Table.Briefing: Agrifood

Wie Ungarn ausländischen LEH vergraulen will + Was Agri-PV-Ausbau im Weg steht

Liebe Leserin, lieber Leser,

für seine laufende EU-Ratspräsidentschaft hat sich Ungarn das Thema Wettbewerbsfähigkeit als oberste Priorität auf die Fahnen geschrieben. Er wolle den Rest der EU vom Wert “gesunden Wettbewerbs überzeugen”, schrieb Regierungschef Viktor Orbán zum Start der Präsidentschaft in einem Gastbeitrag in der Financial Times. Die EU bürde Unternehmen in Sachen Steuern und Regulierung zu viel auf, postulierte er.

Doch im eigenen Land fährt Orbán eine ganz andere Linie. Die Regierung in Budapest macht keinen Hehl daraus, dass sie in strategischen Branchen den Anteil ausländischer Unternehmen gezielt senken will. Auch Supermarktketten aus Deutschland und anderen EU-Ländern sind betroffen. Zum Beispiel von Steuern, die sie aus Sicht der EU-Kommission gegenüber ungarischen Konkurrenten überproportional belasten. Ob auch das für Orbán Teil des “gesunden Wettbewerbs” ist, hat er bisher nicht erklärt.

Die Hintergründe zur schwierigen Lage ausländischer LEH-Unternehmen in Ungarn kennt meine Kollegin Merle Heusmann. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihre
Julia Dahm
Bild von Julia  Dahm

Analyse

Einzelhandel: Warum Ungarn für ausländische Unternehmen immer unattraktiver wird

Es sind schwere Zeiten für ausländische Lebensmittelhändler in Ungarn. Seit Jahren sehen sie sich in dem Land mit Sondersteuern, bürokratischen Hürden und Kontrollen konfrontiert, die einheimische Supermarktketten nicht im gleichen Maße zu befürchten haben. Nachdem die ungarische Regierung vor Kurzem eine besonders kontroverse Regulierung ausgesetzt hat, arbeitet sie derzeit offenbar schon wieder an einer neuen Steuer, die zulasten ausländischer Lebensmittelhändler gehen könnte.

Dass Ungarn “in den strategischen Hauptbranchen den Anteil ausländischer Unternehmen senken” möchte, wie es Adrian Stadnicki, Regionaldirektor Mittelosteuropa beim Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, beschreibt, ist keine neue Entwicklung. Die ungarische Regierung kommuniziere seit den 2010er-Jahren ihre Ziele offen und transparent, sagt Stadnicki. Sektoren wie beispielsweise der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) seien seitdem von zahlreichen Maßnahmen betroffen.

Sondersteuern belasten ausländische LEH-Konzerne

2020 führte die Regierung von Viktor Orbán eine Einzelhandelssteuer ein, die große ausländische Lebensmittelkonzerne dazu verpflichtet, 4,5 Prozent auf ihren Jahresumsatz zu entrichten. In der Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kamen zwischenzeitlich staatlich festgelegte Preisobergrenzen für einige Grundnahrungsmittel und eine sogenannte Bevorratungspflicht hinzu. Ausländische Unternehmen seien in diesem Zusammenhang besonders häufig kontrolliert worden, sagt Stadnicki.

Die Preisobergrenzen sind nun zwar zum 30. Juni 2024 ausgelaufen, sektorspezifische Sondersteuern belasten die ausländischen LEH-Konzerne aber weiterhin. Anfang Juli kündigte die ungarische Regierung an, die Einzelhandelssteuer auch 2025 nicht streichen zu wollen. Orbáns Stabschef Gergely Gulyás stellte einen Anti-Kriegs-Aktionsplan vor, in dessen Rahmen die ungarische Regierung jene Unternehmen zur Zahlung eines Verteidigungsbeitrags verpflichten will, die in Kriegszeiten zusätzliche Gewinne einstrichen.

Ausländische Unternehmen werden aufgefordert, Ungarn zu verlassen

Die EU-Kommission kommt in ihrem Länderbericht zu Ungarn von Juni 2024 zu dem Ergebnis, dass die sektorspezifischen Steuern eine unverhältnismäßig hohe Belastung für die betroffenen Unternehmen darstellten und das Funktionieren des Binnenmarkts beeinträchtigten. “Der Einzelhandelssektor ist mit besonderen Vorschriften konfrontiert, die Entwicklung behindern“, heißt es in dem Bericht. Die Steuer auf den Einzelhandel belaste überproportional größere Unternehmen, die sich in der Regel in ausländischem Besitz befänden.

Daraus, dass die Regierung von Orbán insbesondere ausländische Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels und der Baubranche aus dem Land haben will, macht sie keinen Hehl. So erklärte etwa der ungarische Bau- und Verkehrsminister János Lázár zuletzt immer wieder öffentlich, es sei Zeit, ausländische Firmen “nach Hause zu schicken”, oder, es wäre besser für sie, ihre Tochtergesellschaften zu verkaufen und Ungarn “zu verlassen”.

Nachgekommen ist dieser Aufforderung vergangenes Jahr die französische Einzelhandelskette Auchan. Ende November 2023 brach sich die Nachricht Bahn, Auchan habe fast die Hälfte ihres Ungarn-Geschäfts an die ungarische Indotek-Gruppe des Milliardärs Daniel Jellinek verkauft, der laut Medienberichten dem Schwiegersohn von Orbán nahesteht.

Spar reicht Beschwerde bei der EU-Kommission ein

Der österreichische Lebensmittelkonzern Spar, Ungarns zweitgrößter Lebensmittelhändler nach Lidl, hat sich für einen anderen Weg entschieden, auf diese Signale zu reagieren: den der öffentlichen Konfrontation. Vor wenigen Monaten hat Spar bei der EU-Kommission Beschwerde eingelegt. In der Folge kündigte die ungarische Regierung an, den Spar-Konzern wegen Verleumdung zu verklagen. “Man will uns vertreiben”, sagte Nicole Bergmann, Sprecherin des Spar-Managements, Mitte Juli dem ORF.

In den Beschwerdebriefen wandte sich Spar nicht nur an die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissionsvizepräsidentin Margrethe Vestager und den Binnenmarktkommissar Thierry Breton, sondern forderte auch – gemeinsam mit der österreichischen Regierung – die Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens. Ob die EU-Kommission dieser Aufforderung nachkommen wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Auf Anfrage von Table.Briefings teilt eine Sprecherin mit: “Die Kommission äußert sich nicht zum Stand der Dinge oder zu den Fristen für die Bearbeitung von Beschwerden.”

Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft richtet Brief an Habeck

Währenddessen wurde auch die Bundesregierung aufgerufen, die Forderung nach der Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens zu unterstützen. In einem Brief wandte sich zuletzt der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und forderte ihn zum Handeln auf.

Wie schwierig die Situation in Ungarn auch für deutsche LEH-Unternehmen ist, weiß die Geschäftsführerin für Europapolitik des Handelsverbands Deutschland (HDE), Antje Gerstein. “In den vergangenen Jahren kam es wiederholt zu Problemen für Unternehmen aus dem deutschen Lebensmittelhandel in Ungarn”, sagt Gerstein. Der HDE setze sich deshalb mit Nachdruck bei den zuständigen EU-Institutionen für entsprechende Maßnahmen gegen immer wieder neu geschaffene protektionistische Gesetze in Ungarn ein. “Der Binnenmarkt und der Rechtsrahmen der EU müssen auch in Ungarn gelten”, fordert Gerstein.

Deutsche Lebensmittelhändler halten sich bedeckt

Die deutschen Lebensmittel-Handelskonzerne selbst, die teilweise großflächig in Ungarn operieren, halten sich derweil mit direkter Kritik an den ungarischen Behörden zurück. Lediglich die Schwarz-Gruppe, die mit ihren Lidl-Discountern als Marktführer im ungarischen Lebensmittelhandel gilt, teilt auf Anfrage mit: “Wir halten uns grundsätzlich an gesetzliche Vorgaben und stellen uns dem Wettbewerb in Ungarn. Dabei plädieren wir für einen fairen Wettbewerb und Voraussetzungen, die für alle nationalen und internationalen Marktteilnehmer gleich sind.” Von der Rewe Group und Aldi Süd heißt es unisono: kein Kommentar.

Während sich Österreichs Spar der ungarischen Regierung öffentlich entgegenstellt, halten deutsche Lebensmittelhändler den Ball also erstaunlich flach. Das könnte nicht nur mit der Angst vor verschärften Kontrollen zusammenhängen, sondern auch mit dem möglichen Verhalten weiterer EU-Länder. Stadnicki vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft äußert die Befürchtung, dass andere Mitgliedstaaten es Ungarn gleichtun und ähnlich protektionistische Maßnahmen auf den Weg bringen könnten. Fest steht dabei für ihn: “In Europa darf sich das Modell der systematischen Diskriminierung von ausländischen Unternehmen nicht etablieren.”

  • Handel
  • Lebensmittel
  • Ungarn
  • Viktor Orban
  • Wirtschaftsministerium
Translation missing.

News

EU-Eigenmittel: BMWK bringt Steuer auf Lebensmittelabfälle ins Spiel

Zur Finanzierung des EU-Haushalts erwägt das Bundeswirtschaftsministerium, sich für Abgaben auf Lebensmittelabfälle und Methanemissionen im Öl- und Gassektor einzusetzen. Das BMWK veröffentlichte vor wenigen Tagen eine Ausschreibung für ein Gutachten zu Eigenmitteln der EU. Vor Beginn der neuen Haushaltsperiode 2027 suchen die Brüsseler Institutionen derzeit nach Möglichkeiten, neue, eigene Finanzierungsquellen für die Europäische Union einzuführen.

“Ziel dieses Gutachtens ist vor diesem Hintergrund, Vorschläge für neue Eigenmittel zu erarbeiten, auch solcher, die bislang noch nicht in der Mitte der politischen Diskussion stehen”, heißt es in der Ausschreibung des BMWK. Der Fokus solle auf sogenannten genuinen Eigenmitteln liegen, die direkt erhoben werden und nicht über nationale Haushalte laufen.

Vorschläge schon Anfang 2025

“So sind etwa Optionen für Eigenmittel auf Grundlage von Lebensmittelabfällen (statistikbasiertes Eigenmittel) oder einer Abgabe auf Upstream-Methanemissionen im Öl- und Gassektor im Rahmen des Gutachtens zu prüfen. In die Analyse ist zudem ausdrücklich auch die Prüfung von Optionen für eine (stärkere) Finanzierung der EU über Gebühren einzubeziehen”, schreibt das Ministerium weiter. Die Vorschläge für neue Eigenmittel sollen die Gutachter ungewöhnlich schnell vorlegen – um den Jahreswechsel herum. Eine Steuer auf Lebensmittelabfälle hatte auch bereits der Haushaltsausschuss des Europaparlaments gefordert.

Frühere Beschlüsse zu EU-Abgaben wurden in Berlin durchaus kontrovers gesehen. Eine 2021 eingeführte Abgabe auf Kunststoffverpackungen zahlt der Bund bislang aus dem eigenen Haushalt. Derzeit verhandelt die Bundesregierung darüber, die Plastiksteuer ab 2025 oder 2026 tatsächlich zu erheben. Gebühren für öffentliche Leistungen wiederum machen bislang einen verschwindend geringen Teil der EU-Mittel aus. Der Vorstoß des BMWK dürfte auch darauf zielen, Forderungen nach höheren Zuschüssen aus den nationalen Haushalten für das EU-Budget abzuwehren.

SPD fordert europäische Körperschaftssteuer

Beim Koalitionspartner SPD trifft der Vorstoß des Grünen-geführten Wirtschaftsministeriums auf Zustimmung. “Wenn wir eine stärkere und handlungsfähigere EU wollen, müssen wir uns ernsthaft mit der Einführung echter Eigenmittel auf europäischer Ebene auseinandersetzen”, sagte Christian Petry, europapolitischer Sprecher der Sozialdemokraten im Bundestag.

“Dass im Rahmen des Gutachtens auch mögliche Verteilungswirkungen zwischen den Mitgliedstaaten und klimapolitische Lenkungseffekte in Betracht gezogen werden sollen, stimmt mich erwartungsvoll auf den Debattenbeitrag, den das Gutachten liefern könnte. Grundsätzlich könnte ich mir ein europäisches Steuerrecht, insbesondere bei der Körperschaftssteuer zur Verminderung legaler Steuervermeidung vorstellen”, so Petry weiter. ber

  • Abfall
  • EU-Haushalt
  • Lebensmittel
  • Methan
  • Steuern
  • Steuerpolitik

Verpackungen: Welchen Stellenwert Nachhaltigkeit für Konsumenten hat

Nachhaltigkeit ist den Verbrauchern auch bei der Verpackung von Produkten wichtig. Allerdings sind sie immer weniger bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen. Die internationale Strategieberatung Simon-Kucher führt dies in ihrer aktuellen Studie “Sustainable Product Packaging” darauf zurück, dass recycelte und wiederverwertbare Verpackungen zunehmend als Standard angesehen werden.

Nur noch 64 Prozent der Verbraucher akzeptieren einen Aufpreis

“Für Konsumenten sind nachhaltige Verpackungen bereits heute eine Voraussetzung”, sagt Daniel Bornemann, Senior Partner und Experte für die Papier- und Verpackungsindustrie bei Simon-Kucher. “Hersteller sollten jetzt handeln, um effiziente Lösungen zu entwickeln und dem Trend immer einen Schritt voraus zu sein.”

Laut einer repräsentativen Umfrage, die der Studie zugrunde liegt, sind heute nur 64 Prozent der Befragten bereit, für nachhaltig verpackte Waren mehr zu bezahlen. Im Jahr 2021 waren es noch 83 Prozent. Auch der Aufpreis, den diese Kunden zu zahlen bereit sind, ist leicht gesunken. Mit sechs Prozent des Warenwertes liegt er rund ein Prozent niedriger als noch vor drei Jahren.

CO₂-Bilanz ist Verbrauchern weniger wichtig

Verpackungen aus wiederverwertbaren, recycelten und biologisch abbaubaren Materialien werden von jeweils rund der Hälfte der Befragten klar bevorzugt. 55 Prozent der Verbraucher würden sogar gerne ganz oder weitestgehend auf Verpackungen verzichten. Eine ressourcenschonende Produktion und eine gute CO₂-Bilanz rangieren in der Nachhaltigkeitswahrnehmung hingegen auf den hinteren Plätzen und werden nur von rund einem Drittel der Befragten genannt.

“Die CO₂-Bilanz spielt für Verbraucher seit Jahren nur eine untergeordnete Rolle, wenn es um nachhaltige Verpackungen geht”, sagt Stephanie Sparber, Senior Director bei Simon-Kucher. “Vor allem im Vergleich zu anderen Branchen, wo die CO₂-Bilanz als wichtiges Nachhaltigkeitskriterium gilt. Greifbare Nachhaltigkeits-Attribute wie Recycling fallen bei Verpackungen stärker ins Gewicht.” ch

  • Nachhaltiger Konsum
  • Nachhaltigkeit
  • Recycling
  • Verpackungen

Agri-PV: Warum die Solarwirtschaft nur einen schleppenden Ausbau erwartet

Das Interesse an Agri-Photovoltaik wird durch das Solarpaket I schon bald deutlich zunehmen, meint Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW Solar). Trotzdem gibt es einen Flaschenhals: Lange baurechtliche Genehmigungsverfahren und Abstimmungsprozesse mit Netzbetreibern sowie Landeigentümern. Deshalb fordert der BSW Solar eine Privilegierung aller Agri-PV-Anlagen.

Von der ersten Anfrage beim Landeigentümer bis zur kommunalen Genehmigung eines Solarparks auf einer freien Fläche können zwei Jahre vergehen, erläutert der BSW Solar. Weitere Zeit verstreicht während der Teilnahme an einer EEG-Förderausschreibung. Die Inbetriebnahme erfolgt erst im Anschluss innerhalb einer gesetzlich vorgegebenen Frist von maximal zwei Jahren. Die Installation der PV-Anlage selbst ginge schnell, sagt Körnig; in der Regel in wenigen Tagen bis Wochen.

RED-III-Gesetz hat nur geringe Effekte

Im Unterschied zu Photovoltaik auf Gebäuden ist für Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen und auf anderen freien Flächen in den meisten Fällen noch eine reguläre Baugenehmigung der jeweiligen Kommune erforderlich. Lediglich Agri-PV-Anlagen, die in 200 Meter Abstand von einer Autobahn oder eines Schienenwegs mit mindestens zwei Hauptgleisen errichtet werden, und solche, die in räumlich-funktionalem Zusammenhang mit einem landwirtschaftlichen Betrieb stehen und eine Grundfläche von 2,5 Hektar nicht überschreiten, sind davon ausgenommen.

Kürzlich hat das Bundeskabinett das Gesetz zur Umsetzung der EU-Richtlinie RED III beschlossen, mit dem Ziel, Genehmigungsverfahren für Solar- und Windenergie zu beschleunigen. Körnig erwartet geringe Effekte für Agri-PV. Das Gesetz sieht zwar vor, Gebiete auszuweisen, in denen Vorgaben im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung weniger streng ausgelegt werden sollen. Aber, “die adressierten Umweltverträglichkeitsprüfungen stellen für die Photovoltaik bislang kein grundlegendes Hindernis dar”, sagt Körnig. mo

  • Agrarpolitik
  • Agrarwende
  • Agri-PV
  • Energiewende
  • Solar
Translation missing.

Time.Table

22.08.2024 / online
Pressekonferenz DBV-Erntebericht INFO

23.08.2024 – 11.00 Uhr / landwirtschaftlicher Obstbaubetrieb von Andreas Beck in Eberdingen
Pressekonferenz Ernte-Bericht des LBV
Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg und frisch wieder gewählter Präsident des Deutschen Bauernverbandes, sprechen sowie Betriebsinhaber und Landwirt Andreas Beck werden vor Ort sein. Zusätzlich stehen Fachreferenten des LBV für Ihre Rückfragen bereit.
Nach der Pressekonferenz gibt es eine kurze Betriebsbesichtigung vor Ort
INFO

27. – 29.08.2024 / Brüssel
Plenarsitzung Strategischer Dialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft
Zum letzten Mal kommen die Teilnehmenden des Strategischen Dialogs über die Zukunft der Landwirtschaft in der EU zur Plenarsitzung zusammen. Der Abschlussbericht des Stakeholder-Gremiums, auf dessen Basis die wiedergewählte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein politisches Visionspapier erstellen will, wird zum Ende des Sommers erwartet. INFO

29.08.2024 – 08:30 – 17:00 Uhr / Hof Schlamann in Lengerich
Messe Agri Idea Sprout
Das Format integriert interaktive Open Sessions zu verschiedenen Themenfeldern wie Agrartechnologien, Energiesysteme, Kreislaufwirtschaft und alternative Geschäftsmodelle. Gepaart mit inspirierenden Keynotes und Networking-Möglichkeiten fördert die Agri Idea Sprout spannende Impulse und intensiviert den Austausch zwischen relevanten Stakeholdern. Ziel ist es, gemeinsam holistische Lösungsansätze zu entwickeln, um die Herausforderungen der Agrarwirtschaft anzugehen und neue Wege für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu ebnen. INFO

04.09. – 06.09.2024 / Wir bauen Zukunft, Mecklenburg-Vorpommern
Festival Farm-Food-Climate Festival
Das Farm-Food-Climate Festival auf dem Gelände von “Wir bauen Zukunft” in Mecklenburg-Vorpommern bringt 250 Changemaker:innen und Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammen, um die Ernährungs- und Landwirtschaft in eine lebenswerte Zukunft steuern.
Themenschwerpunkte: Verwaltungsstrukturen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, zukunftsfähige Anbauformen und Betriebszweige, konstruktive und verbindende Narrative, Wertschaffung in resilienten Landschaften, Gestaltungskraft des Lebensmitteleinzelhandels, öffentlich und private Finanzmittel für die Transformation
INFO

05.09.2024 – 11.00 Uhr / online
Podcast LZ Coffee Break Food Report 2025
Die Food-Trend-Forscherin Hanni Rützler sieht in ihrem 12. Food Report Nachhaltigkeit als die zentrale Herausforderung für das gesamte Ernährungssystem. Mit innovativen Lösungen und Best Practices bietet sie den Unternehmen der Branche Anregungen für erfolgreiche Zukunftsstrategien. Der LZ Coffee Break mit Autorin Hanni Rützler gewährt Ihnen einen exklusiven Einblick in den Food Report 2025. Moderiert wird der LZ Coffee Break von Sven Lang, Verlagsleiter der LZ MEDIEN. INFO & ANMELDUNG

05. – 08.09.2024 / Messe Wels, Österreich
Fachmesse AgroTier 2024
Die AgroTier ist die wichtigste und größte Fachmesse Österreichs rund um die Innenwirtschaft und Grünlandbewirtschaftung. Diese Fachmesse richtet sich somit fokussiert an alle Tierhalter und Gemischtbetriebe in Österreich und dem angrenzenden Bayern. INFO

12.09.2024 – 16.30 – 23.00 Uhr / Berlin
DBV Seminar Alles auf Start:Up!
Besuch von Gründer:innen aus verschiedenen Bereichen des Agrar- und Ernährungssektors in Berlin. In einer Gruppe von maximal 20 Teilnehmenden wird es einen interaktiven Austausch mit Startups der Food- und Agtechbranche geben. Dieser wird begleitet von der AHA und beinhaltet ein Kennenlernen der Haltung, Ideenfindung, Fallstricke und Herausforderungen von Gründungen durch einen persönlichen Austausch mit Startup-Gründerinnen und Gründern. ANMELDUNG

12.09.2024 / Köln
Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. INFO

13.09. – 15.09.2024
Deutsche Waldtage 2024 Wald und WIssen
Unter dem Motto “Wald und Wissen” laden Forstleute, Waldbesitzer, sowie Vereine und Organisationen, die sich mit Wald befassen, bundesweit zu zahlreichen Veranstaltungen in die Wälder ein. Alle Menschen, denen der Wald am Herzen liegt, können diese besuchen und mit Waldakteuren ins Gespräch kommen. INFO

18.09.2024 / Amsterdam
Summit 25. European Foodservice Summit
Mehr als 200 Führungskräfte von Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern werden Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie sein. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Internationale Vordenker und Branchenexperten werden aktuelle Marktforschungsergebnisse vorstellen und Geschäftsstrategien und Chancen diskutieren. INFO

23.09.2024 / Brüssel
Europäischer Rat Landwirtschaft und Fischerei
Die Tagesordnung erscheint eine Woche vor der Tagung. INFO

25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. INFO

29.09. – 06.10.2024 / deutschlandweit
Aktionswoche des BMEL Zu gut für die Tonne! 2024
Sei es in der Außer-Haus-Verpflegung, im Handel, an Schulen und Kitas, im landwirtschaftlichen Bereich oder im digitalen Raum: Für jede und jeden gibt es Mitmach-Möglichkeiten wie zum Beispiel Quizzen, Koch-Workshops, Schulprojekte und Schnippelparties. Bei der diesjährigen Aktionswoche vom 29. September bis 6. Oktober geht es um Tipps und Tricks rund um das Planen von Einkäufen, das Lagern von Lebensmitteln und die Resteverwertung. INFO

Must-Reads

top agrar: Künast teilt gegen ZKL und Bauernverband aus

Grünen-Politikerin Renate Künast übt scharfe Kritik am Deutschen Bauernverband (DBV) und der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). “Der Bauernverband gibt sich erst kooperativ und grätscht dann doch immer wieder lobbymäßig rein und blockiert”, bemängelt die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin im Interview. Die Position, zusätzliche Umweltleistungen der Landwirtschaft könne es nur gegen mehr Honorierung geben, verkenne “die Realität des Klimawandels für Landwirte”, so Künast. In der ZKL seien derweil Konsumentinnen und Konsumenten nur unzureichend vertreten, vollständig fehle die Politik, kritisiert sie. Eine optimistischere Bilanz zieht Künast, die im nächsten Jahr nicht mehr für den Bundestag kandidiert, im Bereich Ernährung. Vieles sei angestoßen worden. Was noch fehle, sei aber ein Werbeverbot für Kinderlebensmittel. Zum Interview

Le Monde: Frankreich erlebt eine der niedrigsten Weizenernten der letzten 40 Jahre

Jüngsten Ernteschätzungen zufolge bleibt die Weizenernte in Frankreich in diesem Jahr um fast ein Viertel hinter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre zurück. Mit 26,3 Millionen Tonnen Weizen wäre die Ernte eine der schlechtesten der vergangenen 40 Jahre. Das teilt der statistische Dienst des Landwirtschaftsministeriums mit. Der mächtige Bauernverband FNSEA fordert von der Regierung, die nur noch geschäftsführend im Amt ist, dem Sektor mit finanziellen Hilfen unter die Arme zu greifen. Zum Artikel

swr: Erster Fall von Schweinepest in Baden-Württemberg festgestellt

In Baden-Württemberg wurde gestern erstmals ein mit Afrikanischer Schweinepest infiziertes Wildschwein gefunden. Ein Jäger hatte es bei Hemsbach (Rhein-Neckar-Kreis) erlegt. Die Seuche grassiert bereits seit Wochen in Rheinland-Pfalz und Hessen. Bei Wild- und Hausschweinen führt eine Infizierung mit dem Virus fast immer zum Tod. Für den Menschen ist das Schweinepest-Virus dagegen ungefährlich. Hausschweine seien in Baden-Württemberg aktuell nicht von der Seuche betroffen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, wurden Sperrzonen erweitert und strenge Maßnahmen wie Jagdverbote und tägliche Gesundheitskontrollen für Hausschweine eingeführt. Die Landesregierung hat zudem Schutzzäune errichtet und setzt Suchhunde ein, um weitere infizierte Wildschweine zu finden. Zum Artikel

Lebensmittelzeitung: Schweiz nimmt lange Zutatenlisten ins Visier

Das Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) plant, in seinen neuen Ernährungsempfehlungen den Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln stärker zu berücksichtigen. Im Fokus stehen insbesondere Fleischersatzprodukte und Lebensmittel mit langen Zutatenlisten. Die Eidgenössische Ernährungskommission (EEK) hatte in einem Antrag eine Situationsanalyse von Fleischersatzprodukten gefordert. Sie argumentiert, die Empfehlung, weniger tierische Nahrungsmittel zu konsumieren, würde einen höheren Verzehr von pflanzlichen Alternativ-Produkten mit hohem Verarbeitungsgrad mit sich bringen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat das Thema “ultra processed Food” dagegen in ihren jüngsten Empfehlungen bewusst nicht aufgegriffen. Zum Artikel

Heads

Annika Ahlers – Das Ende der Wertschöpfungskette in der Hand haben 

Annika Ahlers, Vorstandsvorsitzende der German Agrifood Society und Gründerin von “Erklärbauer”.

Sie ist nicht nur selbst Landwirtin, sondern auch Vorstandsvorsitzende der German Agrifood Society. Doch Annika Ahlers kam erst über Umwege zur Landwirtschaft. Zwar bewirtschafteten ihre Großeltern in ihrer Kindheit einen Hof, ihren eigentlichen “Berührungspunkt” mit der Branche fand sie aber erst später durch ein Auslandspraktikum auf einer Farm in Arizona. Umgeben von Wüstenland, zweieinhalb Autostunden von der nächsten Zivilisation entfernt, lernte sie vom 70-jährigen Range-Besitzer, autark zu leben.

“Das klingt vielleicht banal, aber letztlich hat er mir klargemacht, dass das Essen, das ich zu Hause relativ einfach kaufen konnte, mit ganz viel Arbeit zu tun hat“, erzählt Ahlers. Für die junge Frau, die eigentlich fest vorhatte, einmal im sozialen Bereich zu arbeiten, ist die Begegnung mit dem Landwirt ein “krasser Wendepunkt”. Zu Hause in Deutschland beginnt sie eine landwirtschaftliche Lehre, tauscht, wie sie selbst sagt, “Pumps gegen Gummistiefel.” 

“Alles, was du tust, musst du erklären können”

Diese richtungsweisende Begegnung liegt elf Jahre zurück. Heute ist Ahlers Unternehmerin, hat in verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben gearbeitet, in ihrer Heimat mit der “Münsterländer Bauernbox” einen Online-Hofladen gegründet und sich mit dem “StadtLandDialog” als Beraterin und Moderatorin selbstständig gemacht.

2017 gründete sie “Erklärbauer, einen Social-Media-Kanal, auf dem sie landwirtschaftliches Wissen vermittelt und Fragen beantwortet. Ein Projekt, das ihr viele Türen öffne und sie motiviere, noch stärker in den Austausch mit verschiedenen Akteuren zu treten, erklärt Ahlers. Dabei nehme sie sich immer den Grundsatz zu Herzen, den ihr einst ein Lehrer in der Ausbildung mit auf den Weg gab: “Alles, was du tust, musst du erklären können. Und wenn du irgendwann an einen Punkt kommst, wo du es nicht mehr erklären kannst, solltest du das hinterfragen und nach anderen Lösungen suchen.” 

Haltung und Transparenz wichtiger als ein Siegel 

Vor eineinhalb Jahren ist die Landwirtin, die auch in der Nährstoff- und Ackerbauberatung sowie ganzheitlich in der Betriebsberatung tätig war, auf dem Hof ihres Partners in Everswinkel im Münsterland eingestiegen. Dort hat das Paar in den letzten Jahren bewusst einen eigenständigen unternehmerischen Kreislauf geschaffen. Für Ahlers eine Lösung, um “der immer stärker werdenden Abhängigkeit des Systems” zu entkommen. “Mein Partner und ich sehen uns als Unternehmer und möchten nicht einfach am Anfang der Kette sitzen, sondern auch das Ende der Wertschöpfungskette in der Hand haben.

Auf ihrem Betrieb halten die beiden Iberico-Schweine und nutzen dabei eine Kombination aus Stall- und Freilandhaltung. Am Ende stehen Eventgastronomie und Direktvermarktung. Auch der Verzicht auf ein Bio-Siegel gehört für Ahlers zum Streben nach Unabhängigkeit: “Wir produzieren Futter auf den eigenen Flächen, zeigen die Haltung und Produktion transparent. Wir verkaufen unter eigener Marke und mit eigener Story. Die erzählt mehr als ein Siegel.” 

Abwanderung von Start-ups Grund zur Besorgnis

Unternehmerische Herausforderungen und Schwierigkeiten aus der landwirtschaftlichen Praxis adressiert Ahlers seit September 2023 im Vorstand der German Agrifood Society. Bürokratieabbau und die Zukunft des landwirtschaftlichen Standorts Deutschland gehören zu den großen Themen, die auf der Tagesordnung stehen.

Ahlers, die sich grundsätzlich als Optimistin bezeichnet, zeigt sich besorgt: “Wir haben eine coole Gründerszene, coole Ideen, coole Lösungen, aber die wandern uns ab. Die gehen nach Israel und in die USA. Dort sitzen Investoren, die das an Land ziehen. Das sollten wir hier schaffen – das ist ja nur im gesellschaftlichen und politischen Interesse. Aber die Realität sieht anders aus.” Stefanie Ludwig

  • Agrarpolitik
  • Agrarwende

Mehr von Table.Briefings

China.Table: Naturkatastrophen: So leidet die Wirtschaft

Wegen extremer Regenfälle und schwerer Überschwemmungen haben sich in China die wirtschaftlichen Verluste durch Naturkatastrophen im Juli im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Fast 26,4 Millionen Menschen in ganz China waren von den Naturkatastrophen betroffen. Gewitter, Winde und Hagel beschädigten auch Ernten und Gewächshäuser. Landesweit waren 2,42 Millionen Hektar landwirtschaftliche Anbaufläche betroffen. Zum Artikel

ESG.Table: Baumwollproduktion: Wie Aid by Trade Frauen in Afrika fördert

Eine neue Studie der Aid by Trade Foundation nimmt die Auswirkungen ihrer Stiftungsarbeit für Frauen in der Landwirtschaft in Afrika in den Blick. Dazu wurden über 500 Landwirtinnen und Landwirte befragt. Frauen, die nach dem stiftungseigenen “Cotton made in Africa”-Standard produzieren, übernähmen zunehmend Führungsrollen, gründeten Kooperativen und erschlössen neue Einkommensquellen, so das Fazit. Die Studie basiert auf dem “Women’s Empowerment in Agriculture Index” und misst die Stärkung von Frauen in fünf Landwirtschaftssektoren sowie die Genderparität in den Haushalten. Zum Artikel

Agrifood.Table Redaktion

AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    für seine laufende EU-Ratspräsidentschaft hat sich Ungarn das Thema Wettbewerbsfähigkeit als oberste Priorität auf die Fahnen geschrieben. Er wolle den Rest der EU vom Wert “gesunden Wettbewerbs überzeugen”, schrieb Regierungschef Viktor Orbán zum Start der Präsidentschaft in einem Gastbeitrag in der Financial Times. Die EU bürde Unternehmen in Sachen Steuern und Regulierung zu viel auf, postulierte er.

    Doch im eigenen Land fährt Orbán eine ganz andere Linie. Die Regierung in Budapest macht keinen Hehl daraus, dass sie in strategischen Branchen den Anteil ausländischer Unternehmen gezielt senken will. Auch Supermarktketten aus Deutschland und anderen EU-Ländern sind betroffen. Zum Beispiel von Steuern, die sie aus Sicht der EU-Kommission gegenüber ungarischen Konkurrenten überproportional belasten. Ob auch das für Orbán Teil des “gesunden Wettbewerbs” ist, hat er bisher nicht erklärt.

    Die Hintergründe zur schwierigen Lage ausländischer LEH-Unternehmen in Ungarn kennt meine Kollegin Merle Heusmann. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

    Ihre
    Julia Dahm
    Bild von Julia  Dahm

    Analyse

    Einzelhandel: Warum Ungarn für ausländische Unternehmen immer unattraktiver wird

    Es sind schwere Zeiten für ausländische Lebensmittelhändler in Ungarn. Seit Jahren sehen sie sich in dem Land mit Sondersteuern, bürokratischen Hürden und Kontrollen konfrontiert, die einheimische Supermarktketten nicht im gleichen Maße zu befürchten haben. Nachdem die ungarische Regierung vor Kurzem eine besonders kontroverse Regulierung ausgesetzt hat, arbeitet sie derzeit offenbar schon wieder an einer neuen Steuer, die zulasten ausländischer Lebensmittelhändler gehen könnte.

    Dass Ungarn “in den strategischen Hauptbranchen den Anteil ausländischer Unternehmen senken” möchte, wie es Adrian Stadnicki, Regionaldirektor Mittelosteuropa beim Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, beschreibt, ist keine neue Entwicklung. Die ungarische Regierung kommuniziere seit den 2010er-Jahren ihre Ziele offen und transparent, sagt Stadnicki. Sektoren wie beispielsweise der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) seien seitdem von zahlreichen Maßnahmen betroffen.

    Sondersteuern belasten ausländische LEH-Konzerne

    2020 führte die Regierung von Viktor Orbán eine Einzelhandelssteuer ein, die große ausländische Lebensmittelkonzerne dazu verpflichtet, 4,5 Prozent auf ihren Jahresumsatz zu entrichten. In der Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kamen zwischenzeitlich staatlich festgelegte Preisobergrenzen für einige Grundnahrungsmittel und eine sogenannte Bevorratungspflicht hinzu. Ausländische Unternehmen seien in diesem Zusammenhang besonders häufig kontrolliert worden, sagt Stadnicki.

    Die Preisobergrenzen sind nun zwar zum 30. Juni 2024 ausgelaufen, sektorspezifische Sondersteuern belasten die ausländischen LEH-Konzerne aber weiterhin. Anfang Juli kündigte die ungarische Regierung an, die Einzelhandelssteuer auch 2025 nicht streichen zu wollen. Orbáns Stabschef Gergely Gulyás stellte einen Anti-Kriegs-Aktionsplan vor, in dessen Rahmen die ungarische Regierung jene Unternehmen zur Zahlung eines Verteidigungsbeitrags verpflichten will, die in Kriegszeiten zusätzliche Gewinne einstrichen.

    Ausländische Unternehmen werden aufgefordert, Ungarn zu verlassen

    Die EU-Kommission kommt in ihrem Länderbericht zu Ungarn von Juni 2024 zu dem Ergebnis, dass die sektorspezifischen Steuern eine unverhältnismäßig hohe Belastung für die betroffenen Unternehmen darstellten und das Funktionieren des Binnenmarkts beeinträchtigten. “Der Einzelhandelssektor ist mit besonderen Vorschriften konfrontiert, die Entwicklung behindern“, heißt es in dem Bericht. Die Steuer auf den Einzelhandel belaste überproportional größere Unternehmen, die sich in der Regel in ausländischem Besitz befänden.

    Daraus, dass die Regierung von Orbán insbesondere ausländische Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels und der Baubranche aus dem Land haben will, macht sie keinen Hehl. So erklärte etwa der ungarische Bau- und Verkehrsminister János Lázár zuletzt immer wieder öffentlich, es sei Zeit, ausländische Firmen “nach Hause zu schicken”, oder, es wäre besser für sie, ihre Tochtergesellschaften zu verkaufen und Ungarn “zu verlassen”.

    Nachgekommen ist dieser Aufforderung vergangenes Jahr die französische Einzelhandelskette Auchan. Ende November 2023 brach sich die Nachricht Bahn, Auchan habe fast die Hälfte ihres Ungarn-Geschäfts an die ungarische Indotek-Gruppe des Milliardärs Daniel Jellinek verkauft, der laut Medienberichten dem Schwiegersohn von Orbán nahesteht.

    Spar reicht Beschwerde bei der EU-Kommission ein

    Der österreichische Lebensmittelkonzern Spar, Ungarns zweitgrößter Lebensmittelhändler nach Lidl, hat sich für einen anderen Weg entschieden, auf diese Signale zu reagieren: den der öffentlichen Konfrontation. Vor wenigen Monaten hat Spar bei der EU-Kommission Beschwerde eingelegt. In der Folge kündigte die ungarische Regierung an, den Spar-Konzern wegen Verleumdung zu verklagen. “Man will uns vertreiben”, sagte Nicole Bergmann, Sprecherin des Spar-Managements, Mitte Juli dem ORF.

    In den Beschwerdebriefen wandte sich Spar nicht nur an die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissionsvizepräsidentin Margrethe Vestager und den Binnenmarktkommissar Thierry Breton, sondern forderte auch – gemeinsam mit der österreichischen Regierung – die Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens. Ob die EU-Kommission dieser Aufforderung nachkommen wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Auf Anfrage von Table.Briefings teilt eine Sprecherin mit: “Die Kommission äußert sich nicht zum Stand der Dinge oder zu den Fristen für die Bearbeitung von Beschwerden.”

    Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft richtet Brief an Habeck

    Währenddessen wurde auch die Bundesregierung aufgerufen, die Forderung nach der Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens zu unterstützen. In einem Brief wandte sich zuletzt der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und forderte ihn zum Handeln auf.

    Wie schwierig die Situation in Ungarn auch für deutsche LEH-Unternehmen ist, weiß die Geschäftsführerin für Europapolitik des Handelsverbands Deutschland (HDE), Antje Gerstein. “In den vergangenen Jahren kam es wiederholt zu Problemen für Unternehmen aus dem deutschen Lebensmittelhandel in Ungarn”, sagt Gerstein. Der HDE setze sich deshalb mit Nachdruck bei den zuständigen EU-Institutionen für entsprechende Maßnahmen gegen immer wieder neu geschaffene protektionistische Gesetze in Ungarn ein. “Der Binnenmarkt und der Rechtsrahmen der EU müssen auch in Ungarn gelten”, fordert Gerstein.

    Deutsche Lebensmittelhändler halten sich bedeckt

    Die deutschen Lebensmittel-Handelskonzerne selbst, die teilweise großflächig in Ungarn operieren, halten sich derweil mit direkter Kritik an den ungarischen Behörden zurück. Lediglich die Schwarz-Gruppe, die mit ihren Lidl-Discountern als Marktführer im ungarischen Lebensmittelhandel gilt, teilt auf Anfrage mit: “Wir halten uns grundsätzlich an gesetzliche Vorgaben und stellen uns dem Wettbewerb in Ungarn. Dabei plädieren wir für einen fairen Wettbewerb und Voraussetzungen, die für alle nationalen und internationalen Marktteilnehmer gleich sind.” Von der Rewe Group und Aldi Süd heißt es unisono: kein Kommentar.

    Während sich Österreichs Spar der ungarischen Regierung öffentlich entgegenstellt, halten deutsche Lebensmittelhändler den Ball also erstaunlich flach. Das könnte nicht nur mit der Angst vor verschärften Kontrollen zusammenhängen, sondern auch mit dem möglichen Verhalten weiterer EU-Länder. Stadnicki vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft äußert die Befürchtung, dass andere Mitgliedstaaten es Ungarn gleichtun und ähnlich protektionistische Maßnahmen auf den Weg bringen könnten. Fest steht dabei für ihn: “In Europa darf sich das Modell der systematischen Diskriminierung von ausländischen Unternehmen nicht etablieren.”

    • Handel
    • Lebensmittel
    • Ungarn
    • Viktor Orban
    • Wirtschaftsministerium
    Translation missing.

    News

    EU-Eigenmittel: BMWK bringt Steuer auf Lebensmittelabfälle ins Spiel

    Zur Finanzierung des EU-Haushalts erwägt das Bundeswirtschaftsministerium, sich für Abgaben auf Lebensmittelabfälle und Methanemissionen im Öl- und Gassektor einzusetzen. Das BMWK veröffentlichte vor wenigen Tagen eine Ausschreibung für ein Gutachten zu Eigenmitteln der EU. Vor Beginn der neuen Haushaltsperiode 2027 suchen die Brüsseler Institutionen derzeit nach Möglichkeiten, neue, eigene Finanzierungsquellen für die Europäische Union einzuführen.

    “Ziel dieses Gutachtens ist vor diesem Hintergrund, Vorschläge für neue Eigenmittel zu erarbeiten, auch solcher, die bislang noch nicht in der Mitte der politischen Diskussion stehen”, heißt es in der Ausschreibung des BMWK. Der Fokus solle auf sogenannten genuinen Eigenmitteln liegen, die direkt erhoben werden und nicht über nationale Haushalte laufen.

    Vorschläge schon Anfang 2025

    “So sind etwa Optionen für Eigenmittel auf Grundlage von Lebensmittelabfällen (statistikbasiertes Eigenmittel) oder einer Abgabe auf Upstream-Methanemissionen im Öl- und Gassektor im Rahmen des Gutachtens zu prüfen. In die Analyse ist zudem ausdrücklich auch die Prüfung von Optionen für eine (stärkere) Finanzierung der EU über Gebühren einzubeziehen”, schreibt das Ministerium weiter. Die Vorschläge für neue Eigenmittel sollen die Gutachter ungewöhnlich schnell vorlegen – um den Jahreswechsel herum. Eine Steuer auf Lebensmittelabfälle hatte auch bereits der Haushaltsausschuss des Europaparlaments gefordert.

    Frühere Beschlüsse zu EU-Abgaben wurden in Berlin durchaus kontrovers gesehen. Eine 2021 eingeführte Abgabe auf Kunststoffverpackungen zahlt der Bund bislang aus dem eigenen Haushalt. Derzeit verhandelt die Bundesregierung darüber, die Plastiksteuer ab 2025 oder 2026 tatsächlich zu erheben. Gebühren für öffentliche Leistungen wiederum machen bislang einen verschwindend geringen Teil der EU-Mittel aus. Der Vorstoß des BMWK dürfte auch darauf zielen, Forderungen nach höheren Zuschüssen aus den nationalen Haushalten für das EU-Budget abzuwehren.

    SPD fordert europäische Körperschaftssteuer

    Beim Koalitionspartner SPD trifft der Vorstoß des Grünen-geführten Wirtschaftsministeriums auf Zustimmung. “Wenn wir eine stärkere und handlungsfähigere EU wollen, müssen wir uns ernsthaft mit der Einführung echter Eigenmittel auf europäischer Ebene auseinandersetzen”, sagte Christian Petry, europapolitischer Sprecher der Sozialdemokraten im Bundestag.

    “Dass im Rahmen des Gutachtens auch mögliche Verteilungswirkungen zwischen den Mitgliedstaaten und klimapolitische Lenkungseffekte in Betracht gezogen werden sollen, stimmt mich erwartungsvoll auf den Debattenbeitrag, den das Gutachten liefern könnte. Grundsätzlich könnte ich mir ein europäisches Steuerrecht, insbesondere bei der Körperschaftssteuer zur Verminderung legaler Steuervermeidung vorstellen”, so Petry weiter. ber

    • Abfall
    • EU-Haushalt
    • Lebensmittel
    • Methan
    • Steuern
    • Steuerpolitik

    Verpackungen: Welchen Stellenwert Nachhaltigkeit für Konsumenten hat

    Nachhaltigkeit ist den Verbrauchern auch bei der Verpackung von Produkten wichtig. Allerdings sind sie immer weniger bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen. Die internationale Strategieberatung Simon-Kucher führt dies in ihrer aktuellen Studie “Sustainable Product Packaging” darauf zurück, dass recycelte und wiederverwertbare Verpackungen zunehmend als Standard angesehen werden.

    Nur noch 64 Prozent der Verbraucher akzeptieren einen Aufpreis

    “Für Konsumenten sind nachhaltige Verpackungen bereits heute eine Voraussetzung”, sagt Daniel Bornemann, Senior Partner und Experte für die Papier- und Verpackungsindustrie bei Simon-Kucher. “Hersteller sollten jetzt handeln, um effiziente Lösungen zu entwickeln und dem Trend immer einen Schritt voraus zu sein.”

    Laut einer repräsentativen Umfrage, die der Studie zugrunde liegt, sind heute nur 64 Prozent der Befragten bereit, für nachhaltig verpackte Waren mehr zu bezahlen. Im Jahr 2021 waren es noch 83 Prozent. Auch der Aufpreis, den diese Kunden zu zahlen bereit sind, ist leicht gesunken. Mit sechs Prozent des Warenwertes liegt er rund ein Prozent niedriger als noch vor drei Jahren.

    CO₂-Bilanz ist Verbrauchern weniger wichtig

    Verpackungen aus wiederverwertbaren, recycelten und biologisch abbaubaren Materialien werden von jeweils rund der Hälfte der Befragten klar bevorzugt. 55 Prozent der Verbraucher würden sogar gerne ganz oder weitestgehend auf Verpackungen verzichten. Eine ressourcenschonende Produktion und eine gute CO₂-Bilanz rangieren in der Nachhaltigkeitswahrnehmung hingegen auf den hinteren Plätzen und werden nur von rund einem Drittel der Befragten genannt.

    “Die CO₂-Bilanz spielt für Verbraucher seit Jahren nur eine untergeordnete Rolle, wenn es um nachhaltige Verpackungen geht”, sagt Stephanie Sparber, Senior Director bei Simon-Kucher. “Vor allem im Vergleich zu anderen Branchen, wo die CO₂-Bilanz als wichtiges Nachhaltigkeitskriterium gilt. Greifbare Nachhaltigkeits-Attribute wie Recycling fallen bei Verpackungen stärker ins Gewicht.” ch

    • Nachhaltiger Konsum
    • Nachhaltigkeit
    • Recycling
    • Verpackungen

    Agri-PV: Warum die Solarwirtschaft nur einen schleppenden Ausbau erwartet

    Das Interesse an Agri-Photovoltaik wird durch das Solarpaket I schon bald deutlich zunehmen, meint Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW Solar). Trotzdem gibt es einen Flaschenhals: Lange baurechtliche Genehmigungsverfahren und Abstimmungsprozesse mit Netzbetreibern sowie Landeigentümern. Deshalb fordert der BSW Solar eine Privilegierung aller Agri-PV-Anlagen.

    Von der ersten Anfrage beim Landeigentümer bis zur kommunalen Genehmigung eines Solarparks auf einer freien Fläche können zwei Jahre vergehen, erläutert der BSW Solar. Weitere Zeit verstreicht während der Teilnahme an einer EEG-Förderausschreibung. Die Inbetriebnahme erfolgt erst im Anschluss innerhalb einer gesetzlich vorgegebenen Frist von maximal zwei Jahren. Die Installation der PV-Anlage selbst ginge schnell, sagt Körnig; in der Regel in wenigen Tagen bis Wochen.

    RED-III-Gesetz hat nur geringe Effekte

    Im Unterschied zu Photovoltaik auf Gebäuden ist für Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen und auf anderen freien Flächen in den meisten Fällen noch eine reguläre Baugenehmigung der jeweiligen Kommune erforderlich. Lediglich Agri-PV-Anlagen, die in 200 Meter Abstand von einer Autobahn oder eines Schienenwegs mit mindestens zwei Hauptgleisen errichtet werden, und solche, die in räumlich-funktionalem Zusammenhang mit einem landwirtschaftlichen Betrieb stehen und eine Grundfläche von 2,5 Hektar nicht überschreiten, sind davon ausgenommen.

    Kürzlich hat das Bundeskabinett das Gesetz zur Umsetzung der EU-Richtlinie RED III beschlossen, mit dem Ziel, Genehmigungsverfahren für Solar- und Windenergie zu beschleunigen. Körnig erwartet geringe Effekte für Agri-PV. Das Gesetz sieht zwar vor, Gebiete auszuweisen, in denen Vorgaben im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung weniger streng ausgelegt werden sollen. Aber, “die adressierten Umweltverträglichkeitsprüfungen stellen für die Photovoltaik bislang kein grundlegendes Hindernis dar”, sagt Körnig. mo

    • Agrarpolitik
    • Agrarwende
    • Agri-PV
    • Energiewende
    • Solar
    Translation missing.

    Time.Table

    22.08.2024 / online
    Pressekonferenz DBV-Erntebericht INFO

    23.08.2024 – 11.00 Uhr / landwirtschaftlicher Obstbaubetrieb von Andreas Beck in Eberdingen
    Pressekonferenz Ernte-Bericht des LBV
    Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg und frisch wieder gewählter Präsident des Deutschen Bauernverbandes, sprechen sowie Betriebsinhaber und Landwirt Andreas Beck werden vor Ort sein. Zusätzlich stehen Fachreferenten des LBV für Ihre Rückfragen bereit.
    Nach der Pressekonferenz gibt es eine kurze Betriebsbesichtigung vor Ort
    INFO

    27. – 29.08.2024 / Brüssel
    Plenarsitzung Strategischer Dialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft
    Zum letzten Mal kommen die Teilnehmenden des Strategischen Dialogs über die Zukunft der Landwirtschaft in der EU zur Plenarsitzung zusammen. Der Abschlussbericht des Stakeholder-Gremiums, auf dessen Basis die wiedergewählte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein politisches Visionspapier erstellen will, wird zum Ende des Sommers erwartet. INFO

    29.08.2024 – 08:30 – 17:00 Uhr / Hof Schlamann in Lengerich
    Messe Agri Idea Sprout
    Das Format integriert interaktive Open Sessions zu verschiedenen Themenfeldern wie Agrartechnologien, Energiesysteme, Kreislaufwirtschaft und alternative Geschäftsmodelle. Gepaart mit inspirierenden Keynotes und Networking-Möglichkeiten fördert die Agri Idea Sprout spannende Impulse und intensiviert den Austausch zwischen relevanten Stakeholdern. Ziel ist es, gemeinsam holistische Lösungsansätze zu entwickeln, um die Herausforderungen der Agrarwirtschaft anzugehen und neue Wege für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu ebnen. INFO

    04.09. – 06.09.2024 / Wir bauen Zukunft, Mecklenburg-Vorpommern
    Festival Farm-Food-Climate Festival
    Das Farm-Food-Climate Festival auf dem Gelände von “Wir bauen Zukunft” in Mecklenburg-Vorpommern bringt 250 Changemaker:innen und Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammen, um die Ernährungs- und Landwirtschaft in eine lebenswerte Zukunft steuern.
    Themenschwerpunkte: Verwaltungsstrukturen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, zukunftsfähige Anbauformen und Betriebszweige, konstruktive und verbindende Narrative, Wertschaffung in resilienten Landschaften, Gestaltungskraft des Lebensmitteleinzelhandels, öffentlich und private Finanzmittel für die Transformation
    INFO

    05.09.2024 – 11.00 Uhr / online
    Podcast LZ Coffee Break Food Report 2025
    Die Food-Trend-Forscherin Hanni Rützler sieht in ihrem 12. Food Report Nachhaltigkeit als die zentrale Herausforderung für das gesamte Ernährungssystem. Mit innovativen Lösungen und Best Practices bietet sie den Unternehmen der Branche Anregungen für erfolgreiche Zukunftsstrategien. Der LZ Coffee Break mit Autorin Hanni Rützler gewährt Ihnen einen exklusiven Einblick in den Food Report 2025. Moderiert wird der LZ Coffee Break von Sven Lang, Verlagsleiter der LZ MEDIEN. INFO & ANMELDUNG

    05. – 08.09.2024 / Messe Wels, Österreich
    Fachmesse AgroTier 2024
    Die AgroTier ist die wichtigste und größte Fachmesse Österreichs rund um die Innenwirtschaft und Grünlandbewirtschaftung. Diese Fachmesse richtet sich somit fokussiert an alle Tierhalter und Gemischtbetriebe in Österreich und dem angrenzenden Bayern. INFO

    12.09.2024 – 16.30 – 23.00 Uhr / Berlin
    DBV Seminar Alles auf Start:Up!
    Besuch von Gründer:innen aus verschiedenen Bereichen des Agrar- und Ernährungssektors in Berlin. In einer Gruppe von maximal 20 Teilnehmenden wird es einen interaktiven Austausch mit Startups der Food- und Agtechbranche geben. Dieser wird begleitet von der AHA und beinhaltet ein Kennenlernen der Haltung, Ideenfindung, Fallstricke und Herausforderungen von Gründungen durch einen persönlichen Austausch mit Startup-Gründerinnen und Gründern. ANMELDUNG

    12.09.2024 / Köln
    Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
    Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. INFO

    13.09. – 15.09.2024
    Deutsche Waldtage 2024 Wald und WIssen
    Unter dem Motto “Wald und Wissen” laden Forstleute, Waldbesitzer, sowie Vereine und Organisationen, die sich mit Wald befassen, bundesweit zu zahlreichen Veranstaltungen in die Wälder ein. Alle Menschen, denen der Wald am Herzen liegt, können diese besuchen und mit Waldakteuren ins Gespräch kommen. INFO

    18.09.2024 / Amsterdam
    Summit 25. European Foodservice Summit
    Mehr als 200 Führungskräfte von Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern werden Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie sein. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Internationale Vordenker und Branchenexperten werden aktuelle Marktforschungsergebnisse vorstellen und Geschäftsstrategien und Chancen diskutieren. INFO

    23.09.2024 / Brüssel
    Europäischer Rat Landwirtschaft und Fischerei
    Die Tagesordnung erscheint eine Woche vor der Tagung. INFO

    25.09.2024 / Düsseldorf
    Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
    Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. INFO

    29.09. – 06.10.2024 / deutschlandweit
    Aktionswoche des BMEL Zu gut für die Tonne! 2024
    Sei es in der Außer-Haus-Verpflegung, im Handel, an Schulen und Kitas, im landwirtschaftlichen Bereich oder im digitalen Raum: Für jede und jeden gibt es Mitmach-Möglichkeiten wie zum Beispiel Quizzen, Koch-Workshops, Schulprojekte und Schnippelparties. Bei der diesjährigen Aktionswoche vom 29. September bis 6. Oktober geht es um Tipps und Tricks rund um das Planen von Einkäufen, das Lagern von Lebensmitteln und die Resteverwertung. INFO

    Must-Reads

    top agrar: Künast teilt gegen ZKL und Bauernverband aus

    Grünen-Politikerin Renate Künast übt scharfe Kritik am Deutschen Bauernverband (DBV) und der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). “Der Bauernverband gibt sich erst kooperativ und grätscht dann doch immer wieder lobbymäßig rein und blockiert”, bemängelt die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin im Interview. Die Position, zusätzliche Umweltleistungen der Landwirtschaft könne es nur gegen mehr Honorierung geben, verkenne “die Realität des Klimawandels für Landwirte”, so Künast. In der ZKL seien derweil Konsumentinnen und Konsumenten nur unzureichend vertreten, vollständig fehle die Politik, kritisiert sie. Eine optimistischere Bilanz zieht Künast, die im nächsten Jahr nicht mehr für den Bundestag kandidiert, im Bereich Ernährung. Vieles sei angestoßen worden. Was noch fehle, sei aber ein Werbeverbot für Kinderlebensmittel. Zum Interview

    Le Monde: Frankreich erlebt eine der niedrigsten Weizenernten der letzten 40 Jahre

    Jüngsten Ernteschätzungen zufolge bleibt die Weizenernte in Frankreich in diesem Jahr um fast ein Viertel hinter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre zurück. Mit 26,3 Millionen Tonnen Weizen wäre die Ernte eine der schlechtesten der vergangenen 40 Jahre. Das teilt der statistische Dienst des Landwirtschaftsministeriums mit. Der mächtige Bauernverband FNSEA fordert von der Regierung, die nur noch geschäftsführend im Amt ist, dem Sektor mit finanziellen Hilfen unter die Arme zu greifen. Zum Artikel

    swr: Erster Fall von Schweinepest in Baden-Württemberg festgestellt

    In Baden-Württemberg wurde gestern erstmals ein mit Afrikanischer Schweinepest infiziertes Wildschwein gefunden. Ein Jäger hatte es bei Hemsbach (Rhein-Neckar-Kreis) erlegt. Die Seuche grassiert bereits seit Wochen in Rheinland-Pfalz und Hessen. Bei Wild- und Hausschweinen führt eine Infizierung mit dem Virus fast immer zum Tod. Für den Menschen ist das Schweinepest-Virus dagegen ungefährlich. Hausschweine seien in Baden-Württemberg aktuell nicht von der Seuche betroffen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, wurden Sperrzonen erweitert und strenge Maßnahmen wie Jagdverbote und tägliche Gesundheitskontrollen für Hausschweine eingeführt. Die Landesregierung hat zudem Schutzzäune errichtet und setzt Suchhunde ein, um weitere infizierte Wildschweine zu finden. Zum Artikel

    Lebensmittelzeitung: Schweiz nimmt lange Zutatenlisten ins Visier

    Das Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) plant, in seinen neuen Ernährungsempfehlungen den Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln stärker zu berücksichtigen. Im Fokus stehen insbesondere Fleischersatzprodukte und Lebensmittel mit langen Zutatenlisten. Die Eidgenössische Ernährungskommission (EEK) hatte in einem Antrag eine Situationsanalyse von Fleischersatzprodukten gefordert. Sie argumentiert, die Empfehlung, weniger tierische Nahrungsmittel zu konsumieren, würde einen höheren Verzehr von pflanzlichen Alternativ-Produkten mit hohem Verarbeitungsgrad mit sich bringen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat das Thema “ultra processed Food” dagegen in ihren jüngsten Empfehlungen bewusst nicht aufgegriffen. Zum Artikel

    Heads

    Annika Ahlers – Das Ende der Wertschöpfungskette in der Hand haben 

    Annika Ahlers, Vorstandsvorsitzende der German Agrifood Society und Gründerin von “Erklärbauer”.

    Sie ist nicht nur selbst Landwirtin, sondern auch Vorstandsvorsitzende der German Agrifood Society. Doch Annika Ahlers kam erst über Umwege zur Landwirtschaft. Zwar bewirtschafteten ihre Großeltern in ihrer Kindheit einen Hof, ihren eigentlichen “Berührungspunkt” mit der Branche fand sie aber erst später durch ein Auslandspraktikum auf einer Farm in Arizona. Umgeben von Wüstenland, zweieinhalb Autostunden von der nächsten Zivilisation entfernt, lernte sie vom 70-jährigen Range-Besitzer, autark zu leben.

    “Das klingt vielleicht banal, aber letztlich hat er mir klargemacht, dass das Essen, das ich zu Hause relativ einfach kaufen konnte, mit ganz viel Arbeit zu tun hat“, erzählt Ahlers. Für die junge Frau, die eigentlich fest vorhatte, einmal im sozialen Bereich zu arbeiten, ist die Begegnung mit dem Landwirt ein “krasser Wendepunkt”. Zu Hause in Deutschland beginnt sie eine landwirtschaftliche Lehre, tauscht, wie sie selbst sagt, “Pumps gegen Gummistiefel.” 

    “Alles, was du tust, musst du erklären können”

    Diese richtungsweisende Begegnung liegt elf Jahre zurück. Heute ist Ahlers Unternehmerin, hat in verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben gearbeitet, in ihrer Heimat mit der “Münsterländer Bauernbox” einen Online-Hofladen gegründet und sich mit dem “StadtLandDialog” als Beraterin und Moderatorin selbstständig gemacht.

    2017 gründete sie “Erklärbauer, einen Social-Media-Kanal, auf dem sie landwirtschaftliches Wissen vermittelt und Fragen beantwortet. Ein Projekt, das ihr viele Türen öffne und sie motiviere, noch stärker in den Austausch mit verschiedenen Akteuren zu treten, erklärt Ahlers. Dabei nehme sie sich immer den Grundsatz zu Herzen, den ihr einst ein Lehrer in der Ausbildung mit auf den Weg gab: “Alles, was du tust, musst du erklären können. Und wenn du irgendwann an einen Punkt kommst, wo du es nicht mehr erklären kannst, solltest du das hinterfragen und nach anderen Lösungen suchen.” 

    Haltung und Transparenz wichtiger als ein Siegel 

    Vor eineinhalb Jahren ist die Landwirtin, die auch in der Nährstoff- und Ackerbauberatung sowie ganzheitlich in der Betriebsberatung tätig war, auf dem Hof ihres Partners in Everswinkel im Münsterland eingestiegen. Dort hat das Paar in den letzten Jahren bewusst einen eigenständigen unternehmerischen Kreislauf geschaffen. Für Ahlers eine Lösung, um “der immer stärker werdenden Abhängigkeit des Systems” zu entkommen. “Mein Partner und ich sehen uns als Unternehmer und möchten nicht einfach am Anfang der Kette sitzen, sondern auch das Ende der Wertschöpfungskette in der Hand haben.

    Auf ihrem Betrieb halten die beiden Iberico-Schweine und nutzen dabei eine Kombination aus Stall- und Freilandhaltung. Am Ende stehen Eventgastronomie und Direktvermarktung. Auch der Verzicht auf ein Bio-Siegel gehört für Ahlers zum Streben nach Unabhängigkeit: “Wir produzieren Futter auf den eigenen Flächen, zeigen die Haltung und Produktion transparent. Wir verkaufen unter eigener Marke und mit eigener Story. Die erzählt mehr als ein Siegel.” 

    Abwanderung von Start-ups Grund zur Besorgnis

    Unternehmerische Herausforderungen und Schwierigkeiten aus der landwirtschaftlichen Praxis adressiert Ahlers seit September 2023 im Vorstand der German Agrifood Society. Bürokratieabbau und die Zukunft des landwirtschaftlichen Standorts Deutschland gehören zu den großen Themen, die auf der Tagesordnung stehen.

    Ahlers, die sich grundsätzlich als Optimistin bezeichnet, zeigt sich besorgt: “Wir haben eine coole Gründerszene, coole Ideen, coole Lösungen, aber die wandern uns ab. Die gehen nach Israel und in die USA. Dort sitzen Investoren, die das an Land ziehen. Das sollten wir hier schaffen – das ist ja nur im gesellschaftlichen und politischen Interesse. Aber die Realität sieht anders aus.” Stefanie Ludwig

    • Agrarpolitik
    • Agrarwende

    Mehr von Table.Briefings

    China.Table: Naturkatastrophen: So leidet die Wirtschaft

    Wegen extremer Regenfälle und schwerer Überschwemmungen haben sich in China die wirtschaftlichen Verluste durch Naturkatastrophen im Juli im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Fast 26,4 Millionen Menschen in ganz China waren von den Naturkatastrophen betroffen. Gewitter, Winde und Hagel beschädigten auch Ernten und Gewächshäuser. Landesweit waren 2,42 Millionen Hektar landwirtschaftliche Anbaufläche betroffen. Zum Artikel

    ESG.Table: Baumwollproduktion: Wie Aid by Trade Frauen in Afrika fördert

    Eine neue Studie der Aid by Trade Foundation nimmt die Auswirkungen ihrer Stiftungsarbeit für Frauen in der Landwirtschaft in Afrika in den Blick. Dazu wurden über 500 Landwirtinnen und Landwirte befragt. Frauen, die nach dem stiftungseigenen “Cotton made in Africa”-Standard produzieren, übernähmen zunehmend Führungsrollen, gründeten Kooperativen und erschlössen neue Einkommensquellen, so das Fazit. Die Studie basiert auf dem “Women’s Empowerment in Agriculture Index” und misst die Stärkung von Frauen in fünf Landwirtschaftssektoren sowie die Genderparität in den Haushalten. Zum Artikel

    Agrifood.Table Redaktion

    AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen