Was ist der pädagogische Vorteil der Feedback-Box?
Der große Vorteil der „Feedback Box“ ist, dass asynchrones Arbeiten möglich wird. Das bedeutet, wenn Schüler an einer Aufgabe sitzen und mir etwas zuschicken, dann kann ich als Lehrer darauf in meinem Tempo antworten. Ich kann meine Rückmeldung sofort geben oder Schülern spontan antworten, wenn ich im Café mal fünf Minuten Zeit habe, oder irgendwann ein ausführliches Feedback mit Notizen schreiben. Wie es mir gefällt.
Aber nicht nur in der Zeit, auch in der Form stehen ganz verschiedene Möglichkeiten nun unkompliziert zur Verfügung: Die Lehrkraft kann ganz knapp mündlich über den Messenger etwas anmerken, oder aber in das zugesandte Dokumente mit dem Stift hineinschreiben. Lehrer:innen können aber auch eine Audiobotschaft aufnehmen oder ein kleines Video. Das bedeutet, ich nutze genau die Form von Feedback, mit der ich die Lernenden in einem bestimmten Stadium der Arbeit am sinnvollsten erreiche. Mir steht die ganze Bandbreite zur Verfügung – von der Notiz bis zum kompletten Feedback mit Mimik, Gestik und Emotion, um meine Schüler:innen zum Beispiel aufzubauen.
Welche technischen Voraussetzungen braucht man als Lehrer für die Nutzung?
Das Rückmelde-Tool läuft auf allen Geräten. Es ist völlig egal, ob es ein Smartphone, ein Tablet oder die Web-Applikation ist. Völlig unabhängig davon können die Schülerinnen und Schüler jederzeit an jedem Gerät auf ihre Messages zugreifen. Sie können sich, genauso zeitversetzt wie ich geantwortet habe, das Feedback anhören – wann und wie oft sie wollen. Ich finde übrigens, das ist ein völlig unterschätzter Aspekt: in einer Geh-Besprechung zwischen zwei Schulstunden auf dem Flur verschwinden die Worte. In einem zugesandten Feedback über die Rückmeldebox ist alles gespeichert.
Hilft das Instrument, wenn die Schüler vom Distanz- wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren?
Da muss man definieren, was man mit Präsenzunterricht meint. Im Klassenzimmer selbst braucht man die Feedback-Box nicht. Aber für den Nicht-Fernunterricht hilft die Applikation trotzdem. Sie erweitert dadurch, dass sie auf dem Tablet oder dem Smartphone bereitsteht, das Klassenzimmer in Raum und Zeit. Nicht zu vergessen: es geht vor allem darum, dass die Schülerinnen und Schüler verlässlich Feedback zu ihren Aufgaben bekommen.
Pro-Tipp
Der besondere Tipp ist in meinen Augen die Betreuung einer Facharbeit oder einer Jahresarbeit in der zehnten Klasse. Hier entwickelt das Tool seine ganze Stärke, weil die Schüler:innen mir jederzeit ihren aktuellen Arbeitsstand schicken können. Der Lehrende ist damit so nah an der Arbeit seiner Schüler:innen wie nie zuvor. Ich kann mein Feedback dazu als Video geben, also mit Sprache und Kommentaren reagieren; oder direkt in einem PDF, das mir geschickt wurde, arbeiten und wieder zurückschicken. Meine Schülerinnen und Schüler können sich das so angucken und ohne komplizierte Terminabsprachen eine Woche später eben ihren neuen Arbeitsstand losschicken. So entsteht ein Kreisprozess dauernder Rückmeldungen, der face-to-face gar nicht möglich wäre.
Kritik
Die Feedback-Box steht jetzt erst am Beginn ihres Entwicklungsprozesses in Deutschland. Das Tool ist schon einige Zeit in Dänemark auf dem Markt, aber man merkt trotzdem, dass da noch an einigen Ecken Features fehlen, die für ein besseres Arbeiten einfach notwendig sind – zum Beispiel nur Sprachnachrichten zu schicken.
Oliver Heidenreich ist Lehrer für Physik, Chemie und Astronomie an der Don-Bosco-Schule in Rostock. Im Podcast „Donnerstalk“ spricht er mit Schüler:innen, Lehrkräften und Reformern über den Wandel des Lernens.