Table.Briefing: Bildung

Hilfe bei Einsamkeit + Schleichers Zukunftsblick + Umgang mit Antisemitismus

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn Schülerinnen und Schüler Unterrichtsstoff als unnütz empfinden, lautet die Frage oft: “Was bringt mir das fürs ‘echte Leben’?!”. Der Frage, wie Schule und Bildung im Allgemeinen aufs Leben vorbereiten können, widmen sich in diesem Briefing gleich mehrere Texte.

Fast jeder zweite Mensch zwischen 16 und 30 Jahren fühlt sich einsam, wie eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann Stiftung diese Woche zeigte. Mein Kollege Torben Bennink hat sich angeschaut, wie Schulen dieses Thema bisher angehen. Die Recherche zeigt, wie effektiv bisherige Präventivprogramme sind und an welchen Hürden sie scheitern.

Auch unser Kolumnist Andreas Schleicher sieht Schule in der Verantwortung, junge Menschen auf das Leben mit all seinen (zukünftigen) Herausforderungen vorzubereiten. Bildung sei zwar nicht für alles verantwortlich, doch man dürfe ihre Rolle in Bezug auf soziale und wirtschaftliche Entwicklungen nicht unterschätzen.

Wie sehr insbesondere das soziale Miteinander durch die steigende Zahl antisemitischer Vorfälle bedroht ist, weiß der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein. Er spricht sich für ein verpflichtendes Fach Medienkompetenz und eine neue Erinnerungskultur aus.

Ich hoffe, Sie können aus dieser Lektüre viel fürs ‘echte Leben’ mitnehmen!

Ihre
Vera Kraft
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Analyse

Psychische Gesundheit: Was Schulen gegen Einsamkeit tun können

Fast jeder zweite junge Mensch fühlt sich einsam. Schulen sind die besten Orte, um Kinder und Jugendliche flächendeckend mit Präventionsprogrammen zu erreichen – zumindest in der Theorie. In der Praxis kämpfen die Programme mit strukturellen Problemen und unklarer Finanzierung. Eine der wichtigsten politischen Maßnahmen droht nun sogar dem Haushaltsstreit zum Opfer zu fallen.

“Einsamkeit ist unter jungen Menschen auch Jahre nach der Corona-Pandemie ein großes Problem. Die jungen Erwachsenen sind unter allen Altersgruppen sogar am meisten gefährdet“, sagte Ricarda Steinmayr zu Table.Briefings. Sie ist Professorin für Pädagogische und Differenzielle Psychologie an der TU Dortmund und Mitautorin der Bertelsmann-Studie zu Einsamkeit.

Input von Wissenschaft und Zivilgesellschaft

Besonders von Einsamkeit betroffen sind Jugendliche zwischen 19 und 22 Jahren, also kurz nach der Schulzeit. Das rückt die Schule in den Fokus, um Jugendliche frühzeitig zu sensibilisieren. Aus Ländern wie Finnland, Großbritannien und Kanada können wichtige Impulse für bildungspolitische Programme gewonnen werden, wie zuletzt eine weitere Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigte.

Psychologin Ricarda Steinmayr arbeitet an der TU Dortmund gerade daran, das Programm “MindOut” aus Irland nach Deutschland zu überführen. Es bietet “weiterführenden Schulen ein kompetenzbasiertes Programm zur Förderung des sozialen und emotionalen Wohlbefindens von jungen Menschen im Alter von 14 bis 17 Jahren”, wie es im zugehörigen Flyer heißt – auch Einsamkeitsgefühle werden adressiert. In Irland sei es bereits erfolgreich evaluiert und werde aktuell an einem Oberhausener Gymnasium erprobt, berichtet Steinmayr.

Auch zivilgesellschaftliche Organisationen arbeiten an leicht durchführbaren Trainings und Programmen. Das Progressive Zentrum, ein gemeinnütziger Think Tank aus Berlin, hat gemeinsam mit Praktikern aus der Kinder- und Jugendarbeit den “Methodenkoffer gegen Einsamkeit” entwickelt. Lehrkräfte können ihn im Unterricht nutzen und erhalten dafür einfache Handreichungen, sagt Melanie Weiser, Projektmanagerin “Resiliente Demokratie” beim Progressiven Zentrum.

Programme konkurrieren mit Fachunterricht

Die Politik sei Weiser zufolge sehr engagiert, das Thema auf die Tagesordnung zu bringen und dadurch zu enttabuisieren. In den Bildungsinstitutionen sieht sie allerdings viel Nachholbedarf. “Schulen arbeiten beim Thema Einsamkeit von jungen Menschen meistens mit externen Projektpartnern zusammen. In den schulischen Regelstrukturen selbst ist das Thema bisher nur wenig verankert.”

Das führt dazu, dass die Initiativen häufig mit dem Fachunterricht in Konflikt geraten. Das beobachtet auch Steinmayr bei ihrem Programm “MindOut”. Zwar setzt sie darauf, die Lehrkräfte vor Ort fortzubilden und so einen Transfer des Programms in die schulische Praxis zu erleichtern. Das löst aber nicht alle Probleme. “Die Schwierigkeit in Deutschland ist: Es gibt oft keine Möglichkeit im aktuellen Schulalltag, solche Programme einzuführen. Das funktioniert nicht an allen Schulen, wenn dafür Fachunterricht wegfällt”, sagt sie. Eine Chance könnte zukünftig in außerunterrichtlichen Ganztagsangeboten liegen.

CDU: “Tropfen auf dem heißen Stein

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sicherte anlässlich der “Aktionswoche gegen Einsamkeit” im ARD-Morgenmagazin 70 Millionen Euro für die Einsamkeitsstrategie der Bundesregierung zu. Im Bereich Bildung sollen die sogenannten Mental Health Coaches Einsamkeit bekämpfen. Seit September 2023 führen sie Gruppencoachings, Projekttage und Ausflüge mit den Schülern durch. Das Modellprojekt läuft an rund 100 Schulen bundesweit und wird durch die Universität Leipzig wissenschaftlich evaluiert.

Die Opposition fordert eine Ausweitung des Programms. “Eine frühe Prävention muss flächendeckend in schulischen Strukturen verankert werden. Selbst wenn das Programm die erwünschten Wirkungen erzielt, ist das viel zu wenig und wirkt nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Silvia Breher, familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Bundestag, zu Table.Briefings.

Mental Health Coaches stehen vor dem Aus

Für das laufende Jahr stehen für die Coaches dem Familienministerium zufolge “bis zu zehn Millionen Euro” zur Verfügung. Doch über das aktuelle Haushaltsjahr hinaus ist die finanzielle Förderung des Projekts nicht gesichert, wie Table.Briefings von Beteiligten des Projekts erfuhr. Das könnte das Aus für das Programm bedeuten – mit deutlich spürbaren Folgen für die teilnehmenden Schulen. “Die Coaches haben es gerade erst geschafft, sich als wichtige Vertrauens- und Bezugspersonen für die Schüler zu etablieren. Ein Ende des Programms wäre eine Entscheidung gegen die Bedürfnisse der Jugendliche und ein riesiger Schritt in die falsche Richtung”, sagt Özlem Tokyay, Programmkoordinatorin Mental Health Coaches bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit.

Eine Sprecherin des Ministeriums betonte, man wolle das Programm gerne fortsetzen, “da die Rückmeldungen durchweg positiv sind”. Welche Mittel für 2025 zur Verfügung stehen, lasse sich jedoch aktuell nicht sagen.

Weiser: Einsamkeitsprävention ist Demokratieförderung

Einig sind sich die Experten darin, dass man das Thema Einsamkeit nicht isoliert betrachten dürfe. Einsame Jugendliche sind nach einer Studie im Auftrag des Progressiven Zentrums empfänglicher für antidemokratische Einstellungen, Verschwörungstheorien und Gewalt.

Melanie Weiser fordert daher, das Thema auch in Schulen ganzheitlich zu denken und die günstigen Voraussetzungen der Schule zu nutzen. “Schule ist der beste Ort für niedrigschwellige Präventionsangebote. Das sollten wir nicht nur im Hinblick auf Einsamkeitsgefühle nutzen, sondern insgesamt für politische Bildung und Demokratieförderung.” Torben Bennink

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Kolumne

OECD-Bildungsdirektor Schleicher: Wie globale Trends die Bildung prägen

Wenn Sie ein Filmfan sind, kennen Sie wahrscheinlich den Film “Don’t Look Up”. Vielleicht haben Sie aber zumindest von ihm gehört. Der Film wurde gleichermaßen gelobt und verrissen. Er erzählt die Geschichte zweier Wissenschaftler. Sie entdecken einen überdimensionalen Kometen, der auf direktem Kollisionskurs mit der Erde ist. Und sie haben große Probleme, sich bei Politikern und Medien Gehör zu verschaffen.

Der Film ist eine Satire über die “erschreckende Nicht-Reaktion unserer Gesellschaft auf den Klimazusammenbruch”, wie es der Klimaforscher Peter Kalmus ausdrückt. Die Hauptaussage des Films ist, dass der Klimawandel, einst eine relativ unbekannte, unbequeme Wahrheit, heute eine greifbare Realität ist, gegen die nur unzureichende Maßnahmen ergriffen werden.

Die Welt ist von wachsenden Diskrepanzen geprägt

Globalisierung und Digitalisierung haben Menschen, Städte, Länder und Kontinente in einer Weise miteinander verbunden, die unser individuelles und kollektives Potenzial enorm erweitert. Aber dieselben Kräfte haben die Welt auch unbeständiger, komplexer, unsicherer und mehrdeutiger gemacht. Die Welt erlebt eine wachsende Diskrepanz – zwischen dem unendlichen Wachstumsimperativ und den endlichen Ressourcen unseres Planeten. Zwischen der Finanzwirtschaft und der Realwirtschaft. Zwischen den Reichen und den Armen. Zwischen dem Konzept unseres Bruttoinlandsprodukts und dem Wohlergehen der Menschen. Zwischen Technologie und sozialen Bedürfnissen. Zwischen Regierungsführung und der gefühlten Stimmlosigkeit der Menschen.

Niemand sollte die Bildung für all dies verantwortlich machen. Aber es sollte auch niemand die Rolle unterschätzen, die das Wissen, die Fähigkeiten, die Einstellungen und die Werte der Menschen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung und für die Gestaltung des kulturellen Kontextes spielen.

Wissen lässt sich im Gegensatz zu materiellen Gütern wiederholt nutzen

Immaterielle Werte sind in der heutigen Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Das macht Bildung so zentral. Ein Beispiel für ihre Macht ist das Wachstum einiger weniger Technologieunternehmen im Vergleich zu den sinkenden Einnahmen der traditionellen Unternehmen, die vor Jahrzehnten die Fortune 500 dominierten. Das Tolle daran ist, dass Wissen im Gegensatz zu materiellen Gütern wiederholt und an mehreren Orten gleichzeitig genutzt werden kann. Das erklärt auch das rasante Wachstum von Big-Tech-Unternehmen in nur wenigen Jahren.

In der Bildung sollten wir uns daher fragen, welche Kompetenzen für die Teilnahme an einer zunehmend immateriellen Wirtschaft erforderlich sind. Welche Kenntnisse, Fähigkeiten, Einstellungen und Werte brauchen wir, um neue Ideen und Produkte zu entwickeln? Oder um neue Arbeits- und Produktionsweisen zu organisieren und zu steuern? Und welche Rolle spielen die neuen Technologien bei der Erleichterung des Lernens?

Neue Zusammenarbeit zwischen Bildungspolitik und Technologieunternehmen

Große Technologieunternehmen werden zu wichtigen Akteuren im Bildungsbereich, insbesondere durch die Bereitstellung digitaler Bildungsplattformen und -dienste. Welche Auswirkungen hat dies auf die Bildungspolitik? Welche Art von (öffentlich-privater) Zusammenarbeit und Führung ist erforderlich, um einen Nutzen zu erzielen?

Im Laufe der Zeit hat sich auch die Art und Weise, wie wir unsere Zeit in Bezug auf Freizeit, Familie und politisches Leben nutzen, verschoben. Wir arbeiten weniger, auch wenn es manchmal nicht ganz so aussieht. Kann Bildung dem Einzelnen, ob jung oder alt, helfen, die Kompetenzen zu entwickeln, die für ein sinnvolles Engagement in allen Lebensbereichen erforderlich sind?

Es gibt nicht mehr die eine Ausbildung fürs ganze Leben

Im Jahr 2023 macht die befristete Beschäftigung mehr als ein Viertel der abhängigen Beschäftigung von jungen Menschen aus, verglichen mit elf Prozent in der Gesamtbevölkerung. Dies entspricht einem Anstieg von acht Prozent im Vergleich zu 1980. Auch Teilzeitverträge haben in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen, insbesondere bei jungen Arbeitnehmern. Welche Folgen hat es für das Lernen und die Ausbildung am Arbeitsplatz, wenn sich eine wachsende Zahl von Arbeitnehmern nicht längerfristig an einen Arbeitgeber bindet? Was bedeutet dieser Wandel für die Bildungssysteme und für die Bildungsakteure? Welches Potenzial haben neue Ausbildungsmöglichkeiten, die in der Gig-Economy entstehen?

Wissen bedeutet auch Macht. Während nur einige wenige Eliten traditionelle Enzyklopädien oder die Massenmedien des 20. Jahrhunderts (Zeitungen, Radio und Fernsehen) produzierten, werden die heutigen sozialen Medien und Internetseiten wie Wikipedia von der breiten Masse gespeist, die die Inhalte generiert. Die Zahl der Seiten in allen Wikis ist in nur 20 Jahren von etwa 10.000 auf über 50 Millionen gestiegen. Aber sind die Menschen dafür bereit? Die PISA-Studie zeigt, dass Südkorea das einzige OECD-Land ist, in dem mehr als die Hälfte der 15-Jährigen fit für die digitale Welt ist, zum Beispiel für das Erkennen von Fake News.

Schüler brauchen mehr Digitalkompetenzen

In den meisten OECD-Ländern verfügt die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler nur über begrenzte Digitalkompetenzen oder nicht einmal über die Grundlagen. Wie können wir also alle Menschen besser dabei unterstützen, auf Wissen zuzugreifen und es effektiv zu nutzen? Welche Art von Bildung ist erforderlich, um Schüler, Lehrer und Bildungsleiter in die Lage zu versetzen, dies effektiv zu tun? Und welche (digitalen) Fähigkeiten und Einstellungen sind erforderlich, um die Qualität und Vertrauenswürdigkeit von Informationen effektiv zu bewerten? Wie können wir Lehrer dabei unterstützen, das Wissen, das sie in ihrer Praxis verwenden, zu validieren? Unser soziales Umfeld beeinflusst auch unseren Zugang zu Wissen. Sollten Bildungseinrichtungen aktiver an der Stärkung (digitaler) sozialer Bindungen arbeiten? Wenn ja, wie?

Auch in unserem Kampf gegen den Klimawandel spielt Bildung eine entscheidende Rolle. Bildung ist der Schlüssel, um allen Bürgern nicht nur die wissenschaftlichen Hintergründe der Klimakrise, sondern auch ihre soziodemografischen, politischen und moralischen Auswirkungen zu vermitteln. Darüber hinaus kann die Bildung einen grundlegenden Beitrag leisten, indem sie den Lernenden den Raum bietet, in ihren Gemeinschaften direkt zu handeln und gleichzeitig umweltfreundliche Einstellungen und Verhaltensweisen zu fördern.

Die Ausbildungssysteme müssen die Menschen dabei unterstützen, auf dem Weg zu “grüneren” Volkswirtschaften und Gesellschaften kontinuierlich zu lernen. Parallel dazu müssen unsere Forschungssysteme mit angemessenen Strategien und Ressourcen ausgestattet werden. Nur so können sie die Art von langfristiger, risikofreudiger Forschung betreiben, die wir brauchen, um unseren Weg aus unserem derzeitigen, nicht nachhaltigen Wachstumsmodell zu finden und gleichzeitig den gemeinsamen Wohlstand zu sichern.

Ob Sie nun ein Fan sind oder nicht: “Don’t Look Up” vermittelt eine wichtige Botschaft. Der Film erinnert uns daran, dass in unserer globalen und vernetzten Welt sowohl schrittweise Bedrohungen wie der Klimawandel als auch abrupte systemische Störungen wie Covid-19 unsere Art zu leben, zu arbeiten und zu lernen weiterhin infrage stellen werden. Vor allem aber sagt uns der Film, dass wir bei diesen Trends nicht wegschauen können und dürfen.

Dies ist die gekürzte und übersetzte Fassung der Kolumne. Das englische Original finden Sie hier.

Der OECD-Bildungsdirektor, Andreas Schleicher, ist Statistiker und Bildungsforscher und kritisiert seit Jahren das deutsche Bildungssystem. 2019 erschien sein Buch “Weltklasse: Schule für das 21. Jahrhundert”, in dem er zentrale Ergebnisse seiner Forschung zusammenfasst. Er konzipierte die PISA-Studien und stellte 2001 die in Deutschland viel beachtete erste PISA-Studie vor. Seit 2002 ist er für das PISA-Programm zuständig und beteiligt sich bei zahlreichen weiteren Bildungsprojekten.

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News

Felix Klein: Warum er ein verpflichtendes Fach Medienkompetenz fordert

Antisemitische Vorfälle an Schulen haben deutlich zugenommen und stellen Lehrkräfte vor große Herausforderungen. Viele sind unsicher und weichen schwierigen Diskussionen aus – teils auch mit Verweis auf den Beutelsbacher Konsens und unter der Annahme, dass sie sich neutral verhalten müssen. Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, hält das für falsch. “Ich glaube, bei der Bekämpfung von Antisemitismus gilt eine Interventionspflicht für Lehrkräfte”, sagte er im Podcast Table.Today an diesem Freitag. Es könne nicht sein, Diskriminierung einfach stehenzulassen. Wichtig sei, dass Lehrkräfte sofort eingreifen und die Schüler zur Rede stellen. Dafür dürften sie solche Vorfälle nicht auf ein Täter-Opfer-Schema reduzieren, sondern die ganze Schulgemeinde sollte damit konfrontiert werden. Für den Umgang mit solchen Situationen sollte jede Schule ein Regelwerk haben – genauso wie für den Brandfall.

Das Thema Antisemitismus dürfe in der Schule nicht mit 1945 enden

Wie antisemitische Gedanken in Schulen Einzug halten, ist für Klein klar: “Über soziale Medien finden antisemitische Narrative direkt Eingang in die Community.” Daher hält er die Einführung eines verpflichtenden Schulfachs Medienkompetenz für wichtig. Es reiche nicht, das Thema nur im Bereich der politischen Bildung oder Sozialkunde zu behandeln. Um Schülerinnen und Schüler besser zu sensibilisieren, spricht er sich auch für Pflichtbesuche von Gedenkstätten aus. Aber sie müssten im Unterricht gut vor- und nachbereitet werden. Beim Besuch einer KZ-Gedenkstätte könne jeder nachempfinden, “was es bedeutet, in einem Land zu leben, wo man sich nicht auf eine unabhängige Justiz oder überhaupt auf den Staat verlassen kann, sondern im Gegenteil der Staat die Menschen quält”.

Der Antisemitismusbeauftragte wünscht sich daneben neue Wege der Erinnerungskultur. Auch um Zugänge in einer Migrationsgesellschaft zu schaffen. “Hier müssen wir Brücken bauen.” Und wichtig sei, in der Schule zu vermitteln, dass Diskriminierungen, Antisemitismus, Rassismus und Antiziganismus auch nach 1945 weitergegangen sind. Und dass Antisemitismus nicht nur jüdische Menschen bedroht, sondern das gesamte Zusammenleben in der Gesellschaft. “All das muss Erinnerungskultur vermitteln.” aku

Lesen Sie hier: Wie Lehrkräfte auf Antisemitismus muslimischer Schüler reagieren können

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Klaus Klemm: Bis 2035 kaum noch Fachlehrer in Kunst und Musik

Zum Kunst- und Musikunterricht gehen die Meinungen bei Bildungspolitikern auseinander: Die einen raten dazu, auf ein, zwei Stunden in den musischen Fächern zu verzichten zugunsten von Mathematik und Deutsch. Die anderen sehen sie als unerlässlich für eine ganzheitliche Bildung. Doch die Debatte könnte durch die Realität ohnehin bald eingeholt werden: Nach einer Berechnung des Bildungsforschers Klaus Klemm werden im Fach Musik bis 2035 nicht mal ein Drittel des Einstellungsbedarfs und in Kunst 40,4 Prozent gedeckt sein. Damit steht Kunst, was die Bedarfsdeckungsquote anbelangt, ähnlich schlecht da wie die MINT-Fächer – hier liegt die Quote bei 40,7 Prozent.

Schon jetzt gehören Kunst und Musik zu den Mangelfächern. Aber diese Situation wird sich noch weiter zuspitzen. Wie Klaus Klemm beispielhaft für die weiterführenden Schulen in NRW errechnet hat, wird bis zum Schuljahr 2035/36 ein Großteil der Musik- und Kunstlehrer altersbedingt die Schulen verlassen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland sind im Fach Musik aktuell 43,5 Prozent der Lehrkräfte älter als 50 Jahre, im Fach Kunst liegt der Anteil der Ü50-Lehrkräfte sogar bei 46,5 Prozent. Das liegt deutlich über dem Altersschnitt über alle Fächer hinweg. Der lag im Schuljahr 2022/23 bei 32,2 Prozent.

Schon jetzt großer Unterrichtsausfall in Kunst und Musik

Die Überalterung hat zur Folge, dass der Bestand der Kunst- und Musiklehrer um mehr als die Hälfte schrumpft. Das lässt sich durch Neueinstellungen nicht ausreichend auffangen. Klemm stützt sich bei seiner Analyse auf die von der KMK Ende 2023 veröffentlichte Schätzung zum “Lehrkräfteeinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2023 bis 2035“.

Hinzu kommt, dass die Schülerzahlen in den weiterführenden Schulen in den kommenden Jahren weiter steigen. Für das Fach Kunst würde sich die Zahl der zu unterrichtenden Stunden demnach von jetzt knapp 77.000 auf 90.000 erhöhen, in Musik von 51.000 auf 60.000 Wochenstunden. Allerdings werden schon heute in der Sekundarstufe I etwa ein Drittel der Stunden in Kunst und 11,4 Prozent der Stunden in Musik fachfremd unterrichtet. Wobei der Unterrichtsausfall zwischen den Schularten ungleich verteilt ist: Am Gymnasium war er am niedrigsten, an Hauptschulen am höchsten. Annette Kuhn

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Petition: Was die Kita-Kampagne “Jedes Kind zählt” bereits erreicht hat

Auf dem Weg, die größte Petition aller Zeiten an den Deutschen Bundestag zu überreichen, haben die Initiatoren der Kampagne “Jedes Kind zählt” einen wichtigen Meilenstein erreicht: Das Quorum für eine öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss des Parlaments wurde bereits deutlich überschritten. 50.000 Unterschriften sind dazu notwendig; am frühen Dienstagabend hatten bereits mehr als 71.000 Menschen digital oder auf Papier unterzeichnet.

Lesen Sie auch: Was die Kita-Kampagne “Jedes Kind zählt” fordert

Auffällig: Nur knapp 14.000 Unterschriften wurden digital eingereicht. Die meisten unterschreiben direkt auf Papier. Deshalb sind mehr als 500 Fachkräfte und weitere Unterstützer in diesen Tagen auf Veranstaltungen in ganz Deutschland unterwegs, um für die Petition zu werben. Dazu gehören Aktionstage, Elterncafés, aber auch auf den ersten Blick ungewöhnliche Orte wie das Musikfestival “Hurricane”. 18 Tage haben die Initiatoren noch Zeit, um das erklärte Ziel von 500.000 Unterschriften zu erreichen. “Ich hoffe immer noch, dass wir es schaffen”, sagte Katja Ross, die die Petition einreichte, Table.Briefings.

Die Kampagne setzt sich für bessere Bedingungen in den Kitas ein. Vor allem fordern die Initiatoren deutschlandweit verbindliche Mindeststandards für die Anzahl von Fachkräften. Die Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestags wird voraussichtlich im September oder Oktober stattfinden. max

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BMBF-Forschungsprojekt: Mit Kooperation Kinder in der digitalen Welt schützen

Kinder sollten als gestaltende Akteure der digitalen Gesellschaft verstanden werden und ihre Sicherheit als ein Kinderrecht. Ausgehend von diesen Annahmen hat das Projekt “SIKID-Kompass für die Sicherheit von Kindern in der digitalen Welt” es sich zum Ziel gesetzt, zu identifizieren, wie sich die Sicherheit und Befähigung von Kindern in digitalen Umgebungen verbessern lässt. Basierend auf drei Jahren interdisziplinärer Forschung haben die Forscher Empfehlungen für mehrere Handlungsfelder formuliert. Die Vorstellung des Konzepts erfolgt am Montag. Table.Briefings lag eine Kurzfassung bereits vorab vor.

Im Zentrum des BMBF-Forschungsprojekts steht der zwischenmenschliche Austausch im Netz. “Online-Interaktionsrisiken” nennen das die Experten und fassen darunter unter anderem sexuelle Grenzüberschreitungen (Cybergrooming oder Sextortion), Cybermobbing und Hassrede.

Jugendschutz braucht mehr Kooperation

Unter anderem folgende Empfehlungen geben die Forscher:

  1. Akteursnetzwerk: Um die unterschiedlichen Bedürfnisse von Kindern zu berücksichtigen, “braucht es die Zusammenarbeit eines ganzen Netzwerks, in dem unter anderem Digitalplattformen, Polizei, Eltern und Bildungseinrichtungen eine wichtige Rolle spielen”, sagt Jessica Heesen, Co-Leiterin des Projekts, zu Table.Briefings.
  2. Forschung: Interdisziplinäre und praxisbezogene Forschung soll Maßnahmen entwickeln. Kinder und Jugendliche sollen die Forscher dabei einbeziehen.
  3. Unterstützung: Umfassende Hilfe und effiziente Ermittlungen sollen Betroffene unterstützen und Täter identifizieren.
  4. Bildung: Die Bildungsstandards der KMK sollten verlässlicher umgesetzt und durch außerschulische Angebote flexibel ergänzt werden.
  5. Fort- und Weiterbildung: Präventionsbemühungen sollen neben Kindern und Jugendlichen auch Eltern, pädagogische Fachkräfte und andere relevante Akteure einbeziehen.

“Digitale Medien gehören für Kinder und Jugendliche ganz selbstverständlich zu ihrem Alltag”, sagt Projektleiterin Heesen. Für die Professorin der Universität Tübingen ist klar: Nur wenn sich Kinder sicher im Internet bewegen können, “können sie die vielfältigen Möglichkeiten zum sozialen Austausch, für Spiel, Unterhaltung und Lernen gut nutzen”. vkr

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Bildungsstand: Welcher Zusammenhang zur Bildung der Eltern besteht

Kinder von Akademikern erlangen deutlich häufiger selbst einen Hochschulabschluss als Kinder von Nicht-Akademikern. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der 25- bis 64-Jährigen, von denen mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss hatte, verfügte 2021 selbst über einen Hochschulabschluss. Das berichtet das Statistische Bundesamt.

Die Hochschulabschlussquote bei diesen Erwachsenen war damit dreimal so hoch wie bei Menschen, deren Eltern maximal einen Berufsabschluss oder das Abitur hatten und fast fünfmal so hoch wie bei Menschen mit formal gering qualifizierten Eltern. Als formal gering qualifiziert gilt laut Erhebung, wer maximal den ersten Schulabschluss oder die Mittlere Reife hat.

2,8 Millionen Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren waren 2022 gering qualifiziert, das entspricht 17 Prozent der Altersgruppe. Auch hier zeigt sich ein Zusammenhang mit der Bildung der Eltern: Kinder, bei denen schon die Eltern formal gering qualifiziert waren, waren das zu 40 Prozent als Erwachsene selbst auch. Mit höherem Bildungsabschluss der Eltern nimmt dieser Anteil deutlich ab.

Auch bei Zugewanderten zeigen sich Unterschiede

Zudem hat sich das Statistische Bundesamt angeschaut, ob es Unterschiede nach Einwanderungsgeschichte gibt. Bei Menschen, die selbst in Deutschland geboren sind und deren Eltern zugewandert sind, lassen sich Unterschiede der Statistik zufolge vollständig durch den im Durchschnitt niedrigeren Bildungsstand der zugewanderten Eltern erklären.

Bei selbst Zugewanderten zeigen sich Unterschiede, abhängig vom Alter bei der Einwanderung. Der Bildungsstand von Erwachsenen, die als Minderjährige nach Deutschland zugewandert sind, ist dabei umso höher, je jünger sie zum Zeitpunkt der Zuwanderung waren.

Erwachsene, die mit 18 Jahren oder älter nach Deutschland gekommen sind, hatten hingegen genauso häufig einen Hochschulabschluss wie Menschen ohne Einwanderungsgeschichte (25 Prozent). In fast vier Fünftel der Fälle hatten sie ihn bereits im Ausland erworben. Der Anteil der formal Geringqualifizierten ist bei dieser Gruppe jedoch fast viermal so hoch. dpa/anpa

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Heads

Thomas Bachem: Warum seine Uni projektbasiert arbeitet

Thomas Bachem setzt bei seiner privaten Hochschule auf eigenverantwortliches Lernen im Team.

Dass Lernen am besten funktioniert, wenn man von der eigenen Neugier angetrieben wird, weiß Thomas Bachem, Gründer der Berliner Code-University, aus eigener Erfahrung. Mit zwölf Jahren bringt er sich als Schüler selbst das Programmieren bei, mit 15 Jahren verdient er durch Webdesign extra Taschengeld. Doch nach der Schule entscheidet er sich gegen ein Informatikstudium – das findet er zu theoretisch.  

Stattdessen studiert er International Business an einer privaten Wirtschaftshochschule, die damals sehr familiär gewesen sei: der Cologne Business School. Sie inspiriert ihn dazu, seine eigene Hochschule zu gründen. 

Möchte Studierende in Selbstwirksamkeit stärken

2012 lernt Bachem den Ökonomen Manuel Dolderer kennen, der gerade für die Klett Gruppe die “Praxis-Hochschule” aufbaut, eine private Fachhochschule im Bereich Sozial- und Gesundheitswesen, die auf selbständiges Lernen setzt. 2015 gründen sie mit einem dritten Partner, Jonathan Rüth, die Code-University. Für Bachem ist es seine bisher größte Gründung. Kurz zuvor hat er “Lebenslauf.com”, einen Online-Editor, an Xing verkauft. 

Die Code-University bietet ein englischsprachiges, projektbasiertes Curriculum: Ein Orientierungssemester soll die Studierenden im ersten Schritt dazu befähigen, selbständig zu lernen und einander zu unterstützen. Die Studienanfänger, darunter viele internationale Studierende, probieren sich zudem in den drei Studiengängen aus: Software Engineering, Product Management und Interaction Design.  

Vier bis sechs Wochen Bewerbungsverfahren

Danach steht eins im Fokus: selbständige Projektarbeit. Klassische Vorlesungen gibt es nicht, die Professoren sollen als Mentoren agieren. Bachem will damit “das richtige Mindset” fördern. Die Studierenden sollten ihre eigene Selbstwirksamkeit begreifen und wichtige Fähigkeiten wie Kreativität und kritisches Denken stärken.  

Schon im vier- bis sechswöchigen Bewerbungsverfahren stellen die Anwärter für die Code-University bei einem Gruppenassessment ihre Teamfähigkeit unter Beweis: Neben dem klassischen Bewerbungsgespräch reichen sie eine Projektarbeit ein. Soziale Kompetenzen und Selbstständigkeit zählen mehr als Noten.

Unternehmen finanzieren die Privatuni 

Finanziert wird die Universität, eine Non-Profit-Organisation, von über 50 der erfolgreichsten deutschen Internetunternehmen, darunter Zalando, und von Gründern wie Frank Thelen. Das Bachelorstudium kostet die Teilnehmer dennoch knapp 40.000 Euro. Bald soll ein Masterstudium folgen. Viele, die in Bachems Zielgruppe fallen, können sich das eigentlich nicht leisten. Knapp 60 Prozent der Studierenden nutzten daher ein Rückzahlungsmodell zur Finanzierung.  

Bieten Camps für Berufsorientierung an

Zeitgleich zur Code University haben Bachem und sein Partner Dolderer noch eine unabhängige, gemeinnützige Initiative gegründet: Code + Design. In verschiedenen Großstädten richtet sie sich mit mehrtägigen Camps an 14- bis 20-Jährige und soll – wie die Privatuniversität – intrinsisch motiviertes Lernen im Team fördern. Viele Karrieren entstünden heute noch durch Zufall, findet Bachem. Schuld daran ist in seinen Augen die schlechte Berufsorientierung in den Schulen. “Wir müssen damit anfangen, früher Orientierung zu schaffen, auch für die individuellen Stärken und Schwächen”, sagt er.  

In jedem Camp entwickeln etwa einhundert Jugendliche Apps oder Webseiten und nehmen an einem Berufsorientierungsworkshop teil. Dafür lädt Bachem ehrenamtliche Redner mit einem möglichst breiten Spektrum unterschiedlicher Lebenswege ein – häufig aus dem Grafikdesign oder der Softwareentwicklung. Die Initiative wird durch die RAG-Stiftung gefördert und ist auf lokale Unternehmenssponsoren angewiesen. Bisher mangelt es an ausreichender Finanzierung. Bachem wünscht sich daher eine Förderung vonseiten der Politik. “Ein paar Euro pro Schüler könnten schon viel ermöglichen – und so mehr Jugendliche profitieren.” Kira Münsterberg 

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  • Berufsorientierung
  • Hochschulen

Mehr von Table.Media

ESG.Table. Generation Z: Warum sie die sozial-ökologische Transformation unterstützt, aber seltener grün wählt. Junge Erwachsene haben den Grünen bei der Europawahl den Rücken zugekehrt. Es scheint, als hätte der Klimaschutz für sie an Wichtigkeit verloren. Was den Jugendlichen nun Sorgen bereitet, lesen Sie hier.

Research.Table. Ludwig-Erhard-Forum: Warum Stark-Watzingers BMBF einen liberalen Think-Tank mit über 800.000 Euro fördert. Das BMBF fördert ein Projekt der Ludwig-Erhard-Stiftung mit über 800.000 Euro. Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger ist eines von 75 Mitgliedern der Stiftung. Warum auch der Ablauf der Förderung und die inhaltliche Ausrichtung des Projekts Fragen aufwerfen, lesen Sie hier.

Presseschau

Zeit: Mediennutzung nimmt auch bei Kleinkindern zu. Zehn Prozent der Kinder zwischen zwei und fünf Jahren besitzen ein Handy oder Smartphone. 20 Prozent der Kinder in diesem Alter haben Zugang zu einem Tablet. Das ist ein Anstieg von 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020. Etwas mehr als eine Stunde verbringen Kleinkinder täglich vor Bildschirmen. Die Mehrheit der Eltern ist sich dennoch einig, dass Smartphones für Kinder Gefahren bergen und ihr Internetzugang gefiltert sein sollte. (Jedes zehnte Kleinkind hat eigenes Handy oder Smartphone

Ntv: Berufsakademien bald auch in MV möglich. In Mecklenburg-Vorpommern wurde ein Entwurf für ein Berufsakademiegesetz beschlossen. Dies soll die Gründung von Berufsakademien ermöglichen, an denen ein Bachelorstudium mit hohem Praxisanteil absolviert werden kann. Für den neuen Studientyp ist eine erfolgreiche Aufnahmeprüfung oder eine Hochschulzugangsberechtigung notwendig sowie eine Ausbildungsvereinbarung mit einem Betrieb. Dieser übernimmt dann die Praxisanteile des Studiums. Das Interesse an diesem praxisnahen Studium ist in anderen Bundesländern sehr hoch. (MV will Berufsakademien: Gesetz wird vorbereitet

SWR: Demokratiebildung durch Mitbestimmung in der Schule. Die Psychologin Marina Weisband erklärt, welche Rolle Schulen bei der Demokratiebildung spielen können. Schüler empfinden die Schule vor allem als eine passive Institution, auf die sie nur wenig Einfluss haben. Dieses Gefühl von geringer Selbstwirksamkeit spiegelt sich auch häufig in ihren politischen Einstellungen wider. Viele Schüler wünschen sich daher vor allem mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten. (Marina Weisband: So geht Demokratiebildung in der Schule

rbb: Absage von Zeugnisverleihung wegen Pro-Palästina-Protest. Ein Gymnasium in Berlin sagte die feierliche Zeugnisübergabe ihrer Abiturienten ab. Teile der Schülerschaft haben wohl geplant, die Veranstaltung für einen propalästinensischen Protest zu nutzen. Die Schulleitung gab an, vor diesem Hintergrund die Sicherheit der Veranstaltung nicht gewährleisten zu können. Die zuständige Senatsverwaltung befindet sich momentan mit der Schule im Gespräch, um eine Lösung zu finden. (Berliner Gymnasium sagt Abiturfeier wegen Angst vor Ausschreitungen ab

Tagesspiegel: 100 Millionen Euro Miete für Berliner Lehrerinstitut. Für das neue Berliner Landesinstitut für Lehrkräftebildung wurde ein passendes Gebäude angemietet. Die Miete für den zentral liegenden Bürokomplex beträgt 100 Millionen Euro für die nächsten zehn Jahre. Anfangs wurde das nötige Geld vom Finanzausschuss aufgrund der schwierigen Haushaltslage blockiert. Für die notwendige Zustimmung erklärte sich die Bildungsverwaltung nun bereit, andere Gebäude zu räumen. In das 17.000 Quadratmeter große Gebäude sollen später auch das Medienforum, das Zentrum für Sprachbildung Berlin und die iMINT-Akademie einziehen. Für Miet-, Personal- und Gründungskosten muss der Senat 2024 7,5 Millionen Euro zahlen. 2025 steigt diese Summe auf 12,5 Millionen. (100 Millionen Euro Miete in zehn Jahren: Berlin macht den Weg für neues Lehrerinstitut frei

Bildung.Table Redaktion

BILDUNG.TABLE REDAKTION

Licenses:
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    wenn Schülerinnen und Schüler Unterrichtsstoff als unnütz empfinden, lautet die Frage oft: “Was bringt mir das fürs ‘echte Leben’?!”. Der Frage, wie Schule und Bildung im Allgemeinen aufs Leben vorbereiten können, widmen sich in diesem Briefing gleich mehrere Texte.

    Fast jeder zweite Mensch zwischen 16 und 30 Jahren fühlt sich einsam, wie eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann Stiftung diese Woche zeigte. Mein Kollege Torben Bennink hat sich angeschaut, wie Schulen dieses Thema bisher angehen. Die Recherche zeigt, wie effektiv bisherige Präventivprogramme sind und an welchen Hürden sie scheitern.

    Auch unser Kolumnist Andreas Schleicher sieht Schule in der Verantwortung, junge Menschen auf das Leben mit all seinen (zukünftigen) Herausforderungen vorzubereiten. Bildung sei zwar nicht für alles verantwortlich, doch man dürfe ihre Rolle in Bezug auf soziale und wirtschaftliche Entwicklungen nicht unterschätzen.

    Wie sehr insbesondere das soziale Miteinander durch die steigende Zahl antisemitischer Vorfälle bedroht ist, weiß der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein. Er spricht sich für ein verpflichtendes Fach Medienkompetenz und eine neue Erinnerungskultur aus.

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    Fast jeder zweite junge Mensch fühlt sich einsam. Schulen sind die besten Orte, um Kinder und Jugendliche flächendeckend mit Präventionsprogrammen zu erreichen – zumindest in der Theorie. In der Praxis kämpfen die Programme mit strukturellen Problemen und unklarer Finanzierung. Eine der wichtigsten politischen Maßnahmen droht nun sogar dem Haushaltsstreit zum Opfer zu fallen.

    “Einsamkeit ist unter jungen Menschen auch Jahre nach der Corona-Pandemie ein großes Problem. Die jungen Erwachsenen sind unter allen Altersgruppen sogar am meisten gefährdet“, sagte Ricarda Steinmayr zu Table.Briefings. Sie ist Professorin für Pädagogische und Differenzielle Psychologie an der TU Dortmund und Mitautorin der Bertelsmann-Studie zu Einsamkeit.

    Input von Wissenschaft und Zivilgesellschaft

    Besonders von Einsamkeit betroffen sind Jugendliche zwischen 19 und 22 Jahren, also kurz nach der Schulzeit. Das rückt die Schule in den Fokus, um Jugendliche frühzeitig zu sensibilisieren. Aus Ländern wie Finnland, Großbritannien und Kanada können wichtige Impulse für bildungspolitische Programme gewonnen werden, wie zuletzt eine weitere Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigte.

    Psychologin Ricarda Steinmayr arbeitet an der TU Dortmund gerade daran, das Programm “MindOut” aus Irland nach Deutschland zu überführen. Es bietet “weiterführenden Schulen ein kompetenzbasiertes Programm zur Förderung des sozialen und emotionalen Wohlbefindens von jungen Menschen im Alter von 14 bis 17 Jahren”, wie es im zugehörigen Flyer heißt – auch Einsamkeitsgefühle werden adressiert. In Irland sei es bereits erfolgreich evaluiert und werde aktuell an einem Oberhausener Gymnasium erprobt, berichtet Steinmayr.

    Auch zivilgesellschaftliche Organisationen arbeiten an leicht durchführbaren Trainings und Programmen. Das Progressive Zentrum, ein gemeinnütziger Think Tank aus Berlin, hat gemeinsam mit Praktikern aus der Kinder- und Jugendarbeit den “Methodenkoffer gegen Einsamkeit” entwickelt. Lehrkräfte können ihn im Unterricht nutzen und erhalten dafür einfache Handreichungen, sagt Melanie Weiser, Projektmanagerin “Resiliente Demokratie” beim Progressiven Zentrum.

    Programme konkurrieren mit Fachunterricht

    Die Politik sei Weiser zufolge sehr engagiert, das Thema auf die Tagesordnung zu bringen und dadurch zu enttabuisieren. In den Bildungsinstitutionen sieht sie allerdings viel Nachholbedarf. “Schulen arbeiten beim Thema Einsamkeit von jungen Menschen meistens mit externen Projektpartnern zusammen. In den schulischen Regelstrukturen selbst ist das Thema bisher nur wenig verankert.”

    Das führt dazu, dass die Initiativen häufig mit dem Fachunterricht in Konflikt geraten. Das beobachtet auch Steinmayr bei ihrem Programm “MindOut”. Zwar setzt sie darauf, die Lehrkräfte vor Ort fortzubilden und so einen Transfer des Programms in die schulische Praxis zu erleichtern. Das löst aber nicht alle Probleme. “Die Schwierigkeit in Deutschland ist: Es gibt oft keine Möglichkeit im aktuellen Schulalltag, solche Programme einzuführen. Das funktioniert nicht an allen Schulen, wenn dafür Fachunterricht wegfällt”, sagt sie. Eine Chance könnte zukünftig in außerunterrichtlichen Ganztagsangeboten liegen.

    CDU: “Tropfen auf dem heißen Stein

    Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sicherte anlässlich der “Aktionswoche gegen Einsamkeit” im ARD-Morgenmagazin 70 Millionen Euro für die Einsamkeitsstrategie der Bundesregierung zu. Im Bereich Bildung sollen die sogenannten Mental Health Coaches Einsamkeit bekämpfen. Seit September 2023 führen sie Gruppencoachings, Projekttage und Ausflüge mit den Schülern durch. Das Modellprojekt läuft an rund 100 Schulen bundesweit und wird durch die Universität Leipzig wissenschaftlich evaluiert.

    Die Opposition fordert eine Ausweitung des Programms. “Eine frühe Prävention muss flächendeckend in schulischen Strukturen verankert werden. Selbst wenn das Programm die erwünschten Wirkungen erzielt, ist das viel zu wenig und wirkt nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Silvia Breher, familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Bundestag, zu Table.Briefings.

    Mental Health Coaches stehen vor dem Aus

    Für das laufende Jahr stehen für die Coaches dem Familienministerium zufolge “bis zu zehn Millionen Euro” zur Verfügung. Doch über das aktuelle Haushaltsjahr hinaus ist die finanzielle Förderung des Projekts nicht gesichert, wie Table.Briefings von Beteiligten des Projekts erfuhr. Das könnte das Aus für das Programm bedeuten – mit deutlich spürbaren Folgen für die teilnehmenden Schulen. “Die Coaches haben es gerade erst geschafft, sich als wichtige Vertrauens- und Bezugspersonen für die Schüler zu etablieren. Ein Ende des Programms wäre eine Entscheidung gegen die Bedürfnisse der Jugendliche und ein riesiger Schritt in die falsche Richtung”, sagt Özlem Tokyay, Programmkoordinatorin Mental Health Coaches bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit.

    Eine Sprecherin des Ministeriums betonte, man wolle das Programm gerne fortsetzen, “da die Rückmeldungen durchweg positiv sind”. Welche Mittel für 2025 zur Verfügung stehen, lasse sich jedoch aktuell nicht sagen.

    Weiser: Einsamkeitsprävention ist Demokratieförderung

    Einig sind sich die Experten darin, dass man das Thema Einsamkeit nicht isoliert betrachten dürfe. Einsame Jugendliche sind nach einer Studie im Auftrag des Progressiven Zentrums empfänglicher für antidemokratische Einstellungen, Verschwörungstheorien und Gewalt.

    Melanie Weiser fordert daher, das Thema auch in Schulen ganzheitlich zu denken und die günstigen Voraussetzungen der Schule zu nutzen. “Schule ist der beste Ort für niedrigschwellige Präventionsangebote. Das sollten wir nicht nur im Hinblick auf Einsamkeitsgefühle nutzen, sondern insgesamt für politische Bildung und Demokratieförderung.” Torben Bennink

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    Kolumne

    OECD-Bildungsdirektor Schleicher: Wie globale Trends die Bildung prägen

    Wenn Sie ein Filmfan sind, kennen Sie wahrscheinlich den Film “Don’t Look Up”. Vielleicht haben Sie aber zumindest von ihm gehört. Der Film wurde gleichermaßen gelobt und verrissen. Er erzählt die Geschichte zweier Wissenschaftler. Sie entdecken einen überdimensionalen Kometen, der auf direktem Kollisionskurs mit der Erde ist. Und sie haben große Probleme, sich bei Politikern und Medien Gehör zu verschaffen.

    Der Film ist eine Satire über die “erschreckende Nicht-Reaktion unserer Gesellschaft auf den Klimazusammenbruch”, wie es der Klimaforscher Peter Kalmus ausdrückt. Die Hauptaussage des Films ist, dass der Klimawandel, einst eine relativ unbekannte, unbequeme Wahrheit, heute eine greifbare Realität ist, gegen die nur unzureichende Maßnahmen ergriffen werden.

    Die Welt ist von wachsenden Diskrepanzen geprägt

    Globalisierung und Digitalisierung haben Menschen, Städte, Länder und Kontinente in einer Weise miteinander verbunden, die unser individuelles und kollektives Potenzial enorm erweitert. Aber dieselben Kräfte haben die Welt auch unbeständiger, komplexer, unsicherer und mehrdeutiger gemacht. Die Welt erlebt eine wachsende Diskrepanz – zwischen dem unendlichen Wachstumsimperativ und den endlichen Ressourcen unseres Planeten. Zwischen der Finanzwirtschaft und der Realwirtschaft. Zwischen den Reichen und den Armen. Zwischen dem Konzept unseres Bruttoinlandsprodukts und dem Wohlergehen der Menschen. Zwischen Technologie und sozialen Bedürfnissen. Zwischen Regierungsführung und der gefühlten Stimmlosigkeit der Menschen.

    Niemand sollte die Bildung für all dies verantwortlich machen. Aber es sollte auch niemand die Rolle unterschätzen, die das Wissen, die Fähigkeiten, die Einstellungen und die Werte der Menschen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung und für die Gestaltung des kulturellen Kontextes spielen.

    Wissen lässt sich im Gegensatz zu materiellen Gütern wiederholt nutzen

    Immaterielle Werte sind in der heutigen Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Das macht Bildung so zentral. Ein Beispiel für ihre Macht ist das Wachstum einiger weniger Technologieunternehmen im Vergleich zu den sinkenden Einnahmen der traditionellen Unternehmen, die vor Jahrzehnten die Fortune 500 dominierten. Das Tolle daran ist, dass Wissen im Gegensatz zu materiellen Gütern wiederholt und an mehreren Orten gleichzeitig genutzt werden kann. Das erklärt auch das rasante Wachstum von Big-Tech-Unternehmen in nur wenigen Jahren.

    In der Bildung sollten wir uns daher fragen, welche Kompetenzen für die Teilnahme an einer zunehmend immateriellen Wirtschaft erforderlich sind. Welche Kenntnisse, Fähigkeiten, Einstellungen und Werte brauchen wir, um neue Ideen und Produkte zu entwickeln? Oder um neue Arbeits- und Produktionsweisen zu organisieren und zu steuern? Und welche Rolle spielen die neuen Technologien bei der Erleichterung des Lernens?

    Neue Zusammenarbeit zwischen Bildungspolitik und Technologieunternehmen

    Große Technologieunternehmen werden zu wichtigen Akteuren im Bildungsbereich, insbesondere durch die Bereitstellung digitaler Bildungsplattformen und -dienste. Welche Auswirkungen hat dies auf die Bildungspolitik? Welche Art von (öffentlich-privater) Zusammenarbeit und Führung ist erforderlich, um einen Nutzen zu erzielen?

    Im Laufe der Zeit hat sich auch die Art und Weise, wie wir unsere Zeit in Bezug auf Freizeit, Familie und politisches Leben nutzen, verschoben. Wir arbeiten weniger, auch wenn es manchmal nicht ganz so aussieht. Kann Bildung dem Einzelnen, ob jung oder alt, helfen, die Kompetenzen zu entwickeln, die für ein sinnvolles Engagement in allen Lebensbereichen erforderlich sind?

    Es gibt nicht mehr die eine Ausbildung fürs ganze Leben

    Im Jahr 2023 macht die befristete Beschäftigung mehr als ein Viertel der abhängigen Beschäftigung von jungen Menschen aus, verglichen mit elf Prozent in der Gesamtbevölkerung. Dies entspricht einem Anstieg von acht Prozent im Vergleich zu 1980. Auch Teilzeitverträge haben in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen, insbesondere bei jungen Arbeitnehmern. Welche Folgen hat es für das Lernen und die Ausbildung am Arbeitsplatz, wenn sich eine wachsende Zahl von Arbeitnehmern nicht längerfristig an einen Arbeitgeber bindet? Was bedeutet dieser Wandel für die Bildungssysteme und für die Bildungsakteure? Welches Potenzial haben neue Ausbildungsmöglichkeiten, die in der Gig-Economy entstehen?

    Wissen bedeutet auch Macht. Während nur einige wenige Eliten traditionelle Enzyklopädien oder die Massenmedien des 20. Jahrhunderts (Zeitungen, Radio und Fernsehen) produzierten, werden die heutigen sozialen Medien und Internetseiten wie Wikipedia von der breiten Masse gespeist, die die Inhalte generiert. Die Zahl der Seiten in allen Wikis ist in nur 20 Jahren von etwa 10.000 auf über 50 Millionen gestiegen. Aber sind die Menschen dafür bereit? Die PISA-Studie zeigt, dass Südkorea das einzige OECD-Land ist, in dem mehr als die Hälfte der 15-Jährigen fit für die digitale Welt ist, zum Beispiel für das Erkennen von Fake News.

    Schüler brauchen mehr Digitalkompetenzen

    In den meisten OECD-Ländern verfügt die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler nur über begrenzte Digitalkompetenzen oder nicht einmal über die Grundlagen. Wie können wir also alle Menschen besser dabei unterstützen, auf Wissen zuzugreifen und es effektiv zu nutzen? Welche Art von Bildung ist erforderlich, um Schüler, Lehrer und Bildungsleiter in die Lage zu versetzen, dies effektiv zu tun? Und welche (digitalen) Fähigkeiten und Einstellungen sind erforderlich, um die Qualität und Vertrauenswürdigkeit von Informationen effektiv zu bewerten? Wie können wir Lehrer dabei unterstützen, das Wissen, das sie in ihrer Praxis verwenden, zu validieren? Unser soziales Umfeld beeinflusst auch unseren Zugang zu Wissen. Sollten Bildungseinrichtungen aktiver an der Stärkung (digitaler) sozialer Bindungen arbeiten? Wenn ja, wie?

    Auch in unserem Kampf gegen den Klimawandel spielt Bildung eine entscheidende Rolle. Bildung ist der Schlüssel, um allen Bürgern nicht nur die wissenschaftlichen Hintergründe der Klimakrise, sondern auch ihre soziodemografischen, politischen und moralischen Auswirkungen zu vermitteln. Darüber hinaus kann die Bildung einen grundlegenden Beitrag leisten, indem sie den Lernenden den Raum bietet, in ihren Gemeinschaften direkt zu handeln und gleichzeitig umweltfreundliche Einstellungen und Verhaltensweisen zu fördern.

    Die Ausbildungssysteme müssen die Menschen dabei unterstützen, auf dem Weg zu “grüneren” Volkswirtschaften und Gesellschaften kontinuierlich zu lernen. Parallel dazu müssen unsere Forschungssysteme mit angemessenen Strategien und Ressourcen ausgestattet werden. Nur so können sie die Art von langfristiger, risikofreudiger Forschung betreiben, die wir brauchen, um unseren Weg aus unserem derzeitigen, nicht nachhaltigen Wachstumsmodell zu finden und gleichzeitig den gemeinsamen Wohlstand zu sichern.

    Ob Sie nun ein Fan sind oder nicht: “Don’t Look Up” vermittelt eine wichtige Botschaft. Der Film erinnert uns daran, dass in unserer globalen und vernetzten Welt sowohl schrittweise Bedrohungen wie der Klimawandel als auch abrupte systemische Störungen wie Covid-19 unsere Art zu leben, zu arbeiten und zu lernen weiterhin infrage stellen werden. Vor allem aber sagt uns der Film, dass wir bei diesen Trends nicht wegschauen können und dürfen.

    Dies ist die gekürzte und übersetzte Fassung der Kolumne. Das englische Original finden Sie hier.

    Der OECD-Bildungsdirektor, Andreas Schleicher, ist Statistiker und Bildungsforscher und kritisiert seit Jahren das deutsche Bildungssystem. 2019 erschien sein Buch “Weltklasse: Schule für das 21. Jahrhundert”, in dem er zentrale Ergebnisse seiner Forschung zusammenfasst. Er konzipierte die PISA-Studien und stellte 2001 die in Deutschland viel beachtete erste PISA-Studie vor. Seit 2002 ist er für das PISA-Programm zuständig und beteiligt sich bei zahlreichen weiteren Bildungsprojekten.

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    News

    Felix Klein: Warum er ein verpflichtendes Fach Medienkompetenz fordert

    Antisemitische Vorfälle an Schulen haben deutlich zugenommen und stellen Lehrkräfte vor große Herausforderungen. Viele sind unsicher und weichen schwierigen Diskussionen aus – teils auch mit Verweis auf den Beutelsbacher Konsens und unter der Annahme, dass sie sich neutral verhalten müssen. Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, hält das für falsch. “Ich glaube, bei der Bekämpfung von Antisemitismus gilt eine Interventionspflicht für Lehrkräfte”, sagte er im Podcast Table.Today an diesem Freitag. Es könne nicht sein, Diskriminierung einfach stehenzulassen. Wichtig sei, dass Lehrkräfte sofort eingreifen und die Schüler zur Rede stellen. Dafür dürften sie solche Vorfälle nicht auf ein Täter-Opfer-Schema reduzieren, sondern die ganze Schulgemeinde sollte damit konfrontiert werden. Für den Umgang mit solchen Situationen sollte jede Schule ein Regelwerk haben – genauso wie für den Brandfall.

    Das Thema Antisemitismus dürfe in der Schule nicht mit 1945 enden

    Wie antisemitische Gedanken in Schulen Einzug halten, ist für Klein klar: “Über soziale Medien finden antisemitische Narrative direkt Eingang in die Community.” Daher hält er die Einführung eines verpflichtenden Schulfachs Medienkompetenz für wichtig. Es reiche nicht, das Thema nur im Bereich der politischen Bildung oder Sozialkunde zu behandeln. Um Schülerinnen und Schüler besser zu sensibilisieren, spricht er sich auch für Pflichtbesuche von Gedenkstätten aus. Aber sie müssten im Unterricht gut vor- und nachbereitet werden. Beim Besuch einer KZ-Gedenkstätte könne jeder nachempfinden, “was es bedeutet, in einem Land zu leben, wo man sich nicht auf eine unabhängige Justiz oder überhaupt auf den Staat verlassen kann, sondern im Gegenteil der Staat die Menschen quält”.

    Der Antisemitismusbeauftragte wünscht sich daneben neue Wege der Erinnerungskultur. Auch um Zugänge in einer Migrationsgesellschaft zu schaffen. “Hier müssen wir Brücken bauen.” Und wichtig sei, in der Schule zu vermitteln, dass Diskriminierungen, Antisemitismus, Rassismus und Antiziganismus auch nach 1945 weitergegangen sind. Und dass Antisemitismus nicht nur jüdische Menschen bedroht, sondern das gesamte Zusammenleben in der Gesellschaft. “All das muss Erinnerungskultur vermitteln.” aku

    Lesen Sie hier: Wie Lehrkräfte auf Antisemitismus muslimischer Schüler reagieren können

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    Klaus Klemm: Bis 2035 kaum noch Fachlehrer in Kunst und Musik

    Zum Kunst- und Musikunterricht gehen die Meinungen bei Bildungspolitikern auseinander: Die einen raten dazu, auf ein, zwei Stunden in den musischen Fächern zu verzichten zugunsten von Mathematik und Deutsch. Die anderen sehen sie als unerlässlich für eine ganzheitliche Bildung. Doch die Debatte könnte durch die Realität ohnehin bald eingeholt werden: Nach einer Berechnung des Bildungsforschers Klaus Klemm werden im Fach Musik bis 2035 nicht mal ein Drittel des Einstellungsbedarfs und in Kunst 40,4 Prozent gedeckt sein. Damit steht Kunst, was die Bedarfsdeckungsquote anbelangt, ähnlich schlecht da wie die MINT-Fächer – hier liegt die Quote bei 40,7 Prozent.

    Schon jetzt gehören Kunst und Musik zu den Mangelfächern. Aber diese Situation wird sich noch weiter zuspitzen. Wie Klaus Klemm beispielhaft für die weiterführenden Schulen in NRW errechnet hat, wird bis zum Schuljahr 2035/36 ein Großteil der Musik- und Kunstlehrer altersbedingt die Schulen verlassen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland sind im Fach Musik aktuell 43,5 Prozent der Lehrkräfte älter als 50 Jahre, im Fach Kunst liegt der Anteil der Ü50-Lehrkräfte sogar bei 46,5 Prozent. Das liegt deutlich über dem Altersschnitt über alle Fächer hinweg. Der lag im Schuljahr 2022/23 bei 32,2 Prozent.

    Schon jetzt großer Unterrichtsausfall in Kunst und Musik

    Die Überalterung hat zur Folge, dass der Bestand der Kunst- und Musiklehrer um mehr als die Hälfte schrumpft. Das lässt sich durch Neueinstellungen nicht ausreichend auffangen. Klemm stützt sich bei seiner Analyse auf die von der KMK Ende 2023 veröffentlichte Schätzung zum “Lehrkräfteeinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland 2023 bis 2035“.

    Hinzu kommt, dass die Schülerzahlen in den weiterführenden Schulen in den kommenden Jahren weiter steigen. Für das Fach Kunst würde sich die Zahl der zu unterrichtenden Stunden demnach von jetzt knapp 77.000 auf 90.000 erhöhen, in Musik von 51.000 auf 60.000 Wochenstunden. Allerdings werden schon heute in der Sekundarstufe I etwa ein Drittel der Stunden in Kunst und 11,4 Prozent der Stunden in Musik fachfremd unterrichtet. Wobei der Unterrichtsausfall zwischen den Schularten ungleich verteilt ist: Am Gymnasium war er am niedrigsten, an Hauptschulen am höchsten. Annette Kuhn

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    Petition: Was die Kita-Kampagne “Jedes Kind zählt” bereits erreicht hat

    Auf dem Weg, die größte Petition aller Zeiten an den Deutschen Bundestag zu überreichen, haben die Initiatoren der Kampagne “Jedes Kind zählt” einen wichtigen Meilenstein erreicht: Das Quorum für eine öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss des Parlaments wurde bereits deutlich überschritten. 50.000 Unterschriften sind dazu notwendig; am frühen Dienstagabend hatten bereits mehr als 71.000 Menschen digital oder auf Papier unterzeichnet.

    Lesen Sie auch: Was die Kita-Kampagne “Jedes Kind zählt” fordert

    Auffällig: Nur knapp 14.000 Unterschriften wurden digital eingereicht. Die meisten unterschreiben direkt auf Papier. Deshalb sind mehr als 500 Fachkräfte und weitere Unterstützer in diesen Tagen auf Veranstaltungen in ganz Deutschland unterwegs, um für die Petition zu werben. Dazu gehören Aktionstage, Elterncafés, aber auch auf den ersten Blick ungewöhnliche Orte wie das Musikfestival “Hurricane”. 18 Tage haben die Initiatoren noch Zeit, um das erklärte Ziel von 500.000 Unterschriften zu erreichen. “Ich hoffe immer noch, dass wir es schaffen”, sagte Katja Ross, die die Petition einreichte, Table.Briefings.

    Die Kampagne setzt sich für bessere Bedingungen in den Kitas ein. Vor allem fordern die Initiatoren deutschlandweit verbindliche Mindeststandards für die Anzahl von Fachkräften. Die Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestags wird voraussichtlich im September oder Oktober stattfinden. max

    • Frühkindliche Bildung

    BMBF-Forschungsprojekt: Mit Kooperation Kinder in der digitalen Welt schützen

    Kinder sollten als gestaltende Akteure der digitalen Gesellschaft verstanden werden und ihre Sicherheit als ein Kinderrecht. Ausgehend von diesen Annahmen hat das Projekt “SIKID-Kompass für die Sicherheit von Kindern in der digitalen Welt” es sich zum Ziel gesetzt, zu identifizieren, wie sich die Sicherheit und Befähigung von Kindern in digitalen Umgebungen verbessern lässt. Basierend auf drei Jahren interdisziplinärer Forschung haben die Forscher Empfehlungen für mehrere Handlungsfelder formuliert. Die Vorstellung des Konzepts erfolgt am Montag. Table.Briefings lag eine Kurzfassung bereits vorab vor.

    Im Zentrum des BMBF-Forschungsprojekts steht der zwischenmenschliche Austausch im Netz. “Online-Interaktionsrisiken” nennen das die Experten und fassen darunter unter anderem sexuelle Grenzüberschreitungen (Cybergrooming oder Sextortion), Cybermobbing und Hassrede.

    Jugendschutz braucht mehr Kooperation

    Unter anderem folgende Empfehlungen geben die Forscher:

    1. Akteursnetzwerk: Um die unterschiedlichen Bedürfnisse von Kindern zu berücksichtigen, “braucht es die Zusammenarbeit eines ganzen Netzwerks, in dem unter anderem Digitalplattformen, Polizei, Eltern und Bildungseinrichtungen eine wichtige Rolle spielen”, sagt Jessica Heesen, Co-Leiterin des Projekts, zu Table.Briefings.
    2. Forschung: Interdisziplinäre und praxisbezogene Forschung soll Maßnahmen entwickeln. Kinder und Jugendliche sollen die Forscher dabei einbeziehen.
    3. Unterstützung: Umfassende Hilfe und effiziente Ermittlungen sollen Betroffene unterstützen und Täter identifizieren.
    4. Bildung: Die Bildungsstandards der KMK sollten verlässlicher umgesetzt und durch außerschulische Angebote flexibel ergänzt werden.
    5. Fort- und Weiterbildung: Präventionsbemühungen sollen neben Kindern und Jugendlichen auch Eltern, pädagogische Fachkräfte und andere relevante Akteure einbeziehen.

    “Digitale Medien gehören für Kinder und Jugendliche ganz selbstverständlich zu ihrem Alltag”, sagt Projektleiterin Heesen. Für die Professorin der Universität Tübingen ist klar: Nur wenn sich Kinder sicher im Internet bewegen können, “können sie die vielfältigen Möglichkeiten zum sozialen Austausch, für Spiel, Unterhaltung und Lernen gut nutzen”. vkr

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    Bildungsstand: Welcher Zusammenhang zur Bildung der Eltern besteht

    Kinder von Akademikern erlangen deutlich häufiger selbst einen Hochschulabschluss als Kinder von Nicht-Akademikern. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der 25- bis 64-Jährigen, von denen mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss hatte, verfügte 2021 selbst über einen Hochschulabschluss. Das berichtet das Statistische Bundesamt.

    Die Hochschulabschlussquote bei diesen Erwachsenen war damit dreimal so hoch wie bei Menschen, deren Eltern maximal einen Berufsabschluss oder das Abitur hatten und fast fünfmal so hoch wie bei Menschen mit formal gering qualifizierten Eltern. Als formal gering qualifiziert gilt laut Erhebung, wer maximal den ersten Schulabschluss oder die Mittlere Reife hat.

    2,8 Millionen Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren waren 2022 gering qualifiziert, das entspricht 17 Prozent der Altersgruppe. Auch hier zeigt sich ein Zusammenhang mit der Bildung der Eltern: Kinder, bei denen schon die Eltern formal gering qualifiziert waren, waren das zu 40 Prozent als Erwachsene selbst auch. Mit höherem Bildungsabschluss der Eltern nimmt dieser Anteil deutlich ab.

    Auch bei Zugewanderten zeigen sich Unterschiede

    Zudem hat sich das Statistische Bundesamt angeschaut, ob es Unterschiede nach Einwanderungsgeschichte gibt. Bei Menschen, die selbst in Deutschland geboren sind und deren Eltern zugewandert sind, lassen sich Unterschiede der Statistik zufolge vollständig durch den im Durchschnitt niedrigeren Bildungsstand der zugewanderten Eltern erklären.

    Bei selbst Zugewanderten zeigen sich Unterschiede, abhängig vom Alter bei der Einwanderung. Der Bildungsstand von Erwachsenen, die als Minderjährige nach Deutschland zugewandert sind, ist dabei umso höher, je jünger sie zum Zeitpunkt der Zuwanderung waren.

    Erwachsene, die mit 18 Jahren oder älter nach Deutschland gekommen sind, hatten hingegen genauso häufig einen Hochschulabschluss wie Menschen ohne Einwanderungsgeschichte (25 Prozent). In fast vier Fünftel der Fälle hatten sie ihn bereits im Ausland erworben. Der Anteil der formal Geringqualifizierten ist bei dieser Gruppe jedoch fast viermal so hoch. dpa/anpa

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    Thomas Bachem: Warum seine Uni projektbasiert arbeitet

    Thomas Bachem setzt bei seiner privaten Hochschule auf eigenverantwortliches Lernen im Team.

    Dass Lernen am besten funktioniert, wenn man von der eigenen Neugier angetrieben wird, weiß Thomas Bachem, Gründer der Berliner Code-University, aus eigener Erfahrung. Mit zwölf Jahren bringt er sich als Schüler selbst das Programmieren bei, mit 15 Jahren verdient er durch Webdesign extra Taschengeld. Doch nach der Schule entscheidet er sich gegen ein Informatikstudium – das findet er zu theoretisch.  

    Stattdessen studiert er International Business an einer privaten Wirtschaftshochschule, die damals sehr familiär gewesen sei: der Cologne Business School. Sie inspiriert ihn dazu, seine eigene Hochschule zu gründen. 

    Möchte Studierende in Selbstwirksamkeit stärken

    2012 lernt Bachem den Ökonomen Manuel Dolderer kennen, der gerade für die Klett Gruppe die “Praxis-Hochschule” aufbaut, eine private Fachhochschule im Bereich Sozial- und Gesundheitswesen, die auf selbständiges Lernen setzt. 2015 gründen sie mit einem dritten Partner, Jonathan Rüth, die Code-University. Für Bachem ist es seine bisher größte Gründung. Kurz zuvor hat er “Lebenslauf.com”, einen Online-Editor, an Xing verkauft. 

    Die Code-University bietet ein englischsprachiges, projektbasiertes Curriculum: Ein Orientierungssemester soll die Studierenden im ersten Schritt dazu befähigen, selbständig zu lernen und einander zu unterstützen. Die Studienanfänger, darunter viele internationale Studierende, probieren sich zudem in den drei Studiengängen aus: Software Engineering, Product Management und Interaction Design.  

    Vier bis sechs Wochen Bewerbungsverfahren

    Danach steht eins im Fokus: selbständige Projektarbeit. Klassische Vorlesungen gibt es nicht, die Professoren sollen als Mentoren agieren. Bachem will damit “das richtige Mindset” fördern. Die Studierenden sollten ihre eigene Selbstwirksamkeit begreifen und wichtige Fähigkeiten wie Kreativität und kritisches Denken stärken.  

    Schon im vier- bis sechswöchigen Bewerbungsverfahren stellen die Anwärter für die Code-University bei einem Gruppenassessment ihre Teamfähigkeit unter Beweis: Neben dem klassischen Bewerbungsgespräch reichen sie eine Projektarbeit ein. Soziale Kompetenzen und Selbstständigkeit zählen mehr als Noten.

    Unternehmen finanzieren die Privatuni 

    Finanziert wird die Universität, eine Non-Profit-Organisation, von über 50 der erfolgreichsten deutschen Internetunternehmen, darunter Zalando, und von Gründern wie Frank Thelen. Das Bachelorstudium kostet die Teilnehmer dennoch knapp 40.000 Euro. Bald soll ein Masterstudium folgen. Viele, die in Bachems Zielgruppe fallen, können sich das eigentlich nicht leisten. Knapp 60 Prozent der Studierenden nutzten daher ein Rückzahlungsmodell zur Finanzierung.  

    Bieten Camps für Berufsorientierung an

    Zeitgleich zur Code University haben Bachem und sein Partner Dolderer noch eine unabhängige, gemeinnützige Initiative gegründet: Code + Design. In verschiedenen Großstädten richtet sie sich mit mehrtägigen Camps an 14- bis 20-Jährige und soll – wie die Privatuniversität – intrinsisch motiviertes Lernen im Team fördern. Viele Karrieren entstünden heute noch durch Zufall, findet Bachem. Schuld daran ist in seinen Augen die schlechte Berufsorientierung in den Schulen. “Wir müssen damit anfangen, früher Orientierung zu schaffen, auch für die individuellen Stärken und Schwächen”, sagt er.  

    In jedem Camp entwickeln etwa einhundert Jugendliche Apps oder Webseiten und nehmen an einem Berufsorientierungsworkshop teil. Dafür lädt Bachem ehrenamtliche Redner mit einem möglichst breiten Spektrum unterschiedlicher Lebenswege ein – häufig aus dem Grafikdesign oder der Softwareentwicklung. Die Initiative wird durch die RAG-Stiftung gefördert und ist auf lokale Unternehmenssponsoren angewiesen. Bisher mangelt es an ausreichender Finanzierung. Bachem wünscht sich daher eine Förderung vonseiten der Politik. “Ein paar Euro pro Schüler könnten schon viel ermöglichen – und so mehr Jugendliche profitieren.” Kira Münsterberg 

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    Mehr von Table.Media

    ESG.Table. Generation Z: Warum sie die sozial-ökologische Transformation unterstützt, aber seltener grün wählt. Junge Erwachsene haben den Grünen bei der Europawahl den Rücken zugekehrt. Es scheint, als hätte der Klimaschutz für sie an Wichtigkeit verloren. Was den Jugendlichen nun Sorgen bereitet, lesen Sie hier.

    Research.Table. Ludwig-Erhard-Forum: Warum Stark-Watzingers BMBF einen liberalen Think-Tank mit über 800.000 Euro fördert. Das BMBF fördert ein Projekt der Ludwig-Erhard-Stiftung mit über 800.000 Euro. Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger ist eines von 75 Mitgliedern der Stiftung. Warum auch der Ablauf der Förderung und die inhaltliche Ausrichtung des Projekts Fragen aufwerfen, lesen Sie hier.

    Presseschau

    Zeit: Mediennutzung nimmt auch bei Kleinkindern zu. Zehn Prozent der Kinder zwischen zwei und fünf Jahren besitzen ein Handy oder Smartphone. 20 Prozent der Kinder in diesem Alter haben Zugang zu einem Tablet. Das ist ein Anstieg von 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020. Etwas mehr als eine Stunde verbringen Kleinkinder täglich vor Bildschirmen. Die Mehrheit der Eltern ist sich dennoch einig, dass Smartphones für Kinder Gefahren bergen und ihr Internetzugang gefiltert sein sollte. (Jedes zehnte Kleinkind hat eigenes Handy oder Smartphone

    Ntv: Berufsakademien bald auch in MV möglich. In Mecklenburg-Vorpommern wurde ein Entwurf für ein Berufsakademiegesetz beschlossen. Dies soll die Gründung von Berufsakademien ermöglichen, an denen ein Bachelorstudium mit hohem Praxisanteil absolviert werden kann. Für den neuen Studientyp ist eine erfolgreiche Aufnahmeprüfung oder eine Hochschulzugangsberechtigung notwendig sowie eine Ausbildungsvereinbarung mit einem Betrieb. Dieser übernimmt dann die Praxisanteile des Studiums. Das Interesse an diesem praxisnahen Studium ist in anderen Bundesländern sehr hoch. (MV will Berufsakademien: Gesetz wird vorbereitet

    SWR: Demokratiebildung durch Mitbestimmung in der Schule. Die Psychologin Marina Weisband erklärt, welche Rolle Schulen bei der Demokratiebildung spielen können. Schüler empfinden die Schule vor allem als eine passive Institution, auf die sie nur wenig Einfluss haben. Dieses Gefühl von geringer Selbstwirksamkeit spiegelt sich auch häufig in ihren politischen Einstellungen wider. Viele Schüler wünschen sich daher vor allem mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten. (Marina Weisband: So geht Demokratiebildung in der Schule

    rbb: Absage von Zeugnisverleihung wegen Pro-Palästina-Protest. Ein Gymnasium in Berlin sagte die feierliche Zeugnisübergabe ihrer Abiturienten ab. Teile der Schülerschaft haben wohl geplant, die Veranstaltung für einen propalästinensischen Protest zu nutzen. Die Schulleitung gab an, vor diesem Hintergrund die Sicherheit der Veranstaltung nicht gewährleisten zu können. Die zuständige Senatsverwaltung befindet sich momentan mit der Schule im Gespräch, um eine Lösung zu finden. (Berliner Gymnasium sagt Abiturfeier wegen Angst vor Ausschreitungen ab

    Tagesspiegel: 100 Millionen Euro Miete für Berliner Lehrerinstitut. Für das neue Berliner Landesinstitut für Lehrkräftebildung wurde ein passendes Gebäude angemietet. Die Miete für den zentral liegenden Bürokomplex beträgt 100 Millionen Euro für die nächsten zehn Jahre. Anfangs wurde das nötige Geld vom Finanzausschuss aufgrund der schwierigen Haushaltslage blockiert. Für die notwendige Zustimmung erklärte sich die Bildungsverwaltung nun bereit, andere Gebäude zu räumen. In das 17.000 Quadratmeter große Gebäude sollen später auch das Medienforum, das Zentrum für Sprachbildung Berlin und die iMINT-Akademie einziehen. Für Miet-, Personal- und Gründungskosten muss der Senat 2024 7,5 Millionen Euro zahlen. 2025 steigt diese Summe auf 12,5 Millionen. (100 Millionen Euro Miete in zehn Jahren: Berlin macht den Weg für neues Lehrerinstitut frei

    Bildung.Table Redaktion

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