Table.Briefing: Climate

USA: Trumps Anti-Klima-Kabinett + Faktencheck zur Wahl: Klimaziel 2045 verschieben? + Beena Sharma: Für CO₂-Kreisläufe

Liebe Leserin, lieber Leser,

in nicht einmal zwei Wochen wird Donald Trump wieder als US-Präsident vereidigt. Viele Engagierte aus der Klimaszene blicken den nächsten vier Jahren daher mit kaum gebremstem Horror entgegen. Unser Kollege Umair Irfan aus Washington hat für uns deshalb einmal tiefer gegraben und im Detail aufgeschrieben, was von den Männern zu erwarten ist, die in Trumps Kabinett die nächsten Jahre die Klima-, Umwelt- und Energiepolitik gestalten werden.

Bei uns zu Hause schauen wir auch ganz genau hin. Wie immer auf einen bunten Strauß an Themen, aber vor allem auch darauf, was im Wahlkampf so an Ideen und Vorschlägen zur Klimapolitik in die Welt gesetzt wird. Weil da schnell mal sehr steile Thesen vertreten werden und die Tatsachen erst mit gehöriger Verspätung hinterherhinken, nehmen wir in den kommenden Wochen die wichtigsten Vorschläge der wichtigsten Akteure unter die Lupe. Machen Sie sich auf ein paar Überraschungen gefasst: Die Serie zum Klima-Faktencheck beginnt heute mit dem Vorschlag, das deutsche Ziel zur Klimaneutralität von 2045 auf 2050 zu verschieben.

Bleiben Sie dran. Es wird immer spannender!

Ihr
Bernhard Pötter
Bild von Bernhard  Pötter

Analyse

USA: Diese Klimapolitik ist von Trumps Kabinett zu erwarten

Donald Trump mit Elon Musk: Als Teil des Teams für die Energie- und Klimapolitik könnte Musk etwa Mittel aus dem Inflation Reduction Act umleiten.

Die Personalauswahl für die nächste US-Regierung zeigt deutlich die Strategien des designierten neuen Präsidenten Donald Trump im Bereich der Energie- und Klimapolitik. Es geht ihm vor allem darum, Umweltvorschriften aufzuheben und die Produktion fossiler Brennstoffe anzukurbeln. Die klassische Klimaschutzpolitik dagegen wird kaum Priorität genießen, viele Regeln und Vorschriften dazu sollen gebremst oder zurückgedreht werden. Es ist absehbar, dass die USA zwar weiter Emissionen senken, ihre Klimaziele aber verfehlen werden.

Weniger Regeln und Klimaschutz, Widersprüche in der Strategie

Allerdings zeigt ein genauer Blick auch die möglichen Risse in dieser Strategie. Denn viele Änderungen werden nicht schnell umzusetzen sein. Schon jetzt zeigen sich Spannungen in Trumps MAGA-Bewegung zwischen Protektionisten und Anhängern des Freihandels. Trumps erste Amtszeit hat außerdem gezeigt, dass diese Personen keine Garantie für eine bestimmte Politik sind – und viele von ihnen nicht lange im Amt bleiben.

Trump hat in seiner ersten Amtszeit im Weißen Haus einen Rekord bei der Personalfluktuation aufgestellt: Viele hochrangige Berater und Kabinettssekretäre wurden in weniger als vier Jahren entlassen oder traten zurück, darunter der Leiter der Umweltschutzbehörde, der Energieminister, der Innenminister und der Außenminister. Einige verärgerten Trump, andere widersetzten sich ihm, und gegen einige liefen Untersuchungen wegen Fehlverhaltens. Viele Ernennungen aus der Privatwirtschaft empfanden die Arbeit in einer Regierungsbehörde wegen der Bürokratie, der finanziellen, politischen und rechtlichen Beschränkungen als zu mühsam. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die neuen Behördenleiter in der Lage sein werden, schnell drastische politische Änderungen vorzunehmen.

Umbau der Bundesregierung

Dennoch wird das neue Team Trumps Agenda für die ersten Tage seiner Amtszeit festlegen, insbesondere solange die Republikaner noch die Mehrheit im Kongress haben und Gesetze verabschieden können. Konservative Denkfabriken haben auch Pläne wie das Projekt 2025 ausgearbeitet, um die neue Trump-Administration auf Kurs zu halten. Trump will auch die Jobs der Bundesbeamten in politische Ernennungen umwandeln, sodass er Mitarbeiter in allen Behörden entlassen und durch ihm ergebene Personen ersetzen kann. Rechtstreitigkeiten werden ein geringeres Risiko sein als bei der ersten Amtszeit, weil nun bei den Bundesgerichten mehr Richter Trump wohlgesonnen sind und er im Obersten Gerichtshof eine Mehrheit von 6:3 Stimmen hat.

Folgende Personalien werden Trumps Entscheidungen bei Klimawandel und Umwelt prägen:

EPA: Angriff auf Umweltgesetze

Environmental Protection Agency (EPA) – Der New Yorker Kongressabgeordnete Lee Zeldin wurde für die Leitung der wichtigsten Umweltbehörde der USA ausgewählt. Er ist seit langem dafür bekannt, gegen Umweltgesetze zu stimmen. Nach seiner Nominierung sagte er, die EPA schade mit ihren Vorschriften den Unternehmen und die USA würde eine “Energiedominanz” anstreben. Er sagte jedoch auch, dass der Schutz der Umwelt oberste Priorität habe.

Die EPA regelt nationale Umweltvorschriften, darunter auch Vorschriften für Autos, Kraftwerke, Luft- und Wasserverschmutzung. Trump hat in seiner letzten Amtszeit versucht, diese Vorschriften zu schwächen, wurde aber von den Gerichten daran gehindert. Die Republikaner werden es wahrscheinlich wieder versuchen.

Diese sechs Männer lenken zukünftig im Trump-Kabinett die Klimapolitik der USA: Lee Zeldin, Chris Wright, Doug Burgum, Marco Rubio, Howard Lutnick und Elon Musk (v.l.n.r.).

Energieministerium: Fossile fördern

Energieministerium – Trump ernannte Chris Wright, den CEO von Liberty Energy, einem der weltweit größten Fracking-Unternehmen, zum Leiter des Energieministeriums. Dieser hat einmal vor laufender Kamera Fracking-Flüssigkeit getrunken, um zu zeigen, dass sie sicher ist. Er hält den Klimawandel für ein reales Phänomen und unterstützt einige Formen sauberer Energie, wie etwa die Geothermie. Er glaubt aber auch, dass die Förderung fossiler Brennstoffe für die USA von Vorteil ist.

Trotz seines Namens bestimmt das Energieministerium nicht hauptsächlich die Energiepolitik. Etwa zwei Drittel seines Haushalts werden für Atomwaffen und die Beseitigung von Atommüll verwendet. Ein Großteil des restlichen Budgets fließt in die Grundlagenforschung im Energiebereich, Finanzierung von neuen Energieunternehmen und Großprojekten. Wright könnte die Forschungsprioritäten der Behörde ändern, die Budgets für saubere Energie kürzen und Personal abbauen. Das Energieministerium genehmigt auch die Ausfuhr fossiler Brennstoffe. US-Präsident Biden hat neue Gasexporte zur Überprüfung gestoppt. Die Behörde kam kürzlich zu dem Schluss, dass diese Exporte den Klimawandel verschärfen und die inländischen Gaspreise in die Höhe treiben würden. Aber es ist unwahrscheinlich, dass diese Ergebnisse für die nächste Regierung von Bedeutung sein werden.

Innenministerium: Mehr Gas und Öl von öffentlichem Land?

Innenministerium – Der Gouverneur von North Dakota, Doug Burgum, soll das Innenministerium und den neuen Nationalen Energierat leiten. Zuvor war er als Risikokapitalgeber tätig und investierte in Softwareunternehmen. Während seiner Amtszeit hat er sich zum Ziel gesetzt, North Dakota bis 2030 kohlenstoffneutral zu machen, aber er hat auch die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen gefördert.

Das Innenministerium verwaltet rund 263 Millionen Hektar Land und Küstengewässer in den USA. Das sind 30 Prozent der gesamten US-Fläche, die sich in Bundesbesitz befinden. Darunter sind Nationalparks, Naturschutzgebiete und Reservate der Ureinwohner, meistens im Westen der USA. Die Behörde ist auch für Genehmigungen von Bergbau und Bohrungen in diesen Regionen zuständig. Trump und Burgum wollen die Erschließung fossiler Brennstoffe in Bundesgebieten ausweiten.

Außenministerium: Anpassung statt Klimaschutz

Außenministerium – Der Senator von Florida, Marco Rubio, wird Trumps oberster Diplomat sein. Als Vertreter eines Staates, der durch die globale Erwärmung und den Anstieg des Meeresspiegels mit Katastrophen konfrontiert ist, hat Rubio erklärt, dass sich Florida dem Klimawandel stellen muss. Er brachte ein Gesetz zur Wiederherstellung von Korallenriffen ein, was ihm die Unterstützung einer Gruppe von Senatoren einbrachte, die sich um den Klimawandel sorgen. Allerdings vertritt er seit langem die Auffassung, dass sich die USA auf die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels konzentrieren müssen, anstatt die Emissionen insgesamt zu reduzieren. Er kritisierte die Gesetzgebung zur Verringerung der Treibhausgase als “reaktionär”. Er führte auch eine Gesetzgebung ein, die verhindern soll, dass Mittel für saubere Energie im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) an chinesische Anbieter gehen.

Rubio sagte auch, der Beitritt der USA zum Pariser Klimaabkommen sei “lächerlich” und “alles nur Show”. Es ist nicht klar, ob ein erneuter Ausstieg aus dem Abkommen für die nächste Trump-Regierung eine hohe Priorität haben wird, aber Rubio scheint ein williger Partner zu sein, um dies durchzusetzen. Wahrscheinlich wird er auch die Bemühungen unterstützen, Zölle auf chinesische Waren, einschließlich Batterien und Solarzellen, zu erheben.

Handelsministerium: Risiko für die NOAA-Forschung

HandelsministeriumHoward Lutnick, CEO des Finanzdienstleisters Cantor Fitzgerald, wird das Handelsministerium und das Büro des US-Handelsbeauftragten leiten. Er war ein lautstarker und sichtbarer Unterstützer von Trump und versprach, “unser volles Potenzial freizusetzen“. Allerdings hat sich Lutnick kaum zu seinen eigenen Ansichten über den Klimawandel geäußert.

Das Handelsministerium ist eine weitere Regierungsbehörde mit einem merkwürdigen Namen. Es sammelt zwar Wirtschaftsdaten und setzt sich für die Schaffung von Bedingungen zur Förderung der US-Unternehmen ein. Aber die Hälfte seines Haushalts, 6,6 Milliarden US-Dollar, gehen an die National Oceanic and Atmospheric Administration. Die NOAA ist die wichtigste Bundesbehörde für die Erforschung des Himmels und der Meere. Sie betreibt den Nationalen Wetterdienst und führt mit einer Flotte von Flugzeugen, Schiffen und Satelliten Forschungen zum Klimawandel durch. Die NOAA war während Trumps erster Amtszeit Gegenstand von politischer Einmischung, als Trump den Wissenschaftlern der Behörde widersprach und eine Hurrikan-Vorhersage mit einem Marker verfälschte. Die Behörde ist auch Ziel des Projekts 2025, das vorschlägt, die NOAA aufzulösen und die Wettervorhersagedaten an private Unternehmen zu übergeben.

Elon Musk: Umleitung von IRA-Mitteln?  

Department of Government Efficiency – Die neue geplante Behörde “Department of Government Efficiency” zielt darauf ab, verschwenderische Staatsausgaben zu reduzieren. Sie wird von Tesla-Chef Elon Musk und dem Unternehmer Vivek Ramaswamy geleitet. Unklar bleibt, was genau sie als Verschwendung ansehen.

Der IRA, die größte US-Investition zur Bekämpfung des Klimawandels in der Geschichte, wäre ein lohnendes Ziel. Er enthält zwar Hunderte von Milliarden US-Dollar für Initiativen wie die Herstellung von Batterien, Ladestationen für Elektroautos und Steuergutschriften für energieeffiziente Geräte, aber ein großer Teil dieses Geldes wurde noch nicht ausgegeben. Für Musk und Ramaswamy wird es schwierig sein, bereits verwendete Gelder zurückzufordern, aber sie könnten die verbleibenden Mittel verlangsamen oder sie in Programme umleiten, die Trump bevorzugt.

Spannung: Globalisten gegen Protektionisten

Trumps Kabinettswahlen offenbaren eine sich abzeichnende Spannung in der MAGA-Bewegung zwischen denjenigen, die Regulierungen abbauen und Märkte öffnen wollen, und denjenigen, die Zölle und Subventionen zur Förderung der US-Industrie fordern. Musk hat sich zugunsten des Freihandels positioniert, was seinen Unternehmen zugutekommt, die auf aus China importierte Hardware wie Batterien und Solarzellen angewiesen sind. Musk hat sogar vorgeschlagen, die Steuergutschriften für Elektrofahrzeuge abzuschaffen, was den Konkurrenten von Tesla wahrscheinlich mehr schaden und letztendlich zu seinen Gunsten ausfallen würde. Seine Unternehmen haben bereits enormen Wertzuwachs erfahren.

Trump ist jedoch ein starker Verfechter des Protektionismus. Er hat versprochen, einen Zoll von 60 Prozent auf aus China importierte Waren und einen Zoll von 20 Prozent auf Waren aus anderen Ländern zu erheben. Lutnick wird für die Umsetzung dieser Vision verantwortlich sein, und er bekommt einen Vorsprung vor Biden, der in den letzten Tagen seiner Amtszeit noch mehr Zölle auf Solarkomponenten erhoben hat. Trump skizzierte auch einen Plan zur Abschaffung der Steuergutschriften auf Elektrofahrzeuge, doch scheint es weniger wahrscheinlich, dass er Anreize für Wind- und Solarenergie aufheben wird. In seiner ersten Amtszeit hat er die Subventionen für saubere Energien weitgehend gestrichen, und seither sind sie nur noch gewachsen, insbesondere in Bundesstaaten, die von Republikanern geführt werden. Texas ist heute der größte Windenergieproduzent in den USA und führend bei neuen Solaranlagen.

USA werden Klimaziele wohl verfehlen

Alles in allem ist klar, dass der Klimawandel in den nächsten vier Jahren für die USA bestenfalls eine geringe Priorität haben wird. Allerdings scheint es in Trumps zweiter Amtszeit weniger ideologischen Widerstand gegen den Umweltschutz zu geben als vielmehr eine stärkere Betonung der Förderung von US-Wirtschaftsinteressen. Dazu könnte auch saubere Energie gehören – einer der am schnellsten wachsenden Sektoren der US-Wirtschaft.

Gleichzeitig sind die USA der größte Öl- und Gasproduzent der Welt, und die Produktion wird wahrscheinlich weiter steigen. Die Kohlekraft verliert weiter an Boden, erneuerbare Energien sind die billigste Quelle für neuen Strom, und einige alte Kernkraftwerke könnten bald wieder in Betrieb genommen werden.

Unter dem Strich werden die Treibhausgasemissionen der USA in den kommenden Jahren zwar immer noch sinken, aber viel langsamer, so dass die USA ihre Klimaziele wahrscheinlich verfehlen werden. Und wenn der zweitgrößte Treibhausgasemittent der Welt vom Kurs abweicht, könnten weitere Länder damit beginnen, ihre Ziele ebenfalls zu verfehlen.

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  • Zölle
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Faktencheck zur Wahl: Klimaziel 2045 auf 2050 verschieben

Will das deutsche Klimaziel auf 2050 strecken: FDP-Parteivorsitzender Christian Lindner.

Die Forderung

Das gesetzliche Datum für ein klimaneutrales Deutschland steht laut Klimaschutzgesetz (KSG) bei 2045. Dieses Datum soll laut FDP-Vorstellungen nach hinten verlegt werden. Die Partei will es laut Wahlprogramm auf das EU-Ziel 2050 verschieben. Und auch aus Teilen von Wirtschaft und Union gab es Forderungen und Andeutungen, das Klimaziel zu strecken. Allerdings erklärt das CDU/CSU-Wahlprogramm, “die Klimaneutralität bis 2045 haben wir fest im Blick”.

Mögliche Umsetzung

Das KSG kann mit einfacher Mehrheit im Bundestag geändert werden. Eine Verschiebung des Ziels der Klimaneutralität nach 2050 würde wohl auch heißen, die Verschärfung der Emissionsreduktion für 2030 von minus 55 auf minus 65 Prozent zurückzunehmen, die mit der Entscheidung für 2045 einherging. Das ganze Vorhaben würde allerdings zu praktischen Problemen mit dem EU-Recht führen.

Das würde es bedeuten

Das Parlament nähme eine Verschärfung des KSG zurück, die 2021 die direkte Folge aus dem wegweisenden Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts war. Damals hatte das oberste Gericht moniert, dass im KSG “hinreichende Maßnahmen” zum Klimaschutz nach 2031 fehlten. Die Politik müsse als “intertemporale Freiheitssicherung” sicherstellen, dass nicht ein großer Teil der Emissionsreduktion in die Zukunft verschoben werde. Genau diese Verlagerung in die Zukunft würde aber bei einer Verschiebung des Zeitrahmens drohen – wenn nicht gleichzeitig deutlich mehr negative Emissionen geplant würden. Davon ist aber nicht die Rede. Und fast sicher würde eine solche Streckung der deutschen Klimaziele vor Gericht angegriffen werden. Dann müsste das Verfassungsgericht wieder entscheiden, ob auch eine Verwässerung des Klimaziels mit seinen Anforderungen aus dem Klimabeschluss vereinbar wäre.

Unklar ist auch, wie eine solche Änderung des Zeitplans auf deutsche Bundesländer wirken würde, die teilweise schon 2040 klimaneutral sein wollen. Länder wie Baden-Württemberg und Bayern müssten dann zehn Jahre vor dem Bund ihre Emissionen rechnerisch auf Null bringen.

Vor allem aber würde eine Streckung des Ziels mit dem gesamten EU-Recht rund um Klima und Green Deal kollidieren. Denn dort ist per vorrangigem EU-Recht festgelegt, dass die Emissionszertifikate im ETS I für Industrie und Stromwirtschaft 2039 enden. Der ETS II für Gebäude und Verkehr wiederum läuft bis 2043 aus. Danach gibt es in der EU keine neuen Genehmigungen zum CO₂-Ausstoß in diesen Sektoren mehr. “Deutschland ist an dieses EU-Recht gebunden und kann es nicht einfach ignorieren”, sagt Rainer Baake, Direktor der “Stiftung Klimaneutralität”. Das sei eine “Scheindebatte, die aber politisch schädlich ist, weil sie falsche Signale sendet und Unsicherheit in der Wirtschaft verbreitet”.

Auch für Simon Müller, Deutschland-Direktor beim Thinktank Agora Energiewende würde eine Verschiebung des Ziels auf 2050 wenig an der Klimapolitik und den aktuellen Entscheidungen ändern. Diese werden maßgeblich vom EU-Rahmen bestimmt. “Die deutschen Klimaziele sind bereits auf die EU-Klimaziele abgestimmt. Eine solche Verschiebung sorgt nur für Verunsicherung und ändert nichts an unserer Verpflichtung, die EU-Klimavorgaben zu erfüllen”, meint Müller, etwa mit Blick auf die kommenden höheren Preise beim Emissionshandel, bei Verkehr und Gebäuden und die EU-Flottengrenzwerte für Pkw. Es bestünde aber die Gefahr, dass die gesamte EU-Architektur beim Klimaschutz durch eine solche Änderung ins Wanken gerate: “Wenn Deutschland als größte EU-Wirtschaftsmacht seinen Anteil an den Klimaschutzbemühungen zeitlich streckt, könnte es zu einem Domino-Effekt kommen, dass auch andere Staaten weniger Ehrgeiz zeigen.”

International würde ein solcher Schritt wohl als sehr negatives Signal aufgenommen – in einem für das Klima wegweisenden Jahr, schließlich müssen im Februar 2025 alle Länder bei der UN ihre neuen und ehrgeizigeren Klimapläne (NDC) für 2035 vorlegen. Würde Deutschland, das international eine wichtige Rolle als Vorreiter und Antreiber beim Klimaschutz spielt, seine Ziele aufweichen, könnte das andere Länder ebenfalls entmutigen und den Bremsern gute Argumente liefern, weniger Ehrgeiz zu zeigen.

Wirtschaftliche und finanzielle Folgen

Die Entscheidung hätte keine direkten Folgen für die öffentlichen Haushalte, allerdings könnte eine solche Änderung des KSG große Unruhe bei öffentlichen und privaten Investitionen etwa in die Wasserstoff-Infrastruktur auslösen. Die grüne Transformation in Industrie, Energiesektor und bei privaten Haushalten wird aber ohnehin durch den EU-Rahmen bestimmt.

Politische Umsetzbarkeit

Eine Regierung von Union und SPD oder Union und Grünen würde das Projekt laut Wahlprogrammen nicht verfolgen. Selbst für eine mögliche FDP-Beteiligung an der Regierung wäre das Thema kaum zentral.

Fazit

Den Zeitpunkt für Klimaneutralität von 2045 auf 2050 zu verschieben, ist unrealistisch. Denn die EU-Regeln schreiben diese Entwicklung ohnehin fest. Der Deutsche Bundestag könnte zwar das Klimaschutzgesetz ändern, was juristisch und politisch hochumstritten wäre, aber kaum praktische Auswirkungen hätte. Dazu würde es Deutschlands Ruf und Position international beschädigen.

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Termine

9. Januar, 17.30 Uhr, Berlin
Buchvorstellung Demokratie und Klimaschutz
Sowohl die Klimaaktivistin Luisa Neubauer als auch der Zeit-Journalist Bernd Ulrich und Cameron Abadi vom US-amerikanischen Magazin Foreign Policy haben sich in ihren Büchern mit der Frage auseinandergesetzt, wie Demokratien die Klimakrise bewältigen können. Wie kann das Notwendige politisch möglich gemacht werden? Die Veranstaltung wird von der Heinrich-Böll-Stiftung organisiert. Infos

10. Januar, 10 Uhr, Online
Webinar Bilanz des Energiejahres 2024 und Ausblick auf 2025
Wie haben sich die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2024 entwickelt und aus welchen Gründen? Wo liegt das neue Preisniveau auf den Energiemärkten und was ist zukünftig zu erwarten? Darüber diskutiert Agora Energiewende auf diesem Webinar. Infos

11. bis 13. Januar, Abu Dhabi
Jahresversammlung IRENA Assembly
Unter dem Motto “Accelerating the Renewable Energy Transition – The Way Forward” findet das Jahrestreffen der International Renewable Energy Agency (IRENA) statt. Infos

14. Januar, 9 Uhr, Online
Webinar Klima kompakt – Das müssen KMU wissen zu Energieeffizienzmaßnahmen und verfügbaren Fördermitteln
Welche Energieeffizienz-Maßnahmen sind sinnvoll und welche Fördermittel gibt es dafür? Darum geht es bei diesem Webinar. Die Veranstaltungsreihe “Klima kompakt” der Handelskammer richtet sich an mittelständische Unternehmer, die ihr Unternehmen zukunftsorientiert und klimafreundlich transformieren möchten. Infos

15. Januar, 11 Uhr, Online
Webinar Windenergie an Land – Zubauzahlen Gesamtjahr 2024 für Deutschland
Der Bundesverband Windenergie und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau informieren über die Zubauzahlen der Windenergie im vergangenen Jahr. Infos

15. Januar, 14.30 Uhr, Online
Webinar Reform der Sondernetzentgelte: Wegbereiter für industrielle Flexibilität und ein effizienteres Stromsystem
Bis 2026 sollen die industriellen Sondernetzentgelte reformiert werden. Die Industrie kann dann von günstigen Strompreisen profitieren, wenn sie ihren Verbrauch an Zeiten mit hoher Verfügbarkeit erneuerbarer Energien anpasst. Auf dem Webinar von Agora Energiewende wird diskutiert, wie diese Reform aussehen kann. Infos

15. bis 18. Januar, Berlin
Messe Global Forum for Food and Agriculture
2025 findet das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) zum Thema nachhaltige Bioökonomie statt. Das Wirtschaftssystem steht vor großen Herausforderungen, denn es ist von nicht nachwachsenden, fossilen Rohstoffen abhängig. Dies verbraucht endliche Ressourcen, verschärft die Klimakrise und hat damit drastische Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung. Auf dem Forum wird diskutiert, wie Bioökonomie stattdessen zur nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Infos

15. Januar, 17.45 Uhr, Online
Workshop Klimaschutz auf die politische Agenda! Ein Strategie-Workshop zur Bundestagswahl
Das Institut für Kirche und Gesellschaft veranstaltet diesen Workshop. Dort wird mit Vertretern der Klima-Allianz Deutschland darüber diskutiert, wie Klimaschutz wieder zum wahlrelevanten Thema gemacht werden kann. Infos

16. Januar, 16 Uhr, Berlin
Dialog Energiedialog 2025
Der Bundesverband Erneuerbare Energie veranstaltet diesen Dialog als energiepolitischen Jahresauftakt. Er will dort wichtige Weichen für die Energiewende in Deutschland stellen. Es geht unter anderem darum, wie Deutschland als Energiestandort gesichert werden kann. Infos

News

Klima in Zahlen: So sehr hinkt Deutschland den E-Auto-Zielen hinterher

Deutschland kommt bei der Antriebswende weiterhin nicht vom Fleck: Nur 13,5 Prozent der im Jahr 2024 neu angemeldeten Autos waren reine E-Autos – zusätzlich lag der Anteil der Plug-in-Hybride bei 6,8 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden nur rund 380.000 E-Autos neu zugelassen, 27,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Weil auch der Gesamtmarkt schwächelte, stagniert die Quote der E-Autos bei den Neuanmeldungen “mehr oder weniger” – und das schon seit 2022, schreibt Wolf-Peter Schill, Leiter des Forschungsbereichs “Transformation der Energiewirtschaft” des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) auf Bluesky.

Zum Jahreswechsel waren in Deutschland 1,66 Millionen batterieelektrische Pkw zugelassen. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 auf einen Bestand von mindestens 15 Millionen E-Autos zu kommen, liegt somit in weiter Ferne. Eigentlich müssten schon 2,75 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen fahren, wenn ein realistischer Pfad zu den 15 Millionen im Jahr 2030 angenommen wird. Bei einem kontinuierlichen Wachstum bis 2030 müssten es sogar schon 5,5 Millionen Autos sein.

Laut Schill liegt das geringe Wachstum vor allem im Auslaufen der E-Auto-Förderung begründet. Aber auch das Schlechtreden des E-Autos durch einige Medien und Politiker sei ein Grund für die schlechte Entwicklung der Absatzzahlen. Lücken bei der Ladeinfrastruktur seien hingegen wahrscheinlich nicht mehr allzu entscheidend, da das Ladenetz schneller gewachsen sei als die Verkäufe. Die Anzahl der E-Autos “pro Schnellladepunkt hat seit 2022 abgenommen”, so Schill. nib

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2024: CO₂-Einnahmen bleiben hinter Erwartungen zurück

Die Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung lagen in Deutschland im Jahr 2024 bei 18,5 Milliarden Euro. Weil dies in absoluten Zahlen geringfügig mehr ist als die im Vorjahr erzielten 18,4 Milliarden Euro, feierte das Umweltbundesamt (UBA) diesen Wert am Dienstag als “Rekordeinnahmen”. Der Emissionshandel habe sich damit “zum zentralen sektorübergreifenden Klimaschutzinstrument entwickelt”, erklärte UBA-Präsident Dirk Messner. Zugleich sind die Einnahmen allerdings deutlich geringer als erwartet: Im Bundeshaushalt für 2024 waren CO₂-Einnahmen in Höhe von 20,4 Milliarden Euro angesetzt worden.

Grund für den im Vergleich zum Haushaltsansatz geringeren Wert ist der Preisrückgang beim EU-Emissionshandel (ETS): Während der Ausstoß einer Tonne CO₂ im Jahr 2023 durchschnittlich 84 Euro kostete, waren es 2023 nur 65 Euro. Grund dafür war neben der schlechten wirtschaftlichen Lage eine geringere Nachfrage nach Kohle aufgrund des gesunkenen Gaspreises. Statt der eingeplanten 8,2 Milliarden Euro flossen aus dem ETS damit nur 5,5 Milliarden Euro in den Bundeshaushalt; im Vorjahr waren es 7,7 Milliarden.

Etwas höher als erwartet waren dagegen die Einnahmen aus dem nationalen CO₂-Preis für Heizen und Verkehr. Daraus wurden statt der im Haushalt eingeplanten 12,3 Milliarden Euro rund 13 Milliarden erlöst. Für 2025 wird hier aufgrund des von 45 auf 55 Euro pro Tonne erhöhten nationalen CO₂-Preises ein weiterer Anstieg auf 15,4 Milliarden Euro erwartet; insgesamt sind im Haushalt 2025 CO₂-Einnahmen in Höhe von gut 22 Milliarden Euro eingeplant.

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EEG-Kosten: Höher als geplant, aber niedriger als befürchtet

Die Kosten für die Vergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) lagen im Jahr 2024 bei insgesamt 18,5 Milliarden Euro. Das erfuhr Table.Briefings aus Kreisen des BMWK. Die Zahlen sind damit deutlich höher als im Haushalt vorgesehen, aber etwas niedriger als zwischenzeitig befürchtet – und deutlich geringer als in früheren Jahren.

Im Haushalt für das Jahr 2024 waren auf Grundlage einer früheren Prognose der Netzbetreiber 10,6 Milliarden Euro für die EEG-Kosten eingeplant worden. Dass diese Summe bei weitem zu niedrig war, zeichnete sich bereits im Frühjahr vergangenen Jahres ab. In einem Nachtragshaushalt sollte die Summe darum auf 19,4 Milliarden Euro erhöht werden; finanziert werden sollte dies primär durch zusätzliche Schulden, die wegen der verschlechterten Wirtschaftslage trotz Schuldenbremse zulässig gewesen wären. Im Vergleich zu dieser Schätzung liegen die realen Ausgaben nun knapp eine Milliarde Euro niedriger.

Aufgrund des Bruchs der Ampel-Koalition wurde der fertig verhandelte Nachtragshaushalt allerdings nicht mehr verabschiedet. Im Vergleich zum geltenden Haushalt entstehen somit Mehrausgaben von knapp acht Milliarden Euro. Weil gleichzeitig andere Posten im Klima- und Transformationsfonds (KTF), aus dem die EEG-Vergütung bezahlt wird, nicht ausgeschöpft werden, entsteht dadurch nach Angaben des BMF kein Finanzierungsproblem.

Kosten sind niedriger als teils befürchtet

Anders als in der politischen Debatte teilweise dargestellt, sind die EEG-Kosten mit 18,5 Milliarden Euro keineswegs besonders hoch. Von 2015 bis 2020, als sie noch nicht aus dem Haushalt bezahlt wurden, sondern über die EEG-Umlage auf die Stromkunden umgelegt wurden, lagen sie stets über 20 Milliarden Euro; der Höchstwert im Jahr 2020 betrug 28 Milliarden Euro. Die Summe hängt zum einen von der Höhe der Zahlungen an die Betreiber von Ökostrom-Kraftwerken ab; diese wird tendenziell mit jedem Jahr geringer, weil alte Anlagen mit sehr hohen Vergütungssätzen aus der Förderung fallen. Die Vergütung für neu in Betrieb genommene Wind- und Solaranlagen ist dagegen relativ gering.

Zum anderen hängt die Höhe der Kosten vom durchschnittlichen Börsenstrompreis ab, denn zu diesem verkaufen die Netzbetreiber den Ökostrom weiter. Die Kosten ergeben sich aus der Differenz zwischen den Zahlungen an die Betreiber und diesen Einnahmen. Weil der Strompreis durch die Gaskrise ab dem Jahr 2021 stark gestiegen ist, sind die EEG-Kosten stark gesunken – 2022 lagen sie nur bei fünf Milliarden Euro. Nun scheinen sie sich auf einem deutlich niedrigeren Niveau als vor der Krise zu stabilisieren. Für das Jahr 2025 wird im Haushaltsentwurf mit Kosten von 16,5 Milliarden Euro gerechnet. mkr

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WWF-Gutachten: Solarpflicht wäre mit Verfassung vereinbar

Eine Solarpflicht für die Dächer von Wohn- und Bürogebäuden wäre mit der deutschen Verfassung vereinbar. Das zeigt ein neues Rechtsgutachten, das die Umweltschutzorganisation WWF bei einer Anwaltskanzlei in Auftrag gegeben hat. Ein solcher “Solarstandard” könne zudem “zeitnah umgesetzt” werden, so das Fazit des Gutachtens mit Blick auf die neue Regierung. Laut WWF müssten sowohl bei Neubauten als “schrittweise auch bei Bestandsgebäuden” die Potenziale für Solarenergie genutzt werden. Der WWF-Vorschlag sieht vor:

  • Ab 2026 mindestens 80 Prozent der Bruttodachfläche von Neubauten von Nichtwohngebäuden mit Solaranlagen auszustatten.
  • Ab 2027 mindestens 70 Prozent der Bruttodachfläche von Neubauten von Wohngebäuden mit Solaranlagen auszustatten. Bei Wohngebäuden soll diese Quote auch bei größeren Sanierungsarbeiten bei Bestandsgebäuden gelten.

Das Gutachten enthält einen Gesetzesvorschlag, der auch Übergangsfristen und Ausnahmen für Härtefälle vorsieht. Durch die Europäische Gebäuderichtlinie (EPBD) “sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, sicherzustellen, dass bestimmte Dachflächen-Potenziale zur Energieerzeugung durch solare Strahlungsenergie genutzt werden”, so das Gutachten. Das EPBD sieht demnach für Bestandswohnungen allerdings keine Pflicht zur solaren Dachflächennutzung vor. Hier würde der WWF-Vorschlag über die EU-Vorgaben hinausgehen. nib

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Flottengrenzwerte: Hoekstra will Zeitplan nicht ändern

Klimakommissar Wopke Hoekstra will die CO₂-Gesetzgebung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge nicht vorzeitig novellieren. “Wie in […] der Verordnung vorgesehen, wird die Kommission die Wirksamkeit und die Auswirkungen der Verordnung im Jahr 2026 überprüfen“, schreibt Hoekstra in einer am Dienstag veröffentlichten Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Zuvor hatten sowohl CDU/CSU als auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Revision der Flottengrenzwerte schon 2025 gefordert.

Hoekstra sprach sich auch gegen eine noch kurzfristigere Schwächung der Grenzwerte im laufenden Jahr aus. Einige Autohersteller hatten sich dafür ausgesprochen, weil ihnen Strafzahlungen drohen. Mehrere andere große europäische Hersteller hätten sich aber zuversichtlich geäußert, dass sie ihre Ziele erreichen werden, schreibt Hoekstra. “Eine Änderung der Regeln würde die Wettbewerbsbedingungen verzerren und diese Hersteller benachteiligen.”

Der Kommissar machte außerdem klar, dass sich die Flottengrenzwerte nicht nur durch höhere Anteile von Elektroautos erreichen lassen: “Hybride, Verbesserungen bei herkömmlichen Motoren sowie der Absatz kleinerer und effizienterer Fahrzeuge können ebenfalls dazu beitragen.” ber

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Sicherheit für Netze: Verdacht auf höhere Abregelung von chinesischen Wind- und Solarparks

China will zwischen 2025 und 2027 jeweils mindestens 200 Gigawatt an neuer Solar- und Windkraftkapazität ans Netz bringen. Das geht aus einem neuen “Aktionsplan zur Optimierung der Netzregelungskapazität” der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) hervor. Die Abregelung, also das Abschalten erneuerbarer Energien in Hochproduktionsphasen zum Schutz des Stromnetzes, soll demnach auf unter zehn Prozent der Kapazität reduziert werden und wurde damit leicht erhöht: Kürzlich lag das Ziel noch bei fünf Prozent.

Trotz des rapiden Ausbaus der Erneuerbaren gibt es innerhalb Chinas unterschiedliche Ansichten zum weiteren Zuwachs. Die Verbände der Solar- und Windenergie prognostizieren ein recht konstantes Ausbautempo von 245 bis 280 Gigawatt (Solar) und 50 bis 60 Gigawatt (Windkraft) an neuer Kapazität pro Jahr. Der Vorsitzende der National Energy Administration (NEA), Zhang Jianhua, hingegen hatte im letzten Sommer einen Erneuerbaren-Zubau von lediglich “über 100 Gigawatt” vorgeschlagen – viel weniger als in den letzten Jahren installiert wurde.

Nicht veröffentlichte Abregelung könnte Ursache sein

Laut dem Analysten Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air könnte es in China im November zu einer nicht-veröffentlichten Abregelung von Solar- und Windparks gekommen sein. In dem Wintermonat hat die Kohleverstromung um ein Prozent und die Gasverstromung um vier Prozent zugenommen, obwohl die Stromnachfrage gesunken sei. Die Sonnen- und Windenergie hätten die Nachfrage “problemlos decken und die Stromerzeugung aus Kohle- und Gaskraftwerken zurückdrängen können”, schreibt Myllyvirta auf Bluesky. Die wahrscheinlichste Erklärung sei ein “starker Anstieg bei der Abregelung” von Solar- und Windparks, so Myllyvirta, der auch andere Erklärungen geprüft hat.

In den offiziellen Daten sei dazu aber nichts zu finden. Laut dem China-Experten deutet das auf zwei Probleme hin: Schwierigkeiten bei der Integration von Erneuerbaren in das Stromnetz und eine Manipulationsanfälligkeit bei den Abregelungsdaten. Allerdings läge das Problem nicht an einer Überlastung des Netzes, sondern daran, dass Kohlestrom nicht flexibel genug ist und der Stromhandel über die Provinzgrenzen hinweg durch Partikularinteressen blockiert wird. nib

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JPMorgan: Nächste US-Großbank verlässt Net-Zero Banking Alliance

Mit JPMorgan verlässt auch die letzte der sechs US-Großbanken die Net-Zero Banking Alliance (NZBA). Das gab das Unternehmen am Dienstag bekannt. Zuvor waren bereits Goldman Sachs, Wells Fargo und Morgan Stanley sowie Anfang Januar die Citigroup und die Bank of America ausgetreten.

Klare Gründe für den Austritt werden von JPMorgan nicht genannt. Der Schritt dürfte aber einem wachsenden Druck von republikanischen Politikern folgen. Sie sind der Meinung, eine solche Mitgliedschaft verstoße gegen das Wettbewerbsrecht.

“Wir werden uns weiterhin auf pragmatische Lösungen konzentrieren, um CO₂-arme Technologien zu fördern und gleichzeitig die Energiesicherheit voranzutreiben”, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Auch die Citigroup und die Bank of America hatten erklärt, trotz ihres Austritts weiter die eigenen Klimaziele zu verfolgen und mit Kunden zu diesem Thema zusammenarbeiten zu wollen.

Druck aus republikanischen Kreisen steigt

Allison Fajans-Turner, Expertin für Banken-Engagement bei der US-Umweltschutzorganisation Rainforest Action Network, kritisiert die Banken hingegen für ihre Abkehr von der Industrieinitiative und äußert Zweifel an ihren Bekenntnissen zu klimafreundlicher Politik: “Amerikas größte Banken haben den Neujahrsvorsatz gefasst, ihre Klimaversprechen zu brechen.” 

Die NZBA ist eine Industrieinitiative unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen und ist mit der ebenfalls von der Finanzindustrie etablierten Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) verbunden. Ihre Mitglieder verpflichten sich, auf eine CO₂-arme Wirtschaft und die Ziele des Pariser Klimaabkommens hinzuarbeiten. Die deutsche Nachhaltigkeitsbank GLS verließ die NZBA vor knapp zwei Jahren mit der Begründung, dass “zahlreiche Akteure des Bündnisses an der Erschließung neuer fossiler Projekte” beteiligt seien. Im letzten Jahr traten hingegen eher konventionelle US-Banken aus der NZBA aus. Beobachter führen dies auf den Druck republikanischer US-Politiker gegen klimafreundliche Geschäftspolitiken zurück. rtr/lb/av 

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Must-Reads

Handelsblatt: Tesla soll Opel-Mutter Stellantis die CO₂-Bilanz retten. Autohersteller wie Stellantis und Mercedes planen, die verschärften CO₂-Grenzwerte für Neuwagen in der Europäischen Union (EU) durch Kooperationen mit Elektroautoherstellern wie Tesla zu erfüllen – was sie jedoch teuer zu stehen kommt. Unternehmen wie die Opel-Mutter Stellantis, Toyota, Ford, Mazda und Subaru bündeln die CO₂-Emissionen ihrer Fahrzeugflotten mit den emissionsfreien Elektroautos von Tesla, um die Grenzwerte einzuhalten. Zum Artikel

Climate Home News: Druck auf Klimaproteste nimmt zu. Wissenschaftler der Universität Bristol kommen in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Klima- und Umweltproteste weltweit zunehmend kriminalisiert und unterdrückt werden. Das Spektrum reicht von neuen Anti-Protest-Gesetzen und harten Einsätzen der Polizei bis zum Mord. Zum Artikel

Bloomberg: ExxonMobil geht gegen Kalifornien vor. Der US-Ölkonzern ExxonMobil hat den kalifornischen Generalstaatsanwalt Rob Bonta sowie mehrere Umweltorganisationen wegen Verleumdung verklagt. Laut der am Montag beim Bundesgericht in Beaumont, Texas, eingereichten Klageschrift wirft ExxonMobil ihnen Rufschädigung im Zusammenhang mit den Kunststoffrecycling-Initiativen des Unternehmens vor. Zuvor hatte der Bundesstaat Kalifornien ExxonMobil verklagt, da der Konzern durch “geschicktes Marketing” den Eindruck erweckt habe, Einwegkunststoffe könnten und würden tatsächlich recycelt werden. Zum Artikel

New York Times: Gefährliche Durchmischung. Der Panamakanal verbindet seit über einem Jahrhundert Völker, Volkswirtschaften und Ökosysteme des Atlantiks und Pazifiks und ist eine zentrale Verkehrsader für den Welthandel. In weniger als einem Jahrzehnt haben Fische beider Ozeane – darunter Snooks, Makrelen und Schnapper – die ursprünglich im Kanalsystem lebenden Süßwasserarten fast vollständig verdrängt, wie Forscher des Smithsonian Tropical Research Institute in Panama herausfanden. Experten warnen nun, dass weitere Arten die Ozeane durchqueren könnten, insbesondere der giftige, gestreifte Rotfeuerfisch, der als besonders bedrohlich gilt. Zum Artikel

Washington Post: Trump verspricht, Bidens Öl- und Gasbohrungsverbot aufzuheben. US-Präsident Joe Biden plant, Offshore-Öl- und Gasbohrungen entlang des Großteils der US-Küste zu untersagen, wie das Weiße Haus am Montag mitteilte. Damit will er kurz vor dem Amtsantritt von Donald Trump die Ausweitung der fossilen Brennstoffproduktion im Land erschweren. Trump hat jedoch bereits angekündigt, Bidens Verbot umgehend nach Amtseintritt aufzuheben. Zum Artikel

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Beena Sharma – Für CO₂-Kreisläufe und mehr Frauen im Energiesektor

Beena Sharma
Beena Sharma setzt sich für Klimatechnologie und Frauen in Erneuerbaren ein.

Innovation ist der Schlüssel, um die Klimakrise zu bekämpfen. Davon ist Beena Sharma überzeugt. “Mindestens 50 Prozent der Technologie, die wir für Netto-Null-Emissionen brauchen, wurden bisher nicht erfunden”, sagt sie. Sharma ist CEO und Mitgründerin von CCU International, einem 2022 gegründeten Unternehmen, das an Technologie für das Auffangen und Wiederverwenden von Kohlenstoff arbeitet. Außerdem setzt sich mit der Initiative “Women in New Energy” für die Repräsentation von Frauen im Bereich der Erneuerbaren ein.

Die 47-Jährige lebt mit ihren zwei Kindern in Aberdeen in Schottland. “Aber ich bin fast immer unterwegs”, fügt sie hinzu. “Mein CO₂-Fußabdruck ist sicher schrecklich. Gut, dass ich daran arbeite, den Kohlenstoff wieder einzufangen.” Die studierte Psychologin hat ihre Karriere in der Öl- und Gasindustrie begonnen. Sie hat an LNG-Terminals in Nigeria und Norwegen gearbeitet – allerdings nicht im technischen Prozess, sondern zu Themen wie Sicherheit, Verhaltensänderungen und Umwelt. Irgendwann wollte sie sich umorientieren, mehr auf Umweltaspekte konzentrieren. Klimatechnologie begeisterte Sharma, weil sie dort ein besonders großes Zukunftspotenzial sieht.

Sharma hat beispielsweise mit CCU International an einem Projekt gearbeitet, das perspektivisch zwischen 15 und 20 Millionen Tonnen CO₂ in Großbritannien auffangen und wiederverwenden will – zum Beispiel in Spülmaschinentabs oder in der Getränkeindustrie. “Wir müssen die Lieferketten dekarbonisieren”, sagt Sharma. Die Technologie dahinter heißt Carbon Capture and Utilisation (CCU). Sie wird oft in einem Atemzug mit Carbon Capture and Storage (CCS) genannt. Für Sharma ist es wichtig, hier zu differenzieren: Während Kohlenstoff bei der Speicherung eher als teures Abfallprodukt betrachtet wird, arbeitet sie daran, das CO₂ wiederzuverwenden. Daraus soll eine Kreislaufwirtschaft für Kohlenstoff entstehen. “Das ist nicht so teuer wie CCS und trägt auch dazu bei, dass mehr Fossile im Boden bleiben”, erklärt sie. Langfristig sei auch CCS notwendig, aktuell seien die Lösungen dafür aber zu teuer und wenig ausgereift. Die Wiederverwendung und Weiterverwertung von aufgefangenem Kohlenstoff hingegen sei eine Möglichkeit, wie man schon jetzt kostengünstiger CO₂ einsparen kann.

Ein Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise

Unumstritten ist dieser Ansatz nicht: Für CCU wird Kohlenstoff entweder in Industrieprozessen oder aus der Atmosphäre eingefangen. Dann wird er entweder direkt oder in verflüssigter Form für die Nutzung beispielsweise in der Getränke- oder Chemieindustrie aufgearbeitet. In jedem Fall benötigt die Technologie sehr viel Energie. Kritiker bezeichnen CCU deshalb immer wieder als “Scheinlösung”, die von der eigentlichen Aufgabe, dem Ausstieg aus den Fossilen, ablenke. Aktuell werden sowohl in Deutschland als auch in der EU Pläne erarbeitet, die dafür sorgen sollen, dass sowohl CCS als auch CCU nur in Bereichen Anwendung findet, in denen eine vollständige Dekarbonisierung nicht oder nur sehr schwierig möglich ist. Um ihre Klimaziele zu erreichen, will die EU bis 2050 jährlich bis zu 450 Millionen CO₂ abscheiden.

Sharma kennt all diese Kritik. Natürlich sollte man am besten direkt mit der Förderung von fossilen Brennstoffen aufhören, findet auch sie. Realistisch werde das aber nicht passieren. Es gäbe keine perfekte Lösung für die Klimakrise, “aber wir stellen einen Beitrag zur Verfügung”, sagt sie über CCU International.

Weltweit wird viel Hoffnung in Technologien wie CCU gesetzt. Sharmas Expertise ist gefragt. Für ein Herzensthema findet sie aber doch noch Kapazitäten: Sie setzt sich für mehr Diversität und besonders Repräsentation von Frauen ein. Schon viel zu lange und noch viel zu oft würden Entscheidungen im Bereich Energie hauptsächlich von Männern mit sehr ähnlichen Perspektiven getroffen. Sharma will Vorbild für junge Frauen in der Branche sein, Möglichkeiten zur Vernetzung schaffen. Dazu hat sie beispielsweise die Plattform Women in New Energy ins Leben gerufen. Diversität ist für Sharma aber kein Selbstzweck: Rund um Erneuerbare braucht es aus ihrer Sicht schnell und viel Innovation. Die komme viel eher, wenn man neue Perspektiven einbinde. kul

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Climate.Table Redaktion

CLIMATE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    in nicht einmal zwei Wochen wird Donald Trump wieder als US-Präsident vereidigt. Viele Engagierte aus der Klimaszene blicken den nächsten vier Jahren daher mit kaum gebremstem Horror entgegen. Unser Kollege Umair Irfan aus Washington hat für uns deshalb einmal tiefer gegraben und im Detail aufgeschrieben, was von den Männern zu erwarten ist, die in Trumps Kabinett die nächsten Jahre die Klima-, Umwelt- und Energiepolitik gestalten werden.

    Bei uns zu Hause schauen wir auch ganz genau hin. Wie immer auf einen bunten Strauß an Themen, aber vor allem auch darauf, was im Wahlkampf so an Ideen und Vorschlägen zur Klimapolitik in die Welt gesetzt wird. Weil da schnell mal sehr steile Thesen vertreten werden und die Tatsachen erst mit gehöriger Verspätung hinterherhinken, nehmen wir in den kommenden Wochen die wichtigsten Vorschläge der wichtigsten Akteure unter die Lupe. Machen Sie sich auf ein paar Überraschungen gefasst: Die Serie zum Klima-Faktencheck beginnt heute mit dem Vorschlag, das deutsche Ziel zur Klimaneutralität von 2045 auf 2050 zu verschieben.

    Bleiben Sie dran. Es wird immer spannender!

    Ihr
    Bernhard Pötter
    Bild von Bernhard  Pötter

    Analyse

    USA: Diese Klimapolitik ist von Trumps Kabinett zu erwarten

    Donald Trump mit Elon Musk: Als Teil des Teams für die Energie- und Klimapolitik könnte Musk etwa Mittel aus dem Inflation Reduction Act umleiten.

    Die Personalauswahl für die nächste US-Regierung zeigt deutlich die Strategien des designierten neuen Präsidenten Donald Trump im Bereich der Energie- und Klimapolitik. Es geht ihm vor allem darum, Umweltvorschriften aufzuheben und die Produktion fossiler Brennstoffe anzukurbeln. Die klassische Klimaschutzpolitik dagegen wird kaum Priorität genießen, viele Regeln und Vorschriften dazu sollen gebremst oder zurückgedreht werden. Es ist absehbar, dass die USA zwar weiter Emissionen senken, ihre Klimaziele aber verfehlen werden.

    Weniger Regeln und Klimaschutz, Widersprüche in der Strategie

    Allerdings zeigt ein genauer Blick auch die möglichen Risse in dieser Strategie. Denn viele Änderungen werden nicht schnell umzusetzen sein. Schon jetzt zeigen sich Spannungen in Trumps MAGA-Bewegung zwischen Protektionisten und Anhängern des Freihandels. Trumps erste Amtszeit hat außerdem gezeigt, dass diese Personen keine Garantie für eine bestimmte Politik sind – und viele von ihnen nicht lange im Amt bleiben.

    Trump hat in seiner ersten Amtszeit im Weißen Haus einen Rekord bei der Personalfluktuation aufgestellt: Viele hochrangige Berater und Kabinettssekretäre wurden in weniger als vier Jahren entlassen oder traten zurück, darunter der Leiter der Umweltschutzbehörde, der Energieminister, der Innenminister und der Außenminister. Einige verärgerten Trump, andere widersetzten sich ihm, und gegen einige liefen Untersuchungen wegen Fehlverhaltens. Viele Ernennungen aus der Privatwirtschaft empfanden die Arbeit in einer Regierungsbehörde wegen der Bürokratie, der finanziellen, politischen und rechtlichen Beschränkungen als zu mühsam. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die neuen Behördenleiter in der Lage sein werden, schnell drastische politische Änderungen vorzunehmen.

    Umbau der Bundesregierung

    Dennoch wird das neue Team Trumps Agenda für die ersten Tage seiner Amtszeit festlegen, insbesondere solange die Republikaner noch die Mehrheit im Kongress haben und Gesetze verabschieden können. Konservative Denkfabriken haben auch Pläne wie das Projekt 2025 ausgearbeitet, um die neue Trump-Administration auf Kurs zu halten. Trump will auch die Jobs der Bundesbeamten in politische Ernennungen umwandeln, sodass er Mitarbeiter in allen Behörden entlassen und durch ihm ergebene Personen ersetzen kann. Rechtstreitigkeiten werden ein geringeres Risiko sein als bei der ersten Amtszeit, weil nun bei den Bundesgerichten mehr Richter Trump wohlgesonnen sind und er im Obersten Gerichtshof eine Mehrheit von 6:3 Stimmen hat.

    Folgende Personalien werden Trumps Entscheidungen bei Klimawandel und Umwelt prägen:

    EPA: Angriff auf Umweltgesetze

    Environmental Protection Agency (EPA) – Der New Yorker Kongressabgeordnete Lee Zeldin wurde für die Leitung der wichtigsten Umweltbehörde der USA ausgewählt. Er ist seit langem dafür bekannt, gegen Umweltgesetze zu stimmen. Nach seiner Nominierung sagte er, die EPA schade mit ihren Vorschriften den Unternehmen und die USA würde eine “Energiedominanz” anstreben. Er sagte jedoch auch, dass der Schutz der Umwelt oberste Priorität habe.

    Die EPA regelt nationale Umweltvorschriften, darunter auch Vorschriften für Autos, Kraftwerke, Luft- und Wasserverschmutzung. Trump hat in seiner letzten Amtszeit versucht, diese Vorschriften zu schwächen, wurde aber von den Gerichten daran gehindert. Die Republikaner werden es wahrscheinlich wieder versuchen.

    Diese sechs Männer lenken zukünftig im Trump-Kabinett die Klimapolitik der USA: Lee Zeldin, Chris Wright, Doug Burgum, Marco Rubio, Howard Lutnick und Elon Musk (v.l.n.r.).

    Energieministerium: Fossile fördern

    Energieministerium – Trump ernannte Chris Wright, den CEO von Liberty Energy, einem der weltweit größten Fracking-Unternehmen, zum Leiter des Energieministeriums. Dieser hat einmal vor laufender Kamera Fracking-Flüssigkeit getrunken, um zu zeigen, dass sie sicher ist. Er hält den Klimawandel für ein reales Phänomen und unterstützt einige Formen sauberer Energie, wie etwa die Geothermie. Er glaubt aber auch, dass die Förderung fossiler Brennstoffe für die USA von Vorteil ist.

    Trotz seines Namens bestimmt das Energieministerium nicht hauptsächlich die Energiepolitik. Etwa zwei Drittel seines Haushalts werden für Atomwaffen und die Beseitigung von Atommüll verwendet. Ein Großteil des restlichen Budgets fließt in die Grundlagenforschung im Energiebereich, Finanzierung von neuen Energieunternehmen und Großprojekten. Wright könnte die Forschungsprioritäten der Behörde ändern, die Budgets für saubere Energie kürzen und Personal abbauen. Das Energieministerium genehmigt auch die Ausfuhr fossiler Brennstoffe. US-Präsident Biden hat neue Gasexporte zur Überprüfung gestoppt. Die Behörde kam kürzlich zu dem Schluss, dass diese Exporte den Klimawandel verschärfen und die inländischen Gaspreise in die Höhe treiben würden. Aber es ist unwahrscheinlich, dass diese Ergebnisse für die nächste Regierung von Bedeutung sein werden.

    Innenministerium: Mehr Gas und Öl von öffentlichem Land?

    Innenministerium – Der Gouverneur von North Dakota, Doug Burgum, soll das Innenministerium und den neuen Nationalen Energierat leiten. Zuvor war er als Risikokapitalgeber tätig und investierte in Softwareunternehmen. Während seiner Amtszeit hat er sich zum Ziel gesetzt, North Dakota bis 2030 kohlenstoffneutral zu machen, aber er hat auch die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen gefördert.

    Das Innenministerium verwaltet rund 263 Millionen Hektar Land und Küstengewässer in den USA. Das sind 30 Prozent der gesamten US-Fläche, die sich in Bundesbesitz befinden. Darunter sind Nationalparks, Naturschutzgebiete und Reservate der Ureinwohner, meistens im Westen der USA. Die Behörde ist auch für Genehmigungen von Bergbau und Bohrungen in diesen Regionen zuständig. Trump und Burgum wollen die Erschließung fossiler Brennstoffe in Bundesgebieten ausweiten.

    Außenministerium: Anpassung statt Klimaschutz

    Außenministerium – Der Senator von Florida, Marco Rubio, wird Trumps oberster Diplomat sein. Als Vertreter eines Staates, der durch die globale Erwärmung und den Anstieg des Meeresspiegels mit Katastrophen konfrontiert ist, hat Rubio erklärt, dass sich Florida dem Klimawandel stellen muss. Er brachte ein Gesetz zur Wiederherstellung von Korallenriffen ein, was ihm die Unterstützung einer Gruppe von Senatoren einbrachte, die sich um den Klimawandel sorgen. Allerdings vertritt er seit langem die Auffassung, dass sich die USA auf die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels konzentrieren müssen, anstatt die Emissionen insgesamt zu reduzieren. Er kritisierte die Gesetzgebung zur Verringerung der Treibhausgase als “reaktionär”. Er führte auch eine Gesetzgebung ein, die verhindern soll, dass Mittel für saubere Energie im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) an chinesische Anbieter gehen.

    Rubio sagte auch, der Beitritt der USA zum Pariser Klimaabkommen sei “lächerlich” und “alles nur Show”. Es ist nicht klar, ob ein erneuter Ausstieg aus dem Abkommen für die nächste Trump-Regierung eine hohe Priorität haben wird, aber Rubio scheint ein williger Partner zu sein, um dies durchzusetzen. Wahrscheinlich wird er auch die Bemühungen unterstützen, Zölle auf chinesische Waren, einschließlich Batterien und Solarzellen, zu erheben.

    Handelsministerium: Risiko für die NOAA-Forschung

    HandelsministeriumHoward Lutnick, CEO des Finanzdienstleisters Cantor Fitzgerald, wird das Handelsministerium und das Büro des US-Handelsbeauftragten leiten. Er war ein lautstarker und sichtbarer Unterstützer von Trump und versprach, “unser volles Potenzial freizusetzen“. Allerdings hat sich Lutnick kaum zu seinen eigenen Ansichten über den Klimawandel geäußert.

    Das Handelsministerium ist eine weitere Regierungsbehörde mit einem merkwürdigen Namen. Es sammelt zwar Wirtschaftsdaten und setzt sich für die Schaffung von Bedingungen zur Förderung der US-Unternehmen ein. Aber die Hälfte seines Haushalts, 6,6 Milliarden US-Dollar, gehen an die National Oceanic and Atmospheric Administration. Die NOAA ist die wichtigste Bundesbehörde für die Erforschung des Himmels und der Meere. Sie betreibt den Nationalen Wetterdienst und führt mit einer Flotte von Flugzeugen, Schiffen und Satelliten Forschungen zum Klimawandel durch. Die NOAA war während Trumps erster Amtszeit Gegenstand von politischer Einmischung, als Trump den Wissenschaftlern der Behörde widersprach und eine Hurrikan-Vorhersage mit einem Marker verfälschte. Die Behörde ist auch Ziel des Projekts 2025, das vorschlägt, die NOAA aufzulösen und die Wettervorhersagedaten an private Unternehmen zu übergeben.

    Elon Musk: Umleitung von IRA-Mitteln?  

    Department of Government Efficiency – Die neue geplante Behörde “Department of Government Efficiency” zielt darauf ab, verschwenderische Staatsausgaben zu reduzieren. Sie wird von Tesla-Chef Elon Musk und dem Unternehmer Vivek Ramaswamy geleitet. Unklar bleibt, was genau sie als Verschwendung ansehen.

    Der IRA, die größte US-Investition zur Bekämpfung des Klimawandels in der Geschichte, wäre ein lohnendes Ziel. Er enthält zwar Hunderte von Milliarden US-Dollar für Initiativen wie die Herstellung von Batterien, Ladestationen für Elektroautos und Steuergutschriften für energieeffiziente Geräte, aber ein großer Teil dieses Geldes wurde noch nicht ausgegeben. Für Musk und Ramaswamy wird es schwierig sein, bereits verwendete Gelder zurückzufordern, aber sie könnten die verbleibenden Mittel verlangsamen oder sie in Programme umleiten, die Trump bevorzugt.

    Spannung: Globalisten gegen Protektionisten

    Trumps Kabinettswahlen offenbaren eine sich abzeichnende Spannung in der MAGA-Bewegung zwischen denjenigen, die Regulierungen abbauen und Märkte öffnen wollen, und denjenigen, die Zölle und Subventionen zur Förderung der US-Industrie fordern. Musk hat sich zugunsten des Freihandels positioniert, was seinen Unternehmen zugutekommt, die auf aus China importierte Hardware wie Batterien und Solarzellen angewiesen sind. Musk hat sogar vorgeschlagen, die Steuergutschriften für Elektrofahrzeuge abzuschaffen, was den Konkurrenten von Tesla wahrscheinlich mehr schaden und letztendlich zu seinen Gunsten ausfallen würde. Seine Unternehmen haben bereits enormen Wertzuwachs erfahren.

    Trump ist jedoch ein starker Verfechter des Protektionismus. Er hat versprochen, einen Zoll von 60 Prozent auf aus China importierte Waren und einen Zoll von 20 Prozent auf Waren aus anderen Ländern zu erheben. Lutnick wird für die Umsetzung dieser Vision verantwortlich sein, und er bekommt einen Vorsprung vor Biden, der in den letzten Tagen seiner Amtszeit noch mehr Zölle auf Solarkomponenten erhoben hat. Trump skizzierte auch einen Plan zur Abschaffung der Steuergutschriften auf Elektrofahrzeuge, doch scheint es weniger wahrscheinlich, dass er Anreize für Wind- und Solarenergie aufheben wird. In seiner ersten Amtszeit hat er die Subventionen für saubere Energien weitgehend gestrichen, und seither sind sie nur noch gewachsen, insbesondere in Bundesstaaten, die von Republikanern geführt werden. Texas ist heute der größte Windenergieproduzent in den USA und führend bei neuen Solaranlagen.

    USA werden Klimaziele wohl verfehlen

    Alles in allem ist klar, dass der Klimawandel in den nächsten vier Jahren für die USA bestenfalls eine geringe Priorität haben wird. Allerdings scheint es in Trumps zweiter Amtszeit weniger ideologischen Widerstand gegen den Umweltschutz zu geben als vielmehr eine stärkere Betonung der Förderung von US-Wirtschaftsinteressen. Dazu könnte auch saubere Energie gehören – einer der am schnellsten wachsenden Sektoren der US-Wirtschaft.

    Gleichzeitig sind die USA der größte Öl- und Gasproduzent der Welt, und die Produktion wird wahrscheinlich weiter steigen. Die Kohlekraft verliert weiter an Boden, erneuerbare Energien sind die billigste Quelle für neuen Strom, und einige alte Kernkraftwerke könnten bald wieder in Betrieb genommen werden.

    Unter dem Strich werden die Treibhausgasemissionen der USA in den kommenden Jahren zwar immer noch sinken, aber viel langsamer, so dass die USA ihre Klimaziele wahrscheinlich verfehlen werden. Und wenn der zweitgrößte Treibhausgasemittent der Welt vom Kurs abweicht, könnten weitere Länder damit beginnen, ihre Ziele ebenfalls zu verfehlen.

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    Faktencheck zur Wahl: Klimaziel 2045 auf 2050 verschieben

    Will das deutsche Klimaziel auf 2050 strecken: FDP-Parteivorsitzender Christian Lindner.

    Die Forderung

    Das gesetzliche Datum für ein klimaneutrales Deutschland steht laut Klimaschutzgesetz (KSG) bei 2045. Dieses Datum soll laut FDP-Vorstellungen nach hinten verlegt werden. Die Partei will es laut Wahlprogramm auf das EU-Ziel 2050 verschieben. Und auch aus Teilen von Wirtschaft und Union gab es Forderungen und Andeutungen, das Klimaziel zu strecken. Allerdings erklärt das CDU/CSU-Wahlprogramm, “die Klimaneutralität bis 2045 haben wir fest im Blick”.

    Mögliche Umsetzung

    Das KSG kann mit einfacher Mehrheit im Bundestag geändert werden. Eine Verschiebung des Ziels der Klimaneutralität nach 2050 würde wohl auch heißen, die Verschärfung der Emissionsreduktion für 2030 von minus 55 auf minus 65 Prozent zurückzunehmen, die mit der Entscheidung für 2045 einherging. Das ganze Vorhaben würde allerdings zu praktischen Problemen mit dem EU-Recht führen.

    Das würde es bedeuten

    Das Parlament nähme eine Verschärfung des KSG zurück, die 2021 die direkte Folge aus dem wegweisenden Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts war. Damals hatte das oberste Gericht moniert, dass im KSG “hinreichende Maßnahmen” zum Klimaschutz nach 2031 fehlten. Die Politik müsse als “intertemporale Freiheitssicherung” sicherstellen, dass nicht ein großer Teil der Emissionsreduktion in die Zukunft verschoben werde. Genau diese Verlagerung in die Zukunft würde aber bei einer Verschiebung des Zeitrahmens drohen – wenn nicht gleichzeitig deutlich mehr negative Emissionen geplant würden. Davon ist aber nicht die Rede. Und fast sicher würde eine solche Streckung der deutschen Klimaziele vor Gericht angegriffen werden. Dann müsste das Verfassungsgericht wieder entscheiden, ob auch eine Verwässerung des Klimaziels mit seinen Anforderungen aus dem Klimabeschluss vereinbar wäre.

    Unklar ist auch, wie eine solche Änderung des Zeitplans auf deutsche Bundesländer wirken würde, die teilweise schon 2040 klimaneutral sein wollen. Länder wie Baden-Württemberg und Bayern müssten dann zehn Jahre vor dem Bund ihre Emissionen rechnerisch auf Null bringen.

    Vor allem aber würde eine Streckung des Ziels mit dem gesamten EU-Recht rund um Klima und Green Deal kollidieren. Denn dort ist per vorrangigem EU-Recht festgelegt, dass die Emissionszertifikate im ETS I für Industrie und Stromwirtschaft 2039 enden. Der ETS II für Gebäude und Verkehr wiederum läuft bis 2043 aus. Danach gibt es in der EU keine neuen Genehmigungen zum CO₂-Ausstoß in diesen Sektoren mehr. “Deutschland ist an dieses EU-Recht gebunden und kann es nicht einfach ignorieren”, sagt Rainer Baake, Direktor der “Stiftung Klimaneutralität”. Das sei eine “Scheindebatte, die aber politisch schädlich ist, weil sie falsche Signale sendet und Unsicherheit in der Wirtschaft verbreitet”.

    Auch für Simon Müller, Deutschland-Direktor beim Thinktank Agora Energiewende würde eine Verschiebung des Ziels auf 2050 wenig an der Klimapolitik und den aktuellen Entscheidungen ändern. Diese werden maßgeblich vom EU-Rahmen bestimmt. “Die deutschen Klimaziele sind bereits auf die EU-Klimaziele abgestimmt. Eine solche Verschiebung sorgt nur für Verunsicherung und ändert nichts an unserer Verpflichtung, die EU-Klimavorgaben zu erfüllen”, meint Müller, etwa mit Blick auf die kommenden höheren Preise beim Emissionshandel, bei Verkehr und Gebäuden und die EU-Flottengrenzwerte für Pkw. Es bestünde aber die Gefahr, dass die gesamte EU-Architektur beim Klimaschutz durch eine solche Änderung ins Wanken gerate: “Wenn Deutschland als größte EU-Wirtschaftsmacht seinen Anteil an den Klimaschutzbemühungen zeitlich streckt, könnte es zu einem Domino-Effekt kommen, dass auch andere Staaten weniger Ehrgeiz zeigen.”

    International würde ein solcher Schritt wohl als sehr negatives Signal aufgenommen – in einem für das Klima wegweisenden Jahr, schließlich müssen im Februar 2025 alle Länder bei der UN ihre neuen und ehrgeizigeren Klimapläne (NDC) für 2035 vorlegen. Würde Deutschland, das international eine wichtige Rolle als Vorreiter und Antreiber beim Klimaschutz spielt, seine Ziele aufweichen, könnte das andere Länder ebenfalls entmutigen und den Bremsern gute Argumente liefern, weniger Ehrgeiz zu zeigen.

    Wirtschaftliche und finanzielle Folgen

    Die Entscheidung hätte keine direkten Folgen für die öffentlichen Haushalte, allerdings könnte eine solche Änderung des KSG große Unruhe bei öffentlichen und privaten Investitionen etwa in die Wasserstoff-Infrastruktur auslösen. Die grüne Transformation in Industrie, Energiesektor und bei privaten Haushalten wird aber ohnehin durch den EU-Rahmen bestimmt.

    Politische Umsetzbarkeit

    Eine Regierung von Union und SPD oder Union und Grünen würde das Projekt laut Wahlprogrammen nicht verfolgen. Selbst für eine mögliche FDP-Beteiligung an der Regierung wäre das Thema kaum zentral.

    Fazit

    Den Zeitpunkt für Klimaneutralität von 2045 auf 2050 zu verschieben, ist unrealistisch. Denn die EU-Regeln schreiben diese Entwicklung ohnehin fest. Der Deutsche Bundestag könnte zwar das Klimaschutzgesetz ändern, was juristisch und politisch hochumstritten wäre, aber kaum praktische Auswirkungen hätte. Dazu würde es Deutschlands Ruf und Position international beschädigen.

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    Termine

    9. Januar, 17.30 Uhr, Berlin
    Buchvorstellung Demokratie und Klimaschutz
    Sowohl die Klimaaktivistin Luisa Neubauer als auch der Zeit-Journalist Bernd Ulrich und Cameron Abadi vom US-amerikanischen Magazin Foreign Policy haben sich in ihren Büchern mit der Frage auseinandergesetzt, wie Demokratien die Klimakrise bewältigen können. Wie kann das Notwendige politisch möglich gemacht werden? Die Veranstaltung wird von der Heinrich-Böll-Stiftung organisiert. Infos

    10. Januar, 10 Uhr, Online
    Webinar Bilanz des Energiejahres 2024 und Ausblick auf 2025
    Wie haben sich die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2024 entwickelt und aus welchen Gründen? Wo liegt das neue Preisniveau auf den Energiemärkten und was ist zukünftig zu erwarten? Darüber diskutiert Agora Energiewende auf diesem Webinar. Infos

    11. bis 13. Januar, Abu Dhabi
    Jahresversammlung IRENA Assembly
    Unter dem Motto “Accelerating the Renewable Energy Transition – The Way Forward” findet das Jahrestreffen der International Renewable Energy Agency (IRENA) statt. Infos

    14. Januar, 9 Uhr, Online
    Webinar Klima kompakt – Das müssen KMU wissen zu Energieeffizienzmaßnahmen und verfügbaren Fördermitteln
    Welche Energieeffizienz-Maßnahmen sind sinnvoll und welche Fördermittel gibt es dafür? Darum geht es bei diesem Webinar. Die Veranstaltungsreihe “Klima kompakt” der Handelskammer richtet sich an mittelständische Unternehmer, die ihr Unternehmen zukunftsorientiert und klimafreundlich transformieren möchten. Infos

    15. Januar, 11 Uhr, Online
    Webinar Windenergie an Land – Zubauzahlen Gesamtjahr 2024 für Deutschland
    Der Bundesverband Windenergie und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau informieren über die Zubauzahlen der Windenergie im vergangenen Jahr. Infos

    15. Januar, 14.30 Uhr, Online
    Webinar Reform der Sondernetzentgelte: Wegbereiter für industrielle Flexibilität und ein effizienteres Stromsystem
    Bis 2026 sollen die industriellen Sondernetzentgelte reformiert werden. Die Industrie kann dann von günstigen Strompreisen profitieren, wenn sie ihren Verbrauch an Zeiten mit hoher Verfügbarkeit erneuerbarer Energien anpasst. Auf dem Webinar von Agora Energiewende wird diskutiert, wie diese Reform aussehen kann. Infos

    15. bis 18. Januar, Berlin
    Messe Global Forum for Food and Agriculture
    2025 findet das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) zum Thema nachhaltige Bioökonomie statt. Das Wirtschaftssystem steht vor großen Herausforderungen, denn es ist von nicht nachwachsenden, fossilen Rohstoffen abhängig. Dies verbraucht endliche Ressourcen, verschärft die Klimakrise und hat damit drastische Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung. Auf dem Forum wird diskutiert, wie Bioökonomie stattdessen zur nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Infos

    15. Januar, 17.45 Uhr, Online
    Workshop Klimaschutz auf die politische Agenda! Ein Strategie-Workshop zur Bundestagswahl
    Das Institut für Kirche und Gesellschaft veranstaltet diesen Workshop. Dort wird mit Vertretern der Klima-Allianz Deutschland darüber diskutiert, wie Klimaschutz wieder zum wahlrelevanten Thema gemacht werden kann. Infos

    16. Januar, 16 Uhr, Berlin
    Dialog Energiedialog 2025
    Der Bundesverband Erneuerbare Energie veranstaltet diesen Dialog als energiepolitischen Jahresauftakt. Er will dort wichtige Weichen für die Energiewende in Deutschland stellen. Es geht unter anderem darum, wie Deutschland als Energiestandort gesichert werden kann. Infos

    News

    Klima in Zahlen: So sehr hinkt Deutschland den E-Auto-Zielen hinterher

    Deutschland kommt bei der Antriebswende weiterhin nicht vom Fleck: Nur 13,5 Prozent der im Jahr 2024 neu angemeldeten Autos waren reine E-Autos – zusätzlich lag der Anteil der Plug-in-Hybride bei 6,8 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden nur rund 380.000 E-Autos neu zugelassen, 27,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Weil auch der Gesamtmarkt schwächelte, stagniert die Quote der E-Autos bei den Neuanmeldungen “mehr oder weniger” – und das schon seit 2022, schreibt Wolf-Peter Schill, Leiter des Forschungsbereichs “Transformation der Energiewirtschaft” des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) auf Bluesky.

    Zum Jahreswechsel waren in Deutschland 1,66 Millionen batterieelektrische Pkw zugelassen. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 auf einen Bestand von mindestens 15 Millionen E-Autos zu kommen, liegt somit in weiter Ferne. Eigentlich müssten schon 2,75 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen fahren, wenn ein realistischer Pfad zu den 15 Millionen im Jahr 2030 angenommen wird. Bei einem kontinuierlichen Wachstum bis 2030 müssten es sogar schon 5,5 Millionen Autos sein.

    Laut Schill liegt das geringe Wachstum vor allem im Auslaufen der E-Auto-Förderung begründet. Aber auch das Schlechtreden des E-Autos durch einige Medien und Politiker sei ein Grund für die schlechte Entwicklung der Absatzzahlen. Lücken bei der Ladeinfrastruktur seien hingegen wahrscheinlich nicht mehr allzu entscheidend, da das Ladenetz schneller gewachsen sei als die Verkäufe. Die Anzahl der E-Autos “pro Schnellladepunkt hat seit 2022 abgenommen”, so Schill. nib

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    2024: CO₂-Einnahmen bleiben hinter Erwartungen zurück

    Die Einnahmen aus der CO₂-Bepreisung lagen in Deutschland im Jahr 2024 bei 18,5 Milliarden Euro. Weil dies in absoluten Zahlen geringfügig mehr ist als die im Vorjahr erzielten 18,4 Milliarden Euro, feierte das Umweltbundesamt (UBA) diesen Wert am Dienstag als “Rekordeinnahmen”. Der Emissionshandel habe sich damit “zum zentralen sektorübergreifenden Klimaschutzinstrument entwickelt”, erklärte UBA-Präsident Dirk Messner. Zugleich sind die Einnahmen allerdings deutlich geringer als erwartet: Im Bundeshaushalt für 2024 waren CO₂-Einnahmen in Höhe von 20,4 Milliarden Euro angesetzt worden.

    Grund für den im Vergleich zum Haushaltsansatz geringeren Wert ist der Preisrückgang beim EU-Emissionshandel (ETS): Während der Ausstoß einer Tonne CO₂ im Jahr 2023 durchschnittlich 84 Euro kostete, waren es 2023 nur 65 Euro. Grund dafür war neben der schlechten wirtschaftlichen Lage eine geringere Nachfrage nach Kohle aufgrund des gesunkenen Gaspreises. Statt der eingeplanten 8,2 Milliarden Euro flossen aus dem ETS damit nur 5,5 Milliarden Euro in den Bundeshaushalt; im Vorjahr waren es 7,7 Milliarden.

    Etwas höher als erwartet waren dagegen die Einnahmen aus dem nationalen CO₂-Preis für Heizen und Verkehr. Daraus wurden statt der im Haushalt eingeplanten 12,3 Milliarden Euro rund 13 Milliarden erlöst. Für 2025 wird hier aufgrund des von 45 auf 55 Euro pro Tonne erhöhten nationalen CO₂-Preises ein weiterer Anstieg auf 15,4 Milliarden Euro erwartet; insgesamt sind im Haushalt 2025 CO₂-Einnahmen in Höhe von gut 22 Milliarden Euro eingeplant.

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    EEG-Kosten: Höher als geplant, aber niedriger als befürchtet

    Die Kosten für die Vergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) lagen im Jahr 2024 bei insgesamt 18,5 Milliarden Euro. Das erfuhr Table.Briefings aus Kreisen des BMWK. Die Zahlen sind damit deutlich höher als im Haushalt vorgesehen, aber etwas niedriger als zwischenzeitig befürchtet – und deutlich geringer als in früheren Jahren.

    Im Haushalt für das Jahr 2024 waren auf Grundlage einer früheren Prognose der Netzbetreiber 10,6 Milliarden Euro für die EEG-Kosten eingeplant worden. Dass diese Summe bei weitem zu niedrig war, zeichnete sich bereits im Frühjahr vergangenen Jahres ab. In einem Nachtragshaushalt sollte die Summe darum auf 19,4 Milliarden Euro erhöht werden; finanziert werden sollte dies primär durch zusätzliche Schulden, die wegen der verschlechterten Wirtschaftslage trotz Schuldenbremse zulässig gewesen wären. Im Vergleich zu dieser Schätzung liegen die realen Ausgaben nun knapp eine Milliarde Euro niedriger.

    Aufgrund des Bruchs der Ampel-Koalition wurde der fertig verhandelte Nachtragshaushalt allerdings nicht mehr verabschiedet. Im Vergleich zum geltenden Haushalt entstehen somit Mehrausgaben von knapp acht Milliarden Euro. Weil gleichzeitig andere Posten im Klima- und Transformationsfonds (KTF), aus dem die EEG-Vergütung bezahlt wird, nicht ausgeschöpft werden, entsteht dadurch nach Angaben des BMF kein Finanzierungsproblem.

    Kosten sind niedriger als teils befürchtet

    Anders als in der politischen Debatte teilweise dargestellt, sind die EEG-Kosten mit 18,5 Milliarden Euro keineswegs besonders hoch. Von 2015 bis 2020, als sie noch nicht aus dem Haushalt bezahlt wurden, sondern über die EEG-Umlage auf die Stromkunden umgelegt wurden, lagen sie stets über 20 Milliarden Euro; der Höchstwert im Jahr 2020 betrug 28 Milliarden Euro. Die Summe hängt zum einen von der Höhe der Zahlungen an die Betreiber von Ökostrom-Kraftwerken ab; diese wird tendenziell mit jedem Jahr geringer, weil alte Anlagen mit sehr hohen Vergütungssätzen aus der Förderung fallen. Die Vergütung für neu in Betrieb genommene Wind- und Solaranlagen ist dagegen relativ gering.

    Zum anderen hängt die Höhe der Kosten vom durchschnittlichen Börsenstrompreis ab, denn zu diesem verkaufen die Netzbetreiber den Ökostrom weiter. Die Kosten ergeben sich aus der Differenz zwischen den Zahlungen an die Betreiber und diesen Einnahmen. Weil der Strompreis durch die Gaskrise ab dem Jahr 2021 stark gestiegen ist, sind die EEG-Kosten stark gesunken – 2022 lagen sie nur bei fünf Milliarden Euro. Nun scheinen sie sich auf einem deutlich niedrigeren Niveau als vor der Krise zu stabilisieren. Für das Jahr 2025 wird im Haushaltsentwurf mit Kosten von 16,5 Milliarden Euro gerechnet. mkr

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    WWF-Gutachten: Solarpflicht wäre mit Verfassung vereinbar

    Eine Solarpflicht für die Dächer von Wohn- und Bürogebäuden wäre mit der deutschen Verfassung vereinbar. Das zeigt ein neues Rechtsgutachten, das die Umweltschutzorganisation WWF bei einer Anwaltskanzlei in Auftrag gegeben hat. Ein solcher “Solarstandard” könne zudem “zeitnah umgesetzt” werden, so das Fazit des Gutachtens mit Blick auf die neue Regierung. Laut WWF müssten sowohl bei Neubauten als “schrittweise auch bei Bestandsgebäuden” die Potenziale für Solarenergie genutzt werden. Der WWF-Vorschlag sieht vor:

    • Ab 2026 mindestens 80 Prozent der Bruttodachfläche von Neubauten von Nichtwohngebäuden mit Solaranlagen auszustatten.
    • Ab 2027 mindestens 70 Prozent der Bruttodachfläche von Neubauten von Wohngebäuden mit Solaranlagen auszustatten. Bei Wohngebäuden soll diese Quote auch bei größeren Sanierungsarbeiten bei Bestandsgebäuden gelten.

    Das Gutachten enthält einen Gesetzesvorschlag, der auch Übergangsfristen und Ausnahmen für Härtefälle vorsieht. Durch die Europäische Gebäuderichtlinie (EPBD) “sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, sicherzustellen, dass bestimmte Dachflächen-Potenziale zur Energieerzeugung durch solare Strahlungsenergie genutzt werden”, so das Gutachten. Das EPBD sieht demnach für Bestandswohnungen allerdings keine Pflicht zur solaren Dachflächennutzung vor. Hier würde der WWF-Vorschlag über die EU-Vorgaben hinausgehen. nib

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    Flottengrenzwerte: Hoekstra will Zeitplan nicht ändern

    Klimakommissar Wopke Hoekstra will die CO₂-Gesetzgebung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge nicht vorzeitig novellieren. “Wie in […] der Verordnung vorgesehen, wird die Kommission die Wirksamkeit und die Auswirkungen der Verordnung im Jahr 2026 überprüfen“, schreibt Hoekstra in einer am Dienstag veröffentlichten Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Zuvor hatten sowohl CDU/CSU als auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Revision der Flottengrenzwerte schon 2025 gefordert.

    Hoekstra sprach sich auch gegen eine noch kurzfristigere Schwächung der Grenzwerte im laufenden Jahr aus. Einige Autohersteller hatten sich dafür ausgesprochen, weil ihnen Strafzahlungen drohen. Mehrere andere große europäische Hersteller hätten sich aber zuversichtlich geäußert, dass sie ihre Ziele erreichen werden, schreibt Hoekstra. “Eine Änderung der Regeln würde die Wettbewerbsbedingungen verzerren und diese Hersteller benachteiligen.”

    Der Kommissar machte außerdem klar, dass sich die Flottengrenzwerte nicht nur durch höhere Anteile von Elektroautos erreichen lassen: “Hybride, Verbesserungen bei herkömmlichen Motoren sowie der Absatz kleinerer und effizienterer Fahrzeuge können ebenfalls dazu beitragen.” ber

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    Sicherheit für Netze: Verdacht auf höhere Abregelung von chinesischen Wind- und Solarparks

    China will zwischen 2025 und 2027 jeweils mindestens 200 Gigawatt an neuer Solar- und Windkraftkapazität ans Netz bringen. Das geht aus einem neuen “Aktionsplan zur Optimierung der Netzregelungskapazität” der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) hervor. Die Abregelung, also das Abschalten erneuerbarer Energien in Hochproduktionsphasen zum Schutz des Stromnetzes, soll demnach auf unter zehn Prozent der Kapazität reduziert werden und wurde damit leicht erhöht: Kürzlich lag das Ziel noch bei fünf Prozent.

    Trotz des rapiden Ausbaus der Erneuerbaren gibt es innerhalb Chinas unterschiedliche Ansichten zum weiteren Zuwachs. Die Verbände der Solar- und Windenergie prognostizieren ein recht konstantes Ausbautempo von 245 bis 280 Gigawatt (Solar) und 50 bis 60 Gigawatt (Windkraft) an neuer Kapazität pro Jahr. Der Vorsitzende der National Energy Administration (NEA), Zhang Jianhua, hingegen hatte im letzten Sommer einen Erneuerbaren-Zubau von lediglich “über 100 Gigawatt” vorgeschlagen – viel weniger als in den letzten Jahren installiert wurde.

    Nicht veröffentlichte Abregelung könnte Ursache sein

    Laut dem Analysten Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air könnte es in China im November zu einer nicht-veröffentlichten Abregelung von Solar- und Windparks gekommen sein. In dem Wintermonat hat die Kohleverstromung um ein Prozent und die Gasverstromung um vier Prozent zugenommen, obwohl die Stromnachfrage gesunken sei. Die Sonnen- und Windenergie hätten die Nachfrage “problemlos decken und die Stromerzeugung aus Kohle- und Gaskraftwerken zurückdrängen können”, schreibt Myllyvirta auf Bluesky. Die wahrscheinlichste Erklärung sei ein “starker Anstieg bei der Abregelung” von Solar- und Windparks, so Myllyvirta, der auch andere Erklärungen geprüft hat.

    In den offiziellen Daten sei dazu aber nichts zu finden. Laut dem China-Experten deutet das auf zwei Probleme hin: Schwierigkeiten bei der Integration von Erneuerbaren in das Stromnetz und eine Manipulationsanfälligkeit bei den Abregelungsdaten. Allerdings läge das Problem nicht an einer Überlastung des Netzes, sondern daran, dass Kohlestrom nicht flexibel genug ist und der Stromhandel über die Provinzgrenzen hinweg durch Partikularinteressen blockiert wird. nib

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    JPMorgan: Nächste US-Großbank verlässt Net-Zero Banking Alliance

    Mit JPMorgan verlässt auch die letzte der sechs US-Großbanken die Net-Zero Banking Alliance (NZBA). Das gab das Unternehmen am Dienstag bekannt. Zuvor waren bereits Goldman Sachs, Wells Fargo und Morgan Stanley sowie Anfang Januar die Citigroup und die Bank of America ausgetreten.

    Klare Gründe für den Austritt werden von JPMorgan nicht genannt. Der Schritt dürfte aber einem wachsenden Druck von republikanischen Politikern folgen. Sie sind der Meinung, eine solche Mitgliedschaft verstoße gegen das Wettbewerbsrecht.

    “Wir werden uns weiterhin auf pragmatische Lösungen konzentrieren, um CO₂-arme Technologien zu fördern und gleichzeitig die Energiesicherheit voranzutreiben”, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Auch die Citigroup und die Bank of America hatten erklärt, trotz ihres Austritts weiter die eigenen Klimaziele zu verfolgen und mit Kunden zu diesem Thema zusammenarbeiten zu wollen.

    Druck aus republikanischen Kreisen steigt

    Allison Fajans-Turner, Expertin für Banken-Engagement bei der US-Umweltschutzorganisation Rainforest Action Network, kritisiert die Banken hingegen für ihre Abkehr von der Industrieinitiative und äußert Zweifel an ihren Bekenntnissen zu klimafreundlicher Politik: “Amerikas größte Banken haben den Neujahrsvorsatz gefasst, ihre Klimaversprechen zu brechen.” 

    Die NZBA ist eine Industrieinitiative unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen und ist mit der ebenfalls von der Finanzindustrie etablierten Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) verbunden. Ihre Mitglieder verpflichten sich, auf eine CO₂-arme Wirtschaft und die Ziele des Pariser Klimaabkommens hinzuarbeiten. Die deutsche Nachhaltigkeitsbank GLS verließ die NZBA vor knapp zwei Jahren mit der Begründung, dass “zahlreiche Akteure des Bündnisses an der Erschließung neuer fossiler Projekte” beteiligt seien. Im letzten Jahr traten hingegen eher konventionelle US-Banken aus der NZBA aus. Beobachter führen dies auf den Druck republikanischer US-Politiker gegen klimafreundliche Geschäftspolitiken zurück. rtr/lb/av 

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    Must-Reads

    Handelsblatt: Tesla soll Opel-Mutter Stellantis die CO₂-Bilanz retten. Autohersteller wie Stellantis und Mercedes planen, die verschärften CO₂-Grenzwerte für Neuwagen in der Europäischen Union (EU) durch Kooperationen mit Elektroautoherstellern wie Tesla zu erfüllen – was sie jedoch teuer zu stehen kommt. Unternehmen wie die Opel-Mutter Stellantis, Toyota, Ford, Mazda und Subaru bündeln die CO₂-Emissionen ihrer Fahrzeugflotten mit den emissionsfreien Elektroautos von Tesla, um die Grenzwerte einzuhalten. Zum Artikel

    Climate Home News: Druck auf Klimaproteste nimmt zu. Wissenschaftler der Universität Bristol kommen in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Klima- und Umweltproteste weltweit zunehmend kriminalisiert und unterdrückt werden. Das Spektrum reicht von neuen Anti-Protest-Gesetzen und harten Einsätzen der Polizei bis zum Mord. Zum Artikel

    Bloomberg: ExxonMobil geht gegen Kalifornien vor. Der US-Ölkonzern ExxonMobil hat den kalifornischen Generalstaatsanwalt Rob Bonta sowie mehrere Umweltorganisationen wegen Verleumdung verklagt. Laut der am Montag beim Bundesgericht in Beaumont, Texas, eingereichten Klageschrift wirft ExxonMobil ihnen Rufschädigung im Zusammenhang mit den Kunststoffrecycling-Initiativen des Unternehmens vor. Zuvor hatte der Bundesstaat Kalifornien ExxonMobil verklagt, da der Konzern durch “geschicktes Marketing” den Eindruck erweckt habe, Einwegkunststoffe könnten und würden tatsächlich recycelt werden. Zum Artikel

    New York Times: Gefährliche Durchmischung. Der Panamakanal verbindet seit über einem Jahrhundert Völker, Volkswirtschaften und Ökosysteme des Atlantiks und Pazifiks und ist eine zentrale Verkehrsader für den Welthandel. In weniger als einem Jahrzehnt haben Fische beider Ozeane – darunter Snooks, Makrelen und Schnapper – die ursprünglich im Kanalsystem lebenden Süßwasserarten fast vollständig verdrängt, wie Forscher des Smithsonian Tropical Research Institute in Panama herausfanden. Experten warnen nun, dass weitere Arten die Ozeane durchqueren könnten, insbesondere der giftige, gestreifte Rotfeuerfisch, der als besonders bedrohlich gilt. Zum Artikel

    Washington Post: Trump verspricht, Bidens Öl- und Gasbohrungsverbot aufzuheben. US-Präsident Joe Biden plant, Offshore-Öl- und Gasbohrungen entlang des Großteils der US-Küste zu untersagen, wie das Weiße Haus am Montag mitteilte. Damit will er kurz vor dem Amtsantritt von Donald Trump die Ausweitung der fossilen Brennstoffproduktion im Land erschweren. Trump hat jedoch bereits angekündigt, Bidens Verbot umgehend nach Amtseintritt aufzuheben. Zum Artikel

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    Beena Sharma – Für CO₂-Kreisläufe und mehr Frauen im Energiesektor

    Beena Sharma
    Beena Sharma setzt sich für Klimatechnologie und Frauen in Erneuerbaren ein.

    Innovation ist der Schlüssel, um die Klimakrise zu bekämpfen. Davon ist Beena Sharma überzeugt. “Mindestens 50 Prozent der Technologie, die wir für Netto-Null-Emissionen brauchen, wurden bisher nicht erfunden”, sagt sie. Sharma ist CEO und Mitgründerin von CCU International, einem 2022 gegründeten Unternehmen, das an Technologie für das Auffangen und Wiederverwenden von Kohlenstoff arbeitet. Außerdem setzt sich mit der Initiative “Women in New Energy” für die Repräsentation von Frauen im Bereich der Erneuerbaren ein.

    Die 47-Jährige lebt mit ihren zwei Kindern in Aberdeen in Schottland. “Aber ich bin fast immer unterwegs”, fügt sie hinzu. “Mein CO₂-Fußabdruck ist sicher schrecklich. Gut, dass ich daran arbeite, den Kohlenstoff wieder einzufangen.” Die studierte Psychologin hat ihre Karriere in der Öl- und Gasindustrie begonnen. Sie hat an LNG-Terminals in Nigeria und Norwegen gearbeitet – allerdings nicht im technischen Prozess, sondern zu Themen wie Sicherheit, Verhaltensänderungen und Umwelt. Irgendwann wollte sie sich umorientieren, mehr auf Umweltaspekte konzentrieren. Klimatechnologie begeisterte Sharma, weil sie dort ein besonders großes Zukunftspotenzial sieht.

    Sharma hat beispielsweise mit CCU International an einem Projekt gearbeitet, das perspektivisch zwischen 15 und 20 Millionen Tonnen CO₂ in Großbritannien auffangen und wiederverwenden will – zum Beispiel in Spülmaschinentabs oder in der Getränkeindustrie. “Wir müssen die Lieferketten dekarbonisieren”, sagt Sharma. Die Technologie dahinter heißt Carbon Capture and Utilisation (CCU). Sie wird oft in einem Atemzug mit Carbon Capture and Storage (CCS) genannt. Für Sharma ist es wichtig, hier zu differenzieren: Während Kohlenstoff bei der Speicherung eher als teures Abfallprodukt betrachtet wird, arbeitet sie daran, das CO₂ wiederzuverwenden. Daraus soll eine Kreislaufwirtschaft für Kohlenstoff entstehen. “Das ist nicht so teuer wie CCS und trägt auch dazu bei, dass mehr Fossile im Boden bleiben”, erklärt sie. Langfristig sei auch CCS notwendig, aktuell seien die Lösungen dafür aber zu teuer und wenig ausgereift. Die Wiederverwendung und Weiterverwertung von aufgefangenem Kohlenstoff hingegen sei eine Möglichkeit, wie man schon jetzt kostengünstiger CO₂ einsparen kann.

    Ein Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise

    Unumstritten ist dieser Ansatz nicht: Für CCU wird Kohlenstoff entweder in Industrieprozessen oder aus der Atmosphäre eingefangen. Dann wird er entweder direkt oder in verflüssigter Form für die Nutzung beispielsweise in der Getränke- oder Chemieindustrie aufgearbeitet. In jedem Fall benötigt die Technologie sehr viel Energie. Kritiker bezeichnen CCU deshalb immer wieder als “Scheinlösung”, die von der eigentlichen Aufgabe, dem Ausstieg aus den Fossilen, ablenke. Aktuell werden sowohl in Deutschland als auch in der EU Pläne erarbeitet, die dafür sorgen sollen, dass sowohl CCS als auch CCU nur in Bereichen Anwendung findet, in denen eine vollständige Dekarbonisierung nicht oder nur sehr schwierig möglich ist. Um ihre Klimaziele zu erreichen, will die EU bis 2050 jährlich bis zu 450 Millionen CO₂ abscheiden.

    Sharma kennt all diese Kritik. Natürlich sollte man am besten direkt mit der Förderung von fossilen Brennstoffen aufhören, findet auch sie. Realistisch werde das aber nicht passieren. Es gäbe keine perfekte Lösung für die Klimakrise, “aber wir stellen einen Beitrag zur Verfügung”, sagt sie über CCU International.

    Weltweit wird viel Hoffnung in Technologien wie CCU gesetzt. Sharmas Expertise ist gefragt. Für ein Herzensthema findet sie aber doch noch Kapazitäten: Sie setzt sich für mehr Diversität und besonders Repräsentation von Frauen ein. Schon viel zu lange und noch viel zu oft würden Entscheidungen im Bereich Energie hauptsächlich von Männern mit sehr ähnlichen Perspektiven getroffen. Sharma will Vorbild für junge Frauen in der Branche sein, Möglichkeiten zur Vernetzung schaffen. Dazu hat sie beispielsweise die Plattform Women in New Energy ins Leben gerufen. Diversität ist für Sharma aber kein Selbstzweck: Rund um Erneuerbare braucht es aus ihrer Sicht schnell und viel Innovation. Die komme viel eher, wenn man neue Perspektiven einbinde. kul

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