Table.Briefing: Climate

US-Wahl: Notfallpläne der Klimaszene + Chinas Wünsche für die COP29 + 2024 reisst 1,5-Grad-Grenze

Liebe Leserin, lieber Leser,

was für ein Tag, dieser 6.November gestern: Erst wird in den USA Donald Trump zum zweiten Mal als Präsidenten gewählt. Dann zerbricht abends in Berlin die Ampelregierung – die selbst ernannte “Fortschrittskoalition” steht am selben Tag vor dem Aus wie der Rückschrittspräsident in den USA vor einem Neubeginn.

Für den globalen Klimaschutz ist die Wiederwahl Donald Trumps ein schwerer Schlag. Vielen Klimaschützern ist der Schreck in die Knochen gefahren. Trump will die Klimadiplomatie schwächen und die Fossilen fördern, das heißt weiter hohe Emissionen und wahrscheinlich das endgültige Ende der 1,5-Grad-Marke. Doch die US-Klimapolitik der letzten Jahrzehnte lässt sich nicht komplett rückgängig machen. Bernhard Pötter analysiert die Notfallpläne der Klimaszene, die schon ab nächster Woche auf der COP29 um den globalen Prozess zum Klimaschutz kämpfen werden. Deutschland, einer der Treiber im Klimaschutz, fährt nun geschwächt nach Baku.

China dagegen erwirtschaftet unterdessen bereits einen nennenswerten Teil seines Wohlstands mit grünen Technologien. Und rückt in Baku noch stärker in den Fokus: Wird das Land die Lücke füllen, die Trumps Wahl hinterlässt? Gibt es Bewegung beim Klimafinanzziel? You Xiaoying analysiert Chinas Pläne für die COP29.

Unser Baku-Team macht sich nun dorthin auf den Weg. Ab nächsten Montag berichten wir täglich für Sie mit einem Climate.Table von den Verhandlungen in Baku – und halten selbstverständlich gleichzeitig auch ein Auge darauf, wie es nun in Deutschland mit Politik und Klimapolitik weitergeht.

Verlieren Sie trotz allem nicht den Mut!

Ihr
Nico Beckert
Bild von Nico  Beckert

Analyse

Nach US-Wahl: Das sind die Notfallpläne der Klimaschützer

Ölpumpen und Windanlangen: In Texas nördlich von Dallas geht beides zusammen.

Nach dem ersten Schock über die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beginnt die globale Klimaszene, an ihren Notfallplänen zu arbeiten. Anders als nach der Wahl 2016 sind Staaten, Umweltgruppen, Wirtschaftsverbände und Forschende von der Entwicklung nicht völlig überrascht. Und wenn die USA wie geplant zum dritten Mal seit 2001 aus dem internationalen Klimaschutz aussteigen sollten, sollen der UN-Prozess und die globale Energiewende daran nicht scheitern.

Dafür gibt es verschiedene Maßnahmen:

  • Deutliche Signale zur Kooperation der UN-Staaten auf der COP29, die nächste Woche in Baku beginnt. Beobachter erwarten einen Auftritt der “High Ambition Coalition” (HAC) und breite Unterstützung für den UN-Prozess, wie sie sich bereits nach Trumps erster Wahl 2016 bei der COP22 in Marrakesch zeigte. Germanwatch fordert, dass Deutschland diese breite Koalition zusammenbringt.
  • Eine stärkere Zusammenarbeit von China und EU im Klimabereich “ist unsere beste Hoffnung für die nächsten Jahre”, sagte Li Shuo vom Thinktank Asia Society. Das bedeutet auch mehr Augenmerk der EU auf die Bereiche Clean Tech, Energie und Klima im chinesischen Fünfjahresplan, der im Frühjahr ansteht.

Zusammenarbeit mit US-Staaten und zu Technologie

  • Verstärkte Verbindungen zu US-Staaten und Organisationen, die weiter am Klimaschutz festhalten. Kontakt auch zu Republikanern, die an grüner Technologie interessiert sind, wie es für Deutschland etwa Außenministerin Baerbock und Staatssekretärin Morgan bei US-Besuchen in North Carolina und Texas in diesem Sommer getan haben.
  • Klimazusammenarbeit mit US-Firmen als “Clean Tech”-Förderung zu deklarieren, wie es etwa die “Transatlantic Climate Bridge” vorangetrieben hat.
  • Technische Zusammenarbeit bei gemeinsamen Interessen mit der Trump-Administration etwa bei CCS/CCU, Energieeffizienz oder internationalen Kohlenstoffmärkten.
  • Klimagespräche unterhalb der UN-Ebene zwischen US-Bundesstaaten wie Kalifornien und UN-Staaten wie China oder zu Bundesländern wie Baden-Württemberg auszubauen.
  • Gesprächsformate ohne die USA voranzutreiben, wie etwa das MoCA-Meeting zwischen EU, Kanada und China.
  • Eine verstärkte Konzentration der EU auf die Umsetzung des Green Deal und auf eine eigenständige Klimadiplomatie mit Vorreiter-Koalitionen etwa zu Staaten Afrikas, Lateinamerikas und des Pazifiks.

Auch bei der Klimafinanzierung kann die Biden-Administration noch begrenzt Fakten schaffen, solange sie im Amt ist. Kurz vor der ersten Amtsübergabe an Trump etwa überwies die Obama-Administration im Januar 2017 noch 500 Millionen US-Dollar an den Grünen Klimafonds GCF.

Bei den Verhandlungen in Baku, etwa zum neuen Finanzziel, kann die US-Delegation weiter ihren Einfluss nutzen, um Regeln in ihrem Sinne zu beeinflussen. Auch bei den Strukturreformen bei IWF und Weltbank könnte die Biden-Administration noch Nägel mit Köpfen machen. Anders als bei Finanzzusagen für die Zukunft oder dem neuen US-Klimaplan NDC könnten diese sehr viel schwieriger wieder rückgängig gemacht werden.

“Größter Verlierer werden die USA sein”

Die globale Klimaszene kommentiert die erneute Wahl von Donald Trump mit Sorge, Trotz und dem Verweis auf ökonomische Vorteile durch Klimaschutz: “Die Vorbereitungen zur COP gehen kräftig voran, weil die fundamentalen Fakten bleiben”, sagte Simon Stiell, Generalsekretär des UN-Klimasekretariats. Neben Klimaschäden “genießen diejenigen große Gewinne bei Jobs und Wohlstand, die in saubere Energie investieren”. Die Konferenz solle allen Ländern die Chance geben, an diesen Vorteilen teilzuhaben.

Auch Tasneem Essop, Chefin des Climate Action Networks International, schrieb, dem “Klima ist es egal, wer im Weißen Haus sitzt“. Wer sich nicht bewege, werde ökonomisch verlieren. Der Klimaprozess sei auf die USA nicht angewiesen, andere Länder würden die Führung übernehmen. “Aber die Trump-Regierung sollte nicht denken, sie könne aus dem Pariser Abkommen aussteigen und immer noch auf den Klimatreffen den Fortschritt aufhalten”, so Essop.

Germanwatch zufolge bringt die Wahl Trumps “enorme Herausforderung”, weil mit ihr “die fossile Lobby die Regierungsgeschäfte übernimmt”. Für Harjeet Singh, Direktor von FossilFuelTreaty, die ein Verbot der Fossilen fordern, macht die Wahl Trumps den “bereits schwierigen Weg zum Konsens in Baku steiler und unsicher”. Christiana Figueres, ehemalige UNFCCC-Chefin, sprach von einem “herben Rückschlag für den globalen Klimaschutz”, der aber die Entwicklung zur Dekarbonisierung und den Pariser Klimazielen nicht ausbremsen werde.

Bill Hare vom Thinktank Climate Analytics erklärte, Trump “stehe nicht über den Gesetzen der Physik, und sein Land auch nicht”. Wenn Trump sein Land aus dem Pariser Abkommen führe, “werden die USA die größten Verlierer dabei sein”. Und Friederike Otto von der Forschungsinitiative World Weather Attribution warnte, die USA würden von mehr Hitzewellen und größeren Stürmen getroffen, “und zu sagen, den Klimawandel gibt es nicht und die Klimapolitik abzuschaffen, wird das nicht ändern”.

Trump plant Kehrtwende in der Klimapolitik

Trump und seine Umgebung haben einerseits deutlich gemacht, dass sie in der Klimapolitik rigoros umsteuern wollen: Ausstieg aus Pariser Abkommen und Klimakonvention, Streichung der Finanzmittel für Klimaschutz, Abbau der Behörden, Ausweitung der fossilen Energien.

Dagegen gehen Klimaschützer davon aus, dass in den USA die Energiewende trotzdem weitergeht: Das grüne Investitionsprogramm IRA prägt inzwischen viele auch republikanische Regionen. Bundesstaaten wie Kalifornien stehen zur Klimapolitik, die Schäden aus Umweltkatastrophen nehmen schnell zu, die Koalition von Städten, US-Staaten, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und grüner Wirtschaft soll wiederaufleben.

Studie: Weniger Jobs, mehr Emissionen, höhere Preise

Trumps Pläne können allerdings deutliche Schäden hinterlassen. Laut einer aktuellen Studie würde die Umsetzung des radikalen republikanischen “Project 2025“:

  • die CO₂-Emissionen der USA bis 2050 um 4,7 Milliarden Tonnen CO₂ höher steigen lassen als derzeit geplant;
  • bis 2050 etwa 2,4 Millionen weniger Jobs schaffen
  • und 24 Milliarden US-Dollar höhere Strom- und Benzinkosten für private Haushalte bedeuten.

Dazu kommt: Trump wird in den vier Jahren die USA anführen, in denen sich entscheidet, ob global das 1,5-Grad-Ziel noch zu halten ist. Dafür müssten die weltweiten Emissionen um 42 Prozent gegenüber 2019 sinken. Bisher liegt der Rückgang nur bei knapp drei Prozent.

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COP29: Warum China die Industrieländer in der Pflicht sieht

Liu Zhenmin
Liu Zhenmin, Chinas Sondergesandter für den Klimawandel, wird auf der COP29 schwierige Verhandlungen zu führen haben.

China hat die Industrieländer aufgefordert, sich an das Pariser Abkommen zu halten und ihre finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Entwicklungsländern zu erfüllen. Gleichzeitig wehrt sich das Land gegen die Forderung, ebenfalls zu zahlen. Die Länder “dürfen die relevanten Anforderungen des Pariser Abkommens nicht neu verhandeln oder umschreiben”, sagte ein chinesischer Klimabeamter auf einer Pressekonferenz in Peking am Mittwoch, wie das chinesische Ministerium für Ökologie und Umwelt (MEE) mitteilte.

Die Industrieländer müssten ihr Ziel erreichen, “den Entwicklungsländern bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung zu stellen und nach 2025 den Umfang ihrer Mittel auf dieser Grundlage weiter ausbauen“, sagte Xia Yingxian, Direktor der Abteilung für Klimawandel des MEE, auf der Pressekonferenz.

Der Kampf um die Klimafinanzierung

Es wird erwartet, dass sich die Länder auf der COP29 auf ein neues Ziel für die Klimafinanzierung einigen werden. Eine “spezifische Zielvorgabe” für die Industrieländer werde der “goldene Schlüssel” zum Erfolg der COP29 sein, sagte Xia bei einer Pressekonferenz, wie die staatliche Zeitung China Daily berichtete.

China gerät aufgrund seiner steigenden Emissionen und seiner wachsenden wirtschaftlichen Möglichkeiten zunehmend unter Druck, ebenfalls zu dem neuen Klimafinanzziel (New Collective Quantified Goal) beizutragen. Die Forderungen kommen nicht nur von Industrieländern wie den USA und der EU, sondern auch von kleinen Inselstaaten, die von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen sind.

China ist – nach Angaben des World Resources Institute (WRI) – derzeit der größte Treibhausgasemittent der Welt und nach den USA der zweitgrößte historische Emittent. Aber seine Pro-Kopf-Emissionen sind immer noch viermal geringer als die der USA, so das WRI.

Grundlage für Klimaverhandlungen dürfe nicht verdreht werden

Peking hat am Mittwoch in einem Jahresbericht über seine Maßnahmen und Politik zum Klimawandel seine Haltung zur COP29 klargestellt.

Darin fordert China die Teilnehmerstaaten der COP29 auf, die “Ziele, Grundsätze und Vereinbarungen” des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) und das Pariser Abkommen einzuhalten und umzusetzen. Peking bezeichnet beides als “die größte Sicherheit und Grundlage”, auf der die Länder gemeinsam auf den Klimawandel reagieren können. “Wenn diese Grundlage verdreht oder umgestoßen wird und es keinen Unterschied zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern und keinen Respekt für den ‘Bottom-up-Ansatz’ gibt, dann wird der multilaterale Klimaprozess seine Basis für den Dialog verlieren”, so der Bericht. Der “Bottom-up-Ansatz” verlangt von den Ländern, die am meisten zum Klimawandel beigetragen haben, dass sie ihre Emissionen schneller reduzieren.

Professor Teng Fei, stellvertretender Direktor des Instituts für Energie, Umwelt und Wirtschaft an der Tsinghua-Universität in Peking, wies darauf hin, dass das UNFCCC und das Pariser Abkommen die Geber- und Empfängerländer der Klimafinanzierung klar definiert haben.

“Die Geberländer sind Industrieländer, während die Empfängerländer Entwicklungsländer sind”, sagte Teng gegenüber Table.Briefings. “Obwohl Industrieländer wie die USA Chinas Status als Entwicklungsland immer wieder infrage stellen, ist China, gemessen am Pro-Kopf-BIP und anderen Maßstäben, zweifelsohne ein Entwicklungsland.”

Technisch gesehen ist China – als Entwicklungsland – auch berechtigt, Klimagelder von Industrieländern zu erhalten. Bei den Kopenhagener Klimagesprächen 2009 sagte Peking jedoch, dass kleine Inselstaaten, die am wenigsten entwickelten Länder und afrikanische Nationen bei der Finanzierung bevorzugt werden sollten, was darauf hindeutet, dass es nicht um Klimahilfen kämpfen würde.

Rechtlich bindend vs. freiwillig

Die Industrieländer wurden kritisiert, weil sie ihr derzeitiges Klimafinanzierungsziel nicht erreicht haben. Nach Angaben der OECD haben die Industrieländer das 100-Milliarden-Ziel, das durch das NCQG ersetzt werden soll, bis 2022 nicht erreicht. Peking forderte die Industrieländer auf, die Lücke in der Klimafinanzierung zu schließen, um den jährlich fälligen Betrag bis 2025 zu erfüllen und einen Fahrplan für die Verdopplung der Anpassungsfinanzierung vorzulegen, heißt es in dem Bericht.

Xia sagte auf der Pressekonferenz am Mittwoch, dass die Klimafinanzierung in erster Linie aus öffentlichen Mitteln der Industrieländer und nicht von multilateralen Entwicklungsbanken oder dem privaten Sektor kommen müsse. Er fügte hinzu, dass die Bereitstellung von Klimafinanzierungsmitteln für die Industrieländer eine Pflicht sei, die sie unbedingt erfüllen müssten; für die Entwicklungsländer jedoch eine Option.

Teng sagte, dass die Forderung der Industrieländer, China solle zahlen, auf ihren mangelnden politischen Willen zurückzuführen sei, ihre eigenen Klimafinanzierungsziele zu erreichen. “Sie versuchen, ihre Finanzierungsverpflichtungen auf die großen Entwicklungsländer abzuwälzen und versuchen ständig, die Grenzen zwischen ihren rechtlich verbindlichen Finanzierungsverpflichtungen und den freiwilligen Beiträgen der Entwicklungsländer zu verwischen”, sagte er. Es wird erwartet, dass andere wichtige Entwicklungsländer Chinas Position auf der COP29 unterstützen werden.

Schlüssel zum Erfolg

“Ob [die Länder] eine Einigung über das neue globale Klimafinanzierungsziel erzielen können oder nicht, wird für China ein wichtiger Parameter dafür sein, ob die COP29 ein Erfolg ist“, sagte Yao Zhe, Global Policy Advisor bei Greenpeace East Asia in Peking, zu Table.Briefings.

Yao ist jedoch der Meinung, dass Chinas Rolle bei diesem Thema “überbewertet” werde. Sie sagte: “Es gibt eine sehr große Lücke in der globalen Klimafinanzierung. Es ist nicht falsch, darauf zu hoffen, dass China seine finanzielle Unterstützung erhöht, aber das sollte nicht die Bedingung dafür sein, ob andere Länder ihre Beiträge erhöhen.”

Ein Erfolg der COP29 für China könnte laut Niklas Weins, Assistenzprofessor für Umweltmanagement und -politik an der Xi’an Jiaotong-Liverpool University in Suzhou, China, auch in Form einer stärkeren Anerkennung seiner Beiträge außerhalb der UNFCCC erfolgen. Er erklärte Table.Briefings, dass eine mögliche Lösung, um aus der Sackgasse herauszukommen, darin bestehen könnte, Chinas Finanzierungsbemühungen im Rahmen seiner eigenen Programme wie der Belt- and Road-Initiative auf den neuen Klimafonds anzurechnen.

Peking hat 2015 zugesagt, 20 Milliarden Yuan (damals 3,1 Milliarden US-Dollar) für die Einrichtung des chinesischen Süd-Süd-Klimakooperationsfonds bereitzustellen, um andere Entwicklungsländer bei der Bekämpfung des Klimawandels zu unterstützen. Es bleibt jedoch unklar, wie viel von diesem Fonds bereits bereitgestellt wurde. China hat 53 Absichtserklärungen mit 42 Entwicklungsländern unterzeichnet und fast 100 Projekte durchgeführt, um die am wenigsten entwickelten Länder, afrikanische Länder und kleine Inselstaaten zu unterstützen.

Chinas Klimafinanzierung: Mehr Transparenz gefordert

Wenn China die Offenlegung von Daten über seine freiwilligen Beiträge verbessern kann, wäre dies “ein wichtiger Schritt, um ein glaubwürdigerer und einflussreicherer Geber von Klimafinanzierung zu werden”, so Yao.

Unabhängig davon, ob China ein Geber des Fonds wird, “sollten wir China ermutigen und erwarten, dass es seine freiwillige finanzielle Unterstützung und seine kohlenstoffarmen Investitionen im Ausland weiter erhöht“, so Yao. “Das bedeutet aber nicht, dass China sofort die gleiche Verantwortung für die Klimafinanzierung übernehmen sollte wie die Industrieländer”, fügte sie hinzu. You Xiaoying

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Termine

7. November, 10 Uhr, Berlin
Konferenz Mit Künstlicher Intelligenz zu mehr Nachhaltigkeit?
Wie kann KI für den Umwelt- und Klimaschutz wirken und selbst nachhaltiger gestaltet werden? Die AI Conference des BMUV in Berlin diskutiert diese und weitere aktuelle Fragen aus dem Bereich Green AI. Infos

7. November, 12 Uhr, Online
Webinar Climate Finance: Elevating voices from the Global South
Das Webinar des International Institute for Sustainable Development beschäftigt sich mit Blick auf die COP29 mit Perspektiven auf die Klimafinanzierung aus dem Globalen Süden. Infos

7. November, 13 Uhr, Berlin
Konferenz Building Bridges – Gemeinsam für Klimaschutz, Wirtschaft und Demokratie
Die Konferenz ist die Jahreskonferenz der Stiftung KlimaWirtschaft. Mit Experten und Expertinnen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wird dort über die Chancen und Herausforderungen der Transformation diskutiert. Infos

7. November, 17.30 Uhr, Online
Webinar COP29: Who will finance climate action?
Das Swedish Institute of International Affairs richtet dieses Webinar aus. Es bringt relevante Expertinnen und Experten aus verschiedenen Weltregionen zusammen, um über Möglichkeiten für zukünftige Klimafinanzierung zu diskutieren. Infos

11. bis 22. November, Baku, Aserbaidschan
Klimakonferenz COP29
In Baku, Aserbaidschan, findet die Klimakonferenz der Vereinten Nationen statt. Zentrale Frage ist, wie die Klimafinanzierung in den nächsten Jahren gesichert werden kann. Infos

12. und 13. November, Berlin
Konferenz Kommunale Klimakonferenz 2024
Am 12. und 13. November lädt das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) zur Kommunalen Klimakonferenz ins Tagungswerk in Berlin ein. “Stadt, Land, Klimaschutz – Interkommunale Kooperationen im Fokus” lautet der Titel der diesjährigen Konferenz, die sich als Jahresevent für Akteure im kommunalen Klimaschutz etabliert hat. Gefördert wird sie über die Nationale Klimaschutzinitiative. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der Deutsche Landkreistag. Infos

13. November, 10 Uhr, Online
Webinar The Clean Industrial Deal: Evolution or Transformation?
Der von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigte Clean Industrial Deal und das Gesetz zur Beschleunigung der industriellen Dekarbonisierung werden ein Kernstück der Arbeit der nächsten Europäischen Kommission sein. Auf dem Webinar der Florence School of Regulation wird darüber diskutiert, wie dieser Deal aussehen kann. Infos

13. November, 13.30 Uhr, Online
Webinar Investing in the Green Deal
Auf dem Webinar von Agora Energiewende wird darüber diskutiert, woher die notwendigen Investitionen für einen erfolgreichen Green Deal in der EU kommen können. Infos

14. bis 16. November, Berlin
Workshop Intervention für Wandel – Theory of Change für Klimagerechtigkeit
Das Kipppunkt Kollektiv will auf diesem Workshop die Anwendungsmöglichkeiten der “Theory of Change” für Klimagerechtigkeit herausarbeiten. Infos

18. bis 19. November, Rio de Janeiro
Gipfeltreffen G20 Summit
Unter der Präsidentschaft von Brasilien findet das G20 Gipfeltreffen in Rio de Janeiro statt. Zu den G20 gehören 19 Länder und die EU. Infos

News

Klima in Zahlen: Deutschland ist bei Erneuerbaren längst nicht mehr Vorreiter

Deutschland solle beim Klimaschutz “nicht die Rolle eines Vorreiters” einnehmen, forderte FDP-Chef Christian Lindner letzte Woche in seinem umstrittenen Papier zur “Wirtschaftswende”. Was der Finanzminister dabei offensichtlich übersieht: Vorreiter ist Deutschland ohnehin nicht mehr. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung beispielsweise ist in vielen anderen Staaten weitaus höher. In Europa sind das unter anderem sämtliche skandinavischen Länder, Estland und Lettland sowie Portugal; global sind auch Brasilien, Kanada und Neuseeland beim Erneuerbaren-Ausbau deutlich weiter.

Bei der Klimaneutralität, die Lindner um fünf Jahre verschieben möchte, ist Deutschland mit dem Zieljahr 2045 zwar tatsächlich ambitionierter als die meisten anderen europäischen Staaten, die diese – ebenso wie die EU als Ganzes – erst 2050 erreichen wollen. Doch auch hier gibt es Länder, die sich gleich viel oder noch mehr vorgenommen haben: Wie die Übersicht des Net Zero Trackers zeigt, will Schweden ebenfalls bis 2045 klimaneutral werden, Österreich bis 2040 und Finnland sogar schon 2035. mkr

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EU-Klimadienst: 2024 wird erstes Jahr über dem 1,5-Grad-Limit

Das Jahr 2024 wird einer Prognose des Copernicus Climate Change Service (C3S) zufolge “so gut wie sicher” das wärmste Jahr seit Datenaufzeichnung werden und somit erstmals das symbolische 1,5-Grad-Limit überschreiten. Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin von C3S, sprach von einem “neuen Meilenstein”. Sie zeigt aber auch Zweckoptimismus: Die Rekordwerte bei der Erwärmung könnten die “Ambitionen bei der bevorstehenden Klimakonferenz COP29 erhöhen”, so Burgess.

In den letzten zwölf Monaten (November 2023 bis Oktober 2024) lag demnach die globale Durchschnittstemperatur um 1,62 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Für 2024 rechnet der EU-Klimadienst mit einer Temperaturabweichung von 1,55 Grad. Die erstmalige Überschreitung von 1,5 Grad ist noch keine Absage an das 1,5-Grad-Limit des Pariser Abkommens, da sich dieses auf mehrjährige Mittelwerte bezieht. Sie ist aber symbolisch dafür, dass das Pariser Abkommen scheitern könnte. Erst kürzlich zeigten drei UN-Berichte, wie weit die Welt von ihren Klimazielen entfernt ist: Mit den aktuellen politischen Maßnahmen droht laut dem UN-Umweltprogramm UNEP eine Erwärmung um 3,1 Grad Celsius. lb

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NGOs: EU-Kommission soll Staaten zu ehrgeizigeren Klimaplänen drängen

Mehrere europäische Umweltorganisationen haben die EU-Kommission aufgefordert, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Frankreich, Deutschland, Italien, Schweden und Irland einzuleiten. Der Grund: Aus Sicht der NGOs verstoßen die Nationalen Energie- und Klimapläne (NECP) der fünf Länder gegen EU-Recht, weil sie beispielsweise:

  • nicht ausreichten, um die rechtsverbindlichen Klima- und Energieziele zu erreichen;
  • keinen Zeitpunkt nennen, ab dem die Subventionen für fossile Brennstoffe auslaufen werden
  • und weil die Öffentlichkeit an der Ausarbeitung der Pläne nicht sinnvoll beteiligt worden sei.

Die Beschwerde wird vom Dachverband CAN Europe koordiniert. Unterschrieben haben sie die nationalen NGOs Notre Affaire à Tous (Frankreich), Germanwatch (Deutschland), Environmental Justice Network Ireland (EJNI), A Sud und WWF Italien (Italien), Schwedens Environmental Association of Law (SEAL) und die Schwedische Gesellschaft für Naturschutz (Schweden). Bisher haben laut den NGOs nur 14 EU-Mitgliedstaaten überhaupt Nationale Energie- und Klimapläne vorgelegt, obwohl die Frist dafür am 30. Juni abgelaufen ist. Das heißt, dass Beschwerden gegen weitere Staaten folgen könnten. In Deutschland hat erst vor wenigen Tagen die Deutsche Umwelthilfe die Bundesregierung wegen ihres NECP verklagt. ae

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Kanada: Wie die Regierung den Öl- und Gassektor dekarbonisieren möchte

Die kanadische Regierung veröffentlichte kürzlich den Entwurf einer Verordnung, um die Emissionen aus dem Öl- und Gassektor bis 2030 auf 35 Prozent unter das Niveau von 2019 zu senken. Umweltverbände befürworten die Pläne, einige kritisieren aber ein Schlupfloch; die Öl- und Gasindustrie befürchtet dagegen Einbußen in der Produktion.

Der Öl- und Gassektor ist Kanadas umweltschädlichste Industrie mit weiterhin steigenden Emissionen. Diese machen Fortschritte in anderen Bereichen der Wirtschaft zunichte. Gleichzeitig erzielte die Branche im Jahr 2022 Gewinne von über 66 Milliarden kanadischen Dollar (44 Milliarden Euro). Bundesumweltminister Steven Guilbeault will nun die Produzenten dazu motivieren, die Gewinne in die Dekarbonisierung zu investieren.

Die Verordnungen sehen ein Emissionshandelssystem vor. Dieses soll effizientere Unternehmen begünstigen und Anreize schaffen, die Produktion sauberer zu gestalten. Ab 2026 müssen die Produzenten ihre Emissionen melden; im Zeitraum von 2030 bis 2032 müssen die Unternehmen erstmals Emissionszertifikate kaufen und nachweisen. Sollten Produzenten die Vorschriften nicht einhalten, drohen Sanktionen.

NGOs begrüßen Verordnungen, Konservative und die fossile Industrie üben Kritik

Der größte Teil der Emissionsreduktion soll durch die Verringerung von Methanemissionen und ein geplantes Projekt zur Kohlenstoffabscheidung im ÖlsandSektor erreicht werden, erklärte der Bundesminister für natürliche Ressourcen, Jonathan Wilkinson.

Kritik kommt von der konservativen Opposition um Pierre Poilievre. Sie kritisieren ein Jahr vor den Wahlen die Emissionsobergrenzen als Angriff auf den Energiesektor. Sollten sie gewinnen, würden sie die Verordnungen zurücknehmen. Die Öl- und Gasbranche befürchtet niedrigere Produktionsmengen und sieht Jobs und Steuereinnahmen gefährdet. Umweltverbände begrüßen die Verordnung hingegen. Von einer “historischen Premiere” und einer “guten Nachricht für Arbeitsplätze” sprach etwa Caroline Brouilette, Geschäftsführerin des Climate Action Network Canada. Einige Umweltorganisationen forderten die Regierung allerdings auf, ein Schlupfloch zu schließen, welches Produzenten ermögliche, in Dekarbonisierungsprogramme einzuzahlen oder Offset-Zertifikate zu kaufen, um so bis zu 20 Prozent ihrer Emissionen zu kompensieren.

Die kanadische Umweltorganisation Environmental Defence forderte, dass die Vorschriften “früher als bis 2030 in Kraft treten und mit Kanadas Klimaziel einer Emissionsreduktion von 40 bis 50 Prozent bis 2030 [gegenüber dem Jahr 2005] übereinstimmen”. Laut Regierung laufen die formellen Konsultationen noch bis zum 8. Januar 2025. Im Jahr 2025 soll die endgültige Fassung veröffentlicht werden. rtr/lb

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Greenpeace: Carbon Management Strategie könnte bis zu 80 Milliarden Euro kosten

Der aktuelle Entwurf der Carbon-Management-Strategie der Bundesregierung führt laut einer Greenpeace Studie zu Kosten von 39 bis 81 Milliarden Euro bis 2045. Laut der Umweltorganisation sei das Auffangen und Speichern von CO₂ (Carbon Capture and Storage, CCS) “eine teure Technologie” und “eine breite Anwendung von CCS ökonomisch nicht sinnvoll”.

Greenpeace kritisiert, dass “die Bundesregierung CCS in allen Industriebranchen und bei Gaskraftwerken ermöglichen” will. Eine Anwendung bei Gaskraftwerken sei jedoch nicht wirtschaftlich, da sie mittelfristig nur noch zum Einsatz kommen sollen, um fluktuierende Erneuerbare auszugleichen. Die Anzahl der Volllaststunden wird demnach schon 2030 rapide gesunken sein.

Technologischer Fortschritt könnte CCS obsolet machen

Laut Greenpeace sei CCS auch in einigen Industriebranchen keine gute Lösung. Aufgrund des technologischen Fortschritts bei anderen Dekarbonisierungstechnologien können “die denkbaren Anwendungsgebiete im Laufe der Zeit immer kleiner werden”. Im Stahlsektor galt CCS noch Anfang der 2010er-Jahre als beste Lösung. Inzwischen gelte die Kombination aus Wasserstoff und erneuerbaren Energien aber als “kostengünstigere und ökologischere Lösung” für die Dekarbonisierung des Stahlsektors.

Greenpeace fordert daher:

  • Eine klare Definition von unvermeidbaren Restemissionen in der Carbon-Management-Strategie.
  • Der Einsatz im Energiesektor solle ausgeschlossen werden. CCS sollte nur in “Industriebereichen ohne Alternativen” angewandt werden.
  • Einheitliche europäische Regelungen und eine koordinierte Strategie”, damit die “begrenzten CO₂-Speicherkapazitäten optimal genutzt werden”. nib
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Klimafinanzierung: EU unterstützt Entwicklungsländer mit 28,6 Milliarden Euro

Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten haben ärmere Länder im vergangenen Jahr mit 28,6 Milliarden Euro beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel unterstützt. Das teilten die EU-Länder nach einem Treffen der Finanzminister der Union in Brüssel mit. 2022 hatten die Mitgliedsstaaten demnach bereits eine ähnliche Summe (28,5 Milliarden Euro) investiert. 

Mit dem Geld unterstützt die EU Entwicklungs- und Schwellenländer dabei, ihren Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und sich vor Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Zusätzlich zu den öffentlichen Geldern seien im Jahr 2023 noch 7,2 Milliarden Euro an privaten Finanzmitteln für die Klimafinanzierung mobilisiert worden, hieß es. 

Geld für Klimafolgen wird Thema bei COP29

Hintergrund ist das im Jahr 2009 festgelegte Ziel, dass die Industrieländer jedes Jahr Milliardenhilfen für Klimaschutzmaßnahmen der ärmeren Länder bereitstellen sollen. Dies wurde 2015 im Pariser Klimaabkommen bestätigt und bis 2025 verlängert. Dem aktuellen Bericht zufolge hat die EU ihre Mittel dafür seit 2013 fast verdreifacht.

Die Klimafinanzierung für besonders von der Erderwärmung betroffene Staaten ist ein wichtiger Punkt der Klimakonferenz COP29, die am 11. November in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku beginnt. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte zuletzt auch an die Golfstaaten und China appelliert, ihrer Verantwortung für ärmere Länder nachzukommen.

In Baku soll nun ein Beschluss zu diesem Thema gefasst werden. Bei der vorbereitenden zehntägigen UN-Klimakonferenz im Juni in Bonn war noch keine Einigung erzielt worden. dpa

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Must-Reads

New York Times: Dürre in weiten Teilen der USA. Bis auf Alaska und Kentucky waren alle Bundesstaaten der USA im Oktober von Dürren betroffen. Fast überall war das Wetter in diesem Jahr zu warm. War im Juni noch rund ein Viertel des Landes trocken, sind es jetzt 87 Prozent. Zum Artikel

Deutschlandfunk: Mittelamerikas Klimaabwanderung. Dürren, Sturzregen und Wirbelstürme treffen die Menschen in mittelamerikanischen Staaten wie Honduras und Guatemala immer schwerer. Der Klimawandel treibt dadurch die Abwanderung aus Zentralamerika in die USA voran. Massive Investitionen in Nachhaltigkeit und Bildung könnten eine Lösung darstellen. Zum Artikel

Tagesschau: Mehr Menschen vertrauen in Klimaforschung. Nach einer Erhebung der Organisation “Wissenschaft im Dialog” ist das Vertrauen in wissenschaftliche Aussagen zum Klimawandel und zu erneuerbaren Energien gestiegen. 59 Prozent vertrauten in diesem Jahr Aussagen zum Klimawandel und 65 Prozent zu erneuerbaren Energien. Zum Artikel

Zeit: Elbauen sollen renaturiert werden. Die Elbauen zwischen Dessau und Aken sollen naturnah wiederhergestellt werden. Ziel ist es, im 2.300 Hektar großen Gebiet mehr Wasser zu halten. Dazu werden zusätzliche Kleingewässer angelegt und bestehende Altwässer renaturiert. Zum Artikel

Ärzteblatt: Klimaneutraler Gesundheitssektor braucht klare Vorgaben. Ein Autorenteam rund um das PIK und KLUG fordert die Bundesregierung auf, konkrete Maßnahmen einschließlich der Finanzierung festzulegen, um die Klimaneutralität im deutschen Gesundheitssektor zu erreichen. Auch das Bilanzieren und Berichten von Treibhausgasemissionen sei unerlässlich, um Klimaschutzmaßnahmen koordiniert und effektiv priorisieren zu können. Zum Artikel

Spektrum: Enttäuschende Konferenz in Cali. Die Weltbiodiversitätskonferenz im kolumbianischen Cali endete ohne eine gemeinsame Abschlusserklärung. Auch bei den Finanzierungsfragen gab es keine Einigkeit. Eine Trendwende beim Naturschutz ist damit nicht in Sicht. Zum Artikel

Standpunkt

COP29 muss Klimagerechtigkeit priorisieren

Von Grace Mbungu
Grace Mbungu, Leiterin des Klimaprogramms bei APRI.
Grace Mbungu, Leiterin des Klimaprogramms bei APRI.

In weniger als einer Woche richtet sich die Aufmerksamkeit der Welt auf Baku, Aserbaidschan, wo die 29. Conference of Parties (COP29) vom 11. bis 22. November stattfinden wird. Da so viele Leben und Existenzen auf dem Spiel stehen, muss sich die Konferenz auf konkrete Maßnahmen zur Schaffung von Klimagerechtigkeit konzentrieren.

Im Jahr 2015 kam die Welt mit zwei starken und sich ergänzenden Zielen zusammen: die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) und das Pariser Klimaabkommen. Nach mehreren COPs und fast zehn Jahren der Umsetzung war die Wissenschaft noch nie so klar und der Einsatz noch nie so hoch. Im November vergangenen Jahres überstieg die globale Durchschnittstemperatur um 2 Grad das vorindustrielle Niveau und lag damit um 0,5 Grad über dem ursprünglichen Ziel des Pariser Abkommens für 2030. Das Überschreiten dieses Meilensteins sieben Jahre früher unterstreicht, wie schnell die globalen Temperaturen steigen.

Nur 16 Prozent der SDGs auf Kurs

Die Fortschritte bei den SDGs sind begrenzt und konzentrieren sich hauptsächlich auf die Länder des Globalen Nordens. Nach fast zehn Jahren des Handelns zeigt der jüngste Fortschrittsbericht, dass nur 16 Prozent der SDG-Ziele auf dem besten Weg sind, bis 2030 weltweit erreicht zu werden, während bei den übrigen 84 Prozent nur begrenzte Fortschritte oder sogar rückläufige Entwicklungen zu verzeichnen sind. Die nordischen Länder und die Schwellenländer sind bei der Verwirklichung der SDGs führend, während die armen und schwachen Länder weit zurückliegen.

Die mangelnden Fortschritte bei der Verwirklichung der SDGs haben weltweit zu einer Verschärfung der großen wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten geführt. Laut dem World Inequality Report 2022 besitzen die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung 76 Prozent des gesamten Vermögens. Im Gegensatz dazu besitzt die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung nur zwei Prozent. Weitere Ungleichheiten in Bezug auf Bildung, Entwicklung und Zugang zu Ressourcen nehmen weiter zu, insbesondere in afrikanischen Ländern.

Investitionen in Erneuerbare beschränken sich auf wenige Länder

Nehmen wir zum Beispiel Energie. Der Zugang zu Strom und sauberer Energie zum Kochen ist in ganz Afrika nach wie vor begrenzt, insbesondere in ländlichen Gebieten. Erneuerbare Energien bieten eine wichtige Möglichkeit, diese Lücke zu schließen, doch die Investitionen in erneuerbare Energien auf dem Kontinent machten in den vergangenen 20 Jahren nur zwei Prozent der weltweiten Investitionen aus. Außerdem konzentrieren sich die Investitionen auf vier Länder – Kenia, Südafrika, Ägypten und Marokko – auf die 75 Prozent dieser Investitionen entfallen. Im Zuge des Fortschritts bei den SDGs birgt diese Ungleichheit die Gefahr, dass ein zweigleisiges Entwicklungssystem entsteht, in dem einige wenige Länder vorankommen, während die Mehrheit zurückbleibt. Zunehmende Ungleichheiten verstärken auch die Auswirkungen des Klimawandels, von denen marginalisierte Gruppen – insbesondere Frauen – unverhältnismäßig stark betroffen sind. Schätzungen zufolge sind 80 Prozent der Menschen, die aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels vertrieben werden, Frauen und Mädchen.

Außerdem droht den afrikanischen Ländern eine finanzielle Investitionslücke, insbesondere in den Bereichen Klimaanpassung und Loss and Damage. Nach konservativen Schätzungen benötigt Afrika zwischen 2020 und 2030 jährlich 2,5 Billionen US-Dollar an bedingten und unbedingten Finanzmitteln, um seine national festgelegten Beiträge (NDC) im Rahmen des Pariser Klimaabkommens umzusetzen. Derzeit erhält der Kontinent jedoch nur 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Klimafinanzierung. Da die Kosten für die Bewältigung des Klimawandels voraussichtlich erheblich steigen werden, könnte Afrika bis 2030 jährlich bis zu 580 Milliarden US-Dollar benötigen. Allein für Loss and Damage wird der Bedarf des Kontinents bis 2030 auf 20 bis 580 Milliarden US-Dollar geschätzt; bis 2050 könnte die Summe auf 1,1 bis 1,7 Billionen US-Dollar steigen.

Klimafinanzierung neu denken

Die bereitgestellte Klimafinanzierung wird häufig in Form von Darlehen oder räuberischen Finanzinstrumenten mit exorbitant hohen Zinssätzen verteilt. Entwicklungsländer zahlen fünf bis zehn Prozent höhere Kreditzinsen als wohlhabendere Länder, da sie als “risikoreiche” Kreditnehmer gelten.

Der fehlende Zugang zu angemessenen Marktzinsen und ein ungerechtes Kreditsystem verschärfen die Ungleichheiten zwischen reichen und armen Ländern und schränken den Spielraum vieler Regierungen für nachhaltige Entwicklung und Klimamaßnahmen ein. Anstatt in Klima- und Entwicklungsmaßnahmen zu investieren, werden die verfügbaren Finanzmittel für nicht nachhaltige Schuldenzahlungen verwendet.

Globale Finanzarchitektur reformieren

Neben der Schließung der Finanzierungslücke ist daher auch eine Reform der globalen Finanzarchitektur dringend erforderlich. Ohne diese Reformen werden die Klima- und Entwicklungsmaßnahmen vieler afrikanischer Länder sowie anderer Länder des Globalen Südens eingeschränkt bleiben.

Diese Ungleichheiten unterstreichen das Ausmaß der Krise und die Dringlichkeit entschiedener Maßnahmen auf der COP29. Mehr und breit angelegte Klimainvestitionen für afrikanische Länder sind der erste Schritt zur Gewährleistung von Klimagerechtigkeit. Angesichts des wachsenden Bedarfs und der großen Finanzierungslücke muss die COP29 daher darauf abzielen, eine substanzielle und zugängliche Klimafinanzierung zu schaffen, insbesondere für afrikanische Länder.

Dr. Grace Mbungu ist Senior Fellow und Leiterin des Programms für Klimawandel beim Berliner Thinktank Africa Policy Research Institute (APRI).

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Climate.Table Redaktion

CLIMATE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    was für ein Tag, dieser 6.November gestern: Erst wird in den USA Donald Trump zum zweiten Mal als Präsidenten gewählt. Dann zerbricht abends in Berlin die Ampelregierung – die selbst ernannte “Fortschrittskoalition” steht am selben Tag vor dem Aus wie der Rückschrittspräsident in den USA vor einem Neubeginn.

    Für den globalen Klimaschutz ist die Wiederwahl Donald Trumps ein schwerer Schlag. Vielen Klimaschützern ist der Schreck in die Knochen gefahren. Trump will die Klimadiplomatie schwächen und die Fossilen fördern, das heißt weiter hohe Emissionen und wahrscheinlich das endgültige Ende der 1,5-Grad-Marke. Doch die US-Klimapolitik der letzten Jahrzehnte lässt sich nicht komplett rückgängig machen. Bernhard Pötter analysiert die Notfallpläne der Klimaszene, die schon ab nächster Woche auf der COP29 um den globalen Prozess zum Klimaschutz kämpfen werden. Deutschland, einer der Treiber im Klimaschutz, fährt nun geschwächt nach Baku.

    China dagegen erwirtschaftet unterdessen bereits einen nennenswerten Teil seines Wohlstands mit grünen Technologien. Und rückt in Baku noch stärker in den Fokus: Wird das Land die Lücke füllen, die Trumps Wahl hinterlässt? Gibt es Bewegung beim Klimafinanzziel? You Xiaoying analysiert Chinas Pläne für die COP29.

    Unser Baku-Team macht sich nun dorthin auf den Weg. Ab nächsten Montag berichten wir täglich für Sie mit einem Climate.Table von den Verhandlungen in Baku – und halten selbstverständlich gleichzeitig auch ein Auge darauf, wie es nun in Deutschland mit Politik und Klimapolitik weitergeht.

    Verlieren Sie trotz allem nicht den Mut!

    Ihr
    Nico Beckert
    Bild von Nico  Beckert

    Analyse

    Nach US-Wahl: Das sind die Notfallpläne der Klimaschützer

    Ölpumpen und Windanlangen: In Texas nördlich von Dallas geht beides zusammen.

    Nach dem ersten Schock über die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beginnt die globale Klimaszene, an ihren Notfallplänen zu arbeiten. Anders als nach der Wahl 2016 sind Staaten, Umweltgruppen, Wirtschaftsverbände und Forschende von der Entwicklung nicht völlig überrascht. Und wenn die USA wie geplant zum dritten Mal seit 2001 aus dem internationalen Klimaschutz aussteigen sollten, sollen der UN-Prozess und die globale Energiewende daran nicht scheitern.

    Dafür gibt es verschiedene Maßnahmen:

    • Deutliche Signale zur Kooperation der UN-Staaten auf der COP29, die nächste Woche in Baku beginnt. Beobachter erwarten einen Auftritt der “High Ambition Coalition” (HAC) und breite Unterstützung für den UN-Prozess, wie sie sich bereits nach Trumps erster Wahl 2016 bei der COP22 in Marrakesch zeigte. Germanwatch fordert, dass Deutschland diese breite Koalition zusammenbringt.
    • Eine stärkere Zusammenarbeit von China und EU im Klimabereich “ist unsere beste Hoffnung für die nächsten Jahre”, sagte Li Shuo vom Thinktank Asia Society. Das bedeutet auch mehr Augenmerk der EU auf die Bereiche Clean Tech, Energie und Klima im chinesischen Fünfjahresplan, der im Frühjahr ansteht.

    Zusammenarbeit mit US-Staaten und zu Technologie

    • Verstärkte Verbindungen zu US-Staaten und Organisationen, die weiter am Klimaschutz festhalten. Kontakt auch zu Republikanern, die an grüner Technologie interessiert sind, wie es für Deutschland etwa Außenministerin Baerbock und Staatssekretärin Morgan bei US-Besuchen in North Carolina und Texas in diesem Sommer getan haben.
    • Klimazusammenarbeit mit US-Firmen als “Clean Tech”-Förderung zu deklarieren, wie es etwa die “Transatlantic Climate Bridge” vorangetrieben hat.
    • Technische Zusammenarbeit bei gemeinsamen Interessen mit der Trump-Administration etwa bei CCS/CCU, Energieeffizienz oder internationalen Kohlenstoffmärkten.
    • Klimagespräche unterhalb der UN-Ebene zwischen US-Bundesstaaten wie Kalifornien und UN-Staaten wie China oder zu Bundesländern wie Baden-Württemberg auszubauen.
    • Gesprächsformate ohne die USA voranzutreiben, wie etwa das MoCA-Meeting zwischen EU, Kanada und China.
    • Eine verstärkte Konzentration der EU auf die Umsetzung des Green Deal und auf eine eigenständige Klimadiplomatie mit Vorreiter-Koalitionen etwa zu Staaten Afrikas, Lateinamerikas und des Pazifiks.

    Auch bei der Klimafinanzierung kann die Biden-Administration noch begrenzt Fakten schaffen, solange sie im Amt ist. Kurz vor der ersten Amtsübergabe an Trump etwa überwies die Obama-Administration im Januar 2017 noch 500 Millionen US-Dollar an den Grünen Klimafonds GCF.

    Bei den Verhandlungen in Baku, etwa zum neuen Finanzziel, kann die US-Delegation weiter ihren Einfluss nutzen, um Regeln in ihrem Sinne zu beeinflussen. Auch bei den Strukturreformen bei IWF und Weltbank könnte die Biden-Administration noch Nägel mit Köpfen machen. Anders als bei Finanzzusagen für die Zukunft oder dem neuen US-Klimaplan NDC könnten diese sehr viel schwieriger wieder rückgängig gemacht werden.

    “Größter Verlierer werden die USA sein”

    Die globale Klimaszene kommentiert die erneute Wahl von Donald Trump mit Sorge, Trotz und dem Verweis auf ökonomische Vorteile durch Klimaschutz: “Die Vorbereitungen zur COP gehen kräftig voran, weil die fundamentalen Fakten bleiben”, sagte Simon Stiell, Generalsekretär des UN-Klimasekretariats. Neben Klimaschäden “genießen diejenigen große Gewinne bei Jobs und Wohlstand, die in saubere Energie investieren”. Die Konferenz solle allen Ländern die Chance geben, an diesen Vorteilen teilzuhaben.

    Auch Tasneem Essop, Chefin des Climate Action Networks International, schrieb, dem “Klima ist es egal, wer im Weißen Haus sitzt“. Wer sich nicht bewege, werde ökonomisch verlieren. Der Klimaprozess sei auf die USA nicht angewiesen, andere Länder würden die Führung übernehmen. “Aber die Trump-Regierung sollte nicht denken, sie könne aus dem Pariser Abkommen aussteigen und immer noch auf den Klimatreffen den Fortschritt aufhalten”, so Essop.

    Germanwatch zufolge bringt die Wahl Trumps “enorme Herausforderung”, weil mit ihr “die fossile Lobby die Regierungsgeschäfte übernimmt”. Für Harjeet Singh, Direktor von FossilFuelTreaty, die ein Verbot der Fossilen fordern, macht die Wahl Trumps den “bereits schwierigen Weg zum Konsens in Baku steiler und unsicher”. Christiana Figueres, ehemalige UNFCCC-Chefin, sprach von einem “herben Rückschlag für den globalen Klimaschutz”, der aber die Entwicklung zur Dekarbonisierung und den Pariser Klimazielen nicht ausbremsen werde.

    Bill Hare vom Thinktank Climate Analytics erklärte, Trump “stehe nicht über den Gesetzen der Physik, und sein Land auch nicht”. Wenn Trump sein Land aus dem Pariser Abkommen führe, “werden die USA die größten Verlierer dabei sein”. Und Friederike Otto von der Forschungsinitiative World Weather Attribution warnte, die USA würden von mehr Hitzewellen und größeren Stürmen getroffen, “und zu sagen, den Klimawandel gibt es nicht und die Klimapolitik abzuschaffen, wird das nicht ändern”.

    Trump plant Kehrtwende in der Klimapolitik

    Trump und seine Umgebung haben einerseits deutlich gemacht, dass sie in der Klimapolitik rigoros umsteuern wollen: Ausstieg aus Pariser Abkommen und Klimakonvention, Streichung der Finanzmittel für Klimaschutz, Abbau der Behörden, Ausweitung der fossilen Energien.

    Dagegen gehen Klimaschützer davon aus, dass in den USA die Energiewende trotzdem weitergeht: Das grüne Investitionsprogramm IRA prägt inzwischen viele auch republikanische Regionen. Bundesstaaten wie Kalifornien stehen zur Klimapolitik, die Schäden aus Umweltkatastrophen nehmen schnell zu, die Koalition von Städten, US-Staaten, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und grüner Wirtschaft soll wiederaufleben.

    Studie: Weniger Jobs, mehr Emissionen, höhere Preise

    Trumps Pläne können allerdings deutliche Schäden hinterlassen. Laut einer aktuellen Studie würde die Umsetzung des radikalen republikanischen “Project 2025“:

    • die CO₂-Emissionen der USA bis 2050 um 4,7 Milliarden Tonnen CO₂ höher steigen lassen als derzeit geplant;
    • bis 2050 etwa 2,4 Millionen weniger Jobs schaffen
    • und 24 Milliarden US-Dollar höhere Strom- und Benzinkosten für private Haushalte bedeuten.

    Dazu kommt: Trump wird in den vier Jahren die USA anführen, in denen sich entscheidet, ob global das 1,5-Grad-Ziel noch zu halten ist. Dafür müssten die weltweiten Emissionen um 42 Prozent gegenüber 2019 sinken. Bisher liegt der Rückgang nur bei knapp drei Prozent.

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    COP29: Warum China die Industrieländer in der Pflicht sieht

    Liu Zhenmin
    Liu Zhenmin, Chinas Sondergesandter für den Klimawandel, wird auf der COP29 schwierige Verhandlungen zu führen haben.

    China hat die Industrieländer aufgefordert, sich an das Pariser Abkommen zu halten und ihre finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Entwicklungsländern zu erfüllen. Gleichzeitig wehrt sich das Land gegen die Forderung, ebenfalls zu zahlen. Die Länder “dürfen die relevanten Anforderungen des Pariser Abkommens nicht neu verhandeln oder umschreiben”, sagte ein chinesischer Klimabeamter auf einer Pressekonferenz in Peking am Mittwoch, wie das chinesische Ministerium für Ökologie und Umwelt (MEE) mitteilte.

    Die Industrieländer müssten ihr Ziel erreichen, “den Entwicklungsländern bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung zu stellen und nach 2025 den Umfang ihrer Mittel auf dieser Grundlage weiter ausbauen“, sagte Xia Yingxian, Direktor der Abteilung für Klimawandel des MEE, auf der Pressekonferenz.

    Der Kampf um die Klimafinanzierung

    Es wird erwartet, dass sich die Länder auf der COP29 auf ein neues Ziel für die Klimafinanzierung einigen werden. Eine “spezifische Zielvorgabe” für die Industrieländer werde der “goldene Schlüssel” zum Erfolg der COP29 sein, sagte Xia bei einer Pressekonferenz, wie die staatliche Zeitung China Daily berichtete.

    China gerät aufgrund seiner steigenden Emissionen und seiner wachsenden wirtschaftlichen Möglichkeiten zunehmend unter Druck, ebenfalls zu dem neuen Klimafinanzziel (New Collective Quantified Goal) beizutragen. Die Forderungen kommen nicht nur von Industrieländern wie den USA und der EU, sondern auch von kleinen Inselstaaten, die von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen sind.

    China ist – nach Angaben des World Resources Institute (WRI) – derzeit der größte Treibhausgasemittent der Welt und nach den USA der zweitgrößte historische Emittent. Aber seine Pro-Kopf-Emissionen sind immer noch viermal geringer als die der USA, so das WRI.

    Grundlage für Klimaverhandlungen dürfe nicht verdreht werden

    Peking hat am Mittwoch in einem Jahresbericht über seine Maßnahmen und Politik zum Klimawandel seine Haltung zur COP29 klargestellt.

    Darin fordert China die Teilnehmerstaaten der COP29 auf, die “Ziele, Grundsätze und Vereinbarungen” des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) und das Pariser Abkommen einzuhalten und umzusetzen. Peking bezeichnet beides als “die größte Sicherheit und Grundlage”, auf der die Länder gemeinsam auf den Klimawandel reagieren können. “Wenn diese Grundlage verdreht oder umgestoßen wird und es keinen Unterschied zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern und keinen Respekt für den ‘Bottom-up-Ansatz’ gibt, dann wird der multilaterale Klimaprozess seine Basis für den Dialog verlieren”, so der Bericht. Der “Bottom-up-Ansatz” verlangt von den Ländern, die am meisten zum Klimawandel beigetragen haben, dass sie ihre Emissionen schneller reduzieren.

    Professor Teng Fei, stellvertretender Direktor des Instituts für Energie, Umwelt und Wirtschaft an der Tsinghua-Universität in Peking, wies darauf hin, dass das UNFCCC und das Pariser Abkommen die Geber- und Empfängerländer der Klimafinanzierung klar definiert haben.

    “Die Geberländer sind Industrieländer, während die Empfängerländer Entwicklungsländer sind”, sagte Teng gegenüber Table.Briefings. “Obwohl Industrieländer wie die USA Chinas Status als Entwicklungsland immer wieder infrage stellen, ist China, gemessen am Pro-Kopf-BIP und anderen Maßstäben, zweifelsohne ein Entwicklungsland.”

    Technisch gesehen ist China – als Entwicklungsland – auch berechtigt, Klimagelder von Industrieländern zu erhalten. Bei den Kopenhagener Klimagesprächen 2009 sagte Peking jedoch, dass kleine Inselstaaten, die am wenigsten entwickelten Länder und afrikanische Nationen bei der Finanzierung bevorzugt werden sollten, was darauf hindeutet, dass es nicht um Klimahilfen kämpfen würde.

    Rechtlich bindend vs. freiwillig

    Die Industrieländer wurden kritisiert, weil sie ihr derzeitiges Klimafinanzierungsziel nicht erreicht haben. Nach Angaben der OECD haben die Industrieländer das 100-Milliarden-Ziel, das durch das NCQG ersetzt werden soll, bis 2022 nicht erreicht. Peking forderte die Industrieländer auf, die Lücke in der Klimafinanzierung zu schließen, um den jährlich fälligen Betrag bis 2025 zu erfüllen und einen Fahrplan für die Verdopplung der Anpassungsfinanzierung vorzulegen, heißt es in dem Bericht.

    Xia sagte auf der Pressekonferenz am Mittwoch, dass die Klimafinanzierung in erster Linie aus öffentlichen Mitteln der Industrieländer und nicht von multilateralen Entwicklungsbanken oder dem privaten Sektor kommen müsse. Er fügte hinzu, dass die Bereitstellung von Klimafinanzierungsmitteln für die Industrieländer eine Pflicht sei, die sie unbedingt erfüllen müssten; für die Entwicklungsländer jedoch eine Option.

    Teng sagte, dass die Forderung der Industrieländer, China solle zahlen, auf ihren mangelnden politischen Willen zurückzuführen sei, ihre eigenen Klimafinanzierungsziele zu erreichen. “Sie versuchen, ihre Finanzierungsverpflichtungen auf die großen Entwicklungsländer abzuwälzen und versuchen ständig, die Grenzen zwischen ihren rechtlich verbindlichen Finanzierungsverpflichtungen und den freiwilligen Beiträgen der Entwicklungsländer zu verwischen”, sagte er. Es wird erwartet, dass andere wichtige Entwicklungsländer Chinas Position auf der COP29 unterstützen werden.

    Schlüssel zum Erfolg

    “Ob [die Länder] eine Einigung über das neue globale Klimafinanzierungsziel erzielen können oder nicht, wird für China ein wichtiger Parameter dafür sein, ob die COP29 ein Erfolg ist“, sagte Yao Zhe, Global Policy Advisor bei Greenpeace East Asia in Peking, zu Table.Briefings.

    Yao ist jedoch der Meinung, dass Chinas Rolle bei diesem Thema “überbewertet” werde. Sie sagte: “Es gibt eine sehr große Lücke in der globalen Klimafinanzierung. Es ist nicht falsch, darauf zu hoffen, dass China seine finanzielle Unterstützung erhöht, aber das sollte nicht die Bedingung dafür sein, ob andere Länder ihre Beiträge erhöhen.”

    Ein Erfolg der COP29 für China könnte laut Niklas Weins, Assistenzprofessor für Umweltmanagement und -politik an der Xi’an Jiaotong-Liverpool University in Suzhou, China, auch in Form einer stärkeren Anerkennung seiner Beiträge außerhalb der UNFCCC erfolgen. Er erklärte Table.Briefings, dass eine mögliche Lösung, um aus der Sackgasse herauszukommen, darin bestehen könnte, Chinas Finanzierungsbemühungen im Rahmen seiner eigenen Programme wie der Belt- and Road-Initiative auf den neuen Klimafonds anzurechnen.

    Peking hat 2015 zugesagt, 20 Milliarden Yuan (damals 3,1 Milliarden US-Dollar) für die Einrichtung des chinesischen Süd-Süd-Klimakooperationsfonds bereitzustellen, um andere Entwicklungsländer bei der Bekämpfung des Klimawandels zu unterstützen. Es bleibt jedoch unklar, wie viel von diesem Fonds bereits bereitgestellt wurde. China hat 53 Absichtserklärungen mit 42 Entwicklungsländern unterzeichnet und fast 100 Projekte durchgeführt, um die am wenigsten entwickelten Länder, afrikanische Länder und kleine Inselstaaten zu unterstützen.

    Chinas Klimafinanzierung: Mehr Transparenz gefordert

    Wenn China die Offenlegung von Daten über seine freiwilligen Beiträge verbessern kann, wäre dies “ein wichtiger Schritt, um ein glaubwürdigerer und einflussreicherer Geber von Klimafinanzierung zu werden”, so Yao.

    Unabhängig davon, ob China ein Geber des Fonds wird, “sollten wir China ermutigen und erwarten, dass es seine freiwillige finanzielle Unterstützung und seine kohlenstoffarmen Investitionen im Ausland weiter erhöht“, so Yao. “Das bedeutet aber nicht, dass China sofort die gleiche Verantwortung für die Klimafinanzierung übernehmen sollte wie die Industrieländer”, fügte sie hinzu. You Xiaoying

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    Termine

    7. November, 10 Uhr, Berlin
    Konferenz Mit Künstlicher Intelligenz zu mehr Nachhaltigkeit?
    Wie kann KI für den Umwelt- und Klimaschutz wirken und selbst nachhaltiger gestaltet werden? Die AI Conference des BMUV in Berlin diskutiert diese und weitere aktuelle Fragen aus dem Bereich Green AI. Infos

    7. November, 12 Uhr, Online
    Webinar Climate Finance: Elevating voices from the Global South
    Das Webinar des International Institute for Sustainable Development beschäftigt sich mit Blick auf die COP29 mit Perspektiven auf die Klimafinanzierung aus dem Globalen Süden. Infos

    7. November, 13 Uhr, Berlin
    Konferenz Building Bridges – Gemeinsam für Klimaschutz, Wirtschaft und Demokratie
    Die Konferenz ist die Jahreskonferenz der Stiftung KlimaWirtschaft. Mit Experten und Expertinnen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wird dort über die Chancen und Herausforderungen der Transformation diskutiert. Infos

    7. November, 17.30 Uhr, Online
    Webinar COP29: Who will finance climate action?
    Das Swedish Institute of International Affairs richtet dieses Webinar aus. Es bringt relevante Expertinnen und Experten aus verschiedenen Weltregionen zusammen, um über Möglichkeiten für zukünftige Klimafinanzierung zu diskutieren. Infos

    11. bis 22. November, Baku, Aserbaidschan
    Klimakonferenz COP29
    In Baku, Aserbaidschan, findet die Klimakonferenz der Vereinten Nationen statt. Zentrale Frage ist, wie die Klimafinanzierung in den nächsten Jahren gesichert werden kann. Infos

    12. und 13. November, Berlin
    Konferenz Kommunale Klimakonferenz 2024
    Am 12. und 13. November lädt das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) zur Kommunalen Klimakonferenz ins Tagungswerk in Berlin ein. “Stadt, Land, Klimaschutz – Interkommunale Kooperationen im Fokus” lautet der Titel der diesjährigen Konferenz, die sich als Jahresevent für Akteure im kommunalen Klimaschutz etabliert hat. Gefördert wird sie über die Nationale Klimaschutzinitiative. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der Deutsche Landkreistag. Infos

    13. November, 10 Uhr, Online
    Webinar The Clean Industrial Deal: Evolution or Transformation?
    Der von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigte Clean Industrial Deal und das Gesetz zur Beschleunigung der industriellen Dekarbonisierung werden ein Kernstück der Arbeit der nächsten Europäischen Kommission sein. Auf dem Webinar der Florence School of Regulation wird darüber diskutiert, wie dieser Deal aussehen kann. Infos

    13. November, 13.30 Uhr, Online
    Webinar Investing in the Green Deal
    Auf dem Webinar von Agora Energiewende wird darüber diskutiert, woher die notwendigen Investitionen für einen erfolgreichen Green Deal in der EU kommen können. Infos

    14. bis 16. November, Berlin
    Workshop Intervention für Wandel – Theory of Change für Klimagerechtigkeit
    Das Kipppunkt Kollektiv will auf diesem Workshop die Anwendungsmöglichkeiten der “Theory of Change” für Klimagerechtigkeit herausarbeiten. Infos

    18. bis 19. November, Rio de Janeiro
    Gipfeltreffen G20 Summit
    Unter der Präsidentschaft von Brasilien findet das G20 Gipfeltreffen in Rio de Janeiro statt. Zu den G20 gehören 19 Länder und die EU. Infos

    News

    Klima in Zahlen: Deutschland ist bei Erneuerbaren längst nicht mehr Vorreiter

    Deutschland solle beim Klimaschutz “nicht die Rolle eines Vorreiters” einnehmen, forderte FDP-Chef Christian Lindner letzte Woche in seinem umstrittenen Papier zur “Wirtschaftswende”. Was der Finanzminister dabei offensichtlich übersieht: Vorreiter ist Deutschland ohnehin nicht mehr. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung beispielsweise ist in vielen anderen Staaten weitaus höher. In Europa sind das unter anderem sämtliche skandinavischen Länder, Estland und Lettland sowie Portugal; global sind auch Brasilien, Kanada und Neuseeland beim Erneuerbaren-Ausbau deutlich weiter.

    Bei der Klimaneutralität, die Lindner um fünf Jahre verschieben möchte, ist Deutschland mit dem Zieljahr 2045 zwar tatsächlich ambitionierter als die meisten anderen europäischen Staaten, die diese – ebenso wie die EU als Ganzes – erst 2050 erreichen wollen. Doch auch hier gibt es Länder, die sich gleich viel oder noch mehr vorgenommen haben: Wie die Übersicht des Net Zero Trackers zeigt, will Schweden ebenfalls bis 2045 klimaneutral werden, Österreich bis 2040 und Finnland sogar schon 2035. mkr

    • Christian Lindner
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    EU-Klimadienst: 2024 wird erstes Jahr über dem 1,5-Grad-Limit

    Das Jahr 2024 wird einer Prognose des Copernicus Climate Change Service (C3S) zufolge “so gut wie sicher” das wärmste Jahr seit Datenaufzeichnung werden und somit erstmals das symbolische 1,5-Grad-Limit überschreiten. Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin von C3S, sprach von einem “neuen Meilenstein”. Sie zeigt aber auch Zweckoptimismus: Die Rekordwerte bei der Erwärmung könnten die “Ambitionen bei der bevorstehenden Klimakonferenz COP29 erhöhen”, so Burgess.

    In den letzten zwölf Monaten (November 2023 bis Oktober 2024) lag demnach die globale Durchschnittstemperatur um 1,62 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Für 2024 rechnet der EU-Klimadienst mit einer Temperaturabweichung von 1,55 Grad. Die erstmalige Überschreitung von 1,5 Grad ist noch keine Absage an das 1,5-Grad-Limit des Pariser Abkommens, da sich dieses auf mehrjährige Mittelwerte bezieht. Sie ist aber symbolisch dafür, dass das Pariser Abkommen scheitern könnte. Erst kürzlich zeigten drei UN-Berichte, wie weit die Welt von ihren Klimazielen entfernt ist: Mit den aktuellen politischen Maßnahmen droht laut dem UN-Umweltprogramm UNEP eine Erwärmung um 3,1 Grad Celsius. lb

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    NGOs: EU-Kommission soll Staaten zu ehrgeizigeren Klimaplänen drängen

    Mehrere europäische Umweltorganisationen haben die EU-Kommission aufgefordert, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Frankreich, Deutschland, Italien, Schweden und Irland einzuleiten. Der Grund: Aus Sicht der NGOs verstoßen die Nationalen Energie- und Klimapläne (NECP) der fünf Länder gegen EU-Recht, weil sie beispielsweise:

    • nicht ausreichten, um die rechtsverbindlichen Klima- und Energieziele zu erreichen;
    • keinen Zeitpunkt nennen, ab dem die Subventionen für fossile Brennstoffe auslaufen werden
    • und weil die Öffentlichkeit an der Ausarbeitung der Pläne nicht sinnvoll beteiligt worden sei.

    Die Beschwerde wird vom Dachverband CAN Europe koordiniert. Unterschrieben haben sie die nationalen NGOs Notre Affaire à Tous (Frankreich), Germanwatch (Deutschland), Environmental Justice Network Ireland (EJNI), A Sud und WWF Italien (Italien), Schwedens Environmental Association of Law (SEAL) und die Schwedische Gesellschaft für Naturschutz (Schweden). Bisher haben laut den NGOs nur 14 EU-Mitgliedstaaten überhaupt Nationale Energie- und Klimapläne vorgelegt, obwohl die Frist dafür am 30. Juni abgelaufen ist. Das heißt, dass Beschwerden gegen weitere Staaten folgen könnten. In Deutschland hat erst vor wenigen Tagen die Deutsche Umwelthilfe die Bundesregierung wegen ihres NECP verklagt. ae

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    Kanada: Wie die Regierung den Öl- und Gassektor dekarbonisieren möchte

    Die kanadische Regierung veröffentlichte kürzlich den Entwurf einer Verordnung, um die Emissionen aus dem Öl- und Gassektor bis 2030 auf 35 Prozent unter das Niveau von 2019 zu senken. Umweltverbände befürworten die Pläne, einige kritisieren aber ein Schlupfloch; die Öl- und Gasindustrie befürchtet dagegen Einbußen in der Produktion.

    Der Öl- und Gassektor ist Kanadas umweltschädlichste Industrie mit weiterhin steigenden Emissionen. Diese machen Fortschritte in anderen Bereichen der Wirtschaft zunichte. Gleichzeitig erzielte die Branche im Jahr 2022 Gewinne von über 66 Milliarden kanadischen Dollar (44 Milliarden Euro). Bundesumweltminister Steven Guilbeault will nun die Produzenten dazu motivieren, die Gewinne in die Dekarbonisierung zu investieren.

    Die Verordnungen sehen ein Emissionshandelssystem vor. Dieses soll effizientere Unternehmen begünstigen und Anreize schaffen, die Produktion sauberer zu gestalten. Ab 2026 müssen die Produzenten ihre Emissionen melden; im Zeitraum von 2030 bis 2032 müssen die Unternehmen erstmals Emissionszertifikate kaufen und nachweisen. Sollten Produzenten die Vorschriften nicht einhalten, drohen Sanktionen.

    NGOs begrüßen Verordnungen, Konservative und die fossile Industrie üben Kritik

    Der größte Teil der Emissionsreduktion soll durch die Verringerung von Methanemissionen und ein geplantes Projekt zur Kohlenstoffabscheidung im ÖlsandSektor erreicht werden, erklärte der Bundesminister für natürliche Ressourcen, Jonathan Wilkinson.

    Kritik kommt von der konservativen Opposition um Pierre Poilievre. Sie kritisieren ein Jahr vor den Wahlen die Emissionsobergrenzen als Angriff auf den Energiesektor. Sollten sie gewinnen, würden sie die Verordnungen zurücknehmen. Die Öl- und Gasbranche befürchtet niedrigere Produktionsmengen und sieht Jobs und Steuereinnahmen gefährdet. Umweltverbände begrüßen die Verordnung hingegen. Von einer “historischen Premiere” und einer “guten Nachricht für Arbeitsplätze” sprach etwa Caroline Brouilette, Geschäftsführerin des Climate Action Network Canada. Einige Umweltorganisationen forderten die Regierung allerdings auf, ein Schlupfloch zu schließen, welches Produzenten ermögliche, in Dekarbonisierungsprogramme einzuzahlen oder Offset-Zertifikate zu kaufen, um so bis zu 20 Prozent ihrer Emissionen zu kompensieren.

    Die kanadische Umweltorganisation Environmental Defence forderte, dass die Vorschriften “früher als bis 2030 in Kraft treten und mit Kanadas Klimaziel einer Emissionsreduktion von 40 bis 50 Prozent bis 2030 [gegenüber dem Jahr 2005] übereinstimmen”. Laut Regierung laufen die formellen Konsultationen noch bis zum 8. Januar 2025. Im Jahr 2025 soll die endgültige Fassung veröffentlicht werden. rtr/lb

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    Greenpeace: Carbon Management Strategie könnte bis zu 80 Milliarden Euro kosten

    Der aktuelle Entwurf der Carbon-Management-Strategie der Bundesregierung führt laut einer Greenpeace Studie zu Kosten von 39 bis 81 Milliarden Euro bis 2045. Laut der Umweltorganisation sei das Auffangen und Speichern von CO₂ (Carbon Capture and Storage, CCS) “eine teure Technologie” und “eine breite Anwendung von CCS ökonomisch nicht sinnvoll”.

    Greenpeace kritisiert, dass “die Bundesregierung CCS in allen Industriebranchen und bei Gaskraftwerken ermöglichen” will. Eine Anwendung bei Gaskraftwerken sei jedoch nicht wirtschaftlich, da sie mittelfristig nur noch zum Einsatz kommen sollen, um fluktuierende Erneuerbare auszugleichen. Die Anzahl der Volllaststunden wird demnach schon 2030 rapide gesunken sein.

    Technologischer Fortschritt könnte CCS obsolet machen

    Laut Greenpeace sei CCS auch in einigen Industriebranchen keine gute Lösung. Aufgrund des technologischen Fortschritts bei anderen Dekarbonisierungstechnologien können “die denkbaren Anwendungsgebiete im Laufe der Zeit immer kleiner werden”. Im Stahlsektor galt CCS noch Anfang der 2010er-Jahre als beste Lösung. Inzwischen gelte die Kombination aus Wasserstoff und erneuerbaren Energien aber als “kostengünstigere und ökologischere Lösung” für die Dekarbonisierung des Stahlsektors.

    Greenpeace fordert daher:

    • Eine klare Definition von unvermeidbaren Restemissionen in der Carbon-Management-Strategie.
    • Der Einsatz im Energiesektor solle ausgeschlossen werden. CCS sollte nur in “Industriebereichen ohne Alternativen” angewandt werden.
    • Einheitliche europäische Regelungen und eine koordinierte Strategie”, damit die “begrenzten CO₂-Speicherkapazitäten optimal genutzt werden”. nib
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    Klimafinanzierung: EU unterstützt Entwicklungsländer mit 28,6 Milliarden Euro

    Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten haben ärmere Länder im vergangenen Jahr mit 28,6 Milliarden Euro beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel unterstützt. Das teilten die EU-Länder nach einem Treffen der Finanzminister der Union in Brüssel mit. 2022 hatten die Mitgliedsstaaten demnach bereits eine ähnliche Summe (28,5 Milliarden Euro) investiert. 

    Mit dem Geld unterstützt die EU Entwicklungs- und Schwellenländer dabei, ihren Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und sich vor Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Zusätzlich zu den öffentlichen Geldern seien im Jahr 2023 noch 7,2 Milliarden Euro an privaten Finanzmitteln für die Klimafinanzierung mobilisiert worden, hieß es. 

    Geld für Klimafolgen wird Thema bei COP29

    Hintergrund ist das im Jahr 2009 festgelegte Ziel, dass die Industrieländer jedes Jahr Milliardenhilfen für Klimaschutzmaßnahmen der ärmeren Länder bereitstellen sollen. Dies wurde 2015 im Pariser Klimaabkommen bestätigt und bis 2025 verlängert. Dem aktuellen Bericht zufolge hat die EU ihre Mittel dafür seit 2013 fast verdreifacht.

    Die Klimafinanzierung für besonders von der Erderwärmung betroffene Staaten ist ein wichtiger Punkt der Klimakonferenz COP29, die am 11. November in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku beginnt. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte zuletzt auch an die Golfstaaten und China appelliert, ihrer Verantwortung für ärmere Länder nachzukommen.

    In Baku soll nun ein Beschluss zu diesem Thema gefasst werden. Bei der vorbereitenden zehntägigen UN-Klimakonferenz im Juni in Bonn war noch keine Einigung erzielt worden. dpa

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    Must-Reads

    New York Times: Dürre in weiten Teilen der USA. Bis auf Alaska und Kentucky waren alle Bundesstaaten der USA im Oktober von Dürren betroffen. Fast überall war das Wetter in diesem Jahr zu warm. War im Juni noch rund ein Viertel des Landes trocken, sind es jetzt 87 Prozent. Zum Artikel

    Deutschlandfunk: Mittelamerikas Klimaabwanderung. Dürren, Sturzregen und Wirbelstürme treffen die Menschen in mittelamerikanischen Staaten wie Honduras und Guatemala immer schwerer. Der Klimawandel treibt dadurch die Abwanderung aus Zentralamerika in die USA voran. Massive Investitionen in Nachhaltigkeit und Bildung könnten eine Lösung darstellen. Zum Artikel

    Tagesschau: Mehr Menschen vertrauen in Klimaforschung. Nach einer Erhebung der Organisation “Wissenschaft im Dialog” ist das Vertrauen in wissenschaftliche Aussagen zum Klimawandel und zu erneuerbaren Energien gestiegen. 59 Prozent vertrauten in diesem Jahr Aussagen zum Klimawandel und 65 Prozent zu erneuerbaren Energien. Zum Artikel

    Zeit: Elbauen sollen renaturiert werden. Die Elbauen zwischen Dessau und Aken sollen naturnah wiederhergestellt werden. Ziel ist es, im 2.300 Hektar großen Gebiet mehr Wasser zu halten. Dazu werden zusätzliche Kleingewässer angelegt und bestehende Altwässer renaturiert. Zum Artikel

    Ärzteblatt: Klimaneutraler Gesundheitssektor braucht klare Vorgaben. Ein Autorenteam rund um das PIK und KLUG fordert die Bundesregierung auf, konkrete Maßnahmen einschließlich der Finanzierung festzulegen, um die Klimaneutralität im deutschen Gesundheitssektor zu erreichen. Auch das Bilanzieren und Berichten von Treibhausgasemissionen sei unerlässlich, um Klimaschutzmaßnahmen koordiniert und effektiv priorisieren zu können. Zum Artikel

    Spektrum: Enttäuschende Konferenz in Cali. Die Weltbiodiversitätskonferenz im kolumbianischen Cali endete ohne eine gemeinsame Abschlusserklärung. Auch bei den Finanzierungsfragen gab es keine Einigkeit. Eine Trendwende beim Naturschutz ist damit nicht in Sicht. Zum Artikel

    Standpunkt

    COP29 muss Klimagerechtigkeit priorisieren

    Von Grace Mbungu
    Grace Mbungu, Leiterin des Klimaprogramms bei APRI.
    Grace Mbungu, Leiterin des Klimaprogramms bei APRI.

    In weniger als einer Woche richtet sich die Aufmerksamkeit der Welt auf Baku, Aserbaidschan, wo die 29. Conference of Parties (COP29) vom 11. bis 22. November stattfinden wird. Da so viele Leben und Existenzen auf dem Spiel stehen, muss sich die Konferenz auf konkrete Maßnahmen zur Schaffung von Klimagerechtigkeit konzentrieren.

    Im Jahr 2015 kam die Welt mit zwei starken und sich ergänzenden Zielen zusammen: die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) und das Pariser Klimaabkommen. Nach mehreren COPs und fast zehn Jahren der Umsetzung war die Wissenschaft noch nie so klar und der Einsatz noch nie so hoch. Im November vergangenen Jahres überstieg die globale Durchschnittstemperatur um 2 Grad das vorindustrielle Niveau und lag damit um 0,5 Grad über dem ursprünglichen Ziel des Pariser Abkommens für 2030. Das Überschreiten dieses Meilensteins sieben Jahre früher unterstreicht, wie schnell die globalen Temperaturen steigen.

    Nur 16 Prozent der SDGs auf Kurs

    Die Fortschritte bei den SDGs sind begrenzt und konzentrieren sich hauptsächlich auf die Länder des Globalen Nordens. Nach fast zehn Jahren des Handelns zeigt der jüngste Fortschrittsbericht, dass nur 16 Prozent der SDG-Ziele auf dem besten Weg sind, bis 2030 weltweit erreicht zu werden, während bei den übrigen 84 Prozent nur begrenzte Fortschritte oder sogar rückläufige Entwicklungen zu verzeichnen sind. Die nordischen Länder und die Schwellenländer sind bei der Verwirklichung der SDGs führend, während die armen und schwachen Länder weit zurückliegen.

    Die mangelnden Fortschritte bei der Verwirklichung der SDGs haben weltweit zu einer Verschärfung der großen wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten geführt. Laut dem World Inequality Report 2022 besitzen die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung 76 Prozent des gesamten Vermögens. Im Gegensatz dazu besitzt die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung nur zwei Prozent. Weitere Ungleichheiten in Bezug auf Bildung, Entwicklung und Zugang zu Ressourcen nehmen weiter zu, insbesondere in afrikanischen Ländern.

    Investitionen in Erneuerbare beschränken sich auf wenige Länder

    Nehmen wir zum Beispiel Energie. Der Zugang zu Strom und sauberer Energie zum Kochen ist in ganz Afrika nach wie vor begrenzt, insbesondere in ländlichen Gebieten. Erneuerbare Energien bieten eine wichtige Möglichkeit, diese Lücke zu schließen, doch die Investitionen in erneuerbare Energien auf dem Kontinent machten in den vergangenen 20 Jahren nur zwei Prozent der weltweiten Investitionen aus. Außerdem konzentrieren sich die Investitionen auf vier Länder – Kenia, Südafrika, Ägypten und Marokko – auf die 75 Prozent dieser Investitionen entfallen. Im Zuge des Fortschritts bei den SDGs birgt diese Ungleichheit die Gefahr, dass ein zweigleisiges Entwicklungssystem entsteht, in dem einige wenige Länder vorankommen, während die Mehrheit zurückbleibt. Zunehmende Ungleichheiten verstärken auch die Auswirkungen des Klimawandels, von denen marginalisierte Gruppen – insbesondere Frauen – unverhältnismäßig stark betroffen sind. Schätzungen zufolge sind 80 Prozent der Menschen, die aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels vertrieben werden, Frauen und Mädchen.

    Außerdem droht den afrikanischen Ländern eine finanzielle Investitionslücke, insbesondere in den Bereichen Klimaanpassung und Loss and Damage. Nach konservativen Schätzungen benötigt Afrika zwischen 2020 und 2030 jährlich 2,5 Billionen US-Dollar an bedingten und unbedingten Finanzmitteln, um seine national festgelegten Beiträge (NDC) im Rahmen des Pariser Klimaabkommens umzusetzen. Derzeit erhält der Kontinent jedoch nur 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Klimafinanzierung. Da die Kosten für die Bewältigung des Klimawandels voraussichtlich erheblich steigen werden, könnte Afrika bis 2030 jährlich bis zu 580 Milliarden US-Dollar benötigen. Allein für Loss and Damage wird der Bedarf des Kontinents bis 2030 auf 20 bis 580 Milliarden US-Dollar geschätzt; bis 2050 könnte die Summe auf 1,1 bis 1,7 Billionen US-Dollar steigen.

    Klimafinanzierung neu denken

    Die bereitgestellte Klimafinanzierung wird häufig in Form von Darlehen oder räuberischen Finanzinstrumenten mit exorbitant hohen Zinssätzen verteilt. Entwicklungsländer zahlen fünf bis zehn Prozent höhere Kreditzinsen als wohlhabendere Länder, da sie als “risikoreiche” Kreditnehmer gelten.

    Der fehlende Zugang zu angemessenen Marktzinsen und ein ungerechtes Kreditsystem verschärfen die Ungleichheiten zwischen reichen und armen Ländern und schränken den Spielraum vieler Regierungen für nachhaltige Entwicklung und Klimamaßnahmen ein. Anstatt in Klima- und Entwicklungsmaßnahmen zu investieren, werden die verfügbaren Finanzmittel für nicht nachhaltige Schuldenzahlungen verwendet.

    Globale Finanzarchitektur reformieren

    Neben der Schließung der Finanzierungslücke ist daher auch eine Reform der globalen Finanzarchitektur dringend erforderlich. Ohne diese Reformen werden die Klima- und Entwicklungsmaßnahmen vieler afrikanischer Länder sowie anderer Länder des Globalen Südens eingeschränkt bleiben.

    Diese Ungleichheiten unterstreichen das Ausmaß der Krise und die Dringlichkeit entschiedener Maßnahmen auf der COP29. Mehr und breit angelegte Klimainvestitionen für afrikanische Länder sind der erste Schritt zur Gewährleistung von Klimagerechtigkeit. Angesichts des wachsenden Bedarfs und der großen Finanzierungslücke muss die COP29 daher darauf abzielen, eine substanzielle und zugängliche Klimafinanzierung zu schaffen, insbesondere für afrikanische Länder.

    Dr. Grace Mbungu ist Senior Fellow und Leiterin des Programms für Klimawandel beim Berliner Thinktank Africa Policy Research Institute (APRI).

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