Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Briefing für die Hauptstadt

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Das Late-Night-Briefing für die Hauptstadt

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie herzlich. Diese Informationen bieten wir Ihnen heute Abend:

Talk of the Town: Die CSU und die Kanzlerkandidatur – “Söder muss den Rückzug antreten” 

Energiewende: Sächsische Unternehmen machen Druck auf Landesregierung 

CO₂-Flottenziele: Autohersteller bedrängen EU-Kommission 

CO₂-Einlagerung: Bundesregierung legt Konzept vor 

FDP: Viel Kritik an Bijan Djir-Sarai 

Geopolitik: Deutsche Kriegsschiffe vor chinesischer Küste 

Fördermittel-Affäre: Zweifelhafte Aussagen der Forschungsministerin  

US-Wahl: Mit KI und Katzen auf die Schlussetappe 

Deutsch-französische Beziehungen: Parlamentsaustausch ist ausbaufähig 

Table.Today Podcast: Dennis Radtke zur Lage der CDU und Adrian Geiges zu China 

Table.Documents: BMAS-Entwurf für Sozialversicherungsberechnung + Analyse der deutsch-französischen Versammlung + Studie zu EU-Fiskalregeln 

Heads: Niels Annen + Achim Post + Christiane Benner + Guido Beermann

Best of Table: Peking als Friedensstifter? + Stahlhersteller fordert Schutzzone 

Must-Reads: Kooperationsverhandlungen in Thüringen + Wo der Mindestlohn hilft + “Seitenwende” bei der Taz 

Nachttisch: “Lieferdienst” – Roman von Tom Hillenbrand 


Talk of the Town

Markus Söder

Kanzlerkandidatur: Keine Unterstützung für Söder 

Von Peter Fahrenholz 

Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder gerät in seiner eigenen Partei unter zunehmenden Druck, in der Frage der Kanzlerkandidatur den Weg für Friedrich Merz freizumachen. Table.Briefings hat den vergangenen Tagen mit einer Reihe von CSU-Politikern gesprochen, Söder-Kritikern und Söder-Unterstützern, und das Meinungsbild war einhellig: CDU-Chef Merz werde Kanzlerkandidat und Söder müsse seine “Kanzlerallüren” begraben. Denn nicht nur in der CDU, sondern auch in der CSU selbst gibt es keinerlei öffentliche Unterstützung für einen Kanzlerkandidaten Söder. “Es ruft halt keiner”, sagt einer aus dem Söder-Umfeld. “Söder muss jetzt den geordneten Rückzug antreten”, fordert ein CSU-Vorstandsmitglied. 

Zuletzt war Söder stramm in die Gegenrichtung unterwegs. Sowohl auf dem Volksfest Gillamoos als auch in Interviews hatte er seine Kanzlerambitionen neu aufblitzen lassen. Söder habe das Trauma von 2021, als er Armin Laschet den Vortritt lassen musste, noch immer nicht überwunden und damit “seinen Frieden noch nicht gemacht”, heißt es in der CSU. Es gibt deshalb deutliche Signale an Söder, dass er auf massiven Widerstand in der eigenen Partei stoßen werde, falls er wie 2021 den Unionswahlkampf mit ständigen Querschüssen stören sollte. Söder muss dann nach Informationen von Table.Briefings damit rechnen, dass sich nicht nur ehemalige CSU-Größen, sondern auch aktuelle Akteure aus Landes- und Bundespolitik namentlich äußern und gegen ihn positionieren. “Wenn das nochmal passiert, wird es ein Söder-Bashing geben”, prophezeit ein CSU-Vorstandsmitglied. 

Auch mit seiner Fundamentalkritik an den Grünen löst Söder zunehmend Irritationen in den eigenen Reihen aus. Zumal dies mit einer strikten Absage an Schwarz-Grün einhergeht. Auch in der CSU hat man aufmerksam registriert, dass CDU-Chef Merz sich vor einigen Tagen dafür ausgesprochen hat, bereits vor der Wahl eine mögliche Zusammenarbeit mit den Grünen auszuloten. CDU-Vize Karin Prien hat die Anti-Grünen-Kampagne der CSU inzwischen auch öffentlich kritisiert: “Irgendwann ist mal gut.”  

Zum 30. September hat Söder die Landesgruppe der CSU zu einer Sondersitzung nach München eingeladen. Offiziell gehe es um die Vorbereitung des Wahlkampfs, heißt es. Es könnte aber auch der Moment sein, an dem die CSU einem Kanzlerkandidaten Merz offiziell die Unterstützung versichert. Welche Motive es für Söders strikten Anti-Grünen-Kurs gibt und warum es sowohl in der Berliner CSU-Landesgruppe als auch in der Münchner Landtagsfraktion Abgeordnete gibt, die das anderes sehen, lesen Sie in der Analyse.


News

Alter und mutmaßlich neuer Ministerpräsident: Michael Kretschmer

Energiewende: Sächsische Unternehmen machen Druck auf Landesregierung. Über 60 sächsische Unternehmen, Stadtwerke und Industrie- und Handelskammern (IHK) fordern die künftige Regierung in Dresden auf, mehr Tempo bei der Energiewende zu entwickeln. In einem Appell, der Table.Briefings vorliegt, fordern sie “ein ausreichendes Markangebot zu international wettbewerbsfähigen Preisen von Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind, Photovoltaik und Biomasse sowie die entsprechende Infrastruktur”. Im Ländervergleich liege Sachsen beim Ausbau der Erneuerbaren auf den hinteren Plätzen und sei im Begriff, seine Vorteile als attraktiver Wirtschafts- und Industriestandort zu verlieren. Zu den Unterzeichnern des Appells gehören unter anderen Wacker Chemie, Siemens, Arevipharma, die Stadtwerke Zittau, aber auch die IHKs aus Dresden und Chemnitz. Weil die gesellschaftliche Akzeptanz Grundvoraussetzung für den Erfolg der Energiewende sei, fordern die Unterzeichner von der Landesregierung “eine aktive positive Kommunikation zu der Notwendigkeit des Ausbaus sowie gezielte Informationskampagnen und Beratungsangebote”.  

Die künftige Landesregierung solle sich “zu einem pragmatischen und schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien in Sachsen bekennen”. Es sei “wichtig, dass sie deren Relevanz für die lokale Wertschöpfung und Standortsicherung unterstreicht und die Entwicklungschancen für Sachsen deutlich macht”. Nicht zuletzt die Netzkapazitäten seien ein Problem. Die Staatsregierung solle sich für eine Beschleunigung des Netzausbaus einsetzen. Das bedeute: “Verschlankung, Flexibilisierung und Digitalisierung von Genehmigungsverfahren, insbesondere in Netzengpassregionen.” Horand Knaup 

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CO₂-Flottenziele: Autohersteller bedrängen EU-Kommission. Der EU-Dachverband der Autohersteller, ACEA, will die EU-Kommission auffordern, die CO₂-Flottenziele für 2025 per Notverordnung außer Kraft zu setzen und erst zwei Jahre später wirksam werden zu lassen. Diese Forderung will das ACEA-Präsidium, dem auch die Chefs der deutschen Hersteller angehören, am Mittwoch beschließen. Experten räumen nur BMW und Stellantis eine Chance ein, die Ziele einzuhalten. Sollte die EU an den Flottengrenzwerten für 2025 festhalten, würden die europäischen Hersteller wohl mit außerordentlichen Rabatten versuchen, den Absatz ihrer elektrischen Autos zu steigern, um den Flottenverbrauch zu senken und Strafzahlungen zu vermeiden. 

Andernfalls müssten sie allein für das Jahr 2025 mit Strafzahlungen in Höhe von 15 Milliarden Euro rechnen. Diese würden direkt in den EU-Haushalt fließen. Hintergrund ist, dass der Absatz von batterieelektrischen Fahrzeugen weit hinter den Planzahlen der Hersteller zurückliegt. Welche Folgen es für die Hersteller hätte, wenn die EU an ihrem Gesetz festhält, lesen Sie im Europe.Table. Markus Grabitz 

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CO₂-Einlagerung: Bundesregierung legt Konzept vor. Lange war das Thema CO₂-Speicherung im Boden “ein sensitives Thema”, wie die Bundesregierung in einem vertraulichen Berichtsentwurf schreibt. Jetzt macht das BMWK Tempo und präzisiert seine Eckpunkte für eine Carbon Management Strategy. Einerseits werde sich der emissionsintensive Grundstoffsektor, darunter insbesondere die Zement- und Kalkindustrie, “grundlegend ändern müssen”. Eine staatliche Förderung werde es nur “für schwer bzw. nicht vermeidbare Emissionen in der Industrie und Abfallwirtschaft” geben. Andererseits heißt es nun auch: “Ohne das Abscheiden und Einlagern von CO₂ wird die Klimaneutralität nicht zu erreichen sein.” Dies soll ganz überwiegend in Kavernen der Nordsee erfolgen. Längerfristig seien darüber hinaus “auch Entnahmen aus der Atmosphäre nötig”. Schon vor 2030 will die Regierung jeweils ein umfassendes Abscheidungsprojekt in der Zement- oder Kalkindustrie sowie eines bei einer Müllverbrennungsanlage realisieren. 

Europaweit wird die CO₂-Speicherung mit Hochdruck vorangetrieben. Norwegen, Dänemark, Großbritannien und die Niederlande haben bereits CO₂-Speicher in Betrieb oder in Planung. In Deutschland soll der Transport an die Küste über ein mehrere tausend Kilometer langes Pipelinenetz erfolgen. Dieses solle privat betrieben werden. Dessen Aufbau müsse “zeitnah beginnen”, wie es heißt, zumal Deutschland auch Transitland für Nachbarstaaten sei. Eine Umnutzung still gelegter Ferngasleitungen sei dabei “eher unwahrscheinlich”. Bis die Pipelines verlegt sind, soll das zu versenkende CO₂ möglichst mit dem Zug und per Schiff transportiert werden. Bis 2030 erwartet das BMWK-Konzept erste Hubs zur Abscheidung im Norden Deutschlands mit Anschluss an das Pipelinenetz. Horand Knaup 

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FDP: Djir-Sarai gerät unter Druck. In der FDP-Fraktion wächst die Kritik an Generalsekretär Bijan Djir-Sarai. Grund ist seine Rede in der Haushaltsdebatte am vergangenen Mittwoch, in der er sich offen an die Seite von CDU-Chef Friedrich Merz gestellt hatte. Ein Fraktionsmitglied bezeichnet Djir-Sarais Auftritt gegenüber Table.Briefings als “unsäglich”, ein anderes als “schrecklich”. Mit Aussagen wie “Es gibt keine Ampel in der Migrationspolitik” sei er deutlich zu weit gegangen, so der Tenor. Zumal die Rede im deutlichen Widerspruch zu Fraktionschef Christian Dürr stand, der die Union nach dem Verlassen des Migrationsgipfels hart attackiert hatte. Für Unmut sorgt auch, dass Djir-Sarai in der kurzfristig einberufenen Sonder-Fraktionssitzung am Donnerstagmorgen fehlte. 

Manche mutmaßen, dass Djir-Sarai nach Höherem strebe. “Vielleicht ist ihm der Brief von ein paar Basismitgliedern zu Kopf gestiegen”, sagt ein Abgeordneter. Darin hatten die Initiatoren des Mitgliedervotums zum Austritt aus der Ampel im vergangenen Jahr erneut das Verlassen der Regierung oder alternativ den Rücktritt von Parteichef Christian Lindner gefordert und Djir-Sarai als Nachfolger vorgeschlagen. Aus der Fraktion fragen sich allerdings auch viele Mitglieder, ob Djir-Sarai der Richtige sei, um die Partei in den nächsten Bundestagswahlkampf zu führen. Viele erinnern an 2020, als Lindner ein Jahr vor der Wahl die damalige Generalsekretärin Linda Teuteberg gegen Volker Wissing ausgetauscht hatte.  

Es gibt aber auch Zuspruch für den Generalsekretär: “Er hat das ausgesprochen, was viele gedacht haben”, sagt eine Abgeordnete. “Und als Generalsekretär kann und sollte er sich nun mal auch anders ausdrücken als unsere Regierungsmitglieder.” Zudem wird Djir-Sarai ein deutlich engeres Verhältnis zu Lindner nachgesagt, als es damals bei Teuteberg der Fall war. Maximilian Stascheit 


Geopolitik: Deutsche Kriegsschiffe vor chinesischer Küste. Zum ersten Mal seit 22 Jahren haben am Freitag zwei deutsche Kriegsschiffe die Taiwanstraße durchquert. Offiziell bezeichnete Verteidigungsminister Boris Pistorius die Route als “den sichersten und kürzesten Weg” durch internationale Gewässer. Kanzler Olaf Scholz zeigte sich demonstrativ gelassen. Peking reagierte dagegen mit scharfer Kritik und legte in Berlin Protest ein. Die Durchfahrt der Schiffe sei eine Provokation, bei der es nicht um die “Freiheit der Schifffahrt” gehe, sondern um Chinas “territoriale Integrität”. Das chinesische Militär warnte, dass die Aktion die Region destabilisieren könnte. Auch in chinesischen sozialen Medien wurde der Schritt heftig diskutiert. Viele argumentierten, Deutschland habe wohl auf Druck der USA gehandelt.  

Ganz anders fiel die Reaktion in Taiwan aus. Das Außenministerium begrüßte die Durchfahrt ausdrücklich. Man sehe darin ein klares Zeichen für die Verteidigung der internationalen Ordnung und der Freiheit der Schifffahrt in der strategisch wichtigen Meerenge. Die Passage wurde auch als Zeichen gewertet, dass Deutschland an der Seite Taiwans für Freiheit und Stabilität im Indopazifik eintrete. Auch die Zivilgesellschaft Taiwans feierte den Schritt. Die Kuma Academy, eine Organisation, die sich für die gesellschaftliche Resilienz in Taiwan einsetzt, lobte in einem viel beachteten Facebook-Post die Durchfahrt als mutigen Schritt Berlins, das lange eine zurückhaltende Position gegenüber China eingenommen habe, um die Wirtschaftsbeziehungen nicht zu gefährden. Mehr über die Reaktionen und eine Analyse über die möglichen Folgen der Aktion lesen Sie im China.Table. Fabian Peitsch  


Fördermittel-Affäre: Mails lassen an Aussagen der Forschungsministerin zweifeln. Der Gesprächsverlauf mehrerer Chats, die Mitglieder der Hausspitze des Forschungsministeriums untereinander austauschten, setzen Ministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) weiter unter Druck. Die Dokumente waren am Freitag an Journalisten durchgestochen worden; sie stammen aus einer Mail von Sabine Döring. Die frühere Staatssekretärin war inmitten der Fördermittel-Affäre entlassen worden. Döring hatte die Informationen an Mitarbeiter der BMBF-Hausspitze gesandt, damit diese veraktet werden, erklärte sie gegenüber Table.Briefings. 

Gleich mehrfach wecken die Dokumente Zweifel an den Aussagen der Ministerin. So hatte diese stets versichert, die Nachrichten der BMBF-Hausgruppe per Messenger “Wire” hätten ausschließlich privaten Charakter gehabt; tatsächlich wird darin intensiv über mögliche Überprüfungen kritischer Wissenschaftler diskutiert. Auch war die Forschungsministerin offenbar aktiv an einer Mail beteiligt, mit der die kurz darauf gekündigte Staatssekretärin Döring die Schuld an der “Fördermittel-Affäre” auf sich nahm. Warum das womöglich nur ein Teil der Wahrheit ist, lesen Sie im Research.Table. Nicola Kuhrt 


US-Wahl: Mit KI und Katzen auf die Schlussetappe. Noch acht Wochen bis zur US-Präsidentschaftswahl: Es bleibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump, auch wenn die Vizepräsidentin mit Rückenwind aus der wahrscheinlich einzigen Debatte in die Schlussphase geht. Trump hat erklärt, er werde an keiner weiteren Debatte teilnehmen, wie von Harris’ Team vorgeschlagen. Obwohl Harris als Siegerin der Debatte gilt, ist mit einer soliden Leistung in einem TV-Duell die Schlacht erfahrungsgemäß noch längst nicht geschlagen.  

Erst einmal verschärfte Trump seine Rhetorik gegen Einwanderer. Dazu gehörte auch die bizarre Behauptung, in Ohio würden haitianische Einwanderer Katzen und Hunde essen. Das Gerücht war zwar schnell entkräftet, verbreitete sich über die sozialen Medien aber insbesondere in rechten Kreisen. Die Kontroverse überschattete Trumps Angriffe gegen Harris, obwohl Beobachter die Themen Wirtschaft und Grenzsicherheit für Trump für viel erfolgversprechender halten.  

Harris wiederum erhielt Rückendeckung vom derzeit größten Popstar der Welt: Taylor Swift offenbarte auf Instagram ihre Sympathien und erhielt dafür rund elf Millionen Likes. Swift erklärte, sie habe sich zu ihrem Schritt entschlossen, nachdem Trump gefälschte, KI-generierte Bilder geteilt hatte, wonach die Sängerin ihn, Trump, unterstütze. Überhaupt hat das Thema KI im Wahlkampf massiv an Bedeutung gewonnen. Nach Trumps Einlassung, Einwanderer würden Katzen verspeisen, begannen er selbst, X-Chef Elon Musk und andere aus dem rechten Spektrum, KI-Bilder von verängstigten Katzen zu teilen. Nach letzten Umfragen hat Harris ihren Vorsprung ausgebaut. Bei Reuters/Ipsos erhielt die Vizepräsidentin 47 Prozent der Stimmen, Trump 42 Prozent. Und dennoch: Letztlich wird das Rennen in den sogenannten “Swing States” entschieden. In Pennsylvania etwa liegen beide mit 50:50 gleichauf. Joseph Capelouto 


Deutsch-französische Beziehungen: Parlamentsaustausch ist ausbaufähig. Trotz der Bemühungen der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung (DFPV), die es seit fünf Jahren gibt, haben sich die Beziehungen in dieser Zeit verschlechtert: Das ist das Fazit einer Analyse des Jacques Delors Centre an der Hertie School. Wenn die DFPV mehr zur Annäherung der politischen Positionen beider Länder beitragen wolle, “muss sie ihre Verankerung in den nationalen Parlamenten besser absichern”, heißt es in dem auf Englisch erschienenen Beitrag. In Frankreich sei dies nach der Neuwahl und den unklaren Mehrheitsverhältnissen schwieriger geworden. Immerhin, eine Befürchtung aus Deutschland hat sich bekanntlich nicht bewahrheitet: dass die Partei von Marine Le Pen das Parlament dominieren und die Arbeit der DFPV blockieren könnte. Im Bundestag geht man davon aus, dass die neuen Mitglieder der französischen Seite bis Ende September feststehen. Die nächste Versammlung soll am 2. Dezember in Berlin stattfinden. Okan Bellikli 


Table.Today Podcast

Dennis Radtke ist neuer Chef des Sozialflügels der CDU und Nachfolger von Karl-Josef Laumann. Der Europaabgeordnete aus dem Ruhrgebiet verwahrt sich seit Jahren gegen einen Rechtskurs in der Partei und ist darüber immer wieder auch mit CDU-Chef Friedrich Merz aneinandergeraten. In seinem ersten Podcast-Interview als CDA-Chef nennt Radtke inhaltliche Bedingungen für das Regierungsprogramm.  

Entspricht Chinas enge Verbindung zu Russland einer tiefen, ideologischen Verbindung oder lediglich einer geopolitischen Taktik? Darüber schreibt der Journalist, Autor und Filmemacher Adrian Geiges in seinem Buch “Front gegen die Freiheit”. Im Podcast von Table.Briefings sagt er auch, wie Europa darauf reagieren sollte. Den Podcast hören Sie ab 6 Uhr hier.

Table.Documents

Entwurf des BMAS für die Sozialversicherungsrechengrößen-Verordnung 2025 

Analyse der Hertie School: A Watchdog on the Leash – 5 Years of Franco-German Parliamentary Assembly 

Studie der Böckler-Stiftung: Neue EU-Fiskalregeln könnten Investitionsschwäche verschärfen 


Heads

Niels Annen, 51, derzeit Parlamentarischer Staatssekretär im BMZ, wird von der Bundesregierung für das Amt des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge (UNHCR) nominiert. Die Personalie soll am kommenden Mittwoch das Kabinett passieren. Erst vor wenigen Wochen hatte Annen seinen Rückzug aus dem Bundestag für den Herbst 2025 angekündigt. Für ihn will Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt im Wahlkreis Hamburg-Eimsbüttel kandidieren. Annen gilt als enger Vertrauter von Schmidt und Kanzler Olaf Scholz.  

Das Amt des Hochkommissars, derzeit vom Italiener Filippo Grandi geleitet, wird zum 1. Januar 2026 frei. Bis auf eine Ausnahme stand seit 1951 immer ein Europäer an der Spitze der Behörde. Der UNHCR mit Sitz in Genf ist zum größten Teil von freiwilligen Zuwendungen abhängig, die Regierungen, Staatenverbünde wie die EU, aber auch Stiftungen und Unternehmen erbringen. Deutschland war zuletzt der zweitgrößte Beitragszahler nach den USA. Und dennoch hatte die Behörde 2023 von den nach eigenen Angaben benötigten knapp elf Milliarden Dollar nicht einmal die Hälfte zur Verfügung.

Achim Post, 65, SPD-Fraktionsvize und Abgeordneter des Wahlkreises Minden-Lübbecke, will 2025 nicht mehr für den Bundestag kandidieren. Das teilte er den Mitgliedern seines Kreisverbandes schriftlich mit. Post will aber Co-Vorsitzender der NRW-SPD bleiben und sich aktiv in die Kommunalwahl 2025 und die Landtagswahl 2027 einbringen.  

Christiane Benner, IG-Metall-Chefin, soll im Januar 2025 in den Aufsichtsrat von VW einziehen. Sie würde auf ihren Vorgänger an der IG-Metall-Spitze Jörg Hofmann folgen, der zum Jahreswechsel ausscheidet, wie die Welt am Sonntag berichtet. (Welt)

Guido Beermann ist neuer Präsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. Zuvor war er Minister für Infrastruktur und Landesplanung in Brandenburg und Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. (DV

Best of Table

China.Table: Peking als Friedensstifter? China hat mit dem Xiangshan-Forum am Wochenende seine eigene Sicherheitskonferenz abgehalten. Verteidigungsminister Dong Jun forderte Verhandlungen in der Ukraine und Gaza. Warum es der chinesischen Regierung dabei um weitaus mehr geht, lesen Sie hier

Europe.Table: Stahlhersteller plädiert für Schutzzone. Im Interview mit Table.Briefings fordert der Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Martin Theuringer, umfassender angelegte Antisubventionsverfahren gegen chinesische Stahlimporte. Weshalb er auch für weitergehende Sanktionen gegen russischen Stahl wirbt, lesen Sie hier

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Must-Reads

FAZ: CDU, BSW und SPD verhandeln in Thüringen über Kooperation. Das Wort “Koalition” benutzt Thüringer CDU-Chef Mario Voigt in seinem Gastbeitrag nicht. Gerade laufen die ersten Gespräche für eine “Kooperationsregierung”, der ein Sitz zur absoluten Mehrheit fehlt. Mit der Linken will die CDU nicht zusammenarbeiten. (“Mit allen reden, aber nicht mit jedem regieren”

SZ: Wo der Mindestlohn hilft – und wo nicht. Der kanadische Ökonom David Card gilt als “Mr. Mindestlohn”, befürwortet ihn und würde ihn dennoch nicht gesetzlich verankern. “Man muss sich immer das Gesamtpaket anschauen”, sagt er im Interview. Der Alleinverdiener sei jedenfalls nicht mehr Standard, zudem machten regional differenzierte Löhne mehr Sinn. (“Der deutsche Mindestlohn ist seltsam”) 

Spiegel: Wer von den Flüchtlingen in Tegel profitiert. Die Verhältnisse für die 5.000 Menschen (meist Geflüchtete aus der Ukraine) auf dem ehemaligen Berliner Flughafen sind schlecht – obwohl das Land Berlin allein 2024 dafür 436 Millionen Euro aufbringt. Was auffällt: Hauptauftragnehmer ist die Messe Berlin, sie hat ihren Umsatz seit 2019 fast verdoppelt. Sie beauftragt das private Sicherheitsunternehmen Gegenbauer, dessen Holding Christian Göke, früher Chef der Messe, leitet. Auch der frühere Berliner Sozialsenator Mario Czaja war dort lange leitend tätig. (“Ein Ort, den es nicht geben dürfte”

Taz: “Seitenwende” eingeläutet. Die Digitalisierung schreitet auch im Journalismus voran: Die letzte gedruckte Ausgabe der Tageszeitung Taz wird am 17. Oktober 2025 erscheinen, nur samstags gibt es von da an die “wochentaz” als Printprodukt. Bereits seit 2018 ist die Zeitung dabei, ihre Strategie aufs Digitale umzustellen, die Reichweite der digitalen Abos zu steigern und die Homepage auszubauen.  (“Tageszeitung” wird 100% digital”

Schlagzeilen von morgen

SZ: Selenskij schmiedet Friedensplan 

FAZ: Faeser will deutsche Grenzen gezielt kontrollieren 

Tagesspiegel: Debatte in der Union scheint entschieden: Friedrich Merz soll Kanzlerkandidat werden 

Handelsblatt: Unicredit wirbt für Fusion  

Sächsische Zeitung: Gefahren durch Hochwasser in Dresden und Ostsachsen nehmen zu 

Meistgelesenes von heute

Zeit Online: Stefan Raab: Pudding in den Armen 

Spiegel: Raab verliert gegen Halmich und verkündet neue Show 

Taz: Der lange Lauf zum schnellen Tod 

Handelsblatt: “Um reich zu bleiben, sollten Sie zwei Dinge nicht zahlen: Ihre Schulden und Ihre Steuern” 

NZZ: Im Schlaf verliert der Mensch das Bewusstsein. Das lehrt uns stets von neuem, wer wir sind 

Interviews von morgen

Deutschlandfunk 

6:50 Uhr: Dennis Radtke, MdEP (CDU): Sozialpolitik und das BSW 

7:15 Uhr: Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz: Ukraine 

8:10 Uhr: Jean-Claude Juncker, ehemaliger EU-Kommissionspräsident: Grenzen und Schengen 

ZDF 

7:10 Uhr: Fritz-Helge Voß, Abteilungsleiter Einsatz THW: Hochwasser 

8:10 Uhr: Lars Castellucci, stellvertretender Vorsitzender im Innenausschuss (SPD): Grenzkontrollen und Migration 

Time.Table

Highlights der Woche 

Seit Sonntag und bis Dienstag reist Olaf Scholz nach Usbekistan und Kasachstan.  

Am Montag beginnen die Grenzkontrollen an allen deutschen Landesgrenzen. Bisher gibt es bereits Kontrollen an den Grenzen zu Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz. 

Außerdem beginnt am Montag der Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit mit Bundesjungendministerin Lisa Paus und Brandenburgs Jugendminister Steffen Freiberg.  

Weiter findet am Montag der “Nationale Stahlgipfel” des NRW-Wirtschaftsministeriums statt, mit Reden von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und NRW-Amtskollegin Mona Neubaur

Am Mittwoch stellt der BDI die Ergebnisse des “Innovationsindikators” vor, der die Innovationsfähigkeit der 35 wichtigsten Volkswirtschaften vergleicht und ein Ranking erstellt. Mit dabei ist BMWK-Chef Robert Habeck

Am Freitag ruft Fridays for Future Deutschland zum globalen Klimastreik auf. 

Am Sonntag findet die Landtagswahl in Brandenburg statt. 

16. September  

Auslandsreise: BMZ-Ministerin Svenja Schulze besucht vom 15. bis zum 18. September die Erneuerbare-Energien-Messe. Delhi, Indien 

Wirtschaft: Robert Habeck besucht Unternehmen und Veranstaltungen im Ruhrgebiet. Darunter ein Besuch des Innovations- und Gründungszentrums BRYCK in Essen (9 Uhr), eine Visite beim Evonik-Standort Herne mit NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (10:45 Uhr), die Teilnahme bei der 2. Jahrestagung “Regionale Transformation gestalten” des BMWK in Essen (14 Uhr), ein Auftritt beim “Nationalen Stahlgipfel” in Duisburg (17 Uhr) und eine weitere Rede zum Auftakt des dreitägigen Wasserstoffkongress’ “Hy.Summit.Rhein.Ruhr” in Duisburg (19 Uhr). 

Bundespolitik I: Konferenz der Regierungschefs der norddeutschen Bundesländer mit Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher als Gastgeber. Hamburg 

Verteidigung: Boris Pistorius besucht eine Artillerietruppe in Idar-Oberstein. 13 Uhr 

Gesundheit: Karl Lauterbach besucht das Klinikum Dahme-Spreewald in Königs Wusterhausen. 13 Uhr 

Medizin: Bundesweiter Warnstreik von Ärztinnen und Ärzten an kommunalen Kliniken. 

Energie: 68. Generalkonferenz der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA mit einer Rede von BMUV-Staatssekretär Stefan Tidow. Wien, Österreich 

Europa: Informelles EU-Forschungsministertreffen. Budapest, Ungarn 

Umwelt: Übergabe eines Fördermittelbescheides für Klimaanpassung an den Salzlandkreis durch Steffi Lemke. Bernburg/Saale, 15 Uhr 

Gleichstellung: 28. Bundeskonferenz der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten mit Lisa Paus. Würzburg, 10 Uhr 

Ehrung: Verleihung des Ehrenamtspreises für jüdisches Leben in Deutschland mit Marco Buschmann. Berlin, 18 Uhr 

Wahlkampf I: Veranstaltungen der FDP Brandenburg mit Bundesparteichef Christian Lindner in Oranienburg (12:15 Uhr) und in Teltow (17 Uhr). 

Wahlkampf II: Veranstaltung der SPD Brandenburg mit Hubertus Heil (14:30 Uhr) mit anschließendem Gespräch mit Unternehmern und Arbeitnehmern (17:30 Uhr). Finsterwalde, Deutschland 

Wahlkampf III: Veranstaltung der CDU Brandenburg mit Generalsekretär Carsten Linnemann und Spitzenkandidat Jan Redmann zum Thema “Wie Deutschlands Wirtschaft retten?” in Kremmen und einem Unternehmensbesuch in Oranienburg (12:30).

Geburtstage von morgen

16. September 

Christian Bartelt, MdB (FDP), 48 

Wilfried Oellers, MdB (CDU), 49 

Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, 40 

Tobias Goldschmidt, Energiewendeminister des Landes Schleswig-Holstein (Grüne), 43 

Nachttisch

Unser Tipp führt Sie heute in ein dystopisches “Neu-Berlin”. Noch immer bringen Lieferdienste alles Mögliche nach Hause, aber manches ist anders: Sie nutzen 3D-Drucker, fliegen auf Hoverboards und sind bewaffnet. Dahinter stecken konkurrierende Konzerne aus den USA und China, mit viel Einfluss auf die Gesellschaft – und diversen Geheimnissen. Als ihnen ein Kurier auf die Spur kommt, gerät er in Gefahr. Ein schneller Thriller der etwas anderen Art. Okan Bellikli 

Tom Hillenbrand: Lieferdienst | Kiepenheuer & Witsch 


Das war’s für heute. Good night and good luck!

Heute haben Okan Bellikli, Michael Bröcker, Joseph Capelouto, Peter Fahrenholz, Arthur Fiedler, Markus Grabitz, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Nicola Kurth, Fabian Peitsch, Maximilian Stascheit und Vera Weidenbach mitgewirkt. 

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