wochenlang wurde in Baden-Württemberg um eine neue Schulreform gerungen. Die angestrebte Bildungsallianz von Regierung und Opposition ist am Donnerstagabend zwar krachend gescheitert. Aber eine Schulreform wird es trotzdem geben. In erster Linie geht es um eine verbindliche Grundschulempfehlung und die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9). Was das für alle anderen weiterführenden Schulen bedeutet, hat meine Kollegin Vera Kraft recherchiert.
Auch auf der bundespolitischen Bühne sieht es gerade nicht nach Annäherung aus. Die Verhandlungen um eine Fortsetzung des Digitalpakts sind ins Stocken geraten. Am Dienstag ging es zwischen BMBF und der Verhandlungsgruppe der Länder offenbar keinen Schritt voran, auch wenn der politische Druck immer größer wird.
Für unseren Kolumnisten Mark Rackles ist das nicht verwunderlich. Er spricht von einem Dilemma des Bildungsföderalismus, das sich am Beispiel Digitalpakt in Echtzeit beobachten lasse. Die Positionen sind dabei so klar wie verhärtet. Auf Länderseite heißt es: Geld ja, aber bitte keinen Einfluss, auf der Bundesseite: Spielraum vorhanden, aber niemand da, der ihn nutzt. Dabei, so Rackles, müsse es jetzt dringender denn je ein Mehr an Kooperation geben, und er mahnt einen Neustart der Beziehung an.
Ich wünsche Ihnen jetzt erst mal einen guten Start ins Wochenende!
In Baden-Württemberg hatten sich die Fraktionsvorsitzenden Anfang des Jahres ein großes bildungspolitisches Ziel gesteckt: Eine Schulreform, die über die Legislaturperiode Bestand hat (Table.Briefings berichtete). Die schwarz-grüne Landesregierung hatte sich Anfang der Woche auf einen Kompromiss verständigt. Kern davon: die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) und eine verbindliche Grundschulempfehlung. Am Donnerstag diskutierten die Fraktionsspitzen und die bildungspolitischen Sprecher der Parteien den Entwurf – allerdings ohne Erfolg.
Die Oppositionsführer brachen das Gespräch vorzeitig ab, verließen den Raum wohl sogar noch während Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach. Die Diskussion sei nicht ergebnisoffen gewesen, lautete der Vorwurf. “Wir hatten den Eindruck, dass die Koalition und insbesondere der Ministerpräsident keine wirkliche Einigung wollten”, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Stoch. Von Regierungsseite hieß es dagegen, die Opposition habe keine inhaltlichen Gegenvorschläge eingebracht. An ihrem erarbeiteten Kompromiss wollen Grüne und CDU nun trotzdem festhalten.
Mit dem Wechsel von G8 zu G9 wird das Gymnasium erwartungsgemäß an Attraktivität und damit auch an Schülerzahlen gewinnen. Schon jetzt ist das Gymnasium die am häufigsten besuchte weiterführende Schule. Schätzungen zufolge könnten nach der Wieder-Einführung von G9 im Schuljahr 2025/2026 statt 45 künftig 60 Prozent der Schüler aufs Gymnasium streben.
“Die anderen Schulformen würden damit viele ihrer leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler verlieren“, warnt Thorsten Bohl, Leiter der Tübinger School of Education. Das wäre besonders für die Gemeinschaftsschulen ein Problem, da dort bereits in den vergangenen Jahren nur zwischen 9 und 13 Prozent der Kinder eine Gymnasialempfehlung hatten. Aber auch für Realschulen sei eine solche Entwicklung schwierig. “Für eine ausbalancierte Heterogenität sollte allerdings rund ein Drittel leistungsstark sein”, sagt der Professor für Erziehungswissenschaft.
Doch auch die beruflichen Gymnasien könnte die Reform schwächen, fürchtet Thomas Speck, Vorsitzender des Berufsschullehrerverbands (BLV) Baden-Württemberg. “Mit einer Rückkehr zu G9 befürchte ich, dass die Bildungspolitik in Schieflage gerät und zu wenige Ressourcen für berufliche Ausbildung und berufliche Gymnasien übrigbleiben”, sagt Speck zu Table.Briefings. Aktuelle Pläne des Kultusministeriums sähen für das kommende Schuljahr für die beruflichen Gymnasien erneut weniger Lehrerwochenstunden als für die allgemeinbildenden Gymnasien vor.
Um besser in der Hand zu haben, wie viele Schüler auf welche Schulart wechseln, möchte man in Baden-Württemberg nun eine verbindliche Grundschulempfehlung einführen. Die grün-schwarze Landesregierung hatte sich auf ein “Zwei-aus Drei-Modell” geeinigt. Dieses besteht aus Empfehlung der Lehrkraft, Elternwunsch und einem Leistungstest.
Möchten Eltern ihr Kind entgegen der Empfehlung und des Ergebnisses des Leistungstests an ein Gymnasium schicken, muss das Kind künftig einen verbindlichen Potenzialtest außerhalb der Grundschule absolvieren. Diese Änderung dürfe allerdings nicht dazu führen, dass “nicht mehr die individuelle Förderung insbesondere benachteiligter Kinder, sondern die Vorbereitung auf den Test” im Vordergrund stehe, sagt Erziehungswissenschaftler Bohl.
Der wohl größte Konfliktpunkt der Verhandlungen bestand in der Frage, was G9 für die zweiten Säule bedeute, also für alle Schulformen neben dem Gymnasium (erste Säule). Während die CDU für den Erhalt der Werkrealschulen plädierte, setzten sich die Grünen für eine Stärkung der Gemeinschaftsschulen ein. Der nun erarbeitete Kompromiss sieht den Ausbau von “Verbundschulen” vor. Dabei sollen sich insbesondere Haupt- und Realschulen zusammenschließen, um unter gemeinsamer Leitung mehrere Leistungsniveaus und pädagogische Konzepte anbieten zu können. Der Werkrealschulabschluss wird abgeschafft.
Wenn man die eine Säule stärkt, müsse man auch die andere Säule attraktiver machen, sagt Thomas Poreski, bildungspolitischer Sprecher der Grünen zu Table.Briefings. Zwar gebe es keine Pflicht, sich zu einer Verbundschule zusammenschließen, allerdings seien die Standorte vieler Hauptschulen allein nicht stark genug. Er geht daher davon aus, dass die Haupt- und Werkrealschulen sukzessive zu Verbundschulen werden. “Bei den Verbundschulen können wir die Kompetenzen besser bündeln“, sagt auch Andreas Sturm, bildungspolitischer Sprecher der CDU.
Die Befürchtung, dass die geplante Änderung die zweite Säule schwächen würde, habe ihn lange umgetrieben, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, zu Table.Briefings. “Mit den nun vorgelegten Plänen können die Schularten der Sekundarstufe I aber durchaus gestärkt aus der Schulreform herausgehen.” Bei der Umsetzung sei für ihn wichtig, dass die Schulen vor Ort mitgestalten können. Außerdem müssten auch in der zweiten Säule künftig alle Lehrkräfte gleichwertig nach A13 besoldet werden, fordert Brand.
Dem aktuellen Entwurf zufolge, der Table.Briefings vorliegt, soll die Stärkung der zweiten Säule vor allem durch folgende Punkte erreicht werden:
BLV-Landesvorsitzender Speck befürwortet, dass die Zugänge zu den beruflichen Gymnasien über mögliche Kooperationen mit Real- und Gemeinschaftsschulen weiter gestärkt werden sollen.
Bohl, der sich viel mit Unterrichts- und Schulforschung beschäftigt, gehen die Schritte allerdings noch nicht weit genug. Er hätte sich zum Beispiel eine Orientierung an dem Hamburger Modell gewünscht. In Hamburg können Schüler ihr Abitur in acht Jahren auf einem Gymnasium erlangen oder in neun Jahren über die Stadtteilschulen. Letztere ersetzen in Hamburg die Haupt-, Real- und Gesamtschule und bieten damit eine attraktive Alternative zum Gymnasium.
Für eine echte Stärkung der zweiten Säule und damit für mehr Bildungsgerechtigkeit sind Bohl zufolge zwei Dinge entscheidend:
Ist dies nicht der Fall, gibt es keinen Anreiz für Eltern, ihre Kinder trotz Gymnasialempfehlung auf eine andere Schulart als das Gymnasium zu schicken.
Bildungsberater, KMK-Kenner, Reformer: In seiner Kolumne denkt Ex-Bildungsstaatssekretär Mark Rackles jeden Monat Bildungspolitik neu. Erfahren Sie hier mehr über die Vita unseres Kolumnisten.
In diesen Tagen lässt sich wieder das spezielle Dilemma des Bildungsföderalismus in Echtzeit beobachten: Die Länder pochen gegenüber dem Bund auf 100 Prozent Länderzuständigkeiten im Bildungsbereich und appellieren im gleichen Atemzug an die “gemeinsame Verantwortung” (Bildungsministerin Karin Prien), mit der sie jenseits aller Zuständigkeiten eine Bundesfinanzierung einfordern. Frei nach dem Motto “Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!”.
Aktuell lässt sich dieses Ritual besonders anschaulich beobachten bei den laufenden Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0: Die vom Bund vorgeschlagene (naheliegende) 50-Prozent-Finanzierung zwischen Bund und Ländern wird von den Ländern ebenso wortreich abgelehnt wie die “übergriffigen” Vorschläge des BMBF (Kultusminister Achim Schwarz) zu inhaltlichen Aspekten des Förderprogramms. Der vermeintliche Übergriff besteht in dem konkreten Vorschlag, dass die Länder bis 2026 eine Fortbildungsverpflichtung im Umfang von 30 Stunden gewährleisten, die auch dem digitalen Lehren und Lernen zugutekommen soll.
Die Lehrkräftefortbildung wurde durch aktuelle Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK stärker als bisher in ihrer Bedeutung anerkannt und durch Erhebungen wie dem aktuellen Deutschen Schulbarometer 2024 der Robert Bosch Stiftung empirisch unterlegt. Sie ist nur ein Beispiel von vielen für das föderale Dilemma: Wenn es keine wirksame länderübergreifende Instanz gibt und alle dem Wettbewerbsföderalismus frönen, dann ist der Bund die einzige Instanz, die länderübergreifende Interessen artikulieren und in die politische Arena einbringen kann. Das gilt für den Digitalpakt 2.0 (einheitliche Standards und Rahmenbedingungen) ebenso wie für das Startchancen-Programm (Verteilung der Mittel nach Bedarf und nicht nach Länderproporzen) und den Rechtsanspruch auf Ganztag ab 2026 (Ausbildungsinitiative für Fachkräfte, bauliche und personelle Standards).
In all diesen Fällen geht es aus Sicht der Länder immer um ein Mehr an Bundesgeldern und eine Abwehr an Mitwirkung des Bundes. Diese Abwehr von Mitwirkung ist jedoch faktisch ein Kampf gegen einheitliche Standards und Rahmensetzungen, die in bestimmten Bereichen unverzichtbar sind. Zurück zum strategischen Thema Fortbildung: Die SWK diagnostizierte der Lehrkräftefortbildung in ihrem Gutachten vom Dezember 2023 massive Schwächen und drängte auf eine Neuausrichtung. Vorgeschlagen werden ein “ländergemeinsamer Qualitätsrahmen”, eine verstärkte Kooperation der Universitäten und Länderinstitute untereinander – Stichwort “übergriffig” – eine Fortbildungsverpflichtung im Umfang von 30 Stunden.
Es ist völlig naheliegend und aus einer systemischen Perspektive heraus – angesichts der Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners in der KMK – sogar notwendig, dass ein starker Akteur auf länderübergreifende Leitplanken im Bereich der Lehrkräftebildung drängt. Es mag eigenartig klingen, aber gerade im Wettbewerbsföderalismus ist der Bund notwendig, um die fehlende länderübergreifende Logik einzubringen. Bildungspolitisch ist die Höhe der Bundesbeteiligung in Bund-Länderprogrammen zwar wichtig. Wichtiger jedoch ist die Bundesbeteiligung an und für sich. Die Länder sollten die anerkennen und inhaltliche Einwürfe des Bundes nicht wie lästige Hinweise auf Nebenwirkungen in Beipackzetteln der Finanzmittel zur Seite legen.
Allerdings hat auch der Bund eine besondere Verantwortung in diesem speziellen föderalen Setting: Er kann seine Rolle nur mit und nicht gegen die Länder entfalten. Das aktuelle Agieren mit erneuten medialen Durchstechereien von Programmvorlagen sowie die Drohung einer “letztmaligen” Ko-Finanzierung beim Digitalpakt 2.0 sind nicht zwingend auf das Gelingen ausgerichtet. Der hessische Kultusminister Achim Schwarz unterstellt dem BMBF, dass es (angesichts fehlender Bundesmittel) gar kein Interesse an einer Einigung mit den Ländern habe.
Es baut sich damit ein vertrautes Szenario auf, das wir 2023 mit der halbherzigen Einladung des BMBF zum vergeigten “Bildungsgipfel” schon einmal beobachten durften: Der Handlungsdruck in den übergreifenden Themen der Bildungspolitik wird allgemein anerkannt, und abstrakt betonen alle Akteure und Akteurinnen die gemeinsame Verantwortung. Konkret stehen sich Bund und Länder jedoch sprachlos und handlungsunfähig gegenüber. Das ist umso erstaunlicher, als der aktuelle Koalitionsvertrag der laufenden Wahlperiode sehr weitreichende Bekenntnisse zu einer vertieften Bund-Länder-Kooperation und klare Bekenntnisse zu Bund-Länder-Programmen in strategischen Themen enthält.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat auf dem Papier eigentlich mehr politische Beinfreiheit als ihre Vorgängerinnen, und dennoch waren die Chancen auf einen echten Bildungsgipfel (2.0) nie geringer als jetzt, wo er wirklich notwendig wäre. So hat der Föderalismus nicht nur ein Dilemma auf der Länderseite (Geld ja, aber bitte keinen Einfluss), sondern auch auf der Bundesseite (Spielraum vorhanden, aber niemand da, der ihn nutzt). Beide Seiten sollten sich einen Ruck geben und einen Neustart zu dem sachlich notwendigen Mehr an Kooperation geben. Und wenn’s “nur” für die Schulen ist.
Die Verhandlungen von Bund und Ländern zur Fortsetzung des Digitalpaktes treten auf der Stelle. Im Hintergrund ist zu hören, dass das BMBF und die Verhandlungsgruppe der Länder bei ihrem Treffen am Dienstag keine wesentlichen Fortschritte machen konnten. Ende der Vorwoche hatte das Ministerium von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger seine Vorstellungen zum Digitalpakt II präsentiert. In den Ländern wurde das Papier als Affront bewertet, weil der Bund – so der Vorwurf – mit den darin formulierten Punkten in ihre Hoheitsrechte eingreift. Immerhin heißt es, dass beide Seiten im Mai weiter verhandeln wollen.
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Scharfe Kritik am BMBF-Papier äußerte auch die GEW. “Der BMBF-Entwurf ist kein Kompromissvorschlag, sondern eine Provokation”, sagte GEW-Vorstandsmitglied Ralf Becker. Einerseits wolle das Bildungsministerium den Ländern vorschreiben, wie viele verpflichtende Fortbildungen sie anbieten müssten – und fordere damit den Bildungsföderalismus heraus. “Andererseits reduziert der Bund seinen Finanzierungsanteil um 40 Prozent und will sich ab 2030 komplett aus seiner Verantwortung stehlen.”
Den vom BMBF angekündigten perspektivischen Rückzug aus der Finanzierung kritisierte auch Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst: Die Ankündigung, dass der Bund die Digitalisierung der deutschen Schulen “letztmalig” unterstützen wolle, sei das falsche Signal. “Gerade vor dem Hintergrund rasanter technologischer Entwicklungen ist langfristig ein kooperatives und entschlossenes Handeln von Bund und Ländern erforderlich.” Holger Schleper
Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Silvia Breher fordert eine verstärkte Förderung von Kindern im Vorschulalter. “Wir brauchen die verpflichtenden Einstufungstests”, sagte Breher am Donnerstag im Podcast Table.Today. Die Forderung nach verpflichtenden Sprachtests ist auch Teil des neuen Grundsatzprogramms, das die CDU auf ihrem Parteitag in der kommenden Woche verabschieden will.
Breher sagte, es gehe darum, bereits im Alter von drei bis vier Jahren festzustellen, was ein Kind bereits kann und wo es Förderbedarf hat – “ganz egal, aus welchem Grund es gefördert werden muss”. Wie genau die Förderung dann letztendlich umgesetzt werden soll, ließ sie offen. “Ob man das rechtlich in der Schule oder in der Kita löst, ist mir egal”, erklärte Breher.
Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Sprachförderung im Vorschulalter sei das im vergangenen Jahr eingestellte Sprach-Kita-Programm gewesen. “Es war das erfolgreichste Programm gewesen, das es ever gab”, sagte Breher. Dass der Bund das Programm im vergangenen Jahr einstellte, habe fatale Folgen: “Es macht jetzt jedes Land, wie es will, und nicht alle Länder machen es überhaupt”, so Breher. Dadurch sei auch viel Kompetenz von speziell durch das Programm fortgebildeten Erzieherinnen und Erziehern verloren gegangen.
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Für mehr und bessere bundesweite Standards setzt sich auch die Initiative “Jede Kind zählt” ein. “Angesichts der drohenden Kürzungen im Bundeshaushalt 2025 ist die Qualität dieser Einrichtungen stark gefährdet. Das werden wir verhindern”, heißt es auf der Kampagnen-Website. Am kommenden Dienstag laden die Initiatoren zum ersten digitalen Kita-Forum ein. max
Die höchsten Zahlen neu anfangender Azubis mit ausländischer Staatsangehörigkeit gab es 2022 in den Berufen Zahnmedizinischer Fachangestellter (4.584) und Medizinischer Fachangestellter (2.766). Das geht aus einer neuen Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung hervor. Beide Berufe gehören zu den freien Berufen, die laut einem Entwurf des noch unveröffentlichten Berufsbildungsberichts 2024, der Table.Briefings vorliegt, 2022 auch den höchsten Anteil an ausländischen Absolventen aufwies (16,5 Prozent). Dabei sind die freien Berufe nach Industrie und Handel sowie nach dem Handwerk nur der drittstärkste Ausbildungsbereich mit knapp zehn Prozent aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2022.
Der Präsident des Berufsverbands Freier Berufe (BFB), Friedemann Schmidt, hob gegenüber Table.Briefings hervor, dass die freien Berufe nah am Menschen arbeiten. “Gerade junge Menschen mit ausländischen Wurzeln können mit einer weiteren Sprache und ihrer interkulturellen Erfahrung punkten”, sagte er. Unter den Top 25 der Berufe, in denen 2022 die meisten Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft eine Ausbildung begannen, war noch ein weiterer freier Beruf: der Steuerfachangestellte.
Fragt man jedoch danach, wo unter den Top 25 Berufen der Anteil internationaler Ausbildungsanfänger unter allen neuen Azubis eines Berufs 2022 am höchsten war, liegen andere Ausbildungsberufe vorn: Etwas mehr als die Hälfte der Azubis stellen sie bei Fachkräften für Systemgastronomie (56 Prozent) und für Gastronomie (55 Prozent), knapp weniger als die Hälfte bei Fachkräften für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie (45 Prozent). Im Vergleich: Bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten lag der Anteil der internationalen Azubis an allen neu beginnenden Azubis bei 38 Prozent.
Eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung am Institut der deutschen Wirtschaft zeigt, dass gerade in Berufsfeldern, in denen 2022 ein hoher Anteil der neuen Azubis eine ausländische Staatsbürgerschaft hatte, die Fachkräftesituation besonders angespannt war. Bei Zahnmedizinischen Fachangestellten hätten sich sogar für mehr als 70 Prozent aller offenen Stellen keine passend qualifizierten Arbeitslosen gefunden.
Insgesamt hat der deutsche Ausbildungsmarkt in den vergangenen Jahren stark von internationalen Azubis profitiert: Während die Zahl deutscher Ausbildungsanfänger von 2013 bis 2022 um rund 15 Prozent zurückgegangen ist, stieg die Zahl ausländischer Ausbildungsanfänger um 64 Prozent. Jeder dritte der internationalen Ausbildungsanfänger kam 2022 aus einem der acht größten Asylherkunftsländer (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien). Bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten waren es laut BIBB 1.845 Azubi-Anfänger. Anna Parrisius
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und sein Herausforderer Mario Voigt (CDU) haben sich offen für die Idee eines Azubi-Werks nach dem Vorbild der Studierendenwerke gezeigt. “Ich kann es mir vorstellen, ich kann es mir aber eben auch kooperativ mit den Kammern vorstellen”, sagte Ramelow am Rande einer Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zum Tag der Arbeit in Erfurt. CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt signalisierte ebenfalls Offenheit. “Genauso wie beim Studenten- und Semesterticket muss es eben auch das Azubiticket flächendeckend geben”, sagte er.
Zuvor hatte der Bezirksvorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Michael Rudolph, vorgeschlagen, die Auszubildenden mit den Studierenden sozial gleichzustellen. Azubi-Werke könnten günstige Mobilität für die Azubis anbieten und sich um bezahlbaren Wohnraum etwa in den Ballungszentren kümmern. “Das wäre aus unserer Sicht ein Angebot, das die Attraktivität der dualen Ausbildung steigert, aber auch die soziale Situation der jungen Menschen erheblich verbessert.”
Ramelow betonte: “Wir müssen uns klar werden, dass wir dann in die Hoheit der Kammern eingreifen.” Daher ist für ihn die Zusammenarbeit mit den Kammern sehr wichtig. Er habe sich die Kammer der Arbeit im Saarland und in Bremen angesehen. “Ich glaube, dass die Frage ,Wie kriegen wir ein flächendeckendes Werk hin?’, tatsächlich mit den Kammern lösbar ist, wenn man sich von alten Mustern löst.”
Berlin prüft bereits den Aufbau eines Auszubildendenwerkes mit Landesbeteiligung. Arbeits- und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe sieht als zentrale Aufgabe einer solchen Körperschaft den Bau und Betrieb von Wohnheimen für Azubis. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist für sie ein Grund dafür, dass Betriebe Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Finanzieren könne das Land ein solches Werk über die 57 Millionen Euro, die es aus dem Bundesprogramm “Junges Wohnen” erhält.
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Bisher gibt es ein Azubi-Werk in München, das unter Beteiligung von der Stadt und der Jugendorganisation des DGB München betrieben wird, und ein Azubi-Werk in Hamburg, an dem die Handelskammer und die Sozialbehörde beteiligt sind. dpa/anpa
Sachsen-Anhalt plant, dass Eltern Kinder mit Lern-Beeinträchtigung künftig von Beginn an in eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen statt in eine reguläre Grundschule einschulen können. “Bisher konnten Schülerinnen und Schüler nur in Ausnahmefällen bereits in die erste Klasse einer Förderschule eingeschult werden”, erklärte ein Sprecher des Bildungsministeriums der dpa. Der eigentliche Weg sah bislang den Wechsel auf eine Förderschule erst nach der dritten Klasse vor.
Der Grundschulverband Sachsen-Anhalt sieht die Änderung kritisch. In einer Stellungnahme hieß es: “Die geplante frühere Einschulung in eine Förderschule mit dem Schwerpunkt ,Lernen’ muss als potenziell schädliche Maßnahme zulasten der betroffenen Schüler:innen unbedingt überdacht werden!” Der Verband moniert, dass die Segregation der Kinder durch ihre Beschulung an den Förderschulen die soziale Benachteiligung verstärke.
Clemens Hillenbrand, Professor für Pädagogik und Didaktik bei Beeinträchtigungen des Lernens an der Universität Oldenburg, gibt zu bedenken, dass die aktuelle politische Entscheidung den Weg in ein paralleles Fördersystem ab Jahrgang eins eröffne. Das erfordere jedoch Ressourcen in zwei Systemen. Daher “werden durch die parallelen Strukturen die Ressourcen für wirksame Hilfen in der Grundschule eher abgezogen als gestärkt”, erklärte Hillenbrand Table.Briefings. Sinnvoller erscheine es, die sonderpädagogische Expertise in Grundschulen systematisch zu stärken, um Kinder wirksamer unterstützen zu können, gerade beim Start in die Schule.
Kritik an der Abkehr vom Inklusionsgedanken kam auch von der Linken. “Die Ministerin wendet sich damit gegen die UN-Behindertenrechtskonvention”, sagte der Bildungspolitiker Thomas Lippmann der Magdeburger Volksstimme in Richtung des Bildungsministeriums von Eva Feußner (CDU). Im Schuljahr 2022/23 besuchten etwa 12.200 Schülerinnen und Schüler Förderschulen in Sachsen-Anhalt. Davon waren 4.200 an Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen. hsc
Research.Table: Wie die Joachim Herz Stiftung den Transfer stärken will. Als Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung engagiert sich Sabine Kunst für Transfer- und Innovationsförderung. Vor allem die Phase, in der aus einem Projekt ein Start-up wird, hat sie dabei im Fokus. Wo sie dabei vor allem Lücken sieht, erläutert sie im Interview.Mehr
Research.Table: KMK – Bis 2035 wird die Zahl der Studienanfänger deutlich steigen. Eine KMK-Vorausberechnung zeigt: Die Zahl der Studienanfänger wird nach dem aktuellen Rückgang wieder steigen. 2035 sollen es sogar mehr sein als im bisherigen Spitzenjahr 2011. Woran das vor allem liegt, lesen Sie hier.
Zeit: Erfolg des Digitalpakts unklar. Es fehlen noch Studien, um zu beurteilen, wie erfolgreich der Digitalpakt war. Der begleitende Evaluationsbericht ist erst 2027 zu erwarten. Momentan ist aber erkennbar, dass der Erfolg der Digitalisierung von engagierten Lehrkräften vor Ort abhängt. IT-Support ist hier eine Zusatzbelastung. Um die Entwicklung an den Schulen nachhaltig zu gestalten, ist es zudem notwendig, dass weitere Finanzierung gewährleistet ist, um die neue Infrastruktur aufrechtzuerhalten. (Wenn Lehrer den IT-Support übernehmen müssen)
NDR: Schwierigkeiten in der Pflegeausbildung. Bei der Ausbildung zur Pflegekraft ist die Quote an Azubis, die durch die erste Prüfung fallen, mit 20 Prozent um acht Prozentpunkte höher als bei anderen dualen Ausbildungen. Die Ursachen hierfür sind neben der Komplexität der Ausbildung auch häufig Sprachprobleme oder eine mangelhafte vorhergehende Bildung. Das Beispiel einer Ausbildungsstätte in Preetz zeigt, wie durch spezielle Förder- und Beratungsangebote mehr Azubis die Prüfungen bestehen. (Warum so viele Pflege-Azubis durchfallen und was dagegen hilft)
Tagesspiegel: Startchancen-Programm wird in Berlin konkreter. Mit 460 Millionen Euro vom Bund soll Berlin Schülern aus benachteiligten Familien helfen, gleiche Chancen in der Schule zu haben. Bei der Mittelverteilung auf die jeweiligen Schulen werden in Berlin Statistiken zu Migration und Armut in den einzelnen Bezirken herangezogen sowie die Ergebnisse aus Vergleichsarbeiten wie Vera 3 bzw. 8. Insbesondere soll es darum gehen, Kompetenzen in Mathematik und Deutsch auszubauen. (Startchancen-Programm in Berlin: Bund investiert 460 Millionen Euro in benachteiligte Schüler)
Kölner Stadtanzeiger: Die Zahl der Kinder, die Opfer von Straftaten geworden sind, ist in NRW stark angestiegen. Laut Innenministerium betraf es im vergangenen Jahr 26.437 Mädchen und Jungen, im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 15.853 gewesen. Den größten Anteil machten “Rohheitsdelikte” wie Raub und Körperverletzung aus (19.566), bei sexuellem Missbrauch waren es 6.803. Tödlich verletzt wurden 17 Kinder. Einen geringen Anteil machten Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie Entführungen aus. Innenminister Herbert Reul (CDU) kündigte eine wissenschaftliche Studie an. (Dramatisch mehr Kinder wurden in NRW Opfer von Straftaten)
wochenlang wurde in Baden-Württemberg um eine neue Schulreform gerungen. Die angestrebte Bildungsallianz von Regierung und Opposition ist am Donnerstagabend zwar krachend gescheitert. Aber eine Schulreform wird es trotzdem geben. In erster Linie geht es um eine verbindliche Grundschulempfehlung und die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9). Was das für alle anderen weiterführenden Schulen bedeutet, hat meine Kollegin Vera Kraft recherchiert.
Auch auf der bundespolitischen Bühne sieht es gerade nicht nach Annäherung aus. Die Verhandlungen um eine Fortsetzung des Digitalpakts sind ins Stocken geraten. Am Dienstag ging es zwischen BMBF und der Verhandlungsgruppe der Länder offenbar keinen Schritt voran, auch wenn der politische Druck immer größer wird.
Für unseren Kolumnisten Mark Rackles ist das nicht verwunderlich. Er spricht von einem Dilemma des Bildungsföderalismus, das sich am Beispiel Digitalpakt in Echtzeit beobachten lasse. Die Positionen sind dabei so klar wie verhärtet. Auf Länderseite heißt es: Geld ja, aber bitte keinen Einfluss, auf der Bundesseite: Spielraum vorhanden, aber niemand da, der ihn nutzt. Dabei, so Rackles, müsse es jetzt dringender denn je ein Mehr an Kooperation geben, und er mahnt einen Neustart der Beziehung an.
Ich wünsche Ihnen jetzt erst mal einen guten Start ins Wochenende!
In Baden-Württemberg hatten sich die Fraktionsvorsitzenden Anfang des Jahres ein großes bildungspolitisches Ziel gesteckt: Eine Schulreform, die über die Legislaturperiode Bestand hat (Table.Briefings berichtete). Die schwarz-grüne Landesregierung hatte sich Anfang der Woche auf einen Kompromiss verständigt. Kern davon: die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) und eine verbindliche Grundschulempfehlung. Am Donnerstag diskutierten die Fraktionsspitzen und die bildungspolitischen Sprecher der Parteien den Entwurf – allerdings ohne Erfolg.
Die Oppositionsführer brachen das Gespräch vorzeitig ab, verließen den Raum wohl sogar noch während Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach. Die Diskussion sei nicht ergebnisoffen gewesen, lautete der Vorwurf. “Wir hatten den Eindruck, dass die Koalition und insbesondere der Ministerpräsident keine wirkliche Einigung wollten”, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Stoch. Von Regierungsseite hieß es dagegen, die Opposition habe keine inhaltlichen Gegenvorschläge eingebracht. An ihrem erarbeiteten Kompromiss wollen Grüne und CDU nun trotzdem festhalten.
Mit dem Wechsel von G8 zu G9 wird das Gymnasium erwartungsgemäß an Attraktivität und damit auch an Schülerzahlen gewinnen. Schon jetzt ist das Gymnasium die am häufigsten besuchte weiterführende Schule. Schätzungen zufolge könnten nach der Wieder-Einführung von G9 im Schuljahr 2025/2026 statt 45 künftig 60 Prozent der Schüler aufs Gymnasium streben.
“Die anderen Schulformen würden damit viele ihrer leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler verlieren“, warnt Thorsten Bohl, Leiter der Tübinger School of Education. Das wäre besonders für die Gemeinschaftsschulen ein Problem, da dort bereits in den vergangenen Jahren nur zwischen 9 und 13 Prozent der Kinder eine Gymnasialempfehlung hatten. Aber auch für Realschulen sei eine solche Entwicklung schwierig. “Für eine ausbalancierte Heterogenität sollte allerdings rund ein Drittel leistungsstark sein”, sagt der Professor für Erziehungswissenschaft.
Doch auch die beruflichen Gymnasien könnte die Reform schwächen, fürchtet Thomas Speck, Vorsitzender des Berufsschullehrerverbands (BLV) Baden-Württemberg. “Mit einer Rückkehr zu G9 befürchte ich, dass die Bildungspolitik in Schieflage gerät und zu wenige Ressourcen für berufliche Ausbildung und berufliche Gymnasien übrigbleiben”, sagt Speck zu Table.Briefings. Aktuelle Pläne des Kultusministeriums sähen für das kommende Schuljahr für die beruflichen Gymnasien erneut weniger Lehrerwochenstunden als für die allgemeinbildenden Gymnasien vor.
Um besser in der Hand zu haben, wie viele Schüler auf welche Schulart wechseln, möchte man in Baden-Württemberg nun eine verbindliche Grundschulempfehlung einführen. Die grün-schwarze Landesregierung hatte sich auf ein “Zwei-aus Drei-Modell” geeinigt. Dieses besteht aus Empfehlung der Lehrkraft, Elternwunsch und einem Leistungstest.
Möchten Eltern ihr Kind entgegen der Empfehlung und des Ergebnisses des Leistungstests an ein Gymnasium schicken, muss das Kind künftig einen verbindlichen Potenzialtest außerhalb der Grundschule absolvieren. Diese Änderung dürfe allerdings nicht dazu führen, dass “nicht mehr die individuelle Förderung insbesondere benachteiligter Kinder, sondern die Vorbereitung auf den Test” im Vordergrund stehe, sagt Erziehungswissenschaftler Bohl.
Der wohl größte Konfliktpunkt der Verhandlungen bestand in der Frage, was G9 für die zweiten Säule bedeute, also für alle Schulformen neben dem Gymnasium (erste Säule). Während die CDU für den Erhalt der Werkrealschulen plädierte, setzten sich die Grünen für eine Stärkung der Gemeinschaftsschulen ein. Der nun erarbeitete Kompromiss sieht den Ausbau von “Verbundschulen” vor. Dabei sollen sich insbesondere Haupt- und Realschulen zusammenschließen, um unter gemeinsamer Leitung mehrere Leistungsniveaus und pädagogische Konzepte anbieten zu können. Der Werkrealschulabschluss wird abgeschafft.
Wenn man die eine Säule stärkt, müsse man auch die andere Säule attraktiver machen, sagt Thomas Poreski, bildungspolitischer Sprecher der Grünen zu Table.Briefings. Zwar gebe es keine Pflicht, sich zu einer Verbundschule zusammenschließen, allerdings seien die Standorte vieler Hauptschulen allein nicht stark genug. Er geht daher davon aus, dass die Haupt- und Werkrealschulen sukzessive zu Verbundschulen werden. “Bei den Verbundschulen können wir die Kompetenzen besser bündeln“, sagt auch Andreas Sturm, bildungspolitischer Sprecher der CDU.
Die Befürchtung, dass die geplante Änderung die zweite Säule schwächen würde, habe ihn lange umgetrieben, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, zu Table.Briefings. “Mit den nun vorgelegten Plänen können die Schularten der Sekundarstufe I aber durchaus gestärkt aus der Schulreform herausgehen.” Bei der Umsetzung sei für ihn wichtig, dass die Schulen vor Ort mitgestalten können. Außerdem müssten auch in der zweiten Säule künftig alle Lehrkräfte gleichwertig nach A13 besoldet werden, fordert Brand.
Dem aktuellen Entwurf zufolge, der Table.Briefings vorliegt, soll die Stärkung der zweiten Säule vor allem durch folgende Punkte erreicht werden:
BLV-Landesvorsitzender Speck befürwortet, dass die Zugänge zu den beruflichen Gymnasien über mögliche Kooperationen mit Real- und Gemeinschaftsschulen weiter gestärkt werden sollen.
Bohl, der sich viel mit Unterrichts- und Schulforschung beschäftigt, gehen die Schritte allerdings noch nicht weit genug. Er hätte sich zum Beispiel eine Orientierung an dem Hamburger Modell gewünscht. In Hamburg können Schüler ihr Abitur in acht Jahren auf einem Gymnasium erlangen oder in neun Jahren über die Stadtteilschulen. Letztere ersetzen in Hamburg die Haupt-, Real- und Gesamtschule und bieten damit eine attraktive Alternative zum Gymnasium.
Für eine echte Stärkung der zweiten Säule und damit für mehr Bildungsgerechtigkeit sind Bohl zufolge zwei Dinge entscheidend:
Ist dies nicht der Fall, gibt es keinen Anreiz für Eltern, ihre Kinder trotz Gymnasialempfehlung auf eine andere Schulart als das Gymnasium zu schicken.
Bildungsberater, KMK-Kenner, Reformer: In seiner Kolumne denkt Ex-Bildungsstaatssekretär Mark Rackles jeden Monat Bildungspolitik neu. Erfahren Sie hier mehr über die Vita unseres Kolumnisten.
In diesen Tagen lässt sich wieder das spezielle Dilemma des Bildungsföderalismus in Echtzeit beobachten: Die Länder pochen gegenüber dem Bund auf 100 Prozent Länderzuständigkeiten im Bildungsbereich und appellieren im gleichen Atemzug an die “gemeinsame Verantwortung” (Bildungsministerin Karin Prien), mit der sie jenseits aller Zuständigkeiten eine Bundesfinanzierung einfordern. Frei nach dem Motto “Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!”.
Aktuell lässt sich dieses Ritual besonders anschaulich beobachten bei den laufenden Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0: Die vom Bund vorgeschlagene (naheliegende) 50-Prozent-Finanzierung zwischen Bund und Ländern wird von den Ländern ebenso wortreich abgelehnt wie die “übergriffigen” Vorschläge des BMBF (Kultusminister Achim Schwarz) zu inhaltlichen Aspekten des Förderprogramms. Der vermeintliche Übergriff besteht in dem konkreten Vorschlag, dass die Länder bis 2026 eine Fortbildungsverpflichtung im Umfang von 30 Stunden gewährleisten, die auch dem digitalen Lehren und Lernen zugutekommen soll.
Die Lehrkräftefortbildung wurde durch aktuelle Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK stärker als bisher in ihrer Bedeutung anerkannt und durch Erhebungen wie dem aktuellen Deutschen Schulbarometer 2024 der Robert Bosch Stiftung empirisch unterlegt. Sie ist nur ein Beispiel von vielen für das föderale Dilemma: Wenn es keine wirksame länderübergreifende Instanz gibt und alle dem Wettbewerbsföderalismus frönen, dann ist der Bund die einzige Instanz, die länderübergreifende Interessen artikulieren und in die politische Arena einbringen kann. Das gilt für den Digitalpakt 2.0 (einheitliche Standards und Rahmenbedingungen) ebenso wie für das Startchancen-Programm (Verteilung der Mittel nach Bedarf und nicht nach Länderproporzen) und den Rechtsanspruch auf Ganztag ab 2026 (Ausbildungsinitiative für Fachkräfte, bauliche und personelle Standards).
In all diesen Fällen geht es aus Sicht der Länder immer um ein Mehr an Bundesgeldern und eine Abwehr an Mitwirkung des Bundes. Diese Abwehr von Mitwirkung ist jedoch faktisch ein Kampf gegen einheitliche Standards und Rahmensetzungen, die in bestimmten Bereichen unverzichtbar sind. Zurück zum strategischen Thema Fortbildung: Die SWK diagnostizierte der Lehrkräftefortbildung in ihrem Gutachten vom Dezember 2023 massive Schwächen und drängte auf eine Neuausrichtung. Vorgeschlagen werden ein “ländergemeinsamer Qualitätsrahmen”, eine verstärkte Kooperation der Universitäten und Länderinstitute untereinander – Stichwort “übergriffig” – eine Fortbildungsverpflichtung im Umfang von 30 Stunden.
Es ist völlig naheliegend und aus einer systemischen Perspektive heraus – angesichts der Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners in der KMK – sogar notwendig, dass ein starker Akteur auf länderübergreifende Leitplanken im Bereich der Lehrkräftebildung drängt. Es mag eigenartig klingen, aber gerade im Wettbewerbsföderalismus ist der Bund notwendig, um die fehlende länderübergreifende Logik einzubringen. Bildungspolitisch ist die Höhe der Bundesbeteiligung in Bund-Länderprogrammen zwar wichtig. Wichtiger jedoch ist die Bundesbeteiligung an und für sich. Die Länder sollten die anerkennen und inhaltliche Einwürfe des Bundes nicht wie lästige Hinweise auf Nebenwirkungen in Beipackzetteln der Finanzmittel zur Seite legen.
Allerdings hat auch der Bund eine besondere Verantwortung in diesem speziellen föderalen Setting: Er kann seine Rolle nur mit und nicht gegen die Länder entfalten. Das aktuelle Agieren mit erneuten medialen Durchstechereien von Programmvorlagen sowie die Drohung einer “letztmaligen” Ko-Finanzierung beim Digitalpakt 2.0 sind nicht zwingend auf das Gelingen ausgerichtet. Der hessische Kultusminister Achim Schwarz unterstellt dem BMBF, dass es (angesichts fehlender Bundesmittel) gar kein Interesse an einer Einigung mit den Ländern habe.
Es baut sich damit ein vertrautes Szenario auf, das wir 2023 mit der halbherzigen Einladung des BMBF zum vergeigten “Bildungsgipfel” schon einmal beobachten durften: Der Handlungsdruck in den übergreifenden Themen der Bildungspolitik wird allgemein anerkannt, und abstrakt betonen alle Akteure und Akteurinnen die gemeinsame Verantwortung. Konkret stehen sich Bund und Länder jedoch sprachlos und handlungsunfähig gegenüber. Das ist umso erstaunlicher, als der aktuelle Koalitionsvertrag der laufenden Wahlperiode sehr weitreichende Bekenntnisse zu einer vertieften Bund-Länder-Kooperation und klare Bekenntnisse zu Bund-Länder-Programmen in strategischen Themen enthält.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat auf dem Papier eigentlich mehr politische Beinfreiheit als ihre Vorgängerinnen, und dennoch waren die Chancen auf einen echten Bildungsgipfel (2.0) nie geringer als jetzt, wo er wirklich notwendig wäre. So hat der Föderalismus nicht nur ein Dilemma auf der Länderseite (Geld ja, aber bitte keinen Einfluss), sondern auch auf der Bundesseite (Spielraum vorhanden, aber niemand da, der ihn nutzt). Beide Seiten sollten sich einen Ruck geben und einen Neustart zu dem sachlich notwendigen Mehr an Kooperation geben. Und wenn’s “nur” für die Schulen ist.
Die Verhandlungen von Bund und Ländern zur Fortsetzung des Digitalpaktes treten auf der Stelle. Im Hintergrund ist zu hören, dass das BMBF und die Verhandlungsgruppe der Länder bei ihrem Treffen am Dienstag keine wesentlichen Fortschritte machen konnten. Ende der Vorwoche hatte das Ministerium von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger seine Vorstellungen zum Digitalpakt II präsentiert. In den Ländern wurde das Papier als Affront bewertet, weil der Bund – so der Vorwurf – mit den darin formulierten Punkten in ihre Hoheitsrechte eingreift. Immerhin heißt es, dass beide Seiten im Mai weiter verhandeln wollen.
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Scharfe Kritik am BMBF-Papier äußerte auch die GEW. “Der BMBF-Entwurf ist kein Kompromissvorschlag, sondern eine Provokation”, sagte GEW-Vorstandsmitglied Ralf Becker. Einerseits wolle das Bildungsministerium den Ländern vorschreiben, wie viele verpflichtende Fortbildungen sie anbieten müssten – und fordere damit den Bildungsföderalismus heraus. “Andererseits reduziert der Bund seinen Finanzierungsanteil um 40 Prozent und will sich ab 2030 komplett aus seiner Verantwortung stehlen.”
Den vom BMBF angekündigten perspektivischen Rückzug aus der Finanzierung kritisierte auch Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst: Die Ankündigung, dass der Bund die Digitalisierung der deutschen Schulen “letztmalig” unterstützen wolle, sei das falsche Signal. “Gerade vor dem Hintergrund rasanter technologischer Entwicklungen ist langfristig ein kooperatives und entschlossenes Handeln von Bund und Ländern erforderlich.” Holger Schleper
Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Silvia Breher fordert eine verstärkte Förderung von Kindern im Vorschulalter. “Wir brauchen die verpflichtenden Einstufungstests”, sagte Breher am Donnerstag im Podcast Table.Today. Die Forderung nach verpflichtenden Sprachtests ist auch Teil des neuen Grundsatzprogramms, das die CDU auf ihrem Parteitag in der kommenden Woche verabschieden will.
Breher sagte, es gehe darum, bereits im Alter von drei bis vier Jahren festzustellen, was ein Kind bereits kann und wo es Förderbedarf hat – “ganz egal, aus welchem Grund es gefördert werden muss”. Wie genau die Förderung dann letztendlich umgesetzt werden soll, ließ sie offen. “Ob man das rechtlich in der Schule oder in der Kita löst, ist mir egal”, erklärte Breher.
Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Sprachförderung im Vorschulalter sei das im vergangenen Jahr eingestellte Sprach-Kita-Programm gewesen. “Es war das erfolgreichste Programm gewesen, das es ever gab”, sagte Breher. Dass der Bund das Programm im vergangenen Jahr einstellte, habe fatale Folgen: “Es macht jetzt jedes Land, wie es will, und nicht alle Länder machen es überhaupt”, so Breher. Dadurch sei auch viel Kompetenz von speziell durch das Programm fortgebildeten Erzieherinnen und Erziehern verloren gegangen.
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Für mehr und bessere bundesweite Standards setzt sich auch die Initiative “Jede Kind zählt” ein. “Angesichts der drohenden Kürzungen im Bundeshaushalt 2025 ist die Qualität dieser Einrichtungen stark gefährdet. Das werden wir verhindern”, heißt es auf der Kampagnen-Website. Am kommenden Dienstag laden die Initiatoren zum ersten digitalen Kita-Forum ein. max
Die höchsten Zahlen neu anfangender Azubis mit ausländischer Staatsangehörigkeit gab es 2022 in den Berufen Zahnmedizinischer Fachangestellter (4.584) und Medizinischer Fachangestellter (2.766). Das geht aus einer neuen Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung hervor. Beide Berufe gehören zu den freien Berufen, die laut einem Entwurf des noch unveröffentlichten Berufsbildungsberichts 2024, der Table.Briefings vorliegt, 2022 auch den höchsten Anteil an ausländischen Absolventen aufwies (16,5 Prozent). Dabei sind die freien Berufe nach Industrie und Handel sowie nach dem Handwerk nur der drittstärkste Ausbildungsbereich mit knapp zehn Prozent aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2022.
Der Präsident des Berufsverbands Freier Berufe (BFB), Friedemann Schmidt, hob gegenüber Table.Briefings hervor, dass die freien Berufe nah am Menschen arbeiten. “Gerade junge Menschen mit ausländischen Wurzeln können mit einer weiteren Sprache und ihrer interkulturellen Erfahrung punkten”, sagte er. Unter den Top 25 der Berufe, in denen 2022 die meisten Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft eine Ausbildung begannen, war noch ein weiterer freier Beruf: der Steuerfachangestellte.
Fragt man jedoch danach, wo unter den Top 25 Berufen der Anteil internationaler Ausbildungsanfänger unter allen neuen Azubis eines Berufs 2022 am höchsten war, liegen andere Ausbildungsberufe vorn: Etwas mehr als die Hälfte der Azubis stellen sie bei Fachkräften für Systemgastronomie (56 Prozent) und für Gastronomie (55 Prozent), knapp weniger als die Hälfte bei Fachkräften für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie (45 Prozent). Im Vergleich: Bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten lag der Anteil der internationalen Azubis an allen neu beginnenden Azubis bei 38 Prozent.
Eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung am Institut der deutschen Wirtschaft zeigt, dass gerade in Berufsfeldern, in denen 2022 ein hoher Anteil der neuen Azubis eine ausländische Staatsbürgerschaft hatte, die Fachkräftesituation besonders angespannt war. Bei Zahnmedizinischen Fachangestellten hätten sich sogar für mehr als 70 Prozent aller offenen Stellen keine passend qualifizierten Arbeitslosen gefunden.
Insgesamt hat der deutsche Ausbildungsmarkt in den vergangenen Jahren stark von internationalen Azubis profitiert: Während die Zahl deutscher Ausbildungsanfänger von 2013 bis 2022 um rund 15 Prozent zurückgegangen ist, stieg die Zahl ausländischer Ausbildungsanfänger um 64 Prozent. Jeder dritte der internationalen Ausbildungsanfänger kam 2022 aus einem der acht größten Asylherkunftsländer (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien). Bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten waren es laut BIBB 1.845 Azubi-Anfänger. Anna Parrisius
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und sein Herausforderer Mario Voigt (CDU) haben sich offen für die Idee eines Azubi-Werks nach dem Vorbild der Studierendenwerke gezeigt. “Ich kann es mir vorstellen, ich kann es mir aber eben auch kooperativ mit den Kammern vorstellen”, sagte Ramelow am Rande einer Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zum Tag der Arbeit in Erfurt. CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt signalisierte ebenfalls Offenheit. “Genauso wie beim Studenten- und Semesterticket muss es eben auch das Azubiticket flächendeckend geben”, sagte er.
Zuvor hatte der Bezirksvorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Michael Rudolph, vorgeschlagen, die Auszubildenden mit den Studierenden sozial gleichzustellen. Azubi-Werke könnten günstige Mobilität für die Azubis anbieten und sich um bezahlbaren Wohnraum etwa in den Ballungszentren kümmern. “Das wäre aus unserer Sicht ein Angebot, das die Attraktivität der dualen Ausbildung steigert, aber auch die soziale Situation der jungen Menschen erheblich verbessert.”
Ramelow betonte: “Wir müssen uns klar werden, dass wir dann in die Hoheit der Kammern eingreifen.” Daher ist für ihn die Zusammenarbeit mit den Kammern sehr wichtig. Er habe sich die Kammer der Arbeit im Saarland und in Bremen angesehen. “Ich glaube, dass die Frage ,Wie kriegen wir ein flächendeckendes Werk hin?’, tatsächlich mit den Kammern lösbar ist, wenn man sich von alten Mustern löst.”
Berlin prüft bereits den Aufbau eines Auszubildendenwerkes mit Landesbeteiligung. Arbeits- und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe sieht als zentrale Aufgabe einer solchen Körperschaft den Bau und Betrieb von Wohnheimen für Azubis. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist für sie ein Grund dafür, dass Betriebe Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Finanzieren könne das Land ein solches Werk über die 57 Millionen Euro, die es aus dem Bundesprogramm “Junges Wohnen” erhält.
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Bisher gibt es ein Azubi-Werk in München, das unter Beteiligung von der Stadt und der Jugendorganisation des DGB München betrieben wird, und ein Azubi-Werk in Hamburg, an dem die Handelskammer und die Sozialbehörde beteiligt sind. dpa/anpa
Sachsen-Anhalt plant, dass Eltern Kinder mit Lern-Beeinträchtigung künftig von Beginn an in eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen statt in eine reguläre Grundschule einschulen können. “Bisher konnten Schülerinnen und Schüler nur in Ausnahmefällen bereits in die erste Klasse einer Förderschule eingeschult werden”, erklärte ein Sprecher des Bildungsministeriums der dpa. Der eigentliche Weg sah bislang den Wechsel auf eine Förderschule erst nach der dritten Klasse vor.
Der Grundschulverband Sachsen-Anhalt sieht die Änderung kritisch. In einer Stellungnahme hieß es: “Die geplante frühere Einschulung in eine Förderschule mit dem Schwerpunkt ,Lernen’ muss als potenziell schädliche Maßnahme zulasten der betroffenen Schüler:innen unbedingt überdacht werden!” Der Verband moniert, dass die Segregation der Kinder durch ihre Beschulung an den Förderschulen die soziale Benachteiligung verstärke.
Clemens Hillenbrand, Professor für Pädagogik und Didaktik bei Beeinträchtigungen des Lernens an der Universität Oldenburg, gibt zu bedenken, dass die aktuelle politische Entscheidung den Weg in ein paralleles Fördersystem ab Jahrgang eins eröffne. Das erfordere jedoch Ressourcen in zwei Systemen. Daher “werden durch die parallelen Strukturen die Ressourcen für wirksame Hilfen in der Grundschule eher abgezogen als gestärkt”, erklärte Hillenbrand Table.Briefings. Sinnvoller erscheine es, die sonderpädagogische Expertise in Grundschulen systematisch zu stärken, um Kinder wirksamer unterstützen zu können, gerade beim Start in die Schule.
Kritik an der Abkehr vom Inklusionsgedanken kam auch von der Linken. “Die Ministerin wendet sich damit gegen die UN-Behindertenrechtskonvention”, sagte der Bildungspolitiker Thomas Lippmann der Magdeburger Volksstimme in Richtung des Bildungsministeriums von Eva Feußner (CDU). Im Schuljahr 2022/23 besuchten etwa 12.200 Schülerinnen und Schüler Förderschulen in Sachsen-Anhalt. Davon waren 4.200 an Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen. hsc
Research.Table: Wie die Joachim Herz Stiftung den Transfer stärken will. Als Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung engagiert sich Sabine Kunst für Transfer- und Innovationsförderung. Vor allem die Phase, in der aus einem Projekt ein Start-up wird, hat sie dabei im Fokus. Wo sie dabei vor allem Lücken sieht, erläutert sie im Interview.Mehr
Research.Table: KMK – Bis 2035 wird die Zahl der Studienanfänger deutlich steigen. Eine KMK-Vorausberechnung zeigt: Die Zahl der Studienanfänger wird nach dem aktuellen Rückgang wieder steigen. 2035 sollen es sogar mehr sein als im bisherigen Spitzenjahr 2011. Woran das vor allem liegt, lesen Sie hier.
Zeit: Erfolg des Digitalpakts unklar. Es fehlen noch Studien, um zu beurteilen, wie erfolgreich der Digitalpakt war. Der begleitende Evaluationsbericht ist erst 2027 zu erwarten. Momentan ist aber erkennbar, dass der Erfolg der Digitalisierung von engagierten Lehrkräften vor Ort abhängt. IT-Support ist hier eine Zusatzbelastung. Um die Entwicklung an den Schulen nachhaltig zu gestalten, ist es zudem notwendig, dass weitere Finanzierung gewährleistet ist, um die neue Infrastruktur aufrechtzuerhalten. (Wenn Lehrer den IT-Support übernehmen müssen)
NDR: Schwierigkeiten in der Pflegeausbildung. Bei der Ausbildung zur Pflegekraft ist die Quote an Azubis, die durch die erste Prüfung fallen, mit 20 Prozent um acht Prozentpunkte höher als bei anderen dualen Ausbildungen. Die Ursachen hierfür sind neben der Komplexität der Ausbildung auch häufig Sprachprobleme oder eine mangelhafte vorhergehende Bildung. Das Beispiel einer Ausbildungsstätte in Preetz zeigt, wie durch spezielle Förder- und Beratungsangebote mehr Azubis die Prüfungen bestehen. (Warum so viele Pflege-Azubis durchfallen und was dagegen hilft)
Tagesspiegel: Startchancen-Programm wird in Berlin konkreter. Mit 460 Millionen Euro vom Bund soll Berlin Schülern aus benachteiligten Familien helfen, gleiche Chancen in der Schule zu haben. Bei der Mittelverteilung auf die jeweiligen Schulen werden in Berlin Statistiken zu Migration und Armut in den einzelnen Bezirken herangezogen sowie die Ergebnisse aus Vergleichsarbeiten wie Vera 3 bzw. 8. Insbesondere soll es darum gehen, Kompetenzen in Mathematik und Deutsch auszubauen. (Startchancen-Programm in Berlin: Bund investiert 460 Millionen Euro in benachteiligte Schüler)
Kölner Stadtanzeiger: Die Zahl der Kinder, die Opfer von Straftaten geworden sind, ist in NRW stark angestiegen. Laut Innenministerium betraf es im vergangenen Jahr 26.437 Mädchen und Jungen, im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 15.853 gewesen. Den größten Anteil machten “Rohheitsdelikte” wie Raub und Körperverletzung aus (19.566), bei sexuellem Missbrauch waren es 6.803. Tödlich verletzt wurden 17 Kinder. Einen geringen Anteil machten Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie Entführungen aus. Innenminister Herbert Reul (CDU) kündigte eine wissenschaftliche Studie an. (Dramatisch mehr Kinder wurden in NRW Opfer von Straftaten)