Analyse
Erscheinungsdatum: 02. Januar 2024

Jüngster Abgeordneter in Schleswig-Holstein: „Den haushaltspolitischen Entscheidungen des Bundes ausgeliefert“

Jasper Balke, 26, ist gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag – und zuständig für Medizinische Wissenschaft, Pflege, Ehrenamt und Sport.

Was ist Ihr wichtigstes politisches Ziel?

Ich möchte ich einen starken Fokus auf gesundheitliche Prävention und langfristiges politisches Handeln setzen. Das Thema psychische Gesundheit möchte ich auch durch eigene Vorbildfunktion entstigmatisieren. Und nicht zuletzt möchte ich für diejenigen eine Stimme sein, die in der Pflege, beziehungsweise unserem gesamten Gesundheitssystem jeden Tag über sich hinaus gehen und viel mehr verdient hätten, als sie aktuell – monetär und an gesellschaftlicher Aufmerksamkeit – erhalten.

Was hat Sie in der Politik bisher am meisten positiv überrascht?

Wie gut bei uns in Schleswig-Holstein das überparteiliche und interfraktionelle Miteinander funktioniert. Als erstes Bundesland, das die AfD aus dem Parlament abgewählt hat und im Landtag deshalb ausschließlich aus Mitgliedern demokratischer Fraktionen besteht, ist die politische Kultur bei uns zwar sehr kontrovers, aber immer wertschätzend.

Was stört Sie an der Landespolitik am meisten?

Dass wir als Land den haushaltspolitischen Entscheidungen der Bundesebene ausgeliefert sind und einen vergleichsweise geringen Spielraum bezüglich des Umfangs unseres eigenen Landeshaushalts haben. Leider sind den wenigsten Menschen die Bund-Länder-Mechanismen bekannt, sodass bundespolitische Fehlentwicklungen häufig den Ländern angeheftet werden.

Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht an Politik denken?

Eigentlich mache ich bestimmte Dinge, um mich aktiv von der Politik abzulenken und dementsprechend auch nicht daran zu denken. Dazu mache ich so viel Sport wie möglich, gehe wandern, treffe Freundinnen und Freunde, spiele Schach und schaue für mein Leben gerne Filme und/oder Serien.

Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Bundesland?

Den Weg hin zu einem klimaneutralen Industrieland zu ebnen und den besonderen Anforderungen eines Flächenlandes gerecht zu werden. Die gesundheitliche Versorgung ist gerade in ländlicheren Regionen schlecht und es müssen Wege gefunden werden, um den ländlichen Raum auch für junge Familien durch geeignete Strukturen attraktiv zu machen. Außerdem ist besonders der Natur- und Artenschutz eine große Herausforderung und gerade an der Ostsee muss der Meeres- und Küstenschutz viel intensiver angegangen werden als bisher. Auch müssen wir in Anbetracht der aktuellen Haushaltslage darauf achten, dass die wichtigen Bereiche Ehrenamt, Kultur, Sport und Soziales nicht zu viele Verluste erleiden.

Was ist das wichtigste Thema in Ihrem Wahlkreis?

Die Verkehrssituation und -entwicklung, als auch die Zukunft der Innenstadt, sowie die Anbindung an die anderen Stadtteile und die dortigen Quartiersentwicklungen. Auch spielt der mangelnde Wohnraum und die steigenden Mieten für viele eine große Rolle. Die Palette an Themen, für dich ich als direkt gewählter Abgeordneter jeden Tag zu tun habe, geht jedoch weit darüber hinaus.

Welches Thema hat der Bundestag zu wenig auf dem Radar?

Die Tatsache, dass Generationengerechtigkeit keine rein fiskalpolitische Frage ist. Deutschland ist die einzige große Industrienation, die versucht, in Zeiten der Rezession und in Anbetracht der enormen Transformationsherausforderungen die Investitionen so gering wie möglich zu halten. Dabei bräuchte es genau das Gegenteil. Wer etwas von Generationengerechtigkeit versteht, hinterlässt den kommenden Generationen eine funktionierende Infrastruktur, eine hervorragende Bildung und hält sich vor allem an das Verfassungsgerichtsurteil von 2021. Darin wird klar aufgezeigt, dass die Freiheit von heute mit der Freiheit von morgen ins Verhältnis zu setzen ist und gestaltet nach diesem Grundsatz eine funktionierende Klima- und Umweltpolitik.

Was kann die Bundes- von der Landespolitik lernen?

In Schleswig-Holstein zeigen wir, wie verlässliche Regierungsarbeit funktioniert: ein Miteinander auf Augenhöhe, keine öffentlichen Streitigkeiten, sondern eine pragmatische Zusammenarbeit im Sinne des Landes und für das Wohl der Bürgerinnen und Bürger. Wenn die Bundespolitik sich weniger mit sich selbst und trotz der schwierigen Konstellation und politischen Herausforderungen zusammenraffen würde, dann bin ich überzeugt, dass die Stimmung und die Verfassung unseres Landes eine bessere wäre.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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