in zehn Tagen steht die nächste Landtagswahl an, bei der es vor allem um Migration und Populismus geht. Und nach Sachsen und Thüringen ist auch in Brandenburg das Thema Klimakrise aus der öffentlichen Debatte praktisch verschwunden. Aber nicht bei uns: Wir liefern Ihnen den Klimacheck Brandenburg mit einem Überblick darüber, was dort funktioniert hat und wo die Leerstellen sind. Auch wenn die Parteien das Thema ignorieren, der nächste Rekordsommer oder Starkregen kommt bestimmt.
Das liegt sicher auch daran, dass die Welt zwar beschlossen hat, von den fossilen Energien loszukommen, aber die Kohle gerade ein Comeback erlebt. Vor allem Indien und China bauen den dreckigsten Energieträger weiter aus, während andere Staaten aussteigen. Alle Details zu diesem komplexen Vorgang heute bei uns.
Und was passiert, wenn effektive Klimapolitik verhindert oder verzögert wird, ist deshalb auch wieder Thema in diesem Climate Table: Warum ist Lateinamerika in Rauch gehüllt? Was droht, wenn im Verkehr nicht schnell die Emissionen sinken? Mit welchen Klagen müssen Konzerne rechnen? Und wie planen wir am besten die Anpassung an den Klimawandel?
Wir wünschen eine spannende Lektüre.
In Brandenburg hat das Klimathema traditionell einen schweren Stand. Die Energie-Infrastruktur ist auf die klimaschädliche Braunkohleverstromung ausgerichtet, das Land hat mit etwa 18 Tonnen CO₂ einen der höchsten pro-Kopf-Ausstöße der Bundesländer. Obwohl die Landwirtschaft extrem anfällig für Klima-Extreme ist und in der Landeshauptstadt seit 1992 das “Potsdam Institut für Klimafolgenforschung” weltweit renommierte Wissenschaft zu Klimapolitik liefert, sind die Klima-Institutionen im Land schwach: So gibt es erst seit vier Jahren eine offizielle Befassung mit dem Klimaschutz in der Landesregierung, im Umweltministerium. Im jetzt endenden Wahlkampf spielte Klimapolitik kaum eine Rolle. Ob die Grünen, die das Thema in der Regierung vorangebracht haben, in der nächsten Regierung oder überhaupt im Parlament sein werden, ist völlig offen.
Auf der anderen Seite gehört Brandenburg ebenfalls traditionell bundesweit zur Spitze der Länder bei der Reduktion der Treibhausgase: Um 57 Prozent sind die Emissionen laut offiziellen Zahlen seit 1990 gesunken, von 125 Millionen Tonnen auf knapp 50 Millionen. Grund für diesen großen Beitrag zum Klimaschutz sind vor allem das Aus für viele Braunkohle-Anlagen nach der Wende und der Ausbau der Erneuerbaren. Heute exportiert Brandenburg seinen Strom, vor allem nach Berlin – die dabei entstehenden CO₂-Emissionen werden allerdings Brandenburg angerechnet. Ähnlich beim Verkehr: Der Flughafen BER, den viele Berliner nutzen, belastet mit seinen Emissionen die Brandenburger Klimabilanz.
In der Emissionsabschätzung für 2023 sieht sich die Landesregierung auf gutem Weg, aber auch vor Herausforderungen:
Auch für Brandenburg ist die Braunkohle zentral für die Klimabilanz: Allein die beiden Braunkohlekraftwerke in Jänschwalde und Schwarze Pumpe verursachen 44 Prozent aller Emissionen.
Von 2000 bis 2018 haben sich nach einem Gutachten des IÖW die Brandenburger Emissionen praktisch nur durch externe Faktoren verbessert: durch den bundesweiten Kohleausstieg, die Folgen der Pandemie und den Abschwung beim Wirtschaftswachstum. Immer noch ist Brandenburg mit nur drei Prozent der deutschen Einwohner und nur 2,2 Prozent der deutschen Wirtschaftskraft für sieben Prozent der deutschen Emissionen verantwortlich. Das Land müsse “über den Kohleausstieg hinaus aktiv werden”, fordert das Gutachten im Auftrag des grün geführten Umweltministeriums in Potsdam.
Dafür hat die Landesregierung im März 2024 nach langer interner Abstimmung zwei Jahre später als geplant ihren “Klimaplan” vorgelegt. Der schreibt – wie im Bund – Klimaneutralität bis spätestens 2045 fest und definiert für 2030 mit minus 74 Prozent und für 2040 mit minus 96 Prozent ehrgeizige Ziele. Ähnlich wie das gerade entschärfte Klimaschutzgesetz des Bundes, das die Sektorziele aufgeweicht hat, gibt es in Brandenburg für jeden Sektor Minderungsziele, jeweils für 2030, 2040 und 2045. Allerdings hat der Klimaplan nicht – wie das KSG – einen gesetzlich verankerten “Nachsteuer-Mechanismus”, wenn die Ziele überschritten werden.
Für die Erreichung des 2030er-Ziels sieht Daniela Setton, Referatsleiterin Klimaschutz im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK), gute Chancen: “Vor allem mit der laut Kohleausstieg geplanten Schließung von weiteren Braunkohleblöcken in Jänschwalde und den erwarteten Maßnahmen entsprechend der Ziele zur Dekarbonisierung bei den Industriebetreiben Arcelor Mittal, Cemex und der PCK-Raffinerie in Schwedt können wir die noch verbleibende 18-Millionen-Lücke bis zur Reduktion auf 32 Millionen Tonnen schließen“, sagte sie Table.Briefings.
Für das Jahrzehnt danach kämen dann noch größere Aufgaben auf das Land zu: Die Bereiche Gebäude und Verkehr müssten ebenso konsequent angegangen werden wie eine Verbesserung bei der Klimabilanz der Landnutzung, etwa der Wiedervernässung der Moore: Der Sektor soll als Senke für CO₂-Emissionen dienen, emittiert derzeit aber etwa 2,5 Millionen Tonnen CO₂ im Jahr.
Für das Klimabündnis Brandenburg ist der “Klimaplan” zwar ein Fortschritt, aber er komme zu spät, sei nicht verbindlich und nicht ehrgeizig genug. Tatsächlich sollte das Konzept Ende 2022 vorliegen, wurde aber in der Staatskanzlei lange auf Eis gelegt und entschärft. Franziska Sperfeld vom BUND lobt zwar das Mobilitätsgesetz des Landes, in dem zum ersten Mal “die Schritte und Zwischenschritte für ein Verkehrssystem der Zukunft” gelegt seien. Aber im Klimaplan des Landes würden “viele Maßnahmen nicht berücksichtigt” und es fehlten Antworten für die “Klimaschutzlücke zwischen 2030 und 2040”, sagte sie Table.Briefings. Man merke, dass die Regierung unter SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke “nicht geschlossen hinter der Klimapolitik steht”.
Wie umstritten das Klimathema in der Landesregierung von SPD, CDU und Grünen ist, zeigen einige Beispiele:
Für Referatsleiterin Setton ist der Klimaplan ein großer Fortschritt und gut im Verwaltungshandeln verankert, obwohl er kein Gesetz ist: “Der Plan ist fest in den Ressorts verankert, weil er die Strategien des Landes in den Bereichen Energie, Industrie und Mobilität aufnimmt. Sie sind damit alle Teil des Klimaplans, wer das ändern wollte, würde alle diese Planungen infrage stellen.”
Sie treibt mit Blick auf die Klimapolitik noch eine andere Sorgen um: “Für die Beschleunigung der Planung beim Ausbau der Erneuerbaren oder der Infrastruktur wie Pipelines und Netze oder bei der Dekarbonisierung der Industrie brauchen wir mehr Stellen und Personal. Das ist aber schwierig zu bekommen, weil Fachkräfte rar sind und in der Wirtschaft besser bezahlt wird.”
Zehn Monate nach dem Beschluss der COP28 zur Abkehr von den fossilen Energien setzen wichtige Staaten weiter auf die Kohle – und der weltweite Verbrauch steigt an. Indien hat gerade bekanntgegeben, in den nächsten Jahren 7,2 Milliarden Euro in neue Kohlekraftwerke investieren zu wollen. In der Nähe von Minen sollen mindestens 4,7 Gigawatt an neuer Kapazität gebaut werden, zusätzlich zu Ausbauplänen von 88 Gigawatt an konventionellen Kraftwerken – hauptsächlich Kohle – bis 2032.
Ein Ausstieg ist nur bei einigen Vorreitern zu erkennen. Im Widerspruch zu allen Klimazielen stieg in Indien und China und auch weltweit der Kohleverbrauch im vergangenen Jahr rapide an. 2023 war somit ein Rekordjahr für die Kohle – der weltweite Verbrauch stieg um 2,3 Prozent.
Und dennoch gibt es Fortschritte: “Langsam reduziert sich die Pipeline neuer Kohlekraftwerke und die Wachstumsdynamik schwächt sich ab”, sagt der Kohle-Experte Jan Steckel vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Steckel zeigt sich “vorsichtig optimistisch, was den globalen Kohleausstieg angeht”, denn Erneuerbare Energien und Speicher würden immer günstiger, einige Vorreiter reduzierten ihren Kohleanteil am Strommix.
Laut Internationaler Energieagentur (IEA) steht die Welt aufgrund der Energiewende und einer geringeren Kohlenachfrage im Stahlsektor kurz vor dem Kohle-Peak. Allerdings dürfte der Kohlestrom im Jahr 2030 nur noch vier statt 35 Prozent (2023) des globalen Strommixes ausmachen, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das stellt besonders Indien und China vor immense Herausforderungen.
China und Indien sind mittlerweile für zwei Drittel der weltweiten Kohleverstromung verantwortlich. In beiden Staaten ist die Energienachfrage in den letzten Jahren massiv gestiegen, was den Ausstieg aus der Kohle erschwert.
Indien befindet sich dabei in einer Energie-Zwickmühle:
Allerdings ist Indien ein spezieller Fall. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt noch in Armut. “Diesen Menschen den Zugang zu günstiger Energie zu verwehren, ist politisch nicht machbar und wäre auch ethisch fragwürdig. Aber auch Indiens Regierung ist daran interessiert, die Emissionen zu senken, weil das Land besonders von der Klimakrise betroffen ist”, sagt Steckel.
Auch China müsste sein Energiesystem viel schneller auf CO₂-freie Alternativen umstellen, um die globalen Klimaziele erreichbar zu halten. Zwar macht das Land einige Fortschritte, ist als größter Kohlekonsument aber besonders in der Pflicht:
Steckel zeigt sich auch bei China relativ optimistisch. “Auch in China könnte der Kohleausstieg aus ökonomischen Gründen schneller gehen als man vermuten würde. Neue Kohlekraftwerke werden nach deutlich unter 40 Jahren abgeschrieben sein”, vermutet der MCC-Experte.
Unter den G7-Staaten ist Japan der hartnäckigste Kohlebefürworter:
Wie schnell der Kohleverbrauch gedrosselt werden kann, zeigen einige Vorreiter-Staaten:
Laut Steckel waren für diese Erfolge “vor allem ökonomische Gründe verantwortlich”. In den USA sei die Kohle “durch günstiges Fracking-Gas abgelöst” worden. “In Großbritannien gibt es seit vielen Jahren einen nationalen CO₂-Preis für den Energiesektor, der die Kohle verteuert hat.”
10. bis 24. September, New York
UN-Gipfel Generalversammlung der Vereinten Nationen
In New York findet zum 79. Mal die Generaldebatte der Vereinten Nationen statt. Teil davon ist auch der Gipfel “Summit for the Future” (20.-23.9.), bei dem es verstärkt um Klimathemen geht. Infos
12. bis 13. September, Düsseldorf
Tagung Dekarbonisierung der Industrie
Die Dekarbonisierung der Industrie ist eine der großen Aufgaben unserer Zeit. Unternehmen sehen sich mit der immensen Herausforderung konfrontiert, ihre Produktionsprozesse grundlegend umzugestalten, um den Treibhausgasausstoß zu minimieren und die globalen Klimaziele zu erreichen. Auf der Tagung des Handelsblatts wird diskutiert, wie Unternehmen diese Herausforderungen angehen können. Infos
16. bis 20. September, bundesweit
Aktionswoche Woche der Klimaanpassung
In der Aktionswoche finden deutschlandweit Veranstaltungen zum Thema Klimaanpassung statt. Infos
16. bis 17. September, Essen
Jahrestagung Regionale Transformation Gestalten
Das BMWK veranstaltet diese Tagung, im Fokus steht der systematische und interdisziplinäre Erfahrungsaustausch über Ansatzpunkte und Projekte zur Gestaltung regionaler Transformationsprozesse. Infos
16. bis 22. September, verschiedene Orte
Aktionswoche Europäische Mobilitätswoche
Die Europäische Mobilitätswoche ist eine Kampagne der Europäischen Kommission. Seit 2002 bietet sie Kommunen aus ganz Europa die Möglichkeit, ihren Bürgerinnen und Bürgern die komplette Bandbreite nachhaltiger Mobilität vor Ort näherzubringen. Infos
17. September, 9 Uhr, Berlin
Konferenz Potenziale für Energieeffizienz in der Stadt: Städtebau, energetische Sanierung und erneuerbare Wärme
Städte stehen in mehrfacher Weise im Zentrum der Energiewende: Zum einen entstehen 65 % des weltweiten Energiebedarfs in Städten. Zum anderen bieten Städte durch die räumliche Konzentration von Versorgern und Verbrauchern und der Vielzahl von lokalen Akteuren große Potenziale für die Entwicklung von ganzheitlichen Energiekonzepten und die Nutzung von Synergien. Das deutsch-französische Büro für die Energiewende veranstaltet diese Konferenz mit Fokus auf Herausforderungen besonders für Deutschland und Frankreich. Infos
17. September, 11 Uhr, Online
Vorstellung Navigator zur Klimaneutralität
Ein Jahr vor der Bundestagswahl und den bevorstehenden Aktualisierungen der nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs) droht Deutschland seine verbindlichen Klimaziele und Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 zu verfehlen. Die NGO Germanzero hat ein Online-Tool entwickelt, mit dem sich verschiedene Maßnahmen und ihr Emissionsreduktionspotenzial vergleichen lassen. Infos
17. September, 14 Uhr, Berlin
Konferenz Everything CO₂unts
Die “Convention” ist die Jahreskonferenz der Community Nachhaltige Digitalisierung und bietet eine Plattform für den Austausch zwischen den Mitgliedern der Community und dem BMUV. Infos
17. bis 18. September, Heidelberg
Kongress Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik
Auf dem Kongress sollen die vielfältigen Kooperationen in der Stadtentwicklung und die großen Transformationsaufgaben von Klimawandel, Digitalisierung, Wohnen, sozialem Zusammenhalt, Koproduktion und Gemeinwohl sowie Energie- und Mobilitätswende betrachtet werden. Infos
19. September, 14 Uhr, Berlin/Online
Preisverleihung Bundespreis Blauer Kompass
Der Bundespreis “Blauer Kompass” ist die höchste staatliche Auszeichnung in Deutschland, die im Rahmen eines Wettbewerbs für Projekte zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels vergeben wird. Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt suchen gemeinsam die besten Projekte zum Umgang mit Klimafolgen wie Hitze, Dürre und Starkregen. Infos
Im Verkehrssektor drohen in den 2030er Jahren Fahrverbote und Auto-Stilllegungen, wenn die Bundesregierung weiterhin wenig unternimmt, um die Emissionen im Verkehrssektor zu senken. Davor warnt eine neue Studie im Auftrag von Greenpeace und Germanwatch, die Table.Briefings vorab vorlag. Je später die Bundesregierung aktiv wird, desto drastischer seien die nötigen Eingriffe, so die Studie.
Die Autorinnen und Autoren vom New Climate Institute haben mehrere Szenarien analysiert. Würde die Regierung weiterhin zu zögerlich handeln, müsste sie ab 2030 harte Maßnahmen ergreifen, da die Emissionen fast doppelt so schnell (um 18,2 Millionen Tonnen pro Jahr) sinken müssten, als wenn sofortige Maßnahmen ergriffen würden:
Bei sofortigem entschiedenem Handeln müssten die Emissionen im Verkehrssektor hingegen um 10,3 Millionen Tonnen pro Jahr sinken. Erforderliche Maßnahmen wären:
Die Autorinnen und Autoren warnen, dass andere Sektoren die Zielverfehlung des Verkehrssektors kaum auffangen könnten. Die Nutzung von E-Fuels für den nationalen Verkehrssektor sei ebenfalls kein Ausweg, da sie in anderen Sektoren (Flug- und Schiffsverkehr) gebraucht würden und dort hohe Preise gezahlt würden, weil es dort kaum andere Klimaschutzmaßnahmen gäbe. Doch die Autorinnen und Autoren zeigen sich auch optimistisch: “Bei ausreichend politischem Willen steht einer schnellen Umsetzung ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor nichts entgegen.” nib
CDU und CSU wollen die angestrebte Klimaneutralität zu geringeren Kosten erreichen. Wie das gelingen soll, hat der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jens Spahn in einem fünfseitigen Papier skizziert, das der geschäftsführende Fraktionsvorstand in der vergangenen Woche diskutiert* hat und das Table.Briefings vorliegt. “Ohne eine Kostenwende hin zu mehr Effizienz scheitert die Energiewende”, heißt es darin. Vorgeschlagen wird eine bessere Abstimmung des Ausbaus der Netze und der erneuerbaren Energien. Beim Ausbau der Stromnetze will die Union künftig “in der Regel” wieder auf oberirdische Freileitungen statt auf teure Erdkabel setzen; diese waren einst vor allem auf Druck von unionsregierten Bundesländern eingeführt worden.
Prominent findet sich im Papier die Forderung einer “stärkeren Technologieoffenheit”. Statt vor allem auf Solar- und Windenergie zu setzen, fordert Spahn, auch Bioenergie und Wasserkraft in stärkerem Umfang zu nutzen. Dies steht allerdings in einem gewissen Widerspruch zur geforderten Kosteneffizienz: Die EEG-Vergütung für Strom aus Biomasse liegt mit 19 Cent pro Kilowattstunde etwa dreimal so hoch wie für Strom aus Wind- und großen Solarkraftwerken. Große Wasserkraftwerke produzieren zwar vergleichsweise günstigen Strom, doch dort ist das Potenzial in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamts bereits “weitgehend erschlossen”.
Auch bei “Heiz- und Wärmetechnologien” fordert das Papier mehr Technologieoffenheit; was das genau für die Zukunft des Gebäudeenergiegesetzes heißt, bleibt offen. Hier ringt die Partei offenbar noch um eine Haltung. Nachdem die CDU die Gesetzesänderung, die Wärmepumpen eine zentrale Rolle zuweist, zunächst heftig kritisiert hatte, hat Parteichef Friedrich Merz im Juni die Hoffnung geäußert, dass künftig noch viel mehr Wärmepumpen eingebaut werden als derzeit – was durch eine Rückabwicklung der Gesetzesnovelle erschwert werden dürfte.
Eine größere Rolle fordert die Union für die Abscheidung, Speicherung und Nutzung von Kohlendioxid (CCS/CCU). Hierfür sei “der Anwendungsbereich auszuweiten”. Weil für Industrieprozesse und Gaskraftwerke auch die Ampel-Koalition die Nutzung ermöglichen will, dürfte damit vor allem die Nutzung auch bei Kohlekraftwerken gemeint sein. Diese gilt aber sowohl aus technischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen als extrem unrealistisch.
Den Verbraucherinnen und Verbrauchern stellt die Union deutlich sinkende Stromkosten in Aussicht: Dem Papier zufolge sollen die CO₂-Einnahmen statt für “milliardenschwere, oft auch fachfremde Förderprogramme” künftig genutzt werden, um die Stromsteuer auf das EU-Minimum zu senken und die Netzentgelte deutlich zu reduzieren. Diese Entlastung sieht Spahn als schnelle und effiziente Alternative zu einem Klimageld, an dessen Einführung die Ampel-Koalition “gescheitert” sei. Wie die Förderprogramme für Industrie und Verbraucher, die bisher aus den CO₂-Einnahmen bezahlt werden, künftig finanziert werden sollen, wird nicht ausgeführt. mkr
* Korrektur 19.9.2024: Anders als zuvor berichtet, hat der Fraktionsvorstand das Papier nicht beschlossen, sondern nur diskutiert; das teilte eine Sprecherin der Fraktion mit.
Der Rauch aus den Waldbränden in Bolivien und Teilen Brasiliens erreicht inzwischen auch die Nachbarländer: Aktuelle Karten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus zeigen Aerosolwolken bis nach Uruguay, Paraguay, Nordargentinien und Peru. Dort brennt es ebenfalls, doch in Brasilien und Bolivien sind die Feuer derzeit besonders zerstörerisch. Auch die Kohlenmonoxidbelastung ist in der Region außergewöhnlich hoch. Laut der Schweizer Agentur IQAir war die Luft in Brasiliens Finanzzentrum São Paulo am Mittwoch so schlecht wie in keiner anderen Metropole der Welt.
Die südamerikanische Waldbrandsaison erreicht üblicherweise um diese Jahreszeit ihren Höhepunkt. Aber in diesem Jahr seien die Brände in Bolivien und Teilen Brasiliens so schlimm wie seit mindestens 2003 nicht mehr, vermeldet Copernicus. Die daraus in Bolivien sowie den brasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso do Sul und Amazonas resultierenden Emissionen seien “außergewöhnlich hoch”. Viele Feuer werden von Menschen gelegt, um Platz für Viehweiden und Felder zu schaffen. Aber ihre Ausbreitung wird durch eine Rekorddürre begünstigt. Mit dem Amazonas, dem Feuchtgebiet Pantanal und dem Cerrado sind drei der sechs großen Naturräume auf brasilianischem Land betroffen.
Am Dienstag besuchte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die Amazonasregion, um sich ein Bild von der Krise zu verschaffen. Es scheine, dass die Dinge von Jahr zu Jahr schlimmer würden, sagte er dem britischen Guardian zufolge. “Das ist ein Problem, das wir lösen müssen, denn sonst wird die Menschheit unseren Planeten zerstören. Wir können nicht das zerstören, worauf wir für unser Leben angewiesen sind“.
Dennoch plant Brasilien unter Lula, die heimische Produktion von Öl und Gas auszuweiten. Klimaschutzorganisationen fordern von Lulas Regierung auch mehr Führungsstärke für den Klimaschutz innerhalb der G20 – Brasilien hat derzeit deren Vorsitz inne. Der Hintergrund: Offenbar wurde das Versprechen einer “Abkehr von fossilen Brennstoffen” aus dem aktuellen Entwurf für ein gemeinsames G20-Klimakommuniqué gestrichen. Die NGOs verlangen nun, Brasilien solle sich dafür einsetzen, dass es wieder aufgenommen wird. Lula solle zudem den Druck auf reiche Länder erhöhen, um den Übergang zu Erneuerbaren “gerecht zu finanzieren”, forderte Maria Victoria Emanuelli, Campaignerin bei 350.org. ae
Seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 hat sich die Zahl der jährlich neu erhobenen Klimaklagen gegen die größten Öl-, Gas- und Kohlekonzerne fast verdreifacht. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Report “Big Oil in Court”, den die Organisationen Zero Carbon Analytics und Oil Change International gemeinsam erstellt haben. Derzeit laufen demnach mindestens 86 Gerichtsverfahren gegen Ölkonzerne wie BP, Chevron, Eni, ExxonMobil, Shell und TotalEnergies. Auch RWE gehört zu den Beklagten. Die Analyse betrachtet ausschließlich Klagen gegen große Öl-, Gas- und Kohleproduzenten. Weitere Verfahren, etwa gegen Autohersteller, Banken oder Staaten, ließ sie außer Acht.
Der größte Teil der analysierten Klagen – 38 Prozent – fordert von den Konzernen eine Kompensation für Klimaschäden. Laut Report sind alleine ExxonMobil, Shell und BP schätzungsweise jeweils für mindestens eine Billion US-Dollar an Schäden verantwortlich. Die Zahl vermittelt einen Eindruck vom Ausmaß der finanziellen Risiken, die den Unternehmen drohen könnten, falls die Klagen Erfolg haben. Klagen auf Kompensation nehmen zu, weil Forschende immer besser in der Lage sind, einzelne extreme Wetterereignisse auf Treibhausgasemissionen zurückzuführen. Die von dem peruanischen Bergführer Saúl Luciano Lliuya angestrengte Klage gegen RWE ist dafür ein Beispiel.
In 16 Prozent der Fälle geht es um angeblich irreführende Werbung. Zwölf Prozent der Klagen sollen die Beklagten dazu zwingen, ihre Emissionen zu senken. Dazu gehört ein bahnbrechendes Gerichtsverfahren aus den Niederlanden. In ihm wurde Shell 2021 dazu verpflichtet, seine Emissionen bis 2030 um 45 Prozent zu senken. Derzeit läuft das Berufungsverfahren, eine Entscheidung könnte in diesem Herbst fallen.
In Deutschland klagt insbesondere die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gegen irreführende Werbung zu angeblich klimaneutralen Produkten. Ihre Klagen richten sich allerdings nicht nur gegen Ölkonzerne, sondern beispielsweise auch gegen Einzelhandelsunternehmen wie dm oder Netto, Fluglinien wie Eurowings, Computerhersteller wie Apple und Sportartikelhersteller wie Adidas (eine Übersicht findet sich hier). Bisher habe sie insgesamt 92 Verfahren geführt, erklärte die DUH in einer am Dienstag vorgestellten Zwischenbilanz. Mit 48 seien die meisten davon durch die Abgabe einer Unterlassungserklärung von Seiten der Unternehmen zu Ende gegangen. Derzeit seien elf Verfahren vor Gericht.
Die DUH hat angekündigt, ihre Klagen wegen irreführender Werbung mit angeblicher Klimaneutralität auszuweiten. Sie fordert die Bundesregierung auf, solche Werbung zu verbieten. ae
276 Milliarden Euro wird die Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) laut EU-Kommission für die ökologische Transformation einsetzen, das sind 42,5 Prozent der gesamten ARF-Mittel. Ein Bericht des Europäischen Rechnungshofs warnt nun, dass der tatsächliche Betrag mindestens 34,5 Milliarden Euro niedriger ausfallen dürfte. Der Bericht des Rechnungshofs ist innerhalb von zwei Wochen der zweite, der sich kritisch über die Methodik der ARF äußert.
Die Diskrepanz ist auf unterschiedliche Klimakoeffizienten zurückzuführen – das ist der Anteil einer Maßnahme, der als Klimamaßnahme durchgeht. Die EU-Kommission bewertet die Ausgaben je nach deren Beitrag zum Ziel der ökologischen Transformation mit einem Klimakoeffizienten von 100 Prozent (für gezielte Klimamaßnahmen), 40 Prozent (für Maßnahmen mit einem wesentlichen positiven Einfluss) oder 0 Prozent (für Maßnahmen ohne wesentlichen Klimaeffekt). Der Rechnungshof kritisiert, dass die Kommission für die Bewertung einiger Ausgabekategorien einen zu hohen Klimakoeffizienten verwende, was den Totalbetrag für Klima-relevante Ausgaben künstlich erhöhen würde.
So argumentiert der Rechnungshof zum Beispiel, dass der Bau neuer hocheffizienter Gebäude einen Klimakoeffizienten von 0 Prozent haben sollte – nicht 40 Prozent, wie das die ARF-Verordnung vorsieht. Auch die Koeffizienten für Eisenbahninfrastrukturen und Stromnetze kritisiert der Rechnungshof als zu hoch. Die EU-Kommission verteidigt ihre Bewertung in einer Stellungnahme. Die Klimakoeffizienten seien in der ARF-Verordnung vorgegeben und könnten nicht von der Kommission abgeändert werden.
Der Rechnungshof kritisiert auch, dass die Etappenziele und Zielwerte für klimarelevante Investitionen in der ARF nicht immer aussagekräftig seien. Zudem sei es schwierig zu bewerten, wie viel die ARF tatsächlich zum ökologischen Wandel beiträgt, unter anderem weil es keine Berichterstattung über die tatsächlichen Ausgaben gäbe.
Die Kommission verteidigt die fehlende Berichterstattung damit, dass dies in der ARF-Regulierung nicht gefordert werde. Die Effektivität der ökologischen Ausgaben des ARF werde die Kommission in einer ex-post Evaluierung 2028 genauer untersuchen.
Trotz aller Kritik sagt Joëlle Elvinger, die für den Bericht des Rechnungshofs zuständig ist, dass die ARF, “wenn sie richtig umgesetzt wird, die Verwirklichung der ehrgeizigen Klimaziele der EU erheblich beschleunigen” könne. jaa
Die Kraftwerksstrategie noch vor der Sommerpause vorzustellen, wie ursprünglich geplant, hat das Bundeswirtschaftsministerium nicht geschafft. Doch gleich am dritten Tag nach der Sommerpause war es so weit: Am Mittwoch hat das BMWK die lange erwarteten Details für die Ausschreibung von wasserstofffähigen Gaskraftwerken veröffentlicht. Diese werden nun zunächst im Rahmen einer Konsultation mit der Branche diskutiert, bevor voraussichtlich zu Beginn des nächsten Jahres final verabschiedet werden.
In einem ersten Schritt sollen ab Anfang 2025 Kraftwerke mit einer Leistung von 5 Gigawatt ausgeschrieben werden. Sie sollen überwiegend in Süddeutschland entstehen und müssen spätestens zu Beginn des achten Betriebsjahrs komplett mit Wasserstoff betrieben werden; weitere Kraftwerke mit einer Leistung von 0,5 Gigawatt sollen von Anfang an ausschließlich Wasserstoff nutzen, um Erfahrungen zu sammeln und den Markthochlauf zu beschleunigen. Zudem sollen Bestandsanlagen mit 2 Gigawatt so umgerüstet werden, dass sie Wasserstoff nutzen können. Ebenfalls vorgesehen ist die Ausschreibung von Langzeitspeichern mit einer Kapazität von 0,5 Gigawatt.
Für die Kraftwerke erhalten die Betreiber einerseits einen Zuschuss zu den Baukosten; wie hoch dieser ausfällt, wird im Rahmen der Ausschreibung ermittelt. Zum anderen bekommen sie in den ersten vier Jahren für jeweils 800 Volllaststunden die Mehrkosten der Nutzung von Wasserstoff im Vergleich zu Erdgas erstattet. Finanziert werden soll dies aus dem Klima- und Transformationsfonds. Das BMWK geht derzeit von Gesamtkosten von rund 15 Milliarden Euro aus. In einem zweiten Schritt sollen weitere 5 Gigawatt wasserstofffähige Gaskraftwerke ausgeschrieben werden; diese sollen über den geplanten Kapazitätsmarkt finanziert werden, dessen Details noch ausgearbeitet werden.
Insgesamt sehen die BMWK-Pläne damit die Ausschreibung von 13 Gigawatt klimaneutraler gesicherter Leistung vor. Das ist weniger als die 17 bis 21 Gigawatt, die im jüngsten Monitoringbericht der Bundesnetzagentur als Voraussetzung für den Kohleausstieg im Jahr 2030 genannt wird; allerdings rechnet das Ministerium damit, dass weitere 5 Gigawatt in Form von Kraft-Wärme-Kopplungs-Kraftwerken entstehen; diese werden gesondert gefördert und müssen so geplant werden, dass sie später ohne großen Aufwand auf Wasserstoff umgerüstet werden können. mkr
Bei Industriekunden, die derzeit am Erdgasnetz hängen, gibt es ein großes Interesse, künftig Wasserstoff zu beziehen. Das zeigt der Gasnetzgebietstransformationsplan 2024, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Zur Ermittlung der künftigen Nachfrage haben dafür 252 Gasnetzbetreiber, die 80 Prozent der Verteilnetze betreiben, 3.540 große Industriekunden befragt. Von diesen erklärten etwa zwei Drittel, dass sie künftig an Bezug von Wasserstoff interessiert seien. Bei den besonders großen Kunden mit einem Verbrauch von mehr als 100 Millionen Kilowattstunden pro Jahr waren es sogar 95 Prozent.
Die in der Initiative “H2 vor Ort” zusammengeschlossenen Gasnetzbetreiber folgern daraus, dass ein großer Teil der Verteilnetze in Zukunft auf Wasserstoff umgestellt werden muss – und zwar unabhängig davon, ob dieser auch zum Heizen von Privathäusern genutzt wird, was derzeit in größerem Umfang als wenig wahrscheinlich gilt. “Die Verteilnetze versorgen nicht nur Haushalte, sondern auch Kraftwerke und Industriebetriebe, die Prozesswärme benötigen”, sagte der Vorsitzende Florian Feller.
Die wichtigste potenzielle Anwendung von Wasserstoff ist Prozesswärme, zeigt die Befragung. Auf den Plätzen zwei und drei liegen das Heizen von Gebäuden und die Stromerzeugung. Ob Wasserstoff für diese Anwendungen wirtschaftlich ist, dürfte allerdings stark vom Preis abhängen, zu dem dieser angeboten wird. Eine Aussage dazu findet sich in der Umfrage nicht. Der Transformationsplan geht davon aus, dass in einem Großteil der Landkreise die erste Wasserstoff-Einspeisung bereits vor 2030 erfolgt. Das erscheint durchaus optimistisch, denn das Wasserstoff-Kernnetz, durch das der Großteil des Wasserstoffs transportiert werden soll, wird zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett fertiggestellt sein. mkr
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hält hohe Investitionen und tiefgreifende Strukturreformen für erforderlich, um Deutschland als Industriestandort zu erhalten. Anderenfalls seien bis zum Jahr 2030 rund 20 Prozent der deutschen Industriewertschöpfung gefährdet, heißt es in einer am Dienstag vorgestellten Studie, die die Boston Consulting Group und das Institut der Deutschen Wirtschaft im Auftrag des BDI erstellt haben. Besonders groß ist der Gefährdungsanteil demnach bei Kokereien und Mineralölverarbeitung mit rund 60 Prozent, in der Grundstoff-Chemie mit 40 Prozent und im Automobilbau mit 30 Prozent.
Die Studie sei ein “lauter Weckruf” für die Politik, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Allerdings dürfte sich Wirtschaftsminister Robert Habeck durch viele BDI-Forderungen eher bestärkt fühlen – etwa nach niedrigeren Industriestrompreisen, die er in der Regierung nicht durchsetzen konnte, oder nach einem schnellen Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur, die die Regierung gerade auf den Weg gebracht hat. Zudem macht die Studie auch deutlich, dass viele der Probleme nicht allein von der deutschen Politik verursacht wurden – etwa die Demografiekrise, die gestiegenen Gaspreise oder wachsender Protektionismus. Eine Abschwächung der Klimaziele fordert der BDI nicht, auch der aktuellen Kritik am Verbrenner-Verbot schließt er sich nicht an, sondern stellt fest: “Die Zukunft des Automobilsektors hängt mehr als alles andere davon ab, ob deutsche Hersteller auch in Elektromobilität erfolgreich sind.”
Zur Stärkung des Standorts fordert der BDI eine “industriepolitische Agenda”. Zu dieser gehörten günstigere Energiepreise durch gezielte Entlastung, der Abbau von Bürokratie, eine schnellere Digitalisierung und die Modernisierung der Infrastruktur. Die zusätzlichen Investitionen dafür schätzt der Verband bis 2030 auf rund 1,4 Billionen Euro. Ein Drittel davon müsse vom Staat aufgebracht werden. Zur Finanzierung setzt der BDI dabei zunächst auf Priorisierung und effizienteren Mitteleinsatz; wenn dies erfolgt sei, hält der Verband zusätzliche Schulden in Form von zweckgebundenen Sondervermögen für vertretbar. mkr
Bis zu 40 Prozent der Emissionen aus dem Ackerbau könnten durch die Nutzung technologischer Innovationen vermieden werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Industrieverband Agrar (IVA) in Auftrag gegebene Studie, die unter der Leitung von Enno Bahrs, Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Hohenheim, durchgeführt und am Montag vorgestellt wurde.
Die Studienautoren haben vier Verfahren untersucht, die aus ihrer Sicht Potenzial bei der Reduzierung der THG-Emissionen bieten: die Düngeherstellung mittels grünen Ammoniaks, die teilflächenspezifische Düngung, der Einsatz von Nitrifikationsinhibitoren und der Einsatz neuer genomischer Techniken (NGT) in der Pflanzenzüchtung.
Die Autoren betonen, dass die Reduzierung der THG-Emissionen im Land- und Forstwirtschaftssektor (LULUCF) auch aus globaler Sicht eine wichtige Rolle für den Klimaschutz spiele. Derzeit sei der Sektor für rund 22 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich.
Basierend auf ihren Ergebnissen haben sie fünf politische Handlungsempfehlungen formuliert:
IVA-Präsident Michael Wagner betonte die wichtige Rolle, die Innovationen für den Klimaschutz spielen. “Damit die technologischen Lösungen flächendeckend die Klimabilanz verbessern, muss die Politik jetzt die notwendigen Rahmenbedingungen für eine klimaverträglichere Landwirtschaft schaffen”, forderte er.
Die Agrarproduktion müsse “effizienter” werden, sagte Wagner. “Doch ohne Mehrkosten wird das nicht gehen.” Um das Potenzial der Landwirtschaft zu heben, müssten deshalb die Energiepreise für erneuerbare Energien sinken. Zum Einsatz von NGT sagte er: “Wir plädieren sehr stark dafür, dass die praxistaugliche und beschleunigte Züchtung künftig möglich wird.”
Einer der Streitpunkte im Fachdialog, der im Anschluss an die Pressekonferenz stattfand, war die Frage, ob der Einsatz von Nitrifikationsinhibitoren in der Landwirtschaft bereits hinreichend erforscht sei. Luisa Rölke, Leiterin des Referats “Klimaschutz, Klimaanpassung, Wasser” im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), monierte, dass das Ministerium in diesem Bereich noch Forschungsbedarf sehe und die vorhandenen Studien nicht ausreichen würden. ag
Spiegel: Der Klimawandel ändert den Geschmack von Wein. Hitze, Regen und Trockenheit bereiten den Winzern auf der ganzen Welt große Probleme, und diese nehmen durch den Klimawandel immer weiter zu. Auch der Geschmack des Weins ändert sich, was Weinexperten besorgt. Winzer halten dagegen, versuchen es mit anderen Blattschnitten, und auch über neue Anbauflächen wird nachgedacht. Zum Artikel
The Conversation: Methanemissionen auf Rekordniveau mit gefährlichen Folgen. 150 Staaten haben zugesagt, bis zum Ende des Jahrzehnts die Methanemissionen um 30 Prozent zu senken. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass die weltweiten Methanemissionen immer noch rasch ansteigen. Die Konzentrationen in der Atmosphäre steigen jetzt schneller als zu jedem anderen Zeitpunkt seit Beginn der weltweiten Aufzeichnungen vor etwa 40 Jahren. Zum Artikel
Deutschlandfunk: Neue Wüsten in Europa. Spanien, Griechenland, Bulgarien und Rumänien kämpfen gegen ein wachsendes Problem: Wüstenbildung, verursacht durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe. Noch können wir die Desertifikation aufhalten, sagt Klimaforscher Fred Hattermann. Zum Artikel
Guardian: Reiche Staaten stoppen Klimaproteste. Nach einem Bericht der Organisation Climate Rights International greifen wohlhabende, demokratische Länder des globalen Nordens zu harten, vagen und strafenden Maßnahmen, um gegen Klimaproteste vorzugehen, während sie gleichzeitig ähnlich drakonische Taktiken der Behörden im globalen Süden kritisieren. Besonders rigoros ist demnach das Vorgehen gegen Klimaaktivisten in Australien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Großbritannien und den USA. Zum Artikel
Deutsche Welle: Europäische Städte als Klimavorreiter? Über 100 Städte haben sich ehrgeizige Klimaziele bis 2030 gesetzt. Beispiele dafür sind kostenloser ÖPNV für Jugendliche in Porto, grünes Bauen in Warschau und die Schließung der Kohlekraftwerke in Helsinki. Diese Städte erhalten technische Unterstützung und Hilfe bei der Anziehung von Investitionen. Zudem werden sie ermutigt, detaillierte Fahrpläne zu entwickeln. Laut Schätzungen der EU werden für die Umsetzung Investitionen in Höhe von 650 Milliarden Euro benötigt, die größtenteils aus dem privaten Sektor stammen. Zum Artikel
Guardian: G20 rücken vom Versprechen zur Abkehr aus fossilen Brennstoffen ab. Die wichtigsten Industriestaaten haben damit begonnen, ihre eigenen Klimaziele aufzuweichen und so den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie aufzuschieben. Verbindliche Formulierungen zu “transition away from fossil fuels” sind aus Verträgen verschwunden. Zum Artikel
Washington Post: Kamala Harris und das Klima. Die Washington Post sammelt Aussagen der beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump zum Thema Klima. In der aktuelle Ausgabe werden Harris Aussagen mit ihrer Politik als Vizepräsidentin verglichen. Zum Artikel
in zehn Tagen steht die nächste Landtagswahl an, bei der es vor allem um Migration und Populismus geht. Und nach Sachsen und Thüringen ist auch in Brandenburg das Thema Klimakrise aus der öffentlichen Debatte praktisch verschwunden. Aber nicht bei uns: Wir liefern Ihnen den Klimacheck Brandenburg mit einem Überblick darüber, was dort funktioniert hat und wo die Leerstellen sind. Auch wenn die Parteien das Thema ignorieren, der nächste Rekordsommer oder Starkregen kommt bestimmt.
Das liegt sicher auch daran, dass die Welt zwar beschlossen hat, von den fossilen Energien loszukommen, aber die Kohle gerade ein Comeback erlebt. Vor allem Indien und China bauen den dreckigsten Energieträger weiter aus, während andere Staaten aussteigen. Alle Details zu diesem komplexen Vorgang heute bei uns.
Und was passiert, wenn effektive Klimapolitik verhindert oder verzögert wird, ist deshalb auch wieder Thema in diesem Climate Table: Warum ist Lateinamerika in Rauch gehüllt? Was droht, wenn im Verkehr nicht schnell die Emissionen sinken? Mit welchen Klagen müssen Konzerne rechnen? Und wie planen wir am besten die Anpassung an den Klimawandel?
Wir wünschen eine spannende Lektüre.
In Brandenburg hat das Klimathema traditionell einen schweren Stand. Die Energie-Infrastruktur ist auf die klimaschädliche Braunkohleverstromung ausgerichtet, das Land hat mit etwa 18 Tonnen CO₂ einen der höchsten pro-Kopf-Ausstöße der Bundesländer. Obwohl die Landwirtschaft extrem anfällig für Klima-Extreme ist und in der Landeshauptstadt seit 1992 das “Potsdam Institut für Klimafolgenforschung” weltweit renommierte Wissenschaft zu Klimapolitik liefert, sind die Klima-Institutionen im Land schwach: So gibt es erst seit vier Jahren eine offizielle Befassung mit dem Klimaschutz in der Landesregierung, im Umweltministerium. Im jetzt endenden Wahlkampf spielte Klimapolitik kaum eine Rolle. Ob die Grünen, die das Thema in der Regierung vorangebracht haben, in der nächsten Regierung oder überhaupt im Parlament sein werden, ist völlig offen.
Auf der anderen Seite gehört Brandenburg ebenfalls traditionell bundesweit zur Spitze der Länder bei der Reduktion der Treibhausgase: Um 57 Prozent sind die Emissionen laut offiziellen Zahlen seit 1990 gesunken, von 125 Millionen Tonnen auf knapp 50 Millionen. Grund für diesen großen Beitrag zum Klimaschutz sind vor allem das Aus für viele Braunkohle-Anlagen nach der Wende und der Ausbau der Erneuerbaren. Heute exportiert Brandenburg seinen Strom, vor allem nach Berlin – die dabei entstehenden CO₂-Emissionen werden allerdings Brandenburg angerechnet. Ähnlich beim Verkehr: Der Flughafen BER, den viele Berliner nutzen, belastet mit seinen Emissionen die Brandenburger Klimabilanz.
In der Emissionsabschätzung für 2023 sieht sich die Landesregierung auf gutem Weg, aber auch vor Herausforderungen:
Auch für Brandenburg ist die Braunkohle zentral für die Klimabilanz: Allein die beiden Braunkohlekraftwerke in Jänschwalde und Schwarze Pumpe verursachen 44 Prozent aller Emissionen.
Von 2000 bis 2018 haben sich nach einem Gutachten des IÖW die Brandenburger Emissionen praktisch nur durch externe Faktoren verbessert: durch den bundesweiten Kohleausstieg, die Folgen der Pandemie und den Abschwung beim Wirtschaftswachstum. Immer noch ist Brandenburg mit nur drei Prozent der deutschen Einwohner und nur 2,2 Prozent der deutschen Wirtschaftskraft für sieben Prozent der deutschen Emissionen verantwortlich. Das Land müsse “über den Kohleausstieg hinaus aktiv werden”, fordert das Gutachten im Auftrag des grün geführten Umweltministeriums in Potsdam.
Dafür hat die Landesregierung im März 2024 nach langer interner Abstimmung zwei Jahre später als geplant ihren “Klimaplan” vorgelegt. Der schreibt – wie im Bund – Klimaneutralität bis spätestens 2045 fest und definiert für 2030 mit minus 74 Prozent und für 2040 mit minus 96 Prozent ehrgeizige Ziele. Ähnlich wie das gerade entschärfte Klimaschutzgesetz des Bundes, das die Sektorziele aufgeweicht hat, gibt es in Brandenburg für jeden Sektor Minderungsziele, jeweils für 2030, 2040 und 2045. Allerdings hat der Klimaplan nicht – wie das KSG – einen gesetzlich verankerten “Nachsteuer-Mechanismus”, wenn die Ziele überschritten werden.
Für die Erreichung des 2030er-Ziels sieht Daniela Setton, Referatsleiterin Klimaschutz im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK), gute Chancen: “Vor allem mit der laut Kohleausstieg geplanten Schließung von weiteren Braunkohleblöcken in Jänschwalde und den erwarteten Maßnahmen entsprechend der Ziele zur Dekarbonisierung bei den Industriebetreiben Arcelor Mittal, Cemex und der PCK-Raffinerie in Schwedt können wir die noch verbleibende 18-Millionen-Lücke bis zur Reduktion auf 32 Millionen Tonnen schließen“, sagte sie Table.Briefings.
Für das Jahrzehnt danach kämen dann noch größere Aufgaben auf das Land zu: Die Bereiche Gebäude und Verkehr müssten ebenso konsequent angegangen werden wie eine Verbesserung bei der Klimabilanz der Landnutzung, etwa der Wiedervernässung der Moore: Der Sektor soll als Senke für CO₂-Emissionen dienen, emittiert derzeit aber etwa 2,5 Millionen Tonnen CO₂ im Jahr.
Für das Klimabündnis Brandenburg ist der “Klimaplan” zwar ein Fortschritt, aber er komme zu spät, sei nicht verbindlich und nicht ehrgeizig genug. Tatsächlich sollte das Konzept Ende 2022 vorliegen, wurde aber in der Staatskanzlei lange auf Eis gelegt und entschärft. Franziska Sperfeld vom BUND lobt zwar das Mobilitätsgesetz des Landes, in dem zum ersten Mal “die Schritte und Zwischenschritte für ein Verkehrssystem der Zukunft” gelegt seien. Aber im Klimaplan des Landes würden “viele Maßnahmen nicht berücksichtigt” und es fehlten Antworten für die “Klimaschutzlücke zwischen 2030 und 2040”, sagte sie Table.Briefings. Man merke, dass die Regierung unter SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke “nicht geschlossen hinter der Klimapolitik steht”.
Wie umstritten das Klimathema in der Landesregierung von SPD, CDU und Grünen ist, zeigen einige Beispiele:
Für Referatsleiterin Setton ist der Klimaplan ein großer Fortschritt und gut im Verwaltungshandeln verankert, obwohl er kein Gesetz ist: “Der Plan ist fest in den Ressorts verankert, weil er die Strategien des Landes in den Bereichen Energie, Industrie und Mobilität aufnimmt. Sie sind damit alle Teil des Klimaplans, wer das ändern wollte, würde alle diese Planungen infrage stellen.”
Sie treibt mit Blick auf die Klimapolitik noch eine andere Sorgen um: “Für die Beschleunigung der Planung beim Ausbau der Erneuerbaren oder der Infrastruktur wie Pipelines und Netze oder bei der Dekarbonisierung der Industrie brauchen wir mehr Stellen und Personal. Das ist aber schwierig zu bekommen, weil Fachkräfte rar sind und in der Wirtschaft besser bezahlt wird.”
Zehn Monate nach dem Beschluss der COP28 zur Abkehr von den fossilen Energien setzen wichtige Staaten weiter auf die Kohle – und der weltweite Verbrauch steigt an. Indien hat gerade bekanntgegeben, in den nächsten Jahren 7,2 Milliarden Euro in neue Kohlekraftwerke investieren zu wollen. In der Nähe von Minen sollen mindestens 4,7 Gigawatt an neuer Kapazität gebaut werden, zusätzlich zu Ausbauplänen von 88 Gigawatt an konventionellen Kraftwerken – hauptsächlich Kohle – bis 2032.
Ein Ausstieg ist nur bei einigen Vorreitern zu erkennen. Im Widerspruch zu allen Klimazielen stieg in Indien und China und auch weltweit der Kohleverbrauch im vergangenen Jahr rapide an. 2023 war somit ein Rekordjahr für die Kohle – der weltweite Verbrauch stieg um 2,3 Prozent.
Und dennoch gibt es Fortschritte: “Langsam reduziert sich die Pipeline neuer Kohlekraftwerke und die Wachstumsdynamik schwächt sich ab”, sagt der Kohle-Experte Jan Steckel vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Steckel zeigt sich “vorsichtig optimistisch, was den globalen Kohleausstieg angeht”, denn Erneuerbare Energien und Speicher würden immer günstiger, einige Vorreiter reduzierten ihren Kohleanteil am Strommix.
Laut Internationaler Energieagentur (IEA) steht die Welt aufgrund der Energiewende und einer geringeren Kohlenachfrage im Stahlsektor kurz vor dem Kohle-Peak. Allerdings dürfte der Kohlestrom im Jahr 2030 nur noch vier statt 35 Prozent (2023) des globalen Strommixes ausmachen, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das stellt besonders Indien und China vor immense Herausforderungen.
China und Indien sind mittlerweile für zwei Drittel der weltweiten Kohleverstromung verantwortlich. In beiden Staaten ist die Energienachfrage in den letzten Jahren massiv gestiegen, was den Ausstieg aus der Kohle erschwert.
Indien befindet sich dabei in einer Energie-Zwickmühle:
Allerdings ist Indien ein spezieller Fall. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt noch in Armut. “Diesen Menschen den Zugang zu günstiger Energie zu verwehren, ist politisch nicht machbar und wäre auch ethisch fragwürdig. Aber auch Indiens Regierung ist daran interessiert, die Emissionen zu senken, weil das Land besonders von der Klimakrise betroffen ist”, sagt Steckel.
Auch China müsste sein Energiesystem viel schneller auf CO₂-freie Alternativen umstellen, um die globalen Klimaziele erreichbar zu halten. Zwar macht das Land einige Fortschritte, ist als größter Kohlekonsument aber besonders in der Pflicht:
Steckel zeigt sich auch bei China relativ optimistisch. “Auch in China könnte der Kohleausstieg aus ökonomischen Gründen schneller gehen als man vermuten würde. Neue Kohlekraftwerke werden nach deutlich unter 40 Jahren abgeschrieben sein”, vermutet der MCC-Experte.
Unter den G7-Staaten ist Japan der hartnäckigste Kohlebefürworter:
Wie schnell der Kohleverbrauch gedrosselt werden kann, zeigen einige Vorreiter-Staaten:
Laut Steckel waren für diese Erfolge “vor allem ökonomische Gründe verantwortlich”. In den USA sei die Kohle “durch günstiges Fracking-Gas abgelöst” worden. “In Großbritannien gibt es seit vielen Jahren einen nationalen CO₂-Preis für den Energiesektor, der die Kohle verteuert hat.”
10. bis 24. September, New York
UN-Gipfel Generalversammlung der Vereinten Nationen
In New York findet zum 79. Mal die Generaldebatte der Vereinten Nationen statt. Teil davon ist auch der Gipfel “Summit for the Future” (20.-23.9.), bei dem es verstärkt um Klimathemen geht. Infos
12. bis 13. September, Düsseldorf
Tagung Dekarbonisierung der Industrie
Die Dekarbonisierung der Industrie ist eine der großen Aufgaben unserer Zeit. Unternehmen sehen sich mit der immensen Herausforderung konfrontiert, ihre Produktionsprozesse grundlegend umzugestalten, um den Treibhausgasausstoß zu minimieren und die globalen Klimaziele zu erreichen. Auf der Tagung des Handelsblatts wird diskutiert, wie Unternehmen diese Herausforderungen angehen können. Infos
16. bis 20. September, bundesweit
Aktionswoche Woche der Klimaanpassung
In der Aktionswoche finden deutschlandweit Veranstaltungen zum Thema Klimaanpassung statt. Infos
16. bis 17. September, Essen
Jahrestagung Regionale Transformation Gestalten
Das BMWK veranstaltet diese Tagung, im Fokus steht der systematische und interdisziplinäre Erfahrungsaustausch über Ansatzpunkte und Projekte zur Gestaltung regionaler Transformationsprozesse. Infos
16. bis 22. September, verschiedene Orte
Aktionswoche Europäische Mobilitätswoche
Die Europäische Mobilitätswoche ist eine Kampagne der Europäischen Kommission. Seit 2002 bietet sie Kommunen aus ganz Europa die Möglichkeit, ihren Bürgerinnen und Bürgern die komplette Bandbreite nachhaltiger Mobilität vor Ort näherzubringen. Infos
17. September, 9 Uhr, Berlin
Konferenz Potenziale für Energieeffizienz in der Stadt: Städtebau, energetische Sanierung und erneuerbare Wärme
Städte stehen in mehrfacher Weise im Zentrum der Energiewende: Zum einen entstehen 65 % des weltweiten Energiebedarfs in Städten. Zum anderen bieten Städte durch die räumliche Konzentration von Versorgern und Verbrauchern und der Vielzahl von lokalen Akteuren große Potenziale für die Entwicklung von ganzheitlichen Energiekonzepten und die Nutzung von Synergien. Das deutsch-französische Büro für die Energiewende veranstaltet diese Konferenz mit Fokus auf Herausforderungen besonders für Deutschland und Frankreich. Infos
17. September, 11 Uhr, Online
Vorstellung Navigator zur Klimaneutralität
Ein Jahr vor der Bundestagswahl und den bevorstehenden Aktualisierungen der nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs) droht Deutschland seine verbindlichen Klimaziele und Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 zu verfehlen. Die NGO Germanzero hat ein Online-Tool entwickelt, mit dem sich verschiedene Maßnahmen und ihr Emissionsreduktionspotenzial vergleichen lassen. Infos
17. September, 14 Uhr, Berlin
Konferenz Everything CO₂unts
Die “Convention” ist die Jahreskonferenz der Community Nachhaltige Digitalisierung und bietet eine Plattform für den Austausch zwischen den Mitgliedern der Community und dem BMUV. Infos
17. bis 18. September, Heidelberg
Kongress Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik
Auf dem Kongress sollen die vielfältigen Kooperationen in der Stadtentwicklung und die großen Transformationsaufgaben von Klimawandel, Digitalisierung, Wohnen, sozialem Zusammenhalt, Koproduktion und Gemeinwohl sowie Energie- und Mobilitätswende betrachtet werden. Infos
19. September, 14 Uhr, Berlin/Online
Preisverleihung Bundespreis Blauer Kompass
Der Bundespreis “Blauer Kompass” ist die höchste staatliche Auszeichnung in Deutschland, die im Rahmen eines Wettbewerbs für Projekte zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels vergeben wird. Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt suchen gemeinsam die besten Projekte zum Umgang mit Klimafolgen wie Hitze, Dürre und Starkregen. Infos
Im Verkehrssektor drohen in den 2030er Jahren Fahrverbote und Auto-Stilllegungen, wenn die Bundesregierung weiterhin wenig unternimmt, um die Emissionen im Verkehrssektor zu senken. Davor warnt eine neue Studie im Auftrag von Greenpeace und Germanwatch, die Table.Briefings vorab vorlag. Je später die Bundesregierung aktiv wird, desto drastischer seien die nötigen Eingriffe, so die Studie.
Die Autorinnen und Autoren vom New Climate Institute haben mehrere Szenarien analysiert. Würde die Regierung weiterhin zu zögerlich handeln, müsste sie ab 2030 harte Maßnahmen ergreifen, da die Emissionen fast doppelt so schnell (um 18,2 Millionen Tonnen pro Jahr) sinken müssten, als wenn sofortige Maßnahmen ergriffen würden:
Bei sofortigem entschiedenem Handeln müssten die Emissionen im Verkehrssektor hingegen um 10,3 Millionen Tonnen pro Jahr sinken. Erforderliche Maßnahmen wären:
Die Autorinnen und Autoren warnen, dass andere Sektoren die Zielverfehlung des Verkehrssektors kaum auffangen könnten. Die Nutzung von E-Fuels für den nationalen Verkehrssektor sei ebenfalls kein Ausweg, da sie in anderen Sektoren (Flug- und Schiffsverkehr) gebraucht würden und dort hohe Preise gezahlt würden, weil es dort kaum andere Klimaschutzmaßnahmen gäbe. Doch die Autorinnen und Autoren zeigen sich auch optimistisch: “Bei ausreichend politischem Willen steht einer schnellen Umsetzung ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor nichts entgegen.” nib
CDU und CSU wollen die angestrebte Klimaneutralität zu geringeren Kosten erreichen. Wie das gelingen soll, hat der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jens Spahn in einem fünfseitigen Papier skizziert, das der geschäftsführende Fraktionsvorstand in der vergangenen Woche diskutiert* hat und das Table.Briefings vorliegt. “Ohne eine Kostenwende hin zu mehr Effizienz scheitert die Energiewende”, heißt es darin. Vorgeschlagen wird eine bessere Abstimmung des Ausbaus der Netze und der erneuerbaren Energien. Beim Ausbau der Stromnetze will die Union künftig “in der Regel” wieder auf oberirdische Freileitungen statt auf teure Erdkabel setzen; diese waren einst vor allem auf Druck von unionsregierten Bundesländern eingeführt worden.
Prominent findet sich im Papier die Forderung einer “stärkeren Technologieoffenheit”. Statt vor allem auf Solar- und Windenergie zu setzen, fordert Spahn, auch Bioenergie und Wasserkraft in stärkerem Umfang zu nutzen. Dies steht allerdings in einem gewissen Widerspruch zur geforderten Kosteneffizienz: Die EEG-Vergütung für Strom aus Biomasse liegt mit 19 Cent pro Kilowattstunde etwa dreimal so hoch wie für Strom aus Wind- und großen Solarkraftwerken. Große Wasserkraftwerke produzieren zwar vergleichsweise günstigen Strom, doch dort ist das Potenzial in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamts bereits “weitgehend erschlossen”.
Auch bei “Heiz- und Wärmetechnologien” fordert das Papier mehr Technologieoffenheit; was das genau für die Zukunft des Gebäudeenergiegesetzes heißt, bleibt offen. Hier ringt die Partei offenbar noch um eine Haltung. Nachdem die CDU die Gesetzesänderung, die Wärmepumpen eine zentrale Rolle zuweist, zunächst heftig kritisiert hatte, hat Parteichef Friedrich Merz im Juni die Hoffnung geäußert, dass künftig noch viel mehr Wärmepumpen eingebaut werden als derzeit – was durch eine Rückabwicklung der Gesetzesnovelle erschwert werden dürfte.
Eine größere Rolle fordert die Union für die Abscheidung, Speicherung und Nutzung von Kohlendioxid (CCS/CCU). Hierfür sei “der Anwendungsbereich auszuweiten”. Weil für Industrieprozesse und Gaskraftwerke auch die Ampel-Koalition die Nutzung ermöglichen will, dürfte damit vor allem die Nutzung auch bei Kohlekraftwerken gemeint sein. Diese gilt aber sowohl aus technischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen als extrem unrealistisch.
Den Verbraucherinnen und Verbrauchern stellt die Union deutlich sinkende Stromkosten in Aussicht: Dem Papier zufolge sollen die CO₂-Einnahmen statt für “milliardenschwere, oft auch fachfremde Förderprogramme” künftig genutzt werden, um die Stromsteuer auf das EU-Minimum zu senken und die Netzentgelte deutlich zu reduzieren. Diese Entlastung sieht Spahn als schnelle und effiziente Alternative zu einem Klimageld, an dessen Einführung die Ampel-Koalition “gescheitert” sei. Wie die Förderprogramme für Industrie und Verbraucher, die bisher aus den CO₂-Einnahmen bezahlt werden, künftig finanziert werden sollen, wird nicht ausgeführt. mkr
* Korrektur 19.9.2024: Anders als zuvor berichtet, hat der Fraktionsvorstand das Papier nicht beschlossen, sondern nur diskutiert; das teilte eine Sprecherin der Fraktion mit.
Der Rauch aus den Waldbränden in Bolivien und Teilen Brasiliens erreicht inzwischen auch die Nachbarländer: Aktuelle Karten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus zeigen Aerosolwolken bis nach Uruguay, Paraguay, Nordargentinien und Peru. Dort brennt es ebenfalls, doch in Brasilien und Bolivien sind die Feuer derzeit besonders zerstörerisch. Auch die Kohlenmonoxidbelastung ist in der Region außergewöhnlich hoch. Laut der Schweizer Agentur IQAir war die Luft in Brasiliens Finanzzentrum São Paulo am Mittwoch so schlecht wie in keiner anderen Metropole der Welt.
Die südamerikanische Waldbrandsaison erreicht üblicherweise um diese Jahreszeit ihren Höhepunkt. Aber in diesem Jahr seien die Brände in Bolivien und Teilen Brasiliens so schlimm wie seit mindestens 2003 nicht mehr, vermeldet Copernicus. Die daraus in Bolivien sowie den brasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso do Sul und Amazonas resultierenden Emissionen seien “außergewöhnlich hoch”. Viele Feuer werden von Menschen gelegt, um Platz für Viehweiden und Felder zu schaffen. Aber ihre Ausbreitung wird durch eine Rekorddürre begünstigt. Mit dem Amazonas, dem Feuchtgebiet Pantanal und dem Cerrado sind drei der sechs großen Naturräume auf brasilianischem Land betroffen.
Am Dienstag besuchte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die Amazonasregion, um sich ein Bild von der Krise zu verschaffen. Es scheine, dass die Dinge von Jahr zu Jahr schlimmer würden, sagte er dem britischen Guardian zufolge. “Das ist ein Problem, das wir lösen müssen, denn sonst wird die Menschheit unseren Planeten zerstören. Wir können nicht das zerstören, worauf wir für unser Leben angewiesen sind“.
Dennoch plant Brasilien unter Lula, die heimische Produktion von Öl und Gas auszuweiten. Klimaschutzorganisationen fordern von Lulas Regierung auch mehr Führungsstärke für den Klimaschutz innerhalb der G20 – Brasilien hat derzeit deren Vorsitz inne. Der Hintergrund: Offenbar wurde das Versprechen einer “Abkehr von fossilen Brennstoffen” aus dem aktuellen Entwurf für ein gemeinsames G20-Klimakommuniqué gestrichen. Die NGOs verlangen nun, Brasilien solle sich dafür einsetzen, dass es wieder aufgenommen wird. Lula solle zudem den Druck auf reiche Länder erhöhen, um den Übergang zu Erneuerbaren “gerecht zu finanzieren”, forderte Maria Victoria Emanuelli, Campaignerin bei 350.org. ae
Seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 hat sich die Zahl der jährlich neu erhobenen Klimaklagen gegen die größten Öl-, Gas- und Kohlekonzerne fast verdreifacht. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Report “Big Oil in Court”, den die Organisationen Zero Carbon Analytics und Oil Change International gemeinsam erstellt haben. Derzeit laufen demnach mindestens 86 Gerichtsverfahren gegen Ölkonzerne wie BP, Chevron, Eni, ExxonMobil, Shell und TotalEnergies. Auch RWE gehört zu den Beklagten. Die Analyse betrachtet ausschließlich Klagen gegen große Öl-, Gas- und Kohleproduzenten. Weitere Verfahren, etwa gegen Autohersteller, Banken oder Staaten, ließ sie außer Acht.
Der größte Teil der analysierten Klagen – 38 Prozent – fordert von den Konzernen eine Kompensation für Klimaschäden. Laut Report sind alleine ExxonMobil, Shell und BP schätzungsweise jeweils für mindestens eine Billion US-Dollar an Schäden verantwortlich. Die Zahl vermittelt einen Eindruck vom Ausmaß der finanziellen Risiken, die den Unternehmen drohen könnten, falls die Klagen Erfolg haben. Klagen auf Kompensation nehmen zu, weil Forschende immer besser in der Lage sind, einzelne extreme Wetterereignisse auf Treibhausgasemissionen zurückzuführen. Die von dem peruanischen Bergführer Saúl Luciano Lliuya angestrengte Klage gegen RWE ist dafür ein Beispiel.
In 16 Prozent der Fälle geht es um angeblich irreführende Werbung. Zwölf Prozent der Klagen sollen die Beklagten dazu zwingen, ihre Emissionen zu senken. Dazu gehört ein bahnbrechendes Gerichtsverfahren aus den Niederlanden. In ihm wurde Shell 2021 dazu verpflichtet, seine Emissionen bis 2030 um 45 Prozent zu senken. Derzeit läuft das Berufungsverfahren, eine Entscheidung könnte in diesem Herbst fallen.
In Deutschland klagt insbesondere die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gegen irreführende Werbung zu angeblich klimaneutralen Produkten. Ihre Klagen richten sich allerdings nicht nur gegen Ölkonzerne, sondern beispielsweise auch gegen Einzelhandelsunternehmen wie dm oder Netto, Fluglinien wie Eurowings, Computerhersteller wie Apple und Sportartikelhersteller wie Adidas (eine Übersicht findet sich hier). Bisher habe sie insgesamt 92 Verfahren geführt, erklärte die DUH in einer am Dienstag vorgestellten Zwischenbilanz. Mit 48 seien die meisten davon durch die Abgabe einer Unterlassungserklärung von Seiten der Unternehmen zu Ende gegangen. Derzeit seien elf Verfahren vor Gericht.
Die DUH hat angekündigt, ihre Klagen wegen irreführender Werbung mit angeblicher Klimaneutralität auszuweiten. Sie fordert die Bundesregierung auf, solche Werbung zu verbieten. ae
276 Milliarden Euro wird die Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) laut EU-Kommission für die ökologische Transformation einsetzen, das sind 42,5 Prozent der gesamten ARF-Mittel. Ein Bericht des Europäischen Rechnungshofs warnt nun, dass der tatsächliche Betrag mindestens 34,5 Milliarden Euro niedriger ausfallen dürfte. Der Bericht des Rechnungshofs ist innerhalb von zwei Wochen der zweite, der sich kritisch über die Methodik der ARF äußert.
Die Diskrepanz ist auf unterschiedliche Klimakoeffizienten zurückzuführen – das ist der Anteil einer Maßnahme, der als Klimamaßnahme durchgeht. Die EU-Kommission bewertet die Ausgaben je nach deren Beitrag zum Ziel der ökologischen Transformation mit einem Klimakoeffizienten von 100 Prozent (für gezielte Klimamaßnahmen), 40 Prozent (für Maßnahmen mit einem wesentlichen positiven Einfluss) oder 0 Prozent (für Maßnahmen ohne wesentlichen Klimaeffekt). Der Rechnungshof kritisiert, dass die Kommission für die Bewertung einiger Ausgabekategorien einen zu hohen Klimakoeffizienten verwende, was den Totalbetrag für Klima-relevante Ausgaben künstlich erhöhen würde.
So argumentiert der Rechnungshof zum Beispiel, dass der Bau neuer hocheffizienter Gebäude einen Klimakoeffizienten von 0 Prozent haben sollte – nicht 40 Prozent, wie das die ARF-Verordnung vorsieht. Auch die Koeffizienten für Eisenbahninfrastrukturen und Stromnetze kritisiert der Rechnungshof als zu hoch. Die EU-Kommission verteidigt ihre Bewertung in einer Stellungnahme. Die Klimakoeffizienten seien in der ARF-Verordnung vorgegeben und könnten nicht von der Kommission abgeändert werden.
Der Rechnungshof kritisiert auch, dass die Etappenziele und Zielwerte für klimarelevante Investitionen in der ARF nicht immer aussagekräftig seien. Zudem sei es schwierig zu bewerten, wie viel die ARF tatsächlich zum ökologischen Wandel beiträgt, unter anderem weil es keine Berichterstattung über die tatsächlichen Ausgaben gäbe.
Die Kommission verteidigt die fehlende Berichterstattung damit, dass dies in der ARF-Regulierung nicht gefordert werde. Die Effektivität der ökologischen Ausgaben des ARF werde die Kommission in einer ex-post Evaluierung 2028 genauer untersuchen.
Trotz aller Kritik sagt Joëlle Elvinger, die für den Bericht des Rechnungshofs zuständig ist, dass die ARF, “wenn sie richtig umgesetzt wird, die Verwirklichung der ehrgeizigen Klimaziele der EU erheblich beschleunigen” könne. jaa
Die Kraftwerksstrategie noch vor der Sommerpause vorzustellen, wie ursprünglich geplant, hat das Bundeswirtschaftsministerium nicht geschafft. Doch gleich am dritten Tag nach der Sommerpause war es so weit: Am Mittwoch hat das BMWK die lange erwarteten Details für die Ausschreibung von wasserstofffähigen Gaskraftwerken veröffentlicht. Diese werden nun zunächst im Rahmen einer Konsultation mit der Branche diskutiert, bevor voraussichtlich zu Beginn des nächsten Jahres final verabschiedet werden.
In einem ersten Schritt sollen ab Anfang 2025 Kraftwerke mit einer Leistung von 5 Gigawatt ausgeschrieben werden. Sie sollen überwiegend in Süddeutschland entstehen und müssen spätestens zu Beginn des achten Betriebsjahrs komplett mit Wasserstoff betrieben werden; weitere Kraftwerke mit einer Leistung von 0,5 Gigawatt sollen von Anfang an ausschließlich Wasserstoff nutzen, um Erfahrungen zu sammeln und den Markthochlauf zu beschleunigen. Zudem sollen Bestandsanlagen mit 2 Gigawatt so umgerüstet werden, dass sie Wasserstoff nutzen können. Ebenfalls vorgesehen ist die Ausschreibung von Langzeitspeichern mit einer Kapazität von 0,5 Gigawatt.
Für die Kraftwerke erhalten die Betreiber einerseits einen Zuschuss zu den Baukosten; wie hoch dieser ausfällt, wird im Rahmen der Ausschreibung ermittelt. Zum anderen bekommen sie in den ersten vier Jahren für jeweils 800 Volllaststunden die Mehrkosten der Nutzung von Wasserstoff im Vergleich zu Erdgas erstattet. Finanziert werden soll dies aus dem Klima- und Transformationsfonds. Das BMWK geht derzeit von Gesamtkosten von rund 15 Milliarden Euro aus. In einem zweiten Schritt sollen weitere 5 Gigawatt wasserstofffähige Gaskraftwerke ausgeschrieben werden; diese sollen über den geplanten Kapazitätsmarkt finanziert werden, dessen Details noch ausgearbeitet werden.
Insgesamt sehen die BMWK-Pläne damit die Ausschreibung von 13 Gigawatt klimaneutraler gesicherter Leistung vor. Das ist weniger als die 17 bis 21 Gigawatt, die im jüngsten Monitoringbericht der Bundesnetzagentur als Voraussetzung für den Kohleausstieg im Jahr 2030 genannt wird; allerdings rechnet das Ministerium damit, dass weitere 5 Gigawatt in Form von Kraft-Wärme-Kopplungs-Kraftwerken entstehen; diese werden gesondert gefördert und müssen so geplant werden, dass sie später ohne großen Aufwand auf Wasserstoff umgerüstet werden können. mkr
Bei Industriekunden, die derzeit am Erdgasnetz hängen, gibt es ein großes Interesse, künftig Wasserstoff zu beziehen. Das zeigt der Gasnetzgebietstransformationsplan 2024, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Zur Ermittlung der künftigen Nachfrage haben dafür 252 Gasnetzbetreiber, die 80 Prozent der Verteilnetze betreiben, 3.540 große Industriekunden befragt. Von diesen erklärten etwa zwei Drittel, dass sie künftig an Bezug von Wasserstoff interessiert seien. Bei den besonders großen Kunden mit einem Verbrauch von mehr als 100 Millionen Kilowattstunden pro Jahr waren es sogar 95 Prozent.
Die in der Initiative “H2 vor Ort” zusammengeschlossenen Gasnetzbetreiber folgern daraus, dass ein großer Teil der Verteilnetze in Zukunft auf Wasserstoff umgestellt werden muss – und zwar unabhängig davon, ob dieser auch zum Heizen von Privathäusern genutzt wird, was derzeit in größerem Umfang als wenig wahrscheinlich gilt. “Die Verteilnetze versorgen nicht nur Haushalte, sondern auch Kraftwerke und Industriebetriebe, die Prozesswärme benötigen”, sagte der Vorsitzende Florian Feller.
Die wichtigste potenzielle Anwendung von Wasserstoff ist Prozesswärme, zeigt die Befragung. Auf den Plätzen zwei und drei liegen das Heizen von Gebäuden und die Stromerzeugung. Ob Wasserstoff für diese Anwendungen wirtschaftlich ist, dürfte allerdings stark vom Preis abhängen, zu dem dieser angeboten wird. Eine Aussage dazu findet sich in der Umfrage nicht. Der Transformationsplan geht davon aus, dass in einem Großteil der Landkreise die erste Wasserstoff-Einspeisung bereits vor 2030 erfolgt. Das erscheint durchaus optimistisch, denn das Wasserstoff-Kernnetz, durch das der Großteil des Wasserstoffs transportiert werden soll, wird zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett fertiggestellt sein. mkr
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hält hohe Investitionen und tiefgreifende Strukturreformen für erforderlich, um Deutschland als Industriestandort zu erhalten. Anderenfalls seien bis zum Jahr 2030 rund 20 Prozent der deutschen Industriewertschöpfung gefährdet, heißt es in einer am Dienstag vorgestellten Studie, die die Boston Consulting Group und das Institut der Deutschen Wirtschaft im Auftrag des BDI erstellt haben. Besonders groß ist der Gefährdungsanteil demnach bei Kokereien und Mineralölverarbeitung mit rund 60 Prozent, in der Grundstoff-Chemie mit 40 Prozent und im Automobilbau mit 30 Prozent.
Die Studie sei ein “lauter Weckruf” für die Politik, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Allerdings dürfte sich Wirtschaftsminister Robert Habeck durch viele BDI-Forderungen eher bestärkt fühlen – etwa nach niedrigeren Industriestrompreisen, die er in der Regierung nicht durchsetzen konnte, oder nach einem schnellen Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur, die die Regierung gerade auf den Weg gebracht hat. Zudem macht die Studie auch deutlich, dass viele der Probleme nicht allein von der deutschen Politik verursacht wurden – etwa die Demografiekrise, die gestiegenen Gaspreise oder wachsender Protektionismus. Eine Abschwächung der Klimaziele fordert der BDI nicht, auch der aktuellen Kritik am Verbrenner-Verbot schließt er sich nicht an, sondern stellt fest: “Die Zukunft des Automobilsektors hängt mehr als alles andere davon ab, ob deutsche Hersteller auch in Elektromobilität erfolgreich sind.”
Zur Stärkung des Standorts fordert der BDI eine “industriepolitische Agenda”. Zu dieser gehörten günstigere Energiepreise durch gezielte Entlastung, der Abbau von Bürokratie, eine schnellere Digitalisierung und die Modernisierung der Infrastruktur. Die zusätzlichen Investitionen dafür schätzt der Verband bis 2030 auf rund 1,4 Billionen Euro. Ein Drittel davon müsse vom Staat aufgebracht werden. Zur Finanzierung setzt der BDI dabei zunächst auf Priorisierung und effizienteren Mitteleinsatz; wenn dies erfolgt sei, hält der Verband zusätzliche Schulden in Form von zweckgebundenen Sondervermögen für vertretbar. mkr
Bis zu 40 Prozent der Emissionen aus dem Ackerbau könnten durch die Nutzung technologischer Innovationen vermieden werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Industrieverband Agrar (IVA) in Auftrag gegebene Studie, die unter der Leitung von Enno Bahrs, Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Hohenheim, durchgeführt und am Montag vorgestellt wurde.
Die Studienautoren haben vier Verfahren untersucht, die aus ihrer Sicht Potenzial bei der Reduzierung der THG-Emissionen bieten: die Düngeherstellung mittels grünen Ammoniaks, die teilflächenspezifische Düngung, der Einsatz von Nitrifikationsinhibitoren und der Einsatz neuer genomischer Techniken (NGT) in der Pflanzenzüchtung.
Die Autoren betonen, dass die Reduzierung der THG-Emissionen im Land- und Forstwirtschaftssektor (LULUCF) auch aus globaler Sicht eine wichtige Rolle für den Klimaschutz spiele. Derzeit sei der Sektor für rund 22 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich.
Basierend auf ihren Ergebnissen haben sie fünf politische Handlungsempfehlungen formuliert:
IVA-Präsident Michael Wagner betonte die wichtige Rolle, die Innovationen für den Klimaschutz spielen. “Damit die technologischen Lösungen flächendeckend die Klimabilanz verbessern, muss die Politik jetzt die notwendigen Rahmenbedingungen für eine klimaverträglichere Landwirtschaft schaffen”, forderte er.
Die Agrarproduktion müsse “effizienter” werden, sagte Wagner. “Doch ohne Mehrkosten wird das nicht gehen.” Um das Potenzial der Landwirtschaft zu heben, müssten deshalb die Energiepreise für erneuerbare Energien sinken. Zum Einsatz von NGT sagte er: “Wir plädieren sehr stark dafür, dass die praxistaugliche und beschleunigte Züchtung künftig möglich wird.”
Einer der Streitpunkte im Fachdialog, der im Anschluss an die Pressekonferenz stattfand, war die Frage, ob der Einsatz von Nitrifikationsinhibitoren in der Landwirtschaft bereits hinreichend erforscht sei. Luisa Rölke, Leiterin des Referats “Klimaschutz, Klimaanpassung, Wasser” im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), monierte, dass das Ministerium in diesem Bereich noch Forschungsbedarf sehe und die vorhandenen Studien nicht ausreichen würden. ag
Spiegel: Der Klimawandel ändert den Geschmack von Wein. Hitze, Regen und Trockenheit bereiten den Winzern auf der ganzen Welt große Probleme, und diese nehmen durch den Klimawandel immer weiter zu. Auch der Geschmack des Weins ändert sich, was Weinexperten besorgt. Winzer halten dagegen, versuchen es mit anderen Blattschnitten, und auch über neue Anbauflächen wird nachgedacht. Zum Artikel
The Conversation: Methanemissionen auf Rekordniveau mit gefährlichen Folgen. 150 Staaten haben zugesagt, bis zum Ende des Jahrzehnts die Methanemissionen um 30 Prozent zu senken. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass die weltweiten Methanemissionen immer noch rasch ansteigen. Die Konzentrationen in der Atmosphäre steigen jetzt schneller als zu jedem anderen Zeitpunkt seit Beginn der weltweiten Aufzeichnungen vor etwa 40 Jahren. Zum Artikel
Deutschlandfunk: Neue Wüsten in Europa. Spanien, Griechenland, Bulgarien und Rumänien kämpfen gegen ein wachsendes Problem: Wüstenbildung, verursacht durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe. Noch können wir die Desertifikation aufhalten, sagt Klimaforscher Fred Hattermann. Zum Artikel
Guardian: Reiche Staaten stoppen Klimaproteste. Nach einem Bericht der Organisation Climate Rights International greifen wohlhabende, demokratische Länder des globalen Nordens zu harten, vagen und strafenden Maßnahmen, um gegen Klimaproteste vorzugehen, während sie gleichzeitig ähnlich drakonische Taktiken der Behörden im globalen Süden kritisieren. Besonders rigoros ist demnach das Vorgehen gegen Klimaaktivisten in Australien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Großbritannien und den USA. Zum Artikel
Deutsche Welle: Europäische Städte als Klimavorreiter? Über 100 Städte haben sich ehrgeizige Klimaziele bis 2030 gesetzt. Beispiele dafür sind kostenloser ÖPNV für Jugendliche in Porto, grünes Bauen in Warschau und die Schließung der Kohlekraftwerke in Helsinki. Diese Städte erhalten technische Unterstützung und Hilfe bei der Anziehung von Investitionen. Zudem werden sie ermutigt, detaillierte Fahrpläne zu entwickeln. Laut Schätzungen der EU werden für die Umsetzung Investitionen in Höhe von 650 Milliarden Euro benötigt, die größtenteils aus dem privaten Sektor stammen. Zum Artikel
Guardian: G20 rücken vom Versprechen zur Abkehr aus fossilen Brennstoffen ab. Die wichtigsten Industriestaaten haben damit begonnen, ihre eigenen Klimaziele aufzuweichen und so den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie aufzuschieben. Verbindliche Formulierungen zu “transition away from fossil fuels” sind aus Verträgen verschwunden. Zum Artikel
Washington Post: Kamala Harris und das Klima. Die Washington Post sammelt Aussagen der beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump zum Thema Klima. In der aktuelle Ausgabe werden Harris Aussagen mit ihrer Politik als Vizepräsidentin verglichen. Zum Artikel