Table.Briefing: Climate

Schwieriger Loss and Damage-Kompromiss + Lulas Waldpolitik + Wenig Fortschritt bei Methan

  • Loss and Damage: Wo ist der Kompromiss?
  • Waldexperte: Amazonaswald vor dem Kippen bewahren
  • Methan-Emissionen: Viel Schulterklopfen, wenig Konkretes
  • Termine der kommenden Woche
  • Bedrohte CO2-Tresore: Neue Moor-Karte
  • Presseschau
  • Portrait: Saúl Luciano Iliuya – Bergführer nimmt es mit RWE auf
Liebe Leserin, lieber Leser,

der Donnerstag der zweiten COP-Woche ist wie die Klimakrise im Kleinformat: Jetzt rächen sich die Sünden der Vergangenheit. Wir hätten viel früher mit den Lösungen beginnen können, wir hätten viel schneller zu Kompromissen finden sollen. Aber nein, und jetzt haben wir den Salat. Wer in den letzten Tagen gebummelt hat, muss jetzt unter Hochdruck nacharbeiten. Alle Entscheidungen müssen gleichzeitig getroffen werden, Zeit, Kaffee und Geduld werden knapp.

Sharm el Sheikh ist da keine Ausnahme. Donnerstagabend und immer noch ist nicht klar, wo es hingeht. Wird das was mit der “Umsetzungs-COP” und einem Weg zur Finanzierung von Klimaschäden? Gibt es ernsthafte Versprechen, die Emissionen zu senken und Geld für die Ärmsten bereitzustellen? In dieser Ausgabe lesen Sie, dass etwa beim heißesten Eisen, der “Loss and Damage”-Finanzierung, die Vorstellungen noch sehr weit auseinanderliegen.

Dabei gibt es gute Vorschläge. Beispielsweise das Versprechen von Glasgow, schnell den Klimakiller Methan herunterzufahren. Das spart Geld und Treibhausgase und ist machbar. Trotzdem müssen wir ernüchtert feststellen: richtig viel passiert ist nicht. Zu schwierig ist es, aus gewohnten Muster wie der industriellen Landwirtschaft auszusteigen.

Wir jedenfalls bereiten uns auf Überstunden und “Übertage” in Sharm el Sheikh vor. Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Es gilt also: Wach bleiben! Die Lektüre unseres aktuellen Climate.Table wird Ihnen dabei helfen.

Ihr
Bernhard Pötter
Bild von Bernhard  Pötter

Analyse

Wo ist die “Landezone” für Loss and Damage?

Über Erfolg oder Scheitern der “Umsetzungs-Konferenz” entscheidet die Frage, ob es bei Struktur und Finanzierung von “Verlusten und Schäden” (Loss and Damage, L+D) einen Kompromiss gibt. Verhandler nennen das die “Landezone“, wo die Minister sich einigen können. Stand Donnerstagabend liegen die Positionen allerdings noch weit auseinander.

Der Vorschlag der Entwicklungsländer ist eine Maximalforderung des Globalen Südens. Sie sieht vor:

  • Auf der COP27 soll ein Fonds unter der Klimarahmenkonvention beschlossen werden, um “Entwicklungsländern zu helfen, ihre Kosten bei Schäden und Verlusten” zu begegnen.
  • Er soll ähnlich wie der Grüne Klimafonds (GCF) einen Aufsichtsrat und Strukturen zur Organisation haben.
  • Der Fonds soll regelmäßig zusammentreten, zum ersten Mal im März 2023 und internationale Finanzierungsquellen untersuchen.
  • Im Entscheidungsgremium sollen die Entwicklungsländer mit 20 Stimmen eine Mehrheit haben, für die Industrieländer sollen es nur 15 sein.
  • Das Geld für den Fonds soll von den Industrieländern kommen.

Viele Punkte für Industriestaaten unakzeptabel

Damit schreiben die Entwicklungsländer unter der Führung von China ihre Vorstellungen und Forderungen fest. Es ist kein Kompromisspapier: Viele Elemente sind für die Industriestaaten unakzeptabel.

Wie sehr sich diese Vorstellungen von den Ideen der Industrieländer unterscheiden, zeigt der Bericht der Vermittler (Co-Fazilitoren), den diese final am 15.11. veröffentlicht haben. Die chilenische Umweltministerin Maisa Rojas und die deutsche Klima-Beauftragte Jennifer Morgan leiten diese Sondierungen. Sie haben die widersprüchlichen Seiten zusammengestellt.

Der Unterschied zeigt sich etwa darin, dass die Entwicklungsländer sofort ein “ad-hoc-Gremium (Arbeitsgruppe)” beschließen wollen. Die Gegenposition fordert “keine spezifische Gruppe” und nur “Aktivitäten, die kollektiv als Arbeitsprogramm bezeichnet werden können.” Die Differenzen zeigen sich vor allem beim Ziel der Verhandlungen bis 2024:

  • Die erste Option fordert “Finanzierungs-Arrangements” von einer “neuen operierenden Einheit“, die mit dem L+D-Finanzmechanismus in Sharm el Sheikh beschlossen werden soll und “nicht später als zur COP29 (November 2024) arbeitsfähig sein soll.
  • Die zweite Option dagegen will nur “Entscheidungen auf der Basis von Verhandlungen” zwischen 2023 und 2024 über ein “Mosaik aus Finanz-Arrangements” für Loss und Damage.

Fonds beschließen oder nur Prozess zur Diskussion

Das sind also kurz gefasst die unterschiedlichen Positionen:

  • Auf der COP27 einen Fonds zu beschließen, den die Industriestaaten füllen und über den die Entwicklungsländer entscheiden.
  • Oder nur einen Prozess zur Diskussion zu starten und nebenher und unverbindlich Projekte zu Finanzhilfen zu versprechen.

Zwischen den Maximalpositionen “sofort alles beschließen” und “nur beschließen, zu reden” muss es für einen Kompromiss einen Mittelweg geben. Traditionell macht die EU solche Vorschläge. Sie hat auch deutlich gemacht, dass für sie “der Fonds kein Allheilmittel ist”, wie es EU-Klimakommissar Frans Timmermans sagt. Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock meint, die COP27 sei “vielleicht nicht der Ort, um einen Fonds zu beschließen.”

Dagegen strebt die EU laut einer internen Vorlage, die Climate Table vorliegt, ein “Sharm el Sheikh-Arbeitsprogramm” über zwei Jahre an. Demnach könnte ein neuer Fonds unter der UN-Klimakonvention, außerhalb der Konvention oder unter dem Pariser Abkommen gegründet werden. Bestehende Fonds wir der GCF sollten gestärkt und mehr Geld außerhalb der Konvention aufgetrieben werden. Bis März 2023 solle das Arbeitsprogramm eine Inventur machen, was an L+D-Finanzierung bereits möglich sei, welche Lücken es gebe, wie sie am besten zu schließen seien und welche zusätzliche Geldquelle es gebe.

Kritiker warnen vor inaktiver “leerer Hülle”

Die momentane Debatte hat aber noch viele offene Fragen: So ist völlig ungeklärt, was genau Loss and Damage bedeutet. Wo ist die Abgrenzung zu anderen Schäden, wenn dafür Geld fließen soll? Unklar ist auch, welche Staaten eigentlich Geld erhalten sollen. Alle Entwicklungsländer? Nur die Gruppe der am wenigsten entwickelten, der LDC?

Kritiker eines schnellen Fonds-Beschlusses auf der COP27 wie etwa die Environmental Integrity Group (IEG) verweisen auch darauf, dass es wenig Sinn mache, eine “leere Hülle” zu beschließen, die ihre Arbeit nicht aufnehmen kann. Sie verwiesen auf den Green Climate Fund (GCF), der etwa sechs bis acht Jahre brauchte, bis die Gelder flossen. Geld für L+D müsse aber schnell fließen. Dafür sind aus dieser Sicht einzelne Projekte wie der “Global Shield” besser geeignet. Oder es könnte ein “Loss and Damage”-Fenster beim GCF aufgemacht werden.

Streit über Umgang mit Schwellenländern

Schließlich droht im Hintergrund die explosive Frage, wer in einen solchen Fonds einzahlen soll. Für den Vorschlag der G77/China ist klar: die Industriestaaten. Die aber verweisen darauf, dass sich die Welt seit 1992, als die Klimarahmenkonvention beschlossen wurde, drastisch verändert hat. Inzwischen sind Schwellenländer wie China, Korea, Mexiko, Brasilien oder Indonesien potente Volkswirtschaften – und auch große CO2-Emittenten. Von Öl-Ländern wie Saudi-Arabien und ihrem Reichtum aus den Fossilen ganz zu schweigen.

Aus Sicht vieler Experten und Verhandler müssen diese Fragen geklärt werden, ehe man sich in das Abenteuer eines neuen Finanzmechanismus stürzt. Andererseits ist diese Debatte schon lange überfällig. Spätestens mit Einrichtung des Warschau-Mechanismus WIM 2013 hätte das beginnen können.

Sorgfalt und Eile sind für viele Delegierten geboten. Saleemul Huq, Veteran der Verhandlungen, Berater der vulnerablen Länder und Experte am Thinktank ICCCAD hat seinen eigenen, simplen Vorschlag: “Diese COP27 beschließt, eine “Loss and Damage Finance Facility” einzurichten. Nur diesen einen Satz. Und bewusst mit dem unscharfen “Facility”, das kann vieles heißen. Und alle Details klären wir dann bis zur COP28 in einem Jahr.”

  • UNFCCC

“Brasilien darf nicht das Land mit den meisten Rindern bleiben”

Friedrich Bohn forscht am UFZ in Leipzig.

Herr Bohn, was muss Lula nach seinem Amtsantritt als Erstes tun, um den Amazonaswald zu schützen?

Als Erstes muss er den existierenden Waldschutzgesetzen wieder Geltung verschaffen und sie verschärfen. Er muss die Kontrollbehörden stärken, die dafür sorgen, dass diese Gesetze eingehalten werden, und die unter der bisherigen Regierung von Jair Bolsonaro geschwächt wurden. Auch die Strafen, die für illegalen Holzabbau verhängt werden, sollten verschärft werden.

Ist die Begeisterung, mit der Lula hier empfangen wurde, gerechtfertigt?

Ich fand es für diplomatisches Parkett ungewöhnlich. Aber natürlich sind nicht nur Diplomatinnen und Diplomaten hier. Und gerade die indigenen Bevölkerungsgruppen, die hier ebenfalls vertreten sind, erhoffen sich sehr viel von Lula. Er hat hier auf der COP27 versprochen, ein eigenes Ministerium für die indigene Bevölkerung Brasiliens einzurichten, was ich prinzipiell sehr begrüße. Wir wissen aus verschiedenen Untersuchungen, dass diese indigenen Gruppen ihren Wald besonders gut und nachhaltig managen können. Deshalb ist es gut, wenn ihre Stimme bei der Weiterentwicklung des Waldschutzes in der Regierung gut gehört wird.

Lula hat Waldschutz versprochen, aber Brasilien soll dennoch eine Agrarmacht bleiben. Wie passt das zusammen?

Es kommt darauf an, was man unter Agrarwirtschaft versteht. Was nicht geht: Dass Brasilien weiterhin das Land mit den meisten Rindern und der größten Rindfleischproduktion bleibt. Einmal, wegen der Klimawirkung von Methan. Aber auch, weil die Rinderzucht sehr viel Land braucht.

Wie müsste sich die Landwirtschaft sonst noch verändern?

Die klassische Landwirtschaft in Brasilien besteht aus Monokulturen, also beispielsweise ausgedehnten Sojafelder. Die Agroforstwirtschaft wäre eine Alternative. Dabei hat man in der Regel Bäume, die Stickstoff im Boden fixieren. Darunter wachsen Fruchtgehölze wie Mango, Banane oder Papaya. Und darunter hat man Kaffee, Weizen, Wurzelknollen. So kann man auf einer bestimmten Fläche viele verschiedene Dinge anbauen. Auch das reduziert den Flächenverbrauch.

In welchem Zustand ist der Amazonaswald derzeit?

Es gibt Bereiche, die noch recht stabil sind. Aber an den Rändern sind manche Gebiete inzwischen von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle geworden. Da spielt natürlich Brandrodung eine Rolle. Aber auch abgesehen von den Feuern stellt sich die Frage, ob der Wald in diesen Regionen schon am Kippen ist.

Könnte Lula das mit der richtigen Waldschutzpolitik wieder rückgängig machen?

Wenn ein ursprünglicher Regenwald einmal gefällt ist, entsteht an der Stelle nie wieder ein solcher Regenwald. Aber einen Sekundärwald bekommt man schon hin, vielleicht mit anderen Arten, die dort jetzt unter den Bedingungen des Klimawandels, beispielsweise der zunehmenden Trockenheit, gut wachsen können. Ein solcher frisch aufgeforsteter Wald ist über Jahrzehnte eine CO2-Senke.

Was bringt die Kooperationsvereinbarung zum Waldschutz, die Brasilien, die Demokratische Republik Kongo und Indonesien gerade vereinbart haben?

Die Vereinbarung erlaubt den drei Ländern, in internationalen Verhandlungen an einem Strang zu ziehen. Wenn sie koordiniert vorgehen, dann hat das Gewicht. Brasilien, die Demokratische Republik Kongo und Indonesien besitzen gemeinsam mehr als die Hälfte des tropischen Regenwaldes. Dass sie kooperieren, ist auf jeden Fall gut. Konkretere Vereinbarungen gibt es aber im Moment noch nicht.

Und die ebenfalls hier auf der COP27 vereinbarte Forest Climate Leader Partnership (FCLP), der auch Deutschland angehört, leidet darunter, dass ausgerechnet diese drei Länder ihr nicht angehören. Ob sie beitreten, oder ob man vielleicht eine Kooperation auf andere Art organisiert, darüber laufen gerade Verhandlungen.

Wie bewerten Sie die FCLP?

In der FCLP sind regelmäßige Treffen auf höchster ministerialer Ebene vereinbart, um die Zusammenarbeit zu koordinieren. Das ist positiv. Außerdem wird auch in ihm die Bedeutung der indigenen und lokalen Gruppen berücksichtigt, was ich sehr unterstütze. Wo es hakt, ist die Gesamtmenge an Geld, die der FCLP zur Verfügung steht. Deutschland ist mit zwei Milliarden Euro beteiligt, das ist ein Drittel der für den Green Climate Fund vorgesehenen Summe.

Können diese Kooperationen den Trend zur weltweiten Entwaldung wirklich stoppen?

Ich würde sagen, es geht in die richtige Richtung. Aber um die Kooperationen zu evaluieren, müssen wir noch zwei, drei Jahre warten. Erst dann sehen wir mit unseren Satellitenmessungen, was wirklich geschieht. Im vergangenen Jahr konnten wir einen Rückgang der Entwaldung um 6,3 Prozent beobachten. Die Entwaldung muss aber jedes Jahr um zehn Prozent sinken, damit wir das Ziel aus Glasgow erreichen und die Entwaldung bis 2030 stoppen.

Friedrich Bohn ist Ökosystemmodellierer mit einem Schwerpunkt auf Waldforschung am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ in Leipzig. Derzeit beobachtet er auf der COP27, was sich dort in Sachen Waldschutz tut – und erlebte dabei die Begeisterung für Brasiliens künftigen Präsidenten Lula da Silva mit.

  • Brasilien
  • COP27
  • Regenwald
  • Wald

Methan-Emissionen: Viel Schulterklopfen, wenig Konkretes

Inzwischen haben über 150 Staaten haben den Global Methane Pledge unterzeichnet; gemeinsam wollen sie die Methan-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent im Vergleich zu 2020 senken. Das gab John Kerry am Donnerstag bei einem “Ministerial Meeting” auf der COP27 bekannt. Am Donnerstag lobten die Schwergewichte Kerry und Frans Timmermans die Bemühungen der teilnehmenden Staaten.

Aber: Bisher haben nur 50 Staaten einen Aktionsplan vorgelegt, wie die Emissionen reduziert werden sollen. Und auf der Veranstaltung wurden keine globalen Zwischenergebnisse oder neue Strategien vorgestellt. Stattdessen wurden zwei “Pfade” zur Methan-Reduktion in der Landwirtschaft und im Abfall-Sektor präsentiert – sie ergänzen den Energy Pathway, der im Juni 2022 verabschiedet wurde.

Timmermans: Größte Herausforderung ist Landwirtschaft

Zudem sind die bisher bekannten Inhalte dieser Pfade sehr kleinteilig. Beispielsweise sollen 70 Millionen US-Dollar für die Erforschung des Verdauungsprozesses von Nutztieren bereitgestellt werden. Zudem sollen Kleinbauern im Globalen Süden dabei unterstützt werden, die Methanemissionen zu reduzieren.

Frans Timmermans sagte, “unsere größte Herausforderung ist, wie in vielen anderen Ländern auch, der Agrarsektor”. Die Emissionen aus diesem politisch heiklen Sektor wurden bisher größtenteils ausgeklammert. Dabei verursachen die 15 größten Fleisch- und Molkereiunternehmen mehr Methan-Emissionen als Deutschland oder Russland, wie eine neue Studie belegt. Demnach berichten nur sechs der Unternehmen vollständig über ihre Emissionen. Keiner der teilnehmenden Staaten habe ausreichende Pläne, um die Emissionen in diesem Sektor zu senken.

China, Russland und Indien nicht Teil des Methan Pledges

Große Methan-Emittenten wie China, Indien und Russland sind nicht Teil des Global Methane Pledge. Sie machen 30 Prozent der weltweiten Methan-Emissionen aus. Es ist kaum davon auszugehen, dass sich das international isolierte Russland in den kommenden Jahren einer solchen Initiative anschließen wird.

Die USA und China haben in Glasgow zwar vereinbart, die Methan-Emissionen stärker zu kontrollieren und beide Länder wollten Methan-Strategien entwickeln. Doch nach dem Taiwan-Besuch Nancy Pelosis wurde die bilaterale Klima-Kooperation, zu der auch das Methan-Thema gehörte, von China ausgesetzt. Die Volksrepublik hat zwar einen Methan-Plan entwickelt, der noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll.

Doch Chinas Klima-Chefverhandler Xie Zhenhua hat während der ersten COP-Woche gesagt, Chinas Fähigkeiten, Methanemissionen zu kontrollieren, seien weiter “schwach”. Das Ziel Chinas sei es, die Fähigkeiten zur Überwachung und zur Nachverfolgung von Emissionen zu verbessern.

China: Viele Methanemissionen aus Kohlesektor

Am Donnerstag hatte der EU-Klimazar Frans Timmermans noch gesagt, er hoffe, China werde sich dem Global Methane Pledge anschließen. Doch das geschah nicht und ist auch für die nächsten Jahre unwahrscheinlich. Ein Großteil der chinesischen Methanemissionen stammt aus dem Kohlesektor. Es ist kostspieliger und aufwändiger, diese Emissionen zu verringern als im Öl- und Gassektor.

In China rangiert das Thema der Energiesicherheit weit oben auf der Agenda und konkurriert mit Umweltzielen wie der Reduktion des Methanausstoßes. “Ich rechne damit, dass es noch ein paar Jahre dauern wird, bis Methan in der Praxis eine größere Bedeutung erlangt”, sagt Cory Combs, Energy- und Klimaexperte der Beratungsfirma Trivium China zu Climate.Table.

Ohne stärkere Regulierung: 15 Prozent mehr Emissionen bis 2030

Methan ist über kurze Zeitspannen ein weitaus klimaschädlicheres Treibhausgas als CO2. Es bleibt allerdings kürzer in der Atmosphäre:

  • Über einen Zeitraum von 20 Jahren ist das Erwärmungspotenzial von Methan 86 Mal höher als das von CO2
  • Ohne die Methanemissionen bis 2030 um 40 bis 45 Prozent zu senken, kann das Pariser 1,5-Grad-Ziel nicht zu vertretbaren Kosten erreicht werden, schreibt das UN-Umweltprogramm (UNEP)
  • “die Methanmenge in der Atmosphäre verzeichnete im Jahr 2021 den größten jemals gemessenen jährlichen Anstieg”, sagte Frans Timmermans am Donnerstag auf dem Global Methane Plegde Ministerial.

Die Unterzeichner des Global Methane Pledge verursachen über die Hälfte der globalen Methanemissionen. Sie haben einige Maßnahmen und Verordnungen erlassen. Doch insgesamt gibt es noch einige Lücken. Bei der derzeitigen Politik wird ein weltweiter Anstieg der Methanemissionen von über 15 Prozent bis 2030 erwartet, wenn Regulierungen nicht verschärft werden.

NGOs fordern verbindliches Abkommen

Kritik gibt es beispielsweise an der EU-Methan-Verordnung. Sie umfasst nicht die Emissionen von importierten fossilen Brennstoffen. Doch diese Emissionen machen 75 bis 90 Prozent des europäischen Methanausstoßes aus (Climate.Table berichtete).

Organisationen wie Methane Action, die EIA Climate Campaign und das Institute for Governance & Sustainable Development fordern ein verbindliches Methan-Abkommen. Der Fortschritt bei der Emissionsreduktion sei zu langsam. “Um das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu erhalten, brauchen wir mehr als freiwillige Rahmenvereinbarungen und vorläufige Pläne”, sagt Daphne Wysham, Vorsitzende von Methane Action. Ein verbindliches Abkommen müsse klare zeitliche Vorgaben setzen, um die Methan-Emissionen zu reduzieren.

  • China
  • COP27
  • Global Methane Pledge
  • Methan
  • USA

Termine

21. November, 18 Uhr, online
Vortrag Klimaschutz! Gerade jetzt. Aber wie? Von der Psychologie der Energie- und Klimakrise
Bei der Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung spricht Janna Hoppmann, Klimapsychologin, Trainerin für Klimakommunikation und Gründerin von ClimateMind, über die psychologischen Herausforderungen der Klimakrise und die Frage, wie man damit umgehen kann. INFOS

21. November, 19.30 Uhr, online
Analyse und Fragerunde Klimakonferenz COP27 – Eine Beurteilung der Ergebnisse aus liberaler Sicht
Olaf in der Beek, klimapolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, ordnet die Ergebnisse der Klimakonferenz aus liberaler Sicht ein. Er hat an der COP27 teilgenommen und will im Nachgang seine Eindrücke mit dem Publikum diskutieren. INFOS

22.-24. November, online
Konferenz Climate Coloniality: Mechanisms, Epistemologies, Spaces of Resistance
Das DFG Humanities Centre for Advanced Studies “Futures of Sustainability” der Universität Hamburg veranstaltet die Konferenz Climate Coloniality. Sie dreht sich um Kolonialität und Machtdynamiken rund um die Klimakrise, sowie die Frage, wie diese überwunden werden können. INFOS

22. November, 17.30 Uhr, Berlin
Workshop Am Geld hängt alles – auch das Klima? Greenwashing bei Finanzanlagen erkennen
Bei dem Workshop der Heinrich-Böll-Stiftung wird über die Rolle der Finanzwirtschaft in der Klimakrise diskutiert. Es werden sowohl lokale als auch internationale Initiativen vorgestellt, die kritisch zu dem Thema arbeiten. INFOS

22. November, 18.30 Uhr, Berlin
Lesung Klima außer Kontrolle. Fluten, Stürme, Hitze – Wie sich Deutschland schützen muss
Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres haben zu den Auswirkungen der Klimakrise auf Deutschland recherchiert und das Buch “Klima außer Kontrolle” veröffentlicht. Es geht dabei vor allem um die Frage, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sich in Zukunft an die Auswirkungen der Klimakrise anzupassen. INFOS

22. November, 20.15 Uhr, online
Webinar Die Analyse zur 27. Klimakonferenz in Ägypten: Können wir das Pariser Klimaabkommen noch einhalten?
Europe Calling e.V. und Michael Bloss, Mitglied des Europäischen Parlaments, wollen auf diesem Webinar die Ergebnisse der COP27 kritisch analysieren und diskutieren. Unter anderem geht es auch darum, was die Ergebnisse für die EU und Deutschland bedeuten. INFOS

24. November, 17 Uhr, online
Diskussion Green Cities 2035: Wärmewende – Kommunale Lösungen für die europaweite Energiekrise?
Vor dem Krieg in der Ukraine wurde die Wärmewende eher vernachlässigt. Christian Maaß, Leiter der Abteilung Energiepolitik – Wärme und Effizienz im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, gibt einen Input, wie sie jetzt schnell und nachhaltig gelingen kann. Weitere Diskutanten: Susanna Tausendfreund, Bürgermeisterin der Gemeinde Pullach, Philipp Hoicke von der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) und Felix Lüter von der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt und Geschäftsführender Vorstand der Initiative Wohnen.2050 e.V. INFOS

24. November, 19 Uhr, Hamburg
Diskussion China: Klima-Pionier oder Klima-Sünder?
Beim Klimaschutz müssen EU und Deutschland mit China kooperieren. Über die Beziehungen mit einem Land, das Klima-Pionier und Klima-Sünder ist, diskutieren der Politiker Jürgen Trittin, die Journalistin Hongqiao Liu und die Klimaaktivistin Annika Kruse. INFOS

News

Bedrohte CO2-Tresore: Neue Weltkarte der Moore

Mit einem neuen Bericht und einer neuen Weltkarte der Moore lenken Forscher und das UN-Umweltprogramm UNEP den Blick auf eine oft vergessene Gefahr für das Klima: Die CO2-Emissionen aus trocken gelegten Feuchtgebieten in der Welt. Denn Moore sind die bedrohten und zum großen Teil ignorierten Kohlenstoff-Tresore der Welt. Auf nur etwa vier Prozent der Landfläche speichern sie etwa ein Drittel des Kohlenstoffs, der im Boden gebunden ist.

Das neue “Global Peatlands Assessment” liefert Informationen zum Zustand der Feuchtgebiete, unter anderem:

  • Wo gibt es auf der Erde Moore?
  • Wie viel Kohlenstoff speichern sie?
  • Wo sind sie bedroht?
  • Was kann ihnen helfen?

Auch eine neue Version der ersten Karte der weltweiten Moorgebiete, die vom Greifswald Moor Centrum erstellt wurde, gehört zu dem neuen Bericht. Er warnt davor, die Moore weiter zu entwässern und für die konventionelle Landwirtschaft zu nutzen. Bislang trägt die Entwässerung vier Prozent zu den globalen CO2-Emissionen bei, doppelt so viel wie Deutschland. Werde das momentane Tempo der Entwässerung beibehalten, warnt der Bericht, würden “41 Prozent des CO2-Budgets aufgebraucht, das für die 1,5 Grad-Grenze verbleibt”.

Als Gegenmaßnahmen müssten vor allem “schädliche Operationen” wie Entwässerung verhindert und gestoppt werden. Der Schutz der Gebiete solle durch finanzielle Anreize verbessert werden. Faire und geschlechtergerechte Praktiken müssten ebenso unterstützt werden, wie die Verwaltung der Gebiete durch indigene Gemeinschaften. bpo

  • CO2-Senken
  • Moore

Presseschau

Podcast: Warum es zur Lösung der Klimakrise die COP braucht Bloomberg
Kommentar: In Delhi sehe ich die Klimakatastrophe mit meinen eigenen Augen The Guardian
Schwerpunkt: Climate Leaders in der Asien-Pazifik-Region Financial Times
Kommentar: Gas könnte die Klimaresilienz von Afrika gefährden Climate Change News
Analyse: Klimagerechtigkeit wird in einer Welt mit mehr als acht Milliarden Menschen (noch) schwieriger zu erreichen Reuters
Datenanalyse: Ein seltener Grund für Optimismus in Sachen Klimakrise The Economist
Gastbeitrag: Boris Johnson und Iván Duque sehen in der konsequenten Bestrafung und Verfolgung von Abholzung eine Lösung zur Klimakrise Independent
Hintergrund: Warum sich die Menschen in Nicaragua weniger vor der Klimakrise fürchten Zeit
Reportage: Kolumbiens Wirtschaft ist vom Öl abhängig und will jetzt davon loskommen New York Times
Reportage: Wie Indigene in Kanada dazu beitragen, die Wälder zu retten New York Times

Heads

Saúl Luciano Lliuya – Der Mann, der RWE verklagt

Will auf der COP27 andere inspirieren: Saúl Luciano Lliuya

Saúl Luciano Lliuya hat eine dreieinhalbtägige Anreise auf sich genommen, um auf die COP27 zu kommen. Vergangenen Dienstag, früh am Morgen, verließ der Bergführer sein Haus in der Stadt Huaraz in den peruanischen Anden. Neun Stunden fuhr er mit dem Bus nach Lima. Von dort ging es mit dem Flugzeug von Bogotá über Madrid bis nach Istanbul, und schließlich nach Sharm el-Sheikh. In der Nacht zum Freitag kam er am Ort des Klimagipfels an. Für ihn ist es nach Paris 2015 und Bonn 2017 die dritte COP.

“Ich denke jetzt schon daran, wie lange die Rückreise sein wird”, sagt Saúl. Aber er hofft, dass sich die Beschwernis lohnt. Er möchte andere Menschen auf dem Klimagipfel informieren und motivieren, es ihm gleichzutun. Denn Saúl Luciano Lliuya hat einen Kohlekonzern verklagt, der laut dem Carbon Majors Report für etwa ein halbes Prozent der seit 1988 angefallenen industriellen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist und damit zu den größten Emittenten weltweit gehört: das deutsche Unternehmen RWE.

RWE verursacht Klimaschäden und soll zahlen

Im November 2015, kurz bevor der Klimagipfel in Paris begann, erhob Saúl mit seiner Anwältin Roda Verheyen am Landgericht Essen seine Klage. Ihr Argument: RWE ist maßgeblich verantwortlich für die Erderhitzung und ihre Auswirkungen, die man in den peruanischen Bergen heute schon spürt, zum Beispiel durch die Gletscherschmelze. Oberhalb von Huaraz fließt das Schmelzwasser in eine Lagune, die sich stetig weiter füllt. Die Lagune wird von einem Damm begrenzt. Doch der ist reparaturbedürftig und ist schon einmal gebrochen. Geschieht das erneut, könnte Saúls Haus in Huaraz überflutet werden.

Mit seiner Klage beantragt Saúl, dass RWE einen Anteil der Kosten der Reparatur übernehmen soll, der dem Anteil des Unternehmens an den globalen Emissionen entspricht. Dabei stützten er und seine Anwältin sich auf einen alten Paragrafen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch, §1004 BGB. Er besagt, grob gesagt: Wenn jemand einen anderen in der Nutzung seines Eigentums beeinträchtigt, so “kann der Eigentümer von dem Störer die Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen.”

Für Saúl und seine Anwältin bedeutet das: Wenn RWE den Besitz des Bergführers gefährdet, und genau das geschieht durch das Flutrisiko, muss RWE dafür zahlen, dass Abhilfe gefunden wird. Ob dem tatsächlich so ist, müssen jetzt deutsche Gerichte entscheiden.

Die Gletscher schmelzen, die Natur vertrocknet

Bevor Saúl sich zur Klage entschied, nahm er sich viel Zeit. Er beriet sich mit seiner Familie. Saúl ist ein zurückhaltender Mann, der leise spricht und seine Worte mit Bedacht wählt. Sich in den Mittelpunkt zu drängen, ist nicht seine Sache.

Doch er beobachtet seit Jahrzehnten, was der Klimawandel in den Anden anrichtet. Als Bergführer sieht er die Veränderungen von ganz nah: Die Gletscher seiner Heimat schrumpfen, die Landschaft wird trockener, Tümpel und Wasserfälle verschwinden, und mit ihnen die Vögel und Frösche, die an ihnen lebten. Durch die Gletscherschmelze verlieren die Berge von Huaraz ihren schönsten Teil, das Eis und den Schnee, sagt Saúl. Wenn aber nur der nackte Fels übrigbleibe, sei so ein Berg wie ein Gesicht ohne Lächeln.

Die Berge seiner Heimat haben für Saúl eine besondere Bedeutung. Deshalb zieht er für sie vor Gericht. Weit oben zwischen ihren Gipfeln fühle er sich am wohlsten, sagt er. Die Berge geben ihm Arbeit, durch sie kann er seine Familie ernähren. Selbst wenn er zuhause ist, verliert er sie nie aus dem Blick, denn die Wolken, die sich an ihren Gipfeln sammeln – oder fernbleiben – zeigen ihm, ob Regen kommt.

“Der Mais braucht Wasser, um zu wachsen”

Wenn nun aber die Trockenheit die Schönheit der Natur rund um Huaraz vergehen lässt, könnte es sein, dass die Touristen wegbleiben. Dann hätten Saúl und die anderen Bergführer der Stadt keine Arbeit mehr. Zugleich gerät die Trinkwasserversorgung von Huaraz durch die Gletscherschmelze in Gefahr. Bisher versorgt ein regelmäßiger Fluss von Schmelzwasser die Stadt, und im Winter sorgt der Schneefall hoch oben für Nachschub. Doch mit der Erwärmung gerät der Kreislauf aus Schneefall, Vereisung und Schmelze aus dem Gleichgewicht, und die Gletscher werden immer kleiner. Irgendwann könnten sie ganz verschwunden sein.

Schon jetzt gebe es Jahre, in denen es so gut wie nicht regne, sagt Saúl. “Wenn jetzt noch die Temperaturen weiter steigen und dann das Wasser ausbleibt, wie sollen unsere Pflanzen das aushalten?”, fragt er. Im Garten seiner Familie wachsen Kartoffeln und Mais. Selbst in Sharm el-Sheikh macht er sich Sorgen um das Wohlergehen seiner Pflanzen. Vor einigen Tagen rief er aus Ägypten seine Familie an. “Sie habe mir gesagt, dass es immer noch nicht regnet”, sagt er. “Vor einem Monat haben wir Mais ausgesät. Er braucht jetzt Wasser, um zu wachsen.”

RWE soll 20.000 Euro zahlen

Von RWE verlangt Saúl mit seiner Klage 20.000 Euro für die Reparatur des Dammes. Das ist nur ein Anteil dessen, was insgesamt nötig wäre, um Huaraz und Saúls Haus vor dem Flutrisiko zu schützen. Wenig Geld für RWE. Doch für das Unternehmen geht es um mehr: Falls der Konzern von einem Gericht dazu verurteilt würde, Saúls Forderung nachzukommen, wäre das ein Präzedenzfall, dem weitere Klagen folgen könnten.

In der ersten Instanz ließ das Landgericht Essen seine Klage gar nicht erst zur Beweiserhebung zu. Doch in der zweiten Instanz geschah dann eine kleine Sensation: Im November 2017 nahm das Oberlandesgericht Hamm die Klage zur weiteren Verhandlung samt Beweiserhebung an.

Beweiserhebung in Peru

Seither sind sich die Dinge nur langsam vorangekommen, auch aufgrund der Corona-Pandemie. Denn um alle Beweise angemessen würdigen zu können, setzte das Gericht eine Reise nach Huaraz an, die wegen der Pandemie erst im Mai 2022 stattfinden konnte. “Der Richter und die Experten haben auch die Lagune besucht”, sagt Saúl. “Ich war sehr glücklich, ihn dort zu sehen, wie er seine Fotos machte. Und froh, dass wir eine Behörde dazu bewegen konnten, Huaraz und die Berge zu besuchen, um ihnen Problem zu verdeutlichen.”

Doch seither heißt es wieder: Warten, was das Gericht daraus macht. Die Eisschmelze in den Bergen um Huaraz schreitet derweil weiter voran. “Der Gletscher verschwindet”, sagt Saúl. “Und ebenso die Lagunen, die es bereits gibt. Dafür entstehen aus dem Schmelzwasser weiter oben neue.”

Zu sehen, dass seine Klage den Verlust nicht verhindern kann, erfüllt ihn mit Schmerz. “Du trauerst um die Berge”, sagt er. “Erst recht, wenn Du, so wie ich als Bergführer, durch Deine Arbeit den Gletscher so oft siehst.” Ob er mit seiner Klage genug erreicht hat? Die Frage stellt sich ihm nicht. “Man muss etwas unternehmen”, sagt Saúl. “Sonst bleibt man mit der Schuld zurück.” Alexandra Endres

  • Klimaklagen
  • Peru

Climate.Table Redaktion

REDAKTION CLIMATE.TABLE

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    der Donnerstag der zweiten COP-Woche ist wie die Klimakrise im Kleinformat: Jetzt rächen sich die Sünden der Vergangenheit. Wir hätten viel früher mit den Lösungen beginnen können, wir hätten viel schneller zu Kompromissen finden sollen. Aber nein, und jetzt haben wir den Salat. Wer in den letzten Tagen gebummelt hat, muss jetzt unter Hochdruck nacharbeiten. Alle Entscheidungen müssen gleichzeitig getroffen werden, Zeit, Kaffee und Geduld werden knapp.

    Sharm el Sheikh ist da keine Ausnahme. Donnerstagabend und immer noch ist nicht klar, wo es hingeht. Wird das was mit der “Umsetzungs-COP” und einem Weg zur Finanzierung von Klimaschäden? Gibt es ernsthafte Versprechen, die Emissionen zu senken und Geld für die Ärmsten bereitzustellen? In dieser Ausgabe lesen Sie, dass etwa beim heißesten Eisen, der “Loss and Damage”-Finanzierung, die Vorstellungen noch sehr weit auseinanderliegen.

    Dabei gibt es gute Vorschläge. Beispielsweise das Versprechen von Glasgow, schnell den Klimakiller Methan herunterzufahren. Das spart Geld und Treibhausgase und ist machbar. Trotzdem müssen wir ernüchtert feststellen: richtig viel passiert ist nicht. Zu schwierig ist es, aus gewohnten Muster wie der industriellen Landwirtschaft auszusteigen.

    Wir jedenfalls bereiten uns auf Überstunden und “Übertage” in Sharm el Sheikh vor. Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Es gilt also: Wach bleiben! Die Lektüre unseres aktuellen Climate.Table wird Ihnen dabei helfen.

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    Bernhard Pötter
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    Wo ist die “Landezone” für Loss and Damage?

    Über Erfolg oder Scheitern der “Umsetzungs-Konferenz” entscheidet die Frage, ob es bei Struktur und Finanzierung von “Verlusten und Schäden” (Loss and Damage, L+D) einen Kompromiss gibt. Verhandler nennen das die “Landezone“, wo die Minister sich einigen können. Stand Donnerstagabend liegen die Positionen allerdings noch weit auseinander.

    Der Vorschlag der Entwicklungsländer ist eine Maximalforderung des Globalen Südens. Sie sieht vor:

    • Auf der COP27 soll ein Fonds unter der Klimarahmenkonvention beschlossen werden, um “Entwicklungsländern zu helfen, ihre Kosten bei Schäden und Verlusten” zu begegnen.
    • Er soll ähnlich wie der Grüne Klimafonds (GCF) einen Aufsichtsrat und Strukturen zur Organisation haben.
    • Der Fonds soll regelmäßig zusammentreten, zum ersten Mal im März 2023 und internationale Finanzierungsquellen untersuchen.
    • Im Entscheidungsgremium sollen die Entwicklungsländer mit 20 Stimmen eine Mehrheit haben, für die Industrieländer sollen es nur 15 sein.
    • Das Geld für den Fonds soll von den Industrieländern kommen.

    Viele Punkte für Industriestaaten unakzeptabel

    Damit schreiben die Entwicklungsländer unter der Führung von China ihre Vorstellungen und Forderungen fest. Es ist kein Kompromisspapier: Viele Elemente sind für die Industriestaaten unakzeptabel.

    Wie sehr sich diese Vorstellungen von den Ideen der Industrieländer unterscheiden, zeigt der Bericht der Vermittler (Co-Fazilitoren), den diese final am 15.11. veröffentlicht haben. Die chilenische Umweltministerin Maisa Rojas und die deutsche Klima-Beauftragte Jennifer Morgan leiten diese Sondierungen. Sie haben die widersprüchlichen Seiten zusammengestellt.

    Der Unterschied zeigt sich etwa darin, dass die Entwicklungsländer sofort ein “ad-hoc-Gremium (Arbeitsgruppe)” beschließen wollen. Die Gegenposition fordert “keine spezifische Gruppe” und nur “Aktivitäten, die kollektiv als Arbeitsprogramm bezeichnet werden können.” Die Differenzen zeigen sich vor allem beim Ziel der Verhandlungen bis 2024:

    • Die erste Option fordert “Finanzierungs-Arrangements” von einer “neuen operierenden Einheit“, die mit dem L+D-Finanzmechanismus in Sharm el Sheikh beschlossen werden soll und “nicht später als zur COP29 (November 2024) arbeitsfähig sein soll.
    • Die zweite Option dagegen will nur “Entscheidungen auf der Basis von Verhandlungen” zwischen 2023 und 2024 über ein “Mosaik aus Finanz-Arrangements” für Loss und Damage.

    Fonds beschließen oder nur Prozess zur Diskussion

    Das sind also kurz gefasst die unterschiedlichen Positionen:

    • Auf der COP27 einen Fonds zu beschließen, den die Industriestaaten füllen und über den die Entwicklungsländer entscheiden.
    • Oder nur einen Prozess zur Diskussion zu starten und nebenher und unverbindlich Projekte zu Finanzhilfen zu versprechen.

    Zwischen den Maximalpositionen “sofort alles beschließen” und “nur beschließen, zu reden” muss es für einen Kompromiss einen Mittelweg geben. Traditionell macht die EU solche Vorschläge. Sie hat auch deutlich gemacht, dass für sie “der Fonds kein Allheilmittel ist”, wie es EU-Klimakommissar Frans Timmermans sagt. Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock meint, die COP27 sei “vielleicht nicht der Ort, um einen Fonds zu beschließen.”

    Dagegen strebt die EU laut einer internen Vorlage, die Climate Table vorliegt, ein “Sharm el Sheikh-Arbeitsprogramm” über zwei Jahre an. Demnach könnte ein neuer Fonds unter der UN-Klimakonvention, außerhalb der Konvention oder unter dem Pariser Abkommen gegründet werden. Bestehende Fonds wir der GCF sollten gestärkt und mehr Geld außerhalb der Konvention aufgetrieben werden. Bis März 2023 solle das Arbeitsprogramm eine Inventur machen, was an L+D-Finanzierung bereits möglich sei, welche Lücken es gebe, wie sie am besten zu schließen seien und welche zusätzliche Geldquelle es gebe.

    Kritiker warnen vor inaktiver “leerer Hülle”

    Die momentane Debatte hat aber noch viele offene Fragen: So ist völlig ungeklärt, was genau Loss and Damage bedeutet. Wo ist die Abgrenzung zu anderen Schäden, wenn dafür Geld fließen soll? Unklar ist auch, welche Staaten eigentlich Geld erhalten sollen. Alle Entwicklungsländer? Nur die Gruppe der am wenigsten entwickelten, der LDC?

    Kritiker eines schnellen Fonds-Beschlusses auf der COP27 wie etwa die Environmental Integrity Group (IEG) verweisen auch darauf, dass es wenig Sinn mache, eine “leere Hülle” zu beschließen, die ihre Arbeit nicht aufnehmen kann. Sie verwiesen auf den Green Climate Fund (GCF), der etwa sechs bis acht Jahre brauchte, bis die Gelder flossen. Geld für L+D müsse aber schnell fließen. Dafür sind aus dieser Sicht einzelne Projekte wie der “Global Shield” besser geeignet. Oder es könnte ein “Loss and Damage”-Fenster beim GCF aufgemacht werden.

    Streit über Umgang mit Schwellenländern

    Schließlich droht im Hintergrund die explosive Frage, wer in einen solchen Fonds einzahlen soll. Für den Vorschlag der G77/China ist klar: die Industriestaaten. Die aber verweisen darauf, dass sich die Welt seit 1992, als die Klimarahmenkonvention beschlossen wurde, drastisch verändert hat. Inzwischen sind Schwellenländer wie China, Korea, Mexiko, Brasilien oder Indonesien potente Volkswirtschaften – und auch große CO2-Emittenten. Von Öl-Ländern wie Saudi-Arabien und ihrem Reichtum aus den Fossilen ganz zu schweigen.

    Aus Sicht vieler Experten und Verhandler müssen diese Fragen geklärt werden, ehe man sich in das Abenteuer eines neuen Finanzmechanismus stürzt. Andererseits ist diese Debatte schon lange überfällig. Spätestens mit Einrichtung des Warschau-Mechanismus WIM 2013 hätte das beginnen können.

    Sorgfalt und Eile sind für viele Delegierten geboten. Saleemul Huq, Veteran der Verhandlungen, Berater der vulnerablen Länder und Experte am Thinktank ICCCAD hat seinen eigenen, simplen Vorschlag: “Diese COP27 beschließt, eine “Loss and Damage Finance Facility” einzurichten. Nur diesen einen Satz. Und bewusst mit dem unscharfen “Facility”, das kann vieles heißen. Und alle Details klären wir dann bis zur COP28 in einem Jahr.”

    • UNFCCC

    “Brasilien darf nicht das Land mit den meisten Rindern bleiben”

    Friedrich Bohn forscht am UFZ in Leipzig.

    Herr Bohn, was muss Lula nach seinem Amtsantritt als Erstes tun, um den Amazonaswald zu schützen?

    Als Erstes muss er den existierenden Waldschutzgesetzen wieder Geltung verschaffen und sie verschärfen. Er muss die Kontrollbehörden stärken, die dafür sorgen, dass diese Gesetze eingehalten werden, und die unter der bisherigen Regierung von Jair Bolsonaro geschwächt wurden. Auch die Strafen, die für illegalen Holzabbau verhängt werden, sollten verschärft werden.

    Ist die Begeisterung, mit der Lula hier empfangen wurde, gerechtfertigt?

    Ich fand es für diplomatisches Parkett ungewöhnlich. Aber natürlich sind nicht nur Diplomatinnen und Diplomaten hier. Und gerade die indigenen Bevölkerungsgruppen, die hier ebenfalls vertreten sind, erhoffen sich sehr viel von Lula. Er hat hier auf der COP27 versprochen, ein eigenes Ministerium für die indigene Bevölkerung Brasiliens einzurichten, was ich prinzipiell sehr begrüße. Wir wissen aus verschiedenen Untersuchungen, dass diese indigenen Gruppen ihren Wald besonders gut und nachhaltig managen können. Deshalb ist es gut, wenn ihre Stimme bei der Weiterentwicklung des Waldschutzes in der Regierung gut gehört wird.

    Lula hat Waldschutz versprochen, aber Brasilien soll dennoch eine Agrarmacht bleiben. Wie passt das zusammen?

    Es kommt darauf an, was man unter Agrarwirtschaft versteht. Was nicht geht: Dass Brasilien weiterhin das Land mit den meisten Rindern und der größten Rindfleischproduktion bleibt. Einmal, wegen der Klimawirkung von Methan. Aber auch, weil die Rinderzucht sehr viel Land braucht.

    Wie müsste sich die Landwirtschaft sonst noch verändern?

    Die klassische Landwirtschaft in Brasilien besteht aus Monokulturen, also beispielsweise ausgedehnten Sojafelder. Die Agroforstwirtschaft wäre eine Alternative. Dabei hat man in der Regel Bäume, die Stickstoff im Boden fixieren. Darunter wachsen Fruchtgehölze wie Mango, Banane oder Papaya. Und darunter hat man Kaffee, Weizen, Wurzelknollen. So kann man auf einer bestimmten Fläche viele verschiedene Dinge anbauen. Auch das reduziert den Flächenverbrauch.

    In welchem Zustand ist der Amazonaswald derzeit?

    Es gibt Bereiche, die noch recht stabil sind. Aber an den Rändern sind manche Gebiete inzwischen von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle geworden. Da spielt natürlich Brandrodung eine Rolle. Aber auch abgesehen von den Feuern stellt sich die Frage, ob der Wald in diesen Regionen schon am Kippen ist.

    Könnte Lula das mit der richtigen Waldschutzpolitik wieder rückgängig machen?

    Wenn ein ursprünglicher Regenwald einmal gefällt ist, entsteht an der Stelle nie wieder ein solcher Regenwald. Aber einen Sekundärwald bekommt man schon hin, vielleicht mit anderen Arten, die dort jetzt unter den Bedingungen des Klimawandels, beispielsweise der zunehmenden Trockenheit, gut wachsen können. Ein solcher frisch aufgeforsteter Wald ist über Jahrzehnte eine CO2-Senke.

    Was bringt die Kooperationsvereinbarung zum Waldschutz, die Brasilien, die Demokratische Republik Kongo und Indonesien gerade vereinbart haben?

    Die Vereinbarung erlaubt den drei Ländern, in internationalen Verhandlungen an einem Strang zu ziehen. Wenn sie koordiniert vorgehen, dann hat das Gewicht. Brasilien, die Demokratische Republik Kongo und Indonesien besitzen gemeinsam mehr als die Hälfte des tropischen Regenwaldes. Dass sie kooperieren, ist auf jeden Fall gut. Konkretere Vereinbarungen gibt es aber im Moment noch nicht.

    Und die ebenfalls hier auf der COP27 vereinbarte Forest Climate Leader Partnership (FCLP), der auch Deutschland angehört, leidet darunter, dass ausgerechnet diese drei Länder ihr nicht angehören. Ob sie beitreten, oder ob man vielleicht eine Kooperation auf andere Art organisiert, darüber laufen gerade Verhandlungen.

    Wie bewerten Sie die FCLP?

    In der FCLP sind regelmäßige Treffen auf höchster ministerialer Ebene vereinbart, um die Zusammenarbeit zu koordinieren. Das ist positiv. Außerdem wird auch in ihm die Bedeutung der indigenen und lokalen Gruppen berücksichtigt, was ich sehr unterstütze. Wo es hakt, ist die Gesamtmenge an Geld, die der FCLP zur Verfügung steht. Deutschland ist mit zwei Milliarden Euro beteiligt, das ist ein Drittel der für den Green Climate Fund vorgesehenen Summe.

    Können diese Kooperationen den Trend zur weltweiten Entwaldung wirklich stoppen?

    Ich würde sagen, es geht in die richtige Richtung. Aber um die Kooperationen zu evaluieren, müssen wir noch zwei, drei Jahre warten. Erst dann sehen wir mit unseren Satellitenmessungen, was wirklich geschieht. Im vergangenen Jahr konnten wir einen Rückgang der Entwaldung um 6,3 Prozent beobachten. Die Entwaldung muss aber jedes Jahr um zehn Prozent sinken, damit wir das Ziel aus Glasgow erreichen und die Entwaldung bis 2030 stoppen.

    Friedrich Bohn ist Ökosystemmodellierer mit einem Schwerpunkt auf Waldforschung am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ in Leipzig. Derzeit beobachtet er auf der COP27, was sich dort in Sachen Waldschutz tut – und erlebte dabei die Begeisterung für Brasiliens künftigen Präsidenten Lula da Silva mit.

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    Methan-Emissionen: Viel Schulterklopfen, wenig Konkretes

    Inzwischen haben über 150 Staaten haben den Global Methane Pledge unterzeichnet; gemeinsam wollen sie die Methan-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent im Vergleich zu 2020 senken. Das gab John Kerry am Donnerstag bei einem “Ministerial Meeting” auf der COP27 bekannt. Am Donnerstag lobten die Schwergewichte Kerry und Frans Timmermans die Bemühungen der teilnehmenden Staaten.

    Aber: Bisher haben nur 50 Staaten einen Aktionsplan vorgelegt, wie die Emissionen reduziert werden sollen. Und auf der Veranstaltung wurden keine globalen Zwischenergebnisse oder neue Strategien vorgestellt. Stattdessen wurden zwei “Pfade” zur Methan-Reduktion in der Landwirtschaft und im Abfall-Sektor präsentiert – sie ergänzen den Energy Pathway, der im Juni 2022 verabschiedet wurde.

    Timmermans: Größte Herausforderung ist Landwirtschaft

    Zudem sind die bisher bekannten Inhalte dieser Pfade sehr kleinteilig. Beispielsweise sollen 70 Millionen US-Dollar für die Erforschung des Verdauungsprozesses von Nutztieren bereitgestellt werden. Zudem sollen Kleinbauern im Globalen Süden dabei unterstützt werden, die Methanemissionen zu reduzieren.

    Frans Timmermans sagte, “unsere größte Herausforderung ist, wie in vielen anderen Ländern auch, der Agrarsektor”. Die Emissionen aus diesem politisch heiklen Sektor wurden bisher größtenteils ausgeklammert. Dabei verursachen die 15 größten Fleisch- und Molkereiunternehmen mehr Methan-Emissionen als Deutschland oder Russland, wie eine neue Studie belegt. Demnach berichten nur sechs der Unternehmen vollständig über ihre Emissionen. Keiner der teilnehmenden Staaten habe ausreichende Pläne, um die Emissionen in diesem Sektor zu senken.

    China, Russland und Indien nicht Teil des Methan Pledges

    Große Methan-Emittenten wie China, Indien und Russland sind nicht Teil des Global Methane Pledge. Sie machen 30 Prozent der weltweiten Methan-Emissionen aus. Es ist kaum davon auszugehen, dass sich das international isolierte Russland in den kommenden Jahren einer solchen Initiative anschließen wird.

    Die USA und China haben in Glasgow zwar vereinbart, die Methan-Emissionen stärker zu kontrollieren und beide Länder wollten Methan-Strategien entwickeln. Doch nach dem Taiwan-Besuch Nancy Pelosis wurde die bilaterale Klima-Kooperation, zu der auch das Methan-Thema gehörte, von China ausgesetzt. Die Volksrepublik hat zwar einen Methan-Plan entwickelt, der noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll.

    Doch Chinas Klima-Chefverhandler Xie Zhenhua hat während der ersten COP-Woche gesagt, Chinas Fähigkeiten, Methanemissionen zu kontrollieren, seien weiter “schwach”. Das Ziel Chinas sei es, die Fähigkeiten zur Überwachung und zur Nachverfolgung von Emissionen zu verbessern.

    China: Viele Methanemissionen aus Kohlesektor

    Am Donnerstag hatte der EU-Klimazar Frans Timmermans noch gesagt, er hoffe, China werde sich dem Global Methane Pledge anschließen. Doch das geschah nicht und ist auch für die nächsten Jahre unwahrscheinlich. Ein Großteil der chinesischen Methanemissionen stammt aus dem Kohlesektor. Es ist kostspieliger und aufwändiger, diese Emissionen zu verringern als im Öl- und Gassektor.

    In China rangiert das Thema der Energiesicherheit weit oben auf der Agenda und konkurriert mit Umweltzielen wie der Reduktion des Methanausstoßes. “Ich rechne damit, dass es noch ein paar Jahre dauern wird, bis Methan in der Praxis eine größere Bedeutung erlangt”, sagt Cory Combs, Energy- und Klimaexperte der Beratungsfirma Trivium China zu Climate.Table.

    Ohne stärkere Regulierung: 15 Prozent mehr Emissionen bis 2030

    Methan ist über kurze Zeitspannen ein weitaus klimaschädlicheres Treibhausgas als CO2. Es bleibt allerdings kürzer in der Atmosphäre:

    • Über einen Zeitraum von 20 Jahren ist das Erwärmungspotenzial von Methan 86 Mal höher als das von CO2
    • Ohne die Methanemissionen bis 2030 um 40 bis 45 Prozent zu senken, kann das Pariser 1,5-Grad-Ziel nicht zu vertretbaren Kosten erreicht werden, schreibt das UN-Umweltprogramm (UNEP)
    • “die Methanmenge in der Atmosphäre verzeichnete im Jahr 2021 den größten jemals gemessenen jährlichen Anstieg”, sagte Frans Timmermans am Donnerstag auf dem Global Methane Plegde Ministerial.

    Die Unterzeichner des Global Methane Pledge verursachen über die Hälfte der globalen Methanemissionen. Sie haben einige Maßnahmen und Verordnungen erlassen. Doch insgesamt gibt es noch einige Lücken. Bei der derzeitigen Politik wird ein weltweiter Anstieg der Methanemissionen von über 15 Prozent bis 2030 erwartet, wenn Regulierungen nicht verschärft werden.

    NGOs fordern verbindliches Abkommen

    Kritik gibt es beispielsweise an der EU-Methan-Verordnung. Sie umfasst nicht die Emissionen von importierten fossilen Brennstoffen. Doch diese Emissionen machen 75 bis 90 Prozent des europäischen Methanausstoßes aus (Climate.Table berichtete).

    Organisationen wie Methane Action, die EIA Climate Campaign und das Institute for Governance & Sustainable Development fordern ein verbindliches Methan-Abkommen. Der Fortschritt bei der Emissionsreduktion sei zu langsam. “Um das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu erhalten, brauchen wir mehr als freiwillige Rahmenvereinbarungen und vorläufige Pläne”, sagt Daphne Wysham, Vorsitzende von Methane Action. Ein verbindliches Abkommen müsse klare zeitliche Vorgaben setzen, um die Methan-Emissionen zu reduzieren.

    • China
    • COP27
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    Termine

    21. November, 18 Uhr, online
    Vortrag Klimaschutz! Gerade jetzt. Aber wie? Von der Psychologie der Energie- und Klimakrise
    Bei der Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung spricht Janna Hoppmann, Klimapsychologin, Trainerin für Klimakommunikation und Gründerin von ClimateMind, über die psychologischen Herausforderungen der Klimakrise und die Frage, wie man damit umgehen kann. INFOS

    21. November, 19.30 Uhr, online
    Analyse und Fragerunde Klimakonferenz COP27 – Eine Beurteilung der Ergebnisse aus liberaler Sicht
    Olaf in der Beek, klimapolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, ordnet die Ergebnisse der Klimakonferenz aus liberaler Sicht ein. Er hat an der COP27 teilgenommen und will im Nachgang seine Eindrücke mit dem Publikum diskutieren. INFOS

    22.-24. November, online
    Konferenz Climate Coloniality: Mechanisms, Epistemologies, Spaces of Resistance
    Das DFG Humanities Centre for Advanced Studies “Futures of Sustainability” der Universität Hamburg veranstaltet die Konferenz Climate Coloniality. Sie dreht sich um Kolonialität und Machtdynamiken rund um die Klimakrise, sowie die Frage, wie diese überwunden werden können. INFOS

    22. November, 17.30 Uhr, Berlin
    Workshop Am Geld hängt alles – auch das Klima? Greenwashing bei Finanzanlagen erkennen
    Bei dem Workshop der Heinrich-Böll-Stiftung wird über die Rolle der Finanzwirtschaft in der Klimakrise diskutiert. Es werden sowohl lokale als auch internationale Initiativen vorgestellt, die kritisch zu dem Thema arbeiten. INFOS

    22. November, 18.30 Uhr, Berlin
    Lesung Klima außer Kontrolle. Fluten, Stürme, Hitze – Wie sich Deutschland schützen muss
    Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres haben zu den Auswirkungen der Klimakrise auf Deutschland recherchiert und das Buch “Klima außer Kontrolle” veröffentlicht. Es geht dabei vor allem um die Frage, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sich in Zukunft an die Auswirkungen der Klimakrise anzupassen. INFOS

    22. November, 20.15 Uhr, online
    Webinar Die Analyse zur 27. Klimakonferenz in Ägypten: Können wir das Pariser Klimaabkommen noch einhalten?
    Europe Calling e.V. und Michael Bloss, Mitglied des Europäischen Parlaments, wollen auf diesem Webinar die Ergebnisse der COP27 kritisch analysieren und diskutieren. Unter anderem geht es auch darum, was die Ergebnisse für die EU und Deutschland bedeuten. INFOS

    24. November, 17 Uhr, online
    Diskussion Green Cities 2035: Wärmewende – Kommunale Lösungen für die europaweite Energiekrise?
    Vor dem Krieg in der Ukraine wurde die Wärmewende eher vernachlässigt. Christian Maaß, Leiter der Abteilung Energiepolitik – Wärme und Effizienz im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, gibt einen Input, wie sie jetzt schnell und nachhaltig gelingen kann. Weitere Diskutanten: Susanna Tausendfreund, Bürgermeisterin der Gemeinde Pullach, Philipp Hoicke von der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) und Felix Lüter von der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt und Geschäftsführender Vorstand der Initiative Wohnen.2050 e.V. INFOS

    24. November, 19 Uhr, Hamburg
    Diskussion China: Klima-Pionier oder Klima-Sünder?
    Beim Klimaschutz müssen EU und Deutschland mit China kooperieren. Über die Beziehungen mit einem Land, das Klima-Pionier und Klima-Sünder ist, diskutieren der Politiker Jürgen Trittin, die Journalistin Hongqiao Liu und die Klimaaktivistin Annika Kruse. INFOS

    News

    Bedrohte CO2-Tresore: Neue Weltkarte der Moore

    Mit einem neuen Bericht und einer neuen Weltkarte der Moore lenken Forscher und das UN-Umweltprogramm UNEP den Blick auf eine oft vergessene Gefahr für das Klima: Die CO2-Emissionen aus trocken gelegten Feuchtgebieten in der Welt. Denn Moore sind die bedrohten und zum großen Teil ignorierten Kohlenstoff-Tresore der Welt. Auf nur etwa vier Prozent der Landfläche speichern sie etwa ein Drittel des Kohlenstoffs, der im Boden gebunden ist.

    Das neue “Global Peatlands Assessment” liefert Informationen zum Zustand der Feuchtgebiete, unter anderem:

    • Wo gibt es auf der Erde Moore?
    • Wie viel Kohlenstoff speichern sie?
    • Wo sind sie bedroht?
    • Was kann ihnen helfen?

    Auch eine neue Version der ersten Karte der weltweiten Moorgebiete, die vom Greifswald Moor Centrum erstellt wurde, gehört zu dem neuen Bericht. Er warnt davor, die Moore weiter zu entwässern und für die konventionelle Landwirtschaft zu nutzen. Bislang trägt die Entwässerung vier Prozent zu den globalen CO2-Emissionen bei, doppelt so viel wie Deutschland. Werde das momentane Tempo der Entwässerung beibehalten, warnt der Bericht, würden “41 Prozent des CO2-Budgets aufgebraucht, das für die 1,5 Grad-Grenze verbleibt”.

    Als Gegenmaßnahmen müssten vor allem “schädliche Operationen” wie Entwässerung verhindert und gestoppt werden. Der Schutz der Gebiete solle durch finanzielle Anreize verbessert werden. Faire und geschlechtergerechte Praktiken müssten ebenso unterstützt werden, wie die Verwaltung der Gebiete durch indigene Gemeinschaften. bpo

    • CO2-Senken
    • Moore

    Presseschau

    Podcast: Warum es zur Lösung der Klimakrise die COP braucht Bloomberg
    Kommentar: In Delhi sehe ich die Klimakatastrophe mit meinen eigenen Augen The Guardian
    Schwerpunkt: Climate Leaders in der Asien-Pazifik-Region Financial Times
    Kommentar: Gas könnte die Klimaresilienz von Afrika gefährden Climate Change News
    Analyse: Klimagerechtigkeit wird in einer Welt mit mehr als acht Milliarden Menschen (noch) schwieriger zu erreichen Reuters
    Datenanalyse: Ein seltener Grund für Optimismus in Sachen Klimakrise The Economist
    Gastbeitrag: Boris Johnson und Iván Duque sehen in der konsequenten Bestrafung und Verfolgung von Abholzung eine Lösung zur Klimakrise Independent
    Hintergrund: Warum sich die Menschen in Nicaragua weniger vor der Klimakrise fürchten Zeit
    Reportage: Kolumbiens Wirtschaft ist vom Öl abhängig und will jetzt davon loskommen New York Times
    Reportage: Wie Indigene in Kanada dazu beitragen, die Wälder zu retten New York Times

    Heads

    Saúl Luciano Lliuya – Der Mann, der RWE verklagt

    Will auf der COP27 andere inspirieren: Saúl Luciano Lliuya

    Saúl Luciano Lliuya hat eine dreieinhalbtägige Anreise auf sich genommen, um auf die COP27 zu kommen. Vergangenen Dienstag, früh am Morgen, verließ der Bergführer sein Haus in der Stadt Huaraz in den peruanischen Anden. Neun Stunden fuhr er mit dem Bus nach Lima. Von dort ging es mit dem Flugzeug von Bogotá über Madrid bis nach Istanbul, und schließlich nach Sharm el-Sheikh. In der Nacht zum Freitag kam er am Ort des Klimagipfels an. Für ihn ist es nach Paris 2015 und Bonn 2017 die dritte COP.

    “Ich denke jetzt schon daran, wie lange die Rückreise sein wird”, sagt Saúl. Aber er hofft, dass sich die Beschwernis lohnt. Er möchte andere Menschen auf dem Klimagipfel informieren und motivieren, es ihm gleichzutun. Denn Saúl Luciano Lliuya hat einen Kohlekonzern verklagt, der laut dem Carbon Majors Report für etwa ein halbes Prozent der seit 1988 angefallenen industriellen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist und damit zu den größten Emittenten weltweit gehört: das deutsche Unternehmen RWE.

    RWE verursacht Klimaschäden und soll zahlen

    Im November 2015, kurz bevor der Klimagipfel in Paris begann, erhob Saúl mit seiner Anwältin Roda Verheyen am Landgericht Essen seine Klage. Ihr Argument: RWE ist maßgeblich verantwortlich für die Erderhitzung und ihre Auswirkungen, die man in den peruanischen Bergen heute schon spürt, zum Beispiel durch die Gletscherschmelze. Oberhalb von Huaraz fließt das Schmelzwasser in eine Lagune, die sich stetig weiter füllt. Die Lagune wird von einem Damm begrenzt. Doch der ist reparaturbedürftig und ist schon einmal gebrochen. Geschieht das erneut, könnte Saúls Haus in Huaraz überflutet werden.

    Mit seiner Klage beantragt Saúl, dass RWE einen Anteil der Kosten der Reparatur übernehmen soll, der dem Anteil des Unternehmens an den globalen Emissionen entspricht. Dabei stützten er und seine Anwältin sich auf einen alten Paragrafen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch, §1004 BGB. Er besagt, grob gesagt: Wenn jemand einen anderen in der Nutzung seines Eigentums beeinträchtigt, so “kann der Eigentümer von dem Störer die Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen.”

    Für Saúl und seine Anwältin bedeutet das: Wenn RWE den Besitz des Bergführers gefährdet, und genau das geschieht durch das Flutrisiko, muss RWE dafür zahlen, dass Abhilfe gefunden wird. Ob dem tatsächlich so ist, müssen jetzt deutsche Gerichte entscheiden.

    Die Gletscher schmelzen, die Natur vertrocknet

    Bevor Saúl sich zur Klage entschied, nahm er sich viel Zeit. Er beriet sich mit seiner Familie. Saúl ist ein zurückhaltender Mann, der leise spricht und seine Worte mit Bedacht wählt. Sich in den Mittelpunkt zu drängen, ist nicht seine Sache.

    Doch er beobachtet seit Jahrzehnten, was der Klimawandel in den Anden anrichtet. Als Bergführer sieht er die Veränderungen von ganz nah: Die Gletscher seiner Heimat schrumpfen, die Landschaft wird trockener, Tümpel und Wasserfälle verschwinden, und mit ihnen die Vögel und Frösche, die an ihnen lebten. Durch die Gletscherschmelze verlieren die Berge von Huaraz ihren schönsten Teil, das Eis und den Schnee, sagt Saúl. Wenn aber nur der nackte Fels übrigbleibe, sei so ein Berg wie ein Gesicht ohne Lächeln.

    Die Berge seiner Heimat haben für Saúl eine besondere Bedeutung. Deshalb zieht er für sie vor Gericht. Weit oben zwischen ihren Gipfeln fühle er sich am wohlsten, sagt er. Die Berge geben ihm Arbeit, durch sie kann er seine Familie ernähren. Selbst wenn er zuhause ist, verliert er sie nie aus dem Blick, denn die Wolken, die sich an ihren Gipfeln sammeln – oder fernbleiben – zeigen ihm, ob Regen kommt.

    “Der Mais braucht Wasser, um zu wachsen”

    Wenn nun aber die Trockenheit die Schönheit der Natur rund um Huaraz vergehen lässt, könnte es sein, dass die Touristen wegbleiben. Dann hätten Saúl und die anderen Bergführer der Stadt keine Arbeit mehr. Zugleich gerät die Trinkwasserversorgung von Huaraz durch die Gletscherschmelze in Gefahr. Bisher versorgt ein regelmäßiger Fluss von Schmelzwasser die Stadt, und im Winter sorgt der Schneefall hoch oben für Nachschub. Doch mit der Erwärmung gerät der Kreislauf aus Schneefall, Vereisung und Schmelze aus dem Gleichgewicht, und die Gletscher werden immer kleiner. Irgendwann könnten sie ganz verschwunden sein.

    Schon jetzt gebe es Jahre, in denen es so gut wie nicht regne, sagt Saúl. “Wenn jetzt noch die Temperaturen weiter steigen und dann das Wasser ausbleibt, wie sollen unsere Pflanzen das aushalten?”, fragt er. Im Garten seiner Familie wachsen Kartoffeln und Mais. Selbst in Sharm el-Sheikh macht er sich Sorgen um das Wohlergehen seiner Pflanzen. Vor einigen Tagen rief er aus Ägypten seine Familie an. “Sie habe mir gesagt, dass es immer noch nicht regnet”, sagt er. “Vor einem Monat haben wir Mais ausgesät. Er braucht jetzt Wasser, um zu wachsen.”

    RWE soll 20.000 Euro zahlen

    Von RWE verlangt Saúl mit seiner Klage 20.000 Euro für die Reparatur des Dammes. Das ist nur ein Anteil dessen, was insgesamt nötig wäre, um Huaraz und Saúls Haus vor dem Flutrisiko zu schützen. Wenig Geld für RWE. Doch für das Unternehmen geht es um mehr: Falls der Konzern von einem Gericht dazu verurteilt würde, Saúls Forderung nachzukommen, wäre das ein Präzedenzfall, dem weitere Klagen folgen könnten.

    In der ersten Instanz ließ das Landgericht Essen seine Klage gar nicht erst zur Beweiserhebung zu. Doch in der zweiten Instanz geschah dann eine kleine Sensation: Im November 2017 nahm das Oberlandesgericht Hamm die Klage zur weiteren Verhandlung samt Beweiserhebung an.

    Beweiserhebung in Peru

    Seither sind sich die Dinge nur langsam vorangekommen, auch aufgrund der Corona-Pandemie. Denn um alle Beweise angemessen würdigen zu können, setzte das Gericht eine Reise nach Huaraz an, die wegen der Pandemie erst im Mai 2022 stattfinden konnte. “Der Richter und die Experten haben auch die Lagune besucht”, sagt Saúl. “Ich war sehr glücklich, ihn dort zu sehen, wie er seine Fotos machte. Und froh, dass wir eine Behörde dazu bewegen konnten, Huaraz und die Berge zu besuchen, um ihnen Problem zu verdeutlichen.”

    Doch seither heißt es wieder: Warten, was das Gericht daraus macht. Die Eisschmelze in den Bergen um Huaraz schreitet derweil weiter voran. “Der Gletscher verschwindet”, sagt Saúl. “Und ebenso die Lagunen, die es bereits gibt. Dafür entstehen aus dem Schmelzwasser weiter oben neue.”

    Zu sehen, dass seine Klage den Verlust nicht verhindern kann, erfüllt ihn mit Schmerz. “Du trauerst um die Berge”, sagt er. “Erst recht, wenn Du, so wie ich als Bergführer, durch Deine Arbeit den Gletscher so oft siehst.” Ob er mit seiner Klage genug erreicht hat? Die Frage stellt sich ihm nicht. “Man muss etwas unternehmen”, sagt Saúl. “Sonst bleibt man mit der Schuld zurück.” Alexandra Endres

    • Klimaklagen
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    Climate.Table Redaktion

    REDAKTION CLIMATE.TABLE

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