zu Wochenbeginn gibt es erst einmal eine schlechte Note – aber sie kommt nicht wirklich überraschend: Um die Bildungsgerechtigkeit ist es schlecht bestellt, zeigt eine neue Studie des ifo Instituts. Es geht nichts voran bei dieser vielleicht größten Herausforderung für das Bildungssystem. Was neu daran ist: Bislang wurde nur Deutschland insgesamt in den Blick genommen, jetzt auch erstmals alle Bundesländer einzeln. Zurücklehnen kann sich kein Land.
Als Indikator für Chancengleichheit hat sich das ifo Institut in seiner neuen Studie angeschaut, wie wahrscheinlich es ist, dass Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten und privilegierten Elternhäusern nach der Grundschule aufs Gymnasium wechseln. Wer bessere Chancen hat, war auch schon ohne diese Studie klar, aber sie zeigt nun, wie groß die Unterschiede in den Ländern sind. Im Schnitt liegt das Chancenverhältnis zwischen beiden Schülergruppen nicht mal bei 50 Prozent. Von einer 100-prozentigen Chancengleichheit sind wir also meilenweit entfernt.
Aber nun beginnt ja bald das Startchancen-Programm. Ob es allerdings tatsächlich den immer wieder beschworenen Paradigmenwechsel bringt, ob die Mittel für die vielen Schulen in herausfordernder Lage reichen und wann Kinder davon profitieren, das wird sich erst noch zeigen. Eine Chance ist es allemal!
Für die neue Woche wünsche ich Ihnen einen zuversichtlichen Start!
Von Chancengleichheit ist das Schulsystem in Deutschland weit entfernt, und zwischen den Bundesländern gibt es dabei große Unterschiede. Das zeigt eine neue Studie des ifo Instituts, die am heutigen Montag vorgestellt wird. Sie lag Table.Briefings vorab vor (hier zum Download). Die Studie ergänzt den Chancenmonitor, den das ifo Institut im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. Der Chancenmonitor bezog sich auf Deutschland insgesamt, jetzt hat das ifo Institut erstmals untersucht, wie es um die Bildungsgerechtigkeit in den einzelnen Bundesländern steht. Eine solche Untersuchung gab es bislang noch nicht.
Das Institut misst die Bildungschancen daran, wie wahrscheinlich es ist, dass Kinder unterschiedlichen familiären Hintergrunds ein Gymnasium besuchen. Dafür wurden Kinder im Alter von 10 bis 18 Jahren in zwei Gruppen eingeteilt: mit “niedrigerem Hintergrund” (kein Elternteil mit Abitur, untere drei Viertel des Haushaltsnettoeinkommens) und mit “höherem Hintergrund” (mindestens ein Elternteil mit Abitur und oberes Viertel des Haushaltsnettoeinkommens, d.h. über 5.000 Euro). “Wir haben uns auf den Bildungshintergrund der Eltern und das Haushaltseinkommen fokussiert, weil sich auch in der deutschlandweiten Analyse klar gezeigt hat, dass das die entscheidenden Faktoren für die Bildungschancen sind”, erklärt der Ökonom Ludger Wößmann im Gespräch mit Table.Briefings. Er ist Leiter der Studie und des ifo Zentrums für Bildungsökonomik. Außerdem ergaben sich durch diese Aufteilung zwei etwa gleich große Gruppen (45 Prozent: Gruppe mit “höherem” Hintergrund, 55 Prozent: Gruppe mit “niedrigerem” Hintergrund).
Um den Grad der Chancengleichheit abzubilden, haben die ifo-Wissenschaftler auf Basis der Wahrscheinlichkeit für einen Gymnasialbesuch beider Gruppen zum einen das Chancenverhältnis (Quotient aus beiden Wahrscheinlichkeitswerten: Gruppe “niedrigerer Hintergrund”/Gruppe “höherer Hintergrund”) und die absolute Differenz für jedes Bundesland abgebildet. Bei beiden zeigt sich in allen Bundesländern eine große Spanne. Deutschlandweit beträgt die Chancendifferenz 33,2 Prozentpunkte, beim Chancenverhältnis sind es 44,6 Prozent. Bei einem Wert von 100 Prozent wäre Chancengleichheit erreicht. Davon ist Deutschland also weit entfernt. “Deutschland gehört zu einer Handvoll Ländern, in denen die Chancen besonders ungleich verteilt sind”, so Wößmann.
In Bayern als negativer Spitzenreiter liegt die Wahrscheinlichkeit für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen, aufs Gymnasium zu kommen, nur bei 20,1 Prozent. In keinem Land wechseln benachteiligte Grundschüler seltener aufs Gymnasium. Bei der absoluten Differenz zwischen beiden Schülergruppen befindet sich Bayern hingegen im Mittelfeld. Die größte Spanne weist hier Sachsen mit 40,1 Prozentpunkten auf, gefolgt von Sachsen-Anhalt (38,1) und Hessen (36,5). Beim relativen Chancenverhältnis steht Bayern hingegen mit 38,1 Prozent am schlechtesten von allen Bundesländern da. Das beste Chancenverhältnis erzielen Berlin (53,8 Prozent), Brandenburg (52,8 Prozent) und Rheinland-Pfalz (52,2 Prozent).
Für Wößmann ist das ein Indiz dafür, dass eine längere gemeinsame Grundschulzeit zu mehr Chancengleichheit führt. Denn in Berlin und Brandenburg findet der Wechsel von der Grundschule auf die weiterführende Schule erst nach der sechsten Klasse statt. “Auch im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Länder, die später die Kinder aufteilen – und das sind ja die meisten – eine größere Chancengleichheit erreichen”, sagt der Ökonom Wößmann.
Ansonsten ist er eher vorsichtig bei der Benennung von Ursachen. In der Studie sind aber noch zwei weitere Punkte aufgeführt, die einen positiven Effekt haben: weniger Arten weiterführender Schulen und eine höhere Kita-Quote. In Berlin, Hamburg und dem Saarland, wo es nur zwei Schularten gibt, ist die Gymnasialquote jedenfalls höher und das Chancenverhältnis besser. Und Länder mit einem besser ausgebauten frühkindlichen Bildungssystem erreichen tendenziell mehr Chancengleichheit.
Es gibt auch einige Punkte, die offenbar keine wesentliche Rolle spielen:
Mit dem letzten Punkt lassen sich auch die auffälligen Werte von Bremen zumindest zum Teil erklären. Das kleinste Bundesland weist ein ähnlich schlechtes Chancenverhältnis wie in Bayern auf. Aber die Chancendifferenz ist in Bremen im Ländervergleich relativ klein. “Bremen hat einen vergleichsweise kleinen Gymnasialbereich, und in den kommen vor allem die privilegierteren Kinder. Auch Bremen schafft es offensichtlich nicht, Kinder aus bildungsferneren Familien so zu fördern, dass sie auch den Sprung aufs Gymnasium schaffen”, stellt Wößmann fest. Er verweist aber auch darauf, dass aus Bremen wegen der Größe wenig Daten vorliegen, das mache die Auswertung ungenauer.
Für die jetzige Studie hat das ifo Institut Daten von 100.000 Kindern in Deutschland ausgewertet. Basis ist der Mikrozensus von 2018 und 2019. Bei der Analyse gab es zwar schon die Daten von 2020, aber die hätten für eine bundeslandspezifische Auswertung nicht gereicht. Denn durch die Corona-Pandemie hätten etwa 35 Prozent der Menschen nicht geantwortet, normalerweise liege die Ausfallquote nur bei 5 Prozent. Und gerade bildungsfernere Menschen hätten nicht geantwortet, was dann zu Verzerrungen führe, erläutert Wößmann.
Aus Sicht des Sozialwissenschaftlers Marcel Helbig ist die ifo-Studie durch die große Datenbasis sehr valide: “Prinzipiell ist der Mikrozensus sehr gut geeignet, um derartige Analysen durchzuführen.” Helbig selbst hat vor einem Jahr die Quote armer Kinder im Einzugsgebiet aller Schulen in Deutschland berechnet und gezeigt, wo sich Armut ballt.
Für den Bildungsforscher vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) wären aber die IQB-Bildungstrends für die 15-Jährigen sogar noch besser geeignet, um Ungleichheiten abzubilden. Mit dieser Erhebung betraut die Kultusministerkonferenz das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB).”Dann könnte man auch analysieren, wie die Ungleichheiten mit ungleichen Kompetenzen der Schüler zusammenhängen”, erläuterte Helbig Table.Briefings. Das sei – mit Blick auf den Gymnasialbesuch – durch das IQB aber letztmals 2009 gemacht worden. “Auch da zeigten sich für Bayern die höchsten Ungleichheiten selbst bei gleichen Kompetenzen.” Warum es in der Form seit 2009 keinen Bundesländervergleich durch das IQB mehr gegeben hat, ist Helbig “schleierhaft”.
In Helbigs Augen sei das IQB gefordert, neben erreichten Kompetenzen auch die ungleichen Chancen für einen Gymnasialbesuch wieder in den Berichten aufzunehmen. Vielleicht gelinge es dann auch besser, die großen Unterschiede zwischen den Ländern zu verstehen.
Wie die Länder auf das schlechte Zeugnis, das das ifo-Institut ihnen ausgestellt hat, reagieren, bleibt abzuwarten. Und welchen Beitrag das Startchancen-Programm dabei leisten wird, auch. Gern würde Wößmann den Chancenmonitor als Längsschnittstudie etablieren, um das messbar zu machen. “Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass sich hier kurzfristig viel ändert”, sagt Wößmann. Schon vor zehn Jahren habe er die Chancen(un)gleichheit in Deutschland untersucht – getan habe sich nichts. Die Ergebnisse heute seien nahezu identisch.
zu Wochenbeginn gibt es erst einmal eine schlechte Note – aber sie kommt nicht wirklich überraschend: Um die Bildungsgerechtigkeit ist es schlecht bestellt, zeigt eine neue Studie des ifo Instituts. Es geht nichts voran bei dieser vielleicht größten Herausforderung für das Bildungssystem. Was neu daran ist: Bislang wurde nur Deutschland insgesamt in den Blick genommen, jetzt auch erstmals alle Bundesländer einzeln. Zurücklehnen kann sich kein Land.
Als Indikator für Chancengleichheit hat sich das ifo Institut in seiner neuen Studie angeschaut, wie wahrscheinlich es ist, dass Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten und privilegierten Elternhäusern nach der Grundschule aufs Gymnasium wechseln. Wer bessere Chancen hat, war auch schon ohne diese Studie klar, aber sie zeigt nun, wie groß die Unterschiede in den Ländern sind. Im Schnitt liegt das Chancenverhältnis zwischen beiden Schülergruppen nicht mal bei 50 Prozent. Von einer 100-prozentigen Chancengleichheit sind wir also meilenweit entfernt.
Aber nun beginnt ja bald das Startchancen-Programm. Ob es allerdings tatsächlich den immer wieder beschworenen Paradigmenwechsel bringt, ob die Mittel für die vielen Schulen in herausfordernder Lage reichen und wann Kinder davon profitieren, das wird sich erst noch zeigen. Eine Chance ist es allemal!
Für die neue Woche wünsche ich Ihnen einen zuversichtlichen Start!
Von Chancengleichheit ist das Schulsystem in Deutschland weit entfernt, und zwischen den Bundesländern gibt es dabei große Unterschiede. Das zeigt eine neue Studie des ifo Instituts, die am heutigen Montag vorgestellt wird. Sie lag Table.Briefings vorab vor (hier zum Download). Die Studie ergänzt den Chancenmonitor, den das ifo Institut im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. Der Chancenmonitor bezog sich auf Deutschland insgesamt, jetzt hat das ifo Institut erstmals untersucht, wie es um die Bildungsgerechtigkeit in den einzelnen Bundesländern steht. Eine solche Untersuchung gab es bislang noch nicht.
Das Institut misst die Bildungschancen daran, wie wahrscheinlich es ist, dass Kinder unterschiedlichen familiären Hintergrunds ein Gymnasium besuchen. Dafür wurden Kinder im Alter von 10 bis 18 Jahren in zwei Gruppen eingeteilt: mit “niedrigerem Hintergrund” (kein Elternteil mit Abitur, untere drei Viertel des Haushaltsnettoeinkommens) und mit “höherem Hintergrund” (mindestens ein Elternteil mit Abitur und oberes Viertel des Haushaltsnettoeinkommens, d.h. über 5.000 Euro). “Wir haben uns auf den Bildungshintergrund der Eltern und das Haushaltseinkommen fokussiert, weil sich auch in der deutschlandweiten Analyse klar gezeigt hat, dass das die entscheidenden Faktoren für die Bildungschancen sind”, erklärt der Ökonom Ludger Wößmann im Gespräch mit Table.Briefings. Er ist Leiter der Studie und des ifo Zentrums für Bildungsökonomik. Außerdem ergaben sich durch diese Aufteilung zwei etwa gleich große Gruppen (45 Prozent: Gruppe mit “höherem” Hintergrund, 55 Prozent: Gruppe mit “niedrigerem” Hintergrund).
Um den Grad der Chancengleichheit abzubilden, haben die ifo-Wissenschaftler auf Basis der Wahrscheinlichkeit für einen Gymnasialbesuch beider Gruppen zum einen das Chancenverhältnis (Quotient aus beiden Wahrscheinlichkeitswerten: Gruppe “niedrigerer Hintergrund”/Gruppe “höherer Hintergrund”) und die absolute Differenz für jedes Bundesland abgebildet. Bei beiden zeigt sich in allen Bundesländern eine große Spanne. Deutschlandweit beträgt die Chancendifferenz 33,2 Prozentpunkte, beim Chancenverhältnis sind es 44,6 Prozent. Bei einem Wert von 100 Prozent wäre Chancengleichheit erreicht. Davon ist Deutschland also weit entfernt. “Deutschland gehört zu einer Handvoll Ländern, in denen die Chancen besonders ungleich verteilt sind”, so Wößmann.
In Bayern als negativer Spitzenreiter liegt die Wahrscheinlichkeit für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen, aufs Gymnasium zu kommen, nur bei 20,1 Prozent. In keinem Land wechseln benachteiligte Grundschüler seltener aufs Gymnasium. Bei der absoluten Differenz zwischen beiden Schülergruppen befindet sich Bayern hingegen im Mittelfeld. Die größte Spanne weist hier Sachsen mit 40,1 Prozentpunkten auf, gefolgt von Sachsen-Anhalt (38,1) und Hessen (36,5). Beim relativen Chancenverhältnis steht Bayern hingegen mit 38,1 Prozent am schlechtesten von allen Bundesländern da. Das beste Chancenverhältnis erzielen Berlin (53,8 Prozent), Brandenburg (52,8 Prozent) und Rheinland-Pfalz (52,2 Prozent).
Für Wößmann ist das ein Indiz dafür, dass eine längere gemeinsame Grundschulzeit zu mehr Chancengleichheit führt. Denn in Berlin und Brandenburg findet der Wechsel von der Grundschule auf die weiterführende Schule erst nach der sechsten Klasse statt. “Auch im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Länder, die später die Kinder aufteilen – und das sind ja die meisten – eine größere Chancengleichheit erreichen”, sagt der Ökonom Wößmann.
Ansonsten ist er eher vorsichtig bei der Benennung von Ursachen. In der Studie sind aber noch zwei weitere Punkte aufgeführt, die einen positiven Effekt haben: weniger Arten weiterführender Schulen und eine höhere Kita-Quote. In Berlin, Hamburg und dem Saarland, wo es nur zwei Schularten gibt, ist die Gymnasialquote jedenfalls höher und das Chancenverhältnis besser. Und Länder mit einem besser ausgebauten frühkindlichen Bildungssystem erreichen tendenziell mehr Chancengleichheit.
Es gibt auch einige Punkte, die offenbar keine wesentliche Rolle spielen:
Mit dem letzten Punkt lassen sich auch die auffälligen Werte von Bremen zumindest zum Teil erklären. Das kleinste Bundesland weist ein ähnlich schlechtes Chancenverhältnis wie in Bayern auf. Aber die Chancendifferenz ist in Bremen im Ländervergleich relativ klein. “Bremen hat einen vergleichsweise kleinen Gymnasialbereich, und in den kommen vor allem die privilegierteren Kinder. Auch Bremen schafft es offensichtlich nicht, Kinder aus bildungsferneren Familien so zu fördern, dass sie auch den Sprung aufs Gymnasium schaffen”, stellt Wößmann fest. Er verweist aber auch darauf, dass aus Bremen wegen der Größe wenig Daten vorliegen, das mache die Auswertung ungenauer.
Für die jetzige Studie hat das ifo Institut Daten von 100.000 Kindern in Deutschland ausgewertet. Basis ist der Mikrozensus von 2018 und 2019. Bei der Analyse gab es zwar schon die Daten von 2020, aber die hätten für eine bundeslandspezifische Auswertung nicht gereicht. Denn durch die Corona-Pandemie hätten etwa 35 Prozent der Menschen nicht geantwortet, normalerweise liege die Ausfallquote nur bei 5 Prozent. Und gerade bildungsfernere Menschen hätten nicht geantwortet, was dann zu Verzerrungen führe, erläutert Wößmann.
Aus Sicht des Sozialwissenschaftlers Marcel Helbig ist die ifo-Studie durch die große Datenbasis sehr valide: “Prinzipiell ist der Mikrozensus sehr gut geeignet, um derartige Analysen durchzuführen.” Helbig selbst hat vor einem Jahr die Quote armer Kinder im Einzugsgebiet aller Schulen in Deutschland berechnet und gezeigt, wo sich Armut ballt.
Für den Bildungsforscher vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) wären aber die IQB-Bildungstrends für die 15-Jährigen sogar noch besser geeignet, um Ungleichheiten abzubilden. Mit dieser Erhebung betraut die Kultusministerkonferenz das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB).”Dann könnte man auch analysieren, wie die Ungleichheiten mit ungleichen Kompetenzen der Schüler zusammenhängen”, erläuterte Helbig Table.Briefings. Das sei – mit Blick auf den Gymnasialbesuch – durch das IQB aber letztmals 2009 gemacht worden. “Auch da zeigten sich für Bayern die höchsten Ungleichheiten selbst bei gleichen Kompetenzen.” Warum es in der Form seit 2009 keinen Bundesländervergleich durch das IQB mehr gegeben hat, ist Helbig “schleierhaft”.
In Helbigs Augen sei das IQB gefordert, neben erreichten Kompetenzen auch die ungleichen Chancen für einen Gymnasialbesuch wieder in den Berichten aufzunehmen. Vielleicht gelinge es dann auch besser, die großen Unterschiede zwischen den Ländern zu verstehen.
Wie die Länder auf das schlechte Zeugnis, das das ifo-Institut ihnen ausgestellt hat, reagieren, bleibt abzuwarten. Und welchen Beitrag das Startchancen-Programm dabei leisten wird, auch. Gern würde Wößmann den Chancenmonitor als Längsschnittstudie etablieren, um das messbar zu machen. “Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass sich hier kurzfristig viel ändert”, sagt Wößmann. Schon vor zehn Jahren habe er die Chancen(un)gleichheit in Deutschland untersucht – getan habe sich nichts. Die Ergebnisse heute seien nahezu identisch.