Table.Briefing: Climate

Ukraine: Fossile gegen Stromausfall + COP16: Geld und Regeln gegen Wüsten + Taiwan: Einsam gegen den Klimawandel

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach der COP ist vor der COP: Als vierte Konferenz der Vereinten Nationen findet in dieser und in der nächsten Woche die Konferenz zur Bekämpfung von Desertifikation statt. Wir erklären, warum Wüstenbildung und Bodendegradierung auch in Europa zunehmend zum Problem werden und was das Thema mit der Klimakrise zu tun hat.

Nicht gegen Hitze, sondern gegen Kälte und den russischen Angriff muss die Ukraine kämpfen. Marilen Martin fasst zusammen, wie das Land mit Erneuerbaren gegen Stromausfälle vorgeht und warum trotz Klimazielen viel Geld in fossile Infrastruktur fließt.

Außerdem schauen wir heute auf die Rolle, die Taiwan im internationalen Klimaschutz spielt, obwohl es an den COPs nicht offiziell teilnehmen darf. Und wir berichten über den wegweisenden Rechtsstreit, mit dem der Pazifikstaat Vanuatu klären lassen will, welche Schutzrechte die Staaten in der Klimakrise haben.

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Lisa Kuner
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Analyse

Ukraine: Warum trotz Klimazielen die fossilen Energien ausgebaut werden

29. November: Blackout in Kyjiw nach massiven russischen Angriffen auf die ukrainische Energieversorgung.

Mitten im Krieg und vor einem harten Winter steht die Ukraine derzeit vor einer doppelten Aufgabe in der Energiepolitik: Die aktuelle Versorgung mit Strom und Wärme aus den Fossilen und dem Nuklearsektor trotz der massiven russischen Angriffe zu sichern – und gleichzeitig erneuerbare Energien aufzubauen. Trotz ambitionierter Klimaziele müssen wohl neue fossile Kraftwerke gebaut werden, wenn die Schäden weitergehen.

Stromausfälle nach Zerstörung der Infrastruktur

Erst vergangene Woche bombardierte Russland erneut die ukrainische Stromversorgung. Seit Beginn des Kriegs hat Russland rund zwei Drittel der Energieinfrastruktur zerstört, besetzt oder schwer beschädigt. “Wir haben viele Gigawatt an Erzeugungskapazitäten verloren, und wir müssen sie wieder in das Energiesystem einbringen”, sagte Julia Usenko von der All-Ukrainian Sustainable Development & Investment Agency zu Table.Briefings.

Die Schäden führen zu Stromausfällen: Allein nach den Angriffen am 28. November waren mehr als eine Million Menschen ohne Strom. Dieselgeneratoren für die Notversorgung stehen an fast jeder Straßenecke. Doch da diese teuer sind und alle zwölf Stunden zur Wartung abgeschaltet werden müssen, installieren private Haushalte, Unternehmen und öffentliche Gebäude wie Schulen und Krankenhäuser zunehmend Solaranlagen.

Dezentrale Strukturen sollen schützen

Die Regierung möchte den Ausbau von erneuerbaren Energien im ganzen Land fördern, um die Stromversorgung resilienter zu machen. Im Gegensatz zu großen Kraftwerken, die oft Ziel von russischen Raketen- und Drohnenangriffen werden, sind Solarpanels und Windräder dezentraler und damit schwerer zu zerstören. Erneuerbare machten 2023 bereits zehn Prozent der Stromerzeugung aus, bis 2030 sollen es 27 Prozent sein. Dabei war die Stromversorgung der Ukraine bis Kriegsbeginn 2014 stark auf Kohle, Gas und Atom ausgerichtet.

Für den Ausbau der Erneuerbaren wurden seit 2022 die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessert. Das Land will nun bis 2050 Klimaneutralität erreichen. Dabei wurden bis zum russischen Angriffskrieg die Klimaziele als höchst unzureichend eingestuft – seit 2022 ist die Bewertung durch das Konsortium vom Climate Action Tracker ausgesetzt. Antrieb für die klimapolitischen Ambitionen ist auch eine mögliche EU-Mitgliedschaft, die auch die Klimaziele umfassen würde. So wurde Anfang November mit der Unterstützung Großbritanniens ein Green Transition Office eröffnet, das Land hat sich dem europäischen Stromnetz angeschlossen und das Energieministerium plant die Einführung eines eigenen Emissionshandelssystems.

Ende Oktober wurden 110 Megawatt an Solar- und Windparkprojekten in einer Pilotauktion vergeben; sie erhalten einen garantierten Mindestpreis für ihren eingespeisten Strom. Solche Initiativen sollen dringend benötigtes privates Kapital in den verschuldeten Sektor anziehen.

Unsicheres Umfeld für Investitionen

Ukrainische Unternehmen haben allein 2023 circa 150 Millionen US-Dollar in Solarenergie investiert. Doch internationale Investoren bleiben angesichts des Kriegsrisikos und mangelnder Rentabilität von Projekten zurückhaltend. Hinzu kommen Zweifel an der Verlässlichkeit von staatlichen Zahlungen, da die Regierung eine 2009 eingeführte “grüne Einspeisevergütung”  2019 aufgrund finanzieller Engpässe rückwirkend um 40 Prozent kürzte

Umso wichtiger ist daher die finanzielle Unterstützung von Regierungen und internationalen Finanzinstituten. Erst vergangene Woche hat das deutsche Wirtschafts- und Klimaministerium verkündet, weitere 65 Millionen Euro in den multinationalen Ukrainian Energy Fund zu geben, über den verschiedene Länder dem ukrainischen Energiesystem seit 2022 insgesamt 918 Millionen Euro Unterstützung zugesichert haben. Mit 44 Prozent ist Deutschland mit weitem Abstand der größte Geldgeber des Fonds.

Das Geld aus diesem Fonds fließt allerdings kaum in Erneuerbare, sondern vor allem in fossile Infrastruktur. Auf Nachfrage von Table.Briefings heißt es aus dem Ministerium, dass von den aus Deutschland kommenden 140 Millionen Euro, für die bereits Lieferverträge unterzeichnet sind, 114 Millionen in den Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur fließen – und davon sind über 90 Prozent zerstörte fossile Kraftwerke. Die restlichen 26 Millionen Euro gehen in den Neubau von dezentralen, mobilen Gasturbinen.

Schützen, reparieren, neu bauen: “Alles zur gleichen Zeit”

Denn trotz der Förderung von Solar- und Windenergie werden Investitionen in fossile Kraftwerke dringend benötigt, um in diesem Winter eine Lücke von geschätzten zwei bis vier Gigawatt in der Stromversorgung zu stopfen. “Wir können es uns nicht leisten, nur Windräder zu bauen”, sagt Anna Ackermann vom International Institute for Sustainable Development Table.Briefings. “Wir müssen das, was wir haben, schützen und reparieren und gleichzeitig grüne Projekte entwickeln – alles zur gleichen Zeit.”

Rückgrat der Stromversorgung bleibt aber die Atomkraft, die mehr als die Hälfte des Stroms liefert. Die Ukraine hat ihre Abhängigkeit von russischem Kernbrennstoff 2022 beendet und kooperiert nun mit dem US-Unternehmen Westinghouse für Brennstoff und neue Anlagen, darunter auch Pläne für modulare Reaktoren.

Verschiedene NGOs kritisieren, dass es keine öffentliche Debatte über diese Pläne gibt. Sie befürchten, dass die zentralisierten Kernkraftwerke anfällig für weitere Angriffe Russlands wären und der Bau zu lange dauert, um die aktuelle Energiekrise zu lösen. Kostiantyn Krynytski von der NGO Ecodia sagt Table.Briefings, dass Energieminister Herman Haluschtschenko als starker Befürworter von Atomkraft wahrgenommen wird, weil er zuvor im staatlichen Unternehmen Energoatom gearbeitet hat, das für die ukrainischen Atomkraftwerke zuständig ist. Im Sommer sorgte Haluschtschenko für Aufsehen, als er Pläne zum Kauf eines russischen Atomreaktors aus Bulgarien vorlegte.

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Rettung der Böden: Über diese Regeln und Finanzen verhandelt die Wüsten-COP

Landschaft in Südspanien: Durch Trockenheit sind auch in Europa immer mehr Regionen von Bodendegradierung bedroht.

Mit der UN-Konferenz zu Wüsten und Bodenpolitik (United Nations Convention to Combat Desertification, UNCCD) kommt zum Jahresende die Reihe von internationalen Konferenzen zu Umweltthemen zum Ende. Nach den Treffen zu Biodiversität, Klima und Plastikverschmutzung soll die COP16 in Riad in Saudi-Arabien bis zum 13. Dezember vor allem die weltweite Widerstandsfähigkeit gegen Dürren stärken, unter anderem durch eine Verschärfung der rechtlichen Verpflichtungen der Staaten.

Außerdem steht die Finanzierung der Bekämpfung von Wüstenbildung im Fokus. Dabei ist die Degradierung der Böden nicht nur ein Thema für die klassischen Wüstenländer; auch in Europa etwa wird das Thema immer wichtiger. Gerade in den südeuropäischen Ländern beeinträchtigt Bodendegradierung die Landwirtschaft immer stärker.

500 Millionen Menschen betroffen

Eine Fläche fast dreimal so groß wie Deutschland – rund eine Million Quadratkilometer produktives Land gehen jährlich durch Bodendegradierung und Wüstenbildung verloren. Eine Fläche von rund 15 Millionen Quadratkilometern – größer als die Antarktis – ist laut einem aktuellen Bericht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bereits degradiert. Der IPCC hatte sich in einem Special Report zu Climate Change and Land im Detail damit befasst. Das Ergebnis: Zwischen 1980 und 2000 haben “Desertification Hotspots” weltweit um rund 9,2 Prozent zugenommen, und diese Entwicklung betrifft rund eine halbe Milliarde Menschen direkt. Wüstenbildung und Bodendegradierung führen zum Verlust von Artenvielfalt, aber auch zu Ernteausfällen, und damit verstärken sie Hunger und Armut.

UNCCD-Generalsekretär Ibrahim Thiaw geht davon aus, dass zur Bekämpfung von Wüstenbildung täglich eine Milliarde US-Dollar nötig wären. Bis zum Ende des Jahrzehnts brauche die Wiederherstellung der degradierten Böden sogar mindestens 2,6 Billionen US-Dollar Finanzierung. Das sagte ein UN-Beamter zum Auftakt der COP16 im Gespräch mit Reuters und bezifferte damit erstmals Gesamtkosten. Zur Verfügung stehen aktuell aber nur 66 Milliarden US-Dollar.

Die zusätzlichen Gelder müssten laut Thiaw vor allem aus privaten Mitteln kommen. Darüber hinaus brauche es weitreichendere rechtliche Verpflichtungen der Staaten zum Schutz von Land und Böden: Aktuell haben sich die Länder verpflichtet, 900 Millionen Hektar Land zu schützen. Laut Thiaw braucht es aber ein ehrgeizigeres Ziel von 1,5 Milliarden Hektar und mehr Tempo in der Umsetzung.

Bodendegradierung: Auch in Europa ein Problem

Für die UN steht “Desertification” nicht nur für Wüstenbildung im engeren Sinn, sondern auch für andere Arten von Bodendegradierung (“Landverödung”) in “Trockengebieten”. Von Dürren und Trockenzeiten unterscheidet sich der Degradierungsprozess dadurch, dass er langanhaltend und auch nur schwer wieder umkehrbar ist. Zwar liegen die durch Wüstenbildung am stärksten gefährdeten Regionen im Globalen Süden, besonders in Asien und Afrika, aber auch in Europa ist Wüstenbildung eine ernste Gefahr.

Rund acht Prozent der Fläche der Europäischen Union weisen eine “hohe” oder “sehr hohe Empfindlichkeit” zur Wüstenbildung auf. Diese Gebiete befinden sich laut einer Studie des Europäischen Rechnungshofs hauptsächlich in Zypern, Griechenland, Italien, Rumänien, Spanien und Portugal. Durch den Klimawandel nehme das Risiko für Wüstenbildung in Europa demnach weiter zu, aktuell gelten in der EU bereits 62 Prozent der Böden als degradiert.

“Meistens ist der Mensch daran schuld”, meint Roger Funk vom ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im Gespräch mit Table.Briefings. Besonders die Umwandlung von Wald zu Ackerflächen sowie die Übernutzung der Ressource Wasser trieben die Degradierung von Land und Böden voran. In Deutschland könne man noch nicht von Wüstenbildung im engeren Sinne spreche, man könne aber schon eine besorgniserregende Abnahme von Bodenfruchtbarkeit abnehmen, so Funk.

Regionen mit häufiger, langanhaltender Trockenheit und sandigen Böden, die Bodenerosion durch Wind oder Wasser begünstigen, sind besonders gefährdet. Dazu zählen beispielsweise Teile von Brandenburg. Dort gibt es geringere Niederschläge, durch höhere Temperaturen verdunstet Wasser schneller. Die dort vorherrschenden sandigen Böden mit geringem Humusanteil sind besonders anfällig gegenüber Erosion. In deren Folge sinkt dann die Wasserhaltekapazität des Bodens. Funk nennt das einen “selbstverstärkenden Prozess”. Die Gefahr dahinter: Irgendwann ist der Boden so stark degradiert, dass er nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar ist, es kommt zu Ernteausfällen.

Wechselwirkungen zwischen Wüstenbildung und Klimakrise

Die Ausdehnung von Wüsten hat unterschiedliche Gründe. Menschliche Aktivitäten, insbesondere die Ausdehnung von Ackerflächen, führen zu Degradierung von Land. Aber auch der Klimawandel trägt dazu bei, und zwar insbesondere durch:

  • weniger Niederschlag, zumindest im Verhältnis zur Verdunstung,
  • höhere Temperaturen, die Waldbrände fördern und
  • Trockenheit, die den Boden anfälliger für Erosion macht.

Umgekehrt verstärkt die Wüstenbildung auch den Klimawandel: Der Verlust von Vegetation führt dazu, dass die darin gebunden Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt werden, es gehen also Kohlenstoffreserven verloren. Durch weniger Vegetation kann auch weniger CO₂ aus der Atmosphäre entnommen werden.

Es gibt nicht die eine Lösung gegen Bodendegradierung, meint Funk. Grundsätzlich helfe allerdings Begrünung und Bodenbedeckung. Damit wird der Boden vor Erosion geschützt, Niederschläge können besser versickern und die Verdunstung vermindert sich durch Beschattung und Reduzierung der Windgeschwindigkeit in Bodennähe.

Die UNCCD gehört zusammen mit der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) zu den Rio-Konventionen, die in Folge des Earth Summit 1992 verabschiedet worden sind. Die UNCCD war damals besonders als “afrikanische Konvention” gesehen worden; afrikanische Staaten hofften, dadurch Finanzmittel zur Bekämpfung von Wüstenbildung zu erhalten – zum größten Teil vergebens. Anlässlich des 30. Jahrestages der UNCCD wird die COP16 die bisher größte UN-Landkonferenz und die erste UNCCD-COP in der Region Naher Osten und Nordafrika sein, die die Auswirkungen von Wüstenbildung, Bodendegradation und Dürre aus erster Hand kennt.

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Keine Stimme auf der COP: Wie Taiwan seinen einsamen Kampf gegen den Klimawandel führt

Als bei der COP29 in Aserbaidschan die Staats- und Regierungschefs der Welt über die Zukunft des Planeten verhandelten, blieb eine der größten Volkswirtschaften ausgeschlossen. Obwohl Taiwan – gemessen am durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen – den 14. Platz unter den reichsten Ländern der Welt einnimmt, wurden Taiwans Umweltminister Peng Chi-ming und andere Regierungsvertreter nicht zum Weltklimagipfel eingeladen. Lediglich taiwanische NGOs dürften als Beobachter teilnehmen.

Trotz des Ausschlusses verfolgte Taiwan die COP29 virtuell: Das taiwanische Umweltministerium hatte eigens einen sogenannten “War Room” eingerichtet, in dem Minister Peng und seine Abteilungsleiter die Verhandlungen jeden Abend nachvollzogen. Interessierte Bürger konnten dies im Livestream auf Facebook verfolgen, während taiwanische NGO-Vertreter direkt aus Baku zugeschaltet wurden und aktuelle Informationen teilten.

Als ausgebildeter Meteorologe und Unternehmer hat Peng bereits an elf COP-Gipfeln persönlich teilgenommen. Table.Briefings traf den Minister kürzlich im Rahmen eines Gesprächs mit internationalen Medien in Taipeh. Peng ist die Dringlichkeit der Klimaproblematik für Taiwan deutlich bewusst.

Taiwan spürt den Klimawandel bereits massiv

Als subtropische Insel ist Taiwan bereits stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Peng geht davon aus, dass in zehn Jahren Temperaturen von 40 Grad Celsius im Sommer zur Normalität gehören werden. Er betont, dass Taiwan immer stärker von extremem Wetter geprägt sei, mit verheerenden Taifunen einerseits und Dürreperioden andererseits. “In Taiwan haben wir eine Hassliebe zu Taifunen. Sie bringen wichtige Wasserressourcen, doch sie fordern auch jedes Mal Menschenleben”, erklärt er.

Diese Auswirkungen seien schon heute wirtschaftlich für jeden einzelnen Bürger zu spüren, durch eine sogenannte “grüne Inflation”. “Die wird nicht unbedingt durch die Erhebung von CO₂-Gebühren ausgelöst; es kommt auch vor, dass ein Taifun unsere Ernte zerstört und die Preise in die Höhe schnellen lässt.”

Ehrgeizige Klimaziele und Emissionshandel

Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie dem Denguefieber verdeutlicht Taiwans Klimarisiken. Einst auf den Süden beschränkt, tritt die von Stechmücken übertragene Krankheit nun auch vermehrt im Norden Taiwans auf. “Wir erwarten, dass sich das Denguefieber künftig von Südostasien weiter nach Norden ausbreitet und möglicherweise auch Japan erreicht”, so Peng.

Obwohl Taiwan kein Mitglied der Vereinten Nationen ist, folgt das Land freiwillig den Vorgaben der Weltklimakonferenz. “Taiwan wird im Bereich Klimaschutz nie die Nummer eins sein, aber wir wollen schnell aufholen”, betont Peng. 2015 setzte sich Taiwan das Ziel, bis 2050 die CO₂-Emissionen um 50 Prozent zu senken. Im letzten Jahr verabschiedete das Parlament ein Gesetz, mit dessen Hilfe bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen erreicht werden sollen.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Einführung der sogenannten “Taiwan Carbon Solution Exchange“, einer Plattform für den Handel mit Emissionszertifikaten, die im Oktober in Betrieb genommen wurde. Ab 2026 soll außerdem eine CO₂-Abgabe von umgerechnet 8,75 Euro pro Tonne für Unternehmen gelten, die jährlich mehr als 25.000 Tonnen CO₂ ausstoßen. Bemessungsgrundlage sind dabei die Emissionen des Vorjahres.

Enge Zusammenarbeit mit Deutschland

In diesem Zusammenhang zeigt sich Peng dankbar für die gute Zusammenarbeit mit Deutschland. “In den letzten sieben Jahren hat Deutschland Taiwan in vielerlei Hinsicht unterstützt, zum Beispiel durch die Weiterbildung von Kollegen im Bereich Emissionshandel. Deutschland hat uns hier erheblich geholfen”, sagte Peng zu Table.Briefings. Erst im September letzten Jahres hatte der Minister Deutschland besucht. “Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder eine Delegation nach Deutschland führen kann, da das Emissionshandelssystem ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Umweltpolitik in Taiwan sein wird”, fügt er hinzu.

Im November war darüber hinaus Udo Philipp, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, in Taipeh zu Gast. Philipp und Peng waren bereits letztes Jahr in Deutschland aufeinander getroffen. Der Staatssekretär nahm an zwei Konferenzen zur deutsch-taiwanischen Wirtschaftskooperation und Handelspolitik teil und besuchte den Halbleiterhersteller TSMC in Hsinchu.

Deutschland begrüße das neue TSMC-Werk in Dresden, habe aber auch einige Bedenken, etwa hinsichtlich des Wasser- und Stromverbrauchs sowie der Umweltstandards, erklärt Peng. “Als Umweltminister habe ich unsere Haltung zu TSMC dargelegt. Es hat die Deutschen beruhigt, aus erster Hand zu hören, dass die Umweltschutzstandards von TSMC hoch sind.” Der Austausch mit Deutschland sei äußerst eng.

Der Ausbau der Windenergie geht schleppend voran

Ein weiterer Schwerpunkt der Regierung ist die Schaffung eines Grünen Wachstumsfonds im Wert von 100 Milliarden Taiwan Dollar (rund drei Milliarden Euro). Dieser Fonds soll Unternehmen unterstützen, die im Bereich Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft oder anderen umweltbezogenen Projekten tätig sind.

Trotz aller Bemühungen im Bereich Emissionshandel und grünes Wachstum wird Taiwans Energiemix nach wie vor von fossilen Brennstoffen dominiert; Kohle und LNG machten letztes Jahr fast 82 Prozent der Stromproduktion aus. Bis 2030 will das Land 30 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen, bisher sind es gerade mal 9,5 Prozent. Der Ausbau der Windenergie geht dabei nur schleppend voran.

Plan: Anschluss an internationale Stromnetze

Für die Zukunft schwebt Peng ein Anschluss Taiwans an internationale Stromnetze vor. Er verweist auf Singapur, das plant, in den nächsten Jahren über neue Unterseekabel grünen Strom aus Australien, Indonesien und Malaysia zu importieren, da dem Stadtstaat Flächen für Solar- und Windenergie fehlen.

Als Insel, die 96,7 Prozent ihrer Energieträger importieren muss, ist Taiwan besonders anfällig für geopolitische Risiken, wie eine mögliche Blockade durch China. Während Taiwans letzter Atomreaktor im Mai nächsten Jahres stillgelegt werden soll, ist die öffentliche Debatte über die Atomkraft noch nicht abgeschlossen. Premierminister Cho Jung-tai betonte erst kürzlich, dass Taiwan für den Einsatz neuer Nukleartechnologien zur Deckung des steigenden Energiebedarfs der Halbleiter- und KI-Industrie offen sei.

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News

Klimapflichten von Staaten: Worüber der Internationale Gerichtshof jetzt verhandelt

Inwieweit verpflichtet das Völkerrecht Staaten zum Klimaschutz? Welche Konsequenzen ergeben sich, falls sie ihrer Verantwortung nicht gerecht werden? Seit Montag laufen vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag die Anhörungen zu diesen Fragen. Es ist auch wegen seines Umfangs ein historisches Verfahren: Bis zum 13. Dezember werden mehr als 100 Staaten und Organisationen vom IGH angehört, unter ihnen große Emittenten wie die USA, China und europäische Staaten, aber auch besonders von der Klimakrise betroffene Länder wie Bangladesch, Tuvalu und Pakistan.

Eine Entscheidung wird 2025 erwartet. Zwar sind die Rechtsgutachten des IGH nicht verbindlich, aber in künftigen Gerichtsprozessen und internationalen Verhandlungen wird das Klimagutachten ein maßgebliches Dokument sein. Fällt es ambitioniert aus, würde das den politischen und juristischen Druck auf große Verschmutzer stark erhöhen. Der IGH ist neben dem Internationalen Seegerichtshof und dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte eines von drei internationalen Gerichten, die bisher um ein Gutachten zum Klimaschutz gebeten wurden. Der Seegerichtshof hat bereits im Mai den Anspruch der kleinen Inselstaaten auf mehr Klimaschutz bestätigt.

Die konkreten Fragen an das Gericht

Das IGH-Verfahren geht auf eine Initiative Vanuatus zurück. Ihr folgend, hatte die UN-Generalversammlung im vergangenen März den IGH um ein Gutachten zu folgenden Fragen gebeten:

  • Welche völkerrechtlichen Verpflichtungen haben Staaten, das Klimasystem und andere Teile der Umwelt vor anthropogenen Treibhausgasemissionen zu schützen – mit Blick auf deren Folgen für andere Staaten sowie heutige und zukünftige Generationen?
  • Welche rechtlichen Konsequenzen ergeben sich aus diesen Verpflichtungen für Staaten, die durch ihr Handeln und durch ihr Unterlassen dem Klimasystem und anderen Teilen der Umwelt erheblichen Schaden zugefügt haben – vor allem mit Blick auf besonders gefährdete Länder, wie die kleinen Inselstaaten, und auf besonders betroffene Völker und Individuen heutiger und künftiger Generationen?

Vanuatu: “Handvoll leicht identifizierbarer Staaten”

Ralph Regenvanu, der Sondergesandte für Klimawandel und Umwelt Vanuatus, machte vor Gericht “eine Handvoll leicht identifizierbarer Staaten” für die “überwiegende Mehrheit der historischen und aktuellen Treibhausgasemissionen” verantwortlich – und damit für die Auswirkungen der Klimakrise, die unter anderem sein eigenes Land und dessen Bevölkerung existenziell gefährden. “Die harte Wirklichkeit ist, dass viele unserer Völker nicht überleben werden”, sagte Ilan Kiloe, Anwalt für eine Gruppe von Inselstaaten, zu der auch Vanuatu gehört, in seinem Statement vor Gericht.

“Wir erwarten, dass das Gericht anerkennt, dass dieses Verhalten, das meinem Volk und so vielen anderen bereits immensen Schaden zugefügt hat, rechtswidrig ist, dass es aufhören muss, und dass seine Folgen wieder gutgemacht werden müssen“, sagte Regenvanu. Laut Center for International Environmental Law (CIEL) könnte der IGH-Fall damit “dazu beitragen, die Forderung nach Klimareparationen voranzutreiben“. 

Deutschland: Gemeinsame Pflicht zum Klimaschutz

Deutschland, das die Bitte Vanuatus um ein IGH-Gutachten frühzeitig unterstützt hat, zeigte in seinem Statement vor allem die möglichen Grenzen der eigenen Verpflichtungen auf: Beispielsweise verpflichte das Pariser Klimaabkommen alle Staaten gemeinsam, dafür zu sorgen, dass die Erderwärmung die 1,5-Grad-Grenze nicht überschreite – und zwar im Licht ihrer “gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und jeweiligen Fähigkeiten” (CBDR-RC). Das Abkommen enthalte auch keine juristische Verpflichtung, Entschädigungen für klimabezogene Schäden und Verluste zu zahlen. Der IGH müsse in seinem Gutachten sorgfältig abwägen zwischen verbindlichen Normen und freiwilligen Maßnahmen, wie beispielsweise den NDCs. Zudem warf Deutschland die Frage auf, inwieweit Staaten verpflichtet seien, die Menschenrechte auch außerhalb der eigenen Grenzen zu schützen.

Während die Antragsteller ihre Bitte um ein Rechtsgutachten auf mehrere völkerrechtliche Verträge stützen – unter anderem die Charta der Vereinten Nationen, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die Klimarahmenkonvention und das Pariser Klimaabkommen – sieht Deutschland vor allem die Klimarahmenkonvention und das Pariser Abkommen als maßgeblich für das IGH-Verfahren an. ae

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Wirbelstürme: Klimawandel hat alle Hurrikans in diesem Jahr verstärkt

Die aufgrund des Klimawandels höheren Temperaturen des Atlantiks verstärkten alle elf Hurrikans in diesem Jahr und auch 84 Prozent der Hurrikans zwischen 2019 und 2023. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der US-amerikanischen NGO Climate Central. Im Schnitt war die Windgeschwindigkeit der Stürme rund 29 km/h schneller als ohne den Klimawandel. Außerdem waren die Stürme damit im Schnitt auch eine Kategorie höher in der Saffir-Simpson-Windskala, mit der die Intensität von Wirbelstürmen gemessen wird, eingruppiert.

Am 30. November endete die Hurrikan-Saison offiziell. Die Studie hat mithilfe von Attributionsforschung den Zusammenhang zwischen Meerestemperatur und der Intensität der tropischen Wirbelstürme verglichen.  Wirbelstürme ziehen ihre Energie aus dem Oberflächenwasser, mit höheren Temperaturen steigt auch der Energiegehalt – und damit die Intensität und Windgeschwindigkeit der Stürme.

Bereits im Oktober war die World Weather Attribution zu dem Ergebnis gekommen, dass der Klimawandel der Hauptverursacher des Hurrikans Helene war, der mehr als 200 Menschen getötet hatte. Helene hatte auch Einfluss auf diese Hurrikan-Studie: Die National Centers for Environmental Information in North Carolina wurden überflutet und das verspätete die Veröffentlichung der Daten. Im Frühjahr hatten Forschende aufgrund der Rekordtemperaturen im Atlantik auch schon vor einer starken Hurrikan-Saison gewarnt. kul

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Plastikabkommen: Wie es nach den gescheiterten Verhandlungen weitergehen könnte 

Die planmäßig letzte Verhandlungsrunde für ein UN-Abkommen gegen Plastikverschmutzung in Busan (Südkorea) ist am Sonntagabend ohne Vertrag zu Ende gegangen. Die Verhandlungen sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. “Es ist fatal, dass die Blockade einiger Staaten den Abschluss verhindert hat”, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Anschluss. Gemeint sind damit öl- und gasproduzierende Länder wie Saudi-Arabien, Iran oder Russland – die laut Teilnehmern die Bemühungen für ein Abkommen seit Beginn der Verhandlungen vor zwei Jahren torpedieren, um ein (ambitioniertes) Rahmenwerk zu verhindern. 

Ein Abkommen, das auch Vorgaben zur Produktion von Neuplastik sowie Verbote gefährlicher Chemikalien und bestimmte Einwegprodukte enthält, ist laut Fachleuten notwendig. Denn die Menge des weltweit produzierten Plastiks hat sich von 2000 bis 2019 laut OECD verdoppelt. Bis 2060 sagt die Organisation fast eine Verdreifachung voraus. Gleichzeitig ist Plastik schädlich für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Schätzungen zufolge verursacht zum Beispiel die Produktion von Neuplastik rund fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. 

Möglicher Katalysator: Angst vor einer Abstimmung  

Das Scheitern dieser Verhandlungsrunde könnte aus Sicht von Experten aus NGOs und Wissenschaft dennoch die Chance eröffnen, noch ein ambitioniertes Abkommen zu beschließen. “Insgesamt war kein Ergebnis zu diesem Zeitpunkt besser als ein fauler Kompromiss“, sagt etwa Henning Wilts, Abteilungsleiter für Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Bei der Fortsetzung kommendes Jahr müssten auch Länder wie eben Saudi-Arabien an Bord geholt werden. Doch ein ambitioniertes Abkommen, wie es über 100 Staaten fordern, unter Konsensbedingungen verabschiedet zu bekommen, halten Beobachter für unwahrscheinlich. 

Vielmehr müsste es eine ernsthafte Option werden, dass die verhandelnden Staaten nach Mehrheitsprinzip über das Abkommen abstimmen, sagen mehrere Beobachter. “Dann haben die Fossilstaaten, die den gesamten Prozess verzögert und blockiert haben, einen Grund, tatsächlich auf einen Kompromiss hinzuarbeiten”, erklärt Melissa Blue Sky, Anwältin beim Center for International Environmental Law (CIEL), die in Busan vor Ort war. Denn einzelne Staaten könnten dann nicht mehr mit einem Veto eine Einigung verhindern. Laut den Verfahrensregeln, die am Anfang der Verhandlungen zur vorläufigen Anwendung angenommen wurden, ist eine Entscheidung nach Zweidrittelmehrheit möglich – wenn alle anderen Mittel erschöpft sind.

Es wird also darauf ankommen, wie glaubhaft die Staaten, die ein ambitioniertes Abkommen wollen, ihre Position vertreten, im Zweifel eine Abstimmung zu fordern. Die Basis für ein solches Rahmenwerk könnte in Busan geschaffen worden sein. So haben etwa über 100 Staaten unter der Führung Panamas vorgeschlagen, bei der ersten Weltplastikkonferenz (COP1) ein Minderungsziel für die globale Neuplastikproduktion zu setzen. nh 

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Mission Letters: Von der Leyen schwächt Auftrag für Ende fossiler Subventionen ab

Die Kommission hat zu ihrem Amtsantritt am Sonntag überarbeitete Mission Letters veröffentlicht. Im Arbeitsauftrag für Klimakommissar Wopke Hoekstra hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Formulierung zum Auslaufen fossiler Subventionen abgeschwächt. Sollte Hoekstra in der Fassung vom September noch einen Rahmen für den Phase-out entwickeln, ist nun nur noch von einem Fahrplan die Rede – “auch im Zusammenhang mit dem nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen”. Mit “Rahmen” sind im EU-Kontext meist Gesetze gemeint.

Weicher formuliert hat von der Leyen außerdem die Sprache zur Klimaanpassung. Gestrichen wurde der Arbeitsauftrag an Hoekstra, eine neue Bewertung zur Notwendigkeit von Gesetzen zur Klimaanpassung und konkrete Optionen vorzulegen. Neue Gesetzgebung zur Resilienz gegenüber Klimaveränderungen wird allerdings weiter in Aussicht gestellt.

Unklares Erneuerbare-Energien-Ziel für 2040

Im Arbeitsauftrag für Energiekommissar Dan Jørgensen sichert von der Leyen nun ein EU-Ziel für erneuerbare Energien für das Jahr 2040 zu. Offen bleibt allerdings, ob es verpflichtend oder nur freiwillig sein soll. Die Änderung gehört zu den Zusagen an die Grünen im Europaparlament vor der Bestätigung der Kommission. Jørgensen soll außerdem eine Analyse zu Spekulationen auf dem Immobilienmarkt vorlegen und bei Bedarf Gegenmaßnahmen vorschlagen.

Im Mission Letter für Umweltkommissarin Jessika Roswall wird nun die Dringlichkeit betont, mit dem Paket für die Chemieindustrie “so schnell wie möglich” Klarheit über die Regulierung von Ewigkeitschemikalien (PFAS) zu schaffen. Für Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas hat von der Leyen klargestellt, dass er einen Legislativvorschlag für saubere Dienstwagenflotten vorlegen soll. Eine Reihe von Mission Letters blieb dagegen unverändert – etwa für Teresa Ribera, Stéphane Séjourné, Valdis Dombrovskis und Piotr Serafin. ber/mgr

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Must-Reads

Financial Times: Wasserspiegel sinkt. Der Wasserspiegel des Kaspischen Meeres wird aufgrund des Klimawandels bald einen historischen Tiefstand erreichen. Experten gehen jedoch davon aus, dass ein völliges Verschwinden des Meeres aufgrund der Tiefe seiner mittleren und südlichen Becken unwahrscheinlich ist. Zum Artikel

Spiegel: Kein neues Hochwasserschutzgesetz. Ein vom Umweltministerium entworfenes neues Hochwasserschutzgesetz kann aufgrund des Scheiterns der Ampel-Koalition in dieser Legislaturperiode nicht mehr beschlossen werden. Der Entwurf sah vor, dass die Länder in Überschwemmungsgebieten “besondere Gefahrenbereiche” festlegen dürfen, in denen ohne Ausnahmen nicht mehr gebaut werden darf. Zum Artikel

FAZ: Klimaschutz ins Grundgesetz. Hunderte Klimaschutzmanager haben einen offenen Brief unterzeichnet, der am Freitag der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Katrin Eder überreicht werden soll. Darin fordern sie, Klimaschutz zu einer Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern zu erklären, um die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen sicherzustellen. Zum Artikel

Guardian: Ortschaft könnte aufgegeben werden. Die britische Gemeinde Tenbury Wells wurde in den vergangenen vier Jahren siebenmal überschwemmt und könnte aufgrund des Klimawandels aufgegeben werden. Die Bewohner und Ladenbesitzer können sich keine Versicherung mehr leisten. Der Ort befindet sich in einer besonders prekären Lage, da er von Flüssen umgeben ist. Zum Artikel

SRF: Wüste breitet sich aus. Nach Angaben der staatlichen spanischen Wetteragentur breiten sich in Spanien jährlich etwa 1.500 Quadratkilometer Wüste neu aus. Besonders betroffen ist der Süden des Landes. Die Klimaerwärmung führt zu häufiger auftretenden Dürren und Starkregenereignissen. Zudem trägt auch die intensive Landwirtschaft zur Wüstenbildung bei. Zum Artikel

Climate.Table Redaktion

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    Nicht gegen Hitze, sondern gegen Kälte und den russischen Angriff muss die Ukraine kämpfen. Marilen Martin fasst zusammen, wie das Land mit Erneuerbaren gegen Stromausfälle vorgeht und warum trotz Klimazielen viel Geld in fossile Infrastruktur fließt.

    Außerdem schauen wir heute auf die Rolle, die Taiwan im internationalen Klimaschutz spielt, obwohl es an den COPs nicht offiziell teilnehmen darf. Und wir berichten über den wegweisenden Rechtsstreit, mit dem der Pazifikstaat Vanuatu klären lassen will, welche Schutzrechte die Staaten in der Klimakrise haben.

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    Ukraine: Warum trotz Klimazielen die fossilen Energien ausgebaut werden

    29. November: Blackout in Kyjiw nach massiven russischen Angriffen auf die ukrainische Energieversorgung.

    Mitten im Krieg und vor einem harten Winter steht die Ukraine derzeit vor einer doppelten Aufgabe in der Energiepolitik: Die aktuelle Versorgung mit Strom und Wärme aus den Fossilen und dem Nuklearsektor trotz der massiven russischen Angriffe zu sichern – und gleichzeitig erneuerbare Energien aufzubauen. Trotz ambitionierter Klimaziele müssen wohl neue fossile Kraftwerke gebaut werden, wenn die Schäden weitergehen.

    Stromausfälle nach Zerstörung der Infrastruktur

    Erst vergangene Woche bombardierte Russland erneut die ukrainische Stromversorgung. Seit Beginn des Kriegs hat Russland rund zwei Drittel der Energieinfrastruktur zerstört, besetzt oder schwer beschädigt. “Wir haben viele Gigawatt an Erzeugungskapazitäten verloren, und wir müssen sie wieder in das Energiesystem einbringen”, sagte Julia Usenko von der All-Ukrainian Sustainable Development & Investment Agency zu Table.Briefings.

    Die Schäden führen zu Stromausfällen: Allein nach den Angriffen am 28. November waren mehr als eine Million Menschen ohne Strom. Dieselgeneratoren für die Notversorgung stehen an fast jeder Straßenecke. Doch da diese teuer sind und alle zwölf Stunden zur Wartung abgeschaltet werden müssen, installieren private Haushalte, Unternehmen und öffentliche Gebäude wie Schulen und Krankenhäuser zunehmend Solaranlagen.

    Dezentrale Strukturen sollen schützen

    Die Regierung möchte den Ausbau von erneuerbaren Energien im ganzen Land fördern, um die Stromversorgung resilienter zu machen. Im Gegensatz zu großen Kraftwerken, die oft Ziel von russischen Raketen- und Drohnenangriffen werden, sind Solarpanels und Windräder dezentraler und damit schwerer zu zerstören. Erneuerbare machten 2023 bereits zehn Prozent der Stromerzeugung aus, bis 2030 sollen es 27 Prozent sein. Dabei war die Stromversorgung der Ukraine bis Kriegsbeginn 2014 stark auf Kohle, Gas und Atom ausgerichtet.

    Für den Ausbau der Erneuerbaren wurden seit 2022 die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessert. Das Land will nun bis 2050 Klimaneutralität erreichen. Dabei wurden bis zum russischen Angriffskrieg die Klimaziele als höchst unzureichend eingestuft – seit 2022 ist die Bewertung durch das Konsortium vom Climate Action Tracker ausgesetzt. Antrieb für die klimapolitischen Ambitionen ist auch eine mögliche EU-Mitgliedschaft, die auch die Klimaziele umfassen würde. So wurde Anfang November mit der Unterstützung Großbritanniens ein Green Transition Office eröffnet, das Land hat sich dem europäischen Stromnetz angeschlossen und das Energieministerium plant die Einführung eines eigenen Emissionshandelssystems.

    Ende Oktober wurden 110 Megawatt an Solar- und Windparkprojekten in einer Pilotauktion vergeben; sie erhalten einen garantierten Mindestpreis für ihren eingespeisten Strom. Solche Initiativen sollen dringend benötigtes privates Kapital in den verschuldeten Sektor anziehen.

    Unsicheres Umfeld für Investitionen

    Ukrainische Unternehmen haben allein 2023 circa 150 Millionen US-Dollar in Solarenergie investiert. Doch internationale Investoren bleiben angesichts des Kriegsrisikos und mangelnder Rentabilität von Projekten zurückhaltend. Hinzu kommen Zweifel an der Verlässlichkeit von staatlichen Zahlungen, da die Regierung eine 2009 eingeführte “grüne Einspeisevergütung”  2019 aufgrund finanzieller Engpässe rückwirkend um 40 Prozent kürzte

    Umso wichtiger ist daher die finanzielle Unterstützung von Regierungen und internationalen Finanzinstituten. Erst vergangene Woche hat das deutsche Wirtschafts- und Klimaministerium verkündet, weitere 65 Millionen Euro in den multinationalen Ukrainian Energy Fund zu geben, über den verschiedene Länder dem ukrainischen Energiesystem seit 2022 insgesamt 918 Millionen Euro Unterstützung zugesichert haben. Mit 44 Prozent ist Deutschland mit weitem Abstand der größte Geldgeber des Fonds.

    Das Geld aus diesem Fonds fließt allerdings kaum in Erneuerbare, sondern vor allem in fossile Infrastruktur. Auf Nachfrage von Table.Briefings heißt es aus dem Ministerium, dass von den aus Deutschland kommenden 140 Millionen Euro, für die bereits Lieferverträge unterzeichnet sind, 114 Millionen in den Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur fließen – und davon sind über 90 Prozent zerstörte fossile Kraftwerke. Die restlichen 26 Millionen Euro gehen in den Neubau von dezentralen, mobilen Gasturbinen.

    Schützen, reparieren, neu bauen: “Alles zur gleichen Zeit”

    Denn trotz der Förderung von Solar- und Windenergie werden Investitionen in fossile Kraftwerke dringend benötigt, um in diesem Winter eine Lücke von geschätzten zwei bis vier Gigawatt in der Stromversorgung zu stopfen. “Wir können es uns nicht leisten, nur Windräder zu bauen”, sagt Anna Ackermann vom International Institute for Sustainable Development Table.Briefings. “Wir müssen das, was wir haben, schützen und reparieren und gleichzeitig grüne Projekte entwickeln – alles zur gleichen Zeit.”

    Rückgrat der Stromversorgung bleibt aber die Atomkraft, die mehr als die Hälfte des Stroms liefert. Die Ukraine hat ihre Abhängigkeit von russischem Kernbrennstoff 2022 beendet und kooperiert nun mit dem US-Unternehmen Westinghouse für Brennstoff und neue Anlagen, darunter auch Pläne für modulare Reaktoren.

    Verschiedene NGOs kritisieren, dass es keine öffentliche Debatte über diese Pläne gibt. Sie befürchten, dass die zentralisierten Kernkraftwerke anfällig für weitere Angriffe Russlands wären und der Bau zu lange dauert, um die aktuelle Energiekrise zu lösen. Kostiantyn Krynytski von der NGO Ecodia sagt Table.Briefings, dass Energieminister Herman Haluschtschenko als starker Befürworter von Atomkraft wahrgenommen wird, weil er zuvor im staatlichen Unternehmen Energoatom gearbeitet hat, das für die ukrainischen Atomkraftwerke zuständig ist. Im Sommer sorgte Haluschtschenko für Aufsehen, als er Pläne zum Kauf eines russischen Atomreaktors aus Bulgarien vorlegte.

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    Rettung der Böden: Über diese Regeln und Finanzen verhandelt die Wüsten-COP

    Landschaft in Südspanien: Durch Trockenheit sind auch in Europa immer mehr Regionen von Bodendegradierung bedroht.

    Mit der UN-Konferenz zu Wüsten und Bodenpolitik (United Nations Convention to Combat Desertification, UNCCD) kommt zum Jahresende die Reihe von internationalen Konferenzen zu Umweltthemen zum Ende. Nach den Treffen zu Biodiversität, Klima und Plastikverschmutzung soll die COP16 in Riad in Saudi-Arabien bis zum 13. Dezember vor allem die weltweite Widerstandsfähigkeit gegen Dürren stärken, unter anderem durch eine Verschärfung der rechtlichen Verpflichtungen der Staaten.

    Außerdem steht die Finanzierung der Bekämpfung von Wüstenbildung im Fokus. Dabei ist die Degradierung der Böden nicht nur ein Thema für die klassischen Wüstenländer; auch in Europa etwa wird das Thema immer wichtiger. Gerade in den südeuropäischen Ländern beeinträchtigt Bodendegradierung die Landwirtschaft immer stärker.

    500 Millionen Menschen betroffen

    Eine Fläche fast dreimal so groß wie Deutschland – rund eine Million Quadratkilometer produktives Land gehen jährlich durch Bodendegradierung und Wüstenbildung verloren. Eine Fläche von rund 15 Millionen Quadratkilometern – größer als die Antarktis – ist laut einem aktuellen Bericht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bereits degradiert. Der IPCC hatte sich in einem Special Report zu Climate Change and Land im Detail damit befasst. Das Ergebnis: Zwischen 1980 und 2000 haben “Desertification Hotspots” weltweit um rund 9,2 Prozent zugenommen, und diese Entwicklung betrifft rund eine halbe Milliarde Menschen direkt. Wüstenbildung und Bodendegradierung führen zum Verlust von Artenvielfalt, aber auch zu Ernteausfällen, und damit verstärken sie Hunger und Armut.

    UNCCD-Generalsekretär Ibrahim Thiaw geht davon aus, dass zur Bekämpfung von Wüstenbildung täglich eine Milliarde US-Dollar nötig wären. Bis zum Ende des Jahrzehnts brauche die Wiederherstellung der degradierten Böden sogar mindestens 2,6 Billionen US-Dollar Finanzierung. Das sagte ein UN-Beamter zum Auftakt der COP16 im Gespräch mit Reuters und bezifferte damit erstmals Gesamtkosten. Zur Verfügung stehen aktuell aber nur 66 Milliarden US-Dollar.

    Die zusätzlichen Gelder müssten laut Thiaw vor allem aus privaten Mitteln kommen. Darüber hinaus brauche es weitreichendere rechtliche Verpflichtungen der Staaten zum Schutz von Land und Böden: Aktuell haben sich die Länder verpflichtet, 900 Millionen Hektar Land zu schützen. Laut Thiaw braucht es aber ein ehrgeizigeres Ziel von 1,5 Milliarden Hektar und mehr Tempo in der Umsetzung.

    Bodendegradierung: Auch in Europa ein Problem

    Für die UN steht “Desertification” nicht nur für Wüstenbildung im engeren Sinn, sondern auch für andere Arten von Bodendegradierung (“Landverödung”) in “Trockengebieten”. Von Dürren und Trockenzeiten unterscheidet sich der Degradierungsprozess dadurch, dass er langanhaltend und auch nur schwer wieder umkehrbar ist. Zwar liegen die durch Wüstenbildung am stärksten gefährdeten Regionen im Globalen Süden, besonders in Asien und Afrika, aber auch in Europa ist Wüstenbildung eine ernste Gefahr.

    Rund acht Prozent der Fläche der Europäischen Union weisen eine “hohe” oder “sehr hohe Empfindlichkeit” zur Wüstenbildung auf. Diese Gebiete befinden sich laut einer Studie des Europäischen Rechnungshofs hauptsächlich in Zypern, Griechenland, Italien, Rumänien, Spanien und Portugal. Durch den Klimawandel nehme das Risiko für Wüstenbildung in Europa demnach weiter zu, aktuell gelten in der EU bereits 62 Prozent der Böden als degradiert.

    “Meistens ist der Mensch daran schuld”, meint Roger Funk vom ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im Gespräch mit Table.Briefings. Besonders die Umwandlung von Wald zu Ackerflächen sowie die Übernutzung der Ressource Wasser trieben die Degradierung von Land und Böden voran. In Deutschland könne man noch nicht von Wüstenbildung im engeren Sinne spreche, man könne aber schon eine besorgniserregende Abnahme von Bodenfruchtbarkeit abnehmen, so Funk.

    Regionen mit häufiger, langanhaltender Trockenheit und sandigen Böden, die Bodenerosion durch Wind oder Wasser begünstigen, sind besonders gefährdet. Dazu zählen beispielsweise Teile von Brandenburg. Dort gibt es geringere Niederschläge, durch höhere Temperaturen verdunstet Wasser schneller. Die dort vorherrschenden sandigen Böden mit geringem Humusanteil sind besonders anfällig gegenüber Erosion. In deren Folge sinkt dann die Wasserhaltekapazität des Bodens. Funk nennt das einen “selbstverstärkenden Prozess”. Die Gefahr dahinter: Irgendwann ist der Boden so stark degradiert, dass er nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar ist, es kommt zu Ernteausfällen.

    Wechselwirkungen zwischen Wüstenbildung und Klimakrise

    Die Ausdehnung von Wüsten hat unterschiedliche Gründe. Menschliche Aktivitäten, insbesondere die Ausdehnung von Ackerflächen, führen zu Degradierung von Land. Aber auch der Klimawandel trägt dazu bei, und zwar insbesondere durch:

    • weniger Niederschlag, zumindest im Verhältnis zur Verdunstung,
    • höhere Temperaturen, die Waldbrände fördern und
    • Trockenheit, die den Boden anfälliger für Erosion macht.

    Umgekehrt verstärkt die Wüstenbildung auch den Klimawandel: Der Verlust von Vegetation führt dazu, dass die darin gebunden Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt werden, es gehen also Kohlenstoffreserven verloren. Durch weniger Vegetation kann auch weniger CO₂ aus der Atmosphäre entnommen werden.

    Es gibt nicht die eine Lösung gegen Bodendegradierung, meint Funk. Grundsätzlich helfe allerdings Begrünung und Bodenbedeckung. Damit wird der Boden vor Erosion geschützt, Niederschläge können besser versickern und die Verdunstung vermindert sich durch Beschattung und Reduzierung der Windgeschwindigkeit in Bodennähe.

    Die UNCCD gehört zusammen mit der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) zu den Rio-Konventionen, die in Folge des Earth Summit 1992 verabschiedet worden sind. Die UNCCD war damals besonders als “afrikanische Konvention” gesehen worden; afrikanische Staaten hofften, dadurch Finanzmittel zur Bekämpfung von Wüstenbildung zu erhalten – zum größten Teil vergebens. Anlässlich des 30. Jahrestages der UNCCD wird die COP16 die bisher größte UN-Landkonferenz und die erste UNCCD-COP in der Region Naher Osten und Nordafrika sein, die die Auswirkungen von Wüstenbildung, Bodendegradation und Dürre aus erster Hand kennt.

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    Keine Stimme auf der COP: Wie Taiwan seinen einsamen Kampf gegen den Klimawandel führt

    Als bei der COP29 in Aserbaidschan die Staats- und Regierungschefs der Welt über die Zukunft des Planeten verhandelten, blieb eine der größten Volkswirtschaften ausgeschlossen. Obwohl Taiwan – gemessen am durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen – den 14. Platz unter den reichsten Ländern der Welt einnimmt, wurden Taiwans Umweltminister Peng Chi-ming und andere Regierungsvertreter nicht zum Weltklimagipfel eingeladen. Lediglich taiwanische NGOs dürften als Beobachter teilnehmen.

    Trotz des Ausschlusses verfolgte Taiwan die COP29 virtuell: Das taiwanische Umweltministerium hatte eigens einen sogenannten “War Room” eingerichtet, in dem Minister Peng und seine Abteilungsleiter die Verhandlungen jeden Abend nachvollzogen. Interessierte Bürger konnten dies im Livestream auf Facebook verfolgen, während taiwanische NGO-Vertreter direkt aus Baku zugeschaltet wurden und aktuelle Informationen teilten.

    Als ausgebildeter Meteorologe und Unternehmer hat Peng bereits an elf COP-Gipfeln persönlich teilgenommen. Table.Briefings traf den Minister kürzlich im Rahmen eines Gesprächs mit internationalen Medien in Taipeh. Peng ist die Dringlichkeit der Klimaproblematik für Taiwan deutlich bewusst.

    Taiwan spürt den Klimawandel bereits massiv

    Als subtropische Insel ist Taiwan bereits stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Peng geht davon aus, dass in zehn Jahren Temperaturen von 40 Grad Celsius im Sommer zur Normalität gehören werden. Er betont, dass Taiwan immer stärker von extremem Wetter geprägt sei, mit verheerenden Taifunen einerseits und Dürreperioden andererseits. “In Taiwan haben wir eine Hassliebe zu Taifunen. Sie bringen wichtige Wasserressourcen, doch sie fordern auch jedes Mal Menschenleben”, erklärt er.

    Diese Auswirkungen seien schon heute wirtschaftlich für jeden einzelnen Bürger zu spüren, durch eine sogenannte “grüne Inflation”. “Die wird nicht unbedingt durch die Erhebung von CO₂-Gebühren ausgelöst; es kommt auch vor, dass ein Taifun unsere Ernte zerstört und die Preise in die Höhe schnellen lässt.”

    Ehrgeizige Klimaziele und Emissionshandel

    Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie dem Denguefieber verdeutlicht Taiwans Klimarisiken. Einst auf den Süden beschränkt, tritt die von Stechmücken übertragene Krankheit nun auch vermehrt im Norden Taiwans auf. “Wir erwarten, dass sich das Denguefieber künftig von Südostasien weiter nach Norden ausbreitet und möglicherweise auch Japan erreicht”, so Peng.

    Obwohl Taiwan kein Mitglied der Vereinten Nationen ist, folgt das Land freiwillig den Vorgaben der Weltklimakonferenz. “Taiwan wird im Bereich Klimaschutz nie die Nummer eins sein, aber wir wollen schnell aufholen”, betont Peng. 2015 setzte sich Taiwan das Ziel, bis 2050 die CO₂-Emissionen um 50 Prozent zu senken. Im letzten Jahr verabschiedete das Parlament ein Gesetz, mit dessen Hilfe bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen erreicht werden sollen.

    Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Einführung der sogenannten “Taiwan Carbon Solution Exchange“, einer Plattform für den Handel mit Emissionszertifikaten, die im Oktober in Betrieb genommen wurde. Ab 2026 soll außerdem eine CO₂-Abgabe von umgerechnet 8,75 Euro pro Tonne für Unternehmen gelten, die jährlich mehr als 25.000 Tonnen CO₂ ausstoßen. Bemessungsgrundlage sind dabei die Emissionen des Vorjahres.

    Enge Zusammenarbeit mit Deutschland

    In diesem Zusammenhang zeigt sich Peng dankbar für die gute Zusammenarbeit mit Deutschland. “In den letzten sieben Jahren hat Deutschland Taiwan in vielerlei Hinsicht unterstützt, zum Beispiel durch die Weiterbildung von Kollegen im Bereich Emissionshandel. Deutschland hat uns hier erheblich geholfen”, sagte Peng zu Table.Briefings. Erst im September letzten Jahres hatte der Minister Deutschland besucht. “Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder eine Delegation nach Deutschland führen kann, da das Emissionshandelssystem ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Umweltpolitik in Taiwan sein wird”, fügt er hinzu.

    Im November war darüber hinaus Udo Philipp, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, in Taipeh zu Gast. Philipp und Peng waren bereits letztes Jahr in Deutschland aufeinander getroffen. Der Staatssekretär nahm an zwei Konferenzen zur deutsch-taiwanischen Wirtschaftskooperation und Handelspolitik teil und besuchte den Halbleiterhersteller TSMC in Hsinchu.

    Deutschland begrüße das neue TSMC-Werk in Dresden, habe aber auch einige Bedenken, etwa hinsichtlich des Wasser- und Stromverbrauchs sowie der Umweltstandards, erklärt Peng. “Als Umweltminister habe ich unsere Haltung zu TSMC dargelegt. Es hat die Deutschen beruhigt, aus erster Hand zu hören, dass die Umweltschutzstandards von TSMC hoch sind.” Der Austausch mit Deutschland sei äußerst eng.

    Der Ausbau der Windenergie geht schleppend voran

    Ein weiterer Schwerpunkt der Regierung ist die Schaffung eines Grünen Wachstumsfonds im Wert von 100 Milliarden Taiwan Dollar (rund drei Milliarden Euro). Dieser Fonds soll Unternehmen unterstützen, die im Bereich Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft oder anderen umweltbezogenen Projekten tätig sind.

    Trotz aller Bemühungen im Bereich Emissionshandel und grünes Wachstum wird Taiwans Energiemix nach wie vor von fossilen Brennstoffen dominiert; Kohle und LNG machten letztes Jahr fast 82 Prozent der Stromproduktion aus. Bis 2030 will das Land 30 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen, bisher sind es gerade mal 9,5 Prozent. Der Ausbau der Windenergie geht dabei nur schleppend voran.

    Plan: Anschluss an internationale Stromnetze

    Für die Zukunft schwebt Peng ein Anschluss Taiwans an internationale Stromnetze vor. Er verweist auf Singapur, das plant, in den nächsten Jahren über neue Unterseekabel grünen Strom aus Australien, Indonesien und Malaysia zu importieren, da dem Stadtstaat Flächen für Solar- und Windenergie fehlen.

    Als Insel, die 96,7 Prozent ihrer Energieträger importieren muss, ist Taiwan besonders anfällig für geopolitische Risiken, wie eine mögliche Blockade durch China. Während Taiwans letzter Atomreaktor im Mai nächsten Jahres stillgelegt werden soll, ist die öffentliche Debatte über die Atomkraft noch nicht abgeschlossen. Premierminister Cho Jung-tai betonte erst kürzlich, dass Taiwan für den Einsatz neuer Nukleartechnologien zur Deckung des steigenden Energiebedarfs der Halbleiter- und KI-Industrie offen sei.

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    News

    Klimapflichten von Staaten: Worüber der Internationale Gerichtshof jetzt verhandelt

    Inwieweit verpflichtet das Völkerrecht Staaten zum Klimaschutz? Welche Konsequenzen ergeben sich, falls sie ihrer Verantwortung nicht gerecht werden? Seit Montag laufen vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag die Anhörungen zu diesen Fragen. Es ist auch wegen seines Umfangs ein historisches Verfahren: Bis zum 13. Dezember werden mehr als 100 Staaten und Organisationen vom IGH angehört, unter ihnen große Emittenten wie die USA, China und europäische Staaten, aber auch besonders von der Klimakrise betroffene Länder wie Bangladesch, Tuvalu und Pakistan.

    Eine Entscheidung wird 2025 erwartet. Zwar sind die Rechtsgutachten des IGH nicht verbindlich, aber in künftigen Gerichtsprozessen und internationalen Verhandlungen wird das Klimagutachten ein maßgebliches Dokument sein. Fällt es ambitioniert aus, würde das den politischen und juristischen Druck auf große Verschmutzer stark erhöhen. Der IGH ist neben dem Internationalen Seegerichtshof und dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte eines von drei internationalen Gerichten, die bisher um ein Gutachten zum Klimaschutz gebeten wurden. Der Seegerichtshof hat bereits im Mai den Anspruch der kleinen Inselstaaten auf mehr Klimaschutz bestätigt.

    Die konkreten Fragen an das Gericht

    Das IGH-Verfahren geht auf eine Initiative Vanuatus zurück. Ihr folgend, hatte die UN-Generalversammlung im vergangenen März den IGH um ein Gutachten zu folgenden Fragen gebeten:

    • Welche völkerrechtlichen Verpflichtungen haben Staaten, das Klimasystem und andere Teile der Umwelt vor anthropogenen Treibhausgasemissionen zu schützen – mit Blick auf deren Folgen für andere Staaten sowie heutige und zukünftige Generationen?
    • Welche rechtlichen Konsequenzen ergeben sich aus diesen Verpflichtungen für Staaten, die durch ihr Handeln und durch ihr Unterlassen dem Klimasystem und anderen Teilen der Umwelt erheblichen Schaden zugefügt haben – vor allem mit Blick auf besonders gefährdete Länder, wie die kleinen Inselstaaten, und auf besonders betroffene Völker und Individuen heutiger und künftiger Generationen?

    Vanuatu: “Handvoll leicht identifizierbarer Staaten”

    Ralph Regenvanu, der Sondergesandte für Klimawandel und Umwelt Vanuatus, machte vor Gericht “eine Handvoll leicht identifizierbarer Staaten” für die “überwiegende Mehrheit der historischen und aktuellen Treibhausgasemissionen” verantwortlich – und damit für die Auswirkungen der Klimakrise, die unter anderem sein eigenes Land und dessen Bevölkerung existenziell gefährden. “Die harte Wirklichkeit ist, dass viele unserer Völker nicht überleben werden”, sagte Ilan Kiloe, Anwalt für eine Gruppe von Inselstaaten, zu der auch Vanuatu gehört, in seinem Statement vor Gericht.

    “Wir erwarten, dass das Gericht anerkennt, dass dieses Verhalten, das meinem Volk und so vielen anderen bereits immensen Schaden zugefügt hat, rechtswidrig ist, dass es aufhören muss, und dass seine Folgen wieder gutgemacht werden müssen“, sagte Regenvanu. Laut Center for International Environmental Law (CIEL) könnte der IGH-Fall damit “dazu beitragen, die Forderung nach Klimareparationen voranzutreiben“. 

    Deutschland: Gemeinsame Pflicht zum Klimaschutz

    Deutschland, das die Bitte Vanuatus um ein IGH-Gutachten frühzeitig unterstützt hat, zeigte in seinem Statement vor allem die möglichen Grenzen der eigenen Verpflichtungen auf: Beispielsweise verpflichte das Pariser Klimaabkommen alle Staaten gemeinsam, dafür zu sorgen, dass die Erderwärmung die 1,5-Grad-Grenze nicht überschreite – und zwar im Licht ihrer “gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und jeweiligen Fähigkeiten” (CBDR-RC). Das Abkommen enthalte auch keine juristische Verpflichtung, Entschädigungen für klimabezogene Schäden und Verluste zu zahlen. Der IGH müsse in seinem Gutachten sorgfältig abwägen zwischen verbindlichen Normen und freiwilligen Maßnahmen, wie beispielsweise den NDCs. Zudem warf Deutschland die Frage auf, inwieweit Staaten verpflichtet seien, die Menschenrechte auch außerhalb der eigenen Grenzen zu schützen.

    Während die Antragsteller ihre Bitte um ein Rechtsgutachten auf mehrere völkerrechtliche Verträge stützen – unter anderem die Charta der Vereinten Nationen, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die Klimarahmenkonvention und das Pariser Klimaabkommen – sieht Deutschland vor allem die Klimarahmenkonvention und das Pariser Abkommen als maßgeblich für das IGH-Verfahren an. ae

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    Wirbelstürme: Klimawandel hat alle Hurrikans in diesem Jahr verstärkt

    Die aufgrund des Klimawandels höheren Temperaturen des Atlantiks verstärkten alle elf Hurrikans in diesem Jahr und auch 84 Prozent der Hurrikans zwischen 2019 und 2023. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der US-amerikanischen NGO Climate Central. Im Schnitt war die Windgeschwindigkeit der Stürme rund 29 km/h schneller als ohne den Klimawandel. Außerdem waren die Stürme damit im Schnitt auch eine Kategorie höher in der Saffir-Simpson-Windskala, mit der die Intensität von Wirbelstürmen gemessen wird, eingruppiert.

    Am 30. November endete die Hurrikan-Saison offiziell. Die Studie hat mithilfe von Attributionsforschung den Zusammenhang zwischen Meerestemperatur und der Intensität der tropischen Wirbelstürme verglichen.  Wirbelstürme ziehen ihre Energie aus dem Oberflächenwasser, mit höheren Temperaturen steigt auch der Energiegehalt – und damit die Intensität und Windgeschwindigkeit der Stürme.

    Bereits im Oktober war die World Weather Attribution zu dem Ergebnis gekommen, dass der Klimawandel der Hauptverursacher des Hurrikans Helene war, der mehr als 200 Menschen getötet hatte. Helene hatte auch Einfluss auf diese Hurrikan-Studie: Die National Centers for Environmental Information in North Carolina wurden überflutet und das verspätete die Veröffentlichung der Daten. Im Frühjahr hatten Forschende aufgrund der Rekordtemperaturen im Atlantik auch schon vor einer starken Hurrikan-Saison gewarnt. kul

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    Plastikabkommen: Wie es nach den gescheiterten Verhandlungen weitergehen könnte 

    Die planmäßig letzte Verhandlungsrunde für ein UN-Abkommen gegen Plastikverschmutzung in Busan (Südkorea) ist am Sonntagabend ohne Vertrag zu Ende gegangen. Die Verhandlungen sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. “Es ist fatal, dass die Blockade einiger Staaten den Abschluss verhindert hat”, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Anschluss. Gemeint sind damit öl- und gasproduzierende Länder wie Saudi-Arabien, Iran oder Russland – die laut Teilnehmern die Bemühungen für ein Abkommen seit Beginn der Verhandlungen vor zwei Jahren torpedieren, um ein (ambitioniertes) Rahmenwerk zu verhindern. 

    Ein Abkommen, das auch Vorgaben zur Produktion von Neuplastik sowie Verbote gefährlicher Chemikalien und bestimmte Einwegprodukte enthält, ist laut Fachleuten notwendig. Denn die Menge des weltweit produzierten Plastiks hat sich von 2000 bis 2019 laut OECD verdoppelt. Bis 2060 sagt die Organisation fast eine Verdreifachung voraus. Gleichzeitig ist Plastik schädlich für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Schätzungen zufolge verursacht zum Beispiel die Produktion von Neuplastik rund fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. 

    Möglicher Katalysator: Angst vor einer Abstimmung  

    Das Scheitern dieser Verhandlungsrunde könnte aus Sicht von Experten aus NGOs und Wissenschaft dennoch die Chance eröffnen, noch ein ambitioniertes Abkommen zu beschließen. “Insgesamt war kein Ergebnis zu diesem Zeitpunkt besser als ein fauler Kompromiss“, sagt etwa Henning Wilts, Abteilungsleiter für Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Bei der Fortsetzung kommendes Jahr müssten auch Länder wie eben Saudi-Arabien an Bord geholt werden. Doch ein ambitioniertes Abkommen, wie es über 100 Staaten fordern, unter Konsensbedingungen verabschiedet zu bekommen, halten Beobachter für unwahrscheinlich. 

    Vielmehr müsste es eine ernsthafte Option werden, dass die verhandelnden Staaten nach Mehrheitsprinzip über das Abkommen abstimmen, sagen mehrere Beobachter. “Dann haben die Fossilstaaten, die den gesamten Prozess verzögert und blockiert haben, einen Grund, tatsächlich auf einen Kompromiss hinzuarbeiten”, erklärt Melissa Blue Sky, Anwältin beim Center for International Environmental Law (CIEL), die in Busan vor Ort war. Denn einzelne Staaten könnten dann nicht mehr mit einem Veto eine Einigung verhindern. Laut den Verfahrensregeln, die am Anfang der Verhandlungen zur vorläufigen Anwendung angenommen wurden, ist eine Entscheidung nach Zweidrittelmehrheit möglich – wenn alle anderen Mittel erschöpft sind.

    Es wird also darauf ankommen, wie glaubhaft die Staaten, die ein ambitioniertes Abkommen wollen, ihre Position vertreten, im Zweifel eine Abstimmung zu fordern. Die Basis für ein solches Rahmenwerk könnte in Busan geschaffen worden sein. So haben etwa über 100 Staaten unter der Führung Panamas vorgeschlagen, bei der ersten Weltplastikkonferenz (COP1) ein Minderungsziel für die globale Neuplastikproduktion zu setzen. nh 

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    Mission Letters: Von der Leyen schwächt Auftrag für Ende fossiler Subventionen ab

    Die Kommission hat zu ihrem Amtsantritt am Sonntag überarbeitete Mission Letters veröffentlicht. Im Arbeitsauftrag für Klimakommissar Wopke Hoekstra hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Formulierung zum Auslaufen fossiler Subventionen abgeschwächt. Sollte Hoekstra in der Fassung vom September noch einen Rahmen für den Phase-out entwickeln, ist nun nur noch von einem Fahrplan die Rede – “auch im Zusammenhang mit dem nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen”. Mit “Rahmen” sind im EU-Kontext meist Gesetze gemeint.

    Weicher formuliert hat von der Leyen außerdem die Sprache zur Klimaanpassung. Gestrichen wurde der Arbeitsauftrag an Hoekstra, eine neue Bewertung zur Notwendigkeit von Gesetzen zur Klimaanpassung und konkrete Optionen vorzulegen. Neue Gesetzgebung zur Resilienz gegenüber Klimaveränderungen wird allerdings weiter in Aussicht gestellt.

    Unklares Erneuerbare-Energien-Ziel für 2040

    Im Arbeitsauftrag für Energiekommissar Dan Jørgensen sichert von der Leyen nun ein EU-Ziel für erneuerbare Energien für das Jahr 2040 zu. Offen bleibt allerdings, ob es verpflichtend oder nur freiwillig sein soll. Die Änderung gehört zu den Zusagen an die Grünen im Europaparlament vor der Bestätigung der Kommission. Jørgensen soll außerdem eine Analyse zu Spekulationen auf dem Immobilienmarkt vorlegen und bei Bedarf Gegenmaßnahmen vorschlagen.

    Im Mission Letter für Umweltkommissarin Jessika Roswall wird nun die Dringlichkeit betont, mit dem Paket für die Chemieindustrie “so schnell wie möglich” Klarheit über die Regulierung von Ewigkeitschemikalien (PFAS) zu schaffen. Für Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas hat von der Leyen klargestellt, dass er einen Legislativvorschlag für saubere Dienstwagenflotten vorlegen soll. Eine Reihe von Mission Letters blieb dagegen unverändert – etwa für Teresa Ribera, Stéphane Séjourné, Valdis Dombrovskis und Piotr Serafin. ber/mgr

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    Must-Reads

    Financial Times: Wasserspiegel sinkt. Der Wasserspiegel des Kaspischen Meeres wird aufgrund des Klimawandels bald einen historischen Tiefstand erreichen. Experten gehen jedoch davon aus, dass ein völliges Verschwinden des Meeres aufgrund der Tiefe seiner mittleren und südlichen Becken unwahrscheinlich ist. Zum Artikel

    Spiegel: Kein neues Hochwasserschutzgesetz. Ein vom Umweltministerium entworfenes neues Hochwasserschutzgesetz kann aufgrund des Scheiterns der Ampel-Koalition in dieser Legislaturperiode nicht mehr beschlossen werden. Der Entwurf sah vor, dass die Länder in Überschwemmungsgebieten “besondere Gefahrenbereiche” festlegen dürfen, in denen ohne Ausnahmen nicht mehr gebaut werden darf. Zum Artikel

    FAZ: Klimaschutz ins Grundgesetz. Hunderte Klimaschutzmanager haben einen offenen Brief unterzeichnet, der am Freitag der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Katrin Eder überreicht werden soll. Darin fordern sie, Klimaschutz zu einer Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern zu erklären, um die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen sicherzustellen. Zum Artikel

    Guardian: Ortschaft könnte aufgegeben werden. Die britische Gemeinde Tenbury Wells wurde in den vergangenen vier Jahren siebenmal überschwemmt und könnte aufgrund des Klimawandels aufgegeben werden. Die Bewohner und Ladenbesitzer können sich keine Versicherung mehr leisten. Der Ort befindet sich in einer besonders prekären Lage, da er von Flüssen umgeben ist. Zum Artikel

    SRF: Wüste breitet sich aus. Nach Angaben der staatlichen spanischen Wetteragentur breiten sich in Spanien jährlich etwa 1.500 Quadratkilometer Wüste neu aus. Besonders betroffen ist der Süden des Landes. Die Klimaerwärmung führt zu häufiger auftretenden Dürren und Starkregenereignissen. Zudem trägt auch die intensive Landwirtschaft zur Wüstenbildung bei. Zum Artikel

    Climate.Table Redaktion

    CLIMATE.TABLE REDAKTION

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