Lehrkräfte sind in ihrem Berufsalltag nicht selten Gewalt ausgesetzt. In einer aktuellen Umfrage des VBE berichteten Schulleitungen von einem Anstieg sowohl der psychischen als auch der körperlichen Gewalt gegen Lehrkräfte. Unser Autor Torben Bennink ordnet diese Zahlen in seiner Analyse ein und zeigt, wo es noch mehr Erkenntnisse braucht. Wie Prävention an einer Schule aussehen kann, erfahren Sie ebenfalls in seinem Text.
OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher geht in seiner Kolumne einer anderen Frage nach: Wie stark hängen die Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler von den Fähigkeiten ihrer Lehrkräfte ab? Die Ergebnisse der OECD-Studie über die Kompetenzen Erwachsener (OECD Survey of Adult Skills) geben hier Aufschluss, aber kein eindeutiges Bild ab. Von Land zu Land gibt es Unterschiede. Trotzdem lassen sich Tendenzen erkennen, die klarmachen: Um den Lernerfolg von Schülern zu steigern, ist es wichtig, den Wettbewerb um die talentiertesten Lehrkräfte für sich zu entscheiden.
Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre und einen guten Start ins Wochenende.
Die Frage, wie sich Gewalt an Schulen eindämmen lässt, drängt wieder auf die bildungspolitische Agenda. Im Landtag in Nordrhein-Westfalen gab es am Donnerstag eine Aktuelle Stunde dazu. In Niedersachsen wiederholte Bildungsministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) ihre Ankündigung von November, es solle einen neuen Erlass und Handreichungen zum Umgang mit Gewalt an Schulen geben. Anlass war ein Gewaltvorfall unter Schülerinnen an einer Schule in Friesland, eine 14-Jährige wurde schwer verletzt. An der Bergius-Schule in Berlin beginnt heute ein neuer Leiter, nachdem Lehrkräfte im November über gewaltbereite Schüler geklagt hatten und es kürzlich zu einer regelrechten Jagd fremder Schüler auf einen Siebtklässler gekommen war.
Drei von fünf Schulleitern sagen, die Gewalt an Schulen habe in den vergangenen fünf Jahren zugenommen. Das ist das Ergebnis einer jüngst veröffentlichten, repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), an der 1.300 Schulleiter teilnahmen (Bericht zum Download).
Seit 2018 befragt der VBE im Zwei-Jahres-Rhythmus Schulleiter. Insbesondere die Gewalt gegen Lehrkräfte sei seitdem stark angestiegen, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand zur Vorstellung der Studie am vergangenen Freitag. Einige Ergebnisse im Überblick:
Jens Luedtke, der seit drei Jahrzehnten an der Universität Augsburg zu Gewalt an Schulen forscht, überraschen die Befunde nicht. “Die Ergebnisse liefern einen weiteren Hinweis, dass die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen möglicherweise wieder ansteigt”, sagt er.
Gleichwohl plädiert der Sozialwissenschaftler für eine längerfristige Betrachtung der Zahlen. Im langfristigen Trend sei die Gewaltaktivität von Jugendlichen nämlich rückläufig. Eine aktuelle Auswertung der polizeilichen Kriminalstatistik zeigt, dass die Zahl der strafrechtlich verfolgten Gewalttaten von Jugendlichen in Deutschland unter der von 2009 liegt – wenn sie auch seit 2015 wieder angestiegen ist.
Die Ergebnisse der VBE-Umfrage seien dennoch sehr ernst zu nehmen und lieferten eine wichtige Momentaufnahme aus der Perspektive der Schulleitungen, sagt Gewaltforscher Luedtke. “Gleichzeitig dürfen wir sie nicht als Abbild der Gesamtwirklichkeit fehlinterpretieren.” Einerseits müssten sie durch die Perspektive der Lehrkräfte und Schüler ergänzt werden. Andererseits bleibe unklar, von wie vielen Gewaltfällen die Schulleitungen sprechen. “An einer Schule, an der es lange komplett friedlich war, reicht ein Fall in fünf Jahren, damit die Schulleitung einen Anstieg der Gewalt berichtet”, sagt Luedtke.
Das Gewaltgeschehen an Schulen wissenschaftlich zu untersuchen, sei jedoch schwierig. Eltern erlaubten die Befragung ihrer Kinder häufig nicht. Die Durchführung aussagekräftiger Studien scheitere zudem auch immer wieder an der Genehmigung der verantwortlichen Ministerien.
Was Prävention bewirken kann, weiß Mareike Schmitz zu berichten. Sie ist Lehrerin an der Städtischen Gesamtschule Uellendahl-Katernberg in Wuppertal und leitet dort das Sozialtraining FLAiR, das sie aus anderen Gewaltpräventionsprogrammen abgeleitet und an ihre Schule überführt hat. Die Abkürzung steht für “Freundlich, Leise, Aufmerksam, Respektvoll und Fair”. Lernen sollen die Schüler im Training etwa, wie sie ausgewogenes Feedback geben. Sie üben, einander ausreden zu lassen und zuzuhören. Und zu respektieren, wenn ein Schüler “Stopp” sagt.
Schmitz beobachtet an ihrer Schule eine Zunahme der Gewalt – auch gegenüber Lehrkräften. Ein Problem sei bei Gewalt von Schülern untereinander zudem, wenn Täter und Opfer sich miteinander gegen die Lehrkräfte solidarisierten. “Wenn das Opfer, das gerade noch im Schwitzkasten war, so tut, als sei nichts passiert, nimmt uns das jeglichen Handlungsspielraum”, sagt sie.
Alternierend zum Klassenrat treffen sich die Schüler der Gesamtschule regelmäßig zum Sozialtraining mit Lehrkräften. Dafür hat die Schule spezielle Trainingsräume eingerichtet. Angesichts der steigenden Schülerzahl reichten die Räume allerdings kaum mehr aus. Probleme, die im Klassenrat besprochen werden, könnten beim Training durch Gruppenspiele und Übungen bearbeitet werden. Die Lehrkräfte erhielten Fortbildungen und im ersten Jahr Unterstützung von Sozialpädagogen, um das Training durchzuführen. In ihrer Ausbildung lernten sie Schmitz zufolge wenig über eine effektive Gewaltprävention.
Von ihrem Dienstherrn fühlt sich Gesamtschullehrerin Schmitz kaum darin unterstützt, die Gewalt angemessen zu ahnden. Ihr geht es damit ähnlich wie einem Drittel der Schulleitungen in der VBE-Umfrage.
Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat zwar Handlungsempfehlungen veröffentlicht, wie Lehrkräfte Gewalt präventiv begegnen und auf sie reagieren können. Für die Ahndung von Gewaltvorfällen fehle in der Praxis aber schnell die Rückendeckung, berichtet Schmitz – vor allem, wenn Jugendliche erstmalig auffällig werden.
In einem extremen Gewaltvorfall habe die Bezirksregierung einen Schulverweis der Schule zurückgenommen, um zu verhindern, dass Eltern dagegen klagen können. Ein Verweis darf eigentlich nur mit vorheriger Verwarnung ausgesprochen werden – außer es liegt ein besonders drastisches Vergehen vor. “Wenn wir solche Ordnungsmaßnahmen nicht durchsetzen können, macht uns das handlungsunfähig und unglaubwürdig”, sagt Schmitz, “auch im Sinne des Opferschutzes”.
Wissenschaftlich untersucht wurde die Wirksamkeit von FLAiR bisher nicht. Damit gilt für das Angebot, was für die meisten Präventionsprogramme gilt, sagt Gewaltforscher Luedtke. Die wenigsten seien angemessen evaluiert. Um die Ausgangslage besser einschätzen zu können, aber auch für die Wirksamkeit der Präventionsprogramme hält er eine bessere Datenlage für dringend geboten. “Die Frage ist, wer den Mut hat zu erfahren, wie es in den Schulen wirklich zugeht.”
In Landtag von NRW kritisierte Franziska Müller-Rech, schulpolitische Sprecherin der FDP, am Donnerstag, das Land unternehme bisher zu wenig gegen Gewalt an Schulen. Sie forderte eine “bessere Schulaufsicht” und “treffsichere Ordnungsmaßnahmen” gegen gewalttätige Schülerinnen und Schüler. SPD-Fraktionschef Jochen Ott forderte, die Schulen bräuchten in erster Linie mehr Lehrkräfte und multiprofessionelles Personal wie Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter. Im Antrag seiner Fraktion heißt es, nur wenn alle Schulen genügend Fachkräfte und Zeit hätten, “können präventive Maßnahmen überhaupt durchgeführt werden”. Torben Bennink
Ein häufig vorgebrachtes Argument zur Erklärung der schwachen PISA-Ergebnisse in Deutschland ist, dass deutsche Lehrkräfte nicht aus den leistungsstärksten Absolventen des Landes rekrutiert werden. Im Gegensatz dazu wird oft angenommen, dass leistungsstarke Länder ihre Lehrkräfte aus dem oberen Drittel der Absolventen auswählen.
Diese Annahme klingt plausibel, da die Qualität eines Bildungssystems niemals die Qualität seiner Lehrkräfte übersteigen wird. Spitzenbildungssysteme wählen ihr Lehrpersonal zweifellos sorgfältig aus. Aber bedeutet das, dass in diesen Ländern die besten Absolventen sich dafür entscheiden, Lehrkräfte zu werden, statt beispielsweise eine Karriere als Anwälte, Ärzte oder Ingenieure anzustreben?
Es ist schwierig, diese Frage eindeutig zu beantworten, da es kaum vergleichbare Daten über das Wissen und die Fähigkeiten von Lehrkräften gibt. Allerdings hat die OECD im Rahmen der Studie über die Kompetenzen Erwachsener (OECD Survey of Adult Skills) die Lese- und Rechenfähigkeiten von Erwachsenen getestet, einschließlich der von Lehrkräften. Diese Daten ermöglichen einen Vergleich der Kompetenzen von Lehrkräften mit denen anderer Hochschulabsolventen.
Die Ergebnisse zeigen, dass es unter den Ländern mit vergleichbaren Daten kein einziges Land gibt, in dem Lehrkräfte im oberen Drittel der Hochschulabsolventen liegen (gemessen an den durchschnittlichen Kompetenzen in Rechen- oder Lesefähigkeiten). Ebenso gibt es kein Land, in dem Lehrkräfte im unteren Drittel rangieren.
In Deutschland, wie in den meisten Ländern, sind die Fähigkeiten von Lehrkräften – gemessen an der OECD-Studie – denjenigen von durchschnittlichen Hochschulabsolventen relativ ähnlich. Es gibt jedoch interessante Ausnahmen: In Japan, einem der PISA-Spitzenreiter, übertreffen Lehrkräfte die durchschnittlichen Hochschulabsolventen deutlich in der Rechenfähigkeit. Gleiches gilt für Korea, Kanada und Großbritannien – Länder, die ebenfalls überdurchschnittliche Schülerleistungen in der PISA-Mathematikbewertung aufweisen. Überraschenderweise zeigen die Daten, dass Lehrkräfte in Singapur, einem Land mit herausragenden PISA-Mathematikergebnissen, unter dem Durchschnitt bei der OECD-Studie liegen.
Diese Ergebnisse geben Hinweise auf die Attraktivität des Lehrerberufs in verschiedenen Ländern. Doch es gibt noch eine andere Perspektive: Während Lehrkräfte in den meisten Ländern ähnliche Ergebnisse wie Hochschulabsolventen in der OECD-Studie erzielen, variieren die allgemeinen Fähigkeiten der Absolventinnen und Absolventen erheblich zwischen den Ländern – und diese Unterschiede spiegeln sich auch bei Lehrkräften wider. Die Daten zeigen, dass Lehrkräfte in Japan, den Niederlanden und Finnland bei der Rechenfähigkeitsbewertung der OECD-Studie am besten abschneiden.
Gibt es also einen Zusammenhang zwischen der Leistung von Lehrkräften in der OECD-Studie und den Lernergebnissen der Schülerinnen und Schüler? Das Muster ist nicht ganz eindeutig, aber es zeigt sich eine Tendenz, dass höhere Rechenfähigkeiten der Lehrkräfte mit besseren Schülerleistungen in Mathematik korrelieren.
Es gibt jedoch zahlreiche Ausnahmen. Insbesondere in Singapur und Korea schneiden Schülerinnen und Schüler weit besser ab, als es allein durch die Rechenfähigkeiten der Lehrkräfte vorhergesagt würde. Dies deutet darauf hin, dass diese Länder Bildungsstrategien verfolgen, die über die Rekrutierung von Lehrkräften mit hohen Rechenfähigkeiten hinausgehen. Für Deutschland zeigt sich das Gegenteil: Die deutschen Schüler schneiden in der PISA-Studie schlechter ab, als es auf Basis der Rechenfähigkeiten ihrer Lehrkräfte zu erwarten wäre. Dies legt nahe, dass Deutschland über die reine Rekrutierung von leistungsstärkeren Lehrkräften hinaus weitere Maßnahmen ergreifen muss, um die PISA-Ergebnisse zu verbessern.
Länder, die nicht das Privileg haben, Lehrkräfte aus Japan, den Niederlanden oder Finnland zu rekrutieren, müssen intensiver daran arbeiten, den Lehrerberuf sowohl intellektuell als auch finanziell attraktiver und angesehener zu machen. Dazu gehört, wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen zu schaffen, um die besten Kandidaten zu gewinnen, sowie in die berufliche Entwicklung von Lehrkräften zu investieren, um die talentiertesten Kandidaten zu den besten Lehrkräften zu machen.
Andernfalls riskieren Bildungssysteme, in eine Abwärtsspirale zu geraten: Niedrigere Zugangsvoraussetzungen führen zu geringerer Selbstwirksamkeit der Lehrkräfte, was wiederum zu stärker vorgegebenem Unterricht und weniger individualisierter Förderung führt. Dieser negative Kreislauf könnte dazu führen, dass die talentiertesten Lehrkräfte den Beruf ganz verlassen, was langfristig die Qualität der Lehrkräfte weiter senken würde.
Dies ist die übersetzte Fassung der Kolumne. Das englische Original finden Sie hier.
Der OECD-Bildungsdirektor, Andreas Schleicher, ist Statistiker und Bildungsforscher und kritisiert seit Jahren das deutsche Bildungssystem. 2019 erschien sein Buch “Weltklasse: Schule für das 21. Jahrhundert”, in dem er zentrale Ergebnisse seiner Forschung zusammenfasst. Er konzipierte die PISA-Studien und stellte 2001 die in Deutschland viel beachtete erste PISA-Studie vor. Seit 2002 ist er für das PISA-Programm zuständig und beteiligt sich bei zahlreichen weiteren Bildungsprojekten.
Das Medieninstitut der Länder (FWU) hat seinen Favoriten in der millionenschweren Ausschreibung für das Adaptive Intelligente System (AIS) gewählt. Das Konsortium um eine Arbeitsgruppe der Universität Tübingen, “Mediaworx” und “KI macht Schule” hat als einzige Bietergruppe bislang noch keine Absage erhalten, wie Table.Briefings erfuhr.
FWU-Geschäftsführer Andreas Koschinsky wollte dies auf Nachfrage nicht bestätigen. Er erklärte aber: “Es stimmt, dass wir im Verlauf des Verfahrens das wirtschaftlichste Angebot ermittelt haben.” Abgeschlossen ist das Vergabeverfahren damit nicht.
Die anderen Konsortien hätten jetzt noch die Möglichkeit, Einspruch gegen die Entscheidung einzulegen. Ob das geschehen wird, steht noch nicht fest. Wie aus dem FWU zu hören ist, könnte es bis März oder April dauern, bis der finale Beschluss steht.
Die Entscheidung des FWU hat viele aus der EdTech-Szene überrascht. Andere Konsortien hätten auf mehr technische Infrastruktur und digitale Lerninhalte zurückgreifen können, heißt es. In der finalen Runde befand sich etwa auch ein Konsortium mit “bettermarks”. Das bereits bestehende Intelligente Tutorielle System dieser Lernplattform hätte für AIS weiterentwickelt werden können.
Gleichzeitig lautet eine Befürchtung: Mit der Förderung in Millionenhöhe wäre das System zwar schnell einsatzfähig gewesen, hätte aber womöglich ein Marktmonopol erlangt. Das aktuell vom FWU favorisierte Konsortium wird dagegen von einigen EdTech-Vertretern als stärker wissenschaftsorientiert und damit als weniger große Konkurrenz empfunden.
Die rund 60 Millionen Euro Fördervolumen werden voraussichtlich nicht vollständig an das Gewinner-Konsortium gehen. Mit der Entwicklung eines KI-Chatbots hat das FWU bereits jetzt ein Teilprojekt geschaffen, das zunächst unabhängig von dem großen Vergabeverfahren läuft. Das Münchner Software-Unternehmen Titanom, das den Chatbot in erster Version bis Februar einsatzfähig machen soll, gehört nicht dem vom FWU favorisierten Konsortium an.
Die FWU hatte das AIS-Projekt bereits im Juni vergangenen Jahres ausgeschrieben. Ursprünglich sollte die Vergabe noch 2024 erfolgen. Einzelne Fristverlängerungen haben jedoch zu Verzögerungen geführt. Die Zeitspanne, eine aufwendige digitale Lernumgebung zu entwickeln, wie sie das FWU in seiner Ausschreibung skizziert hat, wird damit immer kürzer. Dem Zeitplan zufolge soll AIS ab Anfang 2026 flächendeckend zum Einsatz kommen. Womöglich wird aber mit dem Digitalpakt II eine Verlängerung bis 2030 angestrebt. Vera Kraft
Die ehemalige Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und ihr Fraktionsvorsitzender Christian Dürr sehen grundlegende Mängel im Gesetzesentwurf für eine Reform des Aufstiegs-Bafög (AFBG). Der Entwurf war im Bundesbildungsministerium noch unter Stark-Watzinger ausgearbeitet und vom Bundeskabinett gemeinsam beschlossen worden.
In einem Brief an den neuen Bundesbildungsminister Cem Özdemir (Grüne), der Table.Briefings vorliegt, schreiben Stark-Watzinger und Dürr mit Datum vom 27. Januar, aus der Wirtschaft kämen derzeit Hinweise, dass in Verbindung mit dem neuen AFBG “besonders bürokratische Prozesse” im Rahmen der Zertifizierung von Weiterbildungsangeboten entstehen könnten, die wiederum in einer Verordnung des Arbeitsministeriums geregelt sind.
Daher sollten AFGB und die Verordnung gemeinsam novelliert werden. Auch sonst brauche es erst noch weitere Verbesserungen, damit die Abläufe für alle Partner “so unkompliziert, digital und zügig wie möglich” gemacht werden könnten.
Die FDP hatte es am Mittwoch abgelehnt, den Gesetzesentwurf zur Reform des Aufstiegs-Bafög auf die Tagesordnung des Bildungsausschusses zu setzen. SPD und Grüne haben die Mehrheit für eine Aufsetzung verfehlt. Das Gesetz wird damit vor der Wahl nicht mehr zur Abstimmung in den Bundestag kommen und müsste von der nächsten Bundesregierung neu in den Bundestag eingebracht werden.
Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMBF, Claudia Müller (Grüne), drückte ihr Bedauern darüber aus. “Das Gesetz war beschlussreif und durchfinanziert.” Die von der FDP beanstandeten Mängel hätte sie im Gesetzgebungsverfahren lösen können. “Das ist Verantwortungsverweigerung, die wir sehr bedauern.”
Stephan Albani, Berichterstatter für berufliche Bildung der Unionsfraktion, kündigte an, nach einem Regierungswechsel “eine echte Modernisierung mit digitalisierten Prozessen und mehr Unterstützung für Weiterbildungswillige auf den Weg bringen” zu wollen. Mit Verbänden wie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks habe seine Fraktion das offen kommuniziert.
Die Reform sollte Fortbildungen etwa zum Meister oder Fachwirt stärken. Geförderte sollten etwa bis zu 18.000 Euro der Lehrgangs- und Prüfungsgebühren erstattet bekommen, bislang ist das Maximum 15.000 Euro. Die Förderung von Materialkosten für ein Meisterstück sollte von 2.000 auf 4.000 Euro verdoppelt werden. Anna Parrisius
In Mecklenburg-Vorpommern treten ab 1. Februar neue Regeln für das Referendariat in Kraft. Diese sollen die Ausbildung für angehende Lehrkräfte verbessern und den Einstieg in den Beruf erleichtern.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick:
Der Landtag von Baden-Württemberg hat am Mittwoch mit den Stimmen von Grünen und CDU das neue Schulgesetz verabschiedet. Damit kann die größte Schulreform des Landes seit Jahrzehnten in Kraft treten.
Das Paket beinhaltet unter anderem die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9), die Abschaffung des Werkrealschulabschlusses, verbindliche Sprachförderung in Kitas und Grundschulen für Kinder mit Förderbedarf und eine verbindlichere Grundschulempfehlung.
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagt, die Reform sein ein “echter Meilenstein” wenn es darum gehe, Bildungserfolg und Herkunft voneinander zu entkoppeln. Kritik kommt aus der Opposition. Der SPD-Bildungspolitiker Stefan Fulst-Blei bezeichnete die Reform als “undurchdacht” und “Murks”. Thorsten Denkler
Lesen Sie auch: Baden-Württemberg: Hitzige Debatte um neues Schulgesetz
Der Kraftfahrzeugmechatroniker ist unter Männern mit Abstand der beliebteste duale Ausbildungsberuf (siehe Grafik). Das ergibt eine Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn von allen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bis Ende September. Sie wurde am vergangenen Mittwoch veröffentlicht. Die Zahl der Verträge in dem Beruf ist gegenüber dem Vorjahr nochmal leicht angestiegen. 2023 gab es hier 23.517 unterschriebene Verträge. Auf Platz zwei folgt der Fachinformatiker, gefolgt vom Elektroniker.
Frauen hingegen haben sich am häufigsten für die Kauffrau im Büromanagement entscheiden. Fast auf Augenhöhe liegen die Zahnmedizinischen Fachangestellten und die Medizinischen Fachangestellten. Das BIBB hat 2024 rund 487.000 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge erfasst. Von den neuen Azubis waren knapp zwei Drittel Männer und mehr als ein Drittel Frauen. Die Zahlen beziehen sich nur auf duale Ausbildungsberufe. Anna Parrisius
Wenn Kita oder Schule unerwartet schließen müssen, versuchen die meisten Elternteile ihre Partner, Freunde und Bekannten einzuspannen oder Urlaub zu nehmen und freie Tage abzubauen. Weniger greifen auf die ihnen zustehenden Kinderkrankentage zurück, verkürzen ihre Arbeitszeit oder bezahlen für Betreuungsalternativen.
Das ist ein Ergebnis einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Elternbefragung der Hans-Böckler-Stiftung, für die im Dezember 2024 mehr als 7.500 erwerbstätige und arbeitsuchende Personen online befragt wurden.
Die Studie zeigt auch: Knapp 60 Prozent der Befragten waren im vergangenen Herbst von Kürzungen der Betreuungszeiten bis hin zu Schließungen betroffen. Rund 29 Prozent berichteten von zwei oder mehr ausgefallenen Betreuungstagen innerhalb von drei Monaten, knapp vier Prozent von mehr als zehn Tagen. Thorsten Denkler
Mehr als jede zehnte Schule engagierte sich im Schuljahr 2023/24 in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Das ist Ergebnis des neuen BNE-Indikators, der erstmals am Mittwoch veröffentlicht wurde. Der Indikator erfasst alle Schulen mit mindestens einer BNE-Zertifizierung. Welche Labels gültig sind, hatte die Kultusministerkonferenz festgelegt.
Der Indikator gibt einen Überblick über die Zahl der Schulen mit BNE-Engagement in Deutschland. Eine Aufschlüsselung in Bundesländer gibt es nicht. Geplant ist, den BNE-Indikator jährlich zu aktualisieren. Udo Michallik, KMK-Generalsekretär hofft, der Indikator motiviere weitere Schulen, “BNE als orientierendes Konzept für Schulentwicklung zu verankern”.
Der BNE-Indikator ist jetzt auch Teil der überarbeiteten Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS), die das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen hat. An der Entwicklung des Indikators waren das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und die Justus-Liebig-Universität Gießen beteiligt. Die nun beschlossene Version des DNS knüpft an die Strategie vom März 2021 an. Ihre Grundlage sind die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Vera Kraft
US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch erste Schritte unternommen, das US-Bildungssystem nach seinen Vorstellungen umzubauen. Mit drei neuen Erlassen (executive orders) zielt er unter anderem darauf ab, Meinungsfreiheit zu beschränken und seine neue Doktrin der zwei Geschlechter an Schulen und Universitäten durchzusetzen.
Lesen Sie auch: Wie Trump das US-Bildungssystem umkrempeln will
Die Anordnung “Beendigung radikaler Indoktrination in K-12-Schulen” sieht vor, Bundesmittel für Schulen zu sperren, die laut Regierung “Gender-Ideologie und Critical Race Theory” (CRT) unterrichten. Die verwendeten Begriffe ähneln Formulierungen aus bundesstaatlichen Gesetzen konservativ geführter Bundesstaaten, die den Unterricht über Rasse, Geschlecht und US-amerikanische Geschichte reglementieren.
“Die Vermittlung anti-amerikanischer, schädlicher und falscher Ideologien an unsere Kinder verstößt nicht nur in vielen Fällen gegen bestehende Antidiskriminierungsgesetze, sondern untergräbt auch grundlegende Elternrechte”, heißt es in dem Erlass. Weder CRT noch eine angebliche “Gender-Ideologie” gehören zu den Unterrichtsinhalten an US-Schulen.
Bundesbehörden sollen Verträge und Fördermittel für Programme streichen, die die “Vermittlung, Förderung oder Weiterentwicklung von Gender-Ideologie oder diskriminierender Gleichheitsideologie” beinhalten. Dies betrifft neben Schulprogrammen auch die Ausbildung und Zertifizierung von Lehrkräften.
Zudem wies Trump das Justizministerium an, rechtliche Schritte gegen Lehrer und Schulmitarbeiter einzuleiten, wenn diese beschuldigt werden, Schüler bei der Annahme einer Geschlechtsidentität zu unterstützen, die nicht ihrem biologischen Geschlecht entspricht. Dazu zählt laut Erlass bereits eine psychologische Beratung, die Anrede eines Kindes als “nicht-binär”, die Nutzung von Toiletten oder Umkleiden entsprechend der Geschlechtsidentität sowie die Teilnahme an Sport- und Freizeitangeboten für das jeweils andere Geschlecht. Mit einem weiteren Erlass will Trump privat organisierte Schulformen stärken. Thorsten Denkler
Research.Table. Fördermittelaffäre: Weshalb wichtige Fragen offenbleiben. Auch wenn das BMBF unter Cem Özdemir vieles zur Fördermittelaffäre offenlegt, bleiben entscheidende Fragen unbeantwortet. Warum der Minister seine Beamten bei seinem Auftritt im Forschungsausschuss in Schutz nimmt. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table. AI Safety Report – KI beeinflusst die Gesellschaft schleichend. Die chinesische KI DeepSeek ist in dieser Woche in aller Munde. Ein Sicherheitsbericht der britischen Regierung gibt Aufschluss darüber, welche Gefahren derartige “Alltags-KI” mit sich bringt. Table.Briefings hat mit dem beteiligten Experten Antonio Krüger über Risiken und Reaktionen gesprochen. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table. Antrag zu Antisemitismus-Resolution im Bundestag beschlossen. Seit dem Gaza-Krieg kommt es auch an deutschen Unis zu propalästinensischen Protesten. Dass dabei auch Antisemitismus verbreitet wurde, darf sich nach Ansicht des Bundestags nicht wiederholen. Die beschlossene Antisemitismus-Resolution stößt in der Wissenschaft auf Kritik. Mehr lesen Sie hier.
Spiegel: Wie das Bäckerhandwerk cool wurde. Das Bäckerhandwerk erfreut sich zunehmender Beliebtheit unter Azubis. Einige Betriebe fangen an, auf Nachtschichten zu verzichten und kommen so den Wünschen der jungen Generation nach. Zudem arbeitet die Branche an ihrem Image. Sie setzt vermehrt auf Bio-Qualität und regionale Produkte. (Von diesem Handwerk können sich Arbeitgeber eine Scheibe abschneiden)
dpa: Wie Sachsen-Anhalt Lehrkräfte gewinnen will. Sachsen-Anhalt will sein bisheriges Modellprojekt eines bezahlten Lehramtsstudiums ausweiten. Studenten verpflichten sich, im Anschluss an die Ausbildung für fünf Jahre an einer Sekundarschule im Bundesland zu unterrichten. Insgesamt fehlen in Sachsen-Anhalt 700 bis 800 Lehrkräfte. (Sachsen-Anhalt weitet bezahltes Studium für Lehramt aus)
Dlf: Eltern erhöhen die Arbeitsbelastung für Lehrkräfte. Viele Lehrer empfinden den Umgang mit Eltern als belastend. Manche Eltern täten aus ihrer Sicht zu wenig für den Lernerfolg ihrer Kinder, andere mischten sich zu sehr ein oder stritten sich mit den Lehrkräften. Noten seien die häufigste Konfliktursache. Helfen könnte eine engere Zusammenarbeit mit den Eltern – um Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. (Wenn Eltern zum Problemfall werden)
Zeit: Ist der schulische Leistungsdruck zu hoch? 36 Prozent der Deutschen sehen das so. Es lassen sich aber demografische Unterschiede feststellen. Die jüngeren Befragten sehen die Belastungen als zu groß an, in der Altersgruppe zwischen 55 und 64 Jahren ist es nur noch jeder Fünfte. Auch der eigene Bildungsabschluss spielt eine Rolle: Wer einen Haupt- oder Volksschulabschluss hat, nimmt den Leistungsdruck eher wahr als die mit (Fach-)Hochschulreife. Mit 58 Prozent Zustimmung schätzen insbesondere AfD-Wähler den Leistungsdruck als zu hoch ein. (Und jetzt die Zeugnisse)
BR: Grippewelle in Bayern führt zu Distanzunterricht. Aufgrund einer akuten Influenza-Welle in Bayern wechseln mehrere Schulen zeitweise in den Distanzunterricht. Dies geschieht in Rücksprache mit dem jeweils zuständigen Gesundheitsamt. Von einer der betroffenen Schulen heißt es, dass sich zeitgleich ein Drittel der gesamten Schülerschaft krankmelden musste. (Grippewelle in Bayern: Klassen im Distanzunterricht)
Dlf: Schulbegleiter im Pool für Kinder mit Förderbedarf. Als Reaktion auf den Mangel an Schulbegleitern setzen einige Regelschulen auf Pool-Lösungen. Ein Begleiter ist dann für mehrere Schüler einer Klasse zuständig. Markus Stölting vom Bundesfachverband Schulbegleitung begrüßt diese Lösung. Doch Schulbegleiter sollten immer nur eine Ergänzung sein und könnten keine Lehrkraft ersetzen. Deswegen sei eine enge Zusammenarbeit des pädagogischen Personals nötig. (Campus und Karriere)
Lehrkräfte sind in ihrem Berufsalltag nicht selten Gewalt ausgesetzt. In einer aktuellen Umfrage des VBE berichteten Schulleitungen von einem Anstieg sowohl der psychischen als auch der körperlichen Gewalt gegen Lehrkräfte. Unser Autor Torben Bennink ordnet diese Zahlen in seiner Analyse ein und zeigt, wo es noch mehr Erkenntnisse braucht. Wie Prävention an einer Schule aussehen kann, erfahren Sie ebenfalls in seinem Text.
OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher geht in seiner Kolumne einer anderen Frage nach: Wie stark hängen die Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler von den Fähigkeiten ihrer Lehrkräfte ab? Die Ergebnisse der OECD-Studie über die Kompetenzen Erwachsener (OECD Survey of Adult Skills) geben hier Aufschluss, aber kein eindeutiges Bild ab. Von Land zu Land gibt es Unterschiede. Trotzdem lassen sich Tendenzen erkennen, die klarmachen: Um den Lernerfolg von Schülern zu steigern, ist es wichtig, den Wettbewerb um die talentiertesten Lehrkräfte für sich zu entscheiden.
Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre und einen guten Start ins Wochenende.
Die Frage, wie sich Gewalt an Schulen eindämmen lässt, drängt wieder auf die bildungspolitische Agenda. Im Landtag in Nordrhein-Westfalen gab es am Donnerstag eine Aktuelle Stunde dazu. In Niedersachsen wiederholte Bildungsministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) ihre Ankündigung von November, es solle einen neuen Erlass und Handreichungen zum Umgang mit Gewalt an Schulen geben. Anlass war ein Gewaltvorfall unter Schülerinnen an einer Schule in Friesland, eine 14-Jährige wurde schwer verletzt. An der Bergius-Schule in Berlin beginnt heute ein neuer Leiter, nachdem Lehrkräfte im November über gewaltbereite Schüler geklagt hatten und es kürzlich zu einer regelrechten Jagd fremder Schüler auf einen Siebtklässler gekommen war.
Drei von fünf Schulleitern sagen, die Gewalt an Schulen habe in den vergangenen fünf Jahren zugenommen. Das ist das Ergebnis einer jüngst veröffentlichten, repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), an der 1.300 Schulleiter teilnahmen (Bericht zum Download).
Seit 2018 befragt der VBE im Zwei-Jahres-Rhythmus Schulleiter. Insbesondere die Gewalt gegen Lehrkräfte sei seitdem stark angestiegen, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand zur Vorstellung der Studie am vergangenen Freitag. Einige Ergebnisse im Überblick:
Jens Luedtke, der seit drei Jahrzehnten an der Universität Augsburg zu Gewalt an Schulen forscht, überraschen die Befunde nicht. “Die Ergebnisse liefern einen weiteren Hinweis, dass die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen möglicherweise wieder ansteigt”, sagt er.
Gleichwohl plädiert der Sozialwissenschaftler für eine längerfristige Betrachtung der Zahlen. Im langfristigen Trend sei die Gewaltaktivität von Jugendlichen nämlich rückläufig. Eine aktuelle Auswertung der polizeilichen Kriminalstatistik zeigt, dass die Zahl der strafrechtlich verfolgten Gewalttaten von Jugendlichen in Deutschland unter der von 2009 liegt – wenn sie auch seit 2015 wieder angestiegen ist.
Die Ergebnisse der VBE-Umfrage seien dennoch sehr ernst zu nehmen und lieferten eine wichtige Momentaufnahme aus der Perspektive der Schulleitungen, sagt Gewaltforscher Luedtke. “Gleichzeitig dürfen wir sie nicht als Abbild der Gesamtwirklichkeit fehlinterpretieren.” Einerseits müssten sie durch die Perspektive der Lehrkräfte und Schüler ergänzt werden. Andererseits bleibe unklar, von wie vielen Gewaltfällen die Schulleitungen sprechen. “An einer Schule, an der es lange komplett friedlich war, reicht ein Fall in fünf Jahren, damit die Schulleitung einen Anstieg der Gewalt berichtet”, sagt Luedtke.
Das Gewaltgeschehen an Schulen wissenschaftlich zu untersuchen, sei jedoch schwierig. Eltern erlaubten die Befragung ihrer Kinder häufig nicht. Die Durchführung aussagekräftiger Studien scheitere zudem auch immer wieder an der Genehmigung der verantwortlichen Ministerien.
Was Prävention bewirken kann, weiß Mareike Schmitz zu berichten. Sie ist Lehrerin an der Städtischen Gesamtschule Uellendahl-Katernberg in Wuppertal und leitet dort das Sozialtraining FLAiR, das sie aus anderen Gewaltpräventionsprogrammen abgeleitet und an ihre Schule überführt hat. Die Abkürzung steht für “Freundlich, Leise, Aufmerksam, Respektvoll und Fair”. Lernen sollen die Schüler im Training etwa, wie sie ausgewogenes Feedback geben. Sie üben, einander ausreden zu lassen und zuzuhören. Und zu respektieren, wenn ein Schüler “Stopp” sagt.
Schmitz beobachtet an ihrer Schule eine Zunahme der Gewalt – auch gegenüber Lehrkräften. Ein Problem sei bei Gewalt von Schülern untereinander zudem, wenn Täter und Opfer sich miteinander gegen die Lehrkräfte solidarisierten. “Wenn das Opfer, das gerade noch im Schwitzkasten war, so tut, als sei nichts passiert, nimmt uns das jeglichen Handlungsspielraum”, sagt sie.
Alternierend zum Klassenrat treffen sich die Schüler der Gesamtschule regelmäßig zum Sozialtraining mit Lehrkräften. Dafür hat die Schule spezielle Trainingsräume eingerichtet. Angesichts der steigenden Schülerzahl reichten die Räume allerdings kaum mehr aus. Probleme, die im Klassenrat besprochen werden, könnten beim Training durch Gruppenspiele und Übungen bearbeitet werden. Die Lehrkräfte erhielten Fortbildungen und im ersten Jahr Unterstützung von Sozialpädagogen, um das Training durchzuführen. In ihrer Ausbildung lernten sie Schmitz zufolge wenig über eine effektive Gewaltprävention.
Von ihrem Dienstherrn fühlt sich Gesamtschullehrerin Schmitz kaum darin unterstützt, die Gewalt angemessen zu ahnden. Ihr geht es damit ähnlich wie einem Drittel der Schulleitungen in der VBE-Umfrage.
Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat zwar Handlungsempfehlungen veröffentlicht, wie Lehrkräfte Gewalt präventiv begegnen und auf sie reagieren können. Für die Ahndung von Gewaltvorfällen fehle in der Praxis aber schnell die Rückendeckung, berichtet Schmitz – vor allem, wenn Jugendliche erstmalig auffällig werden.
In einem extremen Gewaltvorfall habe die Bezirksregierung einen Schulverweis der Schule zurückgenommen, um zu verhindern, dass Eltern dagegen klagen können. Ein Verweis darf eigentlich nur mit vorheriger Verwarnung ausgesprochen werden – außer es liegt ein besonders drastisches Vergehen vor. “Wenn wir solche Ordnungsmaßnahmen nicht durchsetzen können, macht uns das handlungsunfähig und unglaubwürdig”, sagt Schmitz, “auch im Sinne des Opferschutzes”.
Wissenschaftlich untersucht wurde die Wirksamkeit von FLAiR bisher nicht. Damit gilt für das Angebot, was für die meisten Präventionsprogramme gilt, sagt Gewaltforscher Luedtke. Die wenigsten seien angemessen evaluiert. Um die Ausgangslage besser einschätzen zu können, aber auch für die Wirksamkeit der Präventionsprogramme hält er eine bessere Datenlage für dringend geboten. “Die Frage ist, wer den Mut hat zu erfahren, wie es in den Schulen wirklich zugeht.”
In Landtag von NRW kritisierte Franziska Müller-Rech, schulpolitische Sprecherin der FDP, am Donnerstag, das Land unternehme bisher zu wenig gegen Gewalt an Schulen. Sie forderte eine “bessere Schulaufsicht” und “treffsichere Ordnungsmaßnahmen” gegen gewalttätige Schülerinnen und Schüler. SPD-Fraktionschef Jochen Ott forderte, die Schulen bräuchten in erster Linie mehr Lehrkräfte und multiprofessionelles Personal wie Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter. Im Antrag seiner Fraktion heißt es, nur wenn alle Schulen genügend Fachkräfte und Zeit hätten, “können präventive Maßnahmen überhaupt durchgeführt werden”. Torben Bennink
Ein häufig vorgebrachtes Argument zur Erklärung der schwachen PISA-Ergebnisse in Deutschland ist, dass deutsche Lehrkräfte nicht aus den leistungsstärksten Absolventen des Landes rekrutiert werden. Im Gegensatz dazu wird oft angenommen, dass leistungsstarke Länder ihre Lehrkräfte aus dem oberen Drittel der Absolventen auswählen.
Diese Annahme klingt plausibel, da die Qualität eines Bildungssystems niemals die Qualität seiner Lehrkräfte übersteigen wird. Spitzenbildungssysteme wählen ihr Lehrpersonal zweifellos sorgfältig aus. Aber bedeutet das, dass in diesen Ländern die besten Absolventen sich dafür entscheiden, Lehrkräfte zu werden, statt beispielsweise eine Karriere als Anwälte, Ärzte oder Ingenieure anzustreben?
Es ist schwierig, diese Frage eindeutig zu beantworten, da es kaum vergleichbare Daten über das Wissen und die Fähigkeiten von Lehrkräften gibt. Allerdings hat die OECD im Rahmen der Studie über die Kompetenzen Erwachsener (OECD Survey of Adult Skills) die Lese- und Rechenfähigkeiten von Erwachsenen getestet, einschließlich der von Lehrkräften. Diese Daten ermöglichen einen Vergleich der Kompetenzen von Lehrkräften mit denen anderer Hochschulabsolventen.
Die Ergebnisse zeigen, dass es unter den Ländern mit vergleichbaren Daten kein einziges Land gibt, in dem Lehrkräfte im oberen Drittel der Hochschulabsolventen liegen (gemessen an den durchschnittlichen Kompetenzen in Rechen- oder Lesefähigkeiten). Ebenso gibt es kein Land, in dem Lehrkräfte im unteren Drittel rangieren.
In Deutschland, wie in den meisten Ländern, sind die Fähigkeiten von Lehrkräften – gemessen an der OECD-Studie – denjenigen von durchschnittlichen Hochschulabsolventen relativ ähnlich. Es gibt jedoch interessante Ausnahmen: In Japan, einem der PISA-Spitzenreiter, übertreffen Lehrkräfte die durchschnittlichen Hochschulabsolventen deutlich in der Rechenfähigkeit. Gleiches gilt für Korea, Kanada und Großbritannien – Länder, die ebenfalls überdurchschnittliche Schülerleistungen in der PISA-Mathematikbewertung aufweisen. Überraschenderweise zeigen die Daten, dass Lehrkräfte in Singapur, einem Land mit herausragenden PISA-Mathematikergebnissen, unter dem Durchschnitt bei der OECD-Studie liegen.
Diese Ergebnisse geben Hinweise auf die Attraktivität des Lehrerberufs in verschiedenen Ländern. Doch es gibt noch eine andere Perspektive: Während Lehrkräfte in den meisten Ländern ähnliche Ergebnisse wie Hochschulabsolventen in der OECD-Studie erzielen, variieren die allgemeinen Fähigkeiten der Absolventinnen und Absolventen erheblich zwischen den Ländern – und diese Unterschiede spiegeln sich auch bei Lehrkräften wider. Die Daten zeigen, dass Lehrkräfte in Japan, den Niederlanden und Finnland bei der Rechenfähigkeitsbewertung der OECD-Studie am besten abschneiden.
Gibt es also einen Zusammenhang zwischen der Leistung von Lehrkräften in der OECD-Studie und den Lernergebnissen der Schülerinnen und Schüler? Das Muster ist nicht ganz eindeutig, aber es zeigt sich eine Tendenz, dass höhere Rechenfähigkeiten der Lehrkräfte mit besseren Schülerleistungen in Mathematik korrelieren.
Es gibt jedoch zahlreiche Ausnahmen. Insbesondere in Singapur und Korea schneiden Schülerinnen und Schüler weit besser ab, als es allein durch die Rechenfähigkeiten der Lehrkräfte vorhergesagt würde. Dies deutet darauf hin, dass diese Länder Bildungsstrategien verfolgen, die über die Rekrutierung von Lehrkräften mit hohen Rechenfähigkeiten hinausgehen. Für Deutschland zeigt sich das Gegenteil: Die deutschen Schüler schneiden in der PISA-Studie schlechter ab, als es auf Basis der Rechenfähigkeiten ihrer Lehrkräfte zu erwarten wäre. Dies legt nahe, dass Deutschland über die reine Rekrutierung von leistungsstärkeren Lehrkräften hinaus weitere Maßnahmen ergreifen muss, um die PISA-Ergebnisse zu verbessern.
Länder, die nicht das Privileg haben, Lehrkräfte aus Japan, den Niederlanden oder Finnland zu rekrutieren, müssen intensiver daran arbeiten, den Lehrerberuf sowohl intellektuell als auch finanziell attraktiver und angesehener zu machen. Dazu gehört, wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen zu schaffen, um die besten Kandidaten zu gewinnen, sowie in die berufliche Entwicklung von Lehrkräften zu investieren, um die talentiertesten Kandidaten zu den besten Lehrkräften zu machen.
Andernfalls riskieren Bildungssysteme, in eine Abwärtsspirale zu geraten: Niedrigere Zugangsvoraussetzungen führen zu geringerer Selbstwirksamkeit der Lehrkräfte, was wiederum zu stärker vorgegebenem Unterricht und weniger individualisierter Förderung führt. Dieser negative Kreislauf könnte dazu führen, dass die talentiertesten Lehrkräfte den Beruf ganz verlassen, was langfristig die Qualität der Lehrkräfte weiter senken würde.
Dies ist die übersetzte Fassung der Kolumne. Das englische Original finden Sie hier.
Der OECD-Bildungsdirektor, Andreas Schleicher, ist Statistiker und Bildungsforscher und kritisiert seit Jahren das deutsche Bildungssystem. 2019 erschien sein Buch “Weltklasse: Schule für das 21. Jahrhundert”, in dem er zentrale Ergebnisse seiner Forschung zusammenfasst. Er konzipierte die PISA-Studien und stellte 2001 die in Deutschland viel beachtete erste PISA-Studie vor. Seit 2002 ist er für das PISA-Programm zuständig und beteiligt sich bei zahlreichen weiteren Bildungsprojekten.
Das Medieninstitut der Länder (FWU) hat seinen Favoriten in der millionenschweren Ausschreibung für das Adaptive Intelligente System (AIS) gewählt. Das Konsortium um eine Arbeitsgruppe der Universität Tübingen, “Mediaworx” und “KI macht Schule” hat als einzige Bietergruppe bislang noch keine Absage erhalten, wie Table.Briefings erfuhr.
FWU-Geschäftsführer Andreas Koschinsky wollte dies auf Nachfrage nicht bestätigen. Er erklärte aber: “Es stimmt, dass wir im Verlauf des Verfahrens das wirtschaftlichste Angebot ermittelt haben.” Abgeschlossen ist das Vergabeverfahren damit nicht.
Die anderen Konsortien hätten jetzt noch die Möglichkeit, Einspruch gegen die Entscheidung einzulegen. Ob das geschehen wird, steht noch nicht fest. Wie aus dem FWU zu hören ist, könnte es bis März oder April dauern, bis der finale Beschluss steht.
Die Entscheidung des FWU hat viele aus der EdTech-Szene überrascht. Andere Konsortien hätten auf mehr technische Infrastruktur und digitale Lerninhalte zurückgreifen können, heißt es. In der finalen Runde befand sich etwa auch ein Konsortium mit “bettermarks”. Das bereits bestehende Intelligente Tutorielle System dieser Lernplattform hätte für AIS weiterentwickelt werden können.
Gleichzeitig lautet eine Befürchtung: Mit der Förderung in Millionenhöhe wäre das System zwar schnell einsatzfähig gewesen, hätte aber womöglich ein Marktmonopol erlangt. Das aktuell vom FWU favorisierte Konsortium wird dagegen von einigen EdTech-Vertretern als stärker wissenschaftsorientiert und damit als weniger große Konkurrenz empfunden.
Die rund 60 Millionen Euro Fördervolumen werden voraussichtlich nicht vollständig an das Gewinner-Konsortium gehen. Mit der Entwicklung eines KI-Chatbots hat das FWU bereits jetzt ein Teilprojekt geschaffen, das zunächst unabhängig von dem großen Vergabeverfahren läuft. Das Münchner Software-Unternehmen Titanom, das den Chatbot in erster Version bis Februar einsatzfähig machen soll, gehört nicht dem vom FWU favorisierten Konsortium an.
Die FWU hatte das AIS-Projekt bereits im Juni vergangenen Jahres ausgeschrieben. Ursprünglich sollte die Vergabe noch 2024 erfolgen. Einzelne Fristverlängerungen haben jedoch zu Verzögerungen geführt. Die Zeitspanne, eine aufwendige digitale Lernumgebung zu entwickeln, wie sie das FWU in seiner Ausschreibung skizziert hat, wird damit immer kürzer. Dem Zeitplan zufolge soll AIS ab Anfang 2026 flächendeckend zum Einsatz kommen. Womöglich wird aber mit dem Digitalpakt II eine Verlängerung bis 2030 angestrebt. Vera Kraft
Die ehemalige Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und ihr Fraktionsvorsitzender Christian Dürr sehen grundlegende Mängel im Gesetzesentwurf für eine Reform des Aufstiegs-Bafög (AFBG). Der Entwurf war im Bundesbildungsministerium noch unter Stark-Watzinger ausgearbeitet und vom Bundeskabinett gemeinsam beschlossen worden.
In einem Brief an den neuen Bundesbildungsminister Cem Özdemir (Grüne), der Table.Briefings vorliegt, schreiben Stark-Watzinger und Dürr mit Datum vom 27. Januar, aus der Wirtschaft kämen derzeit Hinweise, dass in Verbindung mit dem neuen AFBG “besonders bürokratische Prozesse” im Rahmen der Zertifizierung von Weiterbildungsangeboten entstehen könnten, die wiederum in einer Verordnung des Arbeitsministeriums geregelt sind.
Daher sollten AFGB und die Verordnung gemeinsam novelliert werden. Auch sonst brauche es erst noch weitere Verbesserungen, damit die Abläufe für alle Partner “so unkompliziert, digital und zügig wie möglich” gemacht werden könnten.
Die FDP hatte es am Mittwoch abgelehnt, den Gesetzesentwurf zur Reform des Aufstiegs-Bafög auf die Tagesordnung des Bildungsausschusses zu setzen. SPD und Grüne haben die Mehrheit für eine Aufsetzung verfehlt. Das Gesetz wird damit vor der Wahl nicht mehr zur Abstimmung in den Bundestag kommen und müsste von der nächsten Bundesregierung neu in den Bundestag eingebracht werden.
Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMBF, Claudia Müller (Grüne), drückte ihr Bedauern darüber aus. “Das Gesetz war beschlussreif und durchfinanziert.” Die von der FDP beanstandeten Mängel hätte sie im Gesetzgebungsverfahren lösen können. “Das ist Verantwortungsverweigerung, die wir sehr bedauern.”
Stephan Albani, Berichterstatter für berufliche Bildung der Unionsfraktion, kündigte an, nach einem Regierungswechsel “eine echte Modernisierung mit digitalisierten Prozessen und mehr Unterstützung für Weiterbildungswillige auf den Weg bringen” zu wollen. Mit Verbänden wie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks habe seine Fraktion das offen kommuniziert.
Die Reform sollte Fortbildungen etwa zum Meister oder Fachwirt stärken. Geförderte sollten etwa bis zu 18.000 Euro der Lehrgangs- und Prüfungsgebühren erstattet bekommen, bislang ist das Maximum 15.000 Euro. Die Förderung von Materialkosten für ein Meisterstück sollte von 2.000 auf 4.000 Euro verdoppelt werden. Anna Parrisius
In Mecklenburg-Vorpommern treten ab 1. Februar neue Regeln für das Referendariat in Kraft. Diese sollen die Ausbildung für angehende Lehrkräfte verbessern und den Einstieg in den Beruf erleichtern.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick:
Der Landtag von Baden-Württemberg hat am Mittwoch mit den Stimmen von Grünen und CDU das neue Schulgesetz verabschiedet. Damit kann die größte Schulreform des Landes seit Jahrzehnten in Kraft treten.
Das Paket beinhaltet unter anderem die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9), die Abschaffung des Werkrealschulabschlusses, verbindliche Sprachförderung in Kitas und Grundschulen für Kinder mit Förderbedarf und eine verbindlichere Grundschulempfehlung.
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagt, die Reform sein ein “echter Meilenstein” wenn es darum gehe, Bildungserfolg und Herkunft voneinander zu entkoppeln. Kritik kommt aus der Opposition. Der SPD-Bildungspolitiker Stefan Fulst-Blei bezeichnete die Reform als “undurchdacht” und “Murks”. Thorsten Denkler
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Der Kraftfahrzeugmechatroniker ist unter Männern mit Abstand der beliebteste duale Ausbildungsberuf (siehe Grafik). Das ergibt eine Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn von allen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bis Ende September. Sie wurde am vergangenen Mittwoch veröffentlicht. Die Zahl der Verträge in dem Beruf ist gegenüber dem Vorjahr nochmal leicht angestiegen. 2023 gab es hier 23.517 unterschriebene Verträge. Auf Platz zwei folgt der Fachinformatiker, gefolgt vom Elektroniker.
Frauen hingegen haben sich am häufigsten für die Kauffrau im Büromanagement entscheiden. Fast auf Augenhöhe liegen die Zahnmedizinischen Fachangestellten und die Medizinischen Fachangestellten. Das BIBB hat 2024 rund 487.000 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge erfasst. Von den neuen Azubis waren knapp zwei Drittel Männer und mehr als ein Drittel Frauen. Die Zahlen beziehen sich nur auf duale Ausbildungsberufe. Anna Parrisius
Wenn Kita oder Schule unerwartet schließen müssen, versuchen die meisten Elternteile ihre Partner, Freunde und Bekannten einzuspannen oder Urlaub zu nehmen und freie Tage abzubauen. Weniger greifen auf die ihnen zustehenden Kinderkrankentage zurück, verkürzen ihre Arbeitszeit oder bezahlen für Betreuungsalternativen.
Das ist ein Ergebnis einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Elternbefragung der Hans-Böckler-Stiftung, für die im Dezember 2024 mehr als 7.500 erwerbstätige und arbeitsuchende Personen online befragt wurden.
Die Studie zeigt auch: Knapp 60 Prozent der Befragten waren im vergangenen Herbst von Kürzungen der Betreuungszeiten bis hin zu Schließungen betroffen. Rund 29 Prozent berichteten von zwei oder mehr ausgefallenen Betreuungstagen innerhalb von drei Monaten, knapp vier Prozent von mehr als zehn Tagen. Thorsten Denkler
Mehr als jede zehnte Schule engagierte sich im Schuljahr 2023/24 in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Das ist Ergebnis des neuen BNE-Indikators, der erstmals am Mittwoch veröffentlicht wurde. Der Indikator erfasst alle Schulen mit mindestens einer BNE-Zertifizierung. Welche Labels gültig sind, hatte die Kultusministerkonferenz festgelegt.
Der Indikator gibt einen Überblick über die Zahl der Schulen mit BNE-Engagement in Deutschland. Eine Aufschlüsselung in Bundesländer gibt es nicht. Geplant ist, den BNE-Indikator jährlich zu aktualisieren. Udo Michallik, KMK-Generalsekretär hofft, der Indikator motiviere weitere Schulen, “BNE als orientierendes Konzept für Schulentwicklung zu verankern”.
Der BNE-Indikator ist jetzt auch Teil der überarbeiteten Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS), die das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen hat. An der Entwicklung des Indikators waren das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und die Justus-Liebig-Universität Gießen beteiligt. Die nun beschlossene Version des DNS knüpft an die Strategie vom März 2021 an. Ihre Grundlage sind die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Vera Kraft
US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch erste Schritte unternommen, das US-Bildungssystem nach seinen Vorstellungen umzubauen. Mit drei neuen Erlassen (executive orders) zielt er unter anderem darauf ab, Meinungsfreiheit zu beschränken und seine neue Doktrin der zwei Geschlechter an Schulen und Universitäten durchzusetzen.
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Die Anordnung “Beendigung radikaler Indoktrination in K-12-Schulen” sieht vor, Bundesmittel für Schulen zu sperren, die laut Regierung “Gender-Ideologie und Critical Race Theory” (CRT) unterrichten. Die verwendeten Begriffe ähneln Formulierungen aus bundesstaatlichen Gesetzen konservativ geführter Bundesstaaten, die den Unterricht über Rasse, Geschlecht und US-amerikanische Geschichte reglementieren.
“Die Vermittlung anti-amerikanischer, schädlicher und falscher Ideologien an unsere Kinder verstößt nicht nur in vielen Fällen gegen bestehende Antidiskriminierungsgesetze, sondern untergräbt auch grundlegende Elternrechte”, heißt es in dem Erlass. Weder CRT noch eine angebliche “Gender-Ideologie” gehören zu den Unterrichtsinhalten an US-Schulen.
Bundesbehörden sollen Verträge und Fördermittel für Programme streichen, die die “Vermittlung, Förderung oder Weiterentwicklung von Gender-Ideologie oder diskriminierender Gleichheitsideologie” beinhalten. Dies betrifft neben Schulprogrammen auch die Ausbildung und Zertifizierung von Lehrkräften.
Zudem wies Trump das Justizministerium an, rechtliche Schritte gegen Lehrer und Schulmitarbeiter einzuleiten, wenn diese beschuldigt werden, Schüler bei der Annahme einer Geschlechtsidentität zu unterstützen, die nicht ihrem biologischen Geschlecht entspricht. Dazu zählt laut Erlass bereits eine psychologische Beratung, die Anrede eines Kindes als “nicht-binär”, die Nutzung von Toiletten oder Umkleiden entsprechend der Geschlechtsidentität sowie die Teilnahme an Sport- und Freizeitangeboten für das jeweils andere Geschlecht. Mit einem weiteren Erlass will Trump privat organisierte Schulformen stärken. Thorsten Denkler
Research.Table. Fördermittelaffäre: Weshalb wichtige Fragen offenbleiben. Auch wenn das BMBF unter Cem Özdemir vieles zur Fördermittelaffäre offenlegt, bleiben entscheidende Fragen unbeantwortet. Warum der Minister seine Beamten bei seinem Auftritt im Forschungsausschuss in Schutz nimmt. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table. AI Safety Report – KI beeinflusst die Gesellschaft schleichend. Die chinesische KI DeepSeek ist in dieser Woche in aller Munde. Ein Sicherheitsbericht der britischen Regierung gibt Aufschluss darüber, welche Gefahren derartige “Alltags-KI” mit sich bringt. Table.Briefings hat mit dem beteiligten Experten Antonio Krüger über Risiken und Reaktionen gesprochen. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table. Antrag zu Antisemitismus-Resolution im Bundestag beschlossen. Seit dem Gaza-Krieg kommt es auch an deutschen Unis zu propalästinensischen Protesten. Dass dabei auch Antisemitismus verbreitet wurde, darf sich nach Ansicht des Bundestags nicht wiederholen. Die beschlossene Antisemitismus-Resolution stößt in der Wissenschaft auf Kritik. Mehr lesen Sie hier.
Spiegel: Wie das Bäckerhandwerk cool wurde. Das Bäckerhandwerk erfreut sich zunehmender Beliebtheit unter Azubis. Einige Betriebe fangen an, auf Nachtschichten zu verzichten und kommen so den Wünschen der jungen Generation nach. Zudem arbeitet die Branche an ihrem Image. Sie setzt vermehrt auf Bio-Qualität und regionale Produkte. (Von diesem Handwerk können sich Arbeitgeber eine Scheibe abschneiden)
dpa: Wie Sachsen-Anhalt Lehrkräfte gewinnen will. Sachsen-Anhalt will sein bisheriges Modellprojekt eines bezahlten Lehramtsstudiums ausweiten. Studenten verpflichten sich, im Anschluss an die Ausbildung für fünf Jahre an einer Sekundarschule im Bundesland zu unterrichten. Insgesamt fehlen in Sachsen-Anhalt 700 bis 800 Lehrkräfte. (Sachsen-Anhalt weitet bezahltes Studium für Lehramt aus)
Dlf: Eltern erhöhen die Arbeitsbelastung für Lehrkräfte. Viele Lehrer empfinden den Umgang mit Eltern als belastend. Manche Eltern täten aus ihrer Sicht zu wenig für den Lernerfolg ihrer Kinder, andere mischten sich zu sehr ein oder stritten sich mit den Lehrkräften. Noten seien die häufigste Konfliktursache. Helfen könnte eine engere Zusammenarbeit mit den Eltern – um Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. (Wenn Eltern zum Problemfall werden)
Zeit: Ist der schulische Leistungsdruck zu hoch? 36 Prozent der Deutschen sehen das so. Es lassen sich aber demografische Unterschiede feststellen. Die jüngeren Befragten sehen die Belastungen als zu groß an, in der Altersgruppe zwischen 55 und 64 Jahren ist es nur noch jeder Fünfte. Auch der eigene Bildungsabschluss spielt eine Rolle: Wer einen Haupt- oder Volksschulabschluss hat, nimmt den Leistungsdruck eher wahr als die mit (Fach-)Hochschulreife. Mit 58 Prozent Zustimmung schätzen insbesondere AfD-Wähler den Leistungsdruck als zu hoch ein. (Und jetzt die Zeugnisse)
BR: Grippewelle in Bayern führt zu Distanzunterricht. Aufgrund einer akuten Influenza-Welle in Bayern wechseln mehrere Schulen zeitweise in den Distanzunterricht. Dies geschieht in Rücksprache mit dem jeweils zuständigen Gesundheitsamt. Von einer der betroffenen Schulen heißt es, dass sich zeitgleich ein Drittel der gesamten Schülerschaft krankmelden musste. (Grippewelle in Bayern: Klassen im Distanzunterricht)
Dlf: Schulbegleiter im Pool für Kinder mit Förderbedarf. Als Reaktion auf den Mangel an Schulbegleitern setzen einige Regelschulen auf Pool-Lösungen. Ein Begleiter ist dann für mehrere Schüler einer Klasse zuständig. Markus Stölting vom Bundesfachverband Schulbegleitung begrüßt diese Lösung. Doch Schulbegleiter sollten immer nur eine Ergänzung sein und könnten keine Lehrkraft ersetzen. Deswegen sei eine enge Zusammenarbeit des pädagogischen Personals nötig. (Campus und Karriere)