Im Land hat nach den Sommerferien vielerorts die Schule wieder begonnen – aber die Noten für den Klimaschutz werden kaum besser. Die deutsche Klimapolitik jedenfalls ist für die Expertinnen und Experten des Climate Acton Tracker weiterhin “unzureichend”. Während es in Sachen Erneuerbare Fortschritte gibt, sieht es vor allem im Verkehrssektor eher mau aus – Nico Beckert hat die Details.
Brasilien, Singapur und Kanada, deren Bewertung ebenfalls aktualisiert wurde, stehen auch nicht besser da. Passend dazu schaut Bernhard Pötter darauf, welche Art von Klimaschutzmaßnahmen global wirklich wirken. Das Dilemma: Besonders effizient ist Klimaschutz über Steuern und Preissignale – solche Instrumente sind bei der Bevölkerung aber eher unbeliebt.
Wir analysieren außerdem noch, woher in Deutschland Fachkräfte für die Energiewende kommen könnten und was die Erderwärmung damit zu tun hat, dass in Namibia Elefanten getötet werden. Und Malte Kreutzfeldt erklärt, wie die Netzentgelte bald gerechter werden.
Wir bleiben auch weiter für Sie dran!
Auch nach knapp drei Jahren der selbsternannten “Fortschrittskoalition” aus SPD, Grünen und FDP wird Deutschlands Klimapolitik vom Climate Action Tracker (CAT) noch immer als “unzureichend” bewertet. Einige der jüngsten politischen Maßnahmen werden zwar positiv bewertet: Die Energiewende kommt laut CAT relativ gut voran und wurde jüngst beschleunigt. Doch im Verkehrs- und Gebäudesektor mache die Ampel-Koalition zu wenig Fortschritte.
Die Bundesregierung drohe ihr 2030er-Klimaziel einer Reduktion der Emissionen um 65 Prozent knapp zu verfehlen, warnen die CAT-Analysten von den Organisationen Climate Analytics und New Climate Institute in einem kürzlich veröffentlichten Update. Überraschend ist: Selbst als Vorreiter in der Klimafinanzierung müsste Deutschland seine finanzielle Unterstützung für den Klimaschutz in ärmeren Staaten verdreifachen, um seinen “fairen Anteil” beizutragen. Zudem sei das Klimaziel der Bundesregierung nicht ambitioniert genug.
Seit ihrem Amtsantritt 2021 konnte die Ampel-Koalition laut Climate Action Tracker einige Fortschritte in der Klimapolitik erreichen:
Die Bundesregierung hat die Energiewende beschleunigt:
Es bleiben aber laut CAT noch große Aufgaben:
In der Industriepolitik hebt der CAT die kürzlich eingeführten Klimaschutzverträge hervor. Sie könnten Unternehmen dazu bringen, schon früher in neue, teure Technologien zur Reduktion der Emissionen zu investieren, weil die Klimaschutzverträge einen Teil des Investitionsrisikos abmildern. Das ist wichtig, denn der Industriesektor müsse “den Verbrauch fossiler Energien viel schneller reduzieren und die Elektrifizierung der Prozesse viel schneller durchführen”, so der CAT.
Ohne die Verträge bestehe die Gefahr, dass Unternehmen zu spät investieren, weil sie auf eine Preissenkung bei neuen Technologien warten. Allerdings kosten die ersten beiden Runden der Klimaschutzverträge fast 20 Milliarden Euro. Es ist “unklar, wie lange der Bundeshaushalt in der Lage sein wird, eine solch kostenintensive Maßnahme zu unterstützen”, so die Einschätzung der CAT-Analysten.
Zu den größten Problemsektoren gehört laut CAT der Verkehrssektor. Wenn die Emissionen des Sektors nicht bald schnell sinken, müssten ab 2030 “drastische und disruptive Maßnahmen wie extrem hohe CO₂-Preise oder Fahrverbote” eingeführt werden. Andernfalls würde der Verkehrssektor auch seine langfristigen Klimaziele verfehlen. Die Bundesregierung müsse eine Verkehrssektor-Strategie entwerfen und umsetzen. Die CAT-Analysten kritisieren:
Dass die LKW-Maut erhöht und die Einnahmen zum Ausbau der Bahninfrastruktur genutzt werden sollen, lobt der CAT. Allerdings besteht derzeit noch immer eine große Lücke bei der Finanzierung der 86 Milliarden Euro, die bis 2030 in die Bahninfrastruktur investiert werden sollen. Nur die Hälfte des Geldes wurde aktuell schon bereitgestellt oder eingeplant.
Überraschend ist, dass auch Deutschlands Klimafinanzierung lediglich als “unzureichend” bewertet wurde. Mit etwa sechs Milliarden Euro jährlich gehört Deutschland schon heute zu den Vorreitern in der Finanzierung von Klimaschutz in ärmeren Staaten. Laut CAT-Analysten müsste die Bundesregierung diesen Beitrag aber verdreifachen, um ihren “gerechten Anteil” zu leisten. Die CAT-Analysten fordern Deutschland zudem auf, klare Signale gegen neue Gasinfrastruktur im In- und Ausland zu senden.
Die Analysten des Climate Action Tracker kritisieren zudem, dass Deutschlands Klimaziele “noch immer nicht 1,5-Grad-kompatibel” seien. Die Bundesregierung müsse also nicht nur mehr unternehmen, um ihr Klimaziel für 2030 zu erreichen, sondern “ihren Ehrgeiz weiter erhöhen”, um die Ziele des Pariser Abkommens erreichbar zu halten.
Um bis 2030 auf einen 1,5-Grad-Pfad zu kommen, müsste Deutschland laut Climate Analytics:
CAT hat auch die Klimamaßnahmen von Brasilien, Singapur und Kanada neu bewertet. Wie das Rating dafür ausfiel, lesen Sie weiter unten in den News.
Bei der Suche nach wirksamen Maßnahmen in der Klimapolitik stecken Parlamente und Regierungen nach neuen Studien offenbar in einem Dilemma. Einerseits gibt es Hinweise darauf, dass ein Mix aus verschiedenen Maßnahmen die größten Emissionsreduktionen bringt und es bei der Erreichung von ehrgeizigen Klimazielen vor allem auf politische Entscheidungen ankommt. Andererseits zeigen Umfragen, dass ein wichtiger Teil dieser Maßnahmen, nämlich Preissignale, in der Bevölkerung unbeliebt sind.
Welche Maßnahmen wirken, hat eine aktuelle Studie unter Leitung des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK und des Mercator Instituts MCC untersucht. Die Forschenden durchforsteten mithilfe von künstlicher Intelligenz OECD-Datensätze zu etwa 1500 Maßnahmen in 41 Ländern zwischen 1998 und 2022, die weltweit in der Klimapolitik eingesetzt wurden. Das Ergebnis: Nur 69 dieser Ideen führten überhaupt zu nennenswerten Emissionsreduktionen zwischen 600 Millionen und 1,8 Milliarden Tonnen CO₂.
Die Studie stellte fest, dass in allen Sektoren außer dem Verkehr dirigistische “command and control”-Maßnahmen mit 270 Fällen am häufigsten eingesetzt wurden. Marktbasierte Lösungen werden in Industrieländern bevorzugt, am häufigsten im Verkehrsbereich. Und am liebsten als Subventionen, während CO₂-Preise nur 116-mal eingerichtet wurden. Die erfolgreichsten Maßnahmen mit den größten CO₂-Einsparungen kommen nach diesen Berechnungen demnach aus den Sektoren:
48 Erfolgsmodelle stammten aus Industriestaaten, 21 aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Und 70 Prozent von diesen bestanden aus zwei oder mehr Maßnahmen, heißt es in der Studie – als ein gutes Beispiel gilt der Mindest-CO₂-Preis in Großbritannien, der mit Grenzwerten für Luftschadstoffe, Quoten für Erneuerbare und einem Kohleausstieg gekoppelt war. “In den meisten Fällen fanden wir, dass der Effekt größer war, wenn eine Maßnahme Teil in einem Mix ist, als wenn sie allein umgesetzt wird”, heißt es.
“Verschiedene populäre Instrumente wie Verbote, Baustandards, Effizienzvorgaben oder Subventionen werden entweder nur in Verbindung mit Maßnahmen-Mixen entdeckt oder haben weniger Effekt, wenn sie allein umgesetzt werden“, schreiben die Autorinnen und Autoren. Große Ausnahme: Steuern: “Steuern stechen hervor als die einzige Maßnahme, die in allen Sektoren fast gleiche oder größere Effekte erzielt, wenn sie allein umgesetzt werden.” Die Studie kommt zum Ergebnis, dass in Industrieländern ein CO₂-Preis am meisten Erfolg verspricht. In Schwellenländern dagegen ist es die Regulierung durch Vorschriften.
Die Studie wurde kritisiert, weil sie sich auf kurzfristige Erfolge bei der CO₂-Reduktion konzentriere, Maßnahmen zum Klimaschutz aber langfristig wirken. Außerdem müsste genauer unterschieden werden, welche CO₂-senkende Wirkungen Förderprogramme genau haben.
Wichtigster Akteur bei der Einführung und Durchsetzung von Klimaschutz seien aber nach wie vor die nationalen Regierungen, ist das Resultat einer anderen Untersuchung. Die Forschergruppe hatte untersucht, welches die wichtigsten Hindernisse sind, die eine Einhaltung der globalen Klimaziele behindern. Ergebnis: Das “ehrgeizigste Szenario” von 1,6 Grad Erwärmung mit “geringem Overshoot” ist demnach mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent noch möglich – werden aber die “Hindernisse, besonders in der institutionellen Dimension” einbezogen, sinken diese Chancen auf fünf bis 45 Prozent.
Dafür ergründete die Studie, welche Dimensionen für ehrgeizige Temperaturziele laut IPCC die Machbarkeit erhöhen – aus geophysischen, technologischen, institutionellen, sozio-kulturellen und ökonomischen Gründen. Ein Ergebnis: Die Schwierigkeiten für den Weg zu einem 1,6-Grad-Ziel stammen kaum aus dem technologischen und ökonomischen Bereich – sondern von der Frage, ob diese Maßnahmen von den Regierenden politisch und institutionell umgesetzt werden können. “Das Entscheidende ist nicht mehr die technologische Umsetzung der Klimaneutralität”, zitiert der Informationsdienst Carbon Brief einen Autor der Studie “Es liegt mehr an der Fähigkeit der Regierungen, wie schnell sie Klimapolitik hochfahren können.”
Doch genau diese Kombination – Regierungen müssen die zentralen Entscheidungen treffen und am effektivsten dabei ist ein Instrumentenmix, der sich in Industriestaaten vor allem auf einen steigenden CO₂-Preis stützt – führt möglicherweise in ein Dilemma der Klimapolitik. Denn Umfragen zeigen, dass in Deutschland Klimapolitik zwar immer noch von einer großen Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wird. Aber bei der Wahl der Instrumente zeigt sich: Höhere CO₂-Preise sind nicht beliebt.
So findet etwa eine Umfrage des ifo-Instituts, dass in der Bevölkerung deutliche andere Ansichten über den besten Weg zum Klimaschutz herrschen als bei den Experten. Viele Befragte fanden Subventionen für klimafreundliches Verhalten (E-Auto-Prämie) attraktiv; Preissignale wie höhere Benzinkosten waren dagegen unpopulär. Für die Investitionen in die Klimaneutralität sollten demnach vor allem die Unternehmen, dann die öffentliche Hand zahlen – und nur zu einem kleinen Teil die privaten Haushalte. Während Öko-Subventionen bei 28 Prozent der Menschen Zustimmung fanden, stimmten nur acht Prozent für einen CO₂-Preis.
Die Tendenz wird auch von anderen Untersuchungen immer wieder bestätigt: Populär sind staatliche Ausgaben für besseren ÖPNV oder Ausbau von Erneuerbaren und Stromnetzen. Von vielen abgelehnt dagegen werden Instrumente, die in ihre Lebensführung und in ihre Brieftaschen eingreifen: Verbot von neuen Verbrennungsmotoren, Austausch von Heizungen, höhere Preise – also genau die Instrumente, die in verschiedenen Kombinationen Regierungen offenbar maximalen Effekt beim Klimaschutz bei minimalen Kosten ermöglichen.
Die “Taskforce Fachkräfte” der von der Bundesregierung einberufenen Allianz für Transformation geht davon aus, dass für die Umsetzung der Energiewende bis zum Jahr 2030 mehr als 300.000 Arbeitskräfte fehlen. “Ohne genügend und gut qualifizierte Fachkräfte wird Deutschland die Energiewende nicht gelingen”, heißt es in ihrem Ergebnisbericht aus dem vergangenen Jahr.
Doch Handwerker, die in diesem Bereich arbeiten wollen, müssen eine Reihe von Qualifikationen mitbringen, die sich zum Teil deutlich von den Anforderungsprofilen anderer Branchen unterscheiden. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, die Table.Briefings vorab vorlag.
Im Fokus der Untersuchung standen 13 für die Energiewende zentrale Handwerksberufe, darunter Dachdecker, Elektriker sowie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker. Auf Basis von rund 2,7 Millionen Online-Stellenangeboten aus dem Zeitraum 2019 bis Mitte 2023 wurde analysiert, welche Kompetenzen in diesen Berufen von der Wind- und Solarbranche und welche von anderen Branchen nachgefragt wurden.
Dabei hat sich gezeigt, dass die von der Windbranche geforderten Qualifikationen im Durchschnitt nur zu 77 Prozent mit denen anderer Wirtschaftszweige übereinstimmten, obwohl es sich um die gleichen Berufe handelte. Besonders groß war der Unterschied bei den Bauelektrikern, wo das Anforderungsprofil lediglich zu 64 Prozent deckungsgleich war.
Auch bei den von der Solarbranche erwarteten Kompetenzen lag die Schnittmenge mit den anderen Branchen im Durchschnitt nur bei 85 Prozent. Am größten war hier die Differenz bei den Dachdeckern mit 71 Prozent.
“Die starken Unterschiede bei den Kompetenzanforderungen innerhalb eines Berufes zeigen, dass der Blick auf die Zahl der Arbeitskräfte allein nicht ausreicht”, sagt Jana Fingerhut, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. “Wir brauchen nicht nur mehr Fachkräfte. Sie müssen eben auch die richtigen Kompetenzen für die Aufgaben in der Wind- und Solarbranche mitbringen. Diese Kompetenzen müssen erst erlernt werden.”
Um die “Kompetenzlücke” zu schließen, gibt die Studie drei Handlungsempfehlungen:
“Zu prüfen wäre außerdem eine Bündelung von Kompetenzen aus bestehenden Berufen zu einem neuen Beruf Fachkraft für Erneuerbare Energien oder Klimafachkraft”, so Fingerhut. Dieser Schritt könnte für Jugendliche die Ausbildung im Bereich der Energiewende “deutlich attraktiver machen”.
Monika Hackel, Leiterin der Abteilung Struktur und Ordnung der Berufsbildung im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), teilt die Auffassung, dass der steigende Fachkräftebedarf durch “Weiterbildungen und bevorzugt auch Umschulungen” gedeckt werden müsse. Von der Schaffung eines eigenen Berufsbilds hält sie dagegen nichts. Das Thema sei bereits vor über zehn Jahren intensiv diskutiert worden, sagt sie auf Anfrage von Table.Briefings. “Es bestand und besteht nach wie vor Konsens, dass ein isoliertes Berufsbild vor dem Hintergrund der Branchen und Betriebsstrukturen in Deutschland nicht zielführend ist”, so Hackel.
“Dabei prägt unser Handeln die Überzeugung, dass sich das deutsche Prinzip der Strukturierung des Arbeitsmarktes auf der Grundlage breiter Ausbildungsberufskonzepte bewährt hat”, so Hackel. Vor allem in Bezug auf die Arbeitsmarktverwertbarkeit und Transferfähigkeit von Qualifikationen habe sie im Lebensverlauf große Vorteile gegenüber kürzeren, auf einzelne Skills und Tätigkeiten hin orientierte Bildungsangebote.
Vor diesem Hintergrund sehe sie auch “kein Defizit in Bezug auf die berufliche Erstausbildung in Deutschland“.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) scheint mit den bisherigen Berufsbildern ebenfalls zufrieden zu sein. “Als wichtiges Transformations- und Zukunftsfeld ist das Klimahandwerk auch für junge Menschen überaus attraktiv“, hieß es im Gespräch mit Table.Briefings.
So seien im Jahr 2023 insgesamt 92.000 neue Ausbildungsverträge in diesem Bereich abgeschlossen worden. Das entspräche einem Zuwachs von acht Prozent seit 2013. Allerdings habe sich in diesem Zeitraum nicht nur die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze deutlich erhöht, sondern auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf inzwischen 11.500 mehr als verdoppelt. Auch für 2024 deutet sich wieder ein Überhang der angebotenen Stellen an.
Zum Klimahandwerk zählt der ZDH knapp 30 Gewerke, die aus seiner Sicht “alle unverzichtbar für die Energiewende und die Umsetzung der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung” seien. Die Zahl der Beschäftigten liegt nach Angaben des Verbands inzwischen bei 3,1 Millionen. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als zehn Prozent in den vergangenen zehn Jahren.
Eine ähnliche Entwicklung meldet der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). “Die deutsche Solarbranche hat in den vergangenen Jahren viele qualifizierte Arbeitskräfte gewonnen und dürfte inzwischen rund 150.000 Beschäftigte zählen”, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Zwar sei die Kapazitätslage im Handwerk derzeit angespannt. Entlastend wirke sich jedoch aus, dass nach Schätzungen des Verbandes in den vergangenen zwei Jahren zusätzlich rund 5.000 Betriebe aus dem klassischen Elektrohandwerk in die Solarbranche eingestiegen sind und ihre Mitarbeiter für die Photovoltaik ausgebildet haben oder derzeit weiterqualifizieren.
Eine seit Jahren kritisierte Ungerechtigkeit im deutschen Energiesystem wird endlich geändert: Wenn aufgrund der Energiewende die Stromnetze in einer Region besonders stark ausgebaut werden müssen, werden die Kosten dafür künftig nicht mehr allein von den Stromkunden dieser Region getragen, sondern zum Teil bundesweit umgelegt. Das sieht eine neue Festlegung der Bundesnetzagentur vor, die am Freitag veröffentlicht wurde und die ab Januar gelten soll.
Während die Kosten für die überregionalen Stromleitungen bereits seit 2023 bundesweit einheitlich umgelegt werden, wird der Ausbau der regionalen Leitungen, der für den Anschluss von Wind- und Solaranlagen erforderlich ist, bisher nur von den Kunden des jeweiligen regionalen Netzbetreibers getragen. Das gilt auch, wenn der damit produzierte Strom in andere Regionen weitergeleitet wird. In Gebieten mit besonders viel Wind- oder Solaranlagen sind die Strompreise darum oft deutlich höher. So sind die Netzentgelte etwa im windkraftreichen Schleswig-Holstein pro Kilowattstunde um fünf Cent höher als im Bundesschnitt; besonders niedrig sind sie in Thüringen und Teilen Bayerns.
Die geplante Neuregelung sieht vor, dass ein großer Teil dieser Mehrkosten künftig bundesweit umgelegt werden soll. Dafür soll die sogenannte § 19-Umlage, die bisher zur Finanzierung der Entlastung bestimmter Verbraucher dient, erhöht werden. Die genaue Höhe wird erst Mitte Oktober festgelegt, wenn neue Zahlen zu den Netzentgelten vorliegen. Eine Berechnung der Bundesnetzagentur mit den Werten aus dem vergangenen ergibt einen Anstieg dieser Umlage um 0,6 Cent pro Kilowattstunde. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das Mehrkosten von rund 20 Euro pro Jahr.
Im Gegenzug sinken die Netzentgelte in vielen jener Regionen, in denen sie bisher besonders hoch waren. Auch dieser Wert wird erst Mitte Oktober festgelegt. Die Berechnung mit den Werten des Vorjahres zeigt die stärksten Netto-Entlastungen mit vier bis fünf Cent pro Kilowattstunde bei Kunden der Schleswig-Holstein Netz AG, der brandenburgischen E.dis AG und der Wemag in Mecklenburg-Vorpommern. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das dort eine Entlastung von etwa 170 Euro pro Jahr. mkr
Der Kohleausstieg in Deutschland kommt schneller voran, als vom Gesetzgeber vorgesehen. Wie die Bundesnetzagentur am Montag mitteilte, muss sie in diesem Jahr kein “Kohleverfeuerungsverbot” aussprechen. Grund dafür sei, dass “wegen der hohen Zahl an marktgetriebenen Stilllegungen” zum Stichtag 2. September “bereits so viele Kohlekraftwerke aus dem Markt ausgeschieden sind, dass das gesetzlich geforderte Zielniveau für das Zieljahr 2027 bereits unterschritten ist”, teilte die Behörde mit.
Im Kohleausstiegsgesetz ist festgelegt, wie groß die Leistung der am Netz befindlichen Kohlekraftwerke in jedem Jahr sein darf. Um dies zu erreichen, gab es bei der Steinkohle bisher Ausschreibungen, in denen die Betreiber Stilllegungen gegen eine finanzielle Entschädigung anbieten konnten. In diesem Jahr sollte die Stilllegung zum Jahr 2027 erstmals ohne Entschädigung anhand des Alters festgelegt werden. Das ist nun nicht erforderlich, denn aufgrund der bisherigen Ankündigungen der Betreiber steht fest, dass bis dahin nur noch Steinkohlekraftwerke mit einer Leistung von 8,4 Gigawatt am Netz sein werden – und damit weniger als die gesetzlich geforderten 8,7 Gigawatt.
Hintergrund ist die immer schlechtere Auslastung der Kohlekraftwerke durch den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien im Strommix. Bei einem Großteil der Steinkohlekraftwerke lag sie in der ersten Hälfte dieses Jahres bei unter 15 Prozent. Auch der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung ging zuletzt stark zurück: Im ersten Halbjahr 2024 lag er nur noch bei 19 Prozent; vor fünf Jahren waren es noch 32 Prozent, vor neun Jahren 48 Prozent. mkr
Die “Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie” (NOW GmbH) behält zwar ihren Namen, ändert ihre Ausrichtung aber grundlegend. Wie das staatseigene Unternehmen, das zum Verantwortungsbereich des Bundesverkehrsministeriums gehört, am Montag mitteilte, wird es sich künftig “prioritär auf das Themenfeld Elektromobilität und Ladeinfrastruktur konzentrieren”. Diese “strategische Neuausrichtung” sei eine Folge des Bundesverfassungsgerichtsurteils vom vergangenen November und “die dadurch erforderlichen Kürzungen von Fördermitteln”.
Die Neuausrichtung hat auch Folgen für die Leitung des Unternehmens: Wie Table.Briefings bereits am Donnerstag berichtete, hat der NOW-Aufsichtsrat am Freitag den bisherigen Geschäftsführer Kurt-Christoph von Knobeldorff abberufen. Er galt als Vertrauter des ehemaligen Abteilungsleiters des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und Wasserstoff-Befürworters Klaus Bonhoff, der in Folge einer Fördergeldaffäre im Februar von seinen Aufgaben entbunden worden war. Neue Geschäftsführerin wird zunächst Dagmar Fehler, die bisher den Bereich Batterie-Elektrische Mobilität & Ladeinfrastruktur bei der NOW geleitet hat.
Denn auch bisher war die NOW schon für den Aufbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland mitverantwortlich; dieser Aufgabe widmete sie sich nach Ansicht von Kritikern aber nicht mit gleicher Intensität wie der Wasserstoff-Förderung. Die geplante Ausschreibung für ein Ladenetz für E-LKW etwa verzögerte sich um mehr als ein Jahr. Table.Briefings hatte im Februar eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz zu dieser Verzögerung und der Rolle, die von Knobelsdorff dabei gespielt hat, ans BMDV gestellt; diese ist bis heute noch nicht beantwortet worden.
Die Klimapolitik von Singapur ist laut Climate Action Tracker (CAT) “völlig unzureichend”, die von Brasilien und Kanada wird immerhin nur als “unzureichend” bewertet – zu diesen Ergebnissen kommen die Analysten des New Climate Institute und von Climate Analytics.
Für Kanada hat sich das Rating damit verbessert, trotzdem kommen die Klimamaßnahmen des Landes nur schleppend voran. Einige Maßnahmen aus dem Klimaplan von 2022 wurden noch nicht umgesetzt. Dass ab 2035 keine neuen Verbrennerautos mehr verkauft werden dürfen, lobt der CAT als nennenswerte Maßnahme. Während einige weitere Maßnahmen langsam Wirkung zeigen und die Emissionen sinken, gibt es noch immer eine Lücke zwischen Kanadas Klimaziel (NDC) und seiner aktuellen Politik. Ein großes Problem sind auch die exportierten Emissionen aus Öl und Gas, die im Rating nicht berücksichtigt werden.
Obwohl es in Brasilien zuletzt einige positive Entwicklungen gab, wird die Klimapolitik des Landes weiterhin als “unzureichend” eingestuft. Seine Emissionen scheinen sich aktuell auf einem Plateau zu befinden; für den Rest des Jahrzehnts wird noch ein leichter Anstieg erwartet. Das Land hat im Oktober 2023 sein NDC aktualisiert. Besonders im Bereich Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) ist es laut CAT aber noch nicht ambitioniert genug. Aktuell hat es die G20-Präsidentschaft inne und will dort sowie auf der COP30 weitere Klimaimpulse setzen. Es sei aber darüber hinaus nötig, eine Energiewende im Land einzuleiten sowie die Emissionen aus der Landwirtschaft und die Abholzung zu reduzieren.
Weiterhin steigende Emissionen verzeichnet Singapur, sein aktualisiertes NDC von 2022 sei laut CAT aber ein Schritt in die richtige Richtung. Die CAT-Einstufung der Klimamaßnahmen als “völlig unzureichend” ist eine Verbesserung; bei der vergangene Bewertung erhielt das Land noch ein “kritisch unzureichend”. Singapur nutze viel zu viel Gas zur Stromerzeugung und seine CO₂-Steuer sei zwar wichtig, aber viel zu niedrig. kul
Eine Dürre bedroht in Namibia die Ernährung von etwa 1,4 Millionen Menschen, rund der Hälfte der Bevölkerung. Das Land will deshalb jetzt mehr als 700 Wildtiere, darunter Elefanten, Zebras und Nilpferde töten und das Fleisch an hungernde Menschen verteilen. Namibia kämpft aktuell gegen eine Jahrhundertdürre, schon im Mai war deswegen der Notstand ausgerufen worden. Auch Simbabwe, Malawi und Sambia haben den Dürre-Notstand ausgerufen. Namibias Umweltministerium verkündete die Maßnahme in der vergangenen Woche, zuerst berichtete CNN darüber.
83 Elefanten, 30 Nilpferde, 60 Büffel, 50 Impalas, 100 Streifengnus sowie 300 Zebras sollen demnach in Gebieten mit nachhaltigen Wildbeständen durch professionelle Jäger getötet werden. Dadurch sollen die Auswirkungen der Dürre abgemildert werden, in dem auf der einen Seite Menschen mit Fleisch versorgt werden. Auf der anderen Seite soll der Druck auf Wasser- und Weideressourcen reduziert werden. kul
Washington Post: USA müssen beim Klimaschutz global denken. Die USA sollten die Entwicklung und Verbreitung von Technologien fördern, die weltweite Dekarbonisierung beschleunigen – insbesondere in den ärmeren Ländern, die in den kommenden Jahrzehnten den Großteil der Treibhausgasemissionen verursachen werden. Dennoch widmet das wichtigste Instrument der US-Klimapolitik§, der Inflation Reduction Act von 2022, der Dekarbonisierung außerhalb der Landesgrenzen wenig Aufmerksamkeit. Die US-Politik betrachtet Beiträge zur Dekarbonisierung in Ländern wie Indien und Bangladesch immer noch als ausländische Hilfe – als Gefallen – und nicht als Beitrag zum Wohl aller Menschen, einschließlich der Amerikaner. (Zum Artikel)
Africa Science News: Grünes Wachstum steht im Zentrum der CCDA-XII. Im Vorfeld der COP29 in Baku findet in Abidjan die 12. Konferenz über Klimawandel und Entwicklung in Afrika statt (CCDA-XII). Die CCDA-XII wird sich auf wichtige Themen wie Klimafinanzierung, grünes Wachstum, Klimagerechtigkeit und regionale Zusammenarbeit konzentrieren. Die Konferenz bietet eine wichtige Plattform für afrikanische Führungskräfte, politische Entscheidungsträger und Experten, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, die den Kontinent in eine nachhaltige und widerstandsfähige Zukunft führen. (Zum Artikel)
AP-News: Harris und Trump haben verschiedene Vorstellungen zum Klimaschutz. US-Vizepräsidentin Kamala Harris und der ehemalige Präsident Donald Trump haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie man dem Klimawandel begegnen und gleichzeitig eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen kann. In ihrer Dankesrede auf dem Parteitag der Demokraten erwähnte Harris kurz den Klimawandel, als sie die “grundlegenden Freiheiten” beschrieb, die bei der Wahl auf dem Spiel stehen – darunter “die Freiheit, saubere Luft zu atmen und sauberes Wasser zu trinken und frei von der Verschmutzung zu leben, die die Klimakrise anheizt”. Trump hingegen rief in seiner Dankesrede auf dem Parteitag der Republikaner “Drill, Baby, Drill” und versprach, den “Green New Scam” der Regierung Biden zu zerschlagen. Er versprach, die Förderung fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle anzukurbeln und wichtige Teile des Klimagesetzes von 2022 aufzuheben. (Zum Artikel)
Süddeutsche Zeitung: Kein Blumenkohl bei Hitze. Durch den Klimawandel müssen auch in Deutschland Felder immer häufiger bewässert werden. Das kostet viel Geld und lohnt oft nicht den Aufwand. Auf frischen Salat und Blumenkohl aus Deutschland wird man deshalb im Sommer immer öfter verzichten müssen. Besser sieht es bei Tomaten, Auberginen und Melonen aus. (Zum Artikel)
New York Times: Südkorea muss mehr für Kampf gegen Klimawandel tun. Eines der obersten südkoreanischen Gerichte hat am vergangenen Donnerstag die Maßnahmen des Landes zur Bekämpfung des Klimawandels für unzureichend erklärt. Das Gericht wies die Regierung an, feste Ziele für die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen bis 2031 und darüber hinaus festzulegen. Es ist das erste Urteil in einem Klimaprozess dieser Art in Asien (Zum Artikel)
Im Land hat nach den Sommerferien vielerorts die Schule wieder begonnen – aber die Noten für den Klimaschutz werden kaum besser. Die deutsche Klimapolitik jedenfalls ist für die Expertinnen und Experten des Climate Acton Tracker weiterhin “unzureichend”. Während es in Sachen Erneuerbare Fortschritte gibt, sieht es vor allem im Verkehrssektor eher mau aus – Nico Beckert hat die Details.
Brasilien, Singapur und Kanada, deren Bewertung ebenfalls aktualisiert wurde, stehen auch nicht besser da. Passend dazu schaut Bernhard Pötter darauf, welche Art von Klimaschutzmaßnahmen global wirklich wirken. Das Dilemma: Besonders effizient ist Klimaschutz über Steuern und Preissignale – solche Instrumente sind bei der Bevölkerung aber eher unbeliebt.
Wir analysieren außerdem noch, woher in Deutschland Fachkräfte für die Energiewende kommen könnten und was die Erderwärmung damit zu tun hat, dass in Namibia Elefanten getötet werden. Und Malte Kreutzfeldt erklärt, wie die Netzentgelte bald gerechter werden.
Wir bleiben auch weiter für Sie dran!
Auch nach knapp drei Jahren der selbsternannten “Fortschrittskoalition” aus SPD, Grünen und FDP wird Deutschlands Klimapolitik vom Climate Action Tracker (CAT) noch immer als “unzureichend” bewertet. Einige der jüngsten politischen Maßnahmen werden zwar positiv bewertet: Die Energiewende kommt laut CAT relativ gut voran und wurde jüngst beschleunigt. Doch im Verkehrs- und Gebäudesektor mache die Ampel-Koalition zu wenig Fortschritte.
Die Bundesregierung drohe ihr 2030er-Klimaziel einer Reduktion der Emissionen um 65 Prozent knapp zu verfehlen, warnen die CAT-Analysten von den Organisationen Climate Analytics und New Climate Institute in einem kürzlich veröffentlichten Update. Überraschend ist: Selbst als Vorreiter in der Klimafinanzierung müsste Deutschland seine finanzielle Unterstützung für den Klimaschutz in ärmeren Staaten verdreifachen, um seinen “fairen Anteil” beizutragen. Zudem sei das Klimaziel der Bundesregierung nicht ambitioniert genug.
Seit ihrem Amtsantritt 2021 konnte die Ampel-Koalition laut Climate Action Tracker einige Fortschritte in der Klimapolitik erreichen:
Die Bundesregierung hat die Energiewende beschleunigt:
Es bleiben aber laut CAT noch große Aufgaben:
In der Industriepolitik hebt der CAT die kürzlich eingeführten Klimaschutzverträge hervor. Sie könnten Unternehmen dazu bringen, schon früher in neue, teure Technologien zur Reduktion der Emissionen zu investieren, weil die Klimaschutzverträge einen Teil des Investitionsrisikos abmildern. Das ist wichtig, denn der Industriesektor müsse “den Verbrauch fossiler Energien viel schneller reduzieren und die Elektrifizierung der Prozesse viel schneller durchführen”, so der CAT.
Ohne die Verträge bestehe die Gefahr, dass Unternehmen zu spät investieren, weil sie auf eine Preissenkung bei neuen Technologien warten. Allerdings kosten die ersten beiden Runden der Klimaschutzverträge fast 20 Milliarden Euro. Es ist “unklar, wie lange der Bundeshaushalt in der Lage sein wird, eine solch kostenintensive Maßnahme zu unterstützen”, so die Einschätzung der CAT-Analysten.
Zu den größten Problemsektoren gehört laut CAT der Verkehrssektor. Wenn die Emissionen des Sektors nicht bald schnell sinken, müssten ab 2030 “drastische und disruptive Maßnahmen wie extrem hohe CO₂-Preise oder Fahrverbote” eingeführt werden. Andernfalls würde der Verkehrssektor auch seine langfristigen Klimaziele verfehlen. Die Bundesregierung müsse eine Verkehrssektor-Strategie entwerfen und umsetzen. Die CAT-Analysten kritisieren:
Dass die LKW-Maut erhöht und die Einnahmen zum Ausbau der Bahninfrastruktur genutzt werden sollen, lobt der CAT. Allerdings besteht derzeit noch immer eine große Lücke bei der Finanzierung der 86 Milliarden Euro, die bis 2030 in die Bahninfrastruktur investiert werden sollen. Nur die Hälfte des Geldes wurde aktuell schon bereitgestellt oder eingeplant.
Überraschend ist, dass auch Deutschlands Klimafinanzierung lediglich als “unzureichend” bewertet wurde. Mit etwa sechs Milliarden Euro jährlich gehört Deutschland schon heute zu den Vorreitern in der Finanzierung von Klimaschutz in ärmeren Staaten. Laut CAT-Analysten müsste die Bundesregierung diesen Beitrag aber verdreifachen, um ihren “gerechten Anteil” zu leisten. Die CAT-Analysten fordern Deutschland zudem auf, klare Signale gegen neue Gasinfrastruktur im In- und Ausland zu senden.
Die Analysten des Climate Action Tracker kritisieren zudem, dass Deutschlands Klimaziele “noch immer nicht 1,5-Grad-kompatibel” seien. Die Bundesregierung müsse also nicht nur mehr unternehmen, um ihr Klimaziel für 2030 zu erreichen, sondern “ihren Ehrgeiz weiter erhöhen”, um die Ziele des Pariser Abkommens erreichbar zu halten.
Um bis 2030 auf einen 1,5-Grad-Pfad zu kommen, müsste Deutschland laut Climate Analytics:
CAT hat auch die Klimamaßnahmen von Brasilien, Singapur und Kanada neu bewertet. Wie das Rating dafür ausfiel, lesen Sie weiter unten in den News.
Bei der Suche nach wirksamen Maßnahmen in der Klimapolitik stecken Parlamente und Regierungen nach neuen Studien offenbar in einem Dilemma. Einerseits gibt es Hinweise darauf, dass ein Mix aus verschiedenen Maßnahmen die größten Emissionsreduktionen bringt und es bei der Erreichung von ehrgeizigen Klimazielen vor allem auf politische Entscheidungen ankommt. Andererseits zeigen Umfragen, dass ein wichtiger Teil dieser Maßnahmen, nämlich Preissignale, in der Bevölkerung unbeliebt sind.
Welche Maßnahmen wirken, hat eine aktuelle Studie unter Leitung des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK und des Mercator Instituts MCC untersucht. Die Forschenden durchforsteten mithilfe von künstlicher Intelligenz OECD-Datensätze zu etwa 1500 Maßnahmen in 41 Ländern zwischen 1998 und 2022, die weltweit in der Klimapolitik eingesetzt wurden. Das Ergebnis: Nur 69 dieser Ideen führten überhaupt zu nennenswerten Emissionsreduktionen zwischen 600 Millionen und 1,8 Milliarden Tonnen CO₂.
Die Studie stellte fest, dass in allen Sektoren außer dem Verkehr dirigistische “command and control”-Maßnahmen mit 270 Fällen am häufigsten eingesetzt wurden. Marktbasierte Lösungen werden in Industrieländern bevorzugt, am häufigsten im Verkehrsbereich. Und am liebsten als Subventionen, während CO₂-Preise nur 116-mal eingerichtet wurden. Die erfolgreichsten Maßnahmen mit den größten CO₂-Einsparungen kommen nach diesen Berechnungen demnach aus den Sektoren:
48 Erfolgsmodelle stammten aus Industriestaaten, 21 aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Und 70 Prozent von diesen bestanden aus zwei oder mehr Maßnahmen, heißt es in der Studie – als ein gutes Beispiel gilt der Mindest-CO₂-Preis in Großbritannien, der mit Grenzwerten für Luftschadstoffe, Quoten für Erneuerbare und einem Kohleausstieg gekoppelt war. “In den meisten Fällen fanden wir, dass der Effekt größer war, wenn eine Maßnahme Teil in einem Mix ist, als wenn sie allein umgesetzt wird”, heißt es.
“Verschiedene populäre Instrumente wie Verbote, Baustandards, Effizienzvorgaben oder Subventionen werden entweder nur in Verbindung mit Maßnahmen-Mixen entdeckt oder haben weniger Effekt, wenn sie allein umgesetzt werden“, schreiben die Autorinnen und Autoren. Große Ausnahme: Steuern: “Steuern stechen hervor als die einzige Maßnahme, die in allen Sektoren fast gleiche oder größere Effekte erzielt, wenn sie allein umgesetzt werden.” Die Studie kommt zum Ergebnis, dass in Industrieländern ein CO₂-Preis am meisten Erfolg verspricht. In Schwellenländern dagegen ist es die Regulierung durch Vorschriften.
Die Studie wurde kritisiert, weil sie sich auf kurzfristige Erfolge bei der CO₂-Reduktion konzentriere, Maßnahmen zum Klimaschutz aber langfristig wirken. Außerdem müsste genauer unterschieden werden, welche CO₂-senkende Wirkungen Förderprogramme genau haben.
Wichtigster Akteur bei der Einführung und Durchsetzung von Klimaschutz seien aber nach wie vor die nationalen Regierungen, ist das Resultat einer anderen Untersuchung. Die Forschergruppe hatte untersucht, welches die wichtigsten Hindernisse sind, die eine Einhaltung der globalen Klimaziele behindern. Ergebnis: Das “ehrgeizigste Szenario” von 1,6 Grad Erwärmung mit “geringem Overshoot” ist demnach mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent noch möglich – werden aber die “Hindernisse, besonders in der institutionellen Dimension” einbezogen, sinken diese Chancen auf fünf bis 45 Prozent.
Dafür ergründete die Studie, welche Dimensionen für ehrgeizige Temperaturziele laut IPCC die Machbarkeit erhöhen – aus geophysischen, technologischen, institutionellen, sozio-kulturellen und ökonomischen Gründen. Ein Ergebnis: Die Schwierigkeiten für den Weg zu einem 1,6-Grad-Ziel stammen kaum aus dem technologischen und ökonomischen Bereich – sondern von der Frage, ob diese Maßnahmen von den Regierenden politisch und institutionell umgesetzt werden können. “Das Entscheidende ist nicht mehr die technologische Umsetzung der Klimaneutralität”, zitiert der Informationsdienst Carbon Brief einen Autor der Studie “Es liegt mehr an der Fähigkeit der Regierungen, wie schnell sie Klimapolitik hochfahren können.”
Doch genau diese Kombination – Regierungen müssen die zentralen Entscheidungen treffen und am effektivsten dabei ist ein Instrumentenmix, der sich in Industriestaaten vor allem auf einen steigenden CO₂-Preis stützt – führt möglicherweise in ein Dilemma der Klimapolitik. Denn Umfragen zeigen, dass in Deutschland Klimapolitik zwar immer noch von einer großen Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wird. Aber bei der Wahl der Instrumente zeigt sich: Höhere CO₂-Preise sind nicht beliebt.
So findet etwa eine Umfrage des ifo-Instituts, dass in der Bevölkerung deutliche andere Ansichten über den besten Weg zum Klimaschutz herrschen als bei den Experten. Viele Befragte fanden Subventionen für klimafreundliches Verhalten (E-Auto-Prämie) attraktiv; Preissignale wie höhere Benzinkosten waren dagegen unpopulär. Für die Investitionen in die Klimaneutralität sollten demnach vor allem die Unternehmen, dann die öffentliche Hand zahlen – und nur zu einem kleinen Teil die privaten Haushalte. Während Öko-Subventionen bei 28 Prozent der Menschen Zustimmung fanden, stimmten nur acht Prozent für einen CO₂-Preis.
Die Tendenz wird auch von anderen Untersuchungen immer wieder bestätigt: Populär sind staatliche Ausgaben für besseren ÖPNV oder Ausbau von Erneuerbaren und Stromnetzen. Von vielen abgelehnt dagegen werden Instrumente, die in ihre Lebensführung und in ihre Brieftaschen eingreifen: Verbot von neuen Verbrennungsmotoren, Austausch von Heizungen, höhere Preise – also genau die Instrumente, die in verschiedenen Kombinationen Regierungen offenbar maximalen Effekt beim Klimaschutz bei minimalen Kosten ermöglichen.
Die “Taskforce Fachkräfte” der von der Bundesregierung einberufenen Allianz für Transformation geht davon aus, dass für die Umsetzung der Energiewende bis zum Jahr 2030 mehr als 300.000 Arbeitskräfte fehlen. “Ohne genügend und gut qualifizierte Fachkräfte wird Deutschland die Energiewende nicht gelingen”, heißt es in ihrem Ergebnisbericht aus dem vergangenen Jahr.
Doch Handwerker, die in diesem Bereich arbeiten wollen, müssen eine Reihe von Qualifikationen mitbringen, die sich zum Teil deutlich von den Anforderungsprofilen anderer Branchen unterscheiden. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, die Table.Briefings vorab vorlag.
Im Fokus der Untersuchung standen 13 für die Energiewende zentrale Handwerksberufe, darunter Dachdecker, Elektriker sowie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker. Auf Basis von rund 2,7 Millionen Online-Stellenangeboten aus dem Zeitraum 2019 bis Mitte 2023 wurde analysiert, welche Kompetenzen in diesen Berufen von der Wind- und Solarbranche und welche von anderen Branchen nachgefragt wurden.
Dabei hat sich gezeigt, dass die von der Windbranche geforderten Qualifikationen im Durchschnitt nur zu 77 Prozent mit denen anderer Wirtschaftszweige übereinstimmten, obwohl es sich um die gleichen Berufe handelte. Besonders groß war der Unterschied bei den Bauelektrikern, wo das Anforderungsprofil lediglich zu 64 Prozent deckungsgleich war.
Auch bei den von der Solarbranche erwarteten Kompetenzen lag die Schnittmenge mit den anderen Branchen im Durchschnitt nur bei 85 Prozent. Am größten war hier die Differenz bei den Dachdeckern mit 71 Prozent.
“Die starken Unterschiede bei den Kompetenzanforderungen innerhalb eines Berufes zeigen, dass der Blick auf die Zahl der Arbeitskräfte allein nicht ausreicht”, sagt Jana Fingerhut, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. “Wir brauchen nicht nur mehr Fachkräfte. Sie müssen eben auch die richtigen Kompetenzen für die Aufgaben in der Wind- und Solarbranche mitbringen. Diese Kompetenzen müssen erst erlernt werden.”
Um die “Kompetenzlücke” zu schließen, gibt die Studie drei Handlungsempfehlungen:
“Zu prüfen wäre außerdem eine Bündelung von Kompetenzen aus bestehenden Berufen zu einem neuen Beruf Fachkraft für Erneuerbare Energien oder Klimafachkraft”, so Fingerhut. Dieser Schritt könnte für Jugendliche die Ausbildung im Bereich der Energiewende “deutlich attraktiver machen”.
Monika Hackel, Leiterin der Abteilung Struktur und Ordnung der Berufsbildung im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), teilt die Auffassung, dass der steigende Fachkräftebedarf durch “Weiterbildungen und bevorzugt auch Umschulungen” gedeckt werden müsse. Von der Schaffung eines eigenen Berufsbilds hält sie dagegen nichts. Das Thema sei bereits vor über zehn Jahren intensiv diskutiert worden, sagt sie auf Anfrage von Table.Briefings. “Es bestand und besteht nach wie vor Konsens, dass ein isoliertes Berufsbild vor dem Hintergrund der Branchen und Betriebsstrukturen in Deutschland nicht zielführend ist”, so Hackel.
“Dabei prägt unser Handeln die Überzeugung, dass sich das deutsche Prinzip der Strukturierung des Arbeitsmarktes auf der Grundlage breiter Ausbildungsberufskonzepte bewährt hat”, so Hackel. Vor allem in Bezug auf die Arbeitsmarktverwertbarkeit und Transferfähigkeit von Qualifikationen habe sie im Lebensverlauf große Vorteile gegenüber kürzeren, auf einzelne Skills und Tätigkeiten hin orientierte Bildungsangebote.
Vor diesem Hintergrund sehe sie auch “kein Defizit in Bezug auf die berufliche Erstausbildung in Deutschland“.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) scheint mit den bisherigen Berufsbildern ebenfalls zufrieden zu sein. “Als wichtiges Transformations- und Zukunftsfeld ist das Klimahandwerk auch für junge Menschen überaus attraktiv“, hieß es im Gespräch mit Table.Briefings.
So seien im Jahr 2023 insgesamt 92.000 neue Ausbildungsverträge in diesem Bereich abgeschlossen worden. Das entspräche einem Zuwachs von acht Prozent seit 2013. Allerdings habe sich in diesem Zeitraum nicht nur die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze deutlich erhöht, sondern auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf inzwischen 11.500 mehr als verdoppelt. Auch für 2024 deutet sich wieder ein Überhang der angebotenen Stellen an.
Zum Klimahandwerk zählt der ZDH knapp 30 Gewerke, die aus seiner Sicht “alle unverzichtbar für die Energiewende und die Umsetzung der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung” seien. Die Zahl der Beschäftigten liegt nach Angaben des Verbands inzwischen bei 3,1 Millionen. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als zehn Prozent in den vergangenen zehn Jahren.
Eine ähnliche Entwicklung meldet der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). “Die deutsche Solarbranche hat in den vergangenen Jahren viele qualifizierte Arbeitskräfte gewonnen und dürfte inzwischen rund 150.000 Beschäftigte zählen”, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Zwar sei die Kapazitätslage im Handwerk derzeit angespannt. Entlastend wirke sich jedoch aus, dass nach Schätzungen des Verbandes in den vergangenen zwei Jahren zusätzlich rund 5.000 Betriebe aus dem klassischen Elektrohandwerk in die Solarbranche eingestiegen sind und ihre Mitarbeiter für die Photovoltaik ausgebildet haben oder derzeit weiterqualifizieren.
Eine seit Jahren kritisierte Ungerechtigkeit im deutschen Energiesystem wird endlich geändert: Wenn aufgrund der Energiewende die Stromnetze in einer Region besonders stark ausgebaut werden müssen, werden die Kosten dafür künftig nicht mehr allein von den Stromkunden dieser Region getragen, sondern zum Teil bundesweit umgelegt. Das sieht eine neue Festlegung der Bundesnetzagentur vor, die am Freitag veröffentlicht wurde und die ab Januar gelten soll.
Während die Kosten für die überregionalen Stromleitungen bereits seit 2023 bundesweit einheitlich umgelegt werden, wird der Ausbau der regionalen Leitungen, der für den Anschluss von Wind- und Solaranlagen erforderlich ist, bisher nur von den Kunden des jeweiligen regionalen Netzbetreibers getragen. Das gilt auch, wenn der damit produzierte Strom in andere Regionen weitergeleitet wird. In Gebieten mit besonders viel Wind- oder Solaranlagen sind die Strompreise darum oft deutlich höher. So sind die Netzentgelte etwa im windkraftreichen Schleswig-Holstein pro Kilowattstunde um fünf Cent höher als im Bundesschnitt; besonders niedrig sind sie in Thüringen und Teilen Bayerns.
Die geplante Neuregelung sieht vor, dass ein großer Teil dieser Mehrkosten künftig bundesweit umgelegt werden soll. Dafür soll die sogenannte § 19-Umlage, die bisher zur Finanzierung der Entlastung bestimmter Verbraucher dient, erhöht werden. Die genaue Höhe wird erst Mitte Oktober festgelegt, wenn neue Zahlen zu den Netzentgelten vorliegen. Eine Berechnung der Bundesnetzagentur mit den Werten aus dem vergangenen ergibt einen Anstieg dieser Umlage um 0,6 Cent pro Kilowattstunde. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das Mehrkosten von rund 20 Euro pro Jahr.
Im Gegenzug sinken die Netzentgelte in vielen jener Regionen, in denen sie bisher besonders hoch waren. Auch dieser Wert wird erst Mitte Oktober festgelegt. Die Berechnung mit den Werten des Vorjahres zeigt die stärksten Netto-Entlastungen mit vier bis fünf Cent pro Kilowattstunde bei Kunden der Schleswig-Holstein Netz AG, der brandenburgischen E.dis AG und der Wemag in Mecklenburg-Vorpommern. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das dort eine Entlastung von etwa 170 Euro pro Jahr. mkr
Der Kohleausstieg in Deutschland kommt schneller voran, als vom Gesetzgeber vorgesehen. Wie die Bundesnetzagentur am Montag mitteilte, muss sie in diesem Jahr kein “Kohleverfeuerungsverbot” aussprechen. Grund dafür sei, dass “wegen der hohen Zahl an marktgetriebenen Stilllegungen” zum Stichtag 2. September “bereits so viele Kohlekraftwerke aus dem Markt ausgeschieden sind, dass das gesetzlich geforderte Zielniveau für das Zieljahr 2027 bereits unterschritten ist”, teilte die Behörde mit.
Im Kohleausstiegsgesetz ist festgelegt, wie groß die Leistung der am Netz befindlichen Kohlekraftwerke in jedem Jahr sein darf. Um dies zu erreichen, gab es bei der Steinkohle bisher Ausschreibungen, in denen die Betreiber Stilllegungen gegen eine finanzielle Entschädigung anbieten konnten. In diesem Jahr sollte die Stilllegung zum Jahr 2027 erstmals ohne Entschädigung anhand des Alters festgelegt werden. Das ist nun nicht erforderlich, denn aufgrund der bisherigen Ankündigungen der Betreiber steht fest, dass bis dahin nur noch Steinkohlekraftwerke mit einer Leistung von 8,4 Gigawatt am Netz sein werden – und damit weniger als die gesetzlich geforderten 8,7 Gigawatt.
Hintergrund ist die immer schlechtere Auslastung der Kohlekraftwerke durch den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien im Strommix. Bei einem Großteil der Steinkohlekraftwerke lag sie in der ersten Hälfte dieses Jahres bei unter 15 Prozent. Auch der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung ging zuletzt stark zurück: Im ersten Halbjahr 2024 lag er nur noch bei 19 Prozent; vor fünf Jahren waren es noch 32 Prozent, vor neun Jahren 48 Prozent. mkr
Die “Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie” (NOW GmbH) behält zwar ihren Namen, ändert ihre Ausrichtung aber grundlegend. Wie das staatseigene Unternehmen, das zum Verantwortungsbereich des Bundesverkehrsministeriums gehört, am Montag mitteilte, wird es sich künftig “prioritär auf das Themenfeld Elektromobilität und Ladeinfrastruktur konzentrieren”. Diese “strategische Neuausrichtung” sei eine Folge des Bundesverfassungsgerichtsurteils vom vergangenen November und “die dadurch erforderlichen Kürzungen von Fördermitteln”.
Die Neuausrichtung hat auch Folgen für die Leitung des Unternehmens: Wie Table.Briefings bereits am Donnerstag berichtete, hat der NOW-Aufsichtsrat am Freitag den bisherigen Geschäftsführer Kurt-Christoph von Knobeldorff abberufen. Er galt als Vertrauter des ehemaligen Abteilungsleiters des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und Wasserstoff-Befürworters Klaus Bonhoff, der in Folge einer Fördergeldaffäre im Februar von seinen Aufgaben entbunden worden war. Neue Geschäftsführerin wird zunächst Dagmar Fehler, die bisher den Bereich Batterie-Elektrische Mobilität & Ladeinfrastruktur bei der NOW geleitet hat.
Denn auch bisher war die NOW schon für den Aufbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland mitverantwortlich; dieser Aufgabe widmete sie sich nach Ansicht von Kritikern aber nicht mit gleicher Intensität wie der Wasserstoff-Förderung. Die geplante Ausschreibung für ein Ladenetz für E-LKW etwa verzögerte sich um mehr als ein Jahr. Table.Briefings hatte im Februar eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz zu dieser Verzögerung und der Rolle, die von Knobelsdorff dabei gespielt hat, ans BMDV gestellt; diese ist bis heute noch nicht beantwortet worden.
Die Klimapolitik von Singapur ist laut Climate Action Tracker (CAT) “völlig unzureichend”, die von Brasilien und Kanada wird immerhin nur als “unzureichend” bewertet – zu diesen Ergebnissen kommen die Analysten des New Climate Institute und von Climate Analytics.
Für Kanada hat sich das Rating damit verbessert, trotzdem kommen die Klimamaßnahmen des Landes nur schleppend voran. Einige Maßnahmen aus dem Klimaplan von 2022 wurden noch nicht umgesetzt. Dass ab 2035 keine neuen Verbrennerautos mehr verkauft werden dürfen, lobt der CAT als nennenswerte Maßnahme. Während einige weitere Maßnahmen langsam Wirkung zeigen und die Emissionen sinken, gibt es noch immer eine Lücke zwischen Kanadas Klimaziel (NDC) und seiner aktuellen Politik. Ein großes Problem sind auch die exportierten Emissionen aus Öl und Gas, die im Rating nicht berücksichtigt werden.
Obwohl es in Brasilien zuletzt einige positive Entwicklungen gab, wird die Klimapolitik des Landes weiterhin als “unzureichend” eingestuft. Seine Emissionen scheinen sich aktuell auf einem Plateau zu befinden; für den Rest des Jahrzehnts wird noch ein leichter Anstieg erwartet. Das Land hat im Oktober 2023 sein NDC aktualisiert. Besonders im Bereich Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) ist es laut CAT aber noch nicht ambitioniert genug. Aktuell hat es die G20-Präsidentschaft inne und will dort sowie auf der COP30 weitere Klimaimpulse setzen. Es sei aber darüber hinaus nötig, eine Energiewende im Land einzuleiten sowie die Emissionen aus der Landwirtschaft und die Abholzung zu reduzieren.
Weiterhin steigende Emissionen verzeichnet Singapur, sein aktualisiertes NDC von 2022 sei laut CAT aber ein Schritt in die richtige Richtung. Die CAT-Einstufung der Klimamaßnahmen als “völlig unzureichend” ist eine Verbesserung; bei der vergangene Bewertung erhielt das Land noch ein “kritisch unzureichend”. Singapur nutze viel zu viel Gas zur Stromerzeugung und seine CO₂-Steuer sei zwar wichtig, aber viel zu niedrig. kul
Eine Dürre bedroht in Namibia die Ernährung von etwa 1,4 Millionen Menschen, rund der Hälfte der Bevölkerung. Das Land will deshalb jetzt mehr als 700 Wildtiere, darunter Elefanten, Zebras und Nilpferde töten und das Fleisch an hungernde Menschen verteilen. Namibia kämpft aktuell gegen eine Jahrhundertdürre, schon im Mai war deswegen der Notstand ausgerufen worden. Auch Simbabwe, Malawi und Sambia haben den Dürre-Notstand ausgerufen. Namibias Umweltministerium verkündete die Maßnahme in der vergangenen Woche, zuerst berichtete CNN darüber.
83 Elefanten, 30 Nilpferde, 60 Büffel, 50 Impalas, 100 Streifengnus sowie 300 Zebras sollen demnach in Gebieten mit nachhaltigen Wildbeständen durch professionelle Jäger getötet werden. Dadurch sollen die Auswirkungen der Dürre abgemildert werden, in dem auf der einen Seite Menschen mit Fleisch versorgt werden. Auf der anderen Seite soll der Druck auf Wasser- und Weideressourcen reduziert werden. kul
Washington Post: USA müssen beim Klimaschutz global denken. Die USA sollten die Entwicklung und Verbreitung von Technologien fördern, die weltweite Dekarbonisierung beschleunigen – insbesondere in den ärmeren Ländern, die in den kommenden Jahrzehnten den Großteil der Treibhausgasemissionen verursachen werden. Dennoch widmet das wichtigste Instrument der US-Klimapolitik§, der Inflation Reduction Act von 2022, der Dekarbonisierung außerhalb der Landesgrenzen wenig Aufmerksamkeit. Die US-Politik betrachtet Beiträge zur Dekarbonisierung in Ländern wie Indien und Bangladesch immer noch als ausländische Hilfe – als Gefallen – und nicht als Beitrag zum Wohl aller Menschen, einschließlich der Amerikaner. (Zum Artikel)
Africa Science News: Grünes Wachstum steht im Zentrum der CCDA-XII. Im Vorfeld der COP29 in Baku findet in Abidjan die 12. Konferenz über Klimawandel und Entwicklung in Afrika statt (CCDA-XII). Die CCDA-XII wird sich auf wichtige Themen wie Klimafinanzierung, grünes Wachstum, Klimagerechtigkeit und regionale Zusammenarbeit konzentrieren. Die Konferenz bietet eine wichtige Plattform für afrikanische Führungskräfte, politische Entscheidungsträger und Experten, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, die den Kontinent in eine nachhaltige und widerstandsfähige Zukunft führen. (Zum Artikel)
AP-News: Harris und Trump haben verschiedene Vorstellungen zum Klimaschutz. US-Vizepräsidentin Kamala Harris und der ehemalige Präsident Donald Trump haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie man dem Klimawandel begegnen und gleichzeitig eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen kann. In ihrer Dankesrede auf dem Parteitag der Demokraten erwähnte Harris kurz den Klimawandel, als sie die “grundlegenden Freiheiten” beschrieb, die bei der Wahl auf dem Spiel stehen – darunter “die Freiheit, saubere Luft zu atmen und sauberes Wasser zu trinken und frei von der Verschmutzung zu leben, die die Klimakrise anheizt”. Trump hingegen rief in seiner Dankesrede auf dem Parteitag der Republikaner “Drill, Baby, Drill” und versprach, den “Green New Scam” der Regierung Biden zu zerschlagen. Er versprach, die Förderung fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle anzukurbeln und wichtige Teile des Klimagesetzes von 2022 aufzuheben. (Zum Artikel)
Süddeutsche Zeitung: Kein Blumenkohl bei Hitze. Durch den Klimawandel müssen auch in Deutschland Felder immer häufiger bewässert werden. Das kostet viel Geld und lohnt oft nicht den Aufwand. Auf frischen Salat und Blumenkohl aus Deutschland wird man deshalb im Sommer immer öfter verzichten müssen. Besser sieht es bei Tomaten, Auberginen und Melonen aus. (Zum Artikel)
New York Times: Südkorea muss mehr für Kampf gegen Klimawandel tun. Eines der obersten südkoreanischen Gerichte hat am vergangenen Donnerstag die Maßnahmen des Landes zur Bekämpfung des Klimawandels für unzureichend erklärt. Das Gericht wies die Regierung an, feste Ziele für die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen bis 2031 und darüber hinaus festzulegen. Es ist das erste Urteil in einem Klimaprozess dieser Art in Asien (Zum Artikel)