Wirtschaftsminister Robert Habeck war dieser Tage auf Reisen. Drei Tage lang tourte er durch Deutschland, mit dem Ziel, Falschinformationen über Wärmepumpen zu widerlegen. Deren Verkaufszahlen blieben bislang deutlich hinter den Erwartungen des BMWK zurück. Warum die Lage dennoch besser ist als die Statistik vermuten lässt, analysiert Malte Kreutzfeldt.
Eine weitere Technologie, die zentral für den Klimaschutz werden könnte, ist die Abscheidung und Speicherung von CO₂ mittels Direct Air Capture (DAC). China hat nun erstmals erfolgreich eine DAC-Anlage getestet, auch europäische und US-Hersteller vermelden Erfolge. Wie China und die USA die neue Technologie vorantreiben und wo noch große Hürden sind, hat Nico Beckert recherchiert.
In den News blicken wir Richtung USA und wie sehr Donald Trumps politische Ideen den Klimaschutz ausbremsen würden. Ansonsten berichten wir über zwei Verhandlungspunkte, die auf der COP29 relevant sein werden: Zum neuen Klimafinanzziel haben die Staaten ihre Vorschläge eingereicht und eine Formulierung zur Rolle von fossilen Brennstoffen wurde in einem wichtigen UN-Dokument aufgeweicht. Nobelpreisträger und ehemalige Staatschefs üben daran deutliche Kritik. Außerdem berichten wir über Banken, die ihre Klimaziele verfehlen und über grüne Technologien, die immer effizienter werden.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!
In seinem Kampf für die Wärmepumpe hat Robert Habeck Anfang dieser Woche keine Mühen gescheut. Beim Hersteller Stiebel Eltron im südniedersächsischen Holzminden legte er selbst Hand an, um unter fachkundiger Anleitung eins der Geräte zusammenzuschrauben. Und in engen Kellern und heißen Gärten unterschiedlich großer Häuser in Hannover und Bremen besichtigte er neu installierte Wärmepumpen und ließ sich – begleitet von zahlreichen Kamerateams und Journalisten – von Handwerkern, Bewohnern und Vermietern berichten, wie gut alles funktioniert.
Der Wirtschaftsminister – frisch aus dem dreiwöchigen Urlaub zurück und offensichtlich energiegeladen – zeigte sich entschlossen, die Wärmewende, die in der Öffentlichkeit bisher eher als der größte Fehler seiner Amtszeit wahrgenommen wird, zu einem Gewinnerthema zu machen. Erklärtes Ziel der Reise war es, Vorurteile gegenüber der Technologie abzubauen und ihre Vorteile zu verdeutlichen. Und in einigen Punkten ist das auch gut gelungen.
So ließ sich Habeck in Laatzen bei Hannover demonstrieren, dass – anders als in der Vergangenheit oft zu lesen – keine besonderen Voraussetzungen vorliegen müssen, um ein bestehendes Einfamilienhaus mit einer Wärmepumpe auszustatten. Das Eigenheim der 76-jährigen Roswitha Mende ist ein Haus, wie es millionenfach in Deutschland steht: Ein zweigeschossiger Klinkerbau mit Einliegerwohnung, bei dem zwar mal die Fenster erneuert wurden, der aber weder über eine gedämmte Fassade noch über eine Fußbodenheizung verfügt.
Der Ersatz der 22 Jahre alten Gasheizung durch eine Wärmepumpe, die über eine Leistung von 15 Kilowatt verfügt, sei dennoch kein Problem gewesen; lediglich einzelne Heizkörper mussten zusätzlich ausgetauscht werden. Das berichten die Mitarbeitenden vom bundesweit tätigen Installationsbetrieb 1Komma5 Grad, der das Gerät vor wenigen Monaten eingebaut hat – zusammen mit einer PV-Anlage auf dem Dach, einer Batterie und einem Smart Meter im Keller. Weniger als eine Woche habe das gedauert, erzählt Mende begeistert.
Auch finanziell soll sich die Investition lohnen; die Mehrkosten im Vergleich zu einer neuen Gasheizung dürften sich innerhalb weniger Jahre amortisieren, erklärt 1Komma5Grad. Die Wärmepumpe mit sämtlichem Zubehör hat gut 41.000 Euro gekostet. Davon musste die Rentnerin aber nur rund 17.000 Euro selbst tragen, den Rest bekommt sie als Zuschuss vom Staat. Für Solaranlage und Batterie kommen 22.000 Euro dazu, die nicht bezuschusst werden, sich aber trotzdem bezahlt machen sollen. Denn sie ermöglichen es, die Wärmepumpe mit Strom vom eigenen Dach zu betreiben – oder Strom aus dem Netz mit einem dynamischen Tarif und spezieller Software immer dann zu beziehen, wenn er besonders günstig ist.
Der staatliche Zuschuss liegt bei Roswitha Mende vergleichsweise hoch. Denn weil ihr zu versteuerndes Einkommen unter 40.000 Euro pro Jahr liegt, bekommt sie für einen Teil der Kosten den Maximalzuschuss von 70 Prozent. Als dieser sogenannte Einkommensbonus beschlossen wurde, war teilweise bezweifelt worden, dass ihn viele Menschen erhalten. Doch Zahlen der für die Förderung zuständigen KfW-Bank zeigen nun, dass er durchaus eine wichtige Rolle spielt: Demnach wurde der Einkommensbonus in der ersten Hälfte dieses Jahres bei 35 Prozent der Wärmepumpen-Anträge gewährt; in vielen Fällen dürfte es sich dabei um ältere Rentnerinnen und Rentner handeln, bei denen ein beträchtlicher Teil der Rente nicht zum zu versteuernden Einkommen gehört. Bei den übrigen Anträgen liegt der Zuschuss meist bei 50 oder 55 Prozent der ansetzbaren Kosten, die bei einem Einfamilienhaus auf 30.000 Euro gedeckelt sind.
Für Habeck ist darum klar: “Die Wärmepumpe ist ein Super-Produkt – und sie rechnet sich”, wiederholt er während der Reise in jedem Statement und Interview. Zugleich drängt er zur Eile: Weil unklar sei, ob die Förderung nach der nächsten Wahl in gleicher Höhe bestehen bleibt, sollten Interessierte lieber früher als später zugreifen, warnt er. “Die Zeit zum Handeln ist jetzt.”
Wie nötig dieser Appell ist, hat Habeck am ersten Abend seiner Reise bei Stiebel Eltron erfahren. Auf dem Parkplatz vor der Fabrik musste er sich vor protestierenden Mitarbeitenden des Wärmepumpen-Herstellers dafür rechtfertigen, dass sich die Absatzzahlen deutlich schlechter entwickeln, als von der Politik prognostiziert. 500.000 pro Jahr müssen laut BMWK von nun an installiert werden, damit Deutschland sein Klimaziel im Gebäudesektor erreicht. Doch während die Zahl der verkauften Wärmepumpen im Jahr 2023 den Rekordwert von 356.000 erreicht hatte, sind die Verkaufszahlen in diesem Jahr eingebrochen: In der ersten Jahreshälfte wurden rund 90.000 abgesetzt, für das Gesamtjahr rechnet der Bundesverband Wärmepumpe mit 200.000.
Rechnerisch gibt es damit einen Rückgang um etwa 44 Prozent. Doch tatsächlich lassen diese Zahlen ihn größer erscheinen, als er ist. Denn die von der Heizungsindustrie kommunizierten Zahlen geben nicht an, wie viele Wärmepumpen installiert worden sind, sondern wie viele von den Herstellern ausgeliefert wurden – und beide Zahlen unterschieden sich zuletzt deutlich. Denn nachdem die Energiepreiskrise infolge des Ukraine-Kriegs Ende 2022 und Anfang 2023 zu einer stark steigenden Nachfrage geführt hatte, deckten sich viele Händler und große Installateure auf Vorrat mit Wärmepumpen ein. Als die Nachfrage in der zweiten Hälfte des letzten Jahres dann nachließ, wurden sie einen Teil davon nicht los.
Der Bundesverband Wärmepumpe schätzt, dass sich zum Jahreswechsel etwa 50.000 bis 80.000 Wärmepumpen in den Lagern befanden, die erst in diesem Jahr installiert werden. Um die reale Nachfrage abzubilden, muss man diesen Wert darum von den im Jahr 2023 ausgelieferten Wärmepumpen abziehen und ihn zumindest teilweise im Jahr 2024 dazuaddieren. Damit ergibt sich von 2023 auf 2024 zwar immer noch ein Rückgang – aber dieser liegt dann eher bei zehn bis 20 Prozent als bei 40 Prozent.
Den Herstellern, die aufgrund der politischen Ankündigungen mit einem stark wachsenden Markt gerechnet und entsprechend in neue Fertigungsstätten investiert haben, nützt das zunächst nur wenig. Stiebel Eltron wird nach Angaben von Aufsichtsratschef Ulrich Stiebel darum Personal abbauen müssen – wenn auch in geringerem Umfang als jene 1.000 Stellen, über die das Handelsblatt kürzlich berichtet hatte. Er erwartet, dass die “Durststrecke” noch bis zum Jahr 2026 dauert; ab diesem Jahr gilt vielerorts das ursprünglich schon für 2024 vorgesehene weitgehende Verbot neuer Gas- und Ölheizungen.
Habeck erwartet dagegen, dass die Absatzzahlen schon früher wieder steigen. “Die Stimmungslage hat sich verändert”, sagte er. Immer mehr Menschen würden die Vorteile der Wärmepumpe erkennen. Das zeigten etwa die Antragszahlen für Wärmepumpenförderung bei der KfW, die zuletzt jeden Monat deutlich gestiegen sind; im Juli lagen sie rund 80 Prozent höher als noch im April.
Bei der sogenannten Direct Air Capture (DAC)-Technologie gibt es jüngst einige Erfolgsmeldungen: Erstmals hat auch China erfolgreich eine größere DAC-Anlage getestet, und Unternehmen wie Climeworks und CarbonCapture vermelden neue Entwicklungen. Die Fortschritte sind bedeutend, denn um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssen zukünftig große CO₂-Mengen aus der Atmosphäre entfernt und dauerhaft gespeichert werden. Wird China mit seinen großen Industriekapazitäten auch dieser Technologie zum Durchbruch verhelfen? Welche Rolle spielen die US-Subventionen in Milliardenhöhe? Und was ist von den Entwicklungen westlicher Unternehmen zu halten?
Die von China erstmals erfolgreich getestete DAC-Anlage ist eine in einem Schiffscontainer installierte sogenannte CarbonBox. Sie soll jährlich 600 Tonnen CO₂ aus der Umgebungsluft filtern. Die Volksrepublik hat mit Subventionen bereits eine Massenproduktion in der Solar- und Batterieproduktion aufgebaut und damit maßgeblich zur immensen Kostenreduktion bei diesen wichtigen Energiewende-Technologien beigetragen. Kann das auch bei DAC-Technologien funktionieren?
Chinas “Unternehmen und lokale Regierungen suchen das ‘nächste große Ding'” der Klimatechnologien, zeigt sich Cory Combs, Energie-Experte der Beratungsfirma Trivium China, optimistisch. Sobald die Kosten und das Investitionsrisiko sinken, könnten die Investitionen in China steigen, sagt Combs. Wegmarken wie der Test der CarbonBox seien “wichtige Signale”. Bisher habe die Zentralregierung jedoch noch keinen allzu großen Fokus auf DAC gelegt. Mit ihrem “Fokus auf innovationsgetriebenes Wachstum” könnte die Zentralregierung in Zukunft aber Subventionen und andere Unterstützung für DAC-Technologien bereitstellen, so Combs.
“Chinas Fähigkeiten in der Massenproduktion könnten dazu beitragen, die Kosten für neuartige DAC-Filter oder andere Ausrüstung zu senken”, sagt auch Julia Attwood, Spezialistin für industrielle Dekarbonisierung bei BloombergNEF. Allerdings unterscheidet sich die DAC-Technologie in vielerlei Hinsicht von Solaranlagen und Batterien, sodass Chinas Stärken in der Massenproduktion nicht so stark zum Tragen kämen:
DAC-Unternehmen in Europa und den USA melden ebenfalls neue Entwicklungen. Das US-Unternehmen CarbonCapture etwa stellte im Juni 2024 ein modulares DAC-System in einem Schiffscontainer vor, das der chinesischen CarbonBox ähnelt. In einer Fabrik in Arizona soll die Massenproduktion anlaufen. Auch das Schweizer Unternehmen Climeworks hat kürzlich einen Durchbruch gemeldet: Neues Filtermaterial soll doppelt so viel CO₂ auffangen, nur die Hälfte der Energie verbrauchen und dreimal länger nutzbar sein als die bisher eingesetzte Technologie. Dem Unternehmen zufolge sei man auf einem guten Weg, die Kosten pro gefilterter und gespeicherter Tonne CO₂ bis 2030 auf 400 bis 600 US-Dollar zu senken. Nach derzeitigem Kurs wären das rund 360 bis 540 Euro. Heute liegen die Kosten noch doppelt so hoch. Durch technologische Fortschritte, eine Massenproduktion und größere Fabriken sollen die Kosten nach 2030 noch weiter sinken, so das Unternehmen.
Diese hohen Kosten zeigen die großen Herausforderungen der DAC-Technologie. Bisher kaufen Unternehmen wie Microsoft, JP Morgan Chase, der Facebook-Mutterkonzern Meta, Klarna oder Stripe CO₂-Zertifikate aus DAC-Anlagen auf freiwilliger Basis und in recht geringem Umfang. Sollen in Zukunft aber hunderte Millionen Tonnen CO₂ mit DAC-Anlagen kompensiert werden, ist ein Preis von 400 US-Dollar laut Experten zu hoch. Viele Jahre lag der Zielwert für die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit von DAC bei 100 US-Dollar. Doch wenig deutet darauf hin, dass dieser Wert schnell erreicht wird.
Förderprojekte und Steuererleichterungen durch die US-Regierung könnten der DAC-Technologie in den nächsten Jahren neuen Schwung verleihen. Die Biden-Administration hat 3,5 Milliarden US-Dollar an Förderung bereitgestellt, die fließen soll, wenn die Unternehmen bestimmte Meilensteine erreichen. Mit dem Geld wollten die USA ursprünglich vier sogenannte DAC-Hubs fördern – regionale DAC-Zentren, an denen mehrere Anlagen zum Filtern und Speichern von CO₂ entstehen sollen. Das klingt zunächst nach viel Geld. Allerdings konnten bisher nur zwei vielversprechende Standorte identifiziert werden. Ein Teil der Fördersumme wird deshalb noch zurückgehalten beziehungsweise für Grundlagenforschung verwendet, bis zwei weitere Hubs identifiziert werden können.
Die zwei DAC-Hubs in Texas und Louisiana könnten langfristig bis zu 1,2 Milliarden US-Dollar an staatlicher Förderung erhalten. Das Geld wird aber in Etappen ausgezahlt. Der Standort in Louisiana, mit dem ab 2030 eine Million Tonnen CO₂ aus der Luft gefiltert werden soll, hat beispielsweise erst 50 Millionen US-Dollar an Förderung erhalten. Für den Bau der Anlage floss bisher keine Förderung. Das Projekt befindet sich noch in einer frühen Phase. Die beteiligten Unternehmen müssen erst die Anwohner überzeugen und sich um Genehmigungen für den Betrieb kümmern.
Zudem sieht der Inflation Reduction Act (IRA) einen Steuerrabatt von 180 US-Dollar pro Tonne an aus der Atmosphäre gefiltertem CO₂ vor. Mit diesen Förderprogrammen gelten die USA als “führend bei der politischen Unterstützung von DAC“, wie die Internationale Energieagentur schreibt. Beide großen US-Parteien sind Befürworter von DAC. Doch selbst die angekündigte Milliardenförderung in den USA werde kaum ausreichen, warnen die Analysten der Beratungsfirma Rhodium Group. Um zu einer nennenswerten DAC-Industrie zu gelangen, die ausreichend CO₂ aus der Luft auffangen könnte, müsste “der Umfang der politischen Maßnahmen [in den USA] etwa 20-mal größer sein als die derzeitige politische Unterstützung”, schätzen die Rhodium-Analysten.
17. August, 17 Uhr, Kiel
Spaziergang Stadtentwicklung in Zeiten der Klimakrise – Wie Grünflächen schützen?
Am Beispiel des Vieburger Gehölzes werden auf diesem Spaziergang der Rosa-Luxemburg-Stiftung einige Einflüsse der Klimakrise auf Wälder und Grünflächen erklärt. Infos
17. und 18. August, Oldenburg
Kanutour Klimawandel vor Ort erfahren
Die Konrad-Adenauer-Stiftung lädt zu einer politischen Kanutour auf der Hunte ein, bei der Klimawandel vor Ort sichtbar gemacht werden soll und politische Implikationen diskutiert werden. Infos
20. August, 9.30 Uhr, Erfurt
Workshop Klimawerkstatt Thüringen
Das Zentrum KlimaAnpassung (ZKA) stellt gemeinsam mit dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz und dem Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz Ansätze zur Klimaanpassung vor. Infos
20. August, 9.30 Uhr, Online
Webinar Die Kommunalrichtlinie im Überblick
Im Webinar des Deutschen Instituts für Urbanistik erhalten Sie einen Überblick zur Kommunalrichtlinie, die strategische und investive Maßnahmen im Klimaschutz fördert und dabei Kommunen und Akteure und Akteurinnen aus dem kommunalen Umfeld adressiert. Kurze Praxisbeispiele sowie Tipps und Tricks zur Antragstellung vervollständigen das Angebot. Infos
20. August, 16 Uhr, Berlin
Dialog Zeit zum Reden – Sommerdialog mit Robert Habeck
Im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) findet der Sommerdialog mit Robert Habeck statt. Neben einem Rahmenprogramm haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, eine Stunde lang Fragen an den Minister zu stellen. Infos
21. August, 13 Uhr, Leipzig
Vortrag Ecosystem vulnerability to compound extremes and disturbances in a changing climate
Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung lädt zu einem Vortrag über die Verwundbarkeit von Ökosystemen im Hinblick auf Extremereignisse und Störungen in einem sich verändernden Klima ein. Infos
25. bis 29. August, Stockholm
Aktionswoche World Water Week
Die Aktionswoche zum Thema Wasser findet in diesem Jahr unter dem Motto “Bridging Borders: Water for a Peaceful and Sustainable Future” statt. Infos
Es ist ein Hoffnungsschimmer, der in der Klimakrise häufig übersehen wird: Ein Großteil der Technologien für die Energie- und Verkehrswende ist bereits vorhanden – und wird immer besser. Um die CO₂-Emissionen rapide zu senken, müssen die Staaten nicht auf E-Fuels, Mini-AKWs oder Kernfusion warten. Solar- und Windkraft erleben weltweit einen enormen Boom. Photovoltaik-Anlagen werden immer effizienter, Windkraftanlagen immer größer, Batterien können immer mehr Energie speichern – der technische Fortschritt hat zu enormen Kostensenkungen geführt.
Solarkraftwerke in Kombination mit Batteriespeichern sind beispielsweise in Indien schon heute wettbewerbsfähiger als neue Kohlekraftwerke. In ein paar Jahren werden Photovoltaik und Batterien auch neue Kohlekraftwerke in China und neue Gaskraftwerke in den USA überholen, zeigt sich Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur, überzeugt. Vor wenigen Jahren war die Erfolgsgeschichte der Erneuerbaren noch unvorstellbar. Die “Revolution der sauberen Technologien ist exponentiell, disruptiv und findet jetzt statt“, schreibt die Denkfabrik Rocky Mountain Institute in einem aktuellen Bericht zur Energiewende. nib
Laut einer Berechnung des US-Thinktanks Energy Innovation könnte ein zukünftiger US-Präsident Donald Trump die Fortschritte in der US-Klimapolitik fast komplett zunichtemachen. Würde Trump die klimapolitischen Inhalte des “Project 2025” umsetzen, würden die jährlichen Emissionen im Jahr 2030 noch bei 4,92 Gigatonnen CO₂-Äquivalenten liegen. Bei einer Fortführung der derzeitigen US-Politik würden die Emissionen hingegen auf 4,14 Gigatonnen im Jahr 2030 sinken. Die Differenz ist größer als die Gesamtemissionen Deutschlands, die 2023 bei 0,67 Gigatonnen CO₂-Äquivalenten lagen.
Laut den Analysten von Energy Innovation werden die US-Emissionen durch den Inflation Reduction Act (IRA), den Chips and Science Act und neue Umweltschutzregulierungen bis 2030 deutlich abnehmen. Würde Trump diese Maßnahmen und Förderprogramme zurückdrehen, wie es das von der Heritage Foundation geleitete, konservative “Project 2025” vorsieht, käme es kaum zu einer CO₂-Reduktion. Die Berechnungen von Energy Innovation gehen davon aus, dass Trump einen Großteil der IRA-Förderung rückgängig machen würde. Dazu zählen Steuererleichterungen für E-Autos, Ladestationen, Förderung für die Ansiedlung grüner Industrien, Steuererleichterungen für sauberen Strom, Carbon Capture and Storage (CCS) und Wasserstoff. Allerdings ist noch fraglich, ob Trump den Inflation Reduction Act komplett aufheben würde. Denn ein großer Teil der Steuererleichterungen und neuen Arbeitsplätze kommt republikanischen Staaten zugute. nib
Fast 80 Nobelpreisträger und ehemalige Staatschefs kritisieren in einem offenen Brief, dass fossile Brennstoffe in einem Entwurf des UN-Verhandlungstexts zum Summit of the Future nicht mehr erwähnt werden. In einer früheren Version des Papiers war noch von einer “Beschleunigung” des “Übergangs weg von fossilen Brennstoffen” (‘transition away’) die Rede. Sie forderten am Dienstag dazu auf, diese Formulierung wieder in den Pact for the Future aufzunehmen.
Der Summit of the Future findet vom 20. bis 23. September in New York statt. Er soll die UN-Verhandlungen im Vorfeld der COP29 im November in Aserbaidschan vorantreiben. Die Erwähnung fossiler Brennstoffe in UN-Klimadokumenten war bis zur COP28 im vergangenen Jahr immer wieder blockiert worden – vor allem von OPEC-Mitgliedern sowie anderen großen Verschmutzern, um ihre Verpflichtungen kleinzuhalten. Erst 2023 wurden fossile Brennstoffe erstmals in einem COP-Abschlussdokument erwähnt. Damals einigten sich die Staaten auf die Formulierung “transition away from fossil fuels” – also den Übergang weg von fossilen Brennstoffen. lb
Die Gruppe der Arabischen Staaten fordert die Industrieländer auf, zukünftig mindestens 441 Milliarden US-Dollar pro Jahr aus öffentlichen Mitteln für die internationale Klimafinanzierung bereitzustellen. Insgesamt sollen die entwickelten Staaten demnach im Zeitraum 2025 bis 2029 jährlich 1,1 Billionen US-Dollar mobilisieren. Das geht aus einer Einreichung der arabischen Staatengruppe an die UNFCCC im Rahmen der Verhandlungen um ein neues globales Klimafinanzziel hervor. Viele andere Staaten und Staatengruppen halten sich bei ihren Vorstellungen über die Höhe des sogenannten New Collective Quantified Goal on Climate Finance (NCQG) weiterhin bedeckt.
Laut den USA sollte das NCQG:
Die sogenannten Like-Minded Developing Countries, zu denen auch China und Indien gehören, schlagen vor:
Die EU hält sich mit konkreten Zahlen zurück, fordert aber eine Ausweitung der Geberstaaten auf Staaten “mit hohen Treibhausgasemissionen und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit”. Auch die Gruppe der Least Developed Countries und die Gruppe der Kleinen Inselstaaten nennen keine Zahlen zur Höhe des NCQG. Die afrikanischen Staaten schlagen 1,3 Billionen US-Dollar pro Jahr für den Zeitraum von 2025 bis 2030 vor. Die nächste Verhandlungsrunde über das NCQG findet zwischen dem 9. und 12. September in Baku statt. Ein finaler Beschluss wird auf der COP29 im November erwartet. nib
Im vergangenen Jahr sind weltweit fast 12 Millionen Hektar Wald durch Brände zerstört worden, eine Fläche ungefähr so groß wie Nicaragua. Damit übertrifft 2023 den vorherigen Rekord aus dem Jahr 2016 um 24 Prozent. Das ergeben Daten der Universität von Maryland, ausgewertet vom World Resources Institute (WRI). Ihnen zufolge war die verbrannte Fläche im Jahr 2001 noch halb so groß.
Die Rekordzerstörungen 2023 sind laut WRI vor allem auf die Brände in Kanada zurückzuführen: Sie allein machen 65 Prozent der im vergangenen Jahr verbrannten Flächen aus. Das WRI wertet das als Anzeichen dafür, dass die Wälder der borealen Zonen “bereits beginnen, ihre Fähigkeit zu verlieren, Kohlenstoff zu speichern“. Laut Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus sind 23 Prozent aller Waldbrandemissionen des vergangenen Jahres auf die kanadischen Brände zurückzuführen.
Auch im laufenden Jahr haben schwere Waldbrände schon hohe Emissionen verursacht, unter anderem in Russland. Aus Brasilien, Kalifornien und Griechenland wurden zuletzt ebenfalls schwere Brände gemeldet. Zwar sind die Feuer nahe der griechischen Hauptstadt Athen vorerst unter Kontrolle. Doch Griechenland litt auch im vergangenen Jahr bereits unter besonders schweren Bränden, wie eine jüngst erschienene Auswertung von Copernicus-Daten zeigt.
Künftig dürften schwere Waldbrände noch häufiger auftreten. Denn der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es zu extremen Hitzewellen kommt, die wiederum günstige Bedingungen für Feuer schaffen, wie das WRI und auch die Copernicus-Forschenden schreiben. Analysen der Forschungsinitiative World Weather Attribution bestätigen den Zusammenhang. Zugleich treiben die Waldbrände die Erderwärmung auch weiter an, weil durch sie hohe Emissionen freigesetzt werden und wichtige Kohlenstoffsenken verloren gehen.
Neben den borealen Wäldern sieht das WRI auch die Wälder in anderen Klimazonen gefährdet: In den Tropen bedrohe “der Verlust an Baumbestand wichtige geschützte Gebiete, einschließlich intakter Regionen des Amazonas”. Die Wälder der gemäßigten und subtropischen Zonen wiederum hätten historisch zwar “weniger aktive Brände gesehen, aber jetzt verzeichnen diese Regionen einen jährlichen Anstieg von 34.300 Hektar, eine Zunahme um 5,3 Prozent”.
Mittlerweile sei auch der Anteil der Waldzerstörung, die auf Brände zurückzuführen ist, von 20 Prozent im Jahr 2001 auf 33 Prozent gestiegen. Der Rest entfällt laut WRI auf andere Faktoren wie Bergbau oder Abholzung. ae
Viele der weltweit größten Banken sind “nicht nur weit davon entfernt, ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen, sondern viele ihrer Zusagen sind auch weniger ehrgeizig, als sie auf den ersten Blick erscheinen”. Zu dem Ergebnis kommt eine Analyse des World Resources Institute (WRI), in der die Aktivitäten der 25 größten Banken – darunter die Deutsche Bank – zwischen 2019 und 2022 in sechs Bereichen untersucht wurden: Öl und Gas, Strom, Autobranche, Flugbranche, Zement und Stahl.
Demnach tragen die untersuchten Banken in vielen Sektoren nicht ausreichend dazu bei, die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten. Das dürfte sich den WRI-Analysten zufolge auch bis 2030 nicht ändern. Insgesamt steige zwar die Zahl der Netto-Null-Versprechungen, vor allem in den USA würden Banken aber vermehrt ihre Klimaziele abschwächen. Das WRI rechnet daher bis 2030 mit dreimal höheren Emissionen als entsprechende Emissionspfade für 1,5 Grad zuließen. Damit werde es immer schwieriger, den Kurs noch zu korrigieren.
Der Bericht kritisiert zudem die Unterstützung einiger Banken für Lobbygruppen, die sich aktiv gegen Klimaschutzgesetze einsetzen. Auch sei der Sektor weit vom 10:1-Ziel der IEA entfernt, das besagt, dass für die Energiewende bis 2030 jährlich vier Billionen US-Dollar an Investitionen nötig seien – zehnmal mehr als in fossile Energien. Banken spielen mit ihren Krediten eine wesentliche Rolle in der Finanzierung der Energiewende und können beratend beeinflussen, wohin Geld fließt. Sie investieren derzeit aber nur durchschnittlich 1,3-mal mehr in Klimaschutz (“Green Finance”) als in fossile Brennstoffe. Chinesische Banken schneiden mit einem Verhältnis von durchschnittlich 7:1 noch am besten ab. Die Deutsche Bank investiert hingegen ähnlich viel Geld in Klimaschutz wie in Fossile. lb
Wirtschaftsminister Robert Habeck war dieser Tage auf Reisen. Drei Tage lang tourte er durch Deutschland, mit dem Ziel, Falschinformationen über Wärmepumpen zu widerlegen. Deren Verkaufszahlen blieben bislang deutlich hinter den Erwartungen des BMWK zurück. Warum die Lage dennoch besser ist als die Statistik vermuten lässt, analysiert Malte Kreutzfeldt.
Eine weitere Technologie, die zentral für den Klimaschutz werden könnte, ist die Abscheidung und Speicherung von CO₂ mittels Direct Air Capture (DAC). China hat nun erstmals erfolgreich eine DAC-Anlage getestet, auch europäische und US-Hersteller vermelden Erfolge. Wie China und die USA die neue Technologie vorantreiben und wo noch große Hürden sind, hat Nico Beckert recherchiert.
In den News blicken wir Richtung USA und wie sehr Donald Trumps politische Ideen den Klimaschutz ausbremsen würden. Ansonsten berichten wir über zwei Verhandlungspunkte, die auf der COP29 relevant sein werden: Zum neuen Klimafinanzziel haben die Staaten ihre Vorschläge eingereicht und eine Formulierung zur Rolle von fossilen Brennstoffen wurde in einem wichtigen UN-Dokument aufgeweicht. Nobelpreisträger und ehemalige Staatschefs üben daran deutliche Kritik. Außerdem berichten wir über Banken, die ihre Klimaziele verfehlen und über grüne Technologien, die immer effizienter werden.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre!
In seinem Kampf für die Wärmepumpe hat Robert Habeck Anfang dieser Woche keine Mühen gescheut. Beim Hersteller Stiebel Eltron im südniedersächsischen Holzminden legte er selbst Hand an, um unter fachkundiger Anleitung eins der Geräte zusammenzuschrauben. Und in engen Kellern und heißen Gärten unterschiedlich großer Häuser in Hannover und Bremen besichtigte er neu installierte Wärmepumpen und ließ sich – begleitet von zahlreichen Kamerateams und Journalisten – von Handwerkern, Bewohnern und Vermietern berichten, wie gut alles funktioniert.
Der Wirtschaftsminister – frisch aus dem dreiwöchigen Urlaub zurück und offensichtlich energiegeladen – zeigte sich entschlossen, die Wärmewende, die in der Öffentlichkeit bisher eher als der größte Fehler seiner Amtszeit wahrgenommen wird, zu einem Gewinnerthema zu machen. Erklärtes Ziel der Reise war es, Vorurteile gegenüber der Technologie abzubauen und ihre Vorteile zu verdeutlichen. Und in einigen Punkten ist das auch gut gelungen.
So ließ sich Habeck in Laatzen bei Hannover demonstrieren, dass – anders als in der Vergangenheit oft zu lesen – keine besonderen Voraussetzungen vorliegen müssen, um ein bestehendes Einfamilienhaus mit einer Wärmepumpe auszustatten. Das Eigenheim der 76-jährigen Roswitha Mende ist ein Haus, wie es millionenfach in Deutschland steht: Ein zweigeschossiger Klinkerbau mit Einliegerwohnung, bei dem zwar mal die Fenster erneuert wurden, der aber weder über eine gedämmte Fassade noch über eine Fußbodenheizung verfügt.
Der Ersatz der 22 Jahre alten Gasheizung durch eine Wärmepumpe, die über eine Leistung von 15 Kilowatt verfügt, sei dennoch kein Problem gewesen; lediglich einzelne Heizkörper mussten zusätzlich ausgetauscht werden. Das berichten die Mitarbeitenden vom bundesweit tätigen Installationsbetrieb 1Komma5 Grad, der das Gerät vor wenigen Monaten eingebaut hat – zusammen mit einer PV-Anlage auf dem Dach, einer Batterie und einem Smart Meter im Keller. Weniger als eine Woche habe das gedauert, erzählt Mende begeistert.
Auch finanziell soll sich die Investition lohnen; die Mehrkosten im Vergleich zu einer neuen Gasheizung dürften sich innerhalb weniger Jahre amortisieren, erklärt 1Komma5Grad. Die Wärmepumpe mit sämtlichem Zubehör hat gut 41.000 Euro gekostet. Davon musste die Rentnerin aber nur rund 17.000 Euro selbst tragen, den Rest bekommt sie als Zuschuss vom Staat. Für Solaranlage und Batterie kommen 22.000 Euro dazu, die nicht bezuschusst werden, sich aber trotzdem bezahlt machen sollen. Denn sie ermöglichen es, die Wärmepumpe mit Strom vom eigenen Dach zu betreiben – oder Strom aus dem Netz mit einem dynamischen Tarif und spezieller Software immer dann zu beziehen, wenn er besonders günstig ist.
Der staatliche Zuschuss liegt bei Roswitha Mende vergleichsweise hoch. Denn weil ihr zu versteuerndes Einkommen unter 40.000 Euro pro Jahr liegt, bekommt sie für einen Teil der Kosten den Maximalzuschuss von 70 Prozent. Als dieser sogenannte Einkommensbonus beschlossen wurde, war teilweise bezweifelt worden, dass ihn viele Menschen erhalten. Doch Zahlen der für die Förderung zuständigen KfW-Bank zeigen nun, dass er durchaus eine wichtige Rolle spielt: Demnach wurde der Einkommensbonus in der ersten Hälfte dieses Jahres bei 35 Prozent der Wärmepumpen-Anträge gewährt; in vielen Fällen dürfte es sich dabei um ältere Rentnerinnen und Rentner handeln, bei denen ein beträchtlicher Teil der Rente nicht zum zu versteuernden Einkommen gehört. Bei den übrigen Anträgen liegt der Zuschuss meist bei 50 oder 55 Prozent der ansetzbaren Kosten, die bei einem Einfamilienhaus auf 30.000 Euro gedeckelt sind.
Für Habeck ist darum klar: “Die Wärmepumpe ist ein Super-Produkt – und sie rechnet sich”, wiederholt er während der Reise in jedem Statement und Interview. Zugleich drängt er zur Eile: Weil unklar sei, ob die Förderung nach der nächsten Wahl in gleicher Höhe bestehen bleibt, sollten Interessierte lieber früher als später zugreifen, warnt er. “Die Zeit zum Handeln ist jetzt.”
Wie nötig dieser Appell ist, hat Habeck am ersten Abend seiner Reise bei Stiebel Eltron erfahren. Auf dem Parkplatz vor der Fabrik musste er sich vor protestierenden Mitarbeitenden des Wärmepumpen-Herstellers dafür rechtfertigen, dass sich die Absatzzahlen deutlich schlechter entwickeln, als von der Politik prognostiziert. 500.000 pro Jahr müssen laut BMWK von nun an installiert werden, damit Deutschland sein Klimaziel im Gebäudesektor erreicht. Doch während die Zahl der verkauften Wärmepumpen im Jahr 2023 den Rekordwert von 356.000 erreicht hatte, sind die Verkaufszahlen in diesem Jahr eingebrochen: In der ersten Jahreshälfte wurden rund 90.000 abgesetzt, für das Gesamtjahr rechnet der Bundesverband Wärmepumpe mit 200.000.
Rechnerisch gibt es damit einen Rückgang um etwa 44 Prozent. Doch tatsächlich lassen diese Zahlen ihn größer erscheinen, als er ist. Denn die von der Heizungsindustrie kommunizierten Zahlen geben nicht an, wie viele Wärmepumpen installiert worden sind, sondern wie viele von den Herstellern ausgeliefert wurden – und beide Zahlen unterschieden sich zuletzt deutlich. Denn nachdem die Energiepreiskrise infolge des Ukraine-Kriegs Ende 2022 und Anfang 2023 zu einer stark steigenden Nachfrage geführt hatte, deckten sich viele Händler und große Installateure auf Vorrat mit Wärmepumpen ein. Als die Nachfrage in der zweiten Hälfte des letzten Jahres dann nachließ, wurden sie einen Teil davon nicht los.
Der Bundesverband Wärmepumpe schätzt, dass sich zum Jahreswechsel etwa 50.000 bis 80.000 Wärmepumpen in den Lagern befanden, die erst in diesem Jahr installiert werden. Um die reale Nachfrage abzubilden, muss man diesen Wert darum von den im Jahr 2023 ausgelieferten Wärmepumpen abziehen und ihn zumindest teilweise im Jahr 2024 dazuaddieren. Damit ergibt sich von 2023 auf 2024 zwar immer noch ein Rückgang – aber dieser liegt dann eher bei zehn bis 20 Prozent als bei 40 Prozent.
Den Herstellern, die aufgrund der politischen Ankündigungen mit einem stark wachsenden Markt gerechnet und entsprechend in neue Fertigungsstätten investiert haben, nützt das zunächst nur wenig. Stiebel Eltron wird nach Angaben von Aufsichtsratschef Ulrich Stiebel darum Personal abbauen müssen – wenn auch in geringerem Umfang als jene 1.000 Stellen, über die das Handelsblatt kürzlich berichtet hatte. Er erwartet, dass die “Durststrecke” noch bis zum Jahr 2026 dauert; ab diesem Jahr gilt vielerorts das ursprünglich schon für 2024 vorgesehene weitgehende Verbot neuer Gas- und Ölheizungen.
Habeck erwartet dagegen, dass die Absatzzahlen schon früher wieder steigen. “Die Stimmungslage hat sich verändert”, sagte er. Immer mehr Menschen würden die Vorteile der Wärmepumpe erkennen. Das zeigten etwa die Antragszahlen für Wärmepumpenförderung bei der KfW, die zuletzt jeden Monat deutlich gestiegen sind; im Juli lagen sie rund 80 Prozent höher als noch im April.
Bei der sogenannten Direct Air Capture (DAC)-Technologie gibt es jüngst einige Erfolgsmeldungen: Erstmals hat auch China erfolgreich eine größere DAC-Anlage getestet, und Unternehmen wie Climeworks und CarbonCapture vermelden neue Entwicklungen. Die Fortschritte sind bedeutend, denn um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssen zukünftig große CO₂-Mengen aus der Atmosphäre entfernt und dauerhaft gespeichert werden. Wird China mit seinen großen Industriekapazitäten auch dieser Technologie zum Durchbruch verhelfen? Welche Rolle spielen die US-Subventionen in Milliardenhöhe? Und was ist von den Entwicklungen westlicher Unternehmen zu halten?
Die von China erstmals erfolgreich getestete DAC-Anlage ist eine in einem Schiffscontainer installierte sogenannte CarbonBox. Sie soll jährlich 600 Tonnen CO₂ aus der Umgebungsluft filtern. Die Volksrepublik hat mit Subventionen bereits eine Massenproduktion in der Solar- und Batterieproduktion aufgebaut und damit maßgeblich zur immensen Kostenreduktion bei diesen wichtigen Energiewende-Technologien beigetragen. Kann das auch bei DAC-Technologien funktionieren?
Chinas “Unternehmen und lokale Regierungen suchen das ‘nächste große Ding'” der Klimatechnologien, zeigt sich Cory Combs, Energie-Experte der Beratungsfirma Trivium China, optimistisch. Sobald die Kosten und das Investitionsrisiko sinken, könnten die Investitionen in China steigen, sagt Combs. Wegmarken wie der Test der CarbonBox seien “wichtige Signale”. Bisher habe die Zentralregierung jedoch noch keinen allzu großen Fokus auf DAC gelegt. Mit ihrem “Fokus auf innovationsgetriebenes Wachstum” könnte die Zentralregierung in Zukunft aber Subventionen und andere Unterstützung für DAC-Technologien bereitstellen, so Combs.
“Chinas Fähigkeiten in der Massenproduktion könnten dazu beitragen, die Kosten für neuartige DAC-Filter oder andere Ausrüstung zu senken”, sagt auch Julia Attwood, Spezialistin für industrielle Dekarbonisierung bei BloombergNEF. Allerdings unterscheidet sich die DAC-Technologie in vielerlei Hinsicht von Solaranlagen und Batterien, sodass Chinas Stärken in der Massenproduktion nicht so stark zum Tragen kämen:
DAC-Unternehmen in Europa und den USA melden ebenfalls neue Entwicklungen. Das US-Unternehmen CarbonCapture etwa stellte im Juni 2024 ein modulares DAC-System in einem Schiffscontainer vor, das der chinesischen CarbonBox ähnelt. In einer Fabrik in Arizona soll die Massenproduktion anlaufen. Auch das Schweizer Unternehmen Climeworks hat kürzlich einen Durchbruch gemeldet: Neues Filtermaterial soll doppelt so viel CO₂ auffangen, nur die Hälfte der Energie verbrauchen und dreimal länger nutzbar sein als die bisher eingesetzte Technologie. Dem Unternehmen zufolge sei man auf einem guten Weg, die Kosten pro gefilterter und gespeicherter Tonne CO₂ bis 2030 auf 400 bis 600 US-Dollar zu senken. Nach derzeitigem Kurs wären das rund 360 bis 540 Euro. Heute liegen die Kosten noch doppelt so hoch. Durch technologische Fortschritte, eine Massenproduktion und größere Fabriken sollen die Kosten nach 2030 noch weiter sinken, so das Unternehmen.
Diese hohen Kosten zeigen die großen Herausforderungen der DAC-Technologie. Bisher kaufen Unternehmen wie Microsoft, JP Morgan Chase, der Facebook-Mutterkonzern Meta, Klarna oder Stripe CO₂-Zertifikate aus DAC-Anlagen auf freiwilliger Basis und in recht geringem Umfang. Sollen in Zukunft aber hunderte Millionen Tonnen CO₂ mit DAC-Anlagen kompensiert werden, ist ein Preis von 400 US-Dollar laut Experten zu hoch. Viele Jahre lag der Zielwert für die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit von DAC bei 100 US-Dollar. Doch wenig deutet darauf hin, dass dieser Wert schnell erreicht wird.
Förderprojekte und Steuererleichterungen durch die US-Regierung könnten der DAC-Technologie in den nächsten Jahren neuen Schwung verleihen. Die Biden-Administration hat 3,5 Milliarden US-Dollar an Förderung bereitgestellt, die fließen soll, wenn die Unternehmen bestimmte Meilensteine erreichen. Mit dem Geld wollten die USA ursprünglich vier sogenannte DAC-Hubs fördern – regionale DAC-Zentren, an denen mehrere Anlagen zum Filtern und Speichern von CO₂ entstehen sollen. Das klingt zunächst nach viel Geld. Allerdings konnten bisher nur zwei vielversprechende Standorte identifiziert werden. Ein Teil der Fördersumme wird deshalb noch zurückgehalten beziehungsweise für Grundlagenforschung verwendet, bis zwei weitere Hubs identifiziert werden können.
Die zwei DAC-Hubs in Texas und Louisiana könnten langfristig bis zu 1,2 Milliarden US-Dollar an staatlicher Förderung erhalten. Das Geld wird aber in Etappen ausgezahlt. Der Standort in Louisiana, mit dem ab 2030 eine Million Tonnen CO₂ aus der Luft gefiltert werden soll, hat beispielsweise erst 50 Millionen US-Dollar an Förderung erhalten. Für den Bau der Anlage floss bisher keine Förderung. Das Projekt befindet sich noch in einer frühen Phase. Die beteiligten Unternehmen müssen erst die Anwohner überzeugen und sich um Genehmigungen für den Betrieb kümmern.
Zudem sieht der Inflation Reduction Act (IRA) einen Steuerrabatt von 180 US-Dollar pro Tonne an aus der Atmosphäre gefiltertem CO₂ vor. Mit diesen Förderprogrammen gelten die USA als “führend bei der politischen Unterstützung von DAC“, wie die Internationale Energieagentur schreibt. Beide großen US-Parteien sind Befürworter von DAC. Doch selbst die angekündigte Milliardenförderung in den USA werde kaum ausreichen, warnen die Analysten der Beratungsfirma Rhodium Group. Um zu einer nennenswerten DAC-Industrie zu gelangen, die ausreichend CO₂ aus der Luft auffangen könnte, müsste “der Umfang der politischen Maßnahmen [in den USA] etwa 20-mal größer sein als die derzeitige politische Unterstützung”, schätzen die Rhodium-Analysten.
17. August, 17 Uhr, Kiel
Spaziergang Stadtentwicklung in Zeiten der Klimakrise – Wie Grünflächen schützen?
Am Beispiel des Vieburger Gehölzes werden auf diesem Spaziergang der Rosa-Luxemburg-Stiftung einige Einflüsse der Klimakrise auf Wälder und Grünflächen erklärt. Infos
17. und 18. August, Oldenburg
Kanutour Klimawandel vor Ort erfahren
Die Konrad-Adenauer-Stiftung lädt zu einer politischen Kanutour auf der Hunte ein, bei der Klimawandel vor Ort sichtbar gemacht werden soll und politische Implikationen diskutiert werden. Infos
20. August, 9.30 Uhr, Erfurt
Workshop Klimawerkstatt Thüringen
Das Zentrum KlimaAnpassung (ZKA) stellt gemeinsam mit dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz und dem Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz Ansätze zur Klimaanpassung vor. Infos
20. August, 9.30 Uhr, Online
Webinar Die Kommunalrichtlinie im Überblick
Im Webinar des Deutschen Instituts für Urbanistik erhalten Sie einen Überblick zur Kommunalrichtlinie, die strategische und investive Maßnahmen im Klimaschutz fördert und dabei Kommunen und Akteure und Akteurinnen aus dem kommunalen Umfeld adressiert. Kurze Praxisbeispiele sowie Tipps und Tricks zur Antragstellung vervollständigen das Angebot. Infos
20. August, 16 Uhr, Berlin
Dialog Zeit zum Reden – Sommerdialog mit Robert Habeck
Im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) findet der Sommerdialog mit Robert Habeck statt. Neben einem Rahmenprogramm haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, eine Stunde lang Fragen an den Minister zu stellen. Infos
21. August, 13 Uhr, Leipzig
Vortrag Ecosystem vulnerability to compound extremes and disturbances in a changing climate
Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung lädt zu einem Vortrag über die Verwundbarkeit von Ökosystemen im Hinblick auf Extremereignisse und Störungen in einem sich verändernden Klima ein. Infos
25. bis 29. August, Stockholm
Aktionswoche World Water Week
Die Aktionswoche zum Thema Wasser findet in diesem Jahr unter dem Motto “Bridging Borders: Water for a Peaceful and Sustainable Future” statt. Infos
Es ist ein Hoffnungsschimmer, der in der Klimakrise häufig übersehen wird: Ein Großteil der Technologien für die Energie- und Verkehrswende ist bereits vorhanden – und wird immer besser. Um die CO₂-Emissionen rapide zu senken, müssen die Staaten nicht auf E-Fuels, Mini-AKWs oder Kernfusion warten. Solar- und Windkraft erleben weltweit einen enormen Boom. Photovoltaik-Anlagen werden immer effizienter, Windkraftanlagen immer größer, Batterien können immer mehr Energie speichern – der technische Fortschritt hat zu enormen Kostensenkungen geführt.
Solarkraftwerke in Kombination mit Batteriespeichern sind beispielsweise in Indien schon heute wettbewerbsfähiger als neue Kohlekraftwerke. In ein paar Jahren werden Photovoltaik und Batterien auch neue Kohlekraftwerke in China und neue Gaskraftwerke in den USA überholen, zeigt sich Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur, überzeugt. Vor wenigen Jahren war die Erfolgsgeschichte der Erneuerbaren noch unvorstellbar. Die “Revolution der sauberen Technologien ist exponentiell, disruptiv und findet jetzt statt“, schreibt die Denkfabrik Rocky Mountain Institute in einem aktuellen Bericht zur Energiewende. nib
Laut einer Berechnung des US-Thinktanks Energy Innovation könnte ein zukünftiger US-Präsident Donald Trump die Fortschritte in der US-Klimapolitik fast komplett zunichtemachen. Würde Trump die klimapolitischen Inhalte des “Project 2025” umsetzen, würden die jährlichen Emissionen im Jahr 2030 noch bei 4,92 Gigatonnen CO₂-Äquivalenten liegen. Bei einer Fortführung der derzeitigen US-Politik würden die Emissionen hingegen auf 4,14 Gigatonnen im Jahr 2030 sinken. Die Differenz ist größer als die Gesamtemissionen Deutschlands, die 2023 bei 0,67 Gigatonnen CO₂-Äquivalenten lagen.
Laut den Analysten von Energy Innovation werden die US-Emissionen durch den Inflation Reduction Act (IRA), den Chips and Science Act und neue Umweltschutzregulierungen bis 2030 deutlich abnehmen. Würde Trump diese Maßnahmen und Förderprogramme zurückdrehen, wie es das von der Heritage Foundation geleitete, konservative “Project 2025” vorsieht, käme es kaum zu einer CO₂-Reduktion. Die Berechnungen von Energy Innovation gehen davon aus, dass Trump einen Großteil der IRA-Förderung rückgängig machen würde. Dazu zählen Steuererleichterungen für E-Autos, Ladestationen, Förderung für die Ansiedlung grüner Industrien, Steuererleichterungen für sauberen Strom, Carbon Capture and Storage (CCS) und Wasserstoff. Allerdings ist noch fraglich, ob Trump den Inflation Reduction Act komplett aufheben würde. Denn ein großer Teil der Steuererleichterungen und neuen Arbeitsplätze kommt republikanischen Staaten zugute. nib
Fast 80 Nobelpreisträger und ehemalige Staatschefs kritisieren in einem offenen Brief, dass fossile Brennstoffe in einem Entwurf des UN-Verhandlungstexts zum Summit of the Future nicht mehr erwähnt werden. In einer früheren Version des Papiers war noch von einer “Beschleunigung” des “Übergangs weg von fossilen Brennstoffen” (‘transition away’) die Rede. Sie forderten am Dienstag dazu auf, diese Formulierung wieder in den Pact for the Future aufzunehmen.
Der Summit of the Future findet vom 20. bis 23. September in New York statt. Er soll die UN-Verhandlungen im Vorfeld der COP29 im November in Aserbaidschan vorantreiben. Die Erwähnung fossiler Brennstoffe in UN-Klimadokumenten war bis zur COP28 im vergangenen Jahr immer wieder blockiert worden – vor allem von OPEC-Mitgliedern sowie anderen großen Verschmutzern, um ihre Verpflichtungen kleinzuhalten. Erst 2023 wurden fossile Brennstoffe erstmals in einem COP-Abschlussdokument erwähnt. Damals einigten sich die Staaten auf die Formulierung “transition away from fossil fuels” – also den Übergang weg von fossilen Brennstoffen. lb
Die Gruppe der Arabischen Staaten fordert die Industrieländer auf, zukünftig mindestens 441 Milliarden US-Dollar pro Jahr aus öffentlichen Mitteln für die internationale Klimafinanzierung bereitzustellen. Insgesamt sollen die entwickelten Staaten demnach im Zeitraum 2025 bis 2029 jährlich 1,1 Billionen US-Dollar mobilisieren. Das geht aus einer Einreichung der arabischen Staatengruppe an die UNFCCC im Rahmen der Verhandlungen um ein neues globales Klimafinanzziel hervor. Viele andere Staaten und Staatengruppen halten sich bei ihren Vorstellungen über die Höhe des sogenannten New Collective Quantified Goal on Climate Finance (NCQG) weiterhin bedeckt.
Laut den USA sollte das NCQG:
Die sogenannten Like-Minded Developing Countries, zu denen auch China und Indien gehören, schlagen vor:
Die EU hält sich mit konkreten Zahlen zurück, fordert aber eine Ausweitung der Geberstaaten auf Staaten “mit hohen Treibhausgasemissionen und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit”. Auch die Gruppe der Least Developed Countries und die Gruppe der Kleinen Inselstaaten nennen keine Zahlen zur Höhe des NCQG. Die afrikanischen Staaten schlagen 1,3 Billionen US-Dollar pro Jahr für den Zeitraum von 2025 bis 2030 vor. Die nächste Verhandlungsrunde über das NCQG findet zwischen dem 9. und 12. September in Baku statt. Ein finaler Beschluss wird auf der COP29 im November erwartet. nib
Im vergangenen Jahr sind weltweit fast 12 Millionen Hektar Wald durch Brände zerstört worden, eine Fläche ungefähr so groß wie Nicaragua. Damit übertrifft 2023 den vorherigen Rekord aus dem Jahr 2016 um 24 Prozent. Das ergeben Daten der Universität von Maryland, ausgewertet vom World Resources Institute (WRI). Ihnen zufolge war die verbrannte Fläche im Jahr 2001 noch halb so groß.
Die Rekordzerstörungen 2023 sind laut WRI vor allem auf die Brände in Kanada zurückzuführen: Sie allein machen 65 Prozent der im vergangenen Jahr verbrannten Flächen aus. Das WRI wertet das als Anzeichen dafür, dass die Wälder der borealen Zonen “bereits beginnen, ihre Fähigkeit zu verlieren, Kohlenstoff zu speichern“. Laut Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus sind 23 Prozent aller Waldbrandemissionen des vergangenen Jahres auf die kanadischen Brände zurückzuführen.
Auch im laufenden Jahr haben schwere Waldbrände schon hohe Emissionen verursacht, unter anderem in Russland. Aus Brasilien, Kalifornien und Griechenland wurden zuletzt ebenfalls schwere Brände gemeldet. Zwar sind die Feuer nahe der griechischen Hauptstadt Athen vorerst unter Kontrolle. Doch Griechenland litt auch im vergangenen Jahr bereits unter besonders schweren Bränden, wie eine jüngst erschienene Auswertung von Copernicus-Daten zeigt.
Künftig dürften schwere Waldbrände noch häufiger auftreten. Denn der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es zu extremen Hitzewellen kommt, die wiederum günstige Bedingungen für Feuer schaffen, wie das WRI und auch die Copernicus-Forschenden schreiben. Analysen der Forschungsinitiative World Weather Attribution bestätigen den Zusammenhang. Zugleich treiben die Waldbrände die Erderwärmung auch weiter an, weil durch sie hohe Emissionen freigesetzt werden und wichtige Kohlenstoffsenken verloren gehen.
Neben den borealen Wäldern sieht das WRI auch die Wälder in anderen Klimazonen gefährdet: In den Tropen bedrohe “der Verlust an Baumbestand wichtige geschützte Gebiete, einschließlich intakter Regionen des Amazonas”. Die Wälder der gemäßigten und subtropischen Zonen wiederum hätten historisch zwar “weniger aktive Brände gesehen, aber jetzt verzeichnen diese Regionen einen jährlichen Anstieg von 34.300 Hektar, eine Zunahme um 5,3 Prozent”.
Mittlerweile sei auch der Anteil der Waldzerstörung, die auf Brände zurückzuführen ist, von 20 Prozent im Jahr 2001 auf 33 Prozent gestiegen. Der Rest entfällt laut WRI auf andere Faktoren wie Bergbau oder Abholzung. ae
Viele der weltweit größten Banken sind “nicht nur weit davon entfernt, ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen, sondern viele ihrer Zusagen sind auch weniger ehrgeizig, als sie auf den ersten Blick erscheinen”. Zu dem Ergebnis kommt eine Analyse des World Resources Institute (WRI), in der die Aktivitäten der 25 größten Banken – darunter die Deutsche Bank – zwischen 2019 und 2022 in sechs Bereichen untersucht wurden: Öl und Gas, Strom, Autobranche, Flugbranche, Zement und Stahl.
Demnach tragen die untersuchten Banken in vielen Sektoren nicht ausreichend dazu bei, die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten. Das dürfte sich den WRI-Analysten zufolge auch bis 2030 nicht ändern. Insgesamt steige zwar die Zahl der Netto-Null-Versprechungen, vor allem in den USA würden Banken aber vermehrt ihre Klimaziele abschwächen. Das WRI rechnet daher bis 2030 mit dreimal höheren Emissionen als entsprechende Emissionspfade für 1,5 Grad zuließen. Damit werde es immer schwieriger, den Kurs noch zu korrigieren.
Der Bericht kritisiert zudem die Unterstützung einiger Banken für Lobbygruppen, die sich aktiv gegen Klimaschutzgesetze einsetzen. Auch sei der Sektor weit vom 10:1-Ziel der IEA entfernt, das besagt, dass für die Energiewende bis 2030 jährlich vier Billionen US-Dollar an Investitionen nötig seien – zehnmal mehr als in fossile Energien. Banken spielen mit ihren Krediten eine wesentliche Rolle in der Finanzierung der Energiewende und können beratend beeinflussen, wohin Geld fließt. Sie investieren derzeit aber nur durchschnittlich 1,3-mal mehr in Klimaschutz (“Green Finance”) als in fossile Brennstoffe. Chinesische Banken schneiden mit einem Verhältnis von durchschnittlich 7:1 noch am besten ab. Die Deutsche Bank investiert hingegen ähnlich viel Geld in Klimaschutz wie in Fossile. lb