Executive Summary
Erscheinungsdatum: 20. Juni 2025

Project A-Gründer soll neuer CEO von Stark werden

Die Kooperation mit Fachleuten und Soldaten im Kriegsland Ukraine hat die Drohnen der Firmen Helsing, Quantum Systems und Stark mit dem Label „battle proved“ versehen – ein großer Vorteil auf dem wachsenden globalen Drohnenmarkt.

Bei Stark sprechen Experten bereits vom neuen Rheinmetall. Florian Seibel gründete es im vergangenen Jahr. Er hat bereits Quantum Systems zum Erfolg verholfen. Unter den Investoren ist auch Peter Thiel. Neuer CEO soll Uwe Horstmann werden, wie Table.Briefings aus Branchenkreisen erfahren hat. Stark wollte eine entsprechende Presseanfrage nicht kommentieren.

Horstmann ist Mitgründer von Project A – einem der führenden Early-Stage-Tech-Investoren Europas mit Büros in Berlin und London. Das Unternehmen verwaltet nach eigenen Angaben ein Vermögen von rund einer Milliarde US-Dollar.

Wie viele Start-ups in diesem Bereich hat sich auch Stark Experten aus der Militär- und Rüstungswelt an Bord geholt. Beim Aufbau der Geschäfte helfen deutsche Start-up-Insider wie der jetzige Technikchef Johannes Schaback, der sowohl bei Home24 als auch bei SumUp gearbeitet hat. Als Geschäftsführer für das internationale Geschäft fungiert der Kanadier Philip Lockwood, der zuvor die Innovationsabteilung der Nato geleitet hat.

Ebenfalls dabei: Der Luftwaffen-Offizier und ehemalige Bundestagsabgeordnete Johannes Arlt (SPD), der als Senior Vice President unterstützt. Er war bis 2025 Mitglied im Verteidigungsausschuss.

Da Quantum Systems sich ausschließlich auf Aufklärungsdrohnen spezialisiert hat, liefert Stark Kampfdrohnen, genauer gesagt: „loitering munition“. Das ist Munition, die über einem Ziel „herumlungern“ kann und es dann selbstständig findet. Ein erstes Produkt von Stark ist die vertikal startende Drohne „OWE-V“ (One Way Effector – Vertical), auch „Virtus“ genannt.

Derzeit testet Stark seine Kamikaze-Drohne in der Ukraine. Während der Virtus am deutschen Standort in der Nähe von München zusammengebaut wird, finden die Tests mit scharfer Munition ausschließlich in der Ukraine statt. Ein gängiges Verfahren, das auch andere Drohnenhersteller wie Helsing verfolgen – und dabei auch auf Kooperation mit ukrainischen Fachleuten setzt.

Die Bundeswehr soll bereits einige Virtus-Drohnen zur „Erprobung“ gekauft haben. Weder das Verteidigungsministerium noch das Unternehmen bestätigen das.

Wie Table.Briefings erfahren hat, arbeitet Stark auch an einem der interessantesten Bereiche im Drohnensektor: der Schwarmfähigkeit. Laut ukrainischen Fachleuten ist diese Fähigkeit aufgrund von Problemen wie verlässlichen Datenverbindungen in einer Kriegsumgebung zwar grundsätzlich noch eingeschränkt. Doch die Entwicklung geht eindeutig in diese Richtung.

Wie dynamisch die Entwicklungen in diesem Rüstungsfeld sind, zeigte die vergangene Woche:

Es waren Drohnen, die der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland zunächst einen Vorteil und Zeit verschaffen haben. Inzwischen hat aber auch Russland dank Know-how-Import aus dem Iran bei der Drohnentechnologie stark aufgeholt. Der ehemalige Airbus-Chef und heutige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Tom Enders, spricht im Gespräch mit Table.Briefings deshalb von einem „Drohnenkrieg“.

Ein Grund für die rasante Entwicklung ist der Kostenfaktor: Drohnen sind günstiger als Artilleriegeschosse und können gleichzeitig zur Aufklärung, Abwehr von anderen Drohnen und auch als Angriffswaffen eingesetzt werden. Susanne Wiegand, ehemalige Vorstandsvorsitzende der Renk Group und heutiges Mitglied im Advisory Board des Drohnenherstellers Quantum Systems, sagt:

„Drohnen haben das Gefechtsfeld verändert. Man kann sich nirgendwo mehr verstecken, man wird sofort aufgeklärt, die Drohnen sind nicht teuer, das hat also auch Möglichkeiten geschaffen, sie in größeren Mengen anzusetzen.“

Der deutsche Drohnenmarkt trägt derzeit rund sechs Prozent zum weltweiten Umsatz bei – Tendenz steigend. Laut dem Bericht „Germany Military Drone Market Size Outlook 2030“ des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Grand View Research erreichte der Umsatz 2024 rund 2,38 Milliarden US-Dollar. Bis 2030 wird mit fast fünf Milliarden US-Dollar gerechnet – ein jährliches Wachstum von über 13 Prozent.

Neben Aufklärung und Angriff spielt das Thema Drohnenabwehr eine zunehmend große Rolle. Zahlreiche Videos aus der Ukraine zeigen, wie Drohnen sich gegenseitig jagen. Denn im Gegensatz zu der weit verbreiteten Vorstellung von Drohnen vor allem als fliegende Geräte ist die Entwicklung von Drohnen auf und unter Wasser und an Land nicht minder dynamisch. Spezialisten wie De-Drone aus Kassel setzen vollständig auf Abwehr. Und Quantum Systems hat erst Mitte April in der Ukraine den Drohnen-Abwehrspezialisten Frontline erworben.

Dazu passt: Wie Taiwan der Volksrepublik China mit Drohnen die Stirn bieten will, lesen Sie im China.Table.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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