der Wahlkampf nimmt Fahrt auf, und damit auch die Debatten um die Energie- und Klimapolitik. Wir schauen uns deshalb heute in unserer Serie zum Faktencheck genauer die Forderung an, Kohlekraftwerke länger am Netz zu lassen, falls nicht schnell genug Gaskraftwerke zum Ersatz gebaut werden. Spoiler: Es ist wie so häufig im Leben alles ein bisschen komplizierter, als es im Bierzelt klingt.
Von einem überraschenden Kohleausstieg berichten wir ebenfalls – bei unseren Nachbarn in Polen. Das Kohleland verabschiedet sich rasant von der dreckigen Energie, weil die Kraftwerke und die Bergwerke immer teurer werden. Trotzdem gibt es neue Probleme für die Regierung. So ist das auch in Kenia, einem der oft unbekannten Vorreiter in der Klimapolitik im globalen Süden. Wir berichten heute, unter welchen Bedingungen auch dort die Energiewende voranschreitet.
Daneben haben wir wie immer mehrere Meldungen für Sie. Zum Beispiel: Dass die verheerenden Waldbrände in Los Angeles keineswegs eine Ausnahme darstellen, wenn man sich die großen Brände der letzten Jahre auf der ganzen Welt vor Augen hält – die wir alle fast schon vergessen haben.
Wir bleiben jedenfalls dran.
Die CDU fordert in ihrem Wahlprogramm, es dürfe “auf dem Weg” zum Kohleausstieg “kein weiteres endgültiges Abschalten von Kohlekraftwerken geben, solange als Ersatz keine neuen Gaskraftwerke” gebaut sind. In Zukunft brauche es für die Versorgungssicherheit “neue steuerbare Leistung”, so ein Diskussionspapier der CDU/CSU-Fraktion. Auch der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte den Kohleausstieg bis 2030 in Zweifel gezogen, falls es nicht ausreichend Kapazitäten zur Absicherung der Nachfrage gäbe. “Für mich gilt, dass die Energiesicherheit immer absolute Priorität hat”, hat Habeck gesagt.
Die Forderung würde nicht viel am derzeitigen Vorgehen ändern. Zwar können die Betreiber früher aussteigen als gesetzlich vorgesehen, aber dann wird geprüft, ob die Versorgungssicherheit trotz des Ausstiegs weiterhin gewährleistet ist. Ist das nicht der Fall, gehen die Kraftwerke in die Reserve und die Betreiber erhalten eine Aufwandsentschädigung, die über die Netzentgelte finanziert wird.
Schon heute ist die Kohle einer der teuersten Energieträger. Die Abschaltung von Kohlekraftwerken “wird derzeit durch einen hohen CO₂-Preis getrieben”, sagt die Energie-Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zu Table.Briefings. Auch Bernd Weber vom Thinktank Epico sagt: “Spätestens Anfang der 2030er-Jahre werden Kohlekraftwerksbetreiber durch den CO₂-Preis wirtschaftlich so sehr unter Druck geraten, dass ein Weiterbetrieb der Kraftwerke kaum sinnvoll sein wird. Durch den europäischen Emissionshandel ist der Pfad sehr klar: Kohle wird sich nicht mehr lohnen.”
Allerdings werden laut Kohlekompromiss bis Ende der 2020er-Jahre nicht nur zehn große Braunkohle-Kraftwerksblöcke endgültig stillgelegt – sondern auch zwei dieser Blöcke Ende 2025 und Ende 2027 in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft überführt. Bei hoher Stromnachfrage oder Dunkelflauten sollen sie die Versorgungssicherheit gewährleisten, falls die Netz- und Kapazitätsreserven nicht ausreichen sollten.
Laut Agora Energiewende drohen “höhere Stromkosten und CO₂-Emissionen”, wenn “Kohlekraftwerke unnötig lange am Netz bleiben”. Die Emissionsminderungen der letzten Jahre gehen zu einem großen Teil auf das Abschalten von Kohlekraftwerken zurück. Daran würde sich wenig ändern, weil alle Kraftwerke dem EU ETS unterliegen. Agora mahnt deshalb “sehr zeitnahe Ausschreibungen zum Bau von H2-ready-Kraftwerken” an.
Um die Versorgung abzusichern, schlägt Kemfert statt des Weiterbetriebs eine “durch Ausschreibung marktgetriebene” Versorgungssicherheitsreserve vor. Auch der angedachte Kapazitätsmarkt könnte die Versorgungssicherheit einfacher gewährleisten. “Die neue Bundesregierung sollte ein Augenmerk auf den schnellen Aufbau eines Kapazitätsmarktes setzen und hier auch Stromspeicher oder eine flexible Nachfragesteuerung berücksichtigen”, sagt Andreas Fischer, Ökonom beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Laut Weber von Epico brächte der Kohleausstieg 2030 zwar eine “Kapazitätslücke von mindestens 10 GW”. Um sie möglichst klein zu halten, gäbe es neben Kohle und geplanten H2-ready Gaskraftwerken “eine dritte Größe: Deutschland muss besser darin werden, Stromangebot und Nachfrage effizient zusammenzubringen. Stromnachfrage in Haushalten und Industrie können wir besser anpassen und Speicherlösungen nutzen.” Das spare den Bedarf an Reservekraftwerken und Stromkosten und erhöhe die Versorgungssicherheit. Außerdem berge der europäische Strommarkt noch “viel ungenutztes Potenzial, um die Stromkosten durch grenzüberschreitenden Handel zu drücken und für mehr Flexibilität im Stromsystem zu sorgen”, sagt Weber. Auch während der Dunkelflauten Ende 2024 waren die deutschen Reserve-Kohlekraftwerke nicht ans Netz gegangen. Die Stromversorgung wurde durch den europäischen Strommarkt sichergestellt.
Ein verzögerter Kohleausstieg ließe wahrscheinlich den Strompreis steigen, da “Kohlekraftwerksbetreiber teure Emissionszertifikate kaufen müssten”, wie Kemfert sagt. Allerdings würden auch H2-ready Gaskraftwerke Anfang der 2030er-Jahre keinen günstigen Strom liefern, da Wasserstoff anfangs auch noch sehr teuer sein wird. Hinzu kommt: Müssten die Kraftwerke länger in der Reserve gehalten werden, würden die Netzentgelte weiter ansteigen, da sie die Reserve finanzieren, sagt Fischer vom IW.
Auch wenn Robert Habeck sich Ende letzten Jahres ähnlich geäußert hat, ist eine Umsetzung des Vorschlags bei der grünen Basis unbeliebt und in einer möglichen schwarz-grünen Koalition kaum realistisch. In einer CDU/CSU-SPD-Regierung wäre die Umsetzung eher vorstellbar.
Der Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken, wenn keine Gaskraftwerke als Ersatz vorhanden sind, ist logisch. Der Vorschlag ändert jedoch wenig am bisherigen Vorgehen. Um die Versorgungssicherheit zukünftig auch ohne zu viele fossile Reserven zu sichern, schlagen Experten “marktgetriebene Versorgungssicherheitsreserven” vor und drängen auf den schnellen Aufbau eines Kapazitätsmarktes. Bessere Steuerung der Nachfrage und der EU-Strommarkt bieten Potenziale für mehr Flexibilität. Falls diese Instrumente bis 2030 nicht ausreichend zur Verfügung stehen, könnten mehr Kohlekraftwerke als bislang geplant in der Reserve bleiben.
Im traditionellen Kohleland Polen geht der Ausstieg aus Stein- und Braunkohle schnell voran. Alte, teure Kraftwerke gehen vom Netz, Erneuerbare legen kräftig zu. Experten fordern ein Kohle-Aus für 2035, noch vor dem deutschen Termin 2038. Doch die Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk bleibt bisher einen Plan für die Energiewende schuldig. Sie fürchtet Proteste gegen die Schließung von Kohlegruben und plant hohe Subventionen für die Kohle und bald auch für das erste Atomkraftwerk.
Vorige Woche kam aus Kattowitz, der Hauptstadt des Kohlereviers Oberschlesien, ein deutliches Signal: Die Stadt trat der Powering Past Coal Alliance bei – einem Bündnis für einen schnellen Ausstieg aus der Kohleverbrennung. Oberschlesien war seit über 100 Jahren das Herz der polnischen Kohle- und Stahlindustrie – und eins der am stärksten umweltbelasteten Gebiete in Europa. “Saubere Luft ist das, was uns heute am meisten am Herzen liegt”, sagt der Bürgermeister von Kattowitz, Marcin Krupa. Es gebe keine Alternative zum Kohleausstieg, denn “der Klimawandel schreitet voran”.
Polen hat vor der Wende 1989 seinen Strom und seine Heizenergie fast komplett aus der Verbrennung von Stein- und Braunkohle gewonnen. Noch 2015 lag der Anteil von Kohle bei der Stromerzeugung bei über 80 Prozent. Die rechtspopulistische PiS-Regierung von Jarosław Kaczyński, die damals die Macht übernahm, stellte den Klimawandel regelmäßig infrage und verteidigte den polnischen Kohlebergbau. In ihrem Energieplan war der Kohleausstieg erst für 2049 vorgesehen.
Die neue demokratische Koalition muss nun nachbessern. Ministerpräsident Donald Tusk hat im Wahlkampf 2023 versprochen, einen detaillierten Plan für die Energiewende vorzulegen, um die CO₂-Emissionen bis 2030 um 75 Prozent zu senken. Ein ehrgeiziges Ziel: Seit 1990 hat das Land seine Treibhausgasemissionen erst um rund 20 Prozent reduziert, während die EU-27 insgesamt 30,7 Prozent erreicht haben. Doch dieser Plan der Tusk-Regierung lässt schon über ein Jahr auf sich warten. “Die Energiewende findet zurzeit ohne Steuermann statt”, sagt Joanna Pandera, Präsidentin des Thinktanks Energieforum, zu Table.Briefings. “Die Veränderungen im Energiesektor sind nicht das Ergebnis einer umfassenden Vision der Dekarbonisierung der Wirtschaft, sondern die Folge von Marktwettbewerb und Einfallsreichtum von Unternehmern und Bürgern.” Die dringend notwendigen Veränderungen in der Netz- und Marktorganisation, für die der Staat verantwortlich sei, hinken dagegen ihrer Meinung nach hinterher.
Dennoch gehört Polen zu den Ländern, die gegenwärtig am schnellsten von der Kohle abrücken und auf erneuerbare Energiequellen umsteigen. 2024 fiel der Anteil der Kohle im Strommix auf 57,1 Prozent, während der der Erneuerbaren auf 29,6 Prozent stieg. Aus der Verbrennung von Kohle hat Polen etwa 95,5 Terrawattstunden (TWh) generiert, etwa fünf TWh weniger als ein Jahr zuvor.
Allein die Windfarmen erzeugten 24,5 TWh Strom (14,7 Prozent) – obwohl die PiS-Regierung den Ausbau von Windkraftanlagen oft zu blockieren versuchte. Noch besser sieht die Bilanz bei der Photovoltaik aus: Im Rahmen des Programms “Mein Strom”, das von der EU gefördert wurde, haben in den vergangenen sechs Jahren über 1,3 Millionen Haushalte Solarmodule installiert. Sie erzeugten etwa 12,5 TWh Energie (7,5 Prozent) – 2018 waren es gerade einmal 0,3 TWh. Die Versorgungslücke wurde vor allem mit Erdgasanlagen geschlossen – ihre Stromerzeugung stieg von zehn TWh in 2017 auf fast 15 TWh in 2023. Das Gas wird seit dem Ukraine-Krieg vor allem aus Norwegen durch eine neue Pipeline gepumpt.
Die Regierung in Warschau weiß: Der Weiterbetrieb polnischer Strom- und Heizwerke auf Kohlebasis wird langsam unwirtschaftlich, denn die meisten von ihnen sind sehr alt und ineffizient und fallen immer häufiger aus. Einem Branchenbericht zufolge beträgt das Durchschnittsalter der Stein- und Braunkohlekraftwerke in Polen 37 Jahre.
Doch die Politik hat beim Ausstieg aus der Kohle ein Problem – den Kohlebergbau. Noch 2012 hat das Land fast 80 Millionen Tonnen Steinkohle und fast 65 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. 2023 ging die Steinkohleproduktion auf 49 Millionen Tonnen zurück – so wenig wie zuletzt im Jahr 1910. Der Abwärtstrend setzt sich schneller fort als alle Regierungsprognosen des letzten Jahrzehnts vorhergesagt hatten. Immer mehr Steinkohlebergwerke sind unrentabel. Im August 2024 betrugen die Förderkosten für eine Tonne Kohle 824 Zloty (rund 193 Euro), auf dem Weltmarkt wird sie für 110 Euro gehandelt.
Aber auch die Regierung Tusk scheut es, Bergwerke zu schließen. Sie fürchtet sich vor den Streiks der 75.000 Bergleute, die schon mehrmals in der Geschichte das Land erschüttert haben. Um die Arbeitsplätze zu sichern und ihre steigenden Lohnforderungen zu erfüllen, plant Warschau für 2025 insgesamt neun Milliarden Zloty (2,1 Milliarden Euro) Subventionen für den Kohlebergbau. Allerdings kann sich Polen bei der fallenden Nachfrage nach Steinkohle den Betrieb so vieler Bergwerke nicht leisten. Fachleute prognostizieren, dass es in fünf Jahren nur noch einige der effizientesten Zechen geben dürfte.
Der Rat für Energiesicherheit und Klima, dem mehrere angesehene Wirtschafts- und Energieexperten angehören, fordert die Regierung Tusk dagegen auf, den Ausstieg aus der Kohleverbrennung zur Stromerzeugung auf das Jahr 2035 festzulegen. Das will auch die grüne Vize-Umweltministerin Urszula Zielińska, die den Ausbau von Windparks in der Ostsee voranbringen will.
Für die Zukunft setzt die Regierung Tusk auch auf die Kernenergie. Vorige Woche hat sie nach jahrelanger Standortsuche beschlossen, über 60 Milliarden Zloty (14 Milliarden Euro) für den Bau des ersten Kernkraftwerks in Lubiatowo-Kopalino an der Ostsee bereitzustellen. Den Zuschlag hat das US-Konsortium Westinghouse-Bechtel erhalten. Das AKW soll mit drei Reaktoren à 1.000 Megawatt bestückt werden, der erste soll 2035 in Betrieb gehen und von der staatlichen Firma Polnische Kernkraftwerke (Polskie Elektrownie Jądrowe) betrieben werden.
Später will Polen noch ein zweites Kernkraftwerk errichten, der Standort steht allerdings noch nicht fest. Laut einer Studie des polnischen Ministeriums für Klima und Umwelt befürworten fast 90 Prozent der Polen den Bau von Atomkraftwerken – ein Spitzenwert in der EU.
Laut Medienberichten wurden 2024 insbesondere im Juli und August des Jahres mindestens 65 Menschen bei Protesten in Kenia getötet. 2024 dürfte damit wohl das herausforderndste politische Jahr von Präsident William Ruto gewesen sein. Ausgangspunkt der Proteste waren Rutos Reformpläne im Rahmen des Finanzierungsgesetzes gewesen. In der Folge der vehementen Proteste hatte Ruto das Gesetz zurückgezogen und sein Kabinett umgebildet. Viele Regierungsprojekte kamen zum Erliegen und mussten einer Evaluation unterzogen werden.
Der Vorwurf der Protestler: die Projekte seien kostenintensiv und von Korruption durchdrungen. Ein Themenfeld blieb von den Protesten jedoch weitgehend unbeeinflusst: die grüne Energiewende in Kenia. Diese treibt die kenianische Regierung auch in Krisenzeiten voran – obwohl auch die Umsetzung der Transformation nicht frei von Kritik ist.
Vor wenigen Monaten, am 24. Oktober, kam Kenias Präsident William Ruto zum Spatenstich für das 35-Megawatt-Geothermiekraftwerk nach Menengai im Nakuru County. Auch an der Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen der Kenya Electricity Generation Company und der Kaishan Group, ein chinesischer Kompressorhersteller, nahm Ruto teil. Dabei einigten sich die beiden Firmen auf die Zusammenarbeit bei der Produktion von grünem Ammoniak.
2024 kündigte der damalige Energieminister und jetzige Transportminister Davis Chirchir ebenfalls an, die kenianische Regierung wolle die jährlichen Ausgaben für fossile Brennstoffimporte reduzieren. Diese lagen zuletzt bei umgerechnet über 7,2 Milliarden US-Dollar. “Wir können schnell unsere 92 Prozent an günstigen, erneuerbaren Energien aus Geothermie, Wasserkraft, Solar und Wind nutzen, um unsere Mobilitätsbranche anzutreiben und die Wirtschaft vor Devisenabflüssen zu schützen”, sagte Chirchir.
Aufhorchen ließ jedoch im November die Nachricht, dass Ruto, der sich gerne als der Klimavorreiter in Afrika inszeniert, nicht an der COP29 in Baku teilnehmen wolle. Stattdessen vertrat ihn Außenminister Musalia Mudavadi. Hintergrund von Rutos Abwesenheit war allerdings kein Richtungswechsel in der Klimapolitik, sondern vielmehr ein Zugeständnis an die kenianische Bevölkerung, die ihm vorgeworfen hatte, zu viele Auslandsreisen zu unternehmen. Allein in der Woche vor der COP hatte Ruto zwei Auslandsreisen getätigt.
Somit ist Ruto auch in seiner Klimapolitik zumindest mittelbar durch die Proteste eingeschränkt. Es gibt Stimmen in Kenia, die Ruto vorwerfen, seine Klimapolitik sei ihm vom Westen aufgezwungen. Steve Biko Wafula, Investmentanalyst bei der Hidalgo Investment Group, schrieb bereits im September auf dem Nachrichtendienst X: “Rutos Affinität zum Klimadiskurs ist der Beweis, dass er nicht sein eigener Herr ist. Gespräche über den Klimawandel sind kein afrikanisches Thema. Ruto wird benutzt, um das Wachstum Kenias und Afrikas im Allgemeinen zu bremsen.”
Dennoch bleiben die Kritiker weit in der Unterzahl. Warum die grüne Transformation in Kenia den politischen Unwettern standhält, hat laut Waithaka N. Iraki, Professor an der Fakultät für Wirtschaft und Management der Universität Nairobi, mehrere Gründe. Kenia habe mit seinen geologischen Gegebenheiten mit Geothermie, Wind und Wasserkraft entscheidende Vorteile. “Die wirtschaftliche Offenheit machte es Investoren zudem leicht, ins Land zu kommen”, so Iraki weiter. Kenia habe außerdem mit seinem Entwicklungsplan “Vision 2030” Investoren schon früh strategische Anreize geboten, sich auf grüne Energie zu konzentrieren.
Und noch einen möglichen Grund nennt Iraki als nicht unerheblich: “Es ist möglich, dass die Machthabenden selbst in erneuerbare Energien investiert haben“, sagt er. Das Feld sei lukrativ, da erneuerbare Energien angesichts der globalen Erwärmung und des Klimawandels zukunftsfest sein dürften.
Der Energie-Transitions- und Investitionsplan des kenianischen Energieministeriums führt vier zentrale Dekarbonisierungstechnologien auf, die einen geordneten Übergang zu grüner Energie gewährleisten sollen:
Bereits im Frühjahr dieses Jahres hat der kenianische Präsident wieder die Möglichkeit, sich als Vorreiter der Klimawende zu inszenieren. In Nairobi soll dann erneut der African Climate Summit stattfinden. Dafür muss Ruto dann auch nicht ins Ausland reisen.
16. Januar, 16 Uhr, Berlin
Konferenz Energiedialog 2025
Der Bundesverband Erneuerbare Energie veranstaltet diesen Dialog als energiepolitischen Jahresauftakt und will dort wichtige Weichen für die Energiewende in Deutschland stellen. Es geht unter anderem darum, wie Deutschland als Energiestandort gesichert werden kann. Infos
17. bis 26. Januar, Berlin
Messe Internationale Grüne Woche
Die Grüne Woche ist eine der traditionsreichsten Messen Deutschlands und eine der führenden Veranstaltungen weltweit in den Bereichen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau.
Die Messe ist zudem Austragungsort für das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (kurz BMEL) organisierte Global Forum for Food and Agriculture (kurz GFFA). Das GFFA ist die führende internationale Konferenz zu zentralen Zukunftsfragen der weltweiten Land- und Ernährungswirtschaft. Höhepunkt ist das Treffen von über 70 Agrarministerinnen und -ministern. Infos
20. bis 21. Januar, Berlin
Kongress Internationaler Fachkongress für erneuerbare Mobilität
Der Kongress des Bundesverbands für Erneuerbare Energien e. V. (BEE) findet unter dem Motto “Kraftstoffe der Zukunft 2025” statt. Infos
20. bis 24. Januar, Davos
Konferenz World Economic Forum
In Davos findet das Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum, kurz WEF) statt. In diesem Jahr steht es unter dem Motto “Collaboration for the Intelligent Age”. Kernthemen sind “Wiederaufbau von Vertrauen”, “Wachstum neu denken” und “Investitionen in Menschen”. Klimafinanzierung und die globale Finanzarchitektur spielen dort traditionell auch eine Rolle. Infos
21. Januar, 18 Uhr, Online
Diskussion Macht Klimaschutz das Wohnen unbezahlbar?
Im Gespräch mit der Klima- und Energieexpertin Elisabeth Staudt soll es um die scheinbaren Widersprüche zwischen Klima- und sozialen Zielen gehen. Die Veranstaltung wird von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert. Infos
21. bis 23. Januar, Berlin
Gipfel Handelsblatt Energiegipfel 2025
Unter dem Motto “Raus aus dem Krisenmodus – Wie die Energiewende zum Erfolg wird” diskutieren verschiedene Akteure auf dem Energiegipfel des Handelsblatts. Infos
22. Januar, 9.45 Uhr, Online
Forum Deutsch-französisches Energieforum: Entwicklungsperspektiven für das europäische Strommarktdesign
Was sind die Kernpunkte der Europäischen Strommarktreform und wie soll sie umgesetzt werden? Um diese und ähnliche Fragen geht es bei der Veranstaltung. Das Forum wird vom Deutsch-französischen Büro für die Energiewende in Kooperation mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, dem französischen Ministerium für den ökologischen Wandel, Energie, Klima und Risikoprävention und dem Auswärtigen Amt organisiert. Infos
22. Januar, 18 Uhr, Halle
Diskussion Die EU im Wettbewerb um Seltene Erden – welcher Strategie folgen wir?
Seltene Erden sind wichtige Rohstoffe für die Energiewende. In Europa sind wirtschaftlich abbaubare Vorkommen bisher unter anderem in Schweden und Norwegen entdeckt worden. Auf der Veranstaltung der Leopoldina wird darüber diskutiert, welcher Strategie die EU in Bezug auf seltene Erden folgen sollte. Infos
23. Januar, 15 Uhr, Berlin
Diskussion Private Naturschutzfinanzierung als Chance für die Land- und Forstwirtschaft?
Der Naturschutzbund (Nabu) diskutiert auf seinem Neujahrsempfang darüber, ob private Naturschutzfinanzierung Chance oder Risiko ist. Infos
Während die verheerenden Brände in Los Angeles weitergehen und am Mittwoch noch sechs Millionen Menschen deshalb teilweise in “besonders gefährlichen Situationen” lebten, zeigt ein kurzer Blick zurück, wie häufig in den letzten Jahren katastrophale Großfeuer weltweit geworden sind. Über die letzten fünf Jahre vernichteten fast in jedem Jahr große Flächenbrände Wälder, Städte und Infrastruktur und töteten Menschen und Tiere. In manchen Jahren verwüsteten diese Ereignisse rund um den Globus Flächen von der mehrfachen Größe Deutschlands. Die Grafik zeigt die Schäden aus den einzelnen Katastrophen, die sich teilweise in Australien und Südamerika über mehrere Monate der “Feuersaison” hinzogen.
Häufig gehören Brände vor allem in Waldgebieten zum natürlichen Vegetationsmuster – aber die Bedingungen für mehr und heftigere Feuer haben sich mit zunehmender Hitze und Dürre deutlich verschärft. Vor allem in den letzten Jahren haben sich durch die Zunahme der Erwärmung und die La-Nina- und El-Nino-Ereignisse die Bedingungen weiter verschärft. Nach Auswertung von aktuellen Daten warnte das World Resources Institute, inzwischen vernichteten Waldbrände jährlich mehr als doppelt so viel Fläche wie vor 20 Jahren. Die verbrannte Waldfläche nimmt demnach im Schnitt pro Jahr um mehr als fünf Prozent zu. Heute verliere die Welt sechs Millionen Hektar mehr Wald durch Feuer als noch 2001 – eine Fläche, so groß wie Kroatien.
Im globalen Norden ist der Klimawandel die wichtigste Ursache für diese häufigeren Waldbrände. Immerhin 70 Prozent der Waldverluste weltweit passieren demnach auf der nördlichen Halbkugel der Erde und nicht an den sonst beachteten Hotspots der Entwaldung in Zentralafrika, Amazonien oder Indonesien. Während der Klimawandel eine wichtige Voraussetzung für die Brände ist, heizen diese Feuer wiederum die Erderwärmung an. Durch die Brände entweichen große Mengen von gespeichertem CO₂ in die Atmosphäre und wirken als Treiber des Klimawandels. Bei den Feuern in Kanada 2023 waren das etwa drei Milliarden Tonnen Kohlendioxid- etwa so viel wie Indien in einem Jahr emittiert. bpo
Das Öl- und Gasunternehmen Equinor hat eine irreführende Angabe zur CO₂-Speicherung in seinem Sleipner-Carbon-Capture-Projekt berichtigt. Während das norwegische Unternehmen behauptete, etwa eine Million Tonnen CO₂ jährlich zu speichern, zeigen Zahlen der norwegischen Umweltbehörde, dass 2023 nur 106.000 Tonnen erreicht wurden. Aufgedeckt wurde die Falschbehauptung vom Nachrichtenportal Desmog.
Die Diskrepanz erklärte Equinor mit einer veralteten Website. Der Fehler sei nun behoben worden. Seit Beginn der CCS-Aktivitäten an den Gasfeldern Sleipnir und Snøhvit im Jahr 1996 seien insgesamt 25 Millionen Tonnen CO₂ gespeichert worden, erklärt das Unternehmen. Equinor plant zudem eine massive Ausweitung seiner CCS-Projekte.
Dennoch bleibt die Technologie umstritten, da die Emissionen durch Verbrennung der geförderten Rohstoffe die Speicherleistung bei Weitem übersteigen. Laut Nachhaltigkeitsdaten des Unternehmens emittierte Equinor 2023 insgesamt 262 Millionen Tonnen CO₂. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, Carbon Capture als Greenwashing-Instrument zur Förderung fossiler Brennstoffe zu nutzen. luk
Eine Reihe von Verbänden fordert eine Verschiebung der Handelsphase des nationalen CO₂-Preises, die vor der Überführung des deutschen Emissionshandels in den europäischen Emissionshandel anberaumt ist. Bislang gibt es im deutschen Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) einen Festpreis. Ab kommendem Jahr ist allerdings eine Handelsphase mit marktabhängigem Preis vorgesehen. Ab 2027 wird das BEHG in das neue Europäische Emissionshandelssystem für den Verkehrs- und Wärmesektor (ETS 2) überführt.
Unter anderem der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sowie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) traten am Mittwoch im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie auf, um ihre Einschätzung zur Novelle des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes zu geben. In der Novelle muss die Überführung des deutschen CO₂-Preises des BEHG in das ETS 2 geregelt werden.
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, befürwortet einen Aufschub der einjährigen Handelsphase des BEHG, da mit dem europäischen ETS 2 ein Jahr später ohnehin ein marktwirtschaftliches Instrument folgt. “Eine so kurze nationale Handelsphase, die sich vom europäischen Emissionshandel unterscheiden würde, bringt keinen Vorteil für die Implementierung des europäischen Emissionshandels, sondern verursacht im Gegenteil erheblichen finanziellen und personellen Umstellungsaufwand.”
Der Aufbau einer zusätzlichen temporären Handelsinfrastruktur im nationalen Emissionshandel würde ohne Not Kosten für die Behörden, Händler und Verbraucher mit sich bringen, so Andreae. Dies gelte unabhängig davon, ob der ETS 2 regulär 2027 starte oder erst 2028. Gegen die Bundesregierung läuft bereits ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission, da die Fristen, in denen die reformierten Regulierungen des ETS in nationales Recht überführt werden müssen, bereits abgelaufen sind. luk
Eine Mehrheit der Deutschen erwartet einer Umfrage zufolge von der nächsten Bundesregierung mehr Einsatz für den Klimaschutz. 53 Prozent der Befragten gaben das bei einer Umfrage im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland an. 20 Prozent finden demnach nicht, dass sich die Regierung stärker für den Klimaschutz engagieren sollte. 24 Prozent sind den Zahlen nach unentschlossen.
In der repräsentativen Umfrage sollten die Teilnehmenden zudem ihre Haltung zu verschiedenen Investitionen bewerten. Die größte Zustimmung mit 75 Prozent und hohen Zustimmungswerten über alle Parteien hinweg erhielt demnach die Aussage, dass der Staat mehr Geld in die Katastrophenhilfe investieren solle. Öffentliche Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Klima und Soziales bewerteten 74 Prozent als wichtig. “Wir wollen den kandidierenden Parteien die Angst nehmen, dass sie Zustimmung verlieren, wenn sie sich mit Klimaschutz beschäftigen”, sagte Eva-Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbands.
Die Klima-Allianz ist ein Bündnis aus mehr als 150 Organisationen. Für die Online-Umfrage wurden Mitte Dezember 3.040 Menschen befragt. Aufbauend auf den Ergebnissen stellt die Klima-Allianz konkrete Forderungen an die wahlwerbenden Parteien:
Der Luftfahrt-Umweltbericht 2025 der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) verdeutlicht, dass die europäische Luftfahrtbranche trotz einiger Fortschritte weiterhin vor erheblichen Problemen beim Klimaschutz steht. Die Zahl der Flüge könnte demnach bis 2050 auf 13,8 Millionen jährlich ansteigen. Obwohl technologische Verbesserungen und nachhaltige Flugkraftstoffe zur Emissionsminderung beitragen, seien zusätzliche Maßnahmen erforderlich, um die Klimaziele zu erreichen.
Insbesondere der Anstieg der NOx-Emissionen stelle die Branche vor Herausforderungen. Die sind laut EASA von 478.000 Tonnen im Jahr 2005 auf 644.000 Tonnen im Jahr 2023 gestiegen und dürften ohne eine Verbesserung der Triebwerkstechnologie bis 2030 weiter zunehmen.
Um die europäischen und internationalen Umweltziele der Branche zu erreichen, empfiehlt der Bericht eine beschleunigte Einführung nachhaltiger Technologien wie Sustainable Aviation Fuels (SAF), die Optimierung des Luftverkehrsmanagements und die Weiterentwicklung des Single European Sky. Es gehe darum, dass “Wachstum und Emissionen durch technologische und betriebliche Lösungen und die Einführung von SAF” entkoppelt werden.
Die Umweltorganisation Transport & Environment übt derweil Kritik an den Wachstumsplänen der Branche. Das Passagieraufkommen auf EU-Flughäfen werde sich bis 2050 gegenüber 2019 mehr als verdoppeln, teilt T&E mit Verweis auf Prognosen von Airbus und Boeing mit.
Die NGO kritisiert, dass der positive Umwelteffekt der SAF-Nutzung neutralisiert würde, wenn der Flugverkehr gleichzeitig zunehme. SAF seien nur eine brauchbare Lösung, wenn das Verkehrsaufkommen nicht exponentiell ansteige. luk
Entgegen bisheriger Annahmen kommt eine Studie im Fachmagazin Nature Communications der Universität Bern und der Woods Hole Oceanographic Institution in den USA zum Schluss, dass sich die Ozeanzirkulation im Nordatlantik (AMOC) in den vergangenen 60 Jahren noch nicht abgeschwächt hat. Die Ergebnisse relativierten demnach frühere Studien, die in den Medien “viel zitiert” wurden – sie seien aber keine Entwarnung.
Die AMOC sei zwar bislang stabil und ein Kippen daher weniger wahrscheinlich, durch den Klimawandel werde sie aber mit Sicherheit abgeschwächt, erklärt Leitautor Jens Terhaar von der Abteilung für Klima- und Umweltphysik der Universität Bern. “Es ist jedoch weiter höchst unsicher, wie groß diese Abschwächung sein wird und mit welchen Folgen in Zukunft gerechnet werden muss.”
Die neuen Modellierungen mithilfe von 24 Erdsystemmodellen und Beobachtungen des Wärmeflusses zwischen Ozean und Atmosphäre zeigten auch, dass sich die AMOC mit Temperaturanomalien nicht zuverlässig rekonstruieren lasse. Frühere Studien hätten diese Methodik verwendet. Die neue Methode sei zwar robuster, es gäbe aber weiterhin Unsicherheiten – etwa ließe sich der Einfluss von Süßwasser durch schmelzende Eisschilde in den Klimamodellen bislang nicht abbilden. lb
In einem Vergleich einigten sich am 10. Januar der Klimaforscher Gianluca Grimalda und das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel darauf, dass der ehemalige Mitarbeiter nach seiner Entlassung eine Abfindung erhält. Hintergrund des Gerichtsprozesses war, dass Grimalda nach einer Forschungsreise im Pazifik nicht wie vom IfW verlangt innerhalb von fünf Tagen zurückreisen wollte. Dies wäre nur per Flug möglich gewesen – der Ökonom wollte allerdings wie bei der Hinreise mit Frachtschiffen, Fähren, Zügen und Bussen reisen, um Emissionen einzusparen. Das soll auch ursprünglich mit dem Institut so vereinbart gewesen sein.
Die Höhe der Abfindung bleibt aufgrund einer Verschwiegenheitsklausel geheim. Grimalda, der Mitglied bei Scientist Rebellion ist, will jedoch 75.000 Euro davon für Klimaschutz und Klimaaktivismus spenden. Er sei glücklich und traurig zugleich, sagt Grimalda. “Traurig, weil ich einen Job verloren habe, den ich liebte. Glücklich, weil der Richter implizit anerkannt hat, dass es unmöglich ist, einen Arbeitnehmer zu entlassen, weil er sich weigert, ein Flugzeug zu nehmen.” lb
Reuters: CIF gibt erste Anleihe für Klimaschutz aus. Der länderübergreifende Climate Investment Fonds (CIF) hat seine erste Anleihe in Höhe von 500 Millionen US-Dollar ausgegeben. Der Erfolg der sechsfach überzeichneten Anleihe verdeutlicht die wachsende Bedeutung marktfreundlicher Emissionen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Länder und internationale Organisationen das Klimafinanzierungsziel von 1,3 Billionen US-Dollar erreichen wollen, während Entwicklungsgelder knapper werden und Unsicherheit über die zukünftige US-Unterstützung besteht. Zum Artikel
New York Times: Niederlage für Ölkonzerne. Der Oberste Gerichtshof der USA hat am Montag einen Antrag von Ölunternehmen abgelehnt, eine Klage von Honolulu abzuweisen, in der sie beschuldigt werden, die Öffentlichkeit jahrzehntelang über die Gefahren des durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursachten Klimawandels getäuscht zu haben. Zum Artikel
Climate Home News: Wasserwerke werden wieder finanziert. Nach Jahrzehnten finanziert die Weltbank wieder große Wasserkraftwerke. Anfang der Woche genehmigte der Vorstand ein 6,3 Milliarden-Dollar-Projekt zur Fertigstellung des Rogun-Staudamms in Tadschikistan. Zudem verhandeln Vertreter der Weltbank und der Demokratischen Republik Kongo über ein Abkommen zur Finanzierung von Inga 3, dem dritten von acht geplanten Staudämmen des Grand Inga Megaprojekts. Dieses 100 Milliarden US-Dollar Projekt wäre das größte Staudammprojekt der Welt. Zum Artikel
Mogabay: Klimawandel verstärkt Luftverschmutzung. Der Klimawandel und die steigenden Temperaturen beeinflussen nach Erkenntnissen der World Meteorological Organization die Entstehung, Dauer und Verbreitung der Luftverschmutzung. Besonders stark betroffen ist der Globale Süden. In den Städten Indiens beeinträchtigen eine Mischung aus Luftschadstoffen und Autoabgasen die Gesundheit der Menschen erheblich. Zum Artikel
Handelsblatt: Klimabündnis setzt nach Blackrock-Austritt Arbeit aus. Nach dem Austritt von Blackrock setzt die Klima-Allianz “Net Zero Asset Managers Initiative” (NZAMI) ihre Aktivitäten vorerst aus. Das Bündnis will die eigene Initiative überprüfen. NZAMI-Mitglieder haben sich verpflichtet, das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2050 oder früher zu unterstützen und mit ihren Anlagestrategien zur Begrenzung der Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad beizutragen. Zum Artikel
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein. Die Bedeutung der Landwirtschaft für die Erreichung dieses Ziels nimmt aus zwei Gründen zu:
In den vergangenen 20 Jahren sind die Treibhausgasemissionen in Deutschland insgesamt um etwa 34 Prozent zurückgegangen – zugleich betrug der Rückgang in der Landwirtschaft und den landwirtschaftlich genutzten Mooren nur etwa fünf Prozent. Dadurch stieg der Anteil des Sektors an den Gesamtemissionen von unter zehn auf über 14 Prozent.
Durch die fortschreitende Dekarbonisierung der anderen Sektoren wird er perspektivisch weiter steigen. Es ist anzunehmen, dass die Landwirtschaft im Jahr 2045 einen Großteil der Restemissionen verursachen wird, die durch negative Emissionen kompensiert werden müssen, um Klimaneutralität zu erreichen – das kostet Geld. Somit steigt der Druck, landwirtschaftliche Emissionen zu reduzieren.
Drei Handlungsfelder sind dabei besonders wichtig:
Neben der Verringerung von Emissionen sollten politische Anreize geschaffen werden, Kohlenstoff aus der Luft in natürlichen Systemen wie Hecken, Bäumen und Böden, aber auch in daraus produzierten Materialien wie etwa Baustoffen langfristig zu binden und so negative Emissionen zu schaffen. Hierfür sind zwei Handlungsfelder wichtig:
Im Fazit zeigt sich: Die großen Klimaschutzpotenziale der Landwirtschaft werden bisher viel zu wenig in konkrete wirtschaftliche Chancen für die Landwirtschaft und die ländlichen Räume übersetzt. Hier liegt eine große Gestaltungschance für die kommende Bundesregierung.
Harald Grethe ist Co-Direktor des Thinktanks Agora Agrar. Seit 2016 ist er Professor für internationalen Agrarhandel und Entwicklung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor leitete er das Fachgebiet für Agrar- und Ernährungspolitik an der Universität Hohenheim und war von 2012 bis 2020 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (WBAE).
der Wahlkampf nimmt Fahrt auf, und damit auch die Debatten um die Energie- und Klimapolitik. Wir schauen uns deshalb heute in unserer Serie zum Faktencheck genauer die Forderung an, Kohlekraftwerke länger am Netz zu lassen, falls nicht schnell genug Gaskraftwerke zum Ersatz gebaut werden. Spoiler: Es ist wie so häufig im Leben alles ein bisschen komplizierter, als es im Bierzelt klingt.
Von einem überraschenden Kohleausstieg berichten wir ebenfalls – bei unseren Nachbarn in Polen. Das Kohleland verabschiedet sich rasant von der dreckigen Energie, weil die Kraftwerke und die Bergwerke immer teurer werden. Trotzdem gibt es neue Probleme für die Regierung. So ist das auch in Kenia, einem der oft unbekannten Vorreiter in der Klimapolitik im globalen Süden. Wir berichten heute, unter welchen Bedingungen auch dort die Energiewende voranschreitet.
Daneben haben wir wie immer mehrere Meldungen für Sie. Zum Beispiel: Dass die verheerenden Waldbrände in Los Angeles keineswegs eine Ausnahme darstellen, wenn man sich die großen Brände der letzten Jahre auf der ganzen Welt vor Augen hält – die wir alle fast schon vergessen haben.
Wir bleiben jedenfalls dran.
Die CDU fordert in ihrem Wahlprogramm, es dürfe “auf dem Weg” zum Kohleausstieg “kein weiteres endgültiges Abschalten von Kohlekraftwerken geben, solange als Ersatz keine neuen Gaskraftwerke” gebaut sind. In Zukunft brauche es für die Versorgungssicherheit “neue steuerbare Leistung”, so ein Diskussionspapier der CDU/CSU-Fraktion. Auch der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte den Kohleausstieg bis 2030 in Zweifel gezogen, falls es nicht ausreichend Kapazitäten zur Absicherung der Nachfrage gäbe. “Für mich gilt, dass die Energiesicherheit immer absolute Priorität hat”, hat Habeck gesagt.
Die Forderung würde nicht viel am derzeitigen Vorgehen ändern. Zwar können die Betreiber früher aussteigen als gesetzlich vorgesehen, aber dann wird geprüft, ob die Versorgungssicherheit trotz des Ausstiegs weiterhin gewährleistet ist. Ist das nicht der Fall, gehen die Kraftwerke in die Reserve und die Betreiber erhalten eine Aufwandsentschädigung, die über die Netzentgelte finanziert wird.
Schon heute ist die Kohle einer der teuersten Energieträger. Die Abschaltung von Kohlekraftwerken “wird derzeit durch einen hohen CO₂-Preis getrieben”, sagt die Energie-Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zu Table.Briefings. Auch Bernd Weber vom Thinktank Epico sagt: “Spätestens Anfang der 2030er-Jahre werden Kohlekraftwerksbetreiber durch den CO₂-Preis wirtschaftlich so sehr unter Druck geraten, dass ein Weiterbetrieb der Kraftwerke kaum sinnvoll sein wird. Durch den europäischen Emissionshandel ist der Pfad sehr klar: Kohle wird sich nicht mehr lohnen.”
Allerdings werden laut Kohlekompromiss bis Ende der 2020er-Jahre nicht nur zehn große Braunkohle-Kraftwerksblöcke endgültig stillgelegt – sondern auch zwei dieser Blöcke Ende 2025 und Ende 2027 in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft überführt. Bei hoher Stromnachfrage oder Dunkelflauten sollen sie die Versorgungssicherheit gewährleisten, falls die Netz- und Kapazitätsreserven nicht ausreichen sollten.
Laut Agora Energiewende drohen “höhere Stromkosten und CO₂-Emissionen”, wenn “Kohlekraftwerke unnötig lange am Netz bleiben”. Die Emissionsminderungen der letzten Jahre gehen zu einem großen Teil auf das Abschalten von Kohlekraftwerken zurück. Daran würde sich wenig ändern, weil alle Kraftwerke dem EU ETS unterliegen. Agora mahnt deshalb “sehr zeitnahe Ausschreibungen zum Bau von H2-ready-Kraftwerken” an.
Um die Versorgung abzusichern, schlägt Kemfert statt des Weiterbetriebs eine “durch Ausschreibung marktgetriebene” Versorgungssicherheitsreserve vor. Auch der angedachte Kapazitätsmarkt könnte die Versorgungssicherheit einfacher gewährleisten. “Die neue Bundesregierung sollte ein Augenmerk auf den schnellen Aufbau eines Kapazitätsmarktes setzen und hier auch Stromspeicher oder eine flexible Nachfragesteuerung berücksichtigen”, sagt Andreas Fischer, Ökonom beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Laut Weber von Epico brächte der Kohleausstieg 2030 zwar eine “Kapazitätslücke von mindestens 10 GW”. Um sie möglichst klein zu halten, gäbe es neben Kohle und geplanten H2-ready Gaskraftwerken “eine dritte Größe: Deutschland muss besser darin werden, Stromangebot und Nachfrage effizient zusammenzubringen. Stromnachfrage in Haushalten und Industrie können wir besser anpassen und Speicherlösungen nutzen.” Das spare den Bedarf an Reservekraftwerken und Stromkosten und erhöhe die Versorgungssicherheit. Außerdem berge der europäische Strommarkt noch “viel ungenutztes Potenzial, um die Stromkosten durch grenzüberschreitenden Handel zu drücken und für mehr Flexibilität im Stromsystem zu sorgen”, sagt Weber. Auch während der Dunkelflauten Ende 2024 waren die deutschen Reserve-Kohlekraftwerke nicht ans Netz gegangen. Die Stromversorgung wurde durch den europäischen Strommarkt sichergestellt.
Ein verzögerter Kohleausstieg ließe wahrscheinlich den Strompreis steigen, da “Kohlekraftwerksbetreiber teure Emissionszertifikate kaufen müssten”, wie Kemfert sagt. Allerdings würden auch H2-ready Gaskraftwerke Anfang der 2030er-Jahre keinen günstigen Strom liefern, da Wasserstoff anfangs auch noch sehr teuer sein wird. Hinzu kommt: Müssten die Kraftwerke länger in der Reserve gehalten werden, würden die Netzentgelte weiter ansteigen, da sie die Reserve finanzieren, sagt Fischer vom IW.
Auch wenn Robert Habeck sich Ende letzten Jahres ähnlich geäußert hat, ist eine Umsetzung des Vorschlags bei der grünen Basis unbeliebt und in einer möglichen schwarz-grünen Koalition kaum realistisch. In einer CDU/CSU-SPD-Regierung wäre die Umsetzung eher vorstellbar.
Der Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken, wenn keine Gaskraftwerke als Ersatz vorhanden sind, ist logisch. Der Vorschlag ändert jedoch wenig am bisherigen Vorgehen. Um die Versorgungssicherheit zukünftig auch ohne zu viele fossile Reserven zu sichern, schlagen Experten “marktgetriebene Versorgungssicherheitsreserven” vor und drängen auf den schnellen Aufbau eines Kapazitätsmarktes. Bessere Steuerung der Nachfrage und der EU-Strommarkt bieten Potenziale für mehr Flexibilität. Falls diese Instrumente bis 2030 nicht ausreichend zur Verfügung stehen, könnten mehr Kohlekraftwerke als bislang geplant in der Reserve bleiben.
Im traditionellen Kohleland Polen geht der Ausstieg aus Stein- und Braunkohle schnell voran. Alte, teure Kraftwerke gehen vom Netz, Erneuerbare legen kräftig zu. Experten fordern ein Kohle-Aus für 2035, noch vor dem deutschen Termin 2038. Doch die Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk bleibt bisher einen Plan für die Energiewende schuldig. Sie fürchtet Proteste gegen die Schließung von Kohlegruben und plant hohe Subventionen für die Kohle und bald auch für das erste Atomkraftwerk.
Vorige Woche kam aus Kattowitz, der Hauptstadt des Kohlereviers Oberschlesien, ein deutliches Signal: Die Stadt trat der Powering Past Coal Alliance bei – einem Bündnis für einen schnellen Ausstieg aus der Kohleverbrennung. Oberschlesien war seit über 100 Jahren das Herz der polnischen Kohle- und Stahlindustrie – und eins der am stärksten umweltbelasteten Gebiete in Europa. “Saubere Luft ist das, was uns heute am meisten am Herzen liegt”, sagt der Bürgermeister von Kattowitz, Marcin Krupa. Es gebe keine Alternative zum Kohleausstieg, denn “der Klimawandel schreitet voran”.
Polen hat vor der Wende 1989 seinen Strom und seine Heizenergie fast komplett aus der Verbrennung von Stein- und Braunkohle gewonnen. Noch 2015 lag der Anteil von Kohle bei der Stromerzeugung bei über 80 Prozent. Die rechtspopulistische PiS-Regierung von Jarosław Kaczyński, die damals die Macht übernahm, stellte den Klimawandel regelmäßig infrage und verteidigte den polnischen Kohlebergbau. In ihrem Energieplan war der Kohleausstieg erst für 2049 vorgesehen.
Die neue demokratische Koalition muss nun nachbessern. Ministerpräsident Donald Tusk hat im Wahlkampf 2023 versprochen, einen detaillierten Plan für die Energiewende vorzulegen, um die CO₂-Emissionen bis 2030 um 75 Prozent zu senken. Ein ehrgeiziges Ziel: Seit 1990 hat das Land seine Treibhausgasemissionen erst um rund 20 Prozent reduziert, während die EU-27 insgesamt 30,7 Prozent erreicht haben. Doch dieser Plan der Tusk-Regierung lässt schon über ein Jahr auf sich warten. “Die Energiewende findet zurzeit ohne Steuermann statt”, sagt Joanna Pandera, Präsidentin des Thinktanks Energieforum, zu Table.Briefings. “Die Veränderungen im Energiesektor sind nicht das Ergebnis einer umfassenden Vision der Dekarbonisierung der Wirtschaft, sondern die Folge von Marktwettbewerb und Einfallsreichtum von Unternehmern und Bürgern.” Die dringend notwendigen Veränderungen in der Netz- und Marktorganisation, für die der Staat verantwortlich sei, hinken dagegen ihrer Meinung nach hinterher.
Dennoch gehört Polen zu den Ländern, die gegenwärtig am schnellsten von der Kohle abrücken und auf erneuerbare Energiequellen umsteigen. 2024 fiel der Anteil der Kohle im Strommix auf 57,1 Prozent, während der der Erneuerbaren auf 29,6 Prozent stieg. Aus der Verbrennung von Kohle hat Polen etwa 95,5 Terrawattstunden (TWh) generiert, etwa fünf TWh weniger als ein Jahr zuvor.
Allein die Windfarmen erzeugten 24,5 TWh Strom (14,7 Prozent) – obwohl die PiS-Regierung den Ausbau von Windkraftanlagen oft zu blockieren versuchte. Noch besser sieht die Bilanz bei der Photovoltaik aus: Im Rahmen des Programms “Mein Strom”, das von der EU gefördert wurde, haben in den vergangenen sechs Jahren über 1,3 Millionen Haushalte Solarmodule installiert. Sie erzeugten etwa 12,5 TWh Energie (7,5 Prozent) – 2018 waren es gerade einmal 0,3 TWh. Die Versorgungslücke wurde vor allem mit Erdgasanlagen geschlossen – ihre Stromerzeugung stieg von zehn TWh in 2017 auf fast 15 TWh in 2023. Das Gas wird seit dem Ukraine-Krieg vor allem aus Norwegen durch eine neue Pipeline gepumpt.
Die Regierung in Warschau weiß: Der Weiterbetrieb polnischer Strom- und Heizwerke auf Kohlebasis wird langsam unwirtschaftlich, denn die meisten von ihnen sind sehr alt und ineffizient und fallen immer häufiger aus. Einem Branchenbericht zufolge beträgt das Durchschnittsalter der Stein- und Braunkohlekraftwerke in Polen 37 Jahre.
Doch die Politik hat beim Ausstieg aus der Kohle ein Problem – den Kohlebergbau. Noch 2012 hat das Land fast 80 Millionen Tonnen Steinkohle und fast 65 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. 2023 ging die Steinkohleproduktion auf 49 Millionen Tonnen zurück – so wenig wie zuletzt im Jahr 1910. Der Abwärtstrend setzt sich schneller fort als alle Regierungsprognosen des letzten Jahrzehnts vorhergesagt hatten. Immer mehr Steinkohlebergwerke sind unrentabel. Im August 2024 betrugen die Förderkosten für eine Tonne Kohle 824 Zloty (rund 193 Euro), auf dem Weltmarkt wird sie für 110 Euro gehandelt.
Aber auch die Regierung Tusk scheut es, Bergwerke zu schließen. Sie fürchtet sich vor den Streiks der 75.000 Bergleute, die schon mehrmals in der Geschichte das Land erschüttert haben. Um die Arbeitsplätze zu sichern und ihre steigenden Lohnforderungen zu erfüllen, plant Warschau für 2025 insgesamt neun Milliarden Zloty (2,1 Milliarden Euro) Subventionen für den Kohlebergbau. Allerdings kann sich Polen bei der fallenden Nachfrage nach Steinkohle den Betrieb so vieler Bergwerke nicht leisten. Fachleute prognostizieren, dass es in fünf Jahren nur noch einige der effizientesten Zechen geben dürfte.
Der Rat für Energiesicherheit und Klima, dem mehrere angesehene Wirtschafts- und Energieexperten angehören, fordert die Regierung Tusk dagegen auf, den Ausstieg aus der Kohleverbrennung zur Stromerzeugung auf das Jahr 2035 festzulegen. Das will auch die grüne Vize-Umweltministerin Urszula Zielińska, die den Ausbau von Windparks in der Ostsee voranbringen will.
Für die Zukunft setzt die Regierung Tusk auch auf die Kernenergie. Vorige Woche hat sie nach jahrelanger Standortsuche beschlossen, über 60 Milliarden Zloty (14 Milliarden Euro) für den Bau des ersten Kernkraftwerks in Lubiatowo-Kopalino an der Ostsee bereitzustellen. Den Zuschlag hat das US-Konsortium Westinghouse-Bechtel erhalten. Das AKW soll mit drei Reaktoren à 1.000 Megawatt bestückt werden, der erste soll 2035 in Betrieb gehen und von der staatlichen Firma Polnische Kernkraftwerke (Polskie Elektrownie Jądrowe) betrieben werden.
Später will Polen noch ein zweites Kernkraftwerk errichten, der Standort steht allerdings noch nicht fest. Laut einer Studie des polnischen Ministeriums für Klima und Umwelt befürworten fast 90 Prozent der Polen den Bau von Atomkraftwerken – ein Spitzenwert in der EU.
Laut Medienberichten wurden 2024 insbesondere im Juli und August des Jahres mindestens 65 Menschen bei Protesten in Kenia getötet. 2024 dürfte damit wohl das herausforderndste politische Jahr von Präsident William Ruto gewesen sein. Ausgangspunkt der Proteste waren Rutos Reformpläne im Rahmen des Finanzierungsgesetzes gewesen. In der Folge der vehementen Proteste hatte Ruto das Gesetz zurückgezogen und sein Kabinett umgebildet. Viele Regierungsprojekte kamen zum Erliegen und mussten einer Evaluation unterzogen werden.
Der Vorwurf der Protestler: die Projekte seien kostenintensiv und von Korruption durchdrungen. Ein Themenfeld blieb von den Protesten jedoch weitgehend unbeeinflusst: die grüne Energiewende in Kenia. Diese treibt die kenianische Regierung auch in Krisenzeiten voran – obwohl auch die Umsetzung der Transformation nicht frei von Kritik ist.
Vor wenigen Monaten, am 24. Oktober, kam Kenias Präsident William Ruto zum Spatenstich für das 35-Megawatt-Geothermiekraftwerk nach Menengai im Nakuru County. Auch an der Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen der Kenya Electricity Generation Company und der Kaishan Group, ein chinesischer Kompressorhersteller, nahm Ruto teil. Dabei einigten sich die beiden Firmen auf die Zusammenarbeit bei der Produktion von grünem Ammoniak.
2024 kündigte der damalige Energieminister und jetzige Transportminister Davis Chirchir ebenfalls an, die kenianische Regierung wolle die jährlichen Ausgaben für fossile Brennstoffimporte reduzieren. Diese lagen zuletzt bei umgerechnet über 7,2 Milliarden US-Dollar. “Wir können schnell unsere 92 Prozent an günstigen, erneuerbaren Energien aus Geothermie, Wasserkraft, Solar und Wind nutzen, um unsere Mobilitätsbranche anzutreiben und die Wirtschaft vor Devisenabflüssen zu schützen”, sagte Chirchir.
Aufhorchen ließ jedoch im November die Nachricht, dass Ruto, der sich gerne als der Klimavorreiter in Afrika inszeniert, nicht an der COP29 in Baku teilnehmen wolle. Stattdessen vertrat ihn Außenminister Musalia Mudavadi. Hintergrund von Rutos Abwesenheit war allerdings kein Richtungswechsel in der Klimapolitik, sondern vielmehr ein Zugeständnis an die kenianische Bevölkerung, die ihm vorgeworfen hatte, zu viele Auslandsreisen zu unternehmen. Allein in der Woche vor der COP hatte Ruto zwei Auslandsreisen getätigt.
Somit ist Ruto auch in seiner Klimapolitik zumindest mittelbar durch die Proteste eingeschränkt. Es gibt Stimmen in Kenia, die Ruto vorwerfen, seine Klimapolitik sei ihm vom Westen aufgezwungen. Steve Biko Wafula, Investmentanalyst bei der Hidalgo Investment Group, schrieb bereits im September auf dem Nachrichtendienst X: “Rutos Affinität zum Klimadiskurs ist der Beweis, dass er nicht sein eigener Herr ist. Gespräche über den Klimawandel sind kein afrikanisches Thema. Ruto wird benutzt, um das Wachstum Kenias und Afrikas im Allgemeinen zu bremsen.”
Dennoch bleiben die Kritiker weit in der Unterzahl. Warum die grüne Transformation in Kenia den politischen Unwettern standhält, hat laut Waithaka N. Iraki, Professor an der Fakultät für Wirtschaft und Management der Universität Nairobi, mehrere Gründe. Kenia habe mit seinen geologischen Gegebenheiten mit Geothermie, Wind und Wasserkraft entscheidende Vorteile. “Die wirtschaftliche Offenheit machte es Investoren zudem leicht, ins Land zu kommen”, so Iraki weiter. Kenia habe außerdem mit seinem Entwicklungsplan “Vision 2030” Investoren schon früh strategische Anreize geboten, sich auf grüne Energie zu konzentrieren.
Und noch einen möglichen Grund nennt Iraki als nicht unerheblich: “Es ist möglich, dass die Machthabenden selbst in erneuerbare Energien investiert haben“, sagt er. Das Feld sei lukrativ, da erneuerbare Energien angesichts der globalen Erwärmung und des Klimawandels zukunftsfest sein dürften.
Der Energie-Transitions- und Investitionsplan des kenianischen Energieministeriums führt vier zentrale Dekarbonisierungstechnologien auf, die einen geordneten Übergang zu grüner Energie gewährleisten sollen:
Bereits im Frühjahr dieses Jahres hat der kenianische Präsident wieder die Möglichkeit, sich als Vorreiter der Klimawende zu inszenieren. In Nairobi soll dann erneut der African Climate Summit stattfinden. Dafür muss Ruto dann auch nicht ins Ausland reisen.
16. Januar, 16 Uhr, Berlin
Konferenz Energiedialog 2025
Der Bundesverband Erneuerbare Energie veranstaltet diesen Dialog als energiepolitischen Jahresauftakt und will dort wichtige Weichen für die Energiewende in Deutschland stellen. Es geht unter anderem darum, wie Deutschland als Energiestandort gesichert werden kann. Infos
17. bis 26. Januar, Berlin
Messe Internationale Grüne Woche
Die Grüne Woche ist eine der traditionsreichsten Messen Deutschlands und eine der führenden Veranstaltungen weltweit in den Bereichen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau.
Die Messe ist zudem Austragungsort für das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (kurz BMEL) organisierte Global Forum for Food and Agriculture (kurz GFFA). Das GFFA ist die führende internationale Konferenz zu zentralen Zukunftsfragen der weltweiten Land- und Ernährungswirtschaft. Höhepunkt ist das Treffen von über 70 Agrarministerinnen und -ministern. Infos
20. bis 21. Januar, Berlin
Kongress Internationaler Fachkongress für erneuerbare Mobilität
Der Kongress des Bundesverbands für Erneuerbare Energien e. V. (BEE) findet unter dem Motto “Kraftstoffe der Zukunft 2025” statt. Infos
20. bis 24. Januar, Davos
Konferenz World Economic Forum
In Davos findet das Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum, kurz WEF) statt. In diesem Jahr steht es unter dem Motto “Collaboration for the Intelligent Age”. Kernthemen sind “Wiederaufbau von Vertrauen”, “Wachstum neu denken” und “Investitionen in Menschen”. Klimafinanzierung und die globale Finanzarchitektur spielen dort traditionell auch eine Rolle. Infos
21. Januar, 18 Uhr, Online
Diskussion Macht Klimaschutz das Wohnen unbezahlbar?
Im Gespräch mit der Klima- und Energieexpertin Elisabeth Staudt soll es um die scheinbaren Widersprüche zwischen Klima- und sozialen Zielen gehen. Die Veranstaltung wird von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert. Infos
21. bis 23. Januar, Berlin
Gipfel Handelsblatt Energiegipfel 2025
Unter dem Motto “Raus aus dem Krisenmodus – Wie die Energiewende zum Erfolg wird” diskutieren verschiedene Akteure auf dem Energiegipfel des Handelsblatts. Infos
22. Januar, 9.45 Uhr, Online
Forum Deutsch-französisches Energieforum: Entwicklungsperspektiven für das europäische Strommarktdesign
Was sind die Kernpunkte der Europäischen Strommarktreform und wie soll sie umgesetzt werden? Um diese und ähnliche Fragen geht es bei der Veranstaltung. Das Forum wird vom Deutsch-französischen Büro für die Energiewende in Kooperation mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, dem französischen Ministerium für den ökologischen Wandel, Energie, Klima und Risikoprävention und dem Auswärtigen Amt organisiert. Infos
22. Januar, 18 Uhr, Halle
Diskussion Die EU im Wettbewerb um Seltene Erden – welcher Strategie folgen wir?
Seltene Erden sind wichtige Rohstoffe für die Energiewende. In Europa sind wirtschaftlich abbaubare Vorkommen bisher unter anderem in Schweden und Norwegen entdeckt worden. Auf der Veranstaltung der Leopoldina wird darüber diskutiert, welcher Strategie die EU in Bezug auf seltene Erden folgen sollte. Infos
23. Januar, 15 Uhr, Berlin
Diskussion Private Naturschutzfinanzierung als Chance für die Land- und Forstwirtschaft?
Der Naturschutzbund (Nabu) diskutiert auf seinem Neujahrsempfang darüber, ob private Naturschutzfinanzierung Chance oder Risiko ist. Infos
Während die verheerenden Brände in Los Angeles weitergehen und am Mittwoch noch sechs Millionen Menschen deshalb teilweise in “besonders gefährlichen Situationen” lebten, zeigt ein kurzer Blick zurück, wie häufig in den letzten Jahren katastrophale Großfeuer weltweit geworden sind. Über die letzten fünf Jahre vernichteten fast in jedem Jahr große Flächenbrände Wälder, Städte und Infrastruktur und töteten Menschen und Tiere. In manchen Jahren verwüsteten diese Ereignisse rund um den Globus Flächen von der mehrfachen Größe Deutschlands. Die Grafik zeigt die Schäden aus den einzelnen Katastrophen, die sich teilweise in Australien und Südamerika über mehrere Monate der “Feuersaison” hinzogen.
Häufig gehören Brände vor allem in Waldgebieten zum natürlichen Vegetationsmuster – aber die Bedingungen für mehr und heftigere Feuer haben sich mit zunehmender Hitze und Dürre deutlich verschärft. Vor allem in den letzten Jahren haben sich durch die Zunahme der Erwärmung und die La-Nina- und El-Nino-Ereignisse die Bedingungen weiter verschärft. Nach Auswertung von aktuellen Daten warnte das World Resources Institute, inzwischen vernichteten Waldbrände jährlich mehr als doppelt so viel Fläche wie vor 20 Jahren. Die verbrannte Waldfläche nimmt demnach im Schnitt pro Jahr um mehr als fünf Prozent zu. Heute verliere die Welt sechs Millionen Hektar mehr Wald durch Feuer als noch 2001 – eine Fläche, so groß wie Kroatien.
Im globalen Norden ist der Klimawandel die wichtigste Ursache für diese häufigeren Waldbrände. Immerhin 70 Prozent der Waldverluste weltweit passieren demnach auf der nördlichen Halbkugel der Erde und nicht an den sonst beachteten Hotspots der Entwaldung in Zentralafrika, Amazonien oder Indonesien. Während der Klimawandel eine wichtige Voraussetzung für die Brände ist, heizen diese Feuer wiederum die Erderwärmung an. Durch die Brände entweichen große Mengen von gespeichertem CO₂ in die Atmosphäre und wirken als Treiber des Klimawandels. Bei den Feuern in Kanada 2023 waren das etwa drei Milliarden Tonnen Kohlendioxid- etwa so viel wie Indien in einem Jahr emittiert. bpo
Das Öl- und Gasunternehmen Equinor hat eine irreführende Angabe zur CO₂-Speicherung in seinem Sleipner-Carbon-Capture-Projekt berichtigt. Während das norwegische Unternehmen behauptete, etwa eine Million Tonnen CO₂ jährlich zu speichern, zeigen Zahlen der norwegischen Umweltbehörde, dass 2023 nur 106.000 Tonnen erreicht wurden. Aufgedeckt wurde die Falschbehauptung vom Nachrichtenportal Desmog.
Die Diskrepanz erklärte Equinor mit einer veralteten Website. Der Fehler sei nun behoben worden. Seit Beginn der CCS-Aktivitäten an den Gasfeldern Sleipnir und Snøhvit im Jahr 1996 seien insgesamt 25 Millionen Tonnen CO₂ gespeichert worden, erklärt das Unternehmen. Equinor plant zudem eine massive Ausweitung seiner CCS-Projekte.
Dennoch bleibt die Technologie umstritten, da die Emissionen durch Verbrennung der geförderten Rohstoffe die Speicherleistung bei Weitem übersteigen. Laut Nachhaltigkeitsdaten des Unternehmens emittierte Equinor 2023 insgesamt 262 Millionen Tonnen CO₂. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, Carbon Capture als Greenwashing-Instrument zur Förderung fossiler Brennstoffe zu nutzen. luk
Eine Reihe von Verbänden fordert eine Verschiebung der Handelsphase des nationalen CO₂-Preises, die vor der Überführung des deutschen Emissionshandels in den europäischen Emissionshandel anberaumt ist. Bislang gibt es im deutschen Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) einen Festpreis. Ab kommendem Jahr ist allerdings eine Handelsphase mit marktabhängigem Preis vorgesehen. Ab 2027 wird das BEHG in das neue Europäische Emissionshandelssystem für den Verkehrs- und Wärmesektor (ETS 2) überführt.
Unter anderem der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sowie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) traten am Mittwoch im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie auf, um ihre Einschätzung zur Novelle des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes zu geben. In der Novelle muss die Überführung des deutschen CO₂-Preises des BEHG in das ETS 2 geregelt werden.
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, befürwortet einen Aufschub der einjährigen Handelsphase des BEHG, da mit dem europäischen ETS 2 ein Jahr später ohnehin ein marktwirtschaftliches Instrument folgt. “Eine so kurze nationale Handelsphase, die sich vom europäischen Emissionshandel unterscheiden würde, bringt keinen Vorteil für die Implementierung des europäischen Emissionshandels, sondern verursacht im Gegenteil erheblichen finanziellen und personellen Umstellungsaufwand.”
Der Aufbau einer zusätzlichen temporären Handelsinfrastruktur im nationalen Emissionshandel würde ohne Not Kosten für die Behörden, Händler und Verbraucher mit sich bringen, so Andreae. Dies gelte unabhängig davon, ob der ETS 2 regulär 2027 starte oder erst 2028. Gegen die Bundesregierung läuft bereits ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission, da die Fristen, in denen die reformierten Regulierungen des ETS in nationales Recht überführt werden müssen, bereits abgelaufen sind. luk
Eine Mehrheit der Deutschen erwartet einer Umfrage zufolge von der nächsten Bundesregierung mehr Einsatz für den Klimaschutz. 53 Prozent der Befragten gaben das bei einer Umfrage im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland an. 20 Prozent finden demnach nicht, dass sich die Regierung stärker für den Klimaschutz engagieren sollte. 24 Prozent sind den Zahlen nach unentschlossen.
In der repräsentativen Umfrage sollten die Teilnehmenden zudem ihre Haltung zu verschiedenen Investitionen bewerten. Die größte Zustimmung mit 75 Prozent und hohen Zustimmungswerten über alle Parteien hinweg erhielt demnach die Aussage, dass der Staat mehr Geld in die Katastrophenhilfe investieren solle. Öffentliche Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Klima und Soziales bewerteten 74 Prozent als wichtig. “Wir wollen den kandidierenden Parteien die Angst nehmen, dass sie Zustimmung verlieren, wenn sie sich mit Klimaschutz beschäftigen”, sagte Eva-Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbands.
Die Klima-Allianz ist ein Bündnis aus mehr als 150 Organisationen. Für die Online-Umfrage wurden Mitte Dezember 3.040 Menschen befragt. Aufbauend auf den Ergebnissen stellt die Klima-Allianz konkrete Forderungen an die wahlwerbenden Parteien:
Der Luftfahrt-Umweltbericht 2025 der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) verdeutlicht, dass die europäische Luftfahrtbranche trotz einiger Fortschritte weiterhin vor erheblichen Problemen beim Klimaschutz steht. Die Zahl der Flüge könnte demnach bis 2050 auf 13,8 Millionen jährlich ansteigen. Obwohl technologische Verbesserungen und nachhaltige Flugkraftstoffe zur Emissionsminderung beitragen, seien zusätzliche Maßnahmen erforderlich, um die Klimaziele zu erreichen.
Insbesondere der Anstieg der NOx-Emissionen stelle die Branche vor Herausforderungen. Die sind laut EASA von 478.000 Tonnen im Jahr 2005 auf 644.000 Tonnen im Jahr 2023 gestiegen und dürften ohne eine Verbesserung der Triebwerkstechnologie bis 2030 weiter zunehmen.
Um die europäischen und internationalen Umweltziele der Branche zu erreichen, empfiehlt der Bericht eine beschleunigte Einführung nachhaltiger Technologien wie Sustainable Aviation Fuels (SAF), die Optimierung des Luftverkehrsmanagements und die Weiterentwicklung des Single European Sky. Es gehe darum, dass “Wachstum und Emissionen durch technologische und betriebliche Lösungen und die Einführung von SAF” entkoppelt werden.
Die Umweltorganisation Transport & Environment übt derweil Kritik an den Wachstumsplänen der Branche. Das Passagieraufkommen auf EU-Flughäfen werde sich bis 2050 gegenüber 2019 mehr als verdoppeln, teilt T&E mit Verweis auf Prognosen von Airbus und Boeing mit.
Die NGO kritisiert, dass der positive Umwelteffekt der SAF-Nutzung neutralisiert würde, wenn der Flugverkehr gleichzeitig zunehme. SAF seien nur eine brauchbare Lösung, wenn das Verkehrsaufkommen nicht exponentiell ansteige. luk
Entgegen bisheriger Annahmen kommt eine Studie im Fachmagazin Nature Communications der Universität Bern und der Woods Hole Oceanographic Institution in den USA zum Schluss, dass sich die Ozeanzirkulation im Nordatlantik (AMOC) in den vergangenen 60 Jahren noch nicht abgeschwächt hat. Die Ergebnisse relativierten demnach frühere Studien, die in den Medien “viel zitiert” wurden – sie seien aber keine Entwarnung.
Die AMOC sei zwar bislang stabil und ein Kippen daher weniger wahrscheinlich, durch den Klimawandel werde sie aber mit Sicherheit abgeschwächt, erklärt Leitautor Jens Terhaar von der Abteilung für Klima- und Umweltphysik der Universität Bern. “Es ist jedoch weiter höchst unsicher, wie groß diese Abschwächung sein wird und mit welchen Folgen in Zukunft gerechnet werden muss.”
Die neuen Modellierungen mithilfe von 24 Erdsystemmodellen und Beobachtungen des Wärmeflusses zwischen Ozean und Atmosphäre zeigten auch, dass sich die AMOC mit Temperaturanomalien nicht zuverlässig rekonstruieren lasse. Frühere Studien hätten diese Methodik verwendet. Die neue Methode sei zwar robuster, es gäbe aber weiterhin Unsicherheiten – etwa ließe sich der Einfluss von Süßwasser durch schmelzende Eisschilde in den Klimamodellen bislang nicht abbilden. lb
In einem Vergleich einigten sich am 10. Januar der Klimaforscher Gianluca Grimalda und das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel darauf, dass der ehemalige Mitarbeiter nach seiner Entlassung eine Abfindung erhält. Hintergrund des Gerichtsprozesses war, dass Grimalda nach einer Forschungsreise im Pazifik nicht wie vom IfW verlangt innerhalb von fünf Tagen zurückreisen wollte. Dies wäre nur per Flug möglich gewesen – der Ökonom wollte allerdings wie bei der Hinreise mit Frachtschiffen, Fähren, Zügen und Bussen reisen, um Emissionen einzusparen. Das soll auch ursprünglich mit dem Institut so vereinbart gewesen sein.
Die Höhe der Abfindung bleibt aufgrund einer Verschwiegenheitsklausel geheim. Grimalda, der Mitglied bei Scientist Rebellion ist, will jedoch 75.000 Euro davon für Klimaschutz und Klimaaktivismus spenden. Er sei glücklich und traurig zugleich, sagt Grimalda. “Traurig, weil ich einen Job verloren habe, den ich liebte. Glücklich, weil der Richter implizit anerkannt hat, dass es unmöglich ist, einen Arbeitnehmer zu entlassen, weil er sich weigert, ein Flugzeug zu nehmen.” lb
Reuters: CIF gibt erste Anleihe für Klimaschutz aus. Der länderübergreifende Climate Investment Fonds (CIF) hat seine erste Anleihe in Höhe von 500 Millionen US-Dollar ausgegeben. Der Erfolg der sechsfach überzeichneten Anleihe verdeutlicht die wachsende Bedeutung marktfreundlicher Emissionen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Länder und internationale Organisationen das Klimafinanzierungsziel von 1,3 Billionen US-Dollar erreichen wollen, während Entwicklungsgelder knapper werden und Unsicherheit über die zukünftige US-Unterstützung besteht. Zum Artikel
New York Times: Niederlage für Ölkonzerne. Der Oberste Gerichtshof der USA hat am Montag einen Antrag von Ölunternehmen abgelehnt, eine Klage von Honolulu abzuweisen, in der sie beschuldigt werden, die Öffentlichkeit jahrzehntelang über die Gefahren des durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursachten Klimawandels getäuscht zu haben. Zum Artikel
Climate Home News: Wasserwerke werden wieder finanziert. Nach Jahrzehnten finanziert die Weltbank wieder große Wasserkraftwerke. Anfang der Woche genehmigte der Vorstand ein 6,3 Milliarden-Dollar-Projekt zur Fertigstellung des Rogun-Staudamms in Tadschikistan. Zudem verhandeln Vertreter der Weltbank und der Demokratischen Republik Kongo über ein Abkommen zur Finanzierung von Inga 3, dem dritten von acht geplanten Staudämmen des Grand Inga Megaprojekts. Dieses 100 Milliarden US-Dollar Projekt wäre das größte Staudammprojekt der Welt. Zum Artikel
Mogabay: Klimawandel verstärkt Luftverschmutzung. Der Klimawandel und die steigenden Temperaturen beeinflussen nach Erkenntnissen der World Meteorological Organization die Entstehung, Dauer und Verbreitung der Luftverschmutzung. Besonders stark betroffen ist der Globale Süden. In den Städten Indiens beeinträchtigen eine Mischung aus Luftschadstoffen und Autoabgasen die Gesundheit der Menschen erheblich. Zum Artikel
Handelsblatt: Klimabündnis setzt nach Blackrock-Austritt Arbeit aus. Nach dem Austritt von Blackrock setzt die Klima-Allianz “Net Zero Asset Managers Initiative” (NZAMI) ihre Aktivitäten vorerst aus. Das Bündnis will die eigene Initiative überprüfen. NZAMI-Mitglieder haben sich verpflichtet, das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft bis 2050 oder früher zu unterstützen und mit ihren Anlagestrategien zur Begrenzung der Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad beizutragen. Zum Artikel
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein. Die Bedeutung der Landwirtschaft für die Erreichung dieses Ziels nimmt aus zwei Gründen zu:
In den vergangenen 20 Jahren sind die Treibhausgasemissionen in Deutschland insgesamt um etwa 34 Prozent zurückgegangen – zugleich betrug der Rückgang in der Landwirtschaft und den landwirtschaftlich genutzten Mooren nur etwa fünf Prozent. Dadurch stieg der Anteil des Sektors an den Gesamtemissionen von unter zehn auf über 14 Prozent.
Durch die fortschreitende Dekarbonisierung der anderen Sektoren wird er perspektivisch weiter steigen. Es ist anzunehmen, dass die Landwirtschaft im Jahr 2045 einen Großteil der Restemissionen verursachen wird, die durch negative Emissionen kompensiert werden müssen, um Klimaneutralität zu erreichen – das kostet Geld. Somit steigt der Druck, landwirtschaftliche Emissionen zu reduzieren.
Drei Handlungsfelder sind dabei besonders wichtig:
Neben der Verringerung von Emissionen sollten politische Anreize geschaffen werden, Kohlenstoff aus der Luft in natürlichen Systemen wie Hecken, Bäumen und Böden, aber auch in daraus produzierten Materialien wie etwa Baustoffen langfristig zu binden und so negative Emissionen zu schaffen. Hierfür sind zwei Handlungsfelder wichtig:
Im Fazit zeigt sich: Die großen Klimaschutzpotenziale der Landwirtschaft werden bisher viel zu wenig in konkrete wirtschaftliche Chancen für die Landwirtschaft und die ländlichen Räume übersetzt. Hier liegt eine große Gestaltungschance für die kommende Bundesregierung.
Harald Grethe ist Co-Direktor des Thinktanks Agora Agrar. Seit 2016 ist er Professor für internationalen Agrarhandel und Entwicklung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor leitete er das Fachgebiet für Agrar- und Ernährungspolitik an der Universität Hohenheim und war von 2012 bis 2020 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (WBAE).