Table.Briefing: Bildung

Was Sachsen für die Bildung will + KI in schwedischen Schulen + Bericht zum Ganztag

Liebe Leserin, lieber Leser,

da sind es also drei. Nach Thüringen und Brandenburg kann jetzt auch Sachsen vermelden: Habemus Koalitionsvertrag. Die Zeiten für diese drei Länder werden in der Bildungspolitik nicht einfach werden. Zumindest in Thüringen und Sachsen fehlt den neuen Regierungen eine stabile Mehrheit im Parlament. Und in Brandenburg und Thüringen muss sich zudem erst noch herausstellen, wie verlässlich eigentlich das BSW als Regierungspartner ist. 

Jetzt aber zu Sachsen. Meine Kolleginnen Anna Parrisius und Franziska Klemenz und mein Kollege Ralf Pauli haben alles zusammengetragen, was Sie über das Bildungsprogramm von CDU und SPD wissen müssen. Auch, wer vermutlich das Schulministerium in Dresden leiten wird und warum. Als kleinen Service verlinken für Sie an dieser Stelle auch nochmal unsere Analysen zu den Koalitionsverträgen aus Thüringen und aus Brandenburg

Ich darf ihnen zudem den Text unserer Autorin Kirstin von Elm empfehlen. Sie hat sich an Schulen in Schweden umgeschaut, wie die eigentlich mit Künstlicher Intelligenz umgehen. Es erwarten Sie ein paar überraschende Einsichten. 

Und wer sich noch nicht auf den Sitzungsmarathon der KMK kommende Woche vorbereiten konnte: Weiter unten finden Sie alles, was Sie wissen müssen. 

Bleiben Sie uns gewogen.

Ihr
Thorsten Denkler
Bild von Thorsten  Denkler

Analyse

Sachsen: Welche Versprechen CDU und SPD für die Bildung machen

In Sachsen haben sich CDU und SPD auf einen Koalitionsvertrag geeinigt (zum Download). In der Vorstellung des 110 Seiten starken Papiers am Mittwoch kündigte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) trotz der angespannten Haushaltslage umfangreiche Investitionen in die Frühe Bildung an. “Wenn die Kinder klein sind, werden die Grundlagen für den späteren Bildungserfolg gelegt”, sagte Kretschmer. Die künftige Landesregierung werde deshalb einen dreistelligen Millionenbetrag in ein verpflichtendes Vorschuljahr investieren, um allen Kindern zum Schulstart möglichst gleiche Chancen zu ermöglichen.

Kretschmer, dessen Partei das Bildungsministerium behält, stellte auch eine Aufstockung der Schulsozialarbeit sowie der Assistenzlehrkräfte in Aussicht. Allerdings dämpfte er bereits die Erwartungen: Im Haushalt fehlten dem Freistaat 2,3 Milliarden Euro. Nicht alle Regierungsvorhaben, so Kretschmer, werden sich realisieren.

CDU behält Bildungsministerium

Ihre bildungspolitischen Differenzen kitten SPD und CDU durch teils sehr vage Kompromisse. Auf das strittige Thema Förderschulen etwa, die die SPD im Wahlprogramm noch abschaffen wollte, geht der Koalitionsvertrag mit keinem Wort ein. Im Gegenzug ist die CDU bereit, die Regelschulen “beim inklusiven binnendifferenzierten Unterricht” zu unterstützen – was immer das heißen mag. Auch mit Blick auf zentrale Herausforderungen wie der Gewinnung neuer Lehrkräfte wird die Koalition nicht sehr konkret.

Dafür ist bekannt, wer aller Voraussicht nach neuer Bildungsminister wird. Nach Informationen von Table.Briefings soll der bisherige Staatskanzleichef Conrad Clemens das Amt übernehmen. Sein Vorgänger Christian Piwarz (beide CDU) wechselt demnach ins Finanzministerium.

Personalentscheidung noch nicht offiziell

Clemens gehört Sachsens CDU-Spitzenriege seit mehr als zehn Jahren an, von 2019 bis 2024 vertrat er den Freistaat als bevollmächtigter Staatssekretär in Berlin. Zum Wahlkampf wechselte der 41-Jährige als Chef der Staatskanzlei nach Sachsen. Dem Vernehmen nach soll dieses Ministeramt eingespart und mit einem günstigeren Staatssekretär ersetzt werden. Clemens, der keine einschlägige Erfahrung mit Bildungsthemen hat, soll als Ausgleich den Posten des Schulministers bekommen. Aus dem Umfeld von Kretschmer hingegen ist zu hören: Die Personalien werden erst nach der Wahl des Ministerpräsidenten entschieden.

Für die Bildungsvorhaben im Freistaat wäre es jedenfalls ein gutes Omen, wenn der bisherige Bildungsminister künftig über die Finanzen wacht. Ein Überblick über die zentralen Bildungsversprechen:

Investitionen in die frühe Bildung

Verbindliche Bildungsziele an Kitas: SPD und CDU wollen die frühkindliche Bildung stärken. Unter anderem sollen dazu verbindliche Bildungsziele verankert werden, “damit den Kindern altersentsprechend grundlegende Kompetenzen und Fähigkeiten vermittelt werden”. Den Sächsischen Bildungsplan will die künftige Koalition dafür “weiter qualifizieren und modernisieren”. Der Bildungsplan ist der Leitfaden für pädagogische Fachkräfte in Krippen, Kindergärten und Horten sowie für Kindertagespflege. Seine Handlungsempfehlungen sind aber nicht bindend.

Frühe Diagnostik ausbauen: Seit 2003 bietet Sachsen Kindern im Alter von drei bis vier Jahren eine freiwillige ärztliche Untersuchung an. SPD und CDU wollen diesen sowie einen weiteren Test zum Schuleingang stärker nutzen, um besondere Entwicklungsverläufe “eher erkennen” und Fördermöglichkeiten “frühzeitig anregen” zu können, “insbesondere hinsichtlich der Sprachkompetenzen”. SPD und CDU führen damit den Weg der Vorgängerregierung fort. Unter der Kenia-Koalition hat der Freistaat erstmals Lernstandserhebungen an allen Grundschulen durchgeführt und so die Diagnostik ausgebaut. Auf eine verbindliche Teilnahme an Förderangeboten bei festgestelltem Förderbedarf, wie sie in anderen Ländern längst Pflicht ist, hat sich die Koalition aber nicht verständigt.

Nebeneffekt: Entlastung für Eltern

Einführung der Vorschule: Das vielleicht zentrale Bildungsvorhaben ist die Einführung eines verpflichtenden, kostenfreien Vorschuljahres im letzten Kita-Jahr. Damit wollen SPD und CDU den Übergang vom Kindergarten in Schule und Hort noch stärker begleiten. Als Nebeneffekt, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Hartmann bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags, würden die Kommunen von einem Teil der Kita-Betriebskosten entlastet. Auch für die übrigen Kita-Jahre wolle Schwarz-Rot die Elternbeiträge deckeln. Für das Vorschuljahr stehe aber der pädagogische Ansatz im Vordergrund, sagte Hartmann.

Das Konzept ist umstritten. Wegen der großen Leistungsunterschiede unter Grundschülern haben einige Länder wieder Vorschulen eingeführt, darunter Berlin und Baden-Württemberg. Auch die neue Brombeer-Koalition in Thüringen plant dies. In Sachsen wären jedoch nicht viele Kinder betroffen. Fast 94 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen besuchen bereits eine Kita.

Demografie könnte helfen

Für die GEW Sachsen hat daher das Vorschuljahr keinen Vorrang. Die Frage der Finanzierung der Kindertagesstätten mit den Kommunen sei “viel brisanter”, sagte der GEW-Landesvorsitzende Burkhard Naumann. GEW und Sächsischem Lehrerverband zufolge sei zudem zunächst eine deutliche Verbesserung des Personalschlüssels nötig. So könne die Förderung verbessert und zugleich verhindert werden, dass angesichts des Rückgangs an Kita-Kindern viele Fachkräfte das System verlassen. Die kommenden Koalitionspartner hoffen, dass ihnen dabei die Demografie hilft. “Die aktuell sinkenden Kinderzahlen schaffen den Spielraum, Personal im System zu halten”, heißt es dazu im Koalitionsvertrag.

Mehr multiprofessionelle Teams: Um Lehrkräften unterrichtsferne Aufgaben abzunehmen, sollen künftig mehr “pädagogische und organisatorische Assistenten” an sächsischen Schulen arbeiten. Diesen Assistenten stellt die Koalition entfristete Stellen in Aussicht. “Ziel ist es, dass jede Schule profitiert und multiprofessionell arbeiten kann”, heißt es im Vertrag. Dazu sollen mehr Inklusionsassistenten und Schulsozialarbeiter eingestellt werden. Auch an Kitas sollen die Teams multiprofessioneller werden. Auf konkrete Zahlen verzichten CDU und SPD.

Neu: Mittelvergabe nach Sozialindex

Die GEW Sachsen fordert seit Längerem mehr Verbindlichkeit beim Einsatz multiprofessioneller Teams. Demnach finde derzeit nur an rund 40 Prozent der Schulen im Freistaat Sozialarbeit statt. An Ober- und Gemeinschaftsschulen ist Schulsozialarbeit Pflicht, weshalb das Land die Stellen hier auch voll finanziert. Für andere Schularten müssen anteilig die Kommunen aufkommen – die bauen aufgrund klammer Kassen Stellen ab. “Wir würden uns daher wünschen, die Verpflichtung auf alle Schularten auszudehnen”, sagte GEW-Landesvorsitzender Naumann.

Innovative Schulkonzepte: CDU und SPD wollen das Schulsystem rundum modernisieren. Dafür sollen Empfehlungen der Vorgängerregierung für das “Bildungsland Sachsen 2030” umgesetzt werden. Dazu gehören unter anderem eine Flexibilisierung der Stundentafeln, eine stärkere Projekt- und Praxisorientierung an Schulen sowie die Möglichkeit, auch jahrgangsübergreifend zu unterrichten. Zudem soll Schule demokratischer werden und Schüler, Lehrkräfte und Eltern besser in Entscheidungsprozesse einbinden. Auch soll unter der neuen Regierung der im Rahmen des Startchancen-Programms von Bund und Ländern entwickelte Sozialindex angewendet werden. Das bedeutet, dass sächsische Schulen in sozial benachteiligter Lage künftig zusätzliche Ressourcen erhalten.

Für Neuntklässler: “Produktives Lernen”

Berufliche Bildung: CDU und SPD wollen verbindliche Praktika ausweiten und Unternehmen zu mehr Angeboten ermutigen. Das “Produktive Lernen” wollen sie möglichst landesweit etablieren. Acht- und Neuntklässler, die drohen, den Schulabschluss sonst nicht zu schaffen, lernen dabei drei Tage in der Woche in einem Betrieb. Berufsschulen will die neue Koalition mit moderner Ausstattung unterstützen.

Dirk Baumbach, Vorsitzender des Lehrerverbands Berufliche Schulen Sachsen, sagte: “Berufsschulen brauchen dringend IT-Administratoren, zudem eine Reduktion des Deputats von 26 auf 24 Stunden, damit Lehrkräfte sich auch fortbilden und neue Technologien einsetzen können.” Positiv bewertet Baumbach, dass die Koalition – wie schon die Vorgängerregierung – Klassenleitern “perspektivisch” eine Anrechnungsstunde gewähren will. Gerade an Berufsschulen sei das nötig, da viele Lehrkräfte zwei oder drei Klassen leiten und Zeit für den Kontakt zum Betrieb oder der Arbeitsagentur benötigten.

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KI als Schulfach: Was Schwedens Vorstoß noch ausbremst

Eigentlich sollte es erst nächstes Jahr losgehen, doch im Sommer machte die schwedische Schulbehörde Skolverket Tempo: Statt abzuwarten, bis Mitte 2025 ein neuer Gymnasiallehrplan in Kraft tritt, dürfen schwedische Oberschulen bereits seit Beginn des aktuellen Schuljahrs Künstliche Intelligenz als Schulfach unterrichten. Während in anderen Ländern noch über KI-Verbote an Schulen und Hochschulen diskutiert wird, werden in Schweden also gerade die ersten Schüler im Rahmen des Lehrplans an die neue Technologie herangeführt.

Der seit Juli 2024 gültige Fachplan KI sieht eine Kombination aus gesellschaftlichen und anwendungsbezogenen Inhalten für das neue Fach vor. Der Unterricht soll vermitteln, wie KI-Systeme funktionieren, wo und wie sie zum Einsatz kommen und welche Bedeutung Daten und Datenqualität für KI-Anwendungen haben. Darüber hinaus sollen Unterschiede zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz sowie relevante Gesetze und Vorschriften behandelt werden.

Aber auch die praktische Anwendung von KI-Tools oder Grundlagen des Programmierens stehen auf dem Stundenplan. Nicht zuletzt soll der neue KI-Unterricht Raum für die Diskussion und Reflexion ethischer Fragen bieten und Schüler befähigen, Chancen und Risiken der Technologie und ihre Folgen für die Gesellschaft besser einzuordnen.

Ungenügende digitale Kompetenzen

Ein besserer Zugang zu Künstlicher Intelligenz und anderen digitalen Alltagswerkzeugen scheint dringend angebracht – auch im digitalaffinen Schweden. Laut der im November veröffentlichten Schülervergleichsstudie ILCIS 2023 lassen die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen junger Menschen in Schweden ähnlich zu wünschen übrig wie in Deutschland.

In beiden Ländern erreichen knapp 40 Prozent aller Achtklässler maximal Niveaustufe 2 von 5. Das bedeutet: Vier von zehn Teenagern sind zum kompetenten und reflektierten Umgang mit digitalen Medien und Informationen nur sehr eingeschränkt in der Lage. 34 Länder haben 2023 an der Studie teilgenommen, Schweden ist zum ersten Mal dabei.

Erst Lesen, dann Programmieren

Als Antwort auf das besorgniserregende ILCIS-Ergebnis will die schwedische Bildungsministerin Lotta Engholm den neuen KI-Unterricht allerdings nicht verstanden wissen. KI-Unterricht für alle Schüler bereits in der neunjährigen Pflichtschulzeit ist vorerst nicht geplant. Ganz im Gegenteil: Statt KI auf den Stundenplan zu setzen, will sie in den unteren Klassen den Einsatz digitaler Lernmedien sogar zugunsten von Papier und Stift zurückfahren.

Digitale Kompetenz setze voraus, dass Schüler über grundlegende Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Zählen verfügen, heißt es auf Anfrage von Table.Briefings aus dem schwedischen Bildungsministerium. Jeder vierte Schüler in Schweden könne nicht richtig lesen oder rechnen. Schule müsse daher die richtigen Prioritäten setzen – sprich, sich zunächst auf diese Grundkompetenzen konzentrieren.

KI als Wahlfach am Gymnasium

Künstliche Intelligenz als Unterrichtsfach findet also planmäßig erst am Gymnasium statt. Immerhin: Anders als in Deutschland bereitet die dreijährige Oberstufe in Schweden nicht nur auf ein Hochschulstudium vor, sondern auch auf den Einstieg ins Berufsleben.

Fast alle schwedischen Schüler, insgesamt rund 327.000, setzen deshalb ihre Schullaufbahn nach dem Abschluss der neunten Klasse an einem von landesweit rund 1.300 Gymnasien fort – und haben dort künftig die Chance, KI als Wahlfach zu belegen. Auch die kommunale Erwachsenenbildung Komvux kann KI-Unterricht anbieten.

Ausstattung top, KI-Kenntnisse flop

Technisch sind die Voraussetzungen für das neue Schulfach zwar landesweit gegeben: Nach Jahren entschlossener Digitalisierung zählen schwedische Schulen im europäischen Vergleich in puncto digitaler Ausstattung zu den Spitzenreitern. Allerdings gehören zu qualifiziertem KI-Unterricht auch fachlich ausgebildete Lehrkräfte. Und die sind derzeit noch Mangelware.

Noch im März dieses Jahres sagten fast 70 Prozent aller schwedischen Lehrkräfte, sie hätten noch nie KI im Unterricht verwendet. Drei Viertel bezeichneten ihre KI-Kenntnisse als gering bis nicht vorhanden. Das ergab eine Umfrage des Nonprofit-Unternehmens Bonus, einem Anbieter, der für Schulen die Lizenzierung von Urheberrechten koordiniert. Eine in diesem Herbst gestartete Qualifizierungsoffensive für Lehrkräfte soll nun für qualitativ hochwertigen KI-Unterricht und gleiche KI-Bildungschancen für alle Schüler sorgen.

Voreiliger Startschuss?

Um sich für den KI-Unterricht zu qualifizieren, gibt es Weiterbildungen für Lehrkräfte. Gymnasiallehrer, die Technik, Mathematik, Programmierung oder Webentwicklung unterrichten, brauchen eine Fortbildung im Umfang von 15 Hochschulkreditpunkten, was einer zehnwöchigen Weiterbildung entspricht. Alle anderen Lehrkräfte benötigen je nach Qualifikation 60 bis 90 Hochschulkreditpunkte, also zwei bis drei Semester Vollzeitstudium. Zu Beginn des Schuljahres erfüllten Medienberichten zufolge gerade einmal acht schwedische Lehrkräfte die Anforderungen der nationalen Schulbehörde.

Bildungsministerin Engholm ist dennoch zuversichtlich, die Lehrerlücke bis zum nächsten Schuljahr signifikant verringern zu können. Landesweit bieten derzeit sieben Hochschulen KI-Qualifizierungen für Lehrkräfte an, die Kosten dafür trägt der Staat. Aktuell seien rund 340 Lehrkräfte in einem dieser Kurse eingeschrieben, meldet die Schulbehörde Skolverket. Im Frühjahr und Herbst 2025 könnten jeweils weitere 140 Plätze finanziert werden. Dann gilt die staatliche Kostenübernahme für die KI-Weiterbildung allerdings nur noch an vier Hochschulen landesweit.

War der vorgezogene Start des neuen Schulfachs also ein Frühstart? Im laufenden Schuljahr will die schwedische Schulbehörde den Schulen offenbar bewusst Gelegenheit geben, sich auch ohne fertig qualifiziertes Personal an das neue Fach heranzutasten.

Zwar sei es Ziel, grundsätzlich kompetente und zertifizierte Lehrkräfte für alle Fächer zu haben – eine fehlende formale Lehrerqualifikation sei aktuell aber kein Hindernis für den KI-Unterricht. Noch ein Jahr abzuwarten, sei jedenfalls keine Alternative, heißt es aus der Behörde: Angesichts der rasanten Fortschritte von Künstlicher Intelligenz sei es wichtig, das Thema möglichst schnell in die Schule und die Lehramtsausbildung zu bringen. Kirstin von Elm

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News

KMK: Wer kommende Woche was mit wem bespricht

Kommende Woche trifft sich am Donnerstag und Freitag die Kultusministerkonferenz zu einer Sondersitzung, die Bildungsminister treten zu ihrer zweiten Bildungs-MK zusammen, und es findet eine zweite gemeinsame Sitzung der Bildungsminister mit den Jugend- und Familienministern statt. Das geht aus dem vorläufigen Ablaufplan der KMK und den Tagesordnungen für die beiden Tage hervor, die Table.Briefings vorliegen. 

Im Mittelpunkt der Gespräche werden die KMK-Strukturreform, der Digitalpakt II, die Gewinnung von Fachkräften für Schulen und Kitas, Demokratiebildung, der Ausbau der Ganztagsbetreuung, die Förderung basaler Bildungsfähigkeiten und die Qualifizierung von Schulleitungen stehen. 

Die KMK wird sich am Donnerstag zunächst mit Strukturfragen befassen. Unterhalb der jetzt getrennt tagenden Ministerkonferenzen sollen die jeweiligen Kommissionen der Amtschefs entstehen. Darunter wiederum Arbeitsgruppen. Unklar ist noch, wie viele der bisherigen Arbeitsgruppen bestehen bleiben – in der Bildungs-MK sollen es dem Vernehmen nach etwa 150 sein. Vorrang sollen solche AGs haben, die bereits jetzt gut vernetzt sind.

Die Agenda der Bildungs-MK

Orientierungsrahmen für Schulleitungen: Die zweite Konferenz der Bildungsminister wird sich am Freitagmorgen mit einem Orientierungsrahmen für die Qualifizierung von Schulleitungen beschäftigen. Bisher sind die Anforderungen an Schulleitungen in den Ländern sehr unterschiedlich geregelt. Der Qualitätsrahmen soll Standards für die Fortbildung und die professionelle Entwicklung von Schulleitern festlegen. Ziel ist es, die Rolle der Schulleitungen zu stärken.

Digitalpakt II: Die Bildungsminister wollen sich von den Verhandlungsführern auf Länderseite auf den Stand der Entwicklungen bringen lassen. Nach dem Ampel-Aus werden gerade die Karten neu gemischt. Bildungsminister Cem Özdemir (Grüne) will eine schnelle Lösung. Die Länder auch. Womöglich kann die schon kommende Woche präsentiert werden. Am Ende müsste die aber so tragfähig sein, dass eine neue Bundesregierung sie nicht wieder kassiert. 

Neuaufstellung der BMK-Spitze: Auf der Bildungs-MK wird auch gewählt: Voraussichtlich wird Simone Oldenburg (Linke), Bildungsministerin in Mecklenburg-Vorpommern, zur neuen Präsidentin der BMK bestimmt. Dazu wird das Präsidium neu zusammengesetzt.

Die Agenda von BMK und JFMK

Fachkräftemangel: Ein Schwerpunkt der anschließenden gemeinsamen Sitzung von BMK und JFMK wird die Vorstellung von Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Kitas und Schulen sein. Die gemeinsame Arbeitsgruppe “Fachkräfte” von JFMK und der bisherigen KMK hat ein Konzept erarbeitet, das die Ausbildung und den Verbleib von pädagogischen Fachkräften stärken soll. Die Fachkräftesituation wird insbesondere im Bereich der frühkindlichen Bildung als kritisch bewertet.

Demokratiebildung: Die Ministerien wollen mit der Förderung demokratischer Werte bereits im frühkindlichen Alter beginnen und bis in die weiterführenden Schulen fortsetzen.

Ganztägige Bildung und Betreuung: Die Verwirklichung des Anspruchs auf ganztägige Bildung und Betreuung im Grundschulalter steht ebenfalls auf der Tagesordnung für die gemeinsame Sitzung von BMK und JFMK. Als eine der Herausforderungen dürften Personal- und Raumkapazitäten benannt werden. Die gemeinsame Sitzung endet mit einem Besuch von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Thorsten Denkler

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Ganztag: Was im 2. Gafög-Bericht der Bundesregierung steht

Länder und Kommunen haben den Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote in den vergangenen Jahren stark vorangetrieben. Das geht aus dem 2. Bericht der Bundesregierung zum Ganztasgsfördergesetz (2. Gafög-Bericht) hervor, den das Bundeskabinett am Mittwoch gebilligt hat. 

Demnach konnten im Schuljahr 2022/23 etwa 1,8 Millionen Grundschulkinder ganztägige Angebote nutzen, ein Plus von 130.000 gegenüber dem Vorjahr. Bundesweit sind 73 Prozent der Grundschulen als Ganztagsschulen organisiert. Ihre Zahl stieg von 11.020 im Vorjahr auf 11.196. 

Fachkräftemangel bleibt große Herausforderung

Die Aufgabe bleibt dennoch groß: Prognosen des zweiten Gafög-Berichts zeigen, dass vom Stand 2022/2023 ausgehend bis zum Schuljahr 2029/2030 deutschlandweit bis zu 481.000 zusätzliche Plätze geschaffen werden müssen, um den Bedarf zu decken. Bereits bis 2026/2027, dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs, sind demnach 342.000 neue Plätze erforderlich. Der Bericht stützt sich auf den Kinderbetreuungsreport 2023 (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts, wonach 2022 der prozentuale Anteil der Eltern, die sich eine Ganztagsbetreuung wünschen, mit 64 Prozent das vierte Jahr in Folge unverändert hoch war.

Der Fachkräftemangel bleibt da eine stetige Herausforderung: 56 Prozent der Ganztagsleitungen und 90 Prozent der Schulleitungen rechnen mit hohem zusätzlichem Personalbedarf. Die Lücken schließen will die Bundesregierung etwa über Umschulungen, Qualifizierungen und Anreize für Quereinsteiger sowie über die Integration von nicht-pädagogischen Kräften. Thorsten Denkler

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Ausbildung: Wie der DGB den Stand der Inklusion bewertet

Um die Inklusion in der Ausbildung voranzubringen, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) barrierefreie Berufsschulen. “Nur dann sind ja inklusive Ausbildungen im Betrieb möglich”, sagt Silvia Helbig, beim DGB zuständig für Schwerbehindertenrecht und berufliche Rehabilitation. Die Inklusion sei an den beruflichen Schulen noch weiter hinterher als in den allgemeinbildenden Schulen.

In einem kürzlich publik gemachten Bericht zur Inklusion in der Ausbildung konstatiert der DGB leichte Verbesserungen seit 2009 – dem Jahr, in dem Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnete (zum Download).

  • Die Zahl schwerbehinderter Azubis in einer betrieblichen Ausbildung ist seit 2009 von 6.356 auf 7.975 in 2022 gestiegen. Da gleichzeitig die Zahl aller Auszubildenden sank, fällt der prozentuale Anstieg von 0,4 auf 0,7 Prozent noch deutlicher aus.
  • Der Anteil der Jugendlichen mit Behinderungen, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit einer inklusiven Maßnahme unterstützt, ist von 15 Prozent im Jahr 2009 leicht auf 17 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Unter diese inklusiven Maßnahmen fasst der DGB etwa die begleitete betriebliche Ausbildung.
  • Die Eingliederungsquoten der unterschiedlichen Förderinstrumente der BA für junge Menschen mit Behinderungen haben sich erhöht – auch die der nicht inklusiven oder nur teilweise inklusiven. Sechs Monate nach dem Ende der Maßnahmen waren also mehr junge Menschen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Bei der begleiteten betrieblichen Ausbildung lag die Eingliederungsquote 2023 bei 74 Prozent.

DGB sieht insgesamt deutlichen Nachholbedarf

Trotzdem sieht der DGB Verbesserungsbedarf für Inklusion in der Ausbildung. Viele Jugendliche würden immer noch in Werkstätten für behinderte Menschen untergebracht, in denen sie in der Regel keinen anerkannten Berufsabschluss erwerben können. Sie müssten besser darin unterstützt werden, Alternativen zu finden und wahrzunehmen, fordern die Autorinnen Evelyn Räder und Silvia Helbig aus der Abteilung Arbeitsmarktpolitik des DGB. Gleichzeitig brauche es neue Hilfen, die besser auf den individuellen Fall zugeschnitten sind.

Der größte Anteil der 2023 von der BA geförderten jungen Menschen hatte eine Lernbehinderung (41 Prozent), gefolgt von jungen Menschen mit psychischer Behinderung (29 Prozent). Diese Jugendlichen hätten andere Bedürfnisse als etwa Menschen mit Hörbehinderung. “Ihnen kann etwa eine Teilzeitausbildung helfen, mehr Online-Angebote oder kleinere Gruppen”, sagt Silvia Helbig.

Auch Berufsschulen müssten inklusiv sein

Die Autorinnen fordern Unternehmen auf, ihre Bereitschaft zu erhöhen, Menschen mit einer Behinderung auszubilden und ihre Abläufe entsprechend anzupassen. Die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA), die von den Integrationsämtern seit 2022 flächendeckend eingerichtet werden mussten, sollten kontinuierlich geprüft und weiterentwickelt werden. In den Unternehmen müssten zudem Ressourcen und Rechte der Schwerbehindertenvertretungen gestärkt werden.

Lesen Sie auch: Inklusive Ausbildung: Welche Hindernisse es noch gibt

Schulabschluss ist zentral für Aufnahme einer Ausbildung

Von der Bundesregierung verlangt der DGB unter Einbeziehung von Behindertenverbänden und Gewerkschaften, verbindliche Zielmarken für die Inklusion zu setzen. Dabei müssten auch Kitas und Schulen in den Blick genommen werden. Für die Chance auf einen Ausbildungsplatz sei der Schulabschluss von hoher Relevanz. 73 Prozent der Jugendlichen verließen die Förderschule aber ohne Schulabschluss. Von den rund 600.000 Schülern mit Förderbedarf gingen 2022 laut Auswertung des DGB rund 338.000 auf eine Förderschule. Anna Parrisius

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  • Deutscher Gewerkschaftsbund
  • Inklusion
  • Kitas

Startchancen: Wie ein neues Tool die Umsetzung sichtbar macht

Die Wübben Stiftung Bildung hat am Donnerstag eine Länderübersicht über die Umsetzung des Startchancen-Programms veröffentlicht. Sie bietet detaillierte Informationen über die Ausgestaltung des Programms in den 16 Ländern. Per Klick können die Daten sowohl nach Ländern als auch nach den Kategorien des Programms wie den Säulen eins, zwei und drei gefiltert werden. Die Länderübersicht ermögliche es, Unterschiede in der Umsetzung und der Schwerpunktsetzung der Länder zu analysieren.

Kein Anspruch auf Vollständigkeit

Die Übersicht basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen aus Ministerien oder parlamentarischen Dokumenten. Die Zusammenstellung erhebt nach Angaben der Wübben Stiftung keinen Anspruch auf Vollständigkeit, liefere aber eine “aktuellen Einblick in die Umsetzung des Programms” in den Ländern. Die Datenbank werde regelmäßig vom Impaktlab der Wübben Stiftung aktualisiert.

Mit dem Startchancen-Programm fördern Bund und Länder seit dem 1. August Schulen in besonders herausfordernden Lagen. Ziel ist es, Bildungsgerechtigkeit zu stärken und benachteiligte Schulen gezielt zu unterstützen. Thorsten Denkler

Lesen Sie auch: Methode Wübben: Banale Ideen, effektive Umsetzung

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  • Daten
  • Startchancen-Programm
  • Stiftungen

Best of Table

Research.Table. Nach Ampel-Aus: CDU-Bildungspolitiker Stephan Albani zur Unions-Strategie. “Einem falsch geplanten Haushalt auf den Weg zu helfen, ist keine Option”, sagt er. Und zerstört damit jede Hoffnung, vor der Wahl könne noch Substantielles im Bundestag zu Bildung und Forschung entschieden werden. Mehr lesen Sie hier.

Research.Table. Bürokratieabbau: Allianz der Wissenschaftsorganisationen macht Özdemir Vorschläge. Die Allianz beklagt die “oft über das notwendige Maß hinausgehenden Regulierungen” auch im Wissenschaftsbetrieb. Sie würden Ressourcen der Einrichtungen binden, die für die wissenschaftliche Arbeit eingesetzt werden sollten. Mehr lesen Sie hier.

Research.Table. Koalitionsvertrag: Wie Sachsen sich in der Wissenschaft aufstellen will. Die kommende Minderheitsregierung aus CDU und SPD ruft das “Wissenschaftsland Sachsen” aus. Interessant ist die Neuzuordnung der Wissenschaft. Sie findet sich zusammen mit Kultur und Tourismus in einem Ministerium wieder. Mehr lesen Sie hier.

Presseschau

Süddeutsche Zeitung: In Hamburg beginnen Schulabgänger häufiger eine Ausbildung. In Hamburg haben mehr als 2.000 junge Menschen direkt nach der 10. Klasse eine Ausbildung begonnen. Das seien so viele wie nie, teilte die Schulbehörde in Hamburg mit. Und zeige, dass die verzahnten Angebote Hamburgs am Übergang von der Schule in den Beruf greifen, sagt Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD). (Mehr als 40 % der Schulabgänger beginnen eine Ausbildung)

Tagesschau: COPSY-Studie zeigt, wie belastet Kinder und Jugendliche sind. Kindern und Jugendlichen in Deutschland geht es psychisch besser als noch während der Corona-Pandemie – aber weiterhin schlechter als davor. Das geht aus der neuen COPSY-Studie hervor. Demnach habe sich die psychische Belastung auf einem hohen Wert stabilisiert. (So steht es um die Psyche junger Menschen)

SWR: Neue Elterninitiative in Baden-Württemberg soll G9 für alles durchsetzen: Mit einem neuen Volksantrag will eine Elterninitiative erreichen, dass alle Kinder an den Gymnasien in Baden-Württemberg das Abitur in neun Jahren machen können, wenn sie das wollen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf reichte die Initiative am Dienstag am Landtag ein. In Baden-Württemberg wird die Rückkehr zu G8 in den nächsten Jahren nur schrittweise vollzogen. (Neuer Volksantrag zu G9 in BW: Eltern fordern Einführung für alle Schulklassen

Tagesspiegel: Eine Konfliktschlichterin berichtet aus ihrem Alltag an Berliner Schulen. In dem Interview offenbart Anne-Kristin Herrmann-Zimmer vom Berliner Landesverband der Seniorpartner in School, warum Einzelgespräche immer nötiger werden, obwohl Mediationsverfahren darauf angelegt sind, mit allen Parteien in einem Raum zu sein. (Konfliktschlichterin an Berliner Schulen: “Achtjährige werden Ihnen nichts tun”) 

Spiegel: Junge Menschen lassen sich häufiger vom Handy beim Lernen ablenken als ältere. Laut einer Umfrage der Internationalen Hochschule (IU) nennen rund zwei von drei Befragten im Alter von 16 bis 25 Jahren das Smartphone als Störfaktor. Von den über 40-Jährigen sagen das nur 32 Prozent. (Handy lenkt junge Menschen mehr vom Lernen ab als Ältere)

DSW Journal: Michael Hüther fordert 600 Milliarden Euro für Infrastruktur, Wirtschaft und Bildung. Allein für den Ausbau des Ganztags sieht er den Bund mit 6,7 Milliarden Euro in der Pflicht. Die Zeit dränge, das Land habe sich zu spät auf den Weg gemacht, die Transformation zu gestalten. (Nichtstun ist
keine Alternative
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Bildung.Table Redaktion

BILDUNG.TABLE REDAKTION

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    da sind es also drei. Nach Thüringen und Brandenburg kann jetzt auch Sachsen vermelden: Habemus Koalitionsvertrag. Die Zeiten für diese drei Länder werden in der Bildungspolitik nicht einfach werden. Zumindest in Thüringen und Sachsen fehlt den neuen Regierungen eine stabile Mehrheit im Parlament. Und in Brandenburg und Thüringen muss sich zudem erst noch herausstellen, wie verlässlich eigentlich das BSW als Regierungspartner ist. 

    Jetzt aber zu Sachsen. Meine Kolleginnen Anna Parrisius und Franziska Klemenz und mein Kollege Ralf Pauli haben alles zusammengetragen, was Sie über das Bildungsprogramm von CDU und SPD wissen müssen. Auch, wer vermutlich das Schulministerium in Dresden leiten wird und warum. Als kleinen Service verlinken für Sie an dieser Stelle auch nochmal unsere Analysen zu den Koalitionsverträgen aus Thüringen und aus Brandenburg

    Ich darf ihnen zudem den Text unserer Autorin Kirstin von Elm empfehlen. Sie hat sich an Schulen in Schweden umgeschaut, wie die eigentlich mit Künstlicher Intelligenz umgehen. Es erwarten Sie ein paar überraschende Einsichten. 

    Und wer sich noch nicht auf den Sitzungsmarathon der KMK kommende Woche vorbereiten konnte: Weiter unten finden Sie alles, was Sie wissen müssen. 

    Bleiben Sie uns gewogen.

    Ihr
    Thorsten Denkler
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    Analyse

    Sachsen: Welche Versprechen CDU und SPD für die Bildung machen

    In Sachsen haben sich CDU und SPD auf einen Koalitionsvertrag geeinigt (zum Download). In der Vorstellung des 110 Seiten starken Papiers am Mittwoch kündigte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) trotz der angespannten Haushaltslage umfangreiche Investitionen in die Frühe Bildung an. “Wenn die Kinder klein sind, werden die Grundlagen für den späteren Bildungserfolg gelegt”, sagte Kretschmer. Die künftige Landesregierung werde deshalb einen dreistelligen Millionenbetrag in ein verpflichtendes Vorschuljahr investieren, um allen Kindern zum Schulstart möglichst gleiche Chancen zu ermöglichen.

    Kretschmer, dessen Partei das Bildungsministerium behält, stellte auch eine Aufstockung der Schulsozialarbeit sowie der Assistenzlehrkräfte in Aussicht. Allerdings dämpfte er bereits die Erwartungen: Im Haushalt fehlten dem Freistaat 2,3 Milliarden Euro. Nicht alle Regierungsvorhaben, so Kretschmer, werden sich realisieren.

    CDU behält Bildungsministerium

    Ihre bildungspolitischen Differenzen kitten SPD und CDU durch teils sehr vage Kompromisse. Auf das strittige Thema Förderschulen etwa, die die SPD im Wahlprogramm noch abschaffen wollte, geht der Koalitionsvertrag mit keinem Wort ein. Im Gegenzug ist die CDU bereit, die Regelschulen “beim inklusiven binnendifferenzierten Unterricht” zu unterstützen – was immer das heißen mag. Auch mit Blick auf zentrale Herausforderungen wie der Gewinnung neuer Lehrkräfte wird die Koalition nicht sehr konkret.

    Dafür ist bekannt, wer aller Voraussicht nach neuer Bildungsminister wird. Nach Informationen von Table.Briefings soll der bisherige Staatskanzleichef Conrad Clemens das Amt übernehmen. Sein Vorgänger Christian Piwarz (beide CDU) wechselt demnach ins Finanzministerium.

    Personalentscheidung noch nicht offiziell

    Clemens gehört Sachsens CDU-Spitzenriege seit mehr als zehn Jahren an, von 2019 bis 2024 vertrat er den Freistaat als bevollmächtigter Staatssekretär in Berlin. Zum Wahlkampf wechselte der 41-Jährige als Chef der Staatskanzlei nach Sachsen. Dem Vernehmen nach soll dieses Ministeramt eingespart und mit einem günstigeren Staatssekretär ersetzt werden. Clemens, der keine einschlägige Erfahrung mit Bildungsthemen hat, soll als Ausgleich den Posten des Schulministers bekommen. Aus dem Umfeld von Kretschmer hingegen ist zu hören: Die Personalien werden erst nach der Wahl des Ministerpräsidenten entschieden.

    Für die Bildungsvorhaben im Freistaat wäre es jedenfalls ein gutes Omen, wenn der bisherige Bildungsminister künftig über die Finanzen wacht. Ein Überblick über die zentralen Bildungsversprechen:

    Investitionen in die frühe Bildung

    Verbindliche Bildungsziele an Kitas: SPD und CDU wollen die frühkindliche Bildung stärken. Unter anderem sollen dazu verbindliche Bildungsziele verankert werden, “damit den Kindern altersentsprechend grundlegende Kompetenzen und Fähigkeiten vermittelt werden”. Den Sächsischen Bildungsplan will die künftige Koalition dafür “weiter qualifizieren und modernisieren”. Der Bildungsplan ist der Leitfaden für pädagogische Fachkräfte in Krippen, Kindergärten und Horten sowie für Kindertagespflege. Seine Handlungsempfehlungen sind aber nicht bindend.

    Frühe Diagnostik ausbauen: Seit 2003 bietet Sachsen Kindern im Alter von drei bis vier Jahren eine freiwillige ärztliche Untersuchung an. SPD und CDU wollen diesen sowie einen weiteren Test zum Schuleingang stärker nutzen, um besondere Entwicklungsverläufe “eher erkennen” und Fördermöglichkeiten “frühzeitig anregen” zu können, “insbesondere hinsichtlich der Sprachkompetenzen”. SPD und CDU führen damit den Weg der Vorgängerregierung fort. Unter der Kenia-Koalition hat der Freistaat erstmals Lernstandserhebungen an allen Grundschulen durchgeführt und so die Diagnostik ausgebaut. Auf eine verbindliche Teilnahme an Förderangeboten bei festgestelltem Förderbedarf, wie sie in anderen Ländern längst Pflicht ist, hat sich die Koalition aber nicht verständigt.

    Nebeneffekt: Entlastung für Eltern

    Einführung der Vorschule: Das vielleicht zentrale Bildungsvorhaben ist die Einführung eines verpflichtenden, kostenfreien Vorschuljahres im letzten Kita-Jahr. Damit wollen SPD und CDU den Übergang vom Kindergarten in Schule und Hort noch stärker begleiten. Als Nebeneffekt, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Hartmann bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags, würden die Kommunen von einem Teil der Kita-Betriebskosten entlastet. Auch für die übrigen Kita-Jahre wolle Schwarz-Rot die Elternbeiträge deckeln. Für das Vorschuljahr stehe aber der pädagogische Ansatz im Vordergrund, sagte Hartmann.

    Das Konzept ist umstritten. Wegen der großen Leistungsunterschiede unter Grundschülern haben einige Länder wieder Vorschulen eingeführt, darunter Berlin und Baden-Württemberg. Auch die neue Brombeer-Koalition in Thüringen plant dies. In Sachsen wären jedoch nicht viele Kinder betroffen. Fast 94 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen besuchen bereits eine Kita.

    Demografie könnte helfen

    Für die GEW Sachsen hat daher das Vorschuljahr keinen Vorrang. Die Frage der Finanzierung der Kindertagesstätten mit den Kommunen sei “viel brisanter”, sagte der GEW-Landesvorsitzende Burkhard Naumann. GEW und Sächsischem Lehrerverband zufolge sei zudem zunächst eine deutliche Verbesserung des Personalschlüssels nötig. So könne die Förderung verbessert und zugleich verhindert werden, dass angesichts des Rückgangs an Kita-Kindern viele Fachkräfte das System verlassen. Die kommenden Koalitionspartner hoffen, dass ihnen dabei die Demografie hilft. “Die aktuell sinkenden Kinderzahlen schaffen den Spielraum, Personal im System zu halten”, heißt es dazu im Koalitionsvertrag.

    Mehr multiprofessionelle Teams: Um Lehrkräften unterrichtsferne Aufgaben abzunehmen, sollen künftig mehr “pädagogische und organisatorische Assistenten” an sächsischen Schulen arbeiten. Diesen Assistenten stellt die Koalition entfristete Stellen in Aussicht. “Ziel ist es, dass jede Schule profitiert und multiprofessionell arbeiten kann”, heißt es im Vertrag. Dazu sollen mehr Inklusionsassistenten und Schulsozialarbeiter eingestellt werden. Auch an Kitas sollen die Teams multiprofessioneller werden. Auf konkrete Zahlen verzichten CDU und SPD.

    Neu: Mittelvergabe nach Sozialindex

    Die GEW Sachsen fordert seit Längerem mehr Verbindlichkeit beim Einsatz multiprofessioneller Teams. Demnach finde derzeit nur an rund 40 Prozent der Schulen im Freistaat Sozialarbeit statt. An Ober- und Gemeinschaftsschulen ist Schulsozialarbeit Pflicht, weshalb das Land die Stellen hier auch voll finanziert. Für andere Schularten müssen anteilig die Kommunen aufkommen – die bauen aufgrund klammer Kassen Stellen ab. “Wir würden uns daher wünschen, die Verpflichtung auf alle Schularten auszudehnen”, sagte GEW-Landesvorsitzender Naumann.

    Innovative Schulkonzepte: CDU und SPD wollen das Schulsystem rundum modernisieren. Dafür sollen Empfehlungen der Vorgängerregierung für das “Bildungsland Sachsen 2030” umgesetzt werden. Dazu gehören unter anderem eine Flexibilisierung der Stundentafeln, eine stärkere Projekt- und Praxisorientierung an Schulen sowie die Möglichkeit, auch jahrgangsübergreifend zu unterrichten. Zudem soll Schule demokratischer werden und Schüler, Lehrkräfte und Eltern besser in Entscheidungsprozesse einbinden. Auch soll unter der neuen Regierung der im Rahmen des Startchancen-Programms von Bund und Ländern entwickelte Sozialindex angewendet werden. Das bedeutet, dass sächsische Schulen in sozial benachteiligter Lage künftig zusätzliche Ressourcen erhalten.

    Für Neuntklässler: “Produktives Lernen”

    Berufliche Bildung: CDU und SPD wollen verbindliche Praktika ausweiten und Unternehmen zu mehr Angeboten ermutigen. Das “Produktive Lernen” wollen sie möglichst landesweit etablieren. Acht- und Neuntklässler, die drohen, den Schulabschluss sonst nicht zu schaffen, lernen dabei drei Tage in der Woche in einem Betrieb. Berufsschulen will die neue Koalition mit moderner Ausstattung unterstützen.

    Dirk Baumbach, Vorsitzender des Lehrerverbands Berufliche Schulen Sachsen, sagte: “Berufsschulen brauchen dringend IT-Administratoren, zudem eine Reduktion des Deputats von 26 auf 24 Stunden, damit Lehrkräfte sich auch fortbilden und neue Technologien einsetzen können.” Positiv bewertet Baumbach, dass die Koalition – wie schon die Vorgängerregierung – Klassenleitern “perspektivisch” eine Anrechnungsstunde gewähren will. Gerade an Berufsschulen sei das nötig, da viele Lehrkräfte zwei oder drei Klassen leiten und Zeit für den Kontakt zum Betrieb oder der Arbeitsagentur benötigten.

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    KI als Schulfach: Was Schwedens Vorstoß noch ausbremst

    Eigentlich sollte es erst nächstes Jahr losgehen, doch im Sommer machte die schwedische Schulbehörde Skolverket Tempo: Statt abzuwarten, bis Mitte 2025 ein neuer Gymnasiallehrplan in Kraft tritt, dürfen schwedische Oberschulen bereits seit Beginn des aktuellen Schuljahrs Künstliche Intelligenz als Schulfach unterrichten. Während in anderen Ländern noch über KI-Verbote an Schulen und Hochschulen diskutiert wird, werden in Schweden also gerade die ersten Schüler im Rahmen des Lehrplans an die neue Technologie herangeführt.

    Der seit Juli 2024 gültige Fachplan KI sieht eine Kombination aus gesellschaftlichen und anwendungsbezogenen Inhalten für das neue Fach vor. Der Unterricht soll vermitteln, wie KI-Systeme funktionieren, wo und wie sie zum Einsatz kommen und welche Bedeutung Daten und Datenqualität für KI-Anwendungen haben. Darüber hinaus sollen Unterschiede zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz sowie relevante Gesetze und Vorschriften behandelt werden.

    Aber auch die praktische Anwendung von KI-Tools oder Grundlagen des Programmierens stehen auf dem Stundenplan. Nicht zuletzt soll der neue KI-Unterricht Raum für die Diskussion und Reflexion ethischer Fragen bieten und Schüler befähigen, Chancen und Risiken der Technologie und ihre Folgen für die Gesellschaft besser einzuordnen.

    Ungenügende digitale Kompetenzen

    Ein besserer Zugang zu Künstlicher Intelligenz und anderen digitalen Alltagswerkzeugen scheint dringend angebracht – auch im digitalaffinen Schweden. Laut der im November veröffentlichten Schülervergleichsstudie ILCIS 2023 lassen die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen junger Menschen in Schweden ähnlich zu wünschen übrig wie in Deutschland.

    In beiden Ländern erreichen knapp 40 Prozent aller Achtklässler maximal Niveaustufe 2 von 5. Das bedeutet: Vier von zehn Teenagern sind zum kompetenten und reflektierten Umgang mit digitalen Medien und Informationen nur sehr eingeschränkt in der Lage. 34 Länder haben 2023 an der Studie teilgenommen, Schweden ist zum ersten Mal dabei.

    Erst Lesen, dann Programmieren

    Als Antwort auf das besorgniserregende ILCIS-Ergebnis will die schwedische Bildungsministerin Lotta Engholm den neuen KI-Unterricht allerdings nicht verstanden wissen. KI-Unterricht für alle Schüler bereits in der neunjährigen Pflichtschulzeit ist vorerst nicht geplant. Ganz im Gegenteil: Statt KI auf den Stundenplan zu setzen, will sie in den unteren Klassen den Einsatz digitaler Lernmedien sogar zugunsten von Papier und Stift zurückfahren.

    Digitale Kompetenz setze voraus, dass Schüler über grundlegende Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Zählen verfügen, heißt es auf Anfrage von Table.Briefings aus dem schwedischen Bildungsministerium. Jeder vierte Schüler in Schweden könne nicht richtig lesen oder rechnen. Schule müsse daher die richtigen Prioritäten setzen – sprich, sich zunächst auf diese Grundkompetenzen konzentrieren.

    KI als Wahlfach am Gymnasium

    Künstliche Intelligenz als Unterrichtsfach findet also planmäßig erst am Gymnasium statt. Immerhin: Anders als in Deutschland bereitet die dreijährige Oberstufe in Schweden nicht nur auf ein Hochschulstudium vor, sondern auch auf den Einstieg ins Berufsleben.

    Fast alle schwedischen Schüler, insgesamt rund 327.000, setzen deshalb ihre Schullaufbahn nach dem Abschluss der neunten Klasse an einem von landesweit rund 1.300 Gymnasien fort – und haben dort künftig die Chance, KI als Wahlfach zu belegen. Auch die kommunale Erwachsenenbildung Komvux kann KI-Unterricht anbieten.

    Ausstattung top, KI-Kenntnisse flop

    Technisch sind die Voraussetzungen für das neue Schulfach zwar landesweit gegeben: Nach Jahren entschlossener Digitalisierung zählen schwedische Schulen im europäischen Vergleich in puncto digitaler Ausstattung zu den Spitzenreitern. Allerdings gehören zu qualifiziertem KI-Unterricht auch fachlich ausgebildete Lehrkräfte. Und die sind derzeit noch Mangelware.

    Noch im März dieses Jahres sagten fast 70 Prozent aller schwedischen Lehrkräfte, sie hätten noch nie KI im Unterricht verwendet. Drei Viertel bezeichneten ihre KI-Kenntnisse als gering bis nicht vorhanden. Das ergab eine Umfrage des Nonprofit-Unternehmens Bonus, einem Anbieter, der für Schulen die Lizenzierung von Urheberrechten koordiniert. Eine in diesem Herbst gestartete Qualifizierungsoffensive für Lehrkräfte soll nun für qualitativ hochwertigen KI-Unterricht und gleiche KI-Bildungschancen für alle Schüler sorgen.

    Voreiliger Startschuss?

    Um sich für den KI-Unterricht zu qualifizieren, gibt es Weiterbildungen für Lehrkräfte. Gymnasiallehrer, die Technik, Mathematik, Programmierung oder Webentwicklung unterrichten, brauchen eine Fortbildung im Umfang von 15 Hochschulkreditpunkten, was einer zehnwöchigen Weiterbildung entspricht. Alle anderen Lehrkräfte benötigen je nach Qualifikation 60 bis 90 Hochschulkreditpunkte, also zwei bis drei Semester Vollzeitstudium. Zu Beginn des Schuljahres erfüllten Medienberichten zufolge gerade einmal acht schwedische Lehrkräfte die Anforderungen der nationalen Schulbehörde.

    Bildungsministerin Engholm ist dennoch zuversichtlich, die Lehrerlücke bis zum nächsten Schuljahr signifikant verringern zu können. Landesweit bieten derzeit sieben Hochschulen KI-Qualifizierungen für Lehrkräfte an, die Kosten dafür trägt der Staat. Aktuell seien rund 340 Lehrkräfte in einem dieser Kurse eingeschrieben, meldet die Schulbehörde Skolverket. Im Frühjahr und Herbst 2025 könnten jeweils weitere 140 Plätze finanziert werden. Dann gilt die staatliche Kostenübernahme für die KI-Weiterbildung allerdings nur noch an vier Hochschulen landesweit.

    War der vorgezogene Start des neuen Schulfachs also ein Frühstart? Im laufenden Schuljahr will die schwedische Schulbehörde den Schulen offenbar bewusst Gelegenheit geben, sich auch ohne fertig qualifiziertes Personal an das neue Fach heranzutasten.

    Zwar sei es Ziel, grundsätzlich kompetente und zertifizierte Lehrkräfte für alle Fächer zu haben – eine fehlende formale Lehrerqualifikation sei aktuell aber kein Hindernis für den KI-Unterricht. Noch ein Jahr abzuwarten, sei jedenfalls keine Alternative, heißt es aus der Behörde: Angesichts der rasanten Fortschritte von Künstlicher Intelligenz sei es wichtig, das Thema möglichst schnell in die Schule und die Lehramtsausbildung zu bringen. Kirstin von Elm

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    News

    KMK: Wer kommende Woche was mit wem bespricht

    Kommende Woche trifft sich am Donnerstag und Freitag die Kultusministerkonferenz zu einer Sondersitzung, die Bildungsminister treten zu ihrer zweiten Bildungs-MK zusammen, und es findet eine zweite gemeinsame Sitzung der Bildungsminister mit den Jugend- und Familienministern statt. Das geht aus dem vorläufigen Ablaufplan der KMK und den Tagesordnungen für die beiden Tage hervor, die Table.Briefings vorliegen. 

    Im Mittelpunkt der Gespräche werden die KMK-Strukturreform, der Digitalpakt II, die Gewinnung von Fachkräften für Schulen und Kitas, Demokratiebildung, der Ausbau der Ganztagsbetreuung, die Förderung basaler Bildungsfähigkeiten und die Qualifizierung von Schulleitungen stehen. 

    Die KMK wird sich am Donnerstag zunächst mit Strukturfragen befassen. Unterhalb der jetzt getrennt tagenden Ministerkonferenzen sollen die jeweiligen Kommissionen der Amtschefs entstehen. Darunter wiederum Arbeitsgruppen. Unklar ist noch, wie viele der bisherigen Arbeitsgruppen bestehen bleiben – in der Bildungs-MK sollen es dem Vernehmen nach etwa 150 sein. Vorrang sollen solche AGs haben, die bereits jetzt gut vernetzt sind.

    Die Agenda der Bildungs-MK

    Orientierungsrahmen für Schulleitungen: Die zweite Konferenz der Bildungsminister wird sich am Freitagmorgen mit einem Orientierungsrahmen für die Qualifizierung von Schulleitungen beschäftigen. Bisher sind die Anforderungen an Schulleitungen in den Ländern sehr unterschiedlich geregelt. Der Qualitätsrahmen soll Standards für die Fortbildung und die professionelle Entwicklung von Schulleitern festlegen. Ziel ist es, die Rolle der Schulleitungen zu stärken.

    Digitalpakt II: Die Bildungsminister wollen sich von den Verhandlungsführern auf Länderseite auf den Stand der Entwicklungen bringen lassen. Nach dem Ampel-Aus werden gerade die Karten neu gemischt. Bildungsminister Cem Özdemir (Grüne) will eine schnelle Lösung. Die Länder auch. Womöglich kann die schon kommende Woche präsentiert werden. Am Ende müsste die aber so tragfähig sein, dass eine neue Bundesregierung sie nicht wieder kassiert. 

    Neuaufstellung der BMK-Spitze: Auf der Bildungs-MK wird auch gewählt: Voraussichtlich wird Simone Oldenburg (Linke), Bildungsministerin in Mecklenburg-Vorpommern, zur neuen Präsidentin der BMK bestimmt. Dazu wird das Präsidium neu zusammengesetzt.

    Die Agenda von BMK und JFMK

    Fachkräftemangel: Ein Schwerpunkt der anschließenden gemeinsamen Sitzung von BMK und JFMK wird die Vorstellung von Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Kitas und Schulen sein. Die gemeinsame Arbeitsgruppe “Fachkräfte” von JFMK und der bisherigen KMK hat ein Konzept erarbeitet, das die Ausbildung und den Verbleib von pädagogischen Fachkräften stärken soll. Die Fachkräftesituation wird insbesondere im Bereich der frühkindlichen Bildung als kritisch bewertet.

    Demokratiebildung: Die Ministerien wollen mit der Förderung demokratischer Werte bereits im frühkindlichen Alter beginnen und bis in die weiterführenden Schulen fortsetzen.

    Ganztägige Bildung und Betreuung: Die Verwirklichung des Anspruchs auf ganztägige Bildung und Betreuung im Grundschulalter steht ebenfalls auf der Tagesordnung für die gemeinsame Sitzung von BMK und JFMK. Als eine der Herausforderungen dürften Personal- und Raumkapazitäten benannt werden. Die gemeinsame Sitzung endet mit einem Besuch von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Thorsten Denkler

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    Ganztag: Was im 2. Gafög-Bericht der Bundesregierung steht

    Länder und Kommunen haben den Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote in den vergangenen Jahren stark vorangetrieben. Das geht aus dem 2. Bericht der Bundesregierung zum Ganztasgsfördergesetz (2. Gafög-Bericht) hervor, den das Bundeskabinett am Mittwoch gebilligt hat. 

    Demnach konnten im Schuljahr 2022/23 etwa 1,8 Millionen Grundschulkinder ganztägige Angebote nutzen, ein Plus von 130.000 gegenüber dem Vorjahr. Bundesweit sind 73 Prozent der Grundschulen als Ganztagsschulen organisiert. Ihre Zahl stieg von 11.020 im Vorjahr auf 11.196. 

    Fachkräftemangel bleibt große Herausforderung

    Die Aufgabe bleibt dennoch groß: Prognosen des zweiten Gafög-Berichts zeigen, dass vom Stand 2022/2023 ausgehend bis zum Schuljahr 2029/2030 deutschlandweit bis zu 481.000 zusätzliche Plätze geschaffen werden müssen, um den Bedarf zu decken. Bereits bis 2026/2027, dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs, sind demnach 342.000 neue Plätze erforderlich. Der Bericht stützt sich auf den Kinderbetreuungsreport 2023 (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts, wonach 2022 der prozentuale Anteil der Eltern, die sich eine Ganztagsbetreuung wünschen, mit 64 Prozent das vierte Jahr in Folge unverändert hoch war.

    Der Fachkräftemangel bleibt da eine stetige Herausforderung: 56 Prozent der Ganztagsleitungen und 90 Prozent der Schulleitungen rechnen mit hohem zusätzlichem Personalbedarf. Die Lücken schließen will die Bundesregierung etwa über Umschulungen, Qualifizierungen und Anreize für Quereinsteiger sowie über die Integration von nicht-pädagogischen Kräften. Thorsten Denkler

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    Ausbildung: Wie der DGB den Stand der Inklusion bewertet

    Um die Inklusion in der Ausbildung voranzubringen, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) barrierefreie Berufsschulen. “Nur dann sind ja inklusive Ausbildungen im Betrieb möglich”, sagt Silvia Helbig, beim DGB zuständig für Schwerbehindertenrecht und berufliche Rehabilitation. Die Inklusion sei an den beruflichen Schulen noch weiter hinterher als in den allgemeinbildenden Schulen.

    In einem kürzlich publik gemachten Bericht zur Inklusion in der Ausbildung konstatiert der DGB leichte Verbesserungen seit 2009 – dem Jahr, in dem Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnete (zum Download).

    • Die Zahl schwerbehinderter Azubis in einer betrieblichen Ausbildung ist seit 2009 von 6.356 auf 7.975 in 2022 gestiegen. Da gleichzeitig die Zahl aller Auszubildenden sank, fällt der prozentuale Anstieg von 0,4 auf 0,7 Prozent noch deutlicher aus.
    • Der Anteil der Jugendlichen mit Behinderungen, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit einer inklusiven Maßnahme unterstützt, ist von 15 Prozent im Jahr 2009 leicht auf 17 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Unter diese inklusiven Maßnahmen fasst der DGB etwa die begleitete betriebliche Ausbildung.
    • Die Eingliederungsquoten der unterschiedlichen Förderinstrumente der BA für junge Menschen mit Behinderungen haben sich erhöht – auch die der nicht inklusiven oder nur teilweise inklusiven. Sechs Monate nach dem Ende der Maßnahmen waren also mehr junge Menschen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Bei der begleiteten betrieblichen Ausbildung lag die Eingliederungsquote 2023 bei 74 Prozent.

    DGB sieht insgesamt deutlichen Nachholbedarf

    Trotzdem sieht der DGB Verbesserungsbedarf für Inklusion in der Ausbildung. Viele Jugendliche würden immer noch in Werkstätten für behinderte Menschen untergebracht, in denen sie in der Regel keinen anerkannten Berufsabschluss erwerben können. Sie müssten besser darin unterstützt werden, Alternativen zu finden und wahrzunehmen, fordern die Autorinnen Evelyn Räder und Silvia Helbig aus der Abteilung Arbeitsmarktpolitik des DGB. Gleichzeitig brauche es neue Hilfen, die besser auf den individuellen Fall zugeschnitten sind.

    Der größte Anteil der 2023 von der BA geförderten jungen Menschen hatte eine Lernbehinderung (41 Prozent), gefolgt von jungen Menschen mit psychischer Behinderung (29 Prozent). Diese Jugendlichen hätten andere Bedürfnisse als etwa Menschen mit Hörbehinderung. “Ihnen kann etwa eine Teilzeitausbildung helfen, mehr Online-Angebote oder kleinere Gruppen”, sagt Silvia Helbig.

    Auch Berufsschulen müssten inklusiv sein

    Die Autorinnen fordern Unternehmen auf, ihre Bereitschaft zu erhöhen, Menschen mit einer Behinderung auszubilden und ihre Abläufe entsprechend anzupassen. Die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA), die von den Integrationsämtern seit 2022 flächendeckend eingerichtet werden mussten, sollten kontinuierlich geprüft und weiterentwickelt werden. In den Unternehmen müssten zudem Ressourcen und Rechte der Schwerbehindertenvertretungen gestärkt werden.

    Lesen Sie auch: Inklusive Ausbildung: Welche Hindernisse es noch gibt

    Schulabschluss ist zentral für Aufnahme einer Ausbildung

    Von der Bundesregierung verlangt der DGB unter Einbeziehung von Behindertenverbänden und Gewerkschaften, verbindliche Zielmarken für die Inklusion zu setzen. Dabei müssten auch Kitas und Schulen in den Blick genommen werden. Für die Chance auf einen Ausbildungsplatz sei der Schulabschluss von hoher Relevanz. 73 Prozent der Jugendlichen verließen die Förderschule aber ohne Schulabschluss. Von den rund 600.000 Schülern mit Förderbedarf gingen 2022 laut Auswertung des DGB rund 338.000 auf eine Förderschule. Anna Parrisius

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    Startchancen: Wie ein neues Tool die Umsetzung sichtbar macht

    Die Wübben Stiftung Bildung hat am Donnerstag eine Länderübersicht über die Umsetzung des Startchancen-Programms veröffentlicht. Sie bietet detaillierte Informationen über die Ausgestaltung des Programms in den 16 Ländern. Per Klick können die Daten sowohl nach Ländern als auch nach den Kategorien des Programms wie den Säulen eins, zwei und drei gefiltert werden. Die Länderübersicht ermögliche es, Unterschiede in der Umsetzung und der Schwerpunktsetzung der Länder zu analysieren.

    Kein Anspruch auf Vollständigkeit

    Die Übersicht basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen aus Ministerien oder parlamentarischen Dokumenten. Die Zusammenstellung erhebt nach Angaben der Wübben Stiftung keinen Anspruch auf Vollständigkeit, liefere aber eine “aktuellen Einblick in die Umsetzung des Programms” in den Ländern. Die Datenbank werde regelmäßig vom Impaktlab der Wübben Stiftung aktualisiert.

    Mit dem Startchancen-Programm fördern Bund und Länder seit dem 1. August Schulen in besonders herausfordernden Lagen. Ziel ist es, Bildungsgerechtigkeit zu stärken und benachteiligte Schulen gezielt zu unterstützen. Thorsten Denkler

    Lesen Sie auch: Methode Wübben: Banale Ideen, effektive Umsetzung

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    Best of Table

    Research.Table. Nach Ampel-Aus: CDU-Bildungspolitiker Stephan Albani zur Unions-Strategie. “Einem falsch geplanten Haushalt auf den Weg zu helfen, ist keine Option”, sagt er. Und zerstört damit jede Hoffnung, vor der Wahl könne noch Substantielles im Bundestag zu Bildung und Forschung entschieden werden. Mehr lesen Sie hier.

    Research.Table. Bürokratieabbau: Allianz der Wissenschaftsorganisationen macht Özdemir Vorschläge. Die Allianz beklagt die “oft über das notwendige Maß hinausgehenden Regulierungen” auch im Wissenschaftsbetrieb. Sie würden Ressourcen der Einrichtungen binden, die für die wissenschaftliche Arbeit eingesetzt werden sollten. Mehr lesen Sie hier.

    Research.Table. Koalitionsvertrag: Wie Sachsen sich in der Wissenschaft aufstellen will. Die kommende Minderheitsregierung aus CDU und SPD ruft das “Wissenschaftsland Sachsen” aus. Interessant ist die Neuzuordnung der Wissenschaft. Sie findet sich zusammen mit Kultur und Tourismus in einem Ministerium wieder. Mehr lesen Sie hier.

    Presseschau

    Süddeutsche Zeitung: In Hamburg beginnen Schulabgänger häufiger eine Ausbildung. In Hamburg haben mehr als 2.000 junge Menschen direkt nach der 10. Klasse eine Ausbildung begonnen. Das seien so viele wie nie, teilte die Schulbehörde in Hamburg mit. Und zeige, dass die verzahnten Angebote Hamburgs am Übergang von der Schule in den Beruf greifen, sagt Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD). (Mehr als 40 % der Schulabgänger beginnen eine Ausbildung)

    Tagesschau: COPSY-Studie zeigt, wie belastet Kinder und Jugendliche sind. Kindern und Jugendlichen in Deutschland geht es psychisch besser als noch während der Corona-Pandemie – aber weiterhin schlechter als davor. Das geht aus der neuen COPSY-Studie hervor. Demnach habe sich die psychische Belastung auf einem hohen Wert stabilisiert. (So steht es um die Psyche junger Menschen)

    SWR: Neue Elterninitiative in Baden-Württemberg soll G9 für alles durchsetzen: Mit einem neuen Volksantrag will eine Elterninitiative erreichen, dass alle Kinder an den Gymnasien in Baden-Württemberg das Abitur in neun Jahren machen können, wenn sie das wollen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf reichte die Initiative am Dienstag am Landtag ein. In Baden-Württemberg wird die Rückkehr zu G8 in den nächsten Jahren nur schrittweise vollzogen. (Neuer Volksantrag zu G9 in BW: Eltern fordern Einführung für alle Schulklassen

    Tagesspiegel: Eine Konfliktschlichterin berichtet aus ihrem Alltag an Berliner Schulen. In dem Interview offenbart Anne-Kristin Herrmann-Zimmer vom Berliner Landesverband der Seniorpartner in School, warum Einzelgespräche immer nötiger werden, obwohl Mediationsverfahren darauf angelegt sind, mit allen Parteien in einem Raum zu sein. (Konfliktschlichterin an Berliner Schulen: “Achtjährige werden Ihnen nichts tun”) 

    Spiegel: Junge Menschen lassen sich häufiger vom Handy beim Lernen ablenken als ältere. Laut einer Umfrage der Internationalen Hochschule (IU) nennen rund zwei von drei Befragten im Alter von 16 bis 25 Jahren das Smartphone als Störfaktor. Von den über 40-Jährigen sagen das nur 32 Prozent. (Handy lenkt junge Menschen mehr vom Lernen ab als Ältere)

    DSW Journal: Michael Hüther fordert 600 Milliarden Euro für Infrastruktur, Wirtschaft und Bildung. Allein für den Ausbau des Ganztags sieht er den Bund mit 6,7 Milliarden Euro in der Pflicht. Die Zeit dränge, das Land habe sich zu spät auf den Weg gemacht, die Transformation zu gestalten. (Nichtstun ist
    keine Alternative
    )

    Bildung.Table Redaktion

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