Künstliche Intelligenz hat in der ersten Klasse nichts verloren. Oder? So ganz sicher sind sich Deutschlands Bildungsministerinnen und -minister da nicht. Denn während ihr Beratungsgremium, die SWK, empfiehlt, in Grundschulen weitgehend auf Large Language Models (LLM) zu verzichten, zeigen sich die Bildungsminister diesbezüglich offener.
Auch sonst haben die Bildungsminister recht konkrete Vorstellungen, wie KI in der Schule genutzt werden soll und was das für die Lehrkräfteausbildung und die Prüfungskultur bedeutet. Am kommenden Donnerstag möchten sie eine länderübergreifende Handlungsempfehlung beschließen. Der Entwurf liegt Table.Briefings vorab vor. Wir analysieren für Sie, wie viel Potenzial in dem Papier steckt und was sich sowohl für Schulen als auch digitale Bildungsanbieter ändern könnte.
Was dagegen sicher in den Schulalltag – insbesondere von Grundschulkindern – gehört, ist Sport. Ab 2026 soll der Ganztagsanspruch für Grundschulen gelten. Das heißt: Die Kinder verbringen dann bis zu acht Stunden pro Tag in der Schule. Wie viel Sport in den Ganztagsschulen integriert werden soll, wie stark Sportvereine eingebunden werden und ob es einheitliche Standards geben soll – das ist alles noch unklar. Mein Kollege Thorsten Denkler hat sich die politische Debatte dazu angeschaut.
Ich wünsche Ihnen eine gewinnbringende Lektüre und ein schönes Wochenende.
Ein mit Spannung erwarteter Beschluss-Entwurf für die anstehende Konferenz der Bildungsminister liegt jetzt auf dem Tisch: die länderübergreifenden Handlungsempfehlung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Schule. Table.Briefings liegt das Papier vor (hier zum Download).
Darin befürworten die Länder den Einsatz von KI auch in der Grundschule. Und widersprechen damit der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), dem wissenschaftlichen Beratungsgremium der Bildungsminister, die sich gegen KI in Grundschulen ausgesprochen hat. Den Ländern erscheine “ein weitgehender Verzicht auf KI-Sprachmodelle in der Grundschule und in den ersten Jahren der Sekundarstufe I, wie ihn die SWK empfiehlt, daher erörterungsbedürftig“, heißt es in dem Dokument.
In ihrem Impulspapier hatte die SWK zu Jahresbeginn für diese Jahrgänge den “Fokus auf den systematischen Aufbau von basalen Lese- und Schreibkompetenzen” empfohlen. Und nahegelegt, dass Large Language Models (LLM) wie ChatGPT eher nicht zum Einsatz kommen sollten.
Die Bildungsminister-Konferenz will das vorliegende zehnseitige Papier mit den Empfehlungen zu KI in der Schule am kommenden Donnerstag auf ihrer ersten Sitzung in diesem neuen Format beschließen.
Das Papier der AG KI in der KMK, in der alle 16 Länder vertreten sind, unterstreicht die Chancen, die KI aus Sicht der Länder in der Schule eröffnen kann. Demnach könnten KI-Anwendungen Lehrkräfte “bei der Unterrichtsvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung” entlasten. Das schaffe Freiräume für eine individuelle Förderung von Schülern.
KI biete zudem “vielfältige Möglichkeiten zur Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen”. Dazu zählen automatische Bildbeschreibungen oder die Umwandlung von Texten in leichte Sprache.
Die Länder wollen zudem prüfen, inwieweit sich neben EduCheck digital ein Verfahren etablieren lässt, das die didaktische Qualität von KI-Anwendungen für den Unterricht einordnet. Projekte wie EduCheck digital oder DIRECTIONS nehmen zwar technische Kriterien wie Datenschutz, IT-Sicherheit und Barrierefreiheit in den Blick. Doch eine verlässliche Prüfung der Inhalte digitaler Bildungsangebote steht Schulen bisher nicht zur Verfügung.
Wie sehr die Schulminister bereit sind, sich auf Neues einzulassen, zeigt vor allem das Kapitel zur Prüfungskultur. Die klassische Klausur, in der Wissen einfach wiedergegeben wird, oder auch Aufsätze, die zuhause geschrieben werden, werden im KI-Zeitalter so nicht mehr funktionieren.
Bei der Frage, ob Prüfungen KI-fest sind, geht es längst nicht nur ums Schummeln. Die Leistungsnachweise sollen stärker zur digitalen Realität der Schüler passen. Die Minister rufen deshalb förmlich zum Experimentieren mit neuen Prüfungsformaten auf: ob hilfsmittelgestützt, kollaborativ oder dialogisch – alles ist denkbar.
Einig sind sich die Länder auch darin, dass ein allgemeines Verbot von KI bei Hausarbeiten “weder zielführend, wünschenswert noch durchhaltbar ist”. Stattdessen brache es neue Absprachen, wie sich KI einsetzen und kennzeichnen lässt.
Klar ist: Damit KI sinnvoll im Unterricht und in Prüfungen zum Einsatz kommen kann, braucht es Lehrerinnen und Lehrer, die sich damit auskennen. Fähigkeiten im Umgang mit KI sollten daher fest in alle drei Phasen der Lehrkräftebildung integriert werden. Dafür wollen die Bildungsminister – analog zu den Prüfungen von Schülern – überdenken, wie die Leistungsnachweise in der Lehrerausbildung zeitgemäß gestaltet werden können.
Damit kontinuierliches Lernen auch im Schuldienst möglich ist, geloben die Schulminister, den Lehrkräften “die notwendigen Ressourcen und Freiräume” für Fortbildungen zur Verfügung zu stellen.
Besonders in den technisch Fragen der KI scheinen die Bildungsminister auf länderübergreifende Zusammenarbeit zu setzen. Mit gemeinsamen Digitalpakt-Projekten soll Schluss gemacht werden mit KI-Insellösungen an den Schulen.
Sie streben laut dem Entwurf an, “zeitnah eine ländergemeinsame Schnittstellenlösung zum datenschutzkonformen und kostenfreien Zugang zu LLM” für Schulen bereitzustellen. Schulen und Schulträger soll damit die Unsicherheit genommen werden, ob sie eine bestimmte KI-Anwendung datenschutzkonform nutzen können.
Die Bildungsminister tagen am Donnerstag zum ersten Mal in neuer Form – ohne Wissenschaftsminister. Die konstituierende Sitzung der Wissenschafts-MK ist für den 21. November terminiert. Eine eigenständige Kultur-MK gibt es seit 2019.
Auf der vorläufigen Tagesordnung der ersten Bildungsministerkonferenz, die um 12 Uhr im KMK-Sekretariat beginnt, steht auch ein Gespräch mit Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Sollte es dazu kommen, dürfte der umstrittene Digitalpakt II das bestimmende Thema sein.
Die Zeit rennt, ab 2026 wird deutschlandweit der Ganztagsbetrieb an Grundschulen ausgerollt. Bis 2029 soll die Umstellung vollendet sein. So viel, so unsicher.
So ganz genau weiß nämlich noch niemand, was eigentlich die Kinder erwartet, wenn sie ab Beginn des Schuljahres 2026/2027 ein Drittel ihres Tages in der Schule verbringen werden. Eine der vielen offenen Fragen lautet: Wie sieht es mit Bewegung aus, mit Sport im weitesten Sinne?
Erst langsam beginnt sich die Politik auch im Bund mit der Frage zu beschäftigen. Etwa vergangenen Mittwoch im Sportausschuss des Bundestages. Auf der Tagesordnung eine Anhörung zum Komplex: “Situation des Schulsports infolge der Einführung des Ganztags, Kooperation von Schulen und Vereinssport sowie frühkindliche Sportförderung in der Kita”.
Zur Berichterstattung eingeladen waren der Deutsche Sportlehrerverband (DSLV), die Deutsche Turnjugend (DTJ), ein Vertreter der Kultusministerkonferenz (KMK) und – als Ratgeber aus der Praxis – die Sportvereinigung Böblingen.
Die wenig überraschende gemeinsame Erkenntnis hat in der Anhörung DSLV-Präsident Daniel Möllenbeck vorgetragen: Vor dem Hintergrund bekannter Probleme wie Bewegungsmangel, Übergewicht oder sozialer Ungleichheit sei es “unerlässlich, eine tägliche Sportstunde oder zumindest aber eine tägliche Bewegungs-, Spiel- und Sportstunde parallel zum schulischen Ganztagsausbau mitzudenken”.
Er rennt damit erstmal offene Türen ein.
Jasmina Hostert sitzt als Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion sowohl im Sport- als auch im federführenden Familienausschuss des Bundestages. Sie sagt Table.Briefings: “Die Kinder werden bald acht Stunden des Tages in der Schule verbringen. Darum müssen wir die Schule als Lebensraum begreifen, in dem die Kinder lernen, spielen und Spaß haben. Der Sport wird da eine wichtige Rolle einnehmen müssen.”
Der sportpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Mayer, pflichtet noch aus einem anderen Grund bei: “Wenn wir die Ganztagsschule flächendeckend haben, werden die Sportvereine vor dem Problem stehen, wie sie eigentlich noch Kinder und Jugendliche nach einem langen Schultag in die Vereine locken wollen.” Auch darum müssten sie alles daran setzen, die Sportvereine in die Schulen zu holen.
Diese seien aus seiner Sicht offen dafür. Es müssten zwar noch viele Detailfragen geklärt werden. Wer haftet etwa, wenn etwas passiert. Aber das, sagt Mayer, “ist alles lösbar”. Der nächste Etappenschritt soll jetzt sein, dass Bund und Länder sich auf gemeinsame Standards für die Ganztagsschule verständigen. Der Prozess sei angeblich in vollem Gange, heißt es.
Das Familienministerium ist hier auf Bundesseite federführend. Auf Länderseite koordiniert der Stuttgarter Ministerialdirektor Daniel Hager-Mann die Interessen der Kultusministerkonferenz. Er ist Vorsitzender der KMK-Kommission Sport.
Geht es nach der SPD-Sportpolitikerin Hostert steht am Ende ein “bundeseinheitlicher, verbindlicher Qualitätsrahmen von Bund und Ländern”, in dem sich Länder und Kommunen “mit ihren sehr unterschiedlichen Gegebenheiten wiederfinden können”.
Dass der Bund da ein Wörtchen mitreden will, liegt wie so oft am Geld. Das Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) ist im Oktober 2021 verabschiedet worden. Die Länder bekommen darüber stufenweise aufsteigend ab 2026 und dauerhaft ab 2030 bis zu 1,3 Milliarden Euro jährlich, um den Ganztagsanspruch umzusetzen. Zusätzlich stellt der Bund bis 2027 knapp drei Milliarden Euro für Investitionen bereit.
Aus der Sicht der KMK ein wenig hinreichendes Argument. “Wir sind über die KMK eigentlich ganz gut aufgestellt“, sagt Hager-Mann. Die Vorbereitungen in den Ländern liefen gut, in Baden-Württemberg etwa sei der Landessportbund eng eingebunden. Das sei auch in anderen Ländern der Fall.
Eine weitere offene Flanke in dem Großvorhaben Ganztag ist die Sport-Evaluation. Es gibt wenig bis keine Daten darüber, wie es um den Sportunterricht oder um gleichwertige Angebote an den Schulen im Land bestellt ist. Philipp Hartewig, FDP-Obmann im Sportausschuss, sagt in der Anhörung: “Kein einziges Land erfasst überhaupt ausgefallene Sportstunden.”
Es gebe auch keine Zahlen dazu, wie viele Sportlehrkräfte es gibt und wie viele fehlen. Dass die Datenlage im Bereich des Schulsports schlecht ist, hatte Sportlehrer-Präsident Möllenbeck noch im Juli im Interview mit Table.Briefings so kommentiert: “Das fehlende Steuerungswissen ist skandalös.”
Dennoch ist klar, dass die Schulen aus eigener Kraft kaum in der Lage sein werden, den Ganztagskindern ein ausreichendes Bewegungsangebot zu machen. “Vereine müssen die Chance erkennen, was dieser Ganztag bietet”, sagt Sportlehrer-Präsident Möllenbeck. Er sieht es wie der CSU-Abgeordnete Mayer: Das Ganztagsangebot sei für die Vereine “eine riesige Chance, in die Schulen zu kommen”.
Zum Download finden Sie hier die Dokumente zur Sitzung des Sportausschusses vom 25.09.2024:
Die Bundesregierung will nicht dauerhaft Geld für die Umsetzung des Kita-Qualitätsgesetzes (KiQuTG) bereitstellen. Das geht aus der Gegenäußerung der Bundesregierung zur Stellungnahme des Bundesrats vom 27. September hervor, die Table.Briefings vorliegt.
Wörtlich heißt es in dem Papier: “Die Bundesregierung lehnt die vom Bundesrat geforderte Verstetigung und Dynamisierung der Finanzierungsbeteiligung des Bundes ab.”
Aus Sicht der Bundesregierung liege die Kindertagesbetreuung “in der verfassungsrechtlichen Zuständigkeit der Länder“. Der Bund werde hier lediglich “unterstützend” tätig. Die Förderung komme daher nur “befristet in Betracht”. Die Regierung weist darauf hin, dass dafür der Schlüssel zur Verteilung der Umsatzsteuer bis 2026 zu Lasten des Bundes geändert werde. In den Jahren 2025 und 2026 fließen so jeweils etwa zwei Milliarden Euro an die Länder.
Perspektivisch soll das Kita-Qualitätsgesetz in ein Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards überführt werden, heißt es in der von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Familienministerin Lisa Paus (Grüne) versandten Gegenäußerung. Als Prüfauftrag will die Bundesregierung lediglich die Empfehlung der Länder aufnehmen, die Stichtagsregelung für die Bundesförderung neuer Projekte nach dem Kita-Qualitätsgesetz (KiQuTG) vom 1. Januar 2025 auf den 1. Januar 2023 vorzuverlegen.
Die Länder hatten angemerkt, mit dem Stichtag 1. Januar 2025 fielen etwa in Nordrhein-Westfalen Sprach-Kitas nicht unter eine Qualitätsverbesserung nach dem Kita-Qualitätsgesetz, wenn sie bereits aus einem Bundesprogramm Geld bekommen. Sprach-Kitas in anderen Ländern könnten dagegen sehr wohl auf Förderung hoffen. Diese Ungleichbehandlung erscheine mit Blick auf das Ziel bundesweiter Standards “inkonsistent” und sollte “überdacht werden”. Thorsten Denkler
Die Gegenäußerung der Bundesregierung finden Sie hier.
Die Stellungnahme des Bundesrats finden Sie hier.
Damit mehr Geflüchtete einen Ausbildungsplatz finden, brauchen sie mehr kontinuierliche Unterstützung. Das geht aus neuen Empfehlungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, kurz: Deutscher Verein, hervor (zum Download).
Der Deutsche Verein ist in der sozialen Arbeit der zentrale Zusammenschluss der kommunalen und staatlichen Verwaltung und der Freien Wohlfahrtspflege. Mitglieder sind etwa der Deutsche Städtetag und der Paritätische Wohlfahrtsverband.
Der Verein empfiehlt “eine zeitlich durchgehende Beratung und Begleitung“, von der Vorbereitung auf eine Berufsausbildung bis zum Übergang in eine Beschäftigung.
Der Deutsche Verein empfiehlt unter anderem:
Für Imre Stetter-Karp, Präsidentin des Deutschen Vereins, ist ein “chancenorientierter Ansatz” wichtig. Sie sagt: “Viele Geflüchtete bringen Motivation, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen mit, haben Verbindungen in migrantische Communities, zeigen oft hohe Betriebstreue und bringen neue Perspektiven ein.” Anna Parrisius
Lesen Sie auch: German Professional School: Was das Thüringer Projekt gegen Azubi-Mangel bringt
Die Volksinitiative G9 Hamburg konnte nicht genug Unterschriften für ein Volksbegehren sammeln. 45.500 Menschen unterstützten den Vorschlag, an Gymnasien ein weiteres Jahr zum Lernen einzuführen. Nötig gewesen wären 67.000 Unterschriften. Wäre die Initiative erfolgreich gewesen, hätte sie parallel zu den Bürgerschaftswahlen 2025 oder der Bundestagswahl 2025 einen verbindlichen Volksentscheid beantragen können.
Die Initiatoren bewerten ihre Initiative dennoch als Erfolg: Mit dem Sammeln von Stimmen hätte man eine Qualitätsdebatte angestoßen, die noch lange nicht vorbei sei. Und überhaupt: Grund für das Scheitern ist ihnen zufolge nicht eine mangelnde Zustimmung zu G9, sondern zu hohe Anforderungen an das Volksbegehren. Auch hätte die Schulbehörde beispielsweise untersagt, an Schulen über die Initiative zu informieren.
Die Kritik, politische Teilhabe einzuschränken, weist man in der Schulbehörde entschieden zurück. Diskussionen werden keineswegs unterbunden, sagte ein Sprecher. Allerdings müssten Schulen bei Volksinitiativen und -begehren Neutralität wahren. In den Schulen selbst dürfe man daher keine Unterschriften sammeln.
In der Schulbehörde ist man derweil froh, dass die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium vorerst vom Tisch ist. “Es ist gut, dass das seit vielen Jahren etablierte, anerkannte und erwiesenermaßen erfolgreiche Hamburger Schulsystem so erhalten bleibt”, sagte ein Sprecher.
Bereits zu Beginn der Initiative Anfang September teilte die Behörde Table.Briefings mit: Es gebe keinen Grund, den 2010 beschlossenen Schulfrieden aufzukündigen und sich in “endlosen und fruchtlosen Schulstrukurdebatten” zu verstricken. Diese Meinung teilt auch die oppositionelle CDU-Fraktion. Obwohl diese 2019 selbst einen Vorstoß zu einer möglichen Rückkehr zu G9 machte, unterstützte sie die aktuelle Volksinitiative nicht, wie Table.Briefings erfuhr. Bis zur nächsten Bürgerschaftswahl 2025 wolle man am bestehenden Schulfrieden nicht rütteln. Vera Kraft
Research.Table: Die entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Wissenschafts-Szene. Die Redaktion hat die 100 entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Wissenschafts-Szene ausgewählt. Hier die wichtigsten Persönlichkeiten aus Stiftungen.
Research.Table: Dauerstellen neben der Professur: Bund und Länder erneut im Streit. Das BMBF hat dem Haushaltsausschuss den angeforderten Dauerstellen-Bericht vorgelegt. Ländervertreter sehen darin keinen “weitreichenden inhaltlichen Beitrag”, die Gewerkschaft GEW bemängelt “demonstrative Lustlosigkeit”, die Koalitionspartner reagieren verschnupft. Hier mehr
Correctiv: Förderung von Schulen in armen Kommunen im Startchancen-Programm gefährdet. Das Startchancen-Programm sieht vor, dass sich die Länder für die Verbesserung der Schulausstattung (Säule I) zu 30 Prozent an der Finanzierung beteiligen. Wenn dieser Anteil zugesichert ist, zahlt der Bund die restlichen 70 Prozent. Häufig sind jedoch die Schulträger für die Ausstattung zuständig. In armen Kommunen ist oft unklar, ob sie diesen Eigenanteil leisten können. Dabei benötigen ihre Schüler die Unterstützung am meisten. (Startchancen-Programm: Schulen in armen Kommunen könnten weniger von der Förderung profitieren)
Zeit: Betrug bei der Vermittlung deutscher Ausbildungsplätze. In Vietnam wächst die Zahl dubioser Agenturen, die Ausbildungsplätze in Deutschland vermitteln. Für ihre Dienstleistungen verlangen sie mehrere tausend Euro. Die deutschen Betriebe nutzen teils die hoch verschuldeten und daher meist abhängigen Azubis aus. Viele brechen daher ihre Ausbildung ab und landen in der Illegalität. (20.000 Euro für eine Lehrstelle)
SHZ: Handyverbot an Grundschulen in Schleswig-Holstein. An fast allen 386 Grundschulen in Schleswig-Holstein ist die Nutzung von Handys vollständig untersagt. Nur an neun Schulen dürfen die Geräte bei Bedarf im Unterricht verwendet werden. Die Verbote an den Schulen orientieren sich an einer Empfehlung der dortigen Bildungsministerin Karin Prien. Diese befürchtet, dass ein schulübergreifendes Verbot juristisch nicht zulässig wäre. (Grundschulen in Schleswig-Holstein haben das Handy verbannt)
SZ: Gründe für den Azubimangel. Für viele gesellschaftliche Herausforderungen wie die Energiewende gibt es zu wenige Azubis. Die Zahl der Azubis hat sich zum Beispiel im Baugewerbe mehr als halbiert. Azubis berichten beispielhaft, dass ihre Entscheidung gegen ein Studium von ihrem Umfeld oft als Abstieg abgewertet wurde. Außerdem verdienen Gleichaltrige mit einem direkten Jobeinstieg mehr als Azubis. So erscheint dieser Weg zumindest kurzfristig für viele lukrativer. (“Wir haben keine Leute mehr, die Hand anlegen”)
SZ: Digitaler Schulalltag. Eine bayerische Mittelschullehrerin berichtet von der Digitalisierung an ihrer Schule. Digitales wie Tablets und Smartboard seien dort eine Ergänzung zu anderen anlogen Unterrichtsmethoden und würden diese nicht ersetzen. Die Kinder würden weiterhin viel mit der Hand schreiben. Lern-Apps könnten helfen, auf verschieden leistungsstarke Schüler einzugehen. Individualisierte Aufgaben per App könnten dies eher leisten als Frontalunterricht in einer großen Klasse. (Aus dem Klassenzimmer)
Künstliche Intelligenz hat in der ersten Klasse nichts verloren. Oder? So ganz sicher sind sich Deutschlands Bildungsministerinnen und -minister da nicht. Denn während ihr Beratungsgremium, die SWK, empfiehlt, in Grundschulen weitgehend auf Large Language Models (LLM) zu verzichten, zeigen sich die Bildungsminister diesbezüglich offener.
Auch sonst haben die Bildungsminister recht konkrete Vorstellungen, wie KI in der Schule genutzt werden soll und was das für die Lehrkräfteausbildung und die Prüfungskultur bedeutet. Am kommenden Donnerstag möchten sie eine länderübergreifende Handlungsempfehlung beschließen. Der Entwurf liegt Table.Briefings vorab vor. Wir analysieren für Sie, wie viel Potenzial in dem Papier steckt und was sich sowohl für Schulen als auch digitale Bildungsanbieter ändern könnte.
Was dagegen sicher in den Schulalltag – insbesondere von Grundschulkindern – gehört, ist Sport. Ab 2026 soll der Ganztagsanspruch für Grundschulen gelten. Das heißt: Die Kinder verbringen dann bis zu acht Stunden pro Tag in der Schule. Wie viel Sport in den Ganztagsschulen integriert werden soll, wie stark Sportvereine eingebunden werden und ob es einheitliche Standards geben soll – das ist alles noch unklar. Mein Kollege Thorsten Denkler hat sich die politische Debatte dazu angeschaut.
Ich wünsche Ihnen eine gewinnbringende Lektüre und ein schönes Wochenende.
Ein mit Spannung erwarteter Beschluss-Entwurf für die anstehende Konferenz der Bildungsminister liegt jetzt auf dem Tisch: die länderübergreifenden Handlungsempfehlung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Schule. Table.Briefings liegt das Papier vor (hier zum Download).
Darin befürworten die Länder den Einsatz von KI auch in der Grundschule. Und widersprechen damit der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), dem wissenschaftlichen Beratungsgremium der Bildungsminister, die sich gegen KI in Grundschulen ausgesprochen hat. Den Ländern erscheine “ein weitgehender Verzicht auf KI-Sprachmodelle in der Grundschule und in den ersten Jahren der Sekundarstufe I, wie ihn die SWK empfiehlt, daher erörterungsbedürftig“, heißt es in dem Dokument.
In ihrem Impulspapier hatte die SWK zu Jahresbeginn für diese Jahrgänge den “Fokus auf den systematischen Aufbau von basalen Lese- und Schreibkompetenzen” empfohlen. Und nahegelegt, dass Large Language Models (LLM) wie ChatGPT eher nicht zum Einsatz kommen sollten.
Die Bildungsminister-Konferenz will das vorliegende zehnseitige Papier mit den Empfehlungen zu KI in der Schule am kommenden Donnerstag auf ihrer ersten Sitzung in diesem neuen Format beschließen.
Das Papier der AG KI in der KMK, in der alle 16 Länder vertreten sind, unterstreicht die Chancen, die KI aus Sicht der Länder in der Schule eröffnen kann. Demnach könnten KI-Anwendungen Lehrkräfte “bei der Unterrichtsvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung” entlasten. Das schaffe Freiräume für eine individuelle Förderung von Schülern.
KI biete zudem “vielfältige Möglichkeiten zur Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen”. Dazu zählen automatische Bildbeschreibungen oder die Umwandlung von Texten in leichte Sprache.
Die Länder wollen zudem prüfen, inwieweit sich neben EduCheck digital ein Verfahren etablieren lässt, das die didaktische Qualität von KI-Anwendungen für den Unterricht einordnet. Projekte wie EduCheck digital oder DIRECTIONS nehmen zwar technische Kriterien wie Datenschutz, IT-Sicherheit und Barrierefreiheit in den Blick. Doch eine verlässliche Prüfung der Inhalte digitaler Bildungsangebote steht Schulen bisher nicht zur Verfügung.
Wie sehr die Schulminister bereit sind, sich auf Neues einzulassen, zeigt vor allem das Kapitel zur Prüfungskultur. Die klassische Klausur, in der Wissen einfach wiedergegeben wird, oder auch Aufsätze, die zuhause geschrieben werden, werden im KI-Zeitalter so nicht mehr funktionieren.
Bei der Frage, ob Prüfungen KI-fest sind, geht es längst nicht nur ums Schummeln. Die Leistungsnachweise sollen stärker zur digitalen Realität der Schüler passen. Die Minister rufen deshalb förmlich zum Experimentieren mit neuen Prüfungsformaten auf: ob hilfsmittelgestützt, kollaborativ oder dialogisch – alles ist denkbar.
Einig sind sich die Länder auch darin, dass ein allgemeines Verbot von KI bei Hausarbeiten “weder zielführend, wünschenswert noch durchhaltbar ist”. Stattdessen brache es neue Absprachen, wie sich KI einsetzen und kennzeichnen lässt.
Klar ist: Damit KI sinnvoll im Unterricht und in Prüfungen zum Einsatz kommen kann, braucht es Lehrerinnen und Lehrer, die sich damit auskennen. Fähigkeiten im Umgang mit KI sollten daher fest in alle drei Phasen der Lehrkräftebildung integriert werden. Dafür wollen die Bildungsminister – analog zu den Prüfungen von Schülern – überdenken, wie die Leistungsnachweise in der Lehrerausbildung zeitgemäß gestaltet werden können.
Damit kontinuierliches Lernen auch im Schuldienst möglich ist, geloben die Schulminister, den Lehrkräften “die notwendigen Ressourcen und Freiräume” für Fortbildungen zur Verfügung zu stellen.
Besonders in den technisch Fragen der KI scheinen die Bildungsminister auf länderübergreifende Zusammenarbeit zu setzen. Mit gemeinsamen Digitalpakt-Projekten soll Schluss gemacht werden mit KI-Insellösungen an den Schulen.
Sie streben laut dem Entwurf an, “zeitnah eine ländergemeinsame Schnittstellenlösung zum datenschutzkonformen und kostenfreien Zugang zu LLM” für Schulen bereitzustellen. Schulen und Schulträger soll damit die Unsicherheit genommen werden, ob sie eine bestimmte KI-Anwendung datenschutzkonform nutzen können.
Die Bildungsminister tagen am Donnerstag zum ersten Mal in neuer Form – ohne Wissenschaftsminister. Die konstituierende Sitzung der Wissenschafts-MK ist für den 21. November terminiert. Eine eigenständige Kultur-MK gibt es seit 2019.
Auf der vorläufigen Tagesordnung der ersten Bildungsministerkonferenz, die um 12 Uhr im KMK-Sekretariat beginnt, steht auch ein Gespräch mit Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Sollte es dazu kommen, dürfte der umstrittene Digitalpakt II das bestimmende Thema sein.
Die Zeit rennt, ab 2026 wird deutschlandweit der Ganztagsbetrieb an Grundschulen ausgerollt. Bis 2029 soll die Umstellung vollendet sein. So viel, so unsicher.
So ganz genau weiß nämlich noch niemand, was eigentlich die Kinder erwartet, wenn sie ab Beginn des Schuljahres 2026/2027 ein Drittel ihres Tages in der Schule verbringen werden. Eine der vielen offenen Fragen lautet: Wie sieht es mit Bewegung aus, mit Sport im weitesten Sinne?
Erst langsam beginnt sich die Politik auch im Bund mit der Frage zu beschäftigen. Etwa vergangenen Mittwoch im Sportausschuss des Bundestages. Auf der Tagesordnung eine Anhörung zum Komplex: “Situation des Schulsports infolge der Einführung des Ganztags, Kooperation von Schulen und Vereinssport sowie frühkindliche Sportförderung in der Kita”.
Zur Berichterstattung eingeladen waren der Deutsche Sportlehrerverband (DSLV), die Deutsche Turnjugend (DTJ), ein Vertreter der Kultusministerkonferenz (KMK) und – als Ratgeber aus der Praxis – die Sportvereinigung Böblingen.
Die wenig überraschende gemeinsame Erkenntnis hat in der Anhörung DSLV-Präsident Daniel Möllenbeck vorgetragen: Vor dem Hintergrund bekannter Probleme wie Bewegungsmangel, Übergewicht oder sozialer Ungleichheit sei es “unerlässlich, eine tägliche Sportstunde oder zumindest aber eine tägliche Bewegungs-, Spiel- und Sportstunde parallel zum schulischen Ganztagsausbau mitzudenken”.
Er rennt damit erstmal offene Türen ein.
Jasmina Hostert sitzt als Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion sowohl im Sport- als auch im federführenden Familienausschuss des Bundestages. Sie sagt Table.Briefings: “Die Kinder werden bald acht Stunden des Tages in der Schule verbringen. Darum müssen wir die Schule als Lebensraum begreifen, in dem die Kinder lernen, spielen und Spaß haben. Der Sport wird da eine wichtige Rolle einnehmen müssen.”
Der sportpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Mayer, pflichtet noch aus einem anderen Grund bei: “Wenn wir die Ganztagsschule flächendeckend haben, werden die Sportvereine vor dem Problem stehen, wie sie eigentlich noch Kinder und Jugendliche nach einem langen Schultag in die Vereine locken wollen.” Auch darum müssten sie alles daran setzen, die Sportvereine in die Schulen zu holen.
Diese seien aus seiner Sicht offen dafür. Es müssten zwar noch viele Detailfragen geklärt werden. Wer haftet etwa, wenn etwas passiert. Aber das, sagt Mayer, “ist alles lösbar”. Der nächste Etappenschritt soll jetzt sein, dass Bund und Länder sich auf gemeinsame Standards für die Ganztagsschule verständigen. Der Prozess sei angeblich in vollem Gange, heißt es.
Das Familienministerium ist hier auf Bundesseite federführend. Auf Länderseite koordiniert der Stuttgarter Ministerialdirektor Daniel Hager-Mann die Interessen der Kultusministerkonferenz. Er ist Vorsitzender der KMK-Kommission Sport.
Geht es nach der SPD-Sportpolitikerin Hostert steht am Ende ein “bundeseinheitlicher, verbindlicher Qualitätsrahmen von Bund und Ländern”, in dem sich Länder und Kommunen “mit ihren sehr unterschiedlichen Gegebenheiten wiederfinden können”.
Dass der Bund da ein Wörtchen mitreden will, liegt wie so oft am Geld. Das Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) ist im Oktober 2021 verabschiedet worden. Die Länder bekommen darüber stufenweise aufsteigend ab 2026 und dauerhaft ab 2030 bis zu 1,3 Milliarden Euro jährlich, um den Ganztagsanspruch umzusetzen. Zusätzlich stellt der Bund bis 2027 knapp drei Milliarden Euro für Investitionen bereit.
Aus der Sicht der KMK ein wenig hinreichendes Argument. “Wir sind über die KMK eigentlich ganz gut aufgestellt“, sagt Hager-Mann. Die Vorbereitungen in den Ländern liefen gut, in Baden-Württemberg etwa sei der Landessportbund eng eingebunden. Das sei auch in anderen Ländern der Fall.
Eine weitere offene Flanke in dem Großvorhaben Ganztag ist die Sport-Evaluation. Es gibt wenig bis keine Daten darüber, wie es um den Sportunterricht oder um gleichwertige Angebote an den Schulen im Land bestellt ist. Philipp Hartewig, FDP-Obmann im Sportausschuss, sagt in der Anhörung: “Kein einziges Land erfasst überhaupt ausgefallene Sportstunden.”
Es gebe auch keine Zahlen dazu, wie viele Sportlehrkräfte es gibt und wie viele fehlen. Dass die Datenlage im Bereich des Schulsports schlecht ist, hatte Sportlehrer-Präsident Möllenbeck noch im Juli im Interview mit Table.Briefings so kommentiert: “Das fehlende Steuerungswissen ist skandalös.”
Dennoch ist klar, dass die Schulen aus eigener Kraft kaum in der Lage sein werden, den Ganztagskindern ein ausreichendes Bewegungsangebot zu machen. “Vereine müssen die Chance erkennen, was dieser Ganztag bietet”, sagt Sportlehrer-Präsident Möllenbeck. Er sieht es wie der CSU-Abgeordnete Mayer: Das Ganztagsangebot sei für die Vereine “eine riesige Chance, in die Schulen zu kommen”.
Zum Download finden Sie hier die Dokumente zur Sitzung des Sportausschusses vom 25.09.2024:
Die Bundesregierung will nicht dauerhaft Geld für die Umsetzung des Kita-Qualitätsgesetzes (KiQuTG) bereitstellen. Das geht aus der Gegenäußerung der Bundesregierung zur Stellungnahme des Bundesrats vom 27. September hervor, die Table.Briefings vorliegt.
Wörtlich heißt es in dem Papier: “Die Bundesregierung lehnt die vom Bundesrat geforderte Verstetigung und Dynamisierung der Finanzierungsbeteiligung des Bundes ab.”
Aus Sicht der Bundesregierung liege die Kindertagesbetreuung “in der verfassungsrechtlichen Zuständigkeit der Länder“. Der Bund werde hier lediglich “unterstützend” tätig. Die Förderung komme daher nur “befristet in Betracht”. Die Regierung weist darauf hin, dass dafür der Schlüssel zur Verteilung der Umsatzsteuer bis 2026 zu Lasten des Bundes geändert werde. In den Jahren 2025 und 2026 fließen so jeweils etwa zwei Milliarden Euro an die Länder.
Perspektivisch soll das Kita-Qualitätsgesetz in ein Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards überführt werden, heißt es in der von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Familienministerin Lisa Paus (Grüne) versandten Gegenäußerung. Als Prüfauftrag will die Bundesregierung lediglich die Empfehlung der Länder aufnehmen, die Stichtagsregelung für die Bundesförderung neuer Projekte nach dem Kita-Qualitätsgesetz (KiQuTG) vom 1. Januar 2025 auf den 1. Januar 2023 vorzuverlegen.
Die Länder hatten angemerkt, mit dem Stichtag 1. Januar 2025 fielen etwa in Nordrhein-Westfalen Sprach-Kitas nicht unter eine Qualitätsverbesserung nach dem Kita-Qualitätsgesetz, wenn sie bereits aus einem Bundesprogramm Geld bekommen. Sprach-Kitas in anderen Ländern könnten dagegen sehr wohl auf Förderung hoffen. Diese Ungleichbehandlung erscheine mit Blick auf das Ziel bundesweiter Standards “inkonsistent” und sollte “überdacht werden”. Thorsten Denkler
Die Gegenäußerung der Bundesregierung finden Sie hier.
Die Stellungnahme des Bundesrats finden Sie hier.
Damit mehr Geflüchtete einen Ausbildungsplatz finden, brauchen sie mehr kontinuierliche Unterstützung. Das geht aus neuen Empfehlungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, kurz: Deutscher Verein, hervor (zum Download).
Der Deutsche Verein ist in der sozialen Arbeit der zentrale Zusammenschluss der kommunalen und staatlichen Verwaltung und der Freien Wohlfahrtspflege. Mitglieder sind etwa der Deutsche Städtetag und der Paritätische Wohlfahrtsverband.
Der Verein empfiehlt “eine zeitlich durchgehende Beratung und Begleitung“, von der Vorbereitung auf eine Berufsausbildung bis zum Übergang in eine Beschäftigung.
Der Deutsche Verein empfiehlt unter anderem:
Für Imre Stetter-Karp, Präsidentin des Deutschen Vereins, ist ein “chancenorientierter Ansatz” wichtig. Sie sagt: “Viele Geflüchtete bringen Motivation, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen mit, haben Verbindungen in migrantische Communities, zeigen oft hohe Betriebstreue und bringen neue Perspektiven ein.” Anna Parrisius
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Die Volksinitiative G9 Hamburg konnte nicht genug Unterschriften für ein Volksbegehren sammeln. 45.500 Menschen unterstützten den Vorschlag, an Gymnasien ein weiteres Jahr zum Lernen einzuführen. Nötig gewesen wären 67.000 Unterschriften. Wäre die Initiative erfolgreich gewesen, hätte sie parallel zu den Bürgerschaftswahlen 2025 oder der Bundestagswahl 2025 einen verbindlichen Volksentscheid beantragen können.
Die Initiatoren bewerten ihre Initiative dennoch als Erfolg: Mit dem Sammeln von Stimmen hätte man eine Qualitätsdebatte angestoßen, die noch lange nicht vorbei sei. Und überhaupt: Grund für das Scheitern ist ihnen zufolge nicht eine mangelnde Zustimmung zu G9, sondern zu hohe Anforderungen an das Volksbegehren. Auch hätte die Schulbehörde beispielsweise untersagt, an Schulen über die Initiative zu informieren.
Die Kritik, politische Teilhabe einzuschränken, weist man in der Schulbehörde entschieden zurück. Diskussionen werden keineswegs unterbunden, sagte ein Sprecher. Allerdings müssten Schulen bei Volksinitiativen und -begehren Neutralität wahren. In den Schulen selbst dürfe man daher keine Unterschriften sammeln.
In der Schulbehörde ist man derweil froh, dass die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium vorerst vom Tisch ist. “Es ist gut, dass das seit vielen Jahren etablierte, anerkannte und erwiesenermaßen erfolgreiche Hamburger Schulsystem so erhalten bleibt”, sagte ein Sprecher.
Bereits zu Beginn der Initiative Anfang September teilte die Behörde Table.Briefings mit: Es gebe keinen Grund, den 2010 beschlossenen Schulfrieden aufzukündigen und sich in “endlosen und fruchtlosen Schulstrukurdebatten” zu verstricken. Diese Meinung teilt auch die oppositionelle CDU-Fraktion. Obwohl diese 2019 selbst einen Vorstoß zu einer möglichen Rückkehr zu G9 machte, unterstützte sie die aktuelle Volksinitiative nicht, wie Table.Briefings erfuhr. Bis zur nächsten Bürgerschaftswahl 2025 wolle man am bestehenden Schulfrieden nicht rütteln. Vera Kraft
Research.Table: Die entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Wissenschafts-Szene. Die Redaktion hat die 100 entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Wissenschafts-Szene ausgewählt. Hier die wichtigsten Persönlichkeiten aus Stiftungen.
Research.Table: Dauerstellen neben der Professur: Bund und Länder erneut im Streit. Das BMBF hat dem Haushaltsausschuss den angeforderten Dauerstellen-Bericht vorgelegt. Ländervertreter sehen darin keinen “weitreichenden inhaltlichen Beitrag”, die Gewerkschaft GEW bemängelt “demonstrative Lustlosigkeit”, die Koalitionspartner reagieren verschnupft. Hier mehr
Correctiv: Förderung von Schulen in armen Kommunen im Startchancen-Programm gefährdet. Das Startchancen-Programm sieht vor, dass sich die Länder für die Verbesserung der Schulausstattung (Säule I) zu 30 Prozent an der Finanzierung beteiligen. Wenn dieser Anteil zugesichert ist, zahlt der Bund die restlichen 70 Prozent. Häufig sind jedoch die Schulträger für die Ausstattung zuständig. In armen Kommunen ist oft unklar, ob sie diesen Eigenanteil leisten können. Dabei benötigen ihre Schüler die Unterstützung am meisten. (Startchancen-Programm: Schulen in armen Kommunen könnten weniger von der Förderung profitieren)
Zeit: Betrug bei der Vermittlung deutscher Ausbildungsplätze. In Vietnam wächst die Zahl dubioser Agenturen, die Ausbildungsplätze in Deutschland vermitteln. Für ihre Dienstleistungen verlangen sie mehrere tausend Euro. Die deutschen Betriebe nutzen teils die hoch verschuldeten und daher meist abhängigen Azubis aus. Viele brechen daher ihre Ausbildung ab und landen in der Illegalität. (20.000 Euro für eine Lehrstelle)
SHZ: Handyverbot an Grundschulen in Schleswig-Holstein. An fast allen 386 Grundschulen in Schleswig-Holstein ist die Nutzung von Handys vollständig untersagt. Nur an neun Schulen dürfen die Geräte bei Bedarf im Unterricht verwendet werden. Die Verbote an den Schulen orientieren sich an einer Empfehlung der dortigen Bildungsministerin Karin Prien. Diese befürchtet, dass ein schulübergreifendes Verbot juristisch nicht zulässig wäre. (Grundschulen in Schleswig-Holstein haben das Handy verbannt)
SZ: Gründe für den Azubimangel. Für viele gesellschaftliche Herausforderungen wie die Energiewende gibt es zu wenige Azubis. Die Zahl der Azubis hat sich zum Beispiel im Baugewerbe mehr als halbiert. Azubis berichten beispielhaft, dass ihre Entscheidung gegen ein Studium von ihrem Umfeld oft als Abstieg abgewertet wurde. Außerdem verdienen Gleichaltrige mit einem direkten Jobeinstieg mehr als Azubis. So erscheint dieser Weg zumindest kurzfristig für viele lukrativer. (“Wir haben keine Leute mehr, die Hand anlegen”)
SZ: Digitaler Schulalltag. Eine bayerische Mittelschullehrerin berichtet von der Digitalisierung an ihrer Schule. Digitales wie Tablets und Smartboard seien dort eine Ergänzung zu anderen anlogen Unterrichtsmethoden und würden diese nicht ersetzen. Die Kinder würden weiterhin viel mit der Hand schreiben. Lern-Apps könnten helfen, auf verschieden leistungsstarke Schüler einzugehen. Individualisierte Aufgaben per App könnten dies eher leisten als Frontalunterricht in einer großen Klasse. (Aus dem Klassenzimmer)