Table.Briefing: Bildung

Hybride Berufsschulen + digitale Zusammenarbeit + BMK schaut auf Schulleitungen

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute um 10.30 Uhr wollen BMBF und KMK in der Bundespressekonferenz eine gemeinsame Erklärung zum Digitalpakt II abgeben. Den Text – Stand gestern – können Sie hier nachlesen. Es klingt nach einem versöhnlichen Jahresausklang, der sich schon am vergangenen Samstag abzeichnete. Aber der Zusatz darf nicht fehlen: Mehr als eine Absichtserklärung ist es unterm Strich nicht.

Dass den Worten zur Digitalisierung der Schulen in Deutschland im neuen Jahr Taten folgen müssen, zeigt beispielhaft die Recherche von Sandra Hermes. Denn bundesweit ist der Hybridunterricht an beruflichen Schulen, für den ein Teil der Lerngruppe vor Ort und der andere digital zugeschaltet ist, keine Seltenheit mehr. Welche Bundesländer hier vorangehen und welche Hybridunterricht eher als Notlösung für Ausnahmesituationen sehen, lesen Sie in der Analyse.

Welche bildungspolitischen Themen die Länder noch verfolgen – in mehr oder weniger großer Einigkeit -, wird sich heute während der zweiten Bildungs-MK in Berlin zeigen. Den Entwurf eines “Orientierungsrahmens für die Qualifizierung von Schulleitungen” stellt Ihnen mein Kollege Thorsten Denkler schon in dieser Ausgabe vor. Über den Rest informieren wir Sie heute Nachmittag.

Einen guten Start ins Wochenende,

Ihr
Holger Schleper
Bild von Holger  Schleper

Analyse

Hybridunterricht: Wie verbreitet das Distanzlernen in Berufsschulen ist

Lehrermangel, lange Anfahrtswege und die drohende Schließung zu kleiner Klassen in Mangelberufen machen vielen Berufsschulen zu schaffen. In einigen Ländern ist die Schließung ganzer Berufsschulen geplant. Der in der Corona-Pandemie geprobte Distanzunterricht könnte die Problemlage entschärfen. In einer Abfrage von Table.Briefings in den 16 Bundesländern zeigt sich, dass die Mehrheit der Länder die Rahmenbedingungen für Hybridunterricht (ein Teil der Lerngruppe ist vor Ort, der andere digital zugeschaltet) in den beruflichen Schulen bereits geschaffen hat. Die praktische Umsetzung aber befindet sich in sehr unterschiedlichen Stadien.

Regelhafter Hybridunterricht in sechs Ländern möglich

In Niedersachsen ist Hybridunterricht bereits seit 2021 regelhaft möglich, in Schleswig-Holstein und Brandenburg seit 2024 (landesweite Umsetzung erst ab 2025). Beide Bundesländer testen die neue Unterrichtsform außerdem an Projektschulen. In Hessen (seit 2021) und Rheinland-Pfalz (seit 2024) können Berufsschulen auf Antrag hybrid unterrichten. Je drei Schulen machen davon derzeit Gebrauch.

In Nordrhein-Westfalen ist Hybridunterricht durch die Änderung der Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs seit dem Schuljahr 2024/25 möglich. Schulen müssen ihre Unterrichtskonzepte dazu lediglich bei der Bezirksregierung anzeigen. 2023/2024 haben dies 130 Schulen getan, hieß es aus dem Schulministerium. 

Blended-Learning-Ansatz breitet sich aus

In Sachsen wird Hybridunterricht derzeit weder realisiert noch geplant. Hamburg, Berlin und Sachsen-Anhalt haben derzeit zwar noch keine gesetzliche Grundlage für regelhaften Distanzunterricht an Berufsschulen. In diesen drei Ländern laufen aber aktuell Pilotprojekte, die nach der jeweiligen Evaluierung die Grundlage für eine spätere Einführung bilden sollen.

Dabei seien die Beteiligten ausdrücklich eingeladen, innovative Ideen zu wagen und in kleinen, schnellen Entwicklungszyklen zu erproben, teilte die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie mit. “Feedbacks von Lernenden und anderen Stakeholdern werden so schnell in den Entwicklungsprozess aufgenommen.” An dem Projekt “Blending4Futures” sind neun Berliner Oberstufenzentren (OSZ) beteiligt. In Sachsen-Anhalt nimmt am Landesmodellprojekt “Blended Learning an Berufsbildenden Schulen” fast die Hälfte der berufsbildenden Schulen teil.

Unter Blended Learning wird dabei nicht nur eine Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht verstanden. Ziel sei es, das “,Beste aus zwei Welten’ didaktisch durchdacht und kompetenzorientiert zu verbinden”, erklärt die Berliner Senatsverwaltung – ganz gleich, ob digitale Elemente nun im Präsenz- oder Distanzunterricht oder in verpflichteten Selbstlerneinheiten integriert werden.

Bayern: Hybridunterricht nur in Ausnahmesituationen

In Mecklenburg-Vorpommern ist Distanzunterricht gesetzlich nur in pandemischen Notlagen vorgesehen. Mit der Schulgesetznovelle sei aber geplant, Hybridunterricht künftig als Ergänzung zum Präsenzunterricht zu ermöglichen, so ein Sprecher des Ministeriums. In fünf Bundesländern liegen die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Realisierung von Distanzunterricht zwar vor, werden aber derzeit nicht regulär genutzt.

Es handelt sich um Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Bremen und das Saarland. Bayern sieht den Distanzunterricht für die beruflichen Schulen vor allem als Instrument, um Schulen robust gegenüber Unterrichtsausfall aufgrund von Ausnahmesituationen zu machen. Bremen und das Saarland gaben auf Nachfrage von Table.Briefings an, dass die Wege zu den Berufsschulen in ihren Ländern so gering seien, dass eine Einrichtung von Hybridunterricht nicht notwendig sei.

GEW: Kein Unterrichtsformat gegen Lehrermangel

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht neben den Vorteilen kürzerer Wege und dem Erhalt von Klassen und Schulstandorten auch eine Reihe von Nachteilen. Ralf Becker, GEW-Vorstand für den Bereich berufliche Bildung und Weiterbildung, widerspricht dem Standpunkt vieler Bildungspolitiker, dass Hybridunterricht ein Mittel gegen Lehrermangel sei. “Auch Hybridunterricht müssen Lehrkräfte machen”, so Becker.

Außerdem weist er auf die häufig schlechte technische Ausstattung in Schulen, bei Auszubildenden und in den Betrieben hin. Schließlich müssten die Azubis auch in den Betrieben einen Raum und ein digitales Endgerät haben, um an den Berufsschultagen von dort aus am Hybridunterricht teilnehmen zu können. Weitere Mängel sieht Becker in der Weiterbildung der Lehrkräfte. Darüber hinaus könne er sich Hybridunterricht in Berufen, in denen es darum gehe, die Dinge im Wortsinn begreifen zu müssen, schwer vorstellen. “Hybridunterricht für angehende Köche ist schwierig.” Distanzunterricht sei daher immer nur als Ergänzung denkbar, betont Becker.

Länder setzen unterschiedliche Grenzen für den Umfang

Die Stimmen aus den Ländern beschreiben es ähnlich. Alle Länder, die Hybridunterricht anbieten oder künftig planen, teilten auf Anfrage mit, dass der Umfang des Distanzunterrichts in Anlehnung an die KMK-Empfehlung begrenzt bleibt. In den meisten Bundesländern dürfen 50 Prozent nicht überschritten werden. In Nordrhein-Westfalen liegt die Grenze bei 40, in Schleswig-Holstein bei 33 und in Niedersachsen bei 30 Prozent des Unterrichts. “Der Präsenzunterricht muss den ergänzenden Distanzunterricht überwiegen und bleibt die Regel”, heißt es aus Brandenburg.

Einige Länder haben den Hybridunterricht noch an zusätzliche Voraussetzungen geknüpft. In Hessen müsse verpflichtend ein pädagogisch-didaktisches Konzept vorgelegt werden, so ein Sprecher. Außerdem müssten die Schulen sicherstellen, dass digitale Endgeräte zur Verfügung stehen und ein Internetzugang vorhanden sei. In NRW ist Distanzunterricht im Fach Sport und Gesundheitsförderung sowie im fachpraktischen Unterricht unzulässig.

In Rheinland-Pfalz darf Hybridunterricht erst ab dem zweiten Ausbildungsjahr angewendet werden. “Im ersten Ausbildungsjahr sollen digital gestützte Unterrichtsorganisationsformen im Präsenzunterricht geübt werden”, so ein Sprecher. Eine Regelung, die dem Standpunkt der GEW entgegenkommt. Becker plädiert dafür, dass die Azubis zunächst die Chance haben, sich als Lerngruppe zu finden und ihre Lehrkräfte persönlich kennenzulernen. “Eine pädagogische Beziehung muss in Präsenz aufgebaut werden”, so der gelernte Berufsschullehrer. Sandra Hermes

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Standpunkt

Future Skills: Wie digitale Zusammenarbeit in der Bildung gelingt

Jöran Muuß-Merholz stellte im November sein Buch “Digitale Zusammenarbeit 4.0” vor. Es soll eine Gebrauchsanleitung für digitale Zusammenarbeit liefern.

Von Jöran Muuß-Merholz

Der Bildungsbereich, insbesondere die Schule, hat ein seltsames Verhältnis zum Thema Zusammenarbeit. Es ist geprägt von Widersprüchen und Unklarheiten:

  • Einerseits gilt Zusammenarbeit als herausragend wichtig und wird manchmal fast wie eine moralische Frage behandelt – andererseits leben wir diese Zusammenarbeit wenig und an zentralen Stellen verbieten wir sie sogar. 
  • Einerseits halten wir Zusammenarbeit für einen Teil der “Future Skills” oder der “21st Century Skills” – andererseits wissen wir wenig darüber, wie Zusammenarbeit prinzipiell und praktisch funktioniert. 
  • Einerseits verbinden wir Zusammenarbeit mit einer “Kultur der Digitalität” – andererseits gestalten wir mit digitalen Medien vor allem individualisierte Arbeitsformen. 
  • Einerseits verlangen wir Zusammenarbeit von den Lernenden – andererseits haben wir als Erwachsene das System Schule nach dem Prinzip “Alleinarbeiten” organisiert.

Zusammenarbeit als Future Skill

So eine Uneindeutigkeit ist heute schwer zu vermitteln. Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Zusammenarbeit gehört zu den sogenannten “Future Skills” und ist Teil der 4Ks der “21st Century Skills” : Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und eben Kollaboration, Zusammenarbeit. 

Am Beispiel der 4Ks lässt sich veranschaulichen, wie unterbelichtet das Thema Zusammenarbeit weiterhin ist. Über drei der vier Ks haben wir nicht erst seit dem 21. Jahrhundert ein solides Wissen:

  • Kreativität baut immer auf bestehendem Wissen auf (Brandt & Eagleman 2017). 
  • Kritisches Denken ist eine Denk- und Arbeitsweise mit festgelegten Prinzipien und nicht nur eine “Haltung” (von Dewey bis Facione). 
  • Und über Kommunikation haben wir nicht zuletzt anlässlich der digitalen Transformation viel debattiert und gelernt. 

Doch zum Thema Kollaboration, Zusammenarbeit, zumal unter digitalen Vorzeichen, ist das Fundament dünn. Im pädagogischen Bereich haben wir über Zusammenarbeit als Lernmethode mehr Wissen als über die grundsätzlichen Prinzipien und Praktiken von Kollaboration.

Digital-individualisiert

Die “Kultur der Digitalität” nach Stalder besteht aus drei Eigenschaften: Referentialität, Gemeinschaftlichkeit, Algorithmizität. Diese werden häufig zu einer Forderung zusammengefasst: “Es braucht mehr digitale Zusammenarbeit!” Doch wie diese Zusammenarbeit aussehen soll, bleibt meist ungeklärt. Hinzu kommt: Jenseits einzelner Ausnahmen werden digitale Medien für das Lernen eher für Individualisierung denn für Verbindungen eingesetzt.

In der heutigen Arbeitswelt lassen sich in puncto Zusammenarbeit zwei Extreme beobachten. Auf dem einen Ende der Skala wird Zusammenarbeit als tragende Säule eines Paradigmenwechsels definiert. Gefordert wird eine “Kultur des Teilens”, denn: “Teamwork makes the Dream work”. Im anderen Extrem gibt es eine Ansammlung detaillierter “Hacks” wie “25 neue Methoden für agile Zusammenarbeit”. 

Was verändert die digitale Transformation?

Zwischen den großen Visionen und kleinen Tipps fehlt oft die Substanz. Es mangelt an Prinzipien und Praktiken zur Gestaltung von digitaler Zusammenarbeit. Was unterscheidet digitale von analoger Zusammenarbeit? Wie lässt sich das Spannungsfeld zwischen Zusammenarbeit und Arbeitsteilung gestalten? Und wie können digitale Tools, etwa gemeinsame Dokumente oder Kalender, Aufwand reduzieren statt erhöhen?

Diese Fragen mögen banal erscheinen, haben aber weitreichende Folgen. Im papierbasierten Zeitalter war Zusammenarbeit durch physische Einschränkungen geregelt: Wer die Unterlagen hatte, war zuständig. Im digitalen Zeitalter stehen Inhalte in der Cloud dagegen jederzeit und allen zur Verfügung. Auch die Kommunikation dazu kann technisch ohne Zeitverzug stattfinden. Unter diesen Bedingungen müssen Zuständigkeiten, Absprachen und Arbeitsteilungen neu definiert werden, um Fehler, Lücken oder Doppelungen zu vermeiden.

Digitale Zusammenarbeit erfordert mehr Vereinheitlichung, Absprachen und Standards. Wenn mehrere Personen dieselben Dateien nutzen, ist es beispielsweise hilfreich, wenn sie sich auf gemeinsame Ordnungen, Namen und Verfahren einigen. Spannend ist hier auch die Rolle Künstlicher Intelligenz, da diese die Zusammenarbeit zunehmend aktiv mitgestaltet.

Zusammenarbeit in Schule vorleben

Die digitale Transformation offenbart ein Spannungsfeld rund um das Thema Zusammenarbeit, das, wie eingangs erläutert, insbesondere im Bildungsbereich von starken Widersprüchlichkeiten geprägt ist. Bislang ist in Schulen noch Alleinearbeiten – für Schüler wie Lehrkräfte – der Standard.

Angesichts der großen Herausforderungen in Gesellschaft und Schule sind wir aber dringend auf bessere Zusammenarbeit angewiesen. Zweifelsohne brauchen wir eine “Kultur des Teilens”. Aber sie kommt nicht alleine über Appelle und Tool-Trainings. Eine “Kultur des Teilens”  braucht ein “Handwerk des Teilens”, bestehend aus einem gemeinsamen Wissen über die Prinzipien und geteilten Standards über die Praktiken von (digitaler) Zusammenarbeit. Wenn wir Erwachsene das besser verstehen und gestalten lernen, können wir es auch den Schülerinnen und Schülern vorleben und beibringen.

Jöran Muuß-Merholz ist Diplom-Pädagoge mit Schwerpunkt auf Innovationen im Bereich Lernen, Arbeiten und Technologie. Er ist Co-Geschäftsführer der Agentur “J&K – Jöran und Konsorten”, die als Think-and-Do-Tank nicht nur an zukunftsorientierten Themen arbeitet, sondern auch zeitgemäße Arbeitsformen erforscht und praktiziert. Im November veröffentlichte Muuß-Merholz den Management-Ratgeber “Digitale Zusammenarbeit 4.0 – die Gebrauchsanleitung!”.

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News

Neuer Qualitätsrahmen: Was die BMK von Schulleitungen verlangt

Die Bildungsminister der Länder werden an diesem Freitag auf ihrer zweiten Konferenz erstmals einen Orientierungsrahmen für die Qualifizierung von Schulleitungen beschließen. Der Rahmen, der Table.Briefings als Entwurf vorliegt, definiert das Aufgabenspektrum von Schulleitungen und die Voraussetzungen, die Schulleiter für ihren Job erfüllen sollten.

Die BMK umreißt dafür auf 45 Seiten sechs Aufgabenfelder, die wir in dieser Grafik aufbereitet haben: 

Jedem Aufgabenfeld werden jeweils fünf spezifische Ziele zugeordnet

  • Zum Aufgabenbereich eins etwa gehört das Ziel: “Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von guter Schule unter standortbezogenen Rahmenbedingungen”. 
  • Im Aufgabenfeld zwei findet sich das Ziel: “Reflexion der eigenen Rolle als Führungskraft sowie situationsgerechter Einsatz der Führungskompetenzen”. 
  • Dem Aufgabenfeld sechs ist das Ziel “Sicherstellung eines ordnungsgemäßen Dokumentationsmanagements” zugeordnet. 

Eine Voraussetzung für gute Schulleitung sei, eine “wirksame Haltung” der Schulleitungen ihrer Aufgabe gegenüber, heißt es im Entwurf. Grundlage dieser Haltung müsse eine Art inneres Bekenntnis zu pädagogischen Leitungsgrundsätzen sein. Dazu zählten: Ziel- und Ergebnisorientierung, Stärkenorientierung, Gestaltungs- und Innovationsorientierung, Partizipationsorientierung, Vertrauensorientierung und eine positive Einstellung.

Wie aus der BMK zu hören ist, sollen Schulaufsichten dazu übergehen, die Besetzung von Schulleitungspositionen an diesem Orientierungsrahmen auszurichten. Die Anforderungen an eine Schulleitung seien zum Teil gänzlich andere, als die an eine Lehrkraft. Dies werde mit dem Qualitätsrahmen deutlich gemacht. Thorsten Denkler

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KMK: Bis wann die Strukturreform abgeschlossen sein soll

Einstimmig hat die Kultusministerkonferenz (KMK) gestern beschlossen, wie die Strukturreform im Detail aussehen soll. Unter dem Dach der KMK wird es künftig – wie berichtet – drei eigenständige Konferenzen geben: die Bildungs-MK, die Wissenschafts-MK und die Kultur-MK. An der Spitze der jeweiligen Fachkonferenz wird ab dem neuen Jahr eine Präsidentin oder ein Präsident stehen. Gemeinsam bilden sie den Vorstand der KMK.

Die von der KMK selbst angestoßene Reform werde Entscheidungswege verkürzen, kündigte die noch amtierende KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot (SPD) an. Bis zum März 2025 soll die Neuordnung der Gremienstruktur abgeschlossen sein. Streichert-Clivot erklärte, dass es mittlerweile etwa 200 Gremien gäbe. Seit der Bestandsaufnahme der Unternehmensberatung Prognos Ende 2023, die insgesamt 177 Fachrunden gezählt hatte, sind also weitere hinzugekommen. In den kommenden drei Monaten soll ihre Zahl deutlich sinken.

Eine Änderung gab es auf den letzten Verhandlungsmetern noch für die Verwaltungskommission. Dieses einflussreiche Gremium soll die Minister künftig mit der Übernahme administrativer und operativer Aufgaben entlasten, indem es die Arbeit des KMK-Sekretariats “begleitet und unterstützt”, heißt es vonseiten der KMK. Es wird nicht aus fünf, sondern aus sechs Staatssekretärinnen und Staatssekretären bestehen – aus jeder Fachkonferenz zwei. Zuvor hatte es geheißen, dass die Kultur-MK mit nur einer Person vertreten sei. Der KMK-Generalsekretär und seine Vertretung sind ständige, nicht-stimmberechtigte Gäste. Holger Schleper

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Bildungsfinanzierung: So stark sind die kommunalen Ausgaben gewachsen

Die Bildungsausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden sind 2023 auf gut 185 Milliarden Euro gestiegen. Nominal, also nicht preisbereinigt, sind das knapp acht Milliarden Euro mehr als 2022. Das geht aus dem Bericht “Bildungsausgaben der öffentlichen Haushalte” hervor, den das Statistische Bundesamt gestern veröffentlichte. 

Ein genauerer Blick in die Tabellen offenbart, dass die Ausgaben der Länder und Gemeinden angestiegen sind, während die des Bundes zurückgingen. So gaben die Länder im vergangenen Jahr 126 Milliarden Euro aus. Verglichen mit dem Vorjahr ist das ein Anstieg um etwa vier Milliarden Euro oder drei Prozent. Deutlich größer fiel der Zuwachs bei den Kommunen aus. Er lag gegenüber 2022 bei elf Prozent – ein Anstieg um gerundete fünf Milliarden auf knapp 47 Milliarden Euro. 

Die Bildungsausgaben des Bundes lagen hingegen mit knapp zwölf Milliarden Euro laut Bericht im vergangenen Jahr 0,9 Milliarden Euro oder sieben Prozent unter dem Vorjahreswert. Dies sei auch auf “niedrigere Zuweisungen an das Sondervermögen für den Digitalpakt Schule im Berichtsjahr 2023 zurückzuführen”, heißt es im Bericht. Der Mittelabfluss aus dem Sondervermögen mit einem Volumen von fünf Milliarden Euro schwankte von Jahr zu Jahr. Der Pakt galt von 2019 bis 2024.

Länder tragen fast 70 Prozent der öffentlichen Bildungsausgaben

Die Länder tragen mit fast 70 Prozent den größten Teil der öffentlichen Bildungsausgaben. Das größte Ausgaben-Plus verzeichnen aber über die Jahre die Kommunen: seit 2015 um etwa 75 Prozent. Die Länder geben seitdem 43 Prozent mehr Geld für Bildung aus, der Bund zehn Prozent. Allerdings schwankt der Bundesanteil erheblich.

Der größte Teil der öffentlichen Bildungsausgaben floss in die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen. 2023 waren das knapp 90 Milliarden Euro – etwa zwei Milliarden Euro mehr als im Jahr davor. Das entspricht einem Anteil von 49 Prozent der Ausgaben. Knapp 44 Milliarden Euro gingen in die Kindertagesbetreuung. Mit etwa 24 Prozent ist dies der zweitgrößte Posten. Steigerung gegenüber 2022: mehr als drei Milliarden Euro.

Gemessen am BIP wendet Deutschland 4,6 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Bildungsausgaben auf. Zugrunde liegt hier das BIP von 2021. Der OECD-Schnitt liegt bei 4,9 Prozent. 

Seit 2008 erstellt das Statistische Bundesamt jährlich im Auftrag des BMBF und in Absprache mit der KMK den “Bildungsfinanzbericht”. Ab diesem Jahr wurde auf einen Zwei-Jahres-Rhythmus umgestellt. Daher erscheint eine abgespeckte Version: der Bericht zu den “Bildungsausgaben der öffentlichen Haushalte”. Im kommenden Jahr wird es wieder den vollumfänglichen Bericht geben. Holger Schleper

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Berufsschulen: Wie die BDA die duale Ausbildung stärken will

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) will unter anderem mit mehr Digitalisierung, stärkerer Kooperation und mehr Eigenständigkeit die duale Ausbildung in Deutschland zukunftsfest machen. Das geht aus einem bisher unveröffentlichten sechsseitigen Zehn-Punkte-Positionspapier des BDA mit dem Titel “Berufsschulen zukunftsfähig machen” hervor, das Table.Briefings vorliegt.

Die BDA will mit ihren Forderungen Antworten auf die größten Herausforderungen der Berufsschulen geben. Dazu gehören laut BDA neben Digitalisierung und Lehrermangel auch der Zugang zur Berufsschule im ländlichen Raum.

Dulger: Werkbank ins Klassenzimmer bringen

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger sagt Table.Briefungs: “Virtueller Unterricht muss das Lernen in der Klasse ergänzen, um Berufsschulen in der Fläche präsent zu halten.” Es gehe darum, die digitalen Kompetenzen der Auszubildenden zu fördern. Die Länder müssten deshalb “konsequent Lehrkräfte gewinnen, halten und qualifizieren”. In Frage kämen dafür auch “erfahrene Quereinsteiger wie Ausbilder und Meister”. Sie brächten, sagt Dulger, “die Werkbank ins Klassenzimmer”. 

Es ist das dritte Zehn-Punkte-Papier des BDA in diesem Herbst. Im September bereits erschien ein Papier mit dem Titel: “Die Kita als erste Stufe des Bildungssystems“, im Oktober eines zu Future Skills im Bildungssystem mit dem Titel: “Zukunftskompetenzen heute starten“. Im November 2023 nahm sich die BDA mit einem weiteren Positionspapier der Lehrkräfte-Ausbildung an. Es trug den Titel “Gute Lehrkräfte BILDEN Zukunft“.

Die zehn Punkte zu Berufsschulen im Überblick:

1. Virtueller Unterricht als Chance für Berufsschulen: Digitale Lernformate sollen laut BDA dazu beitragen, Fachklassen trotz sinkender Schülerzahlen aufrechtzuerhalten – insbesondere in ländlichen Regionen. Virtuelle Angebote könnten den Präsenzunterricht zwar ergänzen, aber nicht ersetzen. 

2. Lehrkräfte gewinnen und qualifizieren: Die BDA will über duale Lehramtsstudiengänge oder gezielte Rekrutierungsinitiativen den Lehrkräftemangel an den Berufsschulen bekämpfen. Quereinsteiger sollen begleitet von didaktischen Schulungen und Fortbildungen leichter den Weg in den Schuldienst finden.

3. Stärkere Kooperation mit Betrieben: Betriebspraktika für Lehrkräfte könnten etwa helfen, praktische Einblicke in den Berufsalltag ihrer Schützlinge zu gewinnen, um theoretische Inhalte praxisnäher zu gestalten. Gemeinsame Lernplattformen und die Integration von Zukunftskompetenzen in die Curricula werden ebenfalls vorgeschlagen.

Ziel: bundesweit vergleichbarer Lernerfolg

4. Mehr Eigenständigkeit für Berufsschulen: Die BDA will den Berufsschulen mehr Entscheidungsfreiheit geben, auch in Finanz- und Personalfragen. Die Schulen sollen so besser auf individuelle Bedürfnisse ihrer Schüler eingehen können. Die Schulleitungen müssten gestärkt und der Verwaltungsaufwand reduziert werden.

5. Qualität vereinheitlichen: Die Qualitätsunterschiede zwischen Berufsschulen sind laut BDA erheblich. Einheitliche Regelstandards und regelmäßige Lernstandsdiagnostiken könnten hier Abhilfe schaffen. Ziel sei ein bundesweit vergleichbarer Lernerfolg.

6. Digitalisierung vorantreiben: Die BDA plädiert für einen “DigitalPakt 2.0”, um auch Berufsschulen mit ausreichend Geld, Geräten und Wissen für ihre Digitalisierung auszustatten. Dazu gehörten regelmäßige Fortbildungen für die Lehrkräfte.

Mehr virtuelle Klassenzimmer

7. Heterogene Schülerschaft berücksichtigen: Die Schüler an Berufsschulen seien zunehmend divers, was maßgeschneiderte Förderprogramme erfordere. Darum brauche es Sprachförderung, pädagogische Konzepte und eine enge Abstimmung mit Betrieben. 

8. Berufsschulangebote im ländlichen Raum sichern: Die BDA will mit Azubi-Tickets, geförderten Jugendwohnheimen und virtuellen Klassenzimmern den Zugang junger Menschen im ländlichen Raum zu beruflicher Bildung sichern.

9. Flexibilität in der Berufsschulwahl: Die Möglichkeit, Auszubildende an einer anderen Berufsschule oder in einem anderen Bundesland unterrichten zu lassen, müsse stärker kommuniziert werden. Gastschulanträge sollten großzügig genehmigt werden, um pädagogische und soziale Gründe zu berücksichtigen.

10. Kernaufgabe der Berufsschulen schützen: Die duale Ausbildung müsse der Fokus der Berufsschulen bleiben, heiß es im BDA-Papier. Bildungsangebote darüber hinaus sollten nur angeboten werden, wenn die Ressourcen ausreichen. Ein “Pakt für berufliche Schulen” könne helfen, finanzielle Mittel gezielt einzusetzen und die Herausforderungen zu bewältigen. Thorsten Denkler

Mehr zum Thema: Was die Berufsschullehrer fordern, Was die Plattform HubbS Lehrkräften an Berufsschulen bietet, Welche Kritik Azubis an Berufsschulen und Betrieben haben

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Bilanz zum Ausbildungsmarkt: Stabil, aber angespannt

Der Ausbildungsmarkt stagniert: Nach Jahren des leichten Aufschwungs sinkt 2024 die Zahl der Ausbildungsverträge erstmals seit Beginn der Pandemie 2020. Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. 486.700 duale Ausbildungsverträge wurden im Berichtsjahr 2024 neu abgeschlossen – 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl liegt weiterhin deutlich unter dem Niveau von 2019.

Beobachten ließen sich die Rückgänge in den Bereichen Industrie und Handel sowie der Haus- und der Landwirtschaft. Im Handwerk wurden ähnlich viele Verträge abgeschlossen wie im Vorjahr. In den freien Berufen, der Schifffahrt und dem Öffentlichen Dienst war sogar ein Zuwachs zu verzeichnen. Das größte Plus gab es prozentual im Beruf Fachmann/-frau für Systemgastronomie. Hier begannen fast 40 Prozent mehr Jugendliche eine Ausbildung als noch im Vorjahr. Auch regional gibt es sowohl in der Versorgung der suchenden Jugendlichen als auch in der Besetzung der offenen Stellen starke Unterschiede.

Mehr Jugendliche und Betriebe ohne Erfolg

Insgesamt stieg die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen 2024. Laut BIBB-Bericht gab es 557.100 Bewerber, also 0,8 Prozent mehr als 2023. Gleichzeitig ging das Ausbildungsangebot aber um 1,2 Prozent auf 556.100 zurück. Die Nachfrage der Jugendlichen übertraf damit das Angebot.

Eine der größten Schwierigkeiten ist, dass Bewerber und Betriebe nicht zusammenfinden. Für insgesamt 70.400 junge Menschen verlief die Suche nach einem Ausbildungsplatz in diesem Jahr erfolglos. Gleichzeitig blieben knapp 69.400 Ausbildungsplätze zum Stichtag 30. September 2024 unbesetzt. Das sind 12,8 Prozent des betrieblichen Angebots.

31.000 der Bewerber haben keinen Plan B zur Ausbildung, wie ein Studium oder ein Freiwilliges Soziales Jahr, in Aussicht. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 18 Prozent. Bereits im Oktober berichtete die Bundesagentur für Arbeit von diesem Negativ-Rekord: Seit 2006/2007 hat es nicht mehr so viele Jugendliche gegeben, die leer ausgegangen sind.

Bundesbildungsminister Cem Özdemir (Grüne) kritisiert diese ungenutzten Chancen und fordert, die berufliche Bildung weiter konsequent zu stärken. Die Exzellenzinitiative Berufliche Bildung und der Ausbildungsgarantie tragen Özdemir zufolge aber bereits dazu bei, die berufliche Bildung attraktiver und resilienter gegenüber konjunkturellen Schwankungen zu machen. Vera Kraft

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AIS: Vergabeverfahren verzögert sich

Welches Konsortium die millionenschwere Ausschreibung für das Adaptive Intelligente System (AIS) gewinnt, wird sich voraussichtlich erst Anfang 2025 entscheiden. Die Entscheidung sollte ursprünglich bis spätestens Ende dieses Jahres stehen. “Diese Frist werden wir wohl knapp reißen”, sagte FWU-Geschäftsführer Andreas Koschinsky zu Table.Briefings. Insgesamt hinke das Verfahren rund zwei Monate hinter dem Zeitplan her. Das FWU ist als Projektträger für die Ausschreibung für das AIS verantwortlich.

Grund für die Verzögerung seien einzelne Fristverlängerungen gewesen, etwa wenn Konsortien mehr Zeit gebraucht hätten, Unterlagen zu erstellen. Mittlerweile befindet sich das Verfahren in der zweiten Angebotsrunde. Die Zahl der Wettbewerber, die noch im Rennen sind, hat sich bereits stark reduziert.

FWU-Geschäftsführer Koschinsky bleibt trotz verschobener Frist optimistisch und rechnet nicht mit großen Verzögerungen. Er arbeite weiter mit dem Best-Case-Szenario. Unvorhersehbare Risiken könne man schließlich nicht im Voraus berücksichtigen.

In der EdTech-Branche wird mit Spannung erwartet, wer den Zuschlag erhält. Mit den rund 60 Millionen Euro Fördervolumen ist das AIS-Projekt das größte länderübergreifende Vorhaben im Rahmen des Digitalpakts I. Wie das Gewinner-Konsortium aufgestellt und ausgerichtet ist, könnte daher großen Einfluss auf den EdTech-Markt haben. Vera Kraft

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Bayern: Wie Schulen ihr KI und Medienbudget einsetzen sollen

Zu ihrem KI und Medienbudget erhalten die bayerischen Schulen nun auch eine Anleitung, was sie beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht beachten sollen. Der am Donnerstag vom bayerischen Kultusministerium veröffentlichte Handlungsleitfaden soll Lehrkräften und Schulleitern Orientierung geben, wofür sie KI einsetzen können und was es technisch und rechtlich zu beachten gibt.

Ein kompakter Selbstlernkurs der Akademie für Lehrerfortbildung und Professionalisierung Dillingen soll den Lehrkräften zudem die Grundlagen des KI-Einsatzes in der Schule vermitteln. Darüber hinaus gibt es für Lehrkräfte mit der “Bayerischen Lehrkräfte KI” die Möglichkeit, selbstständig und kostenfrei den Umgang mit verschiedenen KI-Modellen zu erproben.

Checkliste für Schulen

Eine “White List” mit Empfehlungen für Anwendungen gibt es nicht. Stattdessen gibt das Kultusministerium den Schulen eine Checkliste an die Hand, die zwar viel Freiraum, aber auch vieles im Vagen lässt. Als ersten Schritt sieht diese Liste eine Qualifizierung und Professionalisierung des Kollegiums vor. Darüber hinaus sollen Schulen

  • die Zielsetzung vom Einsatz von KI klären,
  • KI-Anwendungen recherchieren und begutachten,
  • die Medien- und Methodenkompetenz von Schülern trainieren
  • und die Eltern informieren,
  • bevor die Anwendung dann im Unterricht zum Einsatz kommt und anschließend im Kollegium diskutiert wird.

Stolz: KI ermöglicht innovatives Lernen

Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) sieht Künstliche Intelligenz als Chance, um Lernprozesse passgenau auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abzustimmen. Zudem soll sie Lehrkräften mehr Spielraum für innovative didaktische Ansätze geben. Entscheidend ist für Stolz auch die Medienbildung, wie sie Table.Briefings mitteilte: Nur eine tiefgreifende Auseinandersetzung könne sicherstellen, dass KI im Klassenzimmer und im Alltag verantwortungsvoll eingesetzt werde.

Die Entscheidung, welche Anwendungen für den Unterricht am besten geeignet sind, überlässt Stolz den Schulen. Dabei müssen die Schulen auch herausfinden, welche KI-Tools rechtlich überhaupt erlaubt sind. Insbesondere wenn Anwendungen personenbezogenen Daten verarbeiten, etwa zur Korrektur von Schülerarbeiten oder weil zur Leseförderung eine Stimmaufnahme erfolgt, müssen die Schulen prüfen, welche rechtlichen Vorgaben es dazu auf deutscher und europäischer Ebene gibt. Vera Kraft

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Best of Table.Media

Research.Table: BMBF-Fördermittelaffäre. Was die ungeschwärzte interne Kommunikation verrät. Table.Briefings liegen die Dokumente dazu erstmals ohne Schwärzungen vor. Nach Durchsicht der einige hundert Seiten lassen sich einige der vielen ungeklärten Fragen beantworten. Und für die Ungeklärten kommt mehr Transparenz in die Ereignisse im Mai dieses Jahres. Mehr lesen Sie hier.

Europe.Table: AI-Factory. Sieben Standorte für AI-Factorys ausgewählt. Die Europäische Hochleistungsrechnen-Initiative EuroHPC JU hat sieben Standorte ausgewählt, an denen die von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigten AI Factorys eingerichtet werden sollen. Die Kommission betrachtet das als einen wichtigen Meilenstein zum Aufbau eines florierenden Ökosystems für das Training fortgeschrittener KI-Modelle und die Entwicklung von KI-Lösungen. Mehr lesen Sie hier.

Presseschau

The HillWie eine neue US-Regierung das Bildungsministerium abschaffen kann: In einem Meinungsbeitrag für The Hill beschreibt der konservative Autor Kevin R. Kosar, warum es aus US-Sicht sinnvoll sein kann, das Bildungsministerium des Bundes abzuschaffen. Er verweist darauf, dass die Verfassung keine Zuständigkeit des Bundes für Bildung kennt und es das Ministerium nur als Ergebnis eines politischen Schachzugs der Demokraten im Jahr 1976 gibt. Abolishing the Department of Education will not be easy

FuldainfoHessen geht neue Wege, um den Lehrkräftemangel zu bewältigen. Der hessische Landtag hat dafür jetzt ein neues Lehrkräftebildungsgesetz verabschiedet. Universitätsabsolventen können damit auch ohne klassisches Lehramtsstudium direkt nach einem Vorbereitungsdienst als verbeamtete Lehrkräfte einsteigen. Dies soll Quereinsteigern den Weg ins Lehramt erleichtern. Hessen geht neue Wege in der Lehrkräftegewinnung

WDRMehr Unterrichtsausfall in NRW. In Nordrhein-Westfalen steigt der Unterrichtsausfall an Schulen. Das NRW-Schulministerium hat dazu erstmals eine landesweite Statistik veröffentlicht, die auf der Datenbasis aller Schulen erstellt wurde. Im Schuljahr 2023/2024 wurden demnach 4,8 Prozent der Unterrichtsstunden ersatzlos gestrichen. Schulen in NRW: Fünf Prozent des Unterrichts ersatzlos ausgefallen

Zeit: Ganztagsschulen und Elternbeiträge: Karin Prien (CDU), Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, will in ihrem Land einheitliche Elternbeiträge für Ganztagsschulen einführen. Ähnlich wie für Kindergärten sollen die Beiträge der Eltern gedeckelt werden. Den Kommunen stehe es frei, keine Beiträge zu verlangen. Sie müssten dann aber für die Mindereinnahmen geradestehen. Ganztagsschulen – Prien für einheitliche Elternbeiträge

n-tv: Lehrerverband in Mecklenburg-Vorpommern. Der Lehrerverband Mecklenburg-Vorpommern hat angesichts der absehbaren Löcher im Landeshaushalt vor Einsparungen in der Bildung gewarnt. In einem 16-Punkte-Plan fordert er bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, kleinere Klassen und mehr Investitionen in die Infrastruktur, um die Bildungssituation im Bundesland zu verbessern und den Lehrermangel zu bekämpfen. Lehrerverband legt Forderungskatalog für “Gute Bildung” vor

Stern: MINT-Schulpartnerschaften in Sachsen. Die ersten 25 Schulen haben Bildungspartnerschaften mit Unternehmen aus dem MINT-Sektor (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) geschlossen. Das Projekt soll junge Menschen für naturwissenschaftliche Berufe begeistern, teilte das Kultusministerium mit. Dabei gehe es um Themen wie Klimaschutz, Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit. 25 Schulen schließen Partnerschaften mit Unternehmen

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Bildung.Table Redaktion

BILDUNG.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    heute um 10.30 Uhr wollen BMBF und KMK in der Bundespressekonferenz eine gemeinsame Erklärung zum Digitalpakt II abgeben. Den Text – Stand gestern – können Sie hier nachlesen. Es klingt nach einem versöhnlichen Jahresausklang, der sich schon am vergangenen Samstag abzeichnete. Aber der Zusatz darf nicht fehlen: Mehr als eine Absichtserklärung ist es unterm Strich nicht.

    Dass den Worten zur Digitalisierung der Schulen in Deutschland im neuen Jahr Taten folgen müssen, zeigt beispielhaft die Recherche von Sandra Hermes. Denn bundesweit ist der Hybridunterricht an beruflichen Schulen, für den ein Teil der Lerngruppe vor Ort und der andere digital zugeschaltet ist, keine Seltenheit mehr. Welche Bundesländer hier vorangehen und welche Hybridunterricht eher als Notlösung für Ausnahmesituationen sehen, lesen Sie in der Analyse.

    Welche bildungspolitischen Themen die Länder noch verfolgen – in mehr oder weniger großer Einigkeit -, wird sich heute während der zweiten Bildungs-MK in Berlin zeigen. Den Entwurf eines “Orientierungsrahmens für die Qualifizierung von Schulleitungen” stellt Ihnen mein Kollege Thorsten Denkler schon in dieser Ausgabe vor. Über den Rest informieren wir Sie heute Nachmittag.

    Einen guten Start ins Wochenende,

    Ihr
    Holger Schleper
    Bild von Holger  Schleper

    Analyse

    Hybridunterricht: Wie verbreitet das Distanzlernen in Berufsschulen ist

    Lehrermangel, lange Anfahrtswege und die drohende Schließung zu kleiner Klassen in Mangelberufen machen vielen Berufsschulen zu schaffen. In einigen Ländern ist die Schließung ganzer Berufsschulen geplant. Der in der Corona-Pandemie geprobte Distanzunterricht könnte die Problemlage entschärfen. In einer Abfrage von Table.Briefings in den 16 Bundesländern zeigt sich, dass die Mehrheit der Länder die Rahmenbedingungen für Hybridunterricht (ein Teil der Lerngruppe ist vor Ort, der andere digital zugeschaltet) in den beruflichen Schulen bereits geschaffen hat. Die praktische Umsetzung aber befindet sich in sehr unterschiedlichen Stadien.

    Regelhafter Hybridunterricht in sechs Ländern möglich

    In Niedersachsen ist Hybridunterricht bereits seit 2021 regelhaft möglich, in Schleswig-Holstein und Brandenburg seit 2024 (landesweite Umsetzung erst ab 2025). Beide Bundesländer testen die neue Unterrichtsform außerdem an Projektschulen. In Hessen (seit 2021) und Rheinland-Pfalz (seit 2024) können Berufsschulen auf Antrag hybrid unterrichten. Je drei Schulen machen davon derzeit Gebrauch.

    In Nordrhein-Westfalen ist Hybridunterricht durch die Änderung der Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs seit dem Schuljahr 2024/25 möglich. Schulen müssen ihre Unterrichtskonzepte dazu lediglich bei der Bezirksregierung anzeigen. 2023/2024 haben dies 130 Schulen getan, hieß es aus dem Schulministerium. 

    Blended-Learning-Ansatz breitet sich aus

    In Sachsen wird Hybridunterricht derzeit weder realisiert noch geplant. Hamburg, Berlin und Sachsen-Anhalt haben derzeit zwar noch keine gesetzliche Grundlage für regelhaften Distanzunterricht an Berufsschulen. In diesen drei Ländern laufen aber aktuell Pilotprojekte, die nach der jeweiligen Evaluierung die Grundlage für eine spätere Einführung bilden sollen.

    Dabei seien die Beteiligten ausdrücklich eingeladen, innovative Ideen zu wagen und in kleinen, schnellen Entwicklungszyklen zu erproben, teilte die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie mit. “Feedbacks von Lernenden und anderen Stakeholdern werden so schnell in den Entwicklungsprozess aufgenommen.” An dem Projekt “Blending4Futures” sind neun Berliner Oberstufenzentren (OSZ) beteiligt. In Sachsen-Anhalt nimmt am Landesmodellprojekt “Blended Learning an Berufsbildenden Schulen” fast die Hälfte der berufsbildenden Schulen teil.

    Unter Blended Learning wird dabei nicht nur eine Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht verstanden. Ziel sei es, das “,Beste aus zwei Welten’ didaktisch durchdacht und kompetenzorientiert zu verbinden”, erklärt die Berliner Senatsverwaltung – ganz gleich, ob digitale Elemente nun im Präsenz- oder Distanzunterricht oder in verpflichteten Selbstlerneinheiten integriert werden.

    Bayern: Hybridunterricht nur in Ausnahmesituationen

    In Mecklenburg-Vorpommern ist Distanzunterricht gesetzlich nur in pandemischen Notlagen vorgesehen. Mit der Schulgesetznovelle sei aber geplant, Hybridunterricht künftig als Ergänzung zum Präsenzunterricht zu ermöglichen, so ein Sprecher des Ministeriums. In fünf Bundesländern liegen die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Realisierung von Distanzunterricht zwar vor, werden aber derzeit nicht regulär genutzt.

    Es handelt sich um Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Bremen und das Saarland. Bayern sieht den Distanzunterricht für die beruflichen Schulen vor allem als Instrument, um Schulen robust gegenüber Unterrichtsausfall aufgrund von Ausnahmesituationen zu machen. Bremen und das Saarland gaben auf Nachfrage von Table.Briefings an, dass die Wege zu den Berufsschulen in ihren Ländern so gering seien, dass eine Einrichtung von Hybridunterricht nicht notwendig sei.

    GEW: Kein Unterrichtsformat gegen Lehrermangel

    Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht neben den Vorteilen kürzerer Wege und dem Erhalt von Klassen und Schulstandorten auch eine Reihe von Nachteilen. Ralf Becker, GEW-Vorstand für den Bereich berufliche Bildung und Weiterbildung, widerspricht dem Standpunkt vieler Bildungspolitiker, dass Hybridunterricht ein Mittel gegen Lehrermangel sei. “Auch Hybridunterricht müssen Lehrkräfte machen”, so Becker.

    Außerdem weist er auf die häufig schlechte technische Ausstattung in Schulen, bei Auszubildenden und in den Betrieben hin. Schließlich müssten die Azubis auch in den Betrieben einen Raum und ein digitales Endgerät haben, um an den Berufsschultagen von dort aus am Hybridunterricht teilnehmen zu können. Weitere Mängel sieht Becker in der Weiterbildung der Lehrkräfte. Darüber hinaus könne er sich Hybridunterricht in Berufen, in denen es darum gehe, die Dinge im Wortsinn begreifen zu müssen, schwer vorstellen. “Hybridunterricht für angehende Köche ist schwierig.” Distanzunterricht sei daher immer nur als Ergänzung denkbar, betont Becker.

    Länder setzen unterschiedliche Grenzen für den Umfang

    Die Stimmen aus den Ländern beschreiben es ähnlich. Alle Länder, die Hybridunterricht anbieten oder künftig planen, teilten auf Anfrage mit, dass der Umfang des Distanzunterrichts in Anlehnung an die KMK-Empfehlung begrenzt bleibt. In den meisten Bundesländern dürfen 50 Prozent nicht überschritten werden. In Nordrhein-Westfalen liegt die Grenze bei 40, in Schleswig-Holstein bei 33 und in Niedersachsen bei 30 Prozent des Unterrichts. “Der Präsenzunterricht muss den ergänzenden Distanzunterricht überwiegen und bleibt die Regel”, heißt es aus Brandenburg.

    Einige Länder haben den Hybridunterricht noch an zusätzliche Voraussetzungen geknüpft. In Hessen müsse verpflichtend ein pädagogisch-didaktisches Konzept vorgelegt werden, so ein Sprecher. Außerdem müssten die Schulen sicherstellen, dass digitale Endgeräte zur Verfügung stehen und ein Internetzugang vorhanden sei. In NRW ist Distanzunterricht im Fach Sport und Gesundheitsförderung sowie im fachpraktischen Unterricht unzulässig.

    In Rheinland-Pfalz darf Hybridunterricht erst ab dem zweiten Ausbildungsjahr angewendet werden. “Im ersten Ausbildungsjahr sollen digital gestützte Unterrichtsorganisationsformen im Präsenzunterricht geübt werden”, so ein Sprecher. Eine Regelung, die dem Standpunkt der GEW entgegenkommt. Becker plädiert dafür, dass die Azubis zunächst die Chance haben, sich als Lerngruppe zu finden und ihre Lehrkräfte persönlich kennenzulernen. “Eine pädagogische Beziehung muss in Präsenz aufgebaut werden”, so der gelernte Berufsschullehrer. Sandra Hermes

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    Standpunkt

    Future Skills: Wie digitale Zusammenarbeit in der Bildung gelingt

    Jöran Muuß-Merholz stellte im November sein Buch “Digitale Zusammenarbeit 4.0” vor. Es soll eine Gebrauchsanleitung für digitale Zusammenarbeit liefern.

    Von Jöran Muuß-Merholz

    Der Bildungsbereich, insbesondere die Schule, hat ein seltsames Verhältnis zum Thema Zusammenarbeit. Es ist geprägt von Widersprüchen und Unklarheiten:

    • Einerseits gilt Zusammenarbeit als herausragend wichtig und wird manchmal fast wie eine moralische Frage behandelt – andererseits leben wir diese Zusammenarbeit wenig und an zentralen Stellen verbieten wir sie sogar. 
    • Einerseits halten wir Zusammenarbeit für einen Teil der “Future Skills” oder der “21st Century Skills” – andererseits wissen wir wenig darüber, wie Zusammenarbeit prinzipiell und praktisch funktioniert. 
    • Einerseits verbinden wir Zusammenarbeit mit einer “Kultur der Digitalität” – andererseits gestalten wir mit digitalen Medien vor allem individualisierte Arbeitsformen. 
    • Einerseits verlangen wir Zusammenarbeit von den Lernenden – andererseits haben wir als Erwachsene das System Schule nach dem Prinzip “Alleinarbeiten” organisiert.

    Zusammenarbeit als Future Skill

    So eine Uneindeutigkeit ist heute schwer zu vermitteln. Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Zusammenarbeit gehört zu den sogenannten “Future Skills” und ist Teil der 4Ks der “21st Century Skills” : Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und eben Kollaboration, Zusammenarbeit. 

    Am Beispiel der 4Ks lässt sich veranschaulichen, wie unterbelichtet das Thema Zusammenarbeit weiterhin ist. Über drei der vier Ks haben wir nicht erst seit dem 21. Jahrhundert ein solides Wissen:

    • Kreativität baut immer auf bestehendem Wissen auf (Brandt & Eagleman 2017). 
    • Kritisches Denken ist eine Denk- und Arbeitsweise mit festgelegten Prinzipien und nicht nur eine “Haltung” (von Dewey bis Facione). 
    • Und über Kommunikation haben wir nicht zuletzt anlässlich der digitalen Transformation viel debattiert und gelernt. 

    Doch zum Thema Kollaboration, Zusammenarbeit, zumal unter digitalen Vorzeichen, ist das Fundament dünn. Im pädagogischen Bereich haben wir über Zusammenarbeit als Lernmethode mehr Wissen als über die grundsätzlichen Prinzipien und Praktiken von Kollaboration.

    Digital-individualisiert

    Die “Kultur der Digitalität” nach Stalder besteht aus drei Eigenschaften: Referentialität, Gemeinschaftlichkeit, Algorithmizität. Diese werden häufig zu einer Forderung zusammengefasst: “Es braucht mehr digitale Zusammenarbeit!” Doch wie diese Zusammenarbeit aussehen soll, bleibt meist ungeklärt. Hinzu kommt: Jenseits einzelner Ausnahmen werden digitale Medien für das Lernen eher für Individualisierung denn für Verbindungen eingesetzt.

    In der heutigen Arbeitswelt lassen sich in puncto Zusammenarbeit zwei Extreme beobachten. Auf dem einen Ende der Skala wird Zusammenarbeit als tragende Säule eines Paradigmenwechsels definiert. Gefordert wird eine “Kultur des Teilens”, denn: “Teamwork makes the Dream work”. Im anderen Extrem gibt es eine Ansammlung detaillierter “Hacks” wie “25 neue Methoden für agile Zusammenarbeit”. 

    Was verändert die digitale Transformation?

    Zwischen den großen Visionen und kleinen Tipps fehlt oft die Substanz. Es mangelt an Prinzipien und Praktiken zur Gestaltung von digitaler Zusammenarbeit. Was unterscheidet digitale von analoger Zusammenarbeit? Wie lässt sich das Spannungsfeld zwischen Zusammenarbeit und Arbeitsteilung gestalten? Und wie können digitale Tools, etwa gemeinsame Dokumente oder Kalender, Aufwand reduzieren statt erhöhen?

    Diese Fragen mögen banal erscheinen, haben aber weitreichende Folgen. Im papierbasierten Zeitalter war Zusammenarbeit durch physische Einschränkungen geregelt: Wer die Unterlagen hatte, war zuständig. Im digitalen Zeitalter stehen Inhalte in der Cloud dagegen jederzeit und allen zur Verfügung. Auch die Kommunikation dazu kann technisch ohne Zeitverzug stattfinden. Unter diesen Bedingungen müssen Zuständigkeiten, Absprachen und Arbeitsteilungen neu definiert werden, um Fehler, Lücken oder Doppelungen zu vermeiden.

    Digitale Zusammenarbeit erfordert mehr Vereinheitlichung, Absprachen und Standards. Wenn mehrere Personen dieselben Dateien nutzen, ist es beispielsweise hilfreich, wenn sie sich auf gemeinsame Ordnungen, Namen und Verfahren einigen. Spannend ist hier auch die Rolle Künstlicher Intelligenz, da diese die Zusammenarbeit zunehmend aktiv mitgestaltet.

    Zusammenarbeit in Schule vorleben

    Die digitale Transformation offenbart ein Spannungsfeld rund um das Thema Zusammenarbeit, das, wie eingangs erläutert, insbesondere im Bildungsbereich von starken Widersprüchlichkeiten geprägt ist. Bislang ist in Schulen noch Alleinearbeiten – für Schüler wie Lehrkräfte – der Standard.

    Angesichts der großen Herausforderungen in Gesellschaft und Schule sind wir aber dringend auf bessere Zusammenarbeit angewiesen. Zweifelsohne brauchen wir eine “Kultur des Teilens”. Aber sie kommt nicht alleine über Appelle und Tool-Trainings. Eine “Kultur des Teilens”  braucht ein “Handwerk des Teilens”, bestehend aus einem gemeinsamen Wissen über die Prinzipien und geteilten Standards über die Praktiken von (digitaler) Zusammenarbeit. Wenn wir Erwachsene das besser verstehen und gestalten lernen, können wir es auch den Schülerinnen und Schülern vorleben und beibringen.

    Jöran Muuß-Merholz ist Diplom-Pädagoge mit Schwerpunkt auf Innovationen im Bereich Lernen, Arbeiten und Technologie. Er ist Co-Geschäftsführer der Agentur “J&K – Jöran und Konsorten”, die als Think-and-Do-Tank nicht nur an zukunftsorientierten Themen arbeitet, sondern auch zeitgemäße Arbeitsformen erforscht und praktiziert. Im November veröffentlichte Muuß-Merholz den Management-Ratgeber “Digitale Zusammenarbeit 4.0 – die Gebrauchsanleitung!”.

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    News

    Neuer Qualitätsrahmen: Was die BMK von Schulleitungen verlangt

    Die Bildungsminister der Länder werden an diesem Freitag auf ihrer zweiten Konferenz erstmals einen Orientierungsrahmen für die Qualifizierung von Schulleitungen beschließen. Der Rahmen, der Table.Briefings als Entwurf vorliegt, definiert das Aufgabenspektrum von Schulleitungen und die Voraussetzungen, die Schulleiter für ihren Job erfüllen sollten.

    Die BMK umreißt dafür auf 45 Seiten sechs Aufgabenfelder, die wir in dieser Grafik aufbereitet haben: 

    Jedem Aufgabenfeld werden jeweils fünf spezifische Ziele zugeordnet

    • Zum Aufgabenbereich eins etwa gehört das Ziel: “Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von guter Schule unter standortbezogenen Rahmenbedingungen”. 
    • Im Aufgabenfeld zwei findet sich das Ziel: “Reflexion der eigenen Rolle als Führungskraft sowie situationsgerechter Einsatz der Führungskompetenzen”. 
    • Dem Aufgabenfeld sechs ist das Ziel “Sicherstellung eines ordnungsgemäßen Dokumentationsmanagements” zugeordnet. 

    Eine Voraussetzung für gute Schulleitung sei, eine “wirksame Haltung” der Schulleitungen ihrer Aufgabe gegenüber, heißt es im Entwurf. Grundlage dieser Haltung müsse eine Art inneres Bekenntnis zu pädagogischen Leitungsgrundsätzen sein. Dazu zählten: Ziel- und Ergebnisorientierung, Stärkenorientierung, Gestaltungs- und Innovationsorientierung, Partizipationsorientierung, Vertrauensorientierung und eine positive Einstellung.

    Wie aus der BMK zu hören ist, sollen Schulaufsichten dazu übergehen, die Besetzung von Schulleitungspositionen an diesem Orientierungsrahmen auszurichten. Die Anforderungen an eine Schulleitung seien zum Teil gänzlich andere, als die an eine Lehrkraft. Dies werde mit dem Qualitätsrahmen deutlich gemacht. Thorsten Denkler

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    KMK: Bis wann die Strukturreform abgeschlossen sein soll

    Einstimmig hat die Kultusministerkonferenz (KMK) gestern beschlossen, wie die Strukturreform im Detail aussehen soll. Unter dem Dach der KMK wird es künftig – wie berichtet – drei eigenständige Konferenzen geben: die Bildungs-MK, die Wissenschafts-MK und die Kultur-MK. An der Spitze der jeweiligen Fachkonferenz wird ab dem neuen Jahr eine Präsidentin oder ein Präsident stehen. Gemeinsam bilden sie den Vorstand der KMK.

    Die von der KMK selbst angestoßene Reform werde Entscheidungswege verkürzen, kündigte die noch amtierende KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot (SPD) an. Bis zum März 2025 soll die Neuordnung der Gremienstruktur abgeschlossen sein. Streichert-Clivot erklärte, dass es mittlerweile etwa 200 Gremien gäbe. Seit der Bestandsaufnahme der Unternehmensberatung Prognos Ende 2023, die insgesamt 177 Fachrunden gezählt hatte, sind also weitere hinzugekommen. In den kommenden drei Monaten soll ihre Zahl deutlich sinken.

    Eine Änderung gab es auf den letzten Verhandlungsmetern noch für die Verwaltungskommission. Dieses einflussreiche Gremium soll die Minister künftig mit der Übernahme administrativer und operativer Aufgaben entlasten, indem es die Arbeit des KMK-Sekretariats “begleitet und unterstützt”, heißt es vonseiten der KMK. Es wird nicht aus fünf, sondern aus sechs Staatssekretärinnen und Staatssekretären bestehen – aus jeder Fachkonferenz zwei. Zuvor hatte es geheißen, dass die Kultur-MK mit nur einer Person vertreten sei. Der KMK-Generalsekretär und seine Vertretung sind ständige, nicht-stimmberechtigte Gäste. Holger Schleper

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    Bildungsfinanzierung: So stark sind die kommunalen Ausgaben gewachsen

    Die Bildungsausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden sind 2023 auf gut 185 Milliarden Euro gestiegen. Nominal, also nicht preisbereinigt, sind das knapp acht Milliarden Euro mehr als 2022. Das geht aus dem Bericht “Bildungsausgaben der öffentlichen Haushalte” hervor, den das Statistische Bundesamt gestern veröffentlichte. 

    Ein genauerer Blick in die Tabellen offenbart, dass die Ausgaben der Länder und Gemeinden angestiegen sind, während die des Bundes zurückgingen. So gaben die Länder im vergangenen Jahr 126 Milliarden Euro aus. Verglichen mit dem Vorjahr ist das ein Anstieg um etwa vier Milliarden Euro oder drei Prozent. Deutlich größer fiel der Zuwachs bei den Kommunen aus. Er lag gegenüber 2022 bei elf Prozent – ein Anstieg um gerundete fünf Milliarden auf knapp 47 Milliarden Euro. 

    Die Bildungsausgaben des Bundes lagen hingegen mit knapp zwölf Milliarden Euro laut Bericht im vergangenen Jahr 0,9 Milliarden Euro oder sieben Prozent unter dem Vorjahreswert. Dies sei auch auf “niedrigere Zuweisungen an das Sondervermögen für den Digitalpakt Schule im Berichtsjahr 2023 zurückzuführen”, heißt es im Bericht. Der Mittelabfluss aus dem Sondervermögen mit einem Volumen von fünf Milliarden Euro schwankte von Jahr zu Jahr. Der Pakt galt von 2019 bis 2024.

    Länder tragen fast 70 Prozent der öffentlichen Bildungsausgaben

    Die Länder tragen mit fast 70 Prozent den größten Teil der öffentlichen Bildungsausgaben. Das größte Ausgaben-Plus verzeichnen aber über die Jahre die Kommunen: seit 2015 um etwa 75 Prozent. Die Länder geben seitdem 43 Prozent mehr Geld für Bildung aus, der Bund zehn Prozent. Allerdings schwankt der Bundesanteil erheblich.

    Der größte Teil der öffentlichen Bildungsausgaben floss in die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen. 2023 waren das knapp 90 Milliarden Euro – etwa zwei Milliarden Euro mehr als im Jahr davor. Das entspricht einem Anteil von 49 Prozent der Ausgaben. Knapp 44 Milliarden Euro gingen in die Kindertagesbetreuung. Mit etwa 24 Prozent ist dies der zweitgrößte Posten. Steigerung gegenüber 2022: mehr als drei Milliarden Euro.

    Gemessen am BIP wendet Deutschland 4,6 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Bildungsausgaben auf. Zugrunde liegt hier das BIP von 2021. Der OECD-Schnitt liegt bei 4,9 Prozent. 

    Seit 2008 erstellt das Statistische Bundesamt jährlich im Auftrag des BMBF und in Absprache mit der KMK den “Bildungsfinanzbericht”. Ab diesem Jahr wurde auf einen Zwei-Jahres-Rhythmus umgestellt. Daher erscheint eine abgespeckte Version: der Bericht zu den “Bildungsausgaben der öffentlichen Haushalte”. Im kommenden Jahr wird es wieder den vollumfänglichen Bericht geben. Holger Schleper

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    Berufsschulen: Wie die BDA die duale Ausbildung stärken will

    Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) will unter anderem mit mehr Digitalisierung, stärkerer Kooperation und mehr Eigenständigkeit die duale Ausbildung in Deutschland zukunftsfest machen. Das geht aus einem bisher unveröffentlichten sechsseitigen Zehn-Punkte-Positionspapier des BDA mit dem Titel “Berufsschulen zukunftsfähig machen” hervor, das Table.Briefings vorliegt.

    Die BDA will mit ihren Forderungen Antworten auf die größten Herausforderungen der Berufsschulen geben. Dazu gehören laut BDA neben Digitalisierung und Lehrermangel auch der Zugang zur Berufsschule im ländlichen Raum.

    Dulger: Werkbank ins Klassenzimmer bringen

    Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger sagt Table.Briefungs: “Virtueller Unterricht muss das Lernen in der Klasse ergänzen, um Berufsschulen in der Fläche präsent zu halten.” Es gehe darum, die digitalen Kompetenzen der Auszubildenden zu fördern. Die Länder müssten deshalb “konsequent Lehrkräfte gewinnen, halten und qualifizieren”. In Frage kämen dafür auch “erfahrene Quereinsteiger wie Ausbilder und Meister”. Sie brächten, sagt Dulger, “die Werkbank ins Klassenzimmer”. 

    Es ist das dritte Zehn-Punkte-Papier des BDA in diesem Herbst. Im September bereits erschien ein Papier mit dem Titel: “Die Kita als erste Stufe des Bildungssystems“, im Oktober eines zu Future Skills im Bildungssystem mit dem Titel: “Zukunftskompetenzen heute starten“. Im November 2023 nahm sich die BDA mit einem weiteren Positionspapier der Lehrkräfte-Ausbildung an. Es trug den Titel “Gute Lehrkräfte BILDEN Zukunft“.

    Die zehn Punkte zu Berufsschulen im Überblick:

    1. Virtueller Unterricht als Chance für Berufsschulen: Digitale Lernformate sollen laut BDA dazu beitragen, Fachklassen trotz sinkender Schülerzahlen aufrechtzuerhalten – insbesondere in ländlichen Regionen. Virtuelle Angebote könnten den Präsenzunterricht zwar ergänzen, aber nicht ersetzen. 

    2. Lehrkräfte gewinnen und qualifizieren: Die BDA will über duale Lehramtsstudiengänge oder gezielte Rekrutierungsinitiativen den Lehrkräftemangel an den Berufsschulen bekämpfen. Quereinsteiger sollen begleitet von didaktischen Schulungen und Fortbildungen leichter den Weg in den Schuldienst finden.

    3. Stärkere Kooperation mit Betrieben: Betriebspraktika für Lehrkräfte könnten etwa helfen, praktische Einblicke in den Berufsalltag ihrer Schützlinge zu gewinnen, um theoretische Inhalte praxisnäher zu gestalten. Gemeinsame Lernplattformen und die Integration von Zukunftskompetenzen in die Curricula werden ebenfalls vorgeschlagen.

    Ziel: bundesweit vergleichbarer Lernerfolg

    4. Mehr Eigenständigkeit für Berufsschulen: Die BDA will den Berufsschulen mehr Entscheidungsfreiheit geben, auch in Finanz- und Personalfragen. Die Schulen sollen so besser auf individuelle Bedürfnisse ihrer Schüler eingehen können. Die Schulleitungen müssten gestärkt und der Verwaltungsaufwand reduziert werden.

    5. Qualität vereinheitlichen: Die Qualitätsunterschiede zwischen Berufsschulen sind laut BDA erheblich. Einheitliche Regelstandards und regelmäßige Lernstandsdiagnostiken könnten hier Abhilfe schaffen. Ziel sei ein bundesweit vergleichbarer Lernerfolg.

    6. Digitalisierung vorantreiben: Die BDA plädiert für einen “DigitalPakt 2.0”, um auch Berufsschulen mit ausreichend Geld, Geräten und Wissen für ihre Digitalisierung auszustatten. Dazu gehörten regelmäßige Fortbildungen für die Lehrkräfte.

    Mehr virtuelle Klassenzimmer

    7. Heterogene Schülerschaft berücksichtigen: Die Schüler an Berufsschulen seien zunehmend divers, was maßgeschneiderte Förderprogramme erfordere. Darum brauche es Sprachförderung, pädagogische Konzepte und eine enge Abstimmung mit Betrieben. 

    8. Berufsschulangebote im ländlichen Raum sichern: Die BDA will mit Azubi-Tickets, geförderten Jugendwohnheimen und virtuellen Klassenzimmern den Zugang junger Menschen im ländlichen Raum zu beruflicher Bildung sichern.

    9. Flexibilität in der Berufsschulwahl: Die Möglichkeit, Auszubildende an einer anderen Berufsschule oder in einem anderen Bundesland unterrichten zu lassen, müsse stärker kommuniziert werden. Gastschulanträge sollten großzügig genehmigt werden, um pädagogische und soziale Gründe zu berücksichtigen.

    10. Kernaufgabe der Berufsschulen schützen: Die duale Ausbildung müsse der Fokus der Berufsschulen bleiben, heiß es im BDA-Papier. Bildungsangebote darüber hinaus sollten nur angeboten werden, wenn die Ressourcen ausreichen. Ein “Pakt für berufliche Schulen” könne helfen, finanzielle Mittel gezielt einzusetzen und die Herausforderungen zu bewältigen. Thorsten Denkler

    Mehr zum Thema: Was die Berufsschullehrer fordern, Was die Plattform HubbS Lehrkräften an Berufsschulen bietet, Welche Kritik Azubis an Berufsschulen und Betrieben haben

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    Bilanz zum Ausbildungsmarkt: Stabil, aber angespannt

    Der Ausbildungsmarkt stagniert: Nach Jahren des leichten Aufschwungs sinkt 2024 die Zahl der Ausbildungsverträge erstmals seit Beginn der Pandemie 2020. Das geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. 486.700 duale Ausbildungsverträge wurden im Berichtsjahr 2024 neu abgeschlossen – 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl liegt weiterhin deutlich unter dem Niveau von 2019.

    Beobachten ließen sich die Rückgänge in den Bereichen Industrie und Handel sowie der Haus- und der Landwirtschaft. Im Handwerk wurden ähnlich viele Verträge abgeschlossen wie im Vorjahr. In den freien Berufen, der Schifffahrt und dem Öffentlichen Dienst war sogar ein Zuwachs zu verzeichnen. Das größte Plus gab es prozentual im Beruf Fachmann/-frau für Systemgastronomie. Hier begannen fast 40 Prozent mehr Jugendliche eine Ausbildung als noch im Vorjahr. Auch regional gibt es sowohl in der Versorgung der suchenden Jugendlichen als auch in der Besetzung der offenen Stellen starke Unterschiede.

    Mehr Jugendliche und Betriebe ohne Erfolg

    Insgesamt stieg die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen 2024. Laut BIBB-Bericht gab es 557.100 Bewerber, also 0,8 Prozent mehr als 2023. Gleichzeitig ging das Ausbildungsangebot aber um 1,2 Prozent auf 556.100 zurück. Die Nachfrage der Jugendlichen übertraf damit das Angebot.

    Eine der größten Schwierigkeiten ist, dass Bewerber und Betriebe nicht zusammenfinden. Für insgesamt 70.400 junge Menschen verlief die Suche nach einem Ausbildungsplatz in diesem Jahr erfolglos. Gleichzeitig blieben knapp 69.400 Ausbildungsplätze zum Stichtag 30. September 2024 unbesetzt. Das sind 12,8 Prozent des betrieblichen Angebots.

    31.000 der Bewerber haben keinen Plan B zur Ausbildung, wie ein Studium oder ein Freiwilliges Soziales Jahr, in Aussicht. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 18 Prozent. Bereits im Oktober berichtete die Bundesagentur für Arbeit von diesem Negativ-Rekord: Seit 2006/2007 hat es nicht mehr so viele Jugendliche gegeben, die leer ausgegangen sind.

    Bundesbildungsminister Cem Özdemir (Grüne) kritisiert diese ungenutzten Chancen und fordert, die berufliche Bildung weiter konsequent zu stärken. Die Exzellenzinitiative Berufliche Bildung und der Ausbildungsgarantie tragen Özdemir zufolge aber bereits dazu bei, die berufliche Bildung attraktiver und resilienter gegenüber konjunkturellen Schwankungen zu machen. Vera Kraft

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    AIS: Vergabeverfahren verzögert sich

    Welches Konsortium die millionenschwere Ausschreibung für das Adaptive Intelligente System (AIS) gewinnt, wird sich voraussichtlich erst Anfang 2025 entscheiden. Die Entscheidung sollte ursprünglich bis spätestens Ende dieses Jahres stehen. “Diese Frist werden wir wohl knapp reißen”, sagte FWU-Geschäftsführer Andreas Koschinsky zu Table.Briefings. Insgesamt hinke das Verfahren rund zwei Monate hinter dem Zeitplan her. Das FWU ist als Projektträger für die Ausschreibung für das AIS verantwortlich.

    Grund für die Verzögerung seien einzelne Fristverlängerungen gewesen, etwa wenn Konsortien mehr Zeit gebraucht hätten, Unterlagen zu erstellen. Mittlerweile befindet sich das Verfahren in der zweiten Angebotsrunde. Die Zahl der Wettbewerber, die noch im Rennen sind, hat sich bereits stark reduziert.

    FWU-Geschäftsführer Koschinsky bleibt trotz verschobener Frist optimistisch und rechnet nicht mit großen Verzögerungen. Er arbeite weiter mit dem Best-Case-Szenario. Unvorhersehbare Risiken könne man schließlich nicht im Voraus berücksichtigen.

    In der EdTech-Branche wird mit Spannung erwartet, wer den Zuschlag erhält. Mit den rund 60 Millionen Euro Fördervolumen ist das AIS-Projekt das größte länderübergreifende Vorhaben im Rahmen des Digitalpakts I. Wie das Gewinner-Konsortium aufgestellt und ausgerichtet ist, könnte daher großen Einfluss auf den EdTech-Markt haben. Vera Kraft

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    Bayern: Wie Schulen ihr KI und Medienbudget einsetzen sollen

    Zu ihrem KI und Medienbudget erhalten die bayerischen Schulen nun auch eine Anleitung, was sie beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht beachten sollen. Der am Donnerstag vom bayerischen Kultusministerium veröffentlichte Handlungsleitfaden soll Lehrkräften und Schulleitern Orientierung geben, wofür sie KI einsetzen können und was es technisch und rechtlich zu beachten gibt.

    Ein kompakter Selbstlernkurs der Akademie für Lehrerfortbildung und Professionalisierung Dillingen soll den Lehrkräften zudem die Grundlagen des KI-Einsatzes in der Schule vermitteln. Darüber hinaus gibt es für Lehrkräfte mit der “Bayerischen Lehrkräfte KI” die Möglichkeit, selbstständig und kostenfrei den Umgang mit verschiedenen KI-Modellen zu erproben.

    Checkliste für Schulen

    Eine “White List” mit Empfehlungen für Anwendungen gibt es nicht. Stattdessen gibt das Kultusministerium den Schulen eine Checkliste an die Hand, die zwar viel Freiraum, aber auch vieles im Vagen lässt. Als ersten Schritt sieht diese Liste eine Qualifizierung und Professionalisierung des Kollegiums vor. Darüber hinaus sollen Schulen

    • die Zielsetzung vom Einsatz von KI klären,
    • KI-Anwendungen recherchieren und begutachten,
    • die Medien- und Methodenkompetenz von Schülern trainieren
    • und die Eltern informieren,
    • bevor die Anwendung dann im Unterricht zum Einsatz kommt und anschließend im Kollegium diskutiert wird.

    Stolz: KI ermöglicht innovatives Lernen

    Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) sieht Künstliche Intelligenz als Chance, um Lernprozesse passgenau auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abzustimmen. Zudem soll sie Lehrkräften mehr Spielraum für innovative didaktische Ansätze geben. Entscheidend ist für Stolz auch die Medienbildung, wie sie Table.Briefings mitteilte: Nur eine tiefgreifende Auseinandersetzung könne sicherstellen, dass KI im Klassenzimmer und im Alltag verantwortungsvoll eingesetzt werde.

    Die Entscheidung, welche Anwendungen für den Unterricht am besten geeignet sind, überlässt Stolz den Schulen. Dabei müssen die Schulen auch herausfinden, welche KI-Tools rechtlich überhaupt erlaubt sind. Insbesondere wenn Anwendungen personenbezogenen Daten verarbeiten, etwa zur Korrektur von Schülerarbeiten oder weil zur Leseförderung eine Stimmaufnahme erfolgt, müssen die Schulen prüfen, welche rechtlichen Vorgaben es dazu auf deutscher und europäischer Ebene gibt. Vera Kraft

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    Best of Table.Media

    Research.Table: BMBF-Fördermittelaffäre. Was die ungeschwärzte interne Kommunikation verrät. Table.Briefings liegen die Dokumente dazu erstmals ohne Schwärzungen vor. Nach Durchsicht der einige hundert Seiten lassen sich einige der vielen ungeklärten Fragen beantworten. Und für die Ungeklärten kommt mehr Transparenz in die Ereignisse im Mai dieses Jahres. Mehr lesen Sie hier.

    Europe.Table: AI-Factory. Sieben Standorte für AI-Factorys ausgewählt. Die Europäische Hochleistungsrechnen-Initiative EuroHPC JU hat sieben Standorte ausgewählt, an denen die von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigten AI Factorys eingerichtet werden sollen. Die Kommission betrachtet das als einen wichtigen Meilenstein zum Aufbau eines florierenden Ökosystems für das Training fortgeschrittener KI-Modelle und die Entwicklung von KI-Lösungen. Mehr lesen Sie hier.

    Presseschau

    The HillWie eine neue US-Regierung das Bildungsministerium abschaffen kann: In einem Meinungsbeitrag für The Hill beschreibt der konservative Autor Kevin R. Kosar, warum es aus US-Sicht sinnvoll sein kann, das Bildungsministerium des Bundes abzuschaffen. Er verweist darauf, dass die Verfassung keine Zuständigkeit des Bundes für Bildung kennt und es das Ministerium nur als Ergebnis eines politischen Schachzugs der Demokraten im Jahr 1976 gibt. Abolishing the Department of Education will not be easy

    FuldainfoHessen geht neue Wege, um den Lehrkräftemangel zu bewältigen. Der hessische Landtag hat dafür jetzt ein neues Lehrkräftebildungsgesetz verabschiedet. Universitätsabsolventen können damit auch ohne klassisches Lehramtsstudium direkt nach einem Vorbereitungsdienst als verbeamtete Lehrkräfte einsteigen. Dies soll Quereinsteigern den Weg ins Lehramt erleichtern. Hessen geht neue Wege in der Lehrkräftegewinnung

    WDRMehr Unterrichtsausfall in NRW. In Nordrhein-Westfalen steigt der Unterrichtsausfall an Schulen. Das NRW-Schulministerium hat dazu erstmals eine landesweite Statistik veröffentlicht, die auf der Datenbasis aller Schulen erstellt wurde. Im Schuljahr 2023/2024 wurden demnach 4,8 Prozent der Unterrichtsstunden ersatzlos gestrichen. Schulen in NRW: Fünf Prozent des Unterrichts ersatzlos ausgefallen

    Zeit: Ganztagsschulen und Elternbeiträge: Karin Prien (CDU), Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, will in ihrem Land einheitliche Elternbeiträge für Ganztagsschulen einführen. Ähnlich wie für Kindergärten sollen die Beiträge der Eltern gedeckelt werden. Den Kommunen stehe es frei, keine Beiträge zu verlangen. Sie müssten dann aber für die Mindereinnahmen geradestehen. Ganztagsschulen – Prien für einheitliche Elternbeiträge

    n-tv: Lehrerverband in Mecklenburg-Vorpommern. Der Lehrerverband Mecklenburg-Vorpommern hat angesichts der absehbaren Löcher im Landeshaushalt vor Einsparungen in der Bildung gewarnt. In einem 16-Punkte-Plan fordert er bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, kleinere Klassen und mehr Investitionen in die Infrastruktur, um die Bildungssituation im Bundesland zu verbessern und den Lehrermangel zu bekämpfen. Lehrerverband legt Forderungskatalog für “Gute Bildung” vor

    Stern: MINT-Schulpartnerschaften in Sachsen. Die ersten 25 Schulen haben Bildungspartnerschaften mit Unternehmen aus dem MINT-Sektor (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) geschlossen. Das Projekt soll junge Menschen für naturwissenschaftliche Berufe begeistern, teilte das Kultusministerium mit. Dabei gehe es um Themen wie Klimaschutz, Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit. 25 Schulen schließen Partnerschaften mit Unternehmen

    Diese Presseschau wird von der Redaktion kuratiert und mithilfe von KI erstellt.

    Bildung.Table Redaktion

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