Table.Briefing: Bildung

Debatte um Abitur-Reform + Finanzbildung an Schulen + Neue Digitalpakt-Runde

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielleicht kennen Sie auch diesen wiederkehrenden Albtraum: Sie müssen nochmal Abitur schreiben. Um die Abiturprüfungen geht es auch im heutigen Briefing. Denn wie Oberstufenschüler lernen, hängt bislang stark von der Frage ab: Ist das klausurrelevant? Jetzt mehren sich Forderungen nach einer flexiblen Oberstufe, wie Vera Kraft bei einer Fachtagung erfahren hat. Ihre Analyse zeigt: Die Zeit für eine Reform ist jetzt – und sie könnte der Hebel für eine größere Veränderung sein.

Ob die Finanzbildungsstrategie von BMF und BMBF für Veränderung sorgen wird, muss sich noch zeigen. Ramona Pop, ehemals Wirtschaftssenatorin Berlins, jetzt Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, begrüßt das Vorhaben in ihrem Standpunkt grundlegend. Pop schreibt jedoch auch, dass ein Erfolg von der richtigen Ausgestaltung abhängen wird. Zentral ist für sie ein Fokus auf die Schulen und die Frage: “Wie gut ist, was unseren Kindern in der Schule vermittelt wird?”

Daneben erfahren Sie, was eine neue Verhandlungsrunde zum Digitalpakt II ergeben hat, was der neue Haushalt in Baden-Württemberg für Bildung bereithält und wer voraussichtlich neue EU-Kommissarin für Bildung wird.

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Ihre
Anna Parrisius
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Analyse

Neues Abitur: Warum die Oberstufe Schlüssel zur Schulreform ist

Der Ruf nach einer flexibleren Oberstufe am Gymnasium wird lauter. Verkürzt lautet die Kritik: Es dreht sich zu viel darum, auf das Abitur, nicht aber auf das Leben vorzubereiten. Über 300 Teilnehmende diskutierten am Wochenende bei einer Fachtagung, wie in der Sekundarstufe II mehr Zukunftskompetenzen vermittelt werden können. Dabei zeigte sich: Es ist viel Innovation möglich.

“Wir leben in einer unbeständigen, komplexen Welt voller Optionen und technischer Neuerungen”, sagt Anne Sliwka, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Heidelberg. Das Konzept der “Fabrikschule” aus dem Industriezeitalter – mit festen Zeit- und Lehrplänen – passe nicht mehr zu den heutigen Herausforderungen. Stattdessen sollten Schüler lernen, selbstreguliert und im Team zu arbeiten und kreative Lösungen zu entwickeln.

Lesen Sie auch: Wieso das Bildungssystem gezielt Selbstregulation fördern sollte

Deeper Learning als Konzept für modernen Unterricht

Deeper Learning könnte Sliwka zufolge ein geeigneter Ansatz sein, um Unterricht neu zu strukturieren. Der Lernprozess wird dabei in mehrere Phasen aufgeteilt, die adaptiv gestaltet sind.

  • Phase I: Instruktion und Aneignung
    Schüler lernen zunächst wichtige Grundlagen. Dieses gemeinsame Wissensfundament vermittelt eine Lehrkraft – eventuell digital gestützt.
  • Phase II: Ko-Konstruktion und Ko-Kreation
    In dieser Phase wird das Gelernte kreativ angewandt. Teamarbeit und das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen stehen im Vordergrund.
  • Phase III: Authentische Leistung
    Schüler sollen das Gelernte in die Praxis überführen, etwa durch Projekte, die reale Probleme adressieren. Dies kann durch Formate wie Podcasts oder Dokumentarfilme geschehen, die lebensnäher als klassische Klausuren sind.

Flexible Zeit- und Raumnutzung

Bislang bietet die Oberstufe am Gymnasium allerdings zu selten den Raum, um Konzepte wie Deeper Learning umzusetzen. “In den Klassen 5 bis 10 ist das noch leichter möglich”, berichtet eine Lehrerin auf der Fachtagung. “In der Oberstufe heißt es aber: Das geht nicht, die Schüler müssen fürs Abitur lernen.”

Dieser unvermeidliche Blick auf die finale Abschlussprüfung ist der Grund dafür, dass Friedemann Stöffler überzeugt ist: “Schultransformation gelingt nur, wenn wir die Oberstufe und das Abitur verändern.” Stöffler ist Vorsitzender der “Initiative Flexible Oberstufe” und Sprecher des Bündnisses für ein zukunftsfähiges Abitur. Er setzt sich für individuelle Wege zum Abitur ein. In seinen Augen liegt der Fokus zu stark auf den formalen Regelungen und zu wenig auf der erworbenen Kompetenz. “Es kommt darauf an, dass ein Schüler die Mathematik-Prüfung besteht – nicht, wie viele Stunden Mathematik-Unterricht er davor hatte.”

Einheitlicher Rahmen für vergleichbares Abitur?

Das sehen die Kultusministerinnen und -minister anders. Zumindest geht das aus ihrem Beschluss vom Frühjahr 2023 zur Neuregelung der Oberstufe hervor. Diese Neuerungen sollen das Abitur bundesweit vergleichbarer machen. Grund dafür ist mitunter eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Dieses urteilte 2017: Da sich die Abiturnoten zu wenig vergleichen ließen, sei das Zulassungsverfahren für das Medizinstudium mit Numerus clausus in Teilen verfassungswidrig.

Die Reaktion der Länder erscheint zunächst logisch: strengere und vor allem einheitlichere Regelungen für die Oberstufen-Kurse (Beschluss zum Download). Doch vielen Bildungsforschern und Praktikern ist das zu kurz gedacht. “Das macht das Abitur nicht gerechter”, sagt Schulentwickler Stöffler. Wolle man wirklich mehr Chancengerechtigkeit erreichen, müsse man stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler achten.

Projektarbeit statt Fächerdenken

Einige Schulen beweisen längst: Abiturvorbereitung geht auch flexibel und interdisziplinär. An der Max-Brauer-Schule in Hamburg beispielsweise lernen die Oberstufen-Schüler fächerübergreifend und projektorientiert. Am Ende der zehnten Klasse können sie sich je nach Interesse für eins von drei Profilen entscheiden: “Mensch und Umwelt”, “Sprachen und Kulturenvielfalt” oder “Mensch in der Gesellschaft”. Jedes Profil besteht aus einer anderen Fächerkombination.

Neben dem regulären Fachunterricht gibt es immer wieder Profiltage, an denen ein Thema im Vordergrund steht, das über mehrere Fächer hinweg bearbeitet wird. “Die Schüler sollen dabei lernen, verschiedene Perspektiven einzunehmen”, sagt Schulleiter Tim Hagener. Naturwissenschaftliche Fächer etwa werden daher mit Philosophie kombiniert. Außerdem nutze man die Regelung zur “Klausurersatzleistung” aus. Statt nur auf Klausuren mit Wissensabfrage gibt es auch Noten für eigene Kunstprojekte, Umfragen oder Präsentationen.

Zeitfenster für Reform der Oberstufe

Teilweise bewegen sich Schulen mit solchen Modellen allerdings im rechtlichen Graubereich. Mehr noch als der rechtliche Rahmen halte aber die Zielvorstellung seitens der KMK Schulen vom Experimentieren ab, sagt Schulentwickler Stöffler. Er fordert daher eine Innovationsklausel, die Schulen ermutigt, neue Wege auszuprobieren. Und: “Wir brauchen eine stärkere inhaltliche Debatte, welche Kompetenzen auf dem Weg zum Abitur vermittelt werden sollen.” Seine Vision einer modernen Oberstufe findet sich in der Potsdamer Erklärung wieder – ein von vielen Bildungsverbänden und -experten unterstützter Gegenentwurf zu den Vorgaben der Kultusminister.

Bis 2027 sollen die Länder den KMK-Beschluss umsetzen. Obwohl dieser die formale Struktur der Oberstufe strenger vorschreibt, engt er die Schulen nicht völlig ein. Und er regt an, das aktuelle Vorgehen – bundesweit – zu überdenken. Denn auch das macht die gymnasiale Oberstufe zu einem wirkungsvollen Hebel für Bildungsreformen: Das Gymnasium ist neben der Grundschule die einzige Schulform, die in allen Bundesländern existiert. Und es zeigt sich: Erste Länder denken bereits um. In Nordrhein-Westfalen etwa kündigte Schulministerin Dorothee Feller im Frühjahr eine Reform der Oberstufe an. Unter anderem wolle man neue Prüfungsformate ausprobieren.

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Standpunkt

Ramona Pop: Finanzbildung gehört an die Schulen 

Ramona Pop, Vorständin vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

In-App-Käufe in Handyspielen, Kaufempfehlungen bei TikTok oder Zahlung per Buy now, Pay later – schon Kinder und Jugendliche treffen finanzielle Entscheidungen. Darum gilt: Je früher junge Menschen Finanzkompetenzen erwerben, desto besser. Prävention hilft! Gerade junge Menschen verschulden sich zunehmend. Bei den 16- bis 29-Jährigen hat fast ein Drittel (31 Prozent) Probleme bei der Kreditrückzahlung, zeigt eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Der Umgang mit Geld will gelernt sein. 

Es ist gut, dass die Bundesregierung finanzielle Kompetenzen stärken will. Gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird derzeit eine Finanzbildungsstrategie erarbeitet. Die OECD empfiehlt, gerade junge Menschen in den Blick zu nehmen. Und da kommen neben den Eltern auch die Schulen ins Spiel. Schulen sind der Ort, wo wir alle Kinder und Jugendlichen erreichen – unabhängig von Herkunft und Elternhaus. Stichwort: Chancengleichheit. 

Finanzbildung kommt in Klassenzimmern zu selten an

Neu ist das Thema nicht: Die Kultusministerien hatten sich bereits 2013 darauf geeinigt, Finanzbildung im Rahmen einer umfassenden Verbraucherbildung an Schulen zu stärken (Beschluss zum Download). Doch im Klassenzimmer kommt davon noch immer nicht viel an. Gerade mal in der Hälfte der Bundesländer gibt es Vorgaben, wie Finanzbildung und andere Alltagsthemen wie gesunde Ernährung oder nachhaltiger Konsum in den Schulalltag integriert werden sollen. 

Solange es an flächendeckender Verbraucher- und Finanzbildung mangelt und unabhängige Aus- sowie Weiterbildungen für Lehrkräfte kaum angeboten werden, nutzen Schulen Angebote externer Anbieter. Unternehmen, Banken und wirtschaftsnahe Stiftungen sind längst da und bieten Unterrichtsmaterialien, Fortbildungen oder Workshops an. Nicht immer ganz uneigennützig. 

Die Frage ist also: Wie gut ist, was unseren Kindern in der Schule vermittelt wird? Nicht alle Angebote sind empfehlenswert, zeigt eine Analyse des Materialkompasses, einer Datenbank für qualitätsgeprüfte Unterrichtsmaterialien des vzbv. Im August 2024 waren 130 Materialien zu Finanzthemen online, begutachtet und bewertet von unabhängigen Expert:innen. Der Anteil der Materialien mit schlechten Noten (befriedigend oder schlechter) war bei Angeboten der (Finanz-)Wirtschaft am höchsten (18 von 33). Die Gutachter:innen des Materialkompasses kritisierten unter anderem, dass die Materialien keine kritische Urteilsbildung zu Finanzthemen ermöglichen. 

Finanzbildung darf nicht Finanzvertrieb werden

Die nun geplante Finanzbildungsoffensive muss sich auch daran messen lassen, wie Qualität definiert und sichergestellt wird. Finanzbildung darf nicht Finanzvertrieb werden. Sie muss von kommerziellen Interessen unabhängig sein. Auch wenn das Unterrichtsmaterial, der Workshop inhaltlich und didaktisch überzeugen – es muss klar sein, wer welche Interessen verfolgt. Gerade beim Thema Geld ist Unabhängigkeit ein hohes Gut. 

Und schließlich brauchen Schulen verlässliche Partner. Hier und da ein neues Projekt, das nach wenigen Jahren wieder verschwindet, schafft keine nachhaltige Veränderung. Schulen und Lehrkräfte brauchen langfristige Begleitung. 

Die Bundesregierung tut also gut daran, zu schauen, wo es bereits etablierte Programme gibt, die auf die Ziele der Finanzbildungsstrategie einzahlen. Mit dem Angebot “Verbraucherschule” stärkt der vzbv schon seit 2016 Schulen, die Finanzen und andere Verbraucherthemen in den Unterricht bringen. Der vzbv unterstützt die Schulen mit Fortbildungen, geprüften Unterrichtsmaterialien und Austausch untereinander. Mittlerweile zählt das Netzwerk bundesweit rund 530 Schulen.

Bundesregierung sollte keine Doppelstrukturen aufbauen

Schon heute also leisten die Verbraucherschulen einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Finanzbildung. Nur wie lange noch? Bislang gibt es keine Zusage für eine Finanzierung über 2024 hinaus. Eine nachhaltige Stärkung finanzieller Bildung sieht anders aus. Stattdessen erhält die Stiftung “Geld und Währung” einen Auftrag zur Finanzbildung und laut Entwurf für den Bundeshaushalt für das Jahr 2025 stolze 4,5 Millionen Euro. [Hinweis der Redaktion: Etat-Entwürfe zum Download: Bundesfinanzministerium, Seite 27; Bundesministerium für Bildung und Forschung, Seite 8] Für weitere drei Jahre wurden weitere 8,1 Millionen Euro vorgemerkt. Wenn die Bundesregierung mit diesen Mitteln erst neue Strukturen aufbaut oder gar Doppelstrukturen schafft, verschwendet sie Zeit und wertvolle Ressourcen

Finanzbildung gehört als Teil von Verbraucherbildung ins Curriculum jeder Schule in Deutschland. Anbieterunabhängig, qualitätsgeprüft und werbefrei. 11,2 Millionen Schüler:innen könnten profitieren. Das wäre ein großer Schritt – ganz im Sinne der Finanzbildungsstrategie. 

Ramona Pop ist seit 2022 Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Der vzbv bündelt als Dachverband 16 Verbraucherzentralen und mehr als 30 verbraucherpolitische Verbände. Dazu gehören nach eigenen Angaben sieben Millionen Einzelmitglieder. Von 2016 bis 2021 war Pop Bürgermeisterin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin, von 2006 bis 2009 Fraktionsvorsitzende der Abgeordnetenhausfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

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News

Digitalpakt: Was die aktuelle Verhandlungsrunde ergeben hat

Beide Seiten, Bund und Länder, haben in der aktuellen Digitalpakt-Verhandlungsrunde bekräftigt, dass es zum 1. Januar 2025 eine Fortsetzung des Paktes geben soll. Das war aus dem Umfeld der Verhandlungen zu hören. Zugleich ist die Liste an Punkten, in denen keine Einigkeit besteht, noch lang. Dazu gehört mit an erster Stelle, dass der Bund weiterhin auf eine 50/50-Finanzierung pocht, was die Länder so nicht mittragen wollen.

Das BMBF verweist in den Verhandlungen beharrlich auf einen Kabinettsbeschluss der Bundesregierung vom 5. Juli 2023. Demnach wird die Bundesregierung “die Finanzierung von neuen Bund-Länder-Programmen auf eine ausgeglichene Kofinanzierung begrenzen” (Seite 12 im Papier).  “Für die Länder kommt eine 50/50-Finanzierung nicht infrage”, hatte demgegenüber die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) noch Anfang September erklärt. Diese vermeintlich unversöhnlichen Positionen könnten erneut der Wegbereiter sein für die Möglichkeit der Länder, laufende Programme auf ihren Finanzierungsanteil anrechnen zu lassen.

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Deutscher Philologenverband und Gesellschaft für Informatik fordern schnelle Einigung

Grundsätzlich fanden die Gespräche in konstruktiver Atmosphäre statt, hieß es. Noch zu Monatsbeginn hatten sich die Länder enttäuscht bis entrüstet gezeigt, dass das BMBF 2,5 Milliarden Euro an Bundesmitteln für den Digitalpakt II in Aussicht gestellt hatte. Und damit deutlich weniger als beim Digitalpakt I. Am Finanzvolumen wird sich von Bundesseite, so ist zu vernehmen, aber kaum noch etwas ändern.

Im Vorfeld des Treffens hatten verschiedene Interessenverbände von der Seitenlinie versucht, den Druck auf die verhandelnden Staatssekretäre zu erhöhen, sich zu einigen. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende vom Deutsche Philologenverband, etwa erklärte: “Es ist mittlerweile 5 nach 12! Von immer mehr Schulen erreichen uns besorgniserregende Nachrichten über den Zustand der digitalen Infrastruktur.”

Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik, pflichtete bei: “Ich kann nur an alle Beteiligten appellieren, zu einer guten und raschen Lösung zu kommen. Qualifizierter Unterricht braucht zeitgemäße Rahmenbedingungen und die notwendige technische Ausstattung.” Das gelte darüber hinaus für die Einführung des Faches Informatik und die Qualifizierung der Lehrkräfte ganz besonders.

GEW mahnt, nicht am “Königsteiner Schlüssel” festzuhalten

Die GEW lenkte den Blick derweil auf die mögliche Mittelverteilung in einem Digitalpakt II. Ein Festhalten am “Königsteiner Schlüssel”, das die KMK ins Spiel gebracht habe, sei nicht zielführend, betonte das GEW-Vorstandsmitglied Ralf Becker. “Eine sozial ausgewogene und gerechte Steuerung eines Digitalpakts 2.0 erfordert, die Gelder nach sozialen Indikatoren zu verteilen.”

Es könnte ein weiterer Punkt auf der Dissens-Liste von Bund und Ländern sein. Ende Oktober wird es – so ist zu hören – die nächste Verhandlungsrunde geben. Holger Schleper

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Kita-Kampagne: Wann sie im Petitionsausschuss angehört wird

Die Kampagne “Jedes Kind zählt” hat einen Anhörungstermin im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags erhalten. Die Anhörung soll am Montag, 7. Oktober, um 12 Uhr beginnen, teilte Katja Ross Table.Briefings mit. Sie hatte die Petition, die mehr als 220.000 Menschen unterzeichnet haben, eingereicht. 

Ziel der Kampagne ist es, noch Einfluss auf das Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz zu nehmen. Es könnte Mitte Oktober beschlossen werden. Der Entwurf sieht keine bundesweit einheitlichen Standards für Kitas vor. Die Kampagne fordert hingegen genau das, unter anderem verbindliche Mindestpersonalstandards. Der Ausschuss gibt anschließend eine Beschlussempfehlung an den Bundestag ab.

Lesen Sie auch: Kita-Kampagne – Wie sie Druck machen will, um angehört zu werden

“Wir wollen die Abgeordneten davon überzeugen, dass jetzt die Zeit ist, bundesweite Qualitätsstandards für die Kitas im Land einzuführen”, erklärte Ross Table.Briefings mit Blick auf die Anhörung. “Die Lage in unseren Kitas ist stellenweise katastrophal.” Wenn die Politik jetzt nicht mit Standards gegensteuere, werde es nur noch schlimmer. 

Weltkindertag rückt Lage der Kitas nochmal in den Vordergrund

Die Ampel-Koalition habe in ihrem Koalitionsvertrag die Einführung bundesweiter Qualitätsstandards versprochen. “Wenn die Ampel das Gesetz nicht für die Einführung von Standards nutzt, betreibt sie Wortbruch”, sagt Ross. 

Lesen Sie auch: Kita-Qualität – Warum Familienministerin Paus mit dem Koalitionsvertrag bricht

Anlässlich des Weltkindertages am Freitag will die Kampagne mit ihren zahlreichen Unterstützern bundesweit nochmal verstärkt an vielen Orten auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Dazu gehören Aktionen auf dem Domplatz in Magdeburg in Sachsen-Anhalt, ein Kita-Aktionstag in Sachsen oder bereits am Donnerstag eine Demonstration in HamburgHolger Schleper

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Haushalt: Baden-Württemberg legt Fokus auf Bildung

Baden-Württemberg legt mit seinem Haushaltsplan für die Jahre 2025 und 2026 einen klaren Schwerpunkt auf Bildung. Insgesamt stehen dem Land in dieser Zeit 136 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Ministerrat hat den Regierungsentwurf am Dienstag verabschiedet. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bezeichnete den Haushaltsentwurf als “großen Erfolg”. “Wir haben klare Schwerpunkte auf Bildung, innere Sicherheit und Innovation gesetzt.”

Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) sagte, zentrales Ziel des neuen Haushalts sei, “unsere Kinder besser zu fördern, und zwar so früh es geht”. Für die frühkindliche Sprachförderung werden rund 200 Millionen Euro bereitgestellt, zusätzlich zu weiteren 60 Millionen Euro des Bundes. Auf das Konzept zur Sprachförderung hatte sich die Regierung bereits im April geeinigt (Table.Briefings berichtete).

Kultusministerium profitiert von extra Geld

Was die Debatte um den Haushalt etwas entspannt hat: Der grün-schwarzen Landesregierung stand mehr Geld zur Verfügung als zunächst angenommen. Der Überschuss aus dem Jahr 2023 fiel unerwartet hoch aus. Zudem gab es zusätzliche Einnahmen, da in Baden-Württemberg laut Bevölkerungszählung (Zensus 2022) mehr Menschen leben als ursprünglich angenommen. Dadurch konnten die Grünen und die CDU mit rund 1,5 Milliarden Euro mehr planen als noch im Frühjahr von Finanzminister Bayaz vorausgesagt.

In Summe gibt das Land im Doppelhaushalt sogar 3,3 Milliarden Euro zusätzlich aus. Zusätzlich heißt: Mehr als in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen. Von diesen Mehrausgaben geht eine knappe halbe Milliarde (464 Millionen Euro) in die Bildung, mit Schwerpunkt frühkindliche Förderung, wie ein Sprecher Table.Briefings mitteilte.

Viele Länder stärken Bildung

Auch andere Länder stärken mit ihren Haushalten bildungspolitische Vorhaben. Nordrhein-Westfalen verkündete beispielsweise Rekordausgaben für die Bildung. Und in Bayern schaffte es das Startchancen-Programm doch noch mit eigenem Posten in den Haushalt – nachdem es im ersten Entwurf nicht erwähnt wurde.

In Hessen laufen die Debatten zum Haushalt noch. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fürchtet “massive Einsparungen” im Bereich Bildung. Am Montag veröffentlichte der Landesverband daher einen offenen Brief an die Abgeordneten des Landtags. Die darin formulierte Warnung: “Kürzungen und Einsparungen in Kitas, Schulen und Hochschulen wären gesellschaftlich verheerend.” Vera Kraft

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Baden-Württemberg: Warum Eltern von Kita-Kindern mehr Mitsprache bekommen

Der baden-württembergische Landeselternbeirat Kindertagesbetreuung (LEBK-BW) soll gesetzlich legitimiert werden, das hat die grün-schwarze Regierung beschlossen. Der Gesetzentwurf geht jetzt zur Beratung in den Landtag.

Konkret soll der Beirat künftig als demokratisch legitimiertes Beratungsgremium die Interessen der Eltern und Kinder vertreten. Das Kultusministerium soll ihn laut Gesetzesentwurf “über wesentliche Angelegenheiten betreffend die Erziehung, Bildung und Betreuung in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege” informieren und anhören. Die Partizipationsmöglichkeiten der Eltern von Kita-Kindern werden damit gestärkt. Das neue Gremium hat eine ähnliche Funktion wie der Landeselternbeirat für Schule in Baden-Württemberg.

LEBK erhält Geschäftsstelle im Kultusministerium

Der Landeselternbeirat Kindertagesbetreuung soll künftig aus neun bis höchstens 20 ehrenamtlichen Mitgliedern bestehen, die jeweils für zwei Jahre im Amt sind. Zur Besetzung soll eine landesweite Online-Wahl stattfinden. Wahlberechtigt sind die Elternbeiratsvorsitzenden und Gesamtelternbeiräte der Tageseinrichtungen sowie alle Eltern, deren Kinder in der Kindertagespflege betreut werden. Zur Unterstützung bekommt der Landeselternbeirat eine Geschäftsstelle im Kultusministerium.

Hoffnung auf stärkere Anerkennung auch der Kommunen

“Die Landeselternvertretung verspricht sich durch die gesetzliche Legitimation nicht nur auf Landesebene, sondern auch auf kommunaler Ebene eine noch stärkere Anerkennung der Elternarbeit“, betonen Julia Fischer und Heike Kempe von der LEBK-BW gegenüber Table.Briefings.

Die Landeselternvertretung, die sich 2020 im Zuge der Corona-Pandemie gegründet hat, sei bereits jetzt anerkannt und in viele Entscheidungsprozesse des Kultusministeriums eingebunden. Auch in der Bundeselternvertretung der Kinder in Kitas und in der Kindertagespflege ist die baden-württembergische Landeselternvertretung mit einem Sprecher vertreten.

In vielen weiteren Bundesländern gibt es ebenso Landeselternvertretungen für die Kindertagesbetreuung, die teilweise gesetzlich legitimiert sind. “Diese sind aber unterschiedlich wirkungsvoll“, sagte Bundeselternsprecher Asif Stöckel-Karim. Ein Grund: Nicht alle Landesregierungen beziehen die Elternschaft gleichermaßen in Entscheidungen ein. Janna Degener-Storr

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Frankreich: Was der Rechnungshof an der Umsetzung der Inklusion kritisiert

Der französische RechnungshofCour des Comptes” hat einen umfassenden Bericht zur Umsetzung der Inklusion in Frankreich veröffentlicht. Darin fordert er, unter anderem zu überprüfen, warum es im Schulsystem so viele Begleitpersonen von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen gibt. 

Zu Beginn des Schuljahres 2023 waren es laut französischem Bildungsministerium mehr als 130.000 sogenannte AESH (accompagnants des élèves en situation de handicap). Davon arbeitet allerdings nur ein kleiner Teil in Vollzeit. Der Rechnungshof schreibt daher von 79.000 Vollzeitstellen. Zugleich wirft er die Frage auf, warum so viele Menschen notwendig sind, um für Schüler mit Behinderungen das Schulsystem zugänglich zu machen. 

Der am Montag veröffentlichte Bericht “Die schulische Inklusion von Schülern mit Behinderungen” (Download Langfassung | Kurzfassung) kritisiert zudem fehlende statistische Daten. Die Inklusionspolitik leide unter einem allgemeinen Mangel an Daten, heißt es in dem Papier. 

Es mangelt an Daten, wie gut Inklusionsmaßnahmen wirken

Arbeiten, die analysieren, inwiefern der Besuch einer Regelschule von Schülern mit Behinderungen für ihren Schul- und allgemeineren Bildungserfolg von Vorteil ist, gebe es nicht. Daher sei es kaum möglich, Aussagen über die Leistung des französischen Inklusionsmodells zu machen. Auch ein Vergleich mit den Maßnahmen anderer Länder sei so nicht möglich.

Im Februar 2005 trat in Frankreich das Gesetz für gleiche Rechte, Chancen und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Kraft. Darin ist festgelegt, dass alle Kinder mit Behinderungen eine Regelschule besuchen können. Seit diesem Gesetz hat sich die Zahl der Schüler mit Behinderungen an den Regelschulen verdreifacht, heißt es in dem Bericht des Rechnungshofes. Im Schuljahr 2006/07 waren es 155.361 Schülerinnen und Schüler, 2022 schon 436.085. hsc

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Personalien

Für Bildung soll in der EU-Kommission künftig die rumänische Europaabgeordnete Roxana Mînzatu zuständig sein. Sie gehört der sozialdemokratischen EU-Fraktion an und ist in Rumänien Mitglied der als linkspopulistisch und linksnationalistisch geltenden Partei PSD. 2019 war die Politikwissenschaftlerin dort Ministerin für EU-Mittel. Offiziell soll sie die Bereiche “People, Skills and Preparedness” verantworten. Ursula von der Leyen ernannte sie zu einer von fünf geschäftsführenden Vizepräsidenten, was verdeutlicht, welche Bedeutung die Kommissionspräsidentin diesen Bereichen beimisst.

Bildung wurde aus dem Forschungsressort ausgeklammert, für die Forschung sehen Insider das jedoch als Fortschritt. Geht es nach dem Mission Letter von Ursula von der Leyen, soll Mînzatu folgende Aufgaben übernehmen: Erasmus + stärken; die Plattform EU-Talentpool voranbringen, welche die Anwerbung Arbeitsuchender aus Nicht-EU-Ländern für Mangelberufe vereinfacht; eine European Strategy for Vocational Education and Training entwickeln und damit die Zahl der Absolventen einer Berufsausbildung erhöhen; Strategien entwickeln, um Defizite in Grundkenntnissen und in der MINT-Bildung zu adressieren; eine EU Teachers Agenda entwickeln, die hilft, Arbeitsbedingungen, Ausbildung und Karriereaussichten von Lehrkräften zu verbessern und eine European Schools Alliance starten, die die Kooperation und Mobilität zwischen Schulen in Europa verbessert. Anna Parrisius

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Best of Table

Europe.Table: Unternehmen adaptieren Regeln für Künstliche Intelligenz: Fast 100 Organisationen sind bereit, die Regeln des AI Act früher als gefordert umzusetzen. Um sich dem AI Pact anzuschließen, geben sie eine entsprechende Erklärung ab. Die Auftaktveranstaltung ist für den 25. September geplant. Mehr dazu, lesen Sie hier.

Research.Table: Zweifel an Bettina Stark-Watzingers Aussagen. Durchgestochene Wire-Chats lassen die Bildungsministerin unglaubwürdig wirken. Sie ist offenbar sehr viel tiefer in die Ereignisse der Fördermittel-Affäre verstrickt, als sie bisher öffentlich zugegeben hat. Zudem war das Schulbekenntnis der entlassenen Staatssekretärin Sabine Döring womöglich nicht ganz freiwillig. Weitere Hintergründe und welche Schritte die CDU nun ankündigt, lesen Sie hier.

Climate.Table: Die Flutkatastrophe und wie Anpassung scheitert, wenn die Politik wegschaut. Das Tief “Boris” bringt Extremwetter und große Überschwemmungen nach Osteuropa. Gleichzeitig wird Klimapolitik bei Wahlen in diesen Regionen von den meisten Parteien ignoriert. Die Anpassung gerät schnell an ihre Grenzen. Mehr dazu.

Must-Reads

WDR: Kein Studiengang Grundschullehramt an der RWTH Aachen. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) streicht alle 80 geplanten Studienplätze für das Grundschullehramt. Die Hochschule begründet ihre Entscheidung mit den drohenden Mehrkosten von 400.000 Euro, die diese selbst hätte zahlen müssen. Städteregionsrat Tim Grüttemeier (CDU), Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen und der Bürgermeister der Stadt Stolberg Patrick Haas (SPD) kritisieren die Entscheidung. (Doch kein Grundschulstudium an RWTH Aachen

Washington Post: US-Forscher kritisieren, dass Schulhöfe nicht gegen Hitze schützen. Zahlreiche Schulhöfe dort bestehen nur aus ein paar Bänken, Bäume fehlen, dafür gebe es große, asphaltierte Flächen. Diese heizen sich bei hohen Temperaturen so sehr auf, dass sie eine Gefahr für die Kinder darstellen. Es fehle an Schatten, Spielmöglichkeiten und es brauche andere Bodenbeläge. Diese Umgestaltungen sind jedoch teuer. (Why schools are ripping up playgrounds across the U.S.

SZ: Welche Probleme Bildung nicht lösen kann. Pädagogik-Professor Klaus Zierer kritisiert die hohe Erwartungshaltung gegenüber der Schule. Diese könne grundlegende gesellschaftliche Probleme nicht lösen, egal, über wie viel Geld oder wie viele Unterrichtsstunden sie verfüge. So sei der Einfluss des Elternhauses so massiv, dass die Schule diesen nicht ausgleichen könne. Auch wenn Jugendliche das Vertrauen in die Demokratie verlören, sei die Lösung eher in der Politik zu finden. (Es ist nicht die Aufgabe der Schule, Chancengleichheit zu schaffen

Spiegel: Scheitert eine Kita-Pflicht bereits am Personalmangel? Um Kinder mit Sprachdefiziten zu fördern, wird immer wieder über eine Kita-Pflicht diskutiert. Doch diese Debatte lässt außen vor, dass es schon jetzt zu wenige Betreuer für freiwillige Kita-Besuche gibt. Insbesondere Kitas mit besonders vielen Kindern mit Sprachförderbedarf fehlt Personal. Zudem ist meist unklar, wie Sprachbildung am besten gelingt – in getrennten Kursen oder nebenbei im Kita-Alltag? (Was eine Kitapflicht für Migrantenkinder wirklich bringt

Dlf: Wie sieht moderner Unterricht aus? Die Laborschule Bielefeld lebt vor, wie die Zukunft der Schule aussehen kann. Dort lernen Schüler selbständig in Wohlfühlatmosphäre. Andrea Preußker von der Robert Bosch Stiftung lobt die Laborschule als Vorreiter für innovative Unterrichtskonzepte. Sie hebt unter anderem hervor, dass Noten sich gut durch andere Feedbackformate ersetzen lassen können. Forschung zeige, dass Noten Kinder unter Druck setzen und diese unter Stress schlechter lernen. (Wie viel “Laborschule Bielefeld” ist in den Regelschulen angekommen?

Zeit: Jungen erzielen im Bildungssystem im Schnitt deutlich schwächere Leistungen als Mädchen. Warum ist das so? Und wieso stößt dieses Thema auf sehr wenig Interesse? Dieser Frage geht Martin Spiewak nach. Vor allem in der Bildung sei das “starke Geschlecht” weiblich. Das zeige sich gerade beim Lesen. “Hier entspricht die Kluft zwischen Jungen und Mädchen in der neunten Klasse rund einem halben Schuljahr.” Als einen Grund für die Entwicklung nennt Spiewak die modernen Unterrichtsmethoden. Sie “bevorzugen offene Lernformen und setzen aufs eigenständige Lernen, was Mädchen im Schnitt besser beherrschen”. (Jung, männlich, abgehängt)

Termine

24. bis 26. September 2024, Berlin
Tagung Stitching Democracy – Politische Bildung im digitalen Raum
In verschiedenen Diskussionsrunden und Projektvorstellungen sollen sich die Teilnehmende über die Rolle von digitalen Medien in der Demokratie austauschen. So ist eines der Themen in dieser Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung der Einfluss von Tiktok auf die Meinungsbildung von Jugendlichen. INFOS & ANMELDUNG

26. September 2024 von 16.00 bis 17.30 Uhr, online
Webinar Spotlight BD: Kompetenzen im Wandel – Lehren und Lernen mit KI
Das Forum Bildung Digitalisierung lädt verschiedene Akteure aus dem Bildungsbereich ein, um zu diskutieren, wie der Einsatz von KI Unterricht tatsächlich bereichern kann und welche Kompetenzen digital souveräne Schüler und Lehrkräfte benötigen. INFOS & ANMELDUNG

27. September 2024 von 09.00 bis 13.00 Uhr, Berlin und online
Diskussionveranstaltung Liberaler Bildungsdialog
Die FDP lädt zur Diskussion mit Vertretern aus der eigenen Fraktion, der Wissenschaft und der Schule. So wird unter anderem Bettina Stark-Watzinger über das Startchancen-Programm sprechen. INFOS & ANMELDUNG

27. bis 28. September 2024, Erfurt
Tagung “Pädagogische Interaktion zwischen Materialität und Digitalität”
In der Jahrestagung des Pestalozzi-Fröbel-Verband e.V. widmet sich das Programm der praktischen und theoretischen Auseinandersetzung mit der Bedeutung von digitalen Medien für kindliches Lernen. Zudem stellt sich der Fachverband für Kindheit und Bildung auf dieser Tagung die Frage, inwieweit analoge Medien ersetzt werden können oder sollten. INFOS & ANMELDUNG

Bildung.Table Redaktion

BILDUNG.TABLE REDAKTION

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    Ob die Finanzbildungsstrategie von BMF und BMBF für Veränderung sorgen wird, muss sich noch zeigen. Ramona Pop, ehemals Wirtschaftssenatorin Berlins, jetzt Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, begrüßt das Vorhaben in ihrem Standpunkt grundlegend. Pop schreibt jedoch auch, dass ein Erfolg von der richtigen Ausgestaltung abhängen wird. Zentral ist für sie ein Fokus auf die Schulen und die Frage: “Wie gut ist, was unseren Kindern in der Schule vermittelt wird?”

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    Neues Abitur: Warum die Oberstufe Schlüssel zur Schulreform ist

    Der Ruf nach einer flexibleren Oberstufe am Gymnasium wird lauter. Verkürzt lautet die Kritik: Es dreht sich zu viel darum, auf das Abitur, nicht aber auf das Leben vorzubereiten. Über 300 Teilnehmende diskutierten am Wochenende bei einer Fachtagung, wie in der Sekundarstufe II mehr Zukunftskompetenzen vermittelt werden können. Dabei zeigte sich: Es ist viel Innovation möglich.

    “Wir leben in einer unbeständigen, komplexen Welt voller Optionen und technischer Neuerungen”, sagt Anne Sliwka, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Heidelberg. Das Konzept der “Fabrikschule” aus dem Industriezeitalter – mit festen Zeit- und Lehrplänen – passe nicht mehr zu den heutigen Herausforderungen. Stattdessen sollten Schüler lernen, selbstreguliert und im Team zu arbeiten und kreative Lösungen zu entwickeln.

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    Deeper Learning als Konzept für modernen Unterricht

    Deeper Learning könnte Sliwka zufolge ein geeigneter Ansatz sein, um Unterricht neu zu strukturieren. Der Lernprozess wird dabei in mehrere Phasen aufgeteilt, die adaptiv gestaltet sind.

    • Phase I: Instruktion und Aneignung
      Schüler lernen zunächst wichtige Grundlagen. Dieses gemeinsame Wissensfundament vermittelt eine Lehrkraft – eventuell digital gestützt.
    • Phase II: Ko-Konstruktion und Ko-Kreation
      In dieser Phase wird das Gelernte kreativ angewandt. Teamarbeit und das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen stehen im Vordergrund.
    • Phase III: Authentische Leistung
      Schüler sollen das Gelernte in die Praxis überführen, etwa durch Projekte, die reale Probleme adressieren. Dies kann durch Formate wie Podcasts oder Dokumentarfilme geschehen, die lebensnäher als klassische Klausuren sind.

    Flexible Zeit- und Raumnutzung

    Bislang bietet die Oberstufe am Gymnasium allerdings zu selten den Raum, um Konzepte wie Deeper Learning umzusetzen. “In den Klassen 5 bis 10 ist das noch leichter möglich”, berichtet eine Lehrerin auf der Fachtagung. “In der Oberstufe heißt es aber: Das geht nicht, die Schüler müssen fürs Abitur lernen.”

    Dieser unvermeidliche Blick auf die finale Abschlussprüfung ist der Grund dafür, dass Friedemann Stöffler überzeugt ist: “Schultransformation gelingt nur, wenn wir die Oberstufe und das Abitur verändern.” Stöffler ist Vorsitzender der “Initiative Flexible Oberstufe” und Sprecher des Bündnisses für ein zukunftsfähiges Abitur. Er setzt sich für individuelle Wege zum Abitur ein. In seinen Augen liegt der Fokus zu stark auf den formalen Regelungen und zu wenig auf der erworbenen Kompetenz. “Es kommt darauf an, dass ein Schüler die Mathematik-Prüfung besteht – nicht, wie viele Stunden Mathematik-Unterricht er davor hatte.”

    Einheitlicher Rahmen für vergleichbares Abitur?

    Das sehen die Kultusministerinnen und -minister anders. Zumindest geht das aus ihrem Beschluss vom Frühjahr 2023 zur Neuregelung der Oberstufe hervor. Diese Neuerungen sollen das Abitur bundesweit vergleichbarer machen. Grund dafür ist mitunter eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Dieses urteilte 2017: Da sich die Abiturnoten zu wenig vergleichen ließen, sei das Zulassungsverfahren für das Medizinstudium mit Numerus clausus in Teilen verfassungswidrig.

    Die Reaktion der Länder erscheint zunächst logisch: strengere und vor allem einheitlichere Regelungen für die Oberstufen-Kurse (Beschluss zum Download). Doch vielen Bildungsforschern und Praktikern ist das zu kurz gedacht. “Das macht das Abitur nicht gerechter”, sagt Schulentwickler Stöffler. Wolle man wirklich mehr Chancengerechtigkeit erreichen, müsse man stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler achten.

    Projektarbeit statt Fächerdenken

    Einige Schulen beweisen längst: Abiturvorbereitung geht auch flexibel und interdisziplinär. An der Max-Brauer-Schule in Hamburg beispielsweise lernen die Oberstufen-Schüler fächerübergreifend und projektorientiert. Am Ende der zehnten Klasse können sie sich je nach Interesse für eins von drei Profilen entscheiden: “Mensch und Umwelt”, “Sprachen und Kulturenvielfalt” oder “Mensch in der Gesellschaft”. Jedes Profil besteht aus einer anderen Fächerkombination.

    Neben dem regulären Fachunterricht gibt es immer wieder Profiltage, an denen ein Thema im Vordergrund steht, das über mehrere Fächer hinweg bearbeitet wird. “Die Schüler sollen dabei lernen, verschiedene Perspektiven einzunehmen”, sagt Schulleiter Tim Hagener. Naturwissenschaftliche Fächer etwa werden daher mit Philosophie kombiniert. Außerdem nutze man die Regelung zur “Klausurersatzleistung” aus. Statt nur auf Klausuren mit Wissensabfrage gibt es auch Noten für eigene Kunstprojekte, Umfragen oder Präsentationen.

    Zeitfenster für Reform der Oberstufe

    Teilweise bewegen sich Schulen mit solchen Modellen allerdings im rechtlichen Graubereich. Mehr noch als der rechtliche Rahmen halte aber die Zielvorstellung seitens der KMK Schulen vom Experimentieren ab, sagt Schulentwickler Stöffler. Er fordert daher eine Innovationsklausel, die Schulen ermutigt, neue Wege auszuprobieren. Und: “Wir brauchen eine stärkere inhaltliche Debatte, welche Kompetenzen auf dem Weg zum Abitur vermittelt werden sollen.” Seine Vision einer modernen Oberstufe findet sich in der Potsdamer Erklärung wieder – ein von vielen Bildungsverbänden und -experten unterstützter Gegenentwurf zu den Vorgaben der Kultusminister.

    Bis 2027 sollen die Länder den KMK-Beschluss umsetzen. Obwohl dieser die formale Struktur der Oberstufe strenger vorschreibt, engt er die Schulen nicht völlig ein. Und er regt an, das aktuelle Vorgehen – bundesweit – zu überdenken. Denn auch das macht die gymnasiale Oberstufe zu einem wirkungsvollen Hebel für Bildungsreformen: Das Gymnasium ist neben der Grundschule die einzige Schulform, die in allen Bundesländern existiert. Und es zeigt sich: Erste Länder denken bereits um. In Nordrhein-Westfalen etwa kündigte Schulministerin Dorothee Feller im Frühjahr eine Reform der Oberstufe an. Unter anderem wolle man neue Prüfungsformate ausprobieren.

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    Standpunkt

    Ramona Pop: Finanzbildung gehört an die Schulen 

    Ramona Pop, Vorständin vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

    In-App-Käufe in Handyspielen, Kaufempfehlungen bei TikTok oder Zahlung per Buy now, Pay later – schon Kinder und Jugendliche treffen finanzielle Entscheidungen. Darum gilt: Je früher junge Menschen Finanzkompetenzen erwerben, desto besser. Prävention hilft! Gerade junge Menschen verschulden sich zunehmend. Bei den 16- bis 29-Jährigen hat fast ein Drittel (31 Prozent) Probleme bei der Kreditrückzahlung, zeigt eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Der Umgang mit Geld will gelernt sein. 

    Es ist gut, dass die Bundesregierung finanzielle Kompetenzen stärken will. Gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird derzeit eine Finanzbildungsstrategie erarbeitet. Die OECD empfiehlt, gerade junge Menschen in den Blick zu nehmen. Und da kommen neben den Eltern auch die Schulen ins Spiel. Schulen sind der Ort, wo wir alle Kinder und Jugendlichen erreichen – unabhängig von Herkunft und Elternhaus. Stichwort: Chancengleichheit. 

    Finanzbildung kommt in Klassenzimmern zu selten an

    Neu ist das Thema nicht: Die Kultusministerien hatten sich bereits 2013 darauf geeinigt, Finanzbildung im Rahmen einer umfassenden Verbraucherbildung an Schulen zu stärken (Beschluss zum Download). Doch im Klassenzimmer kommt davon noch immer nicht viel an. Gerade mal in der Hälfte der Bundesländer gibt es Vorgaben, wie Finanzbildung und andere Alltagsthemen wie gesunde Ernährung oder nachhaltiger Konsum in den Schulalltag integriert werden sollen. 

    Solange es an flächendeckender Verbraucher- und Finanzbildung mangelt und unabhängige Aus- sowie Weiterbildungen für Lehrkräfte kaum angeboten werden, nutzen Schulen Angebote externer Anbieter. Unternehmen, Banken und wirtschaftsnahe Stiftungen sind längst da und bieten Unterrichtsmaterialien, Fortbildungen oder Workshops an. Nicht immer ganz uneigennützig. 

    Die Frage ist also: Wie gut ist, was unseren Kindern in der Schule vermittelt wird? Nicht alle Angebote sind empfehlenswert, zeigt eine Analyse des Materialkompasses, einer Datenbank für qualitätsgeprüfte Unterrichtsmaterialien des vzbv. Im August 2024 waren 130 Materialien zu Finanzthemen online, begutachtet und bewertet von unabhängigen Expert:innen. Der Anteil der Materialien mit schlechten Noten (befriedigend oder schlechter) war bei Angeboten der (Finanz-)Wirtschaft am höchsten (18 von 33). Die Gutachter:innen des Materialkompasses kritisierten unter anderem, dass die Materialien keine kritische Urteilsbildung zu Finanzthemen ermöglichen. 

    Finanzbildung darf nicht Finanzvertrieb werden

    Die nun geplante Finanzbildungsoffensive muss sich auch daran messen lassen, wie Qualität definiert und sichergestellt wird. Finanzbildung darf nicht Finanzvertrieb werden. Sie muss von kommerziellen Interessen unabhängig sein. Auch wenn das Unterrichtsmaterial, der Workshop inhaltlich und didaktisch überzeugen – es muss klar sein, wer welche Interessen verfolgt. Gerade beim Thema Geld ist Unabhängigkeit ein hohes Gut. 

    Und schließlich brauchen Schulen verlässliche Partner. Hier und da ein neues Projekt, das nach wenigen Jahren wieder verschwindet, schafft keine nachhaltige Veränderung. Schulen und Lehrkräfte brauchen langfristige Begleitung. 

    Die Bundesregierung tut also gut daran, zu schauen, wo es bereits etablierte Programme gibt, die auf die Ziele der Finanzbildungsstrategie einzahlen. Mit dem Angebot “Verbraucherschule” stärkt der vzbv schon seit 2016 Schulen, die Finanzen und andere Verbraucherthemen in den Unterricht bringen. Der vzbv unterstützt die Schulen mit Fortbildungen, geprüften Unterrichtsmaterialien und Austausch untereinander. Mittlerweile zählt das Netzwerk bundesweit rund 530 Schulen.

    Bundesregierung sollte keine Doppelstrukturen aufbauen

    Schon heute also leisten die Verbraucherschulen einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Finanzbildung. Nur wie lange noch? Bislang gibt es keine Zusage für eine Finanzierung über 2024 hinaus. Eine nachhaltige Stärkung finanzieller Bildung sieht anders aus. Stattdessen erhält die Stiftung “Geld und Währung” einen Auftrag zur Finanzbildung und laut Entwurf für den Bundeshaushalt für das Jahr 2025 stolze 4,5 Millionen Euro. [Hinweis der Redaktion: Etat-Entwürfe zum Download: Bundesfinanzministerium, Seite 27; Bundesministerium für Bildung und Forschung, Seite 8] Für weitere drei Jahre wurden weitere 8,1 Millionen Euro vorgemerkt. Wenn die Bundesregierung mit diesen Mitteln erst neue Strukturen aufbaut oder gar Doppelstrukturen schafft, verschwendet sie Zeit und wertvolle Ressourcen

    Finanzbildung gehört als Teil von Verbraucherbildung ins Curriculum jeder Schule in Deutschland. Anbieterunabhängig, qualitätsgeprüft und werbefrei. 11,2 Millionen Schüler:innen könnten profitieren. Das wäre ein großer Schritt – ganz im Sinne der Finanzbildungsstrategie. 

    Ramona Pop ist seit 2022 Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Der vzbv bündelt als Dachverband 16 Verbraucherzentralen und mehr als 30 verbraucherpolitische Verbände. Dazu gehören nach eigenen Angaben sieben Millionen Einzelmitglieder. Von 2016 bis 2021 war Pop Bürgermeisterin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin, von 2006 bis 2009 Fraktionsvorsitzende der Abgeordnetenhausfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

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    News

    Digitalpakt: Was die aktuelle Verhandlungsrunde ergeben hat

    Beide Seiten, Bund und Länder, haben in der aktuellen Digitalpakt-Verhandlungsrunde bekräftigt, dass es zum 1. Januar 2025 eine Fortsetzung des Paktes geben soll. Das war aus dem Umfeld der Verhandlungen zu hören. Zugleich ist die Liste an Punkten, in denen keine Einigkeit besteht, noch lang. Dazu gehört mit an erster Stelle, dass der Bund weiterhin auf eine 50/50-Finanzierung pocht, was die Länder so nicht mittragen wollen.

    Das BMBF verweist in den Verhandlungen beharrlich auf einen Kabinettsbeschluss der Bundesregierung vom 5. Juli 2023. Demnach wird die Bundesregierung “die Finanzierung von neuen Bund-Länder-Programmen auf eine ausgeglichene Kofinanzierung begrenzen” (Seite 12 im Papier).  “Für die Länder kommt eine 50/50-Finanzierung nicht infrage”, hatte demgegenüber die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) noch Anfang September erklärt. Diese vermeintlich unversöhnlichen Positionen könnten erneut der Wegbereiter sein für die Möglichkeit der Länder, laufende Programme auf ihren Finanzierungsanteil anrechnen zu lassen.

    Lesen Sie auch: Startchancen – Kabinettsbeschluss bindet BMBF

    Deutscher Philologenverband und Gesellschaft für Informatik fordern schnelle Einigung

    Grundsätzlich fanden die Gespräche in konstruktiver Atmosphäre statt, hieß es. Noch zu Monatsbeginn hatten sich die Länder enttäuscht bis entrüstet gezeigt, dass das BMBF 2,5 Milliarden Euro an Bundesmitteln für den Digitalpakt II in Aussicht gestellt hatte. Und damit deutlich weniger als beim Digitalpakt I. Am Finanzvolumen wird sich von Bundesseite, so ist zu vernehmen, aber kaum noch etwas ändern.

    Im Vorfeld des Treffens hatten verschiedene Interessenverbände von der Seitenlinie versucht, den Druck auf die verhandelnden Staatssekretäre zu erhöhen, sich zu einigen. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende vom Deutsche Philologenverband, etwa erklärte: “Es ist mittlerweile 5 nach 12! Von immer mehr Schulen erreichen uns besorgniserregende Nachrichten über den Zustand der digitalen Infrastruktur.”

    Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik, pflichtete bei: “Ich kann nur an alle Beteiligten appellieren, zu einer guten und raschen Lösung zu kommen. Qualifizierter Unterricht braucht zeitgemäße Rahmenbedingungen und die notwendige technische Ausstattung.” Das gelte darüber hinaus für die Einführung des Faches Informatik und die Qualifizierung der Lehrkräfte ganz besonders.

    GEW mahnt, nicht am “Königsteiner Schlüssel” festzuhalten

    Die GEW lenkte den Blick derweil auf die mögliche Mittelverteilung in einem Digitalpakt II. Ein Festhalten am “Königsteiner Schlüssel”, das die KMK ins Spiel gebracht habe, sei nicht zielführend, betonte das GEW-Vorstandsmitglied Ralf Becker. “Eine sozial ausgewogene und gerechte Steuerung eines Digitalpakts 2.0 erfordert, die Gelder nach sozialen Indikatoren zu verteilen.”

    Es könnte ein weiterer Punkt auf der Dissens-Liste von Bund und Ländern sein. Ende Oktober wird es – so ist zu hören – die nächste Verhandlungsrunde geben. Holger Schleper

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    Kita-Kampagne: Wann sie im Petitionsausschuss angehört wird

    Die Kampagne “Jedes Kind zählt” hat einen Anhörungstermin im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags erhalten. Die Anhörung soll am Montag, 7. Oktober, um 12 Uhr beginnen, teilte Katja Ross Table.Briefings mit. Sie hatte die Petition, die mehr als 220.000 Menschen unterzeichnet haben, eingereicht. 

    Ziel der Kampagne ist es, noch Einfluss auf das Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz zu nehmen. Es könnte Mitte Oktober beschlossen werden. Der Entwurf sieht keine bundesweit einheitlichen Standards für Kitas vor. Die Kampagne fordert hingegen genau das, unter anderem verbindliche Mindestpersonalstandards. Der Ausschuss gibt anschließend eine Beschlussempfehlung an den Bundestag ab.

    Lesen Sie auch: Kita-Kampagne – Wie sie Druck machen will, um angehört zu werden

    “Wir wollen die Abgeordneten davon überzeugen, dass jetzt die Zeit ist, bundesweite Qualitätsstandards für die Kitas im Land einzuführen”, erklärte Ross Table.Briefings mit Blick auf die Anhörung. “Die Lage in unseren Kitas ist stellenweise katastrophal.” Wenn die Politik jetzt nicht mit Standards gegensteuere, werde es nur noch schlimmer. 

    Weltkindertag rückt Lage der Kitas nochmal in den Vordergrund

    Die Ampel-Koalition habe in ihrem Koalitionsvertrag die Einführung bundesweiter Qualitätsstandards versprochen. “Wenn die Ampel das Gesetz nicht für die Einführung von Standards nutzt, betreibt sie Wortbruch”, sagt Ross. 

    Lesen Sie auch: Kita-Qualität – Warum Familienministerin Paus mit dem Koalitionsvertrag bricht

    Anlässlich des Weltkindertages am Freitag will die Kampagne mit ihren zahlreichen Unterstützern bundesweit nochmal verstärkt an vielen Orten auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Dazu gehören Aktionen auf dem Domplatz in Magdeburg in Sachsen-Anhalt, ein Kita-Aktionstag in Sachsen oder bereits am Donnerstag eine Demonstration in HamburgHolger Schleper

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    Haushalt: Baden-Württemberg legt Fokus auf Bildung

    Baden-Württemberg legt mit seinem Haushaltsplan für die Jahre 2025 und 2026 einen klaren Schwerpunkt auf Bildung. Insgesamt stehen dem Land in dieser Zeit 136 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Ministerrat hat den Regierungsentwurf am Dienstag verabschiedet. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bezeichnete den Haushaltsentwurf als “großen Erfolg”. “Wir haben klare Schwerpunkte auf Bildung, innere Sicherheit und Innovation gesetzt.”

    Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) sagte, zentrales Ziel des neuen Haushalts sei, “unsere Kinder besser zu fördern, und zwar so früh es geht”. Für die frühkindliche Sprachförderung werden rund 200 Millionen Euro bereitgestellt, zusätzlich zu weiteren 60 Millionen Euro des Bundes. Auf das Konzept zur Sprachförderung hatte sich die Regierung bereits im April geeinigt (Table.Briefings berichtete).

    Kultusministerium profitiert von extra Geld

    Was die Debatte um den Haushalt etwas entspannt hat: Der grün-schwarzen Landesregierung stand mehr Geld zur Verfügung als zunächst angenommen. Der Überschuss aus dem Jahr 2023 fiel unerwartet hoch aus. Zudem gab es zusätzliche Einnahmen, da in Baden-Württemberg laut Bevölkerungszählung (Zensus 2022) mehr Menschen leben als ursprünglich angenommen. Dadurch konnten die Grünen und die CDU mit rund 1,5 Milliarden Euro mehr planen als noch im Frühjahr von Finanzminister Bayaz vorausgesagt.

    In Summe gibt das Land im Doppelhaushalt sogar 3,3 Milliarden Euro zusätzlich aus. Zusätzlich heißt: Mehr als in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen. Von diesen Mehrausgaben geht eine knappe halbe Milliarde (464 Millionen Euro) in die Bildung, mit Schwerpunkt frühkindliche Förderung, wie ein Sprecher Table.Briefings mitteilte.

    Viele Länder stärken Bildung

    Auch andere Länder stärken mit ihren Haushalten bildungspolitische Vorhaben. Nordrhein-Westfalen verkündete beispielsweise Rekordausgaben für die Bildung. Und in Bayern schaffte es das Startchancen-Programm doch noch mit eigenem Posten in den Haushalt – nachdem es im ersten Entwurf nicht erwähnt wurde.

    In Hessen laufen die Debatten zum Haushalt noch. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fürchtet “massive Einsparungen” im Bereich Bildung. Am Montag veröffentlichte der Landesverband daher einen offenen Brief an die Abgeordneten des Landtags. Die darin formulierte Warnung: “Kürzungen und Einsparungen in Kitas, Schulen und Hochschulen wären gesellschaftlich verheerend.” Vera Kraft

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    Baden-Württemberg: Warum Eltern von Kita-Kindern mehr Mitsprache bekommen

    Der baden-württembergische Landeselternbeirat Kindertagesbetreuung (LEBK-BW) soll gesetzlich legitimiert werden, das hat die grün-schwarze Regierung beschlossen. Der Gesetzentwurf geht jetzt zur Beratung in den Landtag.

    Konkret soll der Beirat künftig als demokratisch legitimiertes Beratungsgremium die Interessen der Eltern und Kinder vertreten. Das Kultusministerium soll ihn laut Gesetzesentwurf “über wesentliche Angelegenheiten betreffend die Erziehung, Bildung und Betreuung in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege” informieren und anhören. Die Partizipationsmöglichkeiten der Eltern von Kita-Kindern werden damit gestärkt. Das neue Gremium hat eine ähnliche Funktion wie der Landeselternbeirat für Schule in Baden-Württemberg.

    LEBK erhält Geschäftsstelle im Kultusministerium

    Der Landeselternbeirat Kindertagesbetreuung soll künftig aus neun bis höchstens 20 ehrenamtlichen Mitgliedern bestehen, die jeweils für zwei Jahre im Amt sind. Zur Besetzung soll eine landesweite Online-Wahl stattfinden. Wahlberechtigt sind die Elternbeiratsvorsitzenden und Gesamtelternbeiräte der Tageseinrichtungen sowie alle Eltern, deren Kinder in der Kindertagespflege betreut werden. Zur Unterstützung bekommt der Landeselternbeirat eine Geschäftsstelle im Kultusministerium.

    Hoffnung auf stärkere Anerkennung auch der Kommunen

    “Die Landeselternvertretung verspricht sich durch die gesetzliche Legitimation nicht nur auf Landesebene, sondern auch auf kommunaler Ebene eine noch stärkere Anerkennung der Elternarbeit“, betonen Julia Fischer und Heike Kempe von der LEBK-BW gegenüber Table.Briefings.

    Die Landeselternvertretung, die sich 2020 im Zuge der Corona-Pandemie gegründet hat, sei bereits jetzt anerkannt und in viele Entscheidungsprozesse des Kultusministeriums eingebunden. Auch in der Bundeselternvertretung der Kinder in Kitas und in der Kindertagespflege ist die baden-württembergische Landeselternvertretung mit einem Sprecher vertreten.

    In vielen weiteren Bundesländern gibt es ebenso Landeselternvertretungen für die Kindertagesbetreuung, die teilweise gesetzlich legitimiert sind. “Diese sind aber unterschiedlich wirkungsvoll“, sagte Bundeselternsprecher Asif Stöckel-Karim. Ein Grund: Nicht alle Landesregierungen beziehen die Elternschaft gleichermaßen in Entscheidungen ein. Janna Degener-Storr

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    Frankreich: Was der Rechnungshof an der Umsetzung der Inklusion kritisiert

    Der französische RechnungshofCour des Comptes” hat einen umfassenden Bericht zur Umsetzung der Inklusion in Frankreich veröffentlicht. Darin fordert er, unter anderem zu überprüfen, warum es im Schulsystem so viele Begleitpersonen von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen gibt. 

    Zu Beginn des Schuljahres 2023 waren es laut französischem Bildungsministerium mehr als 130.000 sogenannte AESH (accompagnants des élèves en situation de handicap). Davon arbeitet allerdings nur ein kleiner Teil in Vollzeit. Der Rechnungshof schreibt daher von 79.000 Vollzeitstellen. Zugleich wirft er die Frage auf, warum so viele Menschen notwendig sind, um für Schüler mit Behinderungen das Schulsystem zugänglich zu machen. 

    Der am Montag veröffentlichte Bericht “Die schulische Inklusion von Schülern mit Behinderungen” (Download Langfassung | Kurzfassung) kritisiert zudem fehlende statistische Daten. Die Inklusionspolitik leide unter einem allgemeinen Mangel an Daten, heißt es in dem Papier. 

    Es mangelt an Daten, wie gut Inklusionsmaßnahmen wirken

    Arbeiten, die analysieren, inwiefern der Besuch einer Regelschule von Schülern mit Behinderungen für ihren Schul- und allgemeineren Bildungserfolg von Vorteil ist, gebe es nicht. Daher sei es kaum möglich, Aussagen über die Leistung des französischen Inklusionsmodells zu machen. Auch ein Vergleich mit den Maßnahmen anderer Länder sei so nicht möglich.

    Im Februar 2005 trat in Frankreich das Gesetz für gleiche Rechte, Chancen und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Kraft. Darin ist festgelegt, dass alle Kinder mit Behinderungen eine Regelschule besuchen können. Seit diesem Gesetz hat sich die Zahl der Schüler mit Behinderungen an den Regelschulen verdreifacht, heißt es in dem Bericht des Rechnungshofes. Im Schuljahr 2006/07 waren es 155.361 Schülerinnen und Schüler, 2022 schon 436.085. hsc

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    Personalien

    Für Bildung soll in der EU-Kommission künftig die rumänische Europaabgeordnete Roxana Mînzatu zuständig sein. Sie gehört der sozialdemokratischen EU-Fraktion an und ist in Rumänien Mitglied der als linkspopulistisch und linksnationalistisch geltenden Partei PSD. 2019 war die Politikwissenschaftlerin dort Ministerin für EU-Mittel. Offiziell soll sie die Bereiche “People, Skills and Preparedness” verantworten. Ursula von der Leyen ernannte sie zu einer von fünf geschäftsführenden Vizepräsidenten, was verdeutlicht, welche Bedeutung die Kommissionspräsidentin diesen Bereichen beimisst.

    Bildung wurde aus dem Forschungsressort ausgeklammert, für die Forschung sehen Insider das jedoch als Fortschritt. Geht es nach dem Mission Letter von Ursula von der Leyen, soll Mînzatu folgende Aufgaben übernehmen: Erasmus + stärken; die Plattform EU-Talentpool voranbringen, welche die Anwerbung Arbeitsuchender aus Nicht-EU-Ländern für Mangelberufe vereinfacht; eine European Strategy for Vocational Education and Training entwickeln und damit die Zahl der Absolventen einer Berufsausbildung erhöhen; Strategien entwickeln, um Defizite in Grundkenntnissen und in der MINT-Bildung zu adressieren; eine EU Teachers Agenda entwickeln, die hilft, Arbeitsbedingungen, Ausbildung und Karriereaussichten von Lehrkräften zu verbessern und eine European Schools Alliance starten, die die Kooperation und Mobilität zwischen Schulen in Europa verbessert. Anna Parrisius

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    • Mobilität

    Best of Table

    Europe.Table: Unternehmen adaptieren Regeln für Künstliche Intelligenz: Fast 100 Organisationen sind bereit, die Regeln des AI Act früher als gefordert umzusetzen. Um sich dem AI Pact anzuschließen, geben sie eine entsprechende Erklärung ab. Die Auftaktveranstaltung ist für den 25. September geplant. Mehr dazu, lesen Sie hier.

    Research.Table: Zweifel an Bettina Stark-Watzingers Aussagen. Durchgestochene Wire-Chats lassen die Bildungsministerin unglaubwürdig wirken. Sie ist offenbar sehr viel tiefer in die Ereignisse der Fördermittel-Affäre verstrickt, als sie bisher öffentlich zugegeben hat. Zudem war das Schulbekenntnis der entlassenen Staatssekretärin Sabine Döring womöglich nicht ganz freiwillig. Weitere Hintergründe und welche Schritte die CDU nun ankündigt, lesen Sie hier.

    Climate.Table: Die Flutkatastrophe und wie Anpassung scheitert, wenn die Politik wegschaut. Das Tief “Boris” bringt Extremwetter und große Überschwemmungen nach Osteuropa. Gleichzeitig wird Klimapolitik bei Wahlen in diesen Regionen von den meisten Parteien ignoriert. Die Anpassung gerät schnell an ihre Grenzen. Mehr dazu.

    Must-Reads

    WDR: Kein Studiengang Grundschullehramt an der RWTH Aachen. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) streicht alle 80 geplanten Studienplätze für das Grundschullehramt. Die Hochschule begründet ihre Entscheidung mit den drohenden Mehrkosten von 400.000 Euro, die diese selbst hätte zahlen müssen. Städteregionsrat Tim Grüttemeier (CDU), Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen und der Bürgermeister der Stadt Stolberg Patrick Haas (SPD) kritisieren die Entscheidung. (Doch kein Grundschulstudium an RWTH Aachen

    Washington Post: US-Forscher kritisieren, dass Schulhöfe nicht gegen Hitze schützen. Zahlreiche Schulhöfe dort bestehen nur aus ein paar Bänken, Bäume fehlen, dafür gebe es große, asphaltierte Flächen. Diese heizen sich bei hohen Temperaturen so sehr auf, dass sie eine Gefahr für die Kinder darstellen. Es fehle an Schatten, Spielmöglichkeiten und es brauche andere Bodenbeläge. Diese Umgestaltungen sind jedoch teuer. (Why schools are ripping up playgrounds across the U.S.

    SZ: Welche Probleme Bildung nicht lösen kann. Pädagogik-Professor Klaus Zierer kritisiert die hohe Erwartungshaltung gegenüber der Schule. Diese könne grundlegende gesellschaftliche Probleme nicht lösen, egal, über wie viel Geld oder wie viele Unterrichtsstunden sie verfüge. So sei der Einfluss des Elternhauses so massiv, dass die Schule diesen nicht ausgleichen könne. Auch wenn Jugendliche das Vertrauen in die Demokratie verlören, sei die Lösung eher in der Politik zu finden. (Es ist nicht die Aufgabe der Schule, Chancengleichheit zu schaffen

    Spiegel: Scheitert eine Kita-Pflicht bereits am Personalmangel? Um Kinder mit Sprachdefiziten zu fördern, wird immer wieder über eine Kita-Pflicht diskutiert. Doch diese Debatte lässt außen vor, dass es schon jetzt zu wenige Betreuer für freiwillige Kita-Besuche gibt. Insbesondere Kitas mit besonders vielen Kindern mit Sprachförderbedarf fehlt Personal. Zudem ist meist unklar, wie Sprachbildung am besten gelingt – in getrennten Kursen oder nebenbei im Kita-Alltag? (Was eine Kitapflicht für Migrantenkinder wirklich bringt

    Dlf: Wie sieht moderner Unterricht aus? Die Laborschule Bielefeld lebt vor, wie die Zukunft der Schule aussehen kann. Dort lernen Schüler selbständig in Wohlfühlatmosphäre. Andrea Preußker von der Robert Bosch Stiftung lobt die Laborschule als Vorreiter für innovative Unterrichtskonzepte. Sie hebt unter anderem hervor, dass Noten sich gut durch andere Feedbackformate ersetzen lassen können. Forschung zeige, dass Noten Kinder unter Druck setzen und diese unter Stress schlechter lernen. (Wie viel “Laborschule Bielefeld” ist in den Regelschulen angekommen?

    Zeit: Jungen erzielen im Bildungssystem im Schnitt deutlich schwächere Leistungen als Mädchen. Warum ist das so? Und wieso stößt dieses Thema auf sehr wenig Interesse? Dieser Frage geht Martin Spiewak nach. Vor allem in der Bildung sei das “starke Geschlecht” weiblich. Das zeige sich gerade beim Lesen. “Hier entspricht die Kluft zwischen Jungen und Mädchen in der neunten Klasse rund einem halben Schuljahr.” Als einen Grund für die Entwicklung nennt Spiewak die modernen Unterrichtsmethoden. Sie “bevorzugen offene Lernformen und setzen aufs eigenständige Lernen, was Mädchen im Schnitt besser beherrschen”. (Jung, männlich, abgehängt)

    Termine

    24. bis 26. September 2024, Berlin
    Tagung Stitching Democracy – Politische Bildung im digitalen Raum
    In verschiedenen Diskussionsrunden und Projektvorstellungen sollen sich die Teilnehmende über die Rolle von digitalen Medien in der Demokratie austauschen. So ist eines der Themen in dieser Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung der Einfluss von Tiktok auf die Meinungsbildung von Jugendlichen. INFOS & ANMELDUNG

    26. September 2024 von 16.00 bis 17.30 Uhr, online
    Webinar Spotlight BD: Kompetenzen im Wandel – Lehren und Lernen mit KI
    Das Forum Bildung Digitalisierung lädt verschiedene Akteure aus dem Bildungsbereich ein, um zu diskutieren, wie der Einsatz von KI Unterricht tatsächlich bereichern kann und welche Kompetenzen digital souveräne Schüler und Lehrkräfte benötigen. INFOS & ANMELDUNG

    27. September 2024 von 09.00 bis 13.00 Uhr, Berlin und online
    Diskussionveranstaltung Liberaler Bildungsdialog
    Die FDP lädt zur Diskussion mit Vertretern aus der eigenen Fraktion, der Wissenschaft und der Schule. So wird unter anderem Bettina Stark-Watzinger über das Startchancen-Programm sprechen. INFOS & ANMELDUNG

    27. bis 28. September 2024, Erfurt
    Tagung “Pädagogische Interaktion zwischen Materialität und Digitalität”
    In der Jahrestagung des Pestalozzi-Fröbel-Verband e.V. widmet sich das Programm der praktischen und theoretischen Auseinandersetzung mit der Bedeutung von digitalen Medien für kindliches Lernen. Zudem stellt sich der Fachverband für Kindheit und Bildung auf dieser Tagung die Frage, inwieweit analoge Medien ersetzt werden können oder sollten. INFOS & ANMELDUNG

    Bildung.Table Redaktion

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