Liebe Leserin, lieber Leser,
zwei etablierte Bildungsstudien werden heute Vormittag vorgestellt: der OECD-Bericht “Bildung auf einen Blick” und das ifo Bildungsbarometer. Wir haben uns beide Papiere genau angeschaut und präsentieren Ihnen mit dieser Sonderausgabe zentrale Ergebnisse der Erhebungen.
Kleine Einblicke in die Papiere: Beim OECD-Bericht zeigt sich für Deutschland, dass die Bildungsausgaben zwar hoch sind. Sie richten sich aber noch nicht stark genug nach den Bedürfnissen. Und das Bildungsbarometer veranschaulicht einmal mehr, wie sehr die Bevölkerung darauf drängt, das Problem des Lehrermangels zu lösen.
Damit liegen nun zwei weitere Befunde zur Lage der Bildung in Deutschland auf dem Tisch. Womit sich erneut die sehr zentrale Frage stellt: Wenn diese Erkenntnisse in großer Fülle vorhanden sind und der Wille, eine Trendwende in der Bildung zu schaffen, an sehr vielen Stellen groß ist – warum geht dann trotzdem so wenig voran?
Genau dieser Frage widmet sich am 24. September ein gemeinsames Live.Briefing von der Bertelsmann Stifung und Table.Briefings. Titel: “Unterschiedliche Logiken, gemeinsame Ziele? Das Verhältnis von Wissenschaft und Bildungspolitik in der Politikberatung”. Hier können Sie sich anmelden. Diskutieren Sie mit renommierten Expertinnen und Experten aus Schulpraxis, Wissenschaft, Politik, Verwaltung – wir freuen uns, wenn Sie dabei sind.
Analyse
Bildungsbarometer: Wo die Bevölkerung den Schulen die besten Noten gibt
In Bayern ist die Zufriedenheit der Bevölkerung mit den Schulen am höchsten, gefolgt von Hamburg und Sachsen. Die deutlich schlechtesten Noten vergeben die Bürgerinnen und Bürger in Bremen. Auf dem vorletzten Rang liegen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Das ist eines der Resultate des diesjährigen ifo Bildungsbarometers (hier zum Download). Die Ergebnisse vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München lagen Table.Briefings vorab vor. Sie werden heute Vormittag veröffentlicht.
Es ist die elfte Auflage des Bildungsbarometers. Und erstmals sind die Ergebnisse “auch repräsentativ für die 16 einzelnen Bundesländer“, heißt es in dem Papier. Zudem betonen die Autoren, dass die Studie nicht abbildet, “wie Bildungspolitik aus wissenschaftlicher Sicht bestmöglich gestaltet werden sollte”. Vielmehr bietet das Bildungsbarometer ein repräsentatives Meinungsbild der Bevölkerung.
Vorneweg die Fragen: Welche Note würde die Bürgerinnen und Bürger den Schulen in ihrem Bundesland geben? Und welche Note erhält die Bildungspolitik? Die Meinung fällt nicht überall eindeutig aus. Sie ist aber doch ein deutlicher Fingerzeig, wo Zufriedenheit und Unzufriedenheit am größten sind.
19 Prozent geben Bremer Schulen die Note 5 oder 6
So liegt Bayern mit einer Durchschnittsnote von 2,77 für die Schulen an der Spitze. 40 Prozent der Bevölkerung bewerten die Schulen mit der Note 1 oder 2. Es folgen Hamburg (Schnitt 2,92; 35 Prozent Note 1 oder 2) und Sachsen (Schnitt 2,94; 34 Prozent Note 1 oder 2). Am Ende der Liste stehen Thüringen und Sachsen-Anhalt (Schnitt je 3,17) und – ganz hinten – Bremen (3,50). Mit 19 Prozent der Bevölkerung, die Bremens Schulen eine 5 oder 6 geben, sticht der Stadtstaat heraus. Nur Berlin (11 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (10) Prozent erhalten ebenfalls derart negative Urteile im zweistelligen Bereich.
Deutschlandweit ist der Notenschnitt eine 3,01. “Kein Land erhält im Durchschnitt Bestnoten”, sagt Vera Freundl, Mit-Autorin der Studie, Table.Briefings. Und sie weist auf einen negativen Trend hin: “2024 vergaben 29 Prozent der Befragten die Note 1 oder 2. 2014 waren es noch 38 Prozent.” Auf der anderen Seite der Skala vergaben 2014 insgesamt 16 Prozent die Noten 4, 5 oder 6 für die Schulen. 2024 sind es 25 Prozent.
Auch die Noten für die Bildungspolitik unterstreichen “eine außergewöhnlich hohe Unzufriedenheit der Bremer Bevölkerung”, heißt es in der ifo-Studie. 28 Prozent vergeben die Note 5 oder 6. In NRW kommen 17 Prozent zu diesem Urteil – der zweithöchste Wert.
Vorne liegen auch hier Hamburg, Bayern und Sachsen, wo die Bevölkerung die Bildungspolitik am häufigsten mit einer 1 oder einer 2 bewertet. Zur Wahrheit gehört aber ebenfalls: Auch in diesen Ländern gibt es durchaus einen beträchtlichen Anteil, der mit der Bildungspolitik hadert. Denn die Noten 4 bis 6 wird in Bayern von 25 Prozent vergeben, in Sachsen von 28 Prozent und in Hamburg von 32 Prozent. Das Thema Bildung – so viel steht fest – polarisiert. “Die Bevölkerung scheint sehr unterschiedliche Erfahrungen mit dem Bildungssystem zu machen”, sagt Freundl.
Lehrkräftemangel an der Spitze negativer Einflussfaktoren
Einhelliger fällt hingegen das Urteil der Befragten darüber aus, welche gesellschaftlichen Entwicklungen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler künftig negativ beeinflussen werden. 78 Prozent ordnen hier den Lehrkräftemangel ein. Auch bei der kürzlich erschienenen Allensbach-Studie im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung lag der Lehrkräftemangel auf Rang eins der drängendsten Probleme.
Lesen Sie auch: Bildungsstudie – Wo die größten Lücken zwischen Anspruch und Wirklichkeit sind
Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten für das Bildungsbarometer denken zudem, “dass zunehmende Unterschiede im familiären Hintergrund der Kinder und Jugendlichen die schulischen Leistungen negativ beeinflussen werden”, heißt es in der Studie. Und 65 Prozent erwarten einen negativen Einfluss durch die Migration.
Das ifo Bildungsbarometer zeigt aber nicht allein Probleme auf. Es attestiert der deutschen Bevölkerung auch eine “eine hohe Reformbereitschaft“. Konkret veranschaulicht die Erhebung, welche Maßnahmen die Bürgerinnen und Bürger unterstützen, um die Basiskompetenzen der Schüler zu stärken. Zur Erinnerung: Bei der jüngsten PISA-Studie erzielten die deutschen Schülerinnen und Schüler im Erhebungsjahr 2022 das bisher schlechteste Ergebnis seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2000.
Wunsch nach verpflichtenden, standardisierten Tests ist groß
Ordnet man die sieben zur Auswahl stehenden Reform-Maßnahmen nach den höchsten Zustimmungswerten, ergibt sich ein bemerkenswertes Bild: 84 Prozent sprechen sich dafür aus, dass die Schüler zu Beginn eines Schuljahres an verpflichtenden, standardisierten Tests teilnehmen. Sie sollen zeigen, wer welche Lerninhalte noch nicht gut verstanden hat. Daran anknüpfend soll es entsprechende individuelle Förderung geben.
Es ist eine Botschaft, die die Kultusministerien der Länder allmählich durchdringt. Immerhin hat die KMK im Juni den Startschuss für das Projekt “StarS – Stark in die Grundschule starten” gegeben. Ziel ist es unter anderem, die Mathematik- und Deutsch-Kenntnisse sowohl zu Schulbeginn als auch zu Beginn der zweiten Jahrgangsstufe zu testen. 2027 soll das Projekt in die Praxis gehen.
Lesen Sie auch: StarS – Warum die Länder Grundschulkinder einheitlich testen wollen
82 Prozent befürworten verpflichtende Sprachtests für Viereinhalbjährige
Auf Rang zwei der befürworteten Reform-Maßnahmen: 82 Prozent der Befragten sind dafür, dass jedes Kind im Alter von viereinhalb Jahren einen verpflichtenden Sprachtest in Deutsch absolvieren muss. Zeigt sich hier ein besonderer Förderbedarf, soll es im Anschluss verpflichtenden Deutschunterricht geben. Die Studie nennt das Hamburger Sprachfördermodell als Vorbild. Dazu passt, dass die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) heute ein Positionspapier veröffentlicht (es liegt Table.Briefings exklusiv vor), das eine “eine flächendeckende, valide Diagnostik des Sprachstands bei allen Kindern” einfordert.
In diesem Bereich gibt es bundesweit durchaus Bewegung, wie eine Länderumfrage von Table.Briefings im Frühjahr zeigte. Hier teilten sieben Bundesländer mit, ihre Regelungen zur Sprachstandserhebung überprüfen beziehungsweise erneuern zu wollen. In NRW und Bayern etwa sollen verpflichtende Sprachstandserhebungen für alle Kinder kommen. Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz möchten die Schulanmeldung vorziehen, um bereits jüngere Kinder zu testen.
Lesen Sie auch: Länder wollen Kinder mithilfe von Sprachtests besser fördern – welche Hürden dieses Vorhaben überwinden muss
Daneben konstatiert die Studie auch dieses: Deutschlandweit sprechen sich 78 Prozent der Bevölkerung dafür aus, dass die Staatsausgaben für die Schulen in ihrem Bundesland steigen sollten. 30 Prozent sagen sogar, dass sie stark steigen sollten. Für die Bildungspolitikerinnen und -politiker im Bund, wo in dieser Woche die heiße Phase der Haushaltsverhandlungen beginnt, und in den Ländern könnte das eine gute Argumentationshilfe sein.
- Bildungsforschung
- Bildungspolitik
- Grundschule
- Ifo-Institut
- KMK
- PISA-Studie
- Schule
- Schulen
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OECD: Wie Deutschland klüger in Bildung investieren könnte
Deutschland gibt viel Geld für Bildung aus – doch erzielt damit teils unterdurchschnittliche Ergebnisse. Der Anteil der 25- bis 34-Jährigen ohne (Fach-)Abitur oder Berufsausbildung liegt bei 16 Prozent – und ist damit höher als der OECD-Durchschnitt von 14 Prozent. Noch dazu ist dieser Anteil von 2016 bis 2023 gestiegen – während er sonst in allen Ländern bis auf Tschechien, Slowenien und Israel gesunken ist. Das geht aus der diesjährigen OECD-Studie “Bildung auf einen Blick” hervor, die heute veröffentlicht wird (zum Download).
Besonders Männer zwischen 25 und 34 Jahren bleiben häufig ohne Abschluss im Sekundarbereich II: 2023 war es fast jeder fünfte (18 Prozent), während es bei Frauen 15 Prozent waren. Hohe Investitionen scheinen hier nicht zu helfen. Zwischen 2015 und 2021 gab Deutschland im Verhältnis zu seiner wirtschaftlichen Leistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), acht Prozent mehr für den Primar- und Sekundarbereich aus. Die Ausgaben im OECD-Schnitt stiegen im gleichen Zeitraum dagegen lediglich um ein Prozent.
Gleichzeitig lässt sich eine konträre Entwicklung beobachten. Nicht nur die Zahl derjenigen ohne Sekundar-II-Abschluss steigt, sondern auch die Zahl derer mit hohem Bildungsabschluss – also mit Universitäts-, Fachhochschul- oder Meisterabschluss. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend bei Frauen. Innerhalb einer Generation hat sich der Anteil mit mindestens einem Bachelorabschluss nahezu verdoppelt. Während es bei den 55- bis 64-Jährigen 22 Prozent sind, sind es bei den 25- bis 34-Jährigen in Deutschland 40 Prozent.
Abschluss bestimmt Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Auf dem Arbeitsmarkt ergeben sich gravierende Unterschiede je nach Abschluss. “Je höher der Bildungsabschluss, desto besser die Chancen auf einen gut bezahlten Job“, sagt Nicola Brandt, Leiterin des OECD Berlin Centre, Table.Briefings. In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen ohne oder mit niedrigem Abschluss sind 63 Prozent in Beschäftigung (OECD-Durchschnitt: 61 Prozent). Bei jungen Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss liegt die Quote bei 86 Prozent (OECD-Durchschnitt: 79 Prozent).
“Der Bedarf auf dem Arbeitsmarkt ist momentan sehr hoch, daher finden auch Menschen mit niedrigem Abschluss in Beschäftigung”, sagt Brandt. Auch in anderen OECD-Ländern gibt es aufgrund der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der steigenden Bildungsbeteiligung weniger junge Menschen, die weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung (NEET) sind. 2016 lag die OECD-Quote der NEETs noch bei 15,8 Prozent, 2023 waren es 13,8 Prozent.
Wer einen niedrigen Abschluss hat, hat jedoch ein hohes Risiko, einen geringen Lohn zu erhalten: 43 Prozent der 25- bis 64-Jährigen mit niedrigem oder keinem Abschluss verdienen in Deutschland höchstens die Hälfte des Medianeinkommens. Der Wert halbiert sich bei Menschen mit (Fach-)Abitur oder Ausbildung (19 Prozent) und noch einmal, wenn mindestens ein Bachelorabschluss vorliegt (9 Prozent).
Frauen: Bessere Abschlüsse, schlechtere Chancen?
Die Faustregel “hoher Abschluss führt zu gut bezahltem Job” gilt allerdings primär für Männer. Frauen schneiden bei den Bildungsergebnissen zwar besser ab und erreichen gleiche oder höhere Abschlüsse – profitieren davon aber nicht im gleichen Maße wie Männer auf dem Arbeitsmarkt.
So sind junge Frauen mit geringerer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig als junge Männer. Besonders schwierig gestaltet sich die Situation für junge Frauen mit niedrigem Abschluss. Lediglich 49 Prozent von ihnen sind erwerbstätig, während es bei Männern 74 Prozent sind. Bei Frauen mit Universitäts-, Fachhochschul- oder Meisterabschluss ist der Unterschied geringer: Von ihnen sind 86 Prozent erwerbstätig – im Vergleich zu 92 Prozent bei den Männern. Doch auch mit gleicher Qualifikationen erhalten Frauen im Schnitt weniger Lohn.
Mehr Geld für frühkindliche Bildung
Ungerechtigkeit findet sich im deutschen Bildungssystem an mehreren Stellen – das zeigt der OECD-Bericht eindrücklich. Denn noch immer ist der sozio-ökonomischen Status der Eltern der größte Einflussfaktor für den Bildungserfolg der Kinder. Klügere Bildungsausgaben könnten dem jedoch stark entgegenwirken. “Die Bildungsausgaben in Deutschland steigen mit dem Alter des Lernenden”, sagt Nicola Brandt. Ein Berufsschüler wird staatlich stärker gefördert als ein Grundschüler. Allerdings kommt das Geld für manche da zu spät: Besonders Kinder aus weniger gebildeten oder wohlhabenden Familien bräuchten die Unterstützung bereits in jungen Jahren. “Der Schwerpunkt der Finanzierung müsste auf der frühkindlichen und der Grundschulbildung liegen”, sagt Brandt.
In diesem Bereich – das ist eine der guten Nachrichten des Berichts – hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren viel getan. Zwischen 2015 und 2021 sind die Ausgaben hierzulande im Verhältnis zum BIP um 42 Prozent gestiegen. Im OECD-Raum gab es dagegen lediglich einen Anstieg um durchschnittlich neun Prozent.
Im gleichen Zeitraum ist allerdings auch die Zahl der Kinder zwischen drei und fünf Jahren stark gestiegen. Die Beteiligungsquote der Drei- bis Fünfjährigen an der frühkindlichen Bildung ist daher sogar gesunken. Und Deutschland ist trotz aller Bemühungen nicht hinterhergekommen, die Kita-Plätze aufzustocken. “Jetzt gilt es, am Ball zu bleiben”, sagt Brandt. Es gehe nicht nur um die Verfügbarkeit, sondern vor allem auch die Qualität. “Mit den richtigen Angeboten wie intensiver Sprachförderung kann man vermeiden, dass Jugendliche und junge Erwachsene frühzeitig die Bildungswege verlassen.”
- Bildung
- Bildungsgerechtigkeit
- Bildungspolitik
- Frühkindliche Bildung
- OECD
- Schüler
- Sprachförderung
Translation missing.
News
10-Punkte-Plan: BDA fordert Sprachstandserhebung bei allen Kita-Kindern
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) fordert den “qualitativen Ausbau der frühkindlichen Bildung”. Dafür hat die BDA einen 10-Punkte-Plan erstellt. Das Positionspapier (hier zum Download) liegt Table.Briefings exklusiv vor.
“Die Kita nimmt in der bildungspolitischen Debatte zwar zunehmend Raum ein”, heißt es einleitend in dem Papier. Allerdings werde dabei “viel über Inputfaktoren und zu wenig über Prozessqualität und Outcome diskutiert”. Konkret moniert die BDA unter anderem, dass lediglich sieben Bundesländer den Sprachstand bei allen Kindern feststellten, weitere sieben nur bei bestimmten Gruppen. “Die anschließende Sprachförderung in der Kita folgt keinen klaren Regeln.”
Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas zügig umsetzen
Vor diesem Hintergrund fordert die BDA “eine flächendeckende valide Diagnostik des Sprachstands bei allen Kindern”. Daran sollen sich “verbindliche, qualitätsgesicherte und zielgenaue Fördermaßnahmen” anschließen. Auch eine gute Betreuungsrelation hält die BDA für grundlegend – für das Wohl der Kinder und auch die “Zufriedenheit der Mitarbeitenden”. Deshalb seien die Empfehlungen der Bund-Länder-AG “Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag” (hier zum Download) zügig umzusetzen – um Personal zu gewinnen und zu halten.
In der Strategie heißt es beispielhaft, dass die Länder zusätzliche Zielgruppen durch “vergütete praxisintegrierte bzw. berufsbegleitende Modelle” gewinnen wollen. Zudem sollen – als weiteres Beispiel aus der 32-seitigen Gesamtstrategie – “Zielgruppen mit ausländischen Berufsqualifikationen, darunter Geflüchtete, gezielt für den Einsatz in der Kindertagesbetreuung und der Ganztagsbetreuung von Kindern im Grundschulalter gewonnen” werden. Bei Bedarf soll es eine Nach- und Weiterqualifizierung geben. Grundsätzlich fordert die BDA in ihrem Positionspapier zudem, dass sich die Ressourcenzuweisung im Bereich der frühen Bildung an einem Sozialindex orientieren sollte. Holger Schleper
- Arbeitgeber
- BDA
- Bildungspolitik
- Frühkindliche Bildung
- Kitas
- Sprachförderung
Personalien
Nils Droste, bisheriger Pressesprecher des Bildungsministeriums, ist intern versetzt worden. Im Zuge der Fördermittel-Affäre um Ministerin Bettina Stark-Watzinger war dies im Juni schon einmal vermutet, damals aber dementiert worden. Am Wochenende wurde nun bestätigt, dass Droste ab sofort im Referat 215 “Forschungssicherheit, Investitionsprüfung”, arbeitet. Nach Bekanntwerden schrieb Droste dann selbst an Journalisten. Die Versetzung sei auf seinen Wunsch erfolgt. Mit der Umsetzung des Positionspapiers zur Forschungssicherheit haben “wir noch einiges vor.”
Seine Nachfolgerin steht offenbar bereits fest: Wie Politico berichtet, wechselt Kathrin Mendorf am 15. September ins BMBF. Sie hat wie Droste eine lange FDP-Karriere hinter sich. Von 2012 bis 2024 war sie Büroleiterin von Christian Lindner im Landtag von Nordrhein-Westfalen; anschließend koordinierte sie die Planungs- und Öffentlichkeitsarbeit der Landtagsfraktion. Nach dem Wiedereinzug der FDP in den Bundestag wechselte sie 2018 als Sprecherin des damaligen Parlamentarischen Geschäftsführers Marco Buschmann nach Berlin. Seit April 2022 leitet Mendorf die Pressestelle der FDP-Bundestagsfraktion. nik/max
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Bildung.Table Redaktion
Liebe Leserin, lieber Leser,
zwei etablierte Bildungsstudien werden heute Vormittag vorgestellt: der OECD-Bericht “Bildung auf einen Blick” und das ifo Bildungsbarometer. Wir haben uns beide Papiere genau angeschaut und präsentieren Ihnen mit dieser Sonderausgabe zentrale Ergebnisse der Erhebungen.
Kleine Einblicke in die Papiere: Beim OECD-Bericht zeigt sich für Deutschland, dass die Bildungsausgaben zwar hoch sind. Sie richten sich aber noch nicht stark genug nach den Bedürfnissen. Und das Bildungsbarometer veranschaulicht einmal mehr, wie sehr die Bevölkerung darauf drängt, das Problem des Lehrermangels zu lösen.
Damit liegen nun zwei weitere Befunde zur Lage der Bildung in Deutschland auf dem Tisch. Womit sich erneut die sehr zentrale Frage stellt: Wenn diese Erkenntnisse in großer Fülle vorhanden sind und der Wille, eine Trendwende in der Bildung zu schaffen, an sehr vielen Stellen groß ist – warum geht dann trotzdem so wenig voran?
Genau dieser Frage widmet sich am 24. September ein gemeinsames Live.Briefing von der Bertelsmann Stifung und Table.Briefings. Titel: “Unterschiedliche Logiken, gemeinsame Ziele? Das Verhältnis von Wissenschaft und Bildungspolitik in der Politikberatung”. Hier können Sie sich anmelden. Diskutieren Sie mit renommierten Expertinnen und Experten aus Schulpraxis, Wissenschaft, Politik, Verwaltung – wir freuen uns, wenn Sie dabei sind.
Analyse
Bildungsbarometer: Wo die Bevölkerung den Schulen die besten Noten gibt
In Bayern ist die Zufriedenheit der Bevölkerung mit den Schulen am höchsten, gefolgt von Hamburg und Sachsen. Die deutlich schlechtesten Noten vergeben die Bürgerinnen und Bürger in Bremen. Auf dem vorletzten Rang liegen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Das ist eines der Resultate des diesjährigen ifo Bildungsbarometers (hier zum Download). Die Ergebnisse vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München lagen Table.Briefings vorab vor. Sie werden heute Vormittag veröffentlicht.
Es ist die elfte Auflage des Bildungsbarometers. Und erstmals sind die Ergebnisse “auch repräsentativ für die 16 einzelnen Bundesländer“, heißt es in dem Papier. Zudem betonen die Autoren, dass die Studie nicht abbildet, “wie Bildungspolitik aus wissenschaftlicher Sicht bestmöglich gestaltet werden sollte”. Vielmehr bietet das Bildungsbarometer ein repräsentatives Meinungsbild der Bevölkerung.
Vorneweg die Fragen: Welche Note würde die Bürgerinnen und Bürger den Schulen in ihrem Bundesland geben? Und welche Note erhält die Bildungspolitik? Die Meinung fällt nicht überall eindeutig aus. Sie ist aber doch ein deutlicher Fingerzeig, wo Zufriedenheit und Unzufriedenheit am größten sind.
19 Prozent geben Bremer Schulen die Note 5 oder 6
So liegt Bayern mit einer Durchschnittsnote von 2,77 für die Schulen an der Spitze. 40 Prozent der Bevölkerung bewerten die Schulen mit der Note 1 oder 2. Es folgen Hamburg (Schnitt 2,92; 35 Prozent Note 1 oder 2) und Sachsen (Schnitt 2,94; 34 Prozent Note 1 oder 2). Am Ende der Liste stehen Thüringen und Sachsen-Anhalt (Schnitt je 3,17) und – ganz hinten – Bremen (3,50). Mit 19 Prozent der Bevölkerung, die Bremens Schulen eine 5 oder 6 geben, sticht der Stadtstaat heraus. Nur Berlin (11 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (10) Prozent erhalten ebenfalls derart negative Urteile im zweistelligen Bereich.
Deutschlandweit ist der Notenschnitt eine 3,01. “Kein Land erhält im Durchschnitt Bestnoten”, sagt Vera Freundl, Mit-Autorin der Studie, Table.Briefings. Und sie weist auf einen negativen Trend hin: “2024 vergaben 29 Prozent der Befragten die Note 1 oder 2. 2014 waren es noch 38 Prozent.” Auf der anderen Seite der Skala vergaben 2014 insgesamt 16 Prozent die Noten 4, 5 oder 6 für die Schulen. 2024 sind es 25 Prozent.
Auch die Noten für die Bildungspolitik unterstreichen “eine außergewöhnlich hohe Unzufriedenheit der Bremer Bevölkerung”, heißt es in der ifo-Studie. 28 Prozent vergeben die Note 5 oder 6. In NRW kommen 17 Prozent zu diesem Urteil – der zweithöchste Wert.
Vorne liegen auch hier Hamburg, Bayern und Sachsen, wo die Bevölkerung die Bildungspolitik am häufigsten mit einer 1 oder einer 2 bewertet. Zur Wahrheit gehört aber ebenfalls: Auch in diesen Ländern gibt es durchaus einen beträchtlichen Anteil, der mit der Bildungspolitik hadert. Denn die Noten 4 bis 6 wird in Bayern von 25 Prozent vergeben, in Sachsen von 28 Prozent und in Hamburg von 32 Prozent. Das Thema Bildung – so viel steht fest – polarisiert. “Die Bevölkerung scheint sehr unterschiedliche Erfahrungen mit dem Bildungssystem zu machen”, sagt Freundl.
Lehrkräftemangel an der Spitze negativer Einflussfaktoren
Einhelliger fällt hingegen das Urteil der Befragten darüber aus, welche gesellschaftlichen Entwicklungen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler künftig negativ beeinflussen werden. 78 Prozent ordnen hier den Lehrkräftemangel ein. Auch bei der kürzlich erschienenen Allensbach-Studie im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung lag der Lehrkräftemangel auf Rang eins der drängendsten Probleme.
Lesen Sie auch: Bildungsstudie – Wo die größten Lücken zwischen Anspruch und Wirklichkeit sind
Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten für das Bildungsbarometer denken zudem, “dass zunehmende Unterschiede im familiären Hintergrund der Kinder und Jugendlichen die schulischen Leistungen negativ beeinflussen werden”, heißt es in der Studie. Und 65 Prozent erwarten einen negativen Einfluss durch die Migration.
Das ifo Bildungsbarometer zeigt aber nicht allein Probleme auf. Es attestiert der deutschen Bevölkerung auch eine “eine hohe Reformbereitschaft“. Konkret veranschaulicht die Erhebung, welche Maßnahmen die Bürgerinnen und Bürger unterstützen, um die Basiskompetenzen der Schüler zu stärken. Zur Erinnerung: Bei der jüngsten PISA-Studie erzielten die deutschen Schülerinnen und Schüler im Erhebungsjahr 2022 das bisher schlechteste Ergebnis seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2000.
Wunsch nach verpflichtenden, standardisierten Tests ist groß
Ordnet man die sieben zur Auswahl stehenden Reform-Maßnahmen nach den höchsten Zustimmungswerten, ergibt sich ein bemerkenswertes Bild: 84 Prozent sprechen sich dafür aus, dass die Schüler zu Beginn eines Schuljahres an verpflichtenden, standardisierten Tests teilnehmen. Sie sollen zeigen, wer welche Lerninhalte noch nicht gut verstanden hat. Daran anknüpfend soll es entsprechende individuelle Förderung geben.
Es ist eine Botschaft, die die Kultusministerien der Länder allmählich durchdringt. Immerhin hat die KMK im Juni den Startschuss für das Projekt “StarS – Stark in die Grundschule starten” gegeben. Ziel ist es unter anderem, die Mathematik- und Deutsch-Kenntnisse sowohl zu Schulbeginn als auch zu Beginn der zweiten Jahrgangsstufe zu testen. 2027 soll das Projekt in die Praxis gehen.
Lesen Sie auch: StarS – Warum die Länder Grundschulkinder einheitlich testen wollen
82 Prozent befürworten verpflichtende Sprachtests für Viereinhalbjährige
Auf Rang zwei der befürworteten Reform-Maßnahmen: 82 Prozent der Befragten sind dafür, dass jedes Kind im Alter von viereinhalb Jahren einen verpflichtenden Sprachtest in Deutsch absolvieren muss. Zeigt sich hier ein besonderer Förderbedarf, soll es im Anschluss verpflichtenden Deutschunterricht geben. Die Studie nennt das Hamburger Sprachfördermodell als Vorbild. Dazu passt, dass die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) heute ein Positionspapier veröffentlicht (es liegt Table.Briefings exklusiv vor), das eine “eine flächendeckende, valide Diagnostik des Sprachstands bei allen Kindern” einfordert.
In diesem Bereich gibt es bundesweit durchaus Bewegung, wie eine Länderumfrage von Table.Briefings im Frühjahr zeigte. Hier teilten sieben Bundesländer mit, ihre Regelungen zur Sprachstandserhebung überprüfen beziehungsweise erneuern zu wollen. In NRW und Bayern etwa sollen verpflichtende Sprachstandserhebungen für alle Kinder kommen. Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz möchten die Schulanmeldung vorziehen, um bereits jüngere Kinder zu testen.
Lesen Sie auch: Länder wollen Kinder mithilfe von Sprachtests besser fördern – welche Hürden dieses Vorhaben überwinden muss
Daneben konstatiert die Studie auch dieses: Deutschlandweit sprechen sich 78 Prozent der Bevölkerung dafür aus, dass die Staatsausgaben für die Schulen in ihrem Bundesland steigen sollten. 30 Prozent sagen sogar, dass sie stark steigen sollten. Für die Bildungspolitikerinnen und -politiker im Bund, wo in dieser Woche die heiße Phase der Haushaltsverhandlungen beginnt, und in den Ländern könnte das eine gute Argumentationshilfe sein.
- Bildungsforschung
- Bildungspolitik
- Grundschule
- Ifo-Institut
- KMK
- PISA-Studie
- Schule
- Schulen
Translation missing.
OECD: Wie Deutschland klüger in Bildung investieren könnte
Deutschland gibt viel Geld für Bildung aus – doch erzielt damit teils unterdurchschnittliche Ergebnisse. Der Anteil der 25- bis 34-Jährigen ohne (Fach-)Abitur oder Berufsausbildung liegt bei 16 Prozent – und ist damit höher als der OECD-Durchschnitt von 14 Prozent. Noch dazu ist dieser Anteil von 2016 bis 2023 gestiegen – während er sonst in allen Ländern bis auf Tschechien, Slowenien und Israel gesunken ist. Das geht aus der diesjährigen OECD-Studie “Bildung auf einen Blick” hervor, die heute veröffentlicht wird (zum Download).
Besonders Männer zwischen 25 und 34 Jahren bleiben häufig ohne Abschluss im Sekundarbereich II: 2023 war es fast jeder fünfte (18 Prozent), während es bei Frauen 15 Prozent waren. Hohe Investitionen scheinen hier nicht zu helfen. Zwischen 2015 und 2021 gab Deutschland im Verhältnis zu seiner wirtschaftlichen Leistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), acht Prozent mehr für den Primar- und Sekundarbereich aus. Die Ausgaben im OECD-Schnitt stiegen im gleichen Zeitraum dagegen lediglich um ein Prozent.
Gleichzeitig lässt sich eine konträre Entwicklung beobachten. Nicht nur die Zahl derjenigen ohne Sekundar-II-Abschluss steigt, sondern auch die Zahl derer mit hohem Bildungsabschluss – also mit Universitäts-, Fachhochschul- oder Meisterabschluss. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend bei Frauen. Innerhalb einer Generation hat sich der Anteil mit mindestens einem Bachelorabschluss nahezu verdoppelt. Während es bei den 55- bis 64-Jährigen 22 Prozent sind, sind es bei den 25- bis 34-Jährigen in Deutschland 40 Prozent.
Abschluss bestimmt Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Auf dem Arbeitsmarkt ergeben sich gravierende Unterschiede je nach Abschluss. “Je höher der Bildungsabschluss, desto besser die Chancen auf einen gut bezahlten Job“, sagt Nicola Brandt, Leiterin des OECD Berlin Centre, Table.Briefings. In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen ohne oder mit niedrigem Abschluss sind 63 Prozent in Beschäftigung (OECD-Durchschnitt: 61 Prozent). Bei jungen Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss liegt die Quote bei 86 Prozent (OECD-Durchschnitt: 79 Prozent).
“Der Bedarf auf dem Arbeitsmarkt ist momentan sehr hoch, daher finden auch Menschen mit niedrigem Abschluss in Beschäftigung”, sagt Brandt. Auch in anderen OECD-Ländern gibt es aufgrund der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der steigenden Bildungsbeteiligung weniger junge Menschen, die weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung (NEET) sind. 2016 lag die OECD-Quote der NEETs noch bei 15,8 Prozent, 2023 waren es 13,8 Prozent.
Wer einen niedrigen Abschluss hat, hat jedoch ein hohes Risiko, einen geringen Lohn zu erhalten: 43 Prozent der 25- bis 64-Jährigen mit niedrigem oder keinem Abschluss verdienen in Deutschland höchstens die Hälfte des Medianeinkommens. Der Wert halbiert sich bei Menschen mit (Fach-)Abitur oder Ausbildung (19 Prozent) und noch einmal, wenn mindestens ein Bachelorabschluss vorliegt (9 Prozent).
Frauen: Bessere Abschlüsse, schlechtere Chancen?
Die Faustregel “hoher Abschluss führt zu gut bezahltem Job” gilt allerdings primär für Männer. Frauen schneiden bei den Bildungsergebnissen zwar besser ab und erreichen gleiche oder höhere Abschlüsse – profitieren davon aber nicht im gleichen Maße wie Männer auf dem Arbeitsmarkt.
So sind junge Frauen mit geringerer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig als junge Männer. Besonders schwierig gestaltet sich die Situation für junge Frauen mit niedrigem Abschluss. Lediglich 49 Prozent von ihnen sind erwerbstätig, während es bei Männern 74 Prozent sind. Bei Frauen mit Universitäts-, Fachhochschul- oder Meisterabschluss ist der Unterschied geringer: Von ihnen sind 86 Prozent erwerbstätig – im Vergleich zu 92 Prozent bei den Männern. Doch auch mit gleicher Qualifikationen erhalten Frauen im Schnitt weniger Lohn.
Mehr Geld für frühkindliche Bildung
Ungerechtigkeit findet sich im deutschen Bildungssystem an mehreren Stellen – das zeigt der OECD-Bericht eindrücklich. Denn noch immer ist der sozio-ökonomischen Status der Eltern der größte Einflussfaktor für den Bildungserfolg der Kinder. Klügere Bildungsausgaben könnten dem jedoch stark entgegenwirken. “Die Bildungsausgaben in Deutschland steigen mit dem Alter des Lernenden”, sagt Nicola Brandt. Ein Berufsschüler wird staatlich stärker gefördert als ein Grundschüler. Allerdings kommt das Geld für manche da zu spät: Besonders Kinder aus weniger gebildeten oder wohlhabenden Familien bräuchten die Unterstützung bereits in jungen Jahren. “Der Schwerpunkt der Finanzierung müsste auf der frühkindlichen und der Grundschulbildung liegen”, sagt Brandt.
In diesem Bereich – das ist eine der guten Nachrichten des Berichts – hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren viel getan. Zwischen 2015 und 2021 sind die Ausgaben hierzulande im Verhältnis zum BIP um 42 Prozent gestiegen. Im OECD-Raum gab es dagegen lediglich einen Anstieg um durchschnittlich neun Prozent.
Im gleichen Zeitraum ist allerdings auch die Zahl der Kinder zwischen drei und fünf Jahren stark gestiegen. Die Beteiligungsquote der Drei- bis Fünfjährigen an der frühkindlichen Bildung ist daher sogar gesunken. Und Deutschland ist trotz aller Bemühungen nicht hinterhergekommen, die Kita-Plätze aufzustocken. “Jetzt gilt es, am Ball zu bleiben”, sagt Brandt. Es gehe nicht nur um die Verfügbarkeit, sondern vor allem auch die Qualität. “Mit den richtigen Angeboten wie intensiver Sprachförderung kann man vermeiden, dass Jugendliche und junge Erwachsene frühzeitig die Bildungswege verlassen.”
- Bildung
- Bildungsgerechtigkeit
- Bildungspolitik
- Frühkindliche Bildung
- OECD
- Schüler
- Sprachförderung
Translation missing.
News
10-Punkte-Plan: BDA fordert Sprachstandserhebung bei allen Kita-Kindern
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) fordert den “qualitativen Ausbau der frühkindlichen Bildung”. Dafür hat die BDA einen 10-Punkte-Plan erstellt. Das Positionspapier (hier zum Download) liegt Table.Briefings exklusiv vor.
“Die Kita nimmt in der bildungspolitischen Debatte zwar zunehmend Raum ein”, heißt es einleitend in dem Papier. Allerdings werde dabei “viel über Inputfaktoren und zu wenig über Prozessqualität und Outcome diskutiert”. Konkret moniert die BDA unter anderem, dass lediglich sieben Bundesländer den Sprachstand bei allen Kindern feststellten, weitere sieben nur bei bestimmten Gruppen. “Die anschließende Sprachförderung in der Kita folgt keinen klaren Regeln.”
Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas zügig umsetzen
Vor diesem Hintergrund fordert die BDA “eine flächendeckende valide Diagnostik des Sprachstands bei allen Kindern”. Daran sollen sich “verbindliche, qualitätsgesicherte und zielgenaue Fördermaßnahmen” anschließen. Auch eine gute Betreuungsrelation hält die BDA für grundlegend – für das Wohl der Kinder und auch die “Zufriedenheit der Mitarbeitenden”. Deshalb seien die Empfehlungen der Bund-Länder-AG “Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag” (hier zum Download) zügig umzusetzen – um Personal zu gewinnen und zu halten.
In der Strategie heißt es beispielhaft, dass die Länder zusätzliche Zielgruppen durch “vergütete praxisintegrierte bzw. berufsbegleitende Modelle” gewinnen wollen. Zudem sollen – als weiteres Beispiel aus der 32-seitigen Gesamtstrategie – “Zielgruppen mit ausländischen Berufsqualifikationen, darunter Geflüchtete, gezielt für den Einsatz in der Kindertagesbetreuung und der Ganztagsbetreuung von Kindern im Grundschulalter gewonnen” werden. Bei Bedarf soll es eine Nach- und Weiterqualifizierung geben. Grundsätzlich fordert die BDA in ihrem Positionspapier zudem, dass sich die Ressourcenzuweisung im Bereich der frühen Bildung an einem Sozialindex orientieren sollte. Holger Schleper
- Arbeitgeber
- BDA
- Bildungspolitik
- Frühkindliche Bildung
- Kitas
- Sprachförderung
Personalien
Nils Droste, bisheriger Pressesprecher des Bildungsministeriums, ist intern versetzt worden. Im Zuge der Fördermittel-Affäre um Ministerin Bettina Stark-Watzinger war dies im Juni schon einmal vermutet, damals aber dementiert worden. Am Wochenende wurde nun bestätigt, dass Droste ab sofort im Referat 215 “Forschungssicherheit, Investitionsprüfung”, arbeitet. Nach Bekanntwerden schrieb Droste dann selbst an Journalisten. Die Versetzung sei auf seinen Wunsch erfolgt. Mit der Umsetzung des Positionspapiers zur Forschungssicherheit haben “wir noch einiges vor.”
Seine Nachfolgerin steht offenbar bereits fest: Wie Politico berichtet, wechselt Kathrin Mendorf am 15. September ins BMBF. Sie hat wie Droste eine lange FDP-Karriere hinter sich. Von 2012 bis 2024 war sie Büroleiterin von Christian Lindner im Landtag von Nordrhein-Westfalen; anschließend koordinierte sie die Planungs- und Öffentlichkeitsarbeit der Landtagsfraktion. Nach dem Wiedereinzug der FDP in den Bundestag wechselte sie 2018 als Sprecherin des damaligen Parlamentarischen Geschäftsführers Marco Buschmann nach Berlin. Seit April 2022 leitet Mendorf die Pressestelle der FDP-Bundestagsfraktion. nik/max
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