in das digitale Zeitalter, in dem wir längst angekommen und die jüngeren Generationen sogar hineingeboren wurden, gehören auch digitale Kompetenzen zu den Basiskompetenzen. Es erscheint daher nur folgerichtig, dass es neben der PISA-Studie, die untersucht, wie gut Schülerinnen und Schüler lesen, rechnen und schreiben können, auch eine Studie für “computer- und informationsbezogene Kompetenzen” gibt: die International Computer and Information Literacy Study, kurz ICILS.
Diese internationale Vergleichsstudie ist an diesem Dienstagvormittag veröffentlicht worden. Sie gibt einen präzisen Überblick, wie gut 14-Jährige mit dem Computer umgehen und Informationen einordnen und präsentieren können. Und sie zeigt: Selbst für sogenannte Digital Natives ist der reflektierte Umgang mit digitalen Medien eine Herausforderung.
Auffällig ist dabei vor allem eine Entwicklung: Obwohl digitale Medien mittlerweile viel präsenter im Unterricht sind, haben die digitalen Kompetenzen von Jugendlichen in Deutschland und den meisten anderen Teilnehmerländern sogar abgenommen. Woran das liegt und was Schulen, Lehrkräfte und Schulen jetzt brauchen, um fit für die (digitale) Zukunft zu sein, lesen Sie in der Analyse.
Dabei interessiert uns auch Ihre Meinung: Wo sehen Sie Verbesserungspotenziale in der digitalen Bildung? Und was bedeutet das vorläufige Aus des Digitalpakts II für die technische Ausstattung und das digitale Lernen an Schulen?
Wir würden uns sehr freuen, diese und weitere Fragen gemeinsam mit Ihnen zu diskutieren. Wir laden Sie daher herzlich ein, an unserem Live.Briefing am Dienstag, 26. November, von 12 bis 13 Uhr teilzunehmen. Mit dabei ist unter anderem Birgit Eickelmann, wissenschaftliche ICILS-Leiterin für Deutschland und Christian Büttner, Vorsitzender des Bündnis für Bildung. Hier können Sie sich kostenlos anmelden.
Und falls Sie uns Ihre Meinung oder Anregungen bereits davor mitteilen möchten, stehen Ihnen natürlich unsere E-Mail-Postfächer offen.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Mehr als 40 Prozent der Achtklässler in Deutschland sind kaum in der Lage, kompetent und reflektiert mit digitalen Medien und Informationen umzugehen. Das ist eins der zentralen Ergebnisse der internationalen Vergleichsstudie ICILS 2023. Im Vergleich zu den Ergebnissen vor fünf und zehn Jahren ist ein deutlicher Rückgang der Kompetenzen von Jugendlichen zu beobachten. Die repräsentative International Computer and Information Literacy Study erschien diesen Dienstag nach 2013 und 2018 zum dritten Mal und lag Table.Briefings vorab vor.
Die Studie untersucht zwei Kompetenzbereiche:
Darüber hinaus zeigt die Studie den Status Quo und die Rahmenbedingungen des digitalen Lernens. Und wie sich beides über ein Jahrzehnt entwickelt hat. Dies wird über Fragebögen für Schüler, Lehrkräfte sowie Schulleitungen und IT-Koordinatoren der teilnehmenden Schulen erhoben.
An dieser Studie haben aus Deutschland mehr als 5.000 Schüler und 2.300 Lehrkräfte teilgenommen. International waren es fast 133.000 Schüler und mehr als 60.000 Lehrkräfte – aus 35 Ländern, davon 22 EU-Mitgliedsstaaten. 2018 waren es nur zwölf Teilnehmerländer.
Ähnlich wie bei PISA fällt Deutschland international besonders in einem Punkt negativ auf: Es gibt eine krasse Bildungsungleichheit. Wie in Deutsch, Mathematik und den Naturwissenschaften hängen auch die digitalen Leistungsergebnisse stark vom familiären und sozialen Hintergrund ab. Die schulische Bildung ist weit entfernt davon, das auszugleichen und alle Schülerinnen und Schülern mit den notwendigen Kompetenzen auszustatten.
Besonders Schüler mit Zuwanderungsgeschichte, einer anderen Familiensprache als Deutsch oder einer benachteiligten sozialen Herkunft drohen abgehängt zu werden. In diesen Schülergruppen erreicht jeder zweite nur die untersten beiden Kompetenzstufen. Der Anteil der Schüler mit einer anderen Familiensprache, die nur Kompetenzstufe I erreichen, hat sich im Vergleich vor zehn Jahren sogar verdoppelt. In ICILS 2013 erreichten 14,8 Prozent der Schüler nur Kompetenzstufe I – 2023 waren es 27,4 Prozent.
Diese Jugendlichen erreichen damit nicht die nötigen Kompetenzen, die sie für “ihre Zukunft und die Stabilität der Gesellschaft” benötigen, heißt es in der Studie. In anderen Worten: Kompetenzstufe I und II umfassen nur sehr basale Kompetenzen, fast nur “klicken und wischen”, sagt Birgit Eickelmann, Leiterin der Studie in Deutschland. Die Professorin lehrt Schulpädagogik an der Universität Paderborn. Aus ihrer Sicht müssten die Jugendlichen mindestens Kompetenzstufe IV erreichen. Erst ab diesem Level könnten sie Informationen kritisch hinterfragen oder aufbereiten, etwa für eine Präsentation. Dies erreichen bisher weniger als 20 Prozent der Jugendlichen.
Die gute Nachricht: Digitale Medien spielen in Schulen eine deutlich größere Rolle als noch vor fünf Jahren. Insbesondere dank Förderprogrammen wie dem Digitalpakt I hat sich die technische Ausstattung stark verbessert. Immer mehr Schulen sind ans (Breitband-) Netz angeschlossen und haben Smartboards und Tablets in den Klassenzimmern.
Auch Lehrkräfte unterrichten häufiger digital. War es 2018 noch etwa ein Viertel der Lehrkräfte, die digitale Medien regelmäßig im Unterricht nutzten, lag die Quote 2023 bei 70 Prozent.
Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse von ICILS 2023, dass die technische Ausstattung allein nicht die Lösung ist. Schulpädagogin Eickelmann sagt: “Der Weg von mehr technischer Ausstattung zu mehr digitalen Kompetenzen ist kein Automatismus.” Die digitalen Kompetenzen sind ähnlich stark gesunken wie die Lesekompetenzen bei PISA 2022. Bei PISA gab es im Schnitt einen Rückgang um 18 Punkte, bei ICILS sind es 16.
Deutschland erreicht einen Durchschnitt von 518 Punkten und liegt damit über dem internationalen Mittelwert. Das Feld der Teilnehmerländer weist jedoch insgesamt ein eher geringes mittleres Kompetenzniveau auf. Und: Nur in Dänemark und den USA haben die Schüler noch stärker digitale Kompetenzen eingebüßt als in Deutschland.
Die besten Ergebnisse erzielen im internationalen Vergleich Südkorea, Tschechien, Dänemark und Taiwan. Lediglich zwei Teilnehmerländer – Italien und Luxemburg – haben ihre Ergebnisse im Vergleich zu 2018 verbessert.
Für Deutschland heißt das: Es braucht weitere und vor allem gezieltere Anstrengungen, damit alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig von ihrem Hintergrund – einen höheren digitalen Kompetenzgrad erreichen können. Insbesondere nicht-gymnasiale Schulen brauchen stärkere Unterstützung. Schüler dieser Schulformen schneiden durchschnittlich schlechter ab als Gymnasiasten.
Gleichzeitig sollte die individuelle Förderung nicht nur leistungsschwächeren, sondern auch die besonders leistungsstarken Schüler in den Blick nehmen. Denn während im Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen lediglich ein Prozent der Schüler die beste Kompetenzstufe erreicht, sind es im Bereich Computational Thinking immerhin rund fünf Prozent. “Das Potenzial ist da”, sagt Eickelmann. Diese Leistungsspitze lasse sich ausbauen, wenn man die besonders engagierten und interessierten Jugendlichen stärker fördere.
Darüber hinaus empfehlen die Studienautoren:
Die Autoren mahnen, wie wichtig “kontinuierlich geeignete technologische Rahmenbedingungen” in Schulen seien. Wenn die Schulen kein WLAN haben und nur Schüler wohlhabender Eltern über ein Tablet oder Laptop verfügen, sei es aussichtslos, digitale Kompetenzen zu vermitteln und Bildungsungleichheiten aufzufangen.
Damit die Achtklässler in fünf Jahren besser dastehen, braucht es also eine Gesamtstrategie. Und nicht nur das Drehen an einzelnen Stellschrauben. Deutschland, schließen die Autoren, brauche den Mut, schulische Bildung von den Schülerinnen und Schülern sowie von der Zukunft her zu denken.
in das digitale Zeitalter, in dem wir längst angekommen und die jüngeren Generationen sogar hineingeboren wurden, gehören auch digitale Kompetenzen zu den Basiskompetenzen. Es erscheint daher nur folgerichtig, dass es neben der PISA-Studie, die untersucht, wie gut Schülerinnen und Schüler lesen, rechnen und schreiben können, auch eine Studie für “computer- und informationsbezogene Kompetenzen” gibt: die International Computer and Information Literacy Study, kurz ICILS.
Diese internationale Vergleichsstudie ist an diesem Dienstagvormittag veröffentlicht worden. Sie gibt einen präzisen Überblick, wie gut 14-Jährige mit dem Computer umgehen und Informationen einordnen und präsentieren können. Und sie zeigt: Selbst für sogenannte Digital Natives ist der reflektierte Umgang mit digitalen Medien eine Herausforderung.
Auffällig ist dabei vor allem eine Entwicklung: Obwohl digitale Medien mittlerweile viel präsenter im Unterricht sind, haben die digitalen Kompetenzen von Jugendlichen in Deutschland und den meisten anderen Teilnehmerländern sogar abgenommen. Woran das liegt und was Schulen, Lehrkräfte und Schulen jetzt brauchen, um fit für die (digitale) Zukunft zu sein, lesen Sie in der Analyse.
Dabei interessiert uns auch Ihre Meinung: Wo sehen Sie Verbesserungspotenziale in der digitalen Bildung? Und was bedeutet das vorläufige Aus des Digitalpakts II für die technische Ausstattung und das digitale Lernen an Schulen?
Wir würden uns sehr freuen, diese und weitere Fragen gemeinsam mit Ihnen zu diskutieren. Wir laden Sie daher herzlich ein, an unserem Live.Briefing am Dienstag, 26. November, von 12 bis 13 Uhr teilzunehmen. Mit dabei ist unter anderem Birgit Eickelmann, wissenschaftliche ICILS-Leiterin für Deutschland und Christian Büttner, Vorsitzender des Bündnis für Bildung. Hier können Sie sich kostenlos anmelden.
Und falls Sie uns Ihre Meinung oder Anregungen bereits davor mitteilen möchten, stehen Ihnen natürlich unsere E-Mail-Postfächer offen.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Mehr als 40 Prozent der Achtklässler in Deutschland sind kaum in der Lage, kompetent und reflektiert mit digitalen Medien und Informationen umzugehen. Das ist eins der zentralen Ergebnisse der internationalen Vergleichsstudie ICILS 2023. Im Vergleich zu den Ergebnissen vor fünf und zehn Jahren ist ein deutlicher Rückgang der Kompetenzen von Jugendlichen zu beobachten. Die repräsentative International Computer and Information Literacy Study erschien diesen Dienstag nach 2013 und 2018 zum dritten Mal und lag Table.Briefings vorab vor.
Die Studie untersucht zwei Kompetenzbereiche:
Darüber hinaus zeigt die Studie den Status Quo und die Rahmenbedingungen des digitalen Lernens. Und wie sich beides über ein Jahrzehnt entwickelt hat. Dies wird über Fragebögen für Schüler, Lehrkräfte sowie Schulleitungen und IT-Koordinatoren der teilnehmenden Schulen erhoben.
An dieser Studie haben aus Deutschland mehr als 5.000 Schüler und 2.300 Lehrkräfte teilgenommen. International waren es fast 133.000 Schüler und mehr als 60.000 Lehrkräfte – aus 35 Ländern, davon 22 EU-Mitgliedsstaaten. 2018 waren es nur zwölf Teilnehmerländer.
Ähnlich wie bei PISA fällt Deutschland international besonders in einem Punkt negativ auf: Es gibt eine krasse Bildungsungleichheit. Wie in Deutsch, Mathematik und den Naturwissenschaften hängen auch die digitalen Leistungsergebnisse stark vom familiären und sozialen Hintergrund ab. Die schulische Bildung ist weit entfernt davon, das auszugleichen und alle Schülerinnen und Schülern mit den notwendigen Kompetenzen auszustatten.
Besonders Schüler mit Zuwanderungsgeschichte, einer anderen Familiensprache als Deutsch oder einer benachteiligten sozialen Herkunft drohen abgehängt zu werden. In diesen Schülergruppen erreicht jeder zweite nur die untersten beiden Kompetenzstufen. Der Anteil der Schüler mit einer anderen Familiensprache, die nur Kompetenzstufe I erreichen, hat sich im Vergleich vor zehn Jahren sogar verdoppelt. In ICILS 2013 erreichten 14,8 Prozent der Schüler nur Kompetenzstufe I – 2023 waren es 27,4 Prozent.
Diese Jugendlichen erreichen damit nicht die nötigen Kompetenzen, die sie für “ihre Zukunft und die Stabilität der Gesellschaft” benötigen, heißt es in der Studie. In anderen Worten: Kompetenzstufe I und II umfassen nur sehr basale Kompetenzen, fast nur “klicken und wischen”, sagt Birgit Eickelmann, Leiterin der Studie in Deutschland. Die Professorin lehrt Schulpädagogik an der Universität Paderborn. Aus ihrer Sicht müssten die Jugendlichen mindestens Kompetenzstufe IV erreichen. Erst ab diesem Level könnten sie Informationen kritisch hinterfragen oder aufbereiten, etwa für eine Präsentation. Dies erreichen bisher weniger als 20 Prozent der Jugendlichen.
Die gute Nachricht: Digitale Medien spielen in Schulen eine deutlich größere Rolle als noch vor fünf Jahren. Insbesondere dank Förderprogrammen wie dem Digitalpakt I hat sich die technische Ausstattung stark verbessert. Immer mehr Schulen sind ans (Breitband-) Netz angeschlossen und haben Smartboards und Tablets in den Klassenzimmern.
Auch Lehrkräfte unterrichten häufiger digital. War es 2018 noch etwa ein Viertel der Lehrkräfte, die digitale Medien regelmäßig im Unterricht nutzten, lag die Quote 2023 bei 70 Prozent.
Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse von ICILS 2023, dass die technische Ausstattung allein nicht die Lösung ist. Schulpädagogin Eickelmann sagt: “Der Weg von mehr technischer Ausstattung zu mehr digitalen Kompetenzen ist kein Automatismus.” Die digitalen Kompetenzen sind ähnlich stark gesunken wie die Lesekompetenzen bei PISA 2022. Bei PISA gab es im Schnitt einen Rückgang um 18 Punkte, bei ICILS sind es 16.
Deutschland erreicht einen Durchschnitt von 518 Punkten und liegt damit über dem internationalen Mittelwert. Das Feld der Teilnehmerländer weist jedoch insgesamt ein eher geringes mittleres Kompetenzniveau auf. Und: Nur in Dänemark und den USA haben die Schüler noch stärker digitale Kompetenzen eingebüßt als in Deutschland.
Die besten Ergebnisse erzielen im internationalen Vergleich Südkorea, Tschechien, Dänemark und Taiwan. Lediglich zwei Teilnehmerländer – Italien und Luxemburg – haben ihre Ergebnisse im Vergleich zu 2018 verbessert.
Für Deutschland heißt das: Es braucht weitere und vor allem gezieltere Anstrengungen, damit alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig von ihrem Hintergrund – einen höheren digitalen Kompetenzgrad erreichen können. Insbesondere nicht-gymnasiale Schulen brauchen stärkere Unterstützung. Schüler dieser Schulformen schneiden durchschnittlich schlechter ab als Gymnasiasten.
Gleichzeitig sollte die individuelle Förderung nicht nur leistungsschwächeren, sondern auch die besonders leistungsstarken Schüler in den Blick nehmen. Denn während im Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen lediglich ein Prozent der Schüler die beste Kompetenzstufe erreicht, sind es im Bereich Computational Thinking immerhin rund fünf Prozent. “Das Potenzial ist da”, sagt Eickelmann. Diese Leistungsspitze lasse sich ausbauen, wenn man die besonders engagierten und interessierten Jugendlichen stärker fördere.
Darüber hinaus empfehlen die Studienautoren:
Die Autoren mahnen, wie wichtig “kontinuierlich geeignete technologische Rahmenbedingungen” in Schulen seien. Wenn die Schulen kein WLAN haben und nur Schüler wohlhabender Eltern über ein Tablet oder Laptop verfügen, sei es aussichtslos, digitale Kompetenzen zu vermitteln und Bildungsungleichheiten aufzufangen.
Damit die Achtklässler in fünf Jahren besser dastehen, braucht es also eine Gesamtstrategie. Und nicht nur das Drehen an einzelnen Stellschrauben. Deutschland, schließen die Autoren, brauche den Mut, schulische Bildung von den Schülerinnen und Schülern sowie von der Zukunft her zu denken.