Table.Briefing: Climate

+++ Table.Alert zur China-Strategie: Bundesregierung will Dialog zu Chinas Kohleausstieg +++

Table.Alert: China-Strategie der Bundesregierung

Liebe Leserin, lieber Leser,

beim Klimaschutz, so heißt es, muss man alle mitnehmen und darf niemanden überfordern. Was die Bundesregierung in den letzten Wochen beim Streit um das “Heizungsgesetz” bitter im eigenen Land erfahren hat, ist auch die Richtschnur für den klimapolitischen Teil der China-Strategie, über die wir in dieser Sondernummer berichten – sie heißt konkret: China fordern, aber nicht überfordern.

Denn kein Land ist weltweit wichtiger als China, wenn es um den Klimaschutz geht: Das Land emittiert am meisten CO₂, baut mit Abstand am meisten Erneuerbare, flutet den Rest der Welt mit Solartechnik und E-Autos. Es leidet massiv unter Klimafolgen wie Dürre und Überflutungen und versteckt sich auf der Weltbühne hinter seinem offiziellen Status als Schwellenland.

Die China-Strategie der Bundesregierung plädiert vor diesem Hintergrund für echte Diplomatie im Rahmen der Klimadiplomatie: Klar sagen, was man erwartet (schnelle CO₂-Reduktion, konstruktive Rolle in der UNO, grünere Finanzen), aber das Angebot zur Zusammenarbeit auf Augenhöhe hochhalten. Das ist sehr im Sinne Deutschlands – denn China wartet nicht auf Partner, sondern besetzt die grünen Märkte. Beim Ausbau der Erneuerbaren oder der E-Autoindustrie hat es sich von Deutschland bereits weit abgesetzt. Dennoch weiß auch die Führung in Peking, dass nicht einmal China die Klimakrise allein lösen kann.

Daher stellt die Strategie die Zusammenarbeit mit China in diesem Bereich prominent an den Beginn des Konzepts: So wird Klimapolitik jenseits ihrer engen Bestimmung auch zum Türöffner oder Tür-Offenhalter zu einem Regime, das in anderen Bereichen zunehmend autokratisch agiert und auf Konfrontation mit dem Westen setzt. So wird Klimapolitik tatsächlich zur Geo-Politik: Als Möglichkeit, die Klimakrise zu lindern, aber gleichzeitig auch, ein Klima der Kooperation in anderen Bereichen vorzubereiten.

Es wird nun spannend, ob und wie China auf diese Vorschläge reagiert. Wir beim Climate.Table werden das genau beobachten. Viel Spaß beim Lesen und behalten Sie einen langen Atem!

Ihr
Bernhard Pötter
Bild von Bernhard  Pötter

Analyse

“China zu ambitionierteren Zielen bewegen”

Bei grünen Technologien wie Solaranlagen und Lithiumbatterien und bei Rohstoffen für die Energiewende gebe es “kritische Abhängigkeiten” von China, die die Volksrepublik “im Umgang mit anderen Ländern bereits instrumentalisiert” habe, warnt die Bundesregierung in ihrer heute veröffentlichten China-Strategie. Sie strebt daher eine Diversifizierung der Lieferketten an und will “Europas Innovationskraft und Produktionskapazitäten auch bei Umwelttechnologien” stärken.

Dafür soll der “Einsatz staatlicher Mittel”, also die Subventionierung von Investitionen, vereinfacht werden. Von der Unterstützung eines “Importstopps aus Regionen mit besonders schweren Menschenrechtsverletzungen”, wie er noch in einem Entwurf der Strategie stand, ist in der finalen Version nicht mehr die Rede. Das könnte erneut die Debatte über die solare Lieferkette und die Vorwürfe der Zwangsarbeit in der Uiguren-Provinz Xinjiang befeuern.

Allerdings kann die Bundesregierung bei der Diversifizierung nicht allzu konfrontativ auftreten. Denn wenn China sich angegriffen fühlt, könnte es zurückschlagen. Im Januar wurden Exportbeschränkungen für Solarproduktionsanlagen publik – die konkrete Umsetzung wird laut Branchenexperten derzeit noch von der chinesischen Regierung diskutiert. Und erst vor wenigen Tagen hat China den Export von Gallium und Germanium eingeschränkt. Grüne Industrien sind zwar nur sehr bedingt betroffen, weil die beiden Rohstoffe nur bei wenigen speziellen Solaranwendungen gebraucht werden. Aber die Entscheidung wird als Warnsignal Chinas verstanden: “De-Risking” könnte neue Risiken für diese Lieferketten bedeuten.

China in internationaler Klimapolitik stärker fordern

Schon bei den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen im Juni in Berlin wurde klar: In der internationalen Klimapolitik will die Bundesregierung China stärker fordern. “Für den Erhalt des Weltklimas steht China in besonderem Maße in Verantwortung”, heißt es in der Strategie. “Wenn Scholz das nächste Mal mit Xi Jinping spricht, gehört das Thema Klima auf seinen Sprechzettel”, betont Lutz Weischer von der Umwelt- und Entwicklungs-NGO Germanwatch die hohe Bedeutung des Themas in der Strategie.

Der Hintergrund: China ist derzeit mit weitem Abstand der größte CO₂-Emittent. Das chinesische Klimaziel, den Emissionshöhepunkt bis 2030 zu erreichen, ist nicht mit den Pariser Klimazielen vereinbar. Würden alle Staaten ähnliche unambitionierte Maßnahmen umsetzen, würde die globale Erwärmung bis zu drei Grad erreichen, so der Climate Action Tracker.

Deshalb will die Bundesregierung künftig “China zu ambitionierteren Zielen bei der Senkung der Treibhausgasemissionen bewegen”. Hier spricht die Regierung eine deutliche Erwartung aus, dass China als “zweitgrößte Volkswirtschaft entsprechend ihren Möglichkeiten und Verantwortung zum Klimaschutz beiträgt”.

Dialog zum Kohleausstieg

Klimaschutz soll zu einem “Schwerpunkt der bilateralen Zusammenarbeit” werden. Dabei will die Regierung auch den Kohleausstieg in China thematisieren. Klare Forderungen oder Angebote der Zusammenarbeit stehen nicht in der Strategie und wurden auch nicht bei den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen beschlossen. Denn das Thema ist sensibel: Kohle ist für Chinas Energiesicherheit von großer Bedeutung. Zudem gibt es eine starke Kohlelobby in der Volksrepublik. Auch will die Bundesregierung den Klima- und Transformationsdialog mit China nutzen, um “Industrieprozesse klimafreundlicher zu machen, die Energiewende zu beschleunigen, den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität zu erleichtern”.

China dürfe die Zusammenarbeit beim Klimaschutz aber nicht “als Druckmittel” verwenden, um Interessen in anderen Bereichen durchzusetzen, warnt die Strategie, ohne weiter ins Detail zu gehen.

China soll bei Klimafinanzierung mehr tun

Die Bundesregierung will auch erreichen, dass sich China an der sogenannten globalen Loss-and-Damage-Finanzierung über einen neuen Fonds beteiligt – also Finanzmittel zur Verhinderung und Anpassung an die Folgen der Klimakrise in ärmeren Staaten bereitstellt. Über die Details dieses “Loss and Damge Fonds”, der auf der COP27 beschlossen wurde, wird in diesem Jahr auf UN-Ebene in einem Komitee beraten. Eine Entscheidung darüber, wer einzahlt und wer Geld bekommt, soll auf der COP28 in Dubai fallen. Die Entwicklungsländer würden “eine größere chinesische Beteiligung” erwarten, so die Bundesregierung.

Auch solle sich China an den Verhandlungen beteiligen, wie die Klimafinanzierung nach 2025 aussehen soll und dazu beitragen, die chinesischen Finanzflüsse mit dem Pariser Klimaabkommen in Einklang zu bringen. Auch wirbt die Bundesregierung dafür, dass sich China an neuen Finanzierungsmodell wie Debt-for-nature oder Debt-for-climate-Swaps beteiligt. Die Volksrepublik ist der größte bilaterale Gläubiger und könnte bei diesen Themen eine wichtige Rolle spielen.

China zieht sich bei der Klimafinanzierung regelmäßig auf den Standpunkt zurück, es sei laut offizieller Lesart ein Entwicklungsland und müsse sich deshalb nicht an der Klimafinanzierung beteiligen. Ein Beitritt zu Scholz Klimaclub stehe China bei “entsprechendem klimapolitischen Ambitionsniveau” offen.

Viele Arbeitsaufträge für die Regierung

Klimapolitik-Experte Weischer bemängelt jedoch auch einige Leerstellen der Strategie, wie “die Reduktion der Methan-Emissionen, die für die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels wichtig seien. Auch werden kaum konkrete Maßnahmen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit genannt, “wie die Emissionen Chinas kurzfristig gesenkt werden könnten“.

Es werde jetzt entscheidend sein, wie die Strategie umgesetzt wird, so Weischer. “Ich sehe da viele Arbeitsaufträge an das Auswärtige Amt und das Wirtschaftsministerium, beispielsweise zum Dialog zum Kohleausstieg oder Chinas Rolle in der Klimafinanzierung.” Im AA und BMWK müssen jetzt neue Ressourcen bereitgestellt werden, um die Strategie mit Leben zu füllen.

  • China
  • Deutschland
  • Klimafinanzierung
  • Kohleausstieg

News

China will CO₂-Handel ausbauen, Al Jaber stellt COP-Pläne vor

Chinas Minister für Ökologie und Umwelt, Huang Runqiu, kündigte am Donnerstag an, sein Land werde seinen Kohlenstoffmarkt – “den größten der Welt” – weiter ausbauen. Weitere Details, in welchem Umfang und in welchen Sektoren der Ausbau vonstattengehen soll, nannte Runqiu nicht. China werde sich zudem für die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen einsetzen.

Auf der von der EU, China und Kanada gemeinsam veranstalteten Ministertagung zum Klimaschutz in Brüssel (MoCa) hielt auch der designierte Präsident der COP28, Sultan Al Jaber, eine Rede, in der er seine Vision für die Weltklimakonferenz Ende November darlegte. Er forderte:

  • Verdreifachung der Kapazitäten für erneuerbare Energien auf 11.000 Gigawatt,
  • Verdoppelung der Energieeffizienz sowie
  • Verdoppelung der kohlenstoffarmen Wasserstoffproduktion auf 180 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2030.
  • neue mit dem Paris-Abkommen vereinbare nationale Klimaziele (NDCs) bis September 2023.

Methan: Appell an Öl-produzierende Länder

Außerdem forderte er nationale und internationale Ölproduzenten auf, ihre Methanemissionen bis 2030 auf null zu senken. Al Jaber hat zudem die südafrikanische Umweltministerin, Barbara Creecy, und den dänischen Klimaminister, Dan Jørgensen, mit der politischen Konsultation zu kritischen Aspekten des Global Stocktakes beauftragt.

Al Jaber wies erneut auf die “Unvermeidbarkeit des Ausstiegs aus der Nutzung fossiler Brennstoffe” hin und forderte eine “umfassende Umgestaltung” der Klimafinanzierung statt einer “stückweisen Reform”. Ein besonderer Schwerpunkt soll auf der Unterstützung einer “klimapositiven Entwicklung” im globalen Süden liegen.

Es seien die richtigen Zutaten, kommentiert Tom Evans, politischer Berater für Klimadiplomatie und Geopolitik beim Thinktank E3G. Jedoch müssten auf der COP28 die Beschleunigung der Reform des Finanzsystems, um Gelder für Klimaschutz und Anpassung freizusetzen, sowie ein funktionierender Fonds für Schäden und Verluste vorangetrieben werden. luk/cst

  • Al Jaber
  • China
  • COP28
  • Kohleausstieg

Climate.Table Redaktion

REDAKTION CLIMATE.TABLE

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    Table.Alert: China-Strategie der Bundesregierung

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    beim Klimaschutz, so heißt es, muss man alle mitnehmen und darf niemanden überfordern. Was die Bundesregierung in den letzten Wochen beim Streit um das “Heizungsgesetz” bitter im eigenen Land erfahren hat, ist auch die Richtschnur für den klimapolitischen Teil der China-Strategie, über die wir in dieser Sondernummer berichten – sie heißt konkret: China fordern, aber nicht überfordern.

    Denn kein Land ist weltweit wichtiger als China, wenn es um den Klimaschutz geht: Das Land emittiert am meisten CO₂, baut mit Abstand am meisten Erneuerbare, flutet den Rest der Welt mit Solartechnik und E-Autos. Es leidet massiv unter Klimafolgen wie Dürre und Überflutungen und versteckt sich auf der Weltbühne hinter seinem offiziellen Status als Schwellenland.

    Die China-Strategie der Bundesregierung plädiert vor diesem Hintergrund für echte Diplomatie im Rahmen der Klimadiplomatie: Klar sagen, was man erwartet (schnelle CO₂-Reduktion, konstruktive Rolle in der UNO, grünere Finanzen), aber das Angebot zur Zusammenarbeit auf Augenhöhe hochhalten. Das ist sehr im Sinne Deutschlands – denn China wartet nicht auf Partner, sondern besetzt die grünen Märkte. Beim Ausbau der Erneuerbaren oder der E-Autoindustrie hat es sich von Deutschland bereits weit abgesetzt. Dennoch weiß auch die Führung in Peking, dass nicht einmal China die Klimakrise allein lösen kann.

    Daher stellt die Strategie die Zusammenarbeit mit China in diesem Bereich prominent an den Beginn des Konzepts: So wird Klimapolitik jenseits ihrer engen Bestimmung auch zum Türöffner oder Tür-Offenhalter zu einem Regime, das in anderen Bereichen zunehmend autokratisch agiert und auf Konfrontation mit dem Westen setzt. So wird Klimapolitik tatsächlich zur Geo-Politik: Als Möglichkeit, die Klimakrise zu lindern, aber gleichzeitig auch, ein Klima der Kooperation in anderen Bereichen vorzubereiten.

    Es wird nun spannend, ob und wie China auf diese Vorschläge reagiert. Wir beim Climate.Table werden das genau beobachten. Viel Spaß beim Lesen und behalten Sie einen langen Atem!

    Ihr
    Bernhard Pötter
    Bild von Bernhard  Pötter

    Analyse

    “China zu ambitionierteren Zielen bewegen”

    Bei grünen Technologien wie Solaranlagen und Lithiumbatterien und bei Rohstoffen für die Energiewende gebe es “kritische Abhängigkeiten” von China, die die Volksrepublik “im Umgang mit anderen Ländern bereits instrumentalisiert” habe, warnt die Bundesregierung in ihrer heute veröffentlichten China-Strategie. Sie strebt daher eine Diversifizierung der Lieferketten an und will “Europas Innovationskraft und Produktionskapazitäten auch bei Umwelttechnologien” stärken.

    Dafür soll der “Einsatz staatlicher Mittel”, also die Subventionierung von Investitionen, vereinfacht werden. Von der Unterstützung eines “Importstopps aus Regionen mit besonders schweren Menschenrechtsverletzungen”, wie er noch in einem Entwurf der Strategie stand, ist in der finalen Version nicht mehr die Rede. Das könnte erneut die Debatte über die solare Lieferkette und die Vorwürfe der Zwangsarbeit in der Uiguren-Provinz Xinjiang befeuern.

    Allerdings kann die Bundesregierung bei der Diversifizierung nicht allzu konfrontativ auftreten. Denn wenn China sich angegriffen fühlt, könnte es zurückschlagen. Im Januar wurden Exportbeschränkungen für Solarproduktionsanlagen publik – die konkrete Umsetzung wird laut Branchenexperten derzeit noch von der chinesischen Regierung diskutiert. Und erst vor wenigen Tagen hat China den Export von Gallium und Germanium eingeschränkt. Grüne Industrien sind zwar nur sehr bedingt betroffen, weil die beiden Rohstoffe nur bei wenigen speziellen Solaranwendungen gebraucht werden. Aber die Entscheidung wird als Warnsignal Chinas verstanden: “De-Risking” könnte neue Risiken für diese Lieferketten bedeuten.

    China in internationaler Klimapolitik stärker fordern

    Schon bei den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen im Juni in Berlin wurde klar: In der internationalen Klimapolitik will die Bundesregierung China stärker fordern. “Für den Erhalt des Weltklimas steht China in besonderem Maße in Verantwortung”, heißt es in der Strategie. “Wenn Scholz das nächste Mal mit Xi Jinping spricht, gehört das Thema Klima auf seinen Sprechzettel”, betont Lutz Weischer von der Umwelt- und Entwicklungs-NGO Germanwatch die hohe Bedeutung des Themas in der Strategie.

    Der Hintergrund: China ist derzeit mit weitem Abstand der größte CO₂-Emittent. Das chinesische Klimaziel, den Emissionshöhepunkt bis 2030 zu erreichen, ist nicht mit den Pariser Klimazielen vereinbar. Würden alle Staaten ähnliche unambitionierte Maßnahmen umsetzen, würde die globale Erwärmung bis zu drei Grad erreichen, so der Climate Action Tracker.

    Deshalb will die Bundesregierung künftig “China zu ambitionierteren Zielen bei der Senkung der Treibhausgasemissionen bewegen”. Hier spricht die Regierung eine deutliche Erwartung aus, dass China als “zweitgrößte Volkswirtschaft entsprechend ihren Möglichkeiten und Verantwortung zum Klimaschutz beiträgt”.

    Dialog zum Kohleausstieg

    Klimaschutz soll zu einem “Schwerpunkt der bilateralen Zusammenarbeit” werden. Dabei will die Regierung auch den Kohleausstieg in China thematisieren. Klare Forderungen oder Angebote der Zusammenarbeit stehen nicht in der Strategie und wurden auch nicht bei den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen beschlossen. Denn das Thema ist sensibel: Kohle ist für Chinas Energiesicherheit von großer Bedeutung. Zudem gibt es eine starke Kohlelobby in der Volksrepublik. Auch will die Bundesregierung den Klima- und Transformationsdialog mit China nutzen, um “Industrieprozesse klimafreundlicher zu machen, die Energiewende zu beschleunigen, den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität zu erleichtern”.

    China dürfe die Zusammenarbeit beim Klimaschutz aber nicht “als Druckmittel” verwenden, um Interessen in anderen Bereichen durchzusetzen, warnt die Strategie, ohne weiter ins Detail zu gehen.

    China soll bei Klimafinanzierung mehr tun

    Die Bundesregierung will auch erreichen, dass sich China an der sogenannten globalen Loss-and-Damage-Finanzierung über einen neuen Fonds beteiligt – also Finanzmittel zur Verhinderung und Anpassung an die Folgen der Klimakrise in ärmeren Staaten bereitstellt. Über die Details dieses “Loss and Damge Fonds”, der auf der COP27 beschlossen wurde, wird in diesem Jahr auf UN-Ebene in einem Komitee beraten. Eine Entscheidung darüber, wer einzahlt und wer Geld bekommt, soll auf der COP28 in Dubai fallen. Die Entwicklungsländer würden “eine größere chinesische Beteiligung” erwarten, so die Bundesregierung.

    Auch solle sich China an den Verhandlungen beteiligen, wie die Klimafinanzierung nach 2025 aussehen soll und dazu beitragen, die chinesischen Finanzflüsse mit dem Pariser Klimaabkommen in Einklang zu bringen. Auch wirbt die Bundesregierung dafür, dass sich China an neuen Finanzierungsmodell wie Debt-for-nature oder Debt-for-climate-Swaps beteiligt. Die Volksrepublik ist der größte bilaterale Gläubiger und könnte bei diesen Themen eine wichtige Rolle spielen.

    China zieht sich bei der Klimafinanzierung regelmäßig auf den Standpunkt zurück, es sei laut offizieller Lesart ein Entwicklungsland und müsse sich deshalb nicht an der Klimafinanzierung beteiligen. Ein Beitritt zu Scholz Klimaclub stehe China bei “entsprechendem klimapolitischen Ambitionsniveau” offen.

    Viele Arbeitsaufträge für die Regierung

    Klimapolitik-Experte Weischer bemängelt jedoch auch einige Leerstellen der Strategie, wie “die Reduktion der Methan-Emissionen, die für die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels wichtig seien. Auch werden kaum konkrete Maßnahmen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit genannt, “wie die Emissionen Chinas kurzfristig gesenkt werden könnten“.

    Es werde jetzt entscheidend sein, wie die Strategie umgesetzt wird, so Weischer. “Ich sehe da viele Arbeitsaufträge an das Auswärtige Amt und das Wirtschaftsministerium, beispielsweise zum Dialog zum Kohleausstieg oder Chinas Rolle in der Klimafinanzierung.” Im AA und BMWK müssen jetzt neue Ressourcen bereitgestellt werden, um die Strategie mit Leben zu füllen.

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    • Kohleausstieg

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    China will CO₂-Handel ausbauen, Al Jaber stellt COP-Pläne vor

    Chinas Minister für Ökologie und Umwelt, Huang Runqiu, kündigte am Donnerstag an, sein Land werde seinen Kohlenstoffmarkt – “den größten der Welt” – weiter ausbauen. Weitere Details, in welchem Umfang und in welchen Sektoren der Ausbau vonstattengehen soll, nannte Runqiu nicht. China werde sich zudem für die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen einsetzen.

    Auf der von der EU, China und Kanada gemeinsam veranstalteten Ministertagung zum Klimaschutz in Brüssel (MoCa) hielt auch der designierte Präsident der COP28, Sultan Al Jaber, eine Rede, in der er seine Vision für die Weltklimakonferenz Ende November darlegte. Er forderte:

    • Verdreifachung der Kapazitäten für erneuerbare Energien auf 11.000 Gigawatt,
    • Verdoppelung der Energieeffizienz sowie
    • Verdoppelung der kohlenstoffarmen Wasserstoffproduktion auf 180 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2030.
    • neue mit dem Paris-Abkommen vereinbare nationale Klimaziele (NDCs) bis September 2023.

    Methan: Appell an Öl-produzierende Länder

    Außerdem forderte er nationale und internationale Ölproduzenten auf, ihre Methanemissionen bis 2030 auf null zu senken. Al Jaber hat zudem die südafrikanische Umweltministerin, Barbara Creecy, und den dänischen Klimaminister, Dan Jørgensen, mit der politischen Konsultation zu kritischen Aspekten des Global Stocktakes beauftragt.

    Al Jaber wies erneut auf die “Unvermeidbarkeit des Ausstiegs aus der Nutzung fossiler Brennstoffe” hin und forderte eine “umfassende Umgestaltung” der Klimafinanzierung statt einer “stückweisen Reform”. Ein besonderer Schwerpunkt soll auf der Unterstützung einer “klimapositiven Entwicklung” im globalen Süden liegen.

    Es seien die richtigen Zutaten, kommentiert Tom Evans, politischer Berater für Klimadiplomatie und Geopolitik beim Thinktank E3G. Jedoch müssten auf der COP28 die Beschleunigung der Reform des Finanzsystems, um Gelder für Klimaschutz und Anpassung freizusetzen, sowie ein funktionierender Fonds für Schäden und Verluste vorangetrieben werden. luk/cst

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