Table.Briefing: Agrifood

Torsten Krawczyk zum Wahlerfolg der AfD + Brüsseler Politikbetrieb zurück aus der Sommerpause

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen führt uns die Recherche unweigerlich in die Landwirtschaft. Denn: Eine Befragung der Forschungsgruppe Wahlen zeigt: Landwirte stimmten sowohl in Thüringen als auch in Sachsen überdurchschnittlich häufig für die AfD. In Sachsen trafen laut der Forschungsgruppe Wahlen am Sonntag 49 Prozent der Landwirte ihre Wahlentscheidung für die AfD. Auch in Thüringen war die Zustimmung zur AfD mit 40 Prozent unter den Landwirten höher als im Durchschnitt aller Wähler.

Vom Wahlerfolg der AfD in Sachsen, die im Gesamtergebnis nur knapp hinter der CDU liegt, ist Torsten Krawczyk, Präsident des sächsischen Landesbauernverbandes, nicht überrascht. “Wir sind alles andere als zufrieden. Aber wir haben es kommen sehen”, sagt er zu Table.Briefings. Bei der Ursachenforschung ist er sehr klar.

Zwar liest er das Wahlergebnis in seiner Gesamtheit als Abstrafung der Ampel-Koalition auf Bundesebene. Aber mit Blick auf die Landwirtschaft wirft er der Kenia-Koaliton unter CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer und dem Grünen-Landwirtschaftsminister Wolfram Günther Versäumnisse vor. Grünen-Politiker Günther habe weder die wirtschaftlichen Sorgen von Schweinehaltern im Bundesland ernst genommen, noch dafür gesorgt, dass EU-Subventionen im vergangenen Jahr fristgerecht auf den Konten der Landwirte eingingen. Das sächsiche Agrarministerium hatte die wochenlange Verzögerung der Auszahlung der EU-Gelder mit der gewachsenen Bürokratie und Softwareproblemen begründet. Zudem habe der Vorstoß der Landesregierung für ein Agrarstrukturgesetz die Landwirte im ostdeutschen Bundesland abgeschreckt, sagt Krawczyk. “Landwirte, die ihren Betrieb oder ihr Land verkaufen, wollen vom Staat keine Flächenkonzentrationsgrenze von 2.500 Hektar auferlegt bekommen”, erläutert er. Das Gesetz wurde folglich nie vom Landeskabinett beschlossen.

Landwirten, die in Sachsen Betriebe nahe an der Grenze zu Polen und Tschechien besäßen, bescheinigt er eine gewisse Affinität zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die Folgen des Krieges in der Ukraine verschlechterten dort den Handel mit Agrargütern. Er selbst habe zwar “kein Gefühl für diese Partei”, kenne bislang auch keine Ansprechpartner. Aber er wolle sich von einer möglichen Regierung aus CDU, SPD und BSW überraschen lassen.

Selbstkritisch zeigte sich Krawczyk auch. Ihn habe erschrocken, dass die junge Generation ihr Häkchen bei der AfD setze. “Wir Bauern jammern generell zu viel. Statt dies den jungen Leuten permanent vorzuleben, müssen wir der künftigen sächsischen Landesregierung Lösungen anbieten.”

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Henrike Schirmacher
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Analyse

Renaturierungsgesetz: Welche Folgen für die Landwirtschaft absehbar sind – und welche nicht

Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht durch das EU-Renaturierungsgesetz, das am 18. August in Kraft getreten ist, neue ordnungsrechtliche Vorgaben auf Landwirte zukommen. Das Bundesumweltministerium (BMUV) dementiert dies. Aus Sicht der Bundesregierung sei “entscheidend”, dass bei der Umsetzung der EU-Verordnung “keine zusätzlichen Belastungen für landwirtschaftliche Betriebe entstehen”, sagt eine BMUV-Sprecherin zu Table.Briefings. Nur unter dieser Maßgabe habe man in Brüssel zugestimmt. Wie die Bundesrepublik die Ziele des Gesetzes erreichen will, muss sie in einem nationalen Renaturierungsplan festlegen. Anreize spielten dabei im landwirtschaftlichen Bereich aber “in jedem Fall eine wichtige Rolle“, betont die Sprecherin.

Den DBV überzeugt das nicht. Zwar hätten die Verhandlungen zum EU-Gesetz Erleichterungen für die Landwirtschaft gebracht. Doch blieben die Flächenziele zur Wiederherstellung von Ökosystemen so ambitioniert, dass sich die Flächenkonkurrenz weiter verschärfen und die Bewirtschaftung weiter eingeschränkt werden dürfte, teilt der Verband mit. Es sei “mit einem weiteren Rückgang landwirtschaftlicher Fläche zu rechnen und einem Ansatz, der nicht Produktion und Umweltschutz verbinden will”.

Konkrete Maßnahmen werden erst noch festgelegt

Die Verordnung schreibt den Mitgliedstaaten vor, 30 Prozent der Ökosysteme in schlechtem Zustand bis 2030 wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Dass hieraus neues Ordnungsrecht für die Landwirtschaft folgt, ist aus Sicht von Bernhard Osterburg, Leiter der Stabsstelle Klima, Boden, Biodiversität am Thünen-Institut, zwar an sich möglich, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht ableiten. Zu vieles sei noch offen, wenn es um die konkrete Ausgestaltung gehe.

So müsse erst einmal die Europäische Kommission durch Durchführungsrechtsakte festlegen, was überhaupt unter Wiederherstellung genau zu verstehen sei, wirft Osterburg ein. Bund und Länder müssten aushandeln, wie sie Verantwortung und Kosten aufteilen. Im nationalen Wiederherstellungsplan müsse festgelegt werden, wie stark welche Landnutzungsarten in die Pflicht genommen werden – wie viel also die Landwirtschaft beitragen soll, und wie viel andere Bereiche wie Forstwirtschaft, Siedlungsflächen oder Industrie. Schließlich müssen die Instrumente hierfür gewählt werden. “Das kann theoretisch Ordnungsrecht sein, sinnvoller wäre aber, Möglichkeiten für einen kooperativen Ansatz auszuloten – nur so können kreative Lösungen entwickelt werden”, meint Osterburg.

100.000 Hektar Moorboden sollen bis 2030 wiedervernässt werden

Bei der Moorrenaturierung sind die Pläne hingegen schon konkreter. Bis 2030 müssen die Mitgliedstaaten auf mindestens 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten ehemaligen Moorböden Wiederherstellungsmaßnahmen ergreifen. Hiervon muss mindestens ein Viertel vernässt werden. Bis 2050 ist Wiederherstellung auf 50 Prozent vorgeschrieben, davon ein Drittel Wiedervernässung. “Daraus ergibt sich eine grobe Größenordnung von knapp 100.000 Hektar, die bis 2030 wiedervernässt werden sollen, und rund 200.000 Hektar bis 2050“, schätzt Ostermann auf Basis von Daten für das Jahr 2023. “Für die Landwirtschaft sind das ehrgeizige Ziele, auch wenn sie aus Klimaschutzsicht längst noch nicht ausreichen.”

Allerdings stellt das Renaturierungsgesetz klar: Aus den Zielen ergeben sich keine Verpflichtungen zur Wiedervernässung für Landwirte und private Landbesitzer, sondern nur für den jeweiligen Mitgliedstaat. Letztere sollen Anreize schaffen, um die Wiedervernässung attraktiv zu machen, heißt es. Anreize statt Zwang seien ohnehin sinnvoll, meint Osterburg: “Das ist zwar riskanter, weil das gewünschte Ergebnis nicht garantiert werden kann, aber es ist entscheidend, die Landnutzer mitzunehmen.” Er plädiert dafür, die Rahmenbedingungen für Nutzungsmodelle wiedervernässter Moore zu verbessern. So müsse sichergestellt werden, dass Flächen mit Paludikultur weiter rechtlich als landwirtschaftlich genutzte Fläche gelten und damit unter die GAP-Förderung fallen.

Maßnahmen für Feldvögel und Bestäuber gefragt

Darüber hinaus betreffen die Landwirtschaft mehrere sogenannte Ergebnisindikatoren. Jeder Mitgliedstaat muss mindestens zwei der drei folgenden Indikatoren wählen und verbessern:

  • Index der Grünlandschmetterlinge
  • Organischer Kohlenstoffgehalt in mineralischen Ackerböden
  • Flächenanteil von Landschaftselementen mit großer Vielfalt

Hier gibt es aus Osterburgs Sicht viele Freiheiten in der Ausgestaltung, und die Wahl der beiden Indikatoren könne das Ambitionsniveau beeinflussen. So würden zu organischem Kohlenstoff und zum Humusgehalt im Boden zum Beispiel ohnehin bereits im Rahmen der Klimapolitik Maßnahmen ergriffen. Doch das Gesetz enthält auch verpflichtende Indikatoren: Die Mitgliedstaaten müssen bis 2030 den Rückgang der Bestäuberpopulationen stoppen, anschließend einen steigenden Trend belegen. Und sie müssen den Index häufiger Feldvögelarten nach und nach bis 2050 verbessern, weil dieser als Indikator stellvertretend für die Gesundheit landwirtschaftlicher Ökosysteme fungiere, wie es in der Verordnung heißt.

Zwei Jahre Zeit zur Ausarbeitung des nationalen Renaturierungsplans

Vor allem letzteres sei eine Vorgabe, die direkt die Landwirtschaft betreffe und “in der Umsetzung durchaus Geld kostet“, so Osterburg. Nachdem ans Renaturierungsgesetz kein eigenes Budget gekoppelt sei, müssten deshalb zum Beispiel GAP-Gelder dafür genutzt werden, entsprechende Maßnahmen anzureizen, fordert er.

Woher und in welcher Höhe das Geld zur Umsetzung des Renaturierungsgesetzes kommt, wird sich erst im nationalen Renaturierungsplan entscheiden – genau wie die Frage, ob es am Ende tatsächlich neues Ordnungsrecht für die Landwirte gibt. Zwei Jahre Zeit gibt Brüssel den Mitgliedstaaten zur Ausarbeitung. Bereits jetzt beteuert das BMUV aber: Man wolle den Plan in jedem Fall in Kooperation mit den Landwirten ausarbeiten. Für Notfälle bleibt eine Hintertür: Im Falle eines unvorhersehbaren Ereignisses, das die Verfügbarkeit von Flächen zur Lebensmittelproduktion gefährden könnte, kann die EU-Kommission die Anwendung des Gesetzes bis zu einem Jahr lang aussetzen.

  • Biodiversität
  • BMUV
  • Deutscher Bauernverband
  • EU-Renaturierungsgesetz
  • Renaturierung
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News

Strategiedialog und Agrarausschuss: Was diese Woche aus Brüssel zu erwarten ist

Der Brüsseler Politikbetrieb ist zurück aus der Sommerpause: Ab dieser Woche tagen die Gremien im Europäischen Parlament wieder regulär. Und die Kommission will den Abschlussbericht des Strategiedialogs Landwirtschaft vorlegen. Dazu, wann der Vorsitzende, Peter Strohschneider, die Ergebnisse präsentiert, äußert sich die Brüsseler Behörde noch nicht. Als wahrscheinlichstes Datum gilt der morgige Mittwoch, möglich ist aber auch Donnerstag.

Ende vergangener Woche hatte sich das Gremium aus Landwirtschafts- und Industrievertretern, Umwelt- und Tierschützern sowie Wissenschaftlern final geeinigt. Seitdem arbeite Strohschneider diese letzten Ergebnisse in den Bericht ein, teilt ein Kommissionssprecher mit. Dem Vernehmen nach soll diese letzte Version dann vor der Veröffentlichung noch einmal an die Teilnehmenden gehen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will auf Basis des Berichts in den ersten 100 Tagen ihrer neuen Amtszeit ein Visionspapier zur Landwirtschaft vorlegen.

Agrarausschuss spricht über Pestizidrückstände

Derweil hat der EU-Agrarausschuss bei seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause am Mittwoch und Donnerstag eine volle Agenda. Die Abgeordneten besprechen mit Vertretern der Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) deren kürzlichen Bericht zu Pestizidrückständen in Lebensmitteln. Im Austausch mit Kommissionsvertretern geht es unter anderem um die Afrikanische Schweinepest (ASP) sowie um Empfehlungen zur Krisenresilienz des europäischen Agrifood-Sektors, die ein Expertengremium vorgelegt hat.

Der Ausschuss stimmt auch über seine Änderungswünsche am EU-Haushalt für 2025 ab. Zuständig für das Thema ist der Haushaltsausschuss. Der Landwirtschaftsausschuss kann deshalb nur eine Stellungnahme abgeben. In einem entsprechenden Entwurf pocht der EVP-Abgeordnete Daniel Buda, genauso wie andere Abgeordnete in vielen der Änderungsanträge, auf ein starkes Agrarbudget. Auch der Umweltausschuss (ENVI) will am Mittwoch seine Stellungnahme zum Haushalt annehmen. jd

  • AGRI
  • EU-Haushalt
  • Europäische Kommission
  • Europäisches Parlament

CO₂-Senken: EU-Kommission geht von geringerem Potenzial aus als die Forschung

400 bis 500 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent (t CO2eq) kann der europäische Landnutzungs- und Forstsektor (LULUCF) im Jahr 2050 der Atmosphäre entziehen. So schätzt zumindest die EU-Kommission das Potenzial natürlicher CO₂-Senken in Europa gemäß ihrer eigenen Folgenabschätzungen der vergangenen acht Jahre ein. Das Umweltbundesamt hat die wissenschaftlichen Begleitdokumente für Gesetze der Kommission mit anderer wissenschaftlicher Literatur verglichen. Die angenommenen Potenziale aus den Folgenabschätzungen liegen demnach eher am unteren Ende der Bandbreite.

So gehen Literaturstudien meist von 500 bis 600 Millionen t CO2eq aus. Eine wissenschaftliche Schätzung habe sogar fast 800 Millionen t CO2eq erreicht, schreiben die UBA-Autoren. Auch die LULUCF-Senkleistung für das Jahr 2030 wurde von der Kommission meist niedriger eingeschätzt als von anderen Studienautoren. Die EU einigte sich in ihrer LULUCF-Verordnung auf 310 Millionen t CO2eq, die der Sektor bis 2030 entziehen soll. Manche Forscher gehen aber von fast 600 t CO2eq Senkleistung aus, wie die UBA-Studie zeigt.

Die Studienautoren erklären die konservative Rechnung Brüssels mit dem integrativen Ansatz der Kommissionsschätzungen. Sie berücksichtigten Flächenkonkurrenz und Markteffekte, während andere Forschungen oftmals Optionen für CO₂-Senken summieren. Laut der UBA-Autoren ist der Ansatz der Kommission geeignet, um realistischere Übersichten über die potenziellen CO₂-Senken zu liefern. luk

  • CO2-Senken
  • Forschung
  • Klima & Umwelt
  • LULUCF
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Europäische Umweltagentur: EU muss nachhaltige Fischerei stärken

Um den Zustand der europäischen Meere und ihrer Ökosysteme zu verbessern, muss die EU den Übergang zu einer nachhaltigen Fischerei forcieren. Das konstatiert die Europäische Umweltagentur (EUA) in einem neuen Briefing. Sie plädiert darin für eine nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen und die Abkehr von schädlichen Praktiken.

Die Fischerei sei von gesunden und produktiven Meeresökosystemen abhängig. Laut der EUA stehen 93 Prozent der europäischen Meeresgebiete jedoch durch menschliche Aktivitäten unter Druck. Dazu gehören etwa der Klimawandel, Umweltverschmutzung und Störungen durch intensive Fischerei sowie Küstentätigkeiten. Zwölf Prozent der Meeresfläche der EU sind laut dem Briefing Schutzgebiete. Diese würden aber nur wenig oder gar keine Entlastung bieten. Für nur zwei Prozent der Fläche gebe es Bewirtschaftungspläne; weniger als ein Prozent würde unter strengem Schutz stehen und auch Fischerei ausschließen.

Die EU hat sich in ihrer Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) von 2008 und in der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) 2013 zur Umsetzung eines ökosystembasierten Ansatzes zur Steuerung menschlicher Aktivitäten verpflichtet. So wollte die EU bis 2020 einen “guten Umweltzustand” der europäischen Meere erreichen. Dies sei jedoch nicht gelungen, schreibt die EUA. Stattdessen

  • sei die biologische Vielfalt weiterhin bedroht und gehe zurück,
  • habe die Fischerei nicht bei allen Beständen in allen EU-Gewässern ein nachhaltiges Niveau erreicht,
  • und die Aquakultur habe ihr Potenzial nicht ausgeschöpft, den Druck auf die Wildfischbestände zu mindern und zur Ernährungssicherheit beizutragen.

Als geeignete Maßnahmen nennt die Umweltagentur eine nachhaltige Nutzung aller befischten Bestände, die Förderung von Aktivitäten mit geringen Auswirkungen und die Einrichtung eines groß angelegten und effektiv verwalteten Netzes von Meeresschutzgebieten. Praktiken wie Überfischung, Beifang sowie der Einsatz von Fanggeräten müssten schrittweise abgeschafft werden. leo

  • Europa
  • Fischerei
  • Nachhaltigkeit

Time.Table

Politische Woche

08.09. – 10.09.2024 / Budapest
EU-Agrarministertreffen Informal meeting of agriculture and fisheries ministers
The meeting will conclude on the 10th September with a kick-off debate on a farmer-focused post 2027 Common Agricultural Policy Towards a competitive, crisis-proof, sustainable, farmer-friendly and knowledge-based future EU agriculture at the Conference Hall of Várkert Bazaar. INFO

10.09.2024 – 14.00 – 16.00 Uhr / Berlin, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Sitzungssaal 3 101
Fachgespräch “Altersgrenze für Energydrinks”
Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft kommt zu einem öffentlichen Fachgespräch zum Thema: Empfehlung 8 “Altersgrenze für Energydrinks des Bürgergutachtens Ernährung im Wandel: zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben” zusammen. INFO

10.09. – 11.09.2024 / Umweltforum, Pufendorfstr. 11, 10249 Berlin
Kongress Bundeskongress Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse (BUKO)
Der Bundeskongress für Führungskräfte Forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Zusammenarbeit mit der AGDW – Die Waldeigentümer ausgerichtet. Die Parlamentarische Staatsekretärin im BMEL, Frau Claudia Müller, wird den BUKO eröffnen. Schwerpunktthema des diesjährigen BUKO ist die Stärkung des Ehrenamts in ländlichen Regionen. Es sind außerdem Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen im Deutschen Bundestag eingeladen, ihre Positionen zu aktuellen waldpolitischen Themen darzustellen. INFO

12.09. – 13.09.2024 / AHORN Panorama Hotel Oberhof / online
AMK Herbst-Agrarminister:innenkonferenz
Auf der Tagesordnung der AMK stehen aktuelle agrarpolitische Themen wie Bürokratieabbau, Weiterentwicklung und Umsetzung der EU-Agrarpolitik sowie die Sicherung und Stärkung der Nahversorgung im ländlichen Raum. Im Anschluss an die AMK ist am 13. September 2024 für 15.00 Uhr eine Pressekonferenz geplant. Daran werden Bundesagrarminister Cem Özdemir, Ministerin Susanna Karawanskij als Vorsitzende der AMK sowie die Sprecherinnen und Sprecher der Ländergruppen teilnehmen. INFO & ANMELDUNG

Veranstaltungen

09.09.2024 – 14.00 – 18.00 Uhr / dbb Forum, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin – online
Forum Aspen Institut Deutschland Deutsch-amerikanisches Forum Zukunft der Landwirtschaft
Der Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung liegt auf der Digitalisierung der Viehwirtschaft. Teilnehmer aus Deutschland und den Vereinigten Staaten werden die Zukunft der Landwirtschaft diskutieren, wobei der Schwerpunkt auf technologischen Fortschritten in der Rinderhaltung liegt. Die Veranstaltung bietet zudem die Möglichkeit, die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Handlungsempfehlungen mit US-amerikanischen und deutschen Vertretern aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Praxis zu diskutieren. REGISTRIERUNG

11.09. – 12.09.2024 / Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Tagung Bau, Technik und Umwelt in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung
Alle zwei Jahre findet die Tagung “Bau, Technik und Umwelt in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung” (BTU) statt – die wissenschaftliche Plattform zur Präsentation und Diskussion neuester Forschungsergebnisse. Auch auf der kommenden Tagung werden Beiträge zu aktuellen Forschungsergebnissen, zu effizienten und erfolgversprechenden Lösungsansätzen, aber auch zu zukünftigen Entwicklungen und Konzepten für eine nachhaltige Tierhaltung präsentiert. Ebenso werden innovative wissenschaftliche Methoden und Vorgehensweisen vorgestellt und diskutiert. INFO

12.09.2024 – 16.30 – 23.00 Uhr / Berlin
DBV Seminar Alles auf Start:Up!
Besuch von Gründer:innen aus verschiedenen Bereichen des Agrar- und Ernährungssektors in Berlin. In einer Gruppe von maximal 20 Teilnehmenden wird es einen interaktiven Austausch mit Start-ups der Food- und Agtech-Branche geben. Dieser wird begleitet von der AHA und beinhaltet ein Kennenlernen der Haltung, Ideenfindung, Fallstricke und Herausforderungen von Gründungen durch einen persönlichen Austausch mit Startup-Gründerinnen und Gründern. ANMELDUNG

12.09.2024 / Köln
Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best-Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. INFO

30.09.2024 – 10:00 – 11:00 Uhr / online
Webinar Mehrjährige Energiepflanzen in Bayern – Potenziale zum Klimaschutz
Derzeit werden deutschlandweit auf einer Fläche von etwa 2,3 Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut, auf etwa 61 Prozent davon als Substrat für Biogasanlagen. Aufgrund seiner pflanzenbaulichen und technologischen Vorteile, bildet Silomais (Energiemais) mit über 60 Prozent den größten massebezogenen Substrateinsatz. Jedoch ist es im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsweise das Ziel, das Artenspektrum an Energiepflanzen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen zu erhöhen und damit die Anbau-Vielfalt zu steigern. Der Online-Vortrag gibt einen Einblick über die Vielfalt der am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) untersuchten mehrjährigen Energiepflanzen. INFO

01.10. – 02.10.2024 / Kassel
Kongress Agroforst-Kongress
Die Landwirtschaft braucht Agroforst – denn Agroforst ist vielfältig, bäuerlich und notwendig! Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die BaumLand-Kampagne, der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und die Universität Kassel laden alle Interessierten, speziell Landbewirtschafter:innen, Naturschützer:innen, sowie die Agroforst- und Streuobstszene zum Austauschen und Lernen ein. INFO

Must-Reads

Lebensmittelzeitung: Besorgt wegen AfD. Die Erfolge der AfD bei den Landtagswahlen in Thüringen stoßen bei der Wirtschaft auf Entsetzen. Auch der Handelsverband Deutschland ist über das Abschneiden der Rechtsradikalen erschrocken. Die sei “keine Alternative, sondern eine Sackgasse”, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. (“Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen: Das sagen Wirtschaftsverbände zu den AfD-Wahlerfolgen“)

Agrar Heute: Agri-Photovoltaik. Viele Landwirte denken darüber nach, auf ihren Feldern Solaranlagen zu installieren, um sich so eine weitere Einnahmequelle zu sichern. In Bayern kann man sich nun anschauen, wie so etwas in der Praxis aussieht und zwischen den Modulen mit Mähdrescher geerntet wird. (“Agri-Photovoltaik: So sieht die Ernte zwischen den Modulen aus“)

Tagesschau: Teure Butter. Die Butterpreise könnten im Herbst ein neues Rekordhoch erreichen. Seit einem Jahr steigt der Preis für ein 250-Gramm-Päckchen Butter in Deutschland kontinuierlich an. Experten zufolge wird erwartet, dass der Butterpreis bald das bisherige Maximum von Ende 2022 übertrifft. Markenbutter könnte dann rund vier Euro kosten. (“Butterpreise steigen Richtung Rekordhoch“)

Agrar Heute: Diese Fahrt kostete viel Geld. Dass ein Landwirt während der Feldarbeit eine Straße beschmutzte, hatte teure Konsequenzen. Das Landgericht Flensburg verurteilte ihn zu 20.000 Euro Schadensersatz. (“Urteil: Landwirt muss 20.000 Euro wegen verschmutzter Straße zahlen“)

SRF: Lebensmittel besser nutzen. Etwa ein Drittel der Lebensmittel in der Schweiz geht zwischen Ernte und Verzehr verloren, was jährlich 2,8 Millionen Tonnen entspricht. Dies steht im Widerspruch zu dem Ziel, Lebensmittel so nachhaltig wie möglich zu produzieren und zu verarbeiten. Einerseits müssen in Zukunft immer mehr Menschen ernährt werden. Andererseits belastet eine intensive Lebensmittelproduktion und -verarbeitung die Umwelt erheblich. Diese Nebenprodukte aus der Produktion sind essbare und wertvolle Lebensmittel, die problemlos weiterverwendet werden können. Es bedarf jedoch Unternehmen, die in der Lage sind, diese Produkte weiterzuverarbeiten. (“Gegen Food Loss: Neue Ideen für Lebensmittel-Nebenprodukte“)

RND: Achtung Alkohol. Bei mit Cognac gefüllten Pralinen ist jedem klar, dass sie Alkohol enthalten. Doch auch Aufbackbrötchen, fertiger Pizzateig, Marzipan oder kleine Hotdog-Brötchen können manchmal geringe Mengen Alkohol enthalten – was viele Kunden, die darauf achten, überrascht. Diese Information findet sich zwar in den verpflichtenden Zutatenangaben, jedoch nur in kleiner Schrift auf den Verpackungen. Daher fordern die Verbraucherzentralen auffälligere Hinweise. (“Alkohol in Aufbackbrötchen und Pizzateig: Verbraucherschützer fordern mehr Hinweise“)

Stern: Applaus für Günther. Auf dem Bauerntag in Rendsburg erhielt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) Applaus von den Landwirten. Günther versprach ihnen mehr Bürokratieabbau. (“Günther sagt Bauern Bürokratieabbau zu“)

Zeit: Mehr Öko in Sachsen-Anhalt. Die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt befindet sich im Wandel. Immer mehr Bauern in dem Bundesland stellen ihre Produktion auf ökologischen Anbau um. Tierhaltung wird für Landwirte dort indes immer uninteressanter. Die Zahl der Rinder, Schweine und Schafe ist in dem ostdeutschen Bundesland zurückgegangen. (“Mehr Öko-Landwirtschaft – weniger Schweine und Rinder“)

Standpunkt

Das Mercosur-Abkommen muss von Grund auf neu verhandelt werden

Martina Schaub
Martina Schaub, Agrarökonomin und Vorständin der Tropenwaldstiftung OroVerde.

99.000 zusätzliche Tonnen Rindfleisch für Europa, Versand frei Haus aus Südamerika. Mit dem geplanten Mercosur-Abkommen will die EU den Handel von Agrarprodukten noch attraktiver machen, indem sie ein Kontingent anbietet, das zollfrei oder zollbegünstigt importiert werden darf. Doch diese 99.000 Tonnen Rindfleisch verursachen laut einer Studie jährlich mindestens 5 Prozent zusätzliche Waldzerstörung im Mercosur-Raum.

Schon seit dem Jahr 2000 verhandeln die EU und die Mercosur-Staaten ein Handelsabkommen. 2019 wurde eine Grundsatzeinigung erreicht. Das Ziel: eine der größten Freihandelszonen der Welt. Keine Hindernisse mehr für den Handel oder Einfuhrzölle auf bestimmte Waren. Ein erleichterter Import von Agrarprodukten, Rohstoffen und Fahrzeugteilen in die EU. Dafür sollen von hier aus reibungslos Maschinen, Autos, pharmazeutische und chemische Produkte nach Südamerika gelangen.

Klimakiller mit Ansage

Für die Umwelt in den südamerikanischen Staaten wäre die Ratifizierung eine Katastrophe. Ein massiv gesteigerter Export von Rindfleisch, Soja und Bioethanol nach Europa würde im Mercosur die ohnehin schon zerstörerische Dynamik des Agrarsektors anheizen. Denn bereits jetzt ist die industrielle Landwirtschaft der größte Entwaldungstreiber weltweit. Brasilien steht seit Jahren auf Platz 1 der Länder mit dem größten Waldverlust. Das Abkommen würde die Zerstörung artenreicher Ökosysteme wie dem Amazonas-Regenwald oder dem Gran Chaco noch stärker anfeuern.

Auch die Förderung fossiler Brennstoffe und seltener Erden würde angekurbelt. Die Folgen wären die Erschließung unberührter Ökosysteme, noch mehr Entwaldung und noch mehr CO₂ in der Atmosphäre. Im wahrsten Sinne des Wortes Öl im Feuer der Klimakrise.

Zudem wird der Export von in der EU hergestellten Pestizide verheerende Konsequenzen für die Bevölkerung und die Ökosysteme vor Ort haben. Einige Pestizide wie Phosmet, die an Mercosur-Staaten verkauft werden, sind aufgrund ihrer toxischen Wirkung auf Umwelt und Gesundheit hierzulande nicht zugelassen.

Auf dem Rücken der Menschen

Nicht nur das wäre pures Gift für die lokale Bevölkerung. Die Stimmen der Menschen, die am stärksten von den Auswirkungen des Abkommens betroffen wären, wurden in den Verhandlungen kaum gehört. Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen gibt es bereits jetzt entlang der Produktions- und Lieferketten. Auch hier ist eine Verschlechterung abzusehen.

Besonders Frauen in den Mercosur-Staaten wären die Leidtragenden des Abkommens: Fallen Zölle weg, fehlen den Staaten Einnahmen, um soziale Maßnahmen voranzutreiben. Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Pflege sind Bereiche, in denen überwiegend Frauen arbeiten. Auf dem neuen Rohstoff-Arbeitsmarkt wäre für sie wenig Platz. Passt das zur feministischen Außenpolitik der Bundesregierung?

Gegen Recht und Gesetz

Ein Zusatzdokument zum Abkommen soll Gegner und Gegnerinnen besänftigen. Dieses sogenannte Waldschutzinstrument beinhaltet jedoch keine konkreten zusätzlichen verbindlichen Regeln. Die Mercosur-Staaten lehnen zusätzliche Umweltauflagen außerdem entschieden ab.

Laut einer juristischen Analyse verstößt das Freihandelsabkommen zudem gegen mehrere EU-Auflagen. Es missachtet die Ziele der nachhaltigen Entwicklung der Europäische Union. Auch mit dem EU-Klimagesetz ist es unvereinbar. Denn es würde laut eigener Angaben der EU-Kommission den Ausstoß von CO₂ nicht nur nicht verringern, sondern sogar ankurbeln.

Mein Fazit: Das jetzige Mercosur-Abkommen ist alter und mittlerweile ziemlich saurer Wein in neuen Schläuchen. Wir bekommen Rohstoffe, die vor Ort höchstens minderwertige Jobs generieren und die Kluft zwischen Arm und Reich vertiefen. Dafür exportieren wir gerecht entlohnt produzierte Autos, Maschinen und Chemie. Wir brauchen ein von Grund auf neu verhandeltes Abkommen. Eines, in dem Mensch und Natur an zentraler Stelle stehen.

Martina Schaub ist Vorständin von OroVerde in Bonn. Die Tropenwaldstiftung setzt sich in Projekten weltweit für den Schutz der Regenwälder ein. Zuvor leitete die Agrarökonomin das SÜDWIND Institut und war einige Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit in Brasilien tätig. Als Vorstandsmitglied von VENRO koordiniert sie die Arbeit deutscher entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen mit.

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Europe.Table: Plattformökonomie: Wie Spanien versucht, der Branche Regeln aufzuerlegen

In Spanien tobt ein erbitterter Streit zwischen Unternehmen der Plattformökonomie und den Behörden. Es geht um die Frage, ob die Kuriere Angestellte sind. Im September muss Óscar Pierre, der Chef des spanischen Pioniers für Essenslieferdienste Glovo, wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Arbeitsrecht vor Gericht erscheinen. Der Vorwurf: Glovo beschäftige trotz wiederholter Ermahnung der Behörden Scheinselbstständige. 2021 erließ Spanien als erstes Land der EU eine “Ley Rider”. Laut dem Gesetz sind Kuriere Angestellte. Glovo weigert sich dennoch weiterhin, seine Essenskuriere einzustellen, obwohl es nach Ansicht der spanischen Regierung inzwischen eine einschlägige Rechtslage gibt. Zum Artikel

Agrifood.Table Redaktion

AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen führt uns die Recherche unweigerlich in die Landwirtschaft. Denn: Eine Befragung der Forschungsgruppe Wahlen zeigt: Landwirte stimmten sowohl in Thüringen als auch in Sachsen überdurchschnittlich häufig für die AfD. In Sachsen trafen laut der Forschungsgruppe Wahlen am Sonntag 49 Prozent der Landwirte ihre Wahlentscheidung für die AfD. Auch in Thüringen war die Zustimmung zur AfD mit 40 Prozent unter den Landwirten höher als im Durchschnitt aller Wähler.

    Vom Wahlerfolg der AfD in Sachsen, die im Gesamtergebnis nur knapp hinter der CDU liegt, ist Torsten Krawczyk, Präsident des sächsischen Landesbauernverbandes, nicht überrascht. “Wir sind alles andere als zufrieden. Aber wir haben es kommen sehen”, sagt er zu Table.Briefings. Bei der Ursachenforschung ist er sehr klar.

    Zwar liest er das Wahlergebnis in seiner Gesamtheit als Abstrafung der Ampel-Koalition auf Bundesebene. Aber mit Blick auf die Landwirtschaft wirft er der Kenia-Koaliton unter CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer und dem Grünen-Landwirtschaftsminister Wolfram Günther Versäumnisse vor. Grünen-Politiker Günther habe weder die wirtschaftlichen Sorgen von Schweinehaltern im Bundesland ernst genommen, noch dafür gesorgt, dass EU-Subventionen im vergangenen Jahr fristgerecht auf den Konten der Landwirte eingingen. Das sächsiche Agrarministerium hatte die wochenlange Verzögerung der Auszahlung der EU-Gelder mit der gewachsenen Bürokratie und Softwareproblemen begründet. Zudem habe der Vorstoß der Landesregierung für ein Agrarstrukturgesetz die Landwirte im ostdeutschen Bundesland abgeschreckt, sagt Krawczyk. “Landwirte, die ihren Betrieb oder ihr Land verkaufen, wollen vom Staat keine Flächenkonzentrationsgrenze von 2.500 Hektar auferlegt bekommen”, erläutert er. Das Gesetz wurde folglich nie vom Landeskabinett beschlossen.

    Landwirten, die in Sachsen Betriebe nahe an der Grenze zu Polen und Tschechien besäßen, bescheinigt er eine gewisse Affinität zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Die Folgen des Krieges in der Ukraine verschlechterten dort den Handel mit Agrargütern. Er selbst habe zwar “kein Gefühl für diese Partei”, kenne bislang auch keine Ansprechpartner. Aber er wolle sich von einer möglichen Regierung aus CDU, SPD und BSW überraschen lassen.

    Selbstkritisch zeigte sich Krawczyk auch. Ihn habe erschrocken, dass die junge Generation ihr Häkchen bei der AfD setze. “Wir Bauern jammern generell zu viel. Statt dies den jungen Leuten permanent vorzuleben, müssen wir der künftigen sächsischen Landesregierung Lösungen anbieten.”

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    Analyse

    Renaturierungsgesetz: Welche Folgen für die Landwirtschaft absehbar sind – und welche nicht

    Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht durch das EU-Renaturierungsgesetz, das am 18. August in Kraft getreten ist, neue ordnungsrechtliche Vorgaben auf Landwirte zukommen. Das Bundesumweltministerium (BMUV) dementiert dies. Aus Sicht der Bundesregierung sei “entscheidend”, dass bei der Umsetzung der EU-Verordnung “keine zusätzlichen Belastungen für landwirtschaftliche Betriebe entstehen”, sagt eine BMUV-Sprecherin zu Table.Briefings. Nur unter dieser Maßgabe habe man in Brüssel zugestimmt. Wie die Bundesrepublik die Ziele des Gesetzes erreichen will, muss sie in einem nationalen Renaturierungsplan festlegen. Anreize spielten dabei im landwirtschaftlichen Bereich aber “in jedem Fall eine wichtige Rolle“, betont die Sprecherin.

    Den DBV überzeugt das nicht. Zwar hätten die Verhandlungen zum EU-Gesetz Erleichterungen für die Landwirtschaft gebracht. Doch blieben die Flächenziele zur Wiederherstellung von Ökosystemen so ambitioniert, dass sich die Flächenkonkurrenz weiter verschärfen und die Bewirtschaftung weiter eingeschränkt werden dürfte, teilt der Verband mit. Es sei “mit einem weiteren Rückgang landwirtschaftlicher Fläche zu rechnen und einem Ansatz, der nicht Produktion und Umweltschutz verbinden will”.

    Konkrete Maßnahmen werden erst noch festgelegt

    Die Verordnung schreibt den Mitgliedstaaten vor, 30 Prozent der Ökosysteme in schlechtem Zustand bis 2030 wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Dass hieraus neues Ordnungsrecht für die Landwirtschaft folgt, ist aus Sicht von Bernhard Osterburg, Leiter der Stabsstelle Klima, Boden, Biodiversität am Thünen-Institut, zwar an sich möglich, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht ableiten. Zu vieles sei noch offen, wenn es um die konkrete Ausgestaltung gehe.

    So müsse erst einmal die Europäische Kommission durch Durchführungsrechtsakte festlegen, was überhaupt unter Wiederherstellung genau zu verstehen sei, wirft Osterburg ein. Bund und Länder müssten aushandeln, wie sie Verantwortung und Kosten aufteilen. Im nationalen Wiederherstellungsplan müsse festgelegt werden, wie stark welche Landnutzungsarten in die Pflicht genommen werden – wie viel also die Landwirtschaft beitragen soll, und wie viel andere Bereiche wie Forstwirtschaft, Siedlungsflächen oder Industrie. Schließlich müssen die Instrumente hierfür gewählt werden. “Das kann theoretisch Ordnungsrecht sein, sinnvoller wäre aber, Möglichkeiten für einen kooperativen Ansatz auszuloten – nur so können kreative Lösungen entwickelt werden”, meint Osterburg.

    100.000 Hektar Moorboden sollen bis 2030 wiedervernässt werden

    Bei der Moorrenaturierung sind die Pläne hingegen schon konkreter. Bis 2030 müssen die Mitgliedstaaten auf mindestens 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten ehemaligen Moorböden Wiederherstellungsmaßnahmen ergreifen. Hiervon muss mindestens ein Viertel vernässt werden. Bis 2050 ist Wiederherstellung auf 50 Prozent vorgeschrieben, davon ein Drittel Wiedervernässung. “Daraus ergibt sich eine grobe Größenordnung von knapp 100.000 Hektar, die bis 2030 wiedervernässt werden sollen, und rund 200.000 Hektar bis 2050“, schätzt Ostermann auf Basis von Daten für das Jahr 2023. “Für die Landwirtschaft sind das ehrgeizige Ziele, auch wenn sie aus Klimaschutzsicht längst noch nicht ausreichen.”

    Allerdings stellt das Renaturierungsgesetz klar: Aus den Zielen ergeben sich keine Verpflichtungen zur Wiedervernässung für Landwirte und private Landbesitzer, sondern nur für den jeweiligen Mitgliedstaat. Letztere sollen Anreize schaffen, um die Wiedervernässung attraktiv zu machen, heißt es. Anreize statt Zwang seien ohnehin sinnvoll, meint Osterburg: “Das ist zwar riskanter, weil das gewünschte Ergebnis nicht garantiert werden kann, aber es ist entscheidend, die Landnutzer mitzunehmen.” Er plädiert dafür, die Rahmenbedingungen für Nutzungsmodelle wiedervernässter Moore zu verbessern. So müsse sichergestellt werden, dass Flächen mit Paludikultur weiter rechtlich als landwirtschaftlich genutzte Fläche gelten und damit unter die GAP-Förderung fallen.

    Maßnahmen für Feldvögel und Bestäuber gefragt

    Darüber hinaus betreffen die Landwirtschaft mehrere sogenannte Ergebnisindikatoren. Jeder Mitgliedstaat muss mindestens zwei der drei folgenden Indikatoren wählen und verbessern:

    • Index der Grünlandschmetterlinge
    • Organischer Kohlenstoffgehalt in mineralischen Ackerböden
    • Flächenanteil von Landschaftselementen mit großer Vielfalt

    Hier gibt es aus Osterburgs Sicht viele Freiheiten in der Ausgestaltung, und die Wahl der beiden Indikatoren könne das Ambitionsniveau beeinflussen. So würden zu organischem Kohlenstoff und zum Humusgehalt im Boden zum Beispiel ohnehin bereits im Rahmen der Klimapolitik Maßnahmen ergriffen. Doch das Gesetz enthält auch verpflichtende Indikatoren: Die Mitgliedstaaten müssen bis 2030 den Rückgang der Bestäuberpopulationen stoppen, anschließend einen steigenden Trend belegen. Und sie müssen den Index häufiger Feldvögelarten nach und nach bis 2050 verbessern, weil dieser als Indikator stellvertretend für die Gesundheit landwirtschaftlicher Ökosysteme fungiere, wie es in der Verordnung heißt.

    Zwei Jahre Zeit zur Ausarbeitung des nationalen Renaturierungsplans

    Vor allem letzteres sei eine Vorgabe, die direkt die Landwirtschaft betreffe und “in der Umsetzung durchaus Geld kostet“, so Osterburg. Nachdem ans Renaturierungsgesetz kein eigenes Budget gekoppelt sei, müssten deshalb zum Beispiel GAP-Gelder dafür genutzt werden, entsprechende Maßnahmen anzureizen, fordert er.

    Woher und in welcher Höhe das Geld zur Umsetzung des Renaturierungsgesetzes kommt, wird sich erst im nationalen Renaturierungsplan entscheiden – genau wie die Frage, ob es am Ende tatsächlich neues Ordnungsrecht für die Landwirte gibt. Zwei Jahre Zeit gibt Brüssel den Mitgliedstaaten zur Ausarbeitung. Bereits jetzt beteuert das BMUV aber: Man wolle den Plan in jedem Fall in Kooperation mit den Landwirten ausarbeiten. Für Notfälle bleibt eine Hintertür: Im Falle eines unvorhersehbaren Ereignisses, das die Verfügbarkeit von Flächen zur Lebensmittelproduktion gefährden könnte, kann die EU-Kommission die Anwendung des Gesetzes bis zu einem Jahr lang aussetzen.

    • Biodiversität
    • BMUV
    • Deutscher Bauernverband
    • EU-Renaturierungsgesetz
    • Renaturierung
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    News

    Strategiedialog und Agrarausschuss: Was diese Woche aus Brüssel zu erwarten ist

    Der Brüsseler Politikbetrieb ist zurück aus der Sommerpause: Ab dieser Woche tagen die Gremien im Europäischen Parlament wieder regulär. Und die Kommission will den Abschlussbericht des Strategiedialogs Landwirtschaft vorlegen. Dazu, wann der Vorsitzende, Peter Strohschneider, die Ergebnisse präsentiert, äußert sich die Brüsseler Behörde noch nicht. Als wahrscheinlichstes Datum gilt der morgige Mittwoch, möglich ist aber auch Donnerstag.

    Ende vergangener Woche hatte sich das Gremium aus Landwirtschafts- und Industrievertretern, Umwelt- und Tierschützern sowie Wissenschaftlern final geeinigt. Seitdem arbeite Strohschneider diese letzten Ergebnisse in den Bericht ein, teilt ein Kommissionssprecher mit. Dem Vernehmen nach soll diese letzte Version dann vor der Veröffentlichung noch einmal an die Teilnehmenden gehen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will auf Basis des Berichts in den ersten 100 Tagen ihrer neuen Amtszeit ein Visionspapier zur Landwirtschaft vorlegen.

    Agrarausschuss spricht über Pestizidrückstände

    Derweil hat der EU-Agrarausschuss bei seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause am Mittwoch und Donnerstag eine volle Agenda. Die Abgeordneten besprechen mit Vertretern der Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) deren kürzlichen Bericht zu Pestizidrückständen in Lebensmitteln. Im Austausch mit Kommissionsvertretern geht es unter anderem um die Afrikanische Schweinepest (ASP) sowie um Empfehlungen zur Krisenresilienz des europäischen Agrifood-Sektors, die ein Expertengremium vorgelegt hat.

    Der Ausschuss stimmt auch über seine Änderungswünsche am EU-Haushalt für 2025 ab. Zuständig für das Thema ist der Haushaltsausschuss. Der Landwirtschaftsausschuss kann deshalb nur eine Stellungnahme abgeben. In einem entsprechenden Entwurf pocht der EVP-Abgeordnete Daniel Buda, genauso wie andere Abgeordnete in vielen der Änderungsanträge, auf ein starkes Agrarbudget. Auch der Umweltausschuss (ENVI) will am Mittwoch seine Stellungnahme zum Haushalt annehmen. jd

    • AGRI
    • EU-Haushalt
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    CO₂-Senken: EU-Kommission geht von geringerem Potenzial aus als die Forschung

    400 bis 500 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent (t CO2eq) kann der europäische Landnutzungs- und Forstsektor (LULUCF) im Jahr 2050 der Atmosphäre entziehen. So schätzt zumindest die EU-Kommission das Potenzial natürlicher CO₂-Senken in Europa gemäß ihrer eigenen Folgenabschätzungen der vergangenen acht Jahre ein. Das Umweltbundesamt hat die wissenschaftlichen Begleitdokumente für Gesetze der Kommission mit anderer wissenschaftlicher Literatur verglichen. Die angenommenen Potenziale aus den Folgenabschätzungen liegen demnach eher am unteren Ende der Bandbreite.

    So gehen Literaturstudien meist von 500 bis 600 Millionen t CO2eq aus. Eine wissenschaftliche Schätzung habe sogar fast 800 Millionen t CO2eq erreicht, schreiben die UBA-Autoren. Auch die LULUCF-Senkleistung für das Jahr 2030 wurde von der Kommission meist niedriger eingeschätzt als von anderen Studienautoren. Die EU einigte sich in ihrer LULUCF-Verordnung auf 310 Millionen t CO2eq, die der Sektor bis 2030 entziehen soll. Manche Forscher gehen aber von fast 600 t CO2eq Senkleistung aus, wie die UBA-Studie zeigt.

    Die Studienautoren erklären die konservative Rechnung Brüssels mit dem integrativen Ansatz der Kommissionsschätzungen. Sie berücksichtigten Flächenkonkurrenz und Markteffekte, während andere Forschungen oftmals Optionen für CO₂-Senken summieren. Laut der UBA-Autoren ist der Ansatz der Kommission geeignet, um realistischere Übersichten über die potenziellen CO₂-Senken zu liefern. luk

    • CO2-Senken
    • Forschung
    • Klima & Umwelt
    • LULUCF
    Translation missing.

    Europäische Umweltagentur: EU muss nachhaltige Fischerei stärken

    Um den Zustand der europäischen Meere und ihrer Ökosysteme zu verbessern, muss die EU den Übergang zu einer nachhaltigen Fischerei forcieren. Das konstatiert die Europäische Umweltagentur (EUA) in einem neuen Briefing. Sie plädiert darin für eine nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen und die Abkehr von schädlichen Praktiken.

    Die Fischerei sei von gesunden und produktiven Meeresökosystemen abhängig. Laut der EUA stehen 93 Prozent der europäischen Meeresgebiete jedoch durch menschliche Aktivitäten unter Druck. Dazu gehören etwa der Klimawandel, Umweltverschmutzung und Störungen durch intensive Fischerei sowie Küstentätigkeiten. Zwölf Prozent der Meeresfläche der EU sind laut dem Briefing Schutzgebiete. Diese würden aber nur wenig oder gar keine Entlastung bieten. Für nur zwei Prozent der Fläche gebe es Bewirtschaftungspläne; weniger als ein Prozent würde unter strengem Schutz stehen und auch Fischerei ausschließen.

    Die EU hat sich in ihrer Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) von 2008 und in der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) 2013 zur Umsetzung eines ökosystembasierten Ansatzes zur Steuerung menschlicher Aktivitäten verpflichtet. So wollte die EU bis 2020 einen “guten Umweltzustand” der europäischen Meere erreichen. Dies sei jedoch nicht gelungen, schreibt die EUA. Stattdessen

    • sei die biologische Vielfalt weiterhin bedroht und gehe zurück,
    • habe die Fischerei nicht bei allen Beständen in allen EU-Gewässern ein nachhaltiges Niveau erreicht,
    • und die Aquakultur habe ihr Potenzial nicht ausgeschöpft, den Druck auf die Wildfischbestände zu mindern und zur Ernährungssicherheit beizutragen.

    Als geeignete Maßnahmen nennt die Umweltagentur eine nachhaltige Nutzung aller befischten Bestände, die Förderung von Aktivitäten mit geringen Auswirkungen und die Einrichtung eines groß angelegten und effektiv verwalteten Netzes von Meeresschutzgebieten. Praktiken wie Überfischung, Beifang sowie der Einsatz von Fanggeräten müssten schrittweise abgeschafft werden. leo

    • Europa
    • Fischerei
    • Nachhaltigkeit

    Time.Table

    Politische Woche

    08.09. – 10.09.2024 / Budapest
    EU-Agrarministertreffen Informal meeting of agriculture and fisheries ministers
    The meeting will conclude on the 10th September with a kick-off debate on a farmer-focused post 2027 Common Agricultural Policy Towards a competitive, crisis-proof, sustainable, farmer-friendly and knowledge-based future EU agriculture at the Conference Hall of Várkert Bazaar. INFO

    10.09.2024 – 14.00 – 16.00 Uhr / Berlin, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Sitzungssaal 3 101
    Fachgespräch “Altersgrenze für Energydrinks”
    Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft kommt zu einem öffentlichen Fachgespräch zum Thema: Empfehlung 8 “Altersgrenze für Energydrinks des Bürgergutachtens Ernährung im Wandel: zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben” zusammen. INFO

    10.09. – 11.09.2024 / Umweltforum, Pufendorfstr. 11, 10249 Berlin
    Kongress Bundeskongress Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse (BUKO)
    Der Bundeskongress für Führungskräfte Forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Zusammenarbeit mit der AGDW – Die Waldeigentümer ausgerichtet. Die Parlamentarische Staatsekretärin im BMEL, Frau Claudia Müller, wird den BUKO eröffnen. Schwerpunktthema des diesjährigen BUKO ist die Stärkung des Ehrenamts in ländlichen Regionen. Es sind außerdem Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen im Deutschen Bundestag eingeladen, ihre Positionen zu aktuellen waldpolitischen Themen darzustellen. INFO

    12.09. – 13.09.2024 / AHORN Panorama Hotel Oberhof / online
    AMK Herbst-Agrarminister:innenkonferenz
    Auf der Tagesordnung der AMK stehen aktuelle agrarpolitische Themen wie Bürokratieabbau, Weiterentwicklung und Umsetzung der EU-Agrarpolitik sowie die Sicherung und Stärkung der Nahversorgung im ländlichen Raum. Im Anschluss an die AMK ist am 13. September 2024 für 15.00 Uhr eine Pressekonferenz geplant. Daran werden Bundesagrarminister Cem Özdemir, Ministerin Susanna Karawanskij als Vorsitzende der AMK sowie die Sprecherinnen und Sprecher der Ländergruppen teilnehmen. INFO & ANMELDUNG

    Veranstaltungen

    09.09.2024 – 14.00 – 18.00 Uhr / dbb Forum, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin – online
    Forum Aspen Institut Deutschland Deutsch-amerikanisches Forum Zukunft der Landwirtschaft
    Der Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung liegt auf der Digitalisierung der Viehwirtschaft. Teilnehmer aus Deutschland und den Vereinigten Staaten werden die Zukunft der Landwirtschaft diskutieren, wobei der Schwerpunkt auf technologischen Fortschritten in der Rinderhaltung liegt. Die Veranstaltung bietet zudem die Möglichkeit, die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Handlungsempfehlungen mit US-amerikanischen und deutschen Vertretern aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Praxis zu diskutieren. REGISTRIERUNG

    11.09. – 12.09.2024 / Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
    Tagung Bau, Technik und Umwelt in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung
    Alle zwei Jahre findet die Tagung “Bau, Technik und Umwelt in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung” (BTU) statt – die wissenschaftliche Plattform zur Präsentation und Diskussion neuester Forschungsergebnisse. Auch auf der kommenden Tagung werden Beiträge zu aktuellen Forschungsergebnissen, zu effizienten und erfolgversprechenden Lösungsansätzen, aber auch zu zukünftigen Entwicklungen und Konzepten für eine nachhaltige Tierhaltung präsentiert. Ebenso werden innovative wissenschaftliche Methoden und Vorgehensweisen vorgestellt und diskutiert. INFO

    12.09.2024 – 16.30 – 23.00 Uhr / Berlin
    DBV Seminar Alles auf Start:Up!
    Besuch von Gründer:innen aus verschiedenen Bereichen des Agrar- und Ernährungssektors in Berlin. In einer Gruppe von maximal 20 Teilnehmenden wird es einen interaktiven Austausch mit Start-ups der Food- und Agtech-Branche geben. Dieser wird begleitet von der AHA und beinhaltet ein Kennenlernen der Haltung, Ideenfindung, Fallstricke und Herausforderungen von Gründungen durch einen persönlichen Austausch mit Startup-Gründerinnen und Gründern. ANMELDUNG

    12.09.2024 / Köln
    Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
    Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best-Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. INFO

    30.09.2024 – 10:00 – 11:00 Uhr / online
    Webinar Mehrjährige Energiepflanzen in Bayern – Potenziale zum Klimaschutz
    Derzeit werden deutschlandweit auf einer Fläche von etwa 2,3 Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut, auf etwa 61 Prozent davon als Substrat für Biogasanlagen. Aufgrund seiner pflanzenbaulichen und technologischen Vorteile, bildet Silomais (Energiemais) mit über 60 Prozent den größten massebezogenen Substrateinsatz. Jedoch ist es im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsweise das Ziel, das Artenspektrum an Energiepflanzen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen zu erhöhen und damit die Anbau-Vielfalt zu steigern. Der Online-Vortrag gibt einen Einblick über die Vielfalt der am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) untersuchten mehrjährigen Energiepflanzen. INFO

    01.10. – 02.10.2024 / Kassel
    Kongress Agroforst-Kongress
    Die Landwirtschaft braucht Agroforst – denn Agroforst ist vielfältig, bäuerlich und notwendig! Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die BaumLand-Kampagne, der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und die Universität Kassel laden alle Interessierten, speziell Landbewirtschafter:innen, Naturschützer:innen, sowie die Agroforst- und Streuobstszene zum Austauschen und Lernen ein. INFO

    Must-Reads

    Lebensmittelzeitung: Besorgt wegen AfD. Die Erfolge der AfD bei den Landtagswahlen in Thüringen stoßen bei der Wirtschaft auf Entsetzen. Auch der Handelsverband Deutschland ist über das Abschneiden der Rechtsradikalen erschrocken. Die sei “keine Alternative, sondern eine Sackgasse”, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. (“Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen: Das sagen Wirtschaftsverbände zu den AfD-Wahlerfolgen“)

    Agrar Heute: Agri-Photovoltaik. Viele Landwirte denken darüber nach, auf ihren Feldern Solaranlagen zu installieren, um sich so eine weitere Einnahmequelle zu sichern. In Bayern kann man sich nun anschauen, wie so etwas in der Praxis aussieht und zwischen den Modulen mit Mähdrescher geerntet wird. (“Agri-Photovoltaik: So sieht die Ernte zwischen den Modulen aus“)

    Tagesschau: Teure Butter. Die Butterpreise könnten im Herbst ein neues Rekordhoch erreichen. Seit einem Jahr steigt der Preis für ein 250-Gramm-Päckchen Butter in Deutschland kontinuierlich an. Experten zufolge wird erwartet, dass der Butterpreis bald das bisherige Maximum von Ende 2022 übertrifft. Markenbutter könnte dann rund vier Euro kosten. (“Butterpreise steigen Richtung Rekordhoch“)

    Agrar Heute: Diese Fahrt kostete viel Geld. Dass ein Landwirt während der Feldarbeit eine Straße beschmutzte, hatte teure Konsequenzen. Das Landgericht Flensburg verurteilte ihn zu 20.000 Euro Schadensersatz. (“Urteil: Landwirt muss 20.000 Euro wegen verschmutzter Straße zahlen“)

    SRF: Lebensmittel besser nutzen. Etwa ein Drittel der Lebensmittel in der Schweiz geht zwischen Ernte und Verzehr verloren, was jährlich 2,8 Millionen Tonnen entspricht. Dies steht im Widerspruch zu dem Ziel, Lebensmittel so nachhaltig wie möglich zu produzieren und zu verarbeiten. Einerseits müssen in Zukunft immer mehr Menschen ernährt werden. Andererseits belastet eine intensive Lebensmittelproduktion und -verarbeitung die Umwelt erheblich. Diese Nebenprodukte aus der Produktion sind essbare und wertvolle Lebensmittel, die problemlos weiterverwendet werden können. Es bedarf jedoch Unternehmen, die in der Lage sind, diese Produkte weiterzuverarbeiten. (“Gegen Food Loss: Neue Ideen für Lebensmittel-Nebenprodukte“)

    RND: Achtung Alkohol. Bei mit Cognac gefüllten Pralinen ist jedem klar, dass sie Alkohol enthalten. Doch auch Aufbackbrötchen, fertiger Pizzateig, Marzipan oder kleine Hotdog-Brötchen können manchmal geringe Mengen Alkohol enthalten – was viele Kunden, die darauf achten, überrascht. Diese Information findet sich zwar in den verpflichtenden Zutatenangaben, jedoch nur in kleiner Schrift auf den Verpackungen. Daher fordern die Verbraucherzentralen auffälligere Hinweise. (“Alkohol in Aufbackbrötchen und Pizzateig: Verbraucherschützer fordern mehr Hinweise“)

    Stern: Applaus für Günther. Auf dem Bauerntag in Rendsburg erhielt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) Applaus von den Landwirten. Günther versprach ihnen mehr Bürokratieabbau. (“Günther sagt Bauern Bürokratieabbau zu“)

    Zeit: Mehr Öko in Sachsen-Anhalt. Die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt befindet sich im Wandel. Immer mehr Bauern in dem Bundesland stellen ihre Produktion auf ökologischen Anbau um. Tierhaltung wird für Landwirte dort indes immer uninteressanter. Die Zahl der Rinder, Schweine und Schafe ist in dem ostdeutschen Bundesland zurückgegangen. (“Mehr Öko-Landwirtschaft – weniger Schweine und Rinder“)

    Standpunkt

    Das Mercosur-Abkommen muss von Grund auf neu verhandelt werden

    Martina Schaub
    Martina Schaub, Agrarökonomin und Vorständin der Tropenwaldstiftung OroVerde.

    99.000 zusätzliche Tonnen Rindfleisch für Europa, Versand frei Haus aus Südamerika. Mit dem geplanten Mercosur-Abkommen will die EU den Handel von Agrarprodukten noch attraktiver machen, indem sie ein Kontingent anbietet, das zollfrei oder zollbegünstigt importiert werden darf. Doch diese 99.000 Tonnen Rindfleisch verursachen laut einer Studie jährlich mindestens 5 Prozent zusätzliche Waldzerstörung im Mercosur-Raum.

    Schon seit dem Jahr 2000 verhandeln die EU und die Mercosur-Staaten ein Handelsabkommen. 2019 wurde eine Grundsatzeinigung erreicht. Das Ziel: eine der größten Freihandelszonen der Welt. Keine Hindernisse mehr für den Handel oder Einfuhrzölle auf bestimmte Waren. Ein erleichterter Import von Agrarprodukten, Rohstoffen und Fahrzeugteilen in die EU. Dafür sollen von hier aus reibungslos Maschinen, Autos, pharmazeutische und chemische Produkte nach Südamerika gelangen.

    Klimakiller mit Ansage

    Für die Umwelt in den südamerikanischen Staaten wäre die Ratifizierung eine Katastrophe. Ein massiv gesteigerter Export von Rindfleisch, Soja und Bioethanol nach Europa würde im Mercosur die ohnehin schon zerstörerische Dynamik des Agrarsektors anheizen. Denn bereits jetzt ist die industrielle Landwirtschaft der größte Entwaldungstreiber weltweit. Brasilien steht seit Jahren auf Platz 1 der Länder mit dem größten Waldverlust. Das Abkommen würde die Zerstörung artenreicher Ökosysteme wie dem Amazonas-Regenwald oder dem Gran Chaco noch stärker anfeuern.

    Auch die Förderung fossiler Brennstoffe und seltener Erden würde angekurbelt. Die Folgen wären die Erschließung unberührter Ökosysteme, noch mehr Entwaldung und noch mehr CO₂ in der Atmosphäre. Im wahrsten Sinne des Wortes Öl im Feuer der Klimakrise.

    Zudem wird der Export von in der EU hergestellten Pestizide verheerende Konsequenzen für die Bevölkerung und die Ökosysteme vor Ort haben. Einige Pestizide wie Phosmet, die an Mercosur-Staaten verkauft werden, sind aufgrund ihrer toxischen Wirkung auf Umwelt und Gesundheit hierzulande nicht zugelassen.

    Auf dem Rücken der Menschen

    Nicht nur das wäre pures Gift für die lokale Bevölkerung. Die Stimmen der Menschen, die am stärksten von den Auswirkungen des Abkommens betroffen wären, wurden in den Verhandlungen kaum gehört. Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen gibt es bereits jetzt entlang der Produktions- und Lieferketten. Auch hier ist eine Verschlechterung abzusehen.

    Besonders Frauen in den Mercosur-Staaten wären die Leidtragenden des Abkommens: Fallen Zölle weg, fehlen den Staaten Einnahmen, um soziale Maßnahmen voranzutreiben. Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Pflege sind Bereiche, in denen überwiegend Frauen arbeiten. Auf dem neuen Rohstoff-Arbeitsmarkt wäre für sie wenig Platz. Passt das zur feministischen Außenpolitik der Bundesregierung?

    Gegen Recht und Gesetz

    Ein Zusatzdokument zum Abkommen soll Gegner und Gegnerinnen besänftigen. Dieses sogenannte Waldschutzinstrument beinhaltet jedoch keine konkreten zusätzlichen verbindlichen Regeln. Die Mercosur-Staaten lehnen zusätzliche Umweltauflagen außerdem entschieden ab.

    Laut einer juristischen Analyse verstößt das Freihandelsabkommen zudem gegen mehrere EU-Auflagen. Es missachtet die Ziele der nachhaltigen Entwicklung der Europäische Union. Auch mit dem EU-Klimagesetz ist es unvereinbar. Denn es würde laut eigener Angaben der EU-Kommission den Ausstoß von CO₂ nicht nur nicht verringern, sondern sogar ankurbeln.

    Mein Fazit: Das jetzige Mercosur-Abkommen ist alter und mittlerweile ziemlich saurer Wein in neuen Schläuchen. Wir bekommen Rohstoffe, die vor Ort höchstens minderwertige Jobs generieren und die Kluft zwischen Arm und Reich vertiefen. Dafür exportieren wir gerecht entlohnt produzierte Autos, Maschinen und Chemie. Wir brauchen ein von Grund auf neu verhandeltes Abkommen. Eines, in dem Mensch und Natur an zentraler Stelle stehen.

    Martina Schaub ist Vorständin von OroVerde in Bonn. Die Tropenwaldstiftung setzt sich in Projekten weltweit für den Schutz der Regenwälder ein. Zuvor leitete die Agrarökonomin das SÜDWIND Institut und war einige Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit in Brasilien tätig. Als Vorstandsmitglied von VENRO koordiniert sie die Arbeit deutscher entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen mit.

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    Agrifood.Table Redaktion

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