Table.Briefing: Agrifood

Wüsten-COP: Kampf gegen degradierte Böden + EUDR: Einigung in Reichweite

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach dem Amtsantritt der neuen EU-Kommissare ist nun offiziell, wen sie sich in ihre Teams holen. Überraschungen gibt es im Agrar- und Ernährungsbereich nicht. Kabinettschefin von Christophe Hansen wird seine ehemalige EVP-Fraktionskollegin Esther de Lange. Die Niederländerin leitete zuvor das Kabinett von Klimakommissar Wopke Hoekstra.

Das Team von Gesundheits- und Tierwohlkommissar Olivér Várhelyi leitet weiterhin sein ungarischer Landsmann Laszlo Kristoffy. Der Jurist war schon in der vergangenen Amtszeit Kabinettschef des damaligen Erweiterungskommissars.

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Julia Dahm
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Analyse

Rettung der Böden: Über diese Regeln und Finanzen verhandelt die Wüsten-COP

Mit der UN-Konferenz zu Wüsten und Bodenpolitik (United Nations Convention to Combat Desertification, UNCCD) kommt zum Jahresende die Reihe von internationalen Konferenzen zu Umweltthemen zum Ende. Nach den Treffen zu Biodiversität, Klima und Plastikverschmutzung soll die COP16 in Riad in Saudi-Arabien bis zum 13. Dezember vor allem die weltweite Widerstandsfähigkeit gegen Dürren stärken, unter anderem durch eine Verschärfung der rechtlichen Verpflichtungen der Staaten.

Außerdem steht die Finanzierung der Bekämpfung von Wüstenbildung im Fokus. Dabei ist die Degradierung der Böden nicht nur ein Thema für die klassischen Wüstenländer; auch in Europa etwa wird das Thema immer wichtiger. Gerade in den südeuropäischen Ländern beeinträchtigt Bodendegradierung die Landwirtschaft immer stärker.

500 Millionen Menschen betroffen

Eine Fläche fast dreimal so groß wie Deutschland – rund eine Million Quadratkilometer produktives Land gehen jährlich durch Bodendegradierung und Wüstenbildung verloren. Eine Fläche von rund 15 Millionen Quadratkilometern – größer als die Antarktis – ist laut einem aktuellen Bericht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bereits degradiert. Der IPCC hatte sich in einem Special Report zu Climate Change and Land im Detail damit befasst. Das Ergebnis: Zwischen 1980 und 2000 haben “Desertification Hotspots” weltweit um rund 9,2 Prozent zugenommen, und diese Entwicklung betrifft rund eine halbe Milliarde Menschen direkt. Wüstenbildung und Bodendegradierung führen zum Verlust von Artenvielfalt, aber auch zu Ernteausfällen, und damit verstärken sie Hunger und Armut.

UNCCD-Generalsekretär Ibrahim Thiaw geht davon aus, dass zur Bekämpfung von Wüstenbildung täglich eine Milliarde US-Dollar nötig wären. Bis zum Ende des Jahrzehnts brauche die Wiederherstellung der degradierten Böden sogar mindestens 2,6 Billionen US-Dollar Finanzierung. Das sagte ein UN-Beamter zum Auftakt der COP16 im Gespräch mit Reuters und bezifferte damit erstmals Gesamtkosten. Zur Verfügung stehen aktuell aber nur 66 Milliarden US-Dollar.

Die zusätzlichen Gelder müssten laut Thiaw vor allem aus privaten Mitteln kommen. Darüber hinaus brauche es weitreichendere rechtliche Verpflichtungen der Staaten zum Schutz von Land und Böden: Aktuell haben sich die Länder verpflichtet, 900 Millionen Hektar Land zu schützen. Laut Thiaw braucht es aber ein ehrgeizigeres Ziel von 1,5 Milliarden Hektar und mehr Tempo in der Umsetzung.

Bodendegradierung: Auch in Europa ein Problem

Für die UN steht “Desertification” nicht nur für Wüstenbildung im engeren Sinn, sondern auch für andere Arten von Bodendegradierung (“Landverödung”) in “Trockengebieten”. Von Dürren und Trockenzeiten unterscheidet sich der Degradierungsprozess dadurch, dass er langanhaltend und auch nur schwer wieder umkehrbar ist. Zwar liegen die durch Wüstenbildung am stärksten gefährdeten Regionen im Globalen Süden, besonders in Asien und Afrika, aber auch in Europa ist Wüstenbildung eine ernste Gefahr.

Rund acht Prozent der Fläche der Europäischen Union weisen eine “hohe” oder “sehr hohe Empfindlichkeit” zur Wüstenbildung auf. Diese Gebiete befinden sich laut einer Studie des Europäischen Rechnungshofs hauptsächlich in Zypern, Griechenland, Italien, Rumänien, Spanien und Portugal. Durch den Klimawandel nehme das Risiko für Wüstenbildung in Europa demnach weiter zu, aktuell gelten in der EU bereits 62 Prozent der Böden als degradiert.

“Meistens ist der Mensch daran schuld”, meint Roger Funk vom ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im Gespräch mit Table.Briefings. Besonders die Umwandlung von Wald zu Ackerflächen sowie die Übernutzung der Ressource Wasser trieben die Degradierung von Land und Böden voran. In Deutschland könne man noch nicht von Wüstenbildung im engeren Sinne spreche, man könne aber schon eine besorgniserregende Abnahme von Bodenfruchtbarkeit abnehmen, so Funk.

Regionen mit häufiger, langanhaltender Trockenheit und sandigen Böden, die Bodenerosion durch Wind oder Wasser begünstigen, sind besonders gefährdet. Dazu zählen beispielsweise Teile von Brandenburg. Dort gibt es geringere Niederschläge, durch höhere Temperaturen verdunstet Wasser schneller. Die dort vorherrschenden sandigen Böden mit geringem Humusanteil sind besonders anfällig gegenüber Erosion. In deren Folge sinkt dann die Wasserhaltekapazität des Bodens. Funk nennt das einen “selbstverstärkenden Prozess”. Die Gefahr dahinter: Irgendwann ist der Boden so stark degradiert, dass er nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar ist, es kommt zu Ernteausfällen.

Wechselwirkungen zwischen Wüstenbildung und Klimakrise

Die Ausdehnung von Wüsten hat unterschiedliche Gründe. Menschliche Aktivitäten, insbesondere die Ausdehnung von Ackerflächen, führen zu Degradierung von Land. Aber auch der Klimawandel trägt dazu bei, und zwar insbesondere durch:

  • weniger Niederschlag, zumindest im Verhältnis zur Verdunstung,
  • höhere Temperaturen, die Waldbrände fördern und
  • Trockenheit, die den Boden anfälliger für Erosion macht.

Umgekehrt verstärkt die Wüstenbildung auch den Klimawandel: Der Verlust von Vegetation führt dazu, dass die darin gebunden Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt werden, es gehen also Kohlenstoffreserven verloren. Durch weniger Vegetation kann auch weniger CO₂ aus der Atmosphäre entnommen werden.

Es gibt nicht die eine Lösung gegen Bodendegradierung, meint Funk. Grundsätzlich helfe allerdings Begrünung und Bodenbedeckung. Damit wird der Boden vor Erosion geschützt, Niederschläge können besser versickern und die Verdunstung vermindert sich durch Beschattung und Reduzierung der Windgeschwindigkeit in Bodennähe.

Die UNCCD gehört zusammen mit der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) zu den Rio-Konventionen, die in Folge des Earth Summit 1992 verabschiedet worden sind. Die UNCCD war damals besonders als “afrikanische Konvention” gesehen worden; afrikanische Staaten hofften, dadurch Finanzmittel zur Bekämpfung von Wüstenbildung zu erhalten – zum größten Teil vergebens. Anlässlich des 30. Jahrestages der UNCCD wird die COP16 die bisher größte UN-Landkonferenz und die erste UNCCD-COP in der Region Naher Osten und Nordafrika sein, die die Auswirkungen von Wüstenbildung, Bodendegradation und Dürre aus erster Hand kennt.

  • Antarktis
  • Dürre
  • Globaler Süden
  • IPCC
  • Klimawandel
  • Landwirtschaft
  • Naher Osten
  • Nordafrika
  • UNFCCC
  • Vereinte Nationen
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News

EUDR: Warum die zweite Verhandlungsrunde zur Einigung führen könnte

Bei der zweiten Trilogverhandlung zum Aufschub der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) am heutigen Dienstagabend scheint die Wahrscheinlichkeit für eine Einigung zwischen Rat und Parlament deutlich höher als beim ersten Treffen Ende November.

Nicht nur ist ein Kompromiss in dieser Woche verfahrenstechnisch die letzte Chance, den Aufschub der Regeln rechtzeitig zu verabschieden. Auch hat die Berichterstatterin des Parlaments, Christine Schneider (EVP), signalisiert, dass sie nicht länger an der Forderung festhält, sofort eine Null-Risiko-Kategorie für Erzeugerländer einzuführen. Man werde nicht darauf bestehen, weil klar sei, dass “mehrere Mitgliedstaaten Bedenken haben, unter anderem in Bezug auf WTO-Regeln”, schreibt Schneider in einem Brief an den Rat aus der vergangenen Woche, der Table.Briefings vorliegt.

Rat lehnt inhaltliche Änderungen ab

Offen ist, welche Zugeständnisse die CDU-Politikerin im Gegenzug noch aushandeln kann. Im Brief schlägt sie vor, im Gesetz festzuschreiben, dass Erleichterungen für Erzeugerländer, die “wirksame und nachhaltige Waldbewirtschaftungsmethoden” vorweisen können, später geprüft werden. Außerdem empfiehlt sie, festzulegen, dass die Regeln nur in Kraft treten, wenn sechs Monate vor dem Anwendungsstart das Länder-Benchmarking vorliegt, das jedem Land eine Risikostufe zuweist, und die Online-Plattform für die Umsetzung in Betrieb ist.

Zu beiden Themen sind Rat und Europäische Kommission zu politischen Zusagen bereit, sind aber dagegen, auch entsprechende Änderungen in den Gesetzestext aufzunehmen. Der Rat gehe mit seiner Ursprungsposition in die Verhandlung, nur den Anwendungsstart zu verschieben, und sonst keine Änderungen am Gesetz vorzunehmen, bestätigt ein Sprecher. jd

  • Anti-Entwaldung
  • Entwaldung
  • EUDR
  • Europäische Kommission
  • Europäisches Parlament
  • Lieferketten

Plastikabkommen: Wie es nach den gescheiterten Verhandlungen weitergehen könnte 

Die planmäßig letzte Verhandlungsrunde für ein UN-Abkommen gegen Plastikverschmutzung in Busan (Südkorea) ist am Sonntagabend ohne Vertrag zu Ende gegangen. Die Verhandlungen sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. “Es ist fatal, dass die Blockade einiger Staaten den Abschluss verhindert hat”, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Anschluss. Gemeint sind damit öl- und gasproduzierende Länder wie Saudi-Arabien, Iran oder Russland – die laut Teilnehmern die Bemühungen für ein Abkommen seit Beginn der Verhandlungen vor zwei Jahren torpedieren, um ein (ambitioniertes) Rahmenwerk zu verhindern. 

Ein Abkommen, das auch Vorgaben zur Produktion von Neuplastik sowie Verbote gefährlicher Chemikalien und bestimmte Einwegprodukte enthält, ist laut Fachleuten notwendig. Denn die Menge des weltweit produzierten Plastiks hat sich von 2000 bis 2019 laut OECD verdoppelt. Bis 2060 sagt die Organisation fast eine Verdreifachung voraus. Gleichzeitig ist Plastik schädlich für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Schätzungen zufolge verursacht zum Beispiel die Produktion von Neuplastik rund fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. 

Möglicher Katalysator: Angst vor einer Abstimmung  

Das Scheitern dieser Verhandlungsrunde könnte aus Sicht von Experten aus NGOs und Wissenschaft dennoch die Chance eröffnen, noch ein ambitioniertes Abkommen zu beschließen. “Insgesamt war kein Ergebnis zu diesem Zeitpunkt besser als ein fauler Kompromiss“, sagt etwa Henning Wilts, Abteilungsleiter für Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Bei der Fortsetzung kommendes Jahr müssten auch Länder wie eben Saudi-Arabien an Bord geholt werden. Doch ein ambitioniertes Abkommen, wie es über 100 Staaten fordern, unter Konsensbedingungen verabschiedet zu bekommen, halten Beobachter für unwahrscheinlich. 

Vielmehr müsste es eine ernsthafte Option werden, dass die verhandelnden Staaten nach Mehrheitsprinzip über das Abkommen abstimmen, sagen mehrere Beobachter. “Dann haben die Fossilstaaten, die den gesamten Prozess verzögert und blockiert haben, einen Grund, tatsächlich auf einen Kompromiss hinzuarbeiten”, erklärt Melissa Blue Sky, Anwältin beim Center for International Environmental Law (CIEL), die in Busan vor Ort war. Denn einzelne Staaten könnten dann nicht mehr mit einem Veto eine Einigung verhindern. Laut den Verfahrensregeln, die am Anfang der Verhandlungen zur vorläufigen Anwendung angenommen wurden, ist eine Entscheidung nach Zweidrittelmehrheit möglich – wenn alle anderen Mittel erschöpft sind.

Es wird also darauf ankommen, wie glaubhaft die Staaten, die ein ambitioniertes Abkommen wollen, ihre Position vertreten, im Zweifel eine Abstimmung zu fordern. Die Basis für ein solches Rahmenwerk könnte in Busan geschaffen worden sein. So haben etwa über 100 Staaten unter der Führung Panamas vorgeschlagen, bei der ersten Weltplastikkonferenz (COP1) ein Minderungsziel für die globale Neuplastikproduktion zu setzen. nh 

  • Klima & Umwelt
  • Kreislaufwirtschaft
  • NGO
  • Plastik
  • Vereinte Nationen
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Termine

Politische Woche

2.12. – 6.12.2024 / Straßburg
Bern Convention 44th meeting of the Standing Committee
Abstimmung über den Vorschlag der EU-Kommission zur Absenkung des Schutzstatus des Wolfes. INFO

3.12.2024 / Brüssel
Europäisches Parlament Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
10: Aussprache über die Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Agrarsektor
13: Bodenüberwachung und -resilienz (Bodenüberwachungsgesetz)
14: Gleichstellung von Feldbesichtigungen und der Erzeugung von Saatgut in Moldau und der Ukraine mit EU-Anforderungen
TAGESORDNUNG

3.12.2024 / Brüssel
Europäisches Parlament Ausschuss für internationalen Handel
14: Aussprache über die handelspolitische Säule des Abkommens zwischen der EU und dem Mercosur
18: Handelsbezogene Aspekte des strategischen Dialogs zur Zukunft der
Landwirtschaft in der EU
TAGESORDNUNG

4.12.2024 / Brüssel
Europäisches Parlament Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
5. Bodenüberwachung und -resilienz (Bodenüberwachungsgesetz)
6. Änderung der Richtlinie 2008/98/EG über Abfälle
7. Änderung der Verordnung (EU) 2023/1115 hinsichtlich der Bestimmungen zum Geltungsbeginn
14. Aussprache mit Dr. Yukiko Nakatani, stellvertretende Generaldirektorin der WHO, über die Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe
TAGESORDNUNG

4.12.2024 – 9.00 – 11.30 Uhr / Brüssel
Europäisches Parlament Entwicklungsausschuss
4. Ernährungssicherheit in fragilen Kontexten: Aussprache mit dem Welternährungsprogramm (WFP), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Aktion gegen den Hunger (ACF – Koordinierung des Netzwerks “Generation Nutrition Coalition”) TAGESORDNUNG

4.12.2024 – 12.15 – 12.30 Uhr / Brüssel
Europäisches Parlament Gemeinsame Sitzung Umweltausschuss und Binnenmarkt-Ausschuss
3. Substantiation and communication of explicit environmental claims (Green Claims Directive) TAGESORDNUNG

10.12. – 12.12.2024 / Brüssel
Europäische Kommission EU Agri-Food Days
Diese jährliche Veranstaltung bringt Akteure des Agrar- und Lebensmittelsystems, die Zivilgesellschaft, Verbraucher, Hochschulen und politische Entscheidungsträger aus der gesamten EU zusammen. Sie werden über die neuesten Trends in der Landwirtschaft, politische Optionen, Marktentwicklungen sowie darüber diskutieren, wie Forschung, Innovation und digitale Technologien die europäische Landwirtschaft von heute und morgen prägen. PROGRAMM & REGISTRIERUNG

Veranstaltungen

3.12.2024 – 16.30 – 18.30 Uhr / Umweltforum Berlin
Preisverleihung Bundeswettbewerb Landwirtschaftliches Bauen
Die Gewinner des 26. Bundeswettbewerbes “Landwirtschaftliches Bauen” stehen fest. Sie werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Berlin ausgezeichnet. Schwerpunktthema des Wettbewerbs war “Dem Klimawandel begegnen – Ställe mit ganzheitlichem Energiekonzept”. INFO

3.12. – 5.12.2024 / Berlin
Konferenz Internationale Konferenz zu alternativen Proteinen für Lebens- und Futtermittel
Auf dieser Konferenz werden nachhaltige alternative Proteinquellen erörtert und untersucht, wie sie die Art und Weise, wie wir die Welt ernähren, verändern können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Sicherheits- und Ernährungsaspekten, einschließlich der Verbraucherwahrnehmung und des wirtschaftlichen Erfolgs. REGISTRIERUNG

05.12.2024 / weltweit
Aktionstag Weltbodentag
Der Weltbodentag wurde 2002 beim 17. Weltkongress der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) ins Leben gerufen. Zahlreiche Aktionen machen an diesem Datum auf die lebenswichtige Bedeutung der Böden aufmerksam. Der Weltbodentag soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Erhaltung und Wiederherstellung gesunder Ökosysteme und des menschlichen Wohlbefindens schärfen. INFO

6.12.2024 – 09:30 – 16:15 Uhr / Berlin
Fachtagung der Kommission Bodenschutz im Umweltbundesamt (KBU) “Schlamm- oder Schwammlandschaft? – Der Boden entscheidet”
Der Fokus der diesjährigen Tagung liegt auf dem Thema Landschaftswasserhaushalt. Zu Wort kommen Rednerinnen und Redner, die verschiedene Perspektiven in den fachlichen Austausch und in die Diskussion einbringen. Die Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zu Beginn der Veranstaltung, erfolgt durch die Parlamentarische Staatssekretärin Bettina Hoffmann. ANMELDUNG

Presseschau

agrarzeitung: Weniger Schutz für den Wolf. Der Schutzstatus des Wolfs könnte bald von “streng geschützt” auf “geschützt” herabgestuft werden. Wissenschaftler warnen in einem offenen Brief, dass der Vorschlag der EU-Kommission, den Schutzstatus herabzustufen, sowohl gegen EU-Recht als auch gegen die Berner Konvention verstoßen würde. Die Europäische Bürgerbeauftragte Emilly O’Reilly hatte nach einer Beschwerde der NGO Client Earth eine Untersuchung gegen den Vorschlag eingeleitet. Da die EU-Kommission jedoch bis zum 24. Januar 2025 Zeit habe, um auf die Beschwerde zu antworten, sei es unwahrscheinlich, dass die Untersuchung die anstehende Abstimmung Anfang Dezember beeinflussen werde.(“Experten warnen vor rechtlichen Bedenken”)

Lebensmittelzeitung: Hochverarbeitete Lebensmittel neu einstufen. Das NOVA-System zur Klassifikation von Lebensmitteln müsse revidiert werden, fordert Elke Trautwein auf dem “Qualitätsforum” des Tiefkühl-Instituts (dti), denn es suggeriere, dass ein Produkt mit jeder Verarbeitungsstufe ungesünder wird. Dadurch würden gesunde und nachhaltige pflanzenbasierte Lebensmittel, die als Ultra Processed Food (UPF) gelten, pauschal benachteiligt. Dazu zählen auch Vollkornbrot, glutenfreie Produkte oder Pflanzendrinks.(“Ruf nach Revision des NOVA-Systems”)

Top Agrar: Gesetz könnte Anpassungsprozess behindern. Wissenschaftler warnen vor den weitreichenden Folgen eines niedersächsischen Agrarstrukturgesetzes. Die größte Gefahr sehen sie in der Begrenzung der Betriebsgröße bei geplantem Kauf oder Pacht auf etwa 380 Hektar. Diese Begrenzung könnte agrarstrukturelle Anpassungsprozesse behindern, die notwendig sind, um die Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Unternehmen zu erhalten. (“Wissenschaftler warnen vor niedersächsischem Agrarstrukturgesetz”)

Lebensmittelpraxis: BayWa soll gesundschrumpfen. Laut einem Sanierungsgutachten kann der verschuldete Agrarkonzern BayWa durch den Verkauf von Unternehmensteilen gerettet werden. Das Sanierungskonzept sieht den Verkauf wesentlicher internationaler Beteiligungen vor. Alle vier Geschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik sollen demnach erhalten bleiben. Die Sanierung soll Ende Dezember 2027 abgeschlossen sein. (“BayWa kann durch Verkäufe gerettet werden”)

Die Zeit: Förderung für ukrainische Öko-Landwirtschaft. Niedersachsen unterstützt die Öko-Landwirtschaft in der Ukraine mit rund 120.000 Euro. Ziel sei laut Miriam Staudte (Grüne) aus dem Landwirtschaftsministerium, “die Nahrungsmittelversorgung in der Region zu sichern und gleichzeitig wirtschaftliche Entwicklung sowie sozialen Zusammenhalt zu fördern”. Dabei wird Niedersachsen seine eigenen Ziele zum Öko-Landbau höchstwahrscheinlich verfehlen. Ende 2023 arbeiteten erst 7,8 Prozent der rund 34.000 Agrarbetriebe in Niedersachsen nach Öko-Standards. Der Öko-Anteil an den Agrarflächen lag mit 154.000 Hektar bei sechs Prozent. (“Niedersachsen fördert Öko-Landwirtschaft in der Ukraine”)

Euractiv: Streit um Pestizidregeln. Die französische Regierung hat sich verpflichtet, der von Bauernverbänden kritisierten “Überregulierung” der europäischen Pestizidnormen entgegenzuwirken. Nach Ansicht der NGO Générations Futures würden Frankreichs Landwirte nicht unter Übertransposition durch die europäischen Pestizidnormen leiden. Laut der EU-Datenbank für Pestizide ist Frankreich das EU-Mitglied mit der zweithöchsten Anzahl von Wirkstoffen (296), knapp hinter Italien (301), und vor Spanien (293). (“Streit um EU-Pestizidregeln: Frankreichs Regierung gibt bei Landwirten nach”)

Die Zeit: Vogelgrippe macht Wissenschaftler nervös. Das Vogelgrippevirus H5N1 hat bereits mehr als 600 Kuhherden in den USA infiziert. Genanalysen legen nahe, dass das Virus in der Lage ist, sich an den Menschen anzupassen. Zugleich zeigt eine Studie in den USA, dass es für ebendiese Anpassung jede Menge Gelegenheiten gibt, denn es infizieren sich mehr Menschen mit dem Virus als bislang gedacht. (“Das Virus tut, was viele befürchtet haben”)

Lebensmittelpraxis: Deutsche essen mehr Snacks. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sind die Ausgaben der Deutschen für Snacks seit 2018 um 70 Prozent gestiegen. Nahezu die Hälfte der Deutschen greift regelmäßig zu Zwischenmahlzeiten, ein Drittel der Befragten ersetzt sogar die Hauptmahlzeiten durch Snacks. (“Deutsche geben 70 Prozent mehr für Snacks aus”)

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Africa.Table: G20: Was Südafrika für seine Präsidentschaft plant

Südafrika übernimmt ab Dezember den Vorsitz der G20. Präsident Ramaphosa nannte in seiner Abschlussrede auf dem G20-Gipfel in Rio de Janeiro Prioritäten für die kommende Präsidentschaft, darunter inklusives Wirtschaftswachstum, Ernährungssicherheit und Innovation für nachhaltige Entwicklung. Das Thema Ernährung ist für den afrikanischen Kontinent von zentraler Bedeutung. Durch den Ukrainekrieg sind in vielen Ländern die Lebensmittelpreise in die Höhe geschnellt. Die Auswirkungen des Klimawandels erschweren zudem den lokalen Anbau. So haben Lesotho, Malawi, Namibia, Sambia und Simbabwe in den vergangenen Monaten den nationalen Katastrophenstand ausrufen müssen, da Ernten und Viehbestände durch die anhaltende Dürre zerstört wurden. In Sambia wurden 70 Prozent und in Simbabwe 80 Prozent der Ernte vernichtet. Zur Analyse

Dessert

In ihrer Autobiografie schreibt Altkanzlerin Angela Merkel auch über die Landwirtschaft.

In Angela Merkels Autobiografie ist die Agrarpolitik nur ein Randthema. Ihre Ambivalenz im Umgang mit dem Landwirtschaftssektor wird trotzdem deutlich. Zwar zeigt die Altkanzlerin Verständnis für die Sorgen der Branche. Dennoch gewichtet sie andere Ziele höher. Etwa beim internationalen Handel. Mit Blick auf das Abkommen CETA zwischen der EU und Kanada schreibt sie rückblickend: “Für mich überwogen die Vorteile dieses Handelsabkommens mit einem Partner, der unsere demokratischen Werte teilte, bei Weitem die Nachteile in einigen wenigen Bereichen, zum Beispiel der Landwirtschaft.”

Auch zum Mercosur-Abkommen verweist sie auf geostrategische Erwägungen: “Der Rest der Welt schlief nicht.” Während die EU bei Mercosur wegen Bedenken zu Umwelt und Landwirtschaft zögerte, hätten 15 Länder aus dem Pazifikraum, die rund 30 Prozent der Weltwirtschaftsleistung vereinen, das Freihandelsabkommen RCEP im Jahr 2020 abgeschlossen, führt sie an. “Mich trieb die Sorge um, dass wir EU-Staaten uns durch immer neue Forderungen an unsere Verhandlungspartner ins eigene Fleisch schnitten und dadurch wirtschaftlich gegenüber anderen Regionen der Welt zurückfielen.”

Wiedervereinigung führte zu Arbeitslosigkeit auf dem Land

Daneben beschreibt Merkel, zu welchen Spannungen die Wiedervereinigung in ländlichen Gegenden Ostdeutschlands geführt habe. Die Preise, die die Treuhand und ihre Nachfolgeeinrichtung BVVG für Grundstücke aus den ehemaligen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der DDR veranschlagte, seien für einheimische Bauern nicht bezahlbar gewesen: “Es drohte die Übernahme durch zahlungskräftigere westliche Interessenten.”

Mit der Einführung der D-Mark seien zudem die Beschäftigten in der ostdeutschen Landwirtschaft ohne Übergangsfristen plötzlich den Regelungen des EU-Binnenmarkts unterworfen worden, erinnert sie sich. Steigende Arbeitslosigkeit in ländlichen Gegenden sei die Folge gewesen. Merkel ergänzt jedoch: Solche Folgen seien unvermeidlich gewesen: “Es war unmöglich, gleichzeitig die D-Mark einzuführen und allen Bedenken Rechnung zu tragen. Die Regierung musste sich entscheiden.” Julia Dahm

Agrifood.Table Redaktion

AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    nach dem Amtsantritt der neuen EU-Kommissare ist nun offiziell, wen sie sich in ihre Teams holen. Überraschungen gibt es im Agrar- und Ernährungsbereich nicht. Kabinettschefin von Christophe Hansen wird seine ehemalige EVP-Fraktionskollegin Esther de Lange. Die Niederländerin leitete zuvor das Kabinett von Klimakommissar Wopke Hoekstra.

    Das Team von Gesundheits- und Tierwohlkommissar Olivér Várhelyi leitet weiterhin sein ungarischer Landsmann Laszlo Kristoffy. Der Jurist war schon in der vergangenen Amtszeit Kabinettschef des damaligen Erweiterungskommissars.

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    Rettung der Böden: Über diese Regeln und Finanzen verhandelt die Wüsten-COP

    Mit der UN-Konferenz zu Wüsten und Bodenpolitik (United Nations Convention to Combat Desertification, UNCCD) kommt zum Jahresende die Reihe von internationalen Konferenzen zu Umweltthemen zum Ende. Nach den Treffen zu Biodiversität, Klima und Plastikverschmutzung soll die COP16 in Riad in Saudi-Arabien bis zum 13. Dezember vor allem die weltweite Widerstandsfähigkeit gegen Dürren stärken, unter anderem durch eine Verschärfung der rechtlichen Verpflichtungen der Staaten.

    Außerdem steht die Finanzierung der Bekämpfung von Wüstenbildung im Fokus. Dabei ist die Degradierung der Böden nicht nur ein Thema für die klassischen Wüstenländer; auch in Europa etwa wird das Thema immer wichtiger. Gerade in den südeuropäischen Ländern beeinträchtigt Bodendegradierung die Landwirtschaft immer stärker.

    500 Millionen Menschen betroffen

    Eine Fläche fast dreimal so groß wie Deutschland – rund eine Million Quadratkilometer produktives Land gehen jährlich durch Bodendegradierung und Wüstenbildung verloren. Eine Fläche von rund 15 Millionen Quadratkilometern – größer als die Antarktis – ist laut einem aktuellen Bericht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bereits degradiert. Der IPCC hatte sich in einem Special Report zu Climate Change and Land im Detail damit befasst. Das Ergebnis: Zwischen 1980 und 2000 haben “Desertification Hotspots” weltweit um rund 9,2 Prozent zugenommen, und diese Entwicklung betrifft rund eine halbe Milliarde Menschen direkt. Wüstenbildung und Bodendegradierung führen zum Verlust von Artenvielfalt, aber auch zu Ernteausfällen, und damit verstärken sie Hunger und Armut.

    UNCCD-Generalsekretär Ibrahim Thiaw geht davon aus, dass zur Bekämpfung von Wüstenbildung täglich eine Milliarde US-Dollar nötig wären. Bis zum Ende des Jahrzehnts brauche die Wiederherstellung der degradierten Böden sogar mindestens 2,6 Billionen US-Dollar Finanzierung. Das sagte ein UN-Beamter zum Auftakt der COP16 im Gespräch mit Reuters und bezifferte damit erstmals Gesamtkosten. Zur Verfügung stehen aktuell aber nur 66 Milliarden US-Dollar.

    Die zusätzlichen Gelder müssten laut Thiaw vor allem aus privaten Mitteln kommen. Darüber hinaus brauche es weitreichendere rechtliche Verpflichtungen der Staaten zum Schutz von Land und Böden: Aktuell haben sich die Länder verpflichtet, 900 Millionen Hektar Land zu schützen. Laut Thiaw braucht es aber ein ehrgeizigeres Ziel von 1,5 Milliarden Hektar und mehr Tempo in der Umsetzung.

    Bodendegradierung: Auch in Europa ein Problem

    Für die UN steht “Desertification” nicht nur für Wüstenbildung im engeren Sinn, sondern auch für andere Arten von Bodendegradierung (“Landverödung”) in “Trockengebieten”. Von Dürren und Trockenzeiten unterscheidet sich der Degradierungsprozess dadurch, dass er langanhaltend und auch nur schwer wieder umkehrbar ist. Zwar liegen die durch Wüstenbildung am stärksten gefährdeten Regionen im Globalen Süden, besonders in Asien und Afrika, aber auch in Europa ist Wüstenbildung eine ernste Gefahr.

    Rund acht Prozent der Fläche der Europäischen Union weisen eine “hohe” oder “sehr hohe Empfindlichkeit” zur Wüstenbildung auf. Diese Gebiete befinden sich laut einer Studie des Europäischen Rechnungshofs hauptsächlich in Zypern, Griechenland, Italien, Rumänien, Spanien und Portugal. Durch den Klimawandel nehme das Risiko für Wüstenbildung in Europa demnach weiter zu, aktuell gelten in der EU bereits 62 Prozent der Böden als degradiert.

    “Meistens ist der Mensch daran schuld”, meint Roger Funk vom ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im Gespräch mit Table.Briefings. Besonders die Umwandlung von Wald zu Ackerflächen sowie die Übernutzung der Ressource Wasser trieben die Degradierung von Land und Böden voran. In Deutschland könne man noch nicht von Wüstenbildung im engeren Sinne spreche, man könne aber schon eine besorgniserregende Abnahme von Bodenfruchtbarkeit abnehmen, so Funk.

    Regionen mit häufiger, langanhaltender Trockenheit und sandigen Böden, die Bodenerosion durch Wind oder Wasser begünstigen, sind besonders gefährdet. Dazu zählen beispielsweise Teile von Brandenburg. Dort gibt es geringere Niederschläge, durch höhere Temperaturen verdunstet Wasser schneller. Die dort vorherrschenden sandigen Böden mit geringem Humusanteil sind besonders anfällig gegenüber Erosion. In deren Folge sinkt dann die Wasserhaltekapazität des Bodens. Funk nennt das einen “selbstverstärkenden Prozess”. Die Gefahr dahinter: Irgendwann ist der Boden so stark degradiert, dass er nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar ist, es kommt zu Ernteausfällen.

    Wechselwirkungen zwischen Wüstenbildung und Klimakrise

    Die Ausdehnung von Wüsten hat unterschiedliche Gründe. Menschliche Aktivitäten, insbesondere die Ausdehnung von Ackerflächen, führen zu Degradierung von Land. Aber auch der Klimawandel trägt dazu bei, und zwar insbesondere durch:

    • weniger Niederschlag, zumindest im Verhältnis zur Verdunstung,
    • höhere Temperaturen, die Waldbrände fördern und
    • Trockenheit, die den Boden anfälliger für Erosion macht.

    Umgekehrt verstärkt die Wüstenbildung auch den Klimawandel: Der Verlust von Vegetation führt dazu, dass die darin gebunden Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt werden, es gehen also Kohlenstoffreserven verloren. Durch weniger Vegetation kann auch weniger CO₂ aus der Atmosphäre entnommen werden.

    Es gibt nicht die eine Lösung gegen Bodendegradierung, meint Funk. Grundsätzlich helfe allerdings Begrünung und Bodenbedeckung. Damit wird der Boden vor Erosion geschützt, Niederschläge können besser versickern und die Verdunstung vermindert sich durch Beschattung und Reduzierung der Windgeschwindigkeit in Bodennähe.

    Die UNCCD gehört zusammen mit der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) zu den Rio-Konventionen, die in Folge des Earth Summit 1992 verabschiedet worden sind. Die UNCCD war damals besonders als “afrikanische Konvention” gesehen worden; afrikanische Staaten hofften, dadurch Finanzmittel zur Bekämpfung von Wüstenbildung zu erhalten – zum größten Teil vergebens. Anlässlich des 30. Jahrestages der UNCCD wird die COP16 die bisher größte UN-Landkonferenz und die erste UNCCD-COP in der Region Naher Osten und Nordafrika sein, die die Auswirkungen von Wüstenbildung, Bodendegradation und Dürre aus erster Hand kennt.

    • Antarktis
    • Dürre
    • Globaler Süden
    • IPCC
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    • Landwirtschaft
    • Naher Osten
    • Nordafrika
    • UNFCCC
    • Vereinte Nationen
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    EUDR: Warum die zweite Verhandlungsrunde zur Einigung führen könnte

    Bei der zweiten Trilogverhandlung zum Aufschub der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) am heutigen Dienstagabend scheint die Wahrscheinlichkeit für eine Einigung zwischen Rat und Parlament deutlich höher als beim ersten Treffen Ende November.

    Nicht nur ist ein Kompromiss in dieser Woche verfahrenstechnisch die letzte Chance, den Aufschub der Regeln rechtzeitig zu verabschieden. Auch hat die Berichterstatterin des Parlaments, Christine Schneider (EVP), signalisiert, dass sie nicht länger an der Forderung festhält, sofort eine Null-Risiko-Kategorie für Erzeugerländer einzuführen. Man werde nicht darauf bestehen, weil klar sei, dass “mehrere Mitgliedstaaten Bedenken haben, unter anderem in Bezug auf WTO-Regeln”, schreibt Schneider in einem Brief an den Rat aus der vergangenen Woche, der Table.Briefings vorliegt.

    Rat lehnt inhaltliche Änderungen ab

    Offen ist, welche Zugeständnisse die CDU-Politikerin im Gegenzug noch aushandeln kann. Im Brief schlägt sie vor, im Gesetz festzuschreiben, dass Erleichterungen für Erzeugerländer, die “wirksame und nachhaltige Waldbewirtschaftungsmethoden” vorweisen können, später geprüft werden. Außerdem empfiehlt sie, festzulegen, dass die Regeln nur in Kraft treten, wenn sechs Monate vor dem Anwendungsstart das Länder-Benchmarking vorliegt, das jedem Land eine Risikostufe zuweist, und die Online-Plattform für die Umsetzung in Betrieb ist.

    Zu beiden Themen sind Rat und Europäische Kommission zu politischen Zusagen bereit, sind aber dagegen, auch entsprechende Änderungen in den Gesetzestext aufzunehmen. Der Rat gehe mit seiner Ursprungsposition in die Verhandlung, nur den Anwendungsstart zu verschieben, und sonst keine Änderungen am Gesetz vorzunehmen, bestätigt ein Sprecher. jd

    • Anti-Entwaldung
    • Entwaldung
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    Plastikabkommen: Wie es nach den gescheiterten Verhandlungen weitergehen könnte 

    Die planmäßig letzte Verhandlungsrunde für ein UN-Abkommen gegen Plastikverschmutzung in Busan (Südkorea) ist am Sonntagabend ohne Vertrag zu Ende gegangen. Die Verhandlungen sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. “Es ist fatal, dass die Blockade einiger Staaten den Abschluss verhindert hat”, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Anschluss. Gemeint sind damit öl- und gasproduzierende Länder wie Saudi-Arabien, Iran oder Russland – die laut Teilnehmern die Bemühungen für ein Abkommen seit Beginn der Verhandlungen vor zwei Jahren torpedieren, um ein (ambitioniertes) Rahmenwerk zu verhindern. 

    Ein Abkommen, das auch Vorgaben zur Produktion von Neuplastik sowie Verbote gefährlicher Chemikalien und bestimmte Einwegprodukte enthält, ist laut Fachleuten notwendig. Denn die Menge des weltweit produzierten Plastiks hat sich von 2000 bis 2019 laut OECD verdoppelt. Bis 2060 sagt die Organisation fast eine Verdreifachung voraus. Gleichzeitig ist Plastik schädlich für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Schätzungen zufolge verursacht zum Beispiel die Produktion von Neuplastik rund fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. 

    Möglicher Katalysator: Angst vor einer Abstimmung  

    Das Scheitern dieser Verhandlungsrunde könnte aus Sicht von Experten aus NGOs und Wissenschaft dennoch die Chance eröffnen, noch ein ambitioniertes Abkommen zu beschließen. “Insgesamt war kein Ergebnis zu diesem Zeitpunkt besser als ein fauler Kompromiss“, sagt etwa Henning Wilts, Abteilungsleiter für Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Bei der Fortsetzung kommendes Jahr müssten auch Länder wie eben Saudi-Arabien an Bord geholt werden. Doch ein ambitioniertes Abkommen, wie es über 100 Staaten fordern, unter Konsensbedingungen verabschiedet zu bekommen, halten Beobachter für unwahrscheinlich. 

    Vielmehr müsste es eine ernsthafte Option werden, dass die verhandelnden Staaten nach Mehrheitsprinzip über das Abkommen abstimmen, sagen mehrere Beobachter. “Dann haben die Fossilstaaten, die den gesamten Prozess verzögert und blockiert haben, einen Grund, tatsächlich auf einen Kompromiss hinzuarbeiten”, erklärt Melissa Blue Sky, Anwältin beim Center for International Environmental Law (CIEL), die in Busan vor Ort war. Denn einzelne Staaten könnten dann nicht mehr mit einem Veto eine Einigung verhindern. Laut den Verfahrensregeln, die am Anfang der Verhandlungen zur vorläufigen Anwendung angenommen wurden, ist eine Entscheidung nach Zweidrittelmehrheit möglich – wenn alle anderen Mittel erschöpft sind.

    Es wird also darauf ankommen, wie glaubhaft die Staaten, die ein ambitioniertes Abkommen wollen, ihre Position vertreten, im Zweifel eine Abstimmung zu fordern. Die Basis für ein solches Rahmenwerk könnte in Busan geschaffen worden sein. So haben etwa über 100 Staaten unter der Führung Panamas vorgeschlagen, bei der ersten Weltplastikkonferenz (COP1) ein Minderungsziel für die globale Neuplastikproduktion zu setzen. nh 

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    Termine

    Politische Woche

    2.12. – 6.12.2024 / Straßburg
    Bern Convention 44th meeting of the Standing Committee
    Abstimmung über den Vorschlag der EU-Kommission zur Absenkung des Schutzstatus des Wolfes. INFO

    3.12.2024 / Brüssel
    Europäisches Parlament Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
    10: Aussprache über die Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Agrarsektor
    13: Bodenüberwachung und -resilienz (Bodenüberwachungsgesetz)
    14: Gleichstellung von Feldbesichtigungen und der Erzeugung von Saatgut in Moldau und der Ukraine mit EU-Anforderungen
    TAGESORDNUNG

    3.12.2024 / Brüssel
    Europäisches Parlament Ausschuss für internationalen Handel
    14: Aussprache über die handelspolitische Säule des Abkommens zwischen der EU und dem Mercosur
    18: Handelsbezogene Aspekte des strategischen Dialogs zur Zukunft der
    Landwirtschaft in der EU
    TAGESORDNUNG

    4.12.2024 / Brüssel
    Europäisches Parlament Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
    5. Bodenüberwachung und -resilienz (Bodenüberwachungsgesetz)
    6. Änderung der Richtlinie 2008/98/EG über Abfälle
    7. Änderung der Verordnung (EU) 2023/1115 hinsichtlich der Bestimmungen zum Geltungsbeginn
    14. Aussprache mit Dr. Yukiko Nakatani, stellvertretende Generaldirektorin der WHO, über die Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe
    TAGESORDNUNG

    4.12.2024 – 9.00 – 11.30 Uhr / Brüssel
    Europäisches Parlament Entwicklungsausschuss
    4. Ernährungssicherheit in fragilen Kontexten: Aussprache mit dem Welternährungsprogramm (WFP), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Aktion gegen den Hunger (ACF – Koordinierung des Netzwerks “Generation Nutrition Coalition”) TAGESORDNUNG

    4.12.2024 – 12.15 – 12.30 Uhr / Brüssel
    Europäisches Parlament Gemeinsame Sitzung Umweltausschuss und Binnenmarkt-Ausschuss
    3. Substantiation and communication of explicit environmental claims (Green Claims Directive) TAGESORDNUNG

    10.12. – 12.12.2024 / Brüssel
    Europäische Kommission EU Agri-Food Days
    Diese jährliche Veranstaltung bringt Akteure des Agrar- und Lebensmittelsystems, die Zivilgesellschaft, Verbraucher, Hochschulen und politische Entscheidungsträger aus der gesamten EU zusammen. Sie werden über die neuesten Trends in der Landwirtschaft, politische Optionen, Marktentwicklungen sowie darüber diskutieren, wie Forschung, Innovation und digitale Technologien die europäische Landwirtschaft von heute und morgen prägen. PROGRAMM & REGISTRIERUNG

    Veranstaltungen

    3.12.2024 – 16.30 – 18.30 Uhr / Umweltforum Berlin
    Preisverleihung Bundeswettbewerb Landwirtschaftliches Bauen
    Die Gewinner des 26. Bundeswettbewerbes “Landwirtschaftliches Bauen” stehen fest. Sie werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Berlin ausgezeichnet. Schwerpunktthema des Wettbewerbs war “Dem Klimawandel begegnen – Ställe mit ganzheitlichem Energiekonzept”. INFO

    3.12. – 5.12.2024 / Berlin
    Konferenz Internationale Konferenz zu alternativen Proteinen für Lebens- und Futtermittel
    Auf dieser Konferenz werden nachhaltige alternative Proteinquellen erörtert und untersucht, wie sie die Art und Weise, wie wir die Welt ernähren, verändern können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Sicherheits- und Ernährungsaspekten, einschließlich der Verbraucherwahrnehmung und des wirtschaftlichen Erfolgs. REGISTRIERUNG

    05.12.2024 / weltweit
    Aktionstag Weltbodentag
    Der Weltbodentag wurde 2002 beim 17. Weltkongress der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) ins Leben gerufen. Zahlreiche Aktionen machen an diesem Datum auf die lebenswichtige Bedeutung der Böden aufmerksam. Der Weltbodentag soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Erhaltung und Wiederherstellung gesunder Ökosysteme und des menschlichen Wohlbefindens schärfen. INFO

    6.12.2024 – 09:30 – 16:15 Uhr / Berlin
    Fachtagung der Kommission Bodenschutz im Umweltbundesamt (KBU) “Schlamm- oder Schwammlandschaft? – Der Boden entscheidet”
    Der Fokus der diesjährigen Tagung liegt auf dem Thema Landschaftswasserhaushalt. Zu Wort kommen Rednerinnen und Redner, die verschiedene Perspektiven in den fachlichen Austausch und in die Diskussion einbringen. Die Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zu Beginn der Veranstaltung, erfolgt durch die Parlamentarische Staatssekretärin Bettina Hoffmann. ANMELDUNG

    Presseschau

    agrarzeitung: Weniger Schutz für den Wolf. Der Schutzstatus des Wolfs könnte bald von “streng geschützt” auf “geschützt” herabgestuft werden. Wissenschaftler warnen in einem offenen Brief, dass der Vorschlag der EU-Kommission, den Schutzstatus herabzustufen, sowohl gegen EU-Recht als auch gegen die Berner Konvention verstoßen würde. Die Europäische Bürgerbeauftragte Emilly O’Reilly hatte nach einer Beschwerde der NGO Client Earth eine Untersuchung gegen den Vorschlag eingeleitet. Da die EU-Kommission jedoch bis zum 24. Januar 2025 Zeit habe, um auf die Beschwerde zu antworten, sei es unwahrscheinlich, dass die Untersuchung die anstehende Abstimmung Anfang Dezember beeinflussen werde.(“Experten warnen vor rechtlichen Bedenken”)

    Lebensmittelzeitung: Hochverarbeitete Lebensmittel neu einstufen. Das NOVA-System zur Klassifikation von Lebensmitteln müsse revidiert werden, fordert Elke Trautwein auf dem “Qualitätsforum” des Tiefkühl-Instituts (dti), denn es suggeriere, dass ein Produkt mit jeder Verarbeitungsstufe ungesünder wird. Dadurch würden gesunde und nachhaltige pflanzenbasierte Lebensmittel, die als Ultra Processed Food (UPF) gelten, pauschal benachteiligt. Dazu zählen auch Vollkornbrot, glutenfreie Produkte oder Pflanzendrinks.(“Ruf nach Revision des NOVA-Systems”)

    Top Agrar: Gesetz könnte Anpassungsprozess behindern. Wissenschaftler warnen vor den weitreichenden Folgen eines niedersächsischen Agrarstrukturgesetzes. Die größte Gefahr sehen sie in der Begrenzung der Betriebsgröße bei geplantem Kauf oder Pacht auf etwa 380 Hektar. Diese Begrenzung könnte agrarstrukturelle Anpassungsprozesse behindern, die notwendig sind, um die Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Unternehmen zu erhalten. (“Wissenschaftler warnen vor niedersächsischem Agrarstrukturgesetz”)

    Lebensmittelpraxis: BayWa soll gesundschrumpfen. Laut einem Sanierungsgutachten kann der verschuldete Agrarkonzern BayWa durch den Verkauf von Unternehmensteilen gerettet werden. Das Sanierungskonzept sieht den Verkauf wesentlicher internationaler Beteiligungen vor. Alle vier Geschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik sollen demnach erhalten bleiben. Die Sanierung soll Ende Dezember 2027 abgeschlossen sein. (“BayWa kann durch Verkäufe gerettet werden”)

    Die Zeit: Förderung für ukrainische Öko-Landwirtschaft. Niedersachsen unterstützt die Öko-Landwirtschaft in der Ukraine mit rund 120.000 Euro. Ziel sei laut Miriam Staudte (Grüne) aus dem Landwirtschaftsministerium, “die Nahrungsmittelversorgung in der Region zu sichern und gleichzeitig wirtschaftliche Entwicklung sowie sozialen Zusammenhalt zu fördern”. Dabei wird Niedersachsen seine eigenen Ziele zum Öko-Landbau höchstwahrscheinlich verfehlen. Ende 2023 arbeiteten erst 7,8 Prozent der rund 34.000 Agrarbetriebe in Niedersachsen nach Öko-Standards. Der Öko-Anteil an den Agrarflächen lag mit 154.000 Hektar bei sechs Prozent. (“Niedersachsen fördert Öko-Landwirtschaft in der Ukraine”)

    Euractiv: Streit um Pestizidregeln. Die französische Regierung hat sich verpflichtet, der von Bauernverbänden kritisierten “Überregulierung” der europäischen Pestizidnormen entgegenzuwirken. Nach Ansicht der NGO Générations Futures würden Frankreichs Landwirte nicht unter Übertransposition durch die europäischen Pestizidnormen leiden. Laut der EU-Datenbank für Pestizide ist Frankreich das EU-Mitglied mit der zweithöchsten Anzahl von Wirkstoffen (296), knapp hinter Italien (301), und vor Spanien (293). (“Streit um EU-Pestizidregeln: Frankreichs Regierung gibt bei Landwirten nach”)

    Die Zeit: Vogelgrippe macht Wissenschaftler nervös. Das Vogelgrippevirus H5N1 hat bereits mehr als 600 Kuhherden in den USA infiziert. Genanalysen legen nahe, dass das Virus in der Lage ist, sich an den Menschen anzupassen. Zugleich zeigt eine Studie in den USA, dass es für ebendiese Anpassung jede Menge Gelegenheiten gibt, denn es infizieren sich mehr Menschen mit dem Virus als bislang gedacht. (“Das Virus tut, was viele befürchtet haben”)

    Lebensmittelpraxis: Deutsche essen mehr Snacks. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sind die Ausgaben der Deutschen für Snacks seit 2018 um 70 Prozent gestiegen. Nahezu die Hälfte der Deutschen greift regelmäßig zu Zwischenmahlzeiten, ein Drittel der Befragten ersetzt sogar die Hauptmahlzeiten durch Snacks. (“Deutsche geben 70 Prozent mehr für Snacks aus”)

    Mehr von Table.Media

    Africa.Table: G20: Was Südafrika für seine Präsidentschaft plant

    Südafrika übernimmt ab Dezember den Vorsitz der G20. Präsident Ramaphosa nannte in seiner Abschlussrede auf dem G20-Gipfel in Rio de Janeiro Prioritäten für die kommende Präsidentschaft, darunter inklusives Wirtschaftswachstum, Ernährungssicherheit und Innovation für nachhaltige Entwicklung. Das Thema Ernährung ist für den afrikanischen Kontinent von zentraler Bedeutung. Durch den Ukrainekrieg sind in vielen Ländern die Lebensmittelpreise in die Höhe geschnellt. Die Auswirkungen des Klimawandels erschweren zudem den lokalen Anbau. So haben Lesotho, Malawi, Namibia, Sambia und Simbabwe in den vergangenen Monaten den nationalen Katastrophenstand ausrufen müssen, da Ernten und Viehbestände durch die anhaltende Dürre zerstört wurden. In Sambia wurden 70 Prozent und in Simbabwe 80 Prozent der Ernte vernichtet. Zur Analyse

    Dessert

    In ihrer Autobiografie schreibt Altkanzlerin Angela Merkel auch über die Landwirtschaft.

    In Angela Merkels Autobiografie ist die Agrarpolitik nur ein Randthema. Ihre Ambivalenz im Umgang mit dem Landwirtschaftssektor wird trotzdem deutlich. Zwar zeigt die Altkanzlerin Verständnis für die Sorgen der Branche. Dennoch gewichtet sie andere Ziele höher. Etwa beim internationalen Handel. Mit Blick auf das Abkommen CETA zwischen der EU und Kanada schreibt sie rückblickend: “Für mich überwogen die Vorteile dieses Handelsabkommens mit einem Partner, der unsere demokratischen Werte teilte, bei Weitem die Nachteile in einigen wenigen Bereichen, zum Beispiel der Landwirtschaft.”

    Auch zum Mercosur-Abkommen verweist sie auf geostrategische Erwägungen: “Der Rest der Welt schlief nicht.” Während die EU bei Mercosur wegen Bedenken zu Umwelt und Landwirtschaft zögerte, hätten 15 Länder aus dem Pazifikraum, die rund 30 Prozent der Weltwirtschaftsleistung vereinen, das Freihandelsabkommen RCEP im Jahr 2020 abgeschlossen, führt sie an. “Mich trieb die Sorge um, dass wir EU-Staaten uns durch immer neue Forderungen an unsere Verhandlungspartner ins eigene Fleisch schnitten und dadurch wirtschaftlich gegenüber anderen Regionen der Welt zurückfielen.”

    Wiedervereinigung führte zu Arbeitslosigkeit auf dem Land

    Daneben beschreibt Merkel, zu welchen Spannungen die Wiedervereinigung in ländlichen Gegenden Ostdeutschlands geführt habe. Die Preise, die die Treuhand und ihre Nachfolgeeinrichtung BVVG für Grundstücke aus den ehemaligen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der DDR veranschlagte, seien für einheimische Bauern nicht bezahlbar gewesen: “Es drohte die Übernahme durch zahlungskräftigere westliche Interessenten.”

    Mit der Einführung der D-Mark seien zudem die Beschäftigten in der ostdeutschen Landwirtschaft ohne Übergangsfristen plötzlich den Regelungen des EU-Binnenmarkts unterworfen worden, erinnert sie sich. Steigende Arbeitslosigkeit in ländlichen Gegenden sei die Folge gewesen. Merkel ergänzt jedoch: Solche Folgen seien unvermeidlich gewesen: “Es war unmöglich, gleichzeitig die D-Mark einzuführen und allen Bedenken Rechnung zu tragen. Die Regierung musste sich entscheiden.” Julia Dahm

    Agrifood.Table Redaktion

    AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

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