lange stand der deutsche Kohleausstieg unter einem bösen Verdacht: Die CO₂-Zertifikate aus stillgelegten Kohlemeilern könnten anderswo in Europa für Emissionen genutzt werden. Wie die Bundesregierung jetzt endgültig diesen “Wasserbett-Effekt” verhindern will, haben wir recherchiert. Und wie Energiewende und ernsthafter Klimaschutz ganz woanders funktionieren können, zeigen wir in diesem Climate.Table auch: Am Beispiel von Uganda und den ehrgeizigen Zielen dieses Entwicklungslandes.
Aber es gibt auch diese News: Wirbelstürme werden inzwischen so zerstörerisch, dass Forscher eine neue Berechnung der Windstärken für sie vorschlagen. Und die Atlantik-Strömung sowie der Amazonas-Regenwald nähern sich offenbar ihren gefährlichen Kipppunkten.
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Deutschland lässt alle CO₂-Zertifikate vom Markt nehmen, die durch stillgelegte Kraftwerke im Rahmen des Kohleausstiegs nicht mehr genutzt werden. Die Zertifikate werden zwischenzeitlich in der “Marktstabilitätsreserve” (MSR) des EU-Emissionshandels geparkt. Nach Auskunft der Bundesregierung kommen sie aber nicht mehr auf den Markt. Damit können sie auch anderswo in Europa im System des Emissionshandels nicht für den CO₂-Ausstoß genutzt werden. Das bestätigte jetzt das Wirtschafts- und Klimaministerium im Gespräch mit Table.Media.
Ein Jahr nach dem Konflikt um die Räumung des Dorfes Lützerath und den Kompromiss um einen vorgezogenen Kohleausstieg im Rheinischen Revier will die Bundesregierung damit auch politischen Vorwürfen gegen die Wirksamkeit ihrer Klimapolitik begegnen. Denn durch den sogenannten “Wasserbett-Effekt” könnten im europäischen System des Emissionshandels die CO₂-Lizenzen, die in einem Land nicht genutzt werden, anderswo für den CO₂-Ausstoß eingesetzt werden. Diesen Eindruck hatte etwa Finanzminister Christian Lindner (FDP) im November erweckt. Er stellte den Kohleausstieg 2030 infrage und erklärte: “Für das Klima bringt dieses Datum ohnehin nichts, da die in Deutschland eingesparten CO₂-Emissionen aufgrund der europäischen Regeln zum Beispiel in Polen zusätzlich anfallen dürfen.” Das ist nun ausgeschlossen.
Denn selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Zertifikate später aus der MSR wieder auf den Markt kommen sollten, hat Deutschland Ende 2023 bei der EU deren Löschung beantragt. “So verhindert die nationale Löschung einen Wasserbett-Effekt”, erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Das grün geführte Ressort hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, man werde sicherstellen, dass die Zertifikate aus dem Ausstieg auch vom Markt verschwinden.
Gleichzeitig verzichtet der deutsche Staat durch die endgültige Stilllegung der Lizenzen auf Einnahmen. Je nach der Menge der Lizenzen und dem aktuellen Preis bei den laufenden Versteigerungen würden die Zertifikate sonst Geld in den KTF-Fonds spülen. Die genaue Höhe ist unklar. 2022 flossen aus allen versteigerten Zertifikaten 6,8 Milliarden Euro aus dem ETS in den Fonds. Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts vom 15. November fehlen im Fonds für die nächsten Jahre insgesamt etwa 60 Milliarden.
Im Zuge des deutschen Kohleausstiegs sind 2022 nach BMWK-Informationen Kraftwerkskapazitäten mit insgesamt 414 MW Leistung stillgelegt worden. 2021 waren es nach einer Studie des Forums Ökologisch Soziale Marktwirtschaft (FÖS), die im Auftrag des Ökostrombetreibers Green Planet Energy erstellt wurde, acht Kraftwerksblöcke für Steinkohle und sechs Blöcke bei Braunkohle-Kraftwerken mit einer Gesamtkapazität von etwa 6,5 GW.
Wie viele CO₂-Zertifikate durch die Stilllegung der Anlagen gestrichen werden müssen, ist umstritten. Denn die EU und Deutschland rechneten hier lange unterschiedlich, die Kriterien für die Löschung waren unklar. Die EU berechnet den CO₂-Ausstoß eines Kraftwerks über einen Durchschnittswert der letzten fünf Jahre. Deutschland dagegen erstellte eine Prognose, wie viel CO₂ der Atmosphäre durch die Stilllegung tatsächlich erspart bleibt, und setzte diese Summe an.
Weil die EU und Deutschland sich nicht auf eine Berechnungsmethode einigten, konnte Deutschland für 2021 seine durch den Ausstieg frei werdenden Zertifikate nicht bei der EU löschen lassen. Inzwischen gibt es eine Einigung, Deutschland hat die EU-Kriterien übernommen. Und die frei werdenden Zertifikate aus 2021 stehen laut BMWK nicht dem Markt zur Verfügung, sondern werden in der MSR geparkt und später gelöscht.
Die MSR soll im ETS als Puffer für Notsituationen dienen, falls Lizenzen überraschend knapp werden und die Preise rapide steigen. Sind weniger als 400 Millionen Lizenzen auf dem Markt, können zusätzliche Lizenzen aus der MSR in den Markt zurückfließen. Sind allerdings mehr als 400 Millionen Lizenzen in der MSR, werden sie automatisch und dauerhaft gelöscht – und derzeit ist diese MSR-Summe auf etwa 1,1 Milliarden angewachsen, die Löschung also praktisch sicher. Jedes Jahr bekommt Deutschland derzeit nach Auskunft der Deutschen Emissionshandelsstelle DEHSt von der EU 92 Millionen CO₂-Zertifikate zugeteilt. Durch deren Versteigerung erhielt die Bundesrepublik im Jahr 2022 insgesamt 6,8 Milliarden Euro.
Laut FÖS-Kalkulation haben die 2021 stillgelegten 14 Kraftwerksblöcke zwischen 2016 und 2020 insgesamt etwa 118 Millionen Tonnen CO₂ emittiert. Die Löschung ihrer Zertifikate, die 2021 durch die Differenzen zwischen Deutschland und der EU nicht möglich war, hätte die Summe aller EU-Lizenzen um diesen Betrag gesenkt, moniert das Gutachten. Allerdings sind sie in der MSR gelandet und werden später gelöscht, heißt es aus dem BMWK.
Laut FÖS hat Deutschland durch die Versteigerung dieser Lizenzen insgesamt 9,6 Milliarden Euro eingenommen. Dem stünden aber klimabedingte Schäden von 23,3 Milliarden gegenüber, die rechnerisch durch die zusätzlichen 118 Millionen Tonnen verursacht wurden. Für das BMWK sind allerdings wegen der komplexen MSR-Berechnungsmethoden die “reinen Emissionsmengen der stillgelegten Kraftwerke kein tragfähiger Bezugspunkt für die Abschätzung etwaiger Versteigerungserlöse.”
Uganda hat nach anderen afrikanischen Ländern wie Nigeria, Ghana und Kenia nun auch seinen Energiewendeplan (ETP) vorgestellt. Der ehrgeizige Plan verspricht allen Einwohnern bis 2030 Zugang zu Elektrizität und die Senkung der energiebedingten Emissionen bis 2040.
Allerdings ist der Erfolg des Plans von vielen Variablen abhängig. Etwa von der Frage, ob der Staat und ausländische Geber genug Geld für die Investitionen von jährlich acht Milliarden US-Dollar aufbringen. Entscheidend wird auch sein, ob Regierung und Behörden effektiv planen und wie große Energieprojekte umgesetzt werden. Dazu gehört etwa der Aufbau einer Atomwirtschaft mit russischer Unterstützung oder die Realisierung der umstrittenen Ölpipeline EACOP.
Laut ETP und nationalem Klimaplan NDC erreichen die energiebedingten Emissionen Ugandas im besten Fall – und mit ausländischer Hilfe – bis 2030 etwa 20 Millionen Tonnen und bis 2040 etwa 23 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Zum Vergleich: Damit hätte Uganda mit seinen 45 Millionen Einwohnern etwa so hohe Emissionen wie Sachsen-Anhalt mit gut zwei Millionen Bewohnern. Ein Szenario, “in dem Uganda keine weiteren Maßnahmen ergreift”, so der Plan, würde die Emissionen 2030 auf 30 Millionen erhöhen und sie weiter wachsen lassen. Laut ETP will die Regierung Wirtschaftswachstum und Entwicklungsziele auf nachhaltigem Weg erreichen und bis 2065 Netto-Null-Emissionen im Energiesektor erzielen.
Wachstum und Entwicklung des Landes hängen auch von der zunehmenden Nutzung moderner Energien ab. Demnach wächst der Stromverbrauch um 14 Prozent pro Jahr. Er soll von heute jährlich knapp 80 kWh pro Kopf auf rund 1.750 kWh pro Kopf im Jahr 2050 klettern, was über dem heutigen Niveau in Ägypten liegt. Die Erdölnachfrage soll durch das Wachstum im Verkehr um das Dreifache steigen.
Decken soll diesen Bedarf allerdings nur zum Teil die ugandische Ölproduktion und eine Raffinerie in Hoima im Westen von Uganda. Die Rohölproduktion erreicht voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahrzehnts einen Höchststand von etwa 230.000 Barrel pro Tag. Die Nachfrage bleibe demnach höher als die Produktion, beim Treibstoff sei Uganda weiter auf Importe angewiesen.
Die ugandische Ministerin für Energie und mineralische Entwicklung, Ruth Nankabirwa Ssentamu, erklärte, der ETP sei ein großer Schritt nach vorn, um allen Menschen in Uganda Zugang zu sicherer, erschwinglicher und nachhaltiger Energie zu verschaffen. Der ETP erklärt aber auch, derzeit “sind wir nach wie vor energiearm, haben kaum Zugang zu Strom und sauberen Kochmöglichkeiten und gehören zu den Ländern mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Verbrauch an moderner Energie weltweit.” Rund 90 Prozent des ugandischen Energiebedarfs werde nach wie vor durch feste Biomasse wie Holz und Holzkohle gedeckt. “Dies ist weder nachhaltig noch eine Option für das künftige Wachstum in Uganda”, heißt es.
Für Richard Kimbowa, Programmmanager der Uganda Coalition for Sustainable Development, ist “die Schlüsselfrage, wie die Regierung sich langfristig für eine Zukunft mit erneuerbaren Energien einsetzt”. Es brauche “stetige Zuweisung öffentlicher Mittel neben privaten Zuflüssen”, um die Erneuerbaren-Ziele bis 2050 zu gewährleisten. “Die Kaufkraft der Haushalte ist nach wie vor sehr gering”. Große Einnahmen aus dem Geschäft mit Strom seien nicht zu erwarten.
Klimaaktivist Moses Mulindwa sagt zu Table.Media, der Erfolg des Plans hänge auch an seiner “Anpassungsfähigkeit“. “Der Klimawandel ist ein dynamisches Phänomen, und eine solide Strategie sollte Vorkehrungen für unvorhergesehene Herausforderungen enthalten.” Kritisch sei auch, dass Öffentlichkeit und Interessengruppen einbezogen würden. “Transparenz ist entscheidend für die Rechenschaftspflicht”, so Mulindwa. “Die Zusammenarbeit mit internationalen Experten und Organisationen kann die Glaubwürdigkeit des Plans weiter erhöhen, weil damit Wissen und Fachkenntnisse ausgetauscht werden können.”
Auch offiziell sind laut ETP “starke Partnerschaften” der Schlüssel zur Verwirklichung des Plans. Für das Ziel von Netto-Null-Emissionen im Jahr 2065 sind demnach jährliche Investitionen in saubere Energien von acht Milliarden US-Dollar nötig. Auch für die Realisierung der UN-Nachhaltigkeitsziele “universeller Zugang zu Strom” und “sauberes Kochen” braucht Uganda bis 2030 jährlich Investitionen von etwa 850 Millionen US-Dollar. Dafür sind viele Quellen der Finanzierung nötig. Für Richard Kimbowa ist die Verwirklichung großer Teile von ETP und NDC “von internationaler Unterstützung abhängig“. Klimaschutz könne “in Uganda nicht von energiebezogenen Themen getrennt werden”. Auch für Moses Mulindwa hängen die Pläne an finanzieller und technologischer Unterstützung durch die Industrieländer.
Uganda bereitet sich auch auf den Bau eines ersten Kernkraftwerks vor. Im Rahmen des “Meilensteinprogramms” der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) sind dafür nach 2030 Investitionen “von kumulativen sechs Milliarden US-Dollar” nötig. Bis 2040 müssten sie um weitere 18 Milliarden US-Dollar steigen. Bis 2050 will das Land “seine Kernkraftkapazitäten auf 5,9 GW aufbauen, mit dem Ziel, 20 Prozent des Stroms des Landes zu liefern”, heißt es in dem Plan.
Klimaaktivist Mulindwa meint, das ugandische Atomprogramm, das möglicherweise eine Zusammenarbeit mit dem russischen Unternehmen Rosatom vorsieht, müsse sorgfältig geprüft werden. Die Entscheidung hänge von Energiesicherheit, Kosteneffizienz und Umweltauswirkungen ab.
Bei einer möglichen Kooperation mit dem russischen Staatskonzern Rosatom seien “die finanziellen Aspekte entscheidend”, so Mulindwa. Nuklearprojekte seien oft mit erheblichen Vorlaufkosten verbunden, “können aber langfristige Vorteile in Form einer konstanten Stromerzeugung bieten.” Allerdings sollte “eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse die Ausgaben für die Kernenergie mit Investitionen in erneuerbare Energien vergleichen”.
Auch für die erste Ölförderung im Land sind ab 2025 große Investitionen nötig: Von 2026 bis 2030 rechnet der ETP mit einem jährlichen Bedarf von einer Milliarde US-Dollar für Öl- und Gas-Infrastruktur. Nach Fertigstellung der Hoima-Ölraffinerie soll dieser Betrag deutlich sinken.
Für Mulindwa bringt die geplante East African Crude Oil Pipeline (EACOP) eine komplexe Dynamik in Ugandas Plan zur Emissionsreduzierung: “Wenn die EACOP strenge Umweltstandards einhält, kann sie einen positiven Beitrag leisten, indem sie eine zuverlässige Energiequelle für die Region bereitstellt und gleichzeitig ökologische Beeinträchtigungen minimiert.”
EACOP ist bei Umwelt- und Klimaschützern umstritten. Die etwa 1.500 Kilometer lange Pipeline soll die Ölfelder im Westen des Landes mit dem Hafen von Tanga in Tansania verbinden. Die Projektgesellschaft gehört zu zwei Dritteln dem französischen Ölkonzern Total Energies. Das Öl aus der Pipeline wird über die nächsten 25 Jahre etwa 380 Millionen Tonnen CO₂ verursachen. Das Vorhaben soll nach Berichten etwa 100.000 Menschen zeitweilig oder permanent aus ihrer Heimat vertreiben. Proteste werden teilweise von der Polizei unterbunden.
Aktivist Moses Mulindwa warnt: “Wenn EACOP jedoch nicht sorgfältig verwaltet wird, könnte sie die Emissionsziele Ugandas gefährden. Zu den Risiken gehören Landnutzungskonflikte, Entwaldung und Wasserverschmutzung.” Nur strenge Vorschriften, Umweltverträglichkeitsprüfungen und die Einbindung der Bevölkerung könne “sicherstellen, dass die Pipeline mit den umfassenderen Nachhaltigkeitszielen Ugandas in Einklang steht.”
15. und 16. Februar, Dessau-Roßlau
Netzwerktreffen Solares Geoengineering
Das Umweltbundesamt lädt zu diesem Netzwerktreffen rund um solares Geoengineering ein. Es soll über Solar Radiation Modification (SRM) informieren, eine Technik, durch die Sonnenlicht zurück in den Weltraum reflektiert wird: Welche Risiken birgt SRM? Wie kann SRM insbesondere in den UN-Prozessen kritisch-konstruktiv behandelt werden? Infos
15. Februar, 19 Uhr, Hamburg
Vortrag Wasserstoff – Schlüsselfaktor für den Klimaschutz
Manfred Fischedick, Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, hält im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Akademievorlesungen” der Akademie der Wissenschaften in Hamburg einen Impulsvortrag mit dem Titel “Wasserstoff – Schlüsselfaktor für den Klimaschutz”. Fischedick geht dabei unter anderem darauf ein, welche Rolle Wasserstoff für den Klimaschutz spielen kann, welche Weichen für seinen Einsatz gestellt werden müssen und wie sich eine resiliente Versorgungsstruktur aufbauen lässt. Infos
16. bis 18. Februar, München
Konferenz Münchner Sicherheitskonferenz
In diesem Jahr findet die Münchner Sicherheitskonferenz zum 60. Mal statt. Auch der Schnittpunkt Klima und Sicherheit spielt eine Rolle. Infos
17. bis 18. Februar, Addis Abeba, Äthopien
Gipfeltreffen African Union Summit
Wichtige afrikanische Minister und Staatsoberhäupter kommen in Äthiopien zusammen, um über die Zukunft und wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents zu sprechen. Für die Wirtschaft der Region werden die Folgen des Klimawandels immer wichtiger. Infos
19. Februar, 9.30 Uhr, Online
Webinar The EU’s Carbon Management Strategy and the Path to 2040
Um die Klimaziele der EU zu erreichen, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu steigern und die Widerstandsfähigkeit der Energieversorgung zu verbessern, spielen Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung eine wichtige Rolle. Auf dem Event von Euractiv geht es um die Hürden und Herausforderungen für die EU rund um CCS und CCUS. Infos
19. und 20. Februar
Arbeitsgruppentreffen G20 1st Energy Transitions Working Group Meeting
Die G20 stehen in diesem Jahr unter der Präsidentschaft von Brasilien. Ende Februar trifft sich die Arbeitsgruppe “Energiewenden” zum ersten Mal in diesem Zyklus. Infos
20. bis 22. Februar, Essen
Messe E-World Energy & Water
Auf der Messe versammeln sich Akteure der europäischen Energiewirtschaft. Auf dem Programm stehen unter anderem klimaneutrale Energienetze. Infos
21. Februar, 17 Uhr, Online
Webinar Klima- und zukunftsorientierter Wiederaufbau in Flutgebieten
Mit Blick auf den Klimawandel nimmt auch der Hochwasserschutz eine immer wichtigere Rolle ein. Nach den Hochwasserkatastrophen und Starkregenereignissen von 2021 in NRW und Rheinland-Pfalz gilt es, den Wiederaufbau in den Flutgebieten zukunftsorientiert zu gestalten. Welche Empfehlungen gibt es für ein “Build back better”? Dieser Frage stellt sich das Deutsche Institut für Urbanistik auf seinem Webinar. Infos
21. bis 23. Februar, Nairobi, Kenia
Konferenz Climate and Clean Air Conference
Auf der Konferenz kommen Staaten der Climate and Clean Air Coalition zusammen. Die Koalition arbeitet am Schnittpunkt zwischen Klima und Luftqualität, und damit auch zum Thema Gesundheit. Auf der Konferenz wird über den aktuellen Stand der Wissenschaft und die besten Beispiele aus der praktischen Politik diskutiert. Infos
22. Februar, 16.30 Uhr, Berlin
Diskussion Energiesicherheit: Wie sichern wir die Offshore-Infrastruktur?
Auf dem parlamentarischen Abend in der britischen Botschaft in Berlin organisiert der Bundesverband Windenergie Offshore e. V. verschiedene Inputs und eine Diskussion zu Energiesicherheit und Windkraft-Infrastruktur. Infos
Weil die Stärke von Wirbelstürmen mit der Erderhitzung weiter zunimmt, haben zwei US-Forscher nun vorgeschlagen, die Skala für die Bewertung von Hurrikane zu erweitern. Jenseits der bisherigen Kategorien 1 bis 5 auf der sogenannten Saffir-Simpson-Skala sollte über eine Kategorie 6 nachgedacht werden, so eine Studie von Michael Wehner vom Lawrence Berkeley National Lab und James Kossin von der University of Wisconsin. Das Ziel: Eine genauere Bestimmung der Sturmstärke und bessere Möglichkeiten, die Bevölkerung zu informieren und zu warnen.
Die bisherige Skala stammt aus den 1970er Jahren und kategorisiert die Wirbelstürme anhand der Windgeschwindigkeiten. Ein Sturm der Stärke 5 bedeutet demnach Windgeschwindigkeiten über 250 km/h. Eine Kategorie 6 würde demnach mit etwa Tempo 310 km/h beginnen. Zwischen 1980 und 2021 wurden 197 tropische Stürme der Kategorie 5 registriert. Fünf davon wären in der Kategorie 6 zu verorten, alle davon in den Jahren 2012 bis 2021.
Die bisherige Skala ist nicht unumstritten. Sie bezieht sich nur auf Wind und rechnet weder Überschwemmungen durch Meereswellen noch Regen-Unwetter durch Hurrikane ein. Bei diesen Extremwetterlagen sterben aber deutlich mehr Menschen als durch direkte Windschäden. Unklar ist auch, ob eine neue Kategorie nicht den Eindruck erwecken könnte, Stürme der niedrigeren Kategorien seien weniger gefährlich als bisher. bpo
Laut einer neuen Studie bewegt sich die Atlantische Ozeanzirkulation (AMOC) auf einen Kipppunkt zu. Forscher der Universität Utrecht warnen in der Untersuchung vor den “verheerenden” Folgen dieses Ereignisses. Die AMOC ist eine atlantische Umwälzzirkulation, die große Wassermassen bewegt. Sie bringt große Mengen Wärme in den nördlichen Atlantik und sorgt so für ein relativ mildes Klima in Europa und an der Ostküste der USA.
Ein Zusammenbrechen der AMOC hätte der Studie zufolge gravierende Folgen:
Rahmstorf, Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), bezeichnet die Studie in seinem Blog als “bedeutenden Fortschritt in der AMOC-Stabilitätsforschung“. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Untersuchungen gegeben, die vor einem möglichen Kipppunkt der AMOC warnten. An ihnen gab es aber regelmäßig Kritik, weil sie beispielsweise nur auf sehr bestimmte Aspekte der AMOC schauten.
Laut Rahmstorf ist die neue Untersuchung nun der “erste systematische Versuch, den Kipppunkt der AMOC in einem gekoppelten globalen Ozean-Atmosphären-Klimamodell mit guter räumlicher Auflösung zu finden”. Sie basiere nicht nur auf Klimamodellen, sondern auch “auf Beobachtungsdaten aus dem Südatlantik”.
Die niederländische Forschungsgruppe wertet die Beobachtungsdaten als Frühwarnsignal dafür, dass die AMOC sich bereits auf dem Weg zum Kippen befinde. Einen konkreten Zeitpunkt dafür nennen sie zwar nicht, aber sie kommen zu dem Schluss, dass das Ereignis noch in diesem Jahrhundert eintreten könne. Laut Rahmstorf deuten immer mehr Anzeichen “darauf hin, dass das Risiko in diesem Jahrhundert weit über zehn Prozent liegt”. Die Standard-Klimamodelle würden das Risiko eines AMOC-Kipppunktes unterschätzen, kritisiert er. nib
Für die auf der COP28 beschlossene Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030 sind zwischen 2024 und 2030 zwölf Billionen US-Dollar an Investitionen nötig. Das zeigt eine neue Studie von Climate Analytics. Aktuell seien bis 2030 Investitionen von 6,6 Billionen US-Dollar absehbar. Es bestehe eine Investitionslücke von gut fünf Billionen. Allerdings würden bis 2030 gut sechs Billionen US-Dollar in fossile Brennstoffe investiert – “eine Umschichtung dieser Gelder in erneuerbare Energien könnte die Investitionslücke komplett schließen”, schreiben die Forscher.
Die zwölf Billionen an nötigen Investitionen umfassen sowohl Gelder für Erneuerbare (acht Billionen) als auch für den Ausbau der Stromnetze und -speicher (vier Billionen), die für das Gelingen der Energiewende unabdingbar seien.
Laut der Analyse des Thinktanks müssten bis 2030 zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels 11,5 Terrawatt (TW) an Erneuerbaren-Kapazität installiert sein – 3,4 Mal mehr als aktuell vorhanden sind. Aufgeteilt auf die einzelnen Weltregionen zeigt sich folgendes Bild:
Aufgrund des großen Zubaus in China und Indien sei Asien die einzige Weltregion, die die Erneuerbaren schnell genug ausbaut, um das 1,5-Grad-Ziel erreichbar zu halten. Allerdings gefährde gleichzeitig der Bau neuer Kohlekraftwerke in den beiden Staaten die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels. Es müsse “viel mehr unternommen werden, um Investitionen in den Ausbau der Erneuerbaren und die Stromnetze in ärmeren Staaten zu mobilisieren”, mahnen die Autoren. Das neue Klimafinanzierungs-Ziel für die Zeit nach 2025 müsse das berücksichtigen. nib
Eine neue, im Fachmagazin Nature veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss: Bis Mitte des Jahrhunderts sind zehn bis 47 Prozent des Regenwalds am Amazonas gefährdet. Ihre Autorinnen und Autoren warnen, dass bald ein Kipppunkt überschritten sein könnte.
Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler warnen schon länger vor dieser Gefahr: Sobald die Schäden im Ökosystem eine kritische Schwelle erreichen, würde der Regenwald kippen – also sich sehr schnell und äußerst drastisch verändern. Über Rückkopplungseffekte würde Waldzerstörung an einem Ort dazu führen, dass der Wald auch anderswo stirbt. Große Flächen würden zu einer Savanne, die Regenfälle gerieten in weiten Teilen Südamerikas durcheinander. Die Details sind in der Forschung aber noch umstritten.
Die neue Studie identifiziert nun fünf kritische Faktoren, die das Kippen befördern:
Für jeden Faktor identifizieren die Forscher Belastungsgrenzen, die nicht überschritten werden sollten, um die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems zu erhalten. Beispielsweise könne der Amazonas-Regenwald “bei einer mittleren Niederschlagsmenge von weniger als 1.000 mm pro Jahr nicht länger überleben”, erklärt Da Nian, Forscherin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und eine der Autorinnen der Studie. Bereits unterhalb von 1.800 mm pro Jahr seien “abrupte Übergänge vom Regenwald zu einer savannenartigen Vegetation möglich”.
Kippt der Regenwald, wären die Folgen für das globale Klima gravierend. Einer Studie zufolge speichern die Böden und Pflanzen des Regenwalds etwa 150 bis 200 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, umgerechnet rund 550 bis 734 Milliarden Tonnen CO₂. Ein beträchtlicher Teil davon würde nach Überschreiten eines Kipppunkts nach und nach freigesetzt. ae
Das Umweltprogramm (UNEP) und die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) haben sieben Initiativen zur Wiederherstellung von Ökosystemen mit dem Titel “World Restoration Flagships” ausgezeichnet. Die Initiativen haben demnach schon Millionen Hektar Natur wiederhergestellt. Bis 2030 sollen sie insgesamt 40 Millionen Hektar renaturieren und eine halbe Million Arbeitsplätze schaffen.
Konkret geht die Auszeichnung an:
Die UN haben das Jahrzehnt 2021 bis 2030 zur “Dekade der Ökosystem-Wiederherstellung” deklariert. Dafür wurden auch zehn Prinzipien definiert, nach denen die Vorreiterinitiativen (Flagships) ausgewählt wurden. Die UN-Staaten haben das Ziel, bis 2030 eine Milliarde Hektar Natur wiederherzustellen – eine Fläche größer als China. kul
Ab 2027 wird das europäische Emissionshandelssystem für Gebäude und Verkehr (ETS 2) eingeführt. Die Verknüpfung mit einem nationalen CO₂-Mindestpreis könnte laut Experten das Preisniveau stabilisieren und so die Planbarkeit für private Haushalte und Unternehmen verbessern. Das geht aus einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) und des Öko-Instituts hervor. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen darin, wie der Bundesemissionshandel (BEH) und das ETS 2 nach dessen Einführung zusammengeführt werden könnten.
Der ETS 2 wird entkoppelt vom bereits bestehenden EU-Emissionshandel für Energie und Industrie eingeführt und einen eigenen europaweiten CO₂-Preis bilden. Wo es bereits nationale CO₂-Preise für Gebäude und Verkehr gibt – darunter Deutschland – soll der ETS 2 diese ersetzen. Allerdings wird der Preis im deutschen BEH 2026 bereits bei bis zu 65 Euro pro Tonne liegen und damit womöglich höher sein als zu Beginn des ETS 2 (voraussichtlich etwa 45 Euro).
Um starke Schwankungen des CO₂-Preises zu verhindern, verursacht etwa durch politische Entscheidungen aus einzelnen Mitgliedstaaten, empfehlen die Studienautoren daher zusätzlich einen nationalen Mindestpreis über die Energiesteuer. Läge der Marktpreis im ETS 2 unter diesem Mindestpreis, würde ein Preisaufschlag erfolgen. Liegt der EU-weite Preis darüber, fiele der Aufschlag weg. Der Mindestpreis solle sich auf einem Niveau befinden, mit dem die nationalen Klimaziele erreicht werden können, heißt es in der Studie.
Eine genaue Zielmarke für den Preis geben FÖS und Öko-Institut jedoch nicht vor. Der Thinktank Agora Energiewende hatte vergangenes Jahr 120 Euro pro Tonne mit progressivem jährlichem Anstieg empfohlen.
FÖS und Öko-Institut sehen in dem Preisaufschlag auch ein Instrument, um Finanzmittel für den sozialen Ausgleich zu generieren – beispielsweise für ein Klimageld. Zwar geht ein Teil der Einnahmen aus dem ETS 2 in den Klimasozialfonds, jedoch sind diese zweckgebunden und können nicht für ein allgemeines Klimageld verwendet werden. Der Mindestpreis würde also zusätzlichen finanziellen Spielraum ermöglichen. Die schnelle Einführung des Klimageldes fordern die Studienautoren ausdrücklich.
Die Forscher betonen zudem, dass der Mindestpreis nur mit entsprechenden Kompensationsmaßnahmen für mittlere und untere Einkommensgruppen einhergehen dürfe. Bisherige Förderprogramme unterstützten vor allem Besserverdienende, beispielsweise beim Kauf eines neuen E-Autos. Es brauche daher zusätzliche Förderprogramme für niedrige und mittlere Einkommen, damit auch diese Verbräuche senken könnten und die sozial-ökologische Transformation gelinge, erklärten die Autoren. Als Beispiel nennen sie eine Kaufprämie für gebrauchte E-Autos. luk
Durch den Rückgang von Meereis auf der Hudson Bay in Kanada, könnten Eisbären in Zukunft öfter verhungern. Wenn die Bucht nicht lange genug zugefroren ist, haben die Eisbären nicht genügend Zeit auf dem Eis Robben zu jagen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die am Mittwoch im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde. 2015 war die eisfreie Zeit in der Region schon drei Wochen länger als 1970.
Dem fehlenden Packeis begegnen die Bären demnach mit unterschiedlichen Strategien: Manche legten sich einfach hin und hielten eine Art Winterschlaf und verbrauchten so möglichst wenig Energie. Andere suchten nach alternativem Futter wie Beeren oder Vogeleiern. Beide Strategien versprechen demnach wenig Erfolg. Durch die aufwendige Futtersuche verbrauchten die Eisbären fast so viel Energie, wie sie zu sich nahmen.
Eisbären können also ihr Verhalten stark verändern, aber mit dem Rückgang der Eisflächen steigt trotzdem ihr Risiko zu verhungern. Besonders gefährdet sind weibliche Eisbären und Jungtiere.
Schon lange stehen Eisbären sinnbildlich dafür, wie Lebewesen durch den Klimawandel bedroht sind. Die Realität in der Arktis ist aber etwas komplizierter: Bis in die 80er hatte die Anzahl der Eisbären vor allem wegen Jagd auf sie abgenommen. Durch einen besseren Schutz und rechtliche Rahmenbedingungen nahm die Zahl der Tiere danach wieder zu. Klimawandelleugner nahmen diesen Fakt als Anlass, den menschengemachten Klimawandel infrage zu stellen. Mittel- und langfristig sind Eisbären aber durch den Klimawandel stark bedroht, wie nun auch diese aktuelle Studie bestätigt. kul
Der Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung (RNE) fordert, dass das im Koalitionsvertrag beschlossene Klimageld spätestens im kommenden Jahr eingeführt wird. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme des RNE hervor. Darüber hinaus müssten kurzfristig wirksame private und staatliche Finanzierungsoptionen für die sozial-ökologische Transformation geschaffen werden.
Für diese Transformation seien enorme Investitionen in langlebige Infrastrukturen erforderlich. “Umso wichtiger erscheint uns, dass wir den anstehenden Wandel als eine Gemeinschaftsaufgabe sehen, Chancen und Lasten fair verteilen, Ängste nehmen und niemanden zurücklassen”, heißt es in der Publikation. Dafür müsse man Mut machen, realistische Lösungen aufzeigen und die Menschen mitnehmen. “Wir brauchen eine Politik, die die sozialen Folgen der notwendigen Veränderungen von Beginn an berücksichtigt und fair ausbalanciert”, schreibt der Nachhaltigkeitsrat.
Die politischen Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen stünden in der Verantwortung, sozial gerechte und langfristig angelegte Lösungsvorschläge für den Klima- und Biodiversitätsschutz, für eine effiziente und kreislauforientierte Ressourcennutzung sowie für eine wettbewerbsfähige nachhaltige Wirtschaft vorzulegen, heißt es in dem Papier weiter. Auch die demokratische Opposition sei gefordert, sich mit konstruktiven Vorschlägen aktiv einzubringen.
Dem RNE gehören 15 Personen des öffentlichen Lebens aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an. Er wird alle drei Jahre von der Bundesregierung neu berufen. Vorsitzender des Gremiums ist seit 2023 der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Reiner Hoffmann. ch
Als Richard Nugee – damals Generalleutnant und als “Chief of Defence People” der oberste Personalchef der britischen Streitkräfte – dem britischen Verteidigungsministerium im Jahr 2020 vorschlug, einen Bericht über den Klimawandel und die Armee zu verfassen, wurde sein Vorschlag zuerst abgelehnt. Dafür gebe es keine Notwendigkeit, hieß es. “Keiner sprach damals in militärischen Kreisen über das Thema”, sagt der 60-jährige Nugee.
Heute, nur vier Jahre später, ist das anders: Wenn sich am Wochenende wichtige Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, Streitkräften und weiteren Sicherheitseinrichtungen auf der Münchner Sicherheitskonferenz treffen, ist die Klimakrise präsent. Dazu hat Richard Nugee viel beigetragen.
Damals vor vier Jahren ließ Nugee nicht locker. Schließlich schrieb er den Bericht. “Ich habe darin klargemacht, wie der Klimawandel die Arbeit von Militär negativ beeinträchtigen wird”, sagt er. So beschreibt er beispielsweise, dass Kriegsschiffe in Zukunft nicht mehr auf Meerwasser zur Kühlung zurückgreifen könnten, weil sich die Oberflächentemperatur der Ozeane zu stark erwärmt. Oder er stellt dar, wie Wasserknappheit in Ländern wie dem Irak oder Somalia zu mehr Konflikten führen wird.
Nugees Bericht macht deutlich, warum eine Armee, die auf den Klimawandel vorbereitet ist, ein Land besser verteidigen kann. Diese militärische Perspektive habe geholfen, dass das Thema ernst genommen wurde, sagt Nugee. Zuvor sei zu häufig eine Abwehrhaltung erzeugt worden, indem man den Streitkräften das Ausmaß ihrer Emissionen vorrechnete.
Denn der militärische Treibhausgasausstoß ist riesig. Wie groß genau, ist schwierig zu sagen. Anfang des Jahres recherchierte der Guardian, dass viele Länder ihre Emissionen in diesem Bereich nicht an die UN meldeten. Doch es gibt Schätzungen, die besagen, dass das Militär weltweit für rund 5,5 Prozent aller Emissionen verantwortlich sei: Damit ist sein Anteil etwa doppelt so hoch wie der des globalen Luftverkehrs.
Auch Richard Nugee sieht diesen Aspekt. Aber er sagt, dass das nicht die richtige Kommunikationsstrategie sei, um Militärvertretern den Klimawandel näherzubringen. Unter den Streitkräften herrsche oft die Überzeugung, dass der Umweltschutz eine Idee linker Anti-Militär-Kreise sei. Deswegen erreiche man sie am besten, wenn man erkläre, wie sich der Klimawandel auf Sicherheit auswirke. “Der Klimawandel führt zu Konflikten und bedroht die Sicherheit des Vereinigten Königreichs, Europas, der NATO – und auch das Konzept der westlichen Demokratie”, meint Nugee.
Aus der Sicht des ehemaligen Offiziers gibt es drei Strategien, mit denen Armeen auf den Klimawandel reagieren sollten.
Es habe Fortschritte beim Thema Klimawandel und Sicherheit gegeben, sagt Nugee heute. Inzwischen sei vielen Militärs bewusst, wie groß der Einfluss der Klimakrise auf ihre Einsätze sei. Aber oftmals würde nicht ausreichend getan, um darauf zu reagieren.
Zu einer Militärkarriere inspirierte ihn sein Großvater, der in beiden Weltkriegen gekämpft hatte. Richard Nugee selbst diente in seiner langen Militärkarriere in zahlreichen Konfliktregionen, darunter Nordirland, Bosnien, dem Kosovo, Irak und Afghanistan. 2021 bis 2022 leitete er die strategische Abteilung für Klimawandel und Nachhaltigkeit im britischen Verteidigungsministerium. Inzwischen ist der heute 60-Jährige im Ruhestand, setzt sich aber weiter für das Thema ein, beispielsweise mit der Forschungsprojekt “Climate change and (in)security” an der Universität Oxford.
Nugee lebt mit seiner Frau und drei Hunden im Südwesten von England und hat zwei erwachsene Söhne. Wenn er nicht auf öffentlichen Events über die Folgen des Klimawandels fürs Militär spricht, kümmert er sich gerne direkt vor der Haustür um die Natur. Auf seinem Land hat er rund 1.000 Bäume gepflanzt. In einer eigenen, kleinen Baumschule zieht er einige Dutzend weitere auf. “Es bereitet mir enorme Freude, den Bäumen beim Wachsen zuzusehen”, sagt er. Mit seiner Wohltätigkeitsorganisation “The Scar Free Foundation” setzt er sich außerdem für Forschung zu Wundheilung ohne Narben ein. Lisa Kuner
lange stand der deutsche Kohleausstieg unter einem bösen Verdacht: Die CO₂-Zertifikate aus stillgelegten Kohlemeilern könnten anderswo in Europa für Emissionen genutzt werden. Wie die Bundesregierung jetzt endgültig diesen “Wasserbett-Effekt” verhindern will, haben wir recherchiert. Und wie Energiewende und ernsthafter Klimaschutz ganz woanders funktionieren können, zeigen wir in diesem Climate.Table auch: Am Beispiel von Uganda und den ehrgeizigen Zielen dieses Entwicklungslandes.
Aber es gibt auch diese News: Wirbelstürme werden inzwischen so zerstörerisch, dass Forscher eine neue Berechnung der Windstärken für sie vorschlagen. Und die Atlantik-Strömung sowie der Amazonas-Regenwald nähern sich offenbar ihren gefährlichen Kipppunkten.
Weil das alles so viel und so wichtig ist, wollen wir Sie in Zukunft noch besser informieren: Ab nächster Woche bekommen Sie den Climate.Table zweimal die Woche geschickt: Zusätzlich am Dienstag und wie gewohnt am Donnerstag. Zweimal die Woche also von uns Analysen, Hintergründe, News, Grafiken, Interviews, Standpunkte und Porträts zum deutschen, europäischen und weltweiten Klimageschehen.
Wir freuen uns darauf, Sie noch mehr und noch besser mit wichtigen Neuigkeiten zu versorgen. Behalten Sie einen langen Atem!
Deutschland lässt alle CO₂-Zertifikate vom Markt nehmen, die durch stillgelegte Kraftwerke im Rahmen des Kohleausstiegs nicht mehr genutzt werden. Die Zertifikate werden zwischenzeitlich in der “Marktstabilitätsreserve” (MSR) des EU-Emissionshandels geparkt. Nach Auskunft der Bundesregierung kommen sie aber nicht mehr auf den Markt. Damit können sie auch anderswo in Europa im System des Emissionshandels nicht für den CO₂-Ausstoß genutzt werden. Das bestätigte jetzt das Wirtschafts- und Klimaministerium im Gespräch mit Table.Media.
Ein Jahr nach dem Konflikt um die Räumung des Dorfes Lützerath und den Kompromiss um einen vorgezogenen Kohleausstieg im Rheinischen Revier will die Bundesregierung damit auch politischen Vorwürfen gegen die Wirksamkeit ihrer Klimapolitik begegnen. Denn durch den sogenannten “Wasserbett-Effekt” könnten im europäischen System des Emissionshandels die CO₂-Lizenzen, die in einem Land nicht genutzt werden, anderswo für den CO₂-Ausstoß eingesetzt werden. Diesen Eindruck hatte etwa Finanzminister Christian Lindner (FDP) im November erweckt. Er stellte den Kohleausstieg 2030 infrage und erklärte: “Für das Klima bringt dieses Datum ohnehin nichts, da die in Deutschland eingesparten CO₂-Emissionen aufgrund der europäischen Regeln zum Beispiel in Polen zusätzlich anfallen dürfen.” Das ist nun ausgeschlossen.
Denn selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Zertifikate später aus der MSR wieder auf den Markt kommen sollten, hat Deutschland Ende 2023 bei der EU deren Löschung beantragt. “So verhindert die nationale Löschung einen Wasserbett-Effekt”, erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Das grün geführte Ressort hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, man werde sicherstellen, dass die Zertifikate aus dem Ausstieg auch vom Markt verschwinden.
Gleichzeitig verzichtet der deutsche Staat durch die endgültige Stilllegung der Lizenzen auf Einnahmen. Je nach der Menge der Lizenzen und dem aktuellen Preis bei den laufenden Versteigerungen würden die Zertifikate sonst Geld in den KTF-Fonds spülen. Die genaue Höhe ist unklar. 2022 flossen aus allen versteigerten Zertifikaten 6,8 Milliarden Euro aus dem ETS in den Fonds. Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts vom 15. November fehlen im Fonds für die nächsten Jahre insgesamt etwa 60 Milliarden.
Im Zuge des deutschen Kohleausstiegs sind 2022 nach BMWK-Informationen Kraftwerkskapazitäten mit insgesamt 414 MW Leistung stillgelegt worden. 2021 waren es nach einer Studie des Forums Ökologisch Soziale Marktwirtschaft (FÖS), die im Auftrag des Ökostrombetreibers Green Planet Energy erstellt wurde, acht Kraftwerksblöcke für Steinkohle und sechs Blöcke bei Braunkohle-Kraftwerken mit einer Gesamtkapazität von etwa 6,5 GW.
Wie viele CO₂-Zertifikate durch die Stilllegung der Anlagen gestrichen werden müssen, ist umstritten. Denn die EU und Deutschland rechneten hier lange unterschiedlich, die Kriterien für die Löschung waren unklar. Die EU berechnet den CO₂-Ausstoß eines Kraftwerks über einen Durchschnittswert der letzten fünf Jahre. Deutschland dagegen erstellte eine Prognose, wie viel CO₂ der Atmosphäre durch die Stilllegung tatsächlich erspart bleibt, und setzte diese Summe an.
Weil die EU und Deutschland sich nicht auf eine Berechnungsmethode einigten, konnte Deutschland für 2021 seine durch den Ausstieg frei werdenden Zertifikate nicht bei der EU löschen lassen. Inzwischen gibt es eine Einigung, Deutschland hat die EU-Kriterien übernommen. Und die frei werdenden Zertifikate aus 2021 stehen laut BMWK nicht dem Markt zur Verfügung, sondern werden in der MSR geparkt und später gelöscht.
Die MSR soll im ETS als Puffer für Notsituationen dienen, falls Lizenzen überraschend knapp werden und die Preise rapide steigen. Sind weniger als 400 Millionen Lizenzen auf dem Markt, können zusätzliche Lizenzen aus der MSR in den Markt zurückfließen. Sind allerdings mehr als 400 Millionen Lizenzen in der MSR, werden sie automatisch und dauerhaft gelöscht – und derzeit ist diese MSR-Summe auf etwa 1,1 Milliarden angewachsen, die Löschung also praktisch sicher. Jedes Jahr bekommt Deutschland derzeit nach Auskunft der Deutschen Emissionshandelsstelle DEHSt von der EU 92 Millionen CO₂-Zertifikate zugeteilt. Durch deren Versteigerung erhielt die Bundesrepublik im Jahr 2022 insgesamt 6,8 Milliarden Euro.
Laut FÖS-Kalkulation haben die 2021 stillgelegten 14 Kraftwerksblöcke zwischen 2016 und 2020 insgesamt etwa 118 Millionen Tonnen CO₂ emittiert. Die Löschung ihrer Zertifikate, die 2021 durch die Differenzen zwischen Deutschland und der EU nicht möglich war, hätte die Summe aller EU-Lizenzen um diesen Betrag gesenkt, moniert das Gutachten. Allerdings sind sie in der MSR gelandet und werden später gelöscht, heißt es aus dem BMWK.
Laut FÖS hat Deutschland durch die Versteigerung dieser Lizenzen insgesamt 9,6 Milliarden Euro eingenommen. Dem stünden aber klimabedingte Schäden von 23,3 Milliarden gegenüber, die rechnerisch durch die zusätzlichen 118 Millionen Tonnen verursacht wurden. Für das BMWK sind allerdings wegen der komplexen MSR-Berechnungsmethoden die “reinen Emissionsmengen der stillgelegten Kraftwerke kein tragfähiger Bezugspunkt für die Abschätzung etwaiger Versteigerungserlöse.”
Uganda hat nach anderen afrikanischen Ländern wie Nigeria, Ghana und Kenia nun auch seinen Energiewendeplan (ETP) vorgestellt. Der ehrgeizige Plan verspricht allen Einwohnern bis 2030 Zugang zu Elektrizität und die Senkung der energiebedingten Emissionen bis 2040.
Allerdings ist der Erfolg des Plans von vielen Variablen abhängig. Etwa von der Frage, ob der Staat und ausländische Geber genug Geld für die Investitionen von jährlich acht Milliarden US-Dollar aufbringen. Entscheidend wird auch sein, ob Regierung und Behörden effektiv planen und wie große Energieprojekte umgesetzt werden. Dazu gehört etwa der Aufbau einer Atomwirtschaft mit russischer Unterstützung oder die Realisierung der umstrittenen Ölpipeline EACOP.
Laut ETP und nationalem Klimaplan NDC erreichen die energiebedingten Emissionen Ugandas im besten Fall – und mit ausländischer Hilfe – bis 2030 etwa 20 Millionen Tonnen und bis 2040 etwa 23 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Zum Vergleich: Damit hätte Uganda mit seinen 45 Millionen Einwohnern etwa so hohe Emissionen wie Sachsen-Anhalt mit gut zwei Millionen Bewohnern. Ein Szenario, “in dem Uganda keine weiteren Maßnahmen ergreift”, so der Plan, würde die Emissionen 2030 auf 30 Millionen erhöhen und sie weiter wachsen lassen. Laut ETP will die Regierung Wirtschaftswachstum und Entwicklungsziele auf nachhaltigem Weg erreichen und bis 2065 Netto-Null-Emissionen im Energiesektor erzielen.
Wachstum und Entwicklung des Landes hängen auch von der zunehmenden Nutzung moderner Energien ab. Demnach wächst der Stromverbrauch um 14 Prozent pro Jahr. Er soll von heute jährlich knapp 80 kWh pro Kopf auf rund 1.750 kWh pro Kopf im Jahr 2050 klettern, was über dem heutigen Niveau in Ägypten liegt. Die Erdölnachfrage soll durch das Wachstum im Verkehr um das Dreifache steigen.
Decken soll diesen Bedarf allerdings nur zum Teil die ugandische Ölproduktion und eine Raffinerie in Hoima im Westen von Uganda. Die Rohölproduktion erreicht voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahrzehnts einen Höchststand von etwa 230.000 Barrel pro Tag. Die Nachfrage bleibe demnach höher als die Produktion, beim Treibstoff sei Uganda weiter auf Importe angewiesen.
Die ugandische Ministerin für Energie und mineralische Entwicklung, Ruth Nankabirwa Ssentamu, erklärte, der ETP sei ein großer Schritt nach vorn, um allen Menschen in Uganda Zugang zu sicherer, erschwinglicher und nachhaltiger Energie zu verschaffen. Der ETP erklärt aber auch, derzeit “sind wir nach wie vor energiearm, haben kaum Zugang zu Strom und sauberen Kochmöglichkeiten und gehören zu den Ländern mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Verbrauch an moderner Energie weltweit.” Rund 90 Prozent des ugandischen Energiebedarfs werde nach wie vor durch feste Biomasse wie Holz und Holzkohle gedeckt. “Dies ist weder nachhaltig noch eine Option für das künftige Wachstum in Uganda”, heißt es.
Für Richard Kimbowa, Programmmanager der Uganda Coalition for Sustainable Development, ist “die Schlüsselfrage, wie die Regierung sich langfristig für eine Zukunft mit erneuerbaren Energien einsetzt”. Es brauche “stetige Zuweisung öffentlicher Mittel neben privaten Zuflüssen”, um die Erneuerbaren-Ziele bis 2050 zu gewährleisten. “Die Kaufkraft der Haushalte ist nach wie vor sehr gering”. Große Einnahmen aus dem Geschäft mit Strom seien nicht zu erwarten.
Klimaaktivist Moses Mulindwa sagt zu Table.Media, der Erfolg des Plans hänge auch an seiner “Anpassungsfähigkeit“. “Der Klimawandel ist ein dynamisches Phänomen, und eine solide Strategie sollte Vorkehrungen für unvorhergesehene Herausforderungen enthalten.” Kritisch sei auch, dass Öffentlichkeit und Interessengruppen einbezogen würden. “Transparenz ist entscheidend für die Rechenschaftspflicht”, so Mulindwa. “Die Zusammenarbeit mit internationalen Experten und Organisationen kann die Glaubwürdigkeit des Plans weiter erhöhen, weil damit Wissen und Fachkenntnisse ausgetauscht werden können.”
Auch offiziell sind laut ETP “starke Partnerschaften” der Schlüssel zur Verwirklichung des Plans. Für das Ziel von Netto-Null-Emissionen im Jahr 2065 sind demnach jährliche Investitionen in saubere Energien von acht Milliarden US-Dollar nötig. Auch für die Realisierung der UN-Nachhaltigkeitsziele “universeller Zugang zu Strom” und “sauberes Kochen” braucht Uganda bis 2030 jährlich Investitionen von etwa 850 Millionen US-Dollar. Dafür sind viele Quellen der Finanzierung nötig. Für Richard Kimbowa ist die Verwirklichung großer Teile von ETP und NDC “von internationaler Unterstützung abhängig“. Klimaschutz könne “in Uganda nicht von energiebezogenen Themen getrennt werden”. Auch für Moses Mulindwa hängen die Pläne an finanzieller und technologischer Unterstützung durch die Industrieländer.
Uganda bereitet sich auch auf den Bau eines ersten Kernkraftwerks vor. Im Rahmen des “Meilensteinprogramms” der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) sind dafür nach 2030 Investitionen “von kumulativen sechs Milliarden US-Dollar” nötig. Bis 2040 müssten sie um weitere 18 Milliarden US-Dollar steigen. Bis 2050 will das Land “seine Kernkraftkapazitäten auf 5,9 GW aufbauen, mit dem Ziel, 20 Prozent des Stroms des Landes zu liefern”, heißt es in dem Plan.
Klimaaktivist Mulindwa meint, das ugandische Atomprogramm, das möglicherweise eine Zusammenarbeit mit dem russischen Unternehmen Rosatom vorsieht, müsse sorgfältig geprüft werden. Die Entscheidung hänge von Energiesicherheit, Kosteneffizienz und Umweltauswirkungen ab.
Bei einer möglichen Kooperation mit dem russischen Staatskonzern Rosatom seien “die finanziellen Aspekte entscheidend”, so Mulindwa. Nuklearprojekte seien oft mit erheblichen Vorlaufkosten verbunden, “können aber langfristige Vorteile in Form einer konstanten Stromerzeugung bieten.” Allerdings sollte “eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse die Ausgaben für die Kernenergie mit Investitionen in erneuerbare Energien vergleichen”.
Auch für die erste Ölförderung im Land sind ab 2025 große Investitionen nötig: Von 2026 bis 2030 rechnet der ETP mit einem jährlichen Bedarf von einer Milliarde US-Dollar für Öl- und Gas-Infrastruktur. Nach Fertigstellung der Hoima-Ölraffinerie soll dieser Betrag deutlich sinken.
Für Mulindwa bringt die geplante East African Crude Oil Pipeline (EACOP) eine komplexe Dynamik in Ugandas Plan zur Emissionsreduzierung: “Wenn die EACOP strenge Umweltstandards einhält, kann sie einen positiven Beitrag leisten, indem sie eine zuverlässige Energiequelle für die Region bereitstellt und gleichzeitig ökologische Beeinträchtigungen minimiert.”
EACOP ist bei Umwelt- und Klimaschützern umstritten. Die etwa 1.500 Kilometer lange Pipeline soll die Ölfelder im Westen des Landes mit dem Hafen von Tanga in Tansania verbinden. Die Projektgesellschaft gehört zu zwei Dritteln dem französischen Ölkonzern Total Energies. Das Öl aus der Pipeline wird über die nächsten 25 Jahre etwa 380 Millionen Tonnen CO₂ verursachen. Das Vorhaben soll nach Berichten etwa 100.000 Menschen zeitweilig oder permanent aus ihrer Heimat vertreiben. Proteste werden teilweise von der Polizei unterbunden.
Aktivist Moses Mulindwa warnt: “Wenn EACOP jedoch nicht sorgfältig verwaltet wird, könnte sie die Emissionsziele Ugandas gefährden. Zu den Risiken gehören Landnutzungskonflikte, Entwaldung und Wasserverschmutzung.” Nur strenge Vorschriften, Umweltverträglichkeitsprüfungen und die Einbindung der Bevölkerung könne “sicherstellen, dass die Pipeline mit den umfassenderen Nachhaltigkeitszielen Ugandas in Einklang steht.”
15. und 16. Februar, Dessau-Roßlau
Netzwerktreffen Solares Geoengineering
Das Umweltbundesamt lädt zu diesem Netzwerktreffen rund um solares Geoengineering ein. Es soll über Solar Radiation Modification (SRM) informieren, eine Technik, durch die Sonnenlicht zurück in den Weltraum reflektiert wird: Welche Risiken birgt SRM? Wie kann SRM insbesondere in den UN-Prozessen kritisch-konstruktiv behandelt werden? Infos
15. Februar, 19 Uhr, Hamburg
Vortrag Wasserstoff – Schlüsselfaktor für den Klimaschutz
Manfred Fischedick, Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, hält im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Akademievorlesungen” der Akademie der Wissenschaften in Hamburg einen Impulsvortrag mit dem Titel “Wasserstoff – Schlüsselfaktor für den Klimaschutz”. Fischedick geht dabei unter anderem darauf ein, welche Rolle Wasserstoff für den Klimaschutz spielen kann, welche Weichen für seinen Einsatz gestellt werden müssen und wie sich eine resiliente Versorgungsstruktur aufbauen lässt. Infos
16. bis 18. Februar, München
Konferenz Münchner Sicherheitskonferenz
In diesem Jahr findet die Münchner Sicherheitskonferenz zum 60. Mal statt. Auch der Schnittpunkt Klima und Sicherheit spielt eine Rolle. Infos
17. bis 18. Februar, Addis Abeba, Äthopien
Gipfeltreffen African Union Summit
Wichtige afrikanische Minister und Staatsoberhäupter kommen in Äthiopien zusammen, um über die Zukunft und wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents zu sprechen. Für die Wirtschaft der Region werden die Folgen des Klimawandels immer wichtiger. Infos
19. Februar, 9.30 Uhr, Online
Webinar The EU’s Carbon Management Strategy and the Path to 2040
Um die Klimaziele der EU zu erreichen, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu steigern und die Widerstandsfähigkeit der Energieversorgung zu verbessern, spielen Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung eine wichtige Rolle. Auf dem Event von Euractiv geht es um die Hürden und Herausforderungen für die EU rund um CCS und CCUS. Infos
19. und 20. Februar
Arbeitsgruppentreffen G20 1st Energy Transitions Working Group Meeting
Die G20 stehen in diesem Jahr unter der Präsidentschaft von Brasilien. Ende Februar trifft sich die Arbeitsgruppe “Energiewenden” zum ersten Mal in diesem Zyklus. Infos
20. bis 22. Februar, Essen
Messe E-World Energy & Water
Auf der Messe versammeln sich Akteure der europäischen Energiewirtschaft. Auf dem Programm stehen unter anderem klimaneutrale Energienetze. Infos
21. Februar, 17 Uhr, Online
Webinar Klima- und zukunftsorientierter Wiederaufbau in Flutgebieten
Mit Blick auf den Klimawandel nimmt auch der Hochwasserschutz eine immer wichtigere Rolle ein. Nach den Hochwasserkatastrophen und Starkregenereignissen von 2021 in NRW und Rheinland-Pfalz gilt es, den Wiederaufbau in den Flutgebieten zukunftsorientiert zu gestalten. Welche Empfehlungen gibt es für ein “Build back better”? Dieser Frage stellt sich das Deutsche Institut für Urbanistik auf seinem Webinar. Infos
21. bis 23. Februar, Nairobi, Kenia
Konferenz Climate and Clean Air Conference
Auf der Konferenz kommen Staaten der Climate and Clean Air Coalition zusammen. Die Koalition arbeitet am Schnittpunkt zwischen Klima und Luftqualität, und damit auch zum Thema Gesundheit. Auf der Konferenz wird über den aktuellen Stand der Wissenschaft und die besten Beispiele aus der praktischen Politik diskutiert. Infos
22. Februar, 16.30 Uhr, Berlin
Diskussion Energiesicherheit: Wie sichern wir die Offshore-Infrastruktur?
Auf dem parlamentarischen Abend in der britischen Botschaft in Berlin organisiert der Bundesverband Windenergie Offshore e. V. verschiedene Inputs und eine Diskussion zu Energiesicherheit und Windkraft-Infrastruktur. Infos
Weil die Stärke von Wirbelstürmen mit der Erderhitzung weiter zunimmt, haben zwei US-Forscher nun vorgeschlagen, die Skala für die Bewertung von Hurrikane zu erweitern. Jenseits der bisherigen Kategorien 1 bis 5 auf der sogenannten Saffir-Simpson-Skala sollte über eine Kategorie 6 nachgedacht werden, so eine Studie von Michael Wehner vom Lawrence Berkeley National Lab und James Kossin von der University of Wisconsin. Das Ziel: Eine genauere Bestimmung der Sturmstärke und bessere Möglichkeiten, die Bevölkerung zu informieren und zu warnen.
Die bisherige Skala stammt aus den 1970er Jahren und kategorisiert die Wirbelstürme anhand der Windgeschwindigkeiten. Ein Sturm der Stärke 5 bedeutet demnach Windgeschwindigkeiten über 250 km/h. Eine Kategorie 6 würde demnach mit etwa Tempo 310 km/h beginnen. Zwischen 1980 und 2021 wurden 197 tropische Stürme der Kategorie 5 registriert. Fünf davon wären in der Kategorie 6 zu verorten, alle davon in den Jahren 2012 bis 2021.
Die bisherige Skala ist nicht unumstritten. Sie bezieht sich nur auf Wind und rechnet weder Überschwemmungen durch Meereswellen noch Regen-Unwetter durch Hurrikane ein. Bei diesen Extremwetterlagen sterben aber deutlich mehr Menschen als durch direkte Windschäden. Unklar ist auch, ob eine neue Kategorie nicht den Eindruck erwecken könnte, Stürme der niedrigeren Kategorien seien weniger gefährlich als bisher. bpo
Laut einer neuen Studie bewegt sich die Atlantische Ozeanzirkulation (AMOC) auf einen Kipppunkt zu. Forscher der Universität Utrecht warnen in der Untersuchung vor den “verheerenden” Folgen dieses Ereignisses. Die AMOC ist eine atlantische Umwälzzirkulation, die große Wassermassen bewegt. Sie bringt große Mengen Wärme in den nördlichen Atlantik und sorgt so für ein relativ mildes Klima in Europa und an der Ostküste der USA.
Ein Zusammenbrechen der AMOC hätte der Studie zufolge gravierende Folgen:
Rahmstorf, Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), bezeichnet die Studie in seinem Blog als “bedeutenden Fortschritt in der AMOC-Stabilitätsforschung“. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Untersuchungen gegeben, die vor einem möglichen Kipppunkt der AMOC warnten. An ihnen gab es aber regelmäßig Kritik, weil sie beispielsweise nur auf sehr bestimmte Aspekte der AMOC schauten.
Laut Rahmstorf ist die neue Untersuchung nun der “erste systematische Versuch, den Kipppunkt der AMOC in einem gekoppelten globalen Ozean-Atmosphären-Klimamodell mit guter räumlicher Auflösung zu finden”. Sie basiere nicht nur auf Klimamodellen, sondern auch “auf Beobachtungsdaten aus dem Südatlantik”.
Die niederländische Forschungsgruppe wertet die Beobachtungsdaten als Frühwarnsignal dafür, dass die AMOC sich bereits auf dem Weg zum Kippen befinde. Einen konkreten Zeitpunkt dafür nennen sie zwar nicht, aber sie kommen zu dem Schluss, dass das Ereignis noch in diesem Jahrhundert eintreten könne. Laut Rahmstorf deuten immer mehr Anzeichen “darauf hin, dass das Risiko in diesem Jahrhundert weit über zehn Prozent liegt”. Die Standard-Klimamodelle würden das Risiko eines AMOC-Kipppunktes unterschätzen, kritisiert er. nib
Für die auf der COP28 beschlossene Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030 sind zwischen 2024 und 2030 zwölf Billionen US-Dollar an Investitionen nötig. Das zeigt eine neue Studie von Climate Analytics. Aktuell seien bis 2030 Investitionen von 6,6 Billionen US-Dollar absehbar. Es bestehe eine Investitionslücke von gut fünf Billionen. Allerdings würden bis 2030 gut sechs Billionen US-Dollar in fossile Brennstoffe investiert – “eine Umschichtung dieser Gelder in erneuerbare Energien könnte die Investitionslücke komplett schließen”, schreiben die Forscher.
Die zwölf Billionen an nötigen Investitionen umfassen sowohl Gelder für Erneuerbare (acht Billionen) als auch für den Ausbau der Stromnetze und -speicher (vier Billionen), die für das Gelingen der Energiewende unabdingbar seien.
Laut der Analyse des Thinktanks müssten bis 2030 zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels 11,5 Terrawatt (TW) an Erneuerbaren-Kapazität installiert sein – 3,4 Mal mehr als aktuell vorhanden sind. Aufgeteilt auf die einzelnen Weltregionen zeigt sich folgendes Bild:
Aufgrund des großen Zubaus in China und Indien sei Asien die einzige Weltregion, die die Erneuerbaren schnell genug ausbaut, um das 1,5-Grad-Ziel erreichbar zu halten. Allerdings gefährde gleichzeitig der Bau neuer Kohlekraftwerke in den beiden Staaten die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels. Es müsse “viel mehr unternommen werden, um Investitionen in den Ausbau der Erneuerbaren und die Stromnetze in ärmeren Staaten zu mobilisieren”, mahnen die Autoren. Das neue Klimafinanzierungs-Ziel für die Zeit nach 2025 müsse das berücksichtigen. nib
Eine neue, im Fachmagazin Nature veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss: Bis Mitte des Jahrhunderts sind zehn bis 47 Prozent des Regenwalds am Amazonas gefährdet. Ihre Autorinnen und Autoren warnen, dass bald ein Kipppunkt überschritten sein könnte.
Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler warnen schon länger vor dieser Gefahr: Sobald die Schäden im Ökosystem eine kritische Schwelle erreichen, würde der Regenwald kippen – also sich sehr schnell und äußerst drastisch verändern. Über Rückkopplungseffekte würde Waldzerstörung an einem Ort dazu führen, dass der Wald auch anderswo stirbt. Große Flächen würden zu einer Savanne, die Regenfälle gerieten in weiten Teilen Südamerikas durcheinander. Die Details sind in der Forschung aber noch umstritten.
Die neue Studie identifiziert nun fünf kritische Faktoren, die das Kippen befördern:
Für jeden Faktor identifizieren die Forscher Belastungsgrenzen, die nicht überschritten werden sollten, um die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems zu erhalten. Beispielsweise könne der Amazonas-Regenwald “bei einer mittleren Niederschlagsmenge von weniger als 1.000 mm pro Jahr nicht länger überleben”, erklärt Da Nian, Forscherin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und eine der Autorinnen der Studie. Bereits unterhalb von 1.800 mm pro Jahr seien “abrupte Übergänge vom Regenwald zu einer savannenartigen Vegetation möglich”.
Kippt der Regenwald, wären die Folgen für das globale Klima gravierend. Einer Studie zufolge speichern die Böden und Pflanzen des Regenwalds etwa 150 bis 200 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, umgerechnet rund 550 bis 734 Milliarden Tonnen CO₂. Ein beträchtlicher Teil davon würde nach Überschreiten eines Kipppunkts nach und nach freigesetzt. ae
Das Umweltprogramm (UNEP) und die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) haben sieben Initiativen zur Wiederherstellung von Ökosystemen mit dem Titel “World Restoration Flagships” ausgezeichnet. Die Initiativen haben demnach schon Millionen Hektar Natur wiederhergestellt. Bis 2030 sollen sie insgesamt 40 Millionen Hektar renaturieren und eine halbe Million Arbeitsplätze schaffen.
Konkret geht die Auszeichnung an:
Die UN haben das Jahrzehnt 2021 bis 2030 zur “Dekade der Ökosystem-Wiederherstellung” deklariert. Dafür wurden auch zehn Prinzipien definiert, nach denen die Vorreiterinitiativen (Flagships) ausgewählt wurden. Die UN-Staaten haben das Ziel, bis 2030 eine Milliarde Hektar Natur wiederherzustellen – eine Fläche größer als China. kul
Ab 2027 wird das europäische Emissionshandelssystem für Gebäude und Verkehr (ETS 2) eingeführt. Die Verknüpfung mit einem nationalen CO₂-Mindestpreis könnte laut Experten das Preisniveau stabilisieren und so die Planbarkeit für private Haushalte und Unternehmen verbessern. Das geht aus einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) und des Öko-Instituts hervor. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen darin, wie der Bundesemissionshandel (BEH) und das ETS 2 nach dessen Einführung zusammengeführt werden könnten.
Der ETS 2 wird entkoppelt vom bereits bestehenden EU-Emissionshandel für Energie und Industrie eingeführt und einen eigenen europaweiten CO₂-Preis bilden. Wo es bereits nationale CO₂-Preise für Gebäude und Verkehr gibt – darunter Deutschland – soll der ETS 2 diese ersetzen. Allerdings wird der Preis im deutschen BEH 2026 bereits bei bis zu 65 Euro pro Tonne liegen und damit womöglich höher sein als zu Beginn des ETS 2 (voraussichtlich etwa 45 Euro).
Um starke Schwankungen des CO₂-Preises zu verhindern, verursacht etwa durch politische Entscheidungen aus einzelnen Mitgliedstaaten, empfehlen die Studienautoren daher zusätzlich einen nationalen Mindestpreis über die Energiesteuer. Läge der Marktpreis im ETS 2 unter diesem Mindestpreis, würde ein Preisaufschlag erfolgen. Liegt der EU-weite Preis darüber, fiele der Aufschlag weg. Der Mindestpreis solle sich auf einem Niveau befinden, mit dem die nationalen Klimaziele erreicht werden können, heißt es in der Studie.
Eine genaue Zielmarke für den Preis geben FÖS und Öko-Institut jedoch nicht vor. Der Thinktank Agora Energiewende hatte vergangenes Jahr 120 Euro pro Tonne mit progressivem jährlichem Anstieg empfohlen.
FÖS und Öko-Institut sehen in dem Preisaufschlag auch ein Instrument, um Finanzmittel für den sozialen Ausgleich zu generieren – beispielsweise für ein Klimageld. Zwar geht ein Teil der Einnahmen aus dem ETS 2 in den Klimasozialfonds, jedoch sind diese zweckgebunden und können nicht für ein allgemeines Klimageld verwendet werden. Der Mindestpreis würde also zusätzlichen finanziellen Spielraum ermöglichen. Die schnelle Einführung des Klimageldes fordern die Studienautoren ausdrücklich.
Die Forscher betonen zudem, dass der Mindestpreis nur mit entsprechenden Kompensationsmaßnahmen für mittlere und untere Einkommensgruppen einhergehen dürfe. Bisherige Förderprogramme unterstützten vor allem Besserverdienende, beispielsweise beim Kauf eines neuen E-Autos. Es brauche daher zusätzliche Förderprogramme für niedrige und mittlere Einkommen, damit auch diese Verbräuche senken könnten und die sozial-ökologische Transformation gelinge, erklärten die Autoren. Als Beispiel nennen sie eine Kaufprämie für gebrauchte E-Autos. luk
Durch den Rückgang von Meereis auf der Hudson Bay in Kanada, könnten Eisbären in Zukunft öfter verhungern. Wenn die Bucht nicht lange genug zugefroren ist, haben die Eisbären nicht genügend Zeit auf dem Eis Robben zu jagen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die am Mittwoch im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde. 2015 war die eisfreie Zeit in der Region schon drei Wochen länger als 1970.
Dem fehlenden Packeis begegnen die Bären demnach mit unterschiedlichen Strategien: Manche legten sich einfach hin und hielten eine Art Winterschlaf und verbrauchten so möglichst wenig Energie. Andere suchten nach alternativem Futter wie Beeren oder Vogeleiern. Beide Strategien versprechen demnach wenig Erfolg. Durch die aufwendige Futtersuche verbrauchten die Eisbären fast so viel Energie, wie sie zu sich nahmen.
Eisbären können also ihr Verhalten stark verändern, aber mit dem Rückgang der Eisflächen steigt trotzdem ihr Risiko zu verhungern. Besonders gefährdet sind weibliche Eisbären und Jungtiere.
Schon lange stehen Eisbären sinnbildlich dafür, wie Lebewesen durch den Klimawandel bedroht sind. Die Realität in der Arktis ist aber etwas komplizierter: Bis in die 80er hatte die Anzahl der Eisbären vor allem wegen Jagd auf sie abgenommen. Durch einen besseren Schutz und rechtliche Rahmenbedingungen nahm die Zahl der Tiere danach wieder zu. Klimawandelleugner nahmen diesen Fakt als Anlass, den menschengemachten Klimawandel infrage zu stellen. Mittel- und langfristig sind Eisbären aber durch den Klimawandel stark bedroht, wie nun auch diese aktuelle Studie bestätigt. kul
Der Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung (RNE) fordert, dass das im Koalitionsvertrag beschlossene Klimageld spätestens im kommenden Jahr eingeführt wird. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme des RNE hervor. Darüber hinaus müssten kurzfristig wirksame private und staatliche Finanzierungsoptionen für die sozial-ökologische Transformation geschaffen werden.
Für diese Transformation seien enorme Investitionen in langlebige Infrastrukturen erforderlich. “Umso wichtiger erscheint uns, dass wir den anstehenden Wandel als eine Gemeinschaftsaufgabe sehen, Chancen und Lasten fair verteilen, Ängste nehmen und niemanden zurücklassen”, heißt es in der Publikation. Dafür müsse man Mut machen, realistische Lösungen aufzeigen und die Menschen mitnehmen. “Wir brauchen eine Politik, die die sozialen Folgen der notwendigen Veränderungen von Beginn an berücksichtigt und fair ausbalanciert”, schreibt der Nachhaltigkeitsrat.
Die politischen Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen stünden in der Verantwortung, sozial gerechte und langfristig angelegte Lösungsvorschläge für den Klima- und Biodiversitätsschutz, für eine effiziente und kreislauforientierte Ressourcennutzung sowie für eine wettbewerbsfähige nachhaltige Wirtschaft vorzulegen, heißt es in dem Papier weiter. Auch die demokratische Opposition sei gefordert, sich mit konstruktiven Vorschlägen aktiv einzubringen.
Dem RNE gehören 15 Personen des öffentlichen Lebens aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an. Er wird alle drei Jahre von der Bundesregierung neu berufen. Vorsitzender des Gremiums ist seit 2023 der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Reiner Hoffmann. ch
Als Richard Nugee – damals Generalleutnant und als “Chief of Defence People” der oberste Personalchef der britischen Streitkräfte – dem britischen Verteidigungsministerium im Jahr 2020 vorschlug, einen Bericht über den Klimawandel und die Armee zu verfassen, wurde sein Vorschlag zuerst abgelehnt. Dafür gebe es keine Notwendigkeit, hieß es. “Keiner sprach damals in militärischen Kreisen über das Thema”, sagt der 60-jährige Nugee.
Heute, nur vier Jahre später, ist das anders: Wenn sich am Wochenende wichtige Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, Streitkräften und weiteren Sicherheitseinrichtungen auf der Münchner Sicherheitskonferenz treffen, ist die Klimakrise präsent. Dazu hat Richard Nugee viel beigetragen.
Damals vor vier Jahren ließ Nugee nicht locker. Schließlich schrieb er den Bericht. “Ich habe darin klargemacht, wie der Klimawandel die Arbeit von Militär negativ beeinträchtigen wird”, sagt er. So beschreibt er beispielsweise, dass Kriegsschiffe in Zukunft nicht mehr auf Meerwasser zur Kühlung zurückgreifen könnten, weil sich die Oberflächentemperatur der Ozeane zu stark erwärmt. Oder er stellt dar, wie Wasserknappheit in Ländern wie dem Irak oder Somalia zu mehr Konflikten führen wird.
Nugees Bericht macht deutlich, warum eine Armee, die auf den Klimawandel vorbereitet ist, ein Land besser verteidigen kann. Diese militärische Perspektive habe geholfen, dass das Thema ernst genommen wurde, sagt Nugee. Zuvor sei zu häufig eine Abwehrhaltung erzeugt worden, indem man den Streitkräften das Ausmaß ihrer Emissionen vorrechnete.
Denn der militärische Treibhausgasausstoß ist riesig. Wie groß genau, ist schwierig zu sagen. Anfang des Jahres recherchierte der Guardian, dass viele Länder ihre Emissionen in diesem Bereich nicht an die UN meldeten. Doch es gibt Schätzungen, die besagen, dass das Militär weltweit für rund 5,5 Prozent aller Emissionen verantwortlich sei: Damit ist sein Anteil etwa doppelt so hoch wie der des globalen Luftverkehrs.
Auch Richard Nugee sieht diesen Aspekt. Aber er sagt, dass das nicht die richtige Kommunikationsstrategie sei, um Militärvertretern den Klimawandel näherzubringen. Unter den Streitkräften herrsche oft die Überzeugung, dass der Umweltschutz eine Idee linker Anti-Militär-Kreise sei. Deswegen erreiche man sie am besten, wenn man erkläre, wie sich der Klimawandel auf Sicherheit auswirke. “Der Klimawandel führt zu Konflikten und bedroht die Sicherheit des Vereinigten Königreichs, Europas, der NATO – und auch das Konzept der westlichen Demokratie”, meint Nugee.
Aus der Sicht des ehemaligen Offiziers gibt es drei Strategien, mit denen Armeen auf den Klimawandel reagieren sollten.
Es habe Fortschritte beim Thema Klimawandel und Sicherheit gegeben, sagt Nugee heute. Inzwischen sei vielen Militärs bewusst, wie groß der Einfluss der Klimakrise auf ihre Einsätze sei. Aber oftmals würde nicht ausreichend getan, um darauf zu reagieren.
Zu einer Militärkarriere inspirierte ihn sein Großvater, der in beiden Weltkriegen gekämpft hatte. Richard Nugee selbst diente in seiner langen Militärkarriere in zahlreichen Konfliktregionen, darunter Nordirland, Bosnien, dem Kosovo, Irak und Afghanistan. 2021 bis 2022 leitete er die strategische Abteilung für Klimawandel und Nachhaltigkeit im britischen Verteidigungsministerium. Inzwischen ist der heute 60-Jährige im Ruhestand, setzt sich aber weiter für das Thema ein, beispielsweise mit der Forschungsprojekt “Climate change and (in)security” an der Universität Oxford.
Nugee lebt mit seiner Frau und drei Hunden im Südwesten von England und hat zwei erwachsene Söhne. Wenn er nicht auf öffentlichen Events über die Folgen des Klimawandels fürs Militär spricht, kümmert er sich gerne direkt vor der Haustür um die Natur. Auf seinem Land hat er rund 1.000 Bäume gepflanzt. In einer eigenen, kleinen Baumschule zieht er einige Dutzend weitere auf. “Es bereitet mir enorme Freude, den Bäumen beim Wachsen zuzusehen”, sagt er. Mit seiner Wohltätigkeitsorganisation “The Scar Free Foundation” setzt er sich außerdem für Forschung zu Wundheilung ohne Narben ein. Lisa Kuner