Table.Briefing: Bildung

Unterrichtsausfall digital auffangen + Pants Bildungsthesen + Frist-Debatte zum Ganztag

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Kampf gegen den Lehrkräftemangel werden die Länder kreativ. Sachsen-Anhalt sucht Fachkräfte per Headhunter. Brandenburg verbeamtet Lehrer auch mit Bachelor-Abschluss. Und Sachsen setzt künftig stärker auf Selbstlernzeiten für Schülerinnen und Schüler. Für Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) ist die Sache klar: Das selbstständige Lernen ist nicht nur eine Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts. Es ist auch eine Entlastung für Lehrkräfte, und noch dazu – in Piwarz Worten – “cool” für Schüler.

Experten blicken etwas kritischer auf das Modellprojekt, wie Ralf Pauli und ich erfahren haben. Warum diese Art des Lernens trotzdem viele Potenziale bietet, lesen Sie in unserer Analyse.

Passend dazu liefert der renommierte Erziehungswissenschaftler Hans Anand Pant konstruktive Ansätze, wie sich Erkenntnisse aus Modellprojekten, aber auch aus wissenschaftlicher Forschung, breit in die Schulpraxis übertragen lassen. Warum es dafür unter anderem einen “Transferrat” braucht, hat Pant meinem Kollegen Holger Schleper im Interview erläutert. Pants zentrale Thesen finden Sie auch hier zum Download.

Einladen möchten wir Sie an dieser Stelle bereits zu einem Live.Briefing zu der Frage, wie Deutschland trotz sinkender MINT-Kompetenzen mehr junge Menschen für eine Ausbildung in diesem für die Transformation so wichtigen Bereich gewinnen und erfolgreich ausbilden kann. Dafür konnten wir spannende Diskussionspartner gewinnen:

  • Kerstin Wagner, Leiterin der Personalgewinnung bei der Deutschen Bahn
  • Fiona von Prónay, Direktorin für Digitalisierung beim Ausbildungsvermittler Joblinge
  • Axel Plünnecke, Leiter des Bildungsclusters am Institut der Deutschen Wirtschaft
  • Indra Hadeler, Geschäftsführerin Bildung des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall.

Am 14. November um 13 Uhr können Sie mitdiskutieren. Dafür müssen Sie sich nur noch unter diesem Link anmelden.

Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre und einen guten Start ins Wochenende.

Analyse

Sachsen: Wie digitales Lernen gegen Unterrichtsausfall helfen soll

Sachsen will künftig stärker auf Selbstlernzeiten für Schülerinnen und Schüler setzen – auch um Unterrichtsausfall zu reduzieren. Wie das Kultusministerium in Dresden in einem Blogeintrag mitteilte, erproben seit Ende der Herbstferien 29 weiterführende Schulen im Freistaat das Konzept “Lehrergesteuertes Digitalgestütztes Selbstlernen”, kurz DISEL. Die Idee dahinter: Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, sich den Lernstoff mithilfe digitaler Selbstlernmodule eigenständig zu erarbeiten. Fällt dann mal eine Lehrkraft aus, kann trotzdem Unterricht stattfinden.

Sachsen ist eines der Länder, die besonders stark vom Personalmangel an Schulen betroffen sind. Im vergangenen Schuljahr fehlten nach Ministeriumsangaben 1.086 grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Die Folge: Fast jede zehnte Schulstunde im Freistaat (8,6 Prozent des Unterrichts) fiel aus – und damit beinahe doppelt so viele wie noch im Jahr zuvor.

Evaluation geplant

Besonders stark betroffen von Personalsorgen sind die Oberschulen, wie in Sachsen die zusammengelegten Haupt- und Realschulen heißen. Es ist kein Zufall, dass knapp die Hälfte der DISEL-Modellschulen Oberschulen sind, wie das Ministerium auf Anfrage von Table.Briefings mitteilte. Unter den übrigen Schulen sind Gymnasien und eine Gemeinschaftsschule.

Acht Monate sollen sie nun testen, ob und unter welchen Bedingungen selbständiges Lernen in der Schule oder zu Hause ein adäquates Mittel gegen Unterrichtsausfall sein kann. Im Anschluss evaluiert das Landesamt für Schule und Bildung das Projekt. Bewährt es sich, soll DISEL im kommenden Schuljahr auf alle Oberschulen, Gymnasien, Gemeinschaftsschulen und Beruflichen Schulzentren im Land ausgeweitet werden.

Ob es soweit kommt, dürfte neben den Ergebnissen der Evaluation vor allem von der neuen Landesregierung abhängen. Besonders das BSW ist kritisch gegenüber digitalen Medien, insbesondere bei jüngeren Schülern.

Voraussetzung: Digitale und Lesekompetenz

Mit dem Projekt greift Sachsen auf einen Vorschlag der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) zurück. In ihren Anfang 2023 veröffentlichten “Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrermangel” sprachen sich die Bildungsexperten unter anderem für die Erhöhung der Selbstlernzeiten aus – explizit auch aus pädagogischen Gründen. Selbstlern-Konzepte wie flipped classroom, tasked based language learning oder computergestütztes kollaboratives Lernen erzielten in Studien positive Lernergebnisse, heißt es in dem Bericht.

Damit digitales Selbstlernen funktioniert, müssen die Kinder ausreichend Lesekompetenz mitbringen und im Umgang mit digitalen Medien geübt sein, sagt Sven Hofmann, Professor für Didaktik der Informatik an der Universität Leipzig. Sei das gegeben, seien sogar kurze digitale Lernsessions ab der dritten oder vierten Jahrgangsstufe möglich.

  • Insbesondere in der Anfangsphase braucht es Hofmann zufolge aber eine starke praktische Anleitung. Die Unterstützung im Umgang mit dem bereitgestellten Lernmaterial muss vor Ort erfolgen.
  • Die inhaltliche Begleitung sollten Fachlehrkräfte übernehmen. Die Lehrer müssen weiterhin die Schülerleistungen beurteilen. Individuelles, hilfreiches Feedback ist ein Qualitätsmerkmal für Selbstlern-Szenarien.
  • Es braucht Rahmenbedingungen, die asynchrones Arbeiten möglich machen. Dazu zählen unter anderem eine stabile (Breitband-) Anbindung, geeignete Technik für Lehrer und Schüler und eine datenschutzkonforme Umgebung. Letzteres ist in Sachsen durch bereitgestellte Lernplattformen wie Moodle und OPAL-Schule gegeben.

Digital Divide zu wenig berücksichtigt

In seinem ambitionierten Strategiepapier “Bildungsland Sachsen 2030” hat das Bildungsministerium gemeinsam mit Praktikern und Bürgern insgesamt 64 Maßnahmen für guten Unterricht definiert. Eine davon zielt auf eine konsequente Einbindung von Selbstlernzeiten in den Fachunterricht: So sollen im Jahr 2030 die Stundentafeln und Lehrpläne aller weiterführenden Schularten Bereiche mit besonderem Potenzial für digital gestütztes Selbstlernen ausweisen.

Bisher hat das Landesamt für Schule und Bildung bereits 123 Selbstlernmodule für mehr als 15 verschiedene Fächer entwickelt. Passende technische Ausstattung sei “Grundvoraussetzung” für digitale Selbstlernzeiten, sagte ein Ministeriumssprecher. Besitzt eine Schule keine oder nicht genügend Endgeräte, müssten die Schüler notfalls auf ihre eigenen Geräte zurückgreifen.

Mit Blick auf gleiche Chancen für alle, ist das problematisch, sagt Ralph Müller-Eiselt, geschäftsführender Vorstand des Forum Bildung Digitalisierung. Denn im Zweifel profitieren hier die Kinder, die ein moderneres – beziehungsweise überhaupt ein – Tablet haben.

Pädagogisch fragwürdig

Doch das Projekt hat laut Müller-Eiselt noch einen größeren Haken: Die Ansage, digitales Selbstlernen könne gegen Unterrichtsausfall helfen, sei pädagogisch nicht zielführend. Denn auch wenn sich die Kinder Wissen teils selbst aneignen können, brauche es doch die intensiven Phasen des Vertiefens und Übens – und hier bleibe die Lehrperson unersetzbar. Auch die Assistenzlehrkräfte und Aufsichtspersonen müssten umfassend geschult sein, etwa im Umgang mit digitalen Lernplattformen.

Noch dazu ist die Erstellung von digitalen Lehr-Lern-Szenarien aufwendig, sagt Hofmann, der unter anderem die Initiative “Digitale Schule Sachsen” wissenschaftlich begleitet. Für eine Minute Lernzeit sind 20 Minuten Aufwand für die Produktion und Pflege anzusetzen. Das Ministerium kündigte an, den zeitlichen Mehraufwand anteilig vergüten zu wollen. Was das in der Praxis bedeutet, ist noch offen.

Kooperation als Chance

Mit digitalem Lernen den Lehrkräftemangel abzufedern, kann Hoffmann zufolge also nur sehr begrenzt funktionieren. Zwar können sich vereinzelte Potenziale ergeben, wenn beispielsweise ein fächerübergreifendes Ganztagsangebot mit mehreren Schulen geteilt wird oder wenn dadurch ein breiteres Kursangebot in der Sekundarstufe II an Gymnasien entsteht.

In erster Linie sollte das Projekt aber als neue, moderne Form schulischer Bildung gesehen werden. Und das Projekt könnte ein Impuls für mehr Austausch unter Lehrkräften und Schulen sein. Mehr Kooperation, etwa beim Erstellen von Materialien und Kursen, kann die einzelne Lehrkraft entlasten.

Die intensive Lernbegleitung für die Schüler fällt damit aber nicht weg. Vor allem Schüler an nicht-gymnasialen Schulformen tun sich schwer mit selbstorganisiertem Lernen. Das hatten die SWK-Experten auch in ihren Empfehlungen angemahnt. Ausgerechnet an den Schulen, an denen am meisten Unterricht ausfällt, ist der Einsatz von Selbstlernphasen daher am fraglichsten.

  • Bildungspolitik
  • BMBF
  • Digitales Klassenzimmer
  • Digitales Lernen
  • Gymnasium
  • Lehrermangel
  • Lehrkräfte
  • Sachsen
  • Sekundarstufe II
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Pant: Das Wissen über gelingende Transferprozesse in der Bildung fehlt

Hans Anand Pant ist Professor für Erziehungswissenschaftliche Methodenlehre an der HU Berlin und Leiter der Abteilung Fachbezogener Erkenntnistransfer am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik. (Dennis König)

Herr Pant, bei einer Live.Veranstaltung von Table.Briefings und der Bertelsmann Stiftung haben Sie darüber gesprochen, warum es in Deutschland so schwierig ist, bildungswissenschaftliche Erkenntnisse breit in die Praxis zu bringen. Woran liegt es?

Weil es begrifflich oft durcheinandergeht, würde ich eines gern vorwegschicken. Was bedeuten eigentlich Implementation, Scaling Up und Transfer? Ich verstehe es so: Bei der Implementation liegt der Fokus auf der einzelnen Schule. Wie kriege ich zum Beispiel ein Programm zur Leseförderung an einer Schule mit ihren Eigenheiten nachhaltig verankert. Scaling Up heißt, eine Fördermaßnahme gleichartig in vielen Schulen in Deutschland zu implementieren. Gleichartig heißt nicht gleich, sondern, dass es für jede Schule passend ist. 

Und Transfer?

Transfer ist das Zusammenbinden beider Prozesse, Implementation an einer Schule plus das Ausrollen auf möglichst viele Schulen. Das ist dann unterm Strich ein gelungener Transfer von der Wissenschaft in die Praxis.

Und wieso gelingt das so selten?

Es gibt eine Abbruchkante. Das Wissen über gelingende Transferprozesse in der Bildung fehlt. Denn wenn einmal irgendwo in dieser Republik ein Programm gut an einer Uni oder an einigen Schulen funktioniert, wissen wir nicht, wie wir das in die Breite kriegen. Die Formel “Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem” ist irreführend.

Die Belohnungssysteme in der Bildungswissenschaft sind zu eng

Wo sehen Sie Ansatzpunkte, das zu ändern?

Unter anderem muss sich die akademische, universitäre Bildungswissenschaft an einigen Stellen ändern. Die Belohnungssysteme sind zu eng. Die entscheidenden Währungen sind viele hochrangige Publikationen und das Einwerben von Drittmitteln. Verglichen damit zählt es weniger, wenn Forschungserkenntnisse in Praxis, Politik und Verwaltung wirksam werden. 

Bewegt sich hier etwas?

Ja. Um zwei Beispiele zu nennen: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung verlangt standardmäßig in den Ausschreibungen, die Transferüberlegungen darzulegen. Und die sind für die Forschungsförderung mitentscheidend. Und am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), an dem ich ja auch tätig bin, haben wir einen Indikator eingeführt. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben ihre praxiswirksamen Leistungen an. Wie viele Lehrkräfte haben an Fortbildung teilgenommen, wie viele Personen waren beim Forum für die Bildungsverwaltung dabei oder wie viele Beratungen in Gesetzgebungsprozessen gab es? Das ist ein Fortschritt.

Welche Hürden sehen Sie, wenn es um die Zusammenarbeit mit den Schulen selbst geht?

Ein Punkt ist das Professionalitätsverständnis von Lehrkräften. Schon Studierende werden eher so sozialisiert: “Wenn ich meinen Unterricht mache, mache ich die Klassentür zu.  Was ich dann mache, ist eigentlich meine Sache.” Es gibt auch keine Fortbildungspflicht. Wo ist der Raum für Fragen wie: Bin ich gut in dem, was ich im Unterricht mache? Wie kann ich besser werden? Und wie kann ich das möglichst mit dem Kollegium gestalten? Hier müsste es einen Kulturwandel geben.

Lesen Sie auch: Digitalpakt II – Warum die Lehrerfortbildung das Vorhaben gefährdet

Wissenschaft und Schulpraxis müssen strategisch zusammenarbeiten

Gilt das nur für die Lehrkräfte?

Nein. Wir müssen auch von einer taktischen Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schulpraxis wegkommen hin zu einer strategischen. Die Wissenschaftsseite hat lange gedacht, “Hauptsache wir kriegen die Daten rein” und sich dann für kurze Zeiträume vermeintlich auf den Schulalltag eingelassen. Gleichzeitig blicken gestandene Lehrkräfte häufig eher reserviert auf Wissenschaftler, die den Schulalltag nicht kennen, machen aber bei an anderer Stelle beschlossenen Projekten mit. Das ist ein taktisches Verhältnis der Kooperation. Strategisch wäre, wenn sowohl ich als Wissenschaftler als auch die Praxisseite davon überzeugt sind, wir kriegen ein Problem nur gelöst, wenn wir zusammenarbeiten.

Wie ließe sich diese Überlegung auf eine höhere Ebene übertragen?

Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis, Bildungspolitik und -verwaltung, Forschung und Bildungsmedien müssten sich immer wieder in strukturierten, systematischen Formaten treffen, und priorisieren, was die wirklich großen Probleme im Bildungsbereich sind. Ich nenne das einen Transferrat – und der fehlt. Hier sollten auch dauerhaft Schulleiterinnen und Schulleiter dabei sein, unter denen wir so viele exzellente Köpfe haben.

QuaMath als Beispiel, wie es strategisch funktionieren kann

Sie gehören zum Lenkungsteam von QuaMath, der Fortbildungsinitiative für den Mathematikunterricht. Wie läuft es dort?

QuaMath ist ein gutes Beispiel, wie es strategisch funktionieren kann, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu bringen. Das große Ziel lautet, den Mathematikunterricht in Deutschland zu verändern. Dafür gab es zunächst eine lange Vorbereitungszeit und eine Phase des Einschwörens auf ein gemeinsames Ziel. Dann ging es darum, die relevanten Abteilungen der Landesministerien und Landesinstitute, die für Mathematik-Fortbildungen zuständig sind, für das Projekt zu gewinnen. Denn sie müssen auf der nächsten Ebene, zum Beispiel bei Schulaufsichten oder Schuleiterversammlungen, Überzeugungsarbeit leisten. 

Lesen Sie auch: QuaMath – Wie viele Schulen beim Start in die Praxis dabei sind

Es fehlt der Schritt in die Schulen.

Richtig. Und auch da ist der Anfang gemacht. Einzelne Teams aus den mitmachenden Schulen werden regelmäßig fortgebildet. Es gibt ein Wechselspiel: Ich lerne etwas Neues, ich tausche mich mit Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen aus, gehe zurück in “meine” Schule und habe eine Erprobungsphase. So entsteht eine Art der Rhythmisierung von neuem Lernen. Trotzdem: Wenn es um die Frage geht, wie die Schulteams das Gelernte an ihre Kolleginnen und Kollegen weitergeben, braucht es noch viel Unterstützungsarbeit.

Zentrales Ziel des Startchancen-Programms ist “eine Illusion”

Bringt das Startchancen-Programm, am 1. August offiziell begonnen, die Trendwende für die Bildung?

Zumindest sehe ich großes Potenzial in dem Programm. Denn der Fokus liegt diesmal klar darauf, dass wir ein soziales Problem haben. Es ist also kein Bildungsproblem allein. Eine zentrale Frage ist, wie wir es ändern können, dass so viele Schülerinnen und Schüler an Schulen in herausfordernden Lagen die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch nicht erreichen. Die Lösungen dafür liegen auch im nicht-pädagogischen Bereich.

Aber bringt das Startchancen-Programm die Lösung?

Ich halte es für problematisch, dass die Erwartung geweckt wurde, die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards nicht erreichen, an den Startchancen-Schulen zu halbieren. Das ist in meinen Augen eine Illusion und taktisch falsch. Schlechtes Erwartungsmanagement erfordert nachlaufendes Enttäuschungsmanagement. Das Ziel, diese Gruppe von Kindern und Jugendlichen grundsätzlich zu reduzieren, ist richtig. Aber der Wert ist zu hoch gegriffen.

Was macht Sie noch skeptisch?

Ich halte die Dimensionierung des Programms für nicht ausreichend. Im Programm QuaMath wollen wir 10.000 Schulen erreichen. Und dabei geht es allein um Mathematik. Am Startchancen-Programm dagegen nehmen 4.000 Schulen teil, und es zielt auf die gesamte Schul- und Leistungsentwicklung in zwei zentralen Fächern ab. Das muss ein Glücksfall sein, wenn sich das im Sinne eines “Scaling Up” verbreitet.

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News

Ganztag: Warum das BMBF und die Länder bei der Fristverlängerung uneins sind

Der Forderung der Länder nach mehr Zeit für die Finanzierung des Ganztagsausbaus erteilte das Bundesbildungsministerium (BMBF) nun eine klare Absage. Eine Verlängerung der Fristen des Ganztagsfinanzhilfegesetz (GaFinHG) sei nicht angestrebt, teilte das BMBF auf Anfrage mit. Die Finanzhilfen des Bundes würden schließlich nicht die Investitionen der Länder verdrängen, sondern zu Investitionen führen, die darüber hinausgehen, heißt es aus dem Bildungsministerium.

Die Länder treibt dabei eine andere Sorge um: Lockert der Bund nicht die Vorgaben, droht den Kommunen der Verlust bereits zugesagter Fördermittel. Im schlimmsten Fall werden notwendige Baumaßnahmen nicht umgesetzt. Das teilten einige zuständige Länderministerien Table.Briefings mit.

Bauphase verzögert

Die Frist sei den Ländern zufolge zu knapp bemessen und sollte um zwei Jahre verschoben werden. Kommunen könnten dann bis Ende 2028 Fördergeld vom Bund für Investitionen in den Ganztag bewilligt bekommen. Die Bauprojekte müssten dann erst bis Ende 2029 fertiggestellt sein.

Das würde die Planungssicherheit der Kommunen erhöhen, heißt es beispielsweise aus Rheinland-Pfalz. Wenn die Baumaßnahmen nicht bis Ende 2027 fertiggestellt sein müssten, bliebe mehr Zeit für umfangreiche Projekte wie die Investitionen in Küchen und Mensen. 

Insbesondere der Fachkräftemangel im Bausektor würde zu Verzögerungen in der Bauphase führen und auch “die Suche nach geeigneten Baugrundstücken” sei langwierig, teilte Bayern mit. Außerdem verwiesen einige Länder auf die überlastete Verwaltung.

BMBF: Genug Planungssicherheit

Das Bundesbildungsministerium sieht die Planungssicherheit für Länder und Kommunen dagegen gesichert. Durch die Änderung der vertikalen Umsatzsteuerverteilung entlaste der Bund die Länder dauerhaft bei den Betriebskosten. Das Bundesfamilienministerium zeigte sich hingegen bereits offen, über die Forderung nach einer Fristverlängerung mit den Ländern zu reden.

Für den Ausbau der Ganztagsbetreuung an Grundschulen stellt der Bund knapp drei Milliarden Euro zur Verfügung. 2021 haben Bundestag und Bundesrat den bundesweiten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen beschlossen. Für Kinder der ersten Klasse gilt er ab dem Schuljahr 2026/27. In den Folgejahren wird der Anspruch schrittweise um die Jahrgangsstufen zwei bis vier erweitert. Ralf Pauli/ Vera Kraft

Lesen Sie auch: Ganztag: Warum die Länder plötzlich mehr Zeit vom Bund fordern

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Schul-IT: IServ kauft EdTech-Firma und erweitert sein Angebot

Die IServ GmbH, Anbieter von Schulsoftware, hat die Übernahme der Münchener Software-Agentur Virality GmbH bekanntgegeben. Das digitale Klassenbuch und die Stundenplanung aus DieSchulApp werden zum Frühjahr 2025 in die kostenpflichtige IServ Schulplattform integriert und sollen den Nutzern ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung stehen. Die Virality-Produkte DieSchulApp und EduBot bleiben weiter bestehen. EduBot soll den Nutzern über die Plattform Eduplaces bereitgestellt werden.

Die Software-Agentur Virality soll weiter bestehen bleiben. Die zehn Mitarbeitenden sollen weiter an ihren Produkten arbeiten. IServ sieht es als “großen strategischen Vorteil”, sich das Wissen rund um KI für Schulen ins Unternehmen zu holen.

Obwohl sich IServ wegen seiner Plattform für verschiedene Tools als “Komplettpaket” versteht, sei trotzdem das Ziel, offen für den Anschluss an andere Systeme zu sein. Dafür gebe es beispielsweise standardisierte Schnittstellen. Auch gegenüber dem länderübergreifenden Projekt AIS und anderen Länderplattformen sei IServ offen, sagte Geschäftsführer Jörg Ludwig zu Table.Briefings. Wie viel IServ für die Übernahme von Virality zahlte, wollte IServ auf Anfrage nicht mitteilen. Vera Kraft

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Unesco-Studie: Wie lange Bildungsminister weltweit im Amt bleiben

Weltweit bleibt die Hälfte der Bildungsministerinnen und -minister seit 2010 nur etwa zwei Jahre im Amt. Das ist eines der Ergebnisse des am Mittwoch veröffentlichen “Global Education Monitoring Reports” der Unesco. Für diese Analyse haben die Studienautoren die Daten zu mehr als 1.400 Bildungsministern in mehr als 200 Ländern im Zeitraum von 2010 bis Ende 2023 ausgewertet. 

Die kurze Zeit im Amt bewerten sie kritisch. Zwar seien die negativen Auswirkungen auf bildungspolitische Vorhaben schwer zu belegen. Eine Analyse der Weltbank zwischen 2000 und 2017 in 114 Ländern habe aber bereits deutlich gezeigt, dass die Umsetzung von Projekten unter Wechseln an der Spitze der Bildungsministerien leide.

Report appelliert, Schulleitungen besser vorzubereiten

Der etwa 400-seitige Bericht steht in diesem Jahr unter dem Motto “Leadership in education”. Dabei nimmt er die Lage und Rolle von Führungskräften in Bildungssystemen in den Blick, neben Bildungspolitikern vor allem von Schulleitungen. Grundsätzlich müssten die Länder weltweit mehr tun, um Schulleitungen auf ihre Aufgaben vorzubereiten und für deren Fortbildungen.

Der Report wurde beim Treffen der Bildungsministerinnen und -minister innerhalb der G20 im brasilianischen Fortaleza vorgestellt. Seitens der Kultusministerkonferenz vertrat Hessens Bildungsminister Armin Schwarz (CDU) Deutschland. Für das Bundesministerium für Bildung und Forschung war Abteilungsleiterin Johanna Börsch-Supan vor Ort, die Staatssekretär Jens Brandenburg vertrat.

Die G20 bringt jährlich Staats- und Regierungschefs aus 19 Staaten sowie der Europäischen Union und der Afrikanischen Union zusammen. Seit 2018 gibt es Treffen der Bildungsminister, an denen auch internationale Organisationen wie die Unesco und die OECD teilnehmen. Holger Schleper

Zum Download: der Global Education Monitoring Report

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Best of Table

ESG.Table. Fachkräfte für die Transformation: Wie groß der Bedarf ist. Unternehmen brauchen Fachkräfte für die Transformation. In einer neuen Serie beleuchtet ESG.Table dazu alle wichtigen Fragen. Teil 1 beschreibt, welche Prioritäten potenzielle Bewerber haben und wie groß der Bedarf in der Wirtschaft ist. Mehr lesen Sie hier.

Research.Table. Kein verfassungsrechtlicher Anspruch auf mehr Bafög. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass es keinen verfassungsrechtlichen Anspruch auf mehr Bafög gibt. Es erinnert den Gesetzgeber gleichzeitig an den Auftrag, für gleiche Bildungschancen zu sorgen. Zur Frage, ob genug gezahlt wird, gibt es unterschiedliche Reaktionen. Mehr lesen Sie hier.

Research.Table. Fördermittelaffäre: Unionsfraktion stellt neuerliche Kleine Anfrage. Die CDU/CSU-Forschungspolitiker des Bundestags lassen nicht locker. In einer neuen Kleinen Anfrage wollen sie weitere Sachverhaltsaufklärung der Fördermittelaffäre im BMBF erreichen – und stellen 65 Fragen. Mehr lesen Sie hier.

Presseschau

Wiarda-Blog: Doch kein Monitoring für KMK-Beschlüsse? Im Eckpunktepapier der Länder aus dem Dezember, in dem vorgestellt wird, wie die KMK zukunftsfähiger werden soll, steht auch die Forderung nach einem Monitoring. Es soll den Umsetzungsstand einzelner KMK-Beschlüsse erfassen und so den Föderalismus transparenter gestalten. Doch nach dem derzeitigen Verhandlungsstand der KMK-Strukturkomission scheint es keine Mehrheiten für ein solches Monitoring zu geben. (Transparenz, bitte!

Spiegel: Niedrige Bafög-Sätze sind nicht verfassungswidrig. Das Bundesverfassungsgericht hat nun entschieden: Bafög muss nicht existenzsichernd sein. Es sei vertretbar, dass Studenten auf Erwerbstätigkeit angewiesen sind, um ihr Studium zu finanzieren. Zudem leiste der Staat erhebliche andere Aufwendungen, um beispielsweise das Studium selbst kostenlos anzubieten. Aufgrund seiner begrenzten Mittel dürfe der Staat priorisieren. (Kein Anspruch auf staatliche Leistung zur Beseitigung sozialer Ungleichheit

Ausbilder-Portal Leando: Vorteile digitaler Prüfungen. Seit August ist es möglich, Abschlussprüfungen für Berufsausbildungen digital abzulegen. Insbesondere mündliche Prüfungen seien hierfür geeignet, sagt Harald Töltl, Geschäftsführer Berufliche Ausbildung bei der IHK Rhein-Neckar. Auch die interne Kommunikation des Prüfungsausschusses kann nun digital stattfinden. Der Verzicht auf Ausschusssitzungen in Präsenz spare viel Zeil, hebt Töltl hervor. (Prüfen geht jetzt auch virtuell

Tagesspiegel: Berliner Regelverschärfungen gegen Verspätungen von Schülern. Eine Verspätung zum Unterricht gilt in Berlin nun als eine unentschuldigte Fehlstunde. Bei sechs Fehlstunden handelt es sich bereits um einen Fehltag. Bei fünf unentschuldigten Fehltagen muss die Schule eine Schulversäumnisanzeige erstatten. Hier kann das Schulamt entscheiden, auch das Jugendamt einzuschalten. Auch haben Schulen jetzt mehr Kontrollmöglichkeiten, wenn Schüler ganze Tage fernbleiben. (Verspätungen und Schwänzen: Strengere Regeln für Berliner Schüler und Eltern

Stern: Immer mehr Lehrkräfte kündigen in Baden-Württemberg. Die Zahl der Lehrkräfte, die in Baden-Württemberg vorzeitig ihre Stelle kündigten, stieg im letzten Jahr um 20 Prozent. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Kündigungen sogar vervierfacht. Die dortige FDP-Fraktion fordert nun ein Präventionskonzept, um die psychische Belastung von Lehrkräften zu verringen und diese so im Dienst zu halten. (Zahlen des Ministeriums: Immer mehr Lehrkräfte kündigen

Welt: Wie Mathematikunterricht gelingen kann. Fingerzählen hilft Kindern nachweislich, ein besseres Mathematikverständnis zu entwickeln, wie Mathematikdidaktiker Wolfram Meyerhöfer herausfand. Bisher wird in Schulen versucht, dieses Verhalten abzutrainieren. Geht es nach Meyerhöfer sollten Lehrer berufsbegleitend Feedback zu ihrem Unterricht erhalten, um so das universitäre Didaktikwissen besser umsetzen zu können. Außerdem seien erste Einführungen in die Mathematik bereits in der Kita empfehlenswert. (“Diese Kinder sind schnell mit ihrer Kraft am Ende und wollen nicht mehr rechnen”

Bildung.Table Redaktion

BILDUNG.TABLE REDAKTION

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    im Kampf gegen den Lehrkräftemangel werden die Länder kreativ. Sachsen-Anhalt sucht Fachkräfte per Headhunter. Brandenburg verbeamtet Lehrer auch mit Bachelor-Abschluss. Und Sachsen setzt künftig stärker auf Selbstlernzeiten für Schülerinnen und Schüler. Für Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) ist die Sache klar: Das selbstständige Lernen ist nicht nur eine Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts. Es ist auch eine Entlastung für Lehrkräfte, und noch dazu – in Piwarz Worten – “cool” für Schüler.

    Experten blicken etwas kritischer auf das Modellprojekt, wie Ralf Pauli und ich erfahren haben. Warum diese Art des Lernens trotzdem viele Potenziale bietet, lesen Sie in unserer Analyse.

    Passend dazu liefert der renommierte Erziehungswissenschaftler Hans Anand Pant konstruktive Ansätze, wie sich Erkenntnisse aus Modellprojekten, aber auch aus wissenschaftlicher Forschung, breit in die Schulpraxis übertragen lassen. Warum es dafür unter anderem einen “Transferrat” braucht, hat Pant meinem Kollegen Holger Schleper im Interview erläutert. Pants zentrale Thesen finden Sie auch hier zum Download.

    Einladen möchten wir Sie an dieser Stelle bereits zu einem Live.Briefing zu der Frage, wie Deutschland trotz sinkender MINT-Kompetenzen mehr junge Menschen für eine Ausbildung in diesem für die Transformation so wichtigen Bereich gewinnen und erfolgreich ausbilden kann. Dafür konnten wir spannende Diskussionspartner gewinnen:

    • Kerstin Wagner, Leiterin der Personalgewinnung bei der Deutschen Bahn
    • Fiona von Prónay, Direktorin für Digitalisierung beim Ausbildungsvermittler Joblinge
    • Axel Plünnecke, Leiter des Bildungsclusters am Institut der Deutschen Wirtschaft
    • Indra Hadeler, Geschäftsführerin Bildung des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall.

    Am 14. November um 13 Uhr können Sie mitdiskutieren. Dafür müssen Sie sich nur noch unter diesem Link anmelden.

    Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre und einen guten Start ins Wochenende.

    Analyse

    Sachsen: Wie digitales Lernen gegen Unterrichtsausfall helfen soll

    Sachsen will künftig stärker auf Selbstlernzeiten für Schülerinnen und Schüler setzen – auch um Unterrichtsausfall zu reduzieren. Wie das Kultusministerium in Dresden in einem Blogeintrag mitteilte, erproben seit Ende der Herbstferien 29 weiterführende Schulen im Freistaat das Konzept “Lehrergesteuertes Digitalgestütztes Selbstlernen”, kurz DISEL. Die Idee dahinter: Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, sich den Lernstoff mithilfe digitaler Selbstlernmodule eigenständig zu erarbeiten. Fällt dann mal eine Lehrkraft aus, kann trotzdem Unterricht stattfinden.

    Sachsen ist eines der Länder, die besonders stark vom Personalmangel an Schulen betroffen sind. Im vergangenen Schuljahr fehlten nach Ministeriumsangaben 1.086 grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Die Folge: Fast jede zehnte Schulstunde im Freistaat (8,6 Prozent des Unterrichts) fiel aus – und damit beinahe doppelt so viele wie noch im Jahr zuvor.

    Evaluation geplant

    Besonders stark betroffen von Personalsorgen sind die Oberschulen, wie in Sachsen die zusammengelegten Haupt- und Realschulen heißen. Es ist kein Zufall, dass knapp die Hälfte der DISEL-Modellschulen Oberschulen sind, wie das Ministerium auf Anfrage von Table.Briefings mitteilte. Unter den übrigen Schulen sind Gymnasien und eine Gemeinschaftsschule.

    Acht Monate sollen sie nun testen, ob und unter welchen Bedingungen selbständiges Lernen in der Schule oder zu Hause ein adäquates Mittel gegen Unterrichtsausfall sein kann. Im Anschluss evaluiert das Landesamt für Schule und Bildung das Projekt. Bewährt es sich, soll DISEL im kommenden Schuljahr auf alle Oberschulen, Gymnasien, Gemeinschaftsschulen und Beruflichen Schulzentren im Land ausgeweitet werden.

    Ob es soweit kommt, dürfte neben den Ergebnissen der Evaluation vor allem von der neuen Landesregierung abhängen. Besonders das BSW ist kritisch gegenüber digitalen Medien, insbesondere bei jüngeren Schülern.

    Voraussetzung: Digitale und Lesekompetenz

    Mit dem Projekt greift Sachsen auf einen Vorschlag der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) zurück. In ihren Anfang 2023 veröffentlichten “Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrermangel” sprachen sich die Bildungsexperten unter anderem für die Erhöhung der Selbstlernzeiten aus – explizit auch aus pädagogischen Gründen. Selbstlern-Konzepte wie flipped classroom, tasked based language learning oder computergestütztes kollaboratives Lernen erzielten in Studien positive Lernergebnisse, heißt es in dem Bericht.

    Damit digitales Selbstlernen funktioniert, müssen die Kinder ausreichend Lesekompetenz mitbringen und im Umgang mit digitalen Medien geübt sein, sagt Sven Hofmann, Professor für Didaktik der Informatik an der Universität Leipzig. Sei das gegeben, seien sogar kurze digitale Lernsessions ab der dritten oder vierten Jahrgangsstufe möglich.

    • Insbesondere in der Anfangsphase braucht es Hofmann zufolge aber eine starke praktische Anleitung. Die Unterstützung im Umgang mit dem bereitgestellten Lernmaterial muss vor Ort erfolgen.
    • Die inhaltliche Begleitung sollten Fachlehrkräfte übernehmen. Die Lehrer müssen weiterhin die Schülerleistungen beurteilen. Individuelles, hilfreiches Feedback ist ein Qualitätsmerkmal für Selbstlern-Szenarien.
    • Es braucht Rahmenbedingungen, die asynchrones Arbeiten möglich machen. Dazu zählen unter anderem eine stabile (Breitband-) Anbindung, geeignete Technik für Lehrer und Schüler und eine datenschutzkonforme Umgebung. Letzteres ist in Sachsen durch bereitgestellte Lernplattformen wie Moodle und OPAL-Schule gegeben.

    Digital Divide zu wenig berücksichtigt

    In seinem ambitionierten Strategiepapier “Bildungsland Sachsen 2030” hat das Bildungsministerium gemeinsam mit Praktikern und Bürgern insgesamt 64 Maßnahmen für guten Unterricht definiert. Eine davon zielt auf eine konsequente Einbindung von Selbstlernzeiten in den Fachunterricht: So sollen im Jahr 2030 die Stundentafeln und Lehrpläne aller weiterführenden Schularten Bereiche mit besonderem Potenzial für digital gestütztes Selbstlernen ausweisen.

    Bisher hat das Landesamt für Schule und Bildung bereits 123 Selbstlernmodule für mehr als 15 verschiedene Fächer entwickelt. Passende technische Ausstattung sei “Grundvoraussetzung” für digitale Selbstlernzeiten, sagte ein Ministeriumssprecher. Besitzt eine Schule keine oder nicht genügend Endgeräte, müssten die Schüler notfalls auf ihre eigenen Geräte zurückgreifen.

    Mit Blick auf gleiche Chancen für alle, ist das problematisch, sagt Ralph Müller-Eiselt, geschäftsführender Vorstand des Forum Bildung Digitalisierung. Denn im Zweifel profitieren hier die Kinder, die ein moderneres – beziehungsweise überhaupt ein – Tablet haben.

    Pädagogisch fragwürdig

    Doch das Projekt hat laut Müller-Eiselt noch einen größeren Haken: Die Ansage, digitales Selbstlernen könne gegen Unterrichtsausfall helfen, sei pädagogisch nicht zielführend. Denn auch wenn sich die Kinder Wissen teils selbst aneignen können, brauche es doch die intensiven Phasen des Vertiefens und Übens – und hier bleibe die Lehrperson unersetzbar. Auch die Assistenzlehrkräfte und Aufsichtspersonen müssten umfassend geschult sein, etwa im Umgang mit digitalen Lernplattformen.

    Noch dazu ist die Erstellung von digitalen Lehr-Lern-Szenarien aufwendig, sagt Hofmann, der unter anderem die Initiative “Digitale Schule Sachsen” wissenschaftlich begleitet. Für eine Minute Lernzeit sind 20 Minuten Aufwand für die Produktion und Pflege anzusetzen. Das Ministerium kündigte an, den zeitlichen Mehraufwand anteilig vergüten zu wollen. Was das in der Praxis bedeutet, ist noch offen.

    Kooperation als Chance

    Mit digitalem Lernen den Lehrkräftemangel abzufedern, kann Hoffmann zufolge also nur sehr begrenzt funktionieren. Zwar können sich vereinzelte Potenziale ergeben, wenn beispielsweise ein fächerübergreifendes Ganztagsangebot mit mehreren Schulen geteilt wird oder wenn dadurch ein breiteres Kursangebot in der Sekundarstufe II an Gymnasien entsteht.

    In erster Linie sollte das Projekt aber als neue, moderne Form schulischer Bildung gesehen werden. Und das Projekt könnte ein Impuls für mehr Austausch unter Lehrkräften und Schulen sein. Mehr Kooperation, etwa beim Erstellen von Materialien und Kursen, kann die einzelne Lehrkraft entlasten.

    Die intensive Lernbegleitung für die Schüler fällt damit aber nicht weg. Vor allem Schüler an nicht-gymnasialen Schulformen tun sich schwer mit selbstorganisiertem Lernen. Das hatten die SWK-Experten auch in ihren Empfehlungen angemahnt. Ausgerechnet an den Schulen, an denen am meisten Unterricht ausfällt, ist der Einsatz von Selbstlernphasen daher am fraglichsten.

    • Bildungspolitik
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    Pant: Das Wissen über gelingende Transferprozesse in der Bildung fehlt

    Hans Anand Pant ist Professor für Erziehungswissenschaftliche Methodenlehre an der HU Berlin und Leiter der Abteilung Fachbezogener Erkenntnistransfer am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik. (Dennis König)

    Herr Pant, bei einer Live.Veranstaltung von Table.Briefings und der Bertelsmann Stiftung haben Sie darüber gesprochen, warum es in Deutschland so schwierig ist, bildungswissenschaftliche Erkenntnisse breit in die Praxis zu bringen. Woran liegt es?

    Weil es begrifflich oft durcheinandergeht, würde ich eines gern vorwegschicken. Was bedeuten eigentlich Implementation, Scaling Up und Transfer? Ich verstehe es so: Bei der Implementation liegt der Fokus auf der einzelnen Schule. Wie kriege ich zum Beispiel ein Programm zur Leseförderung an einer Schule mit ihren Eigenheiten nachhaltig verankert. Scaling Up heißt, eine Fördermaßnahme gleichartig in vielen Schulen in Deutschland zu implementieren. Gleichartig heißt nicht gleich, sondern, dass es für jede Schule passend ist. 

    Und Transfer?

    Transfer ist das Zusammenbinden beider Prozesse, Implementation an einer Schule plus das Ausrollen auf möglichst viele Schulen. Das ist dann unterm Strich ein gelungener Transfer von der Wissenschaft in die Praxis.

    Und wieso gelingt das so selten?

    Es gibt eine Abbruchkante. Das Wissen über gelingende Transferprozesse in der Bildung fehlt. Denn wenn einmal irgendwo in dieser Republik ein Programm gut an einer Uni oder an einigen Schulen funktioniert, wissen wir nicht, wie wir das in die Breite kriegen. Die Formel “Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem” ist irreführend.

    Die Belohnungssysteme in der Bildungswissenschaft sind zu eng

    Wo sehen Sie Ansatzpunkte, das zu ändern?

    Unter anderem muss sich die akademische, universitäre Bildungswissenschaft an einigen Stellen ändern. Die Belohnungssysteme sind zu eng. Die entscheidenden Währungen sind viele hochrangige Publikationen und das Einwerben von Drittmitteln. Verglichen damit zählt es weniger, wenn Forschungserkenntnisse in Praxis, Politik und Verwaltung wirksam werden. 

    Bewegt sich hier etwas?

    Ja. Um zwei Beispiele zu nennen: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung verlangt standardmäßig in den Ausschreibungen, die Transferüberlegungen darzulegen. Und die sind für die Forschungsförderung mitentscheidend. Und am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), an dem ich ja auch tätig bin, haben wir einen Indikator eingeführt. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben ihre praxiswirksamen Leistungen an. Wie viele Lehrkräfte haben an Fortbildung teilgenommen, wie viele Personen waren beim Forum für die Bildungsverwaltung dabei oder wie viele Beratungen in Gesetzgebungsprozessen gab es? Das ist ein Fortschritt.

    Welche Hürden sehen Sie, wenn es um die Zusammenarbeit mit den Schulen selbst geht?

    Ein Punkt ist das Professionalitätsverständnis von Lehrkräften. Schon Studierende werden eher so sozialisiert: “Wenn ich meinen Unterricht mache, mache ich die Klassentür zu.  Was ich dann mache, ist eigentlich meine Sache.” Es gibt auch keine Fortbildungspflicht. Wo ist der Raum für Fragen wie: Bin ich gut in dem, was ich im Unterricht mache? Wie kann ich besser werden? Und wie kann ich das möglichst mit dem Kollegium gestalten? Hier müsste es einen Kulturwandel geben.

    Lesen Sie auch: Digitalpakt II – Warum die Lehrerfortbildung das Vorhaben gefährdet

    Wissenschaft und Schulpraxis müssen strategisch zusammenarbeiten

    Gilt das nur für die Lehrkräfte?

    Nein. Wir müssen auch von einer taktischen Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schulpraxis wegkommen hin zu einer strategischen. Die Wissenschaftsseite hat lange gedacht, “Hauptsache wir kriegen die Daten rein” und sich dann für kurze Zeiträume vermeintlich auf den Schulalltag eingelassen. Gleichzeitig blicken gestandene Lehrkräfte häufig eher reserviert auf Wissenschaftler, die den Schulalltag nicht kennen, machen aber bei an anderer Stelle beschlossenen Projekten mit. Das ist ein taktisches Verhältnis der Kooperation. Strategisch wäre, wenn sowohl ich als Wissenschaftler als auch die Praxisseite davon überzeugt sind, wir kriegen ein Problem nur gelöst, wenn wir zusammenarbeiten.

    Wie ließe sich diese Überlegung auf eine höhere Ebene übertragen?

    Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis, Bildungspolitik und -verwaltung, Forschung und Bildungsmedien müssten sich immer wieder in strukturierten, systematischen Formaten treffen, und priorisieren, was die wirklich großen Probleme im Bildungsbereich sind. Ich nenne das einen Transferrat – und der fehlt. Hier sollten auch dauerhaft Schulleiterinnen und Schulleiter dabei sein, unter denen wir so viele exzellente Köpfe haben.

    QuaMath als Beispiel, wie es strategisch funktionieren kann

    Sie gehören zum Lenkungsteam von QuaMath, der Fortbildungsinitiative für den Mathematikunterricht. Wie läuft es dort?

    QuaMath ist ein gutes Beispiel, wie es strategisch funktionieren kann, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu bringen. Das große Ziel lautet, den Mathematikunterricht in Deutschland zu verändern. Dafür gab es zunächst eine lange Vorbereitungszeit und eine Phase des Einschwörens auf ein gemeinsames Ziel. Dann ging es darum, die relevanten Abteilungen der Landesministerien und Landesinstitute, die für Mathematik-Fortbildungen zuständig sind, für das Projekt zu gewinnen. Denn sie müssen auf der nächsten Ebene, zum Beispiel bei Schulaufsichten oder Schuleiterversammlungen, Überzeugungsarbeit leisten. 

    Lesen Sie auch: QuaMath – Wie viele Schulen beim Start in die Praxis dabei sind

    Es fehlt der Schritt in die Schulen.

    Richtig. Und auch da ist der Anfang gemacht. Einzelne Teams aus den mitmachenden Schulen werden regelmäßig fortgebildet. Es gibt ein Wechselspiel: Ich lerne etwas Neues, ich tausche mich mit Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen aus, gehe zurück in “meine” Schule und habe eine Erprobungsphase. So entsteht eine Art der Rhythmisierung von neuem Lernen. Trotzdem: Wenn es um die Frage geht, wie die Schulteams das Gelernte an ihre Kolleginnen und Kollegen weitergeben, braucht es noch viel Unterstützungsarbeit.

    Zentrales Ziel des Startchancen-Programms ist “eine Illusion”

    Bringt das Startchancen-Programm, am 1. August offiziell begonnen, die Trendwende für die Bildung?

    Zumindest sehe ich großes Potenzial in dem Programm. Denn der Fokus liegt diesmal klar darauf, dass wir ein soziales Problem haben. Es ist also kein Bildungsproblem allein. Eine zentrale Frage ist, wie wir es ändern können, dass so viele Schülerinnen und Schüler an Schulen in herausfordernden Lagen die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch nicht erreichen. Die Lösungen dafür liegen auch im nicht-pädagogischen Bereich.

    Aber bringt das Startchancen-Programm die Lösung?

    Ich halte es für problematisch, dass die Erwartung geweckt wurde, die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards nicht erreichen, an den Startchancen-Schulen zu halbieren. Das ist in meinen Augen eine Illusion und taktisch falsch. Schlechtes Erwartungsmanagement erfordert nachlaufendes Enttäuschungsmanagement. Das Ziel, diese Gruppe von Kindern und Jugendlichen grundsätzlich zu reduzieren, ist richtig. Aber der Wert ist zu hoch gegriffen.

    Was macht Sie noch skeptisch?

    Ich halte die Dimensionierung des Programms für nicht ausreichend. Im Programm QuaMath wollen wir 10.000 Schulen erreichen. Und dabei geht es allein um Mathematik. Am Startchancen-Programm dagegen nehmen 4.000 Schulen teil, und es zielt auf die gesamte Schul- und Leistungsentwicklung in zwei zentralen Fächern ab. Das muss ein Glücksfall sein, wenn sich das im Sinne eines “Scaling Up” verbreitet.

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    Ganztag: Warum das BMBF und die Länder bei der Fristverlängerung uneins sind

    Der Forderung der Länder nach mehr Zeit für die Finanzierung des Ganztagsausbaus erteilte das Bundesbildungsministerium (BMBF) nun eine klare Absage. Eine Verlängerung der Fristen des Ganztagsfinanzhilfegesetz (GaFinHG) sei nicht angestrebt, teilte das BMBF auf Anfrage mit. Die Finanzhilfen des Bundes würden schließlich nicht die Investitionen der Länder verdrängen, sondern zu Investitionen führen, die darüber hinausgehen, heißt es aus dem Bildungsministerium.

    Die Länder treibt dabei eine andere Sorge um: Lockert der Bund nicht die Vorgaben, droht den Kommunen der Verlust bereits zugesagter Fördermittel. Im schlimmsten Fall werden notwendige Baumaßnahmen nicht umgesetzt. Das teilten einige zuständige Länderministerien Table.Briefings mit.

    Bauphase verzögert

    Die Frist sei den Ländern zufolge zu knapp bemessen und sollte um zwei Jahre verschoben werden. Kommunen könnten dann bis Ende 2028 Fördergeld vom Bund für Investitionen in den Ganztag bewilligt bekommen. Die Bauprojekte müssten dann erst bis Ende 2029 fertiggestellt sein.

    Das würde die Planungssicherheit der Kommunen erhöhen, heißt es beispielsweise aus Rheinland-Pfalz. Wenn die Baumaßnahmen nicht bis Ende 2027 fertiggestellt sein müssten, bliebe mehr Zeit für umfangreiche Projekte wie die Investitionen in Küchen und Mensen. 

    Insbesondere der Fachkräftemangel im Bausektor würde zu Verzögerungen in der Bauphase führen und auch “die Suche nach geeigneten Baugrundstücken” sei langwierig, teilte Bayern mit. Außerdem verwiesen einige Länder auf die überlastete Verwaltung.

    BMBF: Genug Planungssicherheit

    Das Bundesbildungsministerium sieht die Planungssicherheit für Länder und Kommunen dagegen gesichert. Durch die Änderung der vertikalen Umsatzsteuerverteilung entlaste der Bund die Länder dauerhaft bei den Betriebskosten. Das Bundesfamilienministerium zeigte sich hingegen bereits offen, über die Forderung nach einer Fristverlängerung mit den Ländern zu reden.

    Für den Ausbau der Ganztagsbetreuung an Grundschulen stellt der Bund knapp drei Milliarden Euro zur Verfügung. 2021 haben Bundestag und Bundesrat den bundesweiten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen beschlossen. Für Kinder der ersten Klasse gilt er ab dem Schuljahr 2026/27. In den Folgejahren wird der Anspruch schrittweise um die Jahrgangsstufen zwei bis vier erweitert. Ralf Pauli/ Vera Kraft

    Lesen Sie auch: Ganztag: Warum die Länder plötzlich mehr Zeit vom Bund fordern

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    Schul-IT: IServ kauft EdTech-Firma und erweitert sein Angebot

    Die IServ GmbH, Anbieter von Schulsoftware, hat die Übernahme der Münchener Software-Agentur Virality GmbH bekanntgegeben. Das digitale Klassenbuch und die Stundenplanung aus DieSchulApp werden zum Frühjahr 2025 in die kostenpflichtige IServ Schulplattform integriert und sollen den Nutzern ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung stehen. Die Virality-Produkte DieSchulApp und EduBot bleiben weiter bestehen. EduBot soll den Nutzern über die Plattform Eduplaces bereitgestellt werden.

    Die Software-Agentur Virality soll weiter bestehen bleiben. Die zehn Mitarbeitenden sollen weiter an ihren Produkten arbeiten. IServ sieht es als “großen strategischen Vorteil”, sich das Wissen rund um KI für Schulen ins Unternehmen zu holen.

    Obwohl sich IServ wegen seiner Plattform für verschiedene Tools als “Komplettpaket” versteht, sei trotzdem das Ziel, offen für den Anschluss an andere Systeme zu sein. Dafür gebe es beispielsweise standardisierte Schnittstellen. Auch gegenüber dem länderübergreifenden Projekt AIS und anderen Länderplattformen sei IServ offen, sagte Geschäftsführer Jörg Ludwig zu Table.Briefings. Wie viel IServ für die Übernahme von Virality zahlte, wollte IServ auf Anfrage nicht mitteilen. Vera Kraft

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    Unesco-Studie: Wie lange Bildungsminister weltweit im Amt bleiben

    Weltweit bleibt die Hälfte der Bildungsministerinnen und -minister seit 2010 nur etwa zwei Jahre im Amt. Das ist eines der Ergebnisse des am Mittwoch veröffentlichen “Global Education Monitoring Reports” der Unesco. Für diese Analyse haben die Studienautoren die Daten zu mehr als 1.400 Bildungsministern in mehr als 200 Ländern im Zeitraum von 2010 bis Ende 2023 ausgewertet. 

    Die kurze Zeit im Amt bewerten sie kritisch. Zwar seien die negativen Auswirkungen auf bildungspolitische Vorhaben schwer zu belegen. Eine Analyse der Weltbank zwischen 2000 und 2017 in 114 Ländern habe aber bereits deutlich gezeigt, dass die Umsetzung von Projekten unter Wechseln an der Spitze der Bildungsministerien leide.

    Report appelliert, Schulleitungen besser vorzubereiten

    Der etwa 400-seitige Bericht steht in diesem Jahr unter dem Motto “Leadership in education”. Dabei nimmt er die Lage und Rolle von Führungskräften in Bildungssystemen in den Blick, neben Bildungspolitikern vor allem von Schulleitungen. Grundsätzlich müssten die Länder weltweit mehr tun, um Schulleitungen auf ihre Aufgaben vorzubereiten und für deren Fortbildungen.

    Der Report wurde beim Treffen der Bildungsministerinnen und -minister innerhalb der G20 im brasilianischen Fortaleza vorgestellt. Seitens der Kultusministerkonferenz vertrat Hessens Bildungsminister Armin Schwarz (CDU) Deutschland. Für das Bundesministerium für Bildung und Forschung war Abteilungsleiterin Johanna Börsch-Supan vor Ort, die Staatssekretär Jens Brandenburg vertrat.

    Die G20 bringt jährlich Staats- und Regierungschefs aus 19 Staaten sowie der Europäischen Union und der Afrikanischen Union zusammen. Seit 2018 gibt es Treffen der Bildungsminister, an denen auch internationale Organisationen wie die Unesco und die OECD teilnehmen. Holger Schleper

    Zum Download: der Global Education Monitoring Report

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    Best of Table

    ESG.Table. Fachkräfte für die Transformation: Wie groß der Bedarf ist. Unternehmen brauchen Fachkräfte für die Transformation. In einer neuen Serie beleuchtet ESG.Table dazu alle wichtigen Fragen. Teil 1 beschreibt, welche Prioritäten potenzielle Bewerber haben und wie groß der Bedarf in der Wirtschaft ist. Mehr lesen Sie hier.

    Research.Table. Kein verfassungsrechtlicher Anspruch auf mehr Bafög. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass es keinen verfassungsrechtlichen Anspruch auf mehr Bafög gibt. Es erinnert den Gesetzgeber gleichzeitig an den Auftrag, für gleiche Bildungschancen zu sorgen. Zur Frage, ob genug gezahlt wird, gibt es unterschiedliche Reaktionen. Mehr lesen Sie hier.

    Research.Table. Fördermittelaffäre: Unionsfraktion stellt neuerliche Kleine Anfrage. Die CDU/CSU-Forschungspolitiker des Bundestags lassen nicht locker. In einer neuen Kleinen Anfrage wollen sie weitere Sachverhaltsaufklärung der Fördermittelaffäre im BMBF erreichen – und stellen 65 Fragen. Mehr lesen Sie hier.

    Presseschau

    Wiarda-Blog: Doch kein Monitoring für KMK-Beschlüsse? Im Eckpunktepapier der Länder aus dem Dezember, in dem vorgestellt wird, wie die KMK zukunftsfähiger werden soll, steht auch die Forderung nach einem Monitoring. Es soll den Umsetzungsstand einzelner KMK-Beschlüsse erfassen und so den Föderalismus transparenter gestalten. Doch nach dem derzeitigen Verhandlungsstand der KMK-Strukturkomission scheint es keine Mehrheiten für ein solches Monitoring zu geben. (Transparenz, bitte!

    Spiegel: Niedrige Bafög-Sätze sind nicht verfassungswidrig. Das Bundesverfassungsgericht hat nun entschieden: Bafög muss nicht existenzsichernd sein. Es sei vertretbar, dass Studenten auf Erwerbstätigkeit angewiesen sind, um ihr Studium zu finanzieren. Zudem leiste der Staat erhebliche andere Aufwendungen, um beispielsweise das Studium selbst kostenlos anzubieten. Aufgrund seiner begrenzten Mittel dürfe der Staat priorisieren. (Kein Anspruch auf staatliche Leistung zur Beseitigung sozialer Ungleichheit

    Ausbilder-Portal Leando: Vorteile digitaler Prüfungen. Seit August ist es möglich, Abschlussprüfungen für Berufsausbildungen digital abzulegen. Insbesondere mündliche Prüfungen seien hierfür geeignet, sagt Harald Töltl, Geschäftsführer Berufliche Ausbildung bei der IHK Rhein-Neckar. Auch die interne Kommunikation des Prüfungsausschusses kann nun digital stattfinden. Der Verzicht auf Ausschusssitzungen in Präsenz spare viel Zeil, hebt Töltl hervor. (Prüfen geht jetzt auch virtuell

    Tagesspiegel: Berliner Regelverschärfungen gegen Verspätungen von Schülern. Eine Verspätung zum Unterricht gilt in Berlin nun als eine unentschuldigte Fehlstunde. Bei sechs Fehlstunden handelt es sich bereits um einen Fehltag. Bei fünf unentschuldigten Fehltagen muss die Schule eine Schulversäumnisanzeige erstatten. Hier kann das Schulamt entscheiden, auch das Jugendamt einzuschalten. Auch haben Schulen jetzt mehr Kontrollmöglichkeiten, wenn Schüler ganze Tage fernbleiben. (Verspätungen und Schwänzen: Strengere Regeln für Berliner Schüler und Eltern

    Stern: Immer mehr Lehrkräfte kündigen in Baden-Württemberg. Die Zahl der Lehrkräfte, die in Baden-Württemberg vorzeitig ihre Stelle kündigten, stieg im letzten Jahr um 20 Prozent. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Kündigungen sogar vervierfacht. Die dortige FDP-Fraktion fordert nun ein Präventionskonzept, um die psychische Belastung von Lehrkräften zu verringen und diese so im Dienst zu halten. (Zahlen des Ministeriums: Immer mehr Lehrkräfte kündigen

    Welt: Wie Mathematikunterricht gelingen kann. Fingerzählen hilft Kindern nachweislich, ein besseres Mathematikverständnis zu entwickeln, wie Mathematikdidaktiker Wolfram Meyerhöfer herausfand. Bisher wird in Schulen versucht, dieses Verhalten abzutrainieren. Geht es nach Meyerhöfer sollten Lehrer berufsbegleitend Feedback zu ihrem Unterricht erhalten, um so das universitäre Didaktikwissen besser umsetzen zu können. Außerdem seien erste Einführungen in die Mathematik bereits in der Kita empfehlenswert. (“Diese Kinder sind schnell mit ihrer Kraft am Ende und wollen nicht mehr rechnen”

    Bildung.Table Redaktion

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