wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.
Der 29. Juni 2021 war für die Landwirtschaft ein historischer Tag. Da hatten sie sich in der Zukunftskommission Landwirtschaft geeinigt, die konventionellen Bäuerinnen und Bauern mit ihren Bio-Kollegen, die Tier-, Umwelt- und Verbraucherschützer, die Wirtschaft und Wissenschaft. Auf ein gemeinsames Papier für ein nachhaltiges Ernährungssystem, mit konkreten Empfehlungen an die Politik.
Es hätte der Einstieg in die Transformation der Landwirtschaft sein können. Eine enorme Herausforderung für den primären Sektor, vielfach noch traditionell strukturiert und deshalb emotional aufgeladen wie kaum eine andere Branche. Doch das Papier blieb – zum großen Teil – Papier. Und so bringt der Frust konventionell und ökologisch wirtschaftende Bauern zusammen. Auch das: historisch. Sie fühle sich wie eine Braut, die am Altar stehen gelassen wurde, sagte Tina Andres vom Bio-Dachverband BÖLW zum Auftakt der Grünen Woche. Andres rief zur “Wir haben es satt”-Demonstration am Samstag auf; Bauernpräsident Joachim Rukwied kündigte neue Proteste ab Montag an. Am Straßenrand, an den Stammtischen und auf Social Media frohlocken derweil die Trittbrettfahrer von rechts.
Das Berlin.Table-Team grüßt Sie. Kommen Sie gut durch die Nacht.
Heute haben Constanze Baumann, Okan Bellikli, Manuel Berkel, Markus Bickel, Michael Bröcker, Annette Bruhns, Damir Fras, Franziska Klemenz, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Sven Siebert und Vera Weidenbach mitgewirkt.
MSC-Chef: “Putin würde verhaftet, wenn er käme.” Die 60. Münchner Sicherheitskonferenz vom 16. bis 18. Februar in München soll kleine diplomatische Initiativen für zentrale Konfliktfelder in der Welt bringen. Zudem hofft der Vorsitzende der MSC, Christoph Heusgen, auf eine Wiederbelebung des Weimarer Dreiecks mit dem Besuch von Kanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem neuen polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. “Ich halte es für sehr wichtig, dass wir das deutsch-französische Paar wieder erweitern um Polen als das größte Land in Osteuropa. Wenn das gelingt, wäre das sehr schön. Die Einladung steht”, sagte Heusgen im Interview für Table.Today, dem neuen Podcast von Table.Media.
Man werde die wichtigsten geopolitischen Konflikte auf den verschiedenen Bühnen der MSC diskutieren. “Wir versuchen, in guten wie in schlechten Zeiten einen Beitrag zu leisten, dass die Welt sicherer wird, in dem wir Politiker, Militärs und Zivilgesellschaft zusammenbringen, damit sie im Gespräch herausfinden, wo es einen Silberstreif am Horizont gibt”, sagte Heusgen. “Unsere Moderatoren der einzelnen Panels sollen herausfinden, wo man ansetzen kann, wo ein Ausweg einer vertrackten Situation sein könnte.”
Heusgen rechnet mit hochrangigen Gästen in München. Unter anderem werden der außenpolitische Chefberater des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei in China, Wang Yi, die US-Vizepräsidentin Kamala Harris sowie die führenden Staats- und Regierungschefs aus Afrika und Europa erwartet. Außerdem soll ein Fokus auf den karibischen Krisenstaat Haiti gelegt und Vertreter des globalen Südens in den Mittelpunkt vieler Panels und Diskussionsrunden gesetzt werden. “Uns geht es nicht nur um die Ukraine oder das transatlantische Verhältnis. Wir sehen die Herausforderungen des globalen Südens”, sagte Heusgen.
Der frühere deutsche UN-Botschafter erwartet auch ein klares Bekenntnis zur Unterstützung der Ukraine. “Ich erhoffe mir die Verstärkung der Botschaft: Wir unterstützen die Ukraine as long as it takes. Dann haben wir auch einen Beitrag zu einem Friedensschluss geleistet.” Für Wladimir Putin könnten Friedensverhandlungen nur interessant sein, wenn er spüre, dass der Westen und Europa weiter klar hinter der Ukraine stehen. Der langjährige Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte die Entscheidung, im vergangenen Jahr keinen Vertreter der russischen Regierung eingeladen zu haben. Dies sei ja auch gar nicht möglich. “Putin würde verhaftet, wenn er käme.” Den Podcast finden Sie täglich ab 6 Uhr hier.
Haushalt: Weniger Kürzungen im Sozialbereich. Die sonst übliche Nachtsitzung fiel diesmal aus: Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat seine Bereinigungssitzung nach neunstündiger Sitzung bereits am Abend beendet. Geholfen haben dürfte dabei die Tatsache, dass sich die Haushaltslage etwas entspannt hat: Weil das Haushaltsjahr 2023 im Vergleich zu den ursprünglichen Erwartungen besser abgeschlossen wurde, steht für den Haushalt 2024 rund sechs Milliarden Euro mehr zur Verfügung. Darum verzichtet die Ampel-Koalition darauf, von der Bundesagentur für Arbeit die Rückzahlung von 1,5 Milliarden Euro Corona-Hilfen einzufordern. Zudem soll die geplante Verschärfung von Sanktionen beim Bürgergeld auf zwei Jahre befristet werden.
Mehr Geld gibt es auch für Klimaschutz und Bauen. Für klimafreundlichen Neubau soll ein neues Programm aufgelegt werden und Kommunen bekommen weiterhin Bundesgeld für den klimafreundlichen Umbau der Infrastruktur. Zudem sei es gelungen “die Entwicklung neuer Batterietechnologie und das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz im Haushalt abzusichern”, teilten die Haushälter Dennis Rohde (SPD), Sven-Christian Kindler (Grüne) und Otto Fricke (FDP) in einer gemeinsamen Erklärung mit. Genaue Zahlen dazu lagen am Abend noch nicht vor. Die heftig kritisierten Kürzungen im Bereich von Entwicklungshilfe und internationalem Klimaschutz bleiben dagegen bestehen.
Die Schuldenbremse wird eingehalten. Insgesamt sieht der neue Haushaltsentwurf Ausgaben von rund 477 Milliarden Euro vor; die Nettokreditaufnahme liegt bei 39 Milliarden Euro. Das ist zwar mehr als nach Schuldenregel und Konjunkturkomponente zulässig, aber rund 17 Milliarden Euro fallen nicht unter die Schuldenbremse, weil es sich um finanzielle Transaktionen handelt; dazu gehören unter anderem die 12 Milliarden Euro, die als Kapitalstock für die Aktienrente vorgesehen sind. Damit wird die Schuldenbremse zunächst eingehalten; die Überlegung, sie zumindest für die Finanzierung der Ahrtal-Flut erneut auszusetzen, wurde somit verworfen. Möglich bleibt ein Aussetzen für den Fall, dass im Laufe des Jahres zusätzliche Gelder zur Unterstützung der Ukraine benötigt werden. Details zur Einigung stellen die Haushälter am Freitag in der Bundespressekonferenz vor.
Klimageld: Start vor 2026 höchst unwahrscheinlich. Nach einigem Hin und Her zeichnet sich beim Klimageld nun ab, dass in dieser Legislaturperiode wohl kein Geld mehr ausgezahlt wird. Dafür sprechen mehrere Gründe: Erstens steht bisher kein Auszahlungsmechanismus zur Verfügung. Zweitens sind die Einnahmen des Klima- und Transformationsfonds (KTF) bereits komplett verplant, über die CO₂-Abgabe wurde bereits die EEG-Umlage auf null abgesenkt, was einer Entlastung um 10,5 Milliarden Euro entspricht. Drittens ist völlig ungeklärt, aus welchen Töpfen das Klimageld alternativ finanziert werden soll.
Zwar gibt es aus den Fraktionen Ideen dazu, doch diese dürften kaum konsensfähig sein: FDP-Klimaexperte Lukas Köhler hat eine Liste vorgelegt, wo im KTF gespart werden könnte. Doch die Liste ist bisher in der Koalition nicht abgestimmt und dürfte innerparteilich umstritten sein – denn der größte Posten darauf ist die Chip-Förderung, für die auch die FDP in Sachsen-Anhalt gekämpft hat. Alternativ schlägt Köhler vor, den bisher ab 2027 geplanten Emissionshandel vorzuziehen, was zwar höhere Einnahmen zur Folge hätte – aber laut ADAC auch einen Preissprung von 30 Cent pro Liter Benzin bedeuten würde. Im Umfeld der Bundestagswahl scheint das keine denkbare Lösung zu sein. Ähnliches gilt für den Vorschlag von Grünen-Fraktionsvize Julia Verlinden, das Klimageld über die Streichung klimaschädlicher Subventionen zu finanzieren, zu denen unter anderem Dienstwagenprivileg, Diesel-Vergünstigung und Pendlerpauschale gehören.
Die SPD möchte das Klimageld zudem sozial staffeln. Darauf legt auch das Kanzleramt Wert, doch die Details sind unklar. “Es ist absurd, dass jeder pro Kopf den gleichen Betrag bekommt”, sagt SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch zwar. Aber wie soll eine Staffelung aussehen und wer definiert Grenzen und Stufen? Auch Miersch befürchtet für 2027, wenn der Preis über den Emissionshandel definiert wird, einen gewaltigen Sprung in der Abgabenhöhe. Grundsätzlich über den CO₂-Preis eine Lenkungswirkung anzupeilen, sei “gesellschaftspolitisch toxisch”, glaubt Miersch. Und politisch kaum durchzuhalten. Deshalb plädiert er für einen Instrumentenmix, wozu er ordnungspolitische Vorgaben, aber etwa auch die finanzielle Förderung klimafreundlicher Alternativen zählt. Das Klimageld als Einmalzahlung am Ende eines Jahres jedenfalls könne den absehbaren Ärger über die Sprit-, Gas- oder Heizölerhöhung nie und nimmer kompensieren.
SZ: Lindner will Kindergeld nicht erhöhen. Finanzminister Christian Lindner will den Freibetrag für Kinder anheben, nicht aber das Kindergeld, meldet Claus Hulverscheidt. Zuletzt war das Kindergeld prozentual etwas stärker angehoben worden als der Freibetrag. Dies nutze Lindner nach Angaben aus Koalitionskreisen nun als Argument dafür, diesmal nur den Freibetrag zu erhöhen. SPD und Grüne wollten dies nicht mitmachen: Steige der Freibetrag, so heiße es in beiden Fraktionen, müsse das auch für das Kindergeld gelten. (“Lindner verweigert Kindergelderhöhung”, Seite 1)
Translation missing.Handelsblatt: Reformvorschläge für ÖRR. Ein unabhängiges Expertengremium unter Führung von Julia Jäkel hat weitreichende Umbauten der ARD vorgeschlagen. Künftig soll eine übergeordnete ARD-Anstalt die Planung und das Budget des Programms zentral steuern. Außerdem sollen ARD, ZDF und Deutschlandradio statt Intendanten Geschäftsleitungen bekommen, in welchen ein Vorsitz die finale Entscheidungsgewalt hat. Der sogenannte Zukunftsrat hat seine Vorschläge im Länderauftrag erarbeitet. (“Es ist ein Kraftakt nötig”, Seite 26)
Tagesspiegel: Parlamentarischer Protest gegen Berliner AfD. Am Donnerstag verließen die Abgeordneten von CDU, Grünen, SPD und Linken offenbar unabgestimmt den Plenarsaal, als die AfD-Fraktionsvorsitzende Kristin Brinker sprach. Zuvor war bekannt geworden, dass auch sie an einem Treffen mit Martin Sellner und dessen rechtsextremem Mentor Götz Kubitschek teilgenommen hatte – nicht bei Potsdam, sondern in der Berliner Wohnung des früheren CDU-Finanzsenators Peter Kurth. (“Protest während AfD-Rede”, Seite 35)
FAZ: Viele Flüchtlinge nie beim Zahnarzt. 41 Prozent der Geflüchteten sind noch nie in Deutschland beim Zahnarzt gewesen. 38 Prozent waren im vergangenen Jahr zur Behandlung. Das geht aus einer Befragung hervor. CDU-Chef Friedrich Merz hatte behauptet: “Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.” Die Diskussion darüber solle evidenzbasiert geführt werden, schreiben die Autoren der Studie im aktuellen “Journal of Health Monitoring” des RKI. (“Viele Flüchtlinge laut Studie nie beim Zahnarzt”, Seite 8)
NYT: Schuldenbremse bremst deutsche Wirtschaft. Das New Yorker Blatt analysiert die stagnierende deutsche Wirtschaft. In den Mittelpunkt stellt Melissa Eddy die Beschränkungen bei der Kreditaufnahme, der “so-called debt brake”. Sie hindere “die Regierung daran, dringend benötigte Investitionen in die öffentliche Infrastruktur zu tätigen”. Wirtschaftswissenschaftler hätten vor Ausgabenkürzungen anstelle von Steuererhöhungen gewarnt. Diese würden jedoch von der FDP vehement abgelehnt – “ein Schritt, der die Wirtschaft weiter belasten wird”. (“Germany, Once a Powerhouse, Is at an Economic ,Standstill'”)
Spiegel: Gesetzliche Regelung für V-Leute-Einsatz. Ein neues Gesetz soll den Einsatz von V-Leuten bei der Polizei regeln. Darin sei vorgesehen, dass V-Leute nur noch unter Richtervorbehalt eingesetzt werden dürften. Damit würden für die Ermittlungsmethode erstmals dieselben Beschränkungen gelten wie für andere Techniken der Strafverfolgung. Auch sollen V-Leute in Zukunft nicht länger als zehn Jahre für die Polizei arbeiten dürfen. Außerdem schreibe das Gesetz vor, die Zusammenarbeit mit Informanten künftig zu beenden, wenn sie sich im Einsatz strafbar machen. (“Koalition einigt sich auf strengere Regeln für Polizeispitzel”)
Studie: Kühe klimaschädlicher als Chemiefabriken. Nach einer noch unveröffentlichten Analyse von Greenpeace gehört die Milchindustrie mit rund 28 Millionen Tonnen Klimagasen ins Spitzenfeld der Emittenten – deutlich vor der Chemieindustrie mit rund 14 Millionen Tonnen. “Die Dimension hat uns selbst überrascht”, sagte Agrar-Campaigner Matthias Lambrecht zu Table.Media. “Bisher fehlen verlässliche Daten zu diesem Sektor.” Die Branche sei verschwiegen: Ende 2023 habe Greenpeace den zehn größten Molkereien in Deutschland eine vom Öko-Institut erarbeitete Abfrage zu deren Treibhausemissionen und Klimaschutzmaßnahmen geschickt, doch keines der Unternehmen wollte antworten. Daraufhin ließ Greenpeace die Nachhaltigkeitsberatung corsus die Emissionen hochrechnen.
Die stärkste Klimawirkung geht dabei von dem Methan aus, das die Tiere ausrülpsen. Die Analyse berechnet das Treibhauspotenzial von Methan im Verlauf von 100 Jahren. Methan baut sich zwar schneller in der Atmosphäre ab als Kohlendioxid. Im Vergleich zu CO₂ ist es dann immer noch 25-mal so klimaschädlich, in den ersten 20 Jahren sogar 72-mal. “Die stark kurzfristige Wirkung des Methans eröffnet große Chancen für den Klimaschutz”, sagt Lambrecht. Um die Erwärmung in den kommenden drei Jahrzehnten zu begrenzen, würde eine deutliche und schnelle Verminderung “lebenswichtige Zeit” verschaffen.
Greenpeace hat für Freitag Proteste mit riesigen Milchtüten-Attrappen vor der “Grünen Woche” angemeldet. “Wir fordern, dass die Milchindustrie sich ihrer Verantwortung stellt. Das geht nur mit fairen Preisen, mehr Tierwohl und ingesamt weniger Tieren, die klima- und umweltgerecht auf der Weide gehalten werden.” 2022 hätten die deutschen Milchviehhalter 31 Millionen Tonnen Milch an die Molkereien geliefert. Nach deren Verarbeitung sei etwa die Hälfte der Menge in Form von Molkereiprodukten in den Export gegangen. Größter Emittent war 2021 laut der corsurs-Analyse die Unternehmensgruppe Theo Müller mit mehr als sechs Millionen Tonnen Klimagasen, gefolgt von DMK Deutsches Milchkontor mit fünf Millionen Tonnen. Mehr zur “Grünen Woche” und den Bauernprotesten lesen Sie im Agrifood.Table.
Verteidigung: Zur Zeitenwende in kleinen Schritten. An Deutlichkeit hat es Verteidigungsminister Boris Pistorius in seinem ersten Amtsjahr nicht fehlen lassen. “Kriegstüchtig” müsse Deutschland werden, sagte er. Auch prüft er neue Modelle für eine Wehrpflicht – Worte und Pläne, die bisweilen selbst seine SPD-Parteifreunde aufschrecken. Pistorius hat wichtige Prozesse angestoßen: Das Beschaffungswesen soll effizienter werden, die Personalgewinnung auch, aber der Umbau behäbiger Strukturen im Ministerium wie in der Bundeswehr geht nur langsam voran. Bis Ostern sollen Strategien für die Veränderungen vorliegen. Danach bleibt nur noch wenig Zeit bis zu den nächsten Bundestagswahlen. Das erste Amtsjahr des Niedersachsen in Berlin analysiert Thomas Wiegold im Security.Table.
SZ: Lindner verweigert Kindergelderhöhung
FAZ: Koalition verzichtet auf Milliarden der Bundesagentur für Arbeit
Tagesspiegel: “Proteste bisher nur Vorbeben”: Bauern drohen mit härteren Aktionen ab kommender Woche
Handelsblatt: Bund prüft Wintershall-Deal
Sächsische Zeitung: SZ-Leser spenden 770.000 Euro für Menschen in Not in Sachsen
Zeit Online: Nach den Treffen von Rechtsextremen – wo steht die AfD?
RND: “Feinde der Demokratie”: Bundestag debattiert über Potsdamer Geheimtreffen
T-Online: CDU-Politiker zu AfD-Verbotsverfahren: “Das war für die AfD ein Sauerstoffzelt”
Business Insider: Justiz-Krimi um Dessous-Firma von Finanzjongleur Lars Windhorst: Luxusmarke La Perla droht der Ausverkauf
Energiepreise: Beschwerden auf Rekordhoch. Im Krisenjahr 2023 haben sich deutlich mehr Verbraucher über ihren Strom- oder Gasversorger beschwert. “Bei der Schlichtungsstelle Energie sind im vergangenen Jahr 25.000 Anträge auf Schlichtung eingegangen und damit so viele wie noch nie”, sagt Geschäftsführer Thomas Kunde zu Table.Media. Gegenüber dem bisherigen Spitzenjahr 2022 stieg die Anzahl der Beschwerden um fast 40 Prozent. Die Bearbeitungszeit der Schlichtungsfälle beträgt laut Kunde inzwischen bis zu einem Jahr.
Die Schlichtungsstelle kritisiert die Gesetze zur Strom- und Gaspreisbremse. “Der Anstieg der Schlichtungsanträge ist auch den Preisbremsengesetzen geschuldet. Das waren nicht die glücklichsten aller Gesetze, die geschrieben wurden. Sie sind unverständlich und lassen Lücken”, sagte Kunde. Auf die Preisbremsen bezogen sich nach einer vorläufigen Auswertung der Schlichter rund 1.900 der Beschwerden. Die Verbraucher stören sich auch an immer mehr Energieunternehmen. Gingen 2021 bei der Schlichtungsstelle noch Anträge gegen 400 Anbieter ein, waren es 2022 schon 550 Versorger und 2023 rund 750. Mehr dazu lesen Sie in der Analyse von Manuel Berkel.
Afghanistan: BND und AA misstrauten sich. Der Afghanistan-Untersuchungsausschuss des Bundestags hat am Donnerstag neue Widersprüche in den Lageeinschätzungen von Auswärtigem Amt und Bundesnachrichtendienst (BND) kurz vor dem Einmarsch der Taliban in Kabul im August 2021 zutage gelegt. Gegenstand der Befragung war eine E-Mail aus der BND-Residentur in Kabul an die Zentrale in Berlin, in der von einer Krisensitzung nur zwei Tage vor der Machtübernahme der Taliban in Kabul berichtet wurde. Bei dem Treffen habe der stellvertretende deutsche Botschafter, Jan Hendrik van Thiel, mehrfach der Lagedarstellung des BND widersprochen, wonach die Einschätzungen von USA und Großbritannien “sehr wohl eine gewaltsame Übernahme Kabuls” innerhalb der “nächsten 30 Tage sähen”. Der Ausschuss soll herausfinden, inwieweit Kompetenzgerangel zwischen den vor Ort tätigen deutschen Institutionen im Vorfeld der Evakuierung im August 2021 die Lage verschärfte. Die Beweisaufnahme soll Ende dieses Jahres abgeschlossen werden – mit der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel als Zeugin. Bis Sommer 2025 soll der Abschlussbericht im Bundestag vorgestellt werden. Mehr Nachrichten und Analysen zu Afghanistan finden Sie hier.
China.Table: Wang Yi auf Werbetour. Chinas Außenminister Wang Yi hat auf seiner Afrikareise vor allem Länder besucht, die für den bilateralen Handel im Rahmen der Belt and Road Initiative (BRI) wichtig sind – darunter Staaten, die durchaus mit dem Westen hadern. Warum diese Länder für Peking immer wichtiger werden, lesen Sie hier.
China.Table: Wie es 1978 zum Reform-Durchbruch kam. Nach den Jahren der Mao-Herrschaft schickte Deng Xiaoping 1978 einen Vertrauten auf Europareise. Dessen Erkenntnisse sorgten für die notwendige Aufbruchsstimmung in China. Unser Kolumnist Johnny Erling fragt sich, ob sich so etwas wiederholen ließe. Seine Antworten lesen Sie hier.
Europe.Table: Marinemission mit Startschwierigkeiten. Die EU plant eine Marinemission im Roten Meer. Doch bis der Einsatz zur Sicherung des Seeverkehrs gegen Angriffe jemenitischer Huthi-Rebellen beginnen kann, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Woran das liegt, lesen Sie hier.
ESG.Table: Deutsche E-Autos fahren hinterher. Die deutschen Autohersteller haben im Jahr 2023 Milliardengewinne gemacht. Doch die stammen vor allem aus dem Verkauf von Verbrennern. Wie weit BMW, Mercedes-Benz und VW bei der E-Mobilität zurückliegen, lesen Sie hier.
ESG.Table: Umweltbelastung durch Plastikpellets. Nachdem Millionen Kunststoffpellets die Küste der spanischen Provinzen Galizien und Asturien verschmutzt haben, fordern EU-Abgeordnete schärfere Regeln. Doch die Kommission fühlt sich nicht zuständig. Wie die Behörde das begründet, lesen Sie hier.
Deutschlandfunk
6:50 Uhr: Albrecht von Lucke, Politologe: “Blockierte Republik”
7:15 Uhr: Alexander Throm, Innenpolitischer Sprecher (CDU): Einbürgerungspolitik
7:23 Uhr Reem Alabali-Radovan, Integrationsbeauftragte (SPD): Einbürgerungen
8:10 Uhr: Johannes Arlt, MdB (SPD) und Mitglied des Verteidigungsausschusses: Ukraine und Taurus
Das Erste
6:05 Uhr/8:05 Uhr: Jürgen Kädtler, Gewerkschaftsforscher am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen: Steigende Mitgliederzahlen bei Gewerkschaften
7:10 Uhr: Dirk Wiese, Stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender: Einbürgerungsreform
Table.Media im TV
Sonntag, 21. Januar, 12 Uhr: Internationaler Frühschoppen mit China.Table-Redakteur Felix Lee auf Phoenix: Kriege, Klimawandel, Inflation – Wohin steuert die Weltwirtschaft?
Freitag, 19. Januar
Joachim Deckarm, ehemaliger Handballnationalspieler, 70 / Matthias Ginter, Fußballnationalspieler, 30 / Steffi Lemke, Bundesumweltministerin (Grüne), 56 / Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, 65 / Katharina Thalbach, Schauspielerin, 70 / Hermann-Josef Tebroke, MdB (CDU), 60
Samstag, 20. Januar
Gisela Splett, Staatssekretärin im Finanzministerium von Baden-Württemberg (Grüne), 57 / Mike Singer, Sänger, 24 / Peter Tschentscher, Bürgermeister von Hamburg (SPD), 58
Sonntag, 21. Januar
Lars Eidinger, Schauspieler, 48 / Edgar Franke, MdB (SPD), Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, 64 / Carsten Hölscher, Botschafter in Burundi, 62 / Thomas de Maizière, ehemaliger Bundesinnen- und Verteidigungsminister (CDU), 70 / Dorothee Martin, MdB (SPD), 46 / Konstantin von Notz, MdB (Grüne), 53 / Michael Ohnmacht, Botschafter in Libyen, 54 / Hasso Plattner, SAP-Mitbegründer, 80 / Simon Rolfes, ehemaliger Fußballspieler, 42 / Wincent Weiss, Sänger, 31
Unser Tipp führt Sie heute in Deutschlands düsterste Dekade. Eine Dokumentation gräbt die Geschichten von Menschen wie der Trans-Performerin und -Prostituierten Liddy Bacroff aus, die im KZ Nordhausen starb. BVG-Schaffnerin Elli Smula, die lesbische Partys gefeiert und Kolleginnen verführt haben soll, starb in Ravensbrück. Der Sexualforscher Magnus Hirscheld schützte Queere. Im Mai 1933 stürmten Nazis sein Institut, verbrannten seine Bücher. Zu den Überlebenden gehörte Rudolf Bratzda, der kurz vor seinem Tod beim damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit eingeladen war. Mit ihm starb der letzte Zeitzeuge, der wegen seiner Sexualität im KZ Buchenwald den rosa Winkel tragen musste. Eine bedrückende, aber wichtige Dokumentation.
Verbotene Liebe: Queere Opfer der NS-Diktatur | ZDF
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