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Berlin.Table
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Das Late-Night-Briefing aus der Hauptstadt
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#583
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05. Juni 2025
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Talk of the Town
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Friedrich Merz und Donald Trump im Oval Office
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Trump und Merz im Weißen Haus: Ein lobender Amerikaner, ein zufriedener Deutscher
Das erste persönliche Aufeinandertreffen von Kanzler Friedrich Merz und US-Präsident Donald Trump ist ohne größere Komplikationen zu Ende gegangen. Im Gegenteil: Gleich zu Beginn der öffentlichen Begegnung im Weißen Haus lobte Trump seinen deutschen Gast als Vertreter eines Landes, mit dem er eine „great relationship“ haben werde. Merz sei ein „good man“. Im Zusammenhang mit einem kurz zuvor geführten Telefonat des Präsidenten mit Chinas Staatschef Xi Jinping nannte Trump Merz einen „great leader“ und verglich seinen Wahlsieg in den USA mit dem des deutschen Kanzlers und CDU-Chefs.
Der Kanzler war erleichtert und bedankte sich für die Übernachtung im Gästehaus des Präsidenten. Merz bekannte sich als Transatlantiker und erzählte, dass sein erster Besuch an diesem Ort unter Präsident Ronald Reagan 1982 stattgefunden habe. Immer wieder verwies Merz auf die historische Freundschaft. „Wir haben so viel gemeinsam. Und wir schulden den Amerikanern sehr viel.“ Damit war der Ton gesetzt. Und zwar auch für Trump. Wer eine öffentliche Demütigung durch den US-Präsidenten erwartet hatte, wurde enttäuscht. „Ich bin ein Freund von Dir“, sagte Trump an einer Stelle.
Im Zollstreit gab es erste Annäherungen. Mehrfach sprach Trump von einem „trade deal“, den er mit der EU erreichen wolle. Deutschland könne dabei eine große Rolle spielen. Merz wollte in dem vertraulichen Gespräch mit Trump auch auf die wirtschaftliche Verflechtung der beiden Länder hinweisen. Deutsche Autohersteller in den USA verkaufen rund 400.000 Autos in die Welt, ähnlich groß ist die Zahl der Autoexporte aus Deutschland in die USA. Auch Merz eigener BMW X3 ist im US-Werk Spartanburg in South Carolina produziert worden. Er sei daher ein „American car with a German brand“, wie der Kanzler mit einem Augenzwinkern vor dem Treffen erzählte. „Deutschland ist eines der Länder, das am meisten in den USA investiert.“
Beim Konfliktthema Ukraine war indes keine Absetzbewegung Trumps von Putin zu erkennen. „Er spielt keine Spiele“, sagte Trump auf eine Frage zu Putins Taktik. Der Präsident betonte erneut, dass unter ihm der Krieg nie begonnen worden wäre. Fehler seien auf allen Seiten gemacht worden. Merz, der das anders sieht, verknüpfte die Rolle der USA bei der Beendigung des Zweiten Weltkriegs mit einem weiteren Engagement der USA für die Ukraine. „You are the key person.“
Merz geht inzwischen von einem längeren Konflikt in der Ukraine aus. Putin zeige keinerlei Bereitschaft zu einem Friedensprozess, deshalb müsse man weiter militärische Unterstützung leisten, lautete die Losung im Merz-Lager vor dem Treffen. Den Drohnen-Schlag der Ukraine gegen Militär-Flughäfen tief in russischem Gebiet bewertete Merz im Gegensatz zu dem US-Präsidenten positiv. Immerhin: Für das europäische Worst-Case-Szenario, dass sich Trump aus dem Konflikt gänzlich zurückziehen könnte, gab es am Donnerstag im Weißen Haus keine Anzeichen. Und auf die Frage, ob US-Soldaten in Deutschland bleiben würden, sagte Trump schnell nur: „Ja.“
In der Ukraine-Frage will Merz die USA unbedingt an der Seite Europas halten. Er hat eine Art EU-Task-Force ins Leben gerufen, die von Finnlands Präsident Alexander Stubb koordiniert wird. Stubb pflegt einen exzellenten Draht zu Trump und spürt als Präsident des Nato-Landes an der Ostflanke die Bedrohung Putins direkt. Im Vorfeld seiner Reise hatte sich Merz mit dem Finnen abgesprochen. Wann Trump die Geduld mit Putin verlieren könnte, blieb offen. Auf die Frage, wann der Fall eintreten könnte, betonte Trump im Oval Office, dass er eine Deadline im Kopf habe. Einen Zeitpunkt nannte er nicht.
Trump lobte das gesteigerte Engagement der Deutschen bei den Verteidigungsausgaben. Der Kanzler wollte später beim Gespräch darauf hinweisen, dass die Fünf-Prozent-Klausel (3,5 Prozent des BIP für direkte Verteidigungsausgaben und 1,5 Prozent für militärische Logistik), die Nato-Generalsekretär Mark Rutte erfunden hatte, auch für Deutschland die Benchmark sein werde. Beim Nato-Treffen in Den Haag Ende Juni soll diese Verpflichtung formal beschlossen werden. Trump wird – Stand jetzt – beim Gipfel dabei sein.
Fazit des ersten Besuchs von Merz bei Trump: Es hätte kaum besser laufen können für den Deutschen. Allerdings hatte Merz deutlich weniger Redezeit als Trump. Hier lautete die Losung unter den Deutschen: Lieber nicht vorkommen als beschimpft werden. Das Treffen in Washington ist auch Thema im Podcast ab 5 Uhr hier.
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News
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Bestimmte Plug-in-Hybride mit reinen E-Autos gleichstellen: Das will der VDA laut dem Entwurf eines Positionspapiers
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Flottengrenzwerte: VDA-Papier fordert faktische Aufhebung des Verbrenner-Aus. Der Verband der Automobilindustrie verschärft seine Kritik an den Plänen der EU-Kommission. Im Entwurf für einen noch unveröffentlichten Zehn-Punkte-Plan, der Table.Briefings vorliegt, fordert der Verband, dass die Emissionen neuer Pkw bis 2035 nicht auf null sinken, sondern nur um 90 Prozent reduziert werden müssen. Dadurch könnten auch nach diesem Zeitpunkt noch Fahrzeuge zugelassen werden, die fossile Kraftstoffe nutzen. Zudem sollen die Zwischenziele aufgeweicht werden und Plug-In-Hybride mit großer Reichweite reinen E-Autos gleichgestellt und in gewissem Umfang auch nach 2035 noch zugelassen werden dürfen. Der Verband begründet seine Forderung nach mehr Technologieoffenheit mit den schlechten E-Auto-Verkaufszahlen im vergangenen Jahr.
Scharfe Kritik an den Vorschlägen kommt aus der SPD. Mit den Forderungen aus dem Entwurf würde der VDA „die Axt an jegliche Planungs- und Investitionssicherheit für die Betriebe legen“, sagte der umweltpolitische Sprecher der Partei im EU-Parlament, Tiemo Wölken. Auch Carl-Friedrich Elmer vom Thinktank Agora Energiewende sagte auf Anfrage von Table.Briefings, die Vorschläge würden „zu einer erheblichen Verlangsamung des Elektrifizierungsprozesses führen“, was „Risiken für das Erreichen der Klimaziele und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie“ berge. Details lesen Sie im Europe.Table. Lukas Knigge, Malte Kreutzfeldt
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Der Kanzler und die MPs: Freundlicher Abend, heikle zwei Wochen. Unisono haben die Ministerpräsidenten von Union, Grünen und SPD nach der ersten Begegnung mit dem Kanzler die neue Atmosphäre gelobt und Hoffnung auf eine bessere Zusammenarbeit geäußert. Das Treffen wirke wie ein neues Kapitel, nachdem es zuvor mit Olaf Scholz und Angela Merkel eher kompliziert und mühsam gewesen sei, hieß es bei mehreren MPs. Die demonstrative Einigkeit dürfte aber auch der neuen Dringlichkeit geschuldet sein. Allen in der Runde ist bewusst gewesen, dass es jetzt Erfolge braucht, um zu zeigen, dass Politik liefern und Demokratie ihre Funktionsfähigkeit beweisen kann.
Bund und Ländern stehen trotzdem harte Verhandlungen bevor. Umstritten bleibt, wie die Lasten für die von der neuen Regierung gerade beschlossenen Investitionspakete und Entlastungen verteilt werden sollen. Die Länder bestehen darauf, dass der Bund alles finanziert, was er initiiert. Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, dass manches, darunter die Senkung der Gastrosteuer und die Erhöhung der Pendlerpauschale, von allen beschlossen wurde und deshalb die Lasten verteilt werden sollten. Michael Kretschmer als MPK-Vorsitzender und Olaf Lies als sein MPK-Stellvertreter werden nun mit Kanzleramtsminister Thorsten Frei bis zum 18. Juni eine Lösung suchen. An diesem Tag wollen sich der Kanzler und die MPs erneut treffen. Stefan Braun, Horand Knaup, Sara Sievert
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Pflegeversicherung: Studie belegt milliardenschwere Fehlentwicklung. Die Zuschläge zu den Eigenanteilen in Pflegeheimen laufen aus dem Ruder – und sie kommen vor allem Menschen zugute, die sich ihre Pflege im Alter selbst leisten können. Die Kosten dafür belasten insbesondere jüngere Generationen und die Arbeitgeber. Das zeigt eine neue Studie des IGES-Instituts. (mehr auf pkv.de)
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Raumfahrt: Drei Bundesländer fordern Milliardenoffensive. Bayern, Baden-Württemberg und Bremen fordern deutlich mehr Geld für die Raumfahrt – national wie europäisch. Vor der ESA-Ministerratskonferenz drängen die Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), Winfried Kretschmann (Grüne) und Andreas Bovenschulte (SPD) auf zwei Milliarden Euro jährlich für den ESA-Haushalt und eine Aufstockung des nationalen Raumfahrtprogramms auf eine Milliarde Euro.
„Raumfahrt bedeutet Zukunft“, sagte Söder. Der Bereich werde zunehmend sicherheits- und wirtschaftspolitisch relevant. Kretschmann warnte: „Es kann nicht sein, dass Elon Musk über die europäische Verteidigungsfähigkeit entscheide.“ Raumfahrt gelte inzwischen als kritische Infrastruktur – für Navigation, Kommunikation, Erdbeobachtung und Frühwarnsysteme. Was die Forderungen für die neue Forschungsministerin Dorothee Bär bedeuten, lesen Sie im Research.Table. Nicola Kuhrt
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Digitale Souveränität: Beckedahl will staatliche Investition in unabhängige Systeme. Wenige Unternehmen seien mächtiger als es für „Wettbewerb und Demokratie gesund ist“, sagt der Re:publica-Gründer Markus Beckedahl im Interview mit Table.Briefings. Es sei die Aufgabe des Staates, Alternativen nach Art des „Fediverse“ zu fördern. Bei dem Thema KI laufe man Gefahr, „dieselben Fehler zu wiederholen, wie schon bei den Plattformen in den 2010er-Jahren“. Man müsse zu einer gemeinwohlorientierten KI kommen, die wie Strom vom Staat bereitgestellt wird. Warum Beckedahl dem neuen Digitalminister Karsten Wildberger Vorschusslorbeeren gibt, lesen Sie im Berlin.Table-Interview. Leonard Schulz
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Krankenhausreform: Warken kündigt rasche Verhandlungen mit Ländern an. Nina Warken will bei der Gesundheitsministerkonferenz in der kommenden Woche in Weimar mit den Ländern über Nachbesserungen an der Krankenhausreform verhandeln. Ziel der neuen Ministerin ist laut Ministeriumskreisen, ein Gesetz nach der Sommerpause durchs Kabinett zu bringen – mit Änderungen in Bezug auf Leistungsgruppen, Kooperationsmöglichkeiten und Vergütungen. Noch vor der Sommerpause soll die Kommission zur Erarbeitung einer Pflegereform ihre Arbeit aufnehmen, die aus Vertretern von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden bestehen soll. Der Auftakt ist für die Woche vom 7. bis 11. Juli geplant, heißt es im Ministerium. Die AG soll ihre Arbeit bis Ende des Jahres abgeschlossen haben und schon vorher Zwischenergebnisse vorlegen. Maximilian Stascheit
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Rüstungskooperationen: 100-Milliarden-Euro-Projekt droht Stillstand. Immer wieder tauchen Gerüchte auf, das trinationale Projekt Future Combat Air System (FCAS) könnte scheitern. Es besteht Konsens darüber, dass die Kooperation hakt, erfuhr Table.Briefings von mehreren Personen, die eng mit dem deutsch-französisch-spanischen Projekt vertraut sind. Zu Unstimmigkeiten kommt es vor allem in der „Pillar 1“ genannten Arbeitsgruppe, die für die Konzeption des Kampfjets im Zentrum des Programms zuständig ist. Der französische Flugzeugbauer Dassault hätte gerne den Großteil der Aufträge für sich, für Airbus in Deutschland könnte das den Wegfall eines ganzen Industriezweigs bedeuten.
Eine weitere Baustelle ist die Triebwerksentwicklung. Verzögerungen beim Triebwerk verlängern auch das gesamte Projekt. Ein Scheitern des bislang größten europäischen Luftfahrtprojekts mit einem Volumen von bis zu 100 Milliarden Euro „wäre ein Rückschritt für die Einsatzfähigkeit und die technologische und industrielle Souveränität Europas“, sagt Marc Rivière, Strategieberater Aerospace & Defense des US-Technologieunternehmens PTC. Warum selbst ein beteiligter CEO das Projekt anzählt, lesen Sie im Security.Table. Nana Brink, Gabriel Bub
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Polen: Tusk gerät unter Druck. Nach der Niederlage bei der polnischen Präsidentenwahl am vergangenen Sonntag wächst im Regierungslager die Kritik an Ministerpräsident Donald Tusk. Michał Kamiński, der zum Koalitionspartner PSL gehörende Vize-Marschall des Sejm, forderte, der Regierung das Misstrauen auszusprechen. Auch andere Koalitionspolitiker machten Tusk für den misslungenen Wahlkampf verantwortlich.
Tusk will am 11. Juni die Vertrauensfrage im Parlament stellen. Sein Bündnis verfügt über eine Mehrheit von 18 Stimmen im Sejm. Beobachter rechnen damit, dass Tusk trotz der Kritik die Abstimmung gewinnen wird. Allen vier Koalitionsparteien ist klar, dass sie bei einer Neuwahl deutlich weniger Stimmen bekommen würden als im Oktober 2023. Tusk dürfte im Anschluss seine Regierung umbilden und Änderungen am Koalitionsvertrag vornehmen. Mehr über Tusks Schwierigkeiten lesen Sie im Europe.Table. Andrzej Rybak
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Wechselrichter aus China: Europas neues Energierisiko im Netz. Solaranlagen stehen im Zentrum der europäischen Energiewende – und gleichzeitig im Fadenkreuz der Cybersicherheit. Besonders Wechselrichter chinesischer Hersteller wie Huawei und Sungrow bergen nach Ansicht von Experten ein erhebliches Risiko für Spionage und Manipulation.
Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) besteht das Risiko möglicher Fernzugriffe auf Wechselrichter. Sie sind das digitale Herzstück jeder Solaranlage. Um fehlende Sicherheitsstandards wettzumachen, plant die EU eine Zertifizierungspflicht bis 2027 – doch noch fehlen konkrete Regeln. Besonders kleine Unternehmen sind betroffen – ihre Solaranlagen gelten oft nicht als kritische Infrastruktur und sind schlecht geschützt. Mehr dazu lesen Sie im China.Table. Manuel Liu
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Koalitionsvertrag: Stille Korrektur erleichtert Einbau chinesischer Komponenten. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist nachträglich an einer entscheidenden Stelle verändert worden. Laut der ersten Version wäre das Verbauen chinesischer Komponenten in deutscher kritischer Infrastruktur so gut wie ausgeschlossen gewesen. Die neue Fassung mit einer leichten Änderung einer Formulierung im Kapitel Außenwirtschaftsgesetz bietet nun mehr Spielraum. Gegenüber Table.Briefings begründet das Konrad-Adenauer-Haus die Änderung mit einem redaktionellen Fehler. Nach Ansicht des CDU-Abgeordneten Roderich Kiesewetter „sei es hilfreich, das Land an sich aus sicherheitsrelevanten Bereichen auszuschließen, so wie das beispielsweise Tschechien oder Litauen gemacht haben“, solange es Zweifel an der Sicherheit chinesischer Komponenten gäbe. Mehr zu den Hintergründen lesen Sie im China.Table. Angela Köckritz
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Tierhaltungskennzeichnung: Rainer will es den Metzgern einfacher machen. Am Freitag bringen Union und SPD ihren Entwurf für die Änderung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes in den Bundestag ein. Neben der angekündigten Verschiebung enthält er eine einzelne inhaltliche Änderung – und die soll ausgerechnet dem Berufsstand von Minister Alois Rainer (CSU), den Metzgern, die Arbeit erleichtern. Sie sollen demnach künftig bestimmte Informationen auch per QR-Code statt als Aushang bereitstellen können. Warum Verbraucherschützer das kritisch sehen und nicht einmal der Fleischer-Verband begeistert ist, lesen Sie im Agrifood.Table. Frederik Bombosch
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Kritische Infrastruktur: BMI nimmt neuen Anlauf für NIS-2-Gesetz. Die Bundesregierung will die unter der Ampel-Koalition gescheiterte Umsetzung der EU-Cybersicherheitsrichtlinie (Network and Information Security Directive 2, NIS-2) angehen. Das geht aus einem Entwurf von Ende Mai hervor, den die aus Fachleuten unabhängig von Politik und Wirtschaft bestehende AG KRITIS am Donnerstag veröffentlichte. Das Gesetz sieht etwa veränderte Meldepflichten bei Vorfällen vor sowie einen zentralen Koordinator für Informationssicherheit in der Bundesverwaltung. Deutschland hätte die Richtlinie bis Mitte Oktober 2024 umsetzen müssen. Neben dem NIS-2-Umsetzungsgesetz steht auch noch das sogenannte Kritis-Dachgesetz aus, das den physischen Schutz kritischer Infrastruktur verbessern soll. Mehr dazu lesen Sie im Security.Table. Okan Bellikli
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Jens Hanefeld soll neuer Botschafter in den USA werden. Darauf haben sich die Spitzen von Union und SPD am Mittwochabend geeinigt, wie Table.Briefings erfuhr. Der Diplomat aus Köln ist derzeit Botschafter in Äthiopien, war 2009 bis 2014 aber auch als Gesandter und stellvertretender Botschafter in Washington tätig. Hanefeld wurde von Johann Wadephul vorgeschlagen. Der ursprünglich für den Posten vorgesehene SPD-Mann Jens Plötner war auf Widerstand in der Union gestoßen. Hanefeld ist nicht nur ein erfahrener Diplomat, sondern auch ein Autoexperte, was im aktuellen Zollstreit helfen könnte. Von 2014 bis 2024 war Hanefeld Außenpolitikbeauftragter bei VW. Spätestens im August soll es für Hanefeld in D.C. losgehen. Der bisherige Botschafter Andreas Michaelis geht in den Ruhestand. Michael Bröcker
Geklärt ist auch, was aus dem bisherigen Staatssekretär Thomas Bagger wird. Er geht als Botschafter in die italienische Hauptstadt Rom. Der 59-Jährige war zuletzt unter Annalena Baerbock so etwas wie der Amtschef des AA und davor Botschafter in Polen. Bagger stammt, wenn man so will, aus der Schule von Frank-Walter Steinmeier. Beim damaligen Außenminister war er Chef des Planungsstabes; als Steinmeier Bundespräsident wurde, ging Bagger als außenpolitischer Berater mit. Erst zur zweiten Amtszeit des Staatsoberhaupts wechselte Bagger wieder in die Rolle des Botschafters – und ging für ein kurzes Jahr nach Warschau. Unter der PiS-Regierung war das ein ebenso heikler wie mühsamer Arbeitsort für einen deutschen Diplomaten. Stefan Braun
Alexus Grynkewich ist US-Generalleutnant und künftiger Oberbefehlshaber der Nato in Europa (Supreme Allied Commander Europe, Saceur). Er folgt auf General Christopher Cavoli. Der Drei-Sterne-General soll voraussichtlich im Sommer seinen Posten beim Supreme Headquarters Allied Powers Europe (Shape) im belgischen Mons antreten. Bis zuletzt war unklar, ob die USA den Posten wie bisher mit einem eigenen Vertreter besetzen oder sich zurückziehen. Der Nordatlantikrat hat der Nominierung zugestimmt. Auf welche Erfahrung Grynkewich zurückgreifen kann, lesen Sie im Security.Table. Lisa-Martina Klein
Sidi Ould Tah wird der nächste Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB). Der Mauretanier, der das Amt im September antreten wird, gilt als kompetenter Manager mit langjähriger Erfahrung in Entwicklungsbanken und dem Finanzwesen. Tahs wichtigste Ziele: die Organisationsstruktur der Bank modernisieren und mehr privates Kapital anziehen. Wie er dabei vorgehen will, lesen Sie im Africa.Table. Arne Schütte
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Best of Table
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Europe.Table: Welche Änderungen bei Fluggastrechten kommen könnten. Nach knapp zwölf Jahren Verhandlungen haben sich die EU-Verkehrsminister auf neue Rechte für Flugreisende geeinigt. Künftig soll es erst ab vier Stunden eine Entschädigung geben statt wie bisher ab drei Stunden. Ob Deutschland auch für die Lockerung der Verbraucherrechte stimmte, lesen Sie hier.
Agrifood.Table: Wie nachhaltiges und gesundes Schulessen möglich wird. Kitas und Schulen in Schleswig-Holstein haben gesündere und nachhaltigere Verpflegung getestet. Um den Bio-Anteil ohne höhere Kosten zu steigern, reduzierten sie vor allem Fleisch – und wollen nun daran festhalten. Was Behörden, Caterer, Eltern und Kinder überzeugt hat, lesen Sie hier.
Bildung.Table: Novellierte Schulordnung in Thüringen. Bildungsminister Christian Tischner (CDU) will vom neuen Schuljahr an das Fordern und Fördern stärken. Was das für Schulen, Lehrkräfte und Schüler bedeutet, lesen Sie hier.
Bildung.Table: Superdiversität bei Kita-Kindern. Davon sprechen inzwischen Soziologen, mit Blick auf die vielfältigen Hintergründe und Bedarfe. Ein Grund: Rund 42 Prozent aller Kinder haben einen Migrationshintergrund. Was sich ändern muss, damit Kinder bestmöglich gefördert werden, lesen Sie hier.
Security.Table: Millionen von USAID-Kürzung betroffen. Große Hilfsorganisationen müssen zahlreiche Programme beenden, seit die USA im März 83 Prozent ihrer von USAID geförderten Programme eingestellt haben. Wo das Geld am meisten fehlt, lesen Sie hier.
ESG.Table: Was von der HSC bleibt. Bei der Hamburg Sustainability Conference versuchten die Organisatoren, eine neue Plattform der internationalen Zusammenarbeit aufzubauen und Unternehmen für die Finanzierung der Nachhaltigkeitsziele zu gewinnen. Ob die Hoffnungen erfüllt wurden, lesen Sie hier.
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Must-Reads
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FAZ: Schaden durch Maskenaffäre größer als bekannt. Bis zu 623 Millionen Euro zu viel habe das BMG unter Jens Spahn für Corona-Masken gezahlt, schreibt Christian Geinitz. Das gehe aus der Arbeit der von Karl Lauterbach eingesetzten Aufklärungsbeauftragten hervor. Laut Ministerium hat sie ihre Arbeit Ende April beendet, der Bericht dazu sei noch nicht fertig. Spahn wollte sich nicht äußern. („Sonderermittlerin belastet Jens Spahn“)
Tagesschau: Reiches Unternehmensbeteiligungen. Katherina Reiche besitzt „Anteile an einer Gesellschaft, in welche drei Grundstücke eingebracht sind und die ausschließlich der familiären Vermögensverwaltung dient“: Das teilte das BMWE mit, nachdem Grüne und Lobbycontrol Transparenz gefordert hatten. Zudem habe sie Optionen des Energieunternehmens Ingrid Capacity, die sich gerade „im Veräußerungsprozess befinden“. („Reiche legt Unternehmensbeteiligungen offen“)
Netzpolitik.org: Google löscht kritische Artikel nach Urheberrechtsmissbrauch. Eine gemeinsame Recherche mit Investigate Europe zeigt, wie das Urheberrecht als Zensurinstrument missbraucht wird: Infolge gefälschter Copyright-Beschwerden wurden mehr als 50 kritische Artikel – etwa zu Online-Casinos – aus Googles Suchindex entfernt. Der Fall zeige, wie automatisierte Prüfprozesse Journalismus gefährden. („Google schmeißt kritische Berichterstattung wegen Fake-Beschwerden aus der Suche“)
SZ: Bund plant neue Schutzräume und Warnsysteme. Nur 0,5 Prozent der Bevölkerung finden derzeit Platz in öffentlichen Schutzräumen – nun plant das Bundesamt für Bevölkerungsschutz eine umfassende Modernisierung. U-Bahnhöfe und Tiefgaragen sollen als Zufluchtsorte ertüchtigt, das Sirenennetz ausgebaut und digitale Warnsysteme verbessert werden. („,Uns treibt das Risiko eines großen Angriffskriegs in Europa um'“)
Taz: Widersprüchliche Aussagen zu Aufnahmeprogramm. Am Mittwoch sagte Johann Wadephul im Bundestag, man wolle die Zusagen für afghanische Menschenrechtler einhalten. Auf Anfrage wollten das am Tag darauf aber weder AA noch BMI bestätigen. Andere Stimmen aus der Union hatten zuletzt nahegelegt, dass die Zusagen nicht mehr gelten. Es geht um bis zu 2.500 Menschen. („Verwirrung um Aufnahmezusagen“)
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Schlagzeilen von morgen
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Meistgelesenes von heute
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Heute Abend in den Talkshows
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Maybrit Illner, 22:15 Uhr: Johann Wadephul
Markus Lanz, 23:15 Uhr: Karl-Theodor zu Guttenberg und Table.Briefings-Chefredakteur Michael Bröcker
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Interviews von morgen
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Deutschlandfunk
6:50 Uhr: Omid Nouripour, Bundestagsvizepräsident (Grüne): Merz zu Besuch bei Trump
7:15 Uhr: Philipp Türmer, Juso-Vorsitzender: Familiennachzug und Zurückweisungen an der Grenze
8:10 Uhr: André Wüstner, Bundeswehrverband: Zusatzbedarf von 60.000 Soldaten?
Das Erste
7:05 Uhr: Ines Schwerdtner, Co-Vorsitzende der Linken: Mindestlohn
8:05 Uhr: Armin Laschet, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses (CDU): Besuch von Merz in Washington
rbb24-Inforadio
7:05 Uhr: Marie-Agnes Strack-Zimmermann, MdEP (FDP): Merz zu Besuch bei Trump
9:05 Uhr: Laura von Daniels, Leiterin der SWP-Forschungsgruppe Amerika: Merz zu Besuch bei Trump
9:25 Uhr: Volker Weidermann, Literaturkritiker: 150 Jahre Thomas Mann
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Time.Table
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6. Juni
Wirtschaft: Familienunternehmer-Tage 2025. Mit Friedrich Merz, Katherina Reiche und Carsten Linnemann. BOLLE-Festsäle, 10 Uhr. Programm
Literatur: Festakt anlässlich des 150. Geburtstags von Thomas Mann. Mit Frank-Walter Steinmeier. Lübeck, 16 Uhr. Weitere Informationen
Bundestag: Julia Klöckner empfängt den moldauischen Parlamentspräsidenten Igor Grosu. 10:15 Uhr
7. Juni
Protest: Demonstrationen zum Krieg in Gaza. 14 Uhr/15 Uhr, Berlin
8. Juni
Erinnerung: Beim 75. Sudetendeutschen Tag erhält Markus Söder den Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Regensburg, 11 Uhr
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Geburtstage von morgen
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6. Juni
Ulrich Lange, Parlamentarischer Staatssekretär im BMV (CSU), 56
Christian Heinz, hessischer Justizminister (CDU), 49
Dunja Hayali, Journalistin und Moderatorin, 51
7. Juni
Thomas Prinz, Botschafter in Nepal, 66
Steffen Seibert, Botschafter in Israel, 65
Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister (CSU), 55
8. Juni
Martina Englhardt-Kopf, Parlamentarische Staatssekretärin im BMLEH (CSU), 44
Jörg Cézanne, MdB (Linke), 67
Michael Donth, MdB (CDU), 58
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Nachttisch
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Unser Tipp führt Sie heute zu einem berühmten Brüderpaar. Der am Freitag vor 150 Jahren geborene Thomas Mann und der vor 75 Jahren gestorbene Heinrich Mann galten oft als Rivalen, hatten aber ein gemeinsames Ziel: die Verteidigung der Demokratie. Daher könne man von ihnen für die Gegenwart lernen, schreibt der Präsident der Thomas-Mann-Gesellschaft, Hans Wißkirchen. In seiner Doppelbiografie lässt er beide Männer auch anhand bisher unbekannter Briefe aneinander zu Wort kommen – und porträtiert sie als „Spezialisten“ im Kampf gegen autoritäre Staatssysteme. Okan Bellikli
Hans Wißkirchen: Zeit der Magier | S. Fischer
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Das war’s für heute. Good night and good luck!
Heute haben Okan Bellikli, Frederik Bombosch, Stefan Braun, Nana Brink, Michael Bröcker, Gabriel Bub, Damir Fras, Lisa-Martina Klein, Horand Knaup, Lukas Knigge, Angela Köckritz, Malte Kreutzfeldt, Nicola Kuhrt, Carli Bess Kutschera, Manuel Liu, Marit Niederhausen, Andrzej Rybak, Leonard Schulz, Arne Schütte, Sven Siebert, Sara Sievert und Maximilian Stascheit mitgewirkt.
Der Berlin.Table ist das Late-Night-Briefing für die Table.Media-Community. Wenn Ihnen der Berlin.Table gefällt, empfehlen Sie uns bitte weiter. Wenn Ihnen diese Mail weitergeleitet wurde: Hier können Sie sich kostenlos anmelden.
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Berlin.Table Redaktion
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