Table.Briefing: Climate

EU-Klimaziel 2040 + Erneuerbare: Faktor Fünf bis 2030 + Lulas erste Klimabilanz +

Liebe Leserin, lieber Leser,

Manchmal prallen in der Realität der Klimakrise wie zufällig Themen aufeinander, die erst einmal nichts miteinander zu tun haben. Aber dann sind sie doch irgendwie verbunden: An einem Tag einigt sich die deutsche Regierung auf ein Gebäudegesetz, das ihr beim Klimaschutz mehr Zeit und Schlupflöcher lässt. Am nächsten stellt sie ihre neue Sicherheitsstrategie vor, die das 1,5-Grad-Ziel als zentral für die nationale Sicherheit definiert.

Europäische Forscher rechnen der EU vor, dass sie ihr Klimaziel bis 2040 auf minus 95 Prozent anheben könnte. Andere Experten wiederum stellen fest, dass die Industriestaaten viel zu wenig tun, um den armen Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. Gleichzeitig fordern Finanzexperten von der Europäischen Zentralbank einen Kurswechsel hin zu besserer Finanzierung der Energiewende.

In Brasilien wiederum macht der neue alte Präsident Lula Fortschritte beim Schutz des Amazonas-Waldes. Und gleichzeitig gehen in Kanada die Wälder so früh, so umfassend und so rasant in Flammen auf wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Die UN-Staaten denken darüber nach, den Ausbau der Erneuerbaren weltweit mindestens zu verdreifachen. Und gleichzeitig blockieren sie einander bei der aktuellen Konferenz in Bonn, wenn es um die Tagesordnung geht.

Was alle diese Themen und noch viele andere vereint: Der aktuelle Climate Table berichtet heute über sie, liefert Hintergründe, ordnet ein. Wir wünschen spannende Lektüre und einen langen Atem

Ihr
Bernhard Pötter
Bild von Bernhard  Pötter

Analyse

Klimaziel 2040: Europa ist fit for 95

Die EU ist in der Lage, ihre Treibhausgasemissionen bis 2040 um bis zu 95 Prozent zu senken – im Vergleich zu 1990. Das ist das Ergebnis eines Berichts des wissenschaftlichen Beirats für den Klimawandel, der im Zuge des europäischen Klimagesetzes eingesetzt wurde. Die 15 Forscherinnen und Forscher des Gremiums veröffentlichen am heutigen Donnerstag ihre Empfehlungen für das 2040er-Klimaziel der EU und wie es erreicht werden kann.

Um die Klimarisiken zu minimieren und die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, stehe Europa für den Zeitraum 2030 bis 2050 ein kumuliertes Treibhausgas-Budget von 11 bis 14 Gigatonnen CO₂-Äquivalenten (CO₂e) zu. “Um das zu erreichen, sollte die EU ihre Emissionen bis 2040 um 90-95 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 senken”, erklärt Klimaforscher Ottmar Edenhofer, Vorsitzender des Gremiums. Grundlage dafür sei jedoch das Erreichen des 55-Prozent-Reduktionsziels für 2030, heißt es in dem Bericht.

Die Forscherinnern und Forscher haben nach eigenen Angaben über 1000 machbare Emissionssenkungspfade analysiert und dabei 36 Szenarien identifiziert, die mit dem 1,5-Grad-Ziel und dem Klimaneutralitätsziel 2050 der EU vereinbar sind. Anschließend wurden diese Szenarien auf ihre Durchführbarkeit, auf Umweltrisiken und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem kurzfristigen Hochlauf von Technologien wie Fotovoltaik, Windkraft und Wasserstoff überprüft. Szenarien mit aus wissenschaftlicher Sicht unrealistisch hoher Abhängigkeit von Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS) oder von naturbasierten Entfernungsmethoden wie Carbon Farming, seien nicht berücksichtigt worden, bestätigt Edenhofer.

Drei wesentliche Szenarien für das 2040er Klimaziel

Somit haben sich drei “ikonische” Pfade zum Erreichen des empfohlenen Klimaziels für 2040 herauskristallisiert. Sie weisen unterschiedliche kumulierte Emissionsmengen auf und beinhalten eine Reihe möglicher politischer Entscheidungsoptionen.

  1. Der “nachfrageorientierte” Emissionsminderungspfad basiert auf weniger ressourcenintensiven Lebensstilen und weist bis 2040 den niedrigsten Energiebedarf sowie die geringste Abhängigkeit von technischer oder biologischer CO₂-Abscheidung auf. Politische Möglichkeiten: Erhöhung der Energieeffizienz und Dekarbonisierung, Reduzierung der Lebensmittelabfälle und des Bedarfs an Nutztieren zur Nahrungsmittelerzeugung.
  2. Der Erneuerbaren-fokussierte Pfad weist den höchsten Anteil an erneuerbaren Kapazitäten im Gesamtenergiebedarf (ohne Biomasse) im Jahr 2040 auf, aber bis 2050 die höchsten kumulierten Emissionen. Politische Möglichkeiten: Erhöhung der Elektrifizierung.
  3. Der gemischte Ansatz hat die niedrigsten kumulativen Emissionen der drei Pfade im Zeitraum 2030 bis 2050 und beinhaltet einen stärkeren Einsatz von CCUS (mit Schwerpunkt auf naturbasierten Methoden), aber auch einen höheren Anteil an Kernenergie. Politische Möglichkeiten: Hochlauf von CCS und Wasserstoff.

Die meisten der untersuchten Szenarien weisen jedoch gemeinsame Merkmale auf:

  • der Stromsektor ist bis 2040 nahezu emissionsfrei (fast vollständiger Kohleausstieg bereits bis 2030)
  • Einsatz alternativer, nicht-fossiler Energieträger für schwer zu elektrifizierende Anwendungen, z. B. in Industrie und Verkehr – vor allem Wasserstoff und Biomasse
  • Verringerung der Nicht-CO₂-Emissionen (20-60 Prozent unter das Niveau von 2019), Reduktion von Methan bei Abfällen (45-60 Prozent) und beim Energieverbrauch (70-90 Prozent)
  • Ausbau der Wasserstoffproduktion auf 5-10 Mio. Tonnen bis 2030.
  • Gesamtendenergieverbrauch sinkt bis 2040 um 20-40 Prozent im Vergleich zu heute
  • Rückgang der Ölimporte um 50-100 Prozent bis 2040 im Vergleich zu heute, Gasimporte sinken um 35-100 Prozent.

Im Fokus der Forscher: Der Energiesektor

Im Energiesektor rechnen die Wissenschaftler ähnlich wie die Grünen in Deutschland und viele Emissionshandelsexperten mit einem Kohleausstieg deutlich vor 2038. Die untersuchten Szenarien ermöglichten es, dass “die Kohleverstromung bis 2030 ausläuft“, heißt es in dem Bericht. Der verbliebene Anteil der Kohle am Strommix liege je nach Szenario bei unter einem bis vier Prozent.

Erdgas würde zur Stromerzeugung in Kraftwerken nur noch bis 2040 genutzt (unter ein bis sechs Prozent) – außer in den Szenarien, die auf CO₂-Abscheidung auch aus Kraftwerken setzen. Der Bericht weist unterschiedliche Szenarien für die CCS-Kapazitäten aus. Beim Pfad mit gemischtem Ansatz liegt sie 2050 bei mehr als 200 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr.

Wasserstoff nicht in Gebäuden

Bei der europäischen Wasserstoff-Produktion fällt auf, dass die meisten Szenarien langfristig mit einer eher niedrigen Produktion innerhalb der EU rechnen. Zwar sei das Ziel der Kommission von 10 Millionen Tonnen bis 2030 aus Repower-EU zu erreichen. Doch für 2050 geht der optimistische gemischte Ansatz nur von einer Steigerung auf etwa 25 Millionen Tonnen aus. Nur einzelne Szenarien gehen davon aus, dass sich die Produktion bis zur Mitte des Jahrhunderts auf 70 Millionen Tonnen steigern lässt.

Die konservativen Aussichten für Wasserstoff dürften ein Grund sein, warum dieser Energieträger aus Sicht der Forschung keine Rolle für den Gebäudesektor spielt. Hier rechnen die Wissenschaftler bis 2040 mit einer Elektrifizierungsquote von 53 bis 71 Prozent. Allerdings spielt Erdgas weiter eine erhebliche Rolle mit fünf bis 20 Prozent. Der ebenfalls umstrittene Brennstoff Holz kommt auf sechs bis neun Prozent.

Der Bericht lasse Raum für politische Entscheidungen, kommentierte Edenhofer die Veröffentlichung. Die untersuchten Szenarien führten alle zum Erreichen des Ziels der Klimaneutralität 2050. Zwar fehlten ökonomische Daten zu allen betrachteten Szenarien, heißt es in dem Bericht. Wo man welche habe, heißt es jedoch, dass die jährlichen Investitionen in die Energieversorgung in diesem Jahrzehnt ein bis zwei Prozent des BIP ausmachten würden. Anfang der 2030er Jahre werde ein Höchststand von 1,1 bis 2,1 Prozent des BIP erreicht, bis 2050 würden die Ausgaben demnach auf etwa 1 Prozent zurückgehen. Mit Manuel Berkel

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Globales Ziel für Erneuerbare: Dreimal oder fünfmal so viel wie heute?

Ein globales Ziel für den Ausbau der erneuerbaren Energien soll ihren Ausbau beschleunigen.

Auf den Fluren der SB58 wurde auch über ein globales Ziel für den Ausbau der Erneuerbaren debattiert. Eine gemeinsame, weltweite Zielmarke soll zur notwendigen Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren beitragen. Hohe Vertreter der EU-Kommission und COP28-Präsident al Jaber scheinen sich bei den Zielen sogar schon einig. Laut al Jaber soll auf der COP28 ein globales Ziel zur Verdreifachung der Erneuerbaren Energien vereinbart werden. Das Ziel ist mit der EU-Kommission abgestimmt. Nach einem Treffen mit al Jaber verkündeten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Klima-Zar Frans Timmermans das gleiche Ziel der Verdreifachung der aktuellen Erneuerbaren-Kapazität.

Auch aus anderen Weltregionen hört man keine direkte Ablehnung. China ist derzeit aus verhandlungstaktischen Gründen noch skeptisch, so Petter Lydén, Bereichsleiter Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. Laut Lydén würde China ein solches Ziel aber nicht blockieren. “Aus chinesischer Sicht gäbe es auch klare wirtschaftliche und strategische Gründe, ein solches Ziel zu unterstützen“, so Lydén. Chinesische Lieferanten würden von einem beschleunigten Wachstum des globalen Markts für Erneuerbare profitieren. China ist schon heute Weltmarktführer im Solar-Bereich und wird diese Position auch verteidigen: Laut neuen Zahlen der International Energy Agency (IEA) wird sich die weltweite Produktionskapazität für Photovoltaik-Komponenten bis Ende 2024 auf circa 1.000 Gigawatt verdoppeln und China wird den Prognosen zufolge 90 Prozent dieses Zubaus ausmachen. Auch die USA seien prinzipiell nicht gegen ein globales Ziel für Erneuerbare, sagt Lydén.

China würde wirtschaftlich profitieren

Ein globales Ausbauziel hat also Fürsprecher in den unterschiedlichen “Lagern”. Schließlich handelt es sich zunächst nicht um ein Verbot, sondern um ein positiv besetztes Ziel. Auch die International Renewable Energy Agency (IRENA) hatte schon im März gemahnt, der Ausbau der Erneuerbaren müsse sich auf 1.000 Gigawatt pro Jahr verdreifachen.

Doch reicht eine Verdreifachung aus, um die globalen Klimaziele zu erreichen? Und werden fossile Energieträger dadurch schnell genug aus dem Netz gedrängt? NGOs und Think-Tanks mahnen zu mehr Anstrengungen.

Think-Tank: Wir brauchen Verfünffachung

Laut einer neuen Analyse des Think-Tanks Climate Analytics müsste der Zubau von Wind- und Solarenergie bis zum Jahr 2030 auf 1,5 Terrawatt jährlich steigen, um das 1,5 Grad-Ziel einhalten zu können. Das wäre laut Climate Analytics eine Verfünffachung der derzeitigen Ausbaugeschwindigkeit von 0,3 Terrawatt pro Jahr. Laut dem Think-Tank müsste es dafür in den nächsten Jahren eine schnelle jährliche Steigerung der Zubauraten geben.

Bis 2030 müsste weltweit zehn Terrawatt an Solar- und Windenergie-Kapazitäten installiert sein – derzeit seien es gut zwei Terrawatt. Um die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad zu beschränken, müssten die Erneuerbaren bis 2030 70 Prozent der globalen Stromnachfrage ausmachen, so der Klima-Think-Tank. “Wir wissen, dass Wind- und Solarenergie schnell skalieren und die Preise für fossile Brennstoffe unterbieten können”, sagt Neil Grant, Energy- und Klimaanalyst von Climate Analytics.

Auch das Climate Action Network (CAN) fordert einen schnelleren Ausbau als von EU-Kommission und al Jaber vorgeschlagen. “Von 2030 an brauchen wir einen jährlichen Zubau von mindestens 1,5 Terrawatt, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken”, so CAN als Antwort auf al Jaber.

NGO: “Ausbauziel mit Fossil Fuel Phaseout kombinieren”

Neben den Zahlen gibt es noch viele Details zu klären. Petter Lydén fordert, das “globale Ziel für den Ausbau der Erneuerbaren Energien muss mit einem Beschluss zum Ausstieg aus den fossilen Energien kombiniert werden. Alles andere wäre ein Sieg für die Öl- und Gas-produzierenden Staaten”. Die fossilen Staaten könnten dann darauf hoffen, weiter Öl- und Gas zu fördern.

Offen ist auch, wie das globale Ziel schließlich erreicht werden soll. Es sei unrealistisch, dass “eine globale Zielmarke in einem Top-down Ansatz auf die einzelnen Staaten verteilt wird und dann bestimmt wird, wer welchen Beitrag zum globalen Ziel leisten muss”, sagt Lydén. Die Staaten müssten vielmehr freiwillig ihren Anteil leisten – die IEA oder IRENA würden über ihre ohnehin schon stattfindenden Beobachtungen zum Ausbau der Erneuerbaren indirekt Druck erzeugen. Ob auf diese Weise wirklich 1 oder 1,5 Terrawatt zusammenkommen, ist fraglich. Andere freiwillige Ziele wie das 100 Milliarden-Versprechen für Klimafinanzierung der Staaten des Globalen Nordens wurden stets verfehlt.

Wird es neue Finanzzusagen geben?

Unklar ist derzeit auch, inwiefern ein globales Ziel für Erneuerbare mit Finanzzusagen verknüpft wird. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer kämpfen derzeit mit hohen Schuldenlasten. Durch den Anstieg der weltweiten Zinsen und die Kapitalflucht in reiche Staaten sind die Kapitalkosten für den Bau von Wind- und Solarkraftwerken massiv gestiegen, der Ausbau ist stark ins Stocken geraten. Es bräuchte neue Finanzierungsmodelle, beispielsweise durch vergünstigte Kredite von Entwicklungsbanken, Budgethilfen oder die Übernahme von Risiken von Privatinvestoren, wie Experten gegenüber Table.Media forderten.

Lydén ist zwar überzeugt, dass manche Staaten des Nordens nach Beschluss eines globalen Ziels für Erneuerbare höchstwahrscheinlich neue Finanzzusagen für Staaten des Globalen Südens machen. “Offen ist, ob das auf multilateraler Ebene geschieht und es einen Prozess dafür gibt oder es freiwillige Zusagen wie bei den JETPs sein werden”, so der Germanwatch-Experte.

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Brasilien: Lulas Klimapolitik erfolgreich und umkämpft

Nach dem Feuer: Neue Triebe im brasilianischen Cerrado

Nach den ersten sechs Monaten seiner dritten Amtszeit beginnt der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, die ersten Früchte seiner Umweltpolitik zu ernten. Trotz großer Widerstände im oppositionellen Parlament und in Teilen der Wirtschaft ist die erste Bilanz der sozialistischen Umwelt- und Klimapolitik vorsichtig positiv:

  • Die Entwaldung im Amazonasraum geht zurück.
  • Der Klimaplan NDC wird überarbeitet und ehrgeiziger.
  • Die Regierung prüft die Einrichtung eines Emissionshandels nach EU-Vorbild.

Allerdings gibt es auch Widerstände und Rückschritte:

  • In der Trockensavanne Cerrado nahm der Vegetationsverlust drastisch zu.
  • Die Umsetzung der Waldschutz-Maßnahmen stößt auf große Widerstände.
  • Die Opposition im Parlament hat die Kompetenzen der Ministerien für Umwelt und indigene Völker beschnitten.
  • Die Ölpolitik der Regierung ist widersprüchlich.
  • Die versprochene Bundesbehörde zur Überwachung der Treibhausgas-Emissionen ist bislang nicht geschaffen worden.

Amazonas-Abholzung um 31 Prozent verringert

Am 5. Juni, dem Weltumwelttag, hat die Regierung Lula einer der am sehnlichsten erwarteten Maßnahmen der vergangenen Jahre auf den Weg gebracht: die fünfte Phase des “Aktionsplans zur Verhinderung und Kontrolle der Entwaldung im Amazonasgebiet” (PPCDAm). Der Plan enthält strategisches Maßnahmenpaket mit 150 Maßnahmen, um die hohen Entwaldungsraten einzudämmen, das organisierte Verbrechen in der Region zu bekämpfen und eine nachhaltige Entwicklung auf Basis der Bioökonomie zu fördern.

Auf diese Weise will Brasilien der Abholzung bis 2030 ein Ende setzen, wie Lula immer wieder betonte. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) konnte die Abholzung des Amazonasgebiets zwischen 2004 und 2012 unter Regierungen der Arbeiterpartei PT um 83 Prozent reduziert werden. Der Aktionsplan PPCDAm war dabei von grundlegender Bedeutung.

In den ersten fünf Monaten der neuen Lula-Regierung ging die Abholzung um 31 Prozent zurück, verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Amazonas-Fonds, der unter der Regierung Bolsonaro eingefroren worden war, ist mit den Gebern Norwegen und Deutschland wieder auf Kurs. Neue Länder wie die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich haben versprochen, sich anzuschließen.

Im Savannengebiet Cerrado sind die Zahlen dagegen weniger positiv. Von Januar bis Mai nahm der Vegetationsverlust im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2022 um 35 Prozent zu.

Neues NDC und Pläne für Emissionshandel

Die Überarbeitung der brasilianischen Klimaverpflichtung, der Nationally Determined Contribution (NDC), muss innerhalb von 45 Tagen fertig sein, forderte Präsident Lula vor einer Woche. “Wir werden den Beitrag Brasiliens zum Pariser Abkommen in unserem NDC, das in der letzten Regierung zweimal geändert wurde, entsprechend korrigieren”, sagte Lula bei der Zeremonie im Regierungspalast Planalto. “Aber es ist notwendig, dass auch die reichen Länder ihren Beitrag leisten. Sie sind es, die die Wälder im Laufe der Jahrhunderte am meisten zerstört haben. Und sie sind es, die heute die meisten Treibhausgase ausstoßen”, fuhr er fort.

Außerdem will die Regierung bald einen Vorschlag zur Schaffung eines regulierten Kohlenstoffmarktes nach dem Vorbild des EU-Emissionshandels vorlegen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Anlagen mit Emissionen von mehr als 25.000 Tonnen CO₂-Äquivalenten jährlich. Das betrifft vor allem Sektoren wie Eisen und Stahl, Zement, Chemie und Aluminium. Am Beginn der Handlungsphase sollen nach EU-Vorbild die Lizenzen kostenlos zugeteilt werden.

Für die Regierung Lula ist Klima eine Priorität und eine Querschnittspolitik. In 19 der 37 Ministerien sind Strukturen für den Klimaschutz geschaffen worden.  

Probleme: Verbrechen, Opposition, Lobbydruck

Aber es gibt auch große Schwierigkeiten. Bei dem Plan zur Bekämpfung der Entwaldung im Amazonasgebiet ist das Problem die Umsetzung. Es gibt nur wenige Ressourcen, illegale Strukturen haben in der Region während der Bolsonaro-Jahre zugenommen. Das organisierte Verbrechen hat den Handel mit Drogen, Gold, Fauna und sogar mit Menschen ausgeweitet. Noch gibt es keinen Weg, wie die Wirtschaftszweige, die auf Entwaldung ausgerichtet sind, durch nachhaltige Ansätze ersetzt werden können.

Ein anderes Hindernis ist politischer Natur. Lula wurde mit einer breiten Front von Parteien gewählt, er hat keine Mehrheit im oppositionellen Kongress. Das Abgeordnetenhaus hat eine konservative Mehrheit und viele Abgeordnete, die dem Bolsonarismus und der Agrarlobby nahestehen. Es gibt keine Mehrheit für die Achtung der Rechte der Indigenen oder für Umwelt- und Klimaschutz.

All dies führte vor einigen Tagen zu einer schweren Regierungskrise. Sie gefährdete den Verbleib von Lulas international bekanntester Ministerin Marina Silva (Umwelt) und der Ministerin Sônia Guajajara an der Spitze des von Lula im Januar geschaffenen Ministeriums für indigene Völker.

Ministerien für Umwelt und Indigene beschnitten

Der Hintergrund: Die Regierungsstruktur muss vom Kongress gebilligt werden. Zum ersten Mal in der Geschichte haben die Parlamentarier nun aber damit gedroht, nicht über die Maßnahme abzustimmen. Das hätte dazu geführt, dass Lulas Regierung auf die Regierungsstruktur seines Vorgängers Jair Bolsonaro zurückgreifen müsste.

Eine Einigung in dem Machtkampf kam erst zustande, nachdem die Abgeordnetenkammer Änderungen gefordert hatte, die vor allem die Ministerien für Umwelt und Indigene betrafen. Im ersten Fall verlor Marina Silva die Verwaltung der Wasserressourcen an ein anderes Ministerium. Auch die Abteilung, die für die eventuellen Umwelthaftungen (durch illegale Abholzung) der ländlichen Erzeuger zuständig ist, wird nicht mehr von ihr verwaltet.

Für das Ministerium für indigene Völker war der Verlust noch größer. Das Ressort verlor die Befugnis, neue indigene Gebiete auszuweisen. Diese Aufgabe wurde dem Justizministerium übertragen. Die Kammer billigte außerdem einen Vorschlag, der die Schaffung neuer indigener Gebiete praktisch unmöglich macht. Die Maßnahme muss nun vom Senat genehmigt oder abgelehnt werden, der Präsident könnte ein Veto einlegen.

Klimabehörde hat keine Chance

Auch bei einem anderen Punkt bleibt Lula hinter den Versprechen zurück: Die von ihm versprochene Klimabehörde, eine Art Bundesbehörde für die sektorale Überwachung der Treibhausgase im Land, wurde bisher nicht geschaffen. Diese Behörde muss ebenfalss vom Kongress gebilligt werden – und Beobachter schätzten, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht gebilligt werden würde.

Lulas Regierung agiert auch widersprüchlich bei der Erschließung neuer Ölquellen im Meer, am Amazonas und im Nordosten des Landes. Die mit dem Umweltministerium verbundene Genehmigungsbehörde hat im Mai eine Lizenz zur Ölsuche vor der Amazonasmündung verweigert. Diese Entscheidung ist aber noch umstritten und hat zu einer weiteren Krise zwischen den Gouverneuren der Amazonasstaaten, Petrobras und dem Energieministerium geführt.

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  • Brasilien
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Termine

14. bis 15. Juni, Berlin
Kongress Wir sichern Energie
Der Kongress des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) steht unter dem Motto “Wir sichern Energie”. Auf dem größten Branchentreffen Deutschlands wollen hochkarätigen Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft eine Standortbestimmung vornehmen.  Infos

14. bis 15. Juni, Berlin
Konferenz European Economic Conference – The transformation of Europe
Wie kann dieses Versprechen für die europäische Wirtschaft und Gesellschaft dauerhaft eingelöst werden? Das will die Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Leitfaden ihrer Konferenz machen, auf der es auch um die Herausforderungen für Europa durch die Klimakrise geht.  Infos

15. Juni, 16 Uhr, Berlin
Diskussion Climate change and disinformation
Falschinformation rund um Klimaschutz ist noch immer häufig. In der Debatte des Instituts für Europäische Politik geht es darum, wie man dieses Problem angehen kann.  Infos

15. Juni, 16.30 Uhr, Online
Webinar 3 Breakthroughs to Transform Climate Finance
Auf dem Webinar des World Ressources Institut werden aktuelle Entwicklungen zur Klimafinanzierung diskutiert. Es geht dabei besonders um die “New Global Financial Pact” Konferenz in Paris.  Infos

15. Juni, 14.30 Uhr, Online
Webinar 15 insights on the global steel transformation
In diesem Webinar werden Stefan Lechtenböhmer, Leiter der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme, Wuppertal Institut, und Wido Witecka, Projektleiter, Agora Industrie, die wichtigsten Ergebnisse eines gemeinsamen Projekts vorstellen. Sie beziehen sich dabei auf die Veröffentlichung “15 Insights on the global steel transformation”. Im Anschluss daran sind Akteure aus Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft dazu eingeladen, die Ergebnisse zu kommentieren und an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen. Infos

15. Juni, 10.30 Uhr, München
Konferenz Women Energize Women
Die Konferenz und das Programm “Women Energize Women” rücken die Rolle von Frauen in der Energiewende in den Mittelpunkt.  Infos

20. Juni, 11 Uhr und 22. Juni, 10 Uhr, Online
Webinar Breaking free from fossil gas: A new path to a climate-neutral Europe
Auf dem Webinaren von Agora Energniewende wird über die Zukunft von Europa ohne Gas disktuiert. Das erste Event legt den Schwerpunkft auf Industrie, das zweite auf Heizen. Infos

22. Juni, 13 Uhr, Berlin
Symposium ClientEarth
Das halbtägige Symposium bringt Experten und die interessierte Gesellschaft zusammen, um neue Wege vorzustellen, wie das Recht für einen systemischen Wandel zum Schutz der Menschen und aller Bewohner unseres Planeten genutzt werden kann. Seit Ende 2018 ist ClientEarth mit einem eigenen Büro in Deutschland vertreten und zeigt, dass Veränderungen durch innovative juristische Strategien möglich sind. Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit. Infos

22. Juni, 16 Uhr, Augsburg/Online
Vortrag Klimagerechtigkeit aus postkolonialer Perspektive
Im Rahmen der interdisziplinären Vortragsreihe “Klimaresilienz – Forschung und Transfer” im Sommersemester 2023 lädt das Zentrum für Klimaresilienz an der Uni Augsburg zu drei Gastvorträgen von Vertreter:innen aus Forschung und Praxis ein. Zum Auftakt der Reihe informiert Prof. Dr. Franziska Müller von der Universität Hamburg über “Klimagerechtigkeit aus postkolonialer Perspektive”. Infos und Teilnahme

22. bis 23. Juni 2023, Paris
Gipfel Summit for a New Global Financing Pact
Am 22. und 23. Juni 2023 wird Frankreich Gastgeber eines internationalen Gipfels für einen neuen globalen Finanzierungspakt sein. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat den Gipfel einberufen.  Infos

News

Grafik der Woche: Extreme Waldbrände in Kanada

Wie außergewöhnlich die derzeitigen Waldbrände in Kanada sind, zeigen neben den Fotos vom verqualmten Himmel über New York City nun erste Statistiken. Demnach steigen die CO₂-Emissionen aus den extrem trockenen und brennenden Wäldern viel früher im Jahr und viel steiler an als selbst in den extremen Fällen der Vergangenheit – und auf jeden Fall liegen sie weit über dem langjährigen Mittelwert.

Bislang sind etwa 4,7 Millionen Hektar verbrannt – mehr als das Doppelte des jährlichen Mittelwerts von 2,1 Millionen. Normalerweise kommen die großen Feuer auch erst im Juli, August und September. Während die Brände im Osten wie in der Provinz Quebec zurückgehen, wüten die Brände weiterhin kräftig in den westlichen Provinzen British Columbia und Alberta.

Expertinnen und Experten sehen zwar in der Tendenz weniger Buschbrände in Kanada, diese aber umso intensiver. Auch sehen sie einen Trend, dass die Feuersaison länger wird und mehr Schäden anrichtet. Besonders betroffen sind derzeit die Provinzen Nova Scotia, Quebec, Sasketchawan, Alberta und British Columbia. Teilweise liegen die Brandschäden in dieser Saison fünfzigmal so hoch wie im 25-jährigen Mittelwert. bpo

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Klimaschutz als Pfeiler der deutschen Sicherheitsstrategie

Die Bundesregierung legt in ihrer ersten “nationalen Sicherheitsstrategie” auch einen deutlichen Schwerpunkt auf Klima- und Umweltschutz. Die zentralen Begriffe des Konzeptes, das die Regierungsspitzen am Mittwoch in Berlin vorstellten, lauten “wehrhaft, resilient, nachhaltig”. Dabei geht es neben den Zielen “Frieden in Freiheit” und “Sicherung unserer Werte durch innere Stärke” auch mit Blick auf Umwelt- und Klimafragen um “Sicherung unserer Lebensgrundlagen.”

“Sicherheit im 21. Jahrhundert ist mehr als Militär und Diplomatie“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei der Vorstellung des Konzepts. Die Herausforderungen dafür zögen sich “durch alle Lebensbereiche”. Laut Strategie ist “die Bekämpfung der Klimakrise und der Umgang mit ihren Auswirkungen (…) zentrale Menschheitsaufgabe dieses Jahrhunderts”.

1,5 Grad und mehr Klimafinanzierung als Ziel

Für die Politik der Bundesregierung legt die Strategie wichtige Punkte fest:

  • Die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad ist “ein nationales wie internationales Ziel der Bundesregierung. Die Überschreitung dieser Grenze würde die Perspektive auf ein Leben in Sicherheit und Wohlstand in Deutschland und global mittel- und langfristig gefährden”.
  • Die Regierung verspricht, ihren Anteil an der internationalen Klimafinanzierung von 6 Milliarden Euro ab 2025 zu halten und zu erhöhen. Deutschland sei bereit, “über die aktuell geltenden Zusagen hinaus auch künftig einen substantiellen Beitrag zu leisten, insbesondere für die Zeit nach 2025″.
  • Die Klimakrise werde “auf der Tagesordnung der Sicherheitsorgane des Bundes sowie regionaler und globaler Sicherheitskonferenzen” gesetzt. Um die Auswirkungen auf “unsere nationale Sicherheit besser bewerten zu können”, soll eine Untersuchung “führender wissenschaftlicher Institutionen zusammen mit dem Bundesnachrichtendienst” in Auftrag gegeben werden.
  • Die Ampelregierung will sich national und international mit gleicher Aufmerksamkeit auch anderen ökologischen Krisen widmen: “Zur globalen Bewältigung der Biodiversitäts- und Ökosystemkrise muss sich auf internationaler Ebene eine mindestens ebenso große Dynamik entfalten wie bei der Klimakrise”, heißt es.
  • Die Regierung will helfen, Europa zum “ersten klimaneutralen Kontinent” zu machen, die EU-Klimadiplomatie ausbauen und selbst die erste “Klimaaußenpolitikstrategie vorlegen”.
  • Darüber hinaus, betont die Sicherheitsstrategie die Rolle von Frauen in der Klimapolitik, die Bedeutung der Ernährungssicherheit und der Unterstützung des UN-Welternährungsprogramms.
  • Die Regierung “stellt sicher, dass kurzfristig gebotene Maßnahmen zur Wahrung der Energieversorgungssicherheit im Einklang mit unseren mittel- und langfristigen Klimaschutzzielen stehen”. Gemeint ist offenbar die geplante Ausweitung der Kohleverstromung im kommenden Winter und der umstrittene Ausbau der LNG-Infrastruktur.
  • In der Agrarpolitik schließlich will die Regierung in Deutschland “gezielt Maßnahmen ohne handelsverzerrende Wirkung implementieren”, sich für “wettbewerbskonforme Handelsbedingungen” in der EU-Agrarpolitik einsetzen und auf WTO-Ebene für die “Begrenzung handelsverzerrender Subventionen” plädieren. bpo
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Forscher fordern Klima-Zinspolitik von der EZB

Wenn die EZB an diesem Donnerstag erwartungsgemäß an der Zinsschraube dreht, könnte das Resultat den Klimaschutz ausbremsen. Vorschläge für eine Geldpolitik, die die Dekarbonisierung nicht abwürgen würde, macht eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung von Alexander Kriwoluzky (DIW Berlin) und Ulrich Volz (SOAS, University of London). Das Fiskal-Dilemma: Höhere Zinsen führen zu weniger Investitionen, führen zu weniger klimaneutraler Transformation der Wirtschaft. Zugleich würde ein “Zinshammer”, warnt der wirtschaftspolitische Sprecher der Stiftung Daniel Posch, langfristig den Handlungsspielraum von Geldpolitik erst recht abwürgen: Weil die Folgen eines ungebremsten Klimawandels die Preis- und Finanzstabilität der europäischen Volkswirtschaften bedrohen.

Die EZB habe Spielraum auch in Zeiten erhöhter Inflation, meinen die Experten. So könne sie Banken über gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, sogenannte TLTROs, kostengünstige Kredite für grüne Investitionen und Technologien anbieten. Banken erhalten dadurch einen Anreiz, diese Kredite an Unternehmen und Haushalte zu vergeben. Die Kreditkosten bleiben – trotz negativem Zinsumfeld – vergleichsweise niedrig und obendrein werden grüne Investitionen gefördert. Solche Maßnahmen seien keineswegs neu. Führende Zentralbanken der Welt, zuletzt die Bank of Japan, aber auch bereits die EZB, hätten schon differenzierte Zinsen angewendet oder grüne Refinanzierungslinien aufgelegt. Posch sieht die EZB in der Pflicht, im Rahmen des Green Deals sowohl ihre Instrumente auf den Klimaschutz hin auszurichten als auch ihre Bilanz entsprechenden Stresstests zu unterziehen. ab

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Hitzeschutzplan für Deutschland

Um die Folgen von extremer Hitze abzufedern hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag angekündigt, einen Hitzeschutzplan für Deutschland erarbeiten. Er sagte, dass “wir in Deutschland gegen Hitzetod nicht gut aufgestellt sind”. Deutschland hat bisher keinen einheitlichen Hitzeplan, einige Städte und Bundesländer sind in der Entwicklung aber bereits weiter fortgeschritten als der Bund.

Hitzewellen, die durch die Klimakrise immer häufiger werden, sind vor allem für Kleinkinder, Schwangere und ältere Menschen ein Risikofaktor. Auch Menschen, die beispielsweise in der Landwirtschaft draußen arbeiten, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Im vergangenen Jahr sind nach Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts rund 4.500 Menschen in Deutschland an der Folge von extremer Hitze gestorben.

Für den gestrigen Mittwoch hatten die Bundesärztekammer und KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit einen Aktionstag organisiert, um auf die physischen und psychischen Gefahren von extremer Hitze aufmerksam zu machen. Sie wollen damit die Notwendigkeit von Klimaadaptionsmaßnahmen zum Schutz von vulnerablen Gruppen aufzeigen.

Vorbild für den Hitzeschutzplan in Deutschland soll Frankreich sein. Dort werden je nach Intensität der Hitzewellen landesweit unterschiedliche Schutzmaßnahmen ausgelöst. Dazu gehören beispielsweise Kälteräume und Anrufe bei älteren Menschen, um sie ans Trinken zu erinnern. Auch kostenlose Trinkwasserbrunnen stehen zur Diskussion. In den Niederlanden werden aktuell außerdem beispielsweise kostenlose Sonnencreme-Spender installiert, um Menschen vor Hautkrebs zu schützen. kul

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Studie: Nur 14 statt 50 Milliarden Dollar für Anpassung

In der nahen Zukunft wird es keine 50:50-Balance der Klimafinanzierung für Mitigation und Anpassung geben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Klimafinanzierungspläne von 26 wohlhabenden Ländern durch die Nichtregierungsorganisation CARE.

Nur zehn Länder haben quantitative Finanzierungsziele für Anpassung in ihren Plänen, zusammen gezählt im Wert von 14,3 Milliarden US-Dollar. Nach dem 100-Milliarden Ziel von 2009 sollten eigentlich die Hälfte, also 50 Milliarden, für Anpassung investiert werden. Auch der letzte IPPC-Bericht betonte, dass bisher nicht genügend in Adaptation investiert wird. Bisher wurde das 100-Milliarden-Finanzierungsziel auch als Ganzes nicht erreicht, ob sich das in Zukunft ändert ist unsicher.

Adaptionslücke trifft vor allem Arme

Wegen unzureichender Anpassungsfinanzierung von reichen Ländern werden die Folgen der Klimakrise immer stärker. Davon betroffen sind besonders vulnerable Gruppen. Bis 2030 könnten die Folgen der Klimakrise beispielsweise 132 Millionen Menschen wieder zurück in extreme Armut bringen. Die Analyse von CARE kritisiert auch, dass nur drei der untersuchten Länder angaben, zusätzliches Budget zu den normalen UN-Beiträgen für Klimafinanzierung auszugeben. In der Realität könnte das bedeuten, dass eine Erhöhung bei der Klimafinanzierung zu weniger Budget in anderen Bereichen führt, etwa der Entwicklungszusammenarbeit.

Auch laut UN-Schätzungen ist die Finanzierung der Anpassung massiv unterfinanziert. Laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) benötigen Entwicklungsländer bis 2030 dafür etwa 160 bis 340 Milliarden US-Dollar und bis 2050 sogar 315 bis 565 Milliarden. kul

  • Adaptation
  • Klimaanpassung
  • Klimafinanzierung

El Niño und warme Ozeane könnten Hurrikans reduzieren

Zwei Klima- und Wetterphänomene könnten sich in diesem Sommer mit Blick auf die Entwicklung von Wirbelstürmen teilweise neutralisieren. Die Rekorderhitzung des Oberflächenwasser im Atlantik und ein gleichzeitig erwartetes El-Niño-Phänomen im Pazifik können nach Ansicht von Wissenschaftlern dazu führen, dass die Hurrikan-Saison an der Ost- und Golfküste der USA deutlich schwächer ausfällt als in den vergangenen Jahren.

Die Temperaturen im Atlantik sind wie auch in anderen Meeresgebieten schon seit Frühjahr auf historischen Höchstständen. Das würde normalerweise stärkere Hurrikans nach sich ziehen, weil die Wirbelstürme ihre Kraft aus den warmen Oberflächengewässern ziehen. Sollte sich aber – was ebenfalls erwartet wird – im Pazifik ein El Niño bilden, könnte das indirekt zu stärkeren “Scherwinden” in den höheren Luftschichten führen. Diese Winde treiben Luftmassen auseinander und behindern so die Bildung von extrem starken Hurrikans.

Wegen dieser Voraussetzungen kalkulieren mehrere Beobachter, dass die Küste der USA von einer schweren Saison der Hurrikans verschont bleiben könnte. Die nationale Behörde für Atmosphäre und Ozeane (NOAA) rechnet mit einer praktisch durchschnittlichen Saison: Mit 12 bis 17 Stürmen, die so stark sind, dass sie Namen bekommen, mit fünf bis neun Hurrikans und einem bis vier größeren Hurrikans. bpo

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Versicherungen: Schäden durch verändertes Klima nicht mehr finanzierbar

In den USA ziehen sich namhafte Versicherer aus dem Geschäft für Neu- und Bestandskunden zurück, weil sie die durch den Klimawandel entstehenden Schäden nicht mehr ausgleichen können. Für Aufsehen sorgten zunächst die Unternehmen State Farm und Allstate, die zu den größten des Landes gehören – sie werden kalifornischen Haus- und Grundstücksbesitzern ab sofort keine neuen Policen mehr anbieten, die diese bei Schäden durch Extremwetter entschädigen.

Vergangene Woche wurde dann bekannt, dass die American International Group (AIG) Leistungen für vermögende Versicherungsnehmer in rund 200 Regionen der USA kürzt. Betroffen seien laut “Wall Street Journal” auch Gegenden, die nicht zu den bereits bekannten Risikogebieten zählen. Experten zufolge treffen die Konzerne ihre Entscheidungen, weil der Klimawandel voranschreitet, die Prognosen noch höhere Schadenskosten vermuten lassen und die Inflation die Preise im Handwerks- und Bausektor deutlich erhöht hat.

Allein in Kalifornien registrierte das Department of Forestry and Fire Protection im vergangenen Jahr 7.490 Waldbrände. Noch gibt es mehr als 100 Versicherer, die Hausbesitzer wählen können. Erwartet wird aber, dass nach den großen Unternehmen auch kleinere ihre Firmenpolitik anpassen. maw

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China: Nicht-fossile Stromkapazität erstmals über 50 Prozent

Chinas installierte Kapazität zur nicht-fossilen Stromerzeugung beträgt erstmals mehr als die Hälfte der gesamten Stromerzeugungskapazitäten des Landes. Das berichtet Xinhua unter Berufung auf die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission. Mit 50,9 Prozent liegen damit die Kapazitäten für Fotovoltaik, Windenergie, Wasserkraft, Atomenergie und andere kohlenstoffneutrale Stromerzeugungsformen erstmals höher als für Kohlestrom. Gas spielt in Chinas Stromerzeugung kaum eine Rolle. Ursprünglich hatte China sich nach Angaben des Staatssenders CGTN das Ziel gesetzt, die fossilen Kraftwerkskapazitäten bis 2025 zu überholen.

Zum Vergleich: In Deutschland machten Anlagen zur nicht-fossilen Stromerzeugung 2022 insgesamt 61,5 Prozent der installierten Leistung aus. Der Anteil sank nur leicht nach dem endgültigen Aus der deutschen Atomkraftwerke im April 2023, die nur knapp 2 Prozent der Kapazität ausmachten.

China beschleunigt derzeit den Ausbau der Kapazitäten vor allem für Solar- und Windenergie. Der Fachdienst Carbon Brief zitierte am Dienstag Berichte, wonach China am Wochenende den Bau einer Ultrahochspannungs-Stromleitung von Ningxia nach Hunan gestartet habe. Die Leitung solle erneuerbaren Strom aus der Wüste Gobi und anderen unfruchtbaren Regionen in die Regionen bringen, wo er gebraucht werde. In nordchinesischen Wüstengebieten entstehe derzeit der weltgrößte Fotovoltaik-Park der Welt.

Bei der tatsächlichen Stromerzeugung liegen die nicht-fossilen Energieträger anteilig etwas niedriger als die Kapazitäten, da es mit Übertragung und Speicherung immer wieder hakt. Auch sind Erneuerbare von der Witterung abhängig und daher weniger stabil. ck

Fidschi fordert globalen Vertrag gegen Fossile

Fidschi hat sich auf der SB58 in Bonn für die Entwicklung eines Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty ausgesprochen. Der Pazifik-Staat schließt sich damit seinen Nachbarn Vanuatu, Tuvalu und Tonga an, die sich ebenfalls für einen solchen “Nicht-Verbreitungs-Vertrag” einsetzen. “Wir können es uns nicht leisten, das Handeln noch länger hinauszuzögern”, sagte Genevieva Jiva von der Regierung Fidschis auf der SB58. “Die Zeit für mutige, ehrgeizige und transformative Maßnahmen ist jetzt gekommen”.

Der Fossil Fuel Treaty soll ein Mechanismus werden, der zu einem “globalen gerechten Übergang” weg von fossilen Energieträgern beitragen soll. Die Ziele sind:

  • Die Beendigung aller neuen Projekte zur Förderung fossiler Rohstoffe
  • Das Auslaufen (phase out) der bestehenden Förderung fossiler Rohstoffe
  • Die Entwicklung von Plänen, um Arbeiter, Gemeinschaften und Staaten, die von der Förderung abhängig sind, zu unterstützen.

Eine Initiative zur Erreichung eines solchen Vertrags wird nach eigenen Angaben von über 2.000 zivilgesellschaftlichen Organisationen und Aktivisten getragen. Neben den vier Pazifikstaaten unterstützen auch das EU-Parlament, die Weltgesundheitsorganisation und 80 Städte einen Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty, darunter London, Paris, Barcelona, Los Angeles, Kalkutta und Toronto. Vanuatu, Tuvalu, Tonga, Fidschi, die Salomonen und Niue hatten sich im März 2023 schon für einen fossil-freien Pazifik und internationale Unterstützung für einen “gerechten Übergang” ausgesprochen. nib

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  • Pazifik

Presseschau

News: Proteste gegen das Heizungsgesetz in Bayern Deutsche Welle
Recherche: Wie die CDU Klimapolitik systematisch hinauszögert TAZ, die Tageszeitung
Analyse: Private Swimmingpools in der Kritik Wirtschaftswoche
News: Waldbrände in Ostdeutschland Die Zeit
News: Turkmenistan versucht seine Methan-Lecks zu schließen The Guardian
Reportage: Wie mangelnder Netzausbau die Energiewende weiter verlangsamen wird Financial Times
Analyse: Wie das Flugzeug der Zukunft aussehen könnte Spiegel Online
Analyse: Unsichere Zukunft von grünem Wasserstoff in Chile Handelsblatt
Kommentar: Der Heizhammer aus Brüssel ist sinnvoller als das Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung Wirtschaftswoche
Essay: Waldbrände in Nordamerika – eine Zeit des Feuers beginnt The Washington Post
Essay: Manchmal ist es Geschenk, für die Umwelt Bäume zu fällen New York Times

Heads

Lerber Dimas: Forscher im Exil zu Energiewende und Gewalt in Kolumbien

Lerber Dimas erforscht die Gewalt an der Karibikküste Kolumbiens. Weil ihn seine Arbeit in Gefahr brachte, ist er derzeit in Deutschland. Das Foto zeigt ihn am Rheinufer in Bonn.

Zu Hause in Kolumbien ist Lerber Dimas Vázquez nicht mehr sicher. Deshalb lebt der Anthropologe derzeit in Bonn. In seiner Forschung hat er sich auf die Gewalt in seiner Heimatregion spezialisiert: der Sierra Nevada de Santa Marta, einem an die kolumbianische Karibikküste angrenzenden Gebirge, und den benachbarten Departements.

Die Ergebnisse seiner Arbeit sind auch für die deutsche Energiewende bedeutsam. Denn zu der Region, die Dimas beobachtet, gehört auch die Guajira. Die wüstenartige Gegend im äußersten Nordosten des Landes gilt in Kolumbien als ideales Terrain für Solar- und Windkraft – und das weckt in Deutschland enormes Interesse.

Die Bundesregierung spricht mit der kolumbianischen Regierung über eine mögliche Energiepartnerschaft, deutsche Unternehmen wie Nordex machen in der Guajira schon heute Windkraft-Geschäfte, und erst kürzlich lobte Außenministerin Annalena Baerbock das “enorme Potenzial” des Landes für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff. Wenn am kommenden Freitag Kolumbiens Präsident Gustavo Petro Bundeskanzler Olaf Scholz besucht, dann könnte es auch um erneuerbare Energien aus der Guajira gehen.

Menschenrechts- und Umweltvergehen

Der 40-jährige Dimas war seit fast drei Jahren nicht mehr in seinem Haus in den Bergen, weil das zu gefährlich für ihn wäre. Aber zu den Menschen dort hält er immer noch Kontakt. Dimas recherchiert und publiziert über die kriminellen Organisationen, die in der Sierra Nevada operieren – Drogenbanden und ehemalige paramilitärischen Gruppen, die, obwohl offiziell längst aufgelöst, die Menschen immer noch terrorisieren. Er erforscht die sozialen Ursachen der Gewalt in den Städten, und er dokumentiert als Exekutivdirektor einer regionalen Plattform gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Menschenrechts- und Umweltvergehen, die in der Sierra Nevada geschehen.

Dimas findet das Engagement der kolumbianischen Regierung gegen die Klimakrise gut. Doch die Erneuerbaren-Euphorie in der Guajira betrachtet er mit Skepsis. “Die Guajira hat mehrere Probleme”, sagt er: Dort seien “Mega-Banden” aktiv, die über die durchlässige Grenze zu Venezuela aus dem Nachbarland gesteuert würden, außerdem die Guerilla ELN und eine Splittergruppe der früheren Farc-Guerilla, die deren Friedensabkommen mit der Regierung nicht anerkennt. Hinzu kämen der Golf-Clan, der das Erbe des alten Paramilitarismus weiterführe und im Drogenhandel aktiv sei, und weitere bewaffnete Gruppen.

Neue Konflikte durch Erneuerbare

Die Guajira ist auch die Heimat der indigenen Wayúu. Kolumbiens Gesetze sehen vor, dass sie ausdrücklich zustimmen müssen, bevor Bergbau- und Infrastrukturprojekte auf ihrem Land begonnen werden. Doch in der Realität lasse die Beteiligung sehr zu wünschen übrig, sagt Dimas. Erst vor wenigen Tagen beschwerten sich Wayúu-Gemeinschaften von der Küste brieflich bei Präsident Petro, weil sie in bereits existierende Offshore-Pläne nicht einbezogen worden seien, und verlangten, ihre gesetzlich garantierten Rechte zu achten.

Der Kohleabbau, der in der Guajira und dem Nachbardepartement Cesar seit Jahrzehnten in Mega-Tagebauen betrieben wird, brachte den Gemeinschaften jedenfalls keine positive Entwicklung: Die Guajira ist bis heute eines der ärmsten Departments des Landes.

Schon der Kohlebergbau brachte Konflikte und Gewalt – und der Run auf Wind- und Solarkraft birgt jetzt neues Potenzial für Streit. Erst Ende Mai gab der italienische Energiekonzern Enel ein Windkraftprojekt auf, nachdem Wayúu-Organisationen jahrelang dagegen protestiert hatten. Wegen “Schwierigkeiten in den Beteiligungsverfahren und bei der Vergabe von Umweltlizenzen” lägen seit 2019 mehrere Erneuerbare-Energie-Projekte in der Guajira auf Eis, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Organisierte Kriminalität vs. Windkraft

Gewaltforscher Leber Dimas hat in der Gegend noch ganz andere Probleme für die Erneuerbaren im Blick: Die Drogenbanden kontrollieren die Strände, erklärt er, denn über sie bringen sie Kokain außer Landes. “Das ist schon lange ein gigantisches Problem.” Offshore-Windkraft sei der organisierten Kriminalität deshalb ein Dorn im Auge; die Banden könnten versuchen, Projekte zu verhindern.

Abseits der Küste sieht er weitere Schwierigkeiten: “Wind- und Solarkraftprojekte bringen Geld”, sagt der Forscher: je mehr, desto größer sei der Anreiz für die kriminellen Banden, sich die finanziellen Erträge anzueignen, und desto schlimmer werde die Gewalt. Er fürchtet: “Das wird weitere Morde bringen, Vertreibung, Unterdrückung, noch mehr Einnahmen für die bewaffneten Gruppen.”

Forschen in Sicherheit – in Bonn

Er hat selbst erlebt, wie die Banden vorgehen. Drohungen war er eigentlich gewohnt. Doch nachdem er öffentlich gesagt hatte, dass er den Friedensversprechungen eines ehemaligen Paramilitär-Anführers nicht glaube, wurden die Botschaften besonders deutlich. Männer kamen zu seinem Zuhause, um ihn zu filmen. Wenig später, Dimas hielt gerade eine Online-Vorlesung, holten Polizisten ihn in großer Eile aus seinem Haus: Sie fürchteten um sein Leben. Der Forscher floh nach Deutschland.

Das war vor drei Jahren. Seither hat Dimas einige Male versucht, nach Kolumbien zurückzukehren. Aber in die Sierra Nevada wagte er sich nicht mehr. Zuletzt verschlechterte sich seine Sicherheitslage so sehr, dass er sein Heimatland erneut verlassen musste. Jetzt studiert er, unterstützt von einem Stipendium, Anthropology of the Americas in Bonn.

“Wäre ich zu Hause, könnte mir das Gleiche passieren”

Von hier aus könne er seine Arbeit mit viel größerer Sicherheit verfolgen, sagt er. In der Sierra Nevada, sagt er, “könnte ich mich nie so frei zu Fuß bewegen wie hier. Ich wäre mit zwei Leibwächtern im gepanzerten Wagen unterwegs”. Seine Kontakte in Kolumbien halten ihn derweil auf dem Laufenden. Ganz los lässt ihn die Gewalt deshalb selbst in Deutschland nicht. Auch am beschaulichen Bonner Rheinufer bekommt der Forscher Fotos auf sein Smartphone geschickt. Eines zeigt einen Mann, der tot am Boden liegt, unter seinem Kopf hat sich eine Blutlache gebildet.

Das Bild nimmt Dimas sichtlich mit. Der Ermordete habe im Department Cesar die Rückgabe von Land gefordert, sagt er. “Wäre ich zu Hause, könnte mir das Gleiche passieren”, sagt er. Jetzt will er erst einmal in Bonn bleiben, sein Masterstudium zu Ende bringen. Danach wird man weitersehen. Von Alexandra Endres

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Climate.Table Redaktion

REDAKTION CLIMATE.TABLE

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Manchmal prallen in der Realität der Klimakrise wie zufällig Themen aufeinander, die erst einmal nichts miteinander zu tun haben. Aber dann sind sie doch irgendwie verbunden: An einem Tag einigt sich die deutsche Regierung auf ein Gebäudegesetz, das ihr beim Klimaschutz mehr Zeit und Schlupflöcher lässt. Am nächsten stellt sie ihre neue Sicherheitsstrategie vor, die das 1,5-Grad-Ziel als zentral für die nationale Sicherheit definiert.

    Europäische Forscher rechnen der EU vor, dass sie ihr Klimaziel bis 2040 auf minus 95 Prozent anheben könnte. Andere Experten wiederum stellen fest, dass die Industriestaaten viel zu wenig tun, um den armen Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. Gleichzeitig fordern Finanzexperten von der Europäischen Zentralbank einen Kurswechsel hin zu besserer Finanzierung der Energiewende.

    In Brasilien wiederum macht der neue alte Präsident Lula Fortschritte beim Schutz des Amazonas-Waldes. Und gleichzeitig gehen in Kanada die Wälder so früh, so umfassend und so rasant in Flammen auf wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Die UN-Staaten denken darüber nach, den Ausbau der Erneuerbaren weltweit mindestens zu verdreifachen. Und gleichzeitig blockieren sie einander bei der aktuellen Konferenz in Bonn, wenn es um die Tagesordnung geht.

    Was alle diese Themen und noch viele andere vereint: Der aktuelle Climate Table berichtet heute über sie, liefert Hintergründe, ordnet ein. Wir wünschen spannende Lektüre und einen langen Atem

    Ihr
    Bernhard Pötter
    Bild von Bernhard  Pötter

    Analyse

    Klimaziel 2040: Europa ist fit for 95

    Die EU ist in der Lage, ihre Treibhausgasemissionen bis 2040 um bis zu 95 Prozent zu senken – im Vergleich zu 1990. Das ist das Ergebnis eines Berichts des wissenschaftlichen Beirats für den Klimawandel, der im Zuge des europäischen Klimagesetzes eingesetzt wurde. Die 15 Forscherinnen und Forscher des Gremiums veröffentlichen am heutigen Donnerstag ihre Empfehlungen für das 2040er-Klimaziel der EU und wie es erreicht werden kann.

    Um die Klimarisiken zu minimieren und die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, stehe Europa für den Zeitraum 2030 bis 2050 ein kumuliertes Treibhausgas-Budget von 11 bis 14 Gigatonnen CO₂-Äquivalenten (CO₂e) zu. “Um das zu erreichen, sollte die EU ihre Emissionen bis 2040 um 90-95 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 senken”, erklärt Klimaforscher Ottmar Edenhofer, Vorsitzender des Gremiums. Grundlage dafür sei jedoch das Erreichen des 55-Prozent-Reduktionsziels für 2030, heißt es in dem Bericht.

    Die Forscherinnern und Forscher haben nach eigenen Angaben über 1000 machbare Emissionssenkungspfade analysiert und dabei 36 Szenarien identifiziert, die mit dem 1,5-Grad-Ziel und dem Klimaneutralitätsziel 2050 der EU vereinbar sind. Anschließend wurden diese Szenarien auf ihre Durchführbarkeit, auf Umweltrisiken und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem kurzfristigen Hochlauf von Technologien wie Fotovoltaik, Windkraft und Wasserstoff überprüft. Szenarien mit aus wissenschaftlicher Sicht unrealistisch hoher Abhängigkeit von Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS) oder von naturbasierten Entfernungsmethoden wie Carbon Farming, seien nicht berücksichtigt worden, bestätigt Edenhofer.

    Drei wesentliche Szenarien für das 2040er Klimaziel

    Somit haben sich drei “ikonische” Pfade zum Erreichen des empfohlenen Klimaziels für 2040 herauskristallisiert. Sie weisen unterschiedliche kumulierte Emissionsmengen auf und beinhalten eine Reihe möglicher politischer Entscheidungsoptionen.

    1. Der “nachfrageorientierte” Emissionsminderungspfad basiert auf weniger ressourcenintensiven Lebensstilen und weist bis 2040 den niedrigsten Energiebedarf sowie die geringste Abhängigkeit von technischer oder biologischer CO₂-Abscheidung auf. Politische Möglichkeiten: Erhöhung der Energieeffizienz und Dekarbonisierung, Reduzierung der Lebensmittelabfälle und des Bedarfs an Nutztieren zur Nahrungsmittelerzeugung.
    2. Der Erneuerbaren-fokussierte Pfad weist den höchsten Anteil an erneuerbaren Kapazitäten im Gesamtenergiebedarf (ohne Biomasse) im Jahr 2040 auf, aber bis 2050 die höchsten kumulierten Emissionen. Politische Möglichkeiten: Erhöhung der Elektrifizierung.
    3. Der gemischte Ansatz hat die niedrigsten kumulativen Emissionen der drei Pfade im Zeitraum 2030 bis 2050 und beinhaltet einen stärkeren Einsatz von CCUS (mit Schwerpunkt auf naturbasierten Methoden), aber auch einen höheren Anteil an Kernenergie. Politische Möglichkeiten: Hochlauf von CCS und Wasserstoff.

    Die meisten der untersuchten Szenarien weisen jedoch gemeinsame Merkmale auf:

    • der Stromsektor ist bis 2040 nahezu emissionsfrei (fast vollständiger Kohleausstieg bereits bis 2030)
    • Einsatz alternativer, nicht-fossiler Energieträger für schwer zu elektrifizierende Anwendungen, z. B. in Industrie und Verkehr – vor allem Wasserstoff und Biomasse
    • Verringerung der Nicht-CO₂-Emissionen (20-60 Prozent unter das Niveau von 2019), Reduktion von Methan bei Abfällen (45-60 Prozent) und beim Energieverbrauch (70-90 Prozent)
    • Ausbau der Wasserstoffproduktion auf 5-10 Mio. Tonnen bis 2030.
    • Gesamtendenergieverbrauch sinkt bis 2040 um 20-40 Prozent im Vergleich zu heute
    • Rückgang der Ölimporte um 50-100 Prozent bis 2040 im Vergleich zu heute, Gasimporte sinken um 35-100 Prozent.

    Im Fokus der Forscher: Der Energiesektor

    Im Energiesektor rechnen die Wissenschaftler ähnlich wie die Grünen in Deutschland und viele Emissionshandelsexperten mit einem Kohleausstieg deutlich vor 2038. Die untersuchten Szenarien ermöglichten es, dass “die Kohleverstromung bis 2030 ausläuft“, heißt es in dem Bericht. Der verbliebene Anteil der Kohle am Strommix liege je nach Szenario bei unter einem bis vier Prozent.

    Erdgas würde zur Stromerzeugung in Kraftwerken nur noch bis 2040 genutzt (unter ein bis sechs Prozent) – außer in den Szenarien, die auf CO₂-Abscheidung auch aus Kraftwerken setzen. Der Bericht weist unterschiedliche Szenarien für die CCS-Kapazitäten aus. Beim Pfad mit gemischtem Ansatz liegt sie 2050 bei mehr als 200 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr.

    Wasserstoff nicht in Gebäuden

    Bei der europäischen Wasserstoff-Produktion fällt auf, dass die meisten Szenarien langfristig mit einer eher niedrigen Produktion innerhalb der EU rechnen. Zwar sei das Ziel der Kommission von 10 Millionen Tonnen bis 2030 aus Repower-EU zu erreichen. Doch für 2050 geht der optimistische gemischte Ansatz nur von einer Steigerung auf etwa 25 Millionen Tonnen aus. Nur einzelne Szenarien gehen davon aus, dass sich die Produktion bis zur Mitte des Jahrhunderts auf 70 Millionen Tonnen steigern lässt.

    Die konservativen Aussichten für Wasserstoff dürften ein Grund sein, warum dieser Energieträger aus Sicht der Forschung keine Rolle für den Gebäudesektor spielt. Hier rechnen die Wissenschaftler bis 2040 mit einer Elektrifizierungsquote von 53 bis 71 Prozent. Allerdings spielt Erdgas weiter eine erhebliche Rolle mit fünf bis 20 Prozent. Der ebenfalls umstrittene Brennstoff Holz kommt auf sechs bis neun Prozent.

    Der Bericht lasse Raum für politische Entscheidungen, kommentierte Edenhofer die Veröffentlichung. Die untersuchten Szenarien führten alle zum Erreichen des Ziels der Klimaneutralität 2050. Zwar fehlten ökonomische Daten zu allen betrachteten Szenarien, heißt es in dem Bericht. Wo man welche habe, heißt es jedoch, dass die jährlichen Investitionen in die Energieversorgung in diesem Jahrzehnt ein bis zwei Prozent des BIP ausmachten würden. Anfang der 2030er Jahre werde ein Höchststand von 1,1 bis 2,1 Prozent des BIP erreicht, bis 2050 würden die Ausgaben demnach auf etwa 1 Prozent zurückgehen. Mit Manuel Berkel

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    Globales Ziel für Erneuerbare: Dreimal oder fünfmal so viel wie heute?

    Ein globales Ziel für den Ausbau der erneuerbaren Energien soll ihren Ausbau beschleunigen.

    Auf den Fluren der SB58 wurde auch über ein globales Ziel für den Ausbau der Erneuerbaren debattiert. Eine gemeinsame, weltweite Zielmarke soll zur notwendigen Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren beitragen. Hohe Vertreter der EU-Kommission und COP28-Präsident al Jaber scheinen sich bei den Zielen sogar schon einig. Laut al Jaber soll auf der COP28 ein globales Ziel zur Verdreifachung der Erneuerbaren Energien vereinbart werden. Das Ziel ist mit der EU-Kommission abgestimmt. Nach einem Treffen mit al Jaber verkündeten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Klima-Zar Frans Timmermans das gleiche Ziel der Verdreifachung der aktuellen Erneuerbaren-Kapazität.

    Auch aus anderen Weltregionen hört man keine direkte Ablehnung. China ist derzeit aus verhandlungstaktischen Gründen noch skeptisch, so Petter Lydén, Bereichsleiter Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. Laut Lydén würde China ein solches Ziel aber nicht blockieren. “Aus chinesischer Sicht gäbe es auch klare wirtschaftliche und strategische Gründe, ein solches Ziel zu unterstützen“, so Lydén. Chinesische Lieferanten würden von einem beschleunigten Wachstum des globalen Markts für Erneuerbare profitieren. China ist schon heute Weltmarktführer im Solar-Bereich und wird diese Position auch verteidigen: Laut neuen Zahlen der International Energy Agency (IEA) wird sich die weltweite Produktionskapazität für Photovoltaik-Komponenten bis Ende 2024 auf circa 1.000 Gigawatt verdoppeln und China wird den Prognosen zufolge 90 Prozent dieses Zubaus ausmachen. Auch die USA seien prinzipiell nicht gegen ein globales Ziel für Erneuerbare, sagt Lydén.

    China würde wirtschaftlich profitieren

    Ein globales Ausbauziel hat also Fürsprecher in den unterschiedlichen “Lagern”. Schließlich handelt es sich zunächst nicht um ein Verbot, sondern um ein positiv besetztes Ziel. Auch die International Renewable Energy Agency (IRENA) hatte schon im März gemahnt, der Ausbau der Erneuerbaren müsse sich auf 1.000 Gigawatt pro Jahr verdreifachen.

    Doch reicht eine Verdreifachung aus, um die globalen Klimaziele zu erreichen? Und werden fossile Energieträger dadurch schnell genug aus dem Netz gedrängt? NGOs und Think-Tanks mahnen zu mehr Anstrengungen.

    Think-Tank: Wir brauchen Verfünffachung

    Laut einer neuen Analyse des Think-Tanks Climate Analytics müsste der Zubau von Wind- und Solarenergie bis zum Jahr 2030 auf 1,5 Terrawatt jährlich steigen, um das 1,5 Grad-Ziel einhalten zu können. Das wäre laut Climate Analytics eine Verfünffachung der derzeitigen Ausbaugeschwindigkeit von 0,3 Terrawatt pro Jahr. Laut dem Think-Tank müsste es dafür in den nächsten Jahren eine schnelle jährliche Steigerung der Zubauraten geben.

    Bis 2030 müsste weltweit zehn Terrawatt an Solar- und Windenergie-Kapazitäten installiert sein – derzeit seien es gut zwei Terrawatt. Um die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad zu beschränken, müssten die Erneuerbaren bis 2030 70 Prozent der globalen Stromnachfrage ausmachen, so der Klima-Think-Tank. “Wir wissen, dass Wind- und Solarenergie schnell skalieren und die Preise für fossile Brennstoffe unterbieten können”, sagt Neil Grant, Energy- und Klimaanalyst von Climate Analytics.

    Auch das Climate Action Network (CAN) fordert einen schnelleren Ausbau als von EU-Kommission und al Jaber vorgeschlagen. “Von 2030 an brauchen wir einen jährlichen Zubau von mindestens 1,5 Terrawatt, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken”, so CAN als Antwort auf al Jaber.

    NGO: “Ausbauziel mit Fossil Fuel Phaseout kombinieren”

    Neben den Zahlen gibt es noch viele Details zu klären. Petter Lydén fordert, das “globale Ziel für den Ausbau der Erneuerbaren Energien muss mit einem Beschluss zum Ausstieg aus den fossilen Energien kombiniert werden. Alles andere wäre ein Sieg für die Öl- und Gas-produzierenden Staaten”. Die fossilen Staaten könnten dann darauf hoffen, weiter Öl- und Gas zu fördern.

    Offen ist auch, wie das globale Ziel schließlich erreicht werden soll. Es sei unrealistisch, dass “eine globale Zielmarke in einem Top-down Ansatz auf die einzelnen Staaten verteilt wird und dann bestimmt wird, wer welchen Beitrag zum globalen Ziel leisten muss”, sagt Lydén. Die Staaten müssten vielmehr freiwillig ihren Anteil leisten – die IEA oder IRENA würden über ihre ohnehin schon stattfindenden Beobachtungen zum Ausbau der Erneuerbaren indirekt Druck erzeugen. Ob auf diese Weise wirklich 1 oder 1,5 Terrawatt zusammenkommen, ist fraglich. Andere freiwillige Ziele wie das 100 Milliarden-Versprechen für Klimafinanzierung der Staaten des Globalen Nordens wurden stets verfehlt.

    Wird es neue Finanzzusagen geben?

    Unklar ist derzeit auch, inwiefern ein globales Ziel für Erneuerbare mit Finanzzusagen verknüpft wird. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer kämpfen derzeit mit hohen Schuldenlasten. Durch den Anstieg der weltweiten Zinsen und die Kapitalflucht in reiche Staaten sind die Kapitalkosten für den Bau von Wind- und Solarkraftwerken massiv gestiegen, der Ausbau ist stark ins Stocken geraten. Es bräuchte neue Finanzierungsmodelle, beispielsweise durch vergünstigte Kredite von Entwicklungsbanken, Budgethilfen oder die Übernahme von Risiken von Privatinvestoren, wie Experten gegenüber Table.Media forderten.

    Lydén ist zwar überzeugt, dass manche Staaten des Nordens nach Beschluss eines globalen Ziels für Erneuerbare höchstwahrscheinlich neue Finanzzusagen für Staaten des Globalen Südens machen. “Offen ist, ob das auf multilateraler Ebene geschieht und es einen Prozess dafür gibt oder es freiwillige Zusagen wie bei den JETPs sein werden”, so der Germanwatch-Experte.

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    Brasilien: Lulas Klimapolitik erfolgreich und umkämpft

    Nach dem Feuer: Neue Triebe im brasilianischen Cerrado

    Nach den ersten sechs Monaten seiner dritten Amtszeit beginnt der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, die ersten Früchte seiner Umweltpolitik zu ernten. Trotz großer Widerstände im oppositionellen Parlament und in Teilen der Wirtschaft ist die erste Bilanz der sozialistischen Umwelt- und Klimapolitik vorsichtig positiv:

    • Die Entwaldung im Amazonasraum geht zurück.
    • Der Klimaplan NDC wird überarbeitet und ehrgeiziger.
    • Die Regierung prüft die Einrichtung eines Emissionshandels nach EU-Vorbild.

    Allerdings gibt es auch Widerstände und Rückschritte:

    • In der Trockensavanne Cerrado nahm der Vegetationsverlust drastisch zu.
    • Die Umsetzung der Waldschutz-Maßnahmen stößt auf große Widerstände.
    • Die Opposition im Parlament hat die Kompetenzen der Ministerien für Umwelt und indigene Völker beschnitten.
    • Die Ölpolitik der Regierung ist widersprüchlich.
    • Die versprochene Bundesbehörde zur Überwachung der Treibhausgas-Emissionen ist bislang nicht geschaffen worden.

    Amazonas-Abholzung um 31 Prozent verringert

    Am 5. Juni, dem Weltumwelttag, hat die Regierung Lula einer der am sehnlichsten erwarteten Maßnahmen der vergangenen Jahre auf den Weg gebracht: die fünfte Phase des “Aktionsplans zur Verhinderung und Kontrolle der Entwaldung im Amazonasgebiet” (PPCDAm). Der Plan enthält strategisches Maßnahmenpaket mit 150 Maßnahmen, um die hohen Entwaldungsraten einzudämmen, das organisierte Verbrechen in der Region zu bekämpfen und eine nachhaltige Entwicklung auf Basis der Bioökonomie zu fördern.

    Auf diese Weise will Brasilien der Abholzung bis 2030 ein Ende setzen, wie Lula immer wieder betonte. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) konnte die Abholzung des Amazonasgebiets zwischen 2004 und 2012 unter Regierungen der Arbeiterpartei PT um 83 Prozent reduziert werden. Der Aktionsplan PPCDAm war dabei von grundlegender Bedeutung.

    In den ersten fünf Monaten der neuen Lula-Regierung ging die Abholzung um 31 Prozent zurück, verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Amazonas-Fonds, der unter der Regierung Bolsonaro eingefroren worden war, ist mit den Gebern Norwegen und Deutschland wieder auf Kurs. Neue Länder wie die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich haben versprochen, sich anzuschließen.

    Im Savannengebiet Cerrado sind die Zahlen dagegen weniger positiv. Von Januar bis Mai nahm der Vegetationsverlust im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2022 um 35 Prozent zu.

    Neues NDC und Pläne für Emissionshandel

    Die Überarbeitung der brasilianischen Klimaverpflichtung, der Nationally Determined Contribution (NDC), muss innerhalb von 45 Tagen fertig sein, forderte Präsident Lula vor einer Woche. “Wir werden den Beitrag Brasiliens zum Pariser Abkommen in unserem NDC, das in der letzten Regierung zweimal geändert wurde, entsprechend korrigieren”, sagte Lula bei der Zeremonie im Regierungspalast Planalto. “Aber es ist notwendig, dass auch die reichen Länder ihren Beitrag leisten. Sie sind es, die die Wälder im Laufe der Jahrhunderte am meisten zerstört haben. Und sie sind es, die heute die meisten Treibhausgase ausstoßen”, fuhr er fort.

    Außerdem will die Regierung bald einen Vorschlag zur Schaffung eines regulierten Kohlenstoffmarktes nach dem Vorbild des EU-Emissionshandels vorlegen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Anlagen mit Emissionen von mehr als 25.000 Tonnen CO₂-Äquivalenten jährlich. Das betrifft vor allem Sektoren wie Eisen und Stahl, Zement, Chemie und Aluminium. Am Beginn der Handlungsphase sollen nach EU-Vorbild die Lizenzen kostenlos zugeteilt werden.

    Für die Regierung Lula ist Klima eine Priorität und eine Querschnittspolitik. In 19 der 37 Ministerien sind Strukturen für den Klimaschutz geschaffen worden.  

    Probleme: Verbrechen, Opposition, Lobbydruck

    Aber es gibt auch große Schwierigkeiten. Bei dem Plan zur Bekämpfung der Entwaldung im Amazonasgebiet ist das Problem die Umsetzung. Es gibt nur wenige Ressourcen, illegale Strukturen haben in der Region während der Bolsonaro-Jahre zugenommen. Das organisierte Verbrechen hat den Handel mit Drogen, Gold, Fauna und sogar mit Menschen ausgeweitet. Noch gibt es keinen Weg, wie die Wirtschaftszweige, die auf Entwaldung ausgerichtet sind, durch nachhaltige Ansätze ersetzt werden können.

    Ein anderes Hindernis ist politischer Natur. Lula wurde mit einer breiten Front von Parteien gewählt, er hat keine Mehrheit im oppositionellen Kongress. Das Abgeordnetenhaus hat eine konservative Mehrheit und viele Abgeordnete, die dem Bolsonarismus und der Agrarlobby nahestehen. Es gibt keine Mehrheit für die Achtung der Rechte der Indigenen oder für Umwelt- und Klimaschutz.

    All dies führte vor einigen Tagen zu einer schweren Regierungskrise. Sie gefährdete den Verbleib von Lulas international bekanntester Ministerin Marina Silva (Umwelt) und der Ministerin Sônia Guajajara an der Spitze des von Lula im Januar geschaffenen Ministeriums für indigene Völker.

    Ministerien für Umwelt und Indigene beschnitten

    Der Hintergrund: Die Regierungsstruktur muss vom Kongress gebilligt werden. Zum ersten Mal in der Geschichte haben die Parlamentarier nun aber damit gedroht, nicht über die Maßnahme abzustimmen. Das hätte dazu geführt, dass Lulas Regierung auf die Regierungsstruktur seines Vorgängers Jair Bolsonaro zurückgreifen müsste.

    Eine Einigung in dem Machtkampf kam erst zustande, nachdem die Abgeordnetenkammer Änderungen gefordert hatte, die vor allem die Ministerien für Umwelt und Indigene betrafen. Im ersten Fall verlor Marina Silva die Verwaltung der Wasserressourcen an ein anderes Ministerium. Auch die Abteilung, die für die eventuellen Umwelthaftungen (durch illegale Abholzung) der ländlichen Erzeuger zuständig ist, wird nicht mehr von ihr verwaltet.

    Für das Ministerium für indigene Völker war der Verlust noch größer. Das Ressort verlor die Befugnis, neue indigene Gebiete auszuweisen. Diese Aufgabe wurde dem Justizministerium übertragen. Die Kammer billigte außerdem einen Vorschlag, der die Schaffung neuer indigener Gebiete praktisch unmöglich macht. Die Maßnahme muss nun vom Senat genehmigt oder abgelehnt werden, der Präsident könnte ein Veto einlegen.

    Klimabehörde hat keine Chance

    Auch bei einem anderen Punkt bleibt Lula hinter den Versprechen zurück: Die von ihm versprochene Klimabehörde, eine Art Bundesbehörde für die sektorale Überwachung der Treibhausgase im Land, wurde bisher nicht geschaffen. Diese Behörde muss ebenfalss vom Kongress gebilligt werden – und Beobachter schätzten, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht gebilligt werden würde.

    Lulas Regierung agiert auch widersprüchlich bei der Erschließung neuer Ölquellen im Meer, am Amazonas und im Nordosten des Landes. Die mit dem Umweltministerium verbundene Genehmigungsbehörde hat im Mai eine Lizenz zur Ölsuche vor der Amazonasmündung verweigert. Diese Entscheidung ist aber noch umstritten und hat zu einer weiteren Krise zwischen den Gouverneuren der Amazonasstaaten, Petrobras und dem Energieministerium geführt.

    • Amazonas
    • Brasilien
    Translation missing.

    Termine

    14. bis 15. Juni, Berlin
    Kongress Wir sichern Energie
    Der Kongress des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) steht unter dem Motto “Wir sichern Energie”. Auf dem größten Branchentreffen Deutschlands wollen hochkarätigen Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft eine Standortbestimmung vornehmen.  Infos

    14. bis 15. Juni, Berlin
    Konferenz European Economic Conference – The transformation of Europe
    Wie kann dieses Versprechen für die europäische Wirtschaft und Gesellschaft dauerhaft eingelöst werden? Das will die Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Leitfaden ihrer Konferenz machen, auf der es auch um die Herausforderungen für Europa durch die Klimakrise geht.  Infos

    15. Juni, 16 Uhr, Berlin
    Diskussion Climate change and disinformation
    Falschinformation rund um Klimaschutz ist noch immer häufig. In der Debatte des Instituts für Europäische Politik geht es darum, wie man dieses Problem angehen kann.  Infos

    15. Juni, 16.30 Uhr, Online
    Webinar 3 Breakthroughs to Transform Climate Finance
    Auf dem Webinar des World Ressources Institut werden aktuelle Entwicklungen zur Klimafinanzierung diskutiert. Es geht dabei besonders um die “New Global Financial Pact” Konferenz in Paris.  Infos

    15. Juni, 14.30 Uhr, Online
    Webinar 15 insights on the global steel transformation
    In diesem Webinar werden Stefan Lechtenböhmer, Leiter der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme, Wuppertal Institut, und Wido Witecka, Projektleiter, Agora Industrie, die wichtigsten Ergebnisse eines gemeinsamen Projekts vorstellen. Sie beziehen sich dabei auf die Veröffentlichung “15 Insights on the global steel transformation”. Im Anschluss daran sind Akteure aus Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft dazu eingeladen, die Ergebnisse zu kommentieren und an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen. Infos

    15. Juni, 10.30 Uhr, München
    Konferenz Women Energize Women
    Die Konferenz und das Programm “Women Energize Women” rücken die Rolle von Frauen in der Energiewende in den Mittelpunkt.  Infos

    20. Juni, 11 Uhr und 22. Juni, 10 Uhr, Online
    Webinar Breaking free from fossil gas: A new path to a climate-neutral Europe
    Auf dem Webinaren von Agora Energniewende wird über die Zukunft von Europa ohne Gas disktuiert. Das erste Event legt den Schwerpunkft auf Industrie, das zweite auf Heizen. Infos

    22. Juni, 13 Uhr, Berlin
    Symposium ClientEarth
    Das halbtägige Symposium bringt Experten und die interessierte Gesellschaft zusammen, um neue Wege vorzustellen, wie das Recht für einen systemischen Wandel zum Schutz der Menschen und aller Bewohner unseres Planeten genutzt werden kann. Seit Ende 2018 ist ClientEarth mit einem eigenen Büro in Deutschland vertreten und zeigt, dass Veränderungen durch innovative juristische Strategien möglich sind. Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit. Infos

    22. Juni, 16 Uhr, Augsburg/Online
    Vortrag Klimagerechtigkeit aus postkolonialer Perspektive
    Im Rahmen der interdisziplinären Vortragsreihe “Klimaresilienz – Forschung und Transfer” im Sommersemester 2023 lädt das Zentrum für Klimaresilienz an der Uni Augsburg zu drei Gastvorträgen von Vertreter:innen aus Forschung und Praxis ein. Zum Auftakt der Reihe informiert Prof. Dr. Franziska Müller von der Universität Hamburg über “Klimagerechtigkeit aus postkolonialer Perspektive”. Infos und Teilnahme

    22. bis 23. Juni 2023, Paris
    Gipfel Summit for a New Global Financing Pact
    Am 22. und 23. Juni 2023 wird Frankreich Gastgeber eines internationalen Gipfels für einen neuen globalen Finanzierungspakt sein. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat den Gipfel einberufen.  Infos

    News

    Grafik der Woche: Extreme Waldbrände in Kanada

    Wie außergewöhnlich die derzeitigen Waldbrände in Kanada sind, zeigen neben den Fotos vom verqualmten Himmel über New York City nun erste Statistiken. Demnach steigen die CO₂-Emissionen aus den extrem trockenen und brennenden Wäldern viel früher im Jahr und viel steiler an als selbst in den extremen Fällen der Vergangenheit – und auf jeden Fall liegen sie weit über dem langjährigen Mittelwert.

    Bislang sind etwa 4,7 Millionen Hektar verbrannt – mehr als das Doppelte des jährlichen Mittelwerts von 2,1 Millionen. Normalerweise kommen die großen Feuer auch erst im Juli, August und September. Während die Brände im Osten wie in der Provinz Quebec zurückgehen, wüten die Brände weiterhin kräftig in den westlichen Provinzen British Columbia und Alberta.

    Expertinnen und Experten sehen zwar in der Tendenz weniger Buschbrände in Kanada, diese aber umso intensiver. Auch sehen sie einen Trend, dass die Feuersaison länger wird und mehr Schäden anrichtet. Besonders betroffen sind derzeit die Provinzen Nova Scotia, Quebec, Sasketchawan, Alberta und British Columbia. Teilweise liegen die Brandschäden in dieser Saison fünfzigmal so hoch wie im 25-jährigen Mittelwert. bpo

    • Kanada
    • Waldbrände

    Klimaschutz als Pfeiler der deutschen Sicherheitsstrategie

    Die Bundesregierung legt in ihrer ersten “nationalen Sicherheitsstrategie” auch einen deutlichen Schwerpunkt auf Klima- und Umweltschutz. Die zentralen Begriffe des Konzeptes, das die Regierungsspitzen am Mittwoch in Berlin vorstellten, lauten “wehrhaft, resilient, nachhaltig”. Dabei geht es neben den Zielen “Frieden in Freiheit” und “Sicherung unserer Werte durch innere Stärke” auch mit Blick auf Umwelt- und Klimafragen um “Sicherung unserer Lebensgrundlagen.”

    “Sicherheit im 21. Jahrhundert ist mehr als Militär und Diplomatie“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei der Vorstellung des Konzepts. Die Herausforderungen dafür zögen sich “durch alle Lebensbereiche”. Laut Strategie ist “die Bekämpfung der Klimakrise und der Umgang mit ihren Auswirkungen (…) zentrale Menschheitsaufgabe dieses Jahrhunderts”.

    1,5 Grad und mehr Klimafinanzierung als Ziel

    Für die Politik der Bundesregierung legt die Strategie wichtige Punkte fest:

    • Die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad ist “ein nationales wie internationales Ziel der Bundesregierung. Die Überschreitung dieser Grenze würde die Perspektive auf ein Leben in Sicherheit und Wohlstand in Deutschland und global mittel- und langfristig gefährden”.
    • Die Regierung verspricht, ihren Anteil an der internationalen Klimafinanzierung von 6 Milliarden Euro ab 2025 zu halten und zu erhöhen. Deutschland sei bereit, “über die aktuell geltenden Zusagen hinaus auch künftig einen substantiellen Beitrag zu leisten, insbesondere für die Zeit nach 2025″.
    • Die Klimakrise werde “auf der Tagesordnung der Sicherheitsorgane des Bundes sowie regionaler und globaler Sicherheitskonferenzen” gesetzt. Um die Auswirkungen auf “unsere nationale Sicherheit besser bewerten zu können”, soll eine Untersuchung “führender wissenschaftlicher Institutionen zusammen mit dem Bundesnachrichtendienst” in Auftrag gegeben werden.
    • Die Ampelregierung will sich national und international mit gleicher Aufmerksamkeit auch anderen ökologischen Krisen widmen: “Zur globalen Bewältigung der Biodiversitäts- und Ökosystemkrise muss sich auf internationaler Ebene eine mindestens ebenso große Dynamik entfalten wie bei der Klimakrise”, heißt es.
    • Die Regierung will helfen, Europa zum “ersten klimaneutralen Kontinent” zu machen, die EU-Klimadiplomatie ausbauen und selbst die erste “Klimaaußenpolitikstrategie vorlegen”.
    • Darüber hinaus, betont die Sicherheitsstrategie die Rolle von Frauen in der Klimapolitik, die Bedeutung der Ernährungssicherheit und der Unterstützung des UN-Welternährungsprogramms.
    • Die Regierung “stellt sicher, dass kurzfristig gebotene Maßnahmen zur Wahrung der Energieversorgungssicherheit im Einklang mit unseren mittel- und langfristigen Klimaschutzzielen stehen”. Gemeint ist offenbar die geplante Ausweitung der Kohleverstromung im kommenden Winter und der umstrittene Ausbau der LNG-Infrastruktur.
    • In der Agrarpolitik schließlich will die Regierung in Deutschland “gezielt Maßnahmen ohne handelsverzerrende Wirkung implementieren”, sich für “wettbewerbskonforme Handelsbedingungen” in der EU-Agrarpolitik einsetzen und auf WTO-Ebene für die “Begrenzung handelsverzerrender Subventionen” plädieren. bpo
    • Klimafinanzierung
    • Sicherheitspolitik

    Forscher fordern Klima-Zinspolitik von der EZB

    Wenn die EZB an diesem Donnerstag erwartungsgemäß an der Zinsschraube dreht, könnte das Resultat den Klimaschutz ausbremsen. Vorschläge für eine Geldpolitik, die die Dekarbonisierung nicht abwürgen würde, macht eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung von Alexander Kriwoluzky (DIW Berlin) und Ulrich Volz (SOAS, University of London). Das Fiskal-Dilemma: Höhere Zinsen führen zu weniger Investitionen, führen zu weniger klimaneutraler Transformation der Wirtschaft. Zugleich würde ein “Zinshammer”, warnt der wirtschaftspolitische Sprecher der Stiftung Daniel Posch, langfristig den Handlungsspielraum von Geldpolitik erst recht abwürgen: Weil die Folgen eines ungebremsten Klimawandels die Preis- und Finanzstabilität der europäischen Volkswirtschaften bedrohen.

    Die EZB habe Spielraum auch in Zeiten erhöhter Inflation, meinen die Experten. So könne sie Banken über gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, sogenannte TLTROs, kostengünstige Kredite für grüne Investitionen und Technologien anbieten. Banken erhalten dadurch einen Anreiz, diese Kredite an Unternehmen und Haushalte zu vergeben. Die Kreditkosten bleiben – trotz negativem Zinsumfeld – vergleichsweise niedrig und obendrein werden grüne Investitionen gefördert. Solche Maßnahmen seien keineswegs neu. Führende Zentralbanken der Welt, zuletzt die Bank of Japan, aber auch bereits die EZB, hätten schon differenzierte Zinsen angewendet oder grüne Refinanzierungslinien aufgelegt. Posch sieht die EZB in der Pflicht, im Rahmen des Green Deals sowohl ihre Instrumente auf den Klimaschutz hin auszurichten als auch ihre Bilanz entsprechenden Stresstests zu unterziehen. ab

    • EZB
    • Klimawandel

    Hitzeschutzplan für Deutschland

    Um die Folgen von extremer Hitze abzufedern hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag angekündigt, einen Hitzeschutzplan für Deutschland erarbeiten. Er sagte, dass “wir in Deutschland gegen Hitzetod nicht gut aufgestellt sind”. Deutschland hat bisher keinen einheitlichen Hitzeplan, einige Städte und Bundesländer sind in der Entwicklung aber bereits weiter fortgeschritten als der Bund.

    Hitzewellen, die durch die Klimakrise immer häufiger werden, sind vor allem für Kleinkinder, Schwangere und ältere Menschen ein Risikofaktor. Auch Menschen, die beispielsweise in der Landwirtschaft draußen arbeiten, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Im vergangenen Jahr sind nach Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts rund 4.500 Menschen in Deutschland an der Folge von extremer Hitze gestorben.

    Für den gestrigen Mittwoch hatten die Bundesärztekammer und KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit einen Aktionstag organisiert, um auf die physischen und psychischen Gefahren von extremer Hitze aufmerksam zu machen. Sie wollen damit die Notwendigkeit von Klimaadaptionsmaßnahmen zum Schutz von vulnerablen Gruppen aufzeigen.

    Vorbild für den Hitzeschutzplan in Deutschland soll Frankreich sein. Dort werden je nach Intensität der Hitzewellen landesweit unterschiedliche Schutzmaßnahmen ausgelöst. Dazu gehören beispielsweise Kälteräume und Anrufe bei älteren Menschen, um sie ans Trinken zu erinnern. Auch kostenlose Trinkwasserbrunnen stehen zur Diskussion. In den Niederlanden werden aktuell außerdem beispielsweise kostenlose Sonnencreme-Spender installiert, um Menschen vor Hautkrebs zu schützen. kul

    • Anpassung
    • Gesundheit

    Studie: Nur 14 statt 50 Milliarden Dollar für Anpassung

    In der nahen Zukunft wird es keine 50:50-Balance der Klimafinanzierung für Mitigation und Anpassung geben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Klimafinanzierungspläne von 26 wohlhabenden Ländern durch die Nichtregierungsorganisation CARE.

    Nur zehn Länder haben quantitative Finanzierungsziele für Anpassung in ihren Plänen, zusammen gezählt im Wert von 14,3 Milliarden US-Dollar. Nach dem 100-Milliarden Ziel von 2009 sollten eigentlich die Hälfte, also 50 Milliarden, für Anpassung investiert werden. Auch der letzte IPPC-Bericht betonte, dass bisher nicht genügend in Adaptation investiert wird. Bisher wurde das 100-Milliarden-Finanzierungsziel auch als Ganzes nicht erreicht, ob sich das in Zukunft ändert ist unsicher.

    Adaptionslücke trifft vor allem Arme

    Wegen unzureichender Anpassungsfinanzierung von reichen Ländern werden die Folgen der Klimakrise immer stärker. Davon betroffen sind besonders vulnerable Gruppen. Bis 2030 könnten die Folgen der Klimakrise beispielsweise 132 Millionen Menschen wieder zurück in extreme Armut bringen. Die Analyse von CARE kritisiert auch, dass nur drei der untersuchten Länder angaben, zusätzliches Budget zu den normalen UN-Beiträgen für Klimafinanzierung auszugeben. In der Realität könnte das bedeuten, dass eine Erhöhung bei der Klimafinanzierung zu weniger Budget in anderen Bereichen führt, etwa der Entwicklungszusammenarbeit.

    Auch laut UN-Schätzungen ist die Finanzierung der Anpassung massiv unterfinanziert. Laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) benötigen Entwicklungsländer bis 2030 dafür etwa 160 bis 340 Milliarden US-Dollar und bis 2050 sogar 315 bis 565 Milliarden. kul

    • Adaptation
    • Klimaanpassung
    • Klimafinanzierung

    El Niño und warme Ozeane könnten Hurrikans reduzieren

    Zwei Klima- und Wetterphänomene könnten sich in diesem Sommer mit Blick auf die Entwicklung von Wirbelstürmen teilweise neutralisieren. Die Rekorderhitzung des Oberflächenwasser im Atlantik und ein gleichzeitig erwartetes El-Niño-Phänomen im Pazifik können nach Ansicht von Wissenschaftlern dazu führen, dass die Hurrikan-Saison an der Ost- und Golfküste der USA deutlich schwächer ausfällt als in den vergangenen Jahren.

    Die Temperaturen im Atlantik sind wie auch in anderen Meeresgebieten schon seit Frühjahr auf historischen Höchstständen. Das würde normalerweise stärkere Hurrikans nach sich ziehen, weil die Wirbelstürme ihre Kraft aus den warmen Oberflächengewässern ziehen. Sollte sich aber – was ebenfalls erwartet wird – im Pazifik ein El Niño bilden, könnte das indirekt zu stärkeren “Scherwinden” in den höheren Luftschichten führen. Diese Winde treiben Luftmassen auseinander und behindern so die Bildung von extrem starken Hurrikans.

    Wegen dieser Voraussetzungen kalkulieren mehrere Beobachter, dass die Küste der USA von einer schweren Saison der Hurrikans verschont bleiben könnte. Die nationale Behörde für Atmosphäre und Ozeane (NOAA) rechnet mit einer praktisch durchschnittlichen Saison: Mit 12 bis 17 Stürmen, die so stark sind, dass sie Namen bekommen, mit fünf bis neun Hurrikans und einem bis vier größeren Hurrikans. bpo

    • El Nino

    Versicherungen: Schäden durch verändertes Klima nicht mehr finanzierbar

    In den USA ziehen sich namhafte Versicherer aus dem Geschäft für Neu- und Bestandskunden zurück, weil sie die durch den Klimawandel entstehenden Schäden nicht mehr ausgleichen können. Für Aufsehen sorgten zunächst die Unternehmen State Farm und Allstate, die zu den größten des Landes gehören – sie werden kalifornischen Haus- und Grundstücksbesitzern ab sofort keine neuen Policen mehr anbieten, die diese bei Schäden durch Extremwetter entschädigen.

    Vergangene Woche wurde dann bekannt, dass die American International Group (AIG) Leistungen für vermögende Versicherungsnehmer in rund 200 Regionen der USA kürzt. Betroffen seien laut “Wall Street Journal” auch Gegenden, die nicht zu den bereits bekannten Risikogebieten zählen. Experten zufolge treffen die Konzerne ihre Entscheidungen, weil der Klimawandel voranschreitet, die Prognosen noch höhere Schadenskosten vermuten lassen und die Inflation die Preise im Handwerks- und Bausektor deutlich erhöht hat.

    Allein in Kalifornien registrierte das Department of Forestry and Fire Protection im vergangenen Jahr 7.490 Waldbrände. Noch gibt es mehr als 100 Versicherer, die Hausbesitzer wählen können. Erwartet wird aber, dass nach den großen Unternehmen auch kleinere ihre Firmenpolitik anpassen. maw

    • Klimaschäden
    • USA
    • Waldbrände

    China: Nicht-fossile Stromkapazität erstmals über 50 Prozent

    Chinas installierte Kapazität zur nicht-fossilen Stromerzeugung beträgt erstmals mehr als die Hälfte der gesamten Stromerzeugungskapazitäten des Landes. Das berichtet Xinhua unter Berufung auf die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission. Mit 50,9 Prozent liegen damit die Kapazitäten für Fotovoltaik, Windenergie, Wasserkraft, Atomenergie und andere kohlenstoffneutrale Stromerzeugungsformen erstmals höher als für Kohlestrom. Gas spielt in Chinas Stromerzeugung kaum eine Rolle. Ursprünglich hatte China sich nach Angaben des Staatssenders CGTN das Ziel gesetzt, die fossilen Kraftwerkskapazitäten bis 2025 zu überholen.

    Zum Vergleich: In Deutschland machten Anlagen zur nicht-fossilen Stromerzeugung 2022 insgesamt 61,5 Prozent der installierten Leistung aus. Der Anteil sank nur leicht nach dem endgültigen Aus der deutschen Atomkraftwerke im April 2023, die nur knapp 2 Prozent der Kapazität ausmachten.

    China beschleunigt derzeit den Ausbau der Kapazitäten vor allem für Solar- und Windenergie. Der Fachdienst Carbon Brief zitierte am Dienstag Berichte, wonach China am Wochenende den Bau einer Ultrahochspannungs-Stromleitung von Ningxia nach Hunan gestartet habe. Die Leitung solle erneuerbaren Strom aus der Wüste Gobi und anderen unfruchtbaren Regionen in die Regionen bringen, wo er gebraucht werde. In nordchinesischen Wüstengebieten entstehe derzeit der weltgrößte Fotovoltaik-Park der Welt.

    Bei der tatsächlichen Stromerzeugung liegen die nicht-fossilen Energieträger anteilig etwas niedriger als die Kapazitäten, da es mit Übertragung und Speicherung immer wieder hakt. Auch sind Erneuerbare von der Witterung abhängig und daher weniger stabil. ck

    Fidschi fordert globalen Vertrag gegen Fossile

    Fidschi hat sich auf der SB58 in Bonn für die Entwicklung eines Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty ausgesprochen. Der Pazifik-Staat schließt sich damit seinen Nachbarn Vanuatu, Tuvalu und Tonga an, die sich ebenfalls für einen solchen “Nicht-Verbreitungs-Vertrag” einsetzen. “Wir können es uns nicht leisten, das Handeln noch länger hinauszuzögern”, sagte Genevieva Jiva von der Regierung Fidschis auf der SB58. “Die Zeit für mutige, ehrgeizige und transformative Maßnahmen ist jetzt gekommen”.

    Der Fossil Fuel Treaty soll ein Mechanismus werden, der zu einem “globalen gerechten Übergang” weg von fossilen Energieträgern beitragen soll. Die Ziele sind:

    • Die Beendigung aller neuen Projekte zur Förderung fossiler Rohstoffe
    • Das Auslaufen (phase out) der bestehenden Förderung fossiler Rohstoffe
    • Die Entwicklung von Plänen, um Arbeiter, Gemeinschaften und Staaten, die von der Förderung abhängig sind, zu unterstützen.

    Eine Initiative zur Erreichung eines solchen Vertrags wird nach eigenen Angaben von über 2.000 zivilgesellschaftlichen Organisationen und Aktivisten getragen. Neben den vier Pazifikstaaten unterstützen auch das EU-Parlament, die Weltgesundheitsorganisation und 80 Städte einen Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty, darunter London, Paris, Barcelona, Los Angeles, Kalkutta und Toronto. Vanuatu, Tuvalu, Tonga, Fidschi, die Salomonen und Niue hatten sich im März 2023 schon für einen fossil-freien Pazifik und internationale Unterstützung für einen “gerechten Übergang” ausgesprochen. nib

    • Dekarbonisierung
    • Pazifik

    Presseschau

    News: Proteste gegen das Heizungsgesetz in Bayern Deutsche Welle
    Recherche: Wie die CDU Klimapolitik systematisch hinauszögert TAZ, die Tageszeitung
    Analyse: Private Swimmingpools in der Kritik Wirtschaftswoche
    News: Waldbrände in Ostdeutschland Die Zeit
    News: Turkmenistan versucht seine Methan-Lecks zu schließen The Guardian
    Reportage: Wie mangelnder Netzausbau die Energiewende weiter verlangsamen wird Financial Times
    Analyse: Wie das Flugzeug der Zukunft aussehen könnte Spiegel Online
    Analyse: Unsichere Zukunft von grünem Wasserstoff in Chile Handelsblatt
    Kommentar: Der Heizhammer aus Brüssel ist sinnvoller als das Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung Wirtschaftswoche
    Essay: Waldbrände in Nordamerika – eine Zeit des Feuers beginnt The Washington Post
    Essay: Manchmal ist es Geschenk, für die Umwelt Bäume zu fällen New York Times

    Heads

    Lerber Dimas: Forscher im Exil zu Energiewende und Gewalt in Kolumbien

    Lerber Dimas erforscht die Gewalt an der Karibikküste Kolumbiens. Weil ihn seine Arbeit in Gefahr brachte, ist er derzeit in Deutschland. Das Foto zeigt ihn am Rheinufer in Bonn.

    Zu Hause in Kolumbien ist Lerber Dimas Vázquez nicht mehr sicher. Deshalb lebt der Anthropologe derzeit in Bonn. In seiner Forschung hat er sich auf die Gewalt in seiner Heimatregion spezialisiert: der Sierra Nevada de Santa Marta, einem an die kolumbianische Karibikküste angrenzenden Gebirge, und den benachbarten Departements.

    Die Ergebnisse seiner Arbeit sind auch für die deutsche Energiewende bedeutsam. Denn zu der Region, die Dimas beobachtet, gehört auch die Guajira. Die wüstenartige Gegend im äußersten Nordosten des Landes gilt in Kolumbien als ideales Terrain für Solar- und Windkraft – und das weckt in Deutschland enormes Interesse.

    Die Bundesregierung spricht mit der kolumbianischen Regierung über eine mögliche Energiepartnerschaft, deutsche Unternehmen wie Nordex machen in der Guajira schon heute Windkraft-Geschäfte, und erst kürzlich lobte Außenministerin Annalena Baerbock das “enorme Potenzial” des Landes für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff. Wenn am kommenden Freitag Kolumbiens Präsident Gustavo Petro Bundeskanzler Olaf Scholz besucht, dann könnte es auch um erneuerbare Energien aus der Guajira gehen.

    Menschenrechts- und Umweltvergehen

    Der 40-jährige Dimas war seit fast drei Jahren nicht mehr in seinem Haus in den Bergen, weil das zu gefährlich für ihn wäre. Aber zu den Menschen dort hält er immer noch Kontakt. Dimas recherchiert und publiziert über die kriminellen Organisationen, die in der Sierra Nevada operieren – Drogenbanden und ehemalige paramilitärischen Gruppen, die, obwohl offiziell längst aufgelöst, die Menschen immer noch terrorisieren. Er erforscht die sozialen Ursachen der Gewalt in den Städten, und er dokumentiert als Exekutivdirektor einer regionalen Plattform gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Menschenrechts- und Umweltvergehen, die in der Sierra Nevada geschehen.

    Dimas findet das Engagement der kolumbianischen Regierung gegen die Klimakrise gut. Doch die Erneuerbaren-Euphorie in der Guajira betrachtet er mit Skepsis. “Die Guajira hat mehrere Probleme”, sagt er: Dort seien “Mega-Banden” aktiv, die über die durchlässige Grenze zu Venezuela aus dem Nachbarland gesteuert würden, außerdem die Guerilla ELN und eine Splittergruppe der früheren Farc-Guerilla, die deren Friedensabkommen mit der Regierung nicht anerkennt. Hinzu kämen der Golf-Clan, der das Erbe des alten Paramilitarismus weiterführe und im Drogenhandel aktiv sei, und weitere bewaffnete Gruppen.

    Neue Konflikte durch Erneuerbare

    Die Guajira ist auch die Heimat der indigenen Wayúu. Kolumbiens Gesetze sehen vor, dass sie ausdrücklich zustimmen müssen, bevor Bergbau- und Infrastrukturprojekte auf ihrem Land begonnen werden. Doch in der Realität lasse die Beteiligung sehr zu wünschen übrig, sagt Dimas. Erst vor wenigen Tagen beschwerten sich Wayúu-Gemeinschaften von der Küste brieflich bei Präsident Petro, weil sie in bereits existierende Offshore-Pläne nicht einbezogen worden seien, und verlangten, ihre gesetzlich garantierten Rechte zu achten.

    Der Kohleabbau, der in der Guajira und dem Nachbardepartement Cesar seit Jahrzehnten in Mega-Tagebauen betrieben wird, brachte den Gemeinschaften jedenfalls keine positive Entwicklung: Die Guajira ist bis heute eines der ärmsten Departments des Landes.

    Schon der Kohlebergbau brachte Konflikte und Gewalt – und der Run auf Wind- und Solarkraft birgt jetzt neues Potenzial für Streit. Erst Ende Mai gab der italienische Energiekonzern Enel ein Windkraftprojekt auf, nachdem Wayúu-Organisationen jahrelang dagegen protestiert hatten. Wegen “Schwierigkeiten in den Beteiligungsverfahren und bei der Vergabe von Umweltlizenzen” lägen seit 2019 mehrere Erneuerbare-Energie-Projekte in der Guajira auf Eis, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

    Organisierte Kriminalität vs. Windkraft

    Gewaltforscher Leber Dimas hat in der Gegend noch ganz andere Probleme für die Erneuerbaren im Blick: Die Drogenbanden kontrollieren die Strände, erklärt er, denn über sie bringen sie Kokain außer Landes. “Das ist schon lange ein gigantisches Problem.” Offshore-Windkraft sei der organisierten Kriminalität deshalb ein Dorn im Auge; die Banden könnten versuchen, Projekte zu verhindern.

    Abseits der Küste sieht er weitere Schwierigkeiten: “Wind- und Solarkraftprojekte bringen Geld”, sagt der Forscher: je mehr, desto größer sei der Anreiz für die kriminellen Banden, sich die finanziellen Erträge anzueignen, und desto schlimmer werde die Gewalt. Er fürchtet: “Das wird weitere Morde bringen, Vertreibung, Unterdrückung, noch mehr Einnahmen für die bewaffneten Gruppen.”

    Forschen in Sicherheit – in Bonn

    Er hat selbst erlebt, wie die Banden vorgehen. Drohungen war er eigentlich gewohnt. Doch nachdem er öffentlich gesagt hatte, dass er den Friedensversprechungen eines ehemaligen Paramilitär-Anführers nicht glaube, wurden die Botschaften besonders deutlich. Männer kamen zu seinem Zuhause, um ihn zu filmen. Wenig später, Dimas hielt gerade eine Online-Vorlesung, holten Polizisten ihn in großer Eile aus seinem Haus: Sie fürchteten um sein Leben. Der Forscher floh nach Deutschland.

    Das war vor drei Jahren. Seither hat Dimas einige Male versucht, nach Kolumbien zurückzukehren. Aber in die Sierra Nevada wagte er sich nicht mehr. Zuletzt verschlechterte sich seine Sicherheitslage so sehr, dass er sein Heimatland erneut verlassen musste. Jetzt studiert er, unterstützt von einem Stipendium, Anthropology of the Americas in Bonn.

    “Wäre ich zu Hause, könnte mir das Gleiche passieren”

    Von hier aus könne er seine Arbeit mit viel größerer Sicherheit verfolgen, sagt er. In der Sierra Nevada, sagt er, “könnte ich mich nie so frei zu Fuß bewegen wie hier. Ich wäre mit zwei Leibwächtern im gepanzerten Wagen unterwegs”. Seine Kontakte in Kolumbien halten ihn derweil auf dem Laufenden. Ganz los lässt ihn die Gewalt deshalb selbst in Deutschland nicht. Auch am beschaulichen Bonner Rheinufer bekommt der Forscher Fotos auf sein Smartphone geschickt. Eines zeigt einen Mann, der tot am Boden liegt, unter seinem Kopf hat sich eine Blutlache gebildet.

    Das Bild nimmt Dimas sichtlich mit. Der Ermordete habe im Department Cesar die Rückgabe von Land gefordert, sagt er. “Wäre ich zu Hause, könnte mir das Gleiche passieren”, sagt er. Jetzt will er erst einmal in Bonn bleiben, sein Masterstudium zu Ende bringen. Danach wird man weitersehen. Von Alexandra Endres

    • Erneuerbare Energien
    • Kolumbien

    Climate.Table Redaktion

    REDAKTION CLIMATE.TABLE

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