Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • Atomkraft: Union liebäugelt mit umfassendem Neuanfang
  • CDU-Grundsatzprogramm: Konservative Revolution bleibt aus
  • Haushalt 2024: Lösung scheint möglich
  • Sachsen: SPD-Minister kritisiert seinen CDU-Regierungschef
  • COP28: Jennifer Morgan outet Blockierer
  • Gentechnik: FDP enttäuscht über Enthaltung in Brüssel
  • Medien: CDU verweist ARD aufs Regionale
  • Ukraine-Beitritt: Europa-Staatsministerin attackiert Orbán
  • Europa: Einigung auf KI-Regulierung
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Man würde sich wünschen, dass die Welt zusammenrückt. Für die Rettung des Klimas, für die Beendigung von Kriegen; für Zusammenhalt statt Abgrenzung. Doch das Gegenteil scheint der Fall. Auch an diesem Wochenende. Zu spüren auf der Weltklimakonferenz in Dubai, wo die deutsche Unterhändlerin Jennifer Morgan einen lauten Warnruf ausgestoßen hat, und zwar im Interview mit Table.Media. Und zu sehen im Krieg in Gaza, der auch für engste Verbündete wie Israel und die USA zur Zerreißprobe wird. Was lange verhinderbar, ja unvorstellbar schien, kann Wirklichkeit werden: Dass sich die Welt aus Unvernunft, Hass und einem dramatischen Mangel an charismatischen Brückenbauern selbst zerstört.

Wir präsentieren heute Morgans Warnung, berichten über drohende neue Konflikte um die Atomkraft und lenken den Blick nach Brüssel, wo es morgen um die Zukunft der Landwirtschaft geht. Außerdem berichten wir über den SPD-Parteitag – und einen Hinweis des Kanzlers dort für eine Lösung der verfahrenen Haushaltslage.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Heute haben Constanze Baumann, Okan Bellikli, Stefan Braun, Annette Bruhns, Damir Fras, Markus Grabitz, Franziska Klemenz, Horand Knaup, Bernhard Pötter und Vera Weidenbach mitgewirkt.

Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Union liebäugelt mit umfassendem Neuanfang

Atomkraft: Union liebäugelt mit umfassendem Neuanfang. CDU und CSU denken offenbar über eine massive Rückkehr zur Atomkraft nach. Das geht auf Äußerungen prominenter Politiker wie Markus Söder zurück, spielt offenbar aber auch im neuen Grundsatzprogramm der CDU eine Rolle, das am Montag im CDU-Bundesvorstand präsentiert wird. Darin heißt es unter anderem: “Deutschland kann derzeit nicht auf die Option Kernkraft verzichten.” Unzweideutige Botschaften hat die CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsunion MIT schon mal präsentiert. In einem MIT-Vorstandsbeschluss, aus dem die Bild zitiert, heißt es, Deutschland müsse sich der Pro-Atomkraft-Allianz anschließen, die sich gerade auf der COP28 in Dubai gegründet hat. Außerdem müsse es sofort ein “Rückbaumoratorium” für jene Reaktoren in Deutschland geben, die erst vor wenigen Monaten endgültig vom Netz gegangen seien. Und: Deutschland müsse zum technologischen Vorreiter werden für jene Klein-AKWs, von denen sich die Befürworter mehr Sicherheit und sehr viel CO2-freie Energie erhoffen.

Für die Union wäre das eine Abkehr von den Beschlüssen, die Angela Merkel angestoßen hat. Allerdings waren das Beschlüsse, die in ihrer Geschwindigkeit in der Union immer umstritten waren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nach dem Super-Gau von Fukushima 2011 der damalige bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und sein Umweltminister Markus Söder zu jenen gehörten, denen diese Entscheidung gar nicht schnell genug gehen konnte. Söder schwenkte inzwischen um. Bild zitiert ihn mit den Worten: “Unser Ziel muss sein, tatsächlich neue Kernkraftwerke – kleinere, mit einer ganz anderen Energieleistung, mit einer ganz anderen Absorption von möglichem Müll – anzunehmen.” In der CDU-Führung, so ist am Sonntag zu hören, hat es über eine solche Rückkehr zur Atomkraft in den letzten Tagen heftige Debatten gegeben.

CDU und CSU fühlen sich durch Dubai gestärkt. Doch während sie auf die Allianz der 22 verweisen können, zu denen etwa die USA, Großbritannien und Frankreich gehören, müssten sie in Deutschland auch dort Überzeugungsarbeit leisten, wo eigentlich Verbündete sein müssten: bei den großen Energieversorgern. Erst in der vergangenen Woche hatte RWE-Chef Markus Krebber bekräftigt, dass dieses Thema erledigt sei. Ähnlich haben sich seit dem Ausstieg auch schon andere Energieversorger geäußert. Und Bundesfinanzminister Christian Linder hatte kurz nach Amtsantritt im Januar 2022 erklärt, der Neubau von AKWs komme auch deshalb nicht infrage, weil es keine Versicherer gebe, die nach Fukushima noch bereit seien, AKWs zu versichern.

Für die Grünen und das Auswärtige Amt kommt das Ganze äußerst ungelegen. Der Grund: Seit Jahren bemüht sich die deutsche Diplomatie, französische Bemühungen für eine Renaissance der Atomkraft abzuwehren, auch mit dem Verweis auf die letzten Sommer, als ausgerechnet die AKWs in Frankreich wegen Hitze und Trockenheit große Probleme bekamen. Frankreichs Initiative zur Allianz der 22 in Dubai hat Berlin durchaus verärgert; mancher Diplomat sieht darin sogar den Versuch, erstmals seit vielen Jahren eine Allianz gegen Berlin zu schmieden. Das könnte für eine EU, die ohnehin um ihren inneren Zusammenhalt kämpft, ein großes Problem werden – ausgerechnet in einem Moment, in dem sich die großen Machtblöcke auf der Welt komplett neu aufstellen.

Die Konservative Revolution bleibt aus

CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz

CDU-Grundsatzprogramm: Konservative Revolution bleibt aus. Ein Retro-Trend ist im Entwurf des ersten Grundsatzprogramms unter CDU-Chef Friedrich Merz zu spüren – eine Revolution nicht. In dem 70-seitigen Papier “In Freiheit leben”, das Table.Media vorliegt, greift die CDU mehrfach den Begriff “Leitkultur” auf. Sie soll als Richtschnur für das Zusammenleben von Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund dienen. Zum Islam heißt es: “Muslime, die unsere Werte teilen, gehören zu Deutschland.” Alle Menschen, die in Deutschland leben wollten, müssten den Rechtsstaat achten. Dazu gehöre die Anerkennung des Existenzrechts Israels. Diskussionen in der Grundsatzkommission um den Begriff “bürgerlich” in Abgrenzung zur Christdemokratie löst der Entwurf mit der Ansage auf: “Wir sind bürgerlich.” Die CDU spricht sich gegen Trends wie eine feministische Außenpolitik oder einen “Genderzwang” aus. Dass Gesetze auch misslingen können, bringt sie auf die Formel: “Was floppt, wird gestoppt.” Am Montag will das Präsidium über den Entwurf diskutieren. 

  • CDU
  • Feministische Außenpolitik

Presseschau von morgen

Daniel Günther + Claudia Roth + Boris Pistorius

SZ: Schwarz-grüne Harmonie. Der Kieler Ministerpräsident Daniel Günther erklärt im Interview, dass CDU und Grüne im Norden gut miteinander können, weil beide “staatstragend, lösungsorientiert und wissenschaftsbasiert” agierten und gemeinsame Erfolge feierten, statt über Differenzen zu streiten. Menschen würden Lösungen von der Politik erwarten und keine Debatten über Nebensächliches – wozu er das Gender-Verbot von Markus Söder zählt. (“Auch wir als Union haben unseren Anteil daran”, Seite 2)

Translation missing.

RBB: Chaos bei Berlins Grünen. Nachdem Tanja Prinz auch im dritten Wahlgang ohne Gegenkandidaten keine Mehrheit für den Parteivorsitz bekam, wurde der Parteitag am Sonntag abgebrochen. Die Realo-Grüne, deren Lager vorab Druck gemacht haben soll, zog weinend davon. Renate Künast sagt, es gebe ein Problem mit Umgangsformen und was die Partei jetzt tun sollte. (“Delegierte lassen Tanja Prinz bei Vorstandswahl dreimal durchfallen”)

Taz: Claudia Roths Probleme mit der NS-Raubkunst. Muss die Münchner Pinakothek Picassos “Madame Soler” an die von Julius H. Schoeps vertretene Erbengemeinschaft zurückgeben? Bayern mahnt zuvor ein Restitutionsgesetz an. Kulturstaatsministerin Roth will die Rückgabe schneller erleichtern – stößt aber auf Widerstände. Klaus Hillenbrand über einen nicht endenwollenden Skandal. (“Geraubte Kunst”, Seite 15)

Nicht überlesen!

Spiegel: Merkels Abschiede. Angela Merkel kappt Verbindungen zu ihrer Partei. 2018, noch als Kanzlerin, gab sie den CDU-Vorsitz ab. 2022 wollte sie nicht Ehrenvorsitzende werden. Jetzt legte sie ihre Mitgliedschaft in der Konrad-Adenauer-Stiftung nieder, dem Thinktank der Christdemokratie. “Ich bin aus dieser Rolle einfach rausgewachsen”, soll Merkel dem verdutzten KAS-Präsidenten Norbert Lammert als Grund genannt haben. Melanie Amann fasst das so zusammen: “Kaum ein Spitzenpolitiker hat seinen Abgang aus dem Amt so selbstbestimmt und zugleich so radikal vollzogen wie Merkel.” (“Sie ist dann mal weg”, 08.12.2023)

Die Zeit: Boris Pistorius über Kriegstüchtigkeit und Pazifismus. Der SPD-Minister fühlt sich missverstanden. “Wenn ich ‘kriegstüchtig’ sage, hat das nichts mit Alarmismus und schon gar nichts mit Militarismus zu tun.” Er wolle damit nur die ernste Bedrohung betonen. Für die Wehrhaftigkeit der Bundeswehr reiche die kontinuierliche Finanzierung mit 2 Prozent des BIP – 2024 würden sogar 2,1 Prozent erreicht. (“In dem Sinne bin ich auch Pazifist”, 7. Dezember)

Translation missing.

Haushalt 2024: Lösung scheint möglich

Haushalt 2024: Lösung scheint möglich. Kanzler Olaf Scholz gab einen Fingerzeig auf einen Ausweg aus dem Streit um den Haushalt für kommende Jahr. Auf dem SPD-Parteitag sagte er zum Ukrainekonflikt: “Nein, dieser Krieg ist wahrscheinlich nicht so schnell vorbei.” Was er nicht explizit sagte, aber denkbar wäre: Die unkalkulierbaren Kosten für die Ukraine-Unterstützung würden eine Haushaltsnotlage im kommenden Jahr begründen – und damit neue Schulden ermöglichen. Finanzminister Christian Lindner, der eine Abkehr von der Schuldenbremse bisher entschieden ablehnt, meldete sich kurz nach der Scholz-Rede auf X (ehemals Twitter) zu Wort: “Die Unterstützung der Ukraine ist auch eine Investition in unsere Sicherheit. Wir stehen zu dieser Verantwortung in schwierigen Zeiten.” Am Sonntagabend wollten Scholz, Lindner und Robert Habeck weiter an einer Lösung für den Haushalt feilen.

Kanzler und Partei bewegten sich aufeinander zu. Sollte sie jemand erwartet haben – die Rebellion blieb aus beim Konvent der Genossen; auch wenn nahezu jeder Redner eine Abschaffung der Schuldenbremse oder zumindest ihre Reform forderte. Der Kanzler, der vor seinem Auftritt mit langem Applaus empfangen und hinterher fast pathetisch verabschiedet wurde, umging das Thema. Auch zum Thema Bildung verlor er kein Wort. Stattdessen kritisierte er die aktuelle Höhe des Mindestlohns, versprach “keinen Abbau des Sozialstaats” und dass das Grundrecht auf Asyl nicht zur Debatte stehe. Und er stellte klar: Auch sozial schwierige Verhältnisse oder Verunsicherung seien keine Rechtfertigung für Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit. Wie sich Partei und Kanzler aufeinander zubewegt haben und was sich personell in der SPD abzeichnet, lesen Sie in der Analyse von Horand Knaup.

  • Lars Klingbeil
  • Olaf Scholz
  • Saskia Esken
  • SPD-Parteitag

Sachsen: SPD-Minister kritisiert seinen CDU-Regierungschef

Martin Dulig, sächsischer Wirtschaftsminister und früherer SPD-Landeschef

Sachsen: SPD-Minister kritisiert seinen CDU-Regierungschef. Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) nennt den Politikstil von Michael Kretschmer (CDU) “erratisch”. “In Sachsen verhetzen sinnlose Diskussionen übers Gendern oder Winnetou die knallharten sozioökonomischen Fragen”, sagte Dulig zu Table.Media. “Die CDU und Kretschmer bedienen den massiven Vertrauensverlust in die Politik mit.” Der Landeschef arbeite sich an der Ampel ab und gebe dem Land keine Orientierung. “Ich finde es schlimm, wenn man glaubt, man bekommt Wahlerfolge nur, wenn es schlecht läuft.” Kretschmer sei ein “Politik-Unternehmer”, der “den Markt mit Thesen bedient und jeden Tag eine neue Position bringt”. So habe er gesagt, er sei bereit, die Schuldenbremse zu reformieren – und wenig später im Bundesrat das Gegenteil behauptet.

Das Vertrauen innerhalb der Kenia-Koalition sei fast aufgebraucht. Die CDU Sachsen müsse aufpassen, dass sie nicht einen hohen Preis für das mangelnde Vertrauen in die Zusammenarbeit mit den Koalitionspartnern, SPD und Grünen, bezahlt. Es sei denkbar, dass die gleichen Partner auch den nächsten Koalitionsvertrag ausverhandeln würden. “Wenn das Grundvertrauen am Ende weg ist, ist eine Koalition nicht mehr arbeitsfähig”, so Dulig. Wie der frühere Landesvorsitzende der SPD in das Wahljahr 2024 blickt und was der Parteitag für Sachsen bedeutet, lesen Sie im Interview von Franziska Klemenz und Horand Knaup.

Translation missing.

COP28: Jennifer Morgan outet Blockierer

Jennifer Morgan, Klima-Staatssekretärin im Auswärtigen Amt

COP28: Jennifer Morgan outet Blockierer. Kurz vor Ende der internationalen Klimakonferenz COP28 in Dubai hat die Klima-Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, einen Alarmruf abgesetzt. Einige Ölstaaten versuchten nach wie vor, “aus Eigeninteresse das dringend nötige Ende der Fossilen zu verhindern”, sagte Morgan zu Table.Media: “Das ist der Showdown zwischen den Fossilen und dem Planeten.” Länder wie Saudi-Arabien oder Russland, die nicht über den Ausstieg aus Gas, Kohle und Öl sprechen wollten, müssten sich entscheiden, ob sie Teil der Lösung der Klimakrise sein oder zu den Blockierern gehören wollten. Morgan: “Wenn die COP scheitert, ist allen klar, wer die Blockierer sind: Dass diese Staaten ihre kurzfristigen Interessen über die Interessen der Inselstaaten und der afrikanischen Staaten und vieler Menschen stellen.”

Die Vereinigten Arabischen Emirate, Gastgeberland der COP28, trügen große Verantwortung. “Sie sagen, dass sie eine sehr ambitionierte COP voller Lösungen haben möchten – dann ist jetzt der Moment, dies zu zeigen”, sagte Morgan. Es komme jetzt darauf an, wie der Text der Schlusserklärung ausfalle. Die AA-Staatssekretärin kritisierte, dass sich dabei nicht alle Staaten und Gruppen konstruktiv verhielten: “Textarbeit zu blockieren, wie es ein paar Gruppen tun, ist schon eine sehr harte Maßnahme. Manche nennen das Geiselnahme.” Mehr dazu lesen Sie im Interview von Bernhard Pötter im Climate.Table.

  • COP28
  • Jennifer Morgan
  • Klimapolitik

Gentechnik: FDP enttäuscht über Enthaltung in Brüssel

Gentechnik: FDP enttäuscht über Enthaltung in Brüssel. Die FDP-Vizefraktionsvorsitzende Carina Konrad kritisiert die Haltung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zum Gentechnikrecht. “Özdemirs Ablehnung der Novelle der EU-Kommission behindert den dringend notwendigen Fortschritt”, sagte Konrad Table.Media. Er stelle sich damit gegen den wissenschaftlichen Konsens. Neue Methoden – gemeint ist etwa CrisprCas – in der Pflanzenzüchtung seien Voraussetzung dafür, dass sich Landwirte mithilfe von widerstandsfähigeren Sorten an den klimatischen Wandel anpassen könnten. Konrad forderte Özdemir auf, “veraltete Ansichten zu überdenken”.

Am Montag soll sich der EU-Agrarrat zum Vorschlag der EU-Kommission positionieren. Eine qualifizierte Mehrheit für den Brüsseler Entwurf zur Abschwächung der Zulassungshürden für die neuen genomischen Techniken sowie zum Verzicht auf deren Kennzeichnung ist nicht in Sicht – auch wenn etwa Frankreich und Italien für die Liberalisierung stimmen wollen. Deutschland will sich aufgrund unterschiedlicher Positionen in der Koalition enthalten. Özdemir folgt damit auch Forderungen der Ökolandwirtschaft, die um ihr Wirtschaftsmodell fürchtet, sollte es zu einer Deregulierung kommen. Olaf Scholz hatte noch als Kanzlerkandidat im Juni 2021 Umweltschützern eine “strikte Regulierung” zugesichert. Eine Analyse von Henrike Schirmacher zum Streit um das EU-Gentechnikrecht lesen Sie im Agrifood.Table.

  • Cem Özdemir
  • Grüne Gentechnik
  • NGT

Medien: CDU verweist ARD aufs Regionale

Medien: CDU verweist ARD aufs Regionale. Angesichts stark veränderter Nutzungs- und Sehgewohnheiten will die CDU den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) grundlegend reformieren. ZDF und ARD sollen zur Zusammenarbeit verpflichtet werden, heißt es im Abschlussbericht der CDU-Kommission zum ÖRR, geleitet vom Grundsatz “weniger vom Gleichen”. ZDF und ARD sollten sich die Berichterstattung aufteilen: “Das ZDF soll als öffentlich-rechtlicher TV-Sender im Schwerpunkt ein nationales Programm anbieten, die ARD im Schwerpunkt ein regionales Programm.” Doppelübertragungen beider Sender müssten ausgeschlossen werden. Außerdem solle eine gemeinsame digitale Plattform entwickelt werden, “welche die Vielzahl bestehender Online-Portale ersetzen und perspektivisch alle Public-Value-Inhalte zentral bündeln und anstelle linear verbreiteter Programme zugänglich machen soll”. Aufgaben, die über die Grundversorgung hinausgingen, sollten nicht mehr vom ÖRR erledigt werden. Der Bericht soll am Montag im CDU-Bundesvorstand beschlossen werden.

  • CDU
  • Medienpolitik

Ukraine-Beitritt: Europa-Staatsministerin attackiert Orbán

Ukraine-Beitritt: Europa-Staatsministerin attackiert Orbán. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Anna Lührmann fordert, dass die EU umgehend Verhandlungen mit der Ukraine über den Beitritt aufnimmt – obwohl der Krieg andauert. “Die Perspektive auf den Beitritt ist lebenswichtig für die Menschen in der Ukraine. Sie gibt ihnen die Hoffnung auf ein Leben in der EU, ein Leben in Frieden, Freiheit und Sicherheit”, sagte Lührmann zu Table.Media. Ein Ende des Krieges dürfe nicht die Bedingung für die Aufnahme der Gespräche sein.

Lührmann äußerte sich wenige Tage vor Beginn des für den Ukraine-Beitritt wichtigen EU-Gipfels in Brüssel. Dort droht der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán als einziger von 27 Staats- und Regierungschefs die Aufnahme von Beitrittsgesprächen zu blockieren. Orbáns Verhalten sei “höchst unsolidarisch”, kritisierte die Grünen-Politikerin. Alle anderen Mitgliedstaaten seien sich einig, dass “Russlands Angriff auf Europas Friedensordnung eine große Bedrohung darstellt”. Deswegen sei es wichtig, der Ukraine eine klare EU-Perspektive zu bieten. “Einzig Orbán unterminiert diesen Kurs”, sagte Lührmann. Mehr dazu lesen Sie im Interview von Markus Grabitz im Europe.Table.

  • EU-Gipfel

Aus den Professional Briefings

Europe.Table: Einigung auf KI-Regulierung. Die EU-Gesetzgeber haben sich auf den AI Act geeinigt. Der Kompromiss ist allerdings nicht ganz so ausgefallen, wie die Bundesregierung es sich vorgestellt hat. Auf welche Details es jetzt noch ankommt, lesen Sie hier.

China.Table: China beharrt bei COP28 auf Privilegien. Die Volksrepublik positioniert sich stoisch als Entwicklungsland. Es geht um viel Geld, denn die Industrieländer müssen für den globalen Klimaschutz zahlen. Ob China mit seinem Narrativ auf der aktuellen Klimakonferenz erneut punkten wird, lesen Sie hier.

China.Table: Medien-Projekt gescheitert. Jeremy Goldkorn wollte der englischsprachigen Berichterstattung über China mehr Tiefe verleihen und geriet ins politische Kreuzfeuer. Warum es zum Aus der Web-Plattform “The China Project” kam und wie die Redaktion mit den schweren Anschuldigungen umging, lesen Sie hier.

Morgeninterviews am 11. Dezember

Deutschlandfunk

6:50 Uhr: Luise Amtsberg, MdB (Grüne) und Menschenrechtsbeauftragte: Gazakrieg

7:15 Uhr: Christian Dürr, FDP-Fraktionsvorsitzender: Haushaltsstreit in der Ampel

8:10 Uhr: Andreas Babler, SPÖ-Parteivorsitzender: Quo vadis Sozialdemokratie?

ZDF

7:05 Uhr: Christoph Meyer, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender: Haushaltskrise der Ampel-Koalition

8:05 Uhr: Saskia Esken, SPD-Vorsitzende: Haushaltskrise der Ampel-Koalition

8:40 Uhr: Martin Wulff, Geschäftsführer Deutscher Spendenrat: Spendenprognose 2023

Termine

Highlights der Woche

Am Dienstag, 12. Dezember, soll die Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (COP28) in Dubai zu Ende gehen. Doch sicher ist das nicht, denn in der Vergangenheit wurden die Verhandlungen häufig verlängert.

Mit einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier wird am Donnerstag, 14. Dezember, der Gemeindetag des Zentralrates der Juden eröffnet. Bis zum 17. Dezember kommen die Mitglieder der jüdischen Gemeinden aus ganz Deutschland in Berlin zusammen. Annalena Baerbock, Olaf Scholz und die Integrationsbeauftragte Reem Alabali-Radovan nehmen teil.

Am Mittwoch, 13. Dezember, startet in Genf das Globale Flüchtlingsforum 2023 (bis 15. Dezember), für Deutschland nimmt Entwicklungsministerin Svenja Schulze teil. Es geht unter anderem um Bildung und psychosoziale Unterstützung für Geflüchtete.

Was noch wichtig wird

Montag, 11. Dezember

Bundeswehr: Videoschalte von Olaf Scholz mit Soldatinnen und Soldaten sowie Polizistinnen und Polizisten in verschiedenen Einsatzgebieten im Ausland, mit Empfang und Gespräch mit den Angehörigen, 13:30 Uhr, Bundeskanzleramt

Rente: Veranstaltung “Aktien & Altersvorsorge – Wie uns das Generationenkapital weiterbringt” der FDP-Bundestagsfraktion mit einer Rede von Christian Lindner, 15:30 Uhr, Deutscher Bundestag, Paul-Löbe-Haus, Eingang West

Gentechnik: Online-Fachgespräch der Grünen-Bundestagsfraktion zu “Neue Gentechnik: Einfach wissen, was drin ist?” mit der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Julia Verlinden, 14 Uhr, Infos und Anmeldung

Tourismus: Verkehrsminister Volker Wissing redet auf dem Parlamentarischen Abend des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, 18:15 Uhr, Bredouille Bar, Berlin

Dienstag, 12. Dezember

Integration: In Dresden stellt Reem Alabali-Radovan die Ergebnisse der Konferenz der Ausländer- und Integrationsbeauftragten der Länder vor, 13:30, Sächsischer Landtag

Asien: Svenja Schulze stellt die Asienstrategie der Bundesregierung vor, 10 Uhr, BMZ

Kindesmissbrauch: Die Autoren der Studie “Sexueller Kindesmissbrauch und die Arbeit der Jugendämter” stellen die Ergebnisse gemeinsam mit Expertinnen auf einer Pressekonferenz vor, 10 Uhr, BMFSFJ

E-Fuels: Impulsvortrag vom Parlamentarischen Staatssekretär im BMDV Oliver Luksic beim ZDK Automobildialog E-Fuels und Nutzfahrzeuge, 11:30 Uhr, Vertretung des Saarlandes beim Bund in Berlin

Sustainable Economy Summit: Caspar Dohmen spricht mit Transformationsforscherin Maja Göpel über den Umbau der Wirtschaft gegen die Klimakrise, 09:10 Uhr; Um 09:45 geht es in einem Panel mit Silke Stremlau, der Vorsitzenden des Sustainable Finance Beirat der Bundesregierung, darum, wie die Transformation finanziert werden könnte und um 11:45 Uhr hält Robert Habeck eine Rede zu Rolle der Unternehmen, AXICA Kongress- und Tagungszentrum, Berlin

Mittwoch, 13. Dezember

EU-Gipfel: Regierungserklärung von Olaf Scholz zum bevorstehenden Gipfel in Brüssel, 13 Uhr, Bundestag

Westbalkan: In Brüssel beginnt das EU-Gipfeltreffen zum Westbalkan, an dem Olaf Scholz ebenfalls teilnimmt.

FDP: Debattenforum zum 75. Jahrestag der Parteigründung, 19 Uhr, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

Israel: Solidaritätsempfang des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor und seiner Frau Hadas Prosor, 17 Uhr, Hotel “Pullmann Schweizerhof”

Antirassismus: Veranstaltung zum Thema “Muslime in Deutschland oder deutsche Muslime? – Vielfalt, Respekt und Akzeptanz in der Einwanderungsgesellschaft”, mit dem stellvertretenden FDP-Fraktionsvorsitzenden Konstantin Kuhle, 18 Uhr, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

Donnerstag, 14. Dezember

Haushalt: Der Bundestag stimmt nach einer Debatte über den geplanten Nachtragshaushalt für das laufende Jahr ab, 9 Uhr, Bundestag

EU: In Brüssel beginnt der Europäische Rat (bis 15. Dezember)

Freitag, 15. Dezember

Parteienfinanzierung: Der Bundestag stimmt über die geplante Neuregelung der Parteienfinanzierung ab, 9 Uhr, Bundestag

Klimaschutz: Umweltministerin Steffi Lemke hält eine Rede zum Klimaanpassungsgesetz während der 1040. Sitzung des Bundesrates, 11 Uhr, Bundesrat

Geburtstage

Montag, 11. Dezember

Konrad Arz von Straussenburg, Botschafter in Finnland, 61 / Falko Droßmann (SPD), MdB, 50 / Bernt Farcke, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium, 58 / Caren Lay (Linke), MdB, 51 / Daniel Rinkert (SPD), MdB, 36 / Daniel Schneider (SPD), MdB, 47/ Denise Biellmann, Eiskunstläuferin, 61 / Trystan Pütter, Schauspieler, 43 / Steffen Hallaschka, Moderator, 52 /

Nachttisch

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Unser Tipp führt Sie heute in eine Vergangenheit, die immer wieder aktuell ist. Das erstmals 1949 erschienene Buch von George Orwell ist Bezugspunkt vieler Debatten der vergangenen Jahre – sei es bei der von Edward Snowden enthüllten NSA-Überwachung oder beim sogenannten Überwachungskapitalismus der Techkonzerne. Die Dystopie, die Orwell für das Jahr 1984 entwarf, ist auch vier Jahrzehnte später noch gruselig. Diese Stimmung spiegelt auch die schön illustrierte Graphic Novel von Fido Nesti wieder, die neu erschienen ist.

1984 | Ullstein

Das war’s für heute. Das nächste Late-Night-Memo erhalten Sie am Montagabend.

Good night and good luck!

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