Table.Briefing: Bildung

+++ Alert +++ Haushalt: „Wortbruch” beim Digitalpakt II

Liebe Leserin, lieber Leser,

auf den ersten Blick klang es im Haushaltsentwurf erst mal positiv: Mehr als 1,6 Milliarden Euro für “Zuweisungen an die Länder zur Förderung von Investitionen in die digitale Infrastruktur für Schulen”. Doch meine Kollegen Holger Schleper und Maximilian Stascheit waren schon gestern skeptisch, ob und wie viel Geld tatsächlich für den Digitalpakt II eingeplant ist, wie Sie heute früh in unserem Briefing lesen konnten. Und ihre weiteren Recherchen und auch die Reaktionen aus den Ländern heute legen nahe: Das ist kein frisches Geld, sondern es soll die noch ausstehenden Ausgaben für den Digitalpakt I abdecken. “Abfinanzierung” heißt es von Haushaltsexperten. Der Unmut, nicht nur in Ländern, ist riesig. Wir geben Ihnen den aktuellen Stand.

Und noch etwas: Heute früh hat uns die Technik ein Schnippchen geschlagen und unseren Beitrag zu den Top of the Table der Bildungsszene im Briefing nicht korrekt ausgespielt. Die wichtigen Köpfe aus der Bildungswissenschaft stellen wir Ihnen daher hier noch mal dazu. Und – sicher ist sicher: Hier geht es zum Überblicksartikel, den wir kontinuierlich ergänzen.

Einen schönen Abend wünscht Ihnen

Ihre
Annette Kuhn
Bild von Annette  Kuhn

Analyse

Digitalpakt: Warum die 1,6 Milliarden Euro für die Länder eine Mogelpackung sind

Länder und Interessenverbände machen dem BMBF schwere Vorwürfe, nachdem das Kabinett heute den Haushaltsentwurf 2025 verabschiedet hat. Demnach gebe der Bund für die Fortsetzung des Digitalpakts keinerlei Geld. Zwar sind im aktuellen Zahlenwerk etwa 1,6 Milliarden für “Zuweisungen an die Länder zur Förderung von Investitionen in die digitale Infrastruktur für Schulen” eingestellt. Die Lesart der Länder allerdings ist, dass es sich dabei um Mittel des Digitalpaktes I handelt, die noch nicht ausgegeben worden sind.

“Der Digitalpakt 2.0 muss kommen”, heißt es aus dem BMBF dazu weiterhin. Der Bund sei bereit, die Hälfte der Finanzierung zu übernehmen. “Dafür ist im Haushalt 2025 und auch in den Folgejahren Vorsorge getroffen.” Präzisere Angaben über die Höhe dieser Vorsorge wurden aber nicht genannt. Und Bedingung sei weiter, dass die Länder “bereit sind, ihre Hälfte zu finanzieren”.

“Der vorliegende Haushalt erweckt den Eindruck, als wolle man durch Buchungstricks das Fehlen der wichtigen zusätzlichen Investitionen in die digitale Bildung verschleiern”, wirft Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) dem BMBF vor. Zusätzliche Mittel zur Finanzierung des Digitalpakts II seien im Haushalt augenscheinlich nicht vorgesehen. Es würden fest verplante, gebundene Restmittel aus dem Digitalpakt I, die noch nicht abgerechnet wurden, aus dem Sondervermögen in den Haushalt des kommenden Jahres verschoben. Der Haushaltsentwurf sei “eine katastrophale Nachricht für die Innovationsfähigkeit unseres Landes“.

Piwarz: “Das würde einen dreisten Vertrauensbruch bedeuten”

Auch Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) greift Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) scharf an. “Jetzt offenbart sich, dass die Zusicherung der Bundesministerin zum Digitalpakt II und dessen Start 2025 offenbar nur ein Lippenbekenntnis war.” Von einem Digitalpakt II sei im Etat-Entwurf nichts zu lesen. “Das würde einen dreisten Vertrauensbruch bedeuten.” Sachsen steht mit Bremen an der Spitze der Digitalpakt-Verhandlungsgruppe der Länder mit dem Bund.

Deutliche Kritik kommt auch vom Branchenverband Bitkom. “Für den so dringend erwarteten Digitalpakt 2.0 zur Digitalisierung von Deutschlands Schulen sind keine Gelder vorgesehen, sodass den Schulen und Kommunen weiterhin die nötige Planungssicherheit fehlt”, erklärte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Jetzt habe es der Bundestag in der Hand, den Haushalt zu verbessern. Das hofft auch die GEW-Vorsitzende Maike Finnern. “Im Bundeshaushalt ist keine Rede mehr von der Fortführung und Sicherung des Digitalpakts 2.0, das ist schlichtweg unverantwortlich”, monierte sie schon einen Tag vor dem Kabinettsbeschluss. 

Bund und Länder verhandeln seit Dezember 2022

Wie es nun mit der Digitalpakt-Fortsetzung, zu der Bund und Länder seit Dezember 2022 verhandeln, konkret weitergehen wird, scheint derzeit offen. Dem Vernehmen nach sollte es noch in dieser Woche ein Gespräch zwischen der Verhandlungsgruppe der Länder und dem neuen Staatssekretär im BMBF, Roland Philippi, geben. Dabei sollten weitere Termine abgestimmt werden.

Zuvor gilt es allerdings wohl, die Wogen zu glätten. Piwarz jedenfalls sieht Stark-Watzinger in der Pflicht, den Ländern sofort zu erklären, ob der Digitalpakt II mit dem jetzt vorliegenden Etat-Entwurf beerdigt sei. “Andernfalls müssen die Länder davon ausgehen, dass die monatelangen Verhandlungen mit dem Bund über eine Fortführung des Programms von der Bundesministerin selbst beendet worden sind.” mit Maximilian Stascheit

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Die entscheidenden Köpfe der Bildungsszene – Wissenschaft

Cordula Artelt – Direktorin des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi)

Seit 2019 leitet Cordula Artelt, Professorin für empirische Bildungsforschung, das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg. Das Institut untersucht Bildungsentwicklungen in den verschiedenen Lebensphasen, indem es Kohorten über einen längeren Zeitraum begleitet. Die Daten werden für das Nationale Bildungspanel (NEPS) aufbereitet und für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Das LIfBi untersucht aber nicht nur Daten von Schülern, sondern auch von angehenden Lehrkräften im Lehramtsstudierenden-Panel.

Nina Bremm– Professorin für Schulpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Nina Bremm befasst sich in ihrer Forschung vor allem mit Schulentwicklung und Steuerung im Bildungswesen. Beim Thema Educational Governance kennt sich kaum jemand so gut aus wie sie. Vor diesem Hintergrund betrachtet sie zum Beispiel auch das Startchancen-Programm und andere bildungspolitische Vorhaben. Zum Beispiel hat sie den Schulversuch “Talentschulen” in Nordrhein-Westfalen begleitet. Aktuell evaluiert sie ein Kooperationsprojekt der Robert Bosch Stiftung und des Kultusministeriums Baden-Württemberg mit dem Ziel, die Vermittlung von Basiskompetenzen an Grundschulen zu stärken.

Birgit Eickelmann  – Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn

Viele Jahre hat Birgit Eickelmann als Studienrätin für Mathematik und Physik gearbeitet, bis sie sich entschieden hat, in die Schulforschung zu gehen. Ihr Schwerpunkt liegt vor allem in der digitalen Schulentwicklung und im Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Sie weist dabei auch immer wieder darauf hin, wie sehr der Zugang von Kindern zu digitalen Geräten und Anwendungen vom sozioökonomischen Hintergrund des Elternhauses abhängt. Eickelmann ist zuständig für die Auswertung der internationalen Vergleichsstudie ICILS zu computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern.

Aladin El-Mafaalani – Professor für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund

Der Soziologe Aladin El-Mafaalani forscht seit vielen Jahren zu den Themen Bildung, Integration und Rassismus. Und das macht er seit Neuestem an der TU Dortmund. Dort ist er seit diesem Frühjahr Professor für Migrations- und Bildungssoziologie. Bekannt wurde El-Mafaalani vor allem durch seine Bücher “Das Integrationsparadox” und “Mythos Bildung”. Er macht immer wieder an Zahlen und Fakten deutlich, wie sehr Deutschland für seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität auf Einwanderung angewiesen ist, und mahnt mehr Investitionen für die Schulen an, weil gerade dort Integration stattfinden müsste. 2023 bekam Aladin El-Mafaalani das Bundesverdienstkreuz.

Uta Hauck-Thum – Professorin für Grundschulpädagogik und -didaktik an der LMU München

Die aktuelle Debatte, ob digitale Medien in die Grundschule gehören oder nicht, kann Uta Hauck-Thum schwer nachvollziehen. Aus Sicht der Professorin für Grundschulpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität, die selbst einige Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet hat, eröffnen digitale Medien gerade für benachteiligte Kinder neue Lernzugänge. Aber dazu brauche es auch kluge Konzepte. Die entwickelt sie zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Uni-Lernhaus, der Kooperationsschule der LMU. Sie ist auch Mitglied des Begleitgremiums des Fortbildungsprojekts Kompetenzverbund lernen:digital und leitet verschiedene Projekte zur Transformation von Schule in der Kultur der Digitalität.

Marcel Helbig – Professor für “Bildung und soziale Ungleichheit” an der Universität Erfurt

Im Fokus seiner Forschung stehen die Themen Bildungsgerechtigkeit, soziale Ungleichheit und die Auswirkungen von Bildungsreformen. Ob es um eine faire Verteilung der Startchancen-Gelder geht, Geschlechtergerechtigkeit oder das neue Bildungsgrundrecht – der Sozialwissenschaftler Marcel Helbig legt mit seiner Arbeit oft den Finger in die Wunde des deutschen Bildungssystems. Er leitet den Arbeitsbereich “Strukturen und Systeme” am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBI) in Bamberg. Außerdem ist er Lehrbeauftragter für “Bildung und soziale Ungleichheit” an der Universität Erfurt und Gastwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Kai Maaz – Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF)

Wenn es um Bildungsberichterstattung geht, führt an Kai Maaz kein Weg vorbei. Der Soziologe und Bildungsforscher ist seit 2013 am DIPF und seit 2019 Geschäftsführender Direktor des Instituts. Alle zwei Jahre veröffentlicht er als Sprecher der Autorengruppe der wichtigsten Bildungsforschungsinstitute den Nationalen Bildungsbericht. Es ist die größte Bestandsaufnahme des Bildungswesens in Deutschland. Darüber hinaus ist Kai Maaz Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK. Gerade hat das DIPF als Kopf eines Forschungsverbunds auch den Zuschlag für die wissenschaftliche Begleitung des Startchancen-Programms bekommen.

Nele McElvany – Professorin für Empirische Bildungsforschung an der TU Dortmund

Sie forscht insbesondere zu Schulentwicklung und Lesekompetenz und ist mittlerweile zum Gesicht der internationalen Bildungsstudie IGLU geworden. Seit 2014 ist Nele McElvany Leiterin des Instituts für Schulentwicklungsforschung, seit 2019 hat sie die wissenschaftliche Projektleitung für die “Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung” inne. Sprach- und Lesekompetenz sind für sie die zentrale Voraussetzung für Bildungserfolg. 

Heike Solga – Direktorin der Abteilung “Ausbildung und Arbeitsmarkt” am WZB

Die Berufschancen geringqualifizierter Menschen sind Heike Solgas Thema. Die Soziologin forscht an der FU Berlin und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung unter anderem dazu, wie Jugendliche ohne Schulabschluss oder mit erstem Schulabschluss in Ausbildung finden – und woran sie auf dem Weg noch scheitern. Von Betrieben fordert Solga mehr Kompromissbereitschaft: Sie sollten vermeintlich ungeeignete Jugendliche nicht zu früh im Bewerbungsprozess aussortieren. Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Heike Solga.

Doris Weßels – Professorin für Wirtschaftsinformatik und KI-Expertin an der Fachhochschule Kiel

Wenn es um KI im Bildungsbereich geht, ist die Expertise von Doris Weßels gefragt. Mit Künstlicher Intelligenz oder ihren Vorläufern hat sie sich schon lange befasst und zunehmend auch die Auswirkungen auf die Bildung untersucht. Anfangs hat sie vor allem erforscht, wie KI-Tools die Hochschule verändern. Mit dem Aufkommen von ChatGPT hat sie ihren Fokus auch verstärkt auf Schulen gerichtet. Dabei ist sie immer einen Schritt voraus. Als noch kaum jemand wusste, was ChatGPT überhaupt ist, hat sie das Potenzial und die Wucht der Veränderung, die in dem Sprachmodell steckt, längst erkannt und beschrieben. Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Doris Weßels.

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    Und noch etwas: Heute früh hat uns die Technik ein Schnippchen geschlagen und unseren Beitrag zu den Top of the Table der Bildungsszene im Briefing nicht korrekt ausgespielt. Die wichtigen Köpfe aus der Bildungswissenschaft stellen wir Ihnen daher hier noch mal dazu. Und – sicher ist sicher: Hier geht es zum Überblicksartikel, den wir kontinuierlich ergänzen.

    Einen schönen Abend wünscht Ihnen

    Ihre
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    Analyse

    Digitalpakt: Warum die 1,6 Milliarden Euro für die Länder eine Mogelpackung sind

    Länder und Interessenverbände machen dem BMBF schwere Vorwürfe, nachdem das Kabinett heute den Haushaltsentwurf 2025 verabschiedet hat. Demnach gebe der Bund für die Fortsetzung des Digitalpakts keinerlei Geld. Zwar sind im aktuellen Zahlenwerk etwa 1,6 Milliarden für “Zuweisungen an die Länder zur Förderung von Investitionen in die digitale Infrastruktur für Schulen” eingestellt. Die Lesart der Länder allerdings ist, dass es sich dabei um Mittel des Digitalpaktes I handelt, die noch nicht ausgegeben worden sind.

    “Der Digitalpakt 2.0 muss kommen”, heißt es aus dem BMBF dazu weiterhin. Der Bund sei bereit, die Hälfte der Finanzierung zu übernehmen. “Dafür ist im Haushalt 2025 und auch in den Folgejahren Vorsorge getroffen.” Präzisere Angaben über die Höhe dieser Vorsorge wurden aber nicht genannt. Und Bedingung sei weiter, dass die Länder “bereit sind, ihre Hälfte zu finanzieren”.

    “Der vorliegende Haushalt erweckt den Eindruck, als wolle man durch Buchungstricks das Fehlen der wichtigen zusätzlichen Investitionen in die digitale Bildung verschleiern”, wirft Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) dem BMBF vor. Zusätzliche Mittel zur Finanzierung des Digitalpakts II seien im Haushalt augenscheinlich nicht vorgesehen. Es würden fest verplante, gebundene Restmittel aus dem Digitalpakt I, die noch nicht abgerechnet wurden, aus dem Sondervermögen in den Haushalt des kommenden Jahres verschoben. Der Haushaltsentwurf sei “eine katastrophale Nachricht für die Innovationsfähigkeit unseres Landes“.

    Piwarz: “Das würde einen dreisten Vertrauensbruch bedeuten”

    Auch Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) greift Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) scharf an. “Jetzt offenbart sich, dass die Zusicherung der Bundesministerin zum Digitalpakt II und dessen Start 2025 offenbar nur ein Lippenbekenntnis war.” Von einem Digitalpakt II sei im Etat-Entwurf nichts zu lesen. “Das würde einen dreisten Vertrauensbruch bedeuten.” Sachsen steht mit Bremen an der Spitze der Digitalpakt-Verhandlungsgruppe der Länder mit dem Bund.

    Deutliche Kritik kommt auch vom Branchenverband Bitkom. “Für den so dringend erwarteten Digitalpakt 2.0 zur Digitalisierung von Deutschlands Schulen sind keine Gelder vorgesehen, sodass den Schulen und Kommunen weiterhin die nötige Planungssicherheit fehlt”, erklärte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Jetzt habe es der Bundestag in der Hand, den Haushalt zu verbessern. Das hofft auch die GEW-Vorsitzende Maike Finnern. “Im Bundeshaushalt ist keine Rede mehr von der Fortführung und Sicherung des Digitalpakts 2.0, das ist schlichtweg unverantwortlich”, monierte sie schon einen Tag vor dem Kabinettsbeschluss. 

    Bund und Länder verhandeln seit Dezember 2022

    Wie es nun mit der Digitalpakt-Fortsetzung, zu der Bund und Länder seit Dezember 2022 verhandeln, konkret weitergehen wird, scheint derzeit offen. Dem Vernehmen nach sollte es noch in dieser Woche ein Gespräch zwischen der Verhandlungsgruppe der Länder und dem neuen Staatssekretär im BMBF, Roland Philippi, geben. Dabei sollten weitere Termine abgestimmt werden.

    Zuvor gilt es allerdings wohl, die Wogen zu glätten. Piwarz jedenfalls sieht Stark-Watzinger in der Pflicht, den Ländern sofort zu erklären, ob der Digitalpakt II mit dem jetzt vorliegenden Etat-Entwurf beerdigt sei. “Andernfalls müssen die Länder davon ausgehen, dass die monatelangen Verhandlungen mit dem Bund über eine Fortführung des Programms von der Bundesministerin selbst beendet worden sind.” mit Maximilian Stascheit

    • Bildungsföderalismus
    • BMBF
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    Cordula Artelt – Direktorin des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi)

    Seit 2019 leitet Cordula Artelt, Professorin für empirische Bildungsforschung, das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg. Das Institut untersucht Bildungsentwicklungen in den verschiedenen Lebensphasen, indem es Kohorten über einen längeren Zeitraum begleitet. Die Daten werden für das Nationale Bildungspanel (NEPS) aufbereitet und für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Das LIfBi untersucht aber nicht nur Daten von Schülern, sondern auch von angehenden Lehrkräften im Lehramtsstudierenden-Panel.

    Nina Bremm– Professorin für Schulpädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Nina Bremm befasst sich in ihrer Forschung vor allem mit Schulentwicklung und Steuerung im Bildungswesen. Beim Thema Educational Governance kennt sich kaum jemand so gut aus wie sie. Vor diesem Hintergrund betrachtet sie zum Beispiel auch das Startchancen-Programm und andere bildungspolitische Vorhaben. Zum Beispiel hat sie den Schulversuch “Talentschulen” in Nordrhein-Westfalen begleitet. Aktuell evaluiert sie ein Kooperationsprojekt der Robert Bosch Stiftung und des Kultusministeriums Baden-Württemberg mit dem Ziel, die Vermittlung von Basiskompetenzen an Grundschulen zu stärken.

    Birgit Eickelmann  – Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn

    Viele Jahre hat Birgit Eickelmann als Studienrätin für Mathematik und Physik gearbeitet, bis sie sich entschieden hat, in die Schulforschung zu gehen. Ihr Schwerpunkt liegt vor allem in der digitalen Schulentwicklung und im Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Sie weist dabei auch immer wieder darauf hin, wie sehr der Zugang von Kindern zu digitalen Geräten und Anwendungen vom sozioökonomischen Hintergrund des Elternhauses abhängt. Eickelmann ist zuständig für die Auswertung der internationalen Vergleichsstudie ICILS zu computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern.

    Aladin El-Mafaalani – Professor für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund

    Der Soziologe Aladin El-Mafaalani forscht seit vielen Jahren zu den Themen Bildung, Integration und Rassismus. Und das macht er seit Neuestem an der TU Dortmund. Dort ist er seit diesem Frühjahr Professor für Migrations- und Bildungssoziologie. Bekannt wurde El-Mafaalani vor allem durch seine Bücher “Das Integrationsparadox” und “Mythos Bildung”. Er macht immer wieder an Zahlen und Fakten deutlich, wie sehr Deutschland für seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität auf Einwanderung angewiesen ist, und mahnt mehr Investitionen für die Schulen an, weil gerade dort Integration stattfinden müsste. 2023 bekam Aladin El-Mafaalani das Bundesverdienstkreuz.

    Uta Hauck-Thum – Professorin für Grundschulpädagogik und -didaktik an der LMU München

    Die aktuelle Debatte, ob digitale Medien in die Grundschule gehören oder nicht, kann Uta Hauck-Thum schwer nachvollziehen. Aus Sicht der Professorin für Grundschulpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität, die selbst einige Jahre als Grundschullehrerin gearbeitet hat, eröffnen digitale Medien gerade für benachteiligte Kinder neue Lernzugänge. Aber dazu brauche es auch kluge Konzepte. Die entwickelt sie zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Uni-Lernhaus, der Kooperationsschule der LMU. Sie ist auch Mitglied des Begleitgremiums des Fortbildungsprojekts Kompetenzverbund lernen:digital und leitet verschiedene Projekte zur Transformation von Schule in der Kultur der Digitalität.

    Marcel Helbig – Professor für “Bildung und soziale Ungleichheit” an der Universität Erfurt

    Im Fokus seiner Forschung stehen die Themen Bildungsgerechtigkeit, soziale Ungleichheit und die Auswirkungen von Bildungsreformen. Ob es um eine faire Verteilung der Startchancen-Gelder geht, Geschlechtergerechtigkeit oder das neue Bildungsgrundrecht – der Sozialwissenschaftler Marcel Helbig legt mit seiner Arbeit oft den Finger in die Wunde des deutschen Bildungssystems. Er leitet den Arbeitsbereich “Strukturen und Systeme” am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBI) in Bamberg. Außerdem ist er Lehrbeauftragter für “Bildung und soziale Ungleichheit” an der Universität Erfurt und Gastwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

    Kai Maaz – Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF)

    Wenn es um Bildungsberichterstattung geht, führt an Kai Maaz kein Weg vorbei. Der Soziologe und Bildungsforscher ist seit 2013 am DIPF und seit 2019 Geschäftsführender Direktor des Instituts. Alle zwei Jahre veröffentlicht er als Sprecher der Autorengruppe der wichtigsten Bildungsforschungsinstitute den Nationalen Bildungsbericht. Es ist die größte Bestandsaufnahme des Bildungswesens in Deutschland. Darüber hinaus ist Kai Maaz Mitglied der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK. Gerade hat das DIPF als Kopf eines Forschungsverbunds auch den Zuschlag für die wissenschaftliche Begleitung des Startchancen-Programms bekommen.

    Nele McElvany – Professorin für Empirische Bildungsforschung an der TU Dortmund

    Sie forscht insbesondere zu Schulentwicklung und Lesekompetenz und ist mittlerweile zum Gesicht der internationalen Bildungsstudie IGLU geworden. Seit 2014 ist Nele McElvany Leiterin des Instituts für Schulentwicklungsforschung, seit 2019 hat sie die wissenschaftliche Projektleitung für die “Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung” inne. Sprach- und Lesekompetenz sind für sie die zentrale Voraussetzung für Bildungserfolg. 

    Heike Solga – Direktorin der Abteilung “Ausbildung und Arbeitsmarkt” am WZB

    Die Berufschancen geringqualifizierter Menschen sind Heike Solgas Thema. Die Soziologin forscht an der FU Berlin und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung unter anderem dazu, wie Jugendliche ohne Schulabschluss oder mit erstem Schulabschluss in Ausbildung finden – und woran sie auf dem Weg noch scheitern. Von Betrieben fordert Solga mehr Kompromissbereitschaft: Sie sollten vermeintlich ungeeignete Jugendliche nicht zu früh im Bewerbungsprozess aussortieren. Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Heike Solga.

    Doris Weßels – Professorin für Wirtschaftsinformatik und KI-Expertin an der Fachhochschule Kiel

    Wenn es um KI im Bildungsbereich geht, ist die Expertise von Doris Weßels gefragt. Mit Künstlicher Intelligenz oder ihren Vorläufern hat sie sich schon lange befasst und zunehmend auch die Auswirkungen auf die Bildung untersucht. Anfangs hat sie vor allem erforscht, wie KI-Tools die Hochschule verändern. Mit dem Aufkommen von ChatGPT hat sie ihren Fokus auch verstärkt auf Schulen gerichtet. Dabei ist sie immer einen Schritt voraus. Als noch kaum jemand wusste, was ChatGPT überhaupt ist, hat sie das Potenzial und die Wucht der Veränderung, die in dem Sprachmodell steckt, längst erkannt und beschrieben. Hier geht es zum ausführlichen Porträt von Doris Weßels.

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