eine lange Gipfel-Woche neigt sich dem Ende zu. Nachdem sich der Staub der politischen Reden etwas gelegt hat, ziehen wir in diesem Climate Table Special Bilanz: Auf dem Klima-Ehrgeiz-Gipfel von António Guterres und bei der UN-Generalversammlung gab es ein paar neue Finanzzusagen und Ankündigungen zum Kohleausstieg. Einen Durchbruch gab es nicht, aber das Treffen sollte vor allem auch Schwung für die Verhandlungen in Dubai im Dezember bringen.
Um auf der COP28 neue Durchbrüche zu erzielen, braucht es neue Bündnisse, schreibt Urmi Goswati. Schon auf der letzten Klimakonferenz konnten wir den Beginn des Aufbruchs alter Blöcke beobachten. Bei aktuellen Vorschlägen wie der Verdreifachung der Erneuerbaren und dem Ausstieg aus den fossilen Energien könnte es zu ganz neuen Bündnissen kommen, die sich an nationalen Interessen orientieren statt an alten Blöcken. Doch auch die erweiterte BRICS-Gruppe als neues fossiles Schwergewicht könnte ihren Einfluss geltend machen.
Schließlich findet Klimapolitik manchmal auch da statt, wo nicht “Klima” auf dem Etikett steht. Kommende Woche findet in Bonn ein Gipfel der chemischen Industrie statt. Ein Ziel ist es, Müll und Verschmutzung der Umwelt und Emissionen zu verringern. Leonie Sontheimer hat deshalb das Hamburger Start-up Traceless und sein Konzept für kompostierbares Plastik analysiert.
Beste Grüße
Knapp drei Monate vor der COP28 in Dubai hat UN-Generalsekretär António Guterres klargemacht, dass er die internationale Klimapolitik nicht den UN-Mitgliedsländern überlassen will. Mit seinem eintägigen “Climate Ambition Summit” und den vielen Veranstaltungen rund um den SDG-Gipfel und die UN-Generalversammlung in New York hat Guterres einen deutlichen Führungsanspruch bei diesen Fragen angemeldet. Einen Anspruch, wie ihn die UNO auf einem entscheidenden Gebiet der internationalen Beziehungen schon lange nicht mehr erhoben hat.
Denn der außerplanmäßige “Ehrgeiz-Gipfel” widersprach dem Grundprinzip der regelmäßigen UN-Klimakonferenzen. Dort achten die UN-Länder eifersüchtig darauf, dass der Prozess “party-driven” ist, also die Länder selbst den Kurs bestimmen. Weil das zumindest beim Klima bedeutet, dass zu wenig vorangeht, haben UN-Chefs ab und zu versucht, den Prozess anzutreiben. Niemand hat das aber so deutlich gemacht wie der Portugiese Guterres: Wer auf seinem Gipfel reden wollte, musste sich mit einem detaillierten Fragebogen bewerben: Über 100 Staaten und über 100 Unternehmen suchten deshalb das Licht der Weltöffentlichkeit. Guterres gewährte es nur 34 Staaten und sieben nicht-staatlichen Organisationen.
Damit hat die UNO jetzt, was es eigentlich in ihrem basisdemokratischen Verständnis nicht geben darf: Ein quasi-offizielles Ranking mit dem Siegel des UN-Generalsekretärs, welches Land und welches Unternehmen sich beim Klimaschutz tatsächlich bemüht – und wer für einen Bremser, Schaumschläger, Greenwasher und Profiteur gehalten wird, der die Menschheit veranlasst, “die Pforten der Hölle zu öffnen”, wie es im Guterres-Sound heißt.
Dabei geht es um viel: Für Selwin Hart, den Klimaberater von UN-Generalsekretär António Guterres, steht im Dezember “die wichtigste COP seit Paris” an. Denn die globale Bilanz der Klimaschutzbemühungen, das “Global Stocktake” (GST) sei sehr wichtig, erklärte Hart am Donnerstag im Rückblick auf den eintägigen Gipfel, den er maßgeblich vorbereitet und gelenkt hat. Und um diesem Treffen den nötigen Schwung zu geben, habe die UNO den Tag am Rande der 78. Generalversammlung reserviert. Jetzt sei klar: “Wir hatten noch nie so viel Klarheit darüber, was getan werden muss, von wem und in welchem Zeitrahmen.”
Denn für Hart ist wie für alle Experten klar: Das GST sagt deutlich “wir sind nicht auf dem richtigen Weg”, aber es geht um mehr als den Rückblick. Benötigt werde keine “Kurskorrektur”, sondern eine Transformation mit Blick auf CO₂-Reduktion, Finanzen und Anpassung. Geld, Technik und Wissen seien da, es brauche vor allem politischen Mut. Und weil das so schwer sei, habe Guterres diejenigen ins Schaufenster stellen wollen, die vorangehen, sich aufmachen und Risiken auf sich nehmen.
Deshalb hat der “Ehrgeiz-Gipfel” des UN-Chefs rund um die Veranstaltung in New York eine Menge anderer wichtiger Ankündigungen und Berichte produziert. Sie sollen möglichst viel Schwung nach Dubai mitbringen:
Beim “Climate Ambition Summit” am 20. September hatte UN-Generalsekretär António Guterres im UN-Gebäude eine bunte Truppe von Vorreitern für den Klimaschutz versammelt: Neben traditionell ehrgeizigen Staaten wie den Marshall-Inseln, Tuvalu, Kenia, Nepal oder der EU-Kommission ehrte der UN-Chef mit der knappen Redezeit auch Staaten, die bisher wenig als Klimaschützer in Erscheinung treten: etwa Kuba, Rumänien, Kolumbien oder Kanada. Die Koalition der Willigen wurde ergänzt durch den US-Staat Kalifornien, den Bürgermeister von London, den Internationalen Währungsfonds (IWF) und den Versicherungskonzern Allianz.
Das zeigt: Ernsthafter Klimaschutz sucht sich 70 Tage vor der COP28 in Dubai neue Koalitionen. Jenseits der üblichen Allianzen in der UN finden sich Staaten und Nichtstaaten aus eigenen Interessen zum Handeln zusammen. Welchen Beschluss die COP28 zum zentralen Thema “Global Stocktake” (GST) fällen wird, hängt mehr denn je davon ab, welche Länder Partner finden und Allianzen bilden. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock etwa versucht, die “alten Blöcke in der Klimapolitik aufzubrechen”, denn “Klimapolitik ist schon längst keine Blockfrage mehr.”
Auch im Globalen Norden zeigen sich unterschiedliche Interessen: Das Investitionsprogramm IRA in den USA hat wie der EU-Grenzzoll CBAM das Wettrennen um die globalen grünen Märkte zwischen den Industrieländern verschärft. Die Europäer sind inzwischen vorsichtiger gegenüber den traditionellen Alliierten USA, die mit einem republikanischen Präsidenten ab 2025 der Klimapolitik wieder den Rücken kehren könnten.
Der designierte COP28-Präsident Sultan al Jaber hat seine Ziele für das Treffen im Dezember festgelegt. Dazu gehören:
Jedes dieser Ziele ist ein entscheidender Teil der weltweiten Bemühungen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad bis 2100 zu begrenzen. Allerdings sind nicht alle Unterzeichner des Pariser Abkommens bereit, alle diese Maßnahmen zu unterstützen. Für eine breitere Akzeptanz und einen funktionierenden Kompromiss müssen Bündnisse gefunden werden – die nicht unbedingt die traditionellen Gruppierungen in der UNO, sondern eher nationale Interessen widerspiegeln.
Ein praktisches Beispiel: Bei der COP27 in Ägypten fand ein überraschender Vorschlag Indiens überraschende Alliierte und überraschende Gegner. Die Formulierung für den Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen (“phase down all fossil fuels”) fand die Unterstützung der EU und dann der kleinen Inselstaaten – insgesamt etwa 80 Länder. Allerdings fand Indiens Vorstoß keine Unterstützung bei seinen üblichen Unterstützern wie China und Saudi-Arabien. Und auch bei der ägyptischen COP-Präsidentschaft fand der Vorschlag aus Indien, immerhin ebenfalls ein Mitglied der G77/China-Gruppe, keinen Anklang.
Doch der New Yorker Gipfel hat den Druck wachsen lassen, auch in Dubai den Ausstieg aus den Fossilen voranzutreiben. Auch hier forderten etwa die Inselstaaten einen “Nicht-Verbreitungsvertrag” für Fossile, die “alle 17 SDG-Ziele unterminieren”, wie es Kausea Natano, Premier von Tuvalu, formulierte. Für diesen Plan wird wohl wieder einmal eine nicht-traditionelle Allianz zum Einsatz kommen müssen. Denn beim G20-Ministertreffen zur Energiewende, bei dem eine Einigung über den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen angestrebt wurde, stieß dieser Vorschlag nach Informationen von Table.Media auf den Widerstand von Saudi-Arabien, China, den USA, Brasilien und Südafrika – ebenfalls eine bemerkenswerte Allianz, die nicht traditionellen Grenzen folgt. Indien als G20-Vorsitz scheiterte mit seinem Vorstoß zum Ausstieg und musste eine Wiederholung der bestehenden Formulierungen zur Kohle akzeptieren.
Auch bei der Einigung über die Verdreifachung der erneuerbaren Energien braucht es neue Allianzen: In den G20-Verhandlungen wurde dieser Plan unterstützt von Indien, der EU und Deutschland. Aber Widerstand kam nach Informationen von Table.Media von Ländern, die “andere Optionen als erneuerbare Energien zur Dekarbonisierung ihrer Energiesysteme” in Betracht zogen: Das machte Länder wie die USA und Saudi-Arabien zu Nein-Sagern. Auch Frankreich stimmte wegen seiner Atom-Politik nicht zu.
Dabei hat die jüngste Zeit erwiesen: Es ist möglich, historische Differenzen zu überbrücken, wie bei der COP27 (Vorschlag zum fossil fuel phase-down). Gleichzeitig können auch die wohlhabenden Länder in der Energiepolitik mitunter uneins sein (wie beim Streit um fossile Investitionen beim G7-Treffen in Japan 2022). Und nationale Interessen und Pragmatismus schaffen neue Allianzen (Verdreifachung der Erneuerbaren beim G20 in Indien). Fraglich bleibt auch, wie sich die neuen Bündnisse in der Klimapolitik niederschlagen: Die Erweiterung der BRICS-Staaten um Länder wie Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen hat aus dem Bündnis ein Schwergewicht der Öl- und Gas-Produzenten gemacht. In der Vergangenheit haben die BRICS-Staaten keine gemeinsame Haltung zu Klimafragen gefunden.
Fest stehen die alten Fronten dagegen beim Thema Finanzierung: Industriestaaten, die bisher ihr Versprechen von 100 Milliarden Dollar jährlich für Klimahilfen für Entwicklungsländer nicht eingelöst haben. Hier dominiert noch die Denkweise, man müsse für Fortschritte “die G77 und China aufbrechen” – oder auf der anderen Seite, alle reichen Industrieländer als Kolonialmächte und Hauptverursacher der Klimakrise in einen Topf zu werfen. Dieser Dualismus hat die COPs lange dominiert und wird sich so schnell nicht auflösen. Mitarbeit: Bernhard Pötter
Für den 27. September hat Olaf Scholz zu einem Spitzentreffen der Chemieindustrie im Kanzleramt eingeladen. Eins der zehn geladenen Unternehmen ist kein großer Konzern, sondern ein kleines Start-up für die Kreislaufwirtschaft: Das Hamburger Unternehmen “Traceless” hat große Pläne. “Unser Geschäftszweck ist es, der Umwelt zu helfen”, sagt Gründerin und Ingenieurin Anne Lamp. Beim Spitzentreffen möchte sie nicht als Feigenblatt für die konventionelle Industrie herhalten, sondern diese umkrempeln. Mit einem Produkt, das Plastik ersetzen und keine Spuren in der Umwelt hinterlassen soll.
Ort und Zeit für den Chemie-Gipfel sind kein Zufall: Vom 25. bis 29. September findet in Bonn die fünfte internationale Chemikalienmanagement-Konferenz (ICCM5) statt – die COP der chemischen Industrie. Während der ersten ICCM 2006 in Dubai wurde ein unverbindliches Rahmenwerk verabschiedet, das SAICM. Das Ziel: Ab 2020 sollten Chemikalien so verwendet und hergestellt werden, dass erhebliche negative Effekte auf menschliche Gesundheit und die Umwelt minimiert werden. Dieses Ziel wurde weit verfehlt.
Bei der ICCM5 soll nun unter deutschem Vorsitz der überfällige globale Rahmen für nachhaltiges Wirtschaften im Chemikalienbereich vereinbart werden. Dabei sollten laut Anita Breyer, Präsidentin der ICCM5, alle Sektoren, also Chemieindustrie, verarbeitende Industrie, Bergbau, Landwirtschaft und Dienstleistungen “bewusster über den Einsatz von Chemikalien entscheiden, um schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und die Umwelt über den gesamten Lebenszyklus zu vermeiden.” Dafür müssten insbesondere gesetzliche Grundlagen, Regulierungen sowie behördliche Kapazitäten geschaffen werden.
Wie bei den meisten Klima-COPs sind auch von der ICCM keine völkerrechtlich bindenden ambitionierten Ziele zu erwarten. Auch hier fordern Schwellen- und Entwicklungsländer finanzielle Unterstützung für die Umsetzung der Ziele und den Umbau der Industrie.
Diese Transformation will Traceless vorantreiben. Gründerin Anne Lamp hat als Verfahrenstechnikerin für verschiedene Unternehmen gearbeitet, bevor sie 2020 gemeinsam mit Johanna Baare das Unternehmen gegründet hat. Derzeit beschäftigen die beiden 37 Mitarbeitende. In einer Pilotfabrik bei Hamburg wird aus Pflanzenresten der industriellen Getreideverarbeitung ein Biomaterial hergestellt, das Plastik ersetzen soll. Das Granulat soll mit Standardtechnologien der Kunststoff- und Verpackungsindustrie weiterverarbeitet werden – zu Kleinteilen wie Einweg-Besteck oder Beschichtung von Papier. Kleiderhaken aus dem Material hingen bereits als Pilotprodukt bei C&A in der Sockenabteilung.
Der Clou: Das gelb-braune Biomaterial von Traceless soll komplett kompostierbar sein – daher der Name. Bei der Produktion würden keine chemischen Produkte eingesetzt, es entstünden weder Abwasser noch Abfälle, heißt es. Und auch der CO₂-Fußabdruck soll verschwindend gering sein. Laut Untersuchung eines Risikokapitalfonds wird bei der Produktion und der Entsorgung von Traceless im Vergleich zu neuem Plastik bis zu 95 Prozent weniger Treibhausgas emittiert.
Dafür habe man “einen deutlich weniger energieintensiven Prozess entwickelt”, sagt Anne Lamp. “Kunststoff besteht aus langen Ketten von Makromolekülen. Sie künstlich herzustellen, braucht viel Energie. Wir nutzen die Polymere, die die Natur selbst produziert hat und sparen dadurch Energie in der Produktion.”
Deshalb seien die natürlichen Polymere auch kompostierbar: “Die Mikroorganismen da draußen kennen die Polymere schon und wissen, wie sie sie zersetzen können”, steht auf der Webseite des Start-ups. Lamp ist Verfechterin der Kreislaufwirtschaft, darin sieht sie die Lösung für Klimawandel, Ressourcenverbrauch, Umweltverschmutzung. Und sie wünscht sich Konkurrenz: “Wir hoffen, dass noch viel, viel mehr Start-ups neue Biomaterialien auf den Markt bringen, die auf Reststoffen basieren.”
Ihr ist klar: “Wir können nicht alles Plastik mit Traceless ersetzen.” Das liege unter anderem daran, dass sich das Material bei längerem Kontakt mit Wasser zersetzt. Das Traceless-Verfahren lässt Lamp trotzdem patentieren. Sie strebt mit dem Granulat einen Markteintritt für Anfang 2025 an. Gerade wird die erste Industrieanlage geplant, die durch das Bundesumweltministerium mit fünf Millionen Euro gefördert wird.
Doch nicht alle sind begeistert. Für Thomas Fischer, Experte für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe DUH, führt der Ansatz von Traceless nicht zu weniger Müll. Er kritisiert, wie die Kunststoff-Industrie allgemein mit Kompostierbarkeit wirbt. “Die Frage ist doch: Wie entsorgen Menschen diese Produkte? Die wenigsten haben einen eigenen Kompost im Garten. In der Biotonne darf Biokunststoff aber nicht entsorgt werden – mit Ausnahme der Bioplastik-Beutel.” Die Deutsche Umwelthilfe hat letztes Jahr von einer Kompostierungsanlage prüfen lassen, wie gut verschiedene Produkte verrotten, die als “kompostierbar” oder “biologisch abbaubar” beworben werden. “Da hat sich fast nichts abgebaut”, fasst Fischer das Ergebnis des Versuchs zusammen.
An Traceless kritisiert Fischer vor allem, dass mit dem Material auch Einweg-Produkte hergestellt werden sollen. “Selbst wenn so eine Pommes-Gabel einwandfrei kompostierbar wäre, verschwendet sie als Einweg-Produkt Ressourcen, wo es doch eigentlich Mehrweg-Alternativen gibt.”
Ein besonders großes Potenzial für grüne Chemie sieht Fischer in einer weiter optimierten Getrenntsammlung von Bioabfall. “Viel zu viel Organik landet ungenutzt im Restmüll. Dabei könnte man daraus noch Stoffe herstellen, die in der Chemie verwendet werden können.” Derzeit kämen erneuerbare Rohstoffe jedoch eher als Zuckerrohr aus Brasilien oder Mais aus USA. Das sei billig, aber nicht der richtige Weg.
Großbritannien schraubt seine Klimaschutz-Ziele zurück. Das Verbot neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge werde von 2030 auf 2035 verschoben, kündigte Premierminister Rishi Sunak am Mittwoch an. Außerdem werde die Umstellung von Gaskesseln auf Wärmepumpen in Privathaushalten verlangsamt und kein Hausbesitzer gezwungen, Wärmedämmung zu verbessern. Damit sollten die nach den Worten Sunaks inakzeptablen Kosten für die Bürger gesenkt werden. Mit Blick auf die bisherigen Klimaschutz-Ziele sagte er auf einer Pressekonferenz: “Wenn wir diesen Weg fortsetzen, riskieren wir, die britische Bevölkerung zu verlieren”. Dann werde es kein Verständnis für die Maßnahmen geben.
Sunak warf früheren Regierung vor, sich zu schnell auf Klima-Neutralitäts-Ziele festgelegt zu haben, ohne dafür die Unterstützung der Öffentlichkeit zu haben. Seine Regierung bleibe dem Ziel verpflichtet, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Diese sogenannte Klimaneutralität bedeutet, dass höchsten so viel Treibhausgas in die Atmosphäre abgegeben wird, wie gleichzeitig aus der Atmosphäre entnommen wird. Nach Sunaks Ansicht kann sich Großbritannien eine Verzögerung des Klimaschutzes leisten, weil es “so weit vor allen anderen Ländern der Welt” sei.
Beobachter sehen einen Zusammenhang mit den Parlamentswahlen im kommenden Jahr. Demnach setzt Sunak darauf, dass die Rücknahme einiger Maßnahmen angesichts von Inflation und stagnierender Wirtschaft Wähler für seine Partei einnehmen kann.
Der Verkehrssektor ist für 34 Prozent der CO₂-Emissionen Großbritanniens verantwortlich, so viel wie kein anderer Sektor. Großbritanniens unabhängiger Klimaberater, der Ausschuss für Klimawandel, schätzt, dass ein Ausstieg aus Benzin-, Diesel- und Hybridfahrzeugen bis 2030 bis zu 110 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente einsparen könnte, verglichen mit einem Ausstieg bis 2035.
Die Emissionen von Privathaushalten, die zum größten Teil durch Heizen verursacht werden, machen etwa 17 Prozent der CO₂-Emissionen des Landes aus. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch von Gebäuden und der Industrie in Großbritannien bis 2030 um 15 Prozent zu senken, und hatte sich zum Ziel gesetzt, die Installation neuer Gasheizkesseln ab 2035 schrittweise einzustellen.
Sunaks Ankündigung, dass die Regierung niemanden zwingen werde, einen bestehenden Heizkessel auszutauschen, und dass die Menschen nur dann umsteigen müssten, wenn sie ab 2035 einen solchen ersetzen wollten, bestätigte jedoch schon bestehende Politik, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Eine im Juni im Auftrag von Scottish Power und WWF UK durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass bis zum Jahr 2030 sechs Millionen Haushalte besser isoliert werden müssten, um das Ziel der Regierung, den Energieverbrauch der Haushalte zu senken, zu erreichen; mit den derzeitigen Maßnahmen dürften jedoch nur 1,1 Millionen erreicht werden. rtr/nib
Europa könnte einen Großteil seines künftigen Wasserstoffbedarfs selbst decken, allerdings fließen in einige der vielversprechendsten Regionen für die Erzeugung des Energieträgers noch zu wenig Investitionen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer ISI, des RIFS Potsdam und der Deutschen Energie-Agentur (Dena), die am Freitag vorgestellt werden soll und die Table.Media vorab vorlag. Zu ähnlichen Ergebnissen kam bereits eine Studie des Fraunhofer ISI im August.
“Stärkere Kooperation auf EU-Ebene könnte helfen, die Investitionen in die richtige Richtung zu lenken”, heißt es in einer Mitteilung des Fraunhofer ISI. Aktuell würden Förderprogramme der EU wie der EU-Innovationsfonds das Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Bedarf noch verstärken. Die Studienautoren empfehlen unter anderem höhere Fördermittel auf EU-Ebene. Dies liege auch im Interesse Deutschlands, das auch langfristig auf Wasserstoffimporte angewiesen sei. Alternativ könnte die Koordination zwischen Staaten mit hoher Erzeugung und hoher Nachfrage über Auktionsmodelle gestärkt werden.
Die Autoren halten außerdem die Vorgaben des Delegierten Rechtsakts der EU-Kommission zu Wasserstoff für zu schwach. Er soll eigentlich sicherstellen, dass der erneuerbare Strom für die Wasserstoffproduktion nur aus zusätzlichen Anlagen kommt und die Wasserstoffnachfrage nicht die Dekarbonisierung anderer Sektoren schwächt.
“Die Anforderungen an die Zusätzlichkeit allein können jedoch nicht sicherstellen, dass Projekte für erneuerbaren Wasserstoff nicht – zumindest teilweise – Investitionen in erneuerbare Energien im Energiesektor ersetzen“, heißt es in der Studie. Die Autoren empfehlen deshalb mit der Novelle der Governance-Verordnung im kommenden Jahr, für jeden Mitgliedstaat nationale Ziele für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien einzuführen. Verpflichtende nationale Ziele wurden aber mit der jüngsten Novelle der Erneuerbare-Energien-Verordnung gerade erst aufgegeben. Neue Ziele in der Governance-Verordnung könnten der Studie zufolge zunächst freiwillig bleiben. Falls ein Mitgliedstaat sie erfüllt, könne es im Gegenzug Ausnahmen von den Zusätzlichkeitsanforderungen geben. ber
“Wir befinden uns in einem äußerst kritischen Moment im Kampf gegen die Klimakrise”. Diese Worte von Selwin Hart, dem Sonderberater des UN-Generalsekretärs für den Klimawandel, sind keine Standardrhetorik, die im Vorfeld eines großen Klimatreffens geäußert wird.
Hart ist seit 2020 Sonderberater von António Guterres und tief besorgt: “Offen gesagt, sind wir nicht in einer guten Lage”. Der Diplomat aus dem karibischen Inselstaat Barbados verweist auf die Klimaindikatoren: “Sie gehen alle in die falsche Richtung”, erklärt er seine Sorge.
Was Hart am meisten beunruhigt, ist das Fehlen einer Führungsrolle in einer Zeit, in der die Länder nicht mehr in der Lage zu sein scheinen, zusammenzuarbeiten. “Die Länder, die finanziell und technologisch in der Lage sind, die Führung zu übernehmen, tun dies nicht in der Weise, wie es die Wissenschaft unbedingt verlangt. Es gibt also ein Führungsvakuum und auch ein Vertrauensdefizit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern“, kritisiert Hart. Er mahnt, dass die Länder der G20 und der G7 eine Führungsrolle übernehmen müssen.
Hart spricht mit so sehr viel Leidenschaft. Dabei kam er ungeplant und “plötzlich” zum Klimaschutz. Harts Einsatz für das Weltklima begann etwa 2004 während seiner Zeit als Diplomat aus Barbados bei der UNO. Damals wurde der Klimawandel zu einer der großen außenpolitischen Prioritäten der Regierung von Barbados. Hart sagt selbst: “Ich wurde ins kalte Wasser geworfen. Ich bin kein Klimawissenschaftler oder etwas Ähnliches. Ich bin ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler und ehrlich gesagt, musste ich in den Verhandlungen sehr schnell schwimmen lernen”. Seine erste UNFCCC-Verhandlung war 2007 auf der Klimakonferenz in Bali. Hart hat in den Verhandlungen immer wieder die Interessen von Inselstaaten und kleinen Entwicklungsländern vertreten.
Wie wichtig es ist, sich mit den Entwicklungsbedürfnissen auseinanderzusetzen, hat Hart schon früh in seinem Leben erkannt. Er wuchs in Church Village auf Barbados auf und wurde früh mit Armut konfrontiert. Starke familiäre und gemeinschaftliche Bindungen linderten das Fehlen materieller Güter. Er schildert seine Jugend und die Grundschule des Dorfes: “Die Kinder kamen ohne Schuhe zur Schule. Meine Eltern hatten keinen Strom. Ich habe im Licht einer Kerosinlampe gelesen”. Mit elf Jahren wurde er aufgrund seiner hervorragenden schulischen Leistungen in das Harrison College, ein Gymnasium in der Hauptstadt Barbados, Bridgetown, aufgenommen.
Seine Jugend und das tägliche Pendeln zwischen dem armen ländlichen Barbados und der Hauptstadt mit gepflasterten Straßen, Autos und anderen Annehmlichkeiten, wecken früh ein Verständnis von Ungerechtigkeit und den Sorgen ärmerer Menschen. “Wir müssen denjenigen, die an vorderster Front von der Klimakrise betroffen sind, dringend Klimagerechtigkeit verschaffen. Das bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass die seit langem gemachten Versprechungen in Bezug auf die Finanzierung eingehalten werden und dass der Anpassung und dem Aufbau von Widerstandsfähigkeit Priorität eingeräumt wird”, sagt Hart.
Bevor er zum UN-Sonderberater wird, war Hart als geschäftsführender Direktor der Interamerikanischen Entwicklungsbank tätig. Aus dieser Tätigkeit kennt er die Notwendigkeit nach Finanzmitteln aus erster Hand. Im Gespräch nennt er beispielsweise die Idee des UN-Generalsekretärs für einen globalen Solidaritätspakt, der “auf den Partnerschaften für eine gerechte Energiewende aufbaut, für die sich der Generalsekretär in den letzten zwei Jahren eingesetzt hat”.
Die Welt verfüge schon über alle Instrumente zur Lösung der Klimakrise, bekräftigt Hart die Botschaft von António Guterres. “Was wir brauchen, ist Zusammenarbeit und Kooperation zwischen Ländern, Finanzinstitutionen und Unternehmen, um die großen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung und der Klimagerechtigkeit zu lösen.”
Auch im Angesicht der großen Herausforderungen bleibt Hart optimistisch. Er sei “immer noch hoffnungsvoll, immer noch optimistisch”. Urmi Goswami
eine lange Gipfel-Woche neigt sich dem Ende zu. Nachdem sich der Staub der politischen Reden etwas gelegt hat, ziehen wir in diesem Climate Table Special Bilanz: Auf dem Klima-Ehrgeiz-Gipfel von António Guterres und bei der UN-Generalversammlung gab es ein paar neue Finanzzusagen und Ankündigungen zum Kohleausstieg. Einen Durchbruch gab es nicht, aber das Treffen sollte vor allem auch Schwung für die Verhandlungen in Dubai im Dezember bringen.
Um auf der COP28 neue Durchbrüche zu erzielen, braucht es neue Bündnisse, schreibt Urmi Goswati. Schon auf der letzten Klimakonferenz konnten wir den Beginn des Aufbruchs alter Blöcke beobachten. Bei aktuellen Vorschlägen wie der Verdreifachung der Erneuerbaren und dem Ausstieg aus den fossilen Energien könnte es zu ganz neuen Bündnissen kommen, die sich an nationalen Interessen orientieren statt an alten Blöcken. Doch auch die erweiterte BRICS-Gruppe als neues fossiles Schwergewicht könnte ihren Einfluss geltend machen.
Schließlich findet Klimapolitik manchmal auch da statt, wo nicht “Klima” auf dem Etikett steht. Kommende Woche findet in Bonn ein Gipfel der chemischen Industrie statt. Ein Ziel ist es, Müll und Verschmutzung der Umwelt und Emissionen zu verringern. Leonie Sontheimer hat deshalb das Hamburger Start-up Traceless und sein Konzept für kompostierbares Plastik analysiert.
Beste Grüße
Knapp drei Monate vor der COP28 in Dubai hat UN-Generalsekretär António Guterres klargemacht, dass er die internationale Klimapolitik nicht den UN-Mitgliedsländern überlassen will. Mit seinem eintägigen “Climate Ambition Summit” und den vielen Veranstaltungen rund um den SDG-Gipfel und die UN-Generalversammlung in New York hat Guterres einen deutlichen Führungsanspruch bei diesen Fragen angemeldet. Einen Anspruch, wie ihn die UNO auf einem entscheidenden Gebiet der internationalen Beziehungen schon lange nicht mehr erhoben hat.
Denn der außerplanmäßige “Ehrgeiz-Gipfel” widersprach dem Grundprinzip der regelmäßigen UN-Klimakonferenzen. Dort achten die UN-Länder eifersüchtig darauf, dass der Prozess “party-driven” ist, also die Länder selbst den Kurs bestimmen. Weil das zumindest beim Klima bedeutet, dass zu wenig vorangeht, haben UN-Chefs ab und zu versucht, den Prozess anzutreiben. Niemand hat das aber so deutlich gemacht wie der Portugiese Guterres: Wer auf seinem Gipfel reden wollte, musste sich mit einem detaillierten Fragebogen bewerben: Über 100 Staaten und über 100 Unternehmen suchten deshalb das Licht der Weltöffentlichkeit. Guterres gewährte es nur 34 Staaten und sieben nicht-staatlichen Organisationen.
Damit hat die UNO jetzt, was es eigentlich in ihrem basisdemokratischen Verständnis nicht geben darf: Ein quasi-offizielles Ranking mit dem Siegel des UN-Generalsekretärs, welches Land und welches Unternehmen sich beim Klimaschutz tatsächlich bemüht – und wer für einen Bremser, Schaumschläger, Greenwasher und Profiteur gehalten wird, der die Menschheit veranlasst, “die Pforten der Hölle zu öffnen”, wie es im Guterres-Sound heißt.
Dabei geht es um viel: Für Selwin Hart, den Klimaberater von UN-Generalsekretär António Guterres, steht im Dezember “die wichtigste COP seit Paris” an. Denn die globale Bilanz der Klimaschutzbemühungen, das “Global Stocktake” (GST) sei sehr wichtig, erklärte Hart am Donnerstag im Rückblick auf den eintägigen Gipfel, den er maßgeblich vorbereitet und gelenkt hat. Und um diesem Treffen den nötigen Schwung zu geben, habe die UNO den Tag am Rande der 78. Generalversammlung reserviert. Jetzt sei klar: “Wir hatten noch nie so viel Klarheit darüber, was getan werden muss, von wem und in welchem Zeitrahmen.”
Denn für Hart ist wie für alle Experten klar: Das GST sagt deutlich “wir sind nicht auf dem richtigen Weg”, aber es geht um mehr als den Rückblick. Benötigt werde keine “Kurskorrektur”, sondern eine Transformation mit Blick auf CO₂-Reduktion, Finanzen und Anpassung. Geld, Technik und Wissen seien da, es brauche vor allem politischen Mut. Und weil das so schwer sei, habe Guterres diejenigen ins Schaufenster stellen wollen, die vorangehen, sich aufmachen und Risiken auf sich nehmen.
Deshalb hat der “Ehrgeiz-Gipfel” des UN-Chefs rund um die Veranstaltung in New York eine Menge anderer wichtiger Ankündigungen und Berichte produziert. Sie sollen möglichst viel Schwung nach Dubai mitbringen:
Beim “Climate Ambition Summit” am 20. September hatte UN-Generalsekretär António Guterres im UN-Gebäude eine bunte Truppe von Vorreitern für den Klimaschutz versammelt: Neben traditionell ehrgeizigen Staaten wie den Marshall-Inseln, Tuvalu, Kenia, Nepal oder der EU-Kommission ehrte der UN-Chef mit der knappen Redezeit auch Staaten, die bisher wenig als Klimaschützer in Erscheinung treten: etwa Kuba, Rumänien, Kolumbien oder Kanada. Die Koalition der Willigen wurde ergänzt durch den US-Staat Kalifornien, den Bürgermeister von London, den Internationalen Währungsfonds (IWF) und den Versicherungskonzern Allianz.
Das zeigt: Ernsthafter Klimaschutz sucht sich 70 Tage vor der COP28 in Dubai neue Koalitionen. Jenseits der üblichen Allianzen in der UN finden sich Staaten und Nichtstaaten aus eigenen Interessen zum Handeln zusammen. Welchen Beschluss die COP28 zum zentralen Thema “Global Stocktake” (GST) fällen wird, hängt mehr denn je davon ab, welche Länder Partner finden und Allianzen bilden. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock etwa versucht, die “alten Blöcke in der Klimapolitik aufzubrechen”, denn “Klimapolitik ist schon längst keine Blockfrage mehr.”
Auch im Globalen Norden zeigen sich unterschiedliche Interessen: Das Investitionsprogramm IRA in den USA hat wie der EU-Grenzzoll CBAM das Wettrennen um die globalen grünen Märkte zwischen den Industrieländern verschärft. Die Europäer sind inzwischen vorsichtiger gegenüber den traditionellen Alliierten USA, die mit einem republikanischen Präsidenten ab 2025 der Klimapolitik wieder den Rücken kehren könnten.
Der designierte COP28-Präsident Sultan al Jaber hat seine Ziele für das Treffen im Dezember festgelegt. Dazu gehören:
Jedes dieser Ziele ist ein entscheidender Teil der weltweiten Bemühungen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad bis 2100 zu begrenzen. Allerdings sind nicht alle Unterzeichner des Pariser Abkommens bereit, alle diese Maßnahmen zu unterstützen. Für eine breitere Akzeptanz und einen funktionierenden Kompromiss müssen Bündnisse gefunden werden – die nicht unbedingt die traditionellen Gruppierungen in der UNO, sondern eher nationale Interessen widerspiegeln.
Ein praktisches Beispiel: Bei der COP27 in Ägypten fand ein überraschender Vorschlag Indiens überraschende Alliierte und überraschende Gegner. Die Formulierung für den Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen (“phase down all fossil fuels”) fand die Unterstützung der EU und dann der kleinen Inselstaaten – insgesamt etwa 80 Länder. Allerdings fand Indiens Vorstoß keine Unterstützung bei seinen üblichen Unterstützern wie China und Saudi-Arabien. Und auch bei der ägyptischen COP-Präsidentschaft fand der Vorschlag aus Indien, immerhin ebenfalls ein Mitglied der G77/China-Gruppe, keinen Anklang.
Doch der New Yorker Gipfel hat den Druck wachsen lassen, auch in Dubai den Ausstieg aus den Fossilen voranzutreiben. Auch hier forderten etwa die Inselstaaten einen “Nicht-Verbreitungsvertrag” für Fossile, die “alle 17 SDG-Ziele unterminieren”, wie es Kausea Natano, Premier von Tuvalu, formulierte. Für diesen Plan wird wohl wieder einmal eine nicht-traditionelle Allianz zum Einsatz kommen müssen. Denn beim G20-Ministertreffen zur Energiewende, bei dem eine Einigung über den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen angestrebt wurde, stieß dieser Vorschlag nach Informationen von Table.Media auf den Widerstand von Saudi-Arabien, China, den USA, Brasilien und Südafrika – ebenfalls eine bemerkenswerte Allianz, die nicht traditionellen Grenzen folgt. Indien als G20-Vorsitz scheiterte mit seinem Vorstoß zum Ausstieg und musste eine Wiederholung der bestehenden Formulierungen zur Kohle akzeptieren.
Auch bei der Einigung über die Verdreifachung der erneuerbaren Energien braucht es neue Allianzen: In den G20-Verhandlungen wurde dieser Plan unterstützt von Indien, der EU und Deutschland. Aber Widerstand kam nach Informationen von Table.Media von Ländern, die “andere Optionen als erneuerbare Energien zur Dekarbonisierung ihrer Energiesysteme” in Betracht zogen: Das machte Länder wie die USA und Saudi-Arabien zu Nein-Sagern. Auch Frankreich stimmte wegen seiner Atom-Politik nicht zu.
Dabei hat die jüngste Zeit erwiesen: Es ist möglich, historische Differenzen zu überbrücken, wie bei der COP27 (Vorschlag zum fossil fuel phase-down). Gleichzeitig können auch die wohlhabenden Länder in der Energiepolitik mitunter uneins sein (wie beim Streit um fossile Investitionen beim G7-Treffen in Japan 2022). Und nationale Interessen und Pragmatismus schaffen neue Allianzen (Verdreifachung der Erneuerbaren beim G20 in Indien). Fraglich bleibt auch, wie sich die neuen Bündnisse in der Klimapolitik niederschlagen: Die Erweiterung der BRICS-Staaten um Länder wie Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen hat aus dem Bündnis ein Schwergewicht der Öl- und Gas-Produzenten gemacht. In der Vergangenheit haben die BRICS-Staaten keine gemeinsame Haltung zu Klimafragen gefunden.
Fest stehen die alten Fronten dagegen beim Thema Finanzierung: Industriestaaten, die bisher ihr Versprechen von 100 Milliarden Dollar jährlich für Klimahilfen für Entwicklungsländer nicht eingelöst haben. Hier dominiert noch die Denkweise, man müsse für Fortschritte “die G77 und China aufbrechen” – oder auf der anderen Seite, alle reichen Industrieländer als Kolonialmächte und Hauptverursacher der Klimakrise in einen Topf zu werfen. Dieser Dualismus hat die COPs lange dominiert und wird sich so schnell nicht auflösen. Mitarbeit: Bernhard Pötter
Für den 27. September hat Olaf Scholz zu einem Spitzentreffen der Chemieindustrie im Kanzleramt eingeladen. Eins der zehn geladenen Unternehmen ist kein großer Konzern, sondern ein kleines Start-up für die Kreislaufwirtschaft: Das Hamburger Unternehmen “Traceless” hat große Pläne. “Unser Geschäftszweck ist es, der Umwelt zu helfen”, sagt Gründerin und Ingenieurin Anne Lamp. Beim Spitzentreffen möchte sie nicht als Feigenblatt für die konventionelle Industrie herhalten, sondern diese umkrempeln. Mit einem Produkt, das Plastik ersetzen und keine Spuren in der Umwelt hinterlassen soll.
Ort und Zeit für den Chemie-Gipfel sind kein Zufall: Vom 25. bis 29. September findet in Bonn die fünfte internationale Chemikalienmanagement-Konferenz (ICCM5) statt – die COP der chemischen Industrie. Während der ersten ICCM 2006 in Dubai wurde ein unverbindliches Rahmenwerk verabschiedet, das SAICM. Das Ziel: Ab 2020 sollten Chemikalien so verwendet und hergestellt werden, dass erhebliche negative Effekte auf menschliche Gesundheit und die Umwelt minimiert werden. Dieses Ziel wurde weit verfehlt.
Bei der ICCM5 soll nun unter deutschem Vorsitz der überfällige globale Rahmen für nachhaltiges Wirtschaften im Chemikalienbereich vereinbart werden. Dabei sollten laut Anita Breyer, Präsidentin der ICCM5, alle Sektoren, also Chemieindustrie, verarbeitende Industrie, Bergbau, Landwirtschaft und Dienstleistungen “bewusster über den Einsatz von Chemikalien entscheiden, um schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und die Umwelt über den gesamten Lebenszyklus zu vermeiden.” Dafür müssten insbesondere gesetzliche Grundlagen, Regulierungen sowie behördliche Kapazitäten geschaffen werden.
Wie bei den meisten Klima-COPs sind auch von der ICCM keine völkerrechtlich bindenden ambitionierten Ziele zu erwarten. Auch hier fordern Schwellen- und Entwicklungsländer finanzielle Unterstützung für die Umsetzung der Ziele und den Umbau der Industrie.
Diese Transformation will Traceless vorantreiben. Gründerin Anne Lamp hat als Verfahrenstechnikerin für verschiedene Unternehmen gearbeitet, bevor sie 2020 gemeinsam mit Johanna Baare das Unternehmen gegründet hat. Derzeit beschäftigen die beiden 37 Mitarbeitende. In einer Pilotfabrik bei Hamburg wird aus Pflanzenresten der industriellen Getreideverarbeitung ein Biomaterial hergestellt, das Plastik ersetzen soll. Das Granulat soll mit Standardtechnologien der Kunststoff- und Verpackungsindustrie weiterverarbeitet werden – zu Kleinteilen wie Einweg-Besteck oder Beschichtung von Papier. Kleiderhaken aus dem Material hingen bereits als Pilotprodukt bei C&A in der Sockenabteilung.
Der Clou: Das gelb-braune Biomaterial von Traceless soll komplett kompostierbar sein – daher der Name. Bei der Produktion würden keine chemischen Produkte eingesetzt, es entstünden weder Abwasser noch Abfälle, heißt es. Und auch der CO₂-Fußabdruck soll verschwindend gering sein. Laut Untersuchung eines Risikokapitalfonds wird bei der Produktion und der Entsorgung von Traceless im Vergleich zu neuem Plastik bis zu 95 Prozent weniger Treibhausgas emittiert.
Dafür habe man “einen deutlich weniger energieintensiven Prozess entwickelt”, sagt Anne Lamp. “Kunststoff besteht aus langen Ketten von Makromolekülen. Sie künstlich herzustellen, braucht viel Energie. Wir nutzen die Polymere, die die Natur selbst produziert hat und sparen dadurch Energie in der Produktion.”
Deshalb seien die natürlichen Polymere auch kompostierbar: “Die Mikroorganismen da draußen kennen die Polymere schon und wissen, wie sie sie zersetzen können”, steht auf der Webseite des Start-ups. Lamp ist Verfechterin der Kreislaufwirtschaft, darin sieht sie die Lösung für Klimawandel, Ressourcenverbrauch, Umweltverschmutzung. Und sie wünscht sich Konkurrenz: “Wir hoffen, dass noch viel, viel mehr Start-ups neue Biomaterialien auf den Markt bringen, die auf Reststoffen basieren.”
Ihr ist klar: “Wir können nicht alles Plastik mit Traceless ersetzen.” Das liege unter anderem daran, dass sich das Material bei längerem Kontakt mit Wasser zersetzt. Das Traceless-Verfahren lässt Lamp trotzdem patentieren. Sie strebt mit dem Granulat einen Markteintritt für Anfang 2025 an. Gerade wird die erste Industrieanlage geplant, die durch das Bundesumweltministerium mit fünf Millionen Euro gefördert wird.
Doch nicht alle sind begeistert. Für Thomas Fischer, Experte für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe DUH, führt der Ansatz von Traceless nicht zu weniger Müll. Er kritisiert, wie die Kunststoff-Industrie allgemein mit Kompostierbarkeit wirbt. “Die Frage ist doch: Wie entsorgen Menschen diese Produkte? Die wenigsten haben einen eigenen Kompost im Garten. In der Biotonne darf Biokunststoff aber nicht entsorgt werden – mit Ausnahme der Bioplastik-Beutel.” Die Deutsche Umwelthilfe hat letztes Jahr von einer Kompostierungsanlage prüfen lassen, wie gut verschiedene Produkte verrotten, die als “kompostierbar” oder “biologisch abbaubar” beworben werden. “Da hat sich fast nichts abgebaut”, fasst Fischer das Ergebnis des Versuchs zusammen.
An Traceless kritisiert Fischer vor allem, dass mit dem Material auch Einweg-Produkte hergestellt werden sollen. “Selbst wenn so eine Pommes-Gabel einwandfrei kompostierbar wäre, verschwendet sie als Einweg-Produkt Ressourcen, wo es doch eigentlich Mehrweg-Alternativen gibt.”
Ein besonders großes Potenzial für grüne Chemie sieht Fischer in einer weiter optimierten Getrenntsammlung von Bioabfall. “Viel zu viel Organik landet ungenutzt im Restmüll. Dabei könnte man daraus noch Stoffe herstellen, die in der Chemie verwendet werden können.” Derzeit kämen erneuerbare Rohstoffe jedoch eher als Zuckerrohr aus Brasilien oder Mais aus USA. Das sei billig, aber nicht der richtige Weg.
Großbritannien schraubt seine Klimaschutz-Ziele zurück. Das Verbot neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge werde von 2030 auf 2035 verschoben, kündigte Premierminister Rishi Sunak am Mittwoch an. Außerdem werde die Umstellung von Gaskesseln auf Wärmepumpen in Privathaushalten verlangsamt und kein Hausbesitzer gezwungen, Wärmedämmung zu verbessern. Damit sollten die nach den Worten Sunaks inakzeptablen Kosten für die Bürger gesenkt werden. Mit Blick auf die bisherigen Klimaschutz-Ziele sagte er auf einer Pressekonferenz: “Wenn wir diesen Weg fortsetzen, riskieren wir, die britische Bevölkerung zu verlieren”. Dann werde es kein Verständnis für die Maßnahmen geben.
Sunak warf früheren Regierung vor, sich zu schnell auf Klima-Neutralitäts-Ziele festgelegt zu haben, ohne dafür die Unterstützung der Öffentlichkeit zu haben. Seine Regierung bleibe dem Ziel verpflichtet, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Diese sogenannte Klimaneutralität bedeutet, dass höchsten so viel Treibhausgas in die Atmosphäre abgegeben wird, wie gleichzeitig aus der Atmosphäre entnommen wird. Nach Sunaks Ansicht kann sich Großbritannien eine Verzögerung des Klimaschutzes leisten, weil es “so weit vor allen anderen Ländern der Welt” sei.
Beobachter sehen einen Zusammenhang mit den Parlamentswahlen im kommenden Jahr. Demnach setzt Sunak darauf, dass die Rücknahme einiger Maßnahmen angesichts von Inflation und stagnierender Wirtschaft Wähler für seine Partei einnehmen kann.
Der Verkehrssektor ist für 34 Prozent der CO₂-Emissionen Großbritanniens verantwortlich, so viel wie kein anderer Sektor. Großbritanniens unabhängiger Klimaberater, der Ausschuss für Klimawandel, schätzt, dass ein Ausstieg aus Benzin-, Diesel- und Hybridfahrzeugen bis 2030 bis zu 110 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente einsparen könnte, verglichen mit einem Ausstieg bis 2035.
Die Emissionen von Privathaushalten, die zum größten Teil durch Heizen verursacht werden, machen etwa 17 Prozent der CO₂-Emissionen des Landes aus. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch von Gebäuden und der Industrie in Großbritannien bis 2030 um 15 Prozent zu senken, und hatte sich zum Ziel gesetzt, die Installation neuer Gasheizkesseln ab 2035 schrittweise einzustellen.
Sunaks Ankündigung, dass die Regierung niemanden zwingen werde, einen bestehenden Heizkessel auszutauschen, und dass die Menschen nur dann umsteigen müssten, wenn sie ab 2035 einen solchen ersetzen wollten, bestätigte jedoch schon bestehende Politik, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Eine im Juni im Auftrag von Scottish Power und WWF UK durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass bis zum Jahr 2030 sechs Millionen Haushalte besser isoliert werden müssten, um das Ziel der Regierung, den Energieverbrauch der Haushalte zu senken, zu erreichen; mit den derzeitigen Maßnahmen dürften jedoch nur 1,1 Millionen erreicht werden. rtr/nib
Europa könnte einen Großteil seines künftigen Wasserstoffbedarfs selbst decken, allerdings fließen in einige der vielversprechendsten Regionen für die Erzeugung des Energieträgers noch zu wenig Investitionen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer ISI, des RIFS Potsdam und der Deutschen Energie-Agentur (Dena), die am Freitag vorgestellt werden soll und die Table.Media vorab vorlag. Zu ähnlichen Ergebnissen kam bereits eine Studie des Fraunhofer ISI im August.
“Stärkere Kooperation auf EU-Ebene könnte helfen, die Investitionen in die richtige Richtung zu lenken”, heißt es in einer Mitteilung des Fraunhofer ISI. Aktuell würden Förderprogramme der EU wie der EU-Innovationsfonds das Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Bedarf noch verstärken. Die Studienautoren empfehlen unter anderem höhere Fördermittel auf EU-Ebene. Dies liege auch im Interesse Deutschlands, das auch langfristig auf Wasserstoffimporte angewiesen sei. Alternativ könnte die Koordination zwischen Staaten mit hoher Erzeugung und hoher Nachfrage über Auktionsmodelle gestärkt werden.
Die Autoren halten außerdem die Vorgaben des Delegierten Rechtsakts der EU-Kommission zu Wasserstoff für zu schwach. Er soll eigentlich sicherstellen, dass der erneuerbare Strom für die Wasserstoffproduktion nur aus zusätzlichen Anlagen kommt und die Wasserstoffnachfrage nicht die Dekarbonisierung anderer Sektoren schwächt.
“Die Anforderungen an die Zusätzlichkeit allein können jedoch nicht sicherstellen, dass Projekte für erneuerbaren Wasserstoff nicht – zumindest teilweise – Investitionen in erneuerbare Energien im Energiesektor ersetzen“, heißt es in der Studie. Die Autoren empfehlen deshalb mit der Novelle der Governance-Verordnung im kommenden Jahr, für jeden Mitgliedstaat nationale Ziele für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien einzuführen. Verpflichtende nationale Ziele wurden aber mit der jüngsten Novelle der Erneuerbare-Energien-Verordnung gerade erst aufgegeben. Neue Ziele in der Governance-Verordnung könnten der Studie zufolge zunächst freiwillig bleiben. Falls ein Mitgliedstaat sie erfüllt, könne es im Gegenzug Ausnahmen von den Zusätzlichkeitsanforderungen geben. ber
“Wir befinden uns in einem äußerst kritischen Moment im Kampf gegen die Klimakrise”. Diese Worte von Selwin Hart, dem Sonderberater des UN-Generalsekretärs für den Klimawandel, sind keine Standardrhetorik, die im Vorfeld eines großen Klimatreffens geäußert wird.
Hart ist seit 2020 Sonderberater von António Guterres und tief besorgt: “Offen gesagt, sind wir nicht in einer guten Lage”. Der Diplomat aus dem karibischen Inselstaat Barbados verweist auf die Klimaindikatoren: “Sie gehen alle in die falsche Richtung”, erklärt er seine Sorge.
Was Hart am meisten beunruhigt, ist das Fehlen einer Führungsrolle in einer Zeit, in der die Länder nicht mehr in der Lage zu sein scheinen, zusammenzuarbeiten. “Die Länder, die finanziell und technologisch in der Lage sind, die Führung zu übernehmen, tun dies nicht in der Weise, wie es die Wissenschaft unbedingt verlangt. Es gibt also ein Führungsvakuum und auch ein Vertrauensdefizit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern“, kritisiert Hart. Er mahnt, dass die Länder der G20 und der G7 eine Führungsrolle übernehmen müssen.
Hart spricht mit so sehr viel Leidenschaft. Dabei kam er ungeplant und “plötzlich” zum Klimaschutz. Harts Einsatz für das Weltklima begann etwa 2004 während seiner Zeit als Diplomat aus Barbados bei der UNO. Damals wurde der Klimawandel zu einer der großen außenpolitischen Prioritäten der Regierung von Barbados. Hart sagt selbst: “Ich wurde ins kalte Wasser geworfen. Ich bin kein Klimawissenschaftler oder etwas Ähnliches. Ich bin ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler und ehrlich gesagt, musste ich in den Verhandlungen sehr schnell schwimmen lernen”. Seine erste UNFCCC-Verhandlung war 2007 auf der Klimakonferenz in Bali. Hart hat in den Verhandlungen immer wieder die Interessen von Inselstaaten und kleinen Entwicklungsländern vertreten.
Wie wichtig es ist, sich mit den Entwicklungsbedürfnissen auseinanderzusetzen, hat Hart schon früh in seinem Leben erkannt. Er wuchs in Church Village auf Barbados auf und wurde früh mit Armut konfrontiert. Starke familiäre und gemeinschaftliche Bindungen linderten das Fehlen materieller Güter. Er schildert seine Jugend und die Grundschule des Dorfes: “Die Kinder kamen ohne Schuhe zur Schule. Meine Eltern hatten keinen Strom. Ich habe im Licht einer Kerosinlampe gelesen”. Mit elf Jahren wurde er aufgrund seiner hervorragenden schulischen Leistungen in das Harrison College, ein Gymnasium in der Hauptstadt Barbados, Bridgetown, aufgenommen.
Seine Jugend und das tägliche Pendeln zwischen dem armen ländlichen Barbados und der Hauptstadt mit gepflasterten Straßen, Autos und anderen Annehmlichkeiten, wecken früh ein Verständnis von Ungerechtigkeit und den Sorgen ärmerer Menschen. “Wir müssen denjenigen, die an vorderster Front von der Klimakrise betroffen sind, dringend Klimagerechtigkeit verschaffen. Das bedeutet, dass wir sicherstellen müssen, dass die seit langem gemachten Versprechungen in Bezug auf die Finanzierung eingehalten werden und dass der Anpassung und dem Aufbau von Widerstandsfähigkeit Priorität eingeräumt wird”, sagt Hart.
Bevor er zum UN-Sonderberater wird, war Hart als geschäftsführender Direktor der Interamerikanischen Entwicklungsbank tätig. Aus dieser Tätigkeit kennt er die Notwendigkeit nach Finanzmitteln aus erster Hand. Im Gespräch nennt er beispielsweise die Idee des UN-Generalsekretärs für einen globalen Solidaritätspakt, der “auf den Partnerschaften für eine gerechte Energiewende aufbaut, für die sich der Generalsekretär in den letzten zwei Jahren eingesetzt hat”.
Die Welt verfüge schon über alle Instrumente zur Lösung der Klimakrise, bekräftigt Hart die Botschaft von António Guterres. “Was wir brauchen, ist Zusammenarbeit und Kooperation zwischen Ländern, Finanzinstitutionen und Unternehmen, um die großen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung und der Klimagerechtigkeit zu lösen.”
Auch im Angesicht der großen Herausforderungen bleibt Hart optimistisch. Er sei “immer noch hoffnungsvoll, immer noch optimistisch”. Urmi Goswami