in Gedanken wird manch ein Minister wohl schon im Flugzeug, Auto oder Zug sitzen – in Vorfreude auf ein Sommerbad am Meer oder eine smartphone-freie Wanderung in den Bergen. Aber bevor es in die Sommerfrische geht, kommt das Kabinett heute nochmal zusammen, um den Haushalt zu beschließen.
Beim Blick auf das Zahlenwerk ist noch mal Konzentration gefragt. Denn was Bildung anbelangt, steht ja aktuell vor allem eine Frage im Raum: Mit wie viel Geld wird sich der Bund bei der Fortsetzung des Digitalpakts engagieren? Meine Kollegen Maximilian Stascheit und Holger Schleper haben sich intensiv mit dem Haushaltsplan beschäftigt. Aber ich warne schon mal vor: Geduld ist immer noch gefragt.
Der Digitalpakt ist wichtig, um Schulen in die Zukunft zu führen. Aber dazu braucht es auch gute, innovative Konzepte. Die werden oft an den Hochschulen entwickelt. Die große Herausforderung ist, sie in die Praxis zu führen. Das versuchen Universitätsschulen. Wie sie arbeiten und wie sie zu Vorreiterschulen werden können, hat sich unsere Autorin Sandra Hermes angeschaut.
Eine Vorreiterrolle spielt auch die Universität Würzburg. Seit zwei Jahren gibt es hier ein Zusatzstudium, in dem Studierende in drei Semestern lernen, wie sie Antisemitismus in der Schule entgegentreten können. Helene Bubrowski hat mit der Professorin gesprochen, die diesen praxisorientierten Studiengang ins Leben gerufen hat.
Heute geht es also viel um Universitäten. Passend dazu stellen wir Ihnen in unserer Reihe “Top of the Table” der Bildungsszene zehn wichtige Persönlichkeiten aus der Wissenschaft vor. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – ob noch im Büro, schon im Urlaub oder in der Vorfreude darauf.
Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Pädagogik brauchen oft sehr lange, bis sie dort ankommen, wo sie einen konkreten Nutzen bringen – an der Schule. Universitäts- und Versuchsschulen wollen das Gegenteil: eine institutionelle Verzahnung von wissenschaftlicher Forschung und schulischer Praxis. Das ist auch das Ziel der 2019 gegründeten Universitätsschule Dresden. Im Juni feierte die Schulgemeinschaft ihre ersten Hauptschulabsolventen. Acht der 57 Schülerinnen und Schüler des ersten Jahrgangs haben ihn abgelegt, die anderen gehen weiter bis zum Mittleren Schulabschluss (MSA) oder bis zum Abitur.
Das Besondere an der Uni-Schule: Die Schülerinnen und Schüler lernen ab Klasse 1 nicht in Klassen und Fächern, sondern in Teams und Projekten. Stundenpläne werden durch individuell und wochenweise erstellte Verabredungen ersetzt. Statt Noten gibt es individuelle Leistungsrückmeldungen, die kein Kind zu früh auf einen Abschluss festlegen sollen. Bei den Hauptschulabsolventen zeigen jetzt gute Abschlussnoten: Das Projektlernen funktioniert.
Anke Langner, die den Schulversuch seit Gründung der Gemeinschaftsschule begleitet und als Leiterin der Forschungsstelle Universitätsschule ForUS an der TU Dresden das wissenschaftliche Konzept erarbeitet hat, begründet das so: Das Projektlernen bringe die Schülerinnen und Schüler in eine Selbstständigkeit, die sie fürs Lernen unbedingt brauchen. Auch wenn der Weg zum Abschluss ein anderer ist, seien die Leistungen am Ende vergleichbar. “Die Prüfungsformate sind die gleichen wie an einer Regelschule”, sagt die Professorin für Erziehungswissenschaft Table.Briefings.
Innovative Lehr- und Lernkonzepte wurden schon an der ersten bundesdeutschen Versuchsschule, der 1974 gegründeten Laborschule Bielefeld, praktiziert und erforscht. Die Laborschule Bielefeld ist eine integrierte Gemeinschaftsschule ab der Vorschule mit angeschlossenem Oberstufenkolleg. Derzeit entstehen einige neue Universitätsschulen. In Brandenburg befindet sich die Universitätsschule Potsdam in der Konzeption und ist auf der Suche nach einem universitätsnahen Standort. In Sachsen-Anhalt soll die IGS Willy Brandt in Zusammenarbeit mit der Universität Magdeburg innovative Bildungskonzepte und eine praxisnahe Lehrkräfteausbildung erarbeiten und ab 2027 als Universitätsschule erproben.
Bayern ist zwar derzeit das Bundesland mit den meisten Universitätsschulen. Allerdings unterscheidet sich das Konzept dort von den aktuellen Neugründungen in anderen Bundesländern. Das Nürnberger Universitätsschulmodell soll eine Ergänzung zur zweiten Phase der Lehrerbildung sein und konzentriert sich auf die Ausbildung von Berufsschullehrkräften. An den angeschlossenen sieben beruflichen Universitätsschulen können die Studierenden auf diese Weise schon vor dem Referendariat Praxiserfahrungen sammeln.
Im Rest Deutschlands gibt es elf bestehende oder im Aufbau befindliche Universitätsschulen (hier ein Überblick). Das zeigt, dass der Bedarf, neue Lehr- und Lernmethoden auszuprobieren und deren Einführung wissenschaftlich zu begleiten, groß ist. Aber braucht es immer eine neue Schule als Testlabor? Reicht nicht ein Schulversuch, bei dem eine Schule einen bestimmten Auftrag erhält, etwa eine neue Unterrichtsmethode auszuprobieren? Josef Keuffer, ehemaliger Leiter des Oberstufenkollegs in Bielefeld und Professor für Schulpädagogik, sieht bei Versuchsschulen einen klaren Vorteil. “Ihr Status bietet den größten Rahmen, um experimentell tätig zu werden. Als Versuchsschule darf eine Schule innerhalb der Grenzen, die ihr durch die Ministerien der jeweiligen Bundesländer vorgegeben sind, viel ausprobieren.”
Der Schulversuch sei da die kleinere Variante. Allerdings hält Keuffer, der auch Direktor des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg war, singuläre Schulversuche für effektiver und praxisnäher, da sie auch von einzelnen Schulen angeregt werden können.
Im besten Fall sind Universitätsschulen wertvolle Impulsgeber für Veränderungen im Schulsystem. Ein gelungenes Beispiel ist der Englisch-Unterricht an Grundschulen. Der frühe Sprachunterricht wurde zunächst an der Bielefelder Laborschule getestet, verbreitete sich dann über weitere Schulversuche. Letztlich wurde er flächendeckend eingeführt.
Neben Universitätsschulen, sagt Anke Langner, “braucht es Schulen, die sich auf den Weg der Entwicklung machen. Wir können ihnen Formate dafür anbieten. Und das machen wir auch.” Es ist wenig sinnvoll, wenn Innovationen an wenigen Standorten verharren und nicht in die Breite getragen werden. Die sich noch in der Gründung befindende Universitätsschule Potsdam hat sich daher die Übertragung in die Praxis auf die Fahnen geschrieben. Die Kölner Heliosschule will ihre gewonnenen Erkenntnisse durch die Lehrkräfteausbildung, die Weitergabe von Erfahrungen bei der Schulentwicklung und durch Hospitationen anderen Schulen zugänglich machen.
Auch die Universitätsschule Dresden ist nicht nur Gemeinschaftsschule für Kinder aus Dresden und Forschungsschule, sondern auch Aus- und Weiterbildungsschule der Technischen Universität. Durch die Integration der Lehrkräfteausbildung bekommen Lehramtsstudierende schon früh die Chance, mit Kindern zu arbeiten und die zukunftsweisenden Lehr- und Lernmethoden der Universitätsschule praktisch anzuwenden und mitzugestalten. Jede Universitätsschule versucht zudem, ihre Nische zu finden. In Dresden liegt der Schwerpunkt unter anderem auf Inklusion und einem fächerübergreifenden, kooperativen Lernen in jahrgangs- und niveaugemischten Gruppen.
Fünf der acht Dresdner Hauptschulabsolventen haben so gute Noten erreicht, dass sie jetzt sogar den qualifizierenden Hauptschulabschluss in der Tasche haben. Sie können nun einfach in ihrer Gruppe bleiben und sich gemeinsam mit ihren Mitschülern auf den Mittleren Schulabschluss (MSA) vorbereiten, erklärt Anke Langner. Wie viele in einem Jahr zum ersten MSA- und in vier Jahren zum ersten Abiturjahrgang der Universitätsschule Dresden gehören werden, sei noch völlig offen. Langner ist davon überzeugt, dass Lernwege nicht vorhersehbar sind. Schüler sollten daher nicht zu früh auf einen Abschluss festgelegt werden. Sandra Hermes
Der 7. Oktober 2023 war ein Katalysator. Die Zahl antisemitischer Straftaten ist nach dem Überfall der Hamas auf Israel in Deutschland in die Höhe geschossen. Von 1.927 antisemitischen Taten, die im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt stehen, wurden 1.847 im vierten Quartal begangen. Das geht aus der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität hervor, die Bundesinnenministerium und Bundeskriminalamt im Mai veröffentlicht haben.
Zu den häufigsten Tatorten gehören Schulen. Der Krieg im Nahen Osten schwappt in die Klassenzimmer. Wenige Fälle erreichen eine breitere Öffentlichkeit, wie etwa die Wiesbadener Berufsschüler, die im Januar bei der Vorführung des Films “Die Wannseekonferenz” applaudierten, als auf die Ermordung von sechs Millionen Juden hingewiesen wurde. Hier ermittelt die Staatsanwaltschaft. Aber vieles bleibt an den Schulen – und weder Schüler noch Lehrer noch Polizeikräfte treten dem hinreichend wirkungsvoll entgegen: Beschimpfungen auf dem Pausenhof wie “Du Jude”, Hassparolen wie “Kindermörder Israel”, Hitlergrüße auf Klassenfotos.
Die Radikalisierung seit dem 7. Oktober hat mit dem Phänomen der sogenannten “TikTok-Intifada” zu tun, so der Titel einer Publikation der Bildungsstätte Anne Frank, die die Rolle sozialer Netzwerke bei der Verbreitung von Judenhass untersucht. Hier hat die Indoktrination leichtes Spiel. Über TikTok werden Berichte verbreitet, die anzweifeln, dass das Massaker auf das Musikfestival in Israel überhaupt stattgefunden hat. KI-generierte Bilder von Leichen palästinensischer Kinder werden millionenfach geteilt, ebenso Memes, die die israelische Regierung mit dem NS-Regime gleichgesetzt. Von einer “Speed-Radikalisierung” spricht Deborah Schnabel, die Direktorin der Bildungsstätte.
Die Verunsicherung unter Lehrkräften ist groß. Das Lehramtsstudium bereitet sie auf diese Herausforderung in der Institution Schule und in den Klassen kaum vor. Vor zwei Jahren hat die Universität Würzburg begonnen, auf diesen Missstand zu reagieren. Ilona Nord, Professorin für Evangelische Theologie, hat das Zusatzstudium Antisemitismuskritische Bildung für Unterricht und Schulen (ZABUS) ins Leben gerufen. Seit dem Wintersemester 2022 lernen pro Jahrgang rund 30 Studierende in drei Semestern, wie sie in Akutsituationen in der Schule eingreifen und auf Prävention hinwirken können. Den angehenden Lehrkräften einen “Notfallkoffer” an die Hand zu geben, sei wichtig, aber nicht das einzige, sagt Nord. Erklärtes Ziel des Zertifikatsstudiengangs ist es auch, die künftigen Lehrerinnen und Lehrer in die Lage zu versetzen, strukturellen Antisemitismus zu erkennen und zu unterbinden.
Wie geht das? “Mit einer kurzen Einheit zu Wertorientierung im Unterricht ist es nicht getan”, sagt Nord. Denn antisemitische Positionen seien in der Regel kein spontaner Einfall. Dahinter stünden “Perspektiven auf die Welt, Einstellungen, Einflüsse aus dem Elternhaus oder Freundeskreis”. Aber die Professorin betont, dass die angehenden Lehrerinnen und Lehrer auf die Aufgabe an sich gut vorbereitet seien. “Es sind viele didaktische Kompetenzen da, sie müssen nur mit der antisemitismuskritischen Bildung in Verbindung gebracht werden”, sagt sie im Gespräch mit Table.Briefings.
Im Mittelpunkt des ersten Semesters steht das Grundlagenwissen über das Judentum, insbesondere über heutiges jüdisches Leben in Deutschland und über Antisemitismus. Wer Antisemitismus nicht erkennt, kann Vorfälle nicht ernst nehmen und sichtbar machen. Aber dabei stellen sich schwierige Fragen: Wo endet die Kritik an der Politik der israelischen Regierung, und wo schlägt sie um in israelbezogenen Antisemitismus? Die Bundesregierung hat dazu eine Antwort: Es handelt sich um Antisemitismus, wenn Israel dämonisiert wird, doppelte Standards anwendet werden und Israel so zur reinen Projektionsfläche für Judenhass gemacht wird.
Aber gilt diese Definition auch eins zu eins für die Debatte an Schulen? Vielen Schülerinnen und Schülern fehlt das historische und politische Hintergrundwissen, damit diese Differenzierung sauber gelingt. Das kann eine Erklärung sein, aber keine Rechtfertigung. “Lehrerinnen und Lehrer müssen über Grenzüberschreitungen sprechen, die Jugendlichen dafür sensibilisieren”, sagt Nord.
Aufbauend auf dem Fachwissen trainieren die Lehramtsstudierenden geeignete Reaktionsmuster anhand konkreter Beispiele aus dem Schulalltag. Die kollegiale Fallberatung ist der Schwerpunkt im zweiten Semester. “Viele Studierende arbeiten heute bereits an Schulen, sie kennen sich mit der Schulrealität ganz gut aus”, berichtet Nord. Beispiel: Ein antisemitischer Post in der WhatsApp-Gruppe der Klasse. Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer beraten im Gespräch mit gestandenen Lehrkräften über den richtigen Umgang damit. Das Schweigen brechen, nicht bagatellisieren, aber auch nicht provozieren – wie kann das gelingen?
Die dritte Säule des Studiengangs dreht sich um Medienkompetenz. In der öffentlichen Debatte wird sie oft beschworen, aber wie wird sie vermittelt, und was kann sie effektiv leisten? “Wir wollen mit Medien produktiv arbeiten”, sagt Nord. Dabei geht es auch darum, die Dynamik in sozialen Netzwerken zu beeinflussen. “Wir wollen antisemitischen Algorithmen antisemitismuskritische Kommunikation entgegensetzen, alternative Algorithmen schaffen”, sagt die Professorin. Jeder ihrer Studierenden müsse in der Lage sein, antisemitismuskritische Memes zu posten. Ziel sei es, angehenden Lehrkräften eine Sprache für ein alternatives Weltbild anzubieten, dazu braucht es Fakten und Argumentationshilfen. Eine Einladung zum Perspektivwechsel, Nord nennt es “Demokratiebildung”.
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Nach drei Semestern erhalten die Würzburger Absolventinnen und Absolventen ein Zertifikat. Sie haben dann Wissen und Erfahrungen, die die meisten Kommilitonen nicht haben. Lässt sich also die “TikTok-Intifada” bekämpfen, wenn andere Universitäten nachziehen und auch solche Studiengänge einrichten? So einfach ist es nicht, Lehrer allein könnten das Problem nicht lösen. “Es kommt auch sehr auf die Strukturen in den Schulen an”, sagt Nord. Unterstützt die Schulleitung antisemitismuskritische Bildung? Gibt es Programmarbeit in den Schulen? In Bayern gibt es einen wichtigen Baustein, den verpflichtenden KZ-Gedenkstätten-Besuch, aber er muss besser in den Unterricht integriert werden. Und die Erinnerungskultur allein genügt nicht, um alle Wurzeln des modernen Antisemitismus anzugehen.
Die Kabinettsvorlage für den Haushalt 2025 ist nun bekannt und damit sind es auch die BMBF-Zahlen im Einzelplan 30. Für das Haushaltsjahr 2025 hat Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger laut dem Plan 22,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Zur genauen Finanzierung des Digitalpakts bleiben aber Fragen offen. Konkret sind in dem Etatentwurf mehr als 1,6 Milliarden Euro für “Zuweisungen an die Länder zur Förderung von Investitionen in die digitale Infrastruktur für Schulen” eingestellt. Zugleich findet sich in dem Zahlenwerk der Hinweis, dass eine “Globale Minderausgabe (GMA) Konsolidierung”, also eine Ausgabenkürzung von etwa 163 Millionen Euro, genau in diesem Bereich zu erwirtschaften sei.
Eine derartige, spezielle GMA sei – so heißt es hinter den Kulissen – ungewöhnlich. Zumal der BMBF-Haushalt auch noch die grundsätzliche GMA von 650 Millionen Euro aufweist, die das Ministerium einsparen soll. Hier ist allerdings nicht vorgeschrieben, wo genau. Zudem ist sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene im Hintergrund die Frage zu vernehmen, ob sich in den veranschlagten mehr als 1,6 Milliarden Euro auch Mittel aus dem Vorjahr befinden, die nicht ausgegeben wurden. Kurzum: Wie viel frisches Geld gibt der Bund für den Digitalpakt?
Wiebke Esdar (SPD), Mitglied im Haushaltsausschuss, zeigte sich vorsichtig optimistisch: “Der Etat für Bildung und Forschung erhält einen Aufwuchs im Vergleich zur mittelfristigen Finanzplanung”, sagte sie zu Table.Briefings. Das sei eine richtige Schwerpunktsetzung. “Es ist gut, dass die Bundesregierung im Entwurf Vorsorge für den Digitalpakt II getroffen hat.” Noch aber fehlten viele Informationen für eine detaillierte Bewertung.
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Stark-Watzinger wollte am Dienstagmorgen am Rande ihres Besuchs einer Startchancen-Schule in Brandenburg grundsätzlich nicht bestätigen, dass die Mittel in dem Programmtitel für den Digitalpakt II eingeplant sind: “Morgen ist der Haushalt im Bundeskabinett, und dann haben wir einen Haushalt und dann sprechen wir auch darüber”, erklärte die FDP-Politikerin Table.Briefings. Länder und Bund seien sich einig, dass es die Digitalpakt-Fortsetzung geben muss. “Wie er genau aussieht, wird dann noch Teil der Verhandlungen sein, die wir weiterführen wollen, damit er nächstes Jahr starten kann”, so die Bundesbildungsministerin.
Eindeutiger ist die Lage beim Startchancen-Programm: Hier sollen vom Bund 2025 Finanzhilfen von 400 Millionen Euro “für Investitionen in eine moderne, klimagerechte und barrierefreie Bildungsinfrastruktur” in die Länder fließen. Zudem erhalten die Länder zusätzliche Umsatzsteuerfestbeträge von 600 Millionen Euro zur Umsetzung der Säulen II (Schulbudgets) und III (Multiprofessionelle Teams) des Programms.
Mit Argusaugen dürften viele Träger auch darauf schauen, welche Budgets der Etat 2025 für die Freiwilligendienste (dazu zählen das Freiwillige Soziale Jahr – FSJ – und das Freiwillige Ökologische Jahr – FÖJ) sowie für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) vorsieht.
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Laut Entwurf sinken die Mittel des Bundesfamilienministeriums für die Freiwilligendienste von 122 auf 105 Millionen Euro. Beim BFD fällt die Kürzung mit 23 Millionen auf nun 184 Millionen Euro noch größer aus. Aus Regierungskreisen heißt es dazu verteidigend, man habe die Mittel auf dem gleichen Niveau sichergestellt, wie sie bis Ende 2023 von den Trägern abgerufen wurden. Holger Schleper / Maximilian Stascheit
Neun von zehn Eltern blicken der beruflichen Zukunft ihres Kindes positiv oder eher positiv entgegen. Sorge macht einigen jedoch der Einfluss künstlicher Intelligenz auf die Berufswelt: Fast ein Drittel (29 Prozent) fürchtet, dass ihr Kind in einer von KI geprägten Welt schlechtere Jobchancen haben wird. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Körber-Stiftung. Befragt hat das Meinungsforschungsinstitut rund 1.000 Eltern, die Kinder zwischen zwölf und 18 Jahren haben.
Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Eltern finden zudem, die Schule sei weniger gut oder gar nicht gut darin, Kenntnisse zu vermitteln und Fähigkeiten zu fördern, die Kinder in Zukunft brauchen werden. Beim Blick auf den Einsatz von KI-Tools im Unterricht überwiegt die Skepsis: Nur die Hälfte betrachtet KI-Anwendungen als Bereicherung des Unterrichts.
Wie Eltern künstlicher Intelligenz in der Schule gegenüberstehen, hängt mit davon ab, ob sie selbst schon KI-Tools im Beruf oder privat genutzt haben. Väter und Mütter, die Erfahrung mit KI haben – 40 Prozent – sagen eher, dass für sie Vorteile überwiegen (41 Prozent). Wer wenig darüber weiß, was man mit KI tun kann oder KI-Anwendungen nur vom Namen her kennt, ist weniger optimistisch (24 beziehungsweise zehn Prozent).
Auch wie sehr Kinder und Jugendliche in ihrer Familie mit KI in Berührung kommen, ist daran gekoppelt, welche Vorkenntnisse ihre Eltern haben – und das hängt wiederum stark vom Bildungsstand der Väter und Mütter ab: Unter Eltern mit Abitur oder Studium hat schon fast die Hälfte KI-Tools genutzt, bei Eltern mit Hauptschulabschluss oder Mittlerer Reife sind es nur ein knappes Drittel. “Schulen kommt hier eine wichtige Rolle zu”, sagte Julia André, Leiterin des Bereichs Bildung der Körber-Stiftung, bei der Präsentation der Ergebnisse. “Angesichts der ungleichen Ausgangsvoraussetzungen in den Familien muss KI an der Schule stattfinden.”
Nur 13 Prozent der befragten Eltern berichten jedoch, dass KI-Tools im Unterricht der Kinder bereits eingesetzt werden. “Der systematische und angeleitete Einsatz von KI ist noch die absolute Ausnahme an deutschen Schulen, das zeigen auch andere Umfragen”, sagte André. Zu Hause nutze fast ein Drittel der Kinder (30 Prozent) KI für Hausaufgaben, zur Vorbereitung von Referaten oder als Lernhilfe. Wer bereits in der Schule mit KI arbeitet, tut das aber auch zu Hause häufiger als Schüler, die KI nicht in der Schule einsetzen (66 versus 24 Prozent). Anna Parrisius
Wenn Großmütter länger erwerbstätig bleiben, kann sich das auf die schulischen Leistungen ihrer Enkel auswirken. Zu diesem Ergebnis kommt das EPoS Economic Research Center der Universitäten Bonn und Mannheim. Erstmals haben Wirtschaftsforscher untersucht, welche unbeabsichtigten Folgen es auf die nachfolgenden Generationen hat, wenn der Renteneintritt nach hinten geschoben wird. Sie haben dafür in die Niederlande geschaut, wo es eine Rentenreform von 2006 weniger attraktiv gemacht hat, in den Vorruhestand zu gehen.
Es zeigt sich: Kinder zwischen vier und sieben Jahren, die aufgrund der Reform mehr Zeit mit ihren Müttern statt mit ihren Großmüttern verbrachten, hatten infolge der Reform bessere Leistungen. Jungen wie Mädchen gleichermaßen verbesserten ihre Chance, auf eine Schule zu gehen, die zum Abitur führt.
Negative Effekte gab es hingegen bei Kindern zwischen acht und zwölf Jahren, allerdings nur bei den Jungen: Ihre Noten verschlechterten sich. Diese Kinder verbrachten mehr Zeit als zuvor in einer Betreuungseinrichtung oder unbeaufsichtigt – was bei den Jungen zu schlechteren Noten führte. Sie brauchen laut Studie offenbar eher eine enge Betreuung als Mädchen.
Für die Untersuchung zogen die Forscher die Ergebnisse der Prüfung am Ende der Grundschule heran, die darüber entscheidet, auf welche weiterführende Schule ein Kind gehen kann. Die Grundschule dauert in den Niederlanden acht Schuljahre.
Die Studie zeigt auch, dass infolge der längeren Arbeitszeit der Großmütter ihre Töchter die Arbeitszeit verringert haben. Berufstätige Mütter werden oft von ihren Müttern bei der Kinderbetreuung unterstützt.
Vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung haben viele OECD-Länder ihr öffentliches Rentensystem so angepasst, dass ältere Menschen länger arbeiten. “Leider haben Reformen manchmal unbeabsichtigte Nebenwirkungen”, sagte Studienautorin Yasemin Özdemir, Postdoc für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth. Teilweise ließen sich negative Folgen aber vermeiden. “Dafür ist die Qualität der Kinderbetreuung ausschlaggebend: Reformen, die den Renteneintritt hinauszögern, müssten mit hochwertigen Angeboten für die Kinderbetreuung kombiniert werden.” So könne ein Ausgleich dafür geschaffen werden, dass Großeltern weniger Zeit mit ihren Enkeln verbringen. Mütter könnten gleichzeitig unvermindert berufstätig sein. anpa
Cordula Artelt – Direktorin des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi)
Seit 2019 leitet Cordula Artelt, Professorin für empirische Bildungsforschung, das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg. Das Institut untersucht Bildungsentwicklungen in den verschiedenen Lebensphasen, indem es Kohorten über einen längeren Zeitraum begleitet. Die Daten werden für das Nationale Bildungspanel (NEPS) aufbereitet und für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Das LIfBi untersucht aber nicht nur Daten von Schülern, sondern auch von angehenden Lehrkräften im Lehramtsstudierenden-Panel.
Nina Bremm– Professorin für Schulpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Nina Bremm befasst sich in ihrer Forschung vor allem mit Schulentwicklung und Steuerung im Bildungswesen. Beim Thema Educational Governance kennt sich kaum jemand so gut aus wie sie. Vor diesem Hintergrund betrachtet sie zum Beispiel auch das Startchancen-Programm und andere bildungspolitische Vorhaben. Zum Beispiel hat sie den Schulversuch “Talentschulen” in Nordrhein-Westfalen begleitet. Aktuell evaluiert sie ein Kooperationsprojekt der Robert Bosch Stiftung und des Kultusministeriums Baden-Württemberg mit dem Ziel, die Vermittlung von Basiskompetenzen an Grundschulen zu stärken.
Birgit Eickelmann – Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn
Viele Jahre hat Birgit Eickelmann als Studienrätin für Mathematik und Physik gearbeitet, bis sie sich entschieden hat, in die Schulforschung zu gehen. Ihr Schwerpunkt liegt vor allem in der digitalen Schulentwicklung und im Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Sie weist dabei auch immer wieder darauf hin, wie sehr der Zugang von Kindern zu digitalen Geräten und Anwendungen vom sozioökonomischen Hintergrund des Elternhauses abhängt. Eickelmann ist zuständig für die Auswertung der internationalen Vergleichsstudie ICILS zu computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern.
Aladin El-Mafaalani – Professor für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund
Der Soziologe Aladin El-Mafaalani forscht seit vielen Jahren zu den Themen Bildung, Integration und Rassismus. Und das macht er seit Neuestem an der TU Dortmund. Dort ist er seit diesem Frühjahr Professor für Migrations- und Bildungssoziologie. Bekannt wurde El-Mafaalani vor allem durch seine Bücher “Das Integrationsparadox” und “Mythos Bildung”. Er macht immer wieder an Zahlen und Fakten deutlich, wie sehr Deutschland für seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität auf Einwanderung angewiesen ist, und mahnt mehr Investitionen für die Schulen an, weil gerade dort Integration stattfinden müsste. 2023 bekam Aladin El-Mafaalani das Bundesverdienstkreuz.
Uta Hauck-Thum – Professorin für Grundschulpädagogik und -didaktik an der LMU München
Die aktuelle Debatte, ob digitale Medien in die Grundschule gehören oder nicht, kann Uta Hauck-Thum schwer nachvollziehen. Aus Sicht der Professorin für Grundschulpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität, die selbst einige Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet hat, eröffnen digitale Medien gerade für benachteiligte Kinder neue Lernzugänge. Aber dazu brauche es auch kluge Konzepte. Die entwickelt sie zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Uni-Lernhaus, der Kooperationsschule der LMU. Sie ist auch Mitglied des Begleitgremiums des Fortbildungsprojekts Kompetenzverbund lernen:digital und leitet verschiedene Projekte zur Transformation von Schule in der Kultur der Digitalität.
Marcel Helbig – Professor für “Bildung und soziale Ungleichheit” an der Universität Erfurt
Im Fokus seiner Forschung stehen die Themen Bildungsgerechtigkeit, soziale Ungleichheit und die Auswirkungen von Bildungsreformen. Ob es um eine faire Verteilung der Startchancen-Gelder geht, Geschlechtergerechtigkeit oder das neue Bildungsgrundrecht – der Sozialwissenschaftler Marcel Helbig legt mit seiner Arbeit oft den Finger in die Wunde des deutschen Bildungssystems. Er leitet den Arbeitsbereich “Strukturen und Systeme” am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBI) in Bamberg. Außerdem ist er Lehrbeauftragter für “Bildung und soziale Ungleichheit” an der Universität Erfurt und Gastwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).
Kai Maaz – Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF)
Wenn es um Bildungsberichterstattung geht, führt an Kai Maaz kein Weg vorbei. Der Soziologe und Bildungsforscher ist seit 2013 am DIPF und seit 2019 Geschäftsführender Direktor des Instituts. Alle zwei Jahre veröffentlicht er als Sprecher der Autorengruppe der wichtigsten Bildungsforschungsinstitute den Nationalen Bildungsbericht. Es ist die größte Bestandsaufnahme des Bildungswesens in Deutschland. Darüber hinaus ist Kai Maaz Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK. Gerade hat das DIPF als Kopf eines Forschungsverbunds auch den Zuschlag für die wissenschaftliche Begleitung des Startchancen-Programms bekommen.
Nele McElvany – Professorin für Empirische Bildungsforschung an der TU Dortmund
Sie forscht insbesondere zu Schulentwicklung und Lesekompetenz und ist mittlerweile zum Gesicht der internationalen Bildungsstudie IGLU geworden. Seit 2014 ist Nele McElvany Leiterin des Instituts für Schulentwicklungsforschung, seit 2019 hat sie die wissenschaftliche Projektleitung für die “Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung” inne. Sprach- und Lesekompetenz sind für sie die zentrale Voraussetzung für Bildungserfolg.
Heike Solga – Direktorin der Abteilung “Ausbildung und Arbeitsmarkt” am WZB
Die Berufschancen geringqualifizierter Menschen sind Heike Solgas Thema. Die Soziologin forscht an der FU Berlin und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung unter anderem dazu, wie Jugendliche ohne Schulabschluss oder mit erstem Schulabschluss in Ausbildung finden – und woran sie auf dem Weg noch scheitern. Von Betrieben fordert Solga mehr Kompromissbereitschaft: Sie sollten vermeintlich ungeeignete Jugendliche nicht zu früh im Bewerbungsprozess aussortieren. Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Heike Solga.
Doris Weßels – Professorin für Wirtschaftsinformatik und KI-Expertin an der Fachhochschule Kiel
Wenn es um KI im Bildungsbereich geht, ist die Expertise von Doris Weßels gefragt. Mit Künstlicher Intelligenz oder ihren Vorläufern hat sie sich schon lange befasst und zunehmend auch die Auswirkungen auf die Bildung untersucht. Anfangs hat sie vor allem erforscht, wie KI-Tools die Hochschule verändern. Mit dem Aufkommen von ChatGPT hat sie ihren Fokus auch verstärkt auf Schulen gerichtet. Dabei ist sie immer einen Schritt voraus. Als noch kaum jemand wusste, was ChatGPT überhaupt ist, hat sie das Potenzial und die Wucht der Veränderung, die in dem Sprachmodell steckt, längst erkannt und beschrieben. Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Doris Weßels.
Sabine Zander erweitert seit dem 12. Juli als neues ehrenamtliches Mitglied den Vorstand der Stiftung Bildung. Zander leitet die Forschungs- und Innovationsabteilung bei der imc AG, einem international tätigen Softwareunternehmen und Anbieter von E-Learning-Inhalten mit Sitz in Saarbrücken. “Ich begeistere mich für innovative Lerntechnologien und bin überzeugt, dass digitale Bildung eine zentrale Rolle spielt auf dem Weg zu einem gerechteren und moderneren Bildungssystem in Deutschland”, sagte Zander zu Table.Briefings. Bei der Stiftung will sie dazu beitragen, “Chancengerechtigkeit zu fördern und allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund eine hochwertige Bildung zu ermöglichen”.
Thomas Paulsen wird neuer Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung. Er tritt am 1. Januar 2025 die Nachfolge von Lothar Dittmer an, der zum Jahreswechsel in den Ruhestand geht. Die bisherige Standortleiterin in Hamburg-Bergedorf, Eva Nemela, wird neu in den Vorstand berufen. Paulsen ist seit 2015 Mitglied im Vorstand und CFO der Körber-Stiftung.
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Research.Table. Fördergeld-Affäre: Warum die Unionsfraktion 100 Fragen an die Forschungsministerin hat. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will mit einer Kleinen Anfrage zur Aufklärung in der Fördergeld-Affäre beitragen. Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger hat nun einen detaillierten Fragenkatalog zu beantworten. Welchen Fragen sie sich nun stellen muss, lesen Sie hier.
Research.Table. Schweiz: Warum die ETH die Studiengebühren verdreifachen will. Der ETH-Rat beabsichtigt, die Studiengebühren für ausländische Studierende, die zum Studium in die Schweiz kommen, ab dem Herbstsemester 2025 zu verdreifachen. Wie die ETH weiterhin Internationalität gewährleisten will, lesen Sie hier.
Agrifood.Table. Studie zur Softdrink-Steuer: Wie sich der Zuckerkonsum in Großbritannien verändert hat. Forschende der University of Cambridge untersuchten die Veränderung im Zuckerkonsum seit der Einführung einer Steuer auf Zucker in Erfrischungsgetränken in Großbritannien. Was sie dabei herausfanden, lesen Sie hier.
Spiegel: Bremen verbietet offenbar “Schweigefuchs”. Bremen möchte wohl verbieten, den “Schweigefuchs” in der Schule zu zeigen. Dieser ist vom “Wolfsgruß” nicht zu unterscheiden. Aus Sorge vor Verwechslung mit dem rechtsextremen Zeichen sollen Lehrer ganz auf die Geste verzichten. Wie genau Bremen das Verbot umsetzen will, ist noch unklar. Der Lehrerverband hatte zuvor dafür geworben, besonders Grundschullehrkräfte für die Verwechslungsgefahr zu sensibilisieren. Hintergrund war, dass ein türkischer Nationalspieler bei der EM den “Wolfsgruß” als Jubelgeste gezeigt hatte, die Uefa hatte ihn anschließend gesperrt. (Stadt Bremen verbietet offenbar »Schweigefuchs« in Kitas und Schulen)
Hessenschau: Frankfurter Stadtschülerrat wird doch nicht aufgelöst. Vor Monaten stand die Schülervertretung vor dem Aus, weil sie keine eigene Rechtsform hatte und nicht klar war, ob Land oder Stadt für sie zuständig war (Table.Briefings berichtete). Bei Veranstaltungen musste Honorargeschäftsführer Kevin Saukel zum Beispiel als Privatperson haften. Nun nimmt die Stadt die Sache in die Hand: Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) entschied, dass der Rat beim Schulamt angesiedelt wird. Ihr zufolge hatte der Kulturpolitische Ausschuss der Landesregierung es Ende Juni abgelehnt, die landesrechtliche Stellung der Stadtschülerräte klar zu definieren. Kultusminister Armin Schwarz (CDU) hatte Webers Vorwurf, das Land kümmere sich zu wenig, damals zurückgewiesen. (Auflösung des Frankfurter Stadtschülerrats abgewendet)
Tagesspiegel: Verwaltungsineffizienz bremst Berliner Schulbauoffensive. Die Fachgemeinschaft Bau und die Berliner Handwerkskammer haben 400 Berliner Unternehmen zu den Schwierigkeiten im Schulbau befragt. Die Befragten sehen viele Hürden bei der Umsetzung von Bauvorhaben: Die Planungsverfahren seien zu langwierig, Vorschriften und Gutachten zeit- und kostenintensiv. Die Nutzung von finanziellen Mitteln sei intransparent und es gebe oft kurzfristige Kürzungen. Durch diese Ineffizienz sei bis zu einer Milliarde Euro aus der Schulbauoffensive versickert. Die Probleme im Schulbau seien analog zu denen im Wohnungsbau. Helfen könnte das geplante “Schneller-Bauen-Gesetz” vom Senat. (Regelwut und langes Warten: Woran der Schulbau in Berlin krankt – und wer dafür bezahlt)
Faz: Mehr Schutz für Kinder vor zu langer Bildschirmzeit. Neurobiologe Martin Korte plädiert für einen bedachteren Umgang mit Smartphones. Es gebe eine Vielzahl an Studien, die eine Verbindung zwischen schlechteren kognitiven Leistungen und intensiver Bildschirmzeit bei Kindern zeigen. Das Nutzungsverhalten der Eltern diene den Kindern oft als Vorbild. Klare Vorschriften und Aufklärung über die Gefahren von zu langer Bildschirmzeit seien notwendig – genau wie der Verzicht in Kita und Schule. (Viel Bildschirmzeit schadet gerade den Gehirnen von Kindern und Jugendlichen)
Nordkurier: Bessere Entlohnung für Überstunden von Lehrkräften in MV. In Mecklenburg-Vorpommern sollen Lehrkräfte für zusätzlich geleistete Unterrichtsstunden besser entlohnt werden. Pro zusätzliche Unterrichtsstunden erhalten Lehrkräfte nun einheitlich 42,80 Euro. Bisher lag die Entlohnung je nach Schultyp zwischen 25,66 Euro und 35,59 Euro. Alternativ können die Lehrkräfte Überstunden auf einem Zeitkonto ansparen und zu einem späteren Zeitpunkt weniger arbeiten. Mit der schrittweisen Erhöhung ist MV das Bundesland, das Lehrern für Überstunden am meisten zahlt. (Überstunden sollen für MV-Lehrer attraktiver werden)
BR: Paus will einheitlichere Ausbildung und Quereinstieg für Kita-Personal. Bundesfamilienministerin Lisa Paus spricht sich für eine Vereinheitlichung der Erzieherausbildung aus. Derzeit gebe es bundesweit über 60 verschiedene Ausbildungsverordnungen. Paus fordert eine stärkere Modularisierung der Ausbildung, um den Einstieg in den Beruf zu vereinfachen und eine Weiterqualifizierung Schritt für Schritt zu ermöglichen. Die Bundesländer sollten Quereinstiege erleichtern. In der Berufsberatung solle der Erzieherberuf zudem eine größere Rolle spielen. (Kita-Personalnot: Paus will einheitlichere Erzieherausbildung)
29. August 2024, Erfurt
Messe BILDUNG.DIG!TAL Erfurt – Kongressmesse für digitale Bildung
Verschiedene Aussteller aus dem Bereich der digitalen Bildung stellen sich und ihre Arbeit vor. Schwerpunkte sind hierbei die Digitalisierung in der Verwaltung, der Einsatz von Technologie in der Schule und die digitalen Möglichkeiten in der frühkindlichen Bildung. INFOS & ANMELDUNG
29. August bis 30. August 2024
Tagung EdTech Research Forum 2024 | AK Mediendidaktik
Diese Tagung bietet eine Kombination aus Social Event, Diskussionsveranstaltung und praxisnaher KI-Vorstellung und richtet sich an Wissenschaftler, Akteure der Bildungspraxis, -politik und -verwaltung. Das soziale Netzwerk Edusiia führt sie zusammen mit der Gesellschaft für Erziehungswissenschaft durch. INFOS & ANMELDUNG
30. August 2024, Luzern
Tagung “Hochschule Digital 2024″
Die Tagung soll den Höhepunkt des Kooperationsprojekts “Digitale Lehre – Digitale Präsenz – Digitales Studium” bilden, das im Rahmen des Programms P-8 von der Schweizer Hochschulrektorenkonferenz swissuniversities durchgeführt wurde. Es geht unter anderem um digitale Prüfungen, Online-Unterricht und den Einsatz von KI in der Lehre. INFOS & ANMELDUNG
02. bis 03. September 2024, Hannover
Tagung mobile.schule
Unter dem Motto “Fortbildung darf auch Spaß machen” lädt die Tagung mobile.schule zum Austausch über die Digitalisierung der Bildung ein. Es gibt die Möglichkeit, mit Ausstellern über ihre Arbeit ins Gespräch zu kommen und an Schulungen teilzunehmen. INFOS & TICKETS
in Gedanken wird manch ein Minister wohl schon im Flugzeug, Auto oder Zug sitzen – in Vorfreude auf ein Sommerbad am Meer oder eine smartphone-freie Wanderung in den Bergen. Aber bevor es in die Sommerfrische geht, kommt das Kabinett heute nochmal zusammen, um den Haushalt zu beschließen.
Beim Blick auf das Zahlenwerk ist noch mal Konzentration gefragt. Denn was Bildung anbelangt, steht ja aktuell vor allem eine Frage im Raum: Mit wie viel Geld wird sich der Bund bei der Fortsetzung des Digitalpakts engagieren? Meine Kollegen Maximilian Stascheit und Holger Schleper haben sich intensiv mit dem Haushaltsplan beschäftigt. Aber ich warne schon mal vor: Geduld ist immer noch gefragt.
Der Digitalpakt ist wichtig, um Schulen in die Zukunft zu führen. Aber dazu braucht es auch gute, innovative Konzepte. Die werden oft an den Hochschulen entwickelt. Die große Herausforderung ist, sie in die Praxis zu führen. Das versuchen Universitätsschulen. Wie sie arbeiten und wie sie zu Vorreiterschulen werden können, hat sich unsere Autorin Sandra Hermes angeschaut.
Eine Vorreiterrolle spielt auch die Universität Würzburg. Seit zwei Jahren gibt es hier ein Zusatzstudium, in dem Studierende in drei Semestern lernen, wie sie Antisemitismus in der Schule entgegentreten können. Helene Bubrowski hat mit der Professorin gesprochen, die diesen praxisorientierten Studiengang ins Leben gerufen hat.
Heute geht es also viel um Universitäten. Passend dazu stellen wir Ihnen in unserer Reihe “Top of the Table” der Bildungsszene zehn wichtige Persönlichkeiten aus der Wissenschaft vor. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – ob noch im Büro, schon im Urlaub oder in der Vorfreude darauf.
Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Pädagogik brauchen oft sehr lange, bis sie dort ankommen, wo sie einen konkreten Nutzen bringen – an der Schule. Universitäts- und Versuchsschulen wollen das Gegenteil: eine institutionelle Verzahnung von wissenschaftlicher Forschung und schulischer Praxis. Das ist auch das Ziel der 2019 gegründeten Universitätsschule Dresden. Im Juni feierte die Schulgemeinschaft ihre ersten Hauptschulabsolventen. Acht der 57 Schülerinnen und Schüler des ersten Jahrgangs haben ihn abgelegt, die anderen gehen weiter bis zum Mittleren Schulabschluss (MSA) oder bis zum Abitur.
Das Besondere an der Uni-Schule: Die Schülerinnen und Schüler lernen ab Klasse 1 nicht in Klassen und Fächern, sondern in Teams und Projekten. Stundenpläne werden durch individuell und wochenweise erstellte Verabredungen ersetzt. Statt Noten gibt es individuelle Leistungsrückmeldungen, die kein Kind zu früh auf einen Abschluss festlegen sollen. Bei den Hauptschulabsolventen zeigen jetzt gute Abschlussnoten: Das Projektlernen funktioniert.
Anke Langner, die den Schulversuch seit Gründung der Gemeinschaftsschule begleitet und als Leiterin der Forschungsstelle Universitätsschule ForUS an der TU Dresden das wissenschaftliche Konzept erarbeitet hat, begründet das so: Das Projektlernen bringe die Schülerinnen und Schüler in eine Selbstständigkeit, die sie fürs Lernen unbedingt brauchen. Auch wenn der Weg zum Abschluss ein anderer ist, seien die Leistungen am Ende vergleichbar. “Die Prüfungsformate sind die gleichen wie an einer Regelschule”, sagt die Professorin für Erziehungswissenschaft Table.Briefings.
Innovative Lehr- und Lernkonzepte wurden schon an der ersten bundesdeutschen Versuchsschule, der 1974 gegründeten Laborschule Bielefeld, praktiziert und erforscht. Die Laborschule Bielefeld ist eine integrierte Gemeinschaftsschule ab der Vorschule mit angeschlossenem Oberstufenkolleg. Derzeit entstehen einige neue Universitätsschulen. In Brandenburg befindet sich die Universitätsschule Potsdam in der Konzeption und ist auf der Suche nach einem universitätsnahen Standort. In Sachsen-Anhalt soll die IGS Willy Brandt in Zusammenarbeit mit der Universität Magdeburg innovative Bildungskonzepte und eine praxisnahe Lehrkräfteausbildung erarbeiten und ab 2027 als Universitätsschule erproben.
Bayern ist zwar derzeit das Bundesland mit den meisten Universitätsschulen. Allerdings unterscheidet sich das Konzept dort von den aktuellen Neugründungen in anderen Bundesländern. Das Nürnberger Universitätsschulmodell soll eine Ergänzung zur zweiten Phase der Lehrerbildung sein und konzentriert sich auf die Ausbildung von Berufsschullehrkräften. An den angeschlossenen sieben beruflichen Universitätsschulen können die Studierenden auf diese Weise schon vor dem Referendariat Praxiserfahrungen sammeln.
Im Rest Deutschlands gibt es elf bestehende oder im Aufbau befindliche Universitätsschulen (hier ein Überblick). Das zeigt, dass der Bedarf, neue Lehr- und Lernmethoden auszuprobieren und deren Einführung wissenschaftlich zu begleiten, groß ist. Aber braucht es immer eine neue Schule als Testlabor? Reicht nicht ein Schulversuch, bei dem eine Schule einen bestimmten Auftrag erhält, etwa eine neue Unterrichtsmethode auszuprobieren? Josef Keuffer, ehemaliger Leiter des Oberstufenkollegs in Bielefeld und Professor für Schulpädagogik, sieht bei Versuchsschulen einen klaren Vorteil. “Ihr Status bietet den größten Rahmen, um experimentell tätig zu werden. Als Versuchsschule darf eine Schule innerhalb der Grenzen, die ihr durch die Ministerien der jeweiligen Bundesländer vorgegeben sind, viel ausprobieren.”
Der Schulversuch sei da die kleinere Variante. Allerdings hält Keuffer, der auch Direktor des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg war, singuläre Schulversuche für effektiver und praxisnäher, da sie auch von einzelnen Schulen angeregt werden können.
Im besten Fall sind Universitätsschulen wertvolle Impulsgeber für Veränderungen im Schulsystem. Ein gelungenes Beispiel ist der Englisch-Unterricht an Grundschulen. Der frühe Sprachunterricht wurde zunächst an der Bielefelder Laborschule getestet, verbreitete sich dann über weitere Schulversuche. Letztlich wurde er flächendeckend eingeführt.
Neben Universitätsschulen, sagt Anke Langner, “braucht es Schulen, die sich auf den Weg der Entwicklung machen. Wir können ihnen Formate dafür anbieten. Und das machen wir auch.” Es ist wenig sinnvoll, wenn Innovationen an wenigen Standorten verharren und nicht in die Breite getragen werden. Die sich noch in der Gründung befindende Universitätsschule Potsdam hat sich daher die Übertragung in die Praxis auf die Fahnen geschrieben. Die Kölner Heliosschule will ihre gewonnenen Erkenntnisse durch die Lehrkräfteausbildung, die Weitergabe von Erfahrungen bei der Schulentwicklung und durch Hospitationen anderen Schulen zugänglich machen.
Auch die Universitätsschule Dresden ist nicht nur Gemeinschaftsschule für Kinder aus Dresden und Forschungsschule, sondern auch Aus- und Weiterbildungsschule der Technischen Universität. Durch die Integration der Lehrkräfteausbildung bekommen Lehramtsstudierende schon früh die Chance, mit Kindern zu arbeiten und die zukunftsweisenden Lehr- und Lernmethoden der Universitätsschule praktisch anzuwenden und mitzugestalten. Jede Universitätsschule versucht zudem, ihre Nische zu finden. In Dresden liegt der Schwerpunkt unter anderem auf Inklusion und einem fächerübergreifenden, kooperativen Lernen in jahrgangs- und niveaugemischten Gruppen.
Fünf der acht Dresdner Hauptschulabsolventen haben so gute Noten erreicht, dass sie jetzt sogar den qualifizierenden Hauptschulabschluss in der Tasche haben. Sie können nun einfach in ihrer Gruppe bleiben und sich gemeinsam mit ihren Mitschülern auf den Mittleren Schulabschluss (MSA) vorbereiten, erklärt Anke Langner. Wie viele in einem Jahr zum ersten MSA- und in vier Jahren zum ersten Abiturjahrgang der Universitätsschule Dresden gehören werden, sei noch völlig offen. Langner ist davon überzeugt, dass Lernwege nicht vorhersehbar sind. Schüler sollten daher nicht zu früh auf einen Abschluss festgelegt werden. Sandra Hermes
Der 7. Oktober 2023 war ein Katalysator. Die Zahl antisemitischer Straftaten ist nach dem Überfall der Hamas auf Israel in Deutschland in die Höhe geschossen. Von 1.927 antisemitischen Taten, die im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt stehen, wurden 1.847 im vierten Quartal begangen. Das geht aus der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität hervor, die Bundesinnenministerium und Bundeskriminalamt im Mai veröffentlicht haben.
Zu den häufigsten Tatorten gehören Schulen. Der Krieg im Nahen Osten schwappt in die Klassenzimmer. Wenige Fälle erreichen eine breitere Öffentlichkeit, wie etwa die Wiesbadener Berufsschüler, die im Januar bei der Vorführung des Films “Die Wannseekonferenz” applaudierten, als auf die Ermordung von sechs Millionen Juden hingewiesen wurde. Hier ermittelt die Staatsanwaltschaft. Aber vieles bleibt an den Schulen – und weder Schüler noch Lehrer noch Polizeikräfte treten dem hinreichend wirkungsvoll entgegen: Beschimpfungen auf dem Pausenhof wie “Du Jude”, Hassparolen wie “Kindermörder Israel”, Hitlergrüße auf Klassenfotos.
Die Radikalisierung seit dem 7. Oktober hat mit dem Phänomen der sogenannten “TikTok-Intifada” zu tun, so der Titel einer Publikation der Bildungsstätte Anne Frank, die die Rolle sozialer Netzwerke bei der Verbreitung von Judenhass untersucht. Hier hat die Indoktrination leichtes Spiel. Über TikTok werden Berichte verbreitet, die anzweifeln, dass das Massaker auf das Musikfestival in Israel überhaupt stattgefunden hat. KI-generierte Bilder von Leichen palästinensischer Kinder werden millionenfach geteilt, ebenso Memes, die die israelische Regierung mit dem NS-Regime gleichgesetzt. Von einer “Speed-Radikalisierung” spricht Deborah Schnabel, die Direktorin der Bildungsstätte.
Die Verunsicherung unter Lehrkräften ist groß. Das Lehramtsstudium bereitet sie auf diese Herausforderung in der Institution Schule und in den Klassen kaum vor. Vor zwei Jahren hat die Universität Würzburg begonnen, auf diesen Missstand zu reagieren. Ilona Nord, Professorin für Evangelische Theologie, hat das Zusatzstudium Antisemitismuskritische Bildung für Unterricht und Schulen (ZABUS) ins Leben gerufen. Seit dem Wintersemester 2022 lernen pro Jahrgang rund 30 Studierende in drei Semestern, wie sie in Akutsituationen in der Schule eingreifen und auf Prävention hinwirken können. Den angehenden Lehrkräften einen “Notfallkoffer” an die Hand zu geben, sei wichtig, aber nicht das einzige, sagt Nord. Erklärtes Ziel des Zertifikatsstudiengangs ist es auch, die künftigen Lehrerinnen und Lehrer in die Lage zu versetzen, strukturellen Antisemitismus zu erkennen und zu unterbinden.
Wie geht das? “Mit einer kurzen Einheit zu Wertorientierung im Unterricht ist es nicht getan”, sagt Nord. Denn antisemitische Positionen seien in der Regel kein spontaner Einfall. Dahinter stünden “Perspektiven auf die Welt, Einstellungen, Einflüsse aus dem Elternhaus oder Freundeskreis”. Aber die Professorin betont, dass die angehenden Lehrerinnen und Lehrer auf die Aufgabe an sich gut vorbereitet seien. “Es sind viele didaktische Kompetenzen da, sie müssen nur mit der antisemitismuskritischen Bildung in Verbindung gebracht werden”, sagt sie im Gespräch mit Table.Briefings.
Im Mittelpunkt des ersten Semesters steht das Grundlagenwissen über das Judentum, insbesondere über heutiges jüdisches Leben in Deutschland und über Antisemitismus. Wer Antisemitismus nicht erkennt, kann Vorfälle nicht ernst nehmen und sichtbar machen. Aber dabei stellen sich schwierige Fragen: Wo endet die Kritik an der Politik der israelischen Regierung, und wo schlägt sie um in israelbezogenen Antisemitismus? Die Bundesregierung hat dazu eine Antwort: Es handelt sich um Antisemitismus, wenn Israel dämonisiert wird, doppelte Standards anwendet werden und Israel so zur reinen Projektionsfläche für Judenhass gemacht wird.
Aber gilt diese Definition auch eins zu eins für die Debatte an Schulen? Vielen Schülerinnen und Schülern fehlt das historische und politische Hintergrundwissen, damit diese Differenzierung sauber gelingt. Das kann eine Erklärung sein, aber keine Rechtfertigung. “Lehrerinnen und Lehrer müssen über Grenzüberschreitungen sprechen, die Jugendlichen dafür sensibilisieren”, sagt Nord.
Aufbauend auf dem Fachwissen trainieren die Lehramtsstudierenden geeignete Reaktionsmuster anhand konkreter Beispiele aus dem Schulalltag. Die kollegiale Fallberatung ist der Schwerpunkt im zweiten Semester. “Viele Studierende arbeiten heute bereits an Schulen, sie kennen sich mit der Schulrealität ganz gut aus”, berichtet Nord. Beispiel: Ein antisemitischer Post in der WhatsApp-Gruppe der Klasse. Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer beraten im Gespräch mit gestandenen Lehrkräften über den richtigen Umgang damit. Das Schweigen brechen, nicht bagatellisieren, aber auch nicht provozieren – wie kann das gelingen?
Die dritte Säule des Studiengangs dreht sich um Medienkompetenz. In der öffentlichen Debatte wird sie oft beschworen, aber wie wird sie vermittelt, und was kann sie effektiv leisten? “Wir wollen mit Medien produktiv arbeiten”, sagt Nord. Dabei geht es auch darum, die Dynamik in sozialen Netzwerken zu beeinflussen. “Wir wollen antisemitischen Algorithmen antisemitismuskritische Kommunikation entgegensetzen, alternative Algorithmen schaffen”, sagt die Professorin. Jeder ihrer Studierenden müsse in der Lage sein, antisemitismuskritische Memes zu posten. Ziel sei es, angehenden Lehrkräften eine Sprache für ein alternatives Weltbild anzubieten, dazu braucht es Fakten und Argumentationshilfen. Eine Einladung zum Perspektivwechsel, Nord nennt es “Demokratiebildung”.
Lesen Sie hier: Was die Ständige Wissenschaftliche Kommunikation für die Demokratiebildung fordert
Nach drei Semestern erhalten die Würzburger Absolventinnen und Absolventen ein Zertifikat. Sie haben dann Wissen und Erfahrungen, die die meisten Kommilitonen nicht haben. Lässt sich also die “TikTok-Intifada” bekämpfen, wenn andere Universitäten nachziehen und auch solche Studiengänge einrichten? So einfach ist es nicht, Lehrer allein könnten das Problem nicht lösen. “Es kommt auch sehr auf die Strukturen in den Schulen an”, sagt Nord. Unterstützt die Schulleitung antisemitismuskritische Bildung? Gibt es Programmarbeit in den Schulen? In Bayern gibt es einen wichtigen Baustein, den verpflichtenden KZ-Gedenkstätten-Besuch, aber er muss besser in den Unterricht integriert werden. Und die Erinnerungskultur allein genügt nicht, um alle Wurzeln des modernen Antisemitismus anzugehen.
Die Kabinettsvorlage für den Haushalt 2025 ist nun bekannt und damit sind es auch die BMBF-Zahlen im Einzelplan 30. Für das Haushaltsjahr 2025 hat Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger laut dem Plan 22,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Zur genauen Finanzierung des Digitalpakts bleiben aber Fragen offen. Konkret sind in dem Etatentwurf mehr als 1,6 Milliarden Euro für “Zuweisungen an die Länder zur Förderung von Investitionen in die digitale Infrastruktur für Schulen” eingestellt. Zugleich findet sich in dem Zahlenwerk der Hinweis, dass eine “Globale Minderausgabe (GMA) Konsolidierung”, also eine Ausgabenkürzung von etwa 163 Millionen Euro, genau in diesem Bereich zu erwirtschaften sei.
Eine derartige, spezielle GMA sei – so heißt es hinter den Kulissen – ungewöhnlich. Zumal der BMBF-Haushalt auch noch die grundsätzliche GMA von 650 Millionen Euro aufweist, die das Ministerium einsparen soll. Hier ist allerdings nicht vorgeschrieben, wo genau. Zudem ist sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene im Hintergrund die Frage zu vernehmen, ob sich in den veranschlagten mehr als 1,6 Milliarden Euro auch Mittel aus dem Vorjahr befinden, die nicht ausgegeben wurden. Kurzum: Wie viel frisches Geld gibt der Bund für den Digitalpakt?
Wiebke Esdar (SPD), Mitglied im Haushaltsausschuss, zeigte sich vorsichtig optimistisch: “Der Etat für Bildung und Forschung erhält einen Aufwuchs im Vergleich zur mittelfristigen Finanzplanung”, sagte sie zu Table.Briefings. Das sei eine richtige Schwerpunktsetzung. “Es ist gut, dass die Bundesregierung im Entwurf Vorsorge für den Digitalpakt II getroffen hat.” Noch aber fehlten viele Informationen für eine detaillierte Bewertung.
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Stark-Watzinger wollte am Dienstagmorgen am Rande ihres Besuchs einer Startchancen-Schule in Brandenburg grundsätzlich nicht bestätigen, dass die Mittel in dem Programmtitel für den Digitalpakt II eingeplant sind: “Morgen ist der Haushalt im Bundeskabinett, und dann haben wir einen Haushalt und dann sprechen wir auch darüber”, erklärte die FDP-Politikerin Table.Briefings. Länder und Bund seien sich einig, dass es die Digitalpakt-Fortsetzung geben muss. “Wie er genau aussieht, wird dann noch Teil der Verhandlungen sein, die wir weiterführen wollen, damit er nächstes Jahr starten kann”, so die Bundesbildungsministerin.
Eindeutiger ist die Lage beim Startchancen-Programm: Hier sollen vom Bund 2025 Finanzhilfen von 400 Millionen Euro “für Investitionen in eine moderne, klimagerechte und barrierefreie Bildungsinfrastruktur” in die Länder fließen. Zudem erhalten die Länder zusätzliche Umsatzsteuerfestbeträge von 600 Millionen Euro zur Umsetzung der Säulen II (Schulbudgets) und III (Multiprofessionelle Teams) des Programms.
Mit Argusaugen dürften viele Träger auch darauf schauen, welche Budgets der Etat 2025 für die Freiwilligendienste (dazu zählen das Freiwillige Soziale Jahr – FSJ – und das Freiwillige Ökologische Jahr – FÖJ) sowie für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) vorsieht.
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Laut Entwurf sinken die Mittel des Bundesfamilienministeriums für die Freiwilligendienste von 122 auf 105 Millionen Euro. Beim BFD fällt die Kürzung mit 23 Millionen auf nun 184 Millionen Euro noch größer aus. Aus Regierungskreisen heißt es dazu verteidigend, man habe die Mittel auf dem gleichen Niveau sichergestellt, wie sie bis Ende 2023 von den Trägern abgerufen wurden. Holger Schleper / Maximilian Stascheit
Neun von zehn Eltern blicken der beruflichen Zukunft ihres Kindes positiv oder eher positiv entgegen. Sorge macht einigen jedoch der Einfluss künstlicher Intelligenz auf die Berufswelt: Fast ein Drittel (29 Prozent) fürchtet, dass ihr Kind in einer von KI geprägten Welt schlechtere Jobchancen haben wird. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Körber-Stiftung. Befragt hat das Meinungsforschungsinstitut rund 1.000 Eltern, die Kinder zwischen zwölf und 18 Jahren haben.
Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Eltern finden zudem, die Schule sei weniger gut oder gar nicht gut darin, Kenntnisse zu vermitteln und Fähigkeiten zu fördern, die Kinder in Zukunft brauchen werden. Beim Blick auf den Einsatz von KI-Tools im Unterricht überwiegt die Skepsis: Nur die Hälfte betrachtet KI-Anwendungen als Bereicherung des Unterrichts.
Wie Eltern künstlicher Intelligenz in der Schule gegenüberstehen, hängt mit davon ab, ob sie selbst schon KI-Tools im Beruf oder privat genutzt haben. Väter und Mütter, die Erfahrung mit KI haben – 40 Prozent – sagen eher, dass für sie Vorteile überwiegen (41 Prozent). Wer wenig darüber weiß, was man mit KI tun kann oder KI-Anwendungen nur vom Namen her kennt, ist weniger optimistisch (24 beziehungsweise zehn Prozent).
Auch wie sehr Kinder und Jugendliche in ihrer Familie mit KI in Berührung kommen, ist daran gekoppelt, welche Vorkenntnisse ihre Eltern haben – und das hängt wiederum stark vom Bildungsstand der Väter und Mütter ab: Unter Eltern mit Abitur oder Studium hat schon fast die Hälfte KI-Tools genutzt, bei Eltern mit Hauptschulabschluss oder Mittlerer Reife sind es nur ein knappes Drittel. “Schulen kommt hier eine wichtige Rolle zu”, sagte Julia André, Leiterin des Bereichs Bildung der Körber-Stiftung, bei der Präsentation der Ergebnisse. “Angesichts der ungleichen Ausgangsvoraussetzungen in den Familien muss KI an der Schule stattfinden.”
Nur 13 Prozent der befragten Eltern berichten jedoch, dass KI-Tools im Unterricht der Kinder bereits eingesetzt werden. “Der systematische und angeleitete Einsatz von KI ist noch die absolute Ausnahme an deutschen Schulen, das zeigen auch andere Umfragen”, sagte André. Zu Hause nutze fast ein Drittel der Kinder (30 Prozent) KI für Hausaufgaben, zur Vorbereitung von Referaten oder als Lernhilfe. Wer bereits in der Schule mit KI arbeitet, tut das aber auch zu Hause häufiger als Schüler, die KI nicht in der Schule einsetzen (66 versus 24 Prozent). Anna Parrisius
Wenn Großmütter länger erwerbstätig bleiben, kann sich das auf die schulischen Leistungen ihrer Enkel auswirken. Zu diesem Ergebnis kommt das EPoS Economic Research Center der Universitäten Bonn und Mannheim. Erstmals haben Wirtschaftsforscher untersucht, welche unbeabsichtigten Folgen es auf die nachfolgenden Generationen hat, wenn der Renteneintritt nach hinten geschoben wird. Sie haben dafür in die Niederlande geschaut, wo es eine Rentenreform von 2006 weniger attraktiv gemacht hat, in den Vorruhestand zu gehen.
Es zeigt sich: Kinder zwischen vier und sieben Jahren, die aufgrund der Reform mehr Zeit mit ihren Müttern statt mit ihren Großmüttern verbrachten, hatten infolge der Reform bessere Leistungen. Jungen wie Mädchen gleichermaßen verbesserten ihre Chance, auf eine Schule zu gehen, die zum Abitur führt.
Negative Effekte gab es hingegen bei Kindern zwischen acht und zwölf Jahren, allerdings nur bei den Jungen: Ihre Noten verschlechterten sich. Diese Kinder verbrachten mehr Zeit als zuvor in einer Betreuungseinrichtung oder unbeaufsichtigt – was bei den Jungen zu schlechteren Noten führte. Sie brauchen laut Studie offenbar eher eine enge Betreuung als Mädchen.
Für die Untersuchung zogen die Forscher die Ergebnisse der Prüfung am Ende der Grundschule heran, die darüber entscheidet, auf welche weiterführende Schule ein Kind gehen kann. Die Grundschule dauert in den Niederlanden acht Schuljahre.
Die Studie zeigt auch, dass infolge der längeren Arbeitszeit der Großmütter ihre Töchter die Arbeitszeit verringert haben. Berufstätige Mütter werden oft von ihren Müttern bei der Kinderbetreuung unterstützt.
Vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung haben viele OECD-Länder ihr öffentliches Rentensystem so angepasst, dass ältere Menschen länger arbeiten. “Leider haben Reformen manchmal unbeabsichtigte Nebenwirkungen”, sagte Studienautorin Yasemin Özdemir, Postdoc für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth. Teilweise ließen sich negative Folgen aber vermeiden. “Dafür ist die Qualität der Kinderbetreuung ausschlaggebend: Reformen, die den Renteneintritt hinauszögern, müssten mit hochwertigen Angeboten für die Kinderbetreuung kombiniert werden.” So könne ein Ausgleich dafür geschaffen werden, dass Großeltern weniger Zeit mit ihren Enkeln verbringen. Mütter könnten gleichzeitig unvermindert berufstätig sein. anpa
Cordula Artelt – Direktorin des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi)
Seit 2019 leitet Cordula Artelt, Professorin für empirische Bildungsforschung, das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg. Das Institut untersucht Bildungsentwicklungen in den verschiedenen Lebensphasen, indem es Kohorten über einen längeren Zeitraum begleitet. Die Daten werden für das Nationale Bildungspanel (NEPS) aufbereitet und für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Das LIfBi untersucht aber nicht nur Daten von Schülern, sondern auch von angehenden Lehrkräften im Lehramtsstudierenden-Panel.
Nina Bremm– Professorin für Schulpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Nina Bremm befasst sich in ihrer Forschung vor allem mit Schulentwicklung und Steuerung im Bildungswesen. Beim Thema Educational Governance kennt sich kaum jemand so gut aus wie sie. Vor diesem Hintergrund betrachtet sie zum Beispiel auch das Startchancen-Programm und andere bildungspolitische Vorhaben. Zum Beispiel hat sie den Schulversuch “Talentschulen” in Nordrhein-Westfalen begleitet. Aktuell evaluiert sie ein Kooperationsprojekt der Robert Bosch Stiftung und des Kultusministeriums Baden-Württemberg mit dem Ziel, die Vermittlung von Basiskompetenzen an Grundschulen zu stärken.
Birgit Eickelmann – Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn
Viele Jahre hat Birgit Eickelmann als Studienrätin für Mathematik und Physik gearbeitet, bis sie sich entschieden hat, in die Schulforschung zu gehen. Ihr Schwerpunkt liegt vor allem in der digitalen Schulentwicklung und im Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Sie weist dabei auch immer wieder darauf hin, wie sehr der Zugang von Kindern zu digitalen Geräten und Anwendungen vom sozioökonomischen Hintergrund des Elternhauses abhängt. Eickelmann ist zuständig für die Auswertung der internationalen Vergleichsstudie ICILS zu computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern.
Aladin El-Mafaalani – Professor für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund
Der Soziologe Aladin El-Mafaalani forscht seit vielen Jahren zu den Themen Bildung, Integration und Rassismus. Und das macht er seit Neuestem an der TU Dortmund. Dort ist er seit diesem Frühjahr Professor für Migrations- und Bildungssoziologie. Bekannt wurde El-Mafaalani vor allem durch seine Bücher “Das Integrationsparadox” und “Mythos Bildung”. Er macht immer wieder an Zahlen und Fakten deutlich, wie sehr Deutschland für seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität auf Einwanderung angewiesen ist, und mahnt mehr Investitionen für die Schulen an, weil gerade dort Integration stattfinden müsste. 2023 bekam Aladin El-Mafaalani das Bundesverdienstkreuz.
Uta Hauck-Thum – Professorin für Grundschulpädagogik und -didaktik an der LMU München
Die aktuelle Debatte, ob digitale Medien in die Grundschule gehören oder nicht, kann Uta Hauck-Thum schwer nachvollziehen. Aus Sicht der Professorin für Grundschulpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität, die selbst einige Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet hat, eröffnen digitale Medien gerade für benachteiligte Kinder neue Lernzugänge. Aber dazu brauche es auch kluge Konzepte. Die entwickelt sie zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Uni-Lernhaus, der Kooperationsschule der LMU. Sie ist auch Mitglied des Begleitgremiums des Fortbildungsprojekts Kompetenzverbund lernen:digital und leitet verschiedene Projekte zur Transformation von Schule in der Kultur der Digitalität.
Marcel Helbig – Professor für “Bildung und soziale Ungleichheit” an der Universität Erfurt
Im Fokus seiner Forschung stehen die Themen Bildungsgerechtigkeit, soziale Ungleichheit und die Auswirkungen von Bildungsreformen. Ob es um eine faire Verteilung der Startchancen-Gelder geht, Geschlechtergerechtigkeit oder das neue Bildungsgrundrecht – der Sozialwissenschaftler Marcel Helbig legt mit seiner Arbeit oft den Finger in die Wunde des deutschen Bildungssystems. Er leitet den Arbeitsbereich “Strukturen und Systeme” am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBI) in Bamberg. Außerdem ist er Lehrbeauftragter für “Bildung und soziale Ungleichheit” an der Universität Erfurt und Gastwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).
Kai Maaz – Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF)
Wenn es um Bildungsberichterstattung geht, führt an Kai Maaz kein Weg vorbei. Der Soziologe und Bildungsforscher ist seit 2013 am DIPF und seit 2019 Geschäftsführender Direktor des Instituts. Alle zwei Jahre veröffentlicht er als Sprecher der Autorengruppe der wichtigsten Bildungsforschungsinstitute den Nationalen Bildungsbericht. Es ist die größte Bestandsaufnahme des Bildungswesens in Deutschland. Darüber hinaus ist Kai Maaz Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK. Gerade hat das DIPF als Kopf eines Forschungsverbunds auch den Zuschlag für die wissenschaftliche Begleitung des Startchancen-Programms bekommen.
Nele McElvany – Professorin für Empirische Bildungsforschung an der TU Dortmund
Sie forscht insbesondere zu Schulentwicklung und Lesekompetenz und ist mittlerweile zum Gesicht der internationalen Bildungsstudie IGLU geworden. Seit 2014 ist Nele McElvany Leiterin des Instituts für Schulentwicklungsforschung, seit 2019 hat sie die wissenschaftliche Projektleitung für die “Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung” inne. Sprach- und Lesekompetenz sind für sie die zentrale Voraussetzung für Bildungserfolg.
Heike Solga – Direktorin der Abteilung “Ausbildung und Arbeitsmarkt” am WZB
Die Berufschancen geringqualifizierter Menschen sind Heike Solgas Thema. Die Soziologin forscht an der FU Berlin und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung unter anderem dazu, wie Jugendliche ohne Schulabschluss oder mit erstem Schulabschluss in Ausbildung finden – und woran sie auf dem Weg noch scheitern. Von Betrieben fordert Solga mehr Kompromissbereitschaft: Sie sollten vermeintlich ungeeignete Jugendliche nicht zu früh im Bewerbungsprozess aussortieren. Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Heike Solga.
Doris Weßels – Professorin für Wirtschaftsinformatik und KI-Expertin an der Fachhochschule Kiel
Wenn es um KI im Bildungsbereich geht, ist die Expertise von Doris Weßels gefragt. Mit Künstlicher Intelligenz oder ihren Vorläufern hat sie sich schon lange befasst und zunehmend auch die Auswirkungen auf die Bildung untersucht. Anfangs hat sie vor allem erforscht, wie KI-Tools die Hochschule verändern. Mit dem Aufkommen von ChatGPT hat sie ihren Fokus auch verstärkt auf Schulen gerichtet. Dabei ist sie immer einen Schritt voraus. Als noch kaum jemand wusste, was ChatGPT überhaupt ist, hat sie das Potenzial und die Wucht der Veränderung, die in dem Sprachmodell steckt, längst erkannt und beschrieben. Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Doris Weßels.
Sabine Zander erweitert seit dem 12. Juli als neues ehrenamtliches Mitglied den Vorstand der Stiftung Bildung. Zander leitet die Forschungs- und Innovationsabteilung bei der imc AG, einem international tätigen Softwareunternehmen und Anbieter von E-Learning-Inhalten mit Sitz in Saarbrücken. “Ich begeistere mich für innovative Lerntechnologien und bin überzeugt, dass digitale Bildung eine zentrale Rolle spielt auf dem Weg zu einem gerechteren und moderneren Bildungssystem in Deutschland”, sagte Zander zu Table.Briefings. Bei der Stiftung will sie dazu beitragen, “Chancengerechtigkeit zu fördern und allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund eine hochwertige Bildung zu ermöglichen”.
Thomas Paulsen wird neuer Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung. Er tritt am 1. Januar 2025 die Nachfolge von Lothar Dittmer an, der zum Jahreswechsel in den Ruhestand geht. Die bisherige Standortleiterin in Hamburg-Bergedorf, Eva Nemela, wird neu in den Vorstand berufen. Paulsen ist seit 2015 Mitglied im Vorstand und CFO der Körber-Stiftung.
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Research.Table. Fördergeld-Affäre: Warum die Unionsfraktion 100 Fragen an die Forschungsministerin hat. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will mit einer Kleinen Anfrage zur Aufklärung in der Fördergeld-Affäre beitragen. Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger hat nun einen detaillierten Fragenkatalog zu beantworten. Welchen Fragen sie sich nun stellen muss, lesen Sie hier.
Research.Table. Schweiz: Warum die ETH die Studiengebühren verdreifachen will. Der ETH-Rat beabsichtigt, die Studiengebühren für ausländische Studierende, die zum Studium in die Schweiz kommen, ab dem Herbstsemester 2025 zu verdreifachen. Wie die ETH weiterhin Internationalität gewährleisten will, lesen Sie hier.
Agrifood.Table. Studie zur Softdrink-Steuer: Wie sich der Zuckerkonsum in Großbritannien verändert hat. Forschende der University of Cambridge untersuchten die Veränderung im Zuckerkonsum seit der Einführung einer Steuer auf Zucker in Erfrischungsgetränken in Großbritannien. Was sie dabei herausfanden, lesen Sie hier.
Spiegel: Bremen verbietet offenbar “Schweigefuchs”. Bremen möchte wohl verbieten, den “Schweigefuchs” in der Schule zu zeigen. Dieser ist vom “Wolfsgruß” nicht zu unterscheiden. Aus Sorge vor Verwechslung mit dem rechtsextremen Zeichen sollen Lehrer ganz auf die Geste verzichten. Wie genau Bremen das Verbot umsetzen will, ist noch unklar. Der Lehrerverband hatte zuvor dafür geworben, besonders Grundschullehrkräfte für die Verwechslungsgefahr zu sensibilisieren. Hintergrund war, dass ein türkischer Nationalspieler bei der EM den “Wolfsgruß” als Jubelgeste gezeigt hatte, die Uefa hatte ihn anschließend gesperrt. (Stadt Bremen verbietet offenbar »Schweigefuchs« in Kitas und Schulen)
Hessenschau: Frankfurter Stadtschülerrat wird doch nicht aufgelöst. Vor Monaten stand die Schülervertretung vor dem Aus, weil sie keine eigene Rechtsform hatte und nicht klar war, ob Land oder Stadt für sie zuständig war (Table.Briefings berichtete). Bei Veranstaltungen musste Honorargeschäftsführer Kevin Saukel zum Beispiel als Privatperson haften. Nun nimmt die Stadt die Sache in die Hand: Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) entschied, dass der Rat beim Schulamt angesiedelt wird. Ihr zufolge hatte der Kulturpolitische Ausschuss der Landesregierung es Ende Juni abgelehnt, die landesrechtliche Stellung der Stadtschülerräte klar zu definieren. Kultusminister Armin Schwarz (CDU) hatte Webers Vorwurf, das Land kümmere sich zu wenig, damals zurückgewiesen. (Auflösung des Frankfurter Stadtschülerrats abgewendet)
Tagesspiegel: Verwaltungsineffizienz bremst Berliner Schulbauoffensive. Die Fachgemeinschaft Bau und die Berliner Handwerkskammer haben 400 Berliner Unternehmen zu den Schwierigkeiten im Schulbau befragt. Die Befragten sehen viele Hürden bei der Umsetzung von Bauvorhaben: Die Planungsverfahren seien zu langwierig, Vorschriften und Gutachten zeit- und kostenintensiv. Die Nutzung von finanziellen Mitteln sei intransparent und es gebe oft kurzfristige Kürzungen. Durch diese Ineffizienz sei bis zu einer Milliarde Euro aus der Schulbauoffensive versickert. Die Probleme im Schulbau seien analog zu denen im Wohnungsbau. Helfen könnte das geplante “Schneller-Bauen-Gesetz” vom Senat. (Regelwut und langes Warten: Woran der Schulbau in Berlin krankt – und wer dafür bezahlt)
Faz: Mehr Schutz für Kinder vor zu langer Bildschirmzeit. Neurobiologe Martin Korte plädiert für einen bedachteren Umgang mit Smartphones. Es gebe eine Vielzahl an Studien, die eine Verbindung zwischen schlechteren kognitiven Leistungen und intensiver Bildschirmzeit bei Kindern zeigen. Das Nutzungsverhalten der Eltern diene den Kindern oft als Vorbild. Klare Vorschriften und Aufklärung über die Gefahren von zu langer Bildschirmzeit seien notwendig – genau wie der Verzicht in Kita und Schule. (Viel Bildschirmzeit schadet gerade den Gehirnen von Kindern und Jugendlichen)
Nordkurier: Bessere Entlohnung für Überstunden von Lehrkräften in MV. In Mecklenburg-Vorpommern sollen Lehrkräfte für zusätzlich geleistete Unterrichtsstunden besser entlohnt werden. Pro zusätzliche Unterrichtsstunden erhalten Lehrkräfte nun einheitlich 42,80 Euro. Bisher lag die Entlohnung je nach Schultyp zwischen 25,66 Euro und 35,59 Euro. Alternativ können die Lehrkräfte Überstunden auf einem Zeitkonto ansparen und zu einem späteren Zeitpunkt weniger arbeiten. Mit der schrittweisen Erhöhung ist MV das Bundesland, das Lehrern für Überstunden am meisten zahlt. (Überstunden sollen für MV-Lehrer attraktiver werden)
BR: Paus will einheitlichere Ausbildung und Quereinstieg für Kita-Personal. Bundesfamilienministerin Lisa Paus spricht sich für eine Vereinheitlichung der Erzieherausbildung aus. Derzeit gebe es bundesweit über 60 verschiedene Ausbildungsverordnungen. Paus fordert eine stärkere Modularisierung der Ausbildung, um den Einstieg in den Beruf zu vereinfachen und eine Weiterqualifizierung Schritt für Schritt zu ermöglichen. Die Bundesländer sollten Quereinstiege erleichtern. In der Berufsberatung solle der Erzieherberuf zudem eine größere Rolle spielen. (Kita-Personalnot: Paus will einheitlichere Erzieherausbildung)
29. August 2024, Erfurt
Messe BILDUNG.DIG!TAL Erfurt – Kongressmesse für digitale Bildung
Verschiedene Aussteller aus dem Bereich der digitalen Bildung stellen sich und ihre Arbeit vor. Schwerpunkte sind hierbei die Digitalisierung in der Verwaltung, der Einsatz von Technologie in der Schule und die digitalen Möglichkeiten in der frühkindlichen Bildung. INFOS & ANMELDUNG
29. August bis 30. August 2024
Tagung EdTech Research Forum 2024 | AK Mediendidaktik
Diese Tagung bietet eine Kombination aus Social Event, Diskussionsveranstaltung und praxisnaher KI-Vorstellung und richtet sich an Wissenschaftler, Akteure der Bildungspraxis, -politik und -verwaltung. Das soziale Netzwerk Edusiia führt sie zusammen mit der Gesellschaft für Erziehungswissenschaft durch. INFOS & ANMELDUNG
30. August 2024, Luzern
Tagung “Hochschule Digital 2024″
Die Tagung soll den Höhepunkt des Kooperationsprojekts “Digitale Lehre – Digitale Präsenz – Digitales Studium” bilden, das im Rahmen des Programms P-8 von der Schweizer Hochschulrektorenkonferenz swissuniversities durchgeführt wurde. Es geht unter anderem um digitale Prüfungen, Online-Unterricht und den Einsatz von KI in der Lehre. INFOS & ANMELDUNG
02. bis 03. September 2024, Hannover
Tagung mobile.schule
Unter dem Motto “Fortbildung darf auch Spaß machen” lädt die Tagung mobile.schule zum Austausch über die Digitalisierung der Bildung ein. Es gibt die Möglichkeit, mit Ausstellern über ihre Arbeit ins Gespräch zu kommen und an Schulungen teilzunehmen. INFOS & TICKETS