Table.Briefing: Climate

COP29: Halbzeit und Ausblick Woche 2 + Trump-Exit und Schadensbegrenzung + Globales Ziel für Anpassung

Liebe Leserin, lieber Leser,

Halbzeit in Baku! Samstagnacht ging die erste Hälfte der COP29 zu Ende und die Teams wurden für eine kurze Pause in die Kabinen geschickt. Um im Bild zu bleiben: Bisher war das Spiel enttäuschend. Ballgeschiebe, Trickserien, Mauern, Sicherheitsdenken, Defensiv-Spielzüge. Mutige und offensive Spielweise wird es auch jetzt kaum geben. Nur in den letzten Minuten der COP, kurz vor Abpfiff und Niederlage, wird es hektisch werden. Da hoffen wir dann auf ein paar gut einstudierte Spielzüge und viele Tore.

Wir jedenfalls stecken schonmal das Spielfeld für die zweite Hälfte ab: Es geht neben den Finanzen um das globale Anpassungsziel, das bis zur nächsten COP30 in Brasilien fertig sein muss. Auf der Konferenz debattieren viele außerdem, wie man den UN-Prozess gegen die Abrissbirne von Donald Trump als US-Präsident absichern kann. Und die Europäer debattieren über den wachsenden Einfluss der fossilen Lobby, die auf Tickets von einigen EU-Ländern nach Baku gereist ist.

Also mit Schwung aufs Feld! Immerhin werden jetzt neue Spielerinnen und Spieler eingewechselt, die Ministerinnen und Minister, nachdem die technischen Verhandlerprofis an den Abwehrreihen der Gegner gescheitert sind. Ob das hilft, wird sich zeigen. Ein zynischer Verhandlerspruch lautet: “In den letzten Minuten kommen nach den Profis die Blinden aufs Feld. Aber deren Tore zählen doppelt.”

Wir bleiben jedenfalls auch in der zweiten Woche von Baku aufmerksam und live an der Seitenlinie!

Ihr
Bernhard Pötter
Bild von Bernhard  Pötter

Analyse

COP29: Zur Halbzeit viele ungelöste Fragen und Zeitnot

COP29-Präsident Mukhtar Babajew: Auf seine Verhandlungsgeschicke wird es in Woche 2 ankommen.

Am Beginn der zweiten und entscheidenden Verhandlungswoche hat die COP29 kaum Fortschritt vorzuweisen und sieht noch eine Menge schwieriger Aufgaben vor sich. Das abschließende Plenum in der Nacht zu Samstag zeigte, dass viele Bereiche nicht gelöst, sondern auf die Bonner Zwischenkonferenz im Juni 2025 verschoben wurden.

COP-Präsidentschaft ist jetzt am Zug

Bei zentralen Punkten wie dem Finanzziel oder der Minderung liegen die Ansichten sehr weit auseinander. Die Erwartungen an die aserbaidschanische Präsidentschaft sind hoch, in der zweiten Woche diese Probleme zu lösen – bei vielen Delegierten und Beobachtern gibt es daran aber wachsende Zweifel. Entscheidend könnten am Beginn der Woche die Signale vom G20-Gipfel in Rio werden.

In Baku jedenfalls wartet viel Arbeit auf die Ministerinnen und Minister, die jetzt die Gespräche auf der politischen Ebene übernehmen. In vielen Bereichen wird es parallel noch technische und bereits politische Verhandlungen geben, weil die technischen Fragen noch ungelöst sind. Folgende “Minister-Paare” werden verhandeln:

  • NCQG: Yasmine Fouad (Ägypten), Chris Bowen (Australien)
  • Anpassung: Eamon Ryan (Irland), Franz Tattenbach (Costa Rica)
  • Artikel 6: Grace Fu Hai Yien (Singapur), Simon Watts (Neuseeland)
  • Minderung: Toe Onshuus Sandvik (Norwegen), Dion Travers George (Südafrika)

Präsidentschaft mit Ausblick am Montagmorgen

COP-Präsident Mukhtar Babajew hat erklärt, am Montagmorgen werde er in Plenarsitzungen die bisherigen Ergebnisse zur Abstimmung stellen und Hinweise zum weiteren Vorgehen geben. Neben den Ministerverhandlungen und technischen Gesprächen werde es “zusätzlich Gespräche mit der Präsidentschaft” geben. Bei Bedarf soll es weitere “Ministerpaare” und laufende Informationen geben. All das ist das übliche Vorgehen einer COP-Präsidentschaft – ebenso wie Babajews Appell an “Entschlossenheit und den Geist des Kompromisses”.

Beobachter erwarten nicht, dass die Präsidentschaft einem angestrebten COP-Beschluss eine politische “Cover-Decision” voranstellen will. In einem solchen Papier könnten Ziele formuliert werden, die es nicht in die umstrittenen thematischen Verhandlungen geschafft haben – etwa zu mehr Ehrgeiz bei Minderung. Dafür bräuchte es starken politischen Willen der Präsidentschaft und politisches Geschick, um die Delegationen für eine solche Position einzunehmen. Bei der COP27 hatte die ägyptische Präsidentschaft wegen einer späten und kaum konsultierten Cover-Decision die Konferenz an den Rand des Scheiterns gebracht.   

Das Schicksal der COP29 liegt nun in den Händen der Präsidentschaft. Einen klaren Plan und Zeitablauf für die Verhandlungen hat COP-Präsident Mukhtar Babajew bislang nicht bekanntgegeben.

Ein Überblick über die Themengebiete:

Finanzen: Alle Fragen offen

Finanzziel NCQG: Bei der Klimafinanzierung gab es bisher nur ein paar positive Signale, aber kaum konkrete Fortschritte. Die letzte Textversion ist gekürzt, aber immer noch viel zu lang für Entscheidungen und voller ungelöster Fragen. Die zentralen Fragen sind weiter offen:

  • Welcher Betrag soll in den nächsten Jahren fließen? Wie viel Geld stammt aus öffentlichen Mitteln, wie viel soll als Investitionen vom Privatsektor kommen?
  • Welche Staaten sollen Geld geben?
  • Wird auch Loss and Damage ein Teil des NCQG?

Kleine Verhandlungsfortschritte gab es bei Fragen von Zugang zu Klimafinanzierung, Transparenz über Finanzflüsse und den Hemmfaktoren (“disenablers”) wie Kapitalkosten und Schulden.

Signale von G20 aus Rio?

Hoffen auf G20-Gipfel: Beim Treffen der G20-Staats- und Regierungschefs im brasilianischen Rio soll am Dienstag über Klimapolitik gesprochen werden. Laut Thinktanks könnte das Treffen positive Zeichen bei einer Milliardärssteuer oder der weiteren Reform der Entwicklungsbanken bringen. Auch neues Geld für die IDA-Mittel der Weltbank für Hilfen an die Entwicklungsländer steht auf der Liste. Das wäre ein wichtiges Signal für Baku, weil hier bisher nur 61 Millionen US-Dollar für den Anpassungsfonds (Adaptation Fund) neu zugesagt wurden – angestrebt waren 300 Millionen.

Rund um den G20-Gipfel könnte es auch Bewegung in Klima-Geopolitik geben: Einerseits wird erwartet, dass der argentinische Präsident Javier Milei und der nächste US-Präsident Donald Trump gemeinsam den Ausstieg beider Länder aus dem Pariser Abkommen erklären. Das wiederum, so die Hoffnung, könnte dazu führen, dass die EU und China am Rand des G20-Treffens zu einer Einigung bei der Frage kommen, wie die Geberbasis zum NCQG gelöst werden könnte.

Defizite bei Anpassung und Minderung

Anpassung: COP29 ist keine Anpassungs-Konferenz, und entsprechend langsam ist der Fortschritt in diesem Feld. Die Suche nach Kriterien für das Globale Anpassungsziel ist extrem zäh. Der Bericht über die Arbeit des Adaptation-Komitees wurde zur SBSTA nach Bonn weitergereicht, was nach vier Jahren Stillstand in dieser Frage zu Frustrationen führte. Bei der nationalen Anpassungsfrage (NAP) gab es am Schluss eine “kollektive Meuterei” gegen die Präsidentschaft, berichten Beobachter. Denn gerade als die Delegierten Fortschritte machten, erklärte die Präsidentschaft, dieses Thema nicht in der zweiten Woche weiterzuverfolgen – offenbar mit Blick auf die begrenzten Ressourcen der Präsidentschaft. Aber in einer Demonstration von “party-driven process” setzten die Länder das Thema dennoch auf die Tagesordnung der zweiten Woche.

Minderung: Völlig unklar ist derzeit, wo und wie der Bereich CO₂-Minderung in den Texten auftauchen wird. Zwar gibt es eine Mehrheit von etwa 130 Ländern aus der ganzen Welt, von AOSIS, LDCs, Südamerika, Umbrella-Group, EU und EIG, die dafür plädieren, die Dubai-Ziele zur Abkehr von den Fossilen und Ausbau der Erneuerbaren zumindest in den COP29-Texten zu verankern. Doch dagegen gibt es Widerstand aus den LMDC und Russland, die solche Formulierungen nicht vom Mandat gedeckt sehen. Bislang hängen diese Forderungen deshalb noch im Verfahren fest, etwa beim “UAE Dialog” zum GST – wo sie bereits zu Beginn der Konferenz Teil des Agenda-Fights waren und nur durch einen Fußnoten-Trick zeitweise entschärft wurden. Das Mitigation Work Programm wurde nach Bonn verschoben, ebenso wie üblich Fragen rund um die Emissionen von Schiff- und Flugverkehr und zum Clean Development Mechanismus CDM.

Artikel 6.4. Obwohl am Beginn der Konferenz der angebliche Durchbruch bei diesem Punkt gefeiert wurde, stellten die Delegierten jetzt fest, der Text “repräsentiert keinen Konsens”. Zuletzt tauschten die Delegationen vor allem die bekannten Positionen aus. Auch Artikel 6.2. bleibt weiter umstritten.

Global Stocktake: Auch bei der Frage, wie das zweite GST aussehen soll, gab es wenig Bewegung und die Aussicht auf weitere Debatten in der zweiten Woche. Zwischen den Staaten ist etwa umstritten, wie viel IPCC-Wissenschaft in den Prozess einfließen soll und wie viel von anderen Quellen. Hart umkämpft ist auch die Frage, ob der nächste IPCC-Bericht (mit wahrscheinlich drastischen Warnungen) vor oder nach dem GST erscheinen soll – und damit Druck auf den GST-Verlauf für mehr Ehrgeiz ausüben könnte.

Umstritten: Loss and Damage, Just Transition, Gender

Loss and Damage: Auch beim Prozess der Überprüfung des Warschau-Mechanismus (WIM) und dem Bericht des Santiago-Netzwerks gab es keine Entscheidung. Beide wurden zur SBSTA 62 nach Bonn weitergeschickt, wie auch andere Bereiche aus dem “Reporting” etwa zu den zweijährlichen Berichten oder nationalen Inventaren.

Umstritten blieb auch das Just Transition Work Program. Ein Textentwurf, der den Beifall von EU, AOSIS, Südgruppe und anderen fand, wurde von den LMDC und Russland abgelehnt – und nach Bonn verwiesen.

Genderfragen waren in den informellen Gesprächen ebenfalls heftig umstritten. Meinungsunterschiede zur Erwähnung von Frauenrechten wurden sehr deutlich. Während die progressiven Länder sich dagegen wehren, dass die Sprache früherer Texte zurückgedreht wird, erklärte etwa Iran, der Text widerspreche den Werten und Gesetzen seines Landes.

  • COP29
  • Donald Trump
  • Klimaanpassung
  • Klimafinanzen
  • Klimafinanzierung
  • Mitigation
  • NCQG
Translation missing.

Ausstieg der USA: So könnte der Klimaschaden begrenzt werden

Als alles begann: Im April 2016 unterzeichnet der US-Klimagesandte John Kerry das Pariser Abkommen für die USA – in Begleitung seiner zweijährigen Enkeltochter Isabelle Hobbs-Digginson.

Der geplante Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen würde die Verhandlungen nach Meinung vieler Beobachter bei der COP29 erschweren, aber nicht aus der Bahn werfen. Noch ist unklar, wann und wie genau Donald Trump als US-Präsident ab Januar 2025 Entscheidungen zum Klimathema fällt, aber einige Entwicklungen zeichnen sich bereits ab.

Debattiert wird in den Korridoren der COP auch, welche Möglichkeiten es gibt, das Schlimmste für den globalen Klimaschutz zu verhindern, wenn der historisch größte CO₂-Emittent und größter Wirtschaftsblock der Welt zum dritten Mal den UN-Prozess verlässt. Der Fachbegriff dafür: “Trump-Proofing the System”.

Ausstieg aus Pariser Abkommen und Konvention?

Allgemein wird erwartet, dass Trump die USA aus dem Pariser Abkommen führen wird. Das hat er bereits in seiner ersten Amtszeit getan. Damals hatte der Prozess mehr als drei Jahre gedauert, die USA waren formell bis zum Ende von Trumps Term Mitglied. Diesmal würde es allerdings nur ein Jahr dauern, bis der Austritt vollzogen wäre, denn die Schutzvorschriften zu Beginn des Abkommens greifen nicht mehr.

Unklar ist, ob die Trump-Administration auch aus der UN-Konvention aussteigen will und kann. Juristisch ist umstritten, ob das Land durch Order des Präsidenten aus einem völkerrechtlich verbindlichen Vertrag aussteigen kann, den der US-Senat mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen hat. Unsicher ist auch, ob er dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit bräuchte, die die Republikaner im Senat wohl nicht zusammenbekommen.

Finanznot auch für das Klimasekretariat

Steigen die USA trotzdem aus der Konvention aus, hätte das weitreichende Folgen. So würden wegen der fehlenden Finanzverpflichtungen der Organisation des Klimaschutzes hohe Summen entzogen. Allein das UN-Klimasekretariat rechnet damit, in diesem Fall ein Viertel seines Budgets zu verlieren – das sind etwa 20 Millionen US-Dollar jährlich. Ein Austritt aus der Konvention wäre wohl auch auf Dauer zementiert. Denn eine Zwei-Drittel-Mehrheit für den Wieder-Beitritt ist auf lange Sicht im US-Senat wohl unrealistisch.

An welchen Stellschrauben in der Konvention und im Klimaprozess gedreht werden könnte, ist Gegenstand von vielen Spekulationen auf den Korridoren von Baku. “Man kann nicht wirklich viel tun”, sagt ein erfahrener Beobachter, aber einige Vorstellungen gibt es:

  • Die Arbeit auf der Ebene unter der US-Bundesregierung (“Track II”) ginge weiter: Also nicht nur die Kontakte von einzelnen US-Staaten wie Kalifornien, die bereits Verbindungen etwa nach China geknüpft haben. Sondern auch bei Forschung und gemeinsamer Entwicklung, etwa bei Erneuerbaren, Energieeffizienz, CCS und Atomkraft. Weil viele US-Staaten weiter zum Klimaschutz stehen und das Investitionsprogramm IRA wohl in großen Teilen weiterlaufen könnte, gingen die Klima-Bemühungen weiter.

Schnell ein US-NDC oder Geld von Privaten?

  • Die Biden-Regierung könnte noch vor dem Amtswechsel ein neues und ehrgeizigeres NDC für die USA vorlegen. Die Trump-Administration könnte es zurückziehen, aber das politische Signal an die Welt wäre gesetzt und mögliche Weichenstellungen wären benannt.
  • Bei der Klima-Finanzierung “ist es jetzt gut, dass unser Land ohnehin nicht so viel beiträgt”, wie ein US-Beobachter mit einigem Zynismus vermerkt. Für 2024 hatte die Biden-Administration 11 Milliarden US-Dollar versprochen, deutlich weniger als die Summe, die als fair betrachtet wird (etwa 40 Milliarden). Einen Teil der Summe könnten eventuell andere Akteure als die US-Bundesregierung aufbringen – also etwa Bundesstaaten, Unternehmen und Stiftungen, wie es bereits für die Finanzierung des Klimasekretariats geschieht. Allerdings ist allen klar: Das könnte Millionen von US-Dollar zusammenbringen, aber kaum Milliarden.
  • Fraglich ist auch, wie konstruktiv sich die US-Verhandler auch unter einer Trump-Administration im UN-Prozess verhalten würden. In Trumps erster Amtszeit nutzten die US-Beamten auf der technischen Ebene kaum ihr Potenzial, um das System von innen zu lähmen, erzählen erfahrene Verhandler.

Wiedereintritt ins Pariser Abkommen möglich machen

  • Eine der wichtigsten Maßnahmen beim “Trump-Proofing” wäre allerdings, die Möglichkeit für einen schnellen Wiedereintritt zu garantieren. Den (Wieder-wieder)-Beitritt zum Pariser Abkommen könnte jeder US-Präsident allein entscheiden. Aber auch für eine möglicherweise gewünschte Rückkehr in die Konvention denken manche Experten schon über mögliche Umwege nach. So gab es durchaus Wege, etwa Indien und China in die Internationale Energieagentur (IEA) aufzunehmen, die eigentlich ein OECD-Club ist, obwohl beide Länder nicht Teil der OECD sind. Möglicherweise sind die Hürden für den Wiederbeitritt zu einer UN-Konvention allerdings höher.

Welche Vorteile außer einem ideologischen Sieg brächte den USA allerdings der Ausstieg aus Abkommen und Konvention? Wenige, meinen Beobachter. Möglicherweise sei es für den Klimaprozess sogar besser, die USA zu verlieren, als mit einer US-Delegation arbeiten zu müssen, die den Prozess von innen aktiv sabotiert. Zumindest könnten die Hinweise von Exxon-Chef Darren Woods und die Aufforderung Russlands an Trump, im Pariser Abkommen zu verbleiben, so gelesen werden. Beide Akteure haben sich nicht als große Förderer des globalen Klimaschutzes hervorgetan.

  • CCS
  • COP29
  • Donald Trump
  • Forschung
  • Inflation Reduction Act
  • OECD
  • Pariser Klimaabkommen
  • UNFCCC
  • USA

Klimaanpassung: Was in Baku erreicht werden kann

Auch die Industriestaaten müssen sich anpassen, um künftig besser geschützt zu sein: Aufräumarbeiten nach den jüngsten Überschwemmungen in der Region Valencia.

Eine Excel-Tabelle listet fast 10.000 mögliche Indikatoren für eine gelingende Klimaanpassung auf. Über sie wird derzeit auf der COP29 in Baku diskutiert. Die Aufgabe der Fachleute: Spätestens wenn im Herbst 2025 die COP30 beginnt, soll die Liste so weit eingedampft sein, dass sie in Brasilien zu Ende verhandelt und beschlossen werden kann. Es wäre ein wichtiger Schritt hin zur praktischen Umsetzung des globalen Anpassungsziels (Global Goal on Adaptation, GGA), das im vergangenen Jahr in Dubai verabschiedet wurde.

Noch ist es eine Debatte auf der technischen Ebene. Doch auch wenn in Baku keine definitive Entscheidung über die Indikatoren ansteht: Der Erfolg der globalen Klimaanpassung hängt davon ab, wie gut der technische Arbeitsprozess vorankommt. “Wir brauchen Indikatoren mit einer klaren Relevanz, die den Ländern wirklich helfen können, ihre Klimaanpassung voranzutreiben und die Politik zu informieren”, sagt Emilie Beauchamp, Senior-Anpassungsexpertin beim International Institute for Sustainable Development (IISD), zu Table.Briefings. “Wenn die Kenngrößen zu schwammig ausfallen, besteht die Gefahr, dass die Politik damit nichts anfangen kann und sie ignoriert.”

Tag der Anpassungsfinanzierung und NCQG

Am Montag, dem Tag der Anpassungsfinanzierung, wird es auf der COP aber zunächst ums Geld gehen. Fachleute aus Thinktanks und NGOs erwarten neue Zusagen für den Anpassungsfonds – auch von Deutschland. Derzeit ist der Fonds deutlich unterfinanziert: “Bisher sind rund 60 Millionen US-Dollar verfügbar”, sagt Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt. “Dabei hat der Fonds das Ziel, mindestens 300 Millionen US-Dollar zu erreichen. Deutschland war bisher immer ein verlässlicher Partner und hat den Fonds immer unterstützt.”

Strittig ist in Baku außerdem, welche Rolle die Anpassung im neuen globalen Finanzziel (New Collective Quantified Goal, NCQG) spielen wird. Dass sie grundsätzlich Teil des NCQG wird, gilt als gesetzt – denn schon das bisherige 100-Milliarden-Ziel bezieht die Klimaanpassung ausdrücklich mit ein. Doch jetzt fordern vor allem die Entwicklungsländer ein klar definiertes Anpassungs-Unterziel innerhalb des NCQG. “Das würde die Fortschritte beschleunigen und helfen, sie leichter nachzuvollziehen”, sagt IISD-Expertin Beauchamp. Daneben wird über die Modalitäten der Finanzierung verhandelt – also beispielsweise über die Frage, wie leicht der Zugang zum Geld sein soll, und ob es in Form von Krediten fließen wird oder eher in Form von Zuschüssen.

Zur Halbzeit der COP29 waren die Fortschritte begrenzt. “Zu diesem Zeitpunkt ist noch alles offen”, sagt Beauchamp. Sie erwartet, dass die Streitfragen zum NCQG erst in den letzten beiden Tagen der Konferenz geklärt werden. “Die Verhandlungen laufen nicht gut”, sagt Minninger von Brot für die Welt. Zur Anpassungsfinanzierung gebe es bisher “keine konkreten Zusagen”.

1,2 Milliarden Menschen gefährdet

Dabei ist die Finanzlücke groß. Auf der COP26 in Glasgow hatten die Parteien vereinbart, die globale Anpassungsfinanzierung bis 2025 auf rund 38 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Ein aktueller Report sieht sie zwar auf einem guten Weg dorthin: Laut OECD mobilisierten die Industrieländer und multilateralen Finanzinstitutionen im Jahr 2022 zusammen 32,4 Milliarden US-Dollar für Klimaanpassung. Doch das reicht bei weitem nicht aus. Laut dem neuesten UNEP Adaptation Gap Report, der die geleistete Anpassungsfinanzierung für 2022 etwas niedriger auf 28 Milliarden US-Dollar schätzt, werden zwischen 215 und 387 Milliarden US-Dollar jährlich gebraucht.

Laut Weltbank sind fast ein Fünftel der Weltbevölkerung – 1,2 Milliarden Menschen – “mindestens einem klimabezogenen Risiko ausgesetzt und hoch verwundbar”. Sie könnten durch eine bessere Klimaanpassung besser geschützt werden. Besonders viele hoch gefährdete Menschen leben in Südasien und Afrika südlich der Sahara. Deshalb setzt sich die African Group wie schon auf der COP28 besonders nachdrücklich für ein starkes GGA und konkrete Unterstützungszusagen ein.

Welche Indikatoren sind sinnvoll?

Dazu gehört auch die Auswahl der bestmöglichen Indikatoren. Von ihnen wird abhängen, wie die einzelnen Länder ihre Anpassungspolitik ausrichten und wohin das Geld im konkreten Fall fließt. Im Idealfall messen die Indikatoren “nicht einfach nur den Fortschritt”, sagt Lina Ahmed, Expertin für Anpassung bei Germanwatch, “sondern lösen auch Anreize für ehrgeizigere Anpassungsmaßnahmen und Anpassungsfinanzierung aus”.

Einer der Hauptstreitpunkte in Baku: Sollen die Indikatoren in erster Linie helfen, die praktische Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zu beurteilen? Oder benötigt man daneben auch Indikatoren, die Aufschluss geben, wie viel technische, finanzielle und andere Unterstützung die Industriestaaten leisten – im Gipfeljargon “means of implementation” genannt? Im ersten Fall müssten vor allem die Entwicklungsländer über ihre Anpassungsfortschritte berichten. Im zweiten Fall wären auch die Industrieländer in der Pflicht.

Als einziges Industrieland sei bisher Großbritannien bereit, Indikatoren für “means of implementation” zu akzeptieren, sagt Germanwatch-Expertin Adil. Gabrielle Swaby, Anpassungsexpertin des World Resources Institute, ergänzt: “Die Entwicklungsländer dagegen sagen: Ohne Unterstützung können wir uns nicht anpassen, und deshalb brauchen wir auch dafür Indikatoren.” Sie stelle in den Verhandlungen eine “gewisse Unstimmigkeit” fest, sagt Swaby zu Table.Briefings. Zwar sei man sich in Baku darüber einig, “dass die Klimaschäden wachsen und es sehr wichtig ist, die verletzlichsten Menschen zu schützen”, sagt sie. “Aber in den Verhandlungsräumen sehen wir davon nichts.”

Derzeit warten die Delegationen auf Leitlinien, die ihnen sagen, wie sie in der Debatte weiter vorgehen sollen. Eine Kernfrage: Welche Anforderungen muss die Indikatorenliste erfüllen, über die in Brasilien weiter verhandelt wird? “Die weitere Arbeit muss jetzt sehr konzentriert und fokussiert geschehen”, sagt Adil, “damit wir auf der COP30 das GGA-Rahmenwerk in einer Form operationalisieren können, die uns wirklich hilft, die Anpassung voranzubringen.”

  • Adaptation
  • COP29
  • GAP
  • Klimaanpassung
  • Klimafinanzierung
  • NCQG

Termine

18. November, 10 Uhr, German Pavillon
Diskussion Interactions between carbon pricing, competitiveness and international cooperation – How to level the playing field
Auf dieser Veranstaltung wird untersucht, ob und wie der Grenzsteuerausgleich der EU (CBAM) und ähnliche Instrumente die Einführung von Klimaschutzlösungen in energieintensiven Industrien weltweit fördern. Die Diskussion wird sich auf das Potenzial des CBAM konzentrieren, die Verlagerung von CO₂-Emissionen innerhalb der EU zu verhindern und die globalen Anstrengungen durch kooperative Rahmenwerke anzugleichen. INFOS

18. November, 11.30 Uhr, Special Event Room Mugham
Special Event High Level Dialogue on National Adaptation Plans: Transforming the support ecosystem for NAPs
Auf dieser Veranstaltung werden konkrete Möglichkeiten zur Verbesserung der Unterstützung für nationale Anpassungspläne (NAPs) untersucht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf innovativer Anpassungsfinanzierung und technischer Hilfe für die Umsetzung, der Schaffung von Wegen zur Klimafinanzierung und der Erleichterung des Zugangs durch den Aufbau neuer Partnerschaften. INFOS

18. November, 13 Uhr, Special Event Room Nasimi
Diskussion Insights from the UNEP Emission Gap report and the UNFCCC NDC synthesis report
Auf diesem Event wird darüber gesprochen, was für die nächsten nationalen Klimapläne (NDCs) notwendig ist, basierend auf dem UNEP Emissions Gap Report und dem NDC Synthesis Report. Zudem ist ein Panel mit führenden Experten angesetzt. INFOS

18. November, 14.30 Uhr, German Pavillon
Diskussion IKI High Level Event: Pathways towards transformative climate action, just energy transitions and innovative finance mechanisms
Im Rahmen dieser Veranstaltung findet unter anderem ein Interview mit Minister Robert Habeck und eine interaktive Podiumsdiskussion statt. Staatssekretärin Jennifer Morgan kündigt zudem neue Finanzierungsmöglichkeiten für die Internationale Klimainitiative (IKI) an. INFOS

News

COP29: EU-Länder bringen 113 fossile Lobbyisten nach Baku

Insgesamt 113 Industrie-Vertreter von fossilen Energien sind auf einem Ticket von EU-Mitgliedsstaaten zur COP29 nach Baku gereist. Vor allem Griechenland, Italien, Schweden und Belgien haben dutzende Lobbyisten eingeladen, die großteils bei Gas-Unternehmen tätig sind, wie eine Analyse von Kick Big Polluters Out zeigt. Deutschland brachte keine fossilen Lobbyisten auf seinem Ticket mit, auch die EU-Kommission reagierte auf die Kritik am Interessenkonflikt nach der vergangenen COP28 in Dubai.

Demnach sind 24 der Lobbyisten auf Einladung der griechischen Delegation in Baku, 22 auf Einladung von Italien, 17 von Schweden und 13 von Belgien. Diese Staaten seien zugleich die größten Abnehmer von Gas aus Aserbaidschan, dem Gastgeber der COP29; dieser finanziert seinen Staatshaushalt zur Hälfte aus fossilen Energien. “Die europäischen Staaten nutzen die COP29, um Gasdeals auszuverhandeln”, kritisiert Nathan Stewart, Koordinator von Fossil Free Politics. So unterzeichneten etwa am zweiten Tag der COP29 italienische Lobbyisten von Italgas einen Vertrag zur strategischen Partnerschaft mit dem aserbaidschanischen Öl- und Gaskonzern SOCAR. Als Alternative zu russischem Erdgas bezieht die EU mittlerweile größere Mengen an Erdgas aus Aserbaidschan, obwohl dort die Menschenrechtslage ebenfalls kritisch ist.

Die Lobbyisten sind zwar nicht Teil der offiziellen Länderdelegationen, sondern erhalten sogenannte “Party Overflow”-Akkreditierungen im Gegensatz zu den “Party”-Akkreditierungen der Minister, Verhandler und Mitarbeiter. Doch auch COP-Teilnehmer mit Overflow-Akkreditierung werden von den jeweiligen Ländern eingeladen. Das heißt, ohne die aktive Einladung Griechenlands, Italiens, Schwedens oder Belgiens hätten die Fossil-Lobbyisten keinen Zugang zum COP-Gelände in Baku.

EU-Kommission diesmal ohne fossile Lobbyisten

Die Zahl fossiler Interessenvertreter auf UN-Klimagipfeln ist in den letzten Jahren massiv gestiegen. Mindestens 1.773 fossile Lobbyisten haben in diesem Jahr Zugang zur Klimakonferenz. Das ist laut Kick Big Polluters Out der bisher größte Anteil gemessen an der Teilnehmerzahl. Im vergangenen Jahr, als die COP wesentlich größer war, waren es sogar über 2.400 Lobbyisten, vor zwei Jahren in Ägypten waren es noch rund 630. Den zunehmenden Einfluss der fossilen Industrie kritisierte kürzlich ein offener Brief, der in Baku für viel Diskussion sorgte, weil er auch die Frage nach geeigneten Gastgeberländern aufwarf.

Auf die Kritik am Interessenkonflikt reagierte unterdessen die Europäische Kommission. In diesem Jahr brachte sie laut Auswertung keine fossilen Lobbyisten nach Baku – anders als noch vor einem Jahr, als hochrangige Vertreter von BP, Exxon und Eni mitgenommen wurden, um laut EU-Kommission als Teilnehmer von Veranstaltungen zu sprechen. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra musste kürzlich bei seiner Anhörung im EU-Parlament Stellung nehmen; er sprach sich dabei ebenfalls für stärkere Regeln für Interessenkonflikte auf der COP aus. lb/luk

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Climate.Table Redaktion

CLIMATE.TABLE REDAKTION

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    Halbzeit in Baku! Samstagnacht ging die erste Hälfte der COP29 zu Ende und die Teams wurden für eine kurze Pause in die Kabinen geschickt. Um im Bild zu bleiben: Bisher war das Spiel enttäuschend. Ballgeschiebe, Trickserien, Mauern, Sicherheitsdenken, Defensiv-Spielzüge. Mutige und offensive Spielweise wird es auch jetzt kaum geben. Nur in den letzten Minuten der COP, kurz vor Abpfiff und Niederlage, wird es hektisch werden. Da hoffen wir dann auf ein paar gut einstudierte Spielzüge und viele Tore.

    Wir jedenfalls stecken schonmal das Spielfeld für die zweite Hälfte ab: Es geht neben den Finanzen um das globale Anpassungsziel, das bis zur nächsten COP30 in Brasilien fertig sein muss. Auf der Konferenz debattieren viele außerdem, wie man den UN-Prozess gegen die Abrissbirne von Donald Trump als US-Präsident absichern kann. Und die Europäer debattieren über den wachsenden Einfluss der fossilen Lobby, die auf Tickets von einigen EU-Ländern nach Baku gereist ist.

    Also mit Schwung aufs Feld! Immerhin werden jetzt neue Spielerinnen und Spieler eingewechselt, die Ministerinnen und Minister, nachdem die technischen Verhandlerprofis an den Abwehrreihen der Gegner gescheitert sind. Ob das hilft, wird sich zeigen. Ein zynischer Verhandlerspruch lautet: “In den letzten Minuten kommen nach den Profis die Blinden aufs Feld. Aber deren Tore zählen doppelt.”

    Wir bleiben jedenfalls auch in der zweiten Woche von Baku aufmerksam und live an der Seitenlinie!

    Ihr
    Bernhard Pötter
    Bild von Bernhard  Pötter

    Analyse

    COP29: Zur Halbzeit viele ungelöste Fragen und Zeitnot

    COP29-Präsident Mukhtar Babajew: Auf seine Verhandlungsgeschicke wird es in Woche 2 ankommen.

    Am Beginn der zweiten und entscheidenden Verhandlungswoche hat die COP29 kaum Fortschritt vorzuweisen und sieht noch eine Menge schwieriger Aufgaben vor sich. Das abschließende Plenum in der Nacht zu Samstag zeigte, dass viele Bereiche nicht gelöst, sondern auf die Bonner Zwischenkonferenz im Juni 2025 verschoben wurden.

    COP-Präsidentschaft ist jetzt am Zug

    Bei zentralen Punkten wie dem Finanzziel oder der Minderung liegen die Ansichten sehr weit auseinander. Die Erwartungen an die aserbaidschanische Präsidentschaft sind hoch, in der zweiten Woche diese Probleme zu lösen – bei vielen Delegierten und Beobachtern gibt es daran aber wachsende Zweifel. Entscheidend könnten am Beginn der Woche die Signale vom G20-Gipfel in Rio werden.

    In Baku jedenfalls wartet viel Arbeit auf die Ministerinnen und Minister, die jetzt die Gespräche auf der politischen Ebene übernehmen. In vielen Bereichen wird es parallel noch technische und bereits politische Verhandlungen geben, weil die technischen Fragen noch ungelöst sind. Folgende “Minister-Paare” werden verhandeln:

    • NCQG: Yasmine Fouad (Ägypten), Chris Bowen (Australien)
    • Anpassung: Eamon Ryan (Irland), Franz Tattenbach (Costa Rica)
    • Artikel 6: Grace Fu Hai Yien (Singapur), Simon Watts (Neuseeland)
    • Minderung: Toe Onshuus Sandvik (Norwegen), Dion Travers George (Südafrika)

    Präsidentschaft mit Ausblick am Montagmorgen

    COP-Präsident Mukhtar Babajew hat erklärt, am Montagmorgen werde er in Plenarsitzungen die bisherigen Ergebnisse zur Abstimmung stellen und Hinweise zum weiteren Vorgehen geben. Neben den Ministerverhandlungen und technischen Gesprächen werde es “zusätzlich Gespräche mit der Präsidentschaft” geben. Bei Bedarf soll es weitere “Ministerpaare” und laufende Informationen geben. All das ist das übliche Vorgehen einer COP-Präsidentschaft – ebenso wie Babajews Appell an “Entschlossenheit und den Geist des Kompromisses”.

    Beobachter erwarten nicht, dass die Präsidentschaft einem angestrebten COP-Beschluss eine politische “Cover-Decision” voranstellen will. In einem solchen Papier könnten Ziele formuliert werden, die es nicht in die umstrittenen thematischen Verhandlungen geschafft haben – etwa zu mehr Ehrgeiz bei Minderung. Dafür bräuchte es starken politischen Willen der Präsidentschaft und politisches Geschick, um die Delegationen für eine solche Position einzunehmen. Bei der COP27 hatte die ägyptische Präsidentschaft wegen einer späten und kaum konsultierten Cover-Decision die Konferenz an den Rand des Scheiterns gebracht.   

    Das Schicksal der COP29 liegt nun in den Händen der Präsidentschaft. Einen klaren Plan und Zeitablauf für die Verhandlungen hat COP-Präsident Mukhtar Babajew bislang nicht bekanntgegeben.

    Ein Überblick über die Themengebiete:

    Finanzen: Alle Fragen offen

    Finanzziel NCQG: Bei der Klimafinanzierung gab es bisher nur ein paar positive Signale, aber kaum konkrete Fortschritte. Die letzte Textversion ist gekürzt, aber immer noch viel zu lang für Entscheidungen und voller ungelöster Fragen. Die zentralen Fragen sind weiter offen:

    • Welcher Betrag soll in den nächsten Jahren fließen? Wie viel Geld stammt aus öffentlichen Mitteln, wie viel soll als Investitionen vom Privatsektor kommen?
    • Welche Staaten sollen Geld geben?
    • Wird auch Loss and Damage ein Teil des NCQG?

    Kleine Verhandlungsfortschritte gab es bei Fragen von Zugang zu Klimafinanzierung, Transparenz über Finanzflüsse und den Hemmfaktoren (“disenablers”) wie Kapitalkosten und Schulden.

    Signale von G20 aus Rio?

    Hoffen auf G20-Gipfel: Beim Treffen der G20-Staats- und Regierungschefs im brasilianischen Rio soll am Dienstag über Klimapolitik gesprochen werden. Laut Thinktanks könnte das Treffen positive Zeichen bei einer Milliardärssteuer oder der weiteren Reform der Entwicklungsbanken bringen. Auch neues Geld für die IDA-Mittel der Weltbank für Hilfen an die Entwicklungsländer steht auf der Liste. Das wäre ein wichtiges Signal für Baku, weil hier bisher nur 61 Millionen US-Dollar für den Anpassungsfonds (Adaptation Fund) neu zugesagt wurden – angestrebt waren 300 Millionen.

    Rund um den G20-Gipfel könnte es auch Bewegung in Klima-Geopolitik geben: Einerseits wird erwartet, dass der argentinische Präsident Javier Milei und der nächste US-Präsident Donald Trump gemeinsam den Ausstieg beider Länder aus dem Pariser Abkommen erklären. Das wiederum, so die Hoffnung, könnte dazu führen, dass die EU und China am Rand des G20-Treffens zu einer Einigung bei der Frage kommen, wie die Geberbasis zum NCQG gelöst werden könnte.

    Defizite bei Anpassung und Minderung

    Anpassung: COP29 ist keine Anpassungs-Konferenz, und entsprechend langsam ist der Fortschritt in diesem Feld. Die Suche nach Kriterien für das Globale Anpassungsziel ist extrem zäh. Der Bericht über die Arbeit des Adaptation-Komitees wurde zur SBSTA nach Bonn weitergereicht, was nach vier Jahren Stillstand in dieser Frage zu Frustrationen führte. Bei der nationalen Anpassungsfrage (NAP) gab es am Schluss eine “kollektive Meuterei” gegen die Präsidentschaft, berichten Beobachter. Denn gerade als die Delegierten Fortschritte machten, erklärte die Präsidentschaft, dieses Thema nicht in der zweiten Woche weiterzuverfolgen – offenbar mit Blick auf die begrenzten Ressourcen der Präsidentschaft. Aber in einer Demonstration von “party-driven process” setzten die Länder das Thema dennoch auf die Tagesordnung der zweiten Woche.

    Minderung: Völlig unklar ist derzeit, wo und wie der Bereich CO₂-Minderung in den Texten auftauchen wird. Zwar gibt es eine Mehrheit von etwa 130 Ländern aus der ganzen Welt, von AOSIS, LDCs, Südamerika, Umbrella-Group, EU und EIG, die dafür plädieren, die Dubai-Ziele zur Abkehr von den Fossilen und Ausbau der Erneuerbaren zumindest in den COP29-Texten zu verankern. Doch dagegen gibt es Widerstand aus den LMDC und Russland, die solche Formulierungen nicht vom Mandat gedeckt sehen. Bislang hängen diese Forderungen deshalb noch im Verfahren fest, etwa beim “UAE Dialog” zum GST – wo sie bereits zu Beginn der Konferenz Teil des Agenda-Fights waren und nur durch einen Fußnoten-Trick zeitweise entschärft wurden. Das Mitigation Work Programm wurde nach Bonn verschoben, ebenso wie üblich Fragen rund um die Emissionen von Schiff- und Flugverkehr und zum Clean Development Mechanismus CDM.

    Artikel 6.4. Obwohl am Beginn der Konferenz der angebliche Durchbruch bei diesem Punkt gefeiert wurde, stellten die Delegierten jetzt fest, der Text “repräsentiert keinen Konsens”. Zuletzt tauschten die Delegationen vor allem die bekannten Positionen aus. Auch Artikel 6.2. bleibt weiter umstritten.

    Global Stocktake: Auch bei der Frage, wie das zweite GST aussehen soll, gab es wenig Bewegung und die Aussicht auf weitere Debatten in der zweiten Woche. Zwischen den Staaten ist etwa umstritten, wie viel IPCC-Wissenschaft in den Prozess einfließen soll und wie viel von anderen Quellen. Hart umkämpft ist auch die Frage, ob der nächste IPCC-Bericht (mit wahrscheinlich drastischen Warnungen) vor oder nach dem GST erscheinen soll – und damit Druck auf den GST-Verlauf für mehr Ehrgeiz ausüben könnte.

    Umstritten: Loss and Damage, Just Transition, Gender

    Loss and Damage: Auch beim Prozess der Überprüfung des Warschau-Mechanismus (WIM) und dem Bericht des Santiago-Netzwerks gab es keine Entscheidung. Beide wurden zur SBSTA 62 nach Bonn weitergeschickt, wie auch andere Bereiche aus dem “Reporting” etwa zu den zweijährlichen Berichten oder nationalen Inventaren.

    Umstritten blieb auch das Just Transition Work Program. Ein Textentwurf, der den Beifall von EU, AOSIS, Südgruppe und anderen fand, wurde von den LMDC und Russland abgelehnt – und nach Bonn verwiesen.

    Genderfragen waren in den informellen Gesprächen ebenfalls heftig umstritten. Meinungsunterschiede zur Erwähnung von Frauenrechten wurden sehr deutlich. Während die progressiven Länder sich dagegen wehren, dass die Sprache früherer Texte zurückgedreht wird, erklärte etwa Iran, der Text widerspreche den Werten und Gesetzen seines Landes.

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    Ausstieg der USA: So könnte der Klimaschaden begrenzt werden

    Als alles begann: Im April 2016 unterzeichnet der US-Klimagesandte John Kerry das Pariser Abkommen für die USA – in Begleitung seiner zweijährigen Enkeltochter Isabelle Hobbs-Digginson.

    Der geplante Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen würde die Verhandlungen nach Meinung vieler Beobachter bei der COP29 erschweren, aber nicht aus der Bahn werfen. Noch ist unklar, wann und wie genau Donald Trump als US-Präsident ab Januar 2025 Entscheidungen zum Klimathema fällt, aber einige Entwicklungen zeichnen sich bereits ab.

    Debattiert wird in den Korridoren der COP auch, welche Möglichkeiten es gibt, das Schlimmste für den globalen Klimaschutz zu verhindern, wenn der historisch größte CO₂-Emittent und größter Wirtschaftsblock der Welt zum dritten Mal den UN-Prozess verlässt. Der Fachbegriff dafür: “Trump-Proofing the System”.

    Ausstieg aus Pariser Abkommen und Konvention?

    Allgemein wird erwartet, dass Trump die USA aus dem Pariser Abkommen führen wird. Das hat er bereits in seiner ersten Amtszeit getan. Damals hatte der Prozess mehr als drei Jahre gedauert, die USA waren formell bis zum Ende von Trumps Term Mitglied. Diesmal würde es allerdings nur ein Jahr dauern, bis der Austritt vollzogen wäre, denn die Schutzvorschriften zu Beginn des Abkommens greifen nicht mehr.

    Unklar ist, ob die Trump-Administration auch aus der UN-Konvention aussteigen will und kann. Juristisch ist umstritten, ob das Land durch Order des Präsidenten aus einem völkerrechtlich verbindlichen Vertrag aussteigen kann, den der US-Senat mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen hat. Unsicher ist auch, ob er dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit bräuchte, die die Republikaner im Senat wohl nicht zusammenbekommen.

    Finanznot auch für das Klimasekretariat

    Steigen die USA trotzdem aus der Konvention aus, hätte das weitreichende Folgen. So würden wegen der fehlenden Finanzverpflichtungen der Organisation des Klimaschutzes hohe Summen entzogen. Allein das UN-Klimasekretariat rechnet damit, in diesem Fall ein Viertel seines Budgets zu verlieren – das sind etwa 20 Millionen US-Dollar jährlich. Ein Austritt aus der Konvention wäre wohl auch auf Dauer zementiert. Denn eine Zwei-Drittel-Mehrheit für den Wieder-Beitritt ist auf lange Sicht im US-Senat wohl unrealistisch.

    An welchen Stellschrauben in der Konvention und im Klimaprozess gedreht werden könnte, ist Gegenstand von vielen Spekulationen auf den Korridoren von Baku. “Man kann nicht wirklich viel tun”, sagt ein erfahrener Beobachter, aber einige Vorstellungen gibt es:

    • Die Arbeit auf der Ebene unter der US-Bundesregierung (“Track II”) ginge weiter: Also nicht nur die Kontakte von einzelnen US-Staaten wie Kalifornien, die bereits Verbindungen etwa nach China geknüpft haben. Sondern auch bei Forschung und gemeinsamer Entwicklung, etwa bei Erneuerbaren, Energieeffizienz, CCS und Atomkraft. Weil viele US-Staaten weiter zum Klimaschutz stehen und das Investitionsprogramm IRA wohl in großen Teilen weiterlaufen könnte, gingen die Klima-Bemühungen weiter.

    Schnell ein US-NDC oder Geld von Privaten?

    • Die Biden-Regierung könnte noch vor dem Amtswechsel ein neues und ehrgeizigeres NDC für die USA vorlegen. Die Trump-Administration könnte es zurückziehen, aber das politische Signal an die Welt wäre gesetzt und mögliche Weichenstellungen wären benannt.
    • Bei der Klima-Finanzierung “ist es jetzt gut, dass unser Land ohnehin nicht so viel beiträgt”, wie ein US-Beobachter mit einigem Zynismus vermerkt. Für 2024 hatte die Biden-Administration 11 Milliarden US-Dollar versprochen, deutlich weniger als die Summe, die als fair betrachtet wird (etwa 40 Milliarden). Einen Teil der Summe könnten eventuell andere Akteure als die US-Bundesregierung aufbringen – also etwa Bundesstaaten, Unternehmen und Stiftungen, wie es bereits für die Finanzierung des Klimasekretariats geschieht. Allerdings ist allen klar: Das könnte Millionen von US-Dollar zusammenbringen, aber kaum Milliarden.
    • Fraglich ist auch, wie konstruktiv sich die US-Verhandler auch unter einer Trump-Administration im UN-Prozess verhalten würden. In Trumps erster Amtszeit nutzten die US-Beamten auf der technischen Ebene kaum ihr Potenzial, um das System von innen zu lähmen, erzählen erfahrene Verhandler.

    Wiedereintritt ins Pariser Abkommen möglich machen

    • Eine der wichtigsten Maßnahmen beim “Trump-Proofing” wäre allerdings, die Möglichkeit für einen schnellen Wiedereintritt zu garantieren. Den (Wieder-wieder)-Beitritt zum Pariser Abkommen könnte jeder US-Präsident allein entscheiden. Aber auch für eine möglicherweise gewünschte Rückkehr in die Konvention denken manche Experten schon über mögliche Umwege nach. So gab es durchaus Wege, etwa Indien und China in die Internationale Energieagentur (IEA) aufzunehmen, die eigentlich ein OECD-Club ist, obwohl beide Länder nicht Teil der OECD sind. Möglicherweise sind die Hürden für den Wiederbeitritt zu einer UN-Konvention allerdings höher.

    Welche Vorteile außer einem ideologischen Sieg brächte den USA allerdings der Ausstieg aus Abkommen und Konvention? Wenige, meinen Beobachter. Möglicherweise sei es für den Klimaprozess sogar besser, die USA zu verlieren, als mit einer US-Delegation arbeiten zu müssen, die den Prozess von innen aktiv sabotiert. Zumindest könnten die Hinweise von Exxon-Chef Darren Woods und die Aufforderung Russlands an Trump, im Pariser Abkommen zu verbleiben, so gelesen werden. Beide Akteure haben sich nicht als große Förderer des globalen Klimaschutzes hervorgetan.

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    Klimaanpassung: Was in Baku erreicht werden kann

    Auch die Industriestaaten müssen sich anpassen, um künftig besser geschützt zu sein: Aufräumarbeiten nach den jüngsten Überschwemmungen in der Region Valencia.

    Eine Excel-Tabelle listet fast 10.000 mögliche Indikatoren für eine gelingende Klimaanpassung auf. Über sie wird derzeit auf der COP29 in Baku diskutiert. Die Aufgabe der Fachleute: Spätestens wenn im Herbst 2025 die COP30 beginnt, soll die Liste so weit eingedampft sein, dass sie in Brasilien zu Ende verhandelt und beschlossen werden kann. Es wäre ein wichtiger Schritt hin zur praktischen Umsetzung des globalen Anpassungsziels (Global Goal on Adaptation, GGA), das im vergangenen Jahr in Dubai verabschiedet wurde.

    Noch ist es eine Debatte auf der technischen Ebene. Doch auch wenn in Baku keine definitive Entscheidung über die Indikatoren ansteht: Der Erfolg der globalen Klimaanpassung hängt davon ab, wie gut der technische Arbeitsprozess vorankommt. “Wir brauchen Indikatoren mit einer klaren Relevanz, die den Ländern wirklich helfen können, ihre Klimaanpassung voranzutreiben und die Politik zu informieren”, sagt Emilie Beauchamp, Senior-Anpassungsexpertin beim International Institute for Sustainable Development (IISD), zu Table.Briefings. “Wenn die Kenngrößen zu schwammig ausfallen, besteht die Gefahr, dass die Politik damit nichts anfangen kann und sie ignoriert.”

    Tag der Anpassungsfinanzierung und NCQG

    Am Montag, dem Tag der Anpassungsfinanzierung, wird es auf der COP aber zunächst ums Geld gehen. Fachleute aus Thinktanks und NGOs erwarten neue Zusagen für den Anpassungsfonds – auch von Deutschland. Derzeit ist der Fonds deutlich unterfinanziert: “Bisher sind rund 60 Millionen US-Dollar verfügbar”, sagt Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt. “Dabei hat der Fonds das Ziel, mindestens 300 Millionen US-Dollar zu erreichen. Deutschland war bisher immer ein verlässlicher Partner und hat den Fonds immer unterstützt.”

    Strittig ist in Baku außerdem, welche Rolle die Anpassung im neuen globalen Finanzziel (New Collective Quantified Goal, NCQG) spielen wird. Dass sie grundsätzlich Teil des NCQG wird, gilt als gesetzt – denn schon das bisherige 100-Milliarden-Ziel bezieht die Klimaanpassung ausdrücklich mit ein. Doch jetzt fordern vor allem die Entwicklungsländer ein klar definiertes Anpassungs-Unterziel innerhalb des NCQG. “Das würde die Fortschritte beschleunigen und helfen, sie leichter nachzuvollziehen”, sagt IISD-Expertin Beauchamp. Daneben wird über die Modalitäten der Finanzierung verhandelt – also beispielsweise über die Frage, wie leicht der Zugang zum Geld sein soll, und ob es in Form von Krediten fließen wird oder eher in Form von Zuschüssen.

    Zur Halbzeit der COP29 waren die Fortschritte begrenzt. “Zu diesem Zeitpunkt ist noch alles offen”, sagt Beauchamp. Sie erwartet, dass die Streitfragen zum NCQG erst in den letzten beiden Tagen der Konferenz geklärt werden. “Die Verhandlungen laufen nicht gut”, sagt Minninger von Brot für die Welt. Zur Anpassungsfinanzierung gebe es bisher “keine konkreten Zusagen”.

    1,2 Milliarden Menschen gefährdet

    Dabei ist die Finanzlücke groß. Auf der COP26 in Glasgow hatten die Parteien vereinbart, die globale Anpassungsfinanzierung bis 2025 auf rund 38 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Ein aktueller Report sieht sie zwar auf einem guten Weg dorthin: Laut OECD mobilisierten die Industrieländer und multilateralen Finanzinstitutionen im Jahr 2022 zusammen 32,4 Milliarden US-Dollar für Klimaanpassung. Doch das reicht bei weitem nicht aus. Laut dem neuesten UNEP Adaptation Gap Report, der die geleistete Anpassungsfinanzierung für 2022 etwas niedriger auf 28 Milliarden US-Dollar schätzt, werden zwischen 215 und 387 Milliarden US-Dollar jährlich gebraucht.

    Laut Weltbank sind fast ein Fünftel der Weltbevölkerung – 1,2 Milliarden Menschen – “mindestens einem klimabezogenen Risiko ausgesetzt und hoch verwundbar”. Sie könnten durch eine bessere Klimaanpassung besser geschützt werden. Besonders viele hoch gefährdete Menschen leben in Südasien und Afrika südlich der Sahara. Deshalb setzt sich die African Group wie schon auf der COP28 besonders nachdrücklich für ein starkes GGA und konkrete Unterstützungszusagen ein.

    Welche Indikatoren sind sinnvoll?

    Dazu gehört auch die Auswahl der bestmöglichen Indikatoren. Von ihnen wird abhängen, wie die einzelnen Länder ihre Anpassungspolitik ausrichten und wohin das Geld im konkreten Fall fließt. Im Idealfall messen die Indikatoren “nicht einfach nur den Fortschritt”, sagt Lina Ahmed, Expertin für Anpassung bei Germanwatch, “sondern lösen auch Anreize für ehrgeizigere Anpassungsmaßnahmen und Anpassungsfinanzierung aus”.

    Einer der Hauptstreitpunkte in Baku: Sollen die Indikatoren in erster Linie helfen, die praktische Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen zu beurteilen? Oder benötigt man daneben auch Indikatoren, die Aufschluss geben, wie viel technische, finanzielle und andere Unterstützung die Industriestaaten leisten – im Gipfeljargon “means of implementation” genannt? Im ersten Fall müssten vor allem die Entwicklungsländer über ihre Anpassungsfortschritte berichten. Im zweiten Fall wären auch die Industrieländer in der Pflicht.

    Als einziges Industrieland sei bisher Großbritannien bereit, Indikatoren für “means of implementation” zu akzeptieren, sagt Germanwatch-Expertin Adil. Gabrielle Swaby, Anpassungsexpertin des World Resources Institute, ergänzt: “Die Entwicklungsländer dagegen sagen: Ohne Unterstützung können wir uns nicht anpassen, und deshalb brauchen wir auch dafür Indikatoren.” Sie stelle in den Verhandlungen eine “gewisse Unstimmigkeit” fest, sagt Swaby zu Table.Briefings. Zwar sei man sich in Baku darüber einig, “dass die Klimaschäden wachsen und es sehr wichtig ist, die verletzlichsten Menschen zu schützen”, sagt sie. “Aber in den Verhandlungsräumen sehen wir davon nichts.”

    Derzeit warten die Delegationen auf Leitlinien, die ihnen sagen, wie sie in der Debatte weiter vorgehen sollen. Eine Kernfrage: Welche Anforderungen muss die Indikatorenliste erfüllen, über die in Brasilien weiter verhandelt wird? “Die weitere Arbeit muss jetzt sehr konzentriert und fokussiert geschehen”, sagt Adil, “damit wir auf der COP30 das GGA-Rahmenwerk in einer Form operationalisieren können, die uns wirklich hilft, die Anpassung voranzubringen.”

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    Termine

    18. November, 10 Uhr, German Pavillon
    Diskussion Interactions between carbon pricing, competitiveness and international cooperation – How to level the playing field
    Auf dieser Veranstaltung wird untersucht, ob und wie der Grenzsteuerausgleich der EU (CBAM) und ähnliche Instrumente die Einführung von Klimaschutzlösungen in energieintensiven Industrien weltweit fördern. Die Diskussion wird sich auf das Potenzial des CBAM konzentrieren, die Verlagerung von CO₂-Emissionen innerhalb der EU zu verhindern und die globalen Anstrengungen durch kooperative Rahmenwerke anzugleichen. INFOS

    18. November, 11.30 Uhr, Special Event Room Mugham
    Special Event High Level Dialogue on National Adaptation Plans: Transforming the support ecosystem for NAPs
    Auf dieser Veranstaltung werden konkrete Möglichkeiten zur Verbesserung der Unterstützung für nationale Anpassungspläne (NAPs) untersucht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf innovativer Anpassungsfinanzierung und technischer Hilfe für die Umsetzung, der Schaffung von Wegen zur Klimafinanzierung und der Erleichterung des Zugangs durch den Aufbau neuer Partnerschaften. INFOS

    18. November, 13 Uhr, Special Event Room Nasimi
    Diskussion Insights from the UNEP Emission Gap report and the UNFCCC NDC synthesis report
    Auf diesem Event wird darüber gesprochen, was für die nächsten nationalen Klimapläne (NDCs) notwendig ist, basierend auf dem UNEP Emissions Gap Report und dem NDC Synthesis Report. Zudem ist ein Panel mit führenden Experten angesetzt. INFOS

    18. November, 14.30 Uhr, German Pavillon
    Diskussion IKI High Level Event: Pathways towards transformative climate action, just energy transitions and innovative finance mechanisms
    Im Rahmen dieser Veranstaltung findet unter anderem ein Interview mit Minister Robert Habeck und eine interaktive Podiumsdiskussion statt. Staatssekretärin Jennifer Morgan kündigt zudem neue Finanzierungsmöglichkeiten für die Internationale Klimainitiative (IKI) an. INFOS

    News

    COP29: EU-Länder bringen 113 fossile Lobbyisten nach Baku

    Insgesamt 113 Industrie-Vertreter von fossilen Energien sind auf einem Ticket von EU-Mitgliedsstaaten zur COP29 nach Baku gereist. Vor allem Griechenland, Italien, Schweden und Belgien haben dutzende Lobbyisten eingeladen, die großteils bei Gas-Unternehmen tätig sind, wie eine Analyse von Kick Big Polluters Out zeigt. Deutschland brachte keine fossilen Lobbyisten auf seinem Ticket mit, auch die EU-Kommission reagierte auf die Kritik am Interessenkonflikt nach der vergangenen COP28 in Dubai.

    Demnach sind 24 der Lobbyisten auf Einladung der griechischen Delegation in Baku, 22 auf Einladung von Italien, 17 von Schweden und 13 von Belgien. Diese Staaten seien zugleich die größten Abnehmer von Gas aus Aserbaidschan, dem Gastgeber der COP29; dieser finanziert seinen Staatshaushalt zur Hälfte aus fossilen Energien. “Die europäischen Staaten nutzen die COP29, um Gasdeals auszuverhandeln”, kritisiert Nathan Stewart, Koordinator von Fossil Free Politics. So unterzeichneten etwa am zweiten Tag der COP29 italienische Lobbyisten von Italgas einen Vertrag zur strategischen Partnerschaft mit dem aserbaidschanischen Öl- und Gaskonzern SOCAR. Als Alternative zu russischem Erdgas bezieht die EU mittlerweile größere Mengen an Erdgas aus Aserbaidschan, obwohl dort die Menschenrechtslage ebenfalls kritisch ist.

    Die Lobbyisten sind zwar nicht Teil der offiziellen Länderdelegationen, sondern erhalten sogenannte “Party Overflow”-Akkreditierungen im Gegensatz zu den “Party”-Akkreditierungen der Minister, Verhandler und Mitarbeiter. Doch auch COP-Teilnehmer mit Overflow-Akkreditierung werden von den jeweiligen Ländern eingeladen. Das heißt, ohne die aktive Einladung Griechenlands, Italiens, Schwedens oder Belgiens hätten die Fossil-Lobbyisten keinen Zugang zum COP-Gelände in Baku.

    EU-Kommission diesmal ohne fossile Lobbyisten

    Die Zahl fossiler Interessenvertreter auf UN-Klimagipfeln ist in den letzten Jahren massiv gestiegen. Mindestens 1.773 fossile Lobbyisten haben in diesem Jahr Zugang zur Klimakonferenz. Das ist laut Kick Big Polluters Out der bisher größte Anteil gemessen an der Teilnehmerzahl. Im vergangenen Jahr, als die COP wesentlich größer war, waren es sogar über 2.400 Lobbyisten, vor zwei Jahren in Ägypten waren es noch rund 630. Den zunehmenden Einfluss der fossilen Industrie kritisierte kürzlich ein offener Brief, der in Baku für viel Diskussion sorgte, weil er auch die Frage nach geeigneten Gastgeberländern aufwarf.

    Auf die Kritik am Interessenkonflikt reagierte unterdessen die Europäische Kommission. In diesem Jahr brachte sie laut Auswertung keine fossilen Lobbyisten nach Baku – anders als noch vor einem Jahr, als hochrangige Vertreter von BP, Exxon und Eni mitgenommen wurden, um laut EU-Kommission als Teilnehmer von Veranstaltungen zu sprechen. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra musste kürzlich bei seiner Anhörung im EU-Parlament Stellung nehmen; er sprach sich dabei ebenfalls für stärkere Regeln für Interessenkonflikte auf der COP aus. lb/luk

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    Climate.Table Redaktion

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