Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • Haushaltskrise: Ohne Notlage kaum zu lösen
  • Nach KTF-Urteil: Sorge um Halbleiter-Projekte
  • Digitalisierung: Richter fordern Investitionen
  • Lage der FDP: Baum fordert klares Bekenntnis zur Ampel
  • Islamkonferenz: Wulff nimmt Muslime in die Pflicht
  • Religionsfreiheit: Neuer Akzent in Regierungsbericht
  • Kriegsfolgen: Auch die Wissenschaft massiv betroffen
  • Europa: Streit um EU-Konvent
  • Ressourcen: KI verschärft Wassermangel
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Gut möglich, dass sich Christian Lindner zurzeit ziemlich stark fühlt. Innerhalb weniger Tage hat der Finanzminister zweimal eine Art Machtwort gesprochen. Haushaltssperre – das klingt gewaltig und ist es auch. Ja, es ist wahrscheinlich das mächtigste Wort, das einem Finanzminister zur Verfügung steht. Mit ihm erzwingt der FDP-Chef genau das, wofür er immer stehen wollte: Haushaltsdisziplin.

Nicht ausgeschlossen ist deshalb, dass ihm das in der öffentlichen Wahrnehmung ein paar Punkte einbringt. Aber es kann ihm auch passieren, dass aus dem kurzen Glück besonderer Macht bald wieder graue Mühsal wird. Denn ob er will oder nicht: Entweder es gelingt der Ampel ein gemeinsamer Weg in die Zukunft, und der geht auch für ihn nur über Kompromisse. Oder sie holpert und stolpert weiter, bis sie fällt – und dann ist völlig offen, ob die FDP für Wähler noch attraktiv ist. Eine Sorge, die den Altliberalen Gerhart Baum sehr umtreibt. Seinen Blick auf die Lage veröffentlichen wir deshalb heute in einem Standpunkt.

Außerdem haben wir uns auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung in Jena umgesehen. Und wir werfen einen Blick in den Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit, der am Mittwoch vorgestellt wird.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Heute haben Stefan Braun, Anne Brüning, Annette Bruhns, Damir Fras, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Falk Steiner und Daniel Schmidthäussler mitgewirkt.

Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Haushaltskrise: Ohne Notlage kaum zu lösen

Haushaltskrise: Ohne Notlage kaum zu lösen. Das waren keine guten Nachrichten, die FDP-Haushälter Otto Fricke zusammen mit den übrigen Mitgliedern des Bundestags-Haushaltsausschusses ausgerechnet an seinem Geburtstag zu hören bekam: Bei der Sachverständigenanhörung am Dienstag wurde deutlich, dass die Finanzprobleme der Koalition weit über die fehlenden 60 Milliarden Euro im Klima- und Transformationsfonds (KTF) hinausgehen. Mit großer Mehrheit waren die per Videokonferenz geladenen Experten der Meinung, dass auch der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) vom Urteil des Verfassungsgerichts betroffen ist. Darin bestand Einigkeit zwischen den Professoren Hanno Kube, der die Unionsfraktion vor dem Verfassungsgericht als Prozessbevollmächtigter vertreten hatte, und seinem Kollegen Alexander Thiele, der die gleiche Funktion für die Bundesregierung wahrgenommen hatte. Auch der Bundesrechnungshof vertrat diese Auffassung.

Damit wird das Problem für die Haushälter sehr viel drängender. Denn beim KTF sollte die Rücklage, deren Verbuchung für unrechtmäßig erklärt worden ist, erst in den Jahren 2024 und 2025 ausgegeben werden; hier wäre also eine Lösung auch über einen Nachtragshaushalt im kommenden Jahr denkbar gewesen. Beim WSF, für den die Koalition zur Bewältigung der Energiepreiskrise Ende 2022 Kredite von bis zu 200 Milliarden Euro bewilligt hatte, sind dagegen schon im Jahr 2023 Gelder ausgegeben worden, die gar nicht hätten zur Verfügung stehen dürfen. Damit wäre der Haushalt 2023 unrechtmäßig und müsste korrigiert werden.

Über die Summe, um die es dabei geht, gab es einige Verwirrung. Aus dem BMWK hieß es am Montag, 2023 seien aus dem WSF bisher rund 67 Milliarden Euro ausgegeben worden. Tatsächlich handelt es sich bei dieser Zahl jedoch um die Summe der Ausgaben der Jahre 2022 und 2023, wie eine Übersicht des BMWK zeigt, die Table.Media vorliegt. Davon entfielen gut 30 Milliarden Euro auf das Jahr 2022, ein Großteil davon für die staatliche Übernahme des Energiekonzerns Uniper und die 2022 ausgezahlte Energiekosten-Soforthilfe; diese Ausgaben sind rechtmäßig, weil sie im Jahr der Kreditbuchung erfolgten. Die knapp 38 Milliarden Euro, die in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 vor allem für die Strom- und Gaspreisbremse ausgegeben wurden, wären dagegen nicht mehr gedeckt, wenn auch beim WSF die überjährige Nutzung der Kredite für unrechtmäßig erklärt wird.

Als einzige rechtssichere Lösung sahen mehrere Experten die erneute Aussetzung der Schuldenbremse. Das ist möglich, sofern der Bundestag mit einfacher Mehrheit auch für das Jahr 2023 eine finanzielle Notlage aufgrund des Energiepreisschocks erklärt; anschließend könnte ein Nachtragshaushalt mit entsprechend höherer Neuverschuldung beschlossen werden. Andernfalls müssten die ungedeckten Ausgaben auf das sogenannte Kontrollkonto gebucht werden, was aber rechtlich angreifbar wäre, wie die Prozessbevollmächtigten Kube und Thiele einmütig warnten.

Über das weitere Vorgehen wird der Haushaltsausschuss in seiner Sitzung am Donnerstag entscheiden, in der eigentlich der Haushalt für 2024 finalisiert werden soll. Auch das Bundesfinanzministerium wolle bis dahin einen Vorschlag vorlegen, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Florian Toncar. Als Sofortmaßnahme verhängte das BMF am Dienstagnachmittag eine Haushaltssperre über den WSF. Die Auswirkungen dürften aber begrenzt sein, denn die Zahlungen für die Energiepreisbremsen als mit Abstand größter Posten sind davon nicht betroffen, weil sie bereits an die Lieferanten geflossen sind, hieß es.

Nach KTF-Urteil: Sorge um Halbleiter-Projekte

Nach KTF-Urteil: Sorge um Halbleiter-Projekte. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds (KTF) gibt es auch bei den Digitalvorhaben der Bundesregierung neue Fragezeichen. Das wurde am Dienstag beim Digitalgipfel der Bundesregierung in Jena deutlich. Vor allem die geplante Ansiedlung eines Intel-Werks in Magdeburg und eines TSMC-Werks in Dresden hätte mit KTF-Geldern gefördert werden sollen. Ob die noch nicht fest gegebenen Zusagen erfüllt werden können, hängt jetzt von der Haushaltslage ab. Wirtschaftsminister Robert Habeck will an der Förderung festhalten, und die Wichtigkeit der Halbleiterindustrie bestätigte auch Olaf Scholz: “Sie sehen mich hier jetzt nicht als einen Menschen ohne Zuversicht.” Sorgfalt sei nun das Wichtigste beim weiteren Vorgehen.

Deutschlands Digitalisierung sei besser als ihr Ruf, findet Volker Wissing. Allerdings müssten auch und gerade Länder und Kommunen ihren Teil beitragen und dafür sorgen, dass die Verwaltungsdigitalisierung bei den Bürgern ankomme. Seine Idee: eine Digitalisierungsdividende – bei der etwa Gebühren bei digitalen Verwaltungsprozessen geringer ausfallen als bei analogen. Damit könnten dann auch Bürger Druck auf ihre Kommunen ausüben, wenigstens bereits vorhandene Lösungen einzuführen. Mehr über den Digitalgipfel lesen Sie in der Analyse von Falk Steiner.

  • Digitalisierung

Presseschau von morgen

21. November 2023 Presseschau

Haushaltskrise: Der Haushalt des Finanzminister sei zusammengefallen wie ein abgekühltes Soufflé, schreibt Henrike Roßbach in der SZ. Nun bleibe Christian Lindner wohl nur noch die Notlage festzustellen. Wäre er diesen Schritt schon vorher gegangen, “wäre der Haushalt 2023 jetzt höchstwahrscheinlich nicht verfassungswidrig”. (“Die Wand hinter dem Nebel”, Seite 4). Die Wirklichkeit habe die Regierung eingeholt, befindet Stephan-Andreas Casdorff im Tagesspiegel. Sie könne sich “die Welt nicht machen, wie sie ihr gefällt”. Deshalb: “Jetzt ist richtiges Regieren angesagt, am besten ohne Lamento.” Bankrott sei keine Option: “Schon gar politisch nicht” (“Den politischen Bankrott abwenden”, Seite 17). Habecks Warnungen vor einem Wirtschaftskollaps seien übertrieben, glaubt Julia Löhr in der FAZ. Der Standort werde schon nicht untergehen, wenn das Milliardenfeuerwerk sparsamer ausfällt. Auch die zehn Milliarden für Intel in Magdeburg seien letztlich überflüssig. (“Folgen einer falschen Politik”, Seite 1) 

Die Krankenversicherungsbeiträge in GKV und PKV entwickeln sich nahezu parallel: Im 10- und 20-Jahresvergleich ist der Anstieg der Einnahmen pro Kopf sehr ähnlich – mit leichten Vorteilen für die Privaten. Das hat das Wissenschaftliche Institut der PKV ermittelt. Demnach sind beide Versicherungsträger gleichermaßen von der Kostenentwicklung im Gesundheitswesen betroffen. (Mehr auf wip-pkv.de)

FAZ: Mehr Nato-Präsenz im Kosovo. Damit die Spannungen zwischen Serben und Kosovaren nicht weiter eskalieren, erwägt die Nato, die Zahl ihrer Soldaten dauerhaft aufzustocken. Das kündigte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Prishtina an. Betroffen davon könnte auch die Bundeswehr sein. Derzeit kommen 70 der rund 3.400 Nato-Soldaten im Kosovo aus Deutschland. Das Bundestagsmandat lässt die Entsendung von bis zu 400 Männer und Frauen zu. (“Dauerhafte Truppenaufstockung im Kosovo möglich”, Seite 6)

SZ: Gemeinsame Schalte. Giorgia Meloni kommt am Mittwoch ins Kanzleramt – um einen bilateralen Aktionsplan zu signieren. Sicherheit, Energie, Migration, Klima – die Liste der zu vertiefenden Themen ist lang. Und wenn Signora schon mal da ist, kann sich das ungleiche Paar, das sich doch irgendwie gefunden hat, auch gleich dem digitalen G20-Gipfel zuschalten. Mehr Gemeinsamkeit geht kaum.  (“Vertiefte Zusammenarbeit”, Seite 6)

Tagesspiegel: Ungemütliche Debatte. Fünf Milliarden Euro kostet das Bürgergeld 2024 mehr als ursprünglich veranschlagt. Ist die Stütze zu opulent? Arbeitsminister Hubertus Heil verneint, die Alltagsbeobachtungen sind vielfach andere, schreibt Karin Christmann. Insbesondere die ukrainische Community scheint präzise zu rechnen. (“Genug gefordert oder zu viel gefördert?”, Seite 5)

Nicht überlesen!

SZ: Documenta in der Krise. Nachdem die Findungskommission zur 16. Documenta zurückgetreten war, fand am Wochenende eine Krisentagung statt. Nils Minkmar beschreibt, wie der Antisemitismus, für die die 15. Documenta kritisiert wurde, offenbar nur seinen Schatten der Jetztzeit vorauswarf, in der dieser “als postkoloniale und globalsüdliche Emanzipation” relativiert werde. In Kassel trafen sich ratlose und erschütterte Forschende und Politiker, moderiert von einem kundigen, nervtreffenden Heinz Bude. (“Kunst am Nullpunkt”, 19. November)

Lage der FDP: Baum fordert Bekenntnis zur Ampel

Gerhart Baum (Bild: Imago/Horst Galuschka)

Lage der FDP: Baum fordert klares Bekenntnis zur Ampel. Gerhart Baum hat seine Partei aufgefordert, trotz der schweren Krise der Ampel zur Koalition zu stehen. In einem Beitrag für Table.Media schreibt der frühere Bundesinnenminister: “Die FDP muss jetzt klar entscheiden, dass ein Austritt aus der Ampel nicht ihre Politik ist. Und zwar mit überzeugenden Voten von Partei und Fraktion.” Bisher sei das nicht klar erkennbar. Aber: “Die FDP ist in der Ampel unverzichtbar.” Sie dürfe nur nicht mit der Illusion handeln, dass es so etwas wie “FDP pur” gegeben könnte. “Wer das fordert, hat von Politik nichts verstanden.”

Der frühere Innenminister vermisst beim Blick auf die Welt Köpfe und Positionen der FDP. Die Welt sei “zum Zerreißen gespannt”, schreibt Baum. Geostrategische und geoökonomische Entwicklungen gefährdeten eine bisher einigermaßen regelorientierte Völkergemeinschaft. “Eine neue Weltordnung droht, eine autoritäre Weltordnung, gegen die Demokratien gerichtet.” Aber er sehe niemanden, der heute die außenpolitische Kompetenz der FDP verkörpere. “Wollen wir uns immer kleiner machen, statt uns breit aufzustellen? Wieso gibt es das nicht mehr?”

Der FDP-Politiker beklagt auch, dass er nicht genau erkennen könne, welche Wähler die FDP ansprechen wolle. Dabei sei eine klare Botschaft wichtiger denn je, weil die Partei schon lange nicht mehr automatisch “Zünglein an der Waage” sei. “Sie braucht nicht nur Situationswähler, sie braucht Stammwähler”, so Baum. Aus seiner Sicht spreche sie zwar den klassischen Mittelstand an, aber nicht ausreichend auch die “Neue Mittelklasse aufgeklärter, zukunftsorientierter, freiheitsgesinnter Bürger”, die sich offen zeigten für den gesellschaftlichen Fortschritt. Vor allem in den urbanen Milieus gebe es “heimatlose Liberale”, die von den Grünen nicht oder nicht mehr überzeugt seien. Warum Baum mit seiner FDP leidet und sie zugleich mit Verve verteidigt, lesen Sie in seinem Standpunkt.

  • FDP
turi2. Für Telekommunikationsprofis.

Alle Jahre wieder: Berlusconis MFE will Kontrolle bei ProSiebenSat.1. +++ Schöne Summe? “Bild” wirft Innen­ministerium “Schweigens­vereinbarung” mit Ex-BSI-Chef Arne Schönbohm vor. +++ Eingeholt: Video-Streamer erreichen wie ARD und ZDF Wochen-Reichweite von 75 %.

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Islamkonferenz: Wulff nimmt Muslime in die Pflicht

Islamkonferenz: Wulff nimmt Muslime in die Pflicht. Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, der auch Vorsitzender des Kuratoriums des “Islamkollegs Deutschland” ist, forderte Muslime auf, sich ihrer Geschichte zu stellen. Es müsse allen klar sein, dass man “nicht in der Medina des siebten Jahrhunderts” lebe, wo der Prophet Mohammad Juden töten und vertreiben ließ, sondern an der Schwelle zum Jahr 2024. Bundesinnenministerin Nancy Faeser verlangte von muslimischen Gemeinden und Verbänden eine unmissverständliche Distanzierung von jeglicher Form des Antisemitismus. Sie müssten “sich laut und deutlich” dagegen aussprechen, so Faeser auf der Islamkonferenz. Gleichzeitig warnte sie vor Versuchen, Antisemitismusvorwürfe für eine Muslimfeindlichkeit zu nutzen.

Säkulare Muslime kritisieren eine Vereinbarung von Olaf Scholz und Recep Erdoğan. Sie sieht vor, dass Imame künftig nur noch in Deutschland ausgebildet werden. Imame, die noch in der Türkei ausgebildet wurden, sollen sukzessive ersetzt werden. Dies allerdings unter Federführung des türkischen Moscheenverbands Ditib, der von der türkischen Regierung kontrolliert wird. Die Imamin und Gründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, Seyran Ates, fürchtet eine Zementierung des Einflusses des stark konservativen “Kopftuch-Islams”, der von Ditib vertreten wird. Die Bundesregierung habe es sich zu einfach gemacht, für Vertreter des säkularen, liberalen, demokratischen Islams sei das “eine Farce”. Was “in Deutschland” bedeutet, ist offenbar weit gefasst: Aus dem BMI heißt es, dass an der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) in Istanbul ausgebildete Imame den in Deutschland Ausgebildeten gleich gesetzt würden. Details müssten noch festgelegt werden.

Religionsfreiheit: Neuer Akzent in Regierungsbericht

Marsch indigener Frauen im September in Brasilia (Bild: Imago/Fotoarena)

Religionsfreiheit: Neuer Akzent in Regierungsbericht. Vor allem den indigenen Völkern der Welt, immerhin 470 Millionen Menschen umfassend, widmet sich der 3. Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit, der an diesem Mittwoch vorgestellt wird. “Es geht nicht um Ansprüche von Religionen, von Kirchen, von Institutionen”, schreibt im Vorwort Frank Schwabe, der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Er bekleide nicht das Amt des Religionsbeauftragten, ihm gehe es auch nicht nur um die Freiheit der Religionsausübung. Ihm sei ein umfassendes Menschenrechtsverständnis wichtig, das auch die Meinungsfreiheit und den Schutz vor Diskriminierung umfasse. Eher unüblich in Regierungsberichten, aber trotzdem Teil der Expertise: Ein wissenschaftliches Gutachten des Völkerrechts-Professors Heiner Bielefeldt und des Ethnologen Volker von Bremen zum menschenrechtlichen Kontext von Religion und indigener Spiritualität. 

Unumstritten war der Bericht nicht. Insbesondere das Auswärtige Amt, deren Menschenrechtsbeauftragte Luise Amtsberg ein zweites Vorwort verfasst hat, hatte seine Mühe mit dem besonderen Akzent auf den indigenen Völkern, verantwortete letztlich aber vor allem den Länderteil, der für 41 Staaten Ausübung und Freiheit der Religionen und Weltanschauungen beschreibt. Vorgestellt wird der Bericht an diesem Mittwoch außer von Schwabe und Bielefeldt auch von Nazila Ghanea, der UN-Sonderberichterstatterin für Religions- oder Glaubensfreiheit. Warum der Bericht einen neuen Blick auf Land-, Nutzungs- und Infrastrukturkonflikte wirft, lesen Sie in der Analyse von Horand Knaup.

Aus den Professional Briefings

21. November 2023 Professionals

Europe.Table: Lieferkettengesetz weiter umstritten. Beim EU-Lieferkettengesetz steht am Mittwoch schon der vierte Trilog an. Das Gesetz orientiert sich unter anderem am deutschen Lieferkettengesetz, geht aber darüber hinaus. Warum eine Einigung vorerst nicht in Sicht scheint, lesen Sie hier.

Europe.Table: Streit um EU-Reform. Die Abgeordneten des EU-Parlaments wollen am Mittwoch in einer Resolution einen Konvent zur Änderung der EU-Verträge fordern. Eine Forderung: Die Chefs der Kommission sollen auf Vorschlag des Parlaments gewählt werden. Was die EU-Staaten davon halten, lesen Sie hier.

China.Table: Bühne für Israel-Kritik in Peking. Die Außenminister aus vier arabischen Staaten und Indonesien waren zu Gast in Peking, um über den Krieg im Nahen Osten zu beraten. Welche Rolle die chinesische Regierung in diesem Konflikt für sich beansprucht und wie gut ihr das gelingt, lesen Sie hier.

China.Table: Grenzfall Franka Emika. Das Münchner KI-Roboter-Start-up soll an eine Firma mit Verbindungen nach China gehen. Das könnte ein Fall für das Außenwirtschaftsrecht sein. Warum es dennoch unwahrscheinlich ist, dass das Bundeswirtschaftsministerium die Übernahme verhindert, lesen Sie hier.

ESG.Table: KI verschärft Wassermangel. Rechenzentren benötigen zur Kühlung enorme Mengen Wasser, und das steht in Konkurrenz zur Trinkwasserversorgung. Tech-Konzerne wollen deshalb “wasserpositiv” werden. Ob KI-Anwendungen dabei zur Lösung beitragen, lesen Sie hier.

Bildung.Table: Fortbildungsprojekt mit Geburtsfehlern. Der Kompetenzverbund lernen:digital will neue Standards für die Fortbildung von Lehrern setzen. Doch die Projektlaufzeit ist sehr kurz, um neue Strukturen zu implementieren. Was die Akteure aufseiten der Länder kritisieren, lesen Sie hier.

Kriegsfolgen: Auch die Wissenschaft massiv betroffen

Kriegsfolgen: Auch die Wissenschaft massiv betroffen. Erste umfassende Bestandsaufnahmen zur Situation der Wissenschaft in Russland, Belarus und der Ukraine zeichnen ein düsteres Bild. In Russland ist es aufgrund zunehmender Repressionen zu einem Massenexodus von Akademikern gekommen, so das Science at Risk Emergency Office. Schätzungsweise 40.000 sind emigriert, an liberalen Einrichtungen wurde das Führungspersonal ersetzt. In Belarus werden fast 400 Forschende und mehr als 2.000 Studierende nachweislich politisch verfolgt. Von “nordkoreanischen Zuständen” sprach Philipp Schmädeke, Leiter des Projekts Science at Risk, bei der Vorstellung der vom Auswärtigen Amt geförderten Studien in Berlin. 

In der Ukraine führte der russische Angriffskrieg zu Abwanderung, vor allem aber zu Zerstörung. 15 Prozent der Forschungsinfrastruktur gingen verloren, vier Hochschulen sind völlig und 84 Hochschulen teilweise zerstört. 31 Hochschulen und 60.000 Studierende mussten aus besetzten Gebieten weichen. Als “Scienticide”, Wissenschaftsmord, hat die Nationale Akademie der Wissenschaften der Ukraine die Folgen des russischen Vorgehens bezeichnet. Die Situation jener, die im Land geblieben sind, ist bedrückend. Mehr zu den Ergebnissen der drei Studien lesen Sie in der Analyse von Anne Brüning im Research.Table.

Morgeninterviews am 22. November

21. November 2023 Morgeninterviews am 22. November

Deutschlandfunk

5:50 Uhr: Reiner Holznagel, Bund der Steuerzahler: KTF-Urteil des BVerfG

6:50 Uhr: Lamya Kaddor (Grüne), Gründungsvorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes: Islamkonferenz

7:15 Uhr: Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher FDP: Haushalt

8:10 Uhr: Prof. Jacco Pekelder, Uni Münster: Parlamentswahl Niederlande

Das Erste

6:10, 7:10 Uhr: Nina Hellwig, Sonderpädagogin: BVerfG-Urteil Zeugnisvermerke bei Legasthenie

8:10 Uhr: Michael Kellner (Grüne): Zukunft im Osten

Heads

21. November 2023 Heads

ESG.Table: Denise Baidinger – die Zukunft der Bahn ist grün und digital.

Geburtstage

21. November 2023 Geburtstage

Mittwoch, 22. November

Boris Becker, ehemaliger Tennisspieler, 56 / Bettina Jarasch, Fraktionsvorsitzende Berliner Abgeordnetenhaus (Grüne), 55 / Regina Halmich, Boxerin, 47 / Ska Keller, MdEP (Grüne), 42 / Katrin Krabbe, Leichtathletin, 54

Nachttisch

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