannte Stahl, Fahrzeuge, Luftfahrt und “clean technologies” – und diese industriepolitisch fördern und schützen. Zum Artikel

    Standpunkt

    Afrika: Mehr als Rohstoffe – Partnerschaft auf Augenhöhe!

    Von Thomas Schäfer
    Thomas Schäfer ist CEO der Marke Volkswagen Pkw und Vorsitzender der Subsahara-Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri).

    Zur reichen Kulturgeschichte Afrikas gehört eine Vielzahl von schönen Sprichwörtern. Eines davon lautet: “Ein zwitschernder Vogel baut kein Nest”. Bedeutet: Es ist besser zu handeln, statt nur zu reden.  

    In diesen Tagen findet in Nairobi die fünfte Ausgabe des German-African Business Summit (GABS) statt. Deutsche Unternehmen möchten dort, unterstützt durch die Subsahara-Afrika Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri), die Zusammenarbeit mit unseren afrikanischen Partnern vertiefen. Eine Top-Priorität auf dem Gipfel: Rohstoffe.

    Höchste Zeit für umfängliche Rohstoffstrategie

    Der Zeitpunkt für diese Konferenz hätte nicht passender sein können. Denn im globalen Wettbewerb um Partner, Märkte und Rohstoffe stehen uns stürmische Zeiten bevor. Durch die Zollpläne der neuen US-Administration drohen neue, globale Handelskonflikte. Diese könnten auch die weltweite Versorgung mit kritischen Rohstoffen einschränken. 

    Gleichzeitig geht es mit Freihandelsabkommen zwischen der EU und rohstoffreichen Staaten wie Indonesien und Australien nicht voran. Und es gibt einen “neuen Wettlauf nach Afrika” (Die Zeit). China drosselt dort zwar jetzt seine Aktivitäten etwas, bleibt aber wichtigster Handelspartner. Währenddessen dehnt Russland seinen Einfluss auch auf diesen Kontinent aus.

    Die Kooperation mit Afrika ist auch deshalb für Deutschland und Europa zentral – strategisch wie ökonomisch. Jetzt muss umso mehr gelten: nicht nur reden, sondern handeln.    

    Rohstoffpolitik partnerschaftlich denken

    Entscheidend ist dabei aus meiner Sicht, dass wir diesen großartigen Kontinent nicht als “business case” sehen, und nicht allein als Rohstoffquelle, sondern als Wirtschafts- und Handelspartner auf Augenhöhe. Und dass wir folgerichtig auch Rohstoffpolitik partnerschaftlich denken, mit dem klaren Ziel, Win-win-Situationen zu schaffen.    

    Was braucht es jetzt?

    Wichtig ist eine strategische Industriepolitik für Rohstoffe. Afrika verfügt über einen bedeutenden Anteil an globalen Rohstoffreserven, darunter 90 Prozent der Platinmetalle, 55 Prozent des Kobalts und 36 Prozent des Mangans. Aber China hält zum Beispiel Anteile an 15 von 17 Kobaltminen in Kongo. Vor allem veredelt und verarbeitet es die Rohstoffe zu Hause und nicht in Afrika, zieht also die Wertschöpfung ab. Stattdessen könnte man Wertschöpfung dort ansiedeln, wo Rohstoffe gefördert werden. Das würde afrikanischen Staaten und ihren Menschen helfen. Das würde der europäischen Wirtschaft bei der Diversifizierung und dem De-Risking von China helfen. Dazu gehört jedoch eine ambitionierte finanzielle Unterstützung durch den Staat bei Rohstoffprojekten im Ausland. Der Rohstofffonds der KfW Bank über eine Milliarde Euro war ein erster guter Schritt.

    Lokale Wertschöpfung und Infrastruktur fördern

    Es bedeutet auch, dass sich Europa als attraktive Alternative in Afrika etablieren kann, wenn es partnerschaftliche Lösungen anbietet. Lösungen mit lokaler Wertschöpfung, die gleichzeitig helfen, Infrastruktur, Transportmöglichkeiten und Verarbeitungskapazitäten vor Ort aufzubauen. Entscheidend ist auch hier: Der Fokus muss auf Austausch und gegenseitiger Hilfe liegen. Die afrikanischen Staaten brauchen keine “Retter” aus Europa und aus dem Westen, insbesondere vor dem Hintergrund der kolonialen Vergangenheit einiger europäischer Länder. Sondern sie brauchen Partner, die mit ihnen gemeinsam ihr enormes Potenzial entfalten – und die Technologietransfer und Investitionen in Bildung eben nicht als Entwicklungshilfe, sondern als partnerschaftliche Zukunftsinvestition sehen.  

    Letzter Punkt: Die Kooperation zwischen Europa und Afrika braucht strategische Freihandelsabkommen. Die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA) hat die wirtschaftliche und politische Stabilität in den afrikanischen Staaten nicht nur enorm befördert, sondern auch eine neue Ära der Chancen, der Innovationen und der Zusammenarbeit eröffnet.

    Wir in Deutschland und Europa sollten über diese Chancen nicht nur “zwitschern”, sondern handeln.

    Thomas Schäfer ist Mitglied des Vorstands beim Volkswagen-Konzern, CEO der Marke Volkswagen Pkw und Vorsitzender der Subsahara-Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri). Zuvor war Schäfer unter anderem als Vorsitzender und Geschäftsführer der Volkswagen Group South Africa tätig und verantwortete die Entwicklung von Volkswagen in der Region Subsahara-Afrika.

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    Mehr von Table.Briefings

    China.Table – Geothermie: Wie China die Nutzung der Energietechnologie vorantreibt: Chinesische Städte und Unternehmen setzen verstärkt auf geothermische Energie, um Haushalte im Winter zu heizen. Die Technologie hat in der Volksrepublik enormes Ausbau-Potenzial. Zum Artikel

    Climate.Table – Rettung der Böden: Über diese Regeln und Finanzen verhandelt die Wüsten-COP: In Saudi-Arabien sucht die COP16 zur Bekämpfung von Wüstenbildung nach Regeln und Finanzmitteln für die Rettung der Böden – bis 2030 sind 2,6 Billionen Dollar nötig. Zum Artikel

    Europe.Table – Klimasteuer für die Tierhaltung: Was Deutschland und die EU von Dänemark lernen können: Mit einer Steuer auf Treibhausgasemissionen der Tierhaltung will Dänemark seinen Klimazielen einen Schritt näher kommen. Kopenhagen hofft, zum Vorbild zu werden – doch in Brüssel und Berlin deutet aktuell wenig darauf hin, dass es so kommt. Zum Artikel

    Dessert

    Glücklich oder gewinnbringend? Biolandbau könnte besser für Bauern und Verbraucher funktionieren, wenn die Gewinnmargen des Handels nicht so hoch wären.

    Seltene Einblicke in den Ökolandbau liefert der Arte-Dokumentarfilm “Biokrise – Masse statt Klasse” von Rémi Delescluse. Zwei Jahrzehnte lang wuchs der Ökolandbau in Europa. Doch in der Inflation griffen weniger Verbraucher zu, entsprechend sank der Absatz 2022 um fast drei Prozent in der EU. In Frankreich schloss 2023 fast jeder zehnte Bioladen, was viele Landwirte in existenzielle Nöte stürzte.

    Der Filmemacher ist dabei, als ein Landwirt erstmals wieder mit seinem Trecker Glyphosat auf seinen Feldern verspritzt und damit für sich persönlich mit der Biolandwirtschaft abschließt. Gleichzeitig verdient der Handel an den Bioprodukten häufig höhere Margen als bei konventionellen Produkten, was der Betreiber eines Supermarkts transparent macht. Hier zeigt sich: Wenn die Wertschöpfung anders verteilt würde, könnte Ökolandwirtschaft sich lohnen – für Bauern und für Konsumenten. Landwirte würden höhere Anteile erwirtschaften und die Kunden könnten günstiger Bioprodukte kaufen.

    Die Dokumentation zeigt auch, wie industrielle Methoden im Ökolandbau funktionieren und wie nicht. Zu sehen sind verstörende Bilder von Tieren, etwa Kühe mit riesigen entzündeten Eutern oder offenen Wunden. Außerdem der zunehmende Einsatz natürlicher Pestizide. Was natürlich ist, kann dabei auch giftig sein. So werden einige Zusatzstoffe als neurotoxisch oder hormonaktiv eingestuft. Neben Schattenseiten des Ökolandbaus zeigt der Film aber auch Idyllisches: Etwa einen Bauern, der seinen Anbau komplett auf Bio umgestellt und diversifiziert hat. Hier laufen die Hühner durch den Weinberg und die Schweine leben im Wald. Caspar Dohmen

    ESG.Table Redaktion

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