stellen Sie sich vor, die meisten Jugendlichen, die sich im sogenannten Übergangssektor auf eine reguläre Ausbildung vorbereiten, müssten dort gar nicht sein. Könnten, wenn es ihnen etwas leichter gemacht würde, sofort einen Ausbildungsplatz annehmen, von denen so viele unbesetzt bleiben. Kaum vorstellbar? Nun, eine Studie der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DJKS) kommt zu dem Schluss, dass genau das der aktuelle Zustand im Übergangssektor ist. Was es damit auf sich hat, das zeigt Ihnen meine Kollegin Anna Parrisius in ihrer Analyse.
Der Soziologe und Bildungsforscher Aladin El-Mafaalani hat ein neues Buch geschrieben. Nicht ganz alleine. “Kinder – eine Minderheit ohne Schutz” ist zusammen mit den Soziologen Sebastian Kurtenbach und Klaus-Peter Strohmeier entstanden. Es kommt morgen auf den Markt. In unserer heutigen Ausgabe können Sie jetzt schon lesen, wie El-Mafaalani auf die Kitas und Schulen im Land schaut. Und wie diese sich verändern müssen, um der Tatsache gerecht zu werden, dass immer mehr Kinder den größten Teil ihres Tages dort verbringen. Eine lohnenswerte Lektüre.
Außerdem darf ich Sie auf unser Portrait des hessischen CDU-Bildungsministers Armin Schwarz aufmerksam machen. Der ist jetzt seit einem Jahr im Amt. Unsere Kollegin Andrea Teupke hat sich den streitbaren Konservativen näher angeschaut.
Bleiben Sie uns gewogen.
Ein gutes Viertel (26,3 Prozent) der rund 250.000 Jugendlichen im Übergangssektor könnte sofort eine Ausbildung aufnehmen, wenn sie eine Lehrstelle fänden. Über ein Drittel (36,4 Prozent) würde das mit einer professionellen Begleitung schaffen. Zu dieser Einschätzung kommen Fachkräfte, die in dem Sektor Schulabgängern ohne Ausbildungsplatz helfen, einen Schulabschluss nachzuholen oder sie auf eine Ausbildung vorbereiten – etwa im Berufsvorbereitungsjahr an Berufsschulen oder in der Berufsvorbereitung durch die Bundesagentur für Arbeit. Ihre Sicht wurde für die neue Studie “Jugendliche im Übergangssektor – Eine Befragung von Fachkräften” von der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DJKS) untersucht (zum Download).
Der Untersuchung zufolge könnten zwei Drittel der Jugendlichen im Übergangssystem stecken, ohne dass dies eigentlich nötig ist. Und das, obwohl Betriebe zuletzt viele Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten. 2023 blieben laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 35 Prozent der Plätze frei.
Clemens Wieland, Experte für berufliche Bildung der Bertelsmann Stiftung, sieht im Ergebnis der Fachkräftebefragung eine Folge der Matching-Probleme am Ausbildungsmarkt: “Deutlich mehr Jugendliche könnten direkt in Ausbildung kommen, statt zunächst eine staatlich geförderte Maßnahme absolvieren zu müssen.”
Für das Übergangssystem ist das eine Chance, sagt Andreas Knoke-Wentorf, Bildungsexperte der DKJS. Wenn mehr junge Menschen direkt in Ausbildung kämen, könnte das den Fachkräften im Übergangssektor mehr Kapazitäten für jene Jugendliche verschaffen, die Unterstützung dringend nötig hätten. “Das wäre ein großer Gewinn für alle Beteiligten.”
Bisher gilt der Übergangssektor als Warteschleife. Nach drei Jahren im Übergangssystem schafften es nur zwei Drittel der Jugendlichen in Ausbildung, zeigt das Nationale Bildungspanel. Eine Ineffektivität, die sich Deutschland angesichts des Fachkräftemangels und knapp drei Millionen 20- bis 34-Jährigen ohne Berufsabschluss nicht leisten kann.
Um ein differenzierteres Bild von den Missständen und möglichen Lösungsansätzen zu erhalten, haben die Bertelsmann Stiftung und die DJKS erstmalig jene Fachkräfte befragen lassen, die direkt mit den Jugendlichen zusammenarbeiten – die Hälfte seit mindestens neun Jahren. 1.540 haben bundesweit an der nicht repräsentativen Online-Befragung teilgenommen.
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Vier von fünf Fachkräften im Übergangssektor (83 Prozent) wünschen sich demnach mehr Zeit für die Arbeit mit den Jugendlichen. Ihre Arbeitsbedingungen hätten sich in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert.
Einer der Hauptgründe: Die Arbeit mit den Jugendlichen und deren individuellen Voraussetzungen ist fordernder geworden.
Besonders ein geringes Verantwortungsbewusstsein oder eine unterentwickelte Stressresistenz erschwerten Jugendlichen den Übergang in Ausbildung. Auch zu wenig Motivation oder fehlende soziale Kompetenzen wie Pünktlichkeit und Höflichkeit seien zentrale Hürden.
Als geringeres Hindernis sehen die Befragten mangelnde Deutsch- oder Mathematikkenntnisse oder wenn Jugendliche nur den ersten oder keinen Schulabschluss haben. “Das hat uns überrascht, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass Ausbildungsbetriebe etwa Nachhilfe in Deutsch als weniger aufwendig einschätzen als das Aufholen von Soft Skills“, sagt DJKS-Experte Knoke-Wentorf. “Uns zeigt es, dass Angebote im Übergang nicht nur Grundkompetenzen und formale Qualifikationen in den Vordergrund stellen sollten.” Wichtiger sei die persönliche und individuelle Begleitung, im besten Fall von einem Sozialpädagogen.
Sieben von zehn Befragten halten ihr Angebot – von der Einstiegsqualifizierung bis zum Berufsvorbereitungsjahr – für notwendig und richtig für die Jugendlichen, die sie verantworten. “Der Übergangssektor wird oft als Maßnahmendschungel kritisiert”, sagt Knoke-Wentorf. “Allerdings ermöglicht die Vielzahl der Maßnahmen individuelle Passung.”
Der Instrumentenkasten für das Übergangssystem wurde 2024 mit der Ausbildungsgarantie erweitert. Die Agenturen für Arbeit und die Jobcenter können jetzt:
Knapp ein Drittel (31 Prozent) der befragten Fachkräfte kennt die Ausbildungsgarantie allerdings gar nicht. Ein weiteres Drittel (32 Prozent) ist sich nicht sicher. Von den 37 Prozent, die sie kennen, versprechen sich zudem die meisten wenig von ihr: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) prophezeit wenig Wirkung, jeder zehnte (neun Prozent) gar keinen Effekt.
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Neben mehr Zeit für die direkte Arbeit mit den Jugendlichen wünscht sich eine deutliche Mehrheit mehr Kapazitäten für multiprofessionelle Zusammenarbeit (79 Prozent) und fachlichen Austausch (77 Prozent).
“Das zeigt, dass es für den Übergangssektor nicht unbedingt Lösungen von außen braucht, sondern die Fachkräfte schlicht mehr Zeit und Unterstützung bräuchten, um ihre Angebote selbst zu verbessern“, sagt Knoke-Wentorf. Neben besserer personeller Ausstattung wünschen viele sich zudem eine Entbürokratisierung von Förderungen und eine verbindlichere Finanzierung.
Viele Fachkräfte fordern, dass das Ausbildungssystem es Jugendlichen leichter machen sollte, den Weg in eine Ausbildung zu finden. 82 Prozent befürworten etwa, mehr Teilqualifikationen anzubieten. 74 Prozent finden, dass das Angebot an Teilzeit-Ausbildungsplätzen erhöht werden müsse.
Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) rechnet damit, dass sich die Ausbildungschancen junger Menschen in Zukunft verschlechtern. Ein Grund dafür könnten steigende Anforderungen in der Transformation sein. Und der zunehmende Druck, eine Ausbildung zu absolvieren, da vor allem qualifizierte Fachkräfte fehlen werden.
Von Aladin El-Mafaalani
Kinder sind eine Minderheit, und sie wachsen gleichzeitig unter den heterogensten Rahmenbedingungen auf. Mehr denn je sind sie auf Erziehungs- und Bildungsinstitutionen angewiesen, weil in der alternden Gesellschaft zum einen kindergerechte Räume immer weniger selbstverständlich sind und zum anderen die Erwerbstätigkeit beider Eltern immer erforderlicher wird. Aber gleichzeitig muss man feststellen: Das Bildungssystem ist in keinem guten Zustand.
[…] Die Coronapandemie und die Fluchtmigration aus der Ukraine haben den Druck auf die ohnehin schwierige Lage der Kitas und Schulen weiter verstärkt. Diese akuten Krisenerscheinungen dürfen aber nicht den Blick darauf verstellen, dass es sich im Kern um strukturelle und nicht vorübergehende Probleme handelt. Die Anforderungen an Bildungsinstitutionen haben sich nachhaltig verändert.
Dieses dritte Charakteristikum ist zentral, denn es hat das Potenzial, auch die Lösung für die ersten beiden darzustellen: Überhaupt nur durch Multifunktionalität kann der Heterogenität und der hohen Rate an Misserfolgen begegnet werden.
Kinder- und jugendgerechte Räume sind in einer alternden Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich. Damit hängt auch die Entwicklung zusammen, dass die pädagogischen Sonderumwelten, also die Institutionen der Erziehung und Bildung, immer weiter ausgebaut wurden: Dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz (1996 für über Dreijährige und 2013 für unter Dreijährige) folgt der Rechtsanspruch auf Ganztagsförderung in der Grundschule (ab 2026). Die Folge ist, dass das System der Sonderumwelten immer umfassender (werden) wird.
Kinder sind biografisch immer früher und täglich immer länger in Erziehungs- und Bildungsinstitutionen. Diese Entwicklung ist bereits vor der Einführung der Rechtsansprüche deutlich erkennbar gewesen, wurde durch diese aber stark beschleunigt. Da Räume für Kinder und Jugendliche außerhalb der Institutionen jedoch immer rarer werden, müssen insbesondere Kitas und Grundschulen, aber auch weiterführende Schulen, umso mehr kindergerechte Räume sein. Und sie müssen zum Teil Funktionen der Familie ersetzen (und nicht mehr nur ergänzen).
Daher müssen Kita und Schule multifunktionaler und entsprechend multiprofessioneller werden. Sie müssen sowohl Partizipation als auch Selbstentfaltung ermöglichen. Kurz: Sie müssen Lernort und Lebensort sein. Zugleich muss dies unter weitreichend veränderten Rahmenbedingungen geschehen. […]
Die Institutionen sollen nicht nur ihre Logik ändern (jedes Kind zählt), sondern auch immer mehr Aufgaben erfüllen, das heißt (zum Teil Familie ersetzend) multifunktional werden. Gleichzeitig hat sich Kindheit grundlegend gewandelt: Die junge Minderheit weist die größte Heterogenität auf. Die Institutionen müssen mehr Aufgaben und höhere Erwartungen in deutlich komplexeren Kontexten erfüllen und dabei ihre Handlungslogik weitgehend ändern.
Es sollte deutlich werden, dass es sich im Vergleich zur “Inflation” der Herausforderungen bei der Steigerung der Investitionen um eine homöopathische Dosierung handelt beziehungsweise um einen Tropfen auf den heißen Stein.
Der vorliegende Text ist eine gekürzte Fassung des Kapitels “Kitas und Schulen als multifunktionale Institutionen” aus dem Buch “Kinder – eine Minderheit ohne Schutz” von Aladin El-Mafaalani, Sebastian Kurtenbach, Klaus Peter Strohmeier. Es erscheint am 16. Januar 2025 im Kiepenheuer & Witsch Verlag (Köln). Die gebundene Ausgabe hat 288 Seiten und kostet 24 Euro.
Zwischen KI-generierten und von Menschen erstellten Lehrvideos gibt es im Blick auf den Lernerfolg keinen Unterschied. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der ETH Zürich. Sie ist in der aktuellen Januar-Ausgabe des Journals “Computers & Education” erschienen. In der Kategorie der Lernerfahrung – etwa wie emotional ansprechend die Probanden die Videos fanden – liegen die von Menschen erstellten Lehrvideos vorn. Das allerdings nur sehr knapp, wie die Autorinnen und Autoren der Studie betonen.
Für die Untersuchung nutzten die Wissenschaftler vier Videos zu verschiedenen Themen, die Lehrende der ETH während der Corona-Pandemie für einen Produktionsmanagement-Kurs erstellt hatten. Mithilfe generativer KI fertigten die Forscher vergleichbare Videos an.
Im ersten Schritt erstellten sie mit ChatGPT 3.5 ein Script. Ein Foto der echten Lehrperson diente dann als Grundlage, um mit Movio (mittlerweile umbenannt zu HeyGen) einen Avatar zu erstellen, der mit KI-generierter Stimme spricht. Midjourney und Dall-E 2 waren dann die Tools der Wahl, um Hintergrund-Illustrationen gestalten zu lassen.
Online nahmen 447 Personen an der Studie teil. 213 von ihnen sahen vier Videos in der Reihenfolge “menschlich-KI-menschlich-KI”, 234 vier weitere Videos in der Abfolge “KI-menschlich-KI-menschlich”. Anschließend wurden sie zu ihrer Lernerfahrung befragt und absolvierten einen Multiple-Choice-Test.
Die Ergebnisse haben die Forscher erstaunt. “Zu unserer Überraschung gab es bezogen auf den Lernerfolg keine statistisch signifikante Evidenz zugunsten der von Menschen erstellten oder der KI-generierten Videos“, heißt es im Fazit. Beide Varianten führten also zum gleichen Erfolg.
Dagegen bewerteten die Probanden ihre Lernerfahrung – vereinfacht gesagt den Wohlfühlfaktor – bei den Videos, die von Menschen gemacht wurden, etwas höher. Ziehe man allerdings die rasante Entwicklung von generativer KI in Betracht, “ist anzunehmen, dass diese schmale Lücke bald überbrückt werden kann”, heißt es in der Studie.
Die Autoren vom Departement Management, Technologie und Ökonomie räumen ein, dass es in den Lehrvideos um die Vermittlung sehr klar strukturierter Konzepte ging. Auf Basis der Untersuchung lasse sich nicht sagen, ob die Ergebnisse auch Bestand hätten, wenn es um komplexere Lehrinhalte geht.
Trotzdem legen die Wissenschaftler nahe, dass KI-generierte Lehrvideos immer mehr Raum einnehmen werden. Dazu trägt auch die Ressourcenfrage bei. Denn die Produktion der Lehrvideos mithilfe von KI war “wesentlich schneller als die von Videos, die Menschen erstellt haben”. Das gelte auch, wenn man die Zeit für die Qualitätsprüfung und -anpassung durch die Lehrpersonen einrechne. “Im Schnitt dauerte es drei bis vier Stunden, um ein Video zu erstellen.”
Als verheißungsvoll ordnen die Forscher das Zusammenspiel beider Wege ein. “In einem gemischten Modell können menschliche Lehrpersonen mit KI-Systemen zusammenarbeiten, um Inhalte zu gestalten und zu kuratieren.” Beide Seiten würden sich gegenseitig bestärken. Holger Schleper
Die Studie zum Download (inkl. der Links zu den Videos):
Comparing human-made and AI-generated teaching videos
Die Wahl des Vorsitzes des Brandenburger Bildungsausschusses sollen an diesem Mittwoch Proteste begleiten. Die AfD beansprucht den Vorsitz für sich. Nominiert ist der AfD-Abgeordnete und Gymnasiallehrer Dominik Kaufner aus Dallgow-Döberitz (Havelland). Bildungsverbände äußerten Kritik an der Nominierung und kündigten eine Protestaktion vor dem Landtag an. Eine am Wochenende gestartete Petition gegen die Wahl Kaufners erhielt bis Dienstagabend rund 12.000 Unterschriften.
Der Bildungsausschuss tagt an diesem Mittwoch zum ersten Mal in der neuen Legislaturperiode. Auf der Tagesordnung steht die Wahl des Vorsitzes sowie dessen Stellvertretung. Ob Kaufner den Vorsitz erhält, ist noch nicht sicher. Die SPD-Abgeordnete Katja Poschmann sagte zu Table.Briefings, die SPD werde “ganz klar mit ‘Nein’ stimmen” – auch wenn die AfD einen anderen Kandidaten nominiere.
“Der Bildungsausschuss hat eine Schlüsselfunktion“, sagt Poschmann. Zudem sei der Vorsitz ein wichtiger Ansprechpartner für Jugendorganisationen. Es handele sich daher um eine Vertrauenswahl. Die AfD gelte in Brandenburg als rechtsextremistischer Verdachtsfall und sei damit nicht für ein solches Amt geeignet, sagt Poschmann.
Was passiert, wenn der Kandidat der AfD nicht genug Stimmen erhält? Ein mögliches Szenario: Der Vorsitz bleibt unbesetzt und der oder die stellvertretende Vorsitzende leitet geschäftsführend den Bildungsausschuss. Das wäre voraussichtlich die SPD-Abgeordnete Annemarie Wolff. Einen ähnlichen Fall gab es in Brandenburg bereits in der vergangenen Legislaturperiode, als die AfD den Vorsitz für den Wissenschaftsausschuss hätte bekommen sollen.
Bildungs- und Jugendverbände lehnen die Wahl des AfD-Abgeordneten ab. Die Positionen der AfD und ihr politisches Handeln widersprächen “in vielerlei Hinsicht den Prinzipien, die für die Bildungs- und Kinder- und Jugendpolitik in einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft unerlässlich sind”, schreiben sie in einem gemeinsamen Positionspapier.
Mit dem Bildungsausschuss selbst wollen die Verbände und Gewerkschaften aber weiter zusammenarbeiten, auch wenn Kaufner den Vorsitz bekommt. Die Beschlüsse treffe schließlich nicht der Vorsitz, sagt Günther Fuchs, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Brandenburg. Das seien weiterhin Mehrheitsentscheidungen. Fuchs sieht die Abgeordneten in der Verantwortung, die demokratischen Grundwerte im Ausschuss zu wahren.
Die vier Fraktionen SPD, AfD, BSW und CDU einigten sich bereits im Dezember darauf, welche Fraktion welchen Ausschuss leitet. Sie verteilten die 14 Fachausschüsse und zwei Sonderausschüsse nach ihrer Stärke im Landtag. SPD und AfD durften jeweils sechs Ausschüsse vorschlagen, BSW und CDU jeweils zwei. Vera Kraft
Viele Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen bereuen ihre Berufswahl und können sich vorstellen, ihren Beruf aufzugeben. Das ergab eine Umfrage des Philologenverbands Nordrhein-Westfalen (PhV NRW), die am Montag präsentiert wurde.
Demnach geben 29 Prozent der Befragten an, “ernsthaft darüber nachgedacht” zu haben, hinzuschmeißen. Dass sie gelegentlich darüber nachdenken, sagen weitere 33 Prozent. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sie ihren Beruf nicht noch einmal ergreifen würden.
Als Gründe werden vor allem eine hohe Arbeitsbelastung, personelle Engpässe und die Übernahme fachfremder Aufgaben genannt. Diese Faktoren beeinträchtigten nach Ansicht der Befragten den Kern ihrer Tätigkeit: die Vermittlung von Wissen und die Förderung der Schülerinnen und Schüler.
“Die Ergebnisse der Umfrage haben uns erschüttert“, sagt die PhV-Landesvorsitzende Sabine Mistler. “Man kann es nicht anders sagen: Die Stimmung an unseren Schulen ist schlecht, die Arbeitsbedingungen sind es ebenfalls, und die Liste der Probleme ist lang.”
Laut der Umfrage, an der rund 3.100 Lehrkräfte vor allem von Gymnasien und Gesamtschulen teilnahmen, fühlten sich viele Lehrkräfte von Unterrichtsausfall, der Integration neuer Technologien in den Schulalltag sowie administrativen Tätigkeiten wie IT-Management belastet. Dazu kämen eine überbordende Bürokratie, zu große Lerngruppen und eine hohe Korrekturbelastung.
Auch die Zusammenarbeit mit Eltern und die hohen Erwartungen von unterschiedlichen Seiten werden als zusätzliche Belastung wahrgenommen. Dies führe laut den Befragten dazu, dass der Schulalltag kreatives und individuelles Arbeiten erschwere.
“Viele Kolleginnen und Kollegen halten die Rahmenbedingungen auch an Gymnasien mittlerweile für so problematisch, dass sie nicht mehr glauben, Schülerinnen und Schüler angemessen auf ein Studium vorbereiten zu können”, sagt Mistler.
Viele Lehrkräfte befürworten auch die Einführung einer Arbeitszeiterfassung: 64 Prozent der Befragten sind für die Erfassung, 16 Prozent lehnen sie ab, der Rest ist unentschieden. Die Befürworter erhoffen sich mehr Arbeitszeitgerechtigkeit. Gewünscht werden eine gerechtere Verteilung von Aufgaben und Zusatzaufgaben sowie die Reduzierung der individuellen Belastung. Thorsten Denkler
25 Schulen in Nordrhein-Westfalen testen ab Februar, wie Künstliche Intelligenz sinnvoll im Deutsch- und Mathematikunterricht eingesetzt werden kann, teilte das NRW-Bildungsministerium mit. Das Projekt läuft bis Juli 2027 und soll die mathematischen und sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken. Die Universität Siegen begleitet das Projekt wissenschaftlich.
Unter den KI-Pilotschulen sind vom Gymnasium bis zur Hauptschule alle weiterführenden Schulformen vertreten. Die Schulen mussten sich auf das Projekt bewerben und die Schulaufsicht und das Projektteam mit ihrem schuleigenen Konzept überzeugen.
Die ausgewählten Schulen erhalten einen datenschutzkonformen Zugang zu Large Language Models (LLM) über den Anbieter TOBIT Laboratories AG. Zudem bekommen sie Lizenzen für die Feedback-Software fiete.ai. Lehrkräfte sollen damit Aufgaben und Unterrichtskonzepte entwickeln und erproben. “KI hat großes Potenzial für das Lehren und Lernen und wird aus dem Alltag unserer Schülerinnen und Schüler nicht mehr wegzudenken sein”, sagt Schulministerin Dorothee Feller. Es sei daher wichtig, den Einsatz von KI in Schulen “innerhalb eines klaren Rahmens” zu testen.
Überzeugt ein Format, soll es in die Medienkonzepte und Curricula der Schulen aufgenommen werden. Best-Practice-Beispiele sowie Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung sollen zudem auf einer Website des Schulministeriums veröffentlicht werden. Vera Kraft
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Das Bündnis Sahra Wagenknecht fordert bundesweite, einheitliche Bildungsstandards, um das Bildungsniveau in Deutschland zu heben. Auf dem Parteitag des BSW am Wochenende in Bonn haben die Delegierten ein Wahlprogramm beschlossen, in dem es unter anderem heißt, es solle bundesweit gleiche Lehrpläne und Prüfungen geben, um die Bildungsungerechtigkeiten zwischen den Ländern zu beseitigen. Außerdem soll der Ausbau von Ganztagsschulen sowie der Hort- und Hausaufgabenbetreuung die Kinder “unabhängiger von der Unterstützung durch ihre Eltern machen“.
Mehr zum Thema – unsere Analysen der Parteien-Programme für die Bundestagswahl:
Kinder ab drei Jahren sollen sich einem verpflichtenden Deutschtest unterziehen müssen. Werden Sprachdefizite ausgemacht, soll auch der Kita-Besuch mit zusätzlichen Angeboten zu Integration und Sprachbildung verpflichtend sein. Kitas sollen außerdem langfristig beitragsfrei werden.
Für die Grundschulen will das BSW den Fokus “wieder auf die Vermittlung von Kernkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen” legen. Das Konzept “Schreiben nach Gehör” wird als kontraproduktiv kritisiert und “muss vollständig verschwinden”. Studien zeigten nach Ansicht des BSW zudem, dass analoge Lernmittel den digitalen überlegen seien, weshalb Tablets und Handys “mindestens bis zum Ende der Grundschule” aus den Klassenzimmern verbannt werden sollen. Eine Forderung, die die Partei in den Koalitionsverhandlungen in Thüringen und Brandenburg nicht durchsetzen konnte.
Nach australischem Vorbild soll der Zugang zu Sozialen Medien für Kinder und Jugendliche stark eingeschränkt werden, damit die Kinder “nicht in einem virtuellen Paralleluniversum verschwinden”. Nach dem Willen des BSW soll der Bund “für alle Kinder das erste Jahr im Sportverein bezahlen“. Der Zuschuss soll auf 150 Euro im Jahr begrenzt sein.
Dem Lehrermangel will das BSW mit einer “grundlegenden Reform” der Ausbildung begegnen. Ein duales Studium, das Theorie und Praxis kombiniere, könne die Ausbildungszeit verkürzen und das Referendariat ersetzen. Lehrkräfte müssten zudem von fachfremden Aufgaben wie IT-Management oder psychologischer Beratung entlastet werden. Unterstützende Teams aus Sozialarbeitern, IT-Experten und Psychologen könnten hier Abhilfe schaffen. Thorsten Denkler
In Deutschland leben immer mehr Kinder und Jugendliche in bildungsfernen Haushalten. Der Anteil Minderjähriger, deren Eltern weder ein Studium noch eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, ist 2021 auf 17,6 Prozent gestiegen. 2011 waren es noch 11,4 Prozent, wie eine am Dienstag veröffentlichte Auswertung des Mikrozensus vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigt (zum Download).
Auch die Zahl der Kinder mit Eltern ohne Schulabschluss hat zugenommen: von 3,5 Prozent im Jahr 2011 auf 5,5 Prozent 2021. Regional gibt es große Unterschiede, wie hoch der Anteil sogenannter bildungsferner Kinder ist. In Großstädten in Nordrhein-Westfalen gibt es besonders viele, in Kommunen mit unter 20.000 Einwohnern sowie insgesamt in Ostdeutschland und Bayern gibt es dagegen deutlich weniger. Vor zehn Jahren waren diese lokalen Unterschiede noch weniger stark ausgeprägt.
In den meisten Fällen gibt es neben dem fehlenden Berufsabschluss der Eltern noch weitere Risikofaktoren für den Bildungserfolg der Kinder. Allen voran: fehlende Deutschkenntnisse. Mit 64,9 Prozent spricht die Mehrheit der bildungsfernen Kinder zu Hause kein oder nicht nur Deutsch. Zudem wachsen bildungsferne Kinder häufig mit zwei und mehr Geschwistern und einem alleinerziehenden Elternteil auf. Beides könnte laut Studienautor Wido Geis-Thöne dazu führen, dass eine gute Förderung zu Hause schwierig ist.
Was das für die Entwicklung des Kindes bedeutet? Die Auswertung des Mikrozensus zeigt Zusammenhänge, die auch aus anderen Studien bekannt sind: Kinder aus bildungsfernen Haushalten gehen seltener aufs Gymnasium und haben öfter mit gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht zu kämpfen.
Betroffene Kinder seien daher “in besonderem Maß auf eine kompensatorische Bildungsarbeit außerhalb der Familien angewiesen”, sagt Geis-Thöne. Sowohl Kita als auch Schule bräuchten sowohl Angebote zur Sprachförderung als auch zur Integration. Dabei müssten die Angebote aber erst einmal die Familien erreichen: 2021 besuchten lediglich 17 Prozent der bildungsfernen Kinder unter drei Jahren eine Kita – im Vergleich zu knapp 30 Prozent der nicht bildungsfernen Gleichaltrigen. Hier sei es wichtig, die Eltern für die Bedeutung institutioneller Betreuung zu sensibilisieren. vkr
Handball und Bildungspolitik haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Armin Schwarz aber sagt, dass er vom Ballsport vieles gelernt habe, was er in seinem Amt gebrauchen kann: Teamgeist, Durchsetzungsvermögen und “die Überzeugung, dass sich Leistung lohnt“.
Am 18. Januar ist der CDU-Politiker Schwarz seit genau einem Jahr Hessischer Minister für Kultus, Bildung und Chancen. Zeit also, eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Im Gespräch mit Table.Briefings fällt die natürlich positiv aus:
Ein beachtliches Ergebnis konnte Schwarz bereits im Oktober bekanntgeben: Deutschlandweit gehen in Hessen und Bayern die wenigsten Jugendlichen ohne Schulabschluss von der Schule ab. Bemerkenswert ist dies auch, weil Hessen das Flächenland mit dem höchsten Anteil zugewanderter Schülerinnen und Schüler ist.
Schwarz deutet dies als ein Resultat der verpflichtenden Deutsch-Vorlaufkurse, die bereits sein Vorgänger eingeführt hatte. In diesem Schuljahr nehmen etwa 19.000 Vorschulkinder an einem solchen Kurs teil, fast ein Drittel der künftigen Schulanfänger. Im vergangenen Jahr waren es gut 17.000 Kinder.
In allen zweiten Klassen wird jetzt eine Stunde mehr Deutsch unterrichtet. Gleichzeitig können Schulen in den dritten und vierten Klassen freiwillig eine der Englischstunden für zusätzlichen Deutschunterricht nutzen.
Unter den Grundschullehrern ist das Echo darauf allerdings verhalten. Mario Michel, Vorsitzender des hessischen Grundschulverbands (GSV), sagt, im Prinzip sei eine Deutschförderung wichtig und sinnvoll. Er wünsche sich allerdings eine höhere Flexibilität für die Umsetzung. Schulen sollten selbständig entscheiden können, ob sie die zusätzlichen Lehrerstunden nutzen, um mehr Unterrichtsstunden anzubieten. Oder um beispielsweise Klassen zu teilen und einzelnen Lerngruppen speziellere Angebote machen zu können. “Die Wochenstundenzahl zu erhöhen nützt nichts, wenn die Kinder sich nicht so lange konzentrieren können“, sagt Michel.
Auf Widerspruch stößt auch der von Schwarz eingeführte Werteunterricht. Hierfür wurden in den 2.100 Intensivklassen, in denen mehr als 36.000 geflüchtete und zugewanderte Kinder und Jugendliche unterrichtet werden, zwei Stunden “Deutsch als Zweitsprache” gestrichen. In diesen Stunden wird jetzt “höfliches und respektvolles Verhalten im Unterrichtsalltag” eingeübt, wie der Kultusminister den Schulen mitteilte.
“Das läuft der Deutschförderung vollkommen zuwider“, sagt Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, zu Table.Briefings. Er hat ein grundsätzliches Problem mit Schwarz. Viele Lehrkräfte seien “irritiert und auch zunehmend verärgert angesichts des betont rechtskonservativen, kulturkämpferischen Duktus, in den Armin Schwarz immer wieder verfällt.”
Eine der ersten Amtshandlungen von Schwarz war das Verbot des Genderns mit Sonderzeichen. Hessen ist damit das einzige Bundesland, in dem den Schülern Gender-Sternchen, Binnen-I, Doppelpunkte oder Unterstriche als Fehler gewertet werden müssen. Die Kritik daran kann er nicht nachvollziehen: Das Gendern mit Sonderzeichen mache die Sprache “unklarer, es wird schwieriger, und es hat nichts mit dem zu tun, was der Rat für Deutsche Rechtschreibung beschreibt”. Mit Populismus habe das “nichts zu tun”, sagt Schwarz.
Auch wollte der Minister eine Diskussion neu anfachen, die längst abgeschlossen schien: Seit 2023 werden in der Grundschule die Urkunden bei den Bundesjugendspielen nicht mehr auf Basis einer festen Punktzahl, sondern entsprechend dem Abschneiden im Klassenvergleich verliehen. Armin Schwarz möchte diese Reform wieder rückgängig machen. “Meiner Meinung nach ist da ein schwerer, schwerer Fehler gemacht worden”, sagt er. “Das klingt trivial, ist es aber nicht. Denn was man im Sport lernt, zeigt sich am Schluss auch im Leben.”
Zuletzt machte der Bildungsminister Schlagzeilen mit der Forderung eines bundesweiten Handy-Verbots in Schulen. Ihm gehe es weniger um das Verbot, sondern um das Schaffen von Schutzräumen, “insbesondere für die Kleinen”, sagt Schwarz. “Die Kinder sollen in den Pausen wieder zusammen spielen und nicht alleine in der Ecke vor sich hin chatten.” Er will das Thema auf der kommenden Bildungsministerkonferenz im März noch einmal aufbringen.
Schwarz hat 16 Jahre lang als Lehrer gearbeitet, bevor er als Landtagsabgeordneter in die Politik ging. An der Basis brachte ihm das zunächst viel Sympathie ein. Auf Ortsterminen trifft er rasch den richtigen Ton. Menschen, die ihn gut kennen, beschreiben ihn als interessiert, aufgeschlossen und nahbar.
“Ich war sehr gerne Lehrer”, sagt Schwarz. Besonders gefreut habe es ihn, wenn Schüler oder Schülerinnen Jahre nach der Schulzeit auf ihn zukamen und sagten: “Das war eine gute Zeit. Ich habe viel mitgenommen, und jetzt bin ich dies oder jenes geworden.” Zu sehen, dass das Leben von Heranwachsenden gelinge und sie stabile und fröhliche Menschen würden, sei das “Erntedankfest des Pädagogen”.
Als Minister ist Schwarz von der Ernte noch weit entfernt; dankbare Rückmeldungen in der Bildungspolitik dürften ohnehin selten sein. Doch Widerspruch scheint ihn eher zu beflügeln als zu verunsichern. Zu kämpfen hat er schließlich im Sport gelernt. Andrea Teupke
Research.Table. Alice-Salomon-Hochschule Berlin: Warum die Senatsverwaltung verärgert ist. Nach einer Besetzung des Audimax durch pro-palästinensische Aktivisten hatte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) für den Fortgang der Protestwoche Auflagen gemacht, die womöglich nicht eingehalten wurden. Ganz eindeutig ist die Lage jedoch nicht. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table. Manipulationsvorwürfe: Warum es noch nicht viel sagt, dass Simone Fulda von der Goethe-Universität entlastet wurde. Vor knapp einem Jahr trat Simone Fulda als Präsidentin der Universität Kiel zurück, weil ihr wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen wurde. Die Universität Frankfurt am Main, wo sie zuvor tätig war, stellte nun ihr Verfahren ein. Abgehakt ist die Angelegenheit damit aber nicht. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table. Forschung: Warum es ein Innovationsministerium braucht. Stifterverband, Leopoldina und VolkswagenStiftung haben der künftigen Bundesregierung einen Plan zur Stärkung der deutschen Innovationskraft vorgelegt. Sechs Vorschläge sollen den Weg bereiten. Mehr lesen Sie hier.
Spiegel: Ost-West-Unterschiede in der Kita-Versorgung. In Westdeutschland suchen viele Eltern einen Kita-Platz. Doch es fehlt an Plätzen und Personal. Eine neue Berechnung der Technischen Universität Dortmund prognostiziert jedoch, dass es aufgrund des Geburtenrückgangs bald zu viele Kita-Plätze geben wird. Schon 2023 kamen 13 Prozent weniger Kinder zur Welt als 2021. In Ostdeutschland macht sich der landesweite Geburtenrückgang bereits jetzt bemerkbar. Dort gibt es häufig mehr Plätze als Kita-Kinder. (Im Westen fehlen Erzieher – im Osten Kinder)
Taz: Weniger Gesellschaftswissenschaften in Schleswig-Holstein. Schleswig-Holstein will die Unterrichtsstunden an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen kürzen. Das schwächt vor allem die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer. Vorerst ist der Politik-Unterricht von den Kürzungen ausgenommen, doch es soll jetzt möglich sein, diesen in der Oberstufe vollständig abzuwählen. Kritiker befürchten eine Abnahme des politischen Wissens und eine Zunahme extremistischer Einstellungen. (Landesregierung will an politischer Bildung sparen)
Dlf: Kaum Bildungsmöglichkeiten für Frauen in Afghanistan. Auf einem Gipfeltreffen zur Bildung von Mädchen sprach sich Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai dafür aus, die Regierung der Taliban in Afghanistan nicht anzuerkennen. Diese schränkt derzeit die Bildung von Frauen und Mädchen massiv ein. Sie sprach von einer Geschlechterapartheid und warf den Taliban vor, Frauen in Afghanistan nicht wie menschliche Wesen zu behandeln. (Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai fordert Schulbildung für alle Mädchen weltweit – “Keine Anerkennung für Taliban in Afghanistan”)
SZ: Gymnasialtest in Baden-Württemberg zu schwierig? Der neue Test “Kompass 4” soll in Baden-Württemberg helfen, die Gymnasialeignung nach der vierten Klasse zu beurteilen. Beim ersten Durchgang dieses Tests erreichten nur sechs Prozent das gymnasiale Leistungsniveau. Kultusministerin Theresa Schopper will an dem Verfahren festhalten, will den Test jetzt aber verbessern. (Desaströse Ergebnisse im Mathetest beunruhigen Eltern)
MDR: Hochbegabung in Sachsen. Die Schulplatzsuche für Kinder mit besonderer Begabung kann sich als schwierig gestalten. Der Lehrermangel verschärft mancherorts das geringe Angebot. Zudem sind Lehrkräfte teilweise nicht ausreichend ausgebildet, um angemessen mit Begabungen umzugehen. Betroffene Eltern fühlen sich zum Teil überfordert und schlecht informiert. Hier können lokale Vereine oder Angebote wie die der Karg-Stiftung helfen. (Kritik an Begabtenförderung: Kümmert sich Sachsen ausreichend um seine talentiertesten Schüler?)
30. Januar, 11 Uhr bis 12 Uhr, online
Webinar Ergebnisse der Übergangsbefragung – Vorstellung, Einordnung und Diskussion
Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung unter Institutionen im Übergangsbereich soll helfen, zu beantworten, welche Schwierigkeiten sich beim Übergang von der schulischen in die berufliche Bildung ergeben. Die Ergebnisse der Umfrage werden in diesem Webinar vorgestellt. INFOS & ANMELDUNG
20. Februar, 15 Uhr bis 16.30 Uhr, online
Webinar ICILS 2023 – Perspektive der Schüler:innen
Die internationale Schulleistungsstudie ICILS 2023 zeigt auf, dass es noch erheblichen Nachholbedarf bei der digitalen Transformation im Bildungssektor gibt. Das Forum Bildung Digitalisierung lädt ein, darüber zu diskutieren, welche Entwicklungsimpulse die Studie aus Sicht der Schüler bietet. INFOS & ANMELDUNG
20. Februar, Marburg
Tagung Stark für Demokratie und gegen Menschenfeindlichkeit – Demokratiebildung in der Schule
Das Modellprojekt “Starke Lehrer, starke Schüler” in Hessen widmet sich der Demokratiebildung an Schulen. In dieser Konferenz zum Abschluss der Modellphase wird ein Blick auf das Engagement der teilnehmenden Schulen geworfen. Zudem gibt es eine Vielzahl an Vorträgen und Workshops zum Thema Demokratiebildung. INFOS & ANMELDUNG
20. bis 21. Februar, Karlsruhe
Tagung Übergänge junger Menschen in die berufliche Bildung – Herausforderungen für die Steuerung
Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Bildungsverwaltung widmet sich den Schwierigkeiten junger Menschen beim Wechsel in die berufliche Bildung. Wie lassen sich diese Übergänge erfolgreich gestalten? INFOS & ANMELDUNG
stellen Sie sich vor, die meisten Jugendlichen, die sich im sogenannten Übergangssektor auf eine reguläre Ausbildung vorbereiten, müssten dort gar nicht sein. Könnten, wenn es ihnen etwas leichter gemacht würde, sofort einen Ausbildungsplatz annehmen, von denen so viele unbesetzt bleiben. Kaum vorstellbar? Nun, eine Studie der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DJKS) kommt zu dem Schluss, dass genau das der aktuelle Zustand im Übergangssektor ist. Was es damit auf sich hat, das zeigt Ihnen meine Kollegin Anna Parrisius in ihrer Analyse.
Der Soziologe und Bildungsforscher Aladin El-Mafaalani hat ein neues Buch geschrieben. Nicht ganz alleine. “Kinder – eine Minderheit ohne Schutz” ist zusammen mit den Soziologen Sebastian Kurtenbach und Klaus-Peter Strohmeier entstanden. Es kommt morgen auf den Markt. In unserer heutigen Ausgabe können Sie jetzt schon lesen, wie El-Mafaalani auf die Kitas und Schulen im Land schaut. Und wie diese sich verändern müssen, um der Tatsache gerecht zu werden, dass immer mehr Kinder den größten Teil ihres Tages dort verbringen. Eine lohnenswerte Lektüre.
Außerdem darf ich Sie auf unser Portrait des hessischen CDU-Bildungsministers Armin Schwarz aufmerksam machen. Der ist jetzt seit einem Jahr im Amt. Unsere Kollegin Andrea Teupke hat sich den streitbaren Konservativen näher angeschaut.
Bleiben Sie uns gewogen.
Ein gutes Viertel (26,3 Prozent) der rund 250.000 Jugendlichen im Übergangssektor könnte sofort eine Ausbildung aufnehmen, wenn sie eine Lehrstelle fänden. Über ein Drittel (36,4 Prozent) würde das mit einer professionellen Begleitung schaffen. Zu dieser Einschätzung kommen Fachkräfte, die in dem Sektor Schulabgängern ohne Ausbildungsplatz helfen, einen Schulabschluss nachzuholen oder sie auf eine Ausbildung vorbereiten – etwa im Berufsvorbereitungsjahr an Berufsschulen oder in der Berufsvorbereitung durch die Bundesagentur für Arbeit. Ihre Sicht wurde für die neue Studie “Jugendliche im Übergangssektor – Eine Befragung von Fachkräften” von der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DJKS) untersucht (zum Download).
Der Untersuchung zufolge könnten zwei Drittel der Jugendlichen im Übergangssystem stecken, ohne dass dies eigentlich nötig ist. Und das, obwohl Betriebe zuletzt viele Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten. 2023 blieben laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 35 Prozent der Plätze frei.
Clemens Wieland, Experte für berufliche Bildung der Bertelsmann Stiftung, sieht im Ergebnis der Fachkräftebefragung eine Folge der Matching-Probleme am Ausbildungsmarkt: “Deutlich mehr Jugendliche könnten direkt in Ausbildung kommen, statt zunächst eine staatlich geförderte Maßnahme absolvieren zu müssen.”
Für das Übergangssystem ist das eine Chance, sagt Andreas Knoke-Wentorf, Bildungsexperte der DKJS. Wenn mehr junge Menschen direkt in Ausbildung kämen, könnte das den Fachkräften im Übergangssektor mehr Kapazitäten für jene Jugendliche verschaffen, die Unterstützung dringend nötig hätten. “Das wäre ein großer Gewinn für alle Beteiligten.”
Bisher gilt der Übergangssektor als Warteschleife. Nach drei Jahren im Übergangssystem schafften es nur zwei Drittel der Jugendlichen in Ausbildung, zeigt das Nationale Bildungspanel. Eine Ineffektivität, die sich Deutschland angesichts des Fachkräftemangels und knapp drei Millionen 20- bis 34-Jährigen ohne Berufsabschluss nicht leisten kann.
Um ein differenzierteres Bild von den Missständen und möglichen Lösungsansätzen zu erhalten, haben die Bertelsmann Stiftung und die DJKS erstmalig jene Fachkräfte befragen lassen, die direkt mit den Jugendlichen zusammenarbeiten – die Hälfte seit mindestens neun Jahren. 1.540 haben bundesweit an der nicht repräsentativen Online-Befragung teilgenommen.
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Vier von fünf Fachkräften im Übergangssektor (83 Prozent) wünschen sich demnach mehr Zeit für die Arbeit mit den Jugendlichen. Ihre Arbeitsbedingungen hätten sich in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert.
Einer der Hauptgründe: Die Arbeit mit den Jugendlichen und deren individuellen Voraussetzungen ist fordernder geworden.
Besonders ein geringes Verantwortungsbewusstsein oder eine unterentwickelte Stressresistenz erschwerten Jugendlichen den Übergang in Ausbildung. Auch zu wenig Motivation oder fehlende soziale Kompetenzen wie Pünktlichkeit und Höflichkeit seien zentrale Hürden.
Als geringeres Hindernis sehen die Befragten mangelnde Deutsch- oder Mathematikkenntnisse oder wenn Jugendliche nur den ersten oder keinen Schulabschluss haben. “Das hat uns überrascht, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass Ausbildungsbetriebe etwa Nachhilfe in Deutsch als weniger aufwendig einschätzen als das Aufholen von Soft Skills“, sagt DJKS-Experte Knoke-Wentorf. “Uns zeigt es, dass Angebote im Übergang nicht nur Grundkompetenzen und formale Qualifikationen in den Vordergrund stellen sollten.” Wichtiger sei die persönliche und individuelle Begleitung, im besten Fall von einem Sozialpädagogen.
Sieben von zehn Befragten halten ihr Angebot – von der Einstiegsqualifizierung bis zum Berufsvorbereitungsjahr – für notwendig und richtig für die Jugendlichen, die sie verantworten. “Der Übergangssektor wird oft als Maßnahmendschungel kritisiert”, sagt Knoke-Wentorf. “Allerdings ermöglicht die Vielzahl der Maßnahmen individuelle Passung.”
Der Instrumentenkasten für das Übergangssystem wurde 2024 mit der Ausbildungsgarantie erweitert. Die Agenturen für Arbeit und die Jobcenter können jetzt:
Knapp ein Drittel (31 Prozent) der befragten Fachkräfte kennt die Ausbildungsgarantie allerdings gar nicht. Ein weiteres Drittel (32 Prozent) ist sich nicht sicher. Von den 37 Prozent, die sie kennen, versprechen sich zudem die meisten wenig von ihr: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) prophezeit wenig Wirkung, jeder zehnte (neun Prozent) gar keinen Effekt.
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Neben mehr Zeit für die direkte Arbeit mit den Jugendlichen wünscht sich eine deutliche Mehrheit mehr Kapazitäten für multiprofessionelle Zusammenarbeit (79 Prozent) und fachlichen Austausch (77 Prozent).
“Das zeigt, dass es für den Übergangssektor nicht unbedingt Lösungen von außen braucht, sondern die Fachkräfte schlicht mehr Zeit und Unterstützung bräuchten, um ihre Angebote selbst zu verbessern“, sagt Knoke-Wentorf. Neben besserer personeller Ausstattung wünschen viele sich zudem eine Entbürokratisierung von Förderungen und eine verbindlichere Finanzierung.
Viele Fachkräfte fordern, dass das Ausbildungssystem es Jugendlichen leichter machen sollte, den Weg in eine Ausbildung zu finden. 82 Prozent befürworten etwa, mehr Teilqualifikationen anzubieten. 74 Prozent finden, dass das Angebot an Teilzeit-Ausbildungsplätzen erhöht werden müsse.
Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) rechnet damit, dass sich die Ausbildungschancen junger Menschen in Zukunft verschlechtern. Ein Grund dafür könnten steigende Anforderungen in der Transformation sein. Und der zunehmende Druck, eine Ausbildung zu absolvieren, da vor allem qualifizierte Fachkräfte fehlen werden.
Von Aladin El-Mafaalani
Kinder sind eine Minderheit, und sie wachsen gleichzeitig unter den heterogensten Rahmenbedingungen auf. Mehr denn je sind sie auf Erziehungs- und Bildungsinstitutionen angewiesen, weil in der alternden Gesellschaft zum einen kindergerechte Räume immer weniger selbstverständlich sind und zum anderen die Erwerbstätigkeit beider Eltern immer erforderlicher wird. Aber gleichzeitig muss man feststellen: Das Bildungssystem ist in keinem guten Zustand.
[…] Die Coronapandemie und die Fluchtmigration aus der Ukraine haben den Druck auf die ohnehin schwierige Lage der Kitas und Schulen weiter verstärkt. Diese akuten Krisenerscheinungen dürfen aber nicht den Blick darauf verstellen, dass es sich im Kern um strukturelle und nicht vorübergehende Probleme handelt. Die Anforderungen an Bildungsinstitutionen haben sich nachhaltig verändert.
Dieses dritte Charakteristikum ist zentral, denn es hat das Potenzial, auch die Lösung für die ersten beiden darzustellen: Überhaupt nur durch Multifunktionalität kann der Heterogenität und der hohen Rate an Misserfolgen begegnet werden.
Kinder- und jugendgerechte Räume sind in einer alternden Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich. Damit hängt auch die Entwicklung zusammen, dass die pädagogischen Sonderumwelten, also die Institutionen der Erziehung und Bildung, immer weiter ausgebaut wurden: Dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz (1996 für über Dreijährige und 2013 für unter Dreijährige) folgt der Rechtsanspruch auf Ganztagsförderung in der Grundschule (ab 2026). Die Folge ist, dass das System der Sonderumwelten immer umfassender (werden) wird.
Kinder sind biografisch immer früher und täglich immer länger in Erziehungs- und Bildungsinstitutionen. Diese Entwicklung ist bereits vor der Einführung der Rechtsansprüche deutlich erkennbar gewesen, wurde durch diese aber stark beschleunigt. Da Räume für Kinder und Jugendliche außerhalb der Institutionen jedoch immer rarer werden, müssen insbesondere Kitas und Grundschulen, aber auch weiterführende Schulen, umso mehr kindergerechte Räume sein. Und sie müssen zum Teil Funktionen der Familie ersetzen (und nicht mehr nur ergänzen).
Daher müssen Kita und Schule multifunktionaler und entsprechend multiprofessioneller werden. Sie müssen sowohl Partizipation als auch Selbstentfaltung ermöglichen. Kurz: Sie müssen Lernort und Lebensort sein. Zugleich muss dies unter weitreichend veränderten Rahmenbedingungen geschehen. […]
Die Institutionen sollen nicht nur ihre Logik ändern (jedes Kind zählt), sondern auch immer mehr Aufgaben erfüllen, das heißt (zum Teil Familie ersetzend) multifunktional werden. Gleichzeitig hat sich Kindheit grundlegend gewandelt: Die junge Minderheit weist die größte Heterogenität auf. Die Institutionen müssen mehr Aufgaben und höhere Erwartungen in deutlich komplexeren Kontexten erfüllen und dabei ihre Handlungslogik weitgehend ändern.
Es sollte deutlich werden, dass es sich im Vergleich zur “Inflation” der Herausforderungen bei der Steigerung der Investitionen um eine homöopathische Dosierung handelt beziehungsweise um einen Tropfen auf den heißen Stein.
Der vorliegende Text ist eine gekürzte Fassung des Kapitels “Kitas und Schulen als multifunktionale Institutionen” aus dem Buch “Kinder – eine Minderheit ohne Schutz” von Aladin El-Mafaalani, Sebastian Kurtenbach, Klaus Peter Strohmeier. Es erscheint am 16. Januar 2025 im Kiepenheuer & Witsch Verlag (Köln). Die gebundene Ausgabe hat 288 Seiten und kostet 24 Euro.
Zwischen KI-generierten und von Menschen erstellten Lehrvideos gibt es im Blick auf den Lernerfolg keinen Unterschied. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der ETH Zürich. Sie ist in der aktuellen Januar-Ausgabe des Journals “Computers & Education” erschienen. In der Kategorie der Lernerfahrung – etwa wie emotional ansprechend die Probanden die Videos fanden – liegen die von Menschen erstellten Lehrvideos vorn. Das allerdings nur sehr knapp, wie die Autorinnen und Autoren der Studie betonen.
Für die Untersuchung nutzten die Wissenschaftler vier Videos zu verschiedenen Themen, die Lehrende der ETH während der Corona-Pandemie für einen Produktionsmanagement-Kurs erstellt hatten. Mithilfe generativer KI fertigten die Forscher vergleichbare Videos an.
Im ersten Schritt erstellten sie mit ChatGPT 3.5 ein Script. Ein Foto der echten Lehrperson diente dann als Grundlage, um mit Movio (mittlerweile umbenannt zu HeyGen) einen Avatar zu erstellen, der mit KI-generierter Stimme spricht. Midjourney und Dall-E 2 waren dann die Tools der Wahl, um Hintergrund-Illustrationen gestalten zu lassen.
Online nahmen 447 Personen an der Studie teil. 213 von ihnen sahen vier Videos in der Reihenfolge “menschlich-KI-menschlich-KI”, 234 vier weitere Videos in der Abfolge “KI-menschlich-KI-menschlich”. Anschließend wurden sie zu ihrer Lernerfahrung befragt und absolvierten einen Multiple-Choice-Test.
Die Ergebnisse haben die Forscher erstaunt. “Zu unserer Überraschung gab es bezogen auf den Lernerfolg keine statistisch signifikante Evidenz zugunsten der von Menschen erstellten oder der KI-generierten Videos“, heißt es im Fazit. Beide Varianten führten also zum gleichen Erfolg.
Dagegen bewerteten die Probanden ihre Lernerfahrung – vereinfacht gesagt den Wohlfühlfaktor – bei den Videos, die von Menschen gemacht wurden, etwas höher. Ziehe man allerdings die rasante Entwicklung von generativer KI in Betracht, “ist anzunehmen, dass diese schmale Lücke bald überbrückt werden kann”, heißt es in der Studie.
Die Autoren vom Departement Management, Technologie und Ökonomie räumen ein, dass es in den Lehrvideos um die Vermittlung sehr klar strukturierter Konzepte ging. Auf Basis der Untersuchung lasse sich nicht sagen, ob die Ergebnisse auch Bestand hätten, wenn es um komplexere Lehrinhalte geht.
Trotzdem legen die Wissenschaftler nahe, dass KI-generierte Lehrvideos immer mehr Raum einnehmen werden. Dazu trägt auch die Ressourcenfrage bei. Denn die Produktion der Lehrvideos mithilfe von KI war “wesentlich schneller als die von Videos, die Menschen erstellt haben”. Das gelte auch, wenn man die Zeit für die Qualitätsprüfung und -anpassung durch die Lehrpersonen einrechne. “Im Schnitt dauerte es drei bis vier Stunden, um ein Video zu erstellen.”
Als verheißungsvoll ordnen die Forscher das Zusammenspiel beider Wege ein. “In einem gemischten Modell können menschliche Lehrpersonen mit KI-Systemen zusammenarbeiten, um Inhalte zu gestalten und zu kuratieren.” Beide Seiten würden sich gegenseitig bestärken. Holger Schleper
Die Studie zum Download (inkl. der Links zu den Videos):
Comparing human-made and AI-generated teaching videos
Die Wahl des Vorsitzes des Brandenburger Bildungsausschusses sollen an diesem Mittwoch Proteste begleiten. Die AfD beansprucht den Vorsitz für sich. Nominiert ist der AfD-Abgeordnete und Gymnasiallehrer Dominik Kaufner aus Dallgow-Döberitz (Havelland). Bildungsverbände äußerten Kritik an der Nominierung und kündigten eine Protestaktion vor dem Landtag an. Eine am Wochenende gestartete Petition gegen die Wahl Kaufners erhielt bis Dienstagabend rund 12.000 Unterschriften.
Der Bildungsausschuss tagt an diesem Mittwoch zum ersten Mal in der neuen Legislaturperiode. Auf der Tagesordnung steht die Wahl des Vorsitzes sowie dessen Stellvertretung. Ob Kaufner den Vorsitz erhält, ist noch nicht sicher. Die SPD-Abgeordnete Katja Poschmann sagte zu Table.Briefings, die SPD werde “ganz klar mit ‘Nein’ stimmen” – auch wenn die AfD einen anderen Kandidaten nominiere.
“Der Bildungsausschuss hat eine Schlüsselfunktion“, sagt Poschmann. Zudem sei der Vorsitz ein wichtiger Ansprechpartner für Jugendorganisationen. Es handele sich daher um eine Vertrauenswahl. Die AfD gelte in Brandenburg als rechtsextremistischer Verdachtsfall und sei damit nicht für ein solches Amt geeignet, sagt Poschmann.
Was passiert, wenn der Kandidat der AfD nicht genug Stimmen erhält? Ein mögliches Szenario: Der Vorsitz bleibt unbesetzt und der oder die stellvertretende Vorsitzende leitet geschäftsführend den Bildungsausschuss. Das wäre voraussichtlich die SPD-Abgeordnete Annemarie Wolff. Einen ähnlichen Fall gab es in Brandenburg bereits in der vergangenen Legislaturperiode, als die AfD den Vorsitz für den Wissenschaftsausschuss hätte bekommen sollen.
Bildungs- und Jugendverbände lehnen die Wahl des AfD-Abgeordneten ab. Die Positionen der AfD und ihr politisches Handeln widersprächen “in vielerlei Hinsicht den Prinzipien, die für die Bildungs- und Kinder- und Jugendpolitik in einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft unerlässlich sind”, schreiben sie in einem gemeinsamen Positionspapier.
Mit dem Bildungsausschuss selbst wollen die Verbände und Gewerkschaften aber weiter zusammenarbeiten, auch wenn Kaufner den Vorsitz bekommt. Die Beschlüsse treffe schließlich nicht der Vorsitz, sagt Günther Fuchs, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Brandenburg. Das seien weiterhin Mehrheitsentscheidungen. Fuchs sieht die Abgeordneten in der Verantwortung, die demokratischen Grundwerte im Ausschuss zu wahren.
Die vier Fraktionen SPD, AfD, BSW und CDU einigten sich bereits im Dezember darauf, welche Fraktion welchen Ausschuss leitet. Sie verteilten die 14 Fachausschüsse und zwei Sonderausschüsse nach ihrer Stärke im Landtag. SPD und AfD durften jeweils sechs Ausschüsse vorschlagen, BSW und CDU jeweils zwei. Vera Kraft
Viele Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen bereuen ihre Berufswahl und können sich vorstellen, ihren Beruf aufzugeben. Das ergab eine Umfrage des Philologenverbands Nordrhein-Westfalen (PhV NRW), die am Montag präsentiert wurde.
Demnach geben 29 Prozent der Befragten an, “ernsthaft darüber nachgedacht” zu haben, hinzuschmeißen. Dass sie gelegentlich darüber nachdenken, sagen weitere 33 Prozent. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sie ihren Beruf nicht noch einmal ergreifen würden.
Als Gründe werden vor allem eine hohe Arbeitsbelastung, personelle Engpässe und die Übernahme fachfremder Aufgaben genannt. Diese Faktoren beeinträchtigten nach Ansicht der Befragten den Kern ihrer Tätigkeit: die Vermittlung von Wissen und die Förderung der Schülerinnen und Schüler.
“Die Ergebnisse der Umfrage haben uns erschüttert“, sagt die PhV-Landesvorsitzende Sabine Mistler. “Man kann es nicht anders sagen: Die Stimmung an unseren Schulen ist schlecht, die Arbeitsbedingungen sind es ebenfalls, und die Liste der Probleme ist lang.”
Laut der Umfrage, an der rund 3.100 Lehrkräfte vor allem von Gymnasien und Gesamtschulen teilnahmen, fühlten sich viele Lehrkräfte von Unterrichtsausfall, der Integration neuer Technologien in den Schulalltag sowie administrativen Tätigkeiten wie IT-Management belastet. Dazu kämen eine überbordende Bürokratie, zu große Lerngruppen und eine hohe Korrekturbelastung.
Auch die Zusammenarbeit mit Eltern und die hohen Erwartungen von unterschiedlichen Seiten werden als zusätzliche Belastung wahrgenommen. Dies führe laut den Befragten dazu, dass der Schulalltag kreatives und individuelles Arbeiten erschwere.
“Viele Kolleginnen und Kollegen halten die Rahmenbedingungen auch an Gymnasien mittlerweile für so problematisch, dass sie nicht mehr glauben, Schülerinnen und Schüler angemessen auf ein Studium vorbereiten zu können”, sagt Mistler.
Viele Lehrkräfte befürworten auch die Einführung einer Arbeitszeiterfassung: 64 Prozent der Befragten sind für die Erfassung, 16 Prozent lehnen sie ab, der Rest ist unentschieden. Die Befürworter erhoffen sich mehr Arbeitszeitgerechtigkeit. Gewünscht werden eine gerechtere Verteilung von Aufgaben und Zusatzaufgaben sowie die Reduzierung der individuellen Belastung. Thorsten Denkler
25 Schulen in Nordrhein-Westfalen testen ab Februar, wie Künstliche Intelligenz sinnvoll im Deutsch- und Mathematikunterricht eingesetzt werden kann, teilte das NRW-Bildungsministerium mit. Das Projekt läuft bis Juli 2027 und soll die mathematischen und sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken. Die Universität Siegen begleitet das Projekt wissenschaftlich.
Unter den KI-Pilotschulen sind vom Gymnasium bis zur Hauptschule alle weiterführenden Schulformen vertreten. Die Schulen mussten sich auf das Projekt bewerben und die Schulaufsicht und das Projektteam mit ihrem schuleigenen Konzept überzeugen.
Die ausgewählten Schulen erhalten einen datenschutzkonformen Zugang zu Large Language Models (LLM) über den Anbieter TOBIT Laboratories AG. Zudem bekommen sie Lizenzen für die Feedback-Software fiete.ai. Lehrkräfte sollen damit Aufgaben und Unterrichtskonzepte entwickeln und erproben. “KI hat großes Potenzial für das Lehren und Lernen und wird aus dem Alltag unserer Schülerinnen und Schüler nicht mehr wegzudenken sein”, sagt Schulministerin Dorothee Feller. Es sei daher wichtig, den Einsatz von KI in Schulen “innerhalb eines klaren Rahmens” zu testen.
Überzeugt ein Format, soll es in die Medienkonzepte und Curricula der Schulen aufgenommen werden. Best-Practice-Beispiele sowie Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung sollen zudem auf einer Website des Schulministeriums veröffentlicht werden. Vera Kraft
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Das Bündnis Sahra Wagenknecht fordert bundesweite, einheitliche Bildungsstandards, um das Bildungsniveau in Deutschland zu heben. Auf dem Parteitag des BSW am Wochenende in Bonn haben die Delegierten ein Wahlprogramm beschlossen, in dem es unter anderem heißt, es solle bundesweit gleiche Lehrpläne und Prüfungen geben, um die Bildungsungerechtigkeiten zwischen den Ländern zu beseitigen. Außerdem soll der Ausbau von Ganztagsschulen sowie der Hort- und Hausaufgabenbetreuung die Kinder “unabhängiger von der Unterstützung durch ihre Eltern machen“.
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Kinder ab drei Jahren sollen sich einem verpflichtenden Deutschtest unterziehen müssen. Werden Sprachdefizite ausgemacht, soll auch der Kita-Besuch mit zusätzlichen Angeboten zu Integration und Sprachbildung verpflichtend sein. Kitas sollen außerdem langfristig beitragsfrei werden.
Für die Grundschulen will das BSW den Fokus “wieder auf die Vermittlung von Kernkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen” legen. Das Konzept “Schreiben nach Gehör” wird als kontraproduktiv kritisiert und “muss vollständig verschwinden”. Studien zeigten nach Ansicht des BSW zudem, dass analoge Lernmittel den digitalen überlegen seien, weshalb Tablets und Handys “mindestens bis zum Ende der Grundschule” aus den Klassenzimmern verbannt werden sollen. Eine Forderung, die die Partei in den Koalitionsverhandlungen in Thüringen und Brandenburg nicht durchsetzen konnte.
Nach australischem Vorbild soll der Zugang zu Sozialen Medien für Kinder und Jugendliche stark eingeschränkt werden, damit die Kinder “nicht in einem virtuellen Paralleluniversum verschwinden”. Nach dem Willen des BSW soll der Bund “für alle Kinder das erste Jahr im Sportverein bezahlen“. Der Zuschuss soll auf 150 Euro im Jahr begrenzt sein.
Dem Lehrermangel will das BSW mit einer “grundlegenden Reform” der Ausbildung begegnen. Ein duales Studium, das Theorie und Praxis kombiniere, könne die Ausbildungszeit verkürzen und das Referendariat ersetzen. Lehrkräfte müssten zudem von fachfremden Aufgaben wie IT-Management oder psychologischer Beratung entlastet werden. Unterstützende Teams aus Sozialarbeitern, IT-Experten und Psychologen könnten hier Abhilfe schaffen. Thorsten Denkler
In Deutschland leben immer mehr Kinder und Jugendliche in bildungsfernen Haushalten. Der Anteil Minderjähriger, deren Eltern weder ein Studium noch eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, ist 2021 auf 17,6 Prozent gestiegen. 2011 waren es noch 11,4 Prozent, wie eine am Dienstag veröffentlichte Auswertung des Mikrozensus vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigt (zum Download).
Auch die Zahl der Kinder mit Eltern ohne Schulabschluss hat zugenommen: von 3,5 Prozent im Jahr 2011 auf 5,5 Prozent 2021. Regional gibt es große Unterschiede, wie hoch der Anteil sogenannter bildungsferner Kinder ist. In Großstädten in Nordrhein-Westfalen gibt es besonders viele, in Kommunen mit unter 20.000 Einwohnern sowie insgesamt in Ostdeutschland und Bayern gibt es dagegen deutlich weniger. Vor zehn Jahren waren diese lokalen Unterschiede noch weniger stark ausgeprägt.
In den meisten Fällen gibt es neben dem fehlenden Berufsabschluss der Eltern noch weitere Risikofaktoren für den Bildungserfolg der Kinder. Allen voran: fehlende Deutschkenntnisse. Mit 64,9 Prozent spricht die Mehrheit der bildungsfernen Kinder zu Hause kein oder nicht nur Deutsch. Zudem wachsen bildungsferne Kinder häufig mit zwei und mehr Geschwistern und einem alleinerziehenden Elternteil auf. Beides könnte laut Studienautor Wido Geis-Thöne dazu führen, dass eine gute Förderung zu Hause schwierig ist.
Was das für die Entwicklung des Kindes bedeutet? Die Auswertung des Mikrozensus zeigt Zusammenhänge, die auch aus anderen Studien bekannt sind: Kinder aus bildungsfernen Haushalten gehen seltener aufs Gymnasium und haben öfter mit gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht zu kämpfen.
Betroffene Kinder seien daher “in besonderem Maß auf eine kompensatorische Bildungsarbeit außerhalb der Familien angewiesen”, sagt Geis-Thöne. Sowohl Kita als auch Schule bräuchten sowohl Angebote zur Sprachförderung als auch zur Integration. Dabei müssten die Angebote aber erst einmal die Familien erreichen: 2021 besuchten lediglich 17 Prozent der bildungsfernen Kinder unter drei Jahren eine Kita – im Vergleich zu knapp 30 Prozent der nicht bildungsfernen Gleichaltrigen. Hier sei es wichtig, die Eltern für die Bedeutung institutioneller Betreuung zu sensibilisieren. vkr
Handball und Bildungspolitik haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Armin Schwarz aber sagt, dass er vom Ballsport vieles gelernt habe, was er in seinem Amt gebrauchen kann: Teamgeist, Durchsetzungsvermögen und “die Überzeugung, dass sich Leistung lohnt“.
Am 18. Januar ist der CDU-Politiker Schwarz seit genau einem Jahr Hessischer Minister für Kultus, Bildung und Chancen. Zeit also, eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Im Gespräch mit Table.Briefings fällt die natürlich positiv aus:
Ein beachtliches Ergebnis konnte Schwarz bereits im Oktober bekanntgeben: Deutschlandweit gehen in Hessen und Bayern die wenigsten Jugendlichen ohne Schulabschluss von der Schule ab. Bemerkenswert ist dies auch, weil Hessen das Flächenland mit dem höchsten Anteil zugewanderter Schülerinnen und Schüler ist.
Schwarz deutet dies als ein Resultat der verpflichtenden Deutsch-Vorlaufkurse, die bereits sein Vorgänger eingeführt hatte. In diesem Schuljahr nehmen etwa 19.000 Vorschulkinder an einem solchen Kurs teil, fast ein Drittel der künftigen Schulanfänger. Im vergangenen Jahr waren es gut 17.000 Kinder.
In allen zweiten Klassen wird jetzt eine Stunde mehr Deutsch unterrichtet. Gleichzeitig können Schulen in den dritten und vierten Klassen freiwillig eine der Englischstunden für zusätzlichen Deutschunterricht nutzen.
Unter den Grundschullehrern ist das Echo darauf allerdings verhalten. Mario Michel, Vorsitzender des hessischen Grundschulverbands (GSV), sagt, im Prinzip sei eine Deutschförderung wichtig und sinnvoll. Er wünsche sich allerdings eine höhere Flexibilität für die Umsetzung. Schulen sollten selbständig entscheiden können, ob sie die zusätzlichen Lehrerstunden nutzen, um mehr Unterrichtsstunden anzubieten. Oder um beispielsweise Klassen zu teilen und einzelnen Lerngruppen speziellere Angebote machen zu können. “Die Wochenstundenzahl zu erhöhen nützt nichts, wenn die Kinder sich nicht so lange konzentrieren können“, sagt Michel.
Auf Widerspruch stößt auch der von Schwarz eingeführte Werteunterricht. Hierfür wurden in den 2.100 Intensivklassen, in denen mehr als 36.000 geflüchtete und zugewanderte Kinder und Jugendliche unterrichtet werden, zwei Stunden “Deutsch als Zweitsprache” gestrichen. In diesen Stunden wird jetzt “höfliches und respektvolles Verhalten im Unterrichtsalltag” eingeübt, wie der Kultusminister den Schulen mitteilte.
“Das läuft der Deutschförderung vollkommen zuwider“, sagt Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen, zu Table.Briefings. Er hat ein grundsätzliches Problem mit Schwarz. Viele Lehrkräfte seien “irritiert und auch zunehmend verärgert angesichts des betont rechtskonservativen, kulturkämpferischen Duktus, in den Armin Schwarz immer wieder verfällt.”
Eine der ersten Amtshandlungen von Schwarz war das Verbot des Genderns mit Sonderzeichen. Hessen ist damit das einzige Bundesland, in dem den Schülern Gender-Sternchen, Binnen-I, Doppelpunkte oder Unterstriche als Fehler gewertet werden müssen. Die Kritik daran kann er nicht nachvollziehen: Das Gendern mit Sonderzeichen mache die Sprache “unklarer, es wird schwieriger, und es hat nichts mit dem zu tun, was der Rat für Deutsche Rechtschreibung beschreibt”. Mit Populismus habe das “nichts zu tun”, sagt Schwarz.
Auch wollte der Minister eine Diskussion neu anfachen, die längst abgeschlossen schien: Seit 2023 werden in der Grundschule die Urkunden bei den Bundesjugendspielen nicht mehr auf Basis einer festen Punktzahl, sondern entsprechend dem Abschneiden im Klassenvergleich verliehen. Armin Schwarz möchte diese Reform wieder rückgängig machen. “Meiner Meinung nach ist da ein schwerer, schwerer Fehler gemacht worden”, sagt er. “Das klingt trivial, ist es aber nicht. Denn was man im Sport lernt, zeigt sich am Schluss auch im Leben.”
Zuletzt machte der Bildungsminister Schlagzeilen mit der Forderung eines bundesweiten Handy-Verbots in Schulen. Ihm gehe es weniger um das Verbot, sondern um das Schaffen von Schutzräumen, “insbesondere für die Kleinen”, sagt Schwarz. “Die Kinder sollen in den Pausen wieder zusammen spielen und nicht alleine in der Ecke vor sich hin chatten.” Er will das Thema auf der kommenden Bildungsministerkonferenz im März noch einmal aufbringen.
Schwarz hat 16 Jahre lang als Lehrer gearbeitet, bevor er als Landtagsabgeordneter in die Politik ging. An der Basis brachte ihm das zunächst viel Sympathie ein. Auf Ortsterminen trifft er rasch den richtigen Ton. Menschen, die ihn gut kennen, beschreiben ihn als interessiert, aufgeschlossen und nahbar.
“Ich war sehr gerne Lehrer”, sagt Schwarz. Besonders gefreut habe es ihn, wenn Schüler oder Schülerinnen Jahre nach der Schulzeit auf ihn zukamen und sagten: “Das war eine gute Zeit. Ich habe viel mitgenommen, und jetzt bin ich dies oder jenes geworden.” Zu sehen, dass das Leben von Heranwachsenden gelinge und sie stabile und fröhliche Menschen würden, sei das “Erntedankfest des Pädagogen”.
Als Minister ist Schwarz von der Ernte noch weit entfernt; dankbare Rückmeldungen in der Bildungspolitik dürften ohnehin selten sein. Doch Widerspruch scheint ihn eher zu beflügeln als zu verunsichern. Zu kämpfen hat er schließlich im Sport gelernt. Andrea Teupke
Research.Table. Alice-Salomon-Hochschule Berlin: Warum die Senatsverwaltung verärgert ist. Nach einer Besetzung des Audimax durch pro-palästinensische Aktivisten hatte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) für den Fortgang der Protestwoche Auflagen gemacht, die womöglich nicht eingehalten wurden. Ganz eindeutig ist die Lage jedoch nicht. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table. Manipulationsvorwürfe: Warum es noch nicht viel sagt, dass Simone Fulda von der Goethe-Universität entlastet wurde. Vor knapp einem Jahr trat Simone Fulda als Präsidentin der Universität Kiel zurück, weil ihr wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen wurde. Die Universität Frankfurt am Main, wo sie zuvor tätig war, stellte nun ihr Verfahren ein. Abgehakt ist die Angelegenheit damit aber nicht. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table. Forschung: Warum es ein Innovationsministerium braucht. Stifterverband, Leopoldina und VolkswagenStiftung haben der künftigen Bundesregierung einen Plan zur Stärkung der deutschen Innovationskraft vorgelegt. Sechs Vorschläge sollen den Weg bereiten. Mehr lesen Sie hier.
Spiegel: Ost-West-Unterschiede in der Kita-Versorgung. In Westdeutschland suchen viele Eltern einen Kita-Platz. Doch es fehlt an Plätzen und Personal. Eine neue Berechnung der Technischen Universität Dortmund prognostiziert jedoch, dass es aufgrund des Geburtenrückgangs bald zu viele Kita-Plätze geben wird. Schon 2023 kamen 13 Prozent weniger Kinder zur Welt als 2021. In Ostdeutschland macht sich der landesweite Geburtenrückgang bereits jetzt bemerkbar. Dort gibt es häufig mehr Plätze als Kita-Kinder. (Im Westen fehlen Erzieher – im Osten Kinder)
Taz: Weniger Gesellschaftswissenschaften in Schleswig-Holstein. Schleswig-Holstein will die Unterrichtsstunden an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen kürzen. Das schwächt vor allem die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer. Vorerst ist der Politik-Unterricht von den Kürzungen ausgenommen, doch es soll jetzt möglich sein, diesen in der Oberstufe vollständig abzuwählen. Kritiker befürchten eine Abnahme des politischen Wissens und eine Zunahme extremistischer Einstellungen. (Landesregierung will an politischer Bildung sparen)
Dlf: Kaum Bildungsmöglichkeiten für Frauen in Afghanistan. Auf einem Gipfeltreffen zur Bildung von Mädchen sprach sich Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai dafür aus, die Regierung der Taliban in Afghanistan nicht anzuerkennen. Diese schränkt derzeit die Bildung von Frauen und Mädchen massiv ein. Sie sprach von einer Geschlechterapartheid und warf den Taliban vor, Frauen in Afghanistan nicht wie menschliche Wesen zu behandeln. (Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai fordert Schulbildung für alle Mädchen weltweit – “Keine Anerkennung für Taliban in Afghanistan”)
SZ: Gymnasialtest in Baden-Württemberg zu schwierig? Der neue Test “Kompass 4” soll in Baden-Württemberg helfen, die Gymnasialeignung nach der vierten Klasse zu beurteilen. Beim ersten Durchgang dieses Tests erreichten nur sechs Prozent das gymnasiale Leistungsniveau. Kultusministerin Theresa Schopper will an dem Verfahren festhalten, will den Test jetzt aber verbessern. (Desaströse Ergebnisse im Mathetest beunruhigen Eltern)
MDR: Hochbegabung in Sachsen. Die Schulplatzsuche für Kinder mit besonderer Begabung kann sich als schwierig gestalten. Der Lehrermangel verschärft mancherorts das geringe Angebot. Zudem sind Lehrkräfte teilweise nicht ausreichend ausgebildet, um angemessen mit Begabungen umzugehen. Betroffene Eltern fühlen sich zum Teil überfordert und schlecht informiert. Hier können lokale Vereine oder Angebote wie die der Karg-Stiftung helfen. (Kritik an Begabtenförderung: Kümmert sich Sachsen ausreichend um seine talentiertesten Schüler?)
30. Januar, 11 Uhr bis 12 Uhr, online
Webinar Ergebnisse der Übergangsbefragung – Vorstellung, Einordnung und Diskussion
Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung unter Institutionen im Übergangsbereich soll helfen, zu beantworten, welche Schwierigkeiten sich beim Übergang von der schulischen in die berufliche Bildung ergeben. Die Ergebnisse der Umfrage werden in diesem Webinar vorgestellt. INFOS & ANMELDUNG
20. Februar, 15 Uhr bis 16.30 Uhr, online
Webinar ICILS 2023 – Perspektive der Schüler:innen
Die internationale Schulleistungsstudie ICILS 2023 zeigt auf, dass es noch erheblichen Nachholbedarf bei der digitalen Transformation im Bildungssektor gibt. Das Forum Bildung Digitalisierung lädt ein, darüber zu diskutieren, welche Entwicklungsimpulse die Studie aus Sicht der Schüler bietet. INFOS & ANMELDUNG
20. Februar, Marburg
Tagung Stark für Demokratie und gegen Menschenfeindlichkeit – Demokratiebildung in der Schule
Das Modellprojekt “Starke Lehrer, starke Schüler” in Hessen widmet sich der Demokratiebildung an Schulen. In dieser Konferenz zum Abschluss der Modellphase wird ein Blick auf das Engagement der teilnehmenden Schulen geworfen. Zudem gibt es eine Vielzahl an Vorträgen und Workshops zum Thema Demokratiebildung. INFOS & ANMELDUNG
20. bis 21. Februar, Karlsruhe
Tagung Übergänge junger Menschen in die berufliche Bildung – Herausforderungen für die Steuerung
Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Bildungsverwaltung widmet sich den Schwierigkeiten junger Menschen beim Wechsel in die berufliche Bildung. Wie lassen sich diese Übergänge erfolgreich gestalten? INFOS & ANMELDUNG