Table.Briefing: Bildung

Oldenburgs Pläne für die BMK + Fehlende Schulpsychologen + Christian Tischner als neuer Bildungsminister Thüringens

Liebe Leserin, lieber Leser,

an diesem Freitag tritt die erste reguläre Präsidentin der neuen Bildungs-MK ihr Amt an: Simone Oldenburg (Linke). Was die Bildungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern für ihre Zeit als oberste Landesbildungsministerin Deutschlands plant, hat Thorsten Denkler für Sie herausgefunden. Auf fünf Themen will Oldenburg sich konzentrieren, von Chancengerechtigkeit bis Berufsorientierung. Wichtig ist ihr offenbar zudem eins: mehr voneinander zu lernen.

Fast fünf Jahre nach Beginn der Pandemie geht es Kindern und Jugendlichen psychisch nach wie vor schlechter als vor Corona. Der Bedarf nach schulpsychologischer Hilfe ist nach der Beobachtung vieler Schulleiter zuletzt weiter gestiegen. Doch Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sind rar. Und auch der politische Wille ist ausbaufähig, zeigt die Analyse von Torben Bennink. Er hat zusammengetragen, was über die Versorgung in den Bundesländern bisher bekannt ist und welche neuen Erkenntnisse die erste Erhebung des im Aufbau befindlichen Monitor Bildung und psychische Gesundheit (Bipsy) zu Tage fördert.

Dies ist übrigens die 300. Ausgabe des Bildung.Table. Ein Grund zur Freude. Auch darüber, dass Sie uns so treu lesen und kritisch-konstruktiv begleiten. Danke dafür. Wir hoffen, unsere Briefings sind für Sie ebenso ein Gewinn wie für uns die Arbeit daran. Freuen Sie sich mit uns auf die kommenden Ausgaben. Schreiben Sie uns gerne ihre Anregungen und ihre Kritik an bildung.red@table.media.

Eine gute Lektüre wünscht

Ihre
Anna Parrisius
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Analyse

BMK-Staffelübergabe: Mit welcher Agenda Simone Oldenburg an den Start geht

Es ist eine kleine Premiere, wenn an diesem Freitag Simone Oldenburg, Ministerin für Bildung und Kindertagesförderung in Mecklenburg-Vorpommern, das Amt der Präsidentin der Bildungsministerkonferenz (BMK) antritt. Die Position gab es in dieser Form bisher nicht. Mit der Strukturreform der Kultusministerkonferenz (KMK) sind die Fachministerkonferenzen für Bildung und Wissenschaft eigenständig. Die Kulturminister waren das schon. Alle drei Präsidenten bilden erstmals gleichberechtigt die KMK-Spitze.

De facto aber tritt Oldenburg in die Fußstapfen der bisherigen KMK-Präsidentin und saarländischen Bildungs- und Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD). Nicht neu, aber doch selten ist, dass jemand von der Partei Die Linke den Bildungsministern der Länder vorsteht. Das war vor Oldenburg bisher nur Helmut Holter im Jahr 2018.

Mehr zum Thema: Porträt – Simone Oldenburg, neue Präsidentin der Bildungsministerkonferenz

Das bringt ein paar Besonderheiten mit sich. Anders als alle ihre Kolleginnen und Kollegen in der BMK gilt sie als überzeugte Anhängerin der Gemeinschaftsschule bis zur 10. Klasse. Als Vorbild gelten ihr die Polytechnischen Oberschulen der DDR. Wo immer sie eine Chance sieht, versucht sie, Regionalschulen zu stärken und eine bessere Unterstützung für schwache Schüler zu organisieren. Elitenbildung ist ihr zuwider. Ihr Präsidentschaftsjahr steht folgerichtig unter dem Motto: “Mehr Bildung ist drin. Für alle.”

Die fünf Themen ihrer Präsidentschaft

Für das laufende Jahr will sich Oldenburg auf fünf Themen konzentrieren, ließ sie mitteilen:

  • Mehr Angebote schaffen, die allen Kindern und Jugendlichen “gerechte Chancen” geben. 
  • Die “konzeptionelle und kommunikative Koordination” der Übergänge zwischen den Bildungseinrichtungen und Schularten ausbauen.
  • Die “ganzheitliche, individuelle Förderung” in einem “toleranten und demokratischen Miteinander” vertiefen.
  • Neue Fachkräfte gewinnen und das Konzept der multiprofessionellen Teams weiterentwickeln. Der verstärkte Einsatz digitaler Technologien soll dabei helfen.
  • Die berufliche Orientierung in allen Schulformen bis hin zur Berufsschule systematisch verankern.

Die Förderung der Basiskompetenzen ist für Oldenburg eines der Themen, die auch mit Chancengerechtigkeit zu tun haben. Spätestens seit Veröffentlichung der Iglu-Studie im Mai 2023 stehen die Basiskompetenzen an Grundschulen auf Oldenburgs To-do-Liste. Dafür hat sie in ihrem Land zusätzliche Unterrichtsstunden organisiert. In den Klassen 3 und 4 gibt es etwa eine Stunde zusätzlichen Mathematik- und Deutschunterricht. Ziel ist es, in Mathematik das Kopfrechnen und die Grundrechenarten zu stärken und im Fach Deutsch die Lesekompetenz zu verbessern. “Wir haben also nicht einfach nur die Stunden vorgegeben, sondern sie an Zwecke gebunden.”

Mit Ideenrucksack in die BMK

Auch für die berufliche Orientierung bringt Oldenburg Ideen aus ihrem Land in die BMK ein, etwa das Projekt “Alle werden gebraucht!”. Es umfasst ökonomische Bildung schon in der Primarstufe und mehr berufliche Orientierung an Gymnasien. Die berufliche Bildung soll als Querschnittsaufgabe in die Schulen integriert werden. An den Regionalen Schulen findet im zweiten Halbjahr der 8. Jahrgangsstufe oder im 9. Jahrgang ein Praxislerntag im Umfang von vier bis sechs Stunden pro Woche außerhalb der Schule statt.

Gut zu Oldenburgs To-do-Liste passt auch ihre “Digitale Landesschule“. Bis 2028 soll deren Aufbau abgeschlossen sein. Dann sollen alle Kinder in allen Fächern von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II digital unterrichtet werden können. Die digitale Schule kommt dann via Bildschirm in den Klassenraum, wenn speziell gefördert werden muss. Oder wenn längere Ausfallzeiten von Lehrkräften überbrückt werden müssen.

Geflüchtete Kinder erhalten in Mecklenburg-Vorpommern bereits Deutschunterricht an der Digitalen Landesschule. Angeboten werden Live-Streams und Individualunterricht. Neben den DaZ-Angeboten gibt es weitere Unterrichtseinheiten. Noch in diesem Schuljahr soll die Digitale Landesschule für die berufliche Bildung geöffnet werden.

Bundesweite Initiative für den Lehrkräfteberuf

Oldenburg hat in ihrem Land auch die Lehrerbildung umgekrempelt. Mit dem neuen Lehrerbildungsgesetz, das im Juli 2024 beschlossen wurde, konnten zu Jahresbeginn 64 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger einen Vorbereitungskurs für den Lehrerberuf beginnen. Darunter befinden sich Wirtschafts- und Bauingenieure, eine Polizistin, eine Augenoptikerin und eine Designerin. Die Seiteneinsteiger sollen Lehrkräfte an Gesamt- und Regionalschulen entlasten.

Oldenburg will als BMK-Präsidentin eine bundesweite Initiative für den Lehrkräfteberuf und gegen den Lehrkräftemangel vorantreiben. Ihr Ziel: künftig vor der Welle zu bleiben. “Wir bilden jetzt die Lehrkräfte aus, die wir jetzt an den Schulen brauchen. Wenn diese Lehrkräfte aber ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sind die Schülerzahlen rückläufig. Das ist immer wieder ein Problem.” Sie möchte die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz verstärkt einbinden, um hier Lösungen zu finden. “Wenn wir aus ihrer Tätigkeit verbindliche bildungspolitische Themen für die gesamte Bundesrepublik erwirken, ist das ein Gewinn für uns alle.”

Oldenburg sucht den Austausch

Oldenburg setzt auf bundesweite Lösungen. Je mehr, desto besser, sagte sie gestern Abend vor Journalisten in Berlin. Ob es um die Stärkung basaler Kompetenzen gehe, den Schulbau, den Lehrkräftemangel, überall könne der Bund helfen, überall hätten alle Länder ähnliche Probleme. Es bleibe ihr Ziel, die Bildungslandschaft so weit es geht mit einheitlichen Standards transparenter und qualitativ besser zu machen.

Ihr Ansatz ist aber auch: Die Länder sollen mehr voneinander lernen. “Darauf werde ich achten, wenn Mecklenburg-Vorpommern in der Bildungsministerkonferenz die Feder führt”, sagte sie Table.Briefings im Dezember. “Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, wenn es schon ein erfolgreiches Programm gibt.”

Das Leseband habe sich Mecklenburg-Vorpommern etwa von Hamburg abgeschaut, sagt Oldenburg. “Das kommt in unseren Grundschulen sehr gut an. Unsere Kleinsten lesen jetzt 100 Minuten pro Woche zusätzlich.”

Eine Idee will sie möglichst schnell umsetzen: Einzelne Bildungsminister sollen sich zu speziellen Themen fokussiert austauschen und in diesen Kleingruppen Vorschlägen für die BMK erarbeiten. Damit nicht alle alles diskutieren müssen. Das sei eben auch ein Vorteil der neuen Struktur: Die Bildungsminister könnten sich jetzt voll auf ihren Themenbereich konzentrieren. Das schaffe neue Räume für inhaltliche Auseinandersetzung.

Unter Mitarbeit unserer Kollegin Kirstin von Elm

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Mentale Gesundheit: Wie Schulen mit psychologischen Diensten versorgt sind

Das aktuelle Schulbarometer zeigt es, die letzte Copsy-Studie auch: Rund ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen leidet unter psychischen Belastungen. Schnelle Hilfe bräuchte es vor allem an den Schulen. Doch schulpsychologische Dienste können den Bedarf nicht decken, zeigen aktuelle Studienergebnisse. Die Bildungsministerkonferenz hält derweil an einer Empfehlung fest, die 50 Jahre alt ist.

In den vergangenen Wochen legten verschiedene Untersuchungen und Berichte wieder einmal den Finger in die Wunde: Deutschen Kindern und Jugendlichen geht es immer noch schlechter als vor der Pandemie. Schulnahe Unterstützungsangebote, zuvorderst Schulpsychologen, aber auch Beratungslehrkräfte, Schulsozialarbeiter oder punktuell ergänzende Angebote wie Mental Health Coaches könnten ihnen entscheidend helfen. “Aufgrund der Schulpflicht können Risikogruppen dort am schnellsten für psychologische Hilfe erreicht werden”, sagt Judith Bauch, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Leipzig in der Arbeitsgruppe Klinische Kinder- und Jugendpsychologie.

Die Versorgung mit Schulpsychologen hängt vom Wohnort ab

Im bundesweiten Schnitt ist rechnerisch ein Schulpsychologe für 5.218 Schüler zuständig. Geht es nach dem Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), sind das deutlich zu viele. Er empfiehlt in einem aktuellen Positionspapier, das Table.Briefings vorab vorlag, eine Quote von eins zu 1.000, orientiert am internationalen Standard. Diese Quote erreicht kein Bundesland.

Wie gut die schulpsychologische Versorgung im Einzelnen ist, hängt stark vom Wohnort ab. Das zeigen Zahlen für die Bundesländer, die der BDP im August 2024 herausgegeben hat. Während in Bayern ein Schulpsychologe rechnerisch für 3.162 Schüler zuständig ist, kommen in Sachsen-Anhalt ganze 9.670 Schüler auf einen Schulpsychologen.

Zehn Bundesländer reißen empfohlene KMK-Quote

Was die Diskrepanzen bedeuten, veranschaulicht Klaus Seifried, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen, anhand der Größe einer Schulklasse. “Es wäre undenkbar, dass eine Klasse in Berlin 25 Schüler hat und in Niedersachsen 75”, sagt er Table.Briefings. “Aber bei der schulpsychologischen Versorgung erlauben wir uns diese Unterschiede.” Besonders pikant: Ganze zehn Bundesländer kommen nicht mal auf eine Quote von 5.000 Schülern pro Schulpsychologen, die die Bildungs-MK offiziell empfiehlt.

Für wie viele Schulen ein Schulpsychologe im Einzelnen zuständig ist, kann stark variieren. Für Hessen legt das eine Studie vom “Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen” von Anfang 2023 nahe. 75 Prozent der befragten Schulpsychologen gaben an, mit elf bis 30 Schulen in Kontakt zu sein. Gut 16 Prozent hatten Kontakt zu sechs bis zehn Schulen, mehr als fünf Prozent sogar zu mehr als 60 Schulen. Laut Befragung sind die Schulpsychologen in einem Jahr mit bis zu 299 Lehrkräften und bis zu 500 Schülern in Kontakt gewesen. Allerdings haben nur 36 Schulpsychologen an der Befragung teilgenommen.

Bipsy-Monitor: Schulpsychologie kann Bedarf kaum decken

Dass es mehr Schulpsychologen braucht, zeigt eine kürzlich erschienene repräsentative Befragung unter Schulleitern allgemeinbildender Schulen in 13 Bundesländern im Rahmen des neuen “Monitor Bildung und psychische Gesundheit” (Bipsy) (zum Download). Ein Viertel gab an, ihre Schule habe gar keinen Zugriff auf schulpsychologische Angebote.

In den Schulen, die Zugriff haben, deckt wiederum bei drei Vierteln das Angebot nicht den Bedarf. Zwei Drittel der Schulleitungen gaben an, ihre Schule habe im Schuljahr 2023/24 im Vergleich zum vorherigen Schuljahr mehr Unterstützung gebraucht.

Der zentrale Befund der Studie liest sich entsprechend vernichtend: “Die Ergebnisse der ersten Erhebungswellen des Bipsy-Monitors im Kontext Schule und Psychotherapie offenbaren sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schule erhebliche Lücken in der Versorgung psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher“, schreiben die Autoren.

Wissenschaftler der Universität Leipzig und der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover bauen den Monitor aktuell weiter auf. Ihr Ziel ist, die Entwicklung der psychosozialen Versorgung an Schulen über einen längeren Zeitraum abzubilden. Beteiligt ist daran auch Wissenschaftlerin Judith Bauch. “Es gibt bisher einige Hinweise, aber kaum verlässliche Daten zur Versorgungslage innerhalb der Bundesländer“, sagt sie. Gefördert wird das Projekt von der Robert Bosch Stiftung.

Anbindung der Schulpsychologen variiert stark

Trotz der Diskrepanzen bei der Versorgung sind die Fragestellungen, denen Schulpsychologen sich widmen, in jedem Bundesland sehr ähnlich. Grob gesagt nehmen sie zwei große Aufgabenbereiche wahr, sagt Klaus Seifried vom Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen:

  • In der schülerzentrierten Beratung unterstützen Schulpsychologen Kinder und Jugendliche mithilfe von Diagnostik, Beratung und Intervention in ihrer Schullaufbahn.
  • In der Systemberatung arbeiten sie mit ganzen Klassen oder Kollegien, beispielsweise zur Gewaltprävention oder zur Lehrergesundheit.

“Die Organisation und Ausstattung hingegen sind sehr unterschiedlich“, sagt Seifried. So arbeiten Schulpsychologen je nach Bundesland in einer Beratungsstelle in Trägerschaft der Kommune, in Einrichtungen in gemeinsamer Organisation mit Familienberatungsstellen oder sie sind an Beratungs- und Fortbildungsreferate im Schulamt oder in der Bezirksregierung angegliedert. In Bayern sind sie in einzelnen Schulen tätig, in denen sie gleichzeitig noch als Lehrkräfte arbeiten. Bayern bildet Schulpsychologen auch als einziges Bundesland in speziellen Studiengängen in Kombination mit einem Unterrichtsfach aus. In den anderen Ländern reicht als Qualifikation ein Master- oder Diplomabschluss in Psychologie.

Bildungsminister halten an veralteter Empfehlung fest

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit seiner Versorgungsquote weit zurück – aber auch mit der Empfehlung der Bildungsminister, auf 5.000 Schüler müsse ein Schulpsychologe kommen. Auf Anfrage von Table.Briefings teilt die Bildungs-MK dennoch mit, es liege aktuell keine konkrete Initiative zur Anpassung des von ihr empfohlenen Versorgungsschlüssels vor. Dabei datiert der zugrundeliegende Beschluss für die Empfehlung auf 1973 zurück.

In der Schweiz empfehlen Verbände eine Quote von eins zu 1.000 – wie in Deutschland der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Diese Zahl werde zwar nicht flächendeckend erreicht, sagt Peter Sonderegger, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychotherapie auf Anfrage von Table.Briefings. Eine Quote von 1.500 zu eins hält er aber für realistisch. Dänemark strebt gar eine Ausstattung von einem Schulpsychologen pro 800 Schüler an. “Das heißt rechnerisch, dass dort für jede große Schule ein Schulpsychologe zur Verfügung steht”, sagt Seifried vom BDP. Gleichwohl attestiert er auch Deutschland in den vergangenen Jahren Fortschritte. “Länder wie Sachsen oder Brandenburg verdoppeln aktuell die Anzahl der Schulpsychologen”, sagt er. “Es bewegt sich also etwas.” Torben Bennink

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KMK-Strukturreform: Wer an der Spitze der Bildungsgremien steht

Die neue Verwaltungskommission in der Kultusministerkonferenz (KMK) ist nun vollständig. Für den Bereich Kultur ist Franziska Brech aus Sachsen dabei. Das teilte die KMK auf Anfrage von Table.Briefings mit. Brech leitet den Geschäftsbereich Kultur und Tourismus in Sachsens Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus. 

Die Verwaltungskommission nimmt in der reformierten KMK eine zentrale Rolle ein. Im Vorjahr hatte die KMK beschlossen, dass es unter dem Dach der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder künftig eigenständige Konferenzen der Ministerinnen und Minister für Bildung, für Wissenschaft und für Kultur geben wird. Die Verwaltungskommission soll Bindeglied zwischen den Teilkonferenzen sein. Zudem soll sie laut KMK-Geschäftsordnung “die kontinuierlichen Struktur- und Prozessoptimierungen im Sekretariat” begleiten. 

Lesen Sie auch: KMK-Strukturreform – Wie die neue Bildungs-MK im Detail aussehen soll

Stenke in Verwaltungskommission und in Kommission für Lehrkräftebildung

Die Mitglieder der Verwaltungskommission sind folgende Staatssekretäre, die grundsätzlich für die Dauer von drei Jahre benannt sind:

  • Marco Hartrich (Niedersachsen, Bildungs-MK)
  • Dorit Stenke (Schleswig-Holstein, Bildungs-MK)
  • Henry Marx (Berlin, Wissenschafts-MK)
  • Gonca Türkeli-Dehnert (NRW, Wissenschafts-MK)
  • Christoph Degen (Hessen, Kultur-MK)
  • Franziska Brech (Sachsen, Kultur-MK) 

Drei Jahre im Amt sind grundsätzlich auch die Mitglieder der vier Kommissionen, die in der Bildungs-MK eingerichtet wurden. Die Amtszeit reicht bis zum 31. Dezember 2027. Alle Kommissionen konstituieren sich nach Angaben der KMK bis zum 19. Februar. Die Vorsitzenden sind folgende:

  • Kommission für Schule: Staatssekretärin Bettina Brück (Rheinland-Pfalz) und Ministerialdirektor Daniel Hager-Mann (Baden-Württemberg)
  • Kommission für berufliche Bildung und Weiterbildung: Staatssekretärin Jessica Heide (Saarland) und Staatssekretär Jürgen Böhm (Sachsen-Anhalt)
  • Kommission für Bildung in der digitalen Welt: Staatsrat Torsten Klieme (Bremen) und Amtschef Wilfried Kühner (Sachsen)
  • Kommission für Qualitätsentwicklung und Bildungsmonitoring: Staatsrat Rainer Schulz (Hamburg) und Staatssekretär Manuel Lösel (Hessen)

Die Kommission für Lehrkräftebildung verantworten Bildungs- und Wissenschafts-MK gemeinsam. Hier stehen Dorit Stenke für die Bildungsseite und Staatssekretärin Susanne Bowen (Mecklenburg-Vorpommern) für die Wissenschaftsseite an der Spitze.

KMK-Sekretariat soll digitales Gremienregister führen

In den kommenden Wochen werden sich die Kommissionen der Bildungs-MK nun daran machen, die hohe Zahl der Gremien im Unterbau zu reduzieren. Zuletzt war von etwa 200 Gremien in der Gesamt-KMK die Rede, der Mammutanteil im Bildungsbereich. Die Grundsätze und Leitlinien für die Verschlankung erarbeiten die Bildungskommissionen laut KMK gemeinsam. 

Lesen Sie auch: KMK – Bis wann die Strukturreform abgeschlossen sein soll

Das Ergebnis des Prozesses soll perspektivisch auch direkt abrufbar sein. “Das Sekretariat führt ein laufendes, digitales Register aller Kommissionen, Ausschüsse und Arbeitsgruppen“, heißt es in der Neufassung der KMK-Geschäftsordnung aus dem Dezember. Einen Abschlussbericht, der sich auch der Neuordnung der Gremienlandschaft widmet, soll die für den Reformprozess zuständige Strukturkommission II im März vorlegen. Holger Schleper

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Ausbildung: In welchen Regionen Azubis häufiger abbrechen

Wie viele Azubis ihre duale Ausbildung abbrechen, hängt stark von der Region ab. Zu dem Ergebnis kommt eine Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) von Daten der Bundesagentur für Arbeit zur dualen Ausbildung. Besonders hoch ist die Abbrecherquote in Teilen des Nordostens Deutschlands und in der Rhein-Ruhr-Region (zur Auswertung mit Deutschlandkarten). In Pirmasens haben 2020 etwa viermal so viele Azubis ihre Lehre abgebrochen (43 Prozent) wie in Eichstätt (11 Prozent).

Wo hohe Arbeitslosigkeit herrscht, brechen auch mehr Azubis ab

In Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Wirtschaftskraft ist auch die Abbruchquote höher. Gleiches gilt für Gegenden, in denen es viele Jobs für Ungelernte gibt. Niedriger ist der Anteil der Ausbildungsabbrecher hingegen in Gegenden mit niedrigerer Arbeitslosigkeit, vielen offenen Stellen und einer höheren Wirtschaftskraft. “Es sind weitere Analysen nötig, um Gründe zu eruieren”, sagt IAB-Forscherin Kerstin Ostermann zu Table.Briefings. Ein Abbruch werde aber wahrscheinlicher, wenn Jugendliche in der Ausbildungsplatzsuche keine große Auswahl hätten.

Wer ungelernt bleibt, erhält auf lange Sicht niedrigere Löhne und ist im Schnitt häufiger arbeitslos. Ostermann empfiehlt, Jugendliche besser über den langfristigen Wert einer Ausbildung aufzuklären.

Abbruchquote deutschlandweit von 2005 bis 2020 stetig gestiegen

Einen Einfluss auf die Abbruchquote in der dualen Ausbildung hat auch die Branchenstruktur. So gibt es weniger Abbrüche in Regionen, in denen es mehr Handwerksbetriebe, Bildungs-, Finanz- oder Versicherungsdienstleister gibt. Im Handwerk zum Beispiel ist die Abbruchquote laut Auswertung generell relativ niedrig (Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2020: 11 Prozent). Vergleichsweise viele Azubis brechen in Regionen ab, in denen als zukunftsorientiert geltende Branchen stärker sind, etwa technische Dienstleistungen oder der Bereich Information und Kommunikation. Eine “typische Abbruchregion” gibt es Ostermann zufolge jedoch nicht.

Bundesweit ist der Anteil der Ausbildungsabbrüche zwischen 2005 und 2020 stetig gestiegen: laut IAB von neun auf 24 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz war dieser Anstieg stärker als in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen, die schon 2005 eine im Vergleich niedrigere Abbruchquote aufwiesen. Anna Parrisius

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Start-ups: EdTech-Branche erlebt wieder Aufschwung

Die Zahl deutscher Bildung-Start-ups wächst wieder. 2024 gab es im Vergleich zu 2023 einen Zuwachs um 25 Prozent: von 94 auf 119 Start-ups. Das zeigt der aktuelle Start-up-Report des Startup-Verbands, der bundesweit und branchenübergreifend Start-ups vertritt. Nach dem Corona-Boom 2021 hatte die EdTech-Branche zwei wirtschaftlich schwierige Jahre, in denen es weniger Neugründungen gab.

Mit Corona-Nachholeffekten habe die aktuelle Entwicklung aber nicht mehr zu tun, sagt Tobias Himmerich, Gründer und Geschäftsführer von EDUvation. Viel mehr seien es die großen Förderprogramme des Bundes wie das Startchancen-Programm oder der Digitalpakt II, die dazu ermutigen würden, ein Start-up zu gründen. In der Branche herrsche regelrechte “Goldgräber-Stimmung”. Einige machen sich allerdings zu große Hoffnungen, sagt Himmerich. Die Programme seien schließlich nicht primär für EdTech-Start-ups gedacht.

Kritik: Definition ist schwammig

Für den Bildungsbereich sei der Report zudem mit Vorsicht zu betrachten, sagt EdTech-Experte Himmerich. Grund dafür ist die breite Definition von Bildungs-Start-ups: Hier gibt es keine Unterscheidung nach Zielgruppe – etwa Schulen, Hochschulen oder Schüler. Dabei mache es einen großen Unterschied, ob es sich etwa um ein B2B oder B2C-Angebot handele.

Der Startup-Verband zählt alle Unternehmen als Bildungs-Start-up, die in diesem Bereich im Handelsregister eingetragen sind. Einzige Kriterien sind: Das Unternehmen darf maximal zehn Jahre alt sein, muss ein innovatives Produkt oder Modell haben und starkes Wachstumspotenzial aufweisen.

2024 war Gründungsjahr

Über alle Branchen hinweg erwies sich 2024 als ein starkes Gründungsjahr für die Start-up-Szene. Übertroffen wird es nur durch den Spitzenwert im Corona-Jahr 2021. Insgesamt wurden 2024 in Deutschland 2.766 Start-ups gegründet. Das sind elf Prozent mehr als im Vorjahr. Die stärksten Zuwächse verzeichnete der Software-Sektor: Mit 618 Neugründungen im Jahr 2024 entstand mehr als jedes fünfte neue Start-up in diesem Bereich. Vera Kraft

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ZDF goes Schule: Saarland wird Pilotregion für Medienbildung

Das Saarland und das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) haben eine Kooperation in der Medienbildung gestartet. Im Rahmen des Projekts “ZDF goes Schule” wird das Saarland als Pilotland ausgewählte Inhalte wie Filme, Beiträge und Nachrichten über die Online-Schule Saarland (OSS) bereitstellen.

Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte: “Lehrkräfte finden in den hochwertig produzierten Angeboten fundierte Quellen für ihren Unterricht. Es ist essenziell, Kinder und Jugendliche gegen Manipulation und Desinformation zu wappnen und sie zu befähigen, Inhalte kritisch zu hinterfragen.”

Bildungsinhalte für alle

Florian Kumb, Direktor Audience des ZDF, sagt, Bildung und das ZDF seien “natürliche Partner”. Mit “ZDF goes Schule” beschreibe der Sender seinen Bildungsauftrag in der digitalen Welt neu – “als verlässliche Informationsquelle, bildstarker Erklärer und als Plattform für gesellschaftlichen Diskurs”. Bildungsinhalte für alle sei Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrags.

Die Initiative wird zunächst im Saarland getestet. Die Erfahrungen aus der Pilotphase sollen anschließend helfen, ein deutschlandweites Netzwerk von Partnerschulen aufzubauen. Bereits ab Frühjahr 2025 werden die Materialien über Mundo, die Bildungsmediathek der Länder, sowie die OSS abrufbar sein. Dazu gehören ZDF-Formate wie “Terra X”, “logo!” und “WISO”, die Themen von Geschichtswissen über Medienbildung bis hin zum Erkennen von Desinformation abdecken. Thorsten Denkler

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Sachsen-Anhalt: Wie viele Lehrer die KI-Anwendung des Landes nutzen

In Sachsen-Anhalt nutzen rund 40 Prozent der Lehrkräfte das landeseigene KI-Tool “emuKI”. Dies teilte das Bildungsministerium Sachsen-Anhalt diese Woche mit. Die Anwendung funktioniert auf Basis von ChatGPT und setzt eine einstündige Online-Schulung voraus. Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) hat das Ziel, bis Ende März die Hälfte aller Lehrkräfte im Land mit dem Tool zu erreichen.

Die verpflichtende Fortbildung helfe Lehrkräften, die Möglichkeiten und Grenzen von KI besser zu verstehen, sagt Feußner. Die Anwendung “emuKI” steht seit November 2023 zur Verfügung. Sie erlaubt es Lehrkräften sowohl die textgenerierenden als auch die bildgenerierenden Dienste von OpenAI kostenlos und datenschutzkonform zu nutzen.

Ergänzend dazu erprobt Sachsen-Anhalt seit Januar 2024 das Feedback-Tool “fiete.ai”, das Schülern und Lehrern individuelle Rückmeldungen zu Aufgaben gibt. Unterstützt werden Lehrkräfte durch medienpädagogische Berater und Fortbildungsangebote des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA). Vera Kraft

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Schleswig-Holstein: Was sich von den Perspektivschulen lernen lässt

Die Evaluierung der Perspektivschulen in Schleswig-Holstein zeigt: Schulen benötigen Unterstützung und zusätzliche Ressourcen. Sie wollen auch voneinander lernen. Und es gibt bei Schulleitungen den großen Wunsch, mehr über wirksame und umsetzbare Beispiele zur Schulentwicklung zu erfahren. Das sind einige von zahlreichen Erkenntnissen, die der Bildungsforscher Stephan Huber aus dem Programm gewonnen hat.

Das “PerspektivSchul-Programm” ist Schleswig-Holsteins Vorläufermodell der Startchancen-Schulen. An diesem Freitag kommen in Kiel Führungskräfte aller Schularten aus Schleswig-Holstein und Hamburg zum Schulleitungssymposium zusammen. Sie wollen über die Effekte von Förderprogrammen für mehr Chancengerechtigkeit diskutieren. Veranstalter ist das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein, Huber einer der Referenten.

Das Perspektivschul-Programm startete im Schuljahr 2019/2020. Nach einem Sozialindex wurden Schulen mit besonderem Unterstützungsbedarf ausgewählt. Sie erhielten in der Folge unter anderem größere finanzielle Unterstützung und vielfältige Beratungsangebote, etwa zur Schulentwicklung. Bildungsforscher Huber und sein Team evaluieren das Programm. Die 63 Perspektivschulen sind nun Teil der 135 Startchancen-Schulen in Schleswig-Holstein. Auch das 2013 begonnene Hamburger Programm “23+ Starke Schulen, das Schulen in herausfordernden Lagen fördert, wird zum Schuljahr 2025/26 im Startchancen-Programm aufgehen.

Zufriedenheit des Kollegiums wächst

“Erfolgreiche Schulen betreiben keine Maßnahmenfolklore, sondern arbeiten sehr zielorientiert”, bilanziert Huber. So stellte er fest, dass Schulen, deren Schulleitungen mehrere Angebote aus Schulentwicklungsberatung, Coaching und Fortbildungen genutzt haben, sich in einigen Bereichen signifikant verbesserten. Dazu zählt die Zufriedenheit des Kollegiums mit der Schule im Blick auf die Unterrichtsqualität. Und auch die Effektivität und Kompetenz des Kollegiums wachsen.

Grundlegend ist für den Wissenschaftler der Johannes Kepler Universität Linz auch, dass die Schulen auf ihre schulspezifische Situation abgestimmte Entwicklungsstrategien entwickeln. “Es braucht zwischen Schulleitungen, Kollegien, Schulaufsicht und Schulträgern abgestimmte Ziele und Maßnahmen, die ziel- und ressourcenorientiert umgesetzt werden.”hsc

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Christian Tischner – neuer Bildungsminister in Thüringen

Bildungsminister Christian Tischner (CDU) mit dem Thüringer Ministerpräsidenten Mario Voigt (r., CDU) bei der Ernennung der Ministerinnen und Minister im Thüringer Landtag. 

Vom Lehrkräfteüberschuss zum Lehrkräftemangel: Den “Schweinezyklus” der Lehrerplanung hat Christian Tischner am eigenen Leib erfahren. 2009 hatte Tischner sein Lehramtsstudium und Referendariat abgeschlossen und wollte junge Menschen in Geschichte und Sozialkunde unterrichten. Einen festen Vertrag bekam er jedoch nicht – es gebe bereits genug Lehrerinnen und Lehrer, hieß es damals in Ostdeutschland.

Heute, rund anderthalb Jahrzehnte später, steht Tischner als neuer Bildungsminister Thüringens auf der anderen Seite der Personalpolitik und vor einer Aufgabe, die kaum drängender sein könnte: Lehrerinnen und Lehrer finden, sie im Beruf halten und Schulen so stärken, dass kein Unterricht mehr ausfällt.

Lokal- und bildungspolitische Erfahrung

Politisch aktiv ist der 43-jährige Ostthüringer bereits seit über 20 Jahren. Zunächst war er im Stadtrat und als Kreistagsmitglied tätig, seit 2014 auch im Landtag. Von da an hat er in jeder Wahl ein Direktmandat errungen. Zudem wurde er direkt nach seinem Einzug in den Landtag Sprecher der CDU-Fraktion für Bildung und Wissenschaft, 2020 dann stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

Obwohl Tischner für sein Lehramtsstudium in Jena und Halle sowie für seine Lektorentätigkeit an der Universität Bremen seinen Geburtsort Greiz verließ, zog es ihn immer wieder in seine Heimat zurück. Diese Verwurzelung zahlte sich in der jüngsten Landtagswahl aus: Mit der Kampagne “Der von hier” bezwang er den AfD-Politiker Björn Höcke, der kurzfristig den Wahlkreis gewechselt hatte, und sicherte sich mit 43 Prozent der Stimmen das Direktmandat.

Für Tischner spielen die familiären Erzählungen über Krieg und Teilung eine große Rolle. “Es ist unsere Aufgabe, dass der Staat funktioniert”, sagt Tischner im Gespräch mit Table.Briefings, “und das geht nur gemeinsam, im Miteinander”. Dazu gehört für ihn der Austausch mit anderen Bundesländern, aber auch eine partizipative Schulentwicklung. “Echte Veränderung entsteht im Dialog”, sagt Tischner.

Wichtigstes Ziel: Unterricht sicherstellen

Auch sonst hat er sich bildungspolitisch einiges vorgenommen: Er möchte den Numerus clausus für Lehramtsstudiengänge abschaffen, Referendare schneller einstellen und Quereinsteiger besser unterstützen.

Seitens der Thüringer Universitäten gibt es bereits Kritik an der geplanten Abschaffung des Numerus clausus. Die Zulassungsbeschränkungen gebe es, um eine entsprechende Qualität sicherzustellen, sagte etwa Karina Weichold, Vizepräsidentin der Friedrich-Schiller-Universität Jena dem MDR. Die Lehrerverbände begrüßen Tischners Plan hingegen.

Innovationen in frühe und digitale Bildung

Eine Sache betont der zweifache Vater immer wieder: Die Vorreiterrolle, die Thüringen in seinen Augen im Bereich frühe Bildung einnimmt. Sein Motto Fördern und Fordern gelte auch für die Jüngsten. Die neue Landesregierung nehme über 140 Millionen Euro in die Hand, um einen Betreuungsschlüssel von eins zu sechs für unter Dreijährige und eins zu zwölf für über Dreijährige zu gewährleisten, sagt Tischner. Im Gegenzug müssen Kitas Förderangebote für die Kinder schaffen, die in den geplanten Deutschtests für Fünfjährige Lücken aufweisen.

In der digitalen Bildung hält Tischner an dem Fach Medienkunde fest. Für ihn steckt dahinter nicht nur die Chance, Medienkompetenz, sondern auch fächerübergreifendes Lernen auszubauen. Zudem sollte Tischner zufolge jeder Schüler ab der siebten Klasse mit einem Tablet ausgestattet sein. Taschenrechner und Wörterbücher könnten so digital genutzt werden, schlägt Tischner vor.

Der Landespolitiker zählt für die digitale Ausstattung auf Hilfe vom Bund: Pünktlich zu seinem Amtsantritt am 13. Dezember 2024 beschlossen Bund und Länder den Digitalpakt II. Für Tischner hängt viel davon ab, ob kommt, was versprochen wurde.

Tischners Motto: Fördern und Fordern

Woran Tischner, getreu seiner Parteilinie, festhalten möchte, ist das gegliederte Schulsystem. Unter seiner Federführung brachte die CDU eine Schulgesetzänderung auf den Weg, die die Förderschule stärken soll. Darüber hinaus will er das Leistungsprinzip stärken, etwa durch Kopfnoten für Fleiß und Betragen oder eine Wiedereinführung des Sitzenbleibens in der sechsten Klasse. Sein Ziel ist es, die hohe Zahl von Schulabgängern ohne Abschluss zu verringern und das Schulsystem zu stabilisieren.

Die Leistungsansprüche stellt Tischner aber nicht nur an Schüler, sondern auch an Lehrer. “Ich erwarte von allen Lehrerinnen und Lehrern, unser Grundgesetz und die Thüringer Verfassung zu vermitteln“, sagt Tischner. Zudem sollen Lehrkräfte in Fortbildungen lernen, gegen zunehmende extremistische Aussagen vorzugehen. Als Sozialkundelehrer, der selbst Gedenkstättenexkursionen durchführte, liegt ihm die geplante regelmäßig stattfindende Verfassungsviertelstunde besonders am Herzen. Dieses Konzept zur Demokratiebildung hat sich Thüringen von seinem bayerischen Nachbarn abgeschaut.

Pragmatisch und zukunftsorientiert

Lehrergewerkschaften und Elternvertreter erwarten eine konstruktive Zusammenarbeit mit Tischner, der als gut vernetzt, pragmatisch und zukunftsorientiert gilt. Der Thüringer Lehrerverband tlv lobt etwa Tischners Sachverstand und seinen langen Atem in Landtagsdebatten aus der Opposition heraus.

Auch der Kulturrat und Akteure der Erinnerungspolitik sehen seinen Start positiv. Sie rechnen ihm seine vielfältigen Ehrenämter und seine Erfahrung als Lehrer in der Erinnerungsarbeit an. Hannah Jäger

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Personalien

Theresa Schopper (Grüne) übernimmt den Vorsitz der Sportministerkonferenz. Die Sport- und Bildungsministerin Baden-Württembergs möchte den Fokus in ihrer zweijährigen Amtszeit auf Kinder- und Jugendsport legen. Schopper will sich dafür einsetzen, dass Schulen und Vereine noch stärker zusammenarbeiten. Ihr Motto: immer in Bewegung – von Anfang an. Ihre Schwerpunkte: die Förderung von Gesundheit und Bewegung, die Stärkung des Breitensports sowie die bessere Identifikation und Entwicklung von Talenten.

Elisabeth Heid ist seit Jahresanfang neue Geschäftsführerin von Teach First Deutschland. Sie ist Mitbegründerin und Gesellschafterin der gemeinnützigen Organisation. Zuvor war sie Chief Operations Officer im Beratungsunternehmen Konu, das unter anderem die Robert Bosch Stiftung beraten hat. Von 2013 bis 2015 leitete sie das Schulentwicklungsprojekt “School Turnaround” vom Berliner Senat und der Robert Bosch Stiftung. Heid hat an der Harvard Kennedy School und der Freien Universität Berlin studiert. 

Michael Okrob hat den Vorsitz der Gesellschafterversammlung von Teach First Deutschland übernommen. Er war zuvor Geschäftsführer der Kinnings Foundation und der Start-Stiftung, die beide junge Talente auf ihrem Bildungs- und Karriereweg unterstützen, sowie Berater bei McKinsey. Okrob ist wie Heid Mitbegründer und Gesellschafter von Teach First Deutschland. Gemeinsam sollen sie die strategische Weiterentwicklung der Organisation gestalten, hieß es in einer Mitteilung.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis an bildung.red@table.media!

Best of

Research.Table. Was in der Forschungspolitik in der ersten Jahreshälfte 2025 wichtig wird. Ein neuer US-Präsident, eine neue Bundesregierung und eine neue Spitze für das Forschungsministerium. Das Jahr 2025 macht zwar nicht alles neu, aber auch im Bereich F&I-Politik und im Wissenschaftsmanagement ändert sich vieles. Welche Termine und Meilensteine anstehen, lesen Sie hier.

Research.Table. Akademiepräsident Harel: “Wer die israelische Regierung loswerden will, sollte nicht die Wissenschaft boykottieren”. David Harel, Präsident der Israel Academy of Sciences and Humanities, ist ein namhafter Kritiker der Netanjahu-Regierung. Sie sei in vielerlei Hinsicht dabei, die Demokratie zu zerstören, warnt er im Interview mit Table.Briefings. Auch die akademische Freiheit sei in Gefahr. Mehr lesen Sie hier.

Research.Table. Mögliche FPÖ-Regierung: Österreichs Wissenschaft wartet ab. FPÖ-Chef Herbert Kickl wurde mit der Regierungsbildung in Österreich beauftragt. Der wissenschaftsskeptische Impfgegner könnte in einer zukünftigen Koalition mit der ÖVP die Richtung der Wissenschaftspolitik ändern – zu Lasten von Wissenschaftsfreiheit und Internationalität? Mehr lesen Sie hier.

Presseschau

Radio Essen: Integrationskurse auf der Kippe. Die Volkshochschule Essen setzt vorerst alle neuen Integrationskurse aus. Grund dafür ist Unsicherheit infolge des Herrenberg-Urteils von 2022. Das Bundessozialgericht entschied damals im Fall einer selbstständigen Musikschullehrerin, dass es sich bei ihrer Tätigkeit um eine abhängige Beschäftigung handele. Eine Beschäftigung von Lehrkräften auf Honorarbasis könnte daher rechtswidrig sei. Eine Arbeitsgruppe der Stadt sucht nach Lösungen. Spätestens im September sollen die Kurse wieder starten. Kursleiter fürchten Einkommensverluste und appellieren an die Politik. Die VHS ist der größte Anbieter von Integrationskursen in Essen. (Volkshochschule Essen stoppt vorerst neue Integrationskurse)

Tagesspiegel: Antisemitismus an Hochschulen. Der Antisemitismusbeauftragte des Bundes, Felix Klein, fordert Hochschulen auf, Konzepte gegen Antisemitismus zu entwickeln. Anlass ist eine propalästinensische Protestaktion an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin, bei der die Hochschulleitung unter anderem eine Hörsaalbesetzung geduldet hatte. Der Unterschied zwischen berechtigten Anliegen für die palästinensische Zivilbevölkerung und Hamas-Solidarität sowie Hass und Hetze gegen Jüdinnen und Juden sei verkannt worden, sagte Klein. Es war nicht der erste solche Fall in Berlin. Klein fordert für alle Hochschulen einen Antisemitismusbeauftragten, außerdem solle ein übergeordneter Koordinator die Arbeit bündeln und etwa Konzepte und Guidelines für alle Hochschulen entwickeln. (Klein fordert Konzepte gegen Antisemitismus an Hochschulen)

Weser Kurier: Streit um Arbeitszeiterfassung von Lehrkräften in Bremen. Land und Lehrkräften liegt ein Kompromissvorschlag der Einigungsstelle zur Arbeitszeit von Lehrkräften vor. Der Inhalt des Vorschlages ist nicht bekannt. Nach gescheiterten Verhandlungen zwischen dem Personalrat und der Bildungsbehörde wurde der Streitfall der Einigungsstelle vorgelegt. Beide Seiten haben jetzt einen Monat Beratungszeit. Anfang Februar soll das Ergebnis feststehen. (Kompromissvorschlag zur Erfassung der Arbeitszeit von Bremer Lehrern)

Die Zeit: Lehrer und rechte Mythen. Jens-Christian Wagner, Professor für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Universität Jena, fordert in einem Gastbeitrag für “Die Zeit”, Lehrer im Umgang mit rechten Narrativen und Verschwörungsmythen zu schulen. Sonst könnten sie Schülern, die “im Brustton der Überzeugung” Unsinn redeten, kaum etwas entgegenhalten. (Entlarvt rechte Legenden!)

Schwäbische Zeitung: E-Health-Plattform für Schüler in Ulm. Mehrere Schulen in Ulm testen eine digitale Plattform zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Schülern. Das Projekt zielt darauf ab, frühzeitig Anzeichen von Stress und psychischen Problemen zu erkennen und Unterstützung anzubieten. Lehrkräfte und Eltern begrüßen die Initiative als wichtigen Schritt zur Förderung des Wohlbefindens der Schüler. (Ulmer Schulen testen digitale Plattform für Verbesserung psychischer Gesundheit)

Bildung.Table Redaktion

BILDUNG.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    an diesem Freitag tritt die erste reguläre Präsidentin der neuen Bildungs-MK ihr Amt an: Simone Oldenburg (Linke). Was die Bildungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern für ihre Zeit als oberste Landesbildungsministerin Deutschlands plant, hat Thorsten Denkler für Sie herausgefunden. Auf fünf Themen will Oldenburg sich konzentrieren, von Chancengerechtigkeit bis Berufsorientierung. Wichtig ist ihr offenbar zudem eins: mehr voneinander zu lernen.

    Fast fünf Jahre nach Beginn der Pandemie geht es Kindern und Jugendlichen psychisch nach wie vor schlechter als vor Corona. Der Bedarf nach schulpsychologischer Hilfe ist nach der Beobachtung vieler Schulleiter zuletzt weiter gestiegen. Doch Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sind rar. Und auch der politische Wille ist ausbaufähig, zeigt die Analyse von Torben Bennink. Er hat zusammengetragen, was über die Versorgung in den Bundesländern bisher bekannt ist und welche neuen Erkenntnisse die erste Erhebung des im Aufbau befindlichen Monitor Bildung und psychische Gesundheit (Bipsy) zu Tage fördert.

    Dies ist übrigens die 300. Ausgabe des Bildung.Table. Ein Grund zur Freude. Auch darüber, dass Sie uns so treu lesen und kritisch-konstruktiv begleiten. Danke dafür. Wir hoffen, unsere Briefings sind für Sie ebenso ein Gewinn wie für uns die Arbeit daran. Freuen Sie sich mit uns auf die kommenden Ausgaben. Schreiben Sie uns gerne ihre Anregungen und ihre Kritik an bildung.red@table.media.

    Eine gute Lektüre wünscht

    Ihre
    Anna Parrisius
    Bild von Anna  Parrisius

    Analyse

    BMK-Staffelübergabe: Mit welcher Agenda Simone Oldenburg an den Start geht

    Es ist eine kleine Premiere, wenn an diesem Freitag Simone Oldenburg, Ministerin für Bildung und Kindertagesförderung in Mecklenburg-Vorpommern, das Amt der Präsidentin der Bildungsministerkonferenz (BMK) antritt. Die Position gab es in dieser Form bisher nicht. Mit der Strukturreform der Kultusministerkonferenz (KMK) sind die Fachministerkonferenzen für Bildung und Wissenschaft eigenständig. Die Kulturminister waren das schon. Alle drei Präsidenten bilden erstmals gleichberechtigt die KMK-Spitze.

    De facto aber tritt Oldenburg in die Fußstapfen der bisherigen KMK-Präsidentin und saarländischen Bildungs- und Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD). Nicht neu, aber doch selten ist, dass jemand von der Partei Die Linke den Bildungsministern der Länder vorsteht. Das war vor Oldenburg bisher nur Helmut Holter im Jahr 2018.

    Mehr zum Thema: Porträt – Simone Oldenburg, neue Präsidentin der Bildungsministerkonferenz

    Das bringt ein paar Besonderheiten mit sich. Anders als alle ihre Kolleginnen und Kollegen in der BMK gilt sie als überzeugte Anhängerin der Gemeinschaftsschule bis zur 10. Klasse. Als Vorbild gelten ihr die Polytechnischen Oberschulen der DDR. Wo immer sie eine Chance sieht, versucht sie, Regionalschulen zu stärken und eine bessere Unterstützung für schwache Schüler zu organisieren. Elitenbildung ist ihr zuwider. Ihr Präsidentschaftsjahr steht folgerichtig unter dem Motto: “Mehr Bildung ist drin. Für alle.”

    Die fünf Themen ihrer Präsidentschaft

    Für das laufende Jahr will sich Oldenburg auf fünf Themen konzentrieren, ließ sie mitteilen:

    • Mehr Angebote schaffen, die allen Kindern und Jugendlichen “gerechte Chancen” geben. 
    • Die “konzeptionelle und kommunikative Koordination” der Übergänge zwischen den Bildungseinrichtungen und Schularten ausbauen.
    • Die “ganzheitliche, individuelle Förderung” in einem “toleranten und demokratischen Miteinander” vertiefen.
    • Neue Fachkräfte gewinnen und das Konzept der multiprofessionellen Teams weiterentwickeln. Der verstärkte Einsatz digitaler Technologien soll dabei helfen.
    • Die berufliche Orientierung in allen Schulformen bis hin zur Berufsschule systematisch verankern.

    Die Förderung der Basiskompetenzen ist für Oldenburg eines der Themen, die auch mit Chancengerechtigkeit zu tun haben. Spätestens seit Veröffentlichung der Iglu-Studie im Mai 2023 stehen die Basiskompetenzen an Grundschulen auf Oldenburgs To-do-Liste. Dafür hat sie in ihrem Land zusätzliche Unterrichtsstunden organisiert. In den Klassen 3 und 4 gibt es etwa eine Stunde zusätzlichen Mathematik- und Deutschunterricht. Ziel ist es, in Mathematik das Kopfrechnen und die Grundrechenarten zu stärken und im Fach Deutsch die Lesekompetenz zu verbessern. “Wir haben also nicht einfach nur die Stunden vorgegeben, sondern sie an Zwecke gebunden.”

    Mit Ideenrucksack in die BMK

    Auch für die berufliche Orientierung bringt Oldenburg Ideen aus ihrem Land in die BMK ein, etwa das Projekt “Alle werden gebraucht!”. Es umfasst ökonomische Bildung schon in der Primarstufe und mehr berufliche Orientierung an Gymnasien. Die berufliche Bildung soll als Querschnittsaufgabe in die Schulen integriert werden. An den Regionalen Schulen findet im zweiten Halbjahr der 8. Jahrgangsstufe oder im 9. Jahrgang ein Praxislerntag im Umfang von vier bis sechs Stunden pro Woche außerhalb der Schule statt.

    Gut zu Oldenburgs To-do-Liste passt auch ihre “Digitale Landesschule“. Bis 2028 soll deren Aufbau abgeschlossen sein. Dann sollen alle Kinder in allen Fächern von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II digital unterrichtet werden können. Die digitale Schule kommt dann via Bildschirm in den Klassenraum, wenn speziell gefördert werden muss. Oder wenn längere Ausfallzeiten von Lehrkräften überbrückt werden müssen.

    Geflüchtete Kinder erhalten in Mecklenburg-Vorpommern bereits Deutschunterricht an der Digitalen Landesschule. Angeboten werden Live-Streams und Individualunterricht. Neben den DaZ-Angeboten gibt es weitere Unterrichtseinheiten. Noch in diesem Schuljahr soll die Digitale Landesschule für die berufliche Bildung geöffnet werden.

    Bundesweite Initiative für den Lehrkräfteberuf

    Oldenburg hat in ihrem Land auch die Lehrerbildung umgekrempelt. Mit dem neuen Lehrerbildungsgesetz, das im Juli 2024 beschlossen wurde, konnten zu Jahresbeginn 64 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger einen Vorbereitungskurs für den Lehrerberuf beginnen. Darunter befinden sich Wirtschafts- und Bauingenieure, eine Polizistin, eine Augenoptikerin und eine Designerin. Die Seiteneinsteiger sollen Lehrkräfte an Gesamt- und Regionalschulen entlasten.

    Oldenburg will als BMK-Präsidentin eine bundesweite Initiative für den Lehrkräfteberuf und gegen den Lehrkräftemangel vorantreiben. Ihr Ziel: künftig vor der Welle zu bleiben. “Wir bilden jetzt die Lehrkräfte aus, die wir jetzt an den Schulen brauchen. Wenn diese Lehrkräfte aber ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sind die Schülerzahlen rückläufig. Das ist immer wieder ein Problem.” Sie möchte die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz verstärkt einbinden, um hier Lösungen zu finden. “Wenn wir aus ihrer Tätigkeit verbindliche bildungspolitische Themen für die gesamte Bundesrepublik erwirken, ist das ein Gewinn für uns alle.”

    Oldenburg sucht den Austausch

    Oldenburg setzt auf bundesweite Lösungen. Je mehr, desto besser, sagte sie gestern Abend vor Journalisten in Berlin. Ob es um die Stärkung basaler Kompetenzen gehe, den Schulbau, den Lehrkräftemangel, überall könne der Bund helfen, überall hätten alle Länder ähnliche Probleme. Es bleibe ihr Ziel, die Bildungslandschaft so weit es geht mit einheitlichen Standards transparenter und qualitativ besser zu machen.

    Ihr Ansatz ist aber auch: Die Länder sollen mehr voneinander lernen. “Darauf werde ich achten, wenn Mecklenburg-Vorpommern in der Bildungsministerkonferenz die Feder führt”, sagte sie Table.Briefings im Dezember. “Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, wenn es schon ein erfolgreiches Programm gibt.”

    Das Leseband habe sich Mecklenburg-Vorpommern etwa von Hamburg abgeschaut, sagt Oldenburg. “Das kommt in unseren Grundschulen sehr gut an. Unsere Kleinsten lesen jetzt 100 Minuten pro Woche zusätzlich.”

    Eine Idee will sie möglichst schnell umsetzen: Einzelne Bildungsminister sollen sich zu speziellen Themen fokussiert austauschen und in diesen Kleingruppen Vorschlägen für die BMK erarbeiten. Damit nicht alle alles diskutieren müssen. Das sei eben auch ein Vorteil der neuen Struktur: Die Bildungsminister könnten sich jetzt voll auf ihren Themenbereich konzentrieren. Das schaffe neue Räume für inhaltliche Auseinandersetzung.

    Unter Mitarbeit unserer Kollegin Kirstin von Elm

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    Mentale Gesundheit: Wie Schulen mit psychologischen Diensten versorgt sind

    Das aktuelle Schulbarometer zeigt es, die letzte Copsy-Studie auch: Rund ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen leidet unter psychischen Belastungen. Schnelle Hilfe bräuchte es vor allem an den Schulen. Doch schulpsychologische Dienste können den Bedarf nicht decken, zeigen aktuelle Studienergebnisse. Die Bildungsministerkonferenz hält derweil an einer Empfehlung fest, die 50 Jahre alt ist.

    In den vergangenen Wochen legten verschiedene Untersuchungen und Berichte wieder einmal den Finger in die Wunde: Deutschen Kindern und Jugendlichen geht es immer noch schlechter als vor der Pandemie. Schulnahe Unterstützungsangebote, zuvorderst Schulpsychologen, aber auch Beratungslehrkräfte, Schulsozialarbeiter oder punktuell ergänzende Angebote wie Mental Health Coaches könnten ihnen entscheidend helfen. “Aufgrund der Schulpflicht können Risikogruppen dort am schnellsten für psychologische Hilfe erreicht werden”, sagt Judith Bauch, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Leipzig in der Arbeitsgruppe Klinische Kinder- und Jugendpsychologie.

    Die Versorgung mit Schulpsychologen hängt vom Wohnort ab

    Im bundesweiten Schnitt ist rechnerisch ein Schulpsychologe für 5.218 Schüler zuständig. Geht es nach dem Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), sind das deutlich zu viele. Er empfiehlt in einem aktuellen Positionspapier, das Table.Briefings vorab vorlag, eine Quote von eins zu 1.000, orientiert am internationalen Standard. Diese Quote erreicht kein Bundesland.

    Wie gut die schulpsychologische Versorgung im Einzelnen ist, hängt stark vom Wohnort ab. Das zeigen Zahlen für die Bundesländer, die der BDP im August 2024 herausgegeben hat. Während in Bayern ein Schulpsychologe rechnerisch für 3.162 Schüler zuständig ist, kommen in Sachsen-Anhalt ganze 9.670 Schüler auf einen Schulpsychologen.

    Zehn Bundesländer reißen empfohlene KMK-Quote

    Was die Diskrepanzen bedeuten, veranschaulicht Klaus Seifried, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen, anhand der Größe einer Schulklasse. “Es wäre undenkbar, dass eine Klasse in Berlin 25 Schüler hat und in Niedersachsen 75”, sagt er Table.Briefings. “Aber bei der schulpsychologischen Versorgung erlauben wir uns diese Unterschiede.” Besonders pikant: Ganze zehn Bundesländer kommen nicht mal auf eine Quote von 5.000 Schülern pro Schulpsychologen, die die Bildungs-MK offiziell empfiehlt.

    Für wie viele Schulen ein Schulpsychologe im Einzelnen zuständig ist, kann stark variieren. Für Hessen legt das eine Studie vom “Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen” von Anfang 2023 nahe. 75 Prozent der befragten Schulpsychologen gaben an, mit elf bis 30 Schulen in Kontakt zu sein. Gut 16 Prozent hatten Kontakt zu sechs bis zehn Schulen, mehr als fünf Prozent sogar zu mehr als 60 Schulen. Laut Befragung sind die Schulpsychologen in einem Jahr mit bis zu 299 Lehrkräften und bis zu 500 Schülern in Kontakt gewesen. Allerdings haben nur 36 Schulpsychologen an der Befragung teilgenommen.

    Bipsy-Monitor: Schulpsychologie kann Bedarf kaum decken

    Dass es mehr Schulpsychologen braucht, zeigt eine kürzlich erschienene repräsentative Befragung unter Schulleitern allgemeinbildender Schulen in 13 Bundesländern im Rahmen des neuen “Monitor Bildung und psychische Gesundheit” (Bipsy) (zum Download). Ein Viertel gab an, ihre Schule habe gar keinen Zugriff auf schulpsychologische Angebote.

    In den Schulen, die Zugriff haben, deckt wiederum bei drei Vierteln das Angebot nicht den Bedarf. Zwei Drittel der Schulleitungen gaben an, ihre Schule habe im Schuljahr 2023/24 im Vergleich zum vorherigen Schuljahr mehr Unterstützung gebraucht.

    Der zentrale Befund der Studie liest sich entsprechend vernichtend: “Die Ergebnisse der ersten Erhebungswellen des Bipsy-Monitors im Kontext Schule und Psychotherapie offenbaren sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schule erhebliche Lücken in der Versorgung psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher“, schreiben die Autoren.

    Wissenschaftler der Universität Leipzig und der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover bauen den Monitor aktuell weiter auf. Ihr Ziel ist, die Entwicklung der psychosozialen Versorgung an Schulen über einen längeren Zeitraum abzubilden. Beteiligt ist daran auch Wissenschaftlerin Judith Bauch. “Es gibt bisher einige Hinweise, aber kaum verlässliche Daten zur Versorgungslage innerhalb der Bundesländer“, sagt sie. Gefördert wird das Projekt von der Robert Bosch Stiftung.

    Anbindung der Schulpsychologen variiert stark

    Trotz der Diskrepanzen bei der Versorgung sind die Fragestellungen, denen Schulpsychologen sich widmen, in jedem Bundesland sehr ähnlich. Grob gesagt nehmen sie zwei große Aufgabenbereiche wahr, sagt Klaus Seifried vom Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen:

    • In der schülerzentrierten Beratung unterstützen Schulpsychologen Kinder und Jugendliche mithilfe von Diagnostik, Beratung und Intervention in ihrer Schullaufbahn.
    • In der Systemberatung arbeiten sie mit ganzen Klassen oder Kollegien, beispielsweise zur Gewaltprävention oder zur Lehrergesundheit.

    “Die Organisation und Ausstattung hingegen sind sehr unterschiedlich“, sagt Seifried. So arbeiten Schulpsychologen je nach Bundesland in einer Beratungsstelle in Trägerschaft der Kommune, in Einrichtungen in gemeinsamer Organisation mit Familienberatungsstellen oder sie sind an Beratungs- und Fortbildungsreferate im Schulamt oder in der Bezirksregierung angegliedert. In Bayern sind sie in einzelnen Schulen tätig, in denen sie gleichzeitig noch als Lehrkräfte arbeiten. Bayern bildet Schulpsychologen auch als einziges Bundesland in speziellen Studiengängen in Kombination mit einem Unterrichtsfach aus. In den anderen Ländern reicht als Qualifikation ein Master- oder Diplomabschluss in Psychologie.

    Bildungsminister halten an veralteter Empfehlung fest

    Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit seiner Versorgungsquote weit zurück – aber auch mit der Empfehlung der Bildungsminister, auf 5.000 Schüler müsse ein Schulpsychologe kommen. Auf Anfrage von Table.Briefings teilt die Bildungs-MK dennoch mit, es liege aktuell keine konkrete Initiative zur Anpassung des von ihr empfohlenen Versorgungsschlüssels vor. Dabei datiert der zugrundeliegende Beschluss für die Empfehlung auf 1973 zurück.

    In der Schweiz empfehlen Verbände eine Quote von eins zu 1.000 – wie in Deutschland der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Diese Zahl werde zwar nicht flächendeckend erreicht, sagt Peter Sonderegger, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychotherapie auf Anfrage von Table.Briefings. Eine Quote von 1.500 zu eins hält er aber für realistisch. Dänemark strebt gar eine Ausstattung von einem Schulpsychologen pro 800 Schüler an. “Das heißt rechnerisch, dass dort für jede große Schule ein Schulpsychologe zur Verfügung steht”, sagt Seifried vom BDP. Gleichwohl attestiert er auch Deutschland in den vergangenen Jahren Fortschritte. “Länder wie Sachsen oder Brandenburg verdoppeln aktuell die Anzahl der Schulpsychologen”, sagt er. “Es bewegt sich also etwas.” Torben Bennink

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    KMK-Strukturreform: Wer an der Spitze der Bildungsgremien steht

    Die neue Verwaltungskommission in der Kultusministerkonferenz (KMK) ist nun vollständig. Für den Bereich Kultur ist Franziska Brech aus Sachsen dabei. Das teilte die KMK auf Anfrage von Table.Briefings mit. Brech leitet den Geschäftsbereich Kultur und Tourismus in Sachsens Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus. 

    Die Verwaltungskommission nimmt in der reformierten KMK eine zentrale Rolle ein. Im Vorjahr hatte die KMK beschlossen, dass es unter dem Dach der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder künftig eigenständige Konferenzen der Ministerinnen und Minister für Bildung, für Wissenschaft und für Kultur geben wird. Die Verwaltungskommission soll Bindeglied zwischen den Teilkonferenzen sein. Zudem soll sie laut KMK-Geschäftsordnung “die kontinuierlichen Struktur- und Prozessoptimierungen im Sekretariat” begleiten. 

    Lesen Sie auch: KMK-Strukturreform – Wie die neue Bildungs-MK im Detail aussehen soll

    Stenke in Verwaltungskommission und in Kommission für Lehrkräftebildung

    Die Mitglieder der Verwaltungskommission sind folgende Staatssekretäre, die grundsätzlich für die Dauer von drei Jahre benannt sind:

    • Marco Hartrich (Niedersachsen, Bildungs-MK)
    • Dorit Stenke (Schleswig-Holstein, Bildungs-MK)
    • Henry Marx (Berlin, Wissenschafts-MK)
    • Gonca Türkeli-Dehnert (NRW, Wissenschafts-MK)
    • Christoph Degen (Hessen, Kultur-MK)
    • Franziska Brech (Sachsen, Kultur-MK) 

    Drei Jahre im Amt sind grundsätzlich auch die Mitglieder der vier Kommissionen, die in der Bildungs-MK eingerichtet wurden. Die Amtszeit reicht bis zum 31. Dezember 2027. Alle Kommissionen konstituieren sich nach Angaben der KMK bis zum 19. Februar. Die Vorsitzenden sind folgende:

    • Kommission für Schule: Staatssekretärin Bettina Brück (Rheinland-Pfalz) und Ministerialdirektor Daniel Hager-Mann (Baden-Württemberg)
    • Kommission für berufliche Bildung und Weiterbildung: Staatssekretärin Jessica Heide (Saarland) und Staatssekretär Jürgen Böhm (Sachsen-Anhalt)
    • Kommission für Bildung in der digitalen Welt: Staatsrat Torsten Klieme (Bremen) und Amtschef Wilfried Kühner (Sachsen)
    • Kommission für Qualitätsentwicklung und Bildungsmonitoring: Staatsrat Rainer Schulz (Hamburg) und Staatssekretär Manuel Lösel (Hessen)

    Die Kommission für Lehrkräftebildung verantworten Bildungs- und Wissenschafts-MK gemeinsam. Hier stehen Dorit Stenke für die Bildungsseite und Staatssekretärin Susanne Bowen (Mecklenburg-Vorpommern) für die Wissenschaftsseite an der Spitze.

    KMK-Sekretariat soll digitales Gremienregister führen

    In den kommenden Wochen werden sich die Kommissionen der Bildungs-MK nun daran machen, die hohe Zahl der Gremien im Unterbau zu reduzieren. Zuletzt war von etwa 200 Gremien in der Gesamt-KMK die Rede, der Mammutanteil im Bildungsbereich. Die Grundsätze und Leitlinien für die Verschlankung erarbeiten die Bildungskommissionen laut KMK gemeinsam. 

    Lesen Sie auch: KMK – Bis wann die Strukturreform abgeschlossen sein soll

    Das Ergebnis des Prozesses soll perspektivisch auch direkt abrufbar sein. “Das Sekretariat führt ein laufendes, digitales Register aller Kommissionen, Ausschüsse und Arbeitsgruppen“, heißt es in der Neufassung der KMK-Geschäftsordnung aus dem Dezember. Einen Abschlussbericht, der sich auch der Neuordnung der Gremienlandschaft widmet, soll die für den Reformprozess zuständige Strukturkommission II im März vorlegen. Holger Schleper

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    Ausbildung: In welchen Regionen Azubis häufiger abbrechen

    Wie viele Azubis ihre duale Ausbildung abbrechen, hängt stark von der Region ab. Zu dem Ergebnis kommt eine Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) von Daten der Bundesagentur für Arbeit zur dualen Ausbildung. Besonders hoch ist die Abbrecherquote in Teilen des Nordostens Deutschlands und in der Rhein-Ruhr-Region (zur Auswertung mit Deutschlandkarten). In Pirmasens haben 2020 etwa viermal so viele Azubis ihre Lehre abgebrochen (43 Prozent) wie in Eichstätt (11 Prozent).

    Wo hohe Arbeitslosigkeit herrscht, brechen auch mehr Azubis ab

    In Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Wirtschaftskraft ist auch die Abbruchquote höher. Gleiches gilt für Gegenden, in denen es viele Jobs für Ungelernte gibt. Niedriger ist der Anteil der Ausbildungsabbrecher hingegen in Gegenden mit niedrigerer Arbeitslosigkeit, vielen offenen Stellen und einer höheren Wirtschaftskraft. “Es sind weitere Analysen nötig, um Gründe zu eruieren”, sagt IAB-Forscherin Kerstin Ostermann zu Table.Briefings. Ein Abbruch werde aber wahrscheinlicher, wenn Jugendliche in der Ausbildungsplatzsuche keine große Auswahl hätten.

    Wer ungelernt bleibt, erhält auf lange Sicht niedrigere Löhne und ist im Schnitt häufiger arbeitslos. Ostermann empfiehlt, Jugendliche besser über den langfristigen Wert einer Ausbildung aufzuklären.

    Abbruchquote deutschlandweit von 2005 bis 2020 stetig gestiegen

    Einen Einfluss auf die Abbruchquote in der dualen Ausbildung hat auch die Branchenstruktur. So gibt es weniger Abbrüche in Regionen, in denen es mehr Handwerksbetriebe, Bildungs-, Finanz- oder Versicherungsdienstleister gibt. Im Handwerk zum Beispiel ist die Abbruchquote laut Auswertung generell relativ niedrig (Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2020: 11 Prozent). Vergleichsweise viele Azubis brechen in Regionen ab, in denen als zukunftsorientiert geltende Branchen stärker sind, etwa technische Dienstleistungen oder der Bereich Information und Kommunikation. Eine “typische Abbruchregion” gibt es Ostermann zufolge jedoch nicht.

    Bundesweit ist der Anteil der Ausbildungsabbrüche zwischen 2005 und 2020 stetig gestiegen: laut IAB von neun auf 24 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz war dieser Anstieg stärker als in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen, die schon 2005 eine im Vergleich niedrigere Abbruchquote aufwiesen. Anna Parrisius

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    Start-ups: EdTech-Branche erlebt wieder Aufschwung

    Die Zahl deutscher Bildung-Start-ups wächst wieder. 2024 gab es im Vergleich zu 2023 einen Zuwachs um 25 Prozent: von 94 auf 119 Start-ups. Das zeigt der aktuelle Start-up-Report des Startup-Verbands, der bundesweit und branchenübergreifend Start-ups vertritt. Nach dem Corona-Boom 2021 hatte die EdTech-Branche zwei wirtschaftlich schwierige Jahre, in denen es weniger Neugründungen gab.

    Mit Corona-Nachholeffekten habe die aktuelle Entwicklung aber nicht mehr zu tun, sagt Tobias Himmerich, Gründer und Geschäftsführer von EDUvation. Viel mehr seien es die großen Förderprogramme des Bundes wie das Startchancen-Programm oder der Digitalpakt II, die dazu ermutigen würden, ein Start-up zu gründen. In der Branche herrsche regelrechte “Goldgräber-Stimmung”. Einige machen sich allerdings zu große Hoffnungen, sagt Himmerich. Die Programme seien schließlich nicht primär für EdTech-Start-ups gedacht.

    Kritik: Definition ist schwammig

    Für den Bildungsbereich sei der Report zudem mit Vorsicht zu betrachten, sagt EdTech-Experte Himmerich. Grund dafür ist die breite Definition von Bildungs-Start-ups: Hier gibt es keine Unterscheidung nach Zielgruppe – etwa Schulen, Hochschulen oder Schüler. Dabei mache es einen großen Unterschied, ob es sich etwa um ein B2B oder B2C-Angebot handele.

    Der Startup-Verband zählt alle Unternehmen als Bildungs-Start-up, die in diesem Bereich im Handelsregister eingetragen sind. Einzige Kriterien sind: Das Unternehmen darf maximal zehn Jahre alt sein, muss ein innovatives Produkt oder Modell haben und starkes Wachstumspotenzial aufweisen.

    2024 war Gründungsjahr

    Über alle Branchen hinweg erwies sich 2024 als ein starkes Gründungsjahr für die Start-up-Szene. Übertroffen wird es nur durch den Spitzenwert im Corona-Jahr 2021. Insgesamt wurden 2024 in Deutschland 2.766 Start-ups gegründet. Das sind elf Prozent mehr als im Vorjahr. Die stärksten Zuwächse verzeichnete der Software-Sektor: Mit 618 Neugründungen im Jahr 2024 entstand mehr als jedes fünfte neue Start-up in diesem Bereich. Vera Kraft

    Lesen Sie auch: Wo in Deutschland die Gründungshotspots sind

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    ZDF goes Schule: Saarland wird Pilotregion für Medienbildung

    Das Saarland und das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) haben eine Kooperation in der Medienbildung gestartet. Im Rahmen des Projekts “ZDF goes Schule” wird das Saarland als Pilotland ausgewählte Inhalte wie Filme, Beiträge und Nachrichten über die Online-Schule Saarland (OSS) bereitstellen.

    Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte: “Lehrkräfte finden in den hochwertig produzierten Angeboten fundierte Quellen für ihren Unterricht. Es ist essenziell, Kinder und Jugendliche gegen Manipulation und Desinformation zu wappnen und sie zu befähigen, Inhalte kritisch zu hinterfragen.”

    Bildungsinhalte für alle

    Florian Kumb, Direktor Audience des ZDF, sagt, Bildung und das ZDF seien “natürliche Partner”. Mit “ZDF goes Schule” beschreibe der Sender seinen Bildungsauftrag in der digitalen Welt neu – “als verlässliche Informationsquelle, bildstarker Erklärer und als Plattform für gesellschaftlichen Diskurs”. Bildungsinhalte für alle sei Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrags.

    Die Initiative wird zunächst im Saarland getestet. Die Erfahrungen aus der Pilotphase sollen anschließend helfen, ein deutschlandweites Netzwerk von Partnerschulen aufzubauen. Bereits ab Frühjahr 2025 werden die Materialien über Mundo, die Bildungsmediathek der Länder, sowie die OSS abrufbar sein. Dazu gehören ZDF-Formate wie “Terra X”, “logo!” und “WISO”, die Themen von Geschichtswissen über Medienbildung bis hin zum Erkennen von Desinformation abdecken. Thorsten Denkler

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    Sachsen-Anhalt: Wie viele Lehrer die KI-Anwendung des Landes nutzen

    In Sachsen-Anhalt nutzen rund 40 Prozent der Lehrkräfte das landeseigene KI-Tool “emuKI”. Dies teilte das Bildungsministerium Sachsen-Anhalt diese Woche mit. Die Anwendung funktioniert auf Basis von ChatGPT und setzt eine einstündige Online-Schulung voraus. Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) hat das Ziel, bis Ende März die Hälfte aller Lehrkräfte im Land mit dem Tool zu erreichen.

    Die verpflichtende Fortbildung helfe Lehrkräften, die Möglichkeiten und Grenzen von KI besser zu verstehen, sagt Feußner. Die Anwendung “emuKI” steht seit November 2023 zur Verfügung. Sie erlaubt es Lehrkräften sowohl die textgenerierenden als auch die bildgenerierenden Dienste von OpenAI kostenlos und datenschutzkonform zu nutzen.

    Ergänzend dazu erprobt Sachsen-Anhalt seit Januar 2024 das Feedback-Tool “fiete.ai”, das Schülern und Lehrern individuelle Rückmeldungen zu Aufgaben gibt. Unterstützt werden Lehrkräfte durch medienpädagogische Berater und Fortbildungsangebote des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA). Vera Kraft

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    Schleswig-Holstein: Was sich von den Perspektivschulen lernen lässt

    Die Evaluierung der Perspektivschulen in Schleswig-Holstein zeigt: Schulen benötigen Unterstützung und zusätzliche Ressourcen. Sie wollen auch voneinander lernen. Und es gibt bei Schulleitungen den großen Wunsch, mehr über wirksame und umsetzbare Beispiele zur Schulentwicklung zu erfahren. Das sind einige von zahlreichen Erkenntnissen, die der Bildungsforscher Stephan Huber aus dem Programm gewonnen hat.

    Das “PerspektivSchul-Programm” ist Schleswig-Holsteins Vorläufermodell der Startchancen-Schulen. An diesem Freitag kommen in Kiel Führungskräfte aller Schularten aus Schleswig-Holstein und Hamburg zum Schulleitungssymposium zusammen. Sie wollen über die Effekte von Förderprogrammen für mehr Chancengerechtigkeit diskutieren. Veranstalter ist das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein, Huber einer der Referenten.

    Das Perspektivschul-Programm startete im Schuljahr 2019/2020. Nach einem Sozialindex wurden Schulen mit besonderem Unterstützungsbedarf ausgewählt. Sie erhielten in der Folge unter anderem größere finanzielle Unterstützung und vielfältige Beratungsangebote, etwa zur Schulentwicklung. Bildungsforscher Huber und sein Team evaluieren das Programm. Die 63 Perspektivschulen sind nun Teil der 135 Startchancen-Schulen in Schleswig-Holstein. Auch das 2013 begonnene Hamburger Programm “23+ Starke Schulen, das Schulen in herausfordernden Lagen fördert, wird zum Schuljahr 2025/26 im Startchancen-Programm aufgehen.

    Zufriedenheit des Kollegiums wächst

    “Erfolgreiche Schulen betreiben keine Maßnahmenfolklore, sondern arbeiten sehr zielorientiert”, bilanziert Huber. So stellte er fest, dass Schulen, deren Schulleitungen mehrere Angebote aus Schulentwicklungsberatung, Coaching und Fortbildungen genutzt haben, sich in einigen Bereichen signifikant verbesserten. Dazu zählt die Zufriedenheit des Kollegiums mit der Schule im Blick auf die Unterrichtsqualität. Und auch die Effektivität und Kompetenz des Kollegiums wachsen.

    Grundlegend ist für den Wissenschaftler der Johannes Kepler Universität Linz auch, dass die Schulen auf ihre schulspezifische Situation abgestimmte Entwicklungsstrategien entwickeln. “Es braucht zwischen Schulleitungen, Kollegien, Schulaufsicht und Schulträgern abgestimmte Ziele und Maßnahmen, die ziel- und ressourcenorientiert umgesetzt werden.”hsc

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    Christian Tischner – neuer Bildungsminister in Thüringen

    Bildungsminister Christian Tischner (CDU) mit dem Thüringer Ministerpräsidenten Mario Voigt (r., CDU) bei der Ernennung der Ministerinnen und Minister im Thüringer Landtag. 

    Vom Lehrkräfteüberschuss zum Lehrkräftemangel: Den “Schweinezyklus” der Lehrerplanung hat Christian Tischner am eigenen Leib erfahren. 2009 hatte Tischner sein Lehramtsstudium und Referendariat abgeschlossen und wollte junge Menschen in Geschichte und Sozialkunde unterrichten. Einen festen Vertrag bekam er jedoch nicht – es gebe bereits genug Lehrerinnen und Lehrer, hieß es damals in Ostdeutschland.

    Heute, rund anderthalb Jahrzehnte später, steht Tischner als neuer Bildungsminister Thüringens auf der anderen Seite der Personalpolitik und vor einer Aufgabe, die kaum drängender sein könnte: Lehrerinnen und Lehrer finden, sie im Beruf halten und Schulen so stärken, dass kein Unterricht mehr ausfällt.

    Lokal- und bildungspolitische Erfahrung

    Politisch aktiv ist der 43-jährige Ostthüringer bereits seit über 20 Jahren. Zunächst war er im Stadtrat und als Kreistagsmitglied tätig, seit 2014 auch im Landtag. Von da an hat er in jeder Wahl ein Direktmandat errungen. Zudem wurde er direkt nach seinem Einzug in den Landtag Sprecher der CDU-Fraktion für Bildung und Wissenschaft, 2020 dann stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

    Obwohl Tischner für sein Lehramtsstudium in Jena und Halle sowie für seine Lektorentätigkeit an der Universität Bremen seinen Geburtsort Greiz verließ, zog es ihn immer wieder in seine Heimat zurück. Diese Verwurzelung zahlte sich in der jüngsten Landtagswahl aus: Mit der Kampagne “Der von hier” bezwang er den AfD-Politiker Björn Höcke, der kurzfristig den Wahlkreis gewechselt hatte, und sicherte sich mit 43 Prozent der Stimmen das Direktmandat.

    Für Tischner spielen die familiären Erzählungen über Krieg und Teilung eine große Rolle. “Es ist unsere Aufgabe, dass der Staat funktioniert”, sagt Tischner im Gespräch mit Table.Briefings, “und das geht nur gemeinsam, im Miteinander”. Dazu gehört für ihn der Austausch mit anderen Bundesländern, aber auch eine partizipative Schulentwicklung. “Echte Veränderung entsteht im Dialog”, sagt Tischner.

    Wichtigstes Ziel: Unterricht sicherstellen

    Auch sonst hat er sich bildungspolitisch einiges vorgenommen: Er möchte den Numerus clausus für Lehramtsstudiengänge abschaffen, Referendare schneller einstellen und Quereinsteiger besser unterstützen.

    Seitens der Thüringer Universitäten gibt es bereits Kritik an der geplanten Abschaffung des Numerus clausus. Die Zulassungsbeschränkungen gebe es, um eine entsprechende Qualität sicherzustellen, sagte etwa Karina Weichold, Vizepräsidentin der Friedrich-Schiller-Universität Jena dem MDR. Die Lehrerverbände begrüßen Tischners Plan hingegen.

    Innovationen in frühe und digitale Bildung

    Eine Sache betont der zweifache Vater immer wieder: Die Vorreiterrolle, die Thüringen in seinen Augen im Bereich frühe Bildung einnimmt. Sein Motto Fördern und Fordern gelte auch für die Jüngsten. Die neue Landesregierung nehme über 140 Millionen Euro in die Hand, um einen Betreuungsschlüssel von eins zu sechs für unter Dreijährige und eins zu zwölf für über Dreijährige zu gewährleisten, sagt Tischner. Im Gegenzug müssen Kitas Förderangebote für die Kinder schaffen, die in den geplanten Deutschtests für Fünfjährige Lücken aufweisen.

    In der digitalen Bildung hält Tischner an dem Fach Medienkunde fest. Für ihn steckt dahinter nicht nur die Chance, Medienkompetenz, sondern auch fächerübergreifendes Lernen auszubauen. Zudem sollte Tischner zufolge jeder Schüler ab der siebten Klasse mit einem Tablet ausgestattet sein. Taschenrechner und Wörterbücher könnten so digital genutzt werden, schlägt Tischner vor.

    Der Landespolitiker zählt für die digitale Ausstattung auf Hilfe vom Bund: Pünktlich zu seinem Amtsantritt am 13. Dezember 2024 beschlossen Bund und Länder den Digitalpakt II. Für Tischner hängt viel davon ab, ob kommt, was versprochen wurde.

    Tischners Motto: Fördern und Fordern

    Woran Tischner, getreu seiner Parteilinie, festhalten möchte, ist das gegliederte Schulsystem. Unter seiner Federführung brachte die CDU eine Schulgesetzänderung auf den Weg, die die Förderschule stärken soll. Darüber hinaus will er das Leistungsprinzip stärken, etwa durch Kopfnoten für Fleiß und Betragen oder eine Wiedereinführung des Sitzenbleibens in der sechsten Klasse. Sein Ziel ist es, die hohe Zahl von Schulabgängern ohne Abschluss zu verringern und das Schulsystem zu stabilisieren.

    Die Leistungsansprüche stellt Tischner aber nicht nur an Schüler, sondern auch an Lehrer. “Ich erwarte von allen Lehrerinnen und Lehrern, unser Grundgesetz und die Thüringer Verfassung zu vermitteln“, sagt Tischner. Zudem sollen Lehrkräfte in Fortbildungen lernen, gegen zunehmende extremistische Aussagen vorzugehen. Als Sozialkundelehrer, der selbst Gedenkstättenexkursionen durchführte, liegt ihm die geplante regelmäßig stattfindende Verfassungsviertelstunde besonders am Herzen. Dieses Konzept zur Demokratiebildung hat sich Thüringen von seinem bayerischen Nachbarn abgeschaut.

    Pragmatisch und zukunftsorientiert

    Lehrergewerkschaften und Elternvertreter erwarten eine konstruktive Zusammenarbeit mit Tischner, der als gut vernetzt, pragmatisch und zukunftsorientiert gilt. Der Thüringer Lehrerverband tlv lobt etwa Tischners Sachverstand und seinen langen Atem in Landtagsdebatten aus der Opposition heraus.

    Auch der Kulturrat und Akteure der Erinnerungspolitik sehen seinen Start positiv. Sie rechnen ihm seine vielfältigen Ehrenämter und seine Erfahrung als Lehrer in der Erinnerungsarbeit an. Hannah Jäger

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    Personalien

    Theresa Schopper (Grüne) übernimmt den Vorsitz der Sportministerkonferenz. Die Sport- und Bildungsministerin Baden-Württembergs möchte den Fokus in ihrer zweijährigen Amtszeit auf Kinder- und Jugendsport legen. Schopper will sich dafür einsetzen, dass Schulen und Vereine noch stärker zusammenarbeiten. Ihr Motto: immer in Bewegung – von Anfang an. Ihre Schwerpunkte: die Förderung von Gesundheit und Bewegung, die Stärkung des Breitensports sowie die bessere Identifikation und Entwicklung von Talenten.

    Elisabeth Heid ist seit Jahresanfang neue Geschäftsführerin von Teach First Deutschland. Sie ist Mitbegründerin und Gesellschafterin der gemeinnützigen Organisation. Zuvor war sie Chief Operations Officer im Beratungsunternehmen Konu, das unter anderem die Robert Bosch Stiftung beraten hat. Von 2013 bis 2015 leitete sie das Schulentwicklungsprojekt “School Turnaround” vom Berliner Senat und der Robert Bosch Stiftung. Heid hat an der Harvard Kennedy School und der Freien Universität Berlin studiert. 

    Michael Okrob hat den Vorsitz der Gesellschafterversammlung von Teach First Deutschland übernommen. Er war zuvor Geschäftsführer der Kinnings Foundation und der Start-Stiftung, die beide junge Talente auf ihrem Bildungs- und Karriereweg unterstützen, sowie Berater bei McKinsey. Okrob ist wie Heid Mitbegründer und Gesellschafter von Teach First Deutschland. Gemeinsam sollen sie die strategische Weiterentwicklung der Organisation gestalten, hieß es in einer Mitteilung.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis an bildung.red@table.media!

    Best of

    Research.Table. Was in der Forschungspolitik in der ersten Jahreshälfte 2025 wichtig wird. Ein neuer US-Präsident, eine neue Bundesregierung und eine neue Spitze für das Forschungsministerium. Das Jahr 2025 macht zwar nicht alles neu, aber auch im Bereich F&I-Politik und im Wissenschaftsmanagement ändert sich vieles. Welche Termine und Meilensteine anstehen, lesen Sie hier.

    Research.Table. Akademiepräsident Harel: “Wer die israelische Regierung loswerden will, sollte nicht die Wissenschaft boykottieren”. David Harel, Präsident der Israel Academy of Sciences and Humanities, ist ein namhafter Kritiker der Netanjahu-Regierung. Sie sei in vielerlei Hinsicht dabei, die Demokratie zu zerstören, warnt er im Interview mit Table.Briefings. Auch die akademische Freiheit sei in Gefahr. Mehr lesen Sie hier.

    Research.Table. Mögliche FPÖ-Regierung: Österreichs Wissenschaft wartet ab. FPÖ-Chef Herbert Kickl wurde mit der Regierungsbildung in Österreich beauftragt. Der wissenschaftsskeptische Impfgegner könnte in einer zukünftigen Koalition mit der ÖVP die Richtung der Wissenschaftspolitik ändern – zu Lasten von Wissenschaftsfreiheit und Internationalität? Mehr lesen Sie hier.

    Presseschau

    Radio Essen: Integrationskurse auf der Kippe. Die Volkshochschule Essen setzt vorerst alle neuen Integrationskurse aus. Grund dafür ist Unsicherheit infolge des Herrenberg-Urteils von 2022. Das Bundessozialgericht entschied damals im Fall einer selbstständigen Musikschullehrerin, dass es sich bei ihrer Tätigkeit um eine abhängige Beschäftigung handele. Eine Beschäftigung von Lehrkräften auf Honorarbasis könnte daher rechtswidrig sei. Eine Arbeitsgruppe der Stadt sucht nach Lösungen. Spätestens im September sollen die Kurse wieder starten. Kursleiter fürchten Einkommensverluste und appellieren an die Politik. Die VHS ist der größte Anbieter von Integrationskursen in Essen. (Volkshochschule Essen stoppt vorerst neue Integrationskurse)

    Tagesspiegel: Antisemitismus an Hochschulen. Der Antisemitismusbeauftragte des Bundes, Felix Klein, fordert Hochschulen auf, Konzepte gegen Antisemitismus zu entwickeln. Anlass ist eine propalästinensische Protestaktion an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin, bei der die Hochschulleitung unter anderem eine Hörsaalbesetzung geduldet hatte. Der Unterschied zwischen berechtigten Anliegen für die palästinensische Zivilbevölkerung und Hamas-Solidarität sowie Hass und Hetze gegen Jüdinnen und Juden sei verkannt worden, sagte Klein. Es war nicht der erste solche Fall in Berlin. Klein fordert für alle Hochschulen einen Antisemitismusbeauftragten, außerdem solle ein übergeordneter Koordinator die Arbeit bündeln und etwa Konzepte und Guidelines für alle Hochschulen entwickeln. (Klein fordert Konzepte gegen Antisemitismus an Hochschulen)

    Weser Kurier: Streit um Arbeitszeiterfassung von Lehrkräften in Bremen. Land und Lehrkräften liegt ein Kompromissvorschlag der Einigungsstelle zur Arbeitszeit von Lehrkräften vor. Der Inhalt des Vorschlages ist nicht bekannt. Nach gescheiterten Verhandlungen zwischen dem Personalrat und der Bildungsbehörde wurde der Streitfall der Einigungsstelle vorgelegt. Beide Seiten haben jetzt einen Monat Beratungszeit. Anfang Februar soll das Ergebnis feststehen. (Kompromissvorschlag zur Erfassung der Arbeitszeit von Bremer Lehrern)

    Die Zeit: Lehrer und rechte Mythen. Jens-Christian Wagner, Professor für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Universität Jena, fordert in einem Gastbeitrag für “Die Zeit”, Lehrer im Umgang mit rechten Narrativen und Verschwörungsmythen zu schulen. Sonst könnten sie Schülern, die “im Brustton der Überzeugung” Unsinn redeten, kaum etwas entgegenhalten. (Entlarvt rechte Legenden!)

    Schwäbische Zeitung: E-Health-Plattform für Schüler in Ulm. Mehrere Schulen in Ulm testen eine digitale Plattform zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Schülern. Das Projekt zielt darauf ab, frühzeitig Anzeichen von Stress und psychischen Problemen zu erkennen und Unterstützung anzubieten. Lehrkräfte und Eltern begrüßen die Initiative als wichtigen Schritt zur Förderung des Wohlbefindens der Schüler. (Ulmer Schulen testen digitale Plattform für Verbesserung psychischer Gesundheit)

    Bildung.Table Redaktion

    BILDUNG.TABLE REDAKTION

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