ohne natürliche Ressourcen könnten viele Unternehmen nicht existieren. Der Schutz der Arten müsste also Grundlage ihres Handelns sein. Tatsächlich aber wird das Thema zu wenig beachtet. Häufig ist nicht mal bekannt, wie abhängig die Wirtschaft tatsächlich ist. Dabei nehmen die verpflichtenden Regulierungen zu.
Table.Briefings lädt deshalb zu einem Webinar ein, das sich an Unternehmenslenker und insbesondere Aufsichtsräte richtet, die verstehen wollen, wie sie den Schutz der Biodiversität in ihrem Unternehmen verankern und managen können. Das digitale Live Briefing findet am 2. Dezember um 11 Uhr statt. Wer kostenlos teilnehmen möchte, kann sich auf dieser Seite anmelden. Bei dem Termin wird auch ein neuer Leitfaden zu dem Thema vorgestellt.
Was ich Ihnen dazu noch empfehlen möchte: In dieser Ausgabe sehen wir uns den Textilmarkt an – nur ein Prozent der weltweit verkauften Kleidung werden bislang recycelt. Wie sich das ändern ließe, beschreibt Sarah Kröger. Meine Kollegen Caspar Dohmen und Nicolas Heronymus haben Kristina Jeromin interviewt. Die Expertin für Sustainable Finance erklärt, warum die Finanz- und Realwirtschaft enger miteinander verzahnt werden müssen, damit die Transformation in Deutschland gelingt. Und ich analysiere den aktuellen Stand der CSRD. Das Gesetz zur Nachhaltigkeitsberichterstattung hängt im Bundestag fest – die Wirtschaft ist darüber nicht sonderlich erfreut.
Ab dem 1. Januar 2025 gilt die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in der Europäischen Union. Dann müssen die ersten Unternehmen, die von öffentlichem Interesse sind und mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigen, nach CSRD-Regeln offenlegen, wie nachhaltig sie bereits sind. Auf etwa 300 deutsche Unternehmen träfe dies im ersten Schritt zu. In den kommenden Jahren werden die Berichtspflichten dann auf knapp 15.000 Unternehmen hierzulande ausgeweitet.
Einzig: Die CSRD ist in Deutschland noch gar nicht in Kraft getreten. Erst zog sich die Umsetzung der EU-Richtlinie im Bundesjustizministerium (BMJ) hin, dann fiel sie Anfang November in das Vorhabenvakuum der gescheiterten Ampel-Koalition. Wird sie in diesem Jahr oder in dieser Legislaturperiode noch beschlossen? Oder kommt sie erst nach der Wahl wieder auf die Agenda?
Nach der ersten Lesung und einer Verbändeanhörung Mitte Oktober haben sich die verbliebenen Berichterstatter von SPD und Bündnis 90/Die Grünen jetzt auf eine Fassung geeinigt, die Änderungen an dem Regierungsentwurf vorsieht. Drei davon:
Um diese Vorschläge durch den Bundestag zu bringen, bräuchten SPD und Grüne die Hilfe einer weiteren Fraktion. Da ein positives Votum der FDP fraglich ist, bleibt nur die Union. Der CSRD-Berichterstatter Stephan Mayer (CSU) wies jedoch letzte Woche gegenüber Table.Briefings noch einmal auf die “unverhältnismäßige Belastung” und “überbordende Bürokratie” hin, die das Gesetz der Wirtschaft aufzwinge. Angesichts der wirtschaftlichen Lage müsse “dem Bürokratieabbau höchste Priorität eingeräumt werden”.
Andererseits: Letztlich muss die EU-Richtlinie in ein nationales Gesetz gegossen werden. Die Spielräume für weitere Abschwächungen im Sinne der Union wären gering. Wenn die CSRD jetzt nicht beschlossen wird, muss sich die kommende, womöglich CDU-geführte Regierung an die Umsetzung der unbeliebten Richtlinie machen.
Gegen einen rechtzeitigen Abschluss des Verfahrens spricht inzwischen auch der Kalender. Der Bundestag hat Sitzungstage abgesagt, was die Optionen für die Verabschiedung dort einschränkt. Der ursprünglich anvisierte Termin am 20. Dezember für die ebenso notwendige Abstimmung im Bundesrat lässt sich kaum noch halten.
Es verbleiben aber einige wenige Sitzungswochen des derzeitigen Bundestags, um die Richtlinie in deutsches Recht umzusetzen. Sollte die CSRD erst nach der Wahl im Februar wieder angepackt werden, rechnen Beobachter und Beteiligte damit, dass sie nicht vor Herbst 2025 verabschiedet werden kann.
Warum es mit der CSRD noch dauern wird, muss die Bundesregierung bis spätestens kommende Woche gegenüber der EU-Kommission beantworten. Sie hat unter anderem gegen Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren eröffnet, weil die Frist zur Umsetzung bereits Anfang Juli abgelaufen war. Welche Argumente der neue Justizminister Volker Wissing anführen wird, wollte das BMJ gegenüber Table.Briefings nicht erklären.
Die Wirtschaft muss derweil mit den Unwägbarkeiten pragmatisch umgehen. Die CSRD wird ab Neujahr beispielsweise in Frankreich gelten, aber vermutlich nicht in Deutschland. Eine konkrete Folge: Unternehmen, die eine Tochterfirma in dem Nachbarland betreiben, können nicht von der sogenannten Konzernbefreiung profitieren. Statt einem konzernweiten CSRD-Bericht müssten deutsche Unternehmen dann für jede Tochter im EU-Ausland einen separaten Bericht anfertigen.
Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) hat die Folgen für Unternehmen in einem Gutachten untersuchen lassen. Darin wird argumentiert:
“Das Alttextil-Recycling steht vor kurz vor dem Kollaps”, sagt Thomas Fischer vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BSVE). Ultra-Fast-Fashion-Riesen wie Temu oder Shein würden den Textilmarkt derart mit billiger Neuware überfluten, dass Secondhand-Ware im Ausland immer weniger gefragt sei. Es sei für die Menschen günstiger, Neuware aus China zu kaufen, als europäische Secondhand-Ware. Das sei ein großes Problem für die Altkleidersammler und -sortierer, die das Recycling von Textilien vor allem über den Verkauf von Secondhand-Ware subventionieren. Seit dem Frühjahr hätten die Preise, die sie für alte Textilien erhalten, nicht mehr die Kosten für Container-Aufstellung, Sammlung und Verwaltung gedeckt.
Circa 1,3 Millionen Tonnen Altkleider werden laut BSVE jedes Jahr in Deutschland gesammelt. Ungefähr 54 Prozent gehen an Secondhand-Läden oder werden ins Ausland exportiert. Aus einem weiteren Teil entstehen Polsterfüllungen oder Putzlappen, der Rest wird verbrannt. Doch in den seltensten Fällen wird aus alten Textilien ein neues Kleidungsstück. Nicht mal ein Prozent der ausrangierten Textilien weltweit werden laut Europäischer Umweltagentur wieder zu Kleidung verwertet.
Die Quote ist so gering, weil Hersteller häufig verschiedene Materialien nutzen, die sich zusammen nur schwer recyceln lassen. Am besten funktioniert das bei Textilien, die zu mindestens 95 Prozent aus einem Material bestehen. Doch gerade bei günstiger Kleidung werden oft unterschiedliche Materialien wie Baumwolle, Polyester oder Polyamid gemischt. Sie wieder zu trennen, ist sehr aufwendig. Das führt dazu, dass recycelte Fasern oft teurer als Frischfasern aus Baumwolle oder Polyester sind – und die Nachfrage entsprechend gering ist.
“Je minderwertiger ein Polyester aus chemischer Sicht ist, desto günstiger ist er meist auch”, sagt Melina Sachtleben, Wissenschaftlerin am Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen. Minderwertiger Polyester ließe sich nur noch im chemischen Recycling zu einem hochwertigen Rohstoff wiederverwerten. “Aber wir müssen bedenken, dass das ein sehr teures und aufwendiges Verfahren ist, bei dem viel Energie verwendet wird.” Deswegen sei chemisches Recycling nur eine Lösung bei Textilien, die nicht anders recycelt werden können.
Zudem ist das Image von Recyclingfasern ausbaufähig. Das Start-up Turns verarbeitet in einem mechanischen Verfahren Berufsbekleidung von Behörden und Unternehmen zu der Turns-Faser und verspinnt sie zu neuen Garnen. Daraus entstehen dann beispielsweise Jogginghosen, T-Shirts oder Heimtextilien.
Ihre Arbeit besteht auch darin, mit Vorurteilen aufräumen. “Bei Alttextil-Garn wird oft gedacht, dass es das nur in schlechter Qualität, in grau und rau gibt”, sagt Angelique Thummerer, Mitgründerin von Turns. Es sei sehr wichtig, den Kunden Produkte zu zeigen, die greifbar machen, was heute schon mit recyceltem Garn möglich sei. Mechanisches Recycling sei die einzige Methode, die schon im industriellen Maßstab funktioniere, sagt sie.
Allerdings seien die gerissenen Fasern kürzer und daher minderwertiger. So müssten jedem recycelten Kleidungsstück auch Neufasern beigemischt werden. Bei Turns bestehen recycelte Garne in der Regel aus 70 Prozent Neufasern und 30 Prozent recycelten Fasern. Aktuell sei das Verhältnis die wirtschaftlichste Variante für das Unternehmen, das als eines von wenigen nur mit getragenen Alttextilien arbeitet. Denn im Gegensatz zu anderen Unternehmen verwendet Turns keine recycelten PET-Flaschen, für die es bereits funktionierende Kreisläufe gibt.
Um das Textilrecycling voranzubringen, braucht es passende Strukturen, sagt Forscherin Sachtleben. “Im Prinzip müssen die Lieferketten komplett neu gedacht werden.” In jedem Schritt der Lieferkette müssten Partner wie Spinnereien oder Webereien bereit sein, mit dem recycelten Material zu arbeiten. Das sei sehr aufwendig und auch eines der großen Probleme des schwedischen Recyclingunternehmens Renewcell gewesen, das im Februar insolvent ging.
Es hatte seit 2022 in einem chemischen Prozess aus Alttextilien und Produktionsabfällen künstliche Cellulosefasern hergestellt – anstatt aus Holz, wie bei bisherigen Cellulose-Fasern wie Viskose oder Modal, üblich. Zu den Kunden gehörten Marken wie Zara, Levi’s oder H&M. Obwohl die Anlage des Unternehmens Kapazität für 5.000 Tonnen Zellstoff monatlich hatte, stellte es im Januar nur rund 174 Tonnen her. Kurz darauf meldete es Insolvenz an. Inzwischen hat Renewcell einen neuen Investor gefunden und agiert jetzt unter dem Namen Circulose.
Trotzdem gelte: Solange es keine klaren politischen Vorgaben gäbe, würden sich die großen Konzerne mit Investitionen zurückhalten, sagt Sachtleben. Die EU plant derzeit im Rahmen ihrer Textilstrategie die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung, wonach die Hersteller von Textilien die Kosten für die Bewirtschaftung der Abfälle selbst tragen müssten. Dabei steht auch die Vorgabe eines verpflichtenden Recyclinganteils in Textilien zur Debatte. Dazu sagt Unternehmerin Thummerer: “Wenn die Firmen sich auf bestimmten Kosten und Strukturen vorbereiten könnten, dann könnten wir jetzt schon viel mehr Power in die flächendeckende Etablierung von einem transparenten und hochwertigen Alttextilsystem stecken.”
Bis politische Klarheit herrscht, versuchen die Altkleidersammler zu überleben. Thomas Fischer vom BSVE wünscht sich ein deutliches Zeichen von der Politik: “Es ist wichtig, dass die schon bestehenden Recycling-Strukturen, zu denen die Sammlung und Sortierung von Alttextilien gehört, erhalten bleiben.” Sarah Kröger
Alle Artikel der Serie zur Circular Economy finden Sie hier.
Mit der Initiative “Made in Germany 2030” wollen Sie eine industriepolitische Finanzierungsstrategie für Deutschland erarbeiten, die als Orientierung für die kommende Bundesregierung dienen soll. Gibt es nicht schon genug Strategien?
Die Welt hat natürlich nicht darauf gewartet, dass eine vollkommen neue Initiative allen erklärt, wie es läuft. Aber der Bedarf für einen neuen Ansatz ist da. Denn obwohl die Argumente bereits weitestgehend ausgetauscht sind, ist die wichtigste Frage ungelöst: Wie gelingt die sicher finanzierte Umsetzung der Transformation, damit wir künftig innerhalb der planetaren Grenzen agieren?
Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage?
Es braucht in Europa und Deutschland das Zusammenwirken von Finanz- und Realwirtschaft. Unternehmen müssen wissen, welche Informationen Banken und Investoren von ihnen brauchen und andersherum. Wir befinden uns in einer Phase, in der sich viele Wertschöpfungsketten verändern. Ohne klare Orientierung geht es also nicht. Denn sowohl die Finanz- als auch die Realwirtschaft müssen ihre Geschäfte auf Klimaneutralität ausrichten. Das heißt: Wir brauchen Standardisierung.
Wie soll diese Standardisierung aussehen?
Wir brauchen sie insbesondere auf zwei Ebenen: Szenarien und Indikatoren. Bei Szenarien geht es um die Frage, auf welches Zukunftsbild ich als Unternehmen hinarbeite. Nehme ich etwa an, dass sich der CO₂-Preis innerhalb der kommenden Jahre vervielfacht, während mein Geschäftsmodell zum Großteil von fossilen Energien abhängt? Dann treffe ich andere Entscheidungen, als wenn das nicht der Fall ist. Zudem brauchen wir bei den Indikatoren Standardisierung. Nur die wirklich für das Geschäft und Klima sowie Umwelt “wesentlichen” Faktoren sollten eine Rolle spielen.
Entscheiden, was davon für ihr Geschäft von Bedeutung ist, müssen Unternehmen künftig ohnehin, wenn sie Nachhaltigkeitsberichte erstellen. Was will Ihre Initiative beitragen?
Wir wollen zusätzlich zum Status quo der Regulierung kein weiteres Feld aufmachen, sondern dabei helfen, die Regulierung in ein effizientes Instrumentarium zu überführen. Im Zentrum stehen dabei Transitionspläne, die wir im Austausch mit Politik, Finanzwirtschaft, Industrie und Wissenschaft für wichtige Industriesektoren hierzulande erstellen. Damit wollen wir helfen, den Weg hin zur Klimaneutralität zu organisieren. Daraus soll schließlich eine Strategie für die Finanzierung eines wettbewerbs- und zukunftsfähigen deutschen Industriestandortes werden.
Lassen sich Transitionspläne, die viele Unternehmen auch im Rahmen der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung erstellen müssen, überhaupt für Sektoren erarbeiten?
Eine sektorale Perspektive ist sinnvoll, weil Unternehmen der gleichen Branche hinsichtlich Risiken und Chancen in gewissem Maße homogen sind. Und wenn wir darauf schauen, welche das sind, dann gibt es Erkenntnisse, die für den gesamten Sektor gelten. Das hilft Unternehmen sowie Banken, die möglichen Szenarien besser zu verstehen. Aus meiner Sicht zeigt sich zudem, dass es – obwohl es in politischen Debatten manchmal so wirkt – eben nicht zehn verschiedene Pfade gibt, die wirksam sind. In vielen Fällen ist der Weg klar, wie bei der Elektromobilität.
Beim Begriff “Plan” dürften manche Menschen an einen vom Staat verordneten Weg für die Transformation denken. Schränken Transitionspläne Innovation und Wettbewerb ein?
Nein, mit solchen roten Fäden entsteht die Möglichkeit, dass der Markt seine Dynamik entfaltet. Wettbewerb geht dadurch nicht verloren, sondern diese Pläne schaffen Ordnung und Sicherheit. Für mich ist das intelligente Industriepolitik und Rahmensetzung. Es geht dabei um die Standortfrage. Biete ich den Unternehmen hierzulande diese Orientierung durch einen klaren politischen Kurs und binde ich die Finanzierung strukturell ein? So bleibt Deutschland wettbewerbsfähig. Das ist auch wichtig, weil wir Kapital aus dem Ausland anziehen wollen.
Transitionspläne sollen also auch dabei helfen, mehr privates Kapital in die Transformation der Industrie zu lenken?
Ein klares Ja. Nur wenn Kapitalgeber eine klare Vorstellung davon haben, was Unternehmen vorhaben, werden sie finanzieren und investieren. Das klingt banal. Aber tatsächlich ist dies für die Kapitalgeber – egal ob Fonds, Versicherungen oder Banken – angesichts der Transformation mit ihren vielen Veränderungen schwieriger geworden. Aber nur wenn Finanzmarktakteure in der Tiefe verstehen, wie die künftigen Wertschöpfungsketten etwa in der Auto- und Chemiebranche oder dem Maschinenbau in Deutschland funktionieren, investieren sie im notwendigen Ausmaß.
Private Kapitalströme in die Transformation zu lenken, ist als Idee so alt, wie das Vorhaben an sich. Bisher fließt jedoch noch nicht genug privates Geld. Woran liegt das?
Die kurzfristige Relevanz von ökologischen Transformationsrisiken ist so gering, dass diese bei vielen Unternehmen in grundsätzlichen strategischen Entscheidungen kaum relevant sind. Denn dabei fehlt oft die mittel- bis langfristige Betrachtung. Dazu kommt die Unsicherheit, wie sich bestimmte Märkte langfristig entwickeln – unter anderem, weil politische und gesellschaftliche Ziele unklar sind, beziehungsweise nicht konsequent verfolgt werden. Und so fallen die Risiken halt hinten herunter, obwohl sie sehr relevant sind. Die Märkte müssten so gestaltet sein, dass sie diese Risiken und Chancen abbilden, so dass sie für die handelnden Akteure wichtig werden. Hier kann die Regulatorik eine wichtige Rolle spielen, weil sie Transparenz fördert und eine verlässliche politische Rahmensetzung Planungs- und Erwartungssicherheit schafft.
Stichwort: Transparenz. Es gibt intensive Debatten über die Berichterstattungspflichten, die sich aus der EU-Regulierung ergeben. Manchmal ist sogar davon die Rede, dass die Finanzbranche die Unternehmen gängele, weil sich die Politik nicht traue.
Den Vorwurf kenne ich. Aber er entspricht nicht den Tatsachen. Real- und Finanzwirtschaft sind bei der Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2045 voneinander abhängig. Keine Seite sitzt am längeren Hebel und beide müssen wettbewerbsfähig bleiben. Die Politik hat sowohl die Real- als auch die Finanzwirtschaft verpflichtet, Wertschöpfungsketten zu dekarbonisieren. Damit das gelingt, müssen sie zusammenarbeiten.
Wie beeinflusst die vorgezogene Bundestagswahl die Pläne von “Made in Germany 2030”?
Eine gelingende Transformation braucht handlungsfähige demokratische Mehrheiten. Deshalb sind die vorgezogenen Neuwahlen – bei allem zeitlichen Druck, der daraus entsteht – für Made in Germany 2030, wie auch die gesamte deutsche Wirtschaft, eine Chance. Wir möchten und werden mit unseren Vorschlägen der kommenden Bundesregierung ein attraktives Unterstützungsangebot für den Aus- und Aufbau einer klimaneutralen Wertschöpfung und ihrer sicheren Finanzierung machen.
27. November 2024, 10:00 bis 17:30 Uhr, Essen und online
Tagung Forum:Bau – Die Zukunft des Bauens (Veranstalter: Holcim GmbH) Info & Anmeldung
27. und 28. November 2024, Düsseldorf
Messe Solar Solutions – Leitmesse für Experten erneuerbarer Energien in NRW (Veranstalter: Xpo Messe Kontakt GmbH) Info & Anmeldung
27. und 28. November 2024, Düsseldorf
Konferenz Treffpunkt Nachhaltigkeit – Gemeinsam wirken. (Veranstalter: DG Nexolution) Info & Anmeldung
28. November 2024, 10:00 bis 18:30 Uhr, Berlin
Tagung Tag der Agrarökologie: Ein Konzept, viele Perspektiven (Veranstalter: Spore Initiative) Info & Anmeldung
28. November 2024, 12:00 bis 17:00 Uhr, Online
Tagung Blue Planet Berlin Water Dialogues 2024 (Veranstalter: Blue Planet) Info & Anmeldung
28. November 2024, 14:00 Uhr, Frankfurt
Vergabefeier FNG-Siegel 2025 – Der Qualitätsstandard nachhaltiger Geldanlagen (Veranstalter: F.I.R.S.T. e.V.) Info & Anmeldung
28. und 29. November 2024, Düsseldorf
Preisverleihung 17. Deutscher Nachhaltigkeitspreis (Veranstalter: Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis) Info & Anmeldung
29. November 2024, 9:00 bis 16:00 Uhr, Berlin
Tagung Voluntary Sustainability Standards – Understanding Strengths and Weaknesses for Human Rights Due Diligence (Veranstalter: BMAS) Info & Anmeldung
29. und 30. November 2024, Dortmund
Festival Innovative Citizen Festival 2024 (Veranstalter: Fraunhofer Umsicht) Info & Anmeldung
Die Bundesregierung hat laut Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir noch keine abgestimmte Position zu den Änderungen an der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR). Den Aufschub der Regeln unterstütze die Bundesregierung wie auch der Rat insgesamt, sagte Özdemir am Rande des EU-Agrarrats am Montag. Doch die inhaltlichen Änderungen zur Einführung einer neuen Risikokategorie für Erzeugerländer, für die das Parlament zuletzt gestimmt hatte, schaue man sich bis zur Sitzung der EU-Botschafter am Mittwoch noch an.
Der EVP, die die zusätzlichen Änderungen eingebracht hatte, warf der Grünen-Politiker vor, “massive Verunsicherung” herbeizuführen. Weil das Parlament mit seiner Position nun vom Kommissionsvorschlag abweicht, den auch der Rat wortgleich übernehmen wollte, werden Trilogverhandlungen zwischen den Institutionen nötig.
Ist das Änderungsgesetz nicht vor dem 30. Dezember unter Dach und Fach, tritt die Verordnung wie ursprünglich geplant bereits dann in Kraft. Vor allem Länder, die nicht von der vorgeschlagenen Null-Risiko-Kategorie profitieren dürften, müssen abwägen, ob sie sich aufgrund des Zeitdrucks den Forderungen des Parlaments beugen oder noch Einwände erheben.
Die Berichterstatterin der EVP-Fraktion, Christine Schneider (CDU), wies die Kritik zurück: “Jetzt liegt es an der deutschen Bundesregierung, im Rat Kompromissbereitschaft zu zeigen, anderen Mitgliedstaaten klar den Willen zum Bürokratieabbau zu signalisieren und eine schnelle Lösung herbeizuführen, statt mit dem Schüren von Ängsten Wahlkampf zu betreiben”, sagte sie. jd, tho
Gemeinsam mit dem Weltverband für Zement und Beton (GCCA) hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Montag in Baku Standards für CO₂-armen Zement und Beton vorgestellt. Dieser Schritt ist Teil der Bemühungen, innerhalb des Klimaclubs aus Industrie- und Schwellenländern die Dekarbonisierung bestimmter Industriesektoren voranzutreiben. Die Zement- und Betonindustrie verursacht derzeit rund sieben Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen.
Grundlage für die Standards für grünen Zement sind IEA-Vorgaben, die Emissionsklassen von “nahe Null” bis “hoch” festlegen und dabei auf den Klinkeranteil eingehen. Klinker ist das Bindemittel von Zement, das für die Festigkeit des Materials sorgt. Bei der Herstellung von Klinkerzement sind einerseits hohe Temperaturen nötig. Je nach verwendetem Brennstoff wird dadurch CO₂ ausgestoßen.
Andererseits wird bei der Herstellung von Klinker im Rohmaterial Kalkstein gebundenes CO₂ freigesetzt, was als unvermeidbar angesehen wird. Als Schlüssel zur Herstellung von CO₂-armem Zement und Beton gilt die Reduzierung des Klinkeranteils, was jedoch bislang – je nach Verwendungszweck – nur zu einem gewissen Anteil möglich ist.
Die nun vorgeschlagenen Standards sehen eine Bandbreite vor:
Als Standard für das Endprodukt Beton soll gelten:
Um die Dekarbonisierung der Zementindustrie und anderer schwerindustrieller Sektoren in Schwellen- und Entwicklungsländern voranzutreiben, kündigten Deutschland, Großbritannien, Kanada und die Klimainvestitionsfonds (CIF) am Montag insgesamt 1,3 Milliarden US-Dollar an Unterstützung an:
300 Millionen US-Dollar sollen dabei für technische Hilfe zur Umstellung auf saubere Energiequellen bereitgestellt werden. Der Wirtschaftsminister machte in Baku deutlich, dass man durch diese Initiative auch ein Signal in die Verhandlungsräume auf der COP29 senden wolle. “Die Industrieländer stehen zu ihrer Klimafinanzierung, gleichzeitig holen wir mehr private Investoren und Geldgeber ins Boot und verbreitern die Geberbasis”, sagte Habeck am Montag. luk, av
Entlang deutscher Autobahnen und Bundesstraßen könnten Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 50 Gigawatt installiert werden. Das geht aus einer Potenzialanalyse hervor, die die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) am Dienstag vorgestellt hat. Sie erfasst insgesamt rund 250.000 grundsätzlich geeignete Flächen.
Das größte Potenzial weisen laut Untersuchung die Straßenbegleitflächen mit bis zu 48 Gigawatt auf, gefolgt von den Lärmschutzwällen mit über vier Gigawatt und Parkflächen mit rund einem Gigawatt. Die möglichen PV-Erträge von Lärmschutzwänden und den Dachflächen untersuchter Gebäude liegen deutlich darunter. Die Straßen selbst wurden nicht berücksichtigt.
“Dieses Potenzial wollen wir heben, indem bei der Planung des Neu- und Ausbaus von Bundesautobahnen künftig immer geprüft werden soll, inwieweit die zugehörigen Flächen für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden können”, sagte Susanne Henckel, Staatssekretärin im BMDV. Das Genehmigungsbeschleunigungsgesetz von 2023 biete dafür den rechtlichen Rahmen.
Die Autobahn GmbH werde prüfen, ob sie die Anlagen unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit selbst errichten und betreiben könne. Auch interessierte Dritte, etwa Kommunen, Anlieger und Investoren, könnten zum Zuge kommen.
Derzeit sind in Deutschland PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 95 Gigawatt in Betrieb. Nach den Plänen der Bundesregierung soll sich die Leistung bis 2030 auf 215 Gigawatt mehr als verdoppeln. ch
Beim G20-Gipfel in Rio de Janeiro haben sich die Vertreter der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer bereits am Montag, dem ersten Tag ihres Treffens, auf eine gemeinsame Abschlusserklärung geeinigt. Gastgeber Brasilien war ein Passus zu einer Milliardärssteuer besonders wichtig.
Die Milliardärssteuer soll nicht in die Souveränität der Staaten eingreifen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Die G20 würden sich aber gemeinsam darum bemühen, sehr vermögende Personen effektiv zu besteuern. Damit wurde eine Einigung der G20-Finanzminister aus dem Juli bekräftigt. Die Idee geht auf den französischen Ökonomen Gabriel Zucman zurück. Demnach sollen Milliardäre jährlich zwei Prozent ihres Vermögens an ihre Heimatländer abführen. Weltweit gibt es etwa 3.000 Milliardäre. Schätzungen Zucmans zufolge könnte die Steuer bis zu 250 Milliarden US-Dollar pro Jahr einbringen.
Beim Thema Klimaschutz bekräftigte die Gruppe die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens. Allerdings fehlt in dem Abschlussdokument der zentrale Beschluss der letztjährigen UN-Klimakonferenz (COP) in Dubai zu einer Abkehr aller Staaten von Öl, Kohle und Gas. Nur allgemein bekennen sich die G20 zu den damaligen Ergebnissen.
Unter Beobachtern und Delegierten bei der gegenwärtigen Klima-COP in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku heißt es, dass vor allem Saudi-Arabien im Kreis der G20 Druck gemacht habe, diese Formulierung fallenzulassen. Das Land habe die Entscheidung zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern als Niederlage empfunden und seither den Fortschritt in vielen internationalen Verhandlungen blockiert. Ein aktueller Bericht der New York Times beschreibt diese Taktik als “Abrissbirne” an der Klimapolitik. av, bpo, mit dpa
Kalifornien ist beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge deutlich weiter als Deutschland. Während in dem US-Bundesstaat bereits heute mehr als zwei Ladepunkte pro 1.000 Einwohner zur Verfügung stehen, sind es in Deutschland weniger als die Hälfte. Das zeigt eine vergleichende Studie, die in der Fachzeitschrift Energy Policy veröffentlicht wurde.
Die beiden Autoren Jonas Meckling von der University of California in Berkeley und Nicholas Goedeking vom German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn machen dafür das liberale deutsche Marktmodell im Bereich der E-Infrastruktur verantwortlich. Da die Energieversorger ihre Investitionen durch den Verkauf von Strom refinanzieren, sei der Ausbau finanziell weniger attraktiv.
Im Gegensatz dazu biete der regulierte Strommarkt in Kalifornien den Energieversorgern garantierte Renditen auf ihre Infrastrukturinvestitionen. Dies sorge für mehr Planungssicherheit bei den Unternehmen. Zudem arbeiteten Energieversorger und Automobilindustrie deutlich besser zusammen.
“Der Erfolg Deutschlands im Bereich der erneuerbaren Energien beweist, dass es in der Lage ist, effektive Koalitionen zu bilden, um die Energiewende voranzutreiben”, betont Meckling. Um diesen Erfolg auf den Verkehrssektor zu übertragen, bedürfe es jedoch “gezielter politischer Maßnahmen, die Anreize schaffen und die Zusammenarbeit zwischen Energieversorgern, Automobilherstellern und anderen Stakeholdern aktiv fördern”.
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland errichtet werden. Derzeit sind rund 140.000 in Betrieb. ch
ESG Investing: Vanguard says shareholders can vote for profits over ESG issues – Financial Times
Der Vermögensverwalter Vanguard ermöglicht seinen vier Millionen Anlegern mehr Mitbestimmung, so Brooke Masters. Bei den Jahreshauptversammlungen der US-Unternehmen, in die Vanguard investiert hat, stehen den Anlegern künftig mehrere Optionen zur Verfügung. Etwa: Profit über ESG-Normen stellen. Zum Artikel
The energy transition will be much cheaper than you think – Economist
Viele Studien hätten die voraussichtlichen Kosten der Energiewende zu hoch angesetzt, rechnen die Kollegen beim Economist vor. Zur Dekarbonisierung sei jährlich nur ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts zusätzlich zu ohnehin anfallenden Investitionen nötig. Die wichtigere Frage sei, wie schnell die Mittel mobilisiert würden, um den Anstieg der Temperaturen zu begrenzen. Zum Artikel
Restart of Three Mile Island tests US appetite for nuclear revival – Financial Times
Constellation Energy will 2028 einen der Atommeiler in Three Mile Island wieder eröffnen, um Microsoft mit Strom zu versorgen. Dagegen regt sich Widerstand mit Blick auf die Ruine des benachbarten, 1979 havarierten Reaktors, berichtet Jamie Smyth. Vor Ort gäbe es wenig Vertrauen in die Industrie. Die höchste Hürde für die Investoren seien jedoch die Genehmigungsverfahren. Zum Artikel
Why Oil Companies Are Walking Back From Green Energy – New York Times
Als viele Fossilkonzerne vor vier Jahren Investitionen in erneuerbare Energie ankündigten, schien dies ihr Rettungsanker während der Corona-Krise, so Rebecca Elliott. Der US-Konzern Exxon aber sei beim alten Geschäft geblieben, und an den Börsen nun erfolgreicher als viele Konkurrenten. Nun verlangsamen diese ihre Transformationsplanung ebenfalls. Zum Artikel
Fight against GM crops heads to the appeal court – The Continent
Der kenianische High Court verwarf eine Petition gegen genetisch modifiziertes Saatgut, berichtet Maureen Kasuku. Vor zwei Jahren hatte die Regierung ihre Haltung geändert und das Saatgut erlaubt. Kleinbauern, Aktivisten und Anwälte protestieren und klagen weiter, zumal die Nachbarstaaten den Import kenianischer Lebensmittel verweigern könnten. Zum Artikel
Die Bahn schafft Fakten – Süddeutsche Zeitung
Trotz des nicht abgeschlossenen Bundeshaushalts für 2025 hat die Deutsche Bahn Aufträge für die Generalsanierung der Strecke Berlin-Hamburg vergeben, berichtet Vivien Timmler. Dies sei mit dem Verkehrsministerium abgesprochen. Kritik kommt von der CDU, die dies für unseriös hält. Zum Artikel
Autonomer Regionalzug: Lok ohne Führer – Spiegel
Autonome Züge werden bereits in Flughäfen und für den Erztransport in Australien genutzt, weiß Arvid Haitsch. Im nächsten Jahrzehnt sollen sie auch durch das dichte deutsche Eisenbahnnetz fahren. In Salzgitter arbeite Hersteller Alstom an den Feinheiten. Testhindernisse in Rindergestalt würden die Kameras und Lasersensoren schon erkennen. Zum Artikel
Wärmewende: Mannheim dreht seinen Bürgern 2035 das Gas ab – Frankfurter Allgemeine Zeitung
Der Mannheimer Energieversorger MVV Energie plant, sein Gasnetz im Jahr 2035 stillzulegen. Wie Hanna Decker, Julia Löhr und Bernd Freytag berichten, will das Unternehmen bis dahin drei Viertel aller Haushalte an das Fernwärmenetz anschließen. Wo das nicht möglich ist, empfehle das Unternehmen seinen Kunden, sich frühzeitig um Alternativen wie eine Wärmepumpe zu kümmern. Zum Artikel
Climate.Table – Ausstieg der USA: So könnte der Klimaschaden begrenzt werden: Ein erneuter Ausstieg der USA aus dem UN-Klimasystem würde den Prozess bremsen. Experten debattieren jetzt über Tricks und Wege, um den Schaden so gering wie möglich zu halten: Geld aus anderen Quellen, Kooperation auf niedriger Ebene, schneller Wiedereintritt. Zum Artikel
Agrifood.Table – Mercosur: Frankreichs schwierige Suche nach Verbündeten: Die französischen Landwirte machen gegen das EU-Mercosur-Abkommen mobil und bekommen Unterstützung vom gesamten politischen Spektrum im Land. Doch die Suche nach Verbündeten in Europa gestaltet sich für Paris schwierig. Zum Artikel
Africa.Table – BMBF: Wasserstoffbeauftragter Mansmann tritt zurück: Till Mansmann (FDP) hat das Bildungsministerium um seine Abberufung als Wasserstoffbeauftragter zum nächstmöglichen Zeitpunkt gebeten. Damit handelt er anders, als sein Parteikollege Joachim Stamp im Innenministerium. Zum Artikel
ohne natürliche Ressourcen könnten viele Unternehmen nicht existieren. Der Schutz der Arten müsste also Grundlage ihres Handelns sein. Tatsächlich aber wird das Thema zu wenig beachtet. Häufig ist nicht mal bekannt, wie abhängig die Wirtschaft tatsächlich ist. Dabei nehmen die verpflichtenden Regulierungen zu.
Table.Briefings lädt deshalb zu einem Webinar ein, das sich an Unternehmenslenker und insbesondere Aufsichtsräte richtet, die verstehen wollen, wie sie den Schutz der Biodiversität in ihrem Unternehmen verankern und managen können. Das digitale Live Briefing findet am 2. Dezember um 11 Uhr statt. Wer kostenlos teilnehmen möchte, kann sich auf dieser Seite anmelden. Bei dem Termin wird auch ein neuer Leitfaden zu dem Thema vorgestellt.
Was ich Ihnen dazu noch empfehlen möchte: In dieser Ausgabe sehen wir uns den Textilmarkt an – nur ein Prozent der weltweit verkauften Kleidung werden bislang recycelt. Wie sich das ändern ließe, beschreibt Sarah Kröger. Meine Kollegen Caspar Dohmen und Nicolas Heronymus haben Kristina Jeromin interviewt. Die Expertin für Sustainable Finance erklärt, warum die Finanz- und Realwirtschaft enger miteinander verzahnt werden müssen, damit die Transformation in Deutschland gelingt. Und ich analysiere den aktuellen Stand der CSRD. Das Gesetz zur Nachhaltigkeitsberichterstattung hängt im Bundestag fest – die Wirtschaft ist darüber nicht sonderlich erfreut.
Ab dem 1. Januar 2025 gilt die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in der Europäischen Union. Dann müssen die ersten Unternehmen, die von öffentlichem Interesse sind und mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigen, nach CSRD-Regeln offenlegen, wie nachhaltig sie bereits sind. Auf etwa 300 deutsche Unternehmen träfe dies im ersten Schritt zu. In den kommenden Jahren werden die Berichtspflichten dann auf knapp 15.000 Unternehmen hierzulande ausgeweitet.
Einzig: Die CSRD ist in Deutschland noch gar nicht in Kraft getreten. Erst zog sich die Umsetzung der EU-Richtlinie im Bundesjustizministerium (BMJ) hin, dann fiel sie Anfang November in das Vorhabenvakuum der gescheiterten Ampel-Koalition. Wird sie in diesem Jahr oder in dieser Legislaturperiode noch beschlossen? Oder kommt sie erst nach der Wahl wieder auf die Agenda?
Nach der ersten Lesung und einer Verbändeanhörung Mitte Oktober haben sich die verbliebenen Berichterstatter von SPD und Bündnis 90/Die Grünen jetzt auf eine Fassung geeinigt, die Änderungen an dem Regierungsentwurf vorsieht. Drei davon:
Um diese Vorschläge durch den Bundestag zu bringen, bräuchten SPD und Grüne die Hilfe einer weiteren Fraktion. Da ein positives Votum der FDP fraglich ist, bleibt nur die Union. Der CSRD-Berichterstatter Stephan Mayer (CSU) wies jedoch letzte Woche gegenüber Table.Briefings noch einmal auf die “unverhältnismäßige Belastung” und “überbordende Bürokratie” hin, die das Gesetz der Wirtschaft aufzwinge. Angesichts der wirtschaftlichen Lage müsse “dem Bürokratieabbau höchste Priorität eingeräumt werden”.
Andererseits: Letztlich muss die EU-Richtlinie in ein nationales Gesetz gegossen werden. Die Spielräume für weitere Abschwächungen im Sinne der Union wären gering. Wenn die CSRD jetzt nicht beschlossen wird, muss sich die kommende, womöglich CDU-geführte Regierung an die Umsetzung der unbeliebten Richtlinie machen.
Gegen einen rechtzeitigen Abschluss des Verfahrens spricht inzwischen auch der Kalender. Der Bundestag hat Sitzungstage abgesagt, was die Optionen für die Verabschiedung dort einschränkt. Der ursprünglich anvisierte Termin am 20. Dezember für die ebenso notwendige Abstimmung im Bundesrat lässt sich kaum noch halten.
Es verbleiben aber einige wenige Sitzungswochen des derzeitigen Bundestags, um die Richtlinie in deutsches Recht umzusetzen. Sollte die CSRD erst nach der Wahl im Februar wieder angepackt werden, rechnen Beobachter und Beteiligte damit, dass sie nicht vor Herbst 2025 verabschiedet werden kann.
Warum es mit der CSRD noch dauern wird, muss die Bundesregierung bis spätestens kommende Woche gegenüber der EU-Kommission beantworten. Sie hat unter anderem gegen Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren eröffnet, weil die Frist zur Umsetzung bereits Anfang Juli abgelaufen war. Welche Argumente der neue Justizminister Volker Wissing anführen wird, wollte das BMJ gegenüber Table.Briefings nicht erklären.
Die Wirtschaft muss derweil mit den Unwägbarkeiten pragmatisch umgehen. Die CSRD wird ab Neujahr beispielsweise in Frankreich gelten, aber vermutlich nicht in Deutschland. Eine konkrete Folge: Unternehmen, die eine Tochterfirma in dem Nachbarland betreiben, können nicht von der sogenannten Konzernbefreiung profitieren. Statt einem konzernweiten CSRD-Bericht müssten deutsche Unternehmen dann für jede Tochter im EU-Ausland einen separaten Bericht anfertigen.
Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) hat die Folgen für Unternehmen in einem Gutachten untersuchen lassen. Darin wird argumentiert:
“Das Alttextil-Recycling steht vor kurz vor dem Kollaps”, sagt Thomas Fischer vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BSVE). Ultra-Fast-Fashion-Riesen wie Temu oder Shein würden den Textilmarkt derart mit billiger Neuware überfluten, dass Secondhand-Ware im Ausland immer weniger gefragt sei. Es sei für die Menschen günstiger, Neuware aus China zu kaufen, als europäische Secondhand-Ware. Das sei ein großes Problem für die Altkleidersammler und -sortierer, die das Recycling von Textilien vor allem über den Verkauf von Secondhand-Ware subventionieren. Seit dem Frühjahr hätten die Preise, die sie für alte Textilien erhalten, nicht mehr die Kosten für Container-Aufstellung, Sammlung und Verwaltung gedeckt.
Circa 1,3 Millionen Tonnen Altkleider werden laut BSVE jedes Jahr in Deutschland gesammelt. Ungefähr 54 Prozent gehen an Secondhand-Läden oder werden ins Ausland exportiert. Aus einem weiteren Teil entstehen Polsterfüllungen oder Putzlappen, der Rest wird verbrannt. Doch in den seltensten Fällen wird aus alten Textilien ein neues Kleidungsstück. Nicht mal ein Prozent der ausrangierten Textilien weltweit werden laut Europäischer Umweltagentur wieder zu Kleidung verwertet.
Die Quote ist so gering, weil Hersteller häufig verschiedene Materialien nutzen, die sich zusammen nur schwer recyceln lassen. Am besten funktioniert das bei Textilien, die zu mindestens 95 Prozent aus einem Material bestehen. Doch gerade bei günstiger Kleidung werden oft unterschiedliche Materialien wie Baumwolle, Polyester oder Polyamid gemischt. Sie wieder zu trennen, ist sehr aufwendig. Das führt dazu, dass recycelte Fasern oft teurer als Frischfasern aus Baumwolle oder Polyester sind – und die Nachfrage entsprechend gering ist.
“Je minderwertiger ein Polyester aus chemischer Sicht ist, desto günstiger ist er meist auch”, sagt Melina Sachtleben, Wissenschaftlerin am Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen. Minderwertiger Polyester ließe sich nur noch im chemischen Recycling zu einem hochwertigen Rohstoff wiederverwerten. “Aber wir müssen bedenken, dass das ein sehr teures und aufwendiges Verfahren ist, bei dem viel Energie verwendet wird.” Deswegen sei chemisches Recycling nur eine Lösung bei Textilien, die nicht anders recycelt werden können.
Zudem ist das Image von Recyclingfasern ausbaufähig. Das Start-up Turns verarbeitet in einem mechanischen Verfahren Berufsbekleidung von Behörden und Unternehmen zu der Turns-Faser und verspinnt sie zu neuen Garnen. Daraus entstehen dann beispielsweise Jogginghosen, T-Shirts oder Heimtextilien.
Ihre Arbeit besteht auch darin, mit Vorurteilen aufräumen. “Bei Alttextil-Garn wird oft gedacht, dass es das nur in schlechter Qualität, in grau und rau gibt”, sagt Angelique Thummerer, Mitgründerin von Turns. Es sei sehr wichtig, den Kunden Produkte zu zeigen, die greifbar machen, was heute schon mit recyceltem Garn möglich sei. Mechanisches Recycling sei die einzige Methode, die schon im industriellen Maßstab funktioniere, sagt sie.
Allerdings seien die gerissenen Fasern kürzer und daher minderwertiger. So müssten jedem recycelten Kleidungsstück auch Neufasern beigemischt werden. Bei Turns bestehen recycelte Garne in der Regel aus 70 Prozent Neufasern und 30 Prozent recycelten Fasern. Aktuell sei das Verhältnis die wirtschaftlichste Variante für das Unternehmen, das als eines von wenigen nur mit getragenen Alttextilien arbeitet. Denn im Gegensatz zu anderen Unternehmen verwendet Turns keine recycelten PET-Flaschen, für die es bereits funktionierende Kreisläufe gibt.
Um das Textilrecycling voranzubringen, braucht es passende Strukturen, sagt Forscherin Sachtleben. “Im Prinzip müssen die Lieferketten komplett neu gedacht werden.” In jedem Schritt der Lieferkette müssten Partner wie Spinnereien oder Webereien bereit sein, mit dem recycelten Material zu arbeiten. Das sei sehr aufwendig und auch eines der großen Probleme des schwedischen Recyclingunternehmens Renewcell gewesen, das im Februar insolvent ging.
Es hatte seit 2022 in einem chemischen Prozess aus Alttextilien und Produktionsabfällen künstliche Cellulosefasern hergestellt – anstatt aus Holz, wie bei bisherigen Cellulose-Fasern wie Viskose oder Modal, üblich. Zu den Kunden gehörten Marken wie Zara, Levi’s oder H&M. Obwohl die Anlage des Unternehmens Kapazität für 5.000 Tonnen Zellstoff monatlich hatte, stellte es im Januar nur rund 174 Tonnen her. Kurz darauf meldete es Insolvenz an. Inzwischen hat Renewcell einen neuen Investor gefunden und agiert jetzt unter dem Namen Circulose.
Trotzdem gelte: Solange es keine klaren politischen Vorgaben gäbe, würden sich die großen Konzerne mit Investitionen zurückhalten, sagt Sachtleben. Die EU plant derzeit im Rahmen ihrer Textilstrategie die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung, wonach die Hersteller von Textilien die Kosten für die Bewirtschaftung der Abfälle selbst tragen müssten. Dabei steht auch die Vorgabe eines verpflichtenden Recyclinganteils in Textilien zur Debatte. Dazu sagt Unternehmerin Thummerer: “Wenn die Firmen sich auf bestimmten Kosten und Strukturen vorbereiten könnten, dann könnten wir jetzt schon viel mehr Power in die flächendeckende Etablierung von einem transparenten und hochwertigen Alttextilsystem stecken.”
Bis politische Klarheit herrscht, versuchen die Altkleidersammler zu überleben. Thomas Fischer vom BSVE wünscht sich ein deutliches Zeichen von der Politik: “Es ist wichtig, dass die schon bestehenden Recycling-Strukturen, zu denen die Sammlung und Sortierung von Alttextilien gehört, erhalten bleiben.” Sarah Kröger
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Mit der Initiative “Made in Germany 2030” wollen Sie eine industriepolitische Finanzierungsstrategie für Deutschland erarbeiten, die als Orientierung für die kommende Bundesregierung dienen soll. Gibt es nicht schon genug Strategien?
Die Welt hat natürlich nicht darauf gewartet, dass eine vollkommen neue Initiative allen erklärt, wie es läuft. Aber der Bedarf für einen neuen Ansatz ist da. Denn obwohl die Argumente bereits weitestgehend ausgetauscht sind, ist die wichtigste Frage ungelöst: Wie gelingt die sicher finanzierte Umsetzung der Transformation, damit wir künftig innerhalb der planetaren Grenzen agieren?
Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage?
Es braucht in Europa und Deutschland das Zusammenwirken von Finanz- und Realwirtschaft. Unternehmen müssen wissen, welche Informationen Banken und Investoren von ihnen brauchen und andersherum. Wir befinden uns in einer Phase, in der sich viele Wertschöpfungsketten verändern. Ohne klare Orientierung geht es also nicht. Denn sowohl die Finanz- als auch die Realwirtschaft müssen ihre Geschäfte auf Klimaneutralität ausrichten. Das heißt: Wir brauchen Standardisierung.
Wie soll diese Standardisierung aussehen?
Wir brauchen sie insbesondere auf zwei Ebenen: Szenarien und Indikatoren. Bei Szenarien geht es um die Frage, auf welches Zukunftsbild ich als Unternehmen hinarbeite. Nehme ich etwa an, dass sich der CO₂-Preis innerhalb der kommenden Jahre vervielfacht, während mein Geschäftsmodell zum Großteil von fossilen Energien abhängt? Dann treffe ich andere Entscheidungen, als wenn das nicht der Fall ist. Zudem brauchen wir bei den Indikatoren Standardisierung. Nur die wirklich für das Geschäft und Klima sowie Umwelt “wesentlichen” Faktoren sollten eine Rolle spielen.
Entscheiden, was davon für ihr Geschäft von Bedeutung ist, müssen Unternehmen künftig ohnehin, wenn sie Nachhaltigkeitsberichte erstellen. Was will Ihre Initiative beitragen?
Wir wollen zusätzlich zum Status quo der Regulierung kein weiteres Feld aufmachen, sondern dabei helfen, die Regulierung in ein effizientes Instrumentarium zu überführen. Im Zentrum stehen dabei Transitionspläne, die wir im Austausch mit Politik, Finanzwirtschaft, Industrie und Wissenschaft für wichtige Industriesektoren hierzulande erstellen. Damit wollen wir helfen, den Weg hin zur Klimaneutralität zu organisieren. Daraus soll schließlich eine Strategie für die Finanzierung eines wettbewerbs- und zukunftsfähigen deutschen Industriestandortes werden.
Lassen sich Transitionspläne, die viele Unternehmen auch im Rahmen der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung erstellen müssen, überhaupt für Sektoren erarbeiten?
Eine sektorale Perspektive ist sinnvoll, weil Unternehmen der gleichen Branche hinsichtlich Risiken und Chancen in gewissem Maße homogen sind. Und wenn wir darauf schauen, welche das sind, dann gibt es Erkenntnisse, die für den gesamten Sektor gelten. Das hilft Unternehmen sowie Banken, die möglichen Szenarien besser zu verstehen. Aus meiner Sicht zeigt sich zudem, dass es – obwohl es in politischen Debatten manchmal so wirkt – eben nicht zehn verschiedene Pfade gibt, die wirksam sind. In vielen Fällen ist der Weg klar, wie bei der Elektromobilität.
Beim Begriff “Plan” dürften manche Menschen an einen vom Staat verordneten Weg für die Transformation denken. Schränken Transitionspläne Innovation und Wettbewerb ein?
Nein, mit solchen roten Fäden entsteht die Möglichkeit, dass der Markt seine Dynamik entfaltet. Wettbewerb geht dadurch nicht verloren, sondern diese Pläne schaffen Ordnung und Sicherheit. Für mich ist das intelligente Industriepolitik und Rahmensetzung. Es geht dabei um die Standortfrage. Biete ich den Unternehmen hierzulande diese Orientierung durch einen klaren politischen Kurs und binde ich die Finanzierung strukturell ein? So bleibt Deutschland wettbewerbsfähig. Das ist auch wichtig, weil wir Kapital aus dem Ausland anziehen wollen.
Transitionspläne sollen also auch dabei helfen, mehr privates Kapital in die Transformation der Industrie zu lenken?
Ein klares Ja. Nur wenn Kapitalgeber eine klare Vorstellung davon haben, was Unternehmen vorhaben, werden sie finanzieren und investieren. Das klingt banal. Aber tatsächlich ist dies für die Kapitalgeber – egal ob Fonds, Versicherungen oder Banken – angesichts der Transformation mit ihren vielen Veränderungen schwieriger geworden. Aber nur wenn Finanzmarktakteure in der Tiefe verstehen, wie die künftigen Wertschöpfungsketten etwa in der Auto- und Chemiebranche oder dem Maschinenbau in Deutschland funktionieren, investieren sie im notwendigen Ausmaß.
Private Kapitalströme in die Transformation zu lenken, ist als Idee so alt, wie das Vorhaben an sich. Bisher fließt jedoch noch nicht genug privates Geld. Woran liegt das?
Die kurzfristige Relevanz von ökologischen Transformationsrisiken ist so gering, dass diese bei vielen Unternehmen in grundsätzlichen strategischen Entscheidungen kaum relevant sind. Denn dabei fehlt oft die mittel- bis langfristige Betrachtung. Dazu kommt die Unsicherheit, wie sich bestimmte Märkte langfristig entwickeln – unter anderem, weil politische und gesellschaftliche Ziele unklar sind, beziehungsweise nicht konsequent verfolgt werden. Und so fallen die Risiken halt hinten herunter, obwohl sie sehr relevant sind. Die Märkte müssten so gestaltet sein, dass sie diese Risiken und Chancen abbilden, so dass sie für die handelnden Akteure wichtig werden. Hier kann die Regulatorik eine wichtige Rolle spielen, weil sie Transparenz fördert und eine verlässliche politische Rahmensetzung Planungs- und Erwartungssicherheit schafft.
Stichwort: Transparenz. Es gibt intensive Debatten über die Berichterstattungspflichten, die sich aus der EU-Regulierung ergeben. Manchmal ist sogar davon die Rede, dass die Finanzbranche die Unternehmen gängele, weil sich die Politik nicht traue.
Den Vorwurf kenne ich. Aber er entspricht nicht den Tatsachen. Real- und Finanzwirtschaft sind bei der Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2045 voneinander abhängig. Keine Seite sitzt am längeren Hebel und beide müssen wettbewerbsfähig bleiben. Die Politik hat sowohl die Real- als auch die Finanzwirtschaft verpflichtet, Wertschöpfungsketten zu dekarbonisieren. Damit das gelingt, müssen sie zusammenarbeiten.
Wie beeinflusst die vorgezogene Bundestagswahl die Pläne von “Made in Germany 2030”?
Eine gelingende Transformation braucht handlungsfähige demokratische Mehrheiten. Deshalb sind die vorgezogenen Neuwahlen – bei allem zeitlichen Druck, der daraus entsteht – für Made in Germany 2030, wie auch die gesamte deutsche Wirtschaft, eine Chance. Wir möchten und werden mit unseren Vorschlägen der kommenden Bundesregierung ein attraktives Unterstützungsangebot für den Aus- und Aufbau einer klimaneutralen Wertschöpfung und ihrer sicheren Finanzierung machen.
27. November 2024, 10:00 bis 17:30 Uhr, Essen und online
Tagung Forum:Bau – Die Zukunft des Bauens (Veranstalter: Holcim GmbH) Info & Anmeldung
27. und 28. November 2024, Düsseldorf
Messe Solar Solutions – Leitmesse für Experten erneuerbarer Energien in NRW (Veranstalter: Xpo Messe Kontakt GmbH) Info & Anmeldung
27. und 28. November 2024, Düsseldorf
Konferenz Treffpunkt Nachhaltigkeit – Gemeinsam wirken. (Veranstalter: DG Nexolution) Info & Anmeldung
28. November 2024, 10:00 bis 18:30 Uhr, Berlin
Tagung Tag der Agrarökologie: Ein Konzept, viele Perspektiven (Veranstalter: Spore Initiative) Info & Anmeldung
28. November 2024, 12:00 bis 17:00 Uhr, Online
Tagung Blue Planet Berlin Water Dialogues 2024 (Veranstalter: Blue Planet) Info & Anmeldung
28. November 2024, 14:00 Uhr, Frankfurt
Vergabefeier FNG-Siegel 2025 – Der Qualitätsstandard nachhaltiger Geldanlagen (Veranstalter: F.I.R.S.T. e.V.) Info & Anmeldung
28. und 29. November 2024, Düsseldorf
Preisverleihung 17. Deutscher Nachhaltigkeitspreis (Veranstalter: Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis) Info & Anmeldung
29. November 2024, 9:00 bis 16:00 Uhr, Berlin
Tagung Voluntary Sustainability Standards – Understanding Strengths and Weaknesses for Human Rights Due Diligence (Veranstalter: BMAS) Info & Anmeldung
29. und 30. November 2024, Dortmund
Festival Innovative Citizen Festival 2024 (Veranstalter: Fraunhofer Umsicht) Info & Anmeldung
Die Bundesregierung hat laut Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir noch keine abgestimmte Position zu den Änderungen an der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR). Den Aufschub der Regeln unterstütze die Bundesregierung wie auch der Rat insgesamt, sagte Özdemir am Rande des EU-Agrarrats am Montag. Doch die inhaltlichen Änderungen zur Einführung einer neuen Risikokategorie für Erzeugerländer, für die das Parlament zuletzt gestimmt hatte, schaue man sich bis zur Sitzung der EU-Botschafter am Mittwoch noch an.
Der EVP, die die zusätzlichen Änderungen eingebracht hatte, warf der Grünen-Politiker vor, “massive Verunsicherung” herbeizuführen. Weil das Parlament mit seiner Position nun vom Kommissionsvorschlag abweicht, den auch der Rat wortgleich übernehmen wollte, werden Trilogverhandlungen zwischen den Institutionen nötig.
Ist das Änderungsgesetz nicht vor dem 30. Dezember unter Dach und Fach, tritt die Verordnung wie ursprünglich geplant bereits dann in Kraft. Vor allem Länder, die nicht von der vorgeschlagenen Null-Risiko-Kategorie profitieren dürften, müssen abwägen, ob sie sich aufgrund des Zeitdrucks den Forderungen des Parlaments beugen oder noch Einwände erheben.
Die Berichterstatterin der EVP-Fraktion, Christine Schneider (CDU), wies die Kritik zurück: “Jetzt liegt es an der deutschen Bundesregierung, im Rat Kompromissbereitschaft zu zeigen, anderen Mitgliedstaaten klar den Willen zum Bürokratieabbau zu signalisieren und eine schnelle Lösung herbeizuführen, statt mit dem Schüren von Ängsten Wahlkampf zu betreiben”, sagte sie. jd, tho
Gemeinsam mit dem Weltverband für Zement und Beton (GCCA) hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Montag in Baku Standards für CO₂-armen Zement und Beton vorgestellt. Dieser Schritt ist Teil der Bemühungen, innerhalb des Klimaclubs aus Industrie- und Schwellenländern die Dekarbonisierung bestimmter Industriesektoren voranzutreiben. Die Zement- und Betonindustrie verursacht derzeit rund sieben Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen.
Grundlage für die Standards für grünen Zement sind IEA-Vorgaben, die Emissionsklassen von “nahe Null” bis “hoch” festlegen und dabei auf den Klinkeranteil eingehen. Klinker ist das Bindemittel von Zement, das für die Festigkeit des Materials sorgt. Bei der Herstellung von Klinkerzement sind einerseits hohe Temperaturen nötig. Je nach verwendetem Brennstoff wird dadurch CO₂ ausgestoßen.
Andererseits wird bei der Herstellung von Klinker im Rohmaterial Kalkstein gebundenes CO₂ freigesetzt, was als unvermeidbar angesehen wird. Als Schlüssel zur Herstellung von CO₂-armem Zement und Beton gilt die Reduzierung des Klinkeranteils, was jedoch bislang – je nach Verwendungszweck – nur zu einem gewissen Anteil möglich ist.
Die nun vorgeschlagenen Standards sehen eine Bandbreite vor:
Als Standard für das Endprodukt Beton soll gelten:
Um die Dekarbonisierung der Zementindustrie und anderer schwerindustrieller Sektoren in Schwellen- und Entwicklungsländern voranzutreiben, kündigten Deutschland, Großbritannien, Kanada und die Klimainvestitionsfonds (CIF) am Montag insgesamt 1,3 Milliarden US-Dollar an Unterstützung an:
300 Millionen US-Dollar sollen dabei für technische Hilfe zur Umstellung auf saubere Energiequellen bereitgestellt werden. Der Wirtschaftsminister machte in Baku deutlich, dass man durch diese Initiative auch ein Signal in die Verhandlungsräume auf der COP29 senden wolle. “Die Industrieländer stehen zu ihrer Klimafinanzierung, gleichzeitig holen wir mehr private Investoren und Geldgeber ins Boot und verbreitern die Geberbasis”, sagte Habeck am Montag. luk, av
Entlang deutscher Autobahnen und Bundesstraßen könnten Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 50 Gigawatt installiert werden. Das geht aus einer Potenzialanalyse hervor, die die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) am Dienstag vorgestellt hat. Sie erfasst insgesamt rund 250.000 grundsätzlich geeignete Flächen.
Das größte Potenzial weisen laut Untersuchung die Straßenbegleitflächen mit bis zu 48 Gigawatt auf, gefolgt von den Lärmschutzwällen mit über vier Gigawatt und Parkflächen mit rund einem Gigawatt. Die möglichen PV-Erträge von Lärmschutzwänden und den Dachflächen untersuchter Gebäude liegen deutlich darunter. Die Straßen selbst wurden nicht berücksichtigt.
“Dieses Potenzial wollen wir heben, indem bei der Planung des Neu- und Ausbaus von Bundesautobahnen künftig immer geprüft werden soll, inwieweit die zugehörigen Flächen für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden können”, sagte Susanne Henckel, Staatssekretärin im BMDV. Das Genehmigungsbeschleunigungsgesetz von 2023 biete dafür den rechtlichen Rahmen.
Die Autobahn GmbH werde prüfen, ob sie die Anlagen unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit selbst errichten und betreiben könne. Auch interessierte Dritte, etwa Kommunen, Anlieger und Investoren, könnten zum Zuge kommen.
Derzeit sind in Deutschland PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 95 Gigawatt in Betrieb. Nach den Plänen der Bundesregierung soll sich die Leistung bis 2030 auf 215 Gigawatt mehr als verdoppeln. ch
Beim G20-Gipfel in Rio de Janeiro haben sich die Vertreter der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer bereits am Montag, dem ersten Tag ihres Treffens, auf eine gemeinsame Abschlusserklärung geeinigt. Gastgeber Brasilien war ein Passus zu einer Milliardärssteuer besonders wichtig.
Die Milliardärssteuer soll nicht in die Souveränität der Staaten eingreifen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Die G20 würden sich aber gemeinsam darum bemühen, sehr vermögende Personen effektiv zu besteuern. Damit wurde eine Einigung der G20-Finanzminister aus dem Juli bekräftigt. Die Idee geht auf den französischen Ökonomen Gabriel Zucman zurück. Demnach sollen Milliardäre jährlich zwei Prozent ihres Vermögens an ihre Heimatländer abführen. Weltweit gibt es etwa 3.000 Milliardäre. Schätzungen Zucmans zufolge könnte die Steuer bis zu 250 Milliarden US-Dollar pro Jahr einbringen.
Beim Thema Klimaschutz bekräftigte die Gruppe die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens. Allerdings fehlt in dem Abschlussdokument der zentrale Beschluss der letztjährigen UN-Klimakonferenz (COP) in Dubai zu einer Abkehr aller Staaten von Öl, Kohle und Gas. Nur allgemein bekennen sich die G20 zu den damaligen Ergebnissen.
Unter Beobachtern und Delegierten bei der gegenwärtigen Klima-COP in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku heißt es, dass vor allem Saudi-Arabien im Kreis der G20 Druck gemacht habe, diese Formulierung fallenzulassen. Das Land habe die Entscheidung zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern als Niederlage empfunden und seither den Fortschritt in vielen internationalen Verhandlungen blockiert. Ein aktueller Bericht der New York Times beschreibt diese Taktik als “Abrissbirne” an der Klimapolitik. av, bpo, mit dpa
Kalifornien ist beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge deutlich weiter als Deutschland. Während in dem US-Bundesstaat bereits heute mehr als zwei Ladepunkte pro 1.000 Einwohner zur Verfügung stehen, sind es in Deutschland weniger als die Hälfte. Das zeigt eine vergleichende Studie, die in der Fachzeitschrift Energy Policy veröffentlicht wurde.
Die beiden Autoren Jonas Meckling von der University of California in Berkeley und Nicholas Goedeking vom German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn machen dafür das liberale deutsche Marktmodell im Bereich der E-Infrastruktur verantwortlich. Da die Energieversorger ihre Investitionen durch den Verkauf von Strom refinanzieren, sei der Ausbau finanziell weniger attraktiv.
Im Gegensatz dazu biete der regulierte Strommarkt in Kalifornien den Energieversorgern garantierte Renditen auf ihre Infrastrukturinvestitionen. Dies sorge für mehr Planungssicherheit bei den Unternehmen. Zudem arbeiteten Energieversorger und Automobilindustrie deutlich besser zusammen.
“Der Erfolg Deutschlands im Bereich der erneuerbaren Energien beweist, dass es in der Lage ist, effektive Koalitionen zu bilden, um die Energiewende voranzutreiben”, betont Meckling. Um diesen Erfolg auf den Verkehrssektor zu übertragen, bedürfe es jedoch “gezielter politischer Maßnahmen, die Anreize schaffen und die Zusammenarbeit zwischen Energieversorgern, Automobilherstellern und anderen Stakeholdern aktiv fördern”.
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland errichtet werden. Derzeit sind rund 140.000 in Betrieb. ch
ESG Investing: Vanguard says shareholders can vote for profits over ESG issues – Financial Times
Der Vermögensverwalter Vanguard ermöglicht seinen vier Millionen Anlegern mehr Mitbestimmung, so Brooke Masters. Bei den Jahreshauptversammlungen der US-Unternehmen, in die Vanguard investiert hat, stehen den Anlegern künftig mehrere Optionen zur Verfügung. Etwa: Profit über ESG-Normen stellen. Zum Artikel
The energy transition will be much cheaper than you think – Economist
Viele Studien hätten die voraussichtlichen Kosten der Energiewende zu hoch angesetzt, rechnen die Kollegen beim Economist vor. Zur Dekarbonisierung sei jährlich nur ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts zusätzlich zu ohnehin anfallenden Investitionen nötig. Die wichtigere Frage sei, wie schnell die Mittel mobilisiert würden, um den Anstieg der Temperaturen zu begrenzen. Zum Artikel
Restart of Three Mile Island tests US appetite for nuclear revival – Financial Times
Constellation Energy will 2028 einen der Atommeiler in Three Mile Island wieder eröffnen, um Microsoft mit Strom zu versorgen. Dagegen regt sich Widerstand mit Blick auf die Ruine des benachbarten, 1979 havarierten Reaktors, berichtet Jamie Smyth. Vor Ort gäbe es wenig Vertrauen in die Industrie. Die höchste Hürde für die Investoren seien jedoch die Genehmigungsverfahren. Zum Artikel
Why Oil Companies Are Walking Back From Green Energy – New York Times
Als viele Fossilkonzerne vor vier Jahren Investitionen in erneuerbare Energie ankündigten, schien dies ihr Rettungsanker während der Corona-Krise, so Rebecca Elliott. Der US-Konzern Exxon aber sei beim alten Geschäft geblieben, und an den Börsen nun erfolgreicher als viele Konkurrenten. Nun verlangsamen diese ihre Transformationsplanung ebenfalls. Zum Artikel
Fight against GM crops heads to the appeal court – The Continent
Der kenianische High Court verwarf eine Petition gegen genetisch modifiziertes Saatgut, berichtet Maureen Kasuku. Vor zwei Jahren hatte die Regierung ihre Haltung geändert und das Saatgut erlaubt. Kleinbauern, Aktivisten und Anwälte protestieren und klagen weiter, zumal die Nachbarstaaten den Import kenianischer Lebensmittel verweigern könnten. Zum Artikel
Die Bahn schafft Fakten – Süddeutsche Zeitung
Trotz des nicht abgeschlossenen Bundeshaushalts für 2025 hat die Deutsche Bahn Aufträge für die Generalsanierung der Strecke Berlin-Hamburg vergeben, berichtet Vivien Timmler. Dies sei mit dem Verkehrsministerium abgesprochen. Kritik kommt von der CDU, die dies für unseriös hält. Zum Artikel
Autonomer Regionalzug: Lok ohne Führer – Spiegel
Autonome Züge werden bereits in Flughäfen und für den Erztransport in Australien genutzt, weiß Arvid Haitsch. Im nächsten Jahrzehnt sollen sie auch durch das dichte deutsche Eisenbahnnetz fahren. In Salzgitter arbeite Hersteller Alstom an den Feinheiten. Testhindernisse in Rindergestalt würden die Kameras und Lasersensoren schon erkennen. Zum Artikel
Wärmewende: Mannheim dreht seinen Bürgern 2035 das Gas ab – Frankfurter Allgemeine Zeitung
Der Mannheimer Energieversorger MVV Energie plant, sein Gasnetz im Jahr 2035 stillzulegen. Wie Hanna Decker, Julia Löhr und Bernd Freytag berichten, will das Unternehmen bis dahin drei Viertel aller Haushalte an das Fernwärmenetz anschließen. Wo das nicht möglich ist, empfehle das Unternehmen seinen Kunden, sich frühzeitig um Alternativen wie eine Wärmepumpe zu kümmern. Zum Artikel
Climate.Table – Ausstieg der USA: So könnte der Klimaschaden begrenzt werden: Ein erneuter Ausstieg der USA aus dem UN-Klimasystem würde den Prozess bremsen. Experten debattieren jetzt über Tricks und Wege, um den Schaden so gering wie möglich zu halten: Geld aus anderen Quellen, Kooperation auf niedriger Ebene, schneller Wiedereintritt. Zum Artikel
Agrifood.Table – Mercosur: Frankreichs schwierige Suche nach Verbündeten: Die französischen Landwirte machen gegen das EU-Mercosur-Abkommen mobil und bekommen Unterstützung vom gesamten politischen Spektrum im Land. Doch die Suche nach Verbündeten in Europa gestaltet sich für Paris schwierig. Zum Artikel
Africa.Table – BMBF: Wasserstoffbeauftragter Mansmann tritt zurück: Till Mansmann (FDP) hat das Bildungsministerium um seine Abberufung als Wasserstoffbeauftragter zum nächstmöglichen Zeitpunkt gebeten. Damit handelt er anders, als sein Parteikollege Joachim Stamp im Innenministerium. Zum Artikel