Table.Briefing: Bildung

Besserer Mathe-Unterricht + Koordinierte Berufsorientierung + Image von Lehrern

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit welchem Gefühl sind Sie während Ihrer Schulzeit in den Mathe-Unterricht gegangen? Vorfreude? Oder gar Angst? Bei mir hing es stark davon ab, wer an der Tafel stand. Meine Einstellung zu Mathe – und ehrlicherweise auch meine Noten – variierten, je nachdem, wie der Unterricht gestaltet war. Das Fortbildungsprogramm QuaMath soll nun dafür sorgen, Mathematik-Unterricht flächendeckend zu verbessern. Meine Kollegin Annette Kuhn hat sich die Pläne angeschaut und analysiert, was QuaMath im Vergleich zu anderen Programmen besser macht.

Kompetenzen in Mathematik allein reichen aber natürlich nicht aus, damit junge Erwachsene gewappnet ins (Berufs-)Leben starten können. Es braucht auch die praktische Berufsorientierung, wie Mirko Kother vom Bundeselternrat in seinem Standpunkt schreibt. Damit diese besser gelingt, macht er konkrete Vorschläge, wie eine strukturelle Verankerung und Koordinierung der verschiedenen Projekte und Institutionen aussehen könnte.

Unabhängig davon, wie Sie Ihren Mathe-Unterricht fanden, hoffe ich, Sie starten mit einem guten Gefühl in diese Lektüre und ins Wochenende!

Ihre
Vera Kraft
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Analyse

QuaMath: Wie Schüler in Mathematik besser werden sollen

10.000 Schulen, 400 Multiplikatoren, 60 Länderkoordinatoren, 60 Fortbildungsmodule, zehn Jahre – das Programm QuaMath kann von seiner Reichweite mit dem Startchancen-Programm durchaus mithalten. Und wie das Startchancen-Programm einen Paradigmenwechsel bei der Ressourcenverteilung bringt, so könnte QuaMath die Lehrerfortbildung und Unterrichtsentwicklung nachhaltig verändern.

QuaMath steht für “Unterrichts- und Fortbildungsqualität im Mathematikunterricht entwickeln”. Konzept des Programms ist es, Lehrkräfte von 10.000 Schulen, also einem Drittel aller allgemeinbildenden Schulen, über ein Multiplikatorensystem fortzubilden. Ziel ist, den Mathematikunterricht von der frühkindlichen Bildung bis zum Abitur zu verbessern und die Kompetenzen von Schülern zu steigern. Beim Programm sind außer Thüringen alle Länder dabei.

Seit Sommer 2023 wurden dafür zunächst die Multiplikatoren qualifiziert. Ab dem kommenden Schuljahr sollen sie nun Fortbildungen, die aus verschiedenen Modulen bestehen, durchführen. Bei der Vorstellung dieser neuen Phase betonte KMK-Generalsekretär Udo Michallik: “Wir waren hier sehr schnell in der Umsetzung.”

In jedem Netzwerk sind fünf Schulen, die wiederum jeweils mit einem Team von drei bis fünf Lehrkräften vertreten sind. Beim Start sind 1.000 Schulen mit entsprechend 3.000 bis 5.000 Lehrkräften dabei. Die Teams tragen dann ihr Wissen in das Kollegium, damit sich der Mathematikunterricht in allen beteiligten Schulen verändert und nicht nur in einzelnen Klassen.

Fortbildung ist in Modulen angelegt

Der Prozess in einer QuaMath-Schule dauert in der Regel drei Jahre. Das Programm startet mit einem Basismodul zur Unterrichtsqualität. Im zweiten Jahr wählen die Koordinatoren und Multiplikatoren gemeinsam zwei weitere Module, zum Beispiel zu Diagnose und Fördern, zum Einsatz digitaler Medien oder zur Vermittlung bestimmter mathematischer Inhalte. Im dritten Jahr können sich die Schulen dann selbstständig weitere Inhalte in digitalen Selbstlernmodulen erschließen.

Mit Blick auf das ein Jahr später als geplant beginnende Startchancen-Programm und den immer noch nicht ausverhandelten Digitalpakt II ist auch dies bemerkenswert: QuaMath liegt bislang im Zeitplan. Und Michallik kann sich hier auch die Spitze Richtung BMBF nicht verkneifen: “Dieses Programm haben die Länder ganz allein, ohne den Bund, entwickelt.” Allerdings ist die finanzielle Dimension auch eine andere: Für die ersten fünfeinhalb Jahre beträgt die Fördersumme 17,6 Millionen Euro. Für die Koordination und für die Multiplikatoren investieren die Länder zusammen jährlich weitere 5,5 Millionen Euro.

Akteure auf allen Ebenen bei QuaMath beteiligt

Zuständig für die Umsetzung von QuaMath ist das Deutsche Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik (DZLM), das inzwischen am IPN Kiel angesiedelt ist. Auch im DZLM steht Netzwerkarbeit im Fokus: Das IPN kooperiert mit zwölf weiteren Hochschulen. Die wissenschaftliche Begleitung ist mitgedacht. Wichtig ist für Susanne Prediger, die das DZLM und das Projekt QuaMath leitet, aber auch: “Wir müssen alle Kräfte und Akteure miteinander verknüpfen.” Daher sind alle Ebenen und alle Beteiligten, Lehrkräfte, Schulleitungen, Schulverwaltung, Landesinstitute und die Bildungswissenschaft von Anfang an dabei. “Nur so können wir nachhaltig etwas verändern”, ergänzt Bildungsforscher Hans Anand Pant, der gemeinsam mit Mathedidaktikerin Prediger das Projekt QuaMath leitet.

Der Startzeitpunkt von QuaMath könnte wohl nicht passender sein. Das Programm wirkt wie eine Antwort auf die Ende Dezember veröffentlichten, desaströsen Pisa-Ergebnisse: Knapp ein Drittel der 15-Jährigen hat in Mathematik nur sehr geringe Kompetenzen. Ein Befund, der sich auch schon beim letzten IQB-Bildungstrend zu den Kompetenzen der Viert- und Neuntklässler abgezeichnet hat.

“Wir müssen weg vom Bulimielernen: Lernen – Prüfen – Vergessen”, sagt Prediger. Nachhaltig sei Unterricht erst, wenn er auf Mathematikverständnis setzt und wenn die Bausteine aufeinander aufbauen. Die Wissenschaftlerin spricht hier von Durchgängigkeit. Auf diesem Verständnis baut QuaMath auf und hat entsprechend die Fortbildungen und das Unterrichtsmaterial konzipiert.

Trotz Lehrermangels ist Interesse an der Fortbildung groß

Der Startzeitpunkt von QuaMath fällt aber auch in eine Zeit größten Lehrermangels. Schulleitungen und Lehrkräfte reagieren eher empfindlich, wenn noch etwas on top dazukommt, weil es ohnehin schon überall Engpässe gibt. Dennoch seien die Schulen schnell überzeugt gewesen, versichern die beiden QuaMath-Projektleiter. Es hätten sich sogar mehr als die für den Start geplanten 1.000 Schulen gemeldet.

Klingt alles nach einem erfolgreichen Programm. Aber aus der Praxis gibt es dann doch zwei Kritikpunkte: Grit Gottschalk, Leiterin einer QuaMath-Schule in Berlin, wünscht sich, dass es von der Schulverwaltung Entlastungsstunden für die beteiligten Lehrkräfte gibt, denn sonst hätten andere Lehrkräfte einen Mehraufwand, der sich schwer kompensieren lasse. Und noch etwas: “Ich kenne noch keine andere Schule in meinem Bezirk, die dabei ist”. Die Vernetzung sei aus ihrer Sicht also noch verbesserungsfähig.

Wieso das Vorgängerprogramm Sinus versandete

Und noch eine Frage drängt sich auf: Es gab schon einmal ein länderübergreifendes Programm, Sinus, das 1998 startete, um die Kompetenzen in Mathematik zu verbessern. Das Programm wurde nach wenigen Jahren aber wieder eingestellt. Die Mathematikkenntnisse haben sich zwar zunächst verbessert, sind aber heute im Pisa-Verlauf so schlecht wie nie zuvor. Wieso sollte es nun also bei QuaMath besser laufen? Auch hier hat Prediger eine Antwort: “Sinus kam zu einer anderen Zeit. Damals wussten wir zwar schon, was eine gute Matheaufgabe ist, aber nicht, wie Lehrkräfte ihre Schüler besser unterstützen können”, sagte sie zu Table.Briefings. Und es habe damals auch noch keine digitalen Medien gegeben, über die sich neue Verbreitungsmöglichkeiten öffnen, zum Beispiel durch Module zum Selbstlernen. Als die Förderung von Sinus endete, verkümmerte so auch schnell die gerade angestoßene Entwicklung.

QuaMath setzt auf Nachhaltigkeit. Eine positive Wirkung soll das Programm aber schon von Anfang an zeigen. “Lehrkräfte müssen vom ersten Tag an gute Erfahrungen im Unterricht machen und sehen, dass sich bei den Schülern etwas verändert”, sagt Susanne Prediger zu Table.Briefings. Bis Schüler aber auch zu besseren Leistungen in Mathematik kommen, wird es wohl länger dauern. Pant beruft sich dabei auf Erkenntnisse der Bildungsforschung: “Je nach Intensität der Maßnahmen zeigen sich nach fünf bis zehn Jahren erkennbare Effekte. Spätestens beim übernächsten IQB-Bildungstrend sollte also eine Verbesserung sichtbar sein.”

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Standpunkt

Berufliche Orientierung: Wieso es zentrale Koordinierung braucht

Er ist im Bundeselternrat Vorsitzender vom Fachausschuss für Berufsbildende Schulen: Mirko Kother.

Überall in Deutschland beteiligen sich verschiedene Seiten an der Berufsorientierung: 16 Bundesländer, viele Schulamtsbereiche, zahlreiche Kreise und Städte, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Jobcenter und Agenturen für Arbeit, Schulämter. Sie alle entwickeln Konzepte und arbeiten an Projekten. Hinzu kommen noch zahlreiche Stiftungen, Verbände und andere Organisationen.

Doch so vielfältig die Angebote sind: Der Wohnort, die Schulart und das Engagement aller Beteiligten entscheiden darüber, welche Chancen ein Jugendlicher hat, sich beruflich zu orientieren. Einheitlich ist dabei nichts. Hinzu kommt: Den unterschiedlichen Organisationen fehlt es an Personal.

Effektive Berufsorientierungsmodelle sollten bundesweit Verbreitung finden

Dabei brauchen wir gerade an diesen wichtigen Schaltstellen kreative Köpfe und eine bessere Koordinierung. Berufsorientierung ist ein wichtiges Element der Lebensplanung; und sie verringert Passungsprobleme zwischen Ausbildungsangeboten und -nachfrage. Daher setzen wir uns im Bundeselternrat dafür ein, dass effektive Berufsorientierungsmodelle bundesweit Verbreitung finden.

Eine Institution auf Bundesebene sollte dabei unterstützen, dass die Länder einheitliche Berufsorientierungsmodelle entwickeln und steuern. Zudem sollte die Stelle den Informationsfluss zwischen den Bundesländern herstellen und fördern. Auf Landesebene braucht es wiederum jeweils Stellen, die Netzwerke zwischen Akteuren der Wirtschaft, des Handwerks, der Wissenschaft und den Bildungseinrichtungen initiieren und steuern.

Es braucht zentrale Praktika-Datenbanken

Diese Koordinierungsstellen auf Landesebene sollten zentrale Datenbanken für Praktika vorhalten, in der Schüler bei ihrer Suche nach Städten, Landkreisen und Interessen filtern können. Wenn ein Schüler auf der Landesplattform nicht fündig wird – gerade bei nicht so verbreiteten Berufen -, muss die Suche bundesweit weitergehen. Die Daten der Länder sollten daher auch allen anderen Bundesländern zur Verfügung stehen. Eine übergeordnete Stelle auf Bundesebene sollte Austausch und Steuerung unterstützen. Und es muss möglich sein, dass Schüler unkompliziert auch in einem anderen Bundesland ein Schülerpraktikum absolvieren können.

Denn Netzwerke, die von einer zentralen Stelle aus gesteuert werden, könnten effektiver arbeiten und sich dynamisch an die sich ändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen. Die effektive Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Handwerk und Industrie ist entscheidend, um Ausbildungsplätze zu finden, zu besetzen und zu erhalten.

Berufsorientierungsprojekte, die sich an einer Stelle bewährt haben, könnte die Zentralstelle bundesweit bekannt machen und so dazu beitragen, dass sie auch andernorts implementiert werden. Ziel sollte eine strukturierte und einheitliche Berufsorientierung an allen Schulen sein.

Wöchentlicher fachpraktischer Unterricht wäre dann eher möglich

Helfen könnte hierfür auch, wenn ab Schuleintritt oder sogar schon ab der Kita für jedes Kind ein Portfolio geführt wird, in dem Pädagogen Interessen, Stärken und Herausforderungen dokumentieren. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Arbeitgebern würde auch ein wöchentlicher fachpraktischer Unterricht ermöglichen, für den Schüler über mehrere Jahre immer wieder in Unternehmen gehen – und nicht nur für ein bis zwei Praktika in der gesamten Schulzeit. Für Lehrer könnte der stärkere Kontakt zu Wirtschaft und Verwaltung hilfreich sein, damit sie ihren Unterricht noch mehr an die Anforderungen des Berufslebens anpassen.

Wichtig ist, dass die Koordinierungsstellen der Bundesländer personell dauerhaft gut ausgestattet und nachhaltig finanziert werden. Denkbar wäre, dass sie bei der Bundesagentur für Arbeit angegliedert werden, aber als kleinere, flexiblere Stellen schnell und unbürokratischen agieren können. Ein Ausgangspunkt sollten bestehende Projekte wie “Schule-Wirtschaft” sein, die regional bereits praxisnahe Berufsorientierung unterstützen.

Mirko Kother sitzt dem Fachausschuss für Berufsbildende Schulen im Bundeselternrat vor. Als Fachwirt für Finanzberatung leitet er eine Versicherungs- und Finanzkanzlei in Lützen in Sachsen-Anhalt. Im Verein zur Förderung der technischen Bildung von Jugendlichen in Lützen vermittelt der gelernte Kfz-Elektromechaniker Kindern und Jugendlichen handwerkliche Fähigkeiten für die Holz- und Metallbearbeitung.

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News

Umfrage: Wie sich das Ansehen von Lehrkräften verändert hat

Lehrerinnen und Lehrer genießen wieder ein besseres Image, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des “dbb Beamtenbund und Tarifunion” zeigt. Bei zwei Dritteln der Bevölkerung haben Lehrkräfte ein hohes Ansehen. Bei Studienräten, die in der Regel Gymnasiallehrer sind, ist das Ansehen allerdings deutlich niedriger und hat sich im Vergleich zu den Vorjahren – anders als bei Lehrkräften anderer Schulformen – sogar eher noch verschlechtert.

Trotz dieser insgesamt recht hohen Wertschätzung gegenüber Lehrkräften hält jeder fünfte Bürger den Staat bei der Schul- und Bildungspolitik für überfordert. Lediglich die Asyl- und Flüchtlingspolitik empfindet die Bevölkerung als ein noch größeres Problem für den Staat. Hier gibt fast jeder dritte Befragte an, der Staat sei mit den Aufgaben in diesem Bereich überfordert.

Sinkendes Vertrauen in den öffentlichen Dienst

Das Vertrauen in den Staat nimmt damit weiter ab. Zu Beginn der Corona-Pandemie gab es ein kurzes “Vertrauens-Hoch”. Deutlich mehr als die Hälfte der Bürger trauten zu diesem Zeitpunkt dem Staat zu, seine Aufgaben und Probleme gut bewältigen zu können. Mittlerweile ist nur noch ein Viertel der Bevölkerung dieser Überzeugung. 70 Prozent halten den Staat für überfordert.

Nur eine Minderheit von zwölf Prozent glaubt, der öffentliche Dienst sei in den vergangenen Jahren leistungsfähiger geworden. Knapp die Hälfte der Befragten ist der Meinung, die Leistungsfähigkeit habe abgenommen. Besonders stark verbreitet ist diese Ansicht unter Anhängern der FDP und der AfD. vkr

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Digitalpakt II: Was die Bund-Länder-Verhandlungen am Mittwoch ergeben haben

In den Bund-Länder-Verhandlungen zum Digitalpakt II gibt es weiterhin keinen Durchbruch. Am Mittwoch trafen sich die Vertreter von Bund und Ländern erneut auf Staatssekretärsebene. Das BMBF war allerdings lediglich durch Abteilungsleiter vertreten (wir berichteten). Wie Table.Briefings aus Verhandlerkreisen erfuhr, sind die Ergebnisse überschaubar: Die Fach-AG von Bund und Ländern erhielt neue Arbeitsaufträge.

Damit scheint es zumindest keinen Rückschritt gegeben zu haben. Aufseiten der Länder hieß es am Donnerstag von mehreren Seiten, das Gespräch sei konstruktiv und “in positiver Stimmung” verlaufen. Dennoch sind die großen politischen Fragen, vor allem nach der Finanzierung, weiterhin unklar.

Fach-AG soll in den Sommerferien weiterverhandeln

Dass die Zeit drängt, ist den Verhandlern bewusst. Die Arbeit auf Fachebene solle unbedingt auch in den Sommerferien fortgesetzt werden, heißt es. Sobald diese ihre Aufträge abgearbeitet hat, sollen die Staatssekretäre erneut zusammenkommen. Über den Termin könne abhängig vom Fortschritt der Arbeiten “im Verlauf des Julis” entschieden werden.

Möglicherweise hat das BMBF bis dahin auch eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Sabine Döring gefunden, die das Projekt bislang federführend für den Bund verhandelt hat. Es bleibt das erklärte Ziel beider Seiten, die Verhandlungen bis spätestens Ende des Jahres zum Abschluss zu bringen. Maximilian Stascheit

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BMBF: Wer die Aufgaben der entlassenen Staatssekretärin übernimmt

Die Aufgaben der in den einstweiligen Ruhestand versetzten Staatssekretärin Sabine Döring werden im Bundesbildungsministerium vorübergehend von der zweiten beamteten Staatssekretärin Judith Pirscher übernommen. Dies erklärte Ministerin Bettina Stark-Watzinger am Mittwoch im Bildungsausschusses des Bundestags. Dort hatte sie sich den Fragen der Abgeordneten zu den umstrittenen Prüfaufträgen in ihrem Ministerium gestellt. Ihr Ziel sei es, die personelle Neuaufstellung “schnell und reibungslos” zu gestalten.

Lesen Sie auch: Was die Befragungen in Parlament und Ausschuss zeigten

Pirscher kam 2021 zusammen mit Stark-Watzinger ins Bildungsministerium. Die 56-jährige Juristin begann ihre Karriere als Mitarbeiterin der FDP-Fraktion im Bundestag und im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Es folgten Stationen im Innenministerium und beim Datenschutzbeauftragten des Landes, bevor sie 2011 zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe wechselte. Zuletzt war Pirscher von 2019 bis 2021 Regierungspräsidentin des Regierungsbezirks Detmold. max

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Berufswahlapp: Welche Schüler von ihr profitieren sollen

Schüler ab der siebten Klasse sollen künftig in sechs Bundesländern die “berufswahlapp” nutzen können – in Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die App ist eine digitale Weiterentwicklung vom Berufswahlpass, einem analogen Ordner mit Begleitmaterial für die berufliche Orientierung. Wie schnell und in welchem Umfang die Länder das neue Tool einsetzen werden, liegt in ihrem jeweiligen Ermessen. Eigentlich, teilte das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Table.Briefings mit, stehe die App zudem “allen Bundesländern, die es wünschen, für den Einsatz an den Schulen bereit.”

Entwickelt wurde das Tool unter Federführung von NRW durch die Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung, eine landeseigene GmbH. An dem Gemeinschaftsprojekt war neben den sechs Ländern und dem BIBB auch die Bundesagentur für Arbeit beteiligt. Das BMBF hat die Entwicklung und Implementierung der App mit rund sechs Millionen Euro unterstützt. Für die Projektlaufzeit finanziert es weiterhin eine Geschäftsstelle im BIBB für die App.

Bereits im November 2022 war eine Pilotphase mit bis zu 100.000 Schülern gestartet. Ursprünglich sollte sie schon vergangenen Juli enden. Eine Einführung in der Breite folgt allerdings erst jetzt. “Das Tempo der Einführung im Einzelnen hängt von verschiedenen Einflüssen in den beteiligen Ländern ab”, sagte eine Sprecherin des BIBB zu Table.Briefings. “Zu nennen sind zum Beispiel die Vorgaben und Gliederung der Beruflichen Orientierung, die individuelle Anpassung der berufswahlapp an die Wege der Beruflichen Orientierung, das Interesse der Schulen oder die technischen Voraussetzungen.”

Eindrücke sammeln und weitere Schritte planen

Veraltet ist das Angebot nach Angaben des BIBB derweil dennoch nicht: Die App werde “kontinuierlich weiterentwickelt”. Schüler können in der Anwendung alles Wichtige zur Berufsorientierung sammeln: Eindrücke aus PraktikaBewerbungsunterlagen und Unterrichtsinhalte. Sie können künftige Schritte planen oder zum Beispiel eine Checkliste für ihren Lebenslauf einsehen. Jede Lehrkraft kann eigene Aufgaben einstellen. Laut BIBB entwickeln die Länder zudem landesspezifische Aufgaben. Verknüpfen wollen sie das Tool mit Angeboten, die es schon gibt – in NRW ist das der Online-Test “Berufsfeldfinder“. Das BIBB arbeitet an einer Verknüpfung mit zynd.de, dem neuen Berufsorientierungsportal des BMBF. Anna Parrisius

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Studienabbrecher: Warum die Arbeitsagenturen sie nicht erreichen

Es war ein Vorschlag, den Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) kürzlich bei der Bildungskonferenz von BDA und DGB äußerte: Hochschulen könnten der Bundesagentur für Arbeit (BA) Adressen von Studienabbrechern melden. Die BA könnte den Abbrechern dann ein Angebot zur Beratung machen, wie es für sie weitergehen kann – und um die Abbrecher möglicherweise für eine Ausbildung zu gewinnen.

Tatsächlich werden die Daten von Studienabbrechern bisher nicht an die Agenturen für Arbeit weitergegeben. Das ergibt eine Länderabfrage von Table.Briefings, auf die zehn Länder antworteten. Die BA teilte mit, ihrer Zentrale seien solche Datenlieferungen bisher nicht bekannt. Angehalten seien die Länder dazu bisher auch nicht.

Als Argument gegen Dulgers Vorschlag führen die Länder den Datenschutz an. Da für Studierende das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gilt, bräuchte es erst eine Einwilligung der Studierenden, betont eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg. Aus Bremen verweist eine Sprecherin darauf, dass es ganz unterschiedliche Gründe gibt, ein Studium abzubrechen. “Daher obliegt es in jedem individuellen Einzelfall dem oder der Studierenden selbst, sich aus der Vielzahl der angebotenen Hilfs- und Beratungsangebote zu bedienen, sofern die Hilfe überhaupt gewünscht beziehungsweise erforderlich ist.”

Hochschulen bestimmen, wie sie mit Arbeitsagenturen zusammenarbeiten

Einige Länder verweisen auf Beratungsangebote der Hochschulen und Kooperationen mit Arbeitsagenturen und Kammern. “Beim Übergang in andere Ausbildungsmöglichkeiten, beispielsweise in eine duale Berufsausbildung, kommt insbesondere den Arbeitsagenturen und den Kammern eine besondere Rolle zu”, heißt es aus Hessen. “Vor diesem Hintergrund gibt es spezielle Hochschulteams der BA, die sich auf genau diese Fragen spezialisiert haben und auch mit den Studienberatungen und Kammern zusammenarbeiten.” Wie die Zusammenarbeit mit den Agenturen für Arbeit aussieht, vereinbaren sie individuell mit den Hochschulen.

Wer dahingegen eine Ausbildung abbricht, wird der BA zumindest in manchen Bundesländern gemeldet. Grundlage dafür ist die Schülerdatennorm, nach der die Länder Schulabgänger ohne sichere Anschlussperspektive an die BA melden sollen, damit die BA ihnen eine Berufsberatung anbieten kann. Alle Länder wollen sie ab dem kommenden Schuljahr umsetzen. Für Azubis in Berufsschulen ist das nach Informationen von Table.Briefings jedoch bisher nur in Bayern, Niedersachsen, und künftig auch in Rheinland-Pfalz, der Fall. Verlässt ein Jugendlicher in Berlin die Berufsschule vorzeitig, kontaktieren die Schulleiter einem Sprecher der Senatsverwaltung zufolge Berater der regionalen Jugendberufsagentur. Anna Parrisius

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Research.Table. Stark-Watzinger: Was die Befragungen in Parlament und Ausschuss zeigten. Die Forschungsministerin musste sich am Mittwoch den Fragen der Abgeordneten stellen. Sie selbst will nach vorne blicken, sieht die Aufklärung als abgeschlossen. An welchen Stellen, der Zweifel bleibt und ob sie wirklich nichts von den heiklen Prüfaufträgen wusste, lesen Sie hier.

Research.Table. Antisemitismus an Hochschulen: Was Experten jetzt fordern. Der Rias-Jahresbericht zeigt: Die Zahl der antisemitischen Vorfälle ist 2023 stark gestiegen. Bildungseinrichtungen gehören zu den häufigsten Tatorten. Welche Rolle Hochschulen dabei spielen und was zu tun ist, lesen Sie hier.

Presseschau

Welt: Schule besticht durch jahrgangsübergreifenden Unterricht und hohen Personalschlüssel. An der Gemeinschaftsschule Friedenau ist die Schülerschaft sehr heterogen – 61 Prozent der Schüler sind nicht-deutscher Herkunft, 64 Prozent sozial benachteiligt. 15 Prozent haben sonderpädagogischen Förderbedarf, mehrere Schüler eine anerkannte Hochbegabung. Trotzdem erzielt die Schule überdurchschnittliche Leistungsergebnisse. Beim Deutschen Schulpreis ist sie jetzt unter den letzten 15 Nominierten. Ein Schlüssel ihres Erfolgs: Der Unterricht findet bis zur zehnten Klasse jahrgangsgemischt statt. Die Schüler und Schülerinnen bearbeiten je nach Leistungsniveau individuelle Aufgaben. Jede Klasse hat eine doppelte Klassenleitung, eine sonderpädagogische Fachkraft und in der Grundstufe noch jeweils einen Erzieher. Dazu kommen Schulsozialarbeiter, Schulhelfer, Lesepaten und Praktikanten. (Wie es diese Schule schafft, allen Kindern gerecht zu werden

Dlf: Wie können mehr Jugendliche für eine Ausbildung gewonnen werden? Die Zahl der Bildungsabbrecher steigt. Immer mehr junge Menschen beginnen nach ihrem Haupt- oder Realschulabschluss weder eine Ausbildung noch streben sie das Abitur an. Dabei nehmen viele eine Erwerbstätigkeit auf. Woran das liegt und wie die Ausbildung wieder attraktiver werden kann, diskutieren Dieter Dohmen, Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie, Jan Krüger, Abteilungsleiter für Bildungspolitik und -arbeit beim Deutschen Gewerkschaftsbund und Katharina Zalewski, Bereichsleiterin Wirtschaft und Politik der IHK Berlin. Dass es sich aufgrund des Mindestlohns auch ohne Ausbildung gut verdienen lässt, sehen sie dabei weniger als Problem. Für viele Jugendliche seien der Übergang von der Schule in die Ausbildung und die Vorteile einer Ausbildung vielmehr wenig transparent. (Campus und Karriere vom 22.6.

Education Next: KI für Unterrichtsoptimierung. Überlegungen zum Einsatz von KI in der Schule beschränken sich bisher meist auf die Unterstützung von Schülern. Doch auch Lehrkräfte können profitieren und ihren Unterricht durch KI verbessern. Das US-Unternehmen Edthena etwa bietet Coaching für Lehrkräfte an: Diese können ihren Unterricht filmen und erhalten von den Coaches eine Bewertung. Ein neuer Chatbot soll Lehrer ebenfalls bei der Evaluation ihres Unterrichts helfen. TeachFX, eine weitere App aus den USA, zeichnet den Unterricht als Audiodatei auf. Mit KI-Spracherkennung kann eine Lehrkraft anschließend nachvollziehen, wie viel Zeit Schüler- und Lehrerbeiträge einnehmen. Auch kann die App feststellen, wie viele offene Fragen eine Lehrkraft stellt und wie viel Zeit sie den Schülern für eine Antwort gibt. (Next-Gen Classroom Observations, Powered by AI

Zeit: Soziale Medien beeinflussen die politischen Einstellungen Jugendlicher. Tiktok, Instagram und Co. sind für die politische Meinungsbildung junger Menschen von hoher Relevanz. Etwas mehr als ein Drittel der Jugendlichen bezeichnet Social Media sogar als Hauptinformationsquelle. Insbesondere Jugendliche mit niedriger Bildung oder mit Migrationshintergrund fühlen sich von herkömmlichen Medien weniger angesprochen. Auf Tiktok oder Instagram verbreiten sich Meinungen aber stärker als Fakten. Nüchterne, korrekte Beiträge erhalten weniger Klicks. Besonders stark sprechen Jugendliche “Polit-Influencer” mit kurzen meinungsstarken Videos an, gerade, wenn sie auf Augenhöhe kommunizieren. (Schminken, tanzen, hassen

Tagesspiegel: Warum Berlin nicht benennt, wie viele Lehrkräfte wirklich fehlen. Berlins Jahresbericht zur Lehrkräfteplanung enthält viele Zahlen, verschleiert aber, wie groß der Mangel wirklich ist. Das liegt an neuen Einsparpflichten für den Bildungssenat: Um Geld zu sparen, wurden Schulen zusätzliche Profilstunden weggenommen, Referendare zu Mehrarbeit verpflichtet. Damit kommt die Senatsverwaltung jetzt auf einen Mangel von 700 Vollzeitkräften. Eigentlich fehlen aber rund 1.200. Unklar bleibt der Bericht auch in der Frage, wie viele Fachfremde unterrichten. Dazu tragen immer neue Bezeichnungen für provisorische Lehrkräfte bei. Erst bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Von den 5.000 Stellen, die für das neue Schuljahr neu besetzt werden müssen, werden 2.000 mit befristet Angestellten gefüllt, die nicht die Zulassungsbedingungen für Quereinsteiger erfüllen. Immerhin: Bildungssenatorin Günther-Wünsch hat versprochen, dass der nächste Bericht verständlicher sein soll. (Maximale Verwirrung der Öffentlichkeit: Berlins Lehrkräftemangel bleibt eine Blackbox

Bildung.Table Redaktion

BILDUNG.TABLE REDAKTION

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    mit welchem Gefühl sind Sie während Ihrer Schulzeit in den Mathe-Unterricht gegangen? Vorfreude? Oder gar Angst? Bei mir hing es stark davon ab, wer an der Tafel stand. Meine Einstellung zu Mathe – und ehrlicherweise auch meine Noten – variierten, je nachdem, wie der Unterricht gestaltet war. Das Fortbildungsprogramm QuaMath soll nun dafür sorgen, Mathematik-Unterricht flächendeckend zu verbessern. Meine Kollegin Annette Kuhn hat sich die Pläne angeschaut und analysiert, was QuaMath im Vergleich zu anderen Programmen besser macht.

    Kompetenzen in Mathematik allein reichen aber natürlich nicht aus, damit junge Erwachsene gewappnet ins (Berufs-)Leben starten können. Es braucht auch die praktische Berufsorientierung, wie Mirko Kother vom Bundeselternrat in seinem Standpunkt schreibt. Damit diese besser gelingt, macht er konkrete Vorschläge, wie eine strukturelle Verankerung und Koordinierung der verschiedenen Projekte und Institutionen aussehen könnte.

    Unabhängig davon, wie Sie Ihren Mathe-Unterricht fanden, hoffe ich, Sie starten mit einem guten Gefühl in diese Lektüre und ins Wochenende!

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    Vera Kraft
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    QuaMath: Wie Schüler in Mathematik besser werden sollen

    10.000 Schulen, 400 Multiplikatoren, 60 Länderkoordinatoren, 60 Fortbildungsmodule, zehn Jahre – das Programm QuaMath kann von seiner Reichweite mit dem Startchancen-Programm durchaus mithalten. Und wie das Startchancen-Programm einen Paradigmenwechsel bei der Ressourcenverteilung bringt, so könnte QuaMath die Lehrerfortbildung und Unterrichtsentwicklung nachhaltig verändern.

    QuaMath steht für “Unterrichts- und Fortbildungsqualität im Mathematikunterricht entwickeln”. Konzept des Programms ist es, Lehrkräfte von 10.000 Schulen, also einem Drittel aller allgemeinbildenden Schulen, über ein Multiplikatorensystem fortzubilden. Ziel ist, den Mathematikunterricht von der frühkindlichen Bildung bis zum Abitur zu verbessern und die Kompetenzen von Schülern zu steigern. Beim Programm sind außer Thüringen alle Länder dabei.

    Seit Sommer 2023 wurden dafür zunächst die Multiplikatoren qualifiziert. Ab dem kommenden Schuljahr sollen sie nun Fortbildungen, die aus verschiedenen Modulen bestehen, durchführen. Bei der Vorstellung dieser neuen Phase betonte KMK-Generalsekretär Udo Michallik: “Wir waren hier sehr schnell in der Umsetzung.”

    In jedem Netzwerk sind fünf Schulen, die wiederum jeweils mit einem Team von drei bis fünf Lehrkräften vertreten sind. Beim Start sind 1.000 Schulen mit entsprechend 3.000 bis 5.000 Lehrkräften dabei. Die Teams tragen dann ihr Wissen in das Kollegium, damit sich der Mathematikunterricht in allen beteiligten Schulen verändert und nicht nur in einzelnen Klassen.

    Fortbildung ist in Modulen angelegt

    Der Prozess in einer QuaMath-Schule dauert in der Regel drei Jahre. Das Programm startet mit einem Basismodul zur Unterrichtsqualität. Im zweiten Jahr wählen die Koordinatoren und Multiplikatoren gemeinsam zwei weitere Module, zum Beispiel zu Diagnose und Fördern, zum Einsatz digitaler Medien oder zur Vermittlung bestimmter mathematischer Inhalte. Im dritten Jahr können sich die Schulen dann selbstständig weitere Inhalte in digitalen Selbstlernmodulen erschließen.

    Mit Blick auf das ein Jahr später als geplant beginnende Startchancen-Programm und den immer noch nicht ausverhandelten Digitalpakt II ist auch dies bemerkenswert: QuaMath liegt bislang im Zeitplan. Und Michallik kann sich hier auch die Spitze Richtung BMBF nicht verkneifen: “Dieses Programm haben die Länder ganz allein, ohne den Bund, entwickelt.” Allerdings ist die finanzielle Dimension auch eine andere: Für die ersten fünfeinhalb Jahre beträgt die Fördersumme 17,6 Millionen Euro. Für die Koordination und für die Multiplikatoren investieren die Länder zusammen jährlich weitere 5,5 Millionen Euro.

    Akteure auf allen Ebenen bei QuaMath beteiligt

    Zuständig für die Umsetzung von QuaMath ist das Deutsche Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik (DZLM), das inzwischen am IPN Kiel angesiedelt ist. Auch im DZLM steht Netzwerkarbeit im Fokus: Das IPN kooperiert mit zwölf weiteren Hochschulen. Die wissenschaftliche Begleitung ist mitgedacht. Wichtig ist für Susanne Prediger, die das DZLM und das Projekt QuaMath leitet, aber auch: “Wir müssen alle Kräfte und Akteure miteinander verknüpfen.” Daher sind alle Ebenen und alle Beteiligten, Lehrkräfte, Schulleitungen, Schulverwaltung, Landesinstitute und die Bildungswissenschaft von Anfang an dabei. “Nur so können wir nachhaltig etwas verändern”, ergänzt Bildungsforscher Hans Anand Pant, der gemeinsam mit Mathedidaktikerin Prediger das Projekt QuaMath leitet.

    Der Startzeitpunkt von QuaMath könnte wohl nicht passender sein. Das Programm wirkt wie eine Antwort auf die Ende Dezember veröffentlichten, desaströsen Pisa-Ergebnisse: Knapp ein Drittel der 15-Jährigen hat in Mathematik nur sehr geringe Kompetenzen. Ein Befund, der sich auch schon beim letzten IQB-Bildungstrend zu den Kompetenzen der Viert- und Neuntklässler abgezeichnet hat.

    “Wir müssen weg vom Bulimielernen: Lernen – Prüfen – Vergessen”, sagt Prediger. Nachhaltig sei Unterricht erst, wenn er auf Mathematikverständnis setzt und wenn die Bausteine aufeinander aufbauen. Die Wissenschaftlerin spricht hier von Durchgängigkeit. Auf diesem Verständnis baut QuaMath auf und hat entsprechend die Fortbildungen und das Unterrichtsmaterial konzipiert.

    Trotz Lehrermangels ist Interesse an der Fortbildung groß

    Der Startzeitpunkt von QuaMath fällt aber auch in eine Zeit größten Lehrermangels. Schulleitungen und Lehrkräfte reagieren eher empfindlich, wenn noch etwas on top dazukommt, weil es ohnehin schon überall Engpässe gibt. Dennoch seien die Schulen schnell überzeugt gewesen, versichern die beiden QuaMath-Projektleiter. Es hätten sich sogar mehr als die für den Start geplanten 1.000 Schulen gemeldet.

    Klingt alles nach einem erfolgreichen Programm. Aber aus der Praxis gibt es dann doch zwei Kritikpunkte: Grit Gottschalk, Leiterin einer QuaMath-Schule in Berlin, wünscht sich, dass es von der Schulverwaltung Entlastungsstunden für die beteiligten Lehrkräfte gibt, denn sonst hätten andere Lehrkräfte einen Mehraufwand, der sich schwer kompensieren lasse. Und noch etwas: “Ich kenne noch keine andere Schule in meinem Bezirk, die dabei ist”. Die Vernetzung sei aus ihrer Sicht also noch verbesserungsfähig.

    Wieso das Vorgängerprogramm Sinus versandete

    Und noch eine Frage drängt sich auf: Es gab schon einmal ein länderübergreifendes Programm, Sinus, das 1998 startete, um die Kompetenzen in Mathematik zu verbessern. Das Programm wurde nach wenigen Jahren aber wieder eingestellt. Die Mathematikkenntnisse haben sich zwar zunächst verbessert, sind aber heute im Pisa-Verlauf so schlecht wie nie zuvor. Wieso sollte es nun also bei QuaMath besser laufen? Auch hier hat Prediger eine Antwort: “Sinus kam zu einer anderen Zeit. Damals wussten wir zwar schon, was eine gute Matheaufgabe ist, aber nicht, wie Lehrkräfte ihre Schüler besser unterstützen können”, sagte sie zu Table.Briefings. Und es habe damals auch noch keine digitalen Medien gegeben, über die sich neue Verbreitungsmöglichkeiten öffnen, zum Beispiel durch Module zum Selbstlernen. Als die Förderung von Sinus endete, verkümmerte so auch schnell die gerade angestoßene Entwicklung.

    QuaMath setzt auf Nachhaltigkeit. Eine positive Wirkung soll das Programm aber schon von Anfang an zeigen. “Lehrkräfte müssen vom ersten Tag an gute Erfahrungen im Unterricht machen und sehen, dass sich bei den Schülern etwas verändert”, sagt Susanne Prediger zu Table.Briefings. Bis Schüler aber auch zu besseren Leistungen in Mathematik kommen, wird es wohl länger dauern. Pant beruft sich dabei auf Erkenntnisse der Bildungsforschung: “Je nach Intensität der Maßnahmen zeigen sich nach fünf bis zehn Jahren erkennbare Effekte. Spätestens beim übernächsten IQB-Bildungstrend sollte also eine Verbesserung sichtbar sein.”

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    Berufliche Orientierung: Wieso es zentrale Koordinierung braucht

    Er ist im Bundeselternrat Vorsitzender vom Fachausschuss für Berufsbildende Schulen: Mirko Kother.

    Überall in Deutschland beteiligen sich verschiedene Seiten an der Berufsorientierung: 16 Bundesländer, viele Schulamtsbereiche, zahlreiche Kreise und Städte, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Jobcenter und Agenturen für Arbeit, Schulämter. Sie alle entwickeln Konzepte und arbeiten an Projekten. Hinzu kommen noch zahlreiche Stiftungen, Verbände und andere Organisationen.

    Doch so vielfältig die Angebote sind: Der Wohnort, die Schulart und das Engagement aller Beteiligten entscheiden darüber, welche Chancen ein Jugendlicher hat, sich beruflich zu orientieren. Einheitlich ist dabei nichts. Hinzu kommt: Den unterschiedlichen Organisationen fehlt es an Personal.

    Effektive Berufsorientierungsmodelle sollten bundesweit Verbreitung finden

    Dabei brauchen wir gerade an diesen wichtigen Schaltstellen kreative Köpfe und eine bessere Koordinierung. Berufsorientierung ist ein wichtiges Element der Lebensplanung; und sie verringert Passungsprobleme zwischen Ausbildungsangeboten und -nachfrage. Daher setzen wir uns im Bundeselternrat dafür ein, dass effektive Berufsorientierungsmodelle bundesweit Verbreitung finden.

    Eine Institution auf Bundesebene sollte dabei unterstützen, dass die Länder einheitliche Berufsorientierungsmodelle entwickeln und steuern. Zudem sollte die Stelle den Informationsfluss zwischen den Bundesländern herstellen und fördern. Auf Landesebene braucht es wiederum jeweils Stellen, die Netzwerke zwischen Akteuren der Wirtschaft, des Handwerks, der Wissenschaft und den Bildungseinrichtungen initiieren und steuern.

    Es braucht zentrale Praktika-Datenbanken

    Diese Koordinierungsstellen auf Landesebene sollten zentrale Datenbanken für Praktika vorhalten, in der Schüler bei ihrer Suche nach Städten, Landkreisen und Interessen filtern können. Wenn ein Schüler auf der Landesplattform nicht fündig wird – gerade bei nicht so verbreiteten Berufen -, muss die Suche bundesweit weitergehen. Die Daten der Länder sollten daher auch allen anderen Bundesländern zur Verfügung stehen. Eine übergeordnete Stelle auf Bundesebene sollte Austausch und Steuerung unterstützen. Und es muss möglich sein, dass Schüler unkompliziert auch in einem anderen Bundesland ein Schülerpraktikum absolvieren können.

    Denn Netzwerke, die von einer zentralen Stelle aus gesteuert werden, könnten effektiver arbeiten und sich dynamisch an die sich ändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen. Die effektive Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Handwerk und Industrie ist entscheidend, um Ausbildungsplätze zu finden, zu besetzen und zu erhalten.

    Berufsorientierungsprojekte, die sich an einer Stelle bewährt haben, könnte die Zentralstelle bundesweit bekannt machen und so dazu beitragen, dass sie auch andernorts implementiert werden. Ziel sollte eine strukturierte und einheitliche Berufsorientierung an allen Schulen sein.

    Wöchentlicher fachpraktischer Unterricht wäre dann eher möglich

    Helfen könnte hierfür auch, wenn ab Schuleintritt oder sogar schon ab der Kita für jedes Kind ein Portfolio geführt wird, in dem Pädagogen Interessen, Stärken und Herausforderungen dokumentieren. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Arbeitgebern würde auch ein wöchentlicher fachpraktischer Unterricht ermöglichen, für den Schüler über mehrere Jahre immer wieder in Unternehmen gehen – und nicht nur für ein bis zwei Praktika in der gesamten Schulzeit. Für Lehrer könnte der stärkere Kontakt zu Wirtschaft und Verwaltung hilfreich sein, damit sie ihren Unterricht noch mehr an die Anforderungen des Berufslebens anpassen.

    Wichtig ist, dass die Koordinierungsstellen der Bundesländer personell dauerhaft gut ausgestattet und nachhaltig finanziert werden. Denkbar wäre, dass sie bei der Bundesagentur für Arbeit angegliedert werden, aber als kleinere, flexiblere Stellen schnell und unbürokratischen agieren können. Ein Ausgangspunkt sollten bestehende Projekte wie “Schule-Wirtschaft” sein, die regional bereits praxisnahe Berufsorientierung unterstützen.

    Mirko Kother sitzt dem Fachausschuss für Berufsbildende Schulen im Bundeselternrat vor. Als Fachwirt für Finanzberatung leitet er eine Versicherungs- und Finanzkanzlei in Lützen in Sachsen-Anhalt. Im Verein zur Förderung der technischen Bildung von Jugendlichen in Lützen vermittelt der gelernte Kfz-Elektromechaniker Kindern und Jugendlichen handwerkliche Fähigkeiten für die Holz- und Metallbearbeitung.

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    Umfrage: Wie sich das Ansehen von Lehrkräften verändert hat

    Lehrerinnen und Lehrer genießen wieder ein besseres Image, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des “dbb Beamtenbund und Tarifunion” zeigt. Bei zwei Dritteln der Bevölkerung haben Lehrkräfte ein hohes Ansehen. Bei Studienräten, die in der Regel Gymnasiallehrer sind, ist das Ansehen allerdings deutlich niedriger und hat sich im Vergleich zu den Vorjahren – anders als bei Lehrkräften anderer Schulformen – sogar eher noch verschlechtert.

    Trotz dieser insgesamt recht hohen Wertschätzung gegenüber Lehrkräften hält jeder fünfte Bürger den Staat bei der Schul- und Bildungspolitik für überfordert. Lediglich die Asyl- und Flüchtlingspolitik empfindet die Bevölkerung als ein noch größeres Problem für den Staat. Hier gibt fast jeder dritte Befragte an, der Staat sei mit den Aufgaben in diesem Bereich überfordert.

    Sinkendes Vertrauen in den öffentlichen Dienst

    Das Vertrauen in den Staat nimmt damit weiter ab. Zu Beginn der Corona-Pandemie gab es ein kurzes “Vertrauens-Hoch”. Deutlich mehr als die Hälfte der Bürger trauten zu diesem Zeitpunkt dem Staat zu, seine Aufgaben und Probleme gut bewältigen zu können. Mittlerweile ist nur noch ein Viertel der Bevölkerung dieser Überzeugung. 70 Prozent halten den Staat für überfordert.

    Nur eine Minderheit von zwölf Prozent glaubt, der öffentliche Dienst sei in den vergangenen Jahren leistungsfähiger geworden. Knapp die Hälfte der Befragten ist der Meinung, die Leistungsfähigkeit habe abgenommen. Besonders stark verbreitet ist diese Ansicht unter Anhängern der FDP und der AfD. vkr

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    Digitalpakt II: Was die Bund-Länder-Verhandlungen am Mittwoch ergeben haben

    In den Bund-Länder-Verhandlungen zum Digitalpakt II gibt es weiterhin keinen Durchbruch. Am Mittwoch trafen sich die Vertreter von Bund und Ländern erneut auf Staatssekretärsebene. Das BMBF war allerdings lediglich durch Abteilungsleiter vertreten (wir berichteten). Wie Table.Briefings aus Verhandlerkreisen erfuhr, sind die Ergebnisse überschaubar: Die Fach-AG von Bund und Ländern erhielt neue Arbeitsaufträge.

    Damit scheint es zumindest keinen Rückschritt gegeben zu haben. Aufseiten der Länder hieß es am Donnerstag von mehreren Seiten, das Gespräch sei konstruktiv und “in positiver Stimmung” verlaufen. Dennoch sind die großen politischen Fragen, vor allem nach der Finanzierung, weiterhin unklar.

    Fach-AG soll in den Sommerferien weiterverhandeln

    Dass die Zeit drängt, ist den Verhandlern bewusst. Die Arbeit auf Fachebene solle unbedingt auch in den Sommerferien fortgesetzt werden, heißt es. Sobald diese ihre Aufträge abgearbeitet hat, sollen die Staatssekretäre erneut zusammenkommen. Über den Termin könne abhängig vom Fortschritt der Arbeiten “im Verlauf des Julis” entschieden werden.

    Möglicherweise hat das BMBF bis dahin auch eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Sabine Döring gefunden, die das Projekt bislang federführend für den Bund verhandelt hat. Es bleibt das erklärte Ziel beider Seiten, die Verhandlungen bis spätestens Ende des Jahres zum Abschluss zu bringen. Maximilian Stascheit

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    BMBF: Wer die Aufgaben der entlassenen Staatssekretärin übernimmt

    Die Aufgaben der in den einstweiligen Ruhestand versetzten Staatssekretärin Sabine Döring werden im Bundesbildungsministerium vorübergehend von der zweiten beamteten Staatssekretärin Judith Pirscher übernommen. Dies erklärte Ministerin Bettina Stark-Watzinger am Mittwoch im Bildungsausschusses des Bundestags. Dort hatte sie sich den Fragen der Abgeordneten zu den umstrittenen Prüfaufträgen in ihrem Ministerium gestellt. Ihr Ziel sei es, die personelle Neuaufstellung “schnell und reibungslos” zu gestalten.

    Lesen Sie auch: Was die Befragungen in Parlament und Ausschuss zeigten

    Pirscher kam 2021 zusammen mit Stark-Watzinger ins Bildungsministerium. Die 56-jährige Juristin begann ihre Karriere als Mitarbeiterin der FDP-Fraktion im Bundestag und im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Es folgten Stationen im Innenministerium und beim Datenschutzbeauftragten des Landes, bevor sie 2011 zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe wechselte. Zuletzt war Pirscher von 2019 bis 2021 Regierungspräsidentin des Regierungsbezirks Detmold. max

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    Berufswahlapp: Welche Schüler von ihr profitieren sollen

    Schüler ab der siebten Klasse sollen künftig in sechs Bundesländern die “berufswahlapp” nutzen können – in Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die App ist eine digitale Weiterentwicklung vom Berufswahlpass, einem analogen Ordner mit Begleitmaterial für die berufliche Orientierung. Wie schnell und in welchem Umfang die Länder das neue Tool einsetzen werden, liegt in ihrem jeweiligen Ermessen. Eigentlich, teilte das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Table.Briefings mit, stehe die App zudem “allen Bundesländern, die es wünschen, für den Einsatz an den Schulen bereit.”

    Entwickelt wurde das Tool unter Federführung von NRW durch die Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung, eine landeseigene GmbH. An dem Gemeinschaftsprojekt war neben den sechs Ländern und dem BIBB auch die Bundesagentur für Arbeit beteiligt. Das BMBF hat die Entwicklung und Implementierung der App mit rund sechs Millionen Euro unterstützt. Für die Projektlaufzeit finanziert es weiterhin eine Geschäftsstelle im BIBB für die App.

    Bereits im November 2022 war eine Pilotphase mit bis zu 100.000 Schülern gestartet. Ursprünglich sollte sie schon vergangenen Juli enden. Eine Einführung in der Breite folgt allerdings erst jetzt. “Das Tempo der Einführung im Einzelnen hängt von verschiedenen Einflüssen in den beteiligen Ländern ab”, sagte eine Sprecherin des BIBB zu Table.Briefings. “Zu nennen sind zum Beispiel die Vorgaben und Gliederung der Beruflichen Orientierung, die individuelle Anpassung der berufswahlapp an die Wege der Beruflichen Orientierung, das Interesse der Schulen oder die technischen Voraussetzungen.”

    Eindrücke sammeln und weitere Schritte planen

    Veraltet ist das Angebot nach Angaben des BIBB derweil dennoch nicht: Die App werde “kontinuierlich weiterentwickelt”. Schüler können in der Anwendung alles Wichtige zur Berufsorientierung sammeln: Eindrücke aus PraktikaBewerbungsunterlagen und Unterrichtsinhalte. Sie können künftige Schritte planen oder zum Beispiel eine Checkliste für ihren Lebenslauf einsehen. Jede Lehrkraft kann eigene Aufgaben einstellen. Laut BIBB entwickeln die Länder zudem landesspezifische Aufgaben. Verknüpfen wollen sie das Tool mit Angeboten, die es schon gibt – in NRW ist das der Online-Test “Berufsfeldfinder“. Das BIBB arbeitet an einer Verknüpfung mit zynd.de, dem neuen Berufsorientierungsportal des BMBF. Anna Parrisius

    Lesen Sie auch: Berufsorientierung: Was eine neue Plattform vom Bund bringen soll

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    • Berufsorientierung
    • Studium

    Studienabbrecher: Warum die Arbeitsagenturen sie nicht erreichen

    Es war ein Vorschlag, den Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) kürzlich bei der Bildungskonferenz von BDA und DGB äußerte: Hochschulen könnten der Bundesagentur für Arbeit (BA) Adressen von Studienabbrechern melden. Die BA könnte den Abbrechern dann ein Angebot zur Beratung machen, wie es für sie weitergehen kann – und um die Abbrecher möglicherweise für eine Ausbildung zu gewinnen.

    Tatsächlich werden die Daten von Studienabbrechern bisher nicht an die Agenturen für Arbeit weitergegeben. Das ergibt eine Länderabfrage von Table.Briefings, auf die zehn Länder antworteten. Die BA teilte mit, ihrer Zentrale seien solche Datenlieferungen bisher nicht bekannt. Angehalten seien die Länder dazu bisher auch nicht.

    Als Argument gegen Dulgers Vorschlag führen die Länder den Datenschutz an. Da für Studierende das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gilt, bräuchte es erst eine Einwilligung der Studierenden, betont eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg. Aus Bremen verweist eine Sprecherin darauf, dass es ganz unterschiedliche Gründe gibt, ein Studium abzubrechen. “Daher obliegt es in jedem individuellen Einzelfall dem oder der Studierenden selbst, sich aus der Vielzahl der angebotenen Hilfs- und Beratungsangebote zu bedienen, sofern die Hilfe überhaupt gewünscht beziehungsweise erforderlich ist.”

    Hochschulen bestimmen, wie sie mit Arbeitsagenturen zusammenarbeiten

    Einige Länder verweisen auf Beratungsangebote der Hochschulen und Kooperationen mit Arbeitsagenturen und Kammern. “Beim Übergang in andere Ausbildungsmöglichkeiten, beispielsweise in eine duale Berufsausbildung, kommt insbesondere den Arbeitsagenturen und den Kammern eine besondere Rolle zu”, heißt es aus Hessen. “Vor diesem Hintergrund gibt es spezielle Hochschulteams der BA, die sich auf genau diese Fragen spezialisiert haben und auch mit den Studienberatungen und Kammern zusammenarbeiten.” Wie die Zusammenarbeit mit den Agenturen für Arbeit aussieht, vereinbaren sie individuell mit den Hochschulen.

    Wer dahingegen eine Ausbildung abbricht, wird der BA zumindest in manchen Bundesländern gemeldet. Grundlage dafür ist die Schülerdatennorm, nach der die Länder Schulabgänger ohne sichere Anschlussperspektive an die BA melden sollen, damit die BA ihnen eine Berufsberatung anbieten kann. Alle Länder wollen sie ab dem kommenden Schuljahr umsetzen. Für Azubis in Berufsschulen ist das nach Informationen von Table.Briefings jedoch bisher nur in Bayern, Niedersachsen, und künftig auch in Rheinland-Pfalz, der Fall. Verlässt ein Jugendlicher in Berlin die Berufsschule vorzeitig, kontaktieren die Schulleiter einem Sprecher der Senatsverwaltung zufolge Berater der regionalen Jugendberufsagentur. Anna Parrisius

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    Mehr von Table.Media

    Research.Table. Stark-Watzinger: Was die Befragungen in Parlament und Ausschuss zeigten. Die Forschungsministerin musste sich am Mittwoch den Fragen der Abgeordneten stellen. Sie selbst will nach vorne blicken, sieht die Aufklärung als abgeschlossen. An welchen Stellen, der Zweifel bleibt und ob sie wirklich nichts von den heiklen Prüfaufträgen wusste, lesen Sie hier.

    Research.Table. Antisemitismus an Hochschulen: Was Experten jetzt fordern. Der Rias-Jahresbericht zeigt: Die Zahl der antisemitischen Vorfälle ist 2023 stark gestiegen. Bildungseinrichtungen gehören zu den häufigsten Tatorten. Welche Rolle Hochschulen dabei spielen und was zu tun ist, lesen Sie hier.

    Presseschau

    Welt: Schule besticht durch jahrgangsübergreifenden Unterricht und hohen Personalschlüssel. An der Gemeinschaftsschule Friedenau ist die Schülerschaft sehr heterogen – 61 Prozent der Schüler sind nicht-deutscher Herkunft, 64 Prozent sozial benachteiligt. 15 Prozent haben sonderpädagogischen Förderbedarf, mehrere Schüler eine anerkannte Hochbegabung. Trotzdem erzielt die Schule überdurchschnittliche Leistungsergebnisse. Beim Deutschen Schulpreis ist sie jetzt unter den letzten 15 Nominierten. Ein Schlüssel ihres Erfolgs: Der Unterricht findet bis zur zehnten Klasse jahrgangsgemischt statt. Die Schüler und Schülerinnen bearbeiten je nach Leistungsniveau individuelle Aufgaben. Jede Klasse hat eine doppelte Klassenleitung, eine sonderpädagogische Fachkraft und in der Grundstufe noch jeweils einen Erzieher. Dazu kommen Schulsozialarbeiter, Schulhelfer, Lesepaten und Praktikanten. (Wie es diese Schule schafft, allen Kindern gerecht zu werden

    Dlf: Wie können mehr Jugendliche für eine Ausbildung gewonnen werden? Die Zahl der Bildungsabbrecher steigt. Immer mehr junge Menschen beginnen nach ihrem Haupt- oder Realschulabschluss weder eine Ausbildung noch streben sie das Abitur an. Dabei nehmen viele eine Erwerbstätigkeit auf. Woran das liegt und wie die Ausbildung wieder attraktiver werden kann, diskutieren Dieter Dohmen, Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie, Jan Krüger, Abteilungsleiter für Bildungspolitik und -arbeit beim Deutschen Gewerkschaftsbund und Katharina Zalewski, Bereichsleiterin Wirtschaft und Politik der IHK Berlin. Dass es sich aufgrund des Mindestlohns auch ohne Ausbildung gut verdienen lässt, sehen sie dabei weniger als Problem. Für viele Jugendliche seien der Übergang von der Schule in die Ausbildung und die Vorteile einer Ausbildung vielmehr wenig transparent. (Campus und Karriere vom 22.6.

    Education Next: KI für Unterrichtsoptimierung. Überlegungen zum Einsatz von KI in der Schule beschränken sich bisher meist auf die Unterstützung von Schülern. Doch auch Lehrkräfte können profitieren und ihren Unterricht durch KI verbessern. Das US-Unternehmen Edthena etwa bietet Coaching für Lehrkräfte an: Diese können ihren Unterricht filmen und erhalten von den Coaches eine Bewertung. Ein neuer Chatbot soll Lehrer ebenfalls bei der Evaluation ihres Unterrichts helfen. TeachFX, eine weitere App aus den USA, zeichnet den Unterricht als Audiodatei auf. Mit KI-Spracherkennung kann eine Lehrkraft anschließend nachvollziehen, wie viel Zeit Schüler- und Lehrerbeiträge einnehmen. Auch kann die App feststellen, wie viele offene Fragen eine Lehrkraft stellt und wie viel Zeit sie den Schülern für eine Antwort gibt. (Next-Gen Classroom Observations, Powered by AI

    Zeit: Soziale Medien beeinflussen die politischen Einstellungen Jugendlicher. Tiktok, Instagram und Co. sind für die politische Meinungsbildung junger Menschen von hoher Relevanz. Etwas mehr als ein Drittel der Jugendlichen bezeichnet Social Media sogar als Hauptinformationsquelle. Insbesondere Jugendliche mit niedriger Bildung oder mit Migrationshintergrund fühlen sich von herkömmlichen Medien weniger angesprochen. Auf Tiktok oder Instagram verbreiten sich Meinungen aber stärker als Fakten. Nüchterne, korrekte Beiträge erhalten weniger Klicks. Besonders stark sprechen Jugendliche “Polit-Influencer” mit kurzen meinungsstarken Videos an, gerade, wenn sie auf Augenhöhe kommunizieren. (Schminken, tanzen, hassen

    Tagesspiegel: Warum Berlin nicht benennt, wie viele Lehrkräfte wirklich fehlen. Berlins Jahresbericht zur Lehrkräfteplanung enthält viele Zahlen, verschleiert aber, wie groß der Mangel wirklich ist. Das liegt an neuen Einsparpflichten für den Bildungssenat: Um Geld zu sparen, wurden Schulen zusätzliche Profilstunden weggenommen, Referendare zu Mehrarbeit verpflichtet. Damit kommt die Senatsverwaltung jetzt auf einen Mangel von 700 Vollzeitkräften. Eigentlich fehlen aber rund 1.200. Unklar bleibt der Bericht auch in der Frage, wie viele Fachfremde unterrichten. Dazu tragen immer neue Bezeichnungen für provisorische Lehrkräfte bei. Erst bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Von den 5.000 Stellen, die für das neue Schuljahr neu besetzt werden müssen, werden 2.000 mit befristet Angestellten gefüllt, die nicht die Zulassungsbedingungen für Quereinsteiger erfüllen. Immerhin: Bildungssenatorin Günther-Wünsch hat versprochen, dass der nächste Bericht verständlicher sein soll. (Maximale Verwirrung der Öffentlichkeit: Berlins Lehrkräftemangel bleibt eine Blackbox

    Bildung.Table Redaktion

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