Table.Briefing: Climate

IPCC-Chef zu 1,5 Grad + Afrika: Neue Bank für Fossile + Umfrage: Diese Klimapolitik hat eine Mehrheit

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein Jahr nach seinem Amtsantritt als Vorsitzender des Weltklimarats IPCC wundert sich Jim Skea vor allem über eines: Wie groß in der Öffentlichkeit trotz vieler anderer Probleme das Interesse an Klimafragen ist. Im Interview spricht er über die magische 1,5-Grenze, zweifelt am Sinn radikaler Proteste und erzählt, wie er den Tanker IPCC moderner und diverser machen will.

Unterstützung für seine Arbeit bekommt der Schotte Skea nun auch wieder aus London: Der neue (und ehemalige) Klimaminister Ed Miliband wird für die neue Labour-Regierung auf der COP29 verhandeln und hat ehrgeizige Ziele: Britain is back! Doppeldeutig ist dagegen die Meldung, dass afrikanische Ölstaaten eine eigene Bank gründen, um neue Projekte für Öl und Gas zu finanzieren: Ein Rückschritt für die Energiewende – oder der Beweis, dass sich immer mehr große Banken aus dem dreckigen Geschäft zurückziehen?

In Kalifornien dagegen verbreiten sich aktuell Feuer unter anderem deswegen so schnell, weil es im Winter so viel geregnet hat. Klingt seltsam, aber wir haben die Erklärung. Und eine andere Meldung gibt uns schwer zu denken: Fast 60 Prozent der Deutschen haben keine Ahnung, was der Green Deal der EU ist.

Sie sehen: Es gibt für uns noch sehr viel zu tun.

Ihr
Bernhard Pötter
Bild von Bernhard  Pötter

Analyse

IPCC-Chef Jim Skea: “Verzweiflung hält vom Handeln ab”

Jim Skea, Vorsitzender des IPCC.

Herr Skea, Sie kennen den IPCC-Prozess seit Jahrzehnten, aber seit einem Jahr sind Sie IPCC-Vorsitzender. Hat Sie in dieser Position noch etwas überrascht?

Ich hatte erwartet, dass ich viel Kontakt mit den Medien haben würde. Aber es war noch mehr als ich je gedacht hatte. Wie groß die Erwartungen an diese Position sind, das hat mich wirklich überrascht.

“Die 1,5-Grad-Grenze hat eine Menge politischen Symbolismus”

Wir sehen Rekordhitze über die zwölf Monate und eine neue Debatte, ob die 1,5-Grad-Grenze gehalten werden kann. Hilft diese Debatte aus Ihrer Sicht? Oder lenkt sie ab von dem, was in der Klimapolitik getan werden müsste?

Die 1,5-Grad-Grenze hat eine Menge politischen Symbolismus. Bei den UN-Verhandlungen ist das eine wichtige Debatte. Aber aus Sicht der Wissenschaft haben wir immer betont: Es gibt keinen klaren Bruchpunkt zu 1,5 Grad. Jedes Zehntelgrad ist wichtig, unter oder über 1,5 Grad. Es gibt immer einen Grund für ehrgeizigen Klimaschutz, egal, wo wir gerade stehen.

Das globale Budget für 1,5 Grad enthält nach neuesten Rechnungen nur noch etwa 200 Gigatonnen CO₂ – also etwa fünf Jahre bei jetzigen Emissionen. Es gibt Wissenschaftler, die darüber verzweifeln. Wie geht es Ihnen?

Mein persönlicher Blick ist, dass Verzweiflung kein guter Ansatz ist, denn sie entmutigt die Menschen. Und sie hält uns ab von den nötigen Handlungen ab, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu minimieren. Wir schauen in den IPCC-Berichten auch auf die positiven Signale wie sinkende Kosten bei Erneuerbaren, Ausbau der Erneuerbaren, Nullemissionsziele, die inzwischen 90 Prozent der Weltwirtschaft ausmachen. Die Daten sind sehr beunruhigend, aber wir haben auch Fortschritte gemacht. Wir müssen die Instrumente nutzen, die wir haben.

“Dieser Aktivismus schreckt eher ab”

Aber wir nutzen die Instrumente ja gerade nur wenig. Das führt bei vielen Wissenschaftlern zur Frustration. Können Sie verstehen, wenn Wissenschaftler zu Aktivisten werden?

Es gibt die objektive Frage: Bewegt Klimaaktivismus wirklich die Nadel hin zum Fortschritt? Wir haben das im letzten IPCC-Bericht schon untersucht. Einerseits hat der Aktivismus das Thema in der Öffentlichkeit gehalten. Aber es schreckt die Leute eher ab, weil sie gestört werden von diesen Aktivitäten – wenn Rettungswagen behindert werden etwa. Wir wissen nicht, welcher Effekt größer ist. Aber es beunruhigt mich ein bisschen, dass die Menschen abgeschreckt werden, die wir überzeugen müssen.

Sie wollen das IPCC inklusiver und diverser machen. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Erst einmal ist das eine Frage der Zahlen – wir brauchen eine gute Balance von Frauen und Männern. Wir sind im Sekretariat jetzt bei 40 Prozent Frauenanteil, das ist nicht perfekt, aber wir sind auf dem Weg. Dann müssen mehr Menschen aus den Entwicklungsländern, besonders den am wenigsten entwickelten Ländern, ins IPCC kommen, damit wir eine breitere Basis der Perspektiven bekommen. Da machen wir Fortschritte, aber wir brauchen auch mehr Ausgewogenheit innerhalb der Regionen – dass also nicht ein oder zwei Länder eine Region dominieren.

Wozu brauchen wir eigentlich noch das IPCC? Wissen wir nicht genug?

Es gibt Gebiete, wo es genug Daten gibt, dass die Politik handeln könnte. Bei anderen ist das nicht so. Wir werden also im nächsten IPCC-Zyklus auf Bitten der Regierungen mehr auf Anpassung an den Klimawandel schauen, da gibt es immer noch große Lücken.

“Enttäuscht, dass Klimaskeptizismus zurückkommt”

Ein anderes Datenproblem sind Fake News, die sich auch beim Klima ausbreiten. Wie beunruhigt sind Sie darüber?

Es ist enttäuschend, dass diese Form des Klimaskeptizismus wieder zurückkommt, von der wir seit ein paar Jahren dachten, es sei beigelegt. Alles, was wir tun können, ist weiterzumachen mit unserer wissensbasierten Arbeit. Die Beweise sind eindeutig, dass der Klimawandel menschengemacht ist.

Selbst im UNFCCC Prozess sieht man es: Länder wie Saudi-Arabien, die jeden Bezug auf die IPCC-Berichte aus den Verhandlungen heraushalten wollten. Können Sie dagegen etwas tun?

Wir reden nie über einzelne Länder. Wenn ich in den Verhandlungen bin, sagen viele, wir müssen auf der Basis der IPCC-Berichte handeln. Wir denken, dass wir bei einer solchen Konferenz [der Klimazwischenkonferenz SB60 in Bonn, Anm. d. Red.] schon einen Unterschied machen.

Wie politisch ist Ihr Job? Sie sind Wissenschaftler, aber das IPCC ist eine Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft.

Ich bin kein Politiker, obwohl ich Teil eines Wahlkampfs war, um Vorsitzender zu werden [lacht]. Also: Wir sind keine Politiker, aber wir brauchen politische Antennen, um zu verstehen, wo unsere Berichte landen. In diesem Sinne sind wir politisch.

“Unterschied zwischen akademischer Arbeit und harten Entscheidungen”

Manchmal unterzeichnen Regierungen die IPCC-Berichte und handeln dann genau entgegengesetzt. Kann man das verhindern?

Die Kraft der IPCC-Berichte besteht darin, dass alles, was wir beschließen, ein Konsens zwischen Wissenschaftlern und Regierungen ist. Das gibt ihnen diese einzigartige Kraft und diesen Einfluss zum Beispiel im UNFCCC-Prozess. Natürlich haben wir robuste Diskussionen, wenn wir die Berichte beschließen. Ich habe seit drei Zyklen in den Podien gesessen, die die Berichte beschlossen haben, und an allen Punkten fragen wir die Wissenschaftler: Ist das mit der Wissenschaft vereinbar – sonst wird es nicht beschlossen.

In Mexiko ist jetzt mit Claudia Sheinbaum zum ersten Mal eine Klimawissenschaftlerin Präsidentin geworden. Erwarten Sie, dass sich die Politik des Landes dadurch ändert?

Ich würde erwarten, dass jede Person, die eine führende politische Rolle hat, eine sehr pragmatische Herangehensweise braucht. Ich habe eine Kommission zur gerechten Transformation in meiner Heimat Schottland geleitet, und ich weiß sehr gut, wie groß der Unterschied ist zwischen reiner akademischer Arbeit und den harten Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Ich bin sehr erfreut, dass wir mit Claudia Sheinbaum eine politische Führungsperson haben, die wissenschaftlich informiert ist und das Thema versteht. Aber jede politische Entscheidung stützt sich zu Teilen auf Wissenschaft, auf Werte und auf politische Realitäten.

Sir James (“Jim”) Ferguson Skea ist seit Juli 2023 Vorsitzender des Weltklimarats IPCC. Der Schotte arbeitete bis 2023 als Professor für nachhaltige Energie am Imperial College London.

  • CO2-Emissionen
  • IPCC
  • Klimapolitik
  • UNFCCC
Translation missing.

Finanzsektor: Warum die afrikanischen Ölstaaten eine eigene Bank gründen

Erdölindustrie Afrika
Die Erdölindustrie in Afrika braucht Investitionen: Ingenieur arbeitet an einer Anlage.

Die African Petroleum Production Organization (APPO) will eine aktivere Rolle in der Energiewirtschaft auf dem Kontinent spielen. Dazu hat sie die Africa Energy Bank (AEB) mit einem Startkapital von fünf Milliarden Dollar ausgestattet, um Energieprojekte in ganz Afrika zu finanzieren. Das Kapital zeichnen die APPO-Mitgliedsstaaten, nationale Öl- und Gasunternehmen und weitere, ungenannte Investoren.

Auf der 45. außerordentlichen Sitzung des APPO-Ministerrats in Abuja wurde zudem angekündigt, dass die Bank ihren Sitz in Lagos haben soll. Die APPO gründete die AEB mit Unterstützung der Afreximbank, um die Finanzierungsschwierigkeiten zu lösen, mit denen die afrikanische Öl- und Gasindustrie infolge der Energiewende zunehmend konfrontiert ist.

Europäische Banken ziehen sich zurück

Viele europäische und amerikanische Geschäftsbanken finanzieren unter dem Druck der öffentlichen Meinung in ihren Heimatmärkten keine Projekte mehr in der fossilen Energiewirtschaft. Auch multilaterale und nationale Förderbanken aus dem Globalen Norden verfolgen eine ähnliche Kreditpolitik.

Dadurch ist es für Unternehmen aus dem afrikanischen Erdöl- und Erdgassektor schwieriger geworden, neue Projekte zu finanzieren, selbst wenn diese positiv zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen.

Die AEB soll anderen spezialisierten Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen ähneln. Obwohl die Bank angibt, sich auf die Öl- und Gasindustrie zu konzentrieren, ist sie auch offen für Investitionen in anderen Energieformen, einschließlich erneuerbarer Energien.

Finanzierungslücke schließen

Die Gründung der AEB in Nigeria sei ein Zeichen für eine potenziell transformative Entwicklung des afrikanischen Energiesektors, sagte Katlong Alex, Energieanalyst beim African Energy Council, zu Table.Briefings. Angesichts der zunehmenden Desinvestitionen in Öl und Gas aufgrund der Energiewende und der ESG-Vorgaben könne das Startkapital der AEB von fünf Milliarden Dollar dazu beitragen, die Finanzierungslücke, die Energieprojekte in ganz Afrika behindert, zu schließen.

“Dieser Finanzschub könnte die Entwicklung kritischer Infrastruktur vorantreiben und zu einem besseren Zugang zu Elektrizität und erhöhter Energiesicherheit führen” sagte Alex weiter. “Während die Bank die Bedeutung von Öl und Gas anerkennt, ermöglicht ihre Offenheit für erneuerbare Energielösungen den afrikanischen Nationen zudem, einen ausgewogeneren Ansatz zu verfolgen. Diese Flexibilität ist entscheidend, um sich an die globale Energiewende anzupassen und den Energiemix zu diversifizieren.”

Position Nigerias gestärkt

Dass Nigeria den Hauptsitz der AEB beherbergt, könne die Position des Landes als regionaler Energieführer stärken und ihm möglicherweise mehr Einfluss bei der Gestaltung der Energiepolitik und der Anziehung von Investitionen geben werde, so Alex.

“Darüber hinaus könnte die AEB den Wissens- und Technologietransfer im Energiesektor erleichtern, insbesondere im Hinblick auf erneuerbare Energien, und so die Einführung sauberer Energielösungen in Afrika beschleunigen”, meint der Energieexperte.

Jide Pratt, Country Manager bei Trade Grid, sagte gegenüber Table.Briefings, dass die Africa Energy Bank in Nigeria die Energiesicherheit erhöhen werde. Afrika als Kontinent stehe mit der Gründung der Bank vor einem großen Sprung. “Die Bank verringert das Kreditrisiko auf dem Kontinent und trägt dazu bei, das Stigma oder den Rückzug Europas hinsichtlich der Finanzierung fossiler Brennstoffe in Afrika zu beseitigen”, fügte Pratt hinzu.

Startkapital wird nicht ausreichen

Allerdings müssen laut Alex mehrere Herausforderungen bewältigt werden, damit die AEB Erfolg hat. Obwohl fünf Milliarden Dollar ein beträchtlicher Betrag sei, reiche das Eigenkapital seiner Meinung nach möglicherweise nicht aus, um Afrikas enormen Energiebedarf langfristig zu decken.

Daher hängt der Erfolg der AEB von der Gewinnung weiteren Kapitals und einem effizienten Management ab”, meint Alex. “Darüber hinaus muss der Rahmen der Bank zur Finanzierung risikoreicher Projekte sorgfältig geprüft werden. Die Abwägung des Risikos mit einer wirkungsvollen Projektauswahl wird die Effektivität der AEB sicherstellen.”

Eine starke Führung und transparente Abläufe seien laut Alex ebenfalls von entscheidender Bedeutung, damit die AEB Vertrauen gewinne und Investitionen anziehe. Klare Richtlinien und Kontrollmechanismen seien unerlässlich, um einen verantwortungsvollen Umgang mit den Mitteln sicherzustellen.

“Insgesamt stellt die Gründung der AEB eine vielversprechende Chance für Afrika dar”, schloss Alex. “Aber ihr Erfolg hängt davon ab, diese Herausforderungen zu überwinden und ihre Ressourcen effizient zu nutzen.”

  • Banken
  • Energie
  • Energiepolitik
  • Erdgas
  • Erdöl
  • Finanzen
  • Fossile Industrien
  • Nigeria
Translation missing.

News

Klimaschutzgesetz: Warum dagegen Verfassungsbeschwerden eingelegt werden

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Novelle des Klimaschutzgesetzes (KSG) am Montag unterzeichnet. Wie angekündigt, reagieren jetzt fünf deutsche Umweltverbände darauf, indem sie insgesamt drei Verfassungsbeschwerden gegen die KSG-Neufassung einreichen. Der Bundestag hatte die Änderung des Gesetzes bereits Ende April beschlossen. Die Prüfung durch das Bundespräsidialamt dauerte ungewöhnlich lang. Für die Umweltorganisation BUND legitimiert der Bundespräsident mit seiner Unterschrift einen “Rechtsbruch”.

An dem novellierten KSG hatte es bereits im Vorfeld viel Kritik gegeben, weil damit die verbindlichen Sektor-Emissionsziele wegfallen. Gerade für den Verkehrssektor, der seine Klimaziele bisher nie erreicht hat, wird der Druck zur Emissionsreduzierung dadurch kleiner. Mit dem abgeschwächten KSG könne Deutschland seinen Beitrag zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels nicht leisten, argumentiert der BUND. Er legt seine Verfassungsbeschwerde zusammen mit dem Solarenegie Förderverein e.V. und vier weiteren Einzelklägern ein.

Neben dem BUND hatten im Vorfeld sowohl die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als auch Greenpeace gemeinsam mit Germanwatch eigene Verfassungsbeschwerden gegen das KSG angekündigt. Auch diese Beschwerden sollen nun eingereicht werden. Die drei Verfassungsbeschwerden sollen sich inhaltlich ähneln. Die DUH will Details zu ihrer Klage am heutigen Dienstag bekannt geben. kul

  • Greenpeace
  • Klimaklagen
  • Klimaschutzgesetz

Umfrage: Was die Deutschen von der EU-Klimapolitik erwarten

Laut einer aktuellen Umfrage findet eine Mehrheit der Deutschen, dass die Europäische Union mehr in erneuerbare Energien investieren sollte, vor allem in Solar- und Windparks. Fast die Hälfte wünscht sich von der EU mehr finanzielle Unterstützung für den Austausch von fossilen Heizungen für Wärmepumpen. Und mit 39 Prozent ist ein großer Teil der Ansicht, dass Europa künftig viel mehr für den Klimaschutz tun sollte. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die das Institut Focaldata nach den EU-Wahlen unter mehr als 1.000 Personen durchgeführt hat.

Ausgewählte Ergebnisse im Detail:

  • 39 Prozent der Befragten finden, dass die EU viel mehr für den Klimaschutz tun solle. 30 Prozent sind der Ansicht, sie tue genau das Richtige, 16 Prozent sagen, sie tue zu viel. 15 Prozent haben dazu keine Meinung.
  • Unter den Wählerinnen und Wählern der Grünen ist der Anteil derer, die sich eine ehrgeizigere Klimapolitik wünschen, mit 87 Prozent am höchsten. Aber auch unter den SPD- und BSW-Wählenden stimmen der Forderung nach mehr Klimaschutz mit 60 und 40 Prozent noch die jeweils größte Gruppe zu. FDP-Wählende finden mit 50 Prozent größtenteils, die EU tue genau das Richtige für den Klimaschutz. Die größte Gruppe unter den AfD-Wählenden, ebenfalls 50 Prozent, sind der Ansicht, die EU solle viel weniger für den Klimaschutz tun.
  • 59 Prozent der Befragten sagen, die EU solle mehr in erneuerbare Energien investieren, 14 Prozent sind dagegen. 63 Prozent sind für den Bau neuer Solarparks, 55 Prozent für den Ausbau der Windkraft.
  • Mit 49 Prozent ist knapp die Hälfte dafür, dass die EU den Austausch von fossilen Heizungen durch Wärmepumpen finanziell unterstützt, 19 Prozent sind dagegen. Die Europäische Kommission hat ihren Wärmepumpen-Aktionsplan bis nach der Wahl aufgeschoben.
  • 39 Prozent sind gegen einen Verkaufsstopp für neue Gasheizungen verbunden mit der Pflicht, diese durch Wärmepumpen zu ersetzen. 31 Prozent sind dafür.
  • 50 Prozent sind gegen einen Verkaufsstopp für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge, 24 Prozent sind dafür.
  • 47 Prozent finden, dass Landwirte verpflichtet werden sollten, den Einsatz von Stickstoffdünger zu reduzieren. 20 Prozent sind dagegen.
  • Mit 59 Prozent kennt eine Mehrheit der Befragten den Green Deal nicht. Besonders den CDU-Wählenden ist er unbekannt. Nur 14 Prozent wissen vom Green Deal und unterstützen ihn auch.

Für 72 Prozent der Befragten war die Klimapolitik für ihre Wahlentscheidung wichtig, vor allem für die Anhängerinnen und Anhänger von Grünen, SPD und CDU. Die Migrationspolitik spielte mit 82 Prozent eine noch größere Rolle, vor allem für die Wählenden von AfD und CDU. Insgesamt hoffen 22 Prozent, dass die EU in den kommenden Jahren mehr für den Umwelt- und Klimaschutz tut – für 15 Prozent ist das aber keine Hoffnung, sondern eine Befürchtung. ae

  • EU-Klimapolitik
  • Europapolitik
  • Europawahlen 2024
  • Klima & Umwelt

UN: Diese acht Faktoren beschleunigen Klimawandel und Artensterben

Das UN-Umweltprogramm (UNEP) warnt in einem neuen Bericht (“Navigating New Horizons”) vor “acht kritischen globalen Veränderungen”, die den Klimawandel, das Artensterben und die Verschmutzung des Planeten beschleunigen.

Viele der acht Veränderungen gehen auf den Klimawandel zurück oder hängen direkt mit ihm zusammen:

  • Die Menschheit beutet die natürlichen Ressourcen, insbesondere auch fossile Energien, fast ungebremst aus. Die daraus resultierende globale Erwärmung führt auch zum Auftauen des Permafrost-Bodens. Dadurch wurden beispielsweise schon Anthrax-Sporen aus alten Organismen in Sibirien freigesetzt, die dutzende Menschen beeinträchtigt und tausende Rentiere getötet haben. Zudem könnten die Subventionen für fossile Energieträger die Energiewende ausbremsen, warnt das UNEP.
  • Durch bewaffnete Konflikte und den Klimawandel werden Regionen unbewohnbar. Fast 120 Millionen Menschen wurden im Jahr 2023 aus ihrer Heimat vertrieben – ein Rekordwert und sechsmal mehr als 1990. Der Klimawandel und Umweltfolgen wie Wasserknappheit sind ein großer Treiber dieser Migration. In den kommenden 50 Jahren könnten bis zu drei Milliarden Menschen in Regionen leben, deren Klimabedingungen weit außerhalb der Norm liegen, in denen die Menschheit in den letzten 6.500 Jahren gelebt hat, so das UNEP.
  • Klimaschäden könnten in einigen Regionen dazu führen, dass Immobilien und Landwirtschaft nicht mehr versicherbar werden.
  • Klimakatastrophen können zu Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischem Stress führen. Das UNEP spricht hier vor einer “sich abzeichnenden Krise, die im Verborgenen stattfindet”.

Darüber hinaus warnt das UNEP auch vor solarem Geoengineering, vor Korruption und Unregelmäßigkeiten bei CO₂-Ausgleichsmechanismen. Außerdem könnten Umweltgüter wie saubere Luft zu einem Konsumgut für Vermögende werden und Umwelt-Enklaven entstehen, die viele Menschen vom Zugang zu Umweltgütern ausschließen würden. Zu den acht globalen Veränderungen zählt das UNEP auch Künstliche Intelligenz, Missinformation und den globalen Wettbewerb um kritische Rohstoffe – alle diese Faktoren hätten demnach Umweltauswirkungen. nib

  • Biodiversität
  • Fossile Brennstoffe
  • Klimakrise
  • Klimawandel
  • kritische Rohstoffe

Affäre um CO₂-Zertifikate: Durchsuchungen wegen Betrugsverdacht

Nach Hinweisen auf mögliche Betrugsfälle bei Klimaschutzprojekten (Upstream Emissions Reductions, UER), mit denen Mineralölkonzerne ihre Klimabilanz verbessern wollen, haben Polizisten Unternehmen in Nordrhein-Westfalen und Bayern durchsucht. In Räumen von Unternehmen in Kerpen, Köln und Langenbach seien am vergangenen Freitag zahlreiche Unterlagen beschlagnahmt worden, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit. 

Die Behörde ermittelt nach Angaben eines Sprechers gegen 17 Beschäftigte wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Betruges. Im Visier sind die Geschäftsführer der Unternehmen sowie Mitarbeiter von Prüfstellen. Laut Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass bei Angaben gegenüber der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) falsche Angaben gemacht wurden. Nach derzeitigem Stand seien fünf Projekte betroffen. Es soll ein Schaden von mehr als 1,12 Millionen Euro entstanden sein.

Projekte in China betroffen

Das Umweltbundesamt (UBA) hatte Ende Mai bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet. Die Behörde hatte zuvor Hinweise von Whistleblowern zu Projekten in China geprüft. Mit Projekten zur Minderung von Emissionen will die Mineralölindustrie gesetzliche Klimaschutzauflagen erfüllen. Sie werden von deutschen Prüfinstituten zertifiziert und vom UBA genehmigt. Eine Fälschung der Projekte könnte etwa bedeuten, dass die Klimabilanz des deutschen Verkehrssektors noch schlechter ist als bislang angenommen. 

Nachdem das ZDF über die mutmaßlichen Betrugsfälle berichtet hatte, hatte das UBA zunächst von einer internen Prüfung gesprochen. Man habe bei chinesischen Behörden um Amtshilfe gebeten, gab ein Sprecher des Amtes Ende Mai an. “Das müssen wir machen, weil wir in China keine Hoheitsrechte haben.” Die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft sei wegen aller in Betracht kommenden Delikte bezogen auf die Vorgänge zu den in China durchgeführten Projekten gestellt worden. Im Vergleich zum UBA habe die Staatsanwaltschaft ganz andere Möglichkeiten, um zu ermitteln. dpa

  • CO2-Kompensationen
  • CO2-Zertifikate
  • Fossile Industrien
  • Klimaschutz

Neuer Nato-Bericht: Russland destabilisiert mit Desinformationen über Energiewende Europa

Klimabezogene Desinformation vonseiten Russlands verschärft die Herausforderungen, vor denen die Nato steht. Zu diesem Schluss kommt die neue Klimawandel- und Sicherheitsfolgenabschätzung der Nato, die am Dienstag erschienen ist. “Russische Staatsmedien verstärken die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Klimawandel und spielen ihn als übertrieben oder sogar positiv herunter”, heißt es in dem 32 Seiten langen Bericht.

Besonders seit der russischen Vollinvasion der Ukraine 2022 habe Desinformation im Zusammenhang mit der europäischen grünen Energiewende zugenommen. Grund für Russlands Leugnen des menschengemachten Klimawandels seien Verflechtungen zwischen der fossilen Brennstoffindustrie und der Regierung, sowie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen als wichtigster Quelle der Staatseinnahmen.

Glaubwürdigkeit der Nato auch bei Klimafragen wichtig

Doug Weir, Leiter der britischen Nichtregierungsorganisation Conflict and Environment Observatory (CEOBS), begrüßte im Gespräch mit Table.Briefings, dass das Papier erörtere, wie Konflikte zur Klimakrise beitragen, und nicht nur, wie sich der Klimawandel auf die nationale Sicherheit auswirken könnte. Diese Komponenten der Klimasicherheit hätten bisher weit weniger Aufmerksamkeit erhalten. Er mahnt allerdings, “dass das Bündnis den beitragenden Staaten nur Empfehlungen zur Emissionsverfolgung und -berichterstattung geben kann und seine Mitglieder nicht zur Dekarbonisierung zwingen kann.”

Bisher seien das Engagement und die Fortschritte bei der Dekarbonisierung innerhalb der Nato-Staaten sehr unterschiedlich. “Einige Länder treiben die Agenda voran, andere müssen noch überzeugt werden. Wenn diese Lücke nicht geschlossen wird, wird die Glaubwürdigkeit der Nato auf dem Gebiet der Klimasicherheit zunehmend leiden.”

Der jährlich erscheinende Bericht mit dem Titel “Secretary General’s Annual Climate Change and Security Impact Assessment” untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf jeden der fünf Nato-Einsatzbereiche: See, Land, Luft, Weltraum und Cyberraum. Zudem befasst es sich mit den Klimaauswirkungen des russischen Einmarsches in der Ukraine. Die Bewertung ist Teil des Klimawandel-Aktionsplans, den die Nato-Staats- und Regierungschefs 2021 auf ihrem Gipfel in Brüssel beschlossen hatten. asc

  • Klimawandel
  • Nato
  • NatoSummit
  • NGO
  • Russland
  • Ukraine-Krieg
  • Weltraum

Kalifornien: Warum es aktuell schon viele Waldbrände gibt

Mehr als 3.500 Waldbrände musste die Feuerwehr in Kalifornien in diesem Jahr bis Mitte Juli schon bekämpfen. Zusammen verbrannten sie rund 220.000 Hektar Land. Das ist mehr als fünfmal so viel, wie für diesen Zeitraum üblich. Allein am vergangenen Wochenende fielen rund 20.000 Hektar den Feuern zum Opfer. Da es aktuell noch recht früh in der Feuersaison ist, sagte Joe Tyler vom kalifornischen Ministerium für Forstwirtschaft und Feuerschutz in der vergangenen Woche: “Wir befinden uns nicht nur in einer Feuersaison, wir sind in einem Feuerjahr“.

Aufgrund von Hitzewellen sind viele Regionen in Kalifornien ausgetrocknet, die Feuer können sich dort besonders gut ausbreiten. Eine Rolle spielt auch, dass der vergangene, feuchte Winter dazu beitrug, dass Vegetation gut wachsen konnte: Die ist nun in den vergangenen Monaten ausgetrocknet und bietet Nährboden für die Feuer, berichtet die britische Zeitung Guardian. Am Wochenende führten die Feuer zu mehr als 1.000 Evakuationen. Am Freitag war bereits der erste Tote der Waldbrandsaison gemeldet worden.

Der menschengemachte Klimawandel entfacht die Waldbrände zwar nicht, durch Hitze und Dürre beschleunigt er aber ihre Ausbreitung. Eine besondere Rolle spielt dabei auch, dass Temperaturen sich durch den Klimawandel nachts stärker als tagsüber erhöht haben. Eigentlich fungierten relativ kühle Nächte mit hoher Luftfeuchtigkeit als eine Art Schutzschild vor den Feuern, dieser Effekt nimmt jetzt aber ab und die Waldbrände breiten sich auch nachts stärker aus. kul

  • Kalifornien
  • Klimakrise
  • USA
  • Waldbrände

Londoner Museum beendet Sponsoring durch Ölkonzern Equinor

Weil das Ölunternehmen Equinor seine CO₂-Emissionen nicht ausreichend senke, hat ein in London ansässiges Wissenschaftsmuseum seinen Sponsorenvertrag mit dem Konzern gekündigt. Das berichten übereinstimmend mehrere britische Medien. Demnach hatte Equinor die interaktive Ausstellung “Wonderlab” im Londoner Science Museum seit 2016 gefördert. Das Science Museum beende die Zusammenarbeit nun, weil es sich verpflichtet habe, sicherzustellen, dass seine Sponsoren alles Nötige tun, um das im Pariser Klimaabkommen festgeschriebene 1,5-Grad-Limit erfüllen, was Equinor nicht tue.

Wie die Times berichtet, war der Sponsoringvertrag umstritten, weil Equinor Eigentümer des größten unerschlossenen Öl- und Gasfeldes Rosebank in der Nordsee ist. Die britische Regierung hatte die Erschließung der Vorkommen im vergangenen Jahr genehmigt. Dem Daily Telegraph zufolge hatte Equinor “auch eine Klausel in den Vertrag eingefügt, die es den Mitarbeitern untersagt, Kommentare abzugeben, die als ,diskreditierend oder schädigend für den guten Ruf oder das Ansehen’ des Unternehmens angesehen werden könnten”. ae

  • Großbritannien
  • Klima & Umwelt
  • Kultur
  • Norwegen
  • Pariser Klimaabkommen

Klima: Weshalb die Kohlenstoffemissionen in China ihren Höhepunkt erreicht haben könnten

Fast zwei Drittel der im Bau befindlichen Kapazitäten an Wind- und Solarenergie entstehen in China. Oder anders gesagt: China schafft aktuell fast so doppelt viel alternative Energiequellen wie der Rest der Welt zusammen. Das besagt eine Studie der US-amerikanischen Denkfabrik Global Energy Monitor (GEM). Der Anteil der Kohle an der chinesischen Stromerzeugung ist entsprechend auf ein Rekordtief gesunken, beträgt mit 53 Prozent aber immer noch mehr als die Hälfte des Strommixes.

Laut GEM baut China derzeit 339 Gigawatt (GW) Wind- und Solarenergie. Das entspricht 64 Prozent der weltweiten Gesamtkapazität und ist mehr als das Achtfache der Projekte in der zweitplatzierten USA, wo 40 GW entstehen. Die Autoren der Studie bilanzieren, dass Chinas Tempo das globale Ziel einer Verdreifachung der Kapazität an erneuerbaren Energien bis Ende 2030 auch ohne mehr Wasserkraft in greifbare Nähe rückt. Die Autoren fordern, dass Peking seine Ziele in den Klimazusagen an die Vereinten Nationen im nächsten Jahr anheben solle.

Übertragungsleitungen müssen schnell ausgebaut werden

China sei auch auf gutem Weg, sein eigenes Ziel für 2030 zu erreichen: 1.200 GW an Wind- und Solarenergie zu installieren – sechs Jahre früher als geplant. Ein schnellerer Ausbau der Übertragungsleitungen sei für Chinas kohlezentriertes Netz aber erforderlich, sagt Aiqun Yu von GEM. Der Kohlanteil bei der Stromerzeugung lag vor einem Jahr noch bei 60 Prozent. Die Entwicklung deutet darauf hin, dass die Kohlenstoffemissionen des Landes im vergangenen Jahr ihren Höhepunkt erreicht haben könnten.

Der Anteil der Solarenergie an der Stromerzeugung stieg im Mai auf zwölf und der Anteil der Windenergie auf elf Prozent. Wasserkraft (15), Kernkraft (fünf) und Biomasse (zwei) machten den Rest der nicht-fossilen Energieerzeugung aus. Die verstärkte Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien führte dazu, dass die Kohlendioxidemissionen des Stromsektors, die etwa 40 Prozent der Gesamtemissionen Chinas ausmachen, im Mai um 3,6 Prozent zurückgingen.

Allerdings stieg der Gesamtenergieverbrauch in China im zweiten Quartal um etwa 4,2 Prozent, während das BIP um 4,7 Prozent wuchs. Damit setzte sich das Muster des energieintensiven Wachstums fort. Dennoch glaubt auch der Energieexperte Lauri Myllyvirta vom Asia Society Policy Institute an eine Trendwende. “Es scheint klar zu sein, dass der Boom bei den sauberen Energien Chinas Emissionsentwicklung endlich eine Wende verleiht“, schrieb Myllyvirta bei X. rtr/grz

  • Energie
  • Solar
  • Strom
  • Windkraft

Wasserstoff: Milliarden-Förderung für Infrastruktur

Wirtschaftsminister von Bund und Ländern haben für 23 deutsche Wasserstoff-Projekte die Förderbescheide mit einem Gesamtvolumen von 4,6 Milliarden Euro übergeben. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mit. Die Projekte gehörten zur sogenannten Hy2Infra-Welle des IPCEI Wasserstoff (Important Projects of Common European Interest), die bereits am 15. Februar 2024 durch die EU-Kommission genehmigt wurde. Zuvor hatte es zwei weitere Förderwellen gegeben.

Gefördert werden bei Hy2Infra:

  • Wasserstoffproduktion durch Elektrolyseure mit 1,4 Gigawatt
  • Speicher für einen Energiegehalt von 370 Gigawattstunden
  • Leitungen mit bis zu 2000 Kilometern Länge als Teil des Wasserstoff-Startnetzes
  • Nutzung von flüssigen organischen Wasserstoffträgern (LOHC) für den Transport von 1800 Tonnen Wasserstoff pro Jahr

Die Infrastruktur soll laut BMWK die Nutzung in der energieintensiven Industrie (z.B. Stahl, Chemie) ermöglichen und Verbindungen zu Nachbarländern wie den Niederlanden schaffen. IPCEI ist ein beihilferechtlicher Rahmen für die Genehmigung nationaler Fördermittel. Ein Teil der 4,6 Milliarden Euro fließt aber aus europäischen Mitteln des Programms NextGenerationEU. Anträge und Genehmigungen in dem IPCEI-Verfahren hatten sich jahrelang hingezogen. Auf EU-Ebene ist deshalb eine Reform der Technologieförderung angelaufen. ber

  • Grüner Wasserstoff
  • Industrie
  • Infrastruktur
  • IPCEI
  • Wasserstoff
  • Wasserstoffspeicher

Heads

Ed Miliband – britischer Klimaminister wird Chefverhandler auf der COP29

Ed Miliband, der neue Klimaminister Großbritanniens.
Ed Miliband, der neue Klimaminister Großbritanniens.

Ed Miliband wird für Großbritannien auf der nächsten Klimakonferenz (COP29) in Aserbaidschan verhandeln. Der 54-Jährige wurde am 5. Juli zum Minister für Energiesicherheit und CO₂-Ausstoß der neuen Labour-Regierung ernannt und wird die britische Delegation anführen. Die Entscheidung wird Großbritannien auf der Klimakonferenz mehr Gewicht verleihen. Auf den letzten COPs waren häufig nachrangige Minister mit den Verhandlungen betraut oder wichtige Minister, die die Verhandlungen aber vernachlässigt haben. Auf der COP28 in Dubai reiste der damalige Klimaminister und Chefverhandler, Graham Stuart, vorzeitig und vor der kritischen Verhandlungsphase ab, um seinen Pflichten als Abgeordneter nachzukommen, wie es damals hieß.

Der Labour-Veteran Miliband will in der Klimapolitik neue Akzente setzen. Am Wochenende hat er grünes Licht für drei große Solarprojekte im Osten Englands gegeben. Unter der Tory-Regierung waren diese Projekte noch aufgehalten worden. Zudem will Miliband “eine Solardach-Revolution auslösen” und Millionen Solaranlagen auf die Dächer Großbritanniens bringen, wie er kürzlich sagte. Bauherren und Hausbesitzer sollen “auf jede erdenkliche Weise ermutigt werden”. Miliband will die britische Abhängigkeit von fossilen Rohstoffimporten verringern, auch um die steigenden Stromkosten für Haushalte in den Griff zu kriegen. Bis 2030 soll der komplette britische Strom CO₂-frei produziert werden. In seiner bisherigen Karriere hat Miliband häufig eine linke, sozialstaatlich orientierte Politik verfolgt. Zu seinen Prioritäten gehört auch, die britischen Wohnimmobilien besser zu isolieren, um den Energieverbrauch und die -kosten zu senken.

Unter NGOs gilt Miliband als gute Wahl als Klimaminister. In seiner ersten Amtszeit habe sich “Miliband nachdrücklich für ehrgeizige Maßnahmen eingesetzt, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden”, sagt Jamie Peters, Klimakoordinator bei Friends of the Earth UK. Schon zwischen 2008 und 2010 war Miliband Klimaminister im Kabinett von Gordon Brown. In seiner Amtszeit beschloss das Parlament damals den Climate Change Act, der eine Minderung der britischen Emissionen um 80 Prozent bis 2050 vorsieht. Miliband führte schon auf der Weltklimakonferenz in Kopenhagen die britische Delegation an.

Miliband hat seinen Master an der London School of Economics gemacht und arbeitet seit 1993 für die Labour-Partei. Sein Bruder David Miliband war Außenminister unter Tony Blair. Die beiden Brüder traten im Jahr 2010 gegeneinander um den Labour-Vorsitz an – Ed gewann. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Nico Beckert

  • Ed Miliband
  • Energiewende
  • Großbritannien
  • Klimadiplomatie

Climate.Table Redaktion

CLIMATE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    ein Jahr nach seinem Amtsantritt als Vorsitzender des Weltklimarats IPCC wundert sich Jim Skea vor allem über eines: Wie groß in der Öffentlichkeit trotz vieler anderer Probleme das Interesse an Klimafragen ist. Im Interview spricht er über die magische 1,5-Grenze, zweifelt am Sinn radikaler Proteste und erzählt, wie er den Tanker IPCC moderner und diverser machen will.

    Unterstützung für seine Arbeit bekommt der Schotte Skea nun auch wieder aus London: Der neue (und ehemalige) Klimaminister Ed Miliband wird für die neue Labour-Regierung auf der COP29 verhandeln und hat ehrgeizige Ziele: Britain is back! Doppeldeutig ist dagegen die Meldung, dass afrikanische Ölstaaten eine eigene Bank gründen, um neue Projekte für Öl und Gas zu finanzieren: Ein Rückschritt für die Energiewende – oder der Beweis, dass sich immer mehr große Banken aus dem dreckigen Geschäft zurückziehen?

    In Kalifornien dagegen verbreiten sich aktuell Feuer unter anderem deswegen so schnell, weil es im Winter so viel geregnet hat. Klingt seltsam, aber wir haben die Erklärung. Und eine andere Meldung gibt uns schwer zu denken: Fast 60 Prozent der Deutschen haben keine Ahnung, was der Green Deal der EU ist.

    Sie sehen: Es gibt für uns noch sehr viel zu tun.

    Ihr
    Bernhard Pötter
    Bild von Bernhard  Pötter

    Analyse

    IPCC-Chef Jim Skea: “Verzweiflung hält vom Handeln ab”

    Jim Skea, Vorsitzender des IPCC.

    Herr Skea, Sie kennen den IPCC-Prozess seit Jahrzehnten, aber seit einem Jahr sind Sie IPCC-Vorsitzender. Hat Sie in dieser Position noch etwas überrascht?

    Ich hatte erwartet, dass ich viel Kontakt mit den Medien haben würde. Aber es war noch mehr als ich je gedacht hatte. Wie groß die Erwartungen an diese Position sind, das hat mich wirklich überrascht.

    “Die 1,5-Grad-Grenze hat eine Menge politischen Symbolismus”

    Wir sehen Rekordhitze über die zwölf Monate und eine neue Debatte, ob die 1,5-Grad-Grenze gehalten werden kann. Hilft diese Debatte aus Ihrer Sicht? Oder lenkt sie ab von dem, was in der Klimapolitik getan werden müsste?

    Die 1,5-Grad-Grenze hat eine Menge politischen Symbolismus. Bei den UN-Verhandlungen ist das eine wichtige Debatte. Aber aus Sicht der Wissenschaft haben wir immer betont: Es gibt keinen klaren Bruchpunkt zu 1,5 Grad. Jedes Zehntelgrad ist wichtig, unter oder über 1,5 Grad. Es gibt immer einen Grund für ehrgeizigen Klimaschutz, egal, wo wir gerade stehen.

    Das globale Budget für 1,5 Grad enthält nach neuesten Rechnungen nur noch etwa 200 Gigatonnen CO₂ – also etwa fünf Jahre bei jetzigen Emissionen. Es gibt Wissenschaftler, die darüber verzweifeln. Wie geht es Ihnen?

    Mein persönlicher Blick ist, dass Verzweiflung kein guter Ansatz ist, denn sie entmutigt die Menschen. Und sie hält uns ab von den nötigen Handlungen ab, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu minimieren. Wir schauen in den IPCC-Berichten auch auf die positiven Signale wie sinkende Kosten bei Erneuerbaren, Ausbau der Erneuerbaren, Nullemissionsziele, die inzwischen 90 Prozent der Weltwirtschaft ausmachen. Die Daten sind sehr beunruhigend, aber wir haben auch Fortschritte gemacht. Wir müssen die Instrumente nutzen, die wir haben.

    “Dieser Aktivismus schreckt eher ab”

    Aber wir nutzen die Instrumente ja gerade nur wenig. Das führt bei vielen Wissenschaftlern zur Frustration. Können Sie verstehen, wenn Wissenschaftler zu Aktivisten werden?

    Es gibt die objektive Frage: Bewegt Klimaaktivismus wirklich die Nadel hin zum Fortschritt? Wir haben das im letzten IPCC-Bericht schon untersucht. Einerseits hat der Aktivismus das Thema in der Öffentlichkeit gehalten. Aber es schreckt die Leute eher ab, weil sie gestört werden von diesen Aktivitäten – wenn Rettungswagen behindert werden etwa. Wir wissen nicht, welcher Effekt größer ist. Aber es beunruhigt mich ein bisschen, dass die Menschen abgeschreckt werden, die wir überzeugen müssen.

    Sie wollen das IPCC inklusiver und diverser machen. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

    Erst einmal ist das eine Frage der Zahlen – wir brauchen eine gute Balance von Frauen und Männern. Wir sind im Sekretariat jetzt bei 40 Prozent Frauenanteil, das ist nicht perfekt, aber wir sind auf dem Weg. Dann müssen mehr Menschen aus den Entwicklungsländern, besonders den am wenigsten entwickelten Ländern, ins IPCC kommen, damit wir eine breitere Basis der Perspektiven bekommen. Da machen wir Fortschritte, aber wir brauchen auch mehr Ausgewogenheit innerhalb der Regionen – dass also nicht ein oder zwei Länder eine Region dominieren.

    Wozu brauchen wir eigentlich noch das IPCC? Wissen wir nicht genug?

    Es gibt Gebiete, wo es genug Daten gibt, dass die Politik handeln könnte. Bei anderen ist das nicht so. Wir werden also im nächsten IPCC-Zyklus auf Bitten der Regierungen mehr auf Anpassung an den Klimawandel schauen, da gibt es immer noch große Lücken.

    “Enttäuscht, dass Klimaskeptizismus zurückkommt”

    Ein anderes Datenproblem sind Fake News, die sich auch beim Klima ausbreiten. Wie beunruhigt sind Sie darüber?

    Es ist enttäuschend, dass diese Form des Klimaskeptizismus wieder zurückkommt, von der wir seit ein paar Jahren dachten, es sei beigelegt. Alles, was wir tun können, ist weiterzumachen mit unserer wissensbasierten Arbeit. Die Beweise sind eindeutig, dass der Klimawandel menschengemacht ist.

    Selbst im UNFCCC Prozess sieht man es: Länder wie Saudi-Arabien, die jeden Bezug auf die IPCC-Berichte aus den Verhandlungen heraushalten wollten. Können Sie dagegen etwas tun?

    Wir reden nie über einzelne Länder. Wenn ich in den Verhandlungen bin, sagen viele, wir müssen auf der Basis der IPCC-Berichte handeln. Wir denken, dass wir bei einer solchen Konferenz [der Klimazwischenkonferenz SB60 in Bonn, Anm. d. Red.] schon einen Unterschied machen.

    Wie politisch ist Ihr Job? Sie sind Wissenschaftler, aber das IPCC ist eine Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft.

    Ich bin kein Politiker, obwohl ich Teil eines Wahlkampfs war, um Vorsitzender zu werden [lacht]. Also: Wir sind keine Politiker, aber wir brauchen politische Antennen, um zu verstehen, wo unsere Berichte landen. In diesem Sinne sind wir politisch.

    “Unterschied zwischen akademischer Arbeit und harten Entscheidungen”

    Manchmal unterzeichnen Regierungen die IPCC-Berichte und handeln dann genau entgegengesetzt. Kann man das verhindern?

    Die Kraft der IPCC-Berichte besteht darin, dass alles, was wir beschließen, ein Konsens zwischen Wissenschaftlern und Regierungen ist. Das gibt ihnen diese einzigartige Kraft und diesen Einfluss zum Beispiel im UNFCCC-Prozess. Natürlich haben wir robuste Diskussionen, wenn wir die Berichte beschließen. Ich habe seit drei Zyklen in den Podien gesessen, die die Berichte beschlossen haben, und an allen Punkten fragen wir die Wissenschaftler: Ist das mit der Wissenschaft vereinbar – sonst wird es nicht beschlossen.

    In Mexiko ist jetzt mit Claudia Sheinbaum zum ersten Mal eine Klimawissenschaftlerin Präsidentin geworden. Erwarten Sie, dass sich die Politik des Landes dadurch ändert?

    Ich würde erwarten, dass jede Person, die eine führende politische Rolle hat, eine sehr pragmatische Herangehensweise braucht. Ich habe eine Kommission zur gerechten Transformation in meiner Heimat Schottland geleitet, und ich weiß sehr gut, wie groß der Unterschied ist zwischen reiner akademischer Arbeit und den harten Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Ich bin sehr erfreut, dass wir mit Claudia Sheinbaum eine politische Führungsperson haben, die wissenschaftlich informiert ist und das Thema versteht. Aber jede politische Entscheidung stützt sich zu Teilen auf Wissenschaft, auf Werte und auf politische Realitäten.

    Sir James (“Jim”) Ferguson Skea ist seit Juli 2023 Vorsitzender des Weltklimarats IPCC. Der Schotte arbeitete bis 2023 als Professor für nachhaltige Energie am Imperial College London.

    • CO2-Emissionen
    • IPCC
    • Klimapolitik
    • UNFCCC
    Translation missing.

    Finanzsektor: Warum die afrikanischen Ölstaaten eine eigene Bank gründen

    Erdölindustrie Afrika
    Die Erdölindustrie in Afrika braucht Investitionen: Ingenieur arbeitet an einer Anlage.

    Die African Petroleum Production Organization (APPO) will eine aktivere Rolle in der Energiewirtschaft auf dem Kontinent spielen. Dazu hat sie die Africa Energy Bank (AEB) mit einem Startkapital von fünf Milliarden Dollar ausgestattet, um Energieprojekte in ganz Afrika zu finanzieren. Das Kapital zeichnen die APPO-Mitgliedsstaaten, nationale Öl- und Gasunternehmen und weitere, ungenannte Investoren.

    Auf der 45. außerordentlichen Sitzung des APPO-Ministerrats in Abuja wurde zudem angekündigt, dass die Bank ihren Sitz in Lagos haben soll. Die APPO gründete die AEB mit Unterstützung der Afreximbank, um die Finanzierungsschwierigkeiten zu lösen, mit denen die afrikanische Öl- und Gasindustrie infolge der Energiewende zunehmend konfrontiert ist.

    Europäische Banken ziehen sich zurück

    Viele europäische und amerikanische Geschäftsbanken finanzieren unter dem Druck der öffentlichen Meinung in ihren Heimatmärkten keine Projekte mehr in der fossilen Energiewirtschaft. Auch multilaterale und nationale Förderbanken aus dem Globalen Norden verfolgen eine ähnliche Kreditpolitik.

    Dadurch ist es für Unternehmen aus dem afrikanischen Erdöl- und Erdgassektor schwieriger geworden, neue Projekte zu finanzieren, selbst wenn diese positiv zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen.

    Die AEB soll anderen spezialisierten Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen ähneln. Obwohl die Bank angibt, sich auf die Öl- und Gasindustrie zu konzentrieren, ist sie auch offen für Investitionen in anderen Energieformen, einschließlich erneuerbarer Energien.

    Finanzierungslücke schließen

    Die Gründung der AEB in Nigeria sei ein Zeichen für eine potenziell transformative Entwicklung des afrikanischen Energiesektors, sagte Katlong Alex, Energieanalyst beim African Energy Council, zu Table.Briefings. Angesichts der zunehmenden Desinvestitionen in Öl und Gas aufgrund der Energiewende und der ESG-Vorgaben könne das Startkapital der AEB von fünf Milliarden Dollar dazu beitragen, die Finanzierungslücke, die Energieprojekte in ganz Afrika behindert, zu schließen.

    “Dieser Finanzschub könnte die Entwicklung kritischer Infrastruktur vorantreiben und zu einem besseren Zugang zu Elektrizität und erhöhter Energiesicherheit führen” sagte Alex weiter. “Während die Bank die Bedeutung von Öl und Gas anerkennt, ermöglicht ihre Offenheit für erneuerbare Energielösungen den afrikanischen Nationen zudem, einen ausgewogeneren Ansatz zu verfolgen. Diese Flexibilität ist entscheidend, um sich an die globale Energiewende anzupassen und den Energiemix zu diversifizieren.”

    Position Nigerias gestärkt

    Dass Nigeria den Hauptsitz der AEB beherbergt, könne die Position des Landes als regionaler Energieführer stärken und ihm möglicherweise mehr Einfluss bei der Gestaltung der Energiepolitik und der Anziehung von Investitionen geben werde, so Alex.

    “Darüber hinaus könnte die AEB den Wissens- und Technologietransfer im Energiesektor erleichtern, insbesondere im Hinblick auf erneuerbare Energien, und so die Einführung sauberer Energielösungen in Afrika beschleunigen”, meint der Energieexperte.

    Jide Pratt, Country Manager bei Trade Grid, sagte gegenüber Table.Briefings, dass die Africa Energy Bank in Nigeria die Energiesicherheit erhöhen werde. Afrika als Kontinent stehe mit der Gründung der Bank vor einem großen Sprung. “Die Bank verringert das Kreditrisiko auf dem Kontinent und trägt dazu bei, das Stigma oder den Rückzug Europas hinsichtlich der Finanzierung fossiler Brennstoffe in Afrika zu beseitigen”, fügte Pratt hinzu.

    Startkapital wird nicht ausreichen

    Allerdings müssen laut Alex mehrere Herausforderungen bewältigt werden, damit die AEB Erfolg hat. Obwohl fünf Milliarden Dollar ein beträchtlicher Betrag sei, reiche das Eigenkapital seiner Meinung nach möglicherweise nicht aus, um Afrikas enormen Energiebedarf langfristig zu decken.

    Daher hängt der Erfolg der AEB von der Gewinnung weiteren Kapitals und einem effizienten Management ab”, meint Alex. “Darüber hinaus muss der Rahmen der Bank zur Finanzierung risikoreicher Projekte sorgfältig geprüft werden. Die Abwägung des Risikos mit einer wirkungsvollen Projektauswahl wird die Effektivität der AEB sicherstellen.”

    Eine starke Führung und transparente Abläufe seien laut Alex ebenfalls von entscheidender Bedeutung, damit die AEB Vertrauen gewinne und Investitionen anziehe. Klare Richtlinien und Kontrollmechanismen seien unerlässlich, um einen verantwortungsvollen Umgang mit den Mitteln sicherzustellen.

    “Insgesamt stellt die Gründung der AEB eine vielversprechende Chance für Afrika dar”, schloss Alex. “Aber ihr Erfolg hängt davon ab, diese Herausforderungen zu überwinden und ihre Ressourcen effizient zu nutzen.”

    • Banken
    • Energie
    • Energiepolitik
    • Erdgas
    • Erdöl
    • Finanzen
    • Fossile Industrien
    • Nigeria
    Translation missing.

    News

    Klimaschutzgesetz: Warum dagegen Verfassungsbeschwerden eingelegt werden

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Novelle des Klimaschutzgesetzes (KSG) am Montag unterzeichnet. Wie angekündigt, reagieren jetzt fünf deutsche Umweltverbände darauf, indem sie insgesamt drei Verfassungsbeschwerden gegen die KSG-Neufassung einreichen. Der Bundestag hatte die Änderung des Gesetzes bereits Ende April beschlossen. Die Prüfung durch das Bundespräsidialamt dauerte ungewöhnlich lang. Für die Umweltorganisation BUND legitimiert der Bundespräsident mit seiner Unterschrift einen “Rechtsbruch”.

    An dem novellierten KSG hatte es bereits im Vorfeld viel Kritik gegeben, weil damit die verbindlichen Sektor-Emissionsziele wegfallen. Gerade für den Verkehrssektor, der seine Klimaziele bisher nie erreicht hat, wird der Druck zur Emissionsreduzierung dadurch kleiner. Mit dem abgeschwächten KSG könne Deutschland seinen Beitrag zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels nicht leisten, argumentiert der BUND. Er legt seine Verfassungsbeschwerde zusammen mit dem Solarenegie Förderverein e.V. und vier weiteren Einzelklägern ein.

    Neben dem BUND hatten im Vorfeld sowohl die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als auch Greenpeace gemeinsam mit Germanwatch eigene Verfassungsbeschwerden gegen das KSG angekündigt. Auch diese Beschwerden sollen nun eingereicht werden. Die drei Verfassungsbeschwerden sollen sich inhaltlich ähneln. Die DUH will Details zu ihrer Klage am heutigen Dienstag bekannt geben. kul

    • Greenpeace
    • Klimaklagen
    • Klimaschutzgesetz

    Umfrage: Was die Deutschen von der EU-Klimapolitik erwarten

    Laut einer aktuellen Umfrage findet eine Mehrheit der Deutschen, dass die Europäische Union mehr in erneuerbare Energien investieren sollte, vor allem in Solar- und Windparks. Fast die Hälfte wünscht sich von der EU mehr finanzielle Unterstützung für den Austausch von fossilen Heizungen für Wärmepumpen. Und mit 39 Prozent ist ein großer Teil der Ansicht, dass Europa künftig viel mehr für den Klimaschutz tun sollte. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die das Institut Focaldata nach den EU-Wahlen unter mehr als 1.000 Personen durchgeführt hat.

    Ausgewählte Ergebnisse im Detail:

    • 39 Prozent der Befragten finden, dass die EU viel mehr für den Klimaschutz tun solle. 30 Prozent sind der Ansicht, sie tue genau das Richtige, 16 Prozent sagen, sie tue zu viel. 15 Prozent haben dazu keine Meinung.
    • Unter den Wählerinnen und Wählern der Grünen ist der Anteil derer, die sich eine ehrgeizigere Klimapolitik wünschen, mit 87 Prozent am höchsten. Aber auch unter den SPD- und BSW-Wählenden stimmen der Forderung nach mehr Klimaschutz mit 60 und 40 Prozent noch die jeweils größte Gruppe zu. FDP-Wählende finden mit 50 Prozent größtenteils, die EU tue genau das Richtige für den Klimaschutz. Die größte Gruppe unter den AfD-Wählenden, ebenfalls 50 Prozent, sind der Ansicht, die EU solle viel weniger für den Klimaschutz tun.
    • 59 Prozent der Befragten sagen, die EU solle mehr in erneuerbare Energien investieren, 14 Prozent sind dagegen. 63 Prozent sind für den Bau neuer Solarparks, 55 Prozent für den Ausbau der Windkraft.
    • Mit 49 Prozent ist knapp die Hälfte dafür, dass die EU den Austausch von fossilen Heizungen durch Wärmepumpen finanziell unterstützt, 19 Prozent sind dagegen. Die Europäische Kommission hat ihren Wärmepumpen-Aktionsplan bis nach der Wahl aufgeschoben.
    • 39 Prozent sind gegen einen Verkaufsstopp für neue Gasheizungen verbunden mit der Pflicht, diese durch Wärmepumpen zu ersetzen. 31 Prozent sind dafür.
    • 50 Prozent sind gegen einen Verkaufsstopp für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge, 24 Prozent sind dafür.
    • 47 Prozent finden, dass Landwirte verpflichtet werden sollten, den Einsatz von Stickstoffdünger zu reduzieren. 20 Prozent sind dagegen.
    • Mit 59 Prozent kennt eine Mehrheit der Befragten den Green Deal nicht. Besonders den CDU-Wählenden ist er unbekannt. Nur 14 Prozent wissen vom Green Deal und unterstützen ihn auch.

    Für 72 Prozent der Befragten war die Klimapolitik für ihre Wahlentscheidung wichtig, vor allem für die Anhängerinnen und Anhänger von Grünen, SPD und CDU. Die Migrationspolitik spielte mit 82 Prozent eine noch größere Rolle, vor allem für die Wählenden von AfD und CDU. Insgesamt hoffen 22 Prozent, dass die EU in den kommenden Jahren mehr für den Umwelt- und Klimaschutz tut – für 15 Prozent ist das aber keine Hoffnung, sondern eine Befürchtung. ae

    • EU-Klimapolitik
    • Europapolitik
    • Europawahlen 2024
    • Klima & Umwelt

    UN: Diese acht Faktoren beschleunigen Klimawandel und Artensterben

    Das UN-Umweltprogramm (UNEP) warnt in einem neuen Bericht (“Navigating New Horizons”) vor “acht kritischen globalen Veränderungen”, die den Klimawandel, das Artensterben und die Verschmutzung des Planeten beschleunigen.

    Viele der acht Veränderungen gehen auf den Klimawandel zurück oder hängen direkt mit ihm zusammen:

    • Die Menschheit beutet die natürlichen Ressourcen, insbesondere auch fossile Energien, fast ungebremst aus. Die daraus resultierende globale Erwärmung führt auch zum Auftauen des Permafrost-Bodens. Dadurch wurden beispielsweise schon Anthrax-Sporen aus alten Organismen in Sibirien freigesetzt, die dutzende Menschen beeinträchtigt und tausende Rentiere getötet haben. Zudem könnten die Subventionen für fossile Energieträger die Energiewende ausbremsen, warnt das UNEP.
    • Durch bewaffnete Konflikte und den Klimawandel werden Regionen unbewohnbar. Fast 120 Millionen Menschen wurden im Jahr 2023 aus ihrer Heimat vertrieben – ein Rekordwert und sechsmal mehr als 1990. Der Klimawandel und Umweltfolgen wie Wasserknappheit sind ein großer Treiber dieser Migration. In den kommenden 50 Jahren könnten bis zu drei Milliarden Menschen in Regionen leben, deren Klimabedingungen weit außerhalb der Norm liegen, in denen die Menschheit in den letzten 6.500 Jahren gelebt hat, so das UNEP.
    • Klimaschäden könnten in einigen Regionen dazu führen, dass Immobilien und Landwirtschaft nicht mehr versicherbar werden.
    • Klimakatastrophen können zu Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischem Stress führen. Das UNEP spricht hier vor einer “sich abzeichnenden Krise, die im Verborgenen stattfindet”.

    Darüber hinaus warnt das UNEP auch vor solarem Geoengineering, vor Korruption und Unregelmäßigkeiten bei CO₂-Ausgleichsmechanismen. Außerdem könnten Umweltgüter wie saubere Luft zu einem Konsumgut für Vermögende werden und Umwelt-Enklaven entstehen, die viele Menschen vom Zugang zu Umweltgütern ausschließen würden. Zu den acht globalen Veränderungen zählt das UNEP auch Künstliche Intelligenz, Missinformation und den globalen Wettbewerb um kritische Rohstoffe – alle diese Faktoren hätten demnach Umweltauswirkungen. nib

    • Biodiversität
    • Fossile Brennstoffe
    • Klimakrise
    • Klimawandel
    • kritische Rohstoffe

    Affäre um CO₂-Zertifikate: Durchsuchungen wegen Betrugsverdacht

    Nach Hinweisen auf mögliche Betrugsfälle bei Klimaschutzprojekten (Upstream Emissions Reductions, UER), mit denen Mineralölkonzerne ihre Klimabilanz verbessern wollen, haben Polizisten Unternehmen in Nordrhein-Westfalen und Bayern durchsucht. In Räumen von Unternehmen in Kerpen, Köln und Langenbach seien am vergangenen Freitag zahlreiche Unterlagen beschlagnahmt worden, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit. 

    Die Behörde ermittelt nach Angaben eines Sprechers gegen 17 Beschäftigte wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Betruges. Im Visier sind die Geschäftsführer der Unternehmen sowie Mitarbeiter von Prüfstellen. Laut Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass bei Angaben gegenüber der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) falsche Angaben gemacht wurden. Nach derzeitigem Stand seien fünf Projekte betroffen. Es soll ein Schaden von mehr als 1,12 Millionen Euro entstanden sein.

    Projekte in China betroffen

    Das Umweltbundesamt (UBA) hatte Ende Mai bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet. Die Behörde hatte zuvor Hinweise von Whistleblowern zu Projekten in China geprüft. Mit Projekten zur Minderung von Emissionen will die Mineralölindustrie gesetzliche Klimaschutzauflagen erfüllen. Sie werden von deutschen Prüfinstituten zertifiziert und vom UBA genehmigt. Eine Fälschung der Projekte könnte etwa bedeuten, dass die Klimabilanz des deutschen Verkehrssektors noch schlechter ist als bislang angenommen. 

    Nachdem das ZDF über die mutmaßlichen Betrugsfälle berichtet hatte, hatte das UBA zunächst von einer internen Prüfung gesprochen. Man habe bei chinesischen Behörden um Amtshilfe gebeten, gab ein Sprecher des Amtes Ende Mai an. “Das müssen wir machen, weil wir in China keine Hoheitsrechte haben.” Die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft sei wegen aller in Betracht kommenden Delikte bezogen auf die Vorgänge zu den in China durchgeführten Projekten gestellt worden. Im Vergleich zum UBA habe die Staatsanwaltschaft ganz andere Möglichkeiten, um zu ermitteln. dpa

    • CO2-Kompensationen
    • CO2-Zertifikate
    • Fossile Industrien
    • Klimaschutz

    Neuer Nato-Bericht: Russland destabilisiert mit Desinformationen über Energiewende Europa

    Klimabezogene Desinformation vonseiten Russlands verschärft die Herausforderungen, vor denen die Nato steht. Zu diesem Schluss kommt die neue Klimawandel- und Sicherheitsfolgenabschätzung der Nato, die am Dienstag erschienen ist. “Russische Staatsmedien verstärken die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Klimawandel und spielen ihn als übertrieben oder sogar positiv herunter”, heißt es in dem 32 Seiten langen Bericht.

    Besonders seit der russischen Vollinvasion der Ukraine 2022 habe Desinformation im Zusammenhang mit der europäischen grünen Energiewende zugenommen. Grund für Russlands Leugnen des menschengemachten Klimawandels seien Verflechtungen zwischen der fossilen Brennstoffindustrie und der Regierung, sowie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen als wichtigster Quelle der Staatseinnahmen.

    Glaubwürdigkeit der Nato auch bei Klimafragen wichtig

    Doug Weir, Leiter der britischen Nichtregierungsorganisation Conflict and Environment Observatory (CEOBS), begrüßte im Gespräch mit Table.Briefings, dass das Papier erörtere, wie Konflikte zur Klimakrise beitragen, und nicht nur, wie sich der Klimawandel auf die nationale Sicherheit auswirken könnte. Diese Komponenten der Klimasicherheit hätten bisher weit weniger Aufmerksamkeit erhalten. Er mahnt allerdings, “dass das Bündnis den beitragenden Staaten nur Empfehlungen zur Emissionsverfolgung und -berichterstattung geben kann und seine Mitglieder nicht zur Dekarbonisierung zwingen kann.”

    Bisher seien das Engagement und die Fortschritte bei der Dekarbonisierung innerhalb der Nato-Staaten sehr unterschiedlich. “Einige Länder treiben die Agenda voran, andere müssen noch überzeugt werden. Wenn diese Lücke nicht geschlossen wird, wird die Glaubwürdigkeit der Nato auf dem Gebiet der Klimasicherheit zunehmend leiden.”

    Der jährlich erscheinende Bericht mit dem Titel “Secretary General’s Annual Climate Change and Security Impact Assessment” untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf jeden der fünf Nato-Einsatzbereiche: See, Land, Luft, Weltraum und Cyberraum. Zudem befasst es sich mit den Klimaauswirkungen des russischen Einmarsches in der Ukraine. Die Bewertung ist Teil des Klimawandel-Aktionsplans, den die Nato-Staats- und Regierungschefs 2021 auf ihrem Gipfel in Brüssel beschlossen hatten. asc

    • Klimawandel
    • Nato
    • NatoSummit
    • NGO
    • Russland
    • Ukraine-Krieg
    • Weltraum

    Kalifornien: Warum es aktuell schon viele Waldbrände gibt

    Mehr als 3.500 Waldbrände musste die Feuerwehr in Kalifornien in diesem Jahr bis Mitte Juli schon bekämpfen. Zusammen verbrannten sie rund 220.000 Hektar Land. Das ist mehr als fünfmal so viel, wie für diesen Zeitraum üblich. Allein am vergangenen Wochenende fielen rund 20.000 Hektar den Feuern zum Opfer. Da es aktuell noch recht früh in der Feuersaison ist, sagte Joe Tyler vom kalifornischen Ministerium für Forstwirtschaft und Feuerschutz in der vergangenen Woche: “Wir befinden uns nicht nur in einer Feuersaison, wir sind in einem Feuerjahr“.

    Aufgrund von Hitzewellen sind viele Regionen in Kalifornien ausgetrocknet, die Feuer können sich dort besonders gut ausbreiten. Eine Rolle spielt auch, dass der vergangene, feuchte Winter dazu beitrug, dass Vegetation gut wachsen konnte: Die ist nun in den vergangenen Monaten ausgetrocknet und bietet Nährboden für die Feuer, berichtet die britische Zeitung Guardian. Am Wochenende führten die Feuer zu mehr als 1.000 Evakuationen. Am Freitag war bereits der erste Tote der Waldbrandsaison gemeldet worden.

    Der menschengemachte Klimawandel entfacht die Waldbrände zwar nicht, durch Hitze und Dürre beschleunigt er aber ihre Ausbreitung. Eine besondere Rolle spielt dabei auch, dass Temperaturen sich durch den Klimawandel nachts stärker als tagsüber erhöht haben. Eigentlich fungierten relativ kühle Nächte mit hoher Luftfeuchtigkeit als eine Art Schutzschild vor den Feuern, dieser Effekt nimmt jetzt aber ab und die Waldbrände breiten sich auch nachts stärker aus. kul

    • Kalifornien
    • Klimakrise
    • USA
    • Waldbrände

    Londoner Museum beendet Sponsoring durch Ölkonzern Equinor

    Weil das Ölunternehmen Equinor seine CO₂-Emissionen nicht ausreichend senke, hat ein in London ansässiges Wissenschaftsmuseum seinen Sponsorenvertrag mit dem Konzern gekündigt. Das berichten übereinstimmend mehrere britische Medien. Demnach hatte Equinor die interaktive Ausstellung “Wonderlab” im Londoner Science Museum seit 2016 gefördert. Das Science Museum beende die Zusammenarbeit nun, weil es sich verpflichtet habe, sicherzustellen, dass seine Sponsoren alles Nötige tun, um das im Pariser Klimaabkommen festgeschriebene 1,5-Grad-Limit erfüllen, was Equinor nicht tue.

    Wie die Times berichtet, war der Sponsoringvertrag umstritten, weil Equinor Eigentümer des größten unerschlossenen Öl- und Gasfeldes Rosebank in der Nordsee ist. Die britische Regierung hatte die Erschließung der Vorkommen im vergangenen Jahr genehmigt. Dem Daily Telegraph zufolge hatte Equinor “auch eine Klausel in den Vertrag eingefügt, die es den Mitarbeitern untersagt, Kommentare abzugeben, die als ,diskreditierend oder schädigend für den guten Ruf oder das Ansehen’ des Unternehmens angesehen werden könnten”. ae

    • Großbritannien
    • Klima & Umwelt
    • Kultur
    • Norwegen
    • Pariser Klimaabkommen

    Klima: Weshalb die Kohlenstoffemissionen in China ihren Höhepunkt erreicht haben könnten

    Fast zwei Drittel der im Bau befindlichen Kapazitäten an Wind- und Solarenergie entstehen in China. Oder anders gesagt: China schafft aktuell fast so doppelt viel alternative Energiequellen wie der Rest der Welt zusammen. Das besagt eine Studie der US-amerikanischen Denkfabrik Global Energy Monitor (GEM). Der Anteil der Kohle an der chinesischen Stromerzeugung ist entsprechend auf ein Rekordtief gesunken, beträgt mit 53 Prozent aber immer noch mehr als die Hälfte des Strommixes.

    Laut GEM baut China derzeit 339 Gigawatt (GW) Wind- und Solarenergie. Das entspricht 64 Prozent der weltweiten Gesamtkapazität und ist mehr als das Achtfache der Projekte in der zweitplatzierten USA, wo 40 GW entstehen. Die Autoren der Studie bilanzieren, dass Chinas Tempo das globale Ziel einer Verdreifachung der Kapazität an erneuerbaren Energien bis Ende 2030 auch ohne mehr Wasserkraft in greifbare Nähe rückt. Die Autoren fordern, dass Peking seine Ziele in den Klimazusagen an die Vereinten Nationen im nächsten Jahr anheben solle.

    Übertragungsleitungen müssen schnell ausgebaut werden

    China sei auch auf gutem Weg, sein eigenes Ziel für 2030 zu erreichen: 1.200 GW an Wind- und Solarenergie zu installieren – sechs Jahre früher als geplant. Ein schnellerer Ausbau der Übertragungsleitungen sei für Chinas kohlezentriertes Netz aber erforderlich, sagt Aiqun Yu von GEM. Der Kohlanteil bei der Stromerzeugung lag vor einem Jahr noch bei 60 Prozent. Die Entwicklung deutet darauf hin, dass die Kohlenstoffemissionen des Landes im vergangenen Jahr ihren Höhepunkt erreicht haben könnten.

    Der Anteil der Solarenergie an der Stromerzeugung stieg im Mai auf zwölf und der Anteil der Windenergie auf elf Prozent. Wasserkraft (15), Kernkraft (fünf) und Biomasse (zwei) machten den Rest der nicht-fossilen Energieerzeugung aus. Die verstärkte Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien führte dazu, dass die Kohlendioxidemissionen des Stromsektors, die etwa 40 Prozent der Gesamtemissionen Chinas ausmachen, im Mai um 3,6 Prozent zurückgingen.

    Allerdings stieg der Gesamtenergieverbrauch in China im zweiten Quartal um etwa 4,2 Prozent, während das BIP um 4,7 Prozent wuchs. Damit setzte sich das Muster des energieintensiven Wachstums fort. Dennoch glaubt auch der Energieexperte Lauri Myllyvirta vom Asia Society Policy Institute an eine Trendwende. “Es scheint klar zu sein, dass der Boom bei den sauberen Energien Chinas Emissionsentwicklung endlich eine Wende verleiht“, schrieb Myllyvirta bei X. rtr/grz

    • Energie
    • Solar
    • Strom
    • Windkraft

    Wasserstoff: Milliarden-Förderung für Infrastruktur

    Wirtschaftsminister von Bund und Ländern haben für 23 deutsche Wasserstoff-Projekte die Förderbescheide mit einem Gesamtvolumen von 4,6 Milliarden Euro übergeben. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mit. Die Projekte gehörten zur sogenannten Hy2Infra-Welle des IPCEI Wasserstoff (Important Projects of Common European Interest), die bereits am 15. Februar 2024 durch die EU-Kommission genehmigt wurde. Zuvor hatte es zwei weitere Förderwellen gegeben.

    Gefördert werden bei Hy2Infra:

    • Wasserstoffproduktion durch Elektrolyseure mit 1,4 Gigawatt
    • Speicher für einen Energiegehalt von 370 Gigawattstunden
    • Leitungen mit bis zu 2000 Kilometern Länge als Teil des Wasserstoff-Startnetzes
    • Nutzung von flüssigen organischen Wasserstoffträgern (LOHC) für den Transport von 1800 Tonnen Wasserstoff pro Jahr

    Die Infrastruktur soll laut BMWK die Nutzung in der energieintensiven Industrie (z.B. Stahl, Chemie) ermöglichen und Verbindungen zu Nachbarländern wie den Niederlanden schaffen. IPCEI ist ein beihilferechtlicher Rahmen für die Genehmigung nationaler Fördermittel. Ein Teil der 4,6 Milliarden Euro fließt aber aus europäischen Mitteln des Programms NextGenerationEU. Anträge und Genehmigungen in dem IPCEI-Verfahren hatten sich jahrelang hingezogen. Auf EU-Ebene ist deshalb eine Reform der Technologieförderung angelaufen. ber

    • Grüner Wasserstoff
    • Industrie
    • Infrastruktur
    • IPCEI
    • Wasserstoff
    • Wasserstoffspeicher

    Heads

    Ed Miliband – britischer Klimaminister wird Chefverhandler auf der COP29

    Ed Miliband, der neue Klimaminister Großbritanniens.
    Ed Miliband, der neue Klimaminister Großbritanniens.

    Ed Miliband wird für Großbritannien auf der nächsten Klimakonferenz (COP29) in Aserbaidschan verhandeln. Der 54-Jährige wurde am 5. Juli zum Minister für Energiesicherheit und CO₂-Ausstoß der neuen Labour-Regierung ernannt und wird die britische Delegation anführen. Die Entscheidung wird Großbritannien auf der Klimakonferenz mehr Gewicht verleihen. Auf den letzten COPs waren häufig nachrangige Minister mit den Verhandlungen betraut oder wichtige Minister, die die Verhandlungen aber vernachlässigt haben. Auf der COP28 in Dubai reiste der damalige Klimaminister und Chefverhandler, Graham Stuart, vorzeitig und vor der kritischen Verhandlungsphase ab, um seinen Pflichten als Abgeordneter nachzukommen, wie es damals hieß.

    Der Labour-Veteran Miliband will in der Klimapolitik neue Akzente setzen. Am Wochenende hat er grünes Licht für drei große Solarprojekte im Osten Englands gegeben. Unter der Tory-Regierung waren diese Projekte noch aufgehalten worden. Zudem will Miliband “eine Solardach-Revolution auslösen” und Millionen Solaranlagen auf die Dächer Großbritanniens bringen, wie er kürzlich sagte. Bauherren und Hausbesitzer sollen “auf jede erdenkliche Weise ermutigt werden”. Miliband will die britische Abhängigkeit von fossilen Rohstoffimporten verringern, auch um die steigenden Stromkosten für Haushalte in den Griff zu kriegen. Bis 2030 soll der komplette britische Strom CO₂-frei produziert werden. In seiner bisherigen Karriere hat Miliband häufig eine linke, sozialstaatlich orientierte Politik verfolgt. Zu seinen Prioritäten gehört auch, die britischen Wohnimmobilien besser zu isolieren, um den Energieverbrauch und die -kosten zu senken.

    Unter NGOs gilt Miliband als gute Wahl als Klimaminister. In seiner ersten Amtszeit habe sich “Miliband nachdrücklich für ehrgeizige Maßnahmen eingesetzt, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden”, sagt Jamie Peters, Klimakoordinator bei Friends of the Earth UK. Schon zwischen 2008 und 2010 war Miliband Klimaminister im Kabinett von Gordon Brown. In seiner Amtszeit beschloss das Parlament damals den Climate Change Act, der eine Minderung der britischen Emissionen um 80 Prozent bis 2050 vorsieht. Miliband führte schon auf der Weltklimakonferenz in Kopenhagen die britische Delegation an.

    Miliband hat seinen Master an der London School of Economics gemacht und arbeitet seit 1993 für die Labour-Partei. Sein Bruder David Miliband war Außenminister unter Tony Blair. Die beiden Brüder traten im Jahr 2010 gegeneinander um den Labour-Vorsitz an – Ed gewann. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Nico Beckert

    • Ed Miliband
    • Energiewende
    • Großbritannien
    • Klimadiplomatie

    Climate.Table Redaktion

    CLIMATE.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen