wie wichtig staatliche Regeln und ihre korrekte Durchsetzung für die Klimapolitik sind, wird deutlich, wenn man genau hinschaut: Die europäische Wirtschaft beschwert sich etwa derzeit, dass die EU-Regeln zum CBAM, dem CO₂-Grenzausgleich, so kompliziert sind, dass sie kaum umsetzbar sind. Und auch beim Skandal um den möglichen Betrug um die UER-Zertifikate in Deutschland ist umstritten, ob die Behörden rechtzeitig und korrekt gehandelt haben. Die betroffenen Unternehmen sehen das kritisch, wie wir berichten.
Gleichzeitig schauen wir diesmal auf die Schäden, die die Klimakrise bereits jetzt und ganz konkret anrichtet: In Brasilien wütet eine historische Dürre, eine neue Studie der Weltbank legt dar, wie massiv Kinder in armen Ländern in ihren Chancen auf Bildung durch Extremwetter eingeschränkt sind. Und eine andere Untersuchung zeigt, dass viele afrikanische Staaten bereits jetzt einen großen Teil ihrer Wirtschaftsleistung aufwenden müssen, um die Klimaextreme halbwegs zu beherrschen – und wie sehr sie dabei in der Zukunft auf die reichen Staaten angewiesen sein werden. Man stelle sich nur mal vor, in Deutschland käme es zu vergleichbaren Klima-Schäden von 100 Milliarden Euro – und das jedes Jahr.
Wir hoffen, unsere Texte finden wieder Ihr Interesse!
Zwei Monate vor Beginn der COP29 in Baku, wo ein neues System der Klimafinanzierung beschlossen werden soll, richten neue Daten den Blick auf die ökonomischen Belastungen der afrikanischen Länder durch die Klimakrise. So verlieren die Staaten nach einem neuen Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) bereits heute im Durchschnitt zwischen zwei und fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts durch die Folgen des Klimawandels. Viele dieser Staaten leiden bereits unter hohen Schulden und haben kaum Zugang zum internationalen Finanzmarkt. Zudem haben die afrikanischen Staaten kaum am Ölboom der letzten Jahre teilgenommen, was ihre Haushalte hätte entlasten können.
Die Gruppe der afrikanischen Staaten fordert deshalb für die COP29 deutlich mehr finanzielle Unterstützung durch externe Geber. Die Industrieländer müssten für das auf der COP29 zu beschließende neue Klimafinanzziel (NCQG) jährlich 1,3 Billionen US-Dollar mobilisieren, so die afrikanische Forderung – eine massive Steigerung zu den bisher zugesagten 100 Milliarden Dollar jährlich.
Laut WMO wenden schon heute einige der afrikanischen Staaten fast ein Zehntel ihres BIP auf, um Klimaextremen wie Dürren, extremen Niederschlägen und Überflutungen zu begegnen. “Im Jahr 2023 erlebte der Kontinent tödliche Hitzewellen, schwere Regenfälle, Überschwemmungen, tropische Wirbelstürme und lang anhaltende Dürren”, sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. Dieses Muster extremer Wetterverhältnisse habe sich auch 2024 fortgesetzt. Die Erwärmung in Afrika lag in den letzten 60 Jahren leicht über dem globalen Durchschnitt, so die WMO. Der Kontinent sei außerdem die Weltregion, die am anfälligsten für Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen sei.
Nach der Prognose der WMO müssen die afrikanischen Staaten im nächsten Jahrzehnt im Durchschnitt zwischen zwei und drei Prozent ihres BIP für die Anpassung an den Klimawandel aufwenden. In Subsahara-Afrika würden so Anpassungskosten von 30 bis 50 Milliarden Dollar pro Jahr anfallen. Falls bis 2030 keine “geeigneten Gegenmaßnahmen” ergriffen werden, wären “bis zu 118 Millionen in extremer Armut (mit Einkommen von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag) lebende Menschen” von Dürren, Überflutungen und extremer Hitze betroffen, so die WMO.
Der Klimawandel stellt Afrika also vor immense wirtschaftliche Herausforderungen. Dabei sind die öffentlichen Finanzen vieler afrikanischer Staaten schon heute stark angespannt:
Auch konnte Afrika nicht so sehr vom Öl- und Gasboom der letzten Jahre profitieren wie nicht-afrikanische Staaten. Obwohl der Ölpreis höher liegt als noch vor einigen Jahren, sind die Handelsüberschüsse der zehn großen Ölstaaten Afrikas geringer als noch im Jahr 2010, wie die Financial Times berichtet. Viele afrikanische Staaten produzieren weniger Öl als noch vor einigen Jahren. Nigeria beispielsweise hat 2023 statt 2,5 Millionen Barrel pro Tag (2010) nur noch 1,5 Millionen produziert. China importiert demnach 28 Prozent weniger Erdöl aus Afrika (gemessen am Wert) als noch 2018.
Weil die Folgen der Klimakrise immer sichtbarer und teurer werden und die finanzielle Lage vieler afrikanischer Staaten schon heute sehr angespannt ist, wird Afrika in Zukunft wohl noch abhängiger von finanzieller Unterstützung aus dem Ausland werden. Die Afrikanische Staatengruppe geht deshalb mit Maximalforderungen in die Verhandlungen um ein neues Klimafinanzziel (New Collective Quantified Goal, NCQG), das auf der nächsten Klimakonferenz in Baku (COP29) beschlossen werden soll. Die afrikanischen Staaten fordern:
Der Frust über den CO₂-Grenzausgleichsmechanismus der EU (Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz CBAM) ist auch nach monatelanger Testphase nicht weniger geworden. Betroffene Unternehmen und deren Interessenvertreter klagen weiter über bürokratische und finanzielle Überforderungen durch das neue Gesetz. Sie sehen dabei nicht nur die EU-Kommission in der Pflicht, europäische Unternehmen besser zu schützen, sondern auch die nationalen Behörden.
Seit Ende vergangenen Jahres ist der CBAM offiziell in Kraft. Wer Zement, Eisen, Stahl, Aluminium, Wasserstoff, Düngemittel oder Strom in die EU importieren will, muss die Emissionsintensität des Produkts angeben. Zwar fällt eine finanzielle Abgabe erst in knapp anderthalb Jahren an, jedoch drohen schon jetzt empfindliche Strafen, wenn die Berichte fehlerhaft oder unvollständig sind – bis zu 50 Euro pro nicht gemeldeter Tonne CO₂. Betroffen sind nicht nur außereuropäische Betriebe, sondern auch EU-Unternehmen, die auf Lieferungen von außerhalb angewiesen sind.
Die eigentliche Idee des CBAM ist zunächst, exakte Informationen über die Emissionsintensität der Produkte entlang der Lieferketten zu erhalten. Im zweiten Schritt wird ab 2026 etappenweise eine CO₂-Abgabe eingeführt, die am CO₂-Preis des europäischen Emissionshandelssystems (ETS) bemessen wird. Importeure sollen so schließlich denselben CO₂-Preis zahlen, wie europäische Unternehmen, um diese vor CO₂-Abwanderung – Carbon Leakage genannt – zu schützen.
Vor allem die Erhebung der Emissionsdaten stellt Unternehmen allerdings vor große Herausforderungen. War es zu Beginn der CBAM-Übergangsphase (bis Juni 2024) noch möglich, Standardwerte anhand öffentlich verfügbarer Daten für Produkt und Produktionsland anzugeben, müssen für das laufende Quartal bereits die Realdaten berichtet werden. Nur noch ein kleiner Teil der Emissionen (20 Prozent) entlang einer Lieferkette darf bei verarbeiteten Produkten noch mit Standardwerten angegeben werden.
Das sei für den Anlagen- und Maschinenbau eine eklatante Herausforderung, sagt Sarah Brückner, Abteilungsleiterin Umwelt und Nachhaltigkeit des VDMA: “Die Realdaten sind oftmals schlicht nicht verfügbar, entweder weil die Lieferanten die Daten selbst gar nicht erheben oder sie nicht herausgeben wollen.”
Das Problem: Einzelne Unternehmen haben oftmals nicht die Marktmacht, ihre Lieferanten zur kostspieligen und bürokratisch aufwendigen Emissionserhebung zu zwingen – insbesondere bei kleinen, speziellen Teilen, für die es kaum mehr als einen Lieferanten gibt. Dazu kommt: Betriebe haben meist nicht nur einen Lieferanten mit einem einzigen Emissionswert, sondern mehrere Lieferanten mit unterschiedlichen Daten. Die importierenden Unternehmen haften für die Richtigkeit der Daten ihrer Zulieferer und müssen sie entsprechend überprüfen.
Mitgliedsunternehmen des VDMA hätten zwar schon Reisen zu ihren Lieferanten unternommen, um sie davon zu überzeugen, ihre Daten für CBAM zu liefern, erklärt Brückner. “Aber selbst dann können sie im Zweifel die Richtigkeit der Daten nicht garantieren.”
Unterstützung durch die EU-Kommission bleibt bislang aus. Auf Anfrage wollte sich die Brüsseler Behörde nicht zu den Problemen der Industrie äußern, verwies lediglich auf ein FAQ zu den CBAM-Berichtspflichten. Darin heißt es, wenn der Deklarant nicht in der Lage ist, tatsächliche Emissionsdaten vom Lieferanten zu erhalten und stattdessen Standardwerte meldet, wird der CBAM-Bericht als falsch oder unvollständig gewertet.
Zwar gibt es einen Ermessensspielraum bei der Bewertung der CBAM-Berichte durch die nationalen CBAM-Behörden – in Deutschland ist dies die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) -, falls Realdaten nicht geliefert werden können. Jedoch ist dieser gänzlich unkonkret: Können die tatsächlichen Emissionen nicht berichtet werden, muss durch Dokumente nachgewiesen werden, “dass alle zumutbaren Anstrengungen unternommen wurden”, um die Daten zu beschaffen.
Was genau “alle zumutbaren Anstrengungen” bedeutet, ist nicht klar, zumal die Unternehmensgröße und die Einfuhrmenge von CBAM-Waren bei der Bewertung des Berichts berücksichtigt werden soll. Für die Unternehmen bleibt die Verunsicherung und die Angst vor Strafen daher bestehen.
VDMA-Nachhaltigkeitsexpertin Brückner sieht deshalb auch die nationale CBAM-Behörde in der Pflicht. “Die Erreichbarkeit der DEHSt für Fragen ist sehr eingeschränkt.” Es sei wenig praktikabel, dass man momentan schon Daten liefern müsse, während die zuständige Behörde noch nicht das Personal habe, um Fragen zur Umsetzung des CBAM zu beantworten.
Angesichts der fortwährenden Herausforderungen bei der CBAM-Berichterstattung spricht sich der VDMA für eine längere Übergangsfrist aus, in der Standardwerte angegeben werden dürfen. “Der Wechsel zu einem anderen Lieferanten dauert im Maschinen- und Anlagenbau mit seinen oft komplexen Lieferketten länger als in anderen Industrien und im Schnitt schätzungsweise anderthalb Jahre.”
Auch höhere sogenannte Bagatellgrenzen könnten dieses Problem lösen. Sie bedeuten: Werden CBAM-Produkte mit einem Wert unterhalb dieser Grenze importiert, wären Importeure von der Berichterstattung befreit. Derzeit liegt die Bagatellgrenze bei 150 Euro, was streng genommen nicht einmal Privatpersonen ausschließt. “Viele Importe, die diesen Geldwert im Maschinenbau erreichen, verursachen aufgrund der hohen Kosten für sehr hochwertige Kleinteile und Komponenten ein Kilogramm oder weniger CO₂-Emissionen”, so Brückner. Der Verwaltungsaufwand für die Unternehmen stehe bei diesen Beispielen in keinem Verhältnis zu den sehr geringen Klimaauswirkungen ihrer Einfuhren.
Der VDMA bringt eine Bagatellgrenze von mindestens 5.000 Euro ins Spiel. Somit wären Abnehmer von Kleinstmengen von den CBAM-Berichtspflichten befreit, marktmächtige Akteure, die ihre Lieferanten zu mehr Transparenz bewegen können, müssten aber weiterhin Emissionsdaten erheben.
5. September, 9 Uhr, Online
Webinar E-methane: a new gas for a net-zero future?
Die Internationale Energieagentur (IEA) diskutiert auf diesem Webinar darüber, welche Rolle E-Methan für die Dekarbonisierung spielen kann. Infos
5. September, 12 Uhr, Online
Webinar Climate Investing in Times of Net Zero Commitments: Is Regulation Driving Towards the Right Path?
Auf dem Webinar von Women in Sustainable Finance wird darüber diskutiert, wie die Finanzindustrie ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten kann. Infos
5. September, 15 Uhr, Online
Webinar Neue Kraftwerksstrategie – Großer Wurf oder Übergangslösung?
Nach langen Verhandlungen hat die Bundesregierung eine Verständigung mit der EU-Kommission über die künftige Kraftwerksstrategie erzielt. Was bedeutet das für die Planungen der Kraftwerksbetreiber? Und was sind die Folgen für den Kohleausstieg? Darüber diskutiert Energate bei dieser Veranstaltung. Infos
5. bis 6. September, Rio de Janeiro
Konferenz Fifth Global Conference on Strengthening Synergies between the Paris Agreement and the 2030 Agenda for Sustainable Development
Die Konferenz des UNFCCC bringt staatliche und nicht staatliche Akteure zusammen, um über Synergien zwischen den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) und dem Pariser Klimaschutzabkommen zu diskutieren. Infos
5. bis 6. September, Leipzig
Konferenz Governance und Recht zur blau-grünen Stadtentwicklung
Unter blau-grüner Stadtentwicklung versteht man das Einbinden von Wasser und Pflanzen in Städte. Für die Klimaanpassung ist das besonders wichtig. Auf der Fachkonferenz am Umweltforschungszentrum (UFZ) wird diskutiert, welche rechtlichen Rahmenbedingungen nötig sind, um blau-grüne Stadtentwicklung voranzutreiben. Infos
8. bis 13. September, Berlin
Sitzungswoche Erste Sitzungswoche des Bundestags
Nach der Sommerpause findet die erste Sitzungswoche des deutschen Bundestags statt.
9. September, 9 Uhr, Berlin
Expertenforum Adaptation and Mitigation Finance
Die Societal Impact Financing Initiative (SciFi) an der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin organisiert das Expertenforum Adaptation and Mitigation Finance. Infos
10. bis 24. September, New York
UN-Gipfel Generalversammlung der Vereinten Nationen
In New York findet zum 79. Mal die Generaldebatte der Vereinten Nationen statt. Teil davon ist auch der Gipfel “Summit for the Future” (20.-23.), bei dem es verstärkt um Klimathemen geht. Infos
10. September, 16 Uhr, Online
Webinar Verbeamtet und Klimaaktiv
Die NGO Green Legal Impacht veranstaltet dieses Webinar zur Frage, welche Grenzen es für Verbeamtete im Klimaaktivismus gibt. Infos
11. und 12. September, Rio de Janeiro
Arbeitsgruppentreffen Global Mobilization against Climate Change TF
Im G20 Zyklus findet ein Treffen der Task Force Global Mobilization against Climate Change in Rio de Janeiro, Brasilien, statt. Infos
12. bis 13. September, Düsseldorf
Tagung Dekarbonisierung der Industrie
Die Dekarbonisierung der Industrie ist eine der herausragenden Aufgaben unserer Zeit. Unternehmen sehen sich mit der immensen Herausforderung konfrontiert, ihre Produktionsprozesse grundlegend umzugestalten, um den Treibhausgasausstoß zu minimieren und die globalen Klimaziele zu erreichen. Auf der Tagung des Handelsblatts wird diskutiert, wie Unternehmen diese Herausforderungen angehen können. Infos
Brasilien erlebt gerade die schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen – besonders betroffen sind der Norden und der mittlere Westen des Landes. Das geht aus Daten des brasilianischen Nationalen Zentrum für die Überwachung und Warnung vor Naturkatastrophen (CEMADEN) hervor. Die aktuelle Dürre hatte schon im zweiten Halbjahr von 2023 begonnen. Nach aktuellen Vorhersagen dürfte es auch in den kommenden drei Monaten unterdurchschnittlich wenig regnen, sodass sich die Dürre noch weiter verschärft. “Dürren werden immer länger und immer intensiver”, erklärt dazu die Dürreexpertin Ana Paula Cunha vom CEMADEN im Gespräch mit Table.Briefings. Das sei klar auf den Klimawandel zurückzuführen.
Die Entwicklung von Dürren lässt sich am Standardized Precipitation Evapotranspiration Index (SPEI) ablesen. Der misst die klimatische Wasserbilanz, also die Niederschlagssumme minus der potenziellen Verdunstung. Werte ab -1,5 gelten als schwere Dürre; ab -2 als extreme Dürre. Nach dem SPEI erlebt Brasilien gerade die schlimmste Dürreperiode seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen.
In ganz Brasilien sind mehr als 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen von Dürre betroffen, in einigen Regionen hat es seit mehr als 120 Tagen nicht mehr geregnet. Da Brasiliens Stromversorgung stark von der Wasserkraft abhängt, gefährdet die Trockenheit in manchen Gebieten die Stromerzeugung. Die Dürre sorgt aktuell auch dafür, dass sich Waldbrände schneller ausbreiten. Immer wieder meldet das Land neue Rekordzahlen an Feuern. “Wir wissen außerdem, dass die Abholzung im großen Stil Dürren noch zusätzlich verstärkt”, fügt Cunha hinzu.
Eine besondere Rolle kommt dabei dem Amazonas zu, auf dessen Zustand auch mit dem “Tag des Amazonas” aufmerksam gemacht werden soll: Rund 20 Prozent des ursprünglichen Regenwaldes wurden bereits zerstört. Wissenschaftler:innen rechnen damit, dass bei einer zerstörten Fläche von 25 Prozent vernichteten Waldes ein Kipppunkt erreicht wird. Der Amazonas würde sich dann langfristig in eine Steppe verwandeln. kul
Rund 404 Millionen Schüler waren von Januar 2022 bis Juni 2024 von Schulschließungen aufgrund von Extremwetterereignissen betroffen. Das zeigt ein neuer Bericht der Weltbank (zum Download). Mindestens 81 Länder mussten demnach den Präsenzunterricht wegen Flutkatastrophen, Hitzewellen, Stürmen oder anderen Unwettern ausfallen lassen. Besonders stark traf es Niedriglohnländer. Sie verloren im Schnitt jährlich 18 Tage Unterricht. In Pakistan waren es in den eineinhalb untersuchten Jahren sogar 97 Tage – fast die Hälfte eines typischen Schuljahres. Einkommensstarke Länder verzeichneten hingegen im Schnitt nur 2,4 Tage Schulausfall im Jahr.
Auch wenn die Schulen geöffnet bleiben, können schon steigende Temperaturen negative Effekte auf den Lernerfolg eines Kindes haben. Für Brasilien beziffern die Forscher den Verlust für jene Schüler, die in der ärmeren Hälfte der brasilianischen Gemeinden leben, auf bis zu ein halbes Jahr Lernzeit. Auf lange Sicht könne das für die Schüler zu einem geringeren Einkommen und weniger Produktivität führen und Ungleichheiten verstärken. Auch zahlreiche andere Auswirkungen des Klimawandels können die Lernerfolge junger Menschen mindern, etwa Luftverschmutzung.
Trotz dieser negativen Auswirkungen spielt das Bildungssystem für die Klimapolitik bislang oft keine oder nur eine geringe Rolle. In einer Untersuchung von 14 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau bescheinigen die Autoren des Weltbankberichts nur vier Ländern, Bildungsmaßnahmen tiefergehend in ihre Klimapolitik einzubeziehen. Laut OECD entfielen 2020 nur etwa 1,3 Prozent der klimabezogenen bilateralen Entwicklungshilfe auf den Bildungssektor.
In einer Online-Umfrage unter 103 Bildungspolitiker aus 33 Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommensniveau sagten zwar 87 Prozent, Bildung könne dabei helfen, dass Schüler gegen den Klimawandel aktiv werden. Nur ein Drittel glaubt jedoch, dass ihr Bildungssystem die Schüler schon gut genug über den Klimawandel unterrichte.
“Die vielversprechende Nachricht ist, dass es viele kostengünstige Schritte gibt, die Regierungen ergreifen können, um Bildung und Lernen für den Klimaschutz nutzbar zu machen und gleichzeitig die Bildungssysteme an den Klimawandel anzupassen”, sagte Luis Benveniste, globaler Direktor für Bildung bei der Weltbank. Bereits 18,51 US-Dollar pro Kind könnten dabei helfen, dass Schüler trotz des Klimawandels gute Lernfortschritte machen. Einkommensschwache Länder müssten ihre Ausgaben pro Schüler dafür jedoch um rund ein Drittel steigern. Das Geld müsste etwa dafür eingesetzt werden, die Temperatur im Klassenzimmer zu senken, Möglichkeiten zum Fernunterricht zu erhöhen und die Ausbildung von Lehrkräften zu verbessern.
Der Bericht zeigt auch, dass viele junge Menschen sich Green Skills aneignen möchten. In einer Umfrage unter 17- bis 35-Jährigen in Angola, Bangladesch, China, Kolumbien, Indien, Kasachstan, dem Senegal und Tansania gaben fast zwei Drittel an, dass ihre Zukunft von Green Skills abhängt. Gleichzeitig denken 60 Prozent, in der Schule nicht genug über den Klimawandel gelernt zu haben. Anna Parrisius
Im Fall der Betrugsvorwürfe gegen das UER-Zertifikatesystem hat sich nun die neue “Initiative gegen Klimabetrug” aus der Branche der Biokraftstoffhersteller mit Forderungen an das Bundesumweltministerium gewandt. Sie wirft dem Ministerium “schleppende Aufklärung” vor und verlangt
Seit einem Jahr sind die Vorwürfe gegen Projekte der “Upstream Emission Reductions” (UER) bereits bekannt. Mit diesem seit 2018 gültigen Verfahren können die Produzenten von fossilen Treibstoffen einen Teil ihrer CO₂-Minderung über Zertifikate aus dem Ausland erbringen. Diese Zertifikate vor allem aus China sollen nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen oder gefälscht sein. Die Initiative spricht davon, dass von 69 Projekten nur eines nicht verdächtig sei.
Nach Angaben der Branche sind durch den möglichen Betrug 7,9 Milliarden Euro an wirtschaftlichen Schäden entstanden, weil der Preis für zertifizierte Biokraftstoffe durch den Betrug verfallen sei. Insgesamt seien 8,8 Millionen Tonnen CO₂ emittiert worden, die offiziell als vermieden gemeldet und bezahlt wurden. Umweltministerium und Umweltbundesamt (UBA) hätten demnach zu lange mit der Aufklärung gezögert und nicht ausreichend auf Vorschläge der Branche reagiert.
Das UBA als zuständige Behörde arbeitet seit Frühjahr verstärkt an einer Aufklärung der Fälle. Es hat eine internationale Anwaltskanzlei eingeschaltet, intern die Akten durchforstet, sich mit ausländischen Behörden beraten und Anzeige erstattet. Die UER-Praxis wurde von der Regierung vorzeitig beendet. Allerdings heißt es von den Behörden auch, der Fall sei extrem komplex und verwickelt – und Aussagen und Forderungen an Unternehmen müssten vonseiten der Behörden juristisch einwandfrei sein. Mit Ergebnissen der UBA-Untersuchung wird in der nächsten Zeit gerechnet. bpo
Die Nutzung von Geothermie soll erleichtert und die Verfahren verkürzt werden. Dazu hat das Bundeskabinett am Mittwoch den Entwurf für ein Gesetz zur Beschleunigung der Genehmigung von Geothermie-Anlagen, Wärmepumpen sowie Wärmespeichern auf den Weg gebracht. Es sieht laut BMWK vor, dass über bergrechtliche Genehmigungen, die bei vielen Geothermie-Projekten erforderlich sind, innerhalb eines Jahres entschieden werden muss. Wer etwa als Privatperson eine Wärmepumpe betreibt, bei der ein nahegelegenes Gewässer als Wärmequelle dient, braucht dafür künftig gar keine wasserrechtliche Genehmigung mehr. Bei Bohrungen ins Erdreich bleibt sie dagegen erforderlich. Zudem wird Geothermie bei Abwägungsentscheidungen der Behörden bessergestellt, weil sie künftig im überragenden öffentlichen Interesse liegen.
Geothermie soll eine wichtige Rolle bei der künftigen Wärmeversorgung spielen. Kleine Wärmepumpen, mit denen Ein- oder Mehrfamilienhäuser beheizt werden, nutzen sie meist über Flächenkollektoren, die in geringer Tiefe im Garten verlegt werden, oder Sonden, für die bis zu 100 Meter tief gebohrt wird. Für die Erzeugung von Fernwärme sollen künftig verstärkt Großwärmepumpen genutzt werden, die Wärme aus Flüssen und Meeren oder auch aus Abwässern und Rechenzentren nutzen. Bei sehr tiefen Bohrungen kann Erdwärme auch direkt, also ohne Wärmepumpe, genutzt werden.
Weil große Geothermie-Projekte mit einem erheblichen finanziellen Risiko verbunden sind, plant die Bundesregierung zudem eine Teil-Absicherung solcher Investitionen. Dazu ist ein neuer Kredit der staatlichen KfW-Bank in Arbeit, der nicht nur günstige Zinskonditionen bietet; zudem sollen die Schulden zum Teil erlassen werden, wenn die Bohrungen ergeben, dass das Projekt aufgrund der geologischen Bedingungen am geplanten Ort nicht realisiert werden kann. mkr
Erstmals ist es mit einer Offshore-Windkraftanlage gelungen, grünen Wasserstoff ohne Anschluss an das Stromnetz herzustellen. Getestet wurde die Anlage H2Mare – ein Leitprojekt des BMBF – allerdings zunächst nur an Land, wo zwei Elektrolyseure an ein Windrad angeschlossen wurden. Zukünftig soll damit grüner Wasserstoff günstiger hergestellt werden, da die Kosten für die Netzanbindung entfallen und weniger Energie verloren gehe. Das vermeldeten die Projektträger Siemens Gamesa, RWE, Fraunhofer-Institut und das Forschungszentrum Jülich am Mittwoch.
Gefördert wird die Versuchsanlage vom BMBF und NextGenerationEU. In den kommenden Monaten soll untersucht werden, wie sich die schwankende Stromproduktion aus Windkraft auf die Funktionsweise der Anlage auswirkt. Die Projektträger rechnen damit, dass zukünftig alle notwendigen Anlagen auf einer Plattform direkt an einem Offshore-Windrad angebracht werden könnten. lb
Schweden wird seine Steuer auf Flugtickets ab 1. Juli 2025 abschaffen, um die Preise zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit der schwedischen Flugbranche zu erhöhen. “Dies wird zu niedrigeren Preisen für Reisende und einer steigenden Nachfrage führen, was die Wettbewerbsfähigkeit der Fluggesellschaften stärkt”, sagte die Abgeordnete der Schwedendemokraten, Linda Lindberg, auf einer Pressekonferenz am Dienstag.
Ihre Partei ist Bündnispartner einer Koalition aus rechtsgerichteten Moderaten von Ministerpräsident Ulf Kristersson, Christdemokraten und den Liberalen. Mehrere Abgeordnete der rechtspopulistischen Schwedendemokraten leugnen offen den Klimawandel. Umweltverbände kritisieren das Vorhaben der Regierung. Diese würde “die Klimapolitik komplett aufgeben”, sagte etwa Daniel Kihlberg, Klimadirektor der Swedish Society for Nature Conservation zur Tageszeitung Aftonbladet.
Die Flugsteuer wurde im Jahr 2018 von der damals regierenden Mitte-Links-Koalition eingeführt. Ihre Höhe berechnet sich aus der Flugdauer. Sie sollte die Klimaschäden durch den Flugverkehr verringern. rtr/lb
Bis 2030 könnte der Boom bei Rechenzentren weltweit etwa 2,5 Milliarden Tonnen CO₂e-Emissionen pro Jahr verursachen – rund 40 Prozent der aktuellen jährlichen Emissionen der USA. Das besagt ein neuer Bericht der Investmentbank Morgan Stanley, der am Montag veröffentlicht wurde. Große Tech-Konzerne wie Google, Microsoft, Meta und Amazon sind mit ihren Investitionen in Künstliche Intelligenz und Cloud-Lösungen hauptverantwortlich für den rapiden Anstieg. Morgan Stanley sieht zugleich aber auch Chancen dafür, dass der KI-Boom die Investitionen in die Dekarbonisierung vorantreiben könnte. Als Beispiel werden Carbon Capture, Utilisation and Storage (CCUS) und Carbon Dioxide Removal (CDR) genannt. Diese Technologien sind derzeit aber teuer und noch nicht in großem Stil einsatzfähig. Wie viel Nutzen sie in Zukunft bringen können, ist umstritten. rtr/lb/ae
Guardian: Klimaklage wegen Taifun. Das wegweisende Urteil des südkoreanischen Verfassungsgerichts von letzter Woche stellt einen bedeutenden Erfolg für den Klimaschutz in Asien dar. In einer einstimmigen Entscheidung erklärte das Gericht Teile des südkoreanischen Klimagesetzes für verfassungswidrig, da sie die Rechte zukünftiger Generationen nicht ausreichend schützen und ihnen eine unverhältnismäßige Belastung auferlegen. Das Verfahren wurde von Kindern und Jugendlichen angestrengt, die unter den Auswirkungen des Klimawandels litten und aufgrund von Taifunen nicht zur Schule gehen konnten. Zum Artikel
Reuters: Klimawandel belastet Versicherungen. Die heißeren Sommer in Kanada, Waldbrände in Touristengebieten und schwere Überschwemmungen in Großstädten infolge des Klimawandels führen zu Personalmangel bei den Versicherungen und möglicherweise zu Verzögerungen bei der Schadenregulierung. Zum Artikel
WAZ: Blaue ETFs. Meeresenergie, Küstentourismus und marine Biotechnologie fallen allesamt unter den Sammelbegriff Blue Economy. Immer mehr Banken bieten ETFs an, in denen sich Aktien aus diesem Wirtschaftsbereich finden, dessen Unternehmen versuchen, den Klimawandel zu stoppen. Ob sich eine Investition lohnt, ist allerdings noch nicht klar. Zum Artikel
Newsweek: Bürger leiden unter Ölbohrungen. Nach Angaben einer US-amerikanischen Klimaschutzorganisation hat die geplante Ölförderung am Albertsee in Uganda erhebliches Leid in den örtlichen Gemeinden verursacht, darunter Zwangsvertreibungen und Gewalt. Der Bericht hebt schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Projekt hervor. Es ist eines von zwei Projekten, die mit einer geplanten beheizten Pipeline verbunden sind, die Ugandas Öl zum Hafen von Tansania transportieren soll. Zum Artikel
NZZ: Informationen gegen Klimamythen. Ist die Sonne für die Erderwärmung verantwortlich? Gibt es ,keine Fortschritte beim Kampf gegen den Klimawandel. Viele Mythen rund um den Klimawandel lassen sich widerlegen. Zum Artikel
wie wichtig staatliche Regeln und ihre korrekte Durchsetzung für die Klimapolitik sind, wird deutlich, wenn man genau hinschaut: Die europäische Wirtschaft beschwert sich etwa derzeit, dass die EU-Regeln zum CBAM, dem CO₂-Grenzausgleich, so kompliziert sind, dass sie kaum umsetzbar sind. Und auch beim Skandal um den möglichen Betrug um die UER-Zertifikate in Deutschland ist umstritten, ob die Behörden rechtzeitig und korrekt gehandelt haben. Die betroffenen Unternehmen sehen das kritisch, wie wir berichten.
Gleichzeitig schauen wir diesmal auf die Schäden, die die Klimakrise bereits jetzt und ganz konkret anrichtet: In Brasilien wütet eine historische Dürre, eine neue Studie der Weltbank legt dar, wie massiv Kinder in armen Ländern in ihren Chancen auf Bildung durch Extremwetter eingeschränkt sind. Und eine andere Untersuchung zeigt, dass viele afrikanische Staaten bereits jetzt einen großen Teil ihrer Wirtschaftsleistung aufwenden müssen, um die Klimaextreme halbwegs zu beherrschen – und wie sehr sie dabei in der Zukunft auf die reichen Staaten angewiesen sein werden. Man stelle sich nur mal vor, in Deutschland käme es zu vergleichbaren Klima-Schäden von 100 Milliarden Euro – und das jedes Jahr.
Wir hoffen, unsere Texte finden wieder Ihr Interesse!
Zwei Monate vor Beginn der COP29 in Baku, wo ein neues System der Klimafinanzierung beschlossen werden soll, richten neue Daten den Blick auf die ökonomischen Belastungen der afrikanischen Länder durch die Klimakrise. So verlieren die Staaten nach einem neuen Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) bereits heute im Durchschnitt zwischen zwei und fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts durch die Folgen des Klimawandels. Viele dieser Staaten leiden bereits unter hohen Schulden und haben kaum Zugang zum internationalen Finanzmarkt. Zudem haben die afrikanischen Staaten kaum am Ölboom der letzten Jahre teilgenommen, was ihre Haushalte hätte entlasten können.
Die Gruppe der afrikanischen Staaten fordert deshalb für die COP29 deutlich mehr finanzielle Unterstützung durch externe Geber. Die Industrieländer müssten für das auf der COP29 zu beschließende neue Klimafinanzziel (NCQG) jährlich 1,3 Billionen US-Dollar mobilisieren, so die afrikanische Forderung – eine massive Steigerung zu den bisher zugesagten 100 Milliarden Dollar jährlich.
Laut WMO wenden schon heute einige der afrikanischen Staaten fast ein Zehntel ihres BIP auf, um Klimaextremen wie Dürren, extremen Niederschlägen und Überflutungen zu begegnen. “Im Jahr 2023 erlebte der Kontinent tödliche Hitzewellen, schwere Regenfälle, Überschwemmungen, tropische Wirbelstürme und lang anhaltende Dürren”, sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. Dieses Muster extremer Wetterverhältnisse habe sich auch 2024 fortgesetzt. Die Erwärmung in Afrika lag in den letzten 60 Jahren leicht über dem globalen Durchschnitt, so die WMO. Der Kontinent sei außerdem die Weltregion, die am anfälligsten für Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen sei.
Nach der Prognose der WMO müssen die afrikanischen Staaten im nächsten Jahrzehnt im Durchschnitt zwischen zwei und drei Prozent ihres BIP für die Anpassung an den Klimawandel aufwenden. In Subsahara-Afrika würden so Anpassungskosten von 30 bis 50 Milliarden Dollar pro Jahr anfallen. Falls bis 2030 keine “geeigneten Gegenmaßnahmen” ergriffen werden, wären “bis zu 118 Millionen in extremer Armut (mit Einkommen von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag) lebende Menschen” von Dürren, Überflutungen und extremer Hitze betroffen, so die WMO.
Der Klimawandel stellt Afrika also vor immense wirtschaftliche Herausforderungen. Dabei sind die öffentlichen Finanzen vieler afrikanischer Staaten schon heute stark angespannt:
Auch konnte Afrika nicht so sehr vom Öl- und Gasboom der letzten Jahre profitieren wie nicht-afrikanische Staaten. Obwohl der Ölpreis höher liegt als noch vor einigen Jahren, sind die Handelsüberschüsse der zehn großen Ölstaaten Afrikas geringer als noch im Jahr 2010, wie die Financial Times berichtet. Viele afrikanische Staaten produzieren weniger Öl als noch vor einigen Jahren. Nigeria beispielsweise hat 2023 statt 2,5 Millionen Barrel pro Tag (2010) nur noch 1,5 Millionen produziert. China importiert demnach 28 Prozent weniger Erdöl aus Afrika (gemessen am Wert) als noch 2018.
Weil die Folgen der Klimakrise immer sichtbarer und teurer werden und die finanzielle Lage vieler afrikanischer Staaten schon heute sehr angespannt ist, wird Afrika in Zukunft wohl noch abhängiger von finanzieller Unterstützung aus dem Ausland werden. Die Afrikanische Staatengruppe geht deshalb mit Maximalforderungen in die Verhandlungen um ein neues Klimafinanzziel (New Collective Quantified Goal, NCQG), das auf der nächsten Klimakonferenz in Baku (COP29) beschlossen werden soll. Die afrikanischen Staaten fordern:
Der Frust über den CO₂-Grenzausgleichsmechanismus der EU (Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz CBAM) ist auch nach monatelanger Testphase nicht weniger geworden. Betroffene Unternehmen und deren Interessenvertreter klagen weiter über bürokratische und finanzielle Überforderungen durch das neue Gesetz. Sie sehen dabei nicht nur die EU-Kommission in der Pflicht, europäische Unternehmen besser zu schützen, sondern auch die nationalen Behörden.
Seit Ende vergangenen Jahres ist der CBAM offiziell in Kraft. Wer Zement, Eisen, Stahl, Aluminium, Wasserstoff, Düngemittel oder Strom in die EU importieren will, muss die Emissionsintensität des Produkts angeben. Zwar fällt eine finanzielle Abgabe erst in knapp anderthalb Jahren an, jedoch drohen schon jetzt empfindliche Strafen, wenn die Berichte fehlerhaft oder unvollständig sind – bis zu 50 Euro pro nicht gemeldeter Tonne CO₂. Betroffen sind nicht nur außereuropäische Betriebe, sondern auch EU-Unternehmen, die auf Lieferungen von außerhalb angewiesen sind.
Die eigentliche Idee des CBAM ist zunächst, exakte Informationen über die Emissionsintensität der Produkte entlang der Lieferketten zu erhalten. Im zweiten Schritt wird ab 2026 etappenweise eine CO₂-Abgabe eingeführt, die am CO₂-Preis des europäischen Emissionshandelssystems (ETS) bemessen wird. Importeure sollen so schließlich denselben CO₂-Preis zahlen, wie europäische Unternehmen, um diese vor CO₂-Abwanderung – Carbon Leakage genannt – zu schützen.
Vor allem die Erhebung der Emissionsdaten stellt Unternehmen allerdings vor große Herausforderungen. War es zu Beginn der CBAM-Übergangsphase (bis Juni 2024) noch möglich, Standardwerte anhand öffentlich verfügbarer Daten für Produkt und Produktionsland anzugeben, müssen für das laufende Quartal bereits die Realdaten berichtet werden. Nur noch ein kleiner Teil der Emissionen (20 Prozent) entlang einer Lieferkette darf bei verarbeiteten Produkten noch mit Standardwerten angegeben werden.
Das sei für den Anlagen- und Maschinenbau eine eklatante Herausforderung, sagt Sarah Brückner, Abteilungsleiterin Umwelt und Nachhaltigkeit des VDMA: “Die Realdaten sind oftmals schlicht nicht verfügbar, entweder weil die Lieferanten die Daten selbst gar nicht erheben oder sie nicht herausgeben wollen.”
Das Problem: Einzelne Unternehmen haben oftmals nicht die Marktmacht, ihre Lieferanten zur kostspieligen und bürokratisch aufwendigen Emissionserhebung zu zwingen – insbesondere bei kleinen, speziellen Teilen, für die es kaum mehr als einen Lieferanten gibt. Dazu kommt: Betriebe haben meist nicht nur einen Lieferanten mit einem einzigen Emissionswert, sondern mehrere Lieferanten mit unterschiedlichen Daten. Die importierenden Unternehmen haften für die Richtigkeit der Daten ihrer Zulieferer und müssen sie entsprechend überprüfen.
Mitgliedsunternehmen des VDMA hätten zwar schon Reisen zu ihren Lieferanten unternommen, um sie davon zu überzeugen, ihre Daten für CBAM zu liefern, erklärt Brückner. “Aber selbst dann können sie im Zweifel die Richtigkeit der Daten nicht garantieren.”
Unterstützung durch die EU-Kommission bleibt bislang aus. Auf Anfrage wollte sich die Brüsseler Behörde nicht zu den Problemen der Industrie äußern, verwies lediglich auf ein FAQ zu den CBAM-Berichtspflichten. Darin heißt es, wenn der Deklarant nicht in der Lage ist, tatsächliche Emissionsdaten vom Lieferanten zu erhalten und stattdessen Standardwerte meldet, wird der CBAM-Bericht als falsch oder unvollständig gewertet.
Zwar gibt es einen Ermessensspielraum bei der Bewertung der CBAM-Berichte durch die nationalen CBAM-Behörden – in Deutschland ist dies die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) -, falls Realdaten nicht geliefert werden können. Jedoch ist dieser gänzlich unkonkret: Können die tatsächlichen Emissionen nicht berichtet werden, muss durch Dokumente nachgewiesen werden, “dass alle zumutbaren Anstrengungen unternommen wurden”, um die Daten zu beschaffen.
Was genau “alle zumutbaren Anstrengungen” bedeutet, ist nicht klar, zumal die Unternehmensgröße und die Einfuhrmenge von CBAM-Waren bei der Bewertung des Berichts berücksichtigt werden soll. Für die Unternehmen bleibt die Verunsicherung und die Angst vor Strafen daher bestehen.
VDMA-Nachhaltigkeitsexpertin Brückner sieht deshalb auch die nationale CBAM-Behörde in der Pflicht. “Die Erreichbarkeit der DEHSt für Fragen ist sehr eingeschränkt.” Es sei wenig praktikabel, dass man momentan schon Daten liefern müsse, während die zuständige Behörde noch nicht das Personal habe, um Fragen zur Umsetzung des CBAM zu beantworten.
Angesichts der fortwährenden Herausforderungen bei der CBAM-Berichterstattung spricht sich der VDMA für eine längere Übergangsfrist aus, in der Standardwerte angegeben werden dürfen. “Der Wechsel zu einem anderen Lieferanten dauert im Maschinen- und Anlagenbau mit seinen oft komplexen Lieferketten länger als in anderen Industrien und im Schnitt schätzungsweise anderthalb Jahre.”
Auch höhere sogenannte Bagatellgrenzen könnten dieses Problem lösen. Sie bedeuten: Werden CBAM-Produkte mit einem Wert unterhalb dieser Grenze importiert, wären Importeure von der Berichterstattung befreit. Derzeit liegt die Bagatellgrenze bei 150 Euro, was streng genommen nicht einmal Privatpersonen ausschließt. “Viele Importe, die diesen Geldwert im Maschinenbau erreichen, verursachen aufgrund der hohen Kosten für sehr hochwertige Kleinteile und Komponenten ein Kilogramm oder weniger CO₂-Emissionen”, so Brückner. Der Verwaltungsaufwand für die Unternehmen stehe bei diesen Beispielen in keinem Verhältnis zu den sehr geringen Klimaauswirkungen ihrer Einfuhren.
Der VDMA bringt eine Bagatellgrenze von mindestens 5.000 Euro ins Spiel. Somit wären Abnehmer von Kleinstmengen von den CBAM-Berichtspflichten befreit, marktmächtige Akteure, die ihre Lieferanten zu mehr Transparenz bewegen können, müssten aber weiterhin Emissionsdaten erheben.
5. September, 9 Uhr, Online
Webinar E-methane: a new gas for a net-zero future?
Die Internationale Energieagentur (IEA) diskutiert auf diesem Webinar darüber, welche Rolle E-Methan für die Dekarbonisierung spielen kann. Infos
5. September, 12 Uhr, Online
Webinar Climate Investing in Times of Net Zero Commitments: Is Regulation Driving Towards the Right Path?
Auf dem Webinar von Women in Sustainable Finance wird darüber diskutiert, wie die Finanzindustrie ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten kann. Infos
5. September, 15 Uhr, Online
Webinar Neue Kraftwerksstrategie – Großer Wurf oder Übergangslösung?
Nach langen Verhandlungen hat die Bundesregierung eine Verständigung mit der EU-Kommission über die künftige Kraftwerksstrategie erzielt. Was bedeutet das für die Planungen der Kraftwerksbetreiber? Und was sind die Folgen für den Kohleausstieg? Darüber diskutiert Energate bei dieser Veranstaltung. Infos
5. bis 6. September, Rio de Janeiro
Konferenz Fifth Global Conference on Strengthening Synergies between the Paris Agreement and the 2030 Agenda for Sustainable Development
Die Konferenz des UNFCCC bringt staatliche und nicht staatliche Akteure zusammen, um über Synergien zwischen den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) und dem Pariser Klimaschutzabkommen zu diskutieren. Infos
5. bis 6. September, Leipzig
Konferenz Governance und Recht zur blau-grünen Stadtentwicklung
Unter blau-grüner Stadtentwicklung versteht man das Einbinden von Wasser und Pflanzen in Städte. Für die Klimaanpassung ist das besonders wichtig. Auf der Fachkonferenz am Umweltforschungszentrum (UFZ) wird diskutiert, welche rechtlichen Rahmenbedingungen nötig sind, um blau-grüne Stadtentwicklung voranzutreiben. Infos
8. bis 13. September, Berlin
Sitzungswoche Erste Sitzungswoche des Bundestags
Nach der Sommerpause findet die erste Sitzungswoche des deutschen Bundestags statt.
9. September, 9 Uhr, Berlin
Expertenforum Adaptation and Mitigation Finance
Die Societal Impact Financing Initiative (SciFi) an der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin organisiert das Expertenforum Adaptation and Mitigation Finance. Infos
10. bis 24. September, New York
UN-Gipfel Generalversammlung der Vereinten Nationen
In New York findet zum 79. Mal die Generaldebatte der Vereinten Nationen statt. Teil davon ist auch der Gipfel “Summit for the Future” (20.-23.), bei dem es verstärkt um Klimathemen geht. Infos
10. September, 16 Uhr, Online
Webinar Verbeamtet und Klimaaktiv
Die NGO Green Legal Impacht veranstaltet dieses Webinar zur Frage, welche Grenzen es für Verbeamtete im Klimaaktivismus gibt. Infos
11. und 12. September, Rio de Janeiro
Arbeitsgruppentreffen Global Mobilization against Climate Change TF
Im G20 Zyklus findet ein Treffen der Task Force Global Mobilization against Climate Change in Rio de Janeiro, Brasilien, statt. Infos
12. bis 13. September, Düsseldorf
Tagung Dekarbonisierung der Industrie
Die Dekarbonisierung der Industrie ist eine der herausragenden Aufgaben unserer Zeit. Unternehmen sehen sich mit der immensen Herausforderung konfrontiert, ihre Produktionsprozesse grundlegend umzugestalten, um den Treibhausgasausstoß zu minimieren und die globalen Klimaziele zu erreichen. Auf der Tagung des Handelsblatts wird diskutiert, wie Unternehmen diese Herausforderungen angehen können. Infos
Brasilien erlebt gerade die schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen – besonders betroffen sind der Norden und der mittlere Westen des Landes. Das geht aus Daten des brasilianischen Nationalen Zentrum für die Überwachung und Warnung vor Naturkatastrophen (CEMADEN) hervor. Die aktuelle Dürre hatte schon im zweiten Halbjahr von 2023 begonnen. Nach aktuellen Vorhersagen dürfte es auch in den kommenden drei Monaten unterdurchschnittlich wenig regnen, sodass sich die Dürre noch weiter verschärft. “Dürren werden immer länger und immer intensiver”, erklärt dazu die Dürreexpertin Ana Paula Cunha vom CEMADEN im Gespräch mit Table.Briefings. Das sei klar auf den Klimawandel zurückzuführen.
Die Entwicklung von Dürren lässt sich am Standardized Precipitation Evapotranspiration Index (SPEI) ablesen. Der misst die klimatische Wasserbilanz, also die Niederschlagssumme minus der potenziellen Verdunstung. Werte ab -1,5 gelten als schwere Dürre; ab -2 als extreme Dürre. Nach dem SPEI erlebt Brasilien gerade die schlimmste Dürreperiode seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen.
In ganz Brasilien sind mehr als 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen von Dürre betroffen, in einigen Regionen hat es seit mehr als 120 Tagen nicht mehr geregnet. Da Brasiliens Stromversorgung stark von der Wasserkraft abhängt, gefährdet die Trockenheit in manchen Gebieten die Stromerzeugung. Die Dürre sorgt aktuell auch dafür, dass sich Waldbrände schneller ausbreiten. Immer wieder meldet das Land neue Rekordzahlen an Feuern. “Wir wissen außerdem, dass die Abholzung im großen Stil Dürren noch zusätzlich verstärkt”, fügt Cunha hinzu.
Eine besondere Rolle kommt dabei dem Amazonas zu, auf dessen Zustand auch mit dem “Tag des Amazonas” aufmerksam gemacht werden soll: Rund 20 Prozent des ursprünglichen Regenwaldes wurden bereits zerstört. Wissenschaftler:innen rechnen damit, dass bei einer zerstörten Fläche von 25 Prozent vernichteten Waldes ein Kipppunkt erreicht wird. Der Amazonas würde sich dann langfristig in eine Steppe verwandeln. kul
Rund 404 Millionen Schüler waren von Januar 2022 bis Juni 2024 von Schulschließungen aufgrund von Extremwetterereignissen betroffen. Das zeigt ein neuer Bericht der Weltbank (zum Download). Mindestens 81 Länder mussten demnach den Präsenzunterricht wegen Flutkatastrophen, Hitzewellen, Stürmen oder anderen Unwettern ausfallen lassen. Besonders stark traf es Niedriglohnländer. Sie verloren im Schnitt jährlich 18 Tage Unterricht. In Pakistan waren es in den eineinhalb untersuchten Jahren sogar 97 Tage – fast die Hälfte eines typischen Schuljahres. Einkommensstarke Länder verzeichneten hingegen im Schnitt nur 2,4 Tage Schulausfall im Jahr.
Auch wenn die Schulen geöffnet bleiben, können schon steigende Temperaturen negative Effekte auf den Lernerfolg eines Kindes haben. Für Brasilien beziffern die Forscher den Verlust für jene Schüler, die in der ärmeren Hälfte der brasilianischen Gemeinden leben, auf bis zu ein halbes Jahr Lernzeit. Auf lange Sicht könne das für die Schüler zu einem geringeren Einkommen und weniger Produktivität führen und Ungleichheiten verstärken. Auch zahlreiche andere Auswirkungen des Klimawandels können die Lernerfolge junger Menschen mindern, etwa Luftverschmutzung.
Trotz dieser negativen Auswirkungen spielt das Bildungssystem für die Klimapolitik bislang oft keine oder nur eine geringe Rolle. In einer Untersuchung von 14 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau bescheinigen die Autoren des Weltbankberichts nur vier Ländern, Bildungsmaßnahmen tiefergehend in ihre Klimapolitik einzubeziehen. Laut OECD entfielen 2020 nur etwa 1,3 Prozent der klimabezogenen bilateralen Entwicklungshilfe auf den Bildungssektor.
In einer Online-Umfrage unter 103 Bildungspolitiker aus 33 Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommensniveau sagten zwar 87 Prozent, Bildung könne dabei helfen, dass Schüler gegen den Klimawandel aktiv werden. Nur ein Drittel glaubt jedoch, dass ihr Bildungssystem die Schüler schon gut genug über den Klimawandel unterrichte.
“Die vielversprechende Nachricht ist, dass es viele kostengünstige Schritte gibt, die Regierungen ergreifen können, um Bildung und Lernen für den Klimaschutz nutzbar zu machen und gleichzeitig die Bildungssysteme an den Klimawandel anzupassen”, sagte Luis Benveniste, globaler Direktor für Bildung bei der Weltbank. Bereits 18,51 US-Dollar pro Kind könnten dabei helfen, dass Schüler trotz des Klimawandels gute Lernfortschritte machen. Einkommensschwache Länder müssten ihre Ausgaben pro Schüler dafür jedoch um rund ein Drittel steigern. Das Geld müsste etwa dafür eingesetzt werden, die Temperatur im Klassenzimmer zu senken, Möglichkeiten zum Fernunterricht zu erhöhen und die Ausbildung von Lehrkräften zu verbessern.
Der Bericht zeigt auch, dass viele junge Menschen sich Green Skills aneignen möchten. In einer Umfrage unter 17- bis 35-Jährigen in Angola, Bangladesch, China, Kolumbien, Indien, Kasachstan, dem Senegal und Tansania gaben fast zwei Drittel an, dass ihre Zukunft von Green Skills abhängt. Gleichzeitig denken 60 Prozent, in der Schule nicht genug über den Klimawandel gelernt zu haben. Anna Parrisius
Im Fall der Betrugsvorwürfe gegen das UER-Zertifikatesystem hat sich nun die neue “Initiative gegen Klimabetrug” aus der Branche der Biokraftstoffhersteller mit Forderungen an das Bundesumweltministerium gewandt. Sie wirft dem Ministerium “schleppende Aufklärung” vor und verlangt
Seit einem Jahr sind die Vorwürfe gegen Projekte der “Upstream Emission Reductions” (UER) bereits bekannt. Mit diesem seit 2018 gültigen Verfahren können die Produzenten von fossilen Treibstoffen einen Teil ihrer CO₂-Minderung über Zertifikate aus dem Ausland erbringen. Diese Zertifikate vor allem aus China sollen nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen oder gefälscht sein. Die Initiative spricht davon, dass von 69 Projekten nur eines nicht verdächtig sei.
Nach Angaben der Branche sind durch den möglichen Betrug 7,9 Milliarden Euro an wirtschaftlichen Schäden entstanden, weil der Preis für zertifizierte Biokraftstoffe durch den Betrug verfallen sei. Insgesamt seien 8,8 Millionen Tonnen CO₂ emittiert worden, die offiziell als vermieden gemeldet und bezahlt wurden. Umweltministerium und Umweltbundesamt (UBA) hätten demnach zu lange mit der Aufklärung gezögert und nicht ausreichend auf Vorschläge der Branche reagiert.
Das UBA als zuständige Behörde arbeitet seit Frühjahr verstärkt an einer Aufklärung der Fälle. Es hat eine internationale Anwaltskanzlei eingeschaltet, intern die Akten durchforstet, sich mit ausländischen Behörden beraten und Anzeige erstattet. Die UER-Praxis wurde von der Regierung vorzeitig beendet. Allerdings heißt es von den Behörden auch, der Fall sei extrem komplex und verwickelt – und Aussagen und Forderungen an Unternehmen müssten vonseiten der Behörden juristisch einwandfrei sein. Mit Ergebnissen der UBA-Untersuchung wird in der nächsten Zeit gerechnet. bpo
Die Nutzung von Geothermie soll erleichtert und die Verfahren verkürzt werden. Dazu hat das Bundeskabinett am Mittwoch den Entwurf für ein Gesetz zur Beschleunigung der Genehmigung von Geothermie-Anlagen, Wärmepumpen sowie Wärmespeichern auf den Weg gebracht. Es sieht laut BMWK vor, dass über bergrechtliche Genehmigungen, die bei vielen Geothermie-Projekten erforderlich sind, innerhalb eines Jahres entschieden werden muss. Wer etwa als Privatperson eine Wärmepumpe betreibt, bei der ein nahegelegenes Gewässer als Wärmequelle dient, braucht dafür künftig gar keine wasserrechtliche Genehmigung mehr. Bei Bohrungen ins Erdreich bleibt sie dagegen erforderlich. Zudem wird Geothermie bei Abwägungsentscheidungen der Behörden bessergestellt, weil sie künftig im überragenden öffentlichen Interesse liegen.
Geothermie soll eine wichtige Rolle bei der künftigen Wärmeversorgung spielen. Kleine Wärmepumpen, mit denen Ein- oder Mehrfamilienhäuser beheizt werden, nutzen sie meist über Flächenkollektoren, die in geringer Tiefe im Garten verlegt werden, oder Sonden, für die bis zu 100 Meter tief gebohrt wird. Für die Erzeugung von Fernwärme sollen künftig verstärkt Großwärmepumpen genutzt werden, die Wärme aus Flüssen und Meeren oder auch aus Abwässern und Rechenzentren nutzen. Bei sehr tiefen Bohrungen kann Erdwärme auch direkt, also ohne Wärmepumpe, genutzt werden.
Weil große Geothermie-Projekte mit einem erheblichen finanziellen Risiko verbunden sind, plant die Bundesregierung zudem eine Teil-Absicherung solcher Investitionen. Dazu ist ein neuer Kredit der staatlichen KfW-Bank in Arbeit, der nicht nur günstige Zinskonditionen bietet; zudem sollen die Schulden zum Teil erlassen werden, wenn die Bohrungen ergeben, dass das Projekt aufgrund der geologischen Bedingungen am geplanten Ort nicht realisiert werden kann. mkr
Erstmals ist es mit einer Offshore-Windkraftanlage gelungen, grünen Wasserstoff ohne Anschluss an das Stromnetz herzustellen. Getestet wurde die Anlage H2Mare – ein Leitprojekt des BMBF – allerdings zunächst nur an Land, wo zwei Elektrolyseure an ein Windrad angeschlossen wurden. Zukünftig soll damit grüner Wasserstoff günstiger hergestellt werden, da die Kosten für die Netzanbindung entfallen und weniger Energie verloren gehe. Das vermeldeten die Projektträger Siemens Gamesa, RWE, Fraunhofer-Institut und das Forschungszentrum Jülich am Mittwoch.
Gefördert wird die Versuchsanlage vom BMBF und NextGenerationEU. In den kommenden Monaten soll untersucht werden, wie sich die schwankende Stromproduktion aus Windkraft auf die Funktionsweise der Anlage auswirkt. Die Projektträger rechnen damit, dass zukünftig alle notwendigen Anlagen auf einer Plattform direkt an einem Offshore-Windrad angebracht werden könnten. lb
Schweden wird seine Steuer auf Flugtickets ab 1. Juli 2025 abschaffen, um die Preise zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit der schwedischen Flugbranche zu erhöhen. “Dies wird zu niedrigeren Preisen für Reisende und einer steigenden Nachfrage führen, was die Wettbewerbsfähigkeit der Fluggesellschaften stärkt”, sagte die Abgeordnete der Schwedendemokraten, Linda Lindberg, auf einer Pressekonferenz am Dienstag.
Ihre Partei ist Bündnispartner einer Koalition aus rechtsgerichteten Moderaten von Ministerpräsident Ulf Kristersson, Christdemokraten und den Liberalen. Mehrere Abgeordnete der rechtspopulistischen Schwedendemokraten leugnen offen den Klimawandel. Umweltverbände kritisieren das Vorhaben der Regierung. Diese würde “die Klimapolitik komplett aufgeben”, sagte etwa Daniel Kihlberg, Klimadirektor der Swedish Society for Nature Conservation zur Tageszeitung Aftonbladet.
Die Flugsteuer wurde im Jahr 2018 von der damals regierenden Mitte-Links-Koalition eingeführt. Ihre Höhe berechnet sich aus der Flugdauer. Sie sollte die Klimaschäden durch den Flugverkehr verringern. rtr/lb
Bis 2030 könnte der Boom bei Rechenzentren weltweit etwa 2,5 Milliarden Tonnen CO₂e-Emissionen pro Jahr verursachen – rund 40 Prozent der aktuellen jährlichen Emissionen der USA. Das besagt ein neuer Bericht der Investmentbank Morgan Stanley, der am Montag veröffentlicht wurde. Große Tech-Konzerne wie Google, Microsoft, Meta und Amazon sind mit ihren Investitionen in Künstliche Intelligenz und Cloud-Lösungen hauptverantwortlich für den rapiden Anstieg. Morgan Stanley sieht zugleich aber auch Chancen dafür, dass der KI-Boom die Investitionen in die Dekarbonisierung vorantreiben könnte. Als Beispiel werden Carbon Capture, Utilisation and Storage (CCUS) und Carbon Dioxide Removal (CDR) genannt. Diese Technologien sind derzeit aber teuer und noch nicht in großem Stil einsatzfähig. Wie viel Nutzen sie in Zukunft bringen können, ist umstritten. rtr/lb/ae
Guardian: Klimaklage wegen Taifun. Das wegweisende Urteil des südkoreanischen Verfassungsgerichts von letzter Woche stellt einen bedeutenden Erfolg für den Klimaschutz in Asien dar. In einer einstimmigen Entscheidung erklärte das Gericht Teile des südkoreanischen Klimagesetzes für verfassungswidrig, da sie die Rechte zukünftiger Generationen nicht ausreichend schützen und ihnen eine unverhältnismäßige Belastung auferlegen. Das Verfahren wurde von Kindern und Jugendlichen angestrengt, die unter den Auswirkungen des Klimawandels litten und aufgrund von Taifunen nicht zur Schule gehen konnten. Zum Artikel
Reuters: Klimawandel belastet Versicherungen. Die heißeren Sommer in Kanada, Waldbrände in Touristengebieten und schwere Überschwemmungen in Großstädten infolge des Klimawandels führen zu Personalmangel bei den Versicherungen und möglicherweise zu Verzögerungen bei der Schadenregulierung. Zum Artikel
WAZ: Blaue ETFs. Meeresenergie, Küstentourismus und marine Biotechnologie fallen allesamt unter den Sammelbegriff Blue Economy. Immer mehr Banken bieten ETFs an, in denen sich Aktien aus diesem Wirtschaftsbereich finden, dessen Unternehmen versuchen, den Klimawandel zu stoppen. Ob sich eine Investition lohnt, ist allerdings noch nicht klar. Zum Artikel
Newsweek: Bürger leiden unter Ölbohrungen. Nach Angaben einer US-amerikanischen Klimaschutzorganisation hat die geplante Ölförderung am Albertsee in Uganda erhebliches Leid in den örtlichen Gemeinden verursacht, darunter Zwangsvertreibungen und Gewalt. Der Bericht hebt schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Projekt hervor. Es ist eines von zwei Projekten, die mit einer geplanten beheizten Pipeline verbunden sind, die Ugandas Öl zum Hafen von Tansania transportieren soll. Zum Artikel
NZZ: Informationen gegen Klimamythen. Ist die Sonne für die Erderwärmung verantwortlich? Gibt es ,keine Fortschritte beim Kampf gegen den Klimawandel. Viele Mythen rund um den Klimawandel lassen sich widerlegen. Zum Artikel