Table.Briefing: Bildung

Grüne Jugend kritisiert Bundeswehr an Schulen + Gründe für Jugendgewalt + Umbennung Otfried-Preußler Schule

Liebe Leserin, lieber Leser,

Schulen sind der Spiegel der Gesellschaft, heißt es. Kaum verwunderlich also, dass nun vermehrt darüber diskutiert wird, wie die Bildungseinrichtungen mit dem Thema Krieg umgehen sollen. Spätestens die Wiedereinführung einer Wehrpflicht hätte direkte Auswirkungen auf ältere Schülerinnen und Schüler. Ob und wie die Bundeswehr im Unterricht behandelt wird, ist in Deutschland bislang aber nicht einheitlich geregelt, analysiert Maximilian Stascheit. Einige Länder setzen bereits auf Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr. Das stößt jedoch teils auf scharfe Kritik.

Ein weiteres Problem, mit dem sich Schulen (wortwörtlich) herumschlagen müssen, sind gewaltsame Auseinandersetzungen. Menno Baumann forscht viel zu Gewalt bei Jugendlichen. Im Interview mit Annette Kuhn erklärt er, wieso Social Media ein Verstärker für Jugendgewalt ist und wie Lehrkräfte besser unterstützt werden sollten.

Selbstverständlich dreht sich in der heutigen Ausgabe aber nicht alles um Krieg und Gewalt. In der Stadt Hagen gibt es etwa ein Modellprojekt, bei dem Grundschulen dank einer neuen Diagnostik-Software präzise die Sprachstände der Kinder ermitteln und ihnen eine gezielte Frühförderung bieten können. Und eine Auswertung der OECD zeigt, wie in der Berufsorientierung auf soziale Ungleichheiten reagiert werden kann.

Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre und einen optimistischen Start in den Tag.

Ihre
Vera Kraft
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Analyse

Streit um Bundeswehrbesuche im Unterricht: “Das ist kein Bildungsmodell für unsere Schulen”

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius lässt derzeit verschiedene Modelle zur Wiedereinführung der Wehrpflicht prüfen. Der SPD-Minister macht keinen Hehl daraus, dass er Sympathien für das “schwedische Modell” hat, bei dem die Rekrutinnen und Rekruten nach Interesse an der Armee ausgewählt werden. Unfreiwillige werden nur dann eingezogen, wenn die festgelegte Mindestanzahl für den einjährigen Wehrdienst nicht durch Freiwillige erfüllt wird. Die Frage, inwiefern sie bereit sind, dem Staat an der Waffe zu dienen, könnte für junge Menschen daher schon bald an Relevanz gewinnen.

Grüne Jugend lehnt Bundeswehrauftritte in Schulen ab

Schon jetzt ist das Thema Bundeswehr an Schulen umstritten. Die Grüne Jugend kritisiert die Auftritte der Bundeswehr in Schulen. “Deutsch bei Herrn Meyer, Mathe bei Frau Schmitt und in der dritten Stunde Krieg beim Jugendoffizier? Das ist kein Bildungsmodell für unsere Schulen“, sagte Bundessprecherin Svenja Appuhn zu Table.Briefings. Ihr zufolge habe sich “oft genug gezeigt, dass die Bundeswehr ihren Alltag vor Schulkindern wie ein großes Abenteuer darstellt”. Unterricht über Sicherheitspolitik gehöre daher in die Hand der Lehrerinnen und Lehrer. “Die Bundeswehr für Fragen von Krieg und Frieden einzuladen, ist wie RWE über den Kohleausstieg referieren zu lassen“, so Appuhn.

Sie fordert die Bildungsministerinnen und -minister auf, “die Demokratiebildung und den ständigen Unterrichtsausfall zu beenden, statt Kooperationsverträge mit der Bundeswehr zu schließen”. Es sei “absurd”, die Schulen “jetzt für den Kriegsfall bereit machen zu wollen”, wenn sie noch nicht einmal im Normalbetrieb funktionierten.

GEW: “Schritt zur Werbung ist schleichend”

Unterstützung für ihre Position bekommt die Grüne Jugend auch von Lehrervertretern. “Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft lehnt die Kooperationsvereinbarungen, die mehrere Bundesländer mit der Bundeswehr geschlossen haben, ab”, sagte das für den Schulbereich verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze zu Table.Briefings. Die Jugendoffiziere kämen in Uniform in die Schulen und seien auf diese Situation sehr gut vorbereitet, auch wenn gleichzeitig jemand aus dem Friedensspektrum oder ein Kriegsdienstverweigerer eingeladen werde. “Bei diesen Auftritten ist der Schritt zur Werbung schleichend.

Anders sieht das Nils Gründer, jüngster Abgeordneter der FDP-Bundestagsfraktion und Mitglied des Verteidigungsausschusses. “Die Bundeswehr war in den letzten Jahren nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft. Umso wichtiger ist es, dass sich Schülerinnen und Schüler mit der Bundeswehr und dem Thema Sicherheitspolitik auseinandersetzen“, sagte er zu Table.Briefings. Besuche von Jugendoffizieren in der Bundeswehr seien dafür eine sehr gute Möglichkeit. “Sie sind dafür speziell ausgebildet und wissen genau, was sie dürfen – und was nicht“, so Gründer.

Neun Länder haben Kooperationsvereinbarungen

In Deutschlands Schulen gibt es bislang keine einheitliche Regelung, wie die Bundeswehr im Unterricht behandelt wird. Grundsätzlich ist es ein Thema für den Politik-, Gemeinschafts- oder Sachkundeunterricht. Ob dazu jedoch Soldaten in den Unterricht eingeladen oder sogar Truppenstandorte im Rahmen einer Exkursion besucht werden, hängt in der Regel vom Lehrer oder der Lehrerin ab. Denn konkrete Vorgaben dazu sind in den Curricula nicht zu finden.

Die Bundeswehr macht den Schulen ein konkretes Angebot: Sie können Jugendoffiziere in den Unterricht einladen, um über die Aufgaben der Armee und den Soldatenberuf zu informieren. Bei ihnen handelt es sich nach Angaben der Bundeswehr um hoch qualifizierte Kräfte, die über Führungserfahrung in der Truppe verfügen müssen und für die Arbeit als Jugendoffizier speziell fortgebildet werden. Im Jahr 2023 haben die derzeit 86 hauptamtlich tätigen Jugendoffiziere 5.499 Veranstaltungen mit insgesamt 158.149 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt, wie eine Sprecherin des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr gegenüber Table.Briefings mitteilte.

In insgesamt neun Bundesländern – Nordrhein-Westfalen, Saarland, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein – haben die Landesbildungsministerien Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr geschlossen, die eine institutionalisierte Grundlage für die Zusammenarbeit mit Schulen bilden. Sie setzen Rahmenbedingungen und geben den Lehrkräften Orientierung, sehen jedoch keine verpflichtenden Unterrichtsbesuche von Soldatinnen und Soldaten vor.

Informieren, aber nicht werben

In der Kooperationsvereinbarung des Landes Baden-Württemberg heißt es beispielsweise, dass die Schülerinnen und Schüler durch den Unterricht befähigt werden sollen, “sich mit Fragen internationaler Verständigung und Zusammenarbeit sowie mit unterschiedlichen Strategien der Friedenserhaltung auseinanderzusetzen”. Dabei sollen sie lernen, kontroverse Positionen abzuwägen und zu einem eigenen Urteil zu kommen. Bei Besuchen von Jugendoffizieren seien die Lehrer weiterhin für den Unterricht verantwortlich. “Sie sorgen ferner für eine angemessene Vorbereitung des Besuchs externer Experten”, heißt es in der Vereinbarung.

In den Ländern, in denen es keine Kooperationsvereinbarungen gibt, sind Besuche von Jugendoffizieren jedoch nicht ausgeschlossen. Eine Sprecherin von Bremens Bildungssenatorin teilte Table.Briefings beispielsweise mit, dass die Schulen “eigenverantwortlich und freiwillig über die Inanspruchnahme der Angebote” entscheiden. Auch eine Sprecherin des niedersächsischen Bildungsministeriums verwies darauf, dass die Schulen “viel pädagogische Beinfreiheit bei der Gestaltung von Unterrichtseinheiten zur Friedens- und Demokratiebildung” hätten.

Lehrer müssen Kontroversität sicherstellen

In Sachsen-Anhalt gibt es zwar keine Kooperationsvereinbarung, dafür aber eine Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer. Darin wird klargestellt, dass bei einem Kontakt der Bundeswehr mit Schulen “die Darstellung konträrer Standpunkte abzusichern” ist. “Bei Einladung von Vertreterinnen oder Vertretern der Bundeswehr ist deshalb darauf zu achten, parallel oder zeitnah auch Vertreterinnen oder Vertretern friedenspolitischer Organisationen die Gelegenheit zur Darstellung unterschiedlicher Positionen unter vergleichbaren Bedingungen zu gewähren.” Komme dies nicht zustande, sei die Lehrkraft dafür verantwortlich, dass kontroverse Auffassungen gleichberechtigt zum Tragen kommen.

Zudem gilt in allen Bundesländern der Beutelsbacher Konsens, der ein Überwältigungsverbot vorsieht und die Schulen dazu verpflichtet, Kontroversen aus Wissenschaft und Politik auch im Unterricht abzubilden. Folglich gilt in allen Bundesländern auch der Grundsatz, dass Vertreterinnen und Vertreter der Bundeswehr im Rahmen von Unterrichtsbesuchen nicht für den Soldatenberuf werben dürfen. Dies ist lediglich im Rahmen von Berufsorientierungsveranstaltungen möglich, bei der sich parallel auch andere Unternehmen und Institutionen präsentieren können. Auch die Bundeswehr verweist darauf, dass ihre Jugendoffiziere sachlich informieren, aber nicht für die Truppe als Arbeitgeber werben dürfen.

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Intensivpädagoge Baumann über Gewalt an Schulen: “Grenzverletzungen sind in einem bestimmten Alter typisch”

Menno Baumann
Seit mehr als 20 Jahren befasst sich der Intensivpädagoge Menno Baumann mit Jugendgewalt.

Haben Sie die Zahlen zur steigenden Jugendgewalt überrascht? 

Menno Baumann: Nein. Ich beobachte die Entwicklung schon länger. Bereits im vergangenen Jahr gab es einen Anstieg. In der Corona-Pandemie hatten wir allerdings auch eine extreme Delle nach unten.  

Die Zahlen sind aber auch im Vergleich zur Zeit vor Corona gestiegen. 

Das ist richtig. Aber insgesamt liegen sie deutlich unter den Zahlen, die wir Mitte der 1990er- und auch Anfang der Nullerjahre hatten.  

Sie geben also Entwarnung? 

Nein, wir müssen nur vorsichtig mit diesen Zahlen umgehen. Es gibt heute eine größere Bereitschaft, Fälle zu melden und Anzeige zu erstatten. Wenn man aber Daten der gesetzlichen Unfallversicherung anschaut, die erfasst, wie viele Schülerinnen und Schüler nach sogenannten Raufunfällen zum Arzt gehen, zeigt sich kein Anstieg. Der Sportunterricht ist dabei ausgenommen. Trotzdem gibt es tatsächlich auch einige Ursachen für den Anstieg an Jugendgewalt, die wir nicht bagatellisieren sollten, nur weil es schon mal “schlimmer” war… 

Welche sind das?  

Fünf Punkte will ich nennen: 

  • Im Bereich Raub und Diebstahl ist es so: Wenn ich in meine Jugendzeit zurückschaue, wurde ich auch beklaut. Aber das Wertvollste, das ich mit in die Schule genommen habe, war ein Walkman für 25 Mark. Heute hat fast jedes Grundschulkind ein Handy und ein Tablet mit einem dreistelligen Wert.  
  • Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer, Statussymbole gewinnen an Bedeutung. Gleichzeitig wächst die Angst vor einem sozialen Abstieg.  
  • Damit verbunden ist die in vielen Familien prekäre Wohnsituation, die sich durch Inflation und Energiekrise verschärft hat und in der Eskalation auf dem Mietmarkt endet. Das halte ich für einen ganz bedeutsamen Risikofaktor. Dadurch entstehen wieder massive soziale Brennpunkte. Und wenn sich ein 16-Jähriger ein Zimmer mit seiner zwölfjährigen Schwester teilen muss, wird er viel Zeit draußen verbringen und trifft im Kiez andere Jugendliche, denen es ähnlich geht. So ballen sich die Dinge in bestimmten Stadtteilen oder Treffpunkten.  
  • Ein wesentlicher Faktor ist außerdem die wachsende Bildungsungerechtigkeit: Wenn Jugendliche keinen Anschluss an das Bildungssystem und keinerlei Perspektive auf einen Schulabschluss, eine Ausbildung haben, ist das ein großer Risikofaktor für Gewaltbereitschaft. All dies hat die Corona-Pandemie noch verstärkt.  
  • Und noch etwas ist wichtig, weil es immer wieder diskutiert wird: Migration ist dabei kein wesentlicher beziehungsweise eigenständiger Faktor.  

Um welche Altersgruppe geht es bei Jugendgewalt vor allem? 

Das ist ein interessanter Punkt. Grenzverletzungen sind in einem bestimmten Alter typisch. Lange waren das vor allem Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren. Aktuell sehen wir aber eine Verjüngung. Wir stellen einen deutlichen Anstieg von Gewalt bei 11- bis 13-Jährigen fest. Und da es wegen der Corona-Pandemie bei älteren Jugendlichen einen gewissen Nachholeffekt gibt, stoßen die Jüngeren jetzt vermehrt auf ältere Vorbilder. Das bringt eine neue Gruppendynamik und eine neue Problematik mit sich. Welche Auswirkungen das hat, können wir heute noch nicht beantworten. Das müssen wir weiter beobachten.  

Wieso werden gewaltbereite Schüler jünger? 

Eine Rolle spielt sicher auch Social Media. Oft haben schon Grundschulkinder hier einen Zugang. Sie werden früh mit Gewaltdarstellungen konfrontiert und stehen auch früh unter dem Druck, sich darzustellen.  

Welche Rolle spielt Social Media überhaupt für die Jugendgewalt? 

Jugendliche sind immer auf der Suche nach dem Fame, den Likes, sie wollen Aufmerksamkeit, notfalls auch mit Gewalt. Und alles wird auf Social Media minutiös dokumentiert und personalisiert. Zugleich gibt es die Echokammer in der Empörungskultur der Erwachsenen, die dann solche Dinge beliebig teilen und verbreiten.  

Was muss passieren? 

Die Entdeckungswahrscheinlichkeit muss erhöht werden, das heißt, die Polizei müsste online sehr viel präsenter sein, um die Aufklärungsrate zu erhöhen. Es ist erstaunlich, wie viele Jugendliche mit Gewaltvideos durchkommen, weil die Daten allein kapazitätsmäßig, aber auch technisch kaum bearbeitet werden können. Die Gefahr, erwischt zu werden, macht ihnen auch wenig Angst. Denn wenn sie erwischt werden, ist der Post vielleicht schon viral gegangen. Das ist ihnen wichtiger.

Und wir brauchen mehr sozialpädagogische Intervention. Dazu würde auch die Ganztagsschule Möglichkeiten bieten. Im Moment haben wir aber folgendes Paradox: Wenn ein Kind verhaltensauffällig ist, wird es aus der Schule ausgeschlossen. Ich verstehe zwar die Hilflosigkeit der Schulen, aber das ist keine Lösung. In sozialen Spannungsräumen, wie Brennpunktquartieren oder jugendtypischen Treffpunkten kommen diese suspendierten Schüler möglicherweise mit anderen suspendierten Schülern zusammen, die dann gemeinsam herumlungern.  

Sie sagen, Schulen sind mit dieser Situation überfordert und hilflos. Welche Unterstützung brauchen sie? 

Vor allem brauchen Schulen deutlich mehr Personal und eine personelle Planungssicherheit. Und die Situation der Schulsozialarbeit muss sich verbessern. In einigen Bundesländern sind die Arbeitsverträge für Schulsozialarbeiter so unattraktiv, dass die Fluktuation sehr hoch ist und Stellen unbesetzt bleiben. 

Und Lehrkräfte brauchen mehr Zeit für Beziehungsarbeit und soziale Gruppenarbeit. Wir wissen aus der Kriminologie, dass die Akzeptanz gesellschaftlicher Normen bei Jugendlichen in der Pubertät viel stärker vom Klassenlehrer als von den Eltern abhängt.  

Der dritte Punkt: Lehrkräfte brauchen Fortbildungen zum Thema und vor allem regelmäßig Coaching und Supervision. Bislang ist gerade Letzteres immer noch ein “Nice to have”, das muss aber selbstverständlich sein. Auch für den Umgang mit Elternkonflikten.  

Was meinen Sie damit? 

Auch die Eskalationsbereitschaft der Eltern hat stark zugenommen. Jeder Anlass, jede Entscheidung kann für einen Aufschrei sorgen – dafür kann die Einführung eines vegetarischen Tags in der Mensa reichen. Und das durchzieht alle gesellschaftlichen Schichten. Dieses Misstrauen der Eltern überträgt sich auch auf die Schüler.  

Noch mal zurück zur langfristigen Entwicklung. Sie sagten anfangs, es gab vor 20 Jahren viel mehr Gewaltvorfälle, und die Zahlen sind dann zurückgegangen. Was lief da besser als heute?  

Im Jahr 2000 trat das Recht auf gewaltfreie Erziehung in Kraft und in den Jahren danach haben Ärzte, Jugendämter und Schulen massiver auf Gewalt in den Familien reagiert. Das war entscheidend. Auch wenn sich der Effekt natürlich erst nach Jahren eingestellt hat. Und wir haben auch in dieser Zeit mehr zur Bekämpfung von Bildungsungerechtigkeit unternommen. Im Moment machen wir Rückschritte: Wir hören wieder den Ruf nach autoritärer Erziehung. Bildungsungerechtigkeit und Armut werden größer.  

Menno Baumann ist seit 2015 Professor für Intensivpädagogik an der Fliedner-Fachhochschule in Düsseldorf. Der frühere Förderschullehrer ist auch Sachverständiger, Berater und Referent in Kontexten des Familienrechts und der Jugendhilfe. Er forscht zu herausfordernden Situationen und Gewalt im pädagogischen Kontext sowie gruppenbezogener Straßengewalt und befasst sich unter anderem mit sogenannten “Systemsprengern”. 

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Standpunkt

Schulleiterin zur Debatte um das Otfried-Preußler-Gymnasium: “Eine Abkehr von einem Namen macht noch keine Haltung aus”

Alexandra Vanin
Seit 2014 leitet Alexandra Vanin die Otfried-Preußler-Schule in Hannover.

Nun hat sich die erste Otfried-Preußler-Schule in Deutschland von dem Namensgeber abgewandt. Gründe, die in der Biografie und dem Erziehungsstil dieser Zeit zu finden sind, haben dazu geführt, dass die Schule den Namen nun nicht mehr tragen möchte.

Auch wir in Hannover leben und lernen in einer Otfried-Preußler-Schule. Wir haben den Prozess und die Diskussion um den Namensgeber verfolgt und auch innerhalb unserer Gemeinschaft besprochen. Die “eine” Lösung gibt es wohl eher nicht, und jede Schulgemeinschaft muss sich ein eigenes Bild machen.

Als unsere Schule 2014 den Namen des Kinder- und Jugendbuchautoren bekommen sollte, haben wir uns intensiv mit seiner Vita auseinandergesetzt und sind auch auf seine späte Jugendzeit mit den Bezügen zur derzeitigen Geschichte gestoßen. Es ist aus heutiger Betrachtung keineswegs akzeptabel, in der Hitler-Jugend aktiv gewesen, in die NSDAP eingetreten zu sein und ein Werk geschrieben zu haben, das als Propagandaliteratur eingestuft wurde.

Preußlers spätere Erklärung zu werten, ist Frage der Perspektive

Allein das zu betrachten, würde aber einem ganzen Leben nicht gerecht werden. Nach 89 Lebensjahren voller bedeutsamer Kinder- und Jugendliteratur sind die Jahre um den 17. Geburtstag herum sicher nicht die rühmlichsten seines Lebens oder gar zu entschuldigen. Aber sie gehören zu seinem Leben dazu, und eine isolierte Betrachtung würde das Lebenswerk Preußlers nicht die angemessene Beachtung geben.

Selbst sagte der Autor später zu seinem Roman “Krabat” von 1971: “Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat.” Der einzige Ausweg daraus sei, sich durch einen festen Willen, die Hilfe von treuen Freunden und auch durch Liebe davon freizumachen. “Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken”, führte Preußler in einer ARD-Dokumentation weiter aus. Dies kann als Entschuldigung und Distanzierung gewertet werden oder aber auch nicht. Hier ist der Wille und die Haltung des Betrachters gefragt.

Schnittstellen und Abgrenzungen zur heutigen Erziehung

Wir als Otfried-Preußler-Schule stehen klar für den Diskurs, für Demokratie und für Vielfalt. In unserem Alltag setzen wir auf eine gute Fehlerkultur, eine lernende Gemeinschaft und gelebte Partizipation. Dies entspricht unserer Haltung und so geben wir es an die Schülerinnen und Schüler weiter. Auch schätzen wir die Figuren aus “Die kleine Hexe”, “Der kleine Wassermann”, “Der Räuber Hotzenplotz” und “Das kleine Gespenst” als Klassiker der Kinderbuchliteratur. In der damaligen Zeit gehörten auch Hexerei und strenge Erziehung dazu.

Bei uns lernen die Kinder in den Lernhäusern nach diesen vier Literaturfiguren Preußlers, sie kennen die Geschichten und identifizieren sich mit ihnen in den Häusern. (Das Gebäude der Otfried-Preußler-Schule ist in vier kleinere Häusereinheiten unterteilt, jedes Haus beherbergt jeweils eine Klasse der Stufen 1 bis 4; Anm. der Red.). Die Kinder mögen diese Geschichten auch heute noch, lernen Schnittstellen und Abgrenzungen zur heutigen Erziehung kennen. So können wir doch auch hier ein Vorbild für unsere heranwachsende Generation sein.

Frühwerk von Preußler im Kontext des Lebenswerks betrachten

Die Welten von damals und heute haben zusammen eine Berechtigung. Es gibt “Fehler” und “Makel” in so mancher Biografie, in unserer genauso wie bei Preußler. Sie gehören zu jedem und jeder von uns. Geben wir dem indiskutablen Anteil seiner Biografie daher den Anteil, der ihm gebührt, schätzen ihn aber auch im Kontext des gesamten Lebenswerkes als das ein, was er ist: ein Anteil. So behalten wir die Möglichkeit, im Diskurs zu bleiben und ihn dann auch einzuordnen.

Eine Abkehr von einem Namen macht noch lange keine Haltung, keine demokratische Gesellschaft oder vorbildliche Bildungseinrichtung aus. Wichtig ist noch immer, was drinsteckt und gelebt wird! Erst, wenn wir es als engagierte Bildungseinrichtungen schaffen, Bildungs- und Chancengerechtigkeit, Barrierefreiheit, Gewaltfreiheit und Vielfalt sowie Demokratie in unseren Schulhäusern einheitlich und gemeinsam zu leben, haben wir die Zeit, über Biografien zu urteilen. Dies im Sinne der besten Bildung unserer Kinder und Jugendlichen für eine glückliche Welt von morgen!

Alexandra Vanin ist seit 2014 Schulleiterin der Otfried-Preußler-Schule in Hannover. Die Grundschule wurde 2020 mit dem Hauptpreis des Deutschen Schulpreises ausgezeichnet. Die Schule hat sich konsequent der Inklusion verpflichtet.

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News

BMBF und Länder streiten, wer bei neuer Kultur der Zusammenarbeit am Zug ist

Die Atmosphäre zwischen dem BMBF und den Kultusministerien der Länder bleibt angespannt: Rund um die jüngste KMK stritten beide Seiten deutlich vernehmbar um den Digitalpakt II. Nun ist ausgerechnet die im Vorjahr von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger angekündigte Task-Force von Bund, Ländern und Kommunen der Zankapfel. Ein Gremium, das eigentlich für eine neue Kultur der Zusammenarbeit stehen sollte.

Im Nachgang des gescheiterten Bildungsgipfels im Frühjahr 2023, dem die Länder fast vollständig fernblieben, hatte Stark-Watzinger die Task-Force angekündigt. Die Länder signalisierten schnell, dass für sie dieses Thema nicht oben auf der Agenda steht. Geschehen ist seitdem wenig. Der Tagesspiegel berichtete zuerst darüber. “Das Bundesbildungsministerium hat die Task-Force als Angebot einer neuen Kultur der Zusammenarbeit angeregt. Leider haben die Länder das Angebot bisher nicht angenommen, sondern regelmäßig vertagt”, hieß es hier vonseiten des BMBF.

Ein neuer Verhandlungsraum auch für den Digitalpakt II

Ein Vorwurf, den die Länderseite so nicht gelten lassen will. Vonseiten der KMK hieß es, dass das Schreiben der Bundesministerin mit dem Wunsch nach Beteiligung offiziell erst am vergangenen Freitag im Sekretariat der KMK eingegangen sei. Es liegt Table.Briefings vor. Darin schreibt Stark-Watzinger, dass sie ihr Angebot erneuere, mit der “Kultusministerkonferenz sowie den Verantwortlichen aller föderalen Ebenen und aus der Praxis ein neues Format der Zusammenarbeit zu etablieren”. Weiter heißt es: “Die Verhandlungen über den Digitalpakt 2.0 zeigen, dass wir diesen gemeinsamen Raum brauchen.”

In einer aktuellen Kleinen Anfrage erkundigt sich die CDU-Fraktion danach, ob in dieser Legislaturperiode ein weiterer Bildungsgipfel geplant sei. Das BMBF verweist hier auf seine Antwort vom Mai 2023. Damals hieß es: “Der Bildungsgipfel war der Auftakt, um über eine neue Kultur der Zusammenarbeit in den Austausch zu treten und diese in dem vom Bund angeregten Gesprächsformat ,Team Bildung‘ zu vertiefen. Zur Ausgestaltung dieses Formats befindet sich die Bundesregierung in Gesprächen mit den Ländern.” hsc

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Große Vielfalt bei den TOP-20-Schulen für den Deutschen Schulpreis

Für den neuen Wettbewerb um den Deutschen Schulpreis 2024 hat die Jury 20 Schulen nominiert. Die Namen wurden am Dienstag bekannt gegeben. Sie kommen aus insgesamt elf Bundesländern. Eine deutsche Auslandsschule ist diesmal nicht dabei. Grundschulen und Gemeinschaftsschulen sind mit jeweils fünf Schulen am stärksten vertreten. In diesem Jahr gibt es aber insgesamt eine große Vielfalt bei den Schularten. Beworben hatten sich mehr als 80 Schulen.

Die TOP-20-Schulen für den Deutschen Schulpreis sind:

Baden-Württemberg:
– Friedrich-Schiller-Gemeinschaftsschule in Hemsbach

Bayern:
– Maria-Ward-Realschule Schrobenhausen
– Staatliche Realschule Hilpoltstein

Berlin:
– Friedenauer Gemeinschaftsschule
– Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule

Hamburg:
– Grundschule Kirchdorf
– Schule Lämmersieth

Hessen:
– Arnold Bode Schule in Kassel
– Dr.-Georg-August-Zinn-Schule in Gudensberg

Mecklenburg-Vorpommern:
– Ostsee-Schule Wismar

Niedersachsen:
– Berufsbildende Schulen I Lüneburg
– Glocksee Schule in Hannover

Nordrhein-Westfalen:
– Joseph-DuMont-Berufskolleg in Köln
– Siebengebirgsschule Bonn
– St.-Pius-Gymnasium in Coesfeld
– Thomas-Morus-Gymnasium in Oelde

Sachsen:
– Geschwister-Scholl-Schule in Leipzig
– Thomas-Müntzer-Grundschule in Schkeuditz

Schleswig-Holstein:
– Grundschule Glücksburg

Thüringen:
– Friedrich-Adolf-Richter-Schule, Freie Gemeinschaftsschule der AWO in Rudolstadt

Seit 2006 vergibt die Robert Bosch Stiftung den Deutschen Schulpreis gemeinsam mit der Heidehof Stiftung. Jury-Teams besuchen die TOP-20-Schulen in den kommenden Wochen und nominieren dann Ende Juni 15 Schulen für den Schulpreis. Im Zentrum des Wettbewerbs steht die Unterrichtsqualität. Im vergangenen Jahr ging der Hauptpreis an die Eichendorffschule, eine Mittelschule in Erlangen.

Lesen Sie hier die Analyse: Deutscher Schulpreis rückt Mittelschule in den Fokus

Die Preisverleihung findet am 2. Oktober in Berlin statt. Der Hauptpreis ist mit 100.000 Euro dotiert, die fünf weiteren Schulpreise mit je 30.000 Euro. Der Deutsche Schulpreis ist damit die höchstdotierte Auszeichnung für Schulen in Deutschland. aku

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Bildungsengagement: Mehr neue Fördervereine für Kitas als für Schulen

Die Anzahl neu gegründeter Kita-Fördervereine ist seit 1990 kontinuierlich gestiegen, während deutlich weniger neue Fördervereine für Schulen hinzugekommen sind. Bei der Zahl der Fördervereine gibt es allerdings auch starke regionale Unterschiede, zeigt eine Studie der Stiftung Bildung in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung (ZiviZ). Darüber hinaus zeigt die Sonderauswertung zu Bildungsengagement in Deutschland, wie Bildungsfördervereine strukturiert sind und wie sie sich finanzieren (zum Download).

Rund 31.500 Bildungsfördervereine gab es im Jahr 2022, wie eine Auswertung des Vereinsregisters von ZiviZ ergab. Zwei Drittel dieser Vereine unterstützen allgemeinbildende Schulen. Knapp ein Drittel engagiert sich für Einrichtungen der frühkindlichen Bildung wie Kitas und Kindergärten. Primär für berufsbildende Schulen setzen sich zwei Prozent der Vereine ein.

Regionale Unterschiede bei der Verteilung der Vereine

Geht man davon aus, dass ein Förderverein eine Bildungseinrichtung unterstützt, ergibt sich für allgemeinbildende Schulen ein Abdeckungsgrad von 64 Prozent. Im Kita-Bereich liegt der Abdeckungsgrad dagegen bei 17 und bei berufsbildenden Schulen bei acht Prozent. Knapp drei Viertel der Bildungsfördervereine sind in städtischen Räumen aktiv.

In den Förderbereichen zeigen sich landesspezifische Unterschiede. In Nordrhein-Westfalen konzentrieren sich zum Beispiel 57 Prozent der Bildungsfördervereine auf die Förderung allgemeinbildender Schulen, während in Mecklenburg-Vorpommern 85 Prozent der Vereine ihren Schwerpunkt auf diesen Bereich legen.

Bildungsfördervereine sind überwiegend kleine Organisationen mit bis zu 100 Mitgliedern (76 Prozent). Ihre wichtigsten Einnahmequellen sind Mitgliedsbeiträge, wie die ZiviZ-Auswertung zeigt. Sie machen 45 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Öffentliche Fördermittel machen mit sieben Prozent einen deutlich geringeren Teil aus. Dies liegt den Studienautoren zufolge daran, dass insbesondere ehrenamtliche Vereine nicht genug Kapazität für den bürokratischen Aufwand haben, um die Fördergelder zu beantragen.Vera Kraft

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Mehr Jugendliche landen im Übergangssektor

Vier Prozent mehr Personen als im Vorjahr haben 2023 ein Berufsvorbereitungsprogramm im Übergangsbereich begonnen. Insgesamt fast eine Viertelmillion von Schulabgängern ist damit nicht direkt in eine Ausbildung gekommen, sondern hat zunächst ein Angebot zum Erwerb beruflicher Grundkenntnisse oder zum Nachholen eines Schulabschlusses wahrgenommen. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) hervor. Sie beziehen sich auf die vorläufigen Ergebnisse der Ausbildungsberichterstattung.

Während der Übergangsbereich seit 2005 – mit Ausnahme der Jahre 2015 und 2016 – kleiner wurde, verzeichnet er jetzt wieder im zweiten Jahr in Folge einen Zuwachs. Berücksichtigt man außerdem, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung insgesamt weniger Schulabgänger gibt, fällt dieser Zuwachs noch stärker ins Gewicht.

Experten sehen den Trend kritisch, viele bezweifeln ohnehin die Effektivität der Bildungsmaßnahmen im Übergangssektor. Bislang schafft nur etwa ein Drittel der Jugendlichen nach einem Jahr im Übergangssektor den Sprung in eine Ausbildung. Und sie haben “ein höheres Risiko für einen fragmentierten und instabilen Ausbildungsverlauf”, schrieb der Wirtschaftspädagoge Dieter Euler kürzlich in einem Standpunkt für Table.Briefings.

Geflüchtete lassen Übergangssektor wachsen

Ursache für den Zuwachs sind laut Destatis vor allem ukrainische Jugendliche, die aufgrund des russischen Angriffskriegs nach Deutschland gekommen sind. Oft reichen die Sprachkenntnisse nicht, um direkt in eine Ausbildung zu starten. Auch 2016 war der Anstieg im Übergangssektor vor allem auf Geflüchtete und Zugewanderte zurückzuführen.

Neben den Zahlen zum Übergangssektor hat Destatis auch die Entwicklungen in den anderen drei Bildungssektoren Ausbildung, Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung und Studium erhoben. Die Zahl der Studienanfänger ist demnach um 1,6 Prozent auf 485.700 Personen gestiegen. Eine Berufsausbildung haben 694.500 Menschen aufgenommen, 1,5 Prozent mehr als 2022.

Um sechs Prozent zurückgegangen ist hingegen die Zahl derjenigen in Bildungsgängen zum Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: die Wiedereinführung von G9 in NRW und Schleswig-Holstein. Dadurch kamen weniger Schüler in die Sekundarstufe II. Annette Kuhn

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OECD-Studie: Wie Berufsorientierung auf soziale Ungleichheiten reagieren kann

Schüler mit niedrigerem sozioökonomischem Status nehmen signifikant seltener schulische Angebote zur Berufsorientierung wahr. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen OECD-Studie. So ist etwa die Wahrscheinlichkeit, an einer Jobmesse teilzunehmen, für sozioökonomisch benachteiligte Jugendliche 1,7-mal geringer als bei jenen, die einen höheren ökonomischen, sozialen und kulturellen Status haben. Bei persönlichen Einblicken in die berufliche Praxis (“job shadowing”) ist die Wahrscheinlichkeit 1,5-mal geringer.

Die Zahlen beziehen sich auf 18 OECD-Länder und sind das Ergebnis einer Auswertung der Pisa-Studie von 2018. Insgesamt nimmt die 160-seitige Studie drei Merkmale und ihren Einfluss auf die Berufsorientierung von Schülern in den Blick: 

  • Sozioökonomischer Hintergrund
  • Geschlecht
  • Migrationshintergrund

Der Bericht stützt sich auf eine neue Analyse von Pisa– und PIAAC-Daten sowie auf die OECD Career Readiness Indicators. Zu diesen Indikatoren zählen etwa Erfahrungen durch Teilzeitarbeit oder das Schmieden von beruflichen Plänen. Auch zahlreiche landesspezifische Erhebungen flossen in die Studie ein.

Tenor: Berufsorientierung sollte viel früher starten

Das OECD-Papier beschreibt aber nicht nur, wie sich demografische Merkmale auf den Übergang von der Schule ins Berufsleben auswirken. Er gibt darüber hinaus einen umfassenden, beispielhaften Überblick, wie Berufsberatungssysteme auf Ebene der Schulen auf soziale Ungleichheiten reagieren können. So zeigte eine Studie aus Großbritannien, dass Schüler, die an Karrieregesprächen mit Gästen aus der Praxis teilnahmen, mit Mitte 20 mehr verdienten als ihre Altersgenossen.

Darüber hinaus legt die Studie auch nahe, dass die Berufsorientierung nicht allein auf weiterführende Schulen beschränkt sein sollte. “Eine wachsende Zahl von Ländern hat jüngst Maßnahmen eingeführt, die darauf abzielen, die Beteiligung von Grundschulkindern an den Beratungsangeboten zu erhöhen”, heißt es.

Das Programm Primary Futures in Neuseeland etwa bringe Grundschulen mit Arbeitgebern und Praktikern zusammen, die in den Schulen aus ihrem Berufsalltag berichten. Die Kinder würden so auch Rollenmodelle außerhalb ihres bekannten sozialen Umfeldes kennenlernen. Holger Schleper

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NRW: Hagen stattet Grundschulen mit Software aus, um Sprachstände zu ermitteln

Die Stadt Hagen stattet 16 Grundschulen mit einer Diagnostik-Software aus, um die Sprachstände und schulischen Grundfähigkeiten von Grundschulkindern zu ermitteln. Kitas können die Software ebenfalls nutzen. Das LOGmedia-Institut und die Stadt sprechen von einem bundesweit einmaligen Modellprojekt. “Zunächst ist es auf zwei Jahre angelegt”, erklärte LOGmedia-Geschäftsführer Volker Sassenberg im Gespräch mit Table.Briefings. Vonseiten der Stadt hieß es, dass es an den 16 Schulen eine siebenmonatige Testphase gab. Nun beginnt der Regelbetrieb. “Bis zum Abschluss der Kooperationsvereinbarung war es ein langer Weg, den alle Beteiligten mit viel Engagement beschritten haben”, sagte Regina Pott, Leiterin des Fachbereichs Schule in Hagen. 

Die Diagnostik-Software soll die Grundlage für eine gezielte Frühförderung liefern. Nach Angaben des Unternehmens lässt sich unter anderem das Sprachverständnis von Kindern mit nicht-deutscher Familiensprache ohne Dolmetscher feststellen. Die Software erkenne, ob bei einem Kind eine Sprachauffälligkeit bereits in der Muttersprache besteht oder ob es sich um Schwierigkeiten beim Erlernen der deutschen Sprache handelt.     

Möglichkeit für ein kommunales Bildungsmonitoring

Neben Ergebnissen zum Sprachverständnis bietet die Software auch eine Auswertung zur Sprachproduktion. Sie umfasst die Fähigkeit, Dinge zu benennen oder auch etwas nachzusprechen. Hinzu kommen Resultate im auditiven und visuellen Bereich. So gibt es etwa Angaben zur Fähigkeit, ähnlich klingende Dinge zu unterscheiden oder Formen wahrzunehmen.  

Ein kurzer, automatisiert erstellter Bericht bündelt die Ergebnisse eines etwa 30- bis 40-minütigen Tests am Computer. Bei erkanntem Förderbedarf listet der Bericht beispielhaft mögliche Maßnahmen auf. Laut Geschäftsführer Sassenberg könnten gewonnene Daten auch für ein kommunales Bildungsmonitoring genutzt werden.

Zudem soll in naher Zukunft auch eine Förder-App nutzbar sein, die an die Resultate der Diagnose-Software anknüpft und Schülern entsprechende Förderaufgaben stellt. Über die Investitionskosten für das Modellprojekt wollte die südwestfälische 190.000-Einwohner-Stadt Hagen keine Auskunft geben. Holger Schleper

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NRW: Verbände fordern rechtliche Grundlage für gebundenen Ganztag

Bildungsgewerkschaften, Kommunal- und Elternverbände fordern von der nordrhein-westfälischen Landesregierung, rechtliche Voraussetzungen für Grundschulen mit verpflichtendem Ganztagsangebot im Schulgesetz zu verankern. Gebundener Ganztag biete einerseits mehr Zeit für die individuelle Entwicklung und begleitetes Lernen. Andererseits gebe es dadurch die Möglichkeit, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern und einheitliche Mindeststandards zu erreichen, argumentieren die acht beteiligten Verbände in einem gemeinsamen Aufruf (zum Download).

Mehr als 90 Prozent der Grundschulen in NRW sind den Angaben zufolge offene Ganztagsgrundschulen. Demgegenüber gibt es einen hohen Bedarf am gebundenen Ganztag. Die Verbände fordern daher, den ab 2026 geltenden Ganztagsanspruch zu nutzen, um die Ganztagsförderung neu auszurichten. Überall dort, wo der örtliche Konsens bestehe, sollen Schulen des gebundenen Ganztags entstehen können. Das sei eine Chance, um den Kindern konstante Beziehungen und verlässliche Angebote zu bieten, sagt Anne Deimel, Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) NRW.

Bildungsministerium setzt auf offenen Ganztag

Der Städtetag NRW forderte bereits im Januar verpflichtenden Ganztag an Grundschulen. Aktuell ist der gebundene Ganztag mit einem Erlass geregelt, und die Städte sind auf Einzelfallentscheidungen des Landes angewiesen. Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW, argumentierte, dass Städte dieses Recht aber auch einfordern können müssen.

Lesen Sie auch: Warum Dedy den flächendeckenden Ganztag bis 2026 für nicht machbar hält

Das Bildungsministerium teilte auf Anfrage von Table.Briefings mit, weiterhin auf das Modell der Offenen Ganztagsschule (OGS) zu setzen. Man wolle zwar sämtliche Fragestellungen zur Umsetzung des Rechtsanspruchs prüfen. Allerdings sei zu berücksichtigen, “dass die Regelungen zum gebundenen Ganztag mit einem Mindestumfang von drei Tagen die Woche mit jeweils sieben Zeitstunden nicht die Anforderungen des Ganztagsförderungsgesetzes erfüllen“. Außerdem hätten die Träger mit einer verbindlichen OGS-Anmeldung für ein Jahr bereits viel Planungssicherheit, um ein Bildungsangebot zu gestalten, heißt es seitens des Bildungsministeriums. Vera Kraft

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Andreas Hofmann macht Lehrkräfte fit für digitale Transformation

Andreas Hofmann mobile Schule
Andreas Hofmann hat sich mit seiner mobilen Schule seit Anfang des Jahres mit Westermann zusammengetan.

Der Bedarf an Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte im Bereich Digitales ist nach wie vor hoch. Das liegt zum einen an der dynamischen Entwicklung, die vor allem auch durch den Einsatz von KI getrieben wird. Zum anderen gibt es immer noch viele Pädagogen und Schulen, die sich überhaupt erst jetzt auf den digitalen Weg machen. Und hier kommt Andreas Hofmann ins Spiel. 2012 gründete der frühere Lehrer das Fortbildungsnetzwerk “mobile.schule”. Seit Anfang dieses Jahres ist sie Teil der Westermann Gruppe. Mit ihr will der Bildungsmedienanbieter Westermann sein Portfolio ergänzen.

Die mobile Schule bietet online und vor Ort Fortbildungen sowie Tagungen rund um das Thema Digitalisierung. Das Themenfeld reicht von der Integration von Tablets in den Unterricht über Sicherheit im digitalen Raum und neue Prüfungsformate bis hin zu Coding und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Wichtig ist Andreas Hofmann dabei: “Die Heterogenität in der Lehrerschaft ist enorm hoch. Die einen quälen sich noch damit, überhaupt ein Programm zum Laufen zu bekommen, die anderen wollen sich im Prompting verbessern. Die Schere wird immer größer.” Das heißt für ihn: Eine Fortbildung für alle bringt wenig, die Programme müssen individuell zugeschnitten sein. Wenn er heute eine schulinterne Fortbildung durchführt, kommt er manchmal mit drei bis fünf Referenten, um alle Niveaus abzudecken.

Nach 15 Jahren als Lehrer gründet Hofmann die mobile Schule

Seit ihrem Bestehen hat die mobile Schule eine rasante Entwicklung hingelegt. Bei ihrem Start war Digitalisierung noch etwas für Vorreiterschulen. Und von so einer Vorreiterschule kam Hofmann selbst. 15 Jahre war er Lehrer an der Waldschule Hatten in Niedersachsen – für Englisch, Geschichte und Politik. Wobei er am Ende der 15 Jahre immer seltener vor der Klasse stand und dafür immer mehr Zeit als Medienberater für das niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) verbrachte.

Das habe sich so ergeben. Oder man könnte auch sagen: Hofmann war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Als er 2003 an die Waldschule Hatten kam, ging der Digitalisierungsprozess gerade erst los. Und als Neuzugang im Kollegium wurde er gefragt, ob er das Projekt betreuen wolle. Er wollte, “weil ich es spannend fand, von Anfang an diese Entwicklung zu begleiten“. Und er wollte auch, weil er die damals noch eher negative Einstellung gegenüber der Digitalisierung im schulischen Kontext falsch fand. Allerdings gibt er zu: “Ich war damals selbst noch überhaupt kein Medienprofi.” Um das zu werden, nahm er jede Fortbildung mit, probierte mit seiner Klasse vieles aus und begann bald selbst, Fortbildungen zu geben.

Fokus der Digitalisierung verschiebt sich von Technik zu Pädagogik

Irgendwann nahm das so überhand, dass er vor der Frage stand: Schule oder Medienberatung und Fortbildner. Statt Unterricht in der Waldschule in Hatten, gab er nun in der mobilen Schule Fortbildungen. Angestellte hatte er nicht, sondern er arbeitete mit einem Netzwerk von Referenten. Das Geschäft lief und mit dem Beginn der Corona-Pandemie boomte es. Der Bedarf nach Fortbildungen rund um digitale Schule war riesig.

Und dieser Bedarf ebbt auch seit Pandemie-Ende nicht ab. Nur habe er sich etwas verschoben: “In der Pandemie haben wir uns viel zu lange mit technischen Dingen befasst. Aber das tollste iPad nützt nichts, wenn man nicht an die Grundfesten der Pädagogik geht.” Er beobachtet auch eine gewisse Müdigkeit, was Online-Fortbildungen angeht. “Die Lehrkräfte wollen sich vernetzen, der Austausch spielt eine große Rolle.” Und die Schulen wollten auch nicht einfach nur eine Fortbildung, sondern auch Begleitung und Beratung während des Entwicklungsprozesses.

Hofmann ist froh, dass er durch den Zusammenschluss mit Westermann jetzt auch wieder mehr Zeit hat, um selbst zu referieren und neue Fortbildungskonzepte zu entwickeln. “Ich wollte die Ohren wieder in den Lehrerzimmern haben, sonst verliere ich meine Authentizität”, sagt Hofmann. Nur so könne er auch wissen, welche Themen gerade an Bedeutung gewinnen und im Trend liegen. Dazu zählt zum Beispiel Digitalität und Gesunderhaltung. Dabei geht es auch darum, wie Lehrkräfte in digitalen Zeiten den Stresspegel herunterfahren können. Ein Thema, das den 50-jährigen Hofmann auch bei seinem eigenen vollgepackten Arbeitsalltag beschäftigen dürfte. Annette Kuhn

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Mehr von Table.Media

Research.Table: “Die deutsche Tenure Track-Terminologie ist Augenwischerei.” Der Historiker Hartwin Brandt von der Universität Bamberg kritisiert das Verständnis und die Ausgestaltung des Tenure Track in Deutschland. Er hält die Versprechen der Politik für unehrlich. Table.Briefings hat mit ihm über seine Bedenken gesprochen. Mehr

Research.Table: Start-ups profitieren vom Verkauf von Steuergutschriften. Schub für grüne Investitionen in den USA: Milliarden aus dem “Inflation Reduction Act” fließen in neue Technologien. Experten sehen besonders für Start-ups im Cleantech-Bereich eine große Chance. Mehr

Presseschau

Deutschlandfunk: Münchner Stadtschulrat ist gegen Genderverbot. Der Beschluss der bayerischen Landesregierung zum Genderverbot tritt am 1. April 2024 in Kraft. Bayerischen Behörden sowie Schulen und Hochschulen ist damit untersagt, zur Geschlechterumschreibung Sonderzeichen zu verwenden. Münchens Stadtschulrat Florian Kraus (Die Grünen) spricht sich deutlich gegen das Verbot aus. Sprache spiele eine große Rolle im Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung, so Kraus. (“Trotz Verbot der Staatsregierung”)

SWR: Bildungsstudie sieht Ende des Lehrermangels in Baden-Württemberg. Eine umstrittene Prognose zum Lehrkräftebedarf sagte Anfang des Jahres einen erheblichen Lehrerüberschuss für Grundschulen bis 2035 voraus. Bildungsforscher Klaus Klemm berechnete nun für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf Basis dieser Studie für Baden-Württemberg ein Überangebot von rund 7.000 Lehrern im Grundschulbereich. Die GEW will dieses Potenzial für kleinere Klassen, Poolstunden und sozialindexbasierte Stellenzuweisungen nutzen. Das ab 2026 garantierte Recht auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule sei damit aber noch nicht abgedeckt. (“Entspannung an Grundschulen?”)

Zeit Online: Bilanz zum “großen Inklusions-Experiment” an Bremer Schulen. An der Gesamtschule Bremen Ost startet 2011 eine der ersten Inklusionsklassen in Deutschland – 2009 hatte die EU die Behindertenrechtskonventionen unterzeichnet. Kein anderes Bundesland nahm den Auftrag, Kinder mit Behinderungen in die Regelschulen aufzunehmen, so ernst wie die Hansestadt. Heute werden in Bremen fast 93 Prozent aller Kinder mit besonderem Förderbedarf inklusiv beschult. Die Lernkurve verbessert sich dadurch bei allen Kindern. Teilhabe ist im Alltag aber oft trotzdem noch ein Problem. (“Von wegen gemeinsam“)

Deutsches Schulportal: Bildungsverwaltung muss Kinder und Jugendliche in Risikolagen mit gezielten Angeboten unterstützen. Martina Diedrich leitet in Hamburg das Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung. Im Interview plädiert sie für eine datengestützte “Kultur des Hinschauens”, um auf Leistungsunterschiede von Schülern angemessen reagieren zu können. Dabei spricht sie auch über die Rahmenbedingungen, wie eigenverantwortliche Schule funktionieren kann. (“Eigenverantwortung heißt nicht, einfach machen zu lassen.”)

Die Welt: Mehr Experimentierfreude bei Prüfungsformaten gefragt. Angesichts der Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz müsse man die Prüfungskultur grundlegend hinterfragen, sagt Uta Hauck-Thum, Professorin für Grundschulpädagogik an der Universität München. Statt nur das Endergebnis zu bewerten, sollte man auch den Lernprozess und Lösungsansätze berücksichtigen, fordert Jacob Chammon, Geschäftsführer der Telekom-Stiftung. (“Klausurformate neu denken”)

Süddeutsche Zeitung: Arbeit mit Systemsprengern mal anders. Hendrick Ruppert leitet eine Einrichtung, aus der Jugendliche nicht rausfliegen können – egal was sie tun. Für den Abteilungsleiter der Jugendhilfe der Arbeiterwohlfahrt Braunschweig steht der Beziehungsaufbau im Vordergrund. Er möchte, dass sich die Jugendlichen bedingungslos akzeptiert fühlen, denn genau das kennen sie nicht. Der Süddeutschen Zeitung erzählt er, wie sein Alltag abläuft, was ihn beschäftigt und warum er jedem Jugendlichen eine Chance gibt. (“Die letzte Chance”)

Termine

04. April 2024, 13.00 bis 14.00 Uhr, online
Webinar Gleichstellung der Geschlechter: Die entscheidende Rolle von Wissenschaft und Technologie
Die Gleichstellung der Geschlechter spielte in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle in der Bildungspolitik. Die Ergebnisse der Pisa-Studie zeigen jedoch: Es gibt weiterhin starke geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Leistungen. Während Mädchen beim Lesen besser abschneiden, sind Jungen häufig in Mathematik im Vorteil.

Das englische Fachgespräch der OECD widmet sich der Geschlechterrolle in Bildung und Beschäftigung. Im Fokus steht dabei die Bedeutung von Wissenschaft und Technologie.
INFOS & ANMELDUNG

10. April 2024, 16.30 bis 18.00 Uhr, online
Fachgespräch Unterschätzte Potenziale heben. Stereotype bei Lehrkräften abbauen.
Die Leistungserwartungen, die Lehrkräfte an ihre Schülerinnen und Schüler stellen, sind häufig von Vorurteilen, etwa in Bezug auf das Geschlecht oder einen Migrationshintergrund, geprägt. Dies kann sich negativ auf die Benotung und damit auch den Lebensweg der betroffenen Kinder auswirken.

Mehrere Bildungsexperten diskutieren in einem Fachgespräch, wie Haltungsänderungen und bessere Lernentwicklung gelingen können. Das Gespräch richtet sich an Fachleute und Interessierte aus dem Bereich Schule, berufliche Bildung, Wissenschaft und Politik.
INFOS & ANMELDUNG

10. April 2024, 15.15 Uhr, online
Webinar Gamification: Spielelemente in die Lehre einbauen
In der heutigen Bildungslandschaft gewinnt Gamification als innovative Methode zur Steigerung der Motivation und des Engagements von Lernenden immer mehr an Bedeutung.
Das Webinar des Hochschulforums Digitalisierung beschäftigt sich damit, wie sich Gamification in der Hochschulpraxis einsetzen lässt und welche Chancen und Risiken man dabei bedenken sollte.
INFOS & ANMELDUNG

16. April 2024, 11.00 bis 12.00 Uhr, online
Webinar “Ausbildung vs. Studium?” – Mythen zu nachschulischer Bildung
Mythen rund um Ausbildung und Studium beeinflussen immer noch viele Diskussionen. Referenten aus der akademischen und beruflichen Bildung sowie aus der Politik diskutieren miteinander, wie es gelingen kann, dass alle Akteure weg von einem Konkurrenzdenken und hin zu einem lösungsorientierten, kooperativen Dialog gelangen. Dabei spielt auch die Frage, wie Übergänge zwischen beruflicher und akademischer Bildung gestaltet werden können, eine Rolle. INFOS & ANMELDUNG

Bildung.Table Redaktion

BILDUNG.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Schulen sind der Spiegel der Gesellschaft, heißt es. Kaum verwunderlich also, dass nun vermehrt darüber diskutiert wird, wie die Bildungseinrichtungen mit dem Thema Krieg umgehen sollen. Spätestens die Wiedereinführung einer Wehrpflicht hätte direkte Auswirkungen auf ältere Schülerinnen und Schüler. Ob und wie die Bundeswehr im Unterricht behandelt wird, ist in Deutschland bislang aber nicht einheitlich geregelt, analysiert Maximilian Stascheit. Einige Länder setzen bereits auf Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr. Das stößt jedoch teils auf scharfe Kritik.

    Ein weiteres Problem, mit dem sich Schulen (wortwörtlich) herumschlagen müssen, sind gewaltsame Auseinandersetzungen. Menno Baumann forscht viel zu Gewalt bei Jugendlichen. Im Interview mit Annette Kuhn erklärt er, wieso Social Media ein Verstärker für Jugendgewalt ist und wie Lehrkräfte besser unterstützt werden sollten.

    Selbstverständlich dreht sich in der heutigen Ausgabe aber nicht alles um Krieg und Gewalt. In der Stadt Hagen gibt es etwa ein Modellprojekt, bei dem Grundschulen dank einer neuen Diagnostik-Software präzise die Sprachstände der Kinder ermitteln und ihnen eine gezielte Frühförderung bieten können. Und eine Auswertung der OECD zeigt, wie in der Berufsorientierung auf soziale Ungleichheiten reagiert werden kann.

    Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre und einen optimistischen Start in den Tag.

    Ihre
    Vera Kraft
    Bild von Vera  Kraft

    Analyse

    Streit um Bundeswehrbesuche im Unterricht: “Das ist kein Bildungsmodell für unsere Schulen”

    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius lässt derzeit verschiedene Modelle zur Wiedereinführung der Wehrpflicht prüfen. Der SPD-Minister macht keinen Hehl daraus, dass er Sympathien für das “schwedische Modell” hat, bei dem die Rekrutinnen und Rekruten nach Interesse an der Armee ausgewählt werden. Unfreiwillige werden nur dann eingezogen, wenn die festgelegte Mindestanzahl für den einjährigen Wehrdienst nicht durch Freiwillige erfüllt wird. Die Frage, inwiefern sie bereit sind, dem Staat an der Waffe zu dienen, könnte für junge Menschen daher schon bald an Relevanz gewinnen.

    Grüne Jugend lehnt Bundeswehrauftritte in Schulen ab

    Schon jetzt ist das Thema Bundeswehr an Schulen umstritten. Die Grüne Jugend kritisiert die Auftritte der Bundeswehr in Schulen. “Deutsch bei Herrn Meyer, Mathe bei Frau Schmitt und in der dritten Stunde Krieg beim Jugendoffizier? Das ist kein Bildungsmodell für unsere Schulen“, sagte Bundessprecherin Svenja Appuhn zu Table.Briefings. Ihr zufolge habe sich “oft genug gezeigt, dass die Bundeswehr ihren Alltag vor Schulkindern wie ein großes Abenteuer darstellt”. Unterricht über Sicherheitspolitik gehöre daher in die Hand der Lehrerinnen und Lehrer. “Die Bundeswehr für Fragen von Krieg und Frieden einzuladen, ist wie RWE über den Kohleausstieg referieren zu lassen“, so Appuhn.

    Sie fordert die Bildungsministerinnen und -minister auf, “die Demokratiebildung und den ständigen Unterrichtsausfall zu beenden, statt Kooperationsverträge mit der Bundeswehr zu schließen”. Es sei “absurd”, die Schulen “jetzt für den Kriegsfall bereit machen zu wollen”, wenn sie noch nicht einmal im Normalbetrieb funktionierten.

    GEW: “Schritt zur Werbung ist schleichend”

    Unterstützung für ihre Position bekommt die Grüne Jugend auch von Lehrervertretern. “Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft lehnt die Kooperationsvereinbarungen, die mehrere Bundesländer mit der Bundeswehr geschlossen haben, ab”, sagte das für den Schulbereich verantwortliche GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze zu Table.Briefings. Die Jugendoffiziere kämen in Uniform in die Schulen und seien auf diese Situation sehr gut vorbereitet, auch wenn gleichzeitig jemand aus dem Friedensspektrum oder ein Kriegsdienstverweigerer eingeladen werde. “Bei diesen Auftritten ist der Schritt zur Werbung schleichend.

    Anders sieht das Nils Gründer, jüngster Abgeordneter der FDP-Bundestagsfraktion und Mitglied des Verteidigungsausschusses. “Die Bundeswehr war in den letzten Jahren nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft. Umso wichtiger ist es, dass sich Schülerinnen und Schüler mit der Bundeswehr und dem Thema Sicherheitspolitik auseinandersetzen“, sagte er zu Table.Briefings. Besuche von Jugendoffizieren in der Bundeswehr seien dafür eine sehr gute Möglichkeit. “Sie sind dafür speziell ausgebildet und wissen genau, was sie dürfen – und was nicht“, so Gründer.

    Neun Länder haben Kooperationsvereinbarungen

    In Deutschlands Schulen gibt es bislang keine einheitliche Regelung, wie die Bundeswehr im Unterricht behandelt wird. Grundsätzlich ist es ein Thema für den Politik-, Gemeinschafts- oder Sachkundeunterricht. Ob dazu jedoch Soldaten in den Unterricht eingeladen oder sogar Truppenstandorte im Rahmen einer Exkursion besucht werden, hängt in der Regel vom Lehrer oder der Lehrerin ab. Denn konkrete Vorgaben dazu sind in den Curricula nicht zu finden.

    Die Bundeswehr macht den Schulen ein konkretes Angebot: Sie können Jugendoffiziere in den Unterricht einladen, um über die Aufgaben der Armee und den Soldatenberuf zu informieren. Bei ihnen handelt es sich nach Angaben der Bundeswehr um hoch qualifizierte Kräfte, die über Führungserfahrung in der Truppe verfügen müssen und für die Arbeit als Jugendoffizier speziell fortgebildet werden. Im Jahr 2023 haben die derzeit 86 hauptamtlich tätigen Jugendoffiziere 5.499 Veranstaltungen mit insgesamt 158.149 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt, wie eine Sprecherin des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr gegenüber Table.Briefings mitteilte.

    In insgesamt neun Bundesländern – Nordrhein-Westfalen, Saarland, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein – haben die Landesbildungsministerien Kooperationsvereinbarungen mit der Bundeswehr geschlossen, die eine institutionalisierte Grundlage für die Zusammenarbeit mit Schulen bilden. Sie setzen Rahmenbedingungen und geben den Lehrkräften Orientierung, sehen jedoch keine verpflichtenden Unterrichtsbesuche von Soldatinnen und Soldaten vor.

    Informieren, aber nicht werben

    In der Kooperationsvereinbarung des Landes Baden-Württemberg heißt es beispielsweise, dass die Schülerinnen und Schüler durch den Unterricht befähigt werden sollen, “sich mit Fragen internationaler Verständigung und Zusammenarbeit sowie mit unterschiedlichen Strategien der Friedenserhaltung auseinanderzusetzen”. Dabei sollen sie lernen, kontroverse Positionen abzuwägen und zu einem eigenen Urteil zu kommen. Bei Besuchen von Jugendoffizieren seien die Lehrer weiterhin für den Unterricht verantwortlich. “Sie sorgen ferner für eine angemessene Vorbereitung des Besuchs externer Experten”, heißt es in der Vereinbarung.

    In den Ländern, in denen es keine Kooperationsvereinbarungen gibt, sind Besuche von Jugendoffizieren jedoch nicht ausgeschlossen. Eine Sprecherin von Bremens Bildungssenatorin teilte Table.Briefings beispielsweise mit, dass die Schulen “eigenverantwortlich und freiwillig über die Inanspruchnahme der Angebote” entscheiden. Auch eine Sprecherin des niedersächsischen Bildungsministeriums verwies darauf, dass die Schulen “viel pädagogische Beinfreiheit bei der Gestaltung von Unterrichtseinheiten zur Friedens- und Demokratiebildung” hätten.

    Lehrer müssen Kontroversität sicherstellen

    In Sachsen-Anhalt gibt es zwar keine Kooperationsvereinbarung, dafür aber eine Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer. Darin wird klargestellt, dass bei einem Kontakt der Bundeswehr mit Schulen “die Darstellung konträrer Standpunkte abzusichern” ist. “Bei Einladung von Vertreterinnen oder Vertretern der Bundeswehr ist deshalb darauf zu achten, parallel oder zeitnah auch Vertreterinnen oder Vertretern friedenspolitischer Organisationen die Gelegenheit zur Darstellung unterschiedlicher Positionen unter vergleichbaren Bedingungen zu gewähren.” Komme dies nicht zustande, sei die Lehrkraft dafür verantwortlich, dass kontroverse Auffassungen gleichberechtigt zum Tragen kommen.

    Zudem gilt in allen Bundesländern der Beutelsbacher Konsens, der ein Überwältigungsverbot vorsieht und die Schulen dazu verpflichtet, Kontroversen aus Wissenschaft und Politik auch im Unterricht abzubilden. Folglich gilt in allen Bundesländern auch der Grundsatz, dass Vertreterinnen und Vertreter der Bundeswehr im Rahmen von Unterrichtsbesuchen nicht für den Soldatenberuf werben dürfen. Dies ist lediglich im Rahmen von Berufsorientierungsveranstaltungen möglich, bei der sich parallel auch andere Unternehmen und Institutionen präsentieren können. Auch die Bundeswehr verweist darauf, dass ihre Jugendoffiziere sachlich informieren, aber nicht für die Truppe als Arbeitgeber werben dürfen.

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    Intensivpädagoge Baumann über Gewalt an Schulen: “Grenzverletzungen sind in einem bestimmten Alter typisch”

    Menno Baumann
    Seit mehr als 20 Jahren befasst sich der Intensivpädagoge Menno Baumann mit Jugendgewalt.

    Haben Sie die Zahlen zur steigenden Jugendgewalt überrascht? 

    Menno Baumann: Nein. Ich beobachte die Entwicklung schon länger. Bereits im vergangenen Jahr gab es einen Anstieg. In der Corona-Pandemie hatten wir allerdings auch eine extreme Delle nach unten.  

    Die Zahlen sind aber auch im Vergleich zur Zeit vor Corona gestiegen. 

    Das ist richtig. Aber insgesamt liegen sie deutlich unter den Zahlen, die wir Mitte der 1990er- und auch Anfang der Nullerjahre hatten.  

    Sie geben also Entwarnung? 

    Nein, wir müssen nur vorsichtig mit diesen Zahlen umgehen. Es gibt heute eine größere Bereitschaft, Fälle zu melden und Anzeige zu erstatten. Wenn man aber Daten der gesetzlichen Unfallversicherung anschaut, die erfasst, wie viele Schülerinnen und Schüler nach sogenannten Raufunfällen zum Arzt gehen, zeigt sich kein Anstieg. Der Sportunterricht ist dabei ausgenommen. Trotzdem gibt es tatsächlich auch einige Ursachen für den Anstieg an Jugendgewalt, die wir nicht bagatellisieren sollten, nur weil es schon mal “schlimmer” war… 

    Welche sind das?  

    Fünf Punkte will ich nennen: 

    • Im Bereich Raub und Diebstahl ist es so: Wenn ich in meine Jugendzeit zurückschaue, wurde ich auch beklaut. Aber das Wertvollste, das ich mit in die Schule genommen habe, war ein Walkman für 25 Mark. Heute hat fast jedes Grundschulkind ein Handy und ein Tablet mit einem dreistelligen Wert.  
    • Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer, Statussymbole gewinnen an Bedeutung. Gleichzeitig wächst die Angst vor einem sozialen Abstieg.  
    • Damit verbunden ist die in vielen Familien prekäre Wohnsituation, die sich durch Inflation und Energiekrise verschärft hat und in der Eskalation auf dem Mietmarkt endet. Das halte ich für einen ganz bedeutsamen Risikofaktor. Dadurch entstehen wieder massive soziale Brennpunkte. Und wenn sich ein 16-Jähriger ein Zimmer mit seiner zwölfjährigen Schwester teilen muss, wird er viel Zeit draußen verbringen und trifft im Kiez andere Jugendliche, denen es ähnlich geht. So ballen sich die Dinge in bestimmten Stadtteilen oder Treffpunkten.  
    • Ein wesentlicher Faktor ist außerdem die wachsende Bildungsungerechtigkeit: Wenn Jugendliche keinen Anschluss an das Bildungssystem und keinerlei Perspektive auf einen Schulabschluss, eine Ausbildung haben, ist das ein großer Risikofaktor für Gewaltbereitschaft. All dies hat die Corona-Pandemie noch verstärkt.  
    • Und noch etwas ist wichtig, weil es immer wieder diskutiert wird: Migration ist dabei kein wesentlicher beziehungsweise eigenständiger Faktor.  

    Um welche Altersgruppe geht es bei Jugendgewalt vor allem? 

    Das ist ein interessanter Punkt. Grenzverletzungen sind in einem bestimmten Alter typisch. Lange waren das vor allem Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren. Aktuell sehen wir aber eine Verjüngung. Wir stellen einen deutlichen Anstieg von Gewalt bei 11- bis 13-Jährigen fest. Und da es wegen der Corona-Pandemie bei älteren Jugendlichen einen gewissen Nachholeffekt gibt, stoßen die Jüngeren jetzt vermehrt auf ältere Vorbilder. Das bringt eine neue Gruppendynamik und eine neue Problematik mit sich. Welche Auswirkungen das hat, können wir heute noch nicht beantworten. Das müssen wir weiter beobachten.  

    Wieso werden gewaltbereite Schüler jünger? 

    Eine Rolle spielt sicher auch Social Media. Oft haben schon Grundschulkinder hier einen Zugang. Sie werden früh mit Gewaltdarstellungen konfrontiert und stehen auch früh unter dem Druck, sich darzustellen.  

    Welche Rolle spielt Social Media überhaupt für die Jugendgewalt? 

    Jugendliche sind immer auf der Suche nach dem Fame, den Likes, sie wollen Aufmerksamkeit, notfalls auch mit Gewalt. Und alles wird auf Social Media minutiös dokumentiert und personalisiert. Zugleich gibt es die Echokammer in der Empörungskultur der Erwachsenen, die dann solche Dinge beliebig teilen und verbreiten.  

    Was muss passieren? 

    Die Entdeckungswahrscheinlichkeit muss erhöht werden, das heißt, die Polizei müsste online sehr viel präsenter sein, um die Aufklärungsrate zu erhöhen. Es ist erstaunlich, wie viele Jugendliche mit Gewaltvideos durchkommen, weil die Daten allein kapazitätsmäßig, aber auch technisch kaum bearbeitet werden können. Die Gefahr, erwischt zu werden, macht ihnen auch wenig Angst. Denn wenn sie erwischt werden, ist der Post vielleicht schon viral gegangen. Das ist ihnen wichtiger.

    Und wir brauchen mehr sozialpädagogische Intervention. Dazu würde auch die Ganztagsschule Möglichkeiten bieten. Im Moment haben wir aber folgendes Paradox: Wenn ein Kind verhaltensauffällig ist, wird es aus der Schule ausgeschlossen. Ich verstehe zwar die Hilflosigkeit der Schulen, aber das ist keine Lösung. In sozialen Spannungsräumen, wie Brennpunktquartieren oder jugendtypischen Treffpunkten kommen diese suspendierten Schüler möglicherweise mit anderen suspendierten Schülern zusammen, die dann gemeinsam herumlungern.  

    Sie sagen, Schulen sind mit dieser Situation überfordert und hilflos. Welche Unterstützung brauchen sie? 

    Vor allem brauchen Schulen deutlich mehr Personal und eine personelle Planungssicherheit. Und die Situation der Schulsozialarbeit muss sich verbessern. In einigen Bundesländern sind die Arbeitsverträge für Schulsozialarbeiter so unattraktiv, dass die Fluktuation sehr hoch ist und Stellen unbesetzt bleiben. 

    Und Lehrkräfte brauchen mehr Zeit für Beziehungsarbeit und soziale Gruppenarbeit. Wir wissen aus der Kriminologie, dass die Akzeptanz gesellschaftlicher Normen bei Jugendlichen in der Pubertät viel stärker vom Klassenlehrer als von den Eltern abhängt.  

    Der dritte Punkt: Lehrkräfte brauchen Fortbildungen zum Thema und vor allem regelmäßig Coaching und Supervision. Bislang ist gerade Letzteres immer noch ein “Nice to have”, das muss aber selbstverständlich sein. Auch für den Umgang mit Elternkonflikten.  

    Was meinen Sie damit? 

    Auch die Eskalationsbereitschaft der Eltern hat stark zugenommen. Jeder Anlass, jede Entscheidung kann für einen Aufschrei sorgen – dafür kann die Einführung eines vegetarischen Tags in der Mensa reichen. Und das durchzieht alle gesellschaftlichen Schichten. Dieses Misstrauen der Eltern überträgt sich auch auf die Schüler.  

    Noch mal zurück zur langfristigen Entwicklung. Sie sagten anfangs, es gab vor 20 Jahren viel mehr Gewaltvorfälle, und die Zahlen sind dann zurückgegangen. Was lief da besser als heute?  

    Im Jahr 2000 trat das Recht auf gewaltfreie Erziehung in Kraft und in den Jahren danach haben Ärzte, Jugendämter und Schulen massiver auf Gewalt in den Familien reagiert. Das war entscheidend. Auch wenn sich der Effekt natürlich erst nach Jahren eingestellt hat. Und wir haben auch in dieser Zeit mehr zur Bekämpfung von Bildungsungerechtigkeit unternommen. Im Moment machen wir Rückschritte: Wir hören wieder den Ruf nach autoritärer Erziehung. Bildungsungerechtigkeit und Armut werden größer.  

    Menno Baumann ist seit 2015 Professor für Intensivpädagogik an der Fliedner-Fachhochschule in Düsseldorf. Der frühere Förderschullehrer ist auch Sachverständiger, Berater und Referent in Kontexten des Familienrechts und der Jugendhilfe. Er forscht zu herausfordernden Situationen und Gewalt im pädagogischen Kontext sowie gruppenbezogener Straßengewalt und befasst sich unter anderem mit sogenannten “Systemsprengern”. 

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    Standpunkt

    Schulleiterin zur Debatte um das Otfried-Preußler-Gymnasium: “Eine Abkehr von einem Namen macht noch keine Haltung aus”

    Alexandra Vanin
    Seit 2014 leitet Alexandra Vanin die Otfried-Preußler-Schule in Hannover.

    Nun hat sich die erste Otfried-Preußler-Schule in Deutschland von dem Namensgeber abgewandt. Gründe, die in der Biografie und dem Erziehungsstil dieser Zeit zu finden sind, haben dazu geführt, dass die Schule den Namen nun nicht mehr tragen möchte.

    Auch wir in Hannover leben und lernen in einer Otfried-Preußler-Schule. Wir haben den Prozess und die Diskussion um den Namensgeber verfolgt und auch innerhalb unserer Gemeinschaft besprochen. Die “eine” Lösung gibt es wohl eher nicht, und jede Schulgemeinschaft muss sich ein eigenes Bild machen.

    Als unsere Schule 2014 den Namen des Kinder- und Jugendbuchautoren bekommen sollte, haben wir uns intensiv mit seiner Vita auseinandergesetzt und sind auch auf seine späte Jugendzeit mit den Bezügen zur derzeitigen Geschichte gestoßen. Es ist aus heutiger Betrachtung keineswegs akzeptabel, in der Hitler-Jugend aktiv gewesen, in die NSDAP eingetreten zu sein und ein Werk geschrieben zu haben, das als Propagandaliteratur eingestuft wurde.

    Preußlers spätere Erklärung zu werten, ist Frage der Perspektive

    Allein das zu betrachten, würde aber einem ganzen Leben nicht gerecht werden. Nach 89 Lebensjahren voller bedeutsamer Kinder- und Jugendliteratur sind die Jahre um den 17. Geburtstag herum sicher nicht die rühmlichsten seines Lebens oder gar zu entschuldigen. Aber sie gehören zu seinem Leben dazu, und eine isolierte Betrachtung würde das Lebenswerk Preußlers nicht die angemessene Beachtung geben.

    Selbst sagte der Autor später zu seinem Roman “Krabat” von 1971: “Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat.” Der einzige Ausweg daraus sei, sich durch einen festen Willen, die Hilfe von treuen Freunden und auch durch Liebe davon freizumachen. “Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken”, führte Preußler in einer ARD-Dokumentation weiter aus. Dies kann als Entschuldigung und Distanzierung gewertet werden oder aber auch nicht. Hier ist der Wille und die Haltung des Betrachters gefragt.

    Schnittstellen und Abgrenzungen zur heutigen Erziehung

    Wir als Otfried-Preußler-Schule stehen klar für den Diskurs, für Demokratie und für Vielfalt. In unserem Alltag setzen wir auf eine gute Fehlerkultur, eine lernende Gemeinschaft und gelebte Partizipation. Dies entspricht unserer Haltung und so geben wir es an die Schülerinnen und Schüler weiter. Auch schätzen wir die Figuren aus “Die kleine Hexe”, “Der kleine Wassermann”, “Der Räuber Hotzenplotz” und “Das kleine Gespenst” als Klassiker der Kinderbuchliteratur. In der damaligen Zeit gehörten auch Hexerei und strenge Erziehung dazu.

    Bei uns lernen die Kinder in den Lernhäusern nach diesen vier Literaturfiguren Preußlers, sie kennen die Geschichten und identifizieren sich mit ihnen in den Häusern. (Das Gebäude der Otfried-Preußler-Schule ist in vier kleinere Häusereinheiten unterteilt, jedes Haus beherbergt jeweils eine Klasse der Stufen 1 bis 4; Anm. der Red.). Die Kinder mögen diese Geschichten auch heute noch, lernen Schnittstellen und Abgrenzungen zur heutigen Erziehung kennen. So können wir doch auch hier ein Vorbild für unsere heranwachsende Generation sein.

    Frühwerk von Preußler im Kontext des Lebenswerks betrachten

    Die Welten von damals und heute haben zusammen eine Berechtigung. Es gibt “Fehler” und “Makel” in so mancher Biografie, in unserer genauso wie bei Preußler. Sie gehören zu jedem und jeder von uns. Geben wir dem indiskutablen Anteil seiner Biografie daher den Anteil, der ihm gebührt, schätzen ihn aber auch im Kontext des gesamten Lebenswerkes als das ein, was er ist: ein Anteil. So behalten wir die Möglichkeit, im Diskurs zu bleiben und ihn dann auch einzuordnen.

    Eine Abkehr von einem Namen macht noch lange keine Haltung, keine demokratische Gesellschaft oder vorbildliche Bildungseinrichtung aus. Wichtig ist noch immer, was drinsteckt und gelebt wird! Erst, wenn wir es als engagierte Bildungseinrichtungen schaffen, Bildungs- und Chancengerechtigkeit, Barrierefreiheit, Gewaltfreiheit und Vielfalt sowie Demokratie in unseren Schulhäusern einheitlich und gemeinsam zu leben, haben wir die Zeit, über Biografien zu urteilen. Dies im Sinne der besten Bildung unserer Kinder und Jugendlichen für eine glückliche Welt von morgen!

    Alexandra Vanin ist seit 2014 Schulleiterin der Otfried-Preußler-Schule in Hannover. Die Grundschule wurde 2020 mit dem Hauptpreis des Deutschen Schulpreises ausgezeichnet. Die Schule hat sich konsequent der Inklusion verpflichtet.

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    BMBF und Länder streiten, wer bei neuer Kultur der Zusammenarbeit am Zug ist

    Die Atmosphäre zwischen dem BMBF und den Kultusministerien der Länder bleibt angespannt: Rund um die jüngste KMK stritten beide Seiten deutlich vernehmbar um den Digitalpakt II. Nun ist ausgerechnet die im Vorjahr von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger angekündigte Task-Force von Bund, Ländern und Kommunen der Zankapfel. Ein Gremium, das eigentlich für eine neue Kultur der Zusammenarbeit stehen sollte.

    Im Nachgang des gescheiterten Bildungsgipfels im Frühjahr 2023, dem die Länder fast vollständig fernblieben, hatte Stark-Watzinger die Task-Force angekündigt. Die Länder signalisierten schnell, dass für sie dieses Thema nicht oben auf der Agenda steht. Geschehen ist seitdem wenig. Der Tagesspiegel berichtete zuerst darüber. “Das Bundesbildungsministerium hat die Task-Force als Angebot einer neuen Kultur der Zusammenarbeit angeregt. Leider haben die Länder das Angebot bisher nicht angenommen, sondern regelmäßig vertagt”, hieß es hier vonseiten des BMBF.

    Ein neuer Verhandlungsraum auch für den Digitalpakt II

    Ein Vorwurf, den die Länderseite so nicht gelten lassen will. Vonseiten der KMK hieß es, dass das Schreiben der Bundesministerin mit dem Wunsch nach Beteiligung offiziell erst am vergangenen Freitag im Sekretariat der KMK eingegangen sei. Es liegt Table.Briefings vor. Darin schreibt Stark-Watzinger, dass sie ihr Angebot erneuere, mit der “Kultusministerkonferenz sowie den Verantwortlichen aller föderalen Ebenen und aus der Praxis ein neues Format der Zusammenarbeit zu etablieren”. Weiter heißt es: “Die Verhandlungen über den Digitalpakt 2.0 zeigen, dass wir diesen gemeinsamen Raum brauchen.”

    In einer aktuellen Kleinen Anfrage erkundigt sich die CDU-Fraktion danach, ob in dieser Legislaturperiode ein weiterer Bildungsgipfel geplant sei. Das BMBF verweist hier auf seine Antwort vom Mai 2023. Damals hieß es: “Der Bildungsgipfel war der Auftakt, um über eine neue Kultur der Zusammenarbeit in den Austausch zu treten und diese in dem vom Bund angeregten Gesprächsformat ,Team Bildung‘ zu vertiefen. Zur Ausgestaltung dieses Formats befindet sich die Bundesregierung in Gesprächen mit den Ländern.” hsc

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    Große Vielfalt bei den TOP-20-Schulen für den Deutschen Schulpreis

    Für den neuen Wettbewerb um den Deutschen Schulpreis 2024 hat die Jury 20 Schulen nominiert. Die Namen wurden am Dienstag bekannt gegeben. Sie kommen aus insgesamt elf Bundesländern. Eine deutsche Auslandsschule ist diesmal nicht dabei. Grundschulen und Gemeinschaftsschulen sind mit jeweils fünf Schulen am stärksten vertreten. In diesem Jahr gibt es aber insgesamt eine große Vielfalt bei den Schularten. Beworben hatten sich mehr als 80 Schulen.

    Die TOP-20-Schulen für den Deutschen Schulpreis sind:

    Baden-Württemberg:
    – Friedrich-Schiller-Gemeinschaftsschule in Hemsbach

    Bayern:
    – Maria-Ward-Realschule Schrobenhausen
    – Staatliche Realschule Hilpoltstein

    Berlin:
    – Friedenauer Gemeinschaftsschule
    – Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule

    Hamburg:
    – Grundschule Kirchdorf
    – Schule Lämmersieth

    Hessen:
    – Arnold Bode Schule in Kassel
    – Dr.-Georg-August-Zinn-Schule in Gudensberg

    Mecklenburg-Vorpommern:
    – Ostsee-Schule Wismar

    Niedersachsen:
    – Berufsbildende Schulen I Lüneburg
    – Glocksee Schule in Hannover

    Nordrhein-Westfalen:
    – Joseph-DuMont-Berufskolleg in Köln
    – Siebengebirgsschule Bonn
    – St.-Pius-Gymnasium in Coesfeld
    – Thomas-Morus-Gymnasium in Oelde

    Sachsen:
    – Geschwister-Scholl-Schule in Leipzig
    – Thomas-Müntzer-Grundschule in Schkeuditz

    Schleswig-Holstein:
    – Grundschule Glücksburg

    Thüringen:
    – Friedrich-Adolf-Richter-Schule, Freie Gemeinschaftsschule der AWO in Rudolstadt

    Seit 2006 vergibt die Robert Bosch Stiftung den Deutschen Schulpreis gemeinsam mit der Heidehof Stiftung. Jury-Teams besuchen die TOP-20-Schulen in den kommenden Wochen und nominieren dann Ende Juni 15 Schulen für den Schulpreis. Im Zentrum des Wettbewerbs steht die Unterrichtsqualität. Im vergangenen Jahr ging der Hauptpreis an die Eichendorffschule, eine Mittelschule in Erlangen.

    Lesen Sie hier die Analyse: Deutscher Schulpreis rückt Mittelschule in den Fokus

    Die Preisverleihung findet am 2. Oktober in Berlin statt. Der Hauptpreis ist mit 100.000 Euro dotiert, die fünf weiteren Schulpreise mit je 30.000 Euro. Der Deutsche Schulpreis ist damit die höchstdotierte Auszeichnung für Schulen in Deutschland. aku

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    Bildungsengagement: Mehr neue Fördervereine für Kitas als für Schulen

    Die Anzahl neu gegründeter Kita-Fördervereine ist seit 1990 kontinuierlich gestiegen, während deutlich weniger neue Fördervereine für Schulen hinzugekommen sind. Bei der Zahl der Fördervereine gibt es allerdings auch starke regionale Unterschiede, zeigt eine Studie der Stiftung Bildung in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung (ZiviZ). Darüber hinaus zeigt die Sonderauswertung zu Bildungsengagement in Deutschland, wie Bildungsfördervereine strukturiert sind und wie sie sich finanzieren (zum Download).

    Rund 31.500 Bildungsfördervereine gab es im Jahr 2022, wie eine Auswertung des Vereinsregisters von ZiviZ ergab. Zwei Drittel dieser Vereine unterstützen allgemeinbildende Schulen. Knapp ein Drittel engagiert sich für Einrichtungen der frühkindlichen Bildung wie Kitas und Kindergärten. Primär für berufsbildende Schulen setzen sich zwei Prozent der Vereine ein.

    Regionale Unterschiede bei der Verteilung der Vereine

    Geht man davon aus, dass ein Förderverein eine Bildungseinrichtung unterstützt, ergibt sich für allgemeinbildende Schulen ein Abdeckungsgrad von 64 Prozent. Im Kita-Bereich liegt der Abdeckungsgrad dagegen bei 17 und bei berufsbildenden Schulen bei acht Prozent. Knapp drei Viertel der Bildungsfördervereine sind in städtischen Räumen aktiv.

    In den Förderbereichen zeigen sich landesspezifische Unterschiede. In Nordrhein-Westfalen konzentrieren sich zum Beispiel 57 Prozent der Bildungsfördervereine auf die Förderung allgemeinbildender Schulen, während in Mecklenburg-Vorpommern 85 Prozent der Vereine ihren Schwerpunkt auf diesen Bereich legen.

    Bildungsfördervereine sind überwiegend kleine Organisationen mit bis zu 100 Mitgliedern (76 Prozent). Ihre wichtigsten Einnahmequellen sind Mitgliedsbeiträge, wie die ZiviZ-Auswertung zeigt. Sie machen 45 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Öffentliche Fördermittel machen mit sieben Prozent einen deutlich geringeren Teil aus. Dies liegt den Studienautoren zufolge daran, dass insbesondere ehrenamtliche Vereine nicht genug Kapazität für den bürokratischen Aufwand haben, um die Fördergelder zu beantragen.Vera Kraft

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    Mehr Jugendliche landen im Übergangssektor

    Vier Prozent mehr Personen als im Vorjahr haben 2023 ein Berufsvorbereitungsprogramm im Übergangsbereich begonnen. Insgesamt fast eine Viertelmillion von Schulabgängern ist damit nicht direkt in eine Ausbildung gekommen, sondern hat zunächst ein Angebot zum Erwerb beruflicher Grundkenntnisse oder zum Nachholen eines Schulabschlusses wahrgenommen. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) hervor. Sie beziehen sich auf die vorläufigen Ergebnisse der Ausbildungsberichterstattung.

    Während der Übergangsbereich seit 2005 – mit Ausnahme der Jahre 2015 und 2016 – kleiner wurde, verzeichnet er jetzt wieder im zweiten Jahr in Folge einen Zuwachs. Berücksichtigt man außerdem, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung insgesamt weniger Schulabgänger gibt, fällt dieser Zuwachs noch stärker ins Gewicht.

    Experten sehen den Trend kritisch, viele bezweifeln ohnehin die Effektivität der Bildungsmaßnahmen im Übergangssektor. Bislang schafft nur etwa ein Drittel der Jugendlichen nach einem Jahr im Übergangssektor den Sprung in eine Ausbildung. Und sie haben “ein höheres Risiko für einen fragmentierten und instabilen Ausbildungsverlauf”, schrieb der Wirtschaftspädagoge Dieter Euler kürzlich in einem Standpunkt für Table.Briefings.

    Geflüchtete lassen Übergangssektor wachsen

    Ursache für den Zuwachs sind laut Destatis vor allem ukrainische Jugendliche, die aufgrund des russischen Angriffskriegs nach Deutschland gekommen sind. Oft reichen die Sprachkenntnisse nicht, um direkt in eine Ausbildung zu starten. Auch 2016 war der Anstieg im Übergangssektor vor allem auf Geflüchtete und Zugewanderte zurückzuführen.

    Neben den Zahlen zum Übergangssektor hat Destatis auch die Entwicklungen in den anderen drei Bildungssektoren Ausbildung, Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung und Studium erhoben. Die Zahl der Studienanfänger ist demnach um 1,6 Prozent auf 485.700 Personen gestiegen. Eine Berufsausbildung haben 694.500 Menschen aufgenommen, 1,5 Prozent mehr als 2022.

    Um sechs Prozent zurückgegangen ist hingegen die Zahl derjenigen in Bildungsgängen zum Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: die Wiedereinführung von G9 in NRW und Schleswig-Holstein. Dadurch kamen weniger Schüler in die Sekundarstufe II. Annette Kuhn

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    OECD-Studie: Wie Berufsorientierung auf soziale Ungleichheiten reagieren kann

    Schüler mit niedrigerem sozioökonomischem Status nehmen signifikant seltener schulische Angebote zur Berufsorientierung wahr. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen OECD-Studie. So ist etwa die Wahrscheinlichkeit, an einer Jobmesse teilzunehmen, für sozioökonomisch benachteiligte Jugendliche 1,7-mal geringer als bei jenen, die einen höheren ökonomischen, sozialen und kulturellen Status haben. Bei persönlichen Einblicken in die berufliche Praxis (“job shadowing”) ist die Wahrscheinlichkeit 1,5-mal geringer.

    Die Zahlen beziehen sich auf 18 OECD-Länder und sind das Ergebnis einer Auswertung der Pisa-Studie von 2018. Insgesamt nimmt die 160-seitige Studie drei Merkmale und ihren Einfluss auf die Berufsorientierung von Schülern in den Blick: 

    • Sozioökonomischer Hintergrund
    • Geschlecht
    • Migrationshintergrund

    Der Bericht stützt sich auf eine neue Analyse von Pisa– und PIAAC-Daten sowie auf die OECD Career Readiness Indicators. Zu diesen Indikatoren zählen etwa Erfahrungen durch Teilzeitarbeit oder das Schmieden von beruflichen Plänen. Auch zahlreiche landesspezifische Erhebungen flossen in die Studie ein.

    Tenor: Berufsorientierung sollte viel früher starten

    Das OECD-Papier beschreibt aber nicht nur, wie sich demografische Merkmale auf den Übergang von der Schule ins Berufsleben auswirken. Er gibt darüber hinaus einen umfassenden, beispielhaften Überblick, wie Berufsberatungssysteme auf Ebene der Schulen auf soziale Ungleichheiten reagieren können. So zeigte eine Studie aus Großbritannien, dass Schüler, die an Karrieregesprächen mit Gästen aus der Praxis teilnahmen, mit Mitte 20 mehr verdienten als ihre Altersgenossen.

    Darüber hinaus legt die Studie auch nahe, dass die Berufsorientierung nicht allein auf weiterführende Schulen beschränkt sein sollte. “Eine wachsende Zahl von Ländern hat jüngst Maßnahmen eingeführt, die darauf abzielen, die Beteiligung von Grundschulkindern an den Beratungsangeboten zu erhöhen”, heißt es.

    Das Programm Primary Futures in Neuseeland etwa bringe Grundschulen mit Arbeitgebern und Praktikern zusammen, die in den Schulen aus ihrem Berufsalltag berichten. Die Kinder würden so auch Rollenmodelle außerhalb ihres bekannten sozialen Umfeldes kennenlernen. Holger Schleper

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    NRW: Hagen stattet Grundschulen mit Software aus, um Sprachstände zu ermitteln

    Die Stadt Hagen stattet 16 Grundschulen mit einer Diagnostik-Software aus, um die Sprachstände und schulischen Grundfähigkeiten von Grundschulkindern zu ermitteln. Kitas können die Software ebenfalls nutzen. Das LOGmedia-Institut und die Stadt sprechen von einem bundesweit einmaligen Modellprojekt. “Zunächst ist es auf zwei Jahre angelegt”, erklärte LOGmedia-Geschäftsführer Volker Sassenberg im Gespräch mit Table.Briefings. Vonseiten der Stadt hieß es, dass es an den 16 Schulen eine siebenmonatige Testphase gab. Nun beginnt der Regelbetrieb. “Bis zum Abschluss der Kooperationsvereinbarung war es ein langer Weg, den alle Beteiligten mit viel Engagement beschritten haben”, sagte Regina Pott, Leiterin des Fachbereichs Schule in Hagen. 

    Die Diagnostik-Software soll die Grundlage für eine gezielte Frühförderung liefern. Nach Angaben des Unternehmens lässt sich unter anderem das Sprachverständnis von Kindern mit nicht-deutscher Familiensprache ohne Dolmetscher feststellen. Die Software erkenne, ob bei einem Kind eine Sprachauffälligkeit bereits in der Muttersprache besteht oder ob es sich um Schwierigkeiten beim Erlernen der deutschen Sprache handelt.     

    Möglichkeit für ein kommunales Bildungsmonitoring

    Neben Ergebnissen zum Sprachverständnis bietet die Software auch eine Auswertung zur Sprachproduktion. Sie umfasst die Fähigkeit, Dinge zu benennen oder auch etwas nachzusprechen. Hinzu kommen Resultate im auditiven und visuellen Bereich. So gibt es etwa Angaben zur Fähigkeit, ähnlich klingende Dinge zu unterscheiden oder Formen wahrzunehmen.  

    Ein kurzer, automatisiert erstellter Bericht bündelt die Ergebnisse eines etwa 30- bis 40-minütigen Tests am Computer. Bei erkanntem Förderbedarf listet der Bericht beispielhaft mögliche Maßnahmen auf. Laut Geschäftsführer Sassenberg könnten gewonnene Daten auch für ein kommunales Bildungsmonitoring genutzt werden.

    Zudem soll in naher Zukunft auch eine Förder-App nutzbar sein, die an die Resultate der Diagnose-Software anknüpft und Schülern entsprechende Förderaufgaben stellt. Über die Investitionskosten für das Modellprojekt wollte die südwestfälische 190.000-Einwohner-Stadt Hagen keine Auskunft geben. Holger Schleper

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    NRW: Verbände fordern rechtliche Grundlage für gebundenen Ganztag

    Bildungsgewerkschaften, Kommunal- und Elternverbände fordern von der nordrhein-westfälischen Landesregierung, rechtliche Voraussetzungen für Grundschulen mit verpflichtendem Ganztagsangebot im Schulgesetz zu verankern. Gebundener Ganztag biete einerseits mehr Zeit für die individuelle Entwicklung und begleitetes Lernen. Andererseits gebe es dadurch die Möglichkeit, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern und einheitliche Mindeststandards zu erreichen, argumentieren die acht beteiligten Verbände in einem gemeinsamen Aufruf (zum Download).

    Mehr als 90 Prozent der Grundschulen in NRW sind den Angaben zufolge offene Ganztagsgrundschulen. Demgegenüber gibt es einen hohen Bedarf am gebundenen Ganztag. Die Verbände fordern daher, den ab 2026 geltenden Ganztagsanspruch zu nutzen, um die Ganztagsförderung neu auszurichten. Überall dort, wo der örtliche Konsens bestehe, sollen Schulen des gebundenen Ganztags entstehen können. Das sei eine Chance, um den Kindern konstante Beziehungen und verlässliche Angebote zu bieten, sagt Anne Deimel, Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) NRW.

    Bildungsministerium setzt auf offenen Ganztag

    Der Städtetag NRW forderte bereits im Januar verpflichtenden Ganztag an Grundschulen. Aktuell ist der gebundene Ganztag mit einem Erlass geregelt, und die Städte sind auf Einzelfallentscheidungen des Landes angewiesen. Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW, argumentierte, dass Städte dieses Recht aber auch einfordern können müssen.

    Lesen Sie auch: Warum Dedy den flächendeckenden Ganztag bis 2026 für nicht machbar hält

    Das Bildungsministerium teilte auf Anfrage von Table.Briefings mit, weiterhin auf das Modell der Offenen Ganztagsschule (OGS) zu setzen. Man wolle zwar sämtliche Fragestellungen zur Umsetzung des Rechtsanspruchs prüfen. Allerdings sei zu berücksichtigen, “dass die Regelungen zum gebundenen Ganztag mit einem Mindestumfang von drei Tagen die Woche mit jeweils sieben Zeitstunden nicht die Anforderungen des Ganztagsförderungsgesetzes erfüllen“. Außerdem hätten die Träger mit einer verbindlichen OGS-Anmeldung für ein Jahr bereits viel Planungssicherheit, um ein Bildungsangebot zu gestalten, heißt es seitens des Bildungsministeriums. Vera Kraft

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    Andreas Hofmann macht Lehrkräfte fit für digitale Transformation

    Andreas Hofmann mobile Schule
    Andreas Hofmann hat sich mit seiner mobilen Schule seit Anfang des Jahres mit Westermann zusammengetan.

    Der Bedarf an Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte im Bereich Digitales ist nach wie vor hoch. Das liegt zum einen an der dynamischen Entwicklung, die vor allem auch durch den Einsatz von KI getrieben wird. Zum anderen gibt es immer noch viele Pädagogen und Schulen, die sich überhaupt erst jetzt auf den digitalen Weg machen. Und hier kommt Andreas Hofmann ins Spiel. 2012 gründete der frühere Lehrer das Fortbildungsnetzwerk “mobile.schule”. Seit Anfang dieses Jahres ist sie Teil der Westermann Gruppe. Mit ihr will der Bildungsmedienanbieter Westermann sein Portfolio ergänzen.

    Die mobile Schule bietet online und vor Ort Fortbildungen sowie Tagungen rund um das Thema Digitalisierung. Das Themenfeld reicht von der Integration von Tablets in den Unterricht über Sicherheit im digitalen Raum und neue Prüfungsformate bis hin zu Coding und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Wichtig ist Andreas Hofmann dabei: “Die Heterogenität in der Lehrerschaft ist enorm hoch. Die einen quälen sich noch damit, überhaupt ein Programm zum Laufen zu bekommen, die anderen wollen sich im Prompting verbessern. Die Schere wird immer größer.” Das heißt für ihn: Eine Fortbildung für alle bringt wenig, die Programme müssen individuell zugeschnitten sein. Wenn er heute eine schulinterne Fortbildung durchführt, kommt er manchmal mit drei bis fünf Referenten, um alle Niveaus abzudecken.

    Nach 15 Jahren als Lehrer gründet Hofmann die mobile Schule

    Seit ihrem Bestehen hat die mobile Schule eine rasante Entwicklung hingelegt. Bei ihrem Start war Digitalisierung noch etwas für Vorreiterschulen. Und von so einer Vorreiterschule kam Hofmann selbst. 15 Jahre war er Lehrer an der Waldschule Hatten in Niedersachsen – für Englisch, Geschichte und Politik. Wobei er am Ende der 15 Jahre immer seltener vor der Klasse stand und dafür immer mehr Zeit als Medienberater für das niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) verbrachte.

    Das habe sich so ergeben. Oder man könnte auch sagen: Hofmann war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Als er 2003 an die Waldschule Hatten kam, ging der Digitalisierungsprozess gerade erst los. Und als Neuzugang im Kollegium wurde er gefragt, ob er das Projekt betreuen wolle. Er wollte, “weil ich es spannend fand, von Anfang an diese Entwicklung zu begleiten“. Und er wollte auch, weil er die damals noch eher negative Einstellung gegenüber der Digitalisierung im schulischen Kontext falsch fand. Allerdings gibt er zu: “Ich war damals selbst noch überhaupt kein Medienprofi.” Um das zu werden, nahm er jede Fortbildung mit, probierte mit seiner Klasse vieles aus und begann bald selbst, Fortbildungen zu geben.

    Fokus der Digitalisierung verschiebt sich von Technik zu Pädagogik

    Irgendwann nahm das so überhand, dass er vor der Frage stand: Schule oder Medienberatung und Fortbildner. Statt Unterricht in der Waldschule in Hatten, gab er nun in der mobilen Schule Fortbildungen. Angestellte hatte er nicht, sondern er arbeitete mit einem Netzwerk von Referenten. Das Geschäft lief und mit dem Beginn der Corona-Pandemie boomte es. Der Bedarf nach Fortbildungen rund um digitale Schule war riesig.

    Und dieser Bedarf ebbt auch seit Pandemie-Ende nicht ab. Nur habe er sich etwas verschoben: “In der Pandemie haben wir uns viel zu lange mit technischen Dingen befasst. Aber das tollste iPad nützt nichts, wenn man nicht an die Grundfesten der Pädagogik geht.” Er beobachtet auch eine gewisse Müdigkeit, was Online-Fortbildungen angeht. “Die Lehrkräfte wollen sich vernetzen, der Austausch spielt eine große Rolle.” Und die Schulen wollten auch nicht einfach nur eine Fortbildung, sondern auch Begleitung und Beratung während des Entwicklungsprozesses.

    Hofmann ist froh, dass er durch den Zusammenschluss mit Westermann jetzt auch wieder mehr Zeit hat, um selbst zu referieren und neue Fortbildungskonzepte zu entwickeln. “Ich wollte die Ohren wieder in den Lehrerzimmern haben, sonst verliere ich meine Authentizität”, sagt Hofmann. Nur so könne er auch wissen, welche Themen gerade an Bedeutung gewinnen und im Trend liegen. Dazu zählt zum Beispiel Digitalität und Gesunderhaltung. Dabei geht es auch darum, wie Lehrkräfte in digitalen Zeiten den Stresspegel herunterfahren können. Ein Thema, das den 50-jährigen Hofmann auch bei seinem eigenen vollgepackten Arbeitsalltag beschäftigen dürfte. Annette Kuhn

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    Mehr von Table.Media

    Research.Table: “Die deutsche Tenure Track-Terminologie ist Augenwischerei.” Der Historiker Hartwin Brandt von der Universität Bamberg kritisiert das Verständnis und die Ausgestaltung des Tenure Track in Deutschland. Er hält die Versprechen der Politik für unehrlich. Table.Briefings hat mit ihm über seine Bedenken gesprochen. Mehr

    Research.Table: Start-ups profitieren vom Verkauf von Steuergutschriften. Schub für grüne Investitionen in den USA: Milliarden aus dem “Inflation Reduction Act” fließen in neue Technologien. Experten sehen besonders für Start-ups im Cleantech-Bereich eine große Chance. Mehr

    Presseschau

    Deutschlandfunk: Münchner Stadtschulrat ist gegen Genderverbot. Der Beschluss der bayerischen Landesregierung zum Genderverbot tritt am 1. April 2024 in Kraft. Bayerischen Behörden sowie Schulen und Hochschulen ist damit untersagt, zur Geschlechterumschreibung Sonderzeichen zu verwenden. Münchens Stadtschulrat Florian Kraus (Die Grünen) spricht sich deutlich gegen das Verbot aus. Sprache spiele eine große Rolle im Abbau von Vorurteilen und Diskriminierung, so Kraus. (“Trotz Verbot der Staatsregierung”)

    SWR: Bildungsstudie sieht Ende des Lehrermangels in Baden-Württemberg. Eine umstrittene Prognose zum Lehrkräftebedarf sagte Anfang des Jahres einen erheblichen Lehrerüberschuss für Grundschulen bis 2035 voraus. Bildungsforscher Klaus Klemm berechnete nun für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf Basis dieser Studie für Baden-Württemberg ein Überangebot von rund 7.000 Lehrern im Grundschulbereich. Die GEW will dieses Potenzial für kleinere Klassen, Poolstunden und sozialindexbasierte Stellenzuweisungen nutzen. Das ab 2026 garantierte Recht auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule sei damit aber noch nicht abgedeckt. (“Entspannung an Grundschulen?”)

    Zeit Online: Bilanz zum “großen Inklusions-Experiment” an Bremer Schulen. An der Gesamtschule Bremen Ost startet 2011 eine der ersten Inklusionsklassen in Deutschland – 2009 hatte die EU die Behindertenrechtskonventionen unterzeichnet. Kein anderes Bundesland nahm den Auftrag, Kinder mit Behinderungen in die Regelschulen aufzunehmen, so ernst wie die Hansestadt. Heute werden in Bremen fast 93 Prozent aller Kinder mit besonderem Förderbedarf inklusiv beschult. Die Lernkurve verbessert sich dadurch bei allen Kindern. Teilhabe ist im Alltag aber oft trotzdem noch ein Problem. (“Von wegen gemeinsam“)

    Deutsches Schulportal: Bildungsverwaltung muss Kinder und Jugendliche in Risikolagen mit gezielten Angeboten unterstützen. Martina Diedrich leitet in Hamburg das Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung. Im Interview plädiert sie für eine datengestützte “Kultur des Hinschauens”, um auf Leistungsunterschiede von Schülern angemessen reagieren zu können. Dabei spricht sie auch über die Rahmenbedingungen, wie eigenverantwortliche Schule funktionieren kann. (“Eigenverantwortung heißt nicht, einfach machen zu lassen.”)

    Die Welt: Mehr Experimentierfreude bei Prüfungsformaten gefragt. Angesichts der Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz müsse man die Prüfungskultur grundlegend hinterfragen, sagt Uta Hauck-Thum, Professorin für Grundschulpädagogik an der Universität München. Statt nur das Endergebnis zu bewerten, sollte man auch den Lernprozess und Lösungsansätze berücksichtigen, fordert Jacob Chammon, Geschäftsführer der Telekom-Stiftung. (“Klausurformate neu denken”)

    Süddeutsche Zeitung: Arbeit mit Systemsprengern mal anders. Hendrick Ruppert leitet eine Einrichtung, aus der Jugendliche nicht rausfliegen können – egal was sie tun. Für den Abteilungsleiter der Jugendhilfe der Arbeiterwohlfahrt Braunschweig steht der Beziehungsaufbau im Vordergrund. Er möchte, dass sich die Jugendlichen bedingungslos akzeptiert fühlen, denn genau das kennen sie nicht. Der Süddeutschen Zeitung erzählt er, wie sein Alltag abläuft, was ihn beschäftigt und warum er jedem Jugendlichen eine Chance gibt. (“Die letzte Chance”)

    Termine

    04. April 2024, 13.00 bis 14.00 Uhr, online
    Webinar Gleichstellung der Geschlechter: Die entscheidende Rolle von Wissenschaft und Technologie
    Die Gleichstellung der Geschlechter spielte in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle in der Bildungspolitik. Die Ergebnisse der Pisa-Studie zeigen jedoch: Es gibt weiterhin starke geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Leistungen. Während Mädchen beim Lesen besser abschneiden, sind Jungen häufig in Mathematik im Vorteil.

    Das englische Fachgespräch der OECD widmet sich der Geschlechterrolle in Bildung und Beschäftigung. Im Fokus steht dabei die Bedeutung von Wissenschaft und Technologie.
    INFOS & ANMELDUNG

    10. April 2024, 16.30 bis 18.00 Uhr, online
    Fachgespräch Unterschätzte Potenziale heben. Stereotype bei Lehrkräften abbauen.
    Die Leistungserwartungen, die Lehrkräfte an ihre Schülerinnen und Schüler stellen, sind häufig von Vorurteilen, etwa in Bezug auf das Geschlecht oder einen Migrationshintergrund, geprägt. Dies kann sich negativ auf die Benotung und damit auch den Lebensweg der betroffenen Kinder auswirken.

    Mehrere Bildungsexperten diskutieren in einem Fachgespräch, wie Haltungsänderungen und bessere Lernentwicklung gelingen können. Das Gespräch richtet sich an Fachleute und Interessierte aus dem Bereich Schule, berufliche Bildung, Wissenschaft und Politik.
    INFOS & ANMELDUNG

    10. April 2024, 15.15 Uhr, online
    Webinar Gamification: Spielelemente in die Lehre einbauen
    In der heutigen Bildungslandschaft gewinnt Gamification als innovative Methode zur Steigerung der Motivation und des Engagements von Lernenden immer mehr an Bedeutung.
    Das Webinar des Hochschulforums Digitalisierung beschäftigt sich damit, wie sich Gamification in der Hochschulpraxis einsetzen lässt und welche Chancen und Risiken man dabei bedenken sollte.
    INFOS & ANMELDUNG

    16. April 2024, 11.00 bis 12.00 Uhr, online
    Webinar “Ausbildung vs. Studium?” – Mythen zu nachschulischer Bildung
    Mythen rund um Ausbildung und Studium beeinflussen immer noch viele Diskussionen. Referenten aus der akademischen und beruflichen Bildung sowie aus der Politik diskutieren miteinander, wie es gelingen kann, dass alle Akteure weg von einem Konkurrenzdenken und hin zu einem lösungsorientierten, kooperativen Dialog gelangen. Dabei spielt auch die Frage, wie Übergänge zwischen beruflicher und akademischer Bildung gestaltet werden können, eine Rolle. INFOS & ANMELDUNG

    Bildung.Table Redaktion

    BILDUNG.TABLE REDAKTION

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