eigentlich hätten die Agrar- und Umweltsprecher des EU-Parlaments bereits gestern über den designierten Gesundheits- und Tierwohlkommissar Olivér Várhelyi entscheiden sollen. Nach dessen Anhörung am vergangenen Mittwoch war der Ungar aufgerufen, Antworten auf schriftliche Fragen nachzureichen. Doch die Entscheidung der Abgeordneten über die politische Zukunft Várhelyis wurde auf Mittwoch vertagt.
Für den Agrarsektor wird es in Brüssel auch heute schon spannend. Besonders, wenn am Vormittag der designierte exekutive Vizepräsident für Kohäsion und Reformen, Raffaele Fitto, im REGI-Ausschuss befragt wird. Gemeinsam mit Agrarkommissar Hansen soll der in Brüssel höchst umstrittene Italiener wichtige landwirtschaftliche Vorhaben vorantreiben. Vor der Anhörung überlegen Renew und S&D zu verlangen, dem designierten Kohäsionskommissar nicht die herausragende Position als Exekutiv-Vizepräsident zu übertragen.
Auf der Suche nach neuen Materialien, die klimaschonend und kreislauffähig sind, rücken biologische Systeme in den Vordergrund, die von einer kaum beachteten Spezies stammen: Pilze. Sie, oder genauer gesagt ihre Wurzeln, könnten in der Zukunft viel für den Klimaschutz tun – etwa als Baumaterial, zur Isolierung oder als Fleischersatz. Das legen Studien und erste Versuche für großskalige Anwendung der neuen Materialien nahe.
“Wir beobachten gerade erste Kommerzialisierungen durch Start-ups“, sagt etwa Dirk Hebel. Er ist Professor für Nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und forscht seit rund acht Jahren zu Pilzen als Baumaterial.
Hebel ist begeistert: Platten auf der Basis von Pilzmyzel könnten zukünftig überall dort Verwendung finden, wo heute Holzspanplatten genutzt werden. Diese haben nämlich ein Problem: Sie bestehen aus einem Gemisch aus Kleber und Holz, deshalb sind sie kaum recyclebar und werden am Ende ihrer Nutzungszeit meist verbrannt – das in ihnen gespeicherte CO₂ entweicht in die Atmosphäre.
Aus dem Pilzmyzel sowie organischen Resten wie beispielsweise Holz oder Gras lassen sich ähnlich stabile Platten herstellen: Das Myzel durchwächst die losen Materialien auf der Suche nach Nährstoffen und “klebt” sie dabei zusammen. Danach stirbt der Organismus durch Erhitzung und den dadurch stattfindenden Wasserentzug ab, übrig bleibt eine feste Struktur. Aber anders als die Holzspanplatten ist der neue Werkstoff “vollständig biologisch kompostierbar”, erklärt Hebel. Pilzmyzel als Alternative zu synthetischen Klebestoffen, die nicht kompostierbar sind, seien darum ein guter Ansatz für zirkuläres Wirtschaften, wie es die Bundesregierung in der Nationalen Kreislaufstrategie festschreiben möchte.
Wolfgang Hinterdobler, Mitgründer des österreichischen Unternehmens MyPilz, nutzt Pilze im Kampf gegen den Klimawandel ganz anders. Dafür entwickelte MyPilz einen Service, um Bodenpilze als Nützlinge für die Landwirtschaft zugänglich zu machen – dort sollen sie gegen Pflanzenschädlinge wirken und gleichzeitig den Humusaufbau im Boden vorantreiben. Dadurch wird CO₂ im Boden gebunden, weil Bodenpilze Pflanzenreste schnell verstoffwechseln, mit den Pflanzenwurzeln Symbiosen eingehen und dadurch Biomasse im Boden aufbauen und stabilisieren. Landwirte benötigen dann im Idealfall weniger Dünger und Pflanzenschutzmittel. Aus einer lokalen Bodenprobe isoliert MyPilz für diese Anwendung einen lokalen Pilz. Landwirte bekommen diesen in Form von Pilzsporen geliefert. 1.345 Euro kostet das Basispaket für diesen Service.
Die Zucht von Pilzen führt nicht nur zu niedrigeren Emissionen, Pilze können gleichzeitig auch große Mengen an Kohlenstoff speichern. Eine Studie kam beispielsweise im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass Mykorrhiza-Pilze jährlich bis zu 13 Gigatonnen CO₂ speichern. Das entspricht etwa einem Drittel der CO₂-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Ein Myzel ist die “Pilzwurzel” – eine Mykorrhiza entsteht, wenn ein Pilz die feinsten Wurzeln von Pflanzen mit dem Myzel umhüllt und so einen Austausch zwischen Pilz und Pflanze über die Wurzeln ermöglicht. Tausende Pilzarten bilden Mykorrhiza, beispielsweise Fliegenpilze, Pfifferlinge, Steinpilze und auch Trüffel.
Der Hauptgrund, warum Pilze so viel CO₂ speichern können: Anders als Pflanzen beherrschen sie keine Photosynthese, Zucker müssen sie deshalb aus anderem organischem Material aufnehmen. Das zersetzen sie bei der richtigen Feuchtigkeit und Temperatur sehr effizient.
Der Haken an der Sache: Pilze speichern den Kohlenstoff nicht dauerhaft, sondern nur vorübergehend. Aktuell wird daran geforscht, unter welchen Bedingungen sie dazu genutzt werden können, CO₂ möglichst lange und effizient im Boden zu halten.
Großes Klimapotenzial sieht Wolfgang Hinterdobler auch für Pilze in der Ernährung. Pilzprotein kann als Ersatzprodukt für emissionsintensives Fleisch eingesetzt werden. Das Start-up Hermann.Bio stellt beispielsweise mit dem Fungi Pad eine Fleischalternative auf der Basis von Kräuterseitlingen her. Das Unternehmen Quorn produziert Chickennuggets und Fleischbällchen aus Pilzprotein und bei Revo Foods gibt es auch Fisch- und Meeresfrüchteersatz daraus. Die Herstellung von einem Kilogramm Pilzen verursacht laut Studien rund zwei bis drei Kilogramm CO₂e, während die Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch rund 100 Kilogramm CO₂e ausstößt.
Und Pilze könnten noch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden: Der Schuhhersteller Giesswein beispielsweise nutzt Lederersatz auf der Basis von Pilzen. Genutzt werden dafür Pilze, die nicht den Standards der Lebensmittelindustrie entsprechen. Beim Unternehmen Mycoworks kann man auch Fußbälle, Handtaschen oder Hüte aus dem Pilzleder kaufen. Bisher sind das eher hochpreisige Designerprodukte, aber eine Studie geht davon aus, dass “Pilz-Leder” in der Herstellung sogar günstiger als tierisches oder synthetisches Leder sei.
“Ich sehe die Zukunft der Pilzwirtschaft sehr positiv“, sagt MyPilz-Mitgründer Hinterdobler. Ein großer Vorteil sei, dass der Anbau von Pilzen gut skalierbar ist und kaum Boden verbrauche – statt auf dem Ackerland können Pilze nämlich in Industrieanlagen aufgezogen werden.
Aktuell werden Pilzprodukte noch von kleinen Start-ups mit “viel Herzblut” hergestellt, meint der Wissenschaftler Dirk Hebel. Es gebe noch keinen stabilen Markt, keine Skaleneffekte. “Wir erleben auch noch viele Vorbehalte gegenüber dem Thema”, sagt er. Menschen hätten Angst, die Pilzprodukte anzufassen, weil sie denken, sie bestünden aus noch lebendigen Produkten. Da müsse es noch ein bisschen Aufklärung geben. Aber Hebel ist zuversichtlich: In zehn bis 15 Jahren werde man Pilzplatten auch im Baumarkt kaufen können. “Da bin ich mir eigentlich fast sicher”, sagt er.
Außerdem liege in der Pilzwelt noch sehr viel unerforschtes Potenzial, fügt Wolfgang Hinterdobler hinzu. Weniger als ein Prozent der Pilzarten weltweit wurde bisher im Detail erforscht. “Wenn wir damit schon so weit gekommen sind, dann ist da zukünftig noch sehr viel möglich”, sagt er.
Die Koordinatoren des Umwelt- und Agrarausschusses haben keine Einigung über den designierten Kommissar für Gesundheit und Tierwohl, Olivér Várhelyi, erzielt. Zu einer Entscheidung wollen die Abgeordneten nun möglichst am Mittwoch kommen.
Der Ungar hatte nach seiner Anhörung vergangenen Mittwoch weitere Fragen beantworten müssen, über welche die Koordinatoren am Montag berieten. Die S&D lehnt Várhelyi mit dem jetzigen Zuschnitt seines Portfolios ab. Unzufrieden waren die Sozialdemokraten nach Informationen von Table.Briefings mit seinen Antworten zu Abtreibungen sowie Impfstoffen aus Russland und China. Ihrer Ansicht nach steht er zudem zu sehr auf Seiten der Pharmaindustrie.
Die Änderungen an Várhelyis Portfolio müssten substanziell sein, hieß es aus der Fraktion. Die Zuständigkeit für Tiergesundheit wie vorgeschlagen an den designierten Agrarkommissar Christophe Hansen (EVP) abzugeben, wird von Teilen des Parlaments aber kritisch gesehen. Das Thema Antibiotikaresistenz etwa müsse weiterhin in der Hand der Gesundheitspolitiker bleiben.
Von Befürchtungen, dass Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán den Amtsantritt der neuen Kommission verzögern könnte, wollen sich die Sozialdemokraten nicht beirren lassen. Orbán könne eine eventuelle Nachnominierung nicht ewig hinauszögern, heißt es aus der Fraktion. Rechtlich sei es sogar möglich, dass ein Mitgliedstaat keinen Kommissarposten erhalte. ber
Die im Frühjahr beschlossenen Lockerungen von Umweltregeln innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) können laut OECD die Wirksamkeit der GAP-Gelder “bei der Förderung öffentlicher Güter oder der Verringerung von Umweltschäden einschränken”. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten jährlichen Bericht der Organisation zu Agrarpolitiken verschiedener Länder hervor. Die EU hatte mehrere GLÖZ-Standards gelockert, an die die GAP-Direktzahlungen im Rahmen der sogenannten Konditionalität gebunden sind.
Um die von Landwirten geforderten Vereinfachungen zu erreichen, ohne bei der Umweltwirkung Abstriche zu machen, empfehlen die OECD-Experten stattdessen eine Reform der Konditionalität: Sie solle sich ergebnisorientiert auf eine kleinere Anzahl Praktiken fokussieren, die dafür in der Breite durchsetzbar und kontrollierbar sein sollen. In der deutschen und europäischen Debatte um die Zukunft der GAP geht der Trend allerdings derzeit eher dahin, Direktzahlungen gar nicht mehr an verpflichtende Umweltvorgaben zu knüpfen, und stattdessen auf freiwillige Anreize zu setzen.
Insgesamt attestiert die OECD der EU: Landwirtschaftliches Produktionswachstum sei nicht konsequent mit besserer ökologischer Nachhaltigkeit einhergegangen. Zwar mangle es nicht an Instrumenten. Doch es brauche bessere Abstimmung zwischen verschiedenen Ebenen und Politikbereichen. Der GAP-Rahmen biete Potenzial für Nachhaltigkeit, dessen Verwirklichung aber von der Umsetzung in den Mitgliedstaaten abhänge. Ähnlich wie der EU-Rechnungshof empfiehlt die OECD eine bessere Kontrolle der nationalen Strategien und die Prüfung von Ergebnissen statt Maßnahmen.
Die Ziele des Green Deal in die europäische Agrarpolitik zu integrieren, erweise sich als schwierig. Das zeige das Scheitern von Initiativen wie dem Sustainable Food Systems Law (SFS) oder der Verordnung zur Pestizidnutzung (SUR). Doch das Ausmaß der “drängenden und seit langem bestehenden” Umweltprobleme in der EU bleibe bestehen, warnt die OECD – vor allem in Sachen Agrobiodiversität und Wassernutzung.
Daneben mahnt der Bericht an, einen größeren Teil der GAP-Gelder in Forschung sowie Weiterbildungs- und Beratungsangebote für Landwirte zu nachhaltigen Praktiken zu investieren. Denn Innovation sei entscheidend, um angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung die Landwirtschaft gleichzeitig produktiver und nachhaltiger zu machen. jd
Auf der gestern gestarteten Weltklimakonferenz COP29 in Baku sind keine wesentlichen Fortschritte in den Bereichen Landwirtschaft und Ernährungssicherheit zu erwarten. Diese Prognose hat die Nicht-Regierungsorganisation Germanwatch in ihrem Briefing “Ernährungssysteme auf der COP29” abgegeben. Nach wie vor würden die Potenziale der beiden Sektoren für den Klimaschutz nicht ausreichend berücksichtigt, heißt es darin. Außerdem fehle ein globales Ziel zur Minderung von Treibhausgasemissionen.
Ernährungssysteme würden global bis zu ein Drittel aller anthropogenen Treibhausgasemissionen verursachen, schreibt die NGO. Daher seien verbindliche und ambitionierte Maßnahmen für eine deutliche Treibhausgasemissionsreduktion unabdingbar. Des Weiteren sei eine resiliente Ausgestaltung der Ernährungssysteme in Hinblick auf Ernährungssicherheit, Nachhaltigkeit und die Einhaltung der planetaren Grenzen und Menschenrechte zur Anpassung an den Klimawandel notwendig.
Bisherige Ansätze und Bemühungen dahingehend würden längst nicht ausreichen, stellt Germanwatch fest. In den Jahren 2019 und 2020 seien lediglich vier Prozent der globalen Klimafinanzierung in die Land- und Ernährungswirtschaft geflossen. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Staatengemeinschaft bei der Einigung auf ein neues globales Klimafinanzierungsziel auch ein Unterziel für die Finanzierung der Transformation globaler Ernährungssysteme setze. Dies sei bei der COP29 jedoch nicht zu erwarten.
Ob und welche konkreten Ziele auf der COP29 für den Agrifood-Bereich formuliert werden, wird sich in dieser und kommender Woche zeigen. Am 19. November findet der Thementag Ernährung, Landwirtschaft und Wasser statt, auf dem Initiativen der COP-Präsidentschaft und der Welternährungsorganisation FAO vorgestellt werden. kih
12.11.2024 – 9:00 – 12.00 Uhr / Brüssel
EU-Parlament Bestätigungsanhörung Fitto
Bestätigungsanhörung für den Vizekommissionspräsidenten Raffaele Fitto. INFO
12.11.2024 – 18.30 – 21.30 Uhr / Brüssel
EU-Parlament Bestätigungsanhörung Ribera
Bestätigungsanhörung für die designierte Kommissarin für Wettbewerb und Energiewende Teresa Ribera. INFO
18.11.2024 / Brüssel
Europäischer Rat Rat für Landwirtschaft und Fischerei
Themen Landwirtschaft: Marktlage auf den Agrarmärkten und bei Grundstoffen, insbesondere nach der Invasion in die Ukraine. Themen Fischerei: Fangmöglichkeiten im Jahr 2025 TAGESORDNUNG
18.11. – 19.11.2024 / Rio de Janeiro
G20 Gipfel Launch of the Global Alliance Against Hunger and Poverty
The official launch of the Global Alliance against Hunger and Poverty is scheduled to take place in parallel with the G20 Leaders Summit in November 2024. The goal of the Task Force for a Global Alliance against Hunger and Poverty proposed by Brasil’s G20 presidency is to establish a global alliance to gather funds and knowledge towards implementation of public policies and social technologies proven effective in reducing global hunger and poverty. INFO
13.11. – 14.11.2024 / Berlin
Konferenz “Biodiversity in Food Supply Chains”
Die Konferenz stellt innovative Ansätze und Best Practices zum Schutz der Biodiversität vor, während gleichzeitig nachhaltige und resiliente Lebensmittelsysteme aufgebaut werden. Cem Özdemir, der deutsche Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, sowie Steffi Lemke, die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, werden an der Konferenz teilnehmen und Keynotes halten. INFO
18.11.2024 – 10:00 – 13:00 Uhr / online
Auftaktveranstaltung Europäischen Woche der Abfallvermeidung – EWAV “Bis zum letzten Krümel: Lebensmittel sorgsam verwenden”
Die virtuelle Auftaktveranstaltung zur diesjährigen Europäischen Woche der Abfallvermeidung wird von Frau Bundesministerin Lemke sowie Herrn Bundesminister Özdemir eröffnet und bietet zahlreiche aktuelle Vorträge und Impulse zum Thema Abfallvermeidung aus Wissenschaft und Wirtschaft. Der Fokus liegt dieses Jahr bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen und das Motto lautet “Bis zum letzten Krümel: Lebensmittel sorgsam verwenden”. INFO & ANMELDUNG
19.11.2024 / Halle Münsterland
Tagung LVM-Landwirtschaftstag 2024
“Lust auf Landwirtschaft – wie die Branche Betriebe nachhaltig stärkt und gleichzeitig das Klima schützt” lautet das Motto des LVM-Landwirtschaftstags, den die LVM Versicherung im November 2024 mit top agrar als Medienpartner veranstaltet. Zu den Referenten zählen erneut zahlreiche hochkarätige Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik – darunter der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir. PROGRAMM
20.11. – 21.11.2024 / Osnabrück, Pottgraben 60, Alando Osnabrück
innovate!convention 2024 The Future of Agrifood
Die innovate!convention mit dem Schwerpunkt Farm & Food geht in die nächste Runde und verspricht an gleich zwei Tagen jede Menge aufregende Impulse und Innovationen.
Mit einem abwechslungsreichen Programm bestehend aus Exkursionen, Workshops, Paneltalks, Speaker-Sessions, Awardnight und zahlreichen Networking-Möglichkeiten bringen wir Praktiker:innen und Visionär:innen zusammen. Programm
20.11. – 21.11.2024 / Geno Hotel Karlsruhe
Tagung KALS 2024 – 9. Karlsruher Lebensmittelsymposium
Das Karlsruher Lebensmittelsymposium ist diejenige Veranstaltung für Lebensmittelsicherheit, die Wissenschaft und Praxis vereint. Sie erwarten praxisrelevante hochkarätige Vorträge, begleitende Ausstellung mit innovativen Lösungen, Netzwerken und Community, charmante Abendveranstaltung. Maximaler Input in zweitägiger, angenehmer Klausur für QMB, PL, CEO & Co INFO
21.11.2024 / Schwarzachtalhalle in Neunburg v. Wald
Bodentag 2024 Gesunder Boden – Basis für die Gesundheit von Luft, Wasser, Pflanzen, Tieren und Menschen
Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. veranstaltet dieses Jahr wieder ihren großen Bodentag. Er findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Online) statt. Zahlreiche und kompetente Referenten vermitteln wertvolles Wissen rund um das diesjährige Thema “Lebendige Böden – Stabile Systeme im Klimawandel”. ANMELDUNG
27.11. – 28.11.2024 / Berlin
BMEL Internationale Schalenobst-Tagung
Die Tagung befasst sich mit den Kulturen Haselnuss, Walnuss, Mandeln, und Kastanien. Schalenobstexperten aus Deutschland, Mazedonien, Italien und Ungarn berichten über aktuelle Anbauentwicklungen. Im Mittelpunkt der Tagung stehen jedoch nicht nur Anbaufragen und deren Lösungen, sondern auch neue Entwicklungen und Ansätze bei der Bekämpfung von Problemschädlingen. INFO
27.11.2024 / München
6. Fachtagung Food Compliance 2024 Innovation, Regulierung & Konsequenzen für die Praxis
Die Fachtagung Food Compliance 2024 beleuchtet aus unterschiedlichen Perspektiven dieses Spannungsfeld zwischen Innovation und Regulierung. Ausgewiesene Praktiker skizzieren die gesetzlichen Herausforderungen, die Erwartungshaltung der Lebensmittelüberwachung sowie Handlungsoptionen im Rahmen der unternehmerischen Umsetzung. PROGRAMM
2.12.2024 – 19.00- 22.00 Uhr / Landesvertretung des Saarlandes in Berlin, online
Politik trifft Praxis Weniger Pflanzenschutz, gezielter eingesetzt: Wo sind die Grenzen? Und welche Alternativen gibt es?
Pflanzenschutzmittel haben ein schlechtes Image – und sie sind für die Landwirte unverzichtbar, schließlich sichern sie die Erzeugung qualitativ hochwertiger und sicherer Lebensmittel.
Braucht es eine Mengenbegrenzung, um den Herausforderungen beim Arten- und Umweltschutz gerecht zu werden? Wie weit sollte die Politik einschränken? Sind biologische Pflanzenschutzmittel oder Pflanzenbiostimulanzien eine Lösung für das Dilemma? Am 2. Dezember 2024 wollen wir dieses Thema mit Ihnen, den Fachpolitikern der großen Parteien und Prof. Hensel vom Bundesinstitut für Risikobewertung diskutieren. ANMELDUNG
3.12.2024 – 16.30 – 18.30 Uhr / Umweltforum Berlin
Preisverleihung Bundeswettbewerb Landwirtschaftliches Bauen
Die Gewinner des 26. Bundeswettbewerbes “Landwirtschaftliches Bauen” stehen fest. Sie werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Berlin ausgezeichnet. Schwerpunktthema des Wettbewerbs war “Dem Klimawandel begegnen – Ställe mit ganzheitlichem Energiekonzept”. INFO
05.12.2024 / weltweit
Aktionstag Weltbodentag
Der Weltbodentag wurde 2002 beim 17. Weltkongress der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) ins Leben gerufen. Zahlreiche Aktionen machen an diesem Datum auf die lebenswichtige Bedeutung der Böden aufmerksam. Der Weltbodentag soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Erhaltung und Wiederherstellung gesunder Ökosysteme und des menschlichen Wohlbefindens schärfen. INFO
14.01.2024 / dbb forum Berlin, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin
Kongress BMUV-Agrarkongress 2025
Beim BMUV-Agrarkongress 2025 stehen die biologische Vielfalt, ihr Wert für die Landwirtschaft, die Bedrohung der Biodiversität durch Veränderungen in der Landschaft, sowie erfolgreiche Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz im Mittelpunkt.
Politisch wird es darum gehen, wie die neue EU-Kommission sich mit Blick auf Naturschutz und Landwirtschaft aufstellt, welche Erfordernisse und Herausforderungen sich für die EU-Agrarpolitik ab 2028, sowie für die Umsetzung von Biodiversitätszielen in Deutschland ergeben. INFO
Agrarzeitung: US-Bauernverbände fordern Agrarreform. Die beiden größten Bauernverbände der USA fordern von der kommenden Trump-Regierung ein neues Agrargesetz sowie Steuererleichterungen. Es bestehe die Notwendigkeit für ein modernisiertes Landwirtschaftsgesetz. Die zweijährige Verzögerung der “Farm Bill” sei inakzeptabel, so die American Farm Bureau Federation (AFBF). Auf die Pläne des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, Produkte aus China mit hohen Zöllen zu belegen, gingen sie in ersten Stellungnahmen nicht ein. Von Gegenmaßnahmen wäre auch die US-Landwirtschaft betroffen. (“Bauernverbände appellieren an neue US-Regierung für Agrarreformen”)
Top Agrar: “Weiche” Erfolge der Bauernproteste. Nach Ansicht des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes hätten die Bauernproteste Anfang des Jahres viel Positives erreicht. Die Ampel habe Kürzungen zurückgenommen und die Anliegen der Bauern erfuhren in den Medien und in der Politik viel Beachtung. Allerdings hätten viele Landwirte mehr erwartet. Daher will der Bauernverband dran bleiben und den Druck auf die Politik hochhalten. (“WLV zieht Bilanz der Bauernproteste”)
Frankfurter Rundschau: Solarunternehmen machen Bauern Konkurrenz. Freiflächen-Solaranlagen verdrängen die Landwirtschaft in der Region Trier. Die Betreiber der flächenintensiven Anlagen sind in der Lage, Eigentümern für ihre Felder höhere Preise zu zahlen als Landwirte. (“Kampf um Flächen: Solaranlagen nehmen Landwirten fruchtbaren Platz weg”)
Reuters: Höhere Kakaopreise. Ghana hat in der Saison 2024/25 zum zweiten Mal den festen Erzeugerpreis für Kakaobauern angehoben, um deren Einkommen zu verbessern, nachdem die Produktion auf ein historisches Tief gefallen war. Präsident Nana Akufo-Addo gab den neuen Preis von 3,06 US-Dollar pro Tonne bekannt. Die Maßnahme erfolgt im Vorfeld der Wahlen im Dezember. Kritiker bemängeln, dass die Erhöhung die Inflation nicht ausreichend ausgleicht. (“Ghana raises cocoa farmgate price again”)
Lebensmittel Praxis: Gubor geht an den Kapitalmarkt. Der Schokoladenhersteller Gubor will weiter wachsen. Um das zu finanzieren, begibt sich das Unternehmen erstmals auf den Kapitalmarkt. Über Anleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren sollen 60 Millionen Euro eingenommen werden. (“Gubor-Gruppe öffnet sich erstmals für den Kapitalmarkt”)
Es ging Schlag auf Schlag: Die rund 70-köpfige Delegation von Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir versammelte sich letzten Mittwoch gerade zur Audienz bei Sambias Staatspräsident Hakainde Hichilema, als sich Donald Trump im Neonlicht des Empfangsraums per Al-Jazeera zu Wort meldete und in markigen Worten seinen Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen verkündete. Nur wenige Stunden später platzte in Berlin die Ampel-Koalition. Und als sei dieser politische Doppelschlag nicht genug gewesen, durfte Özdemir den Repräsentantinnen und Repräsentanten von Deutschlands Wirtschaft, Wissenschaft, NGOs und Jugend einen Tag später seine Verpflichtung zur zusätzlichen Übernahme des Bildungsressorts mitteilen. Die Ministerrede im Dunkel eines Stromausfalls auf einer Jesuitenfarm dürfte den Anwesenden auf lange Zeit im Gedächtnis bleiben. Es war eine aufregende Woche sowohl in Berlin als auch in Sambias Hauptstadt Lusaka.
Gerade angesichts der Schockwellen, die von Deutschland bis ins südliche Afrika liefen: Özdemir tat gut daran, mit seiner lange erwarteten Reise nach Äthiopien, zur Afrikanischen Union und nach Sambia den Willen zu Multilateralismus und Engagement für internationale Kooperation im Agrarbereich zu unterstreichen. Der aktuelle Rückzug maßgeblicher politischer Stakeholder ins Nationale, die anhaltende Verzwergung der Europäischen Union und der schwindende Blick über bundespolitische Tellerränder hinaus schwächen gemeinschaftliche Ansätze zur Bewältigung globaler Aufgaben – auch im Agrarbereich. Umso wichtiger sind daher Initiativen, die konstruktiv und nach vorn gerichtet internationale Zusammenarbeit voranbringen wollen. Denn die Problemlagen bleiben riesig: Sicherung der globalen Lebensmittelversorgung, Klimawandel, schwindende Lebensgrundlagen für Menschen im Globalen Süden.
Aus Deutschland kommen innovative Ansätze, um den anstehenden Herausforderungen zu begegnen: Satellitengestützte Ernteprognosen, trockenstressresilientes Saatgut, bodenschonende und CO₂-Speicherung erleichternde Landtechnik, hocheffiziente Bewässerungslösungen, professionelle Zertifizierung von Produktionsweisen und Lieferketten, digitales Herdenmanagement, Aus- und Fortbildung von Fach- und Nachwuchskräften in der Landwirtschaft. Viele Landwirte weltweit setzen auf solch moderne Lösungen – und auch Landwirtschaft im globalen Süden muss nicht allein auf Kleinbauernschaft beruhen. “Farming as a business” kann Arbeitsplätze über die eigene Scholle hinaus bescheren und so für soziale Sicherheit sorgen. Allein die von Özdemirs Wirtschaftsdelegation in Äthiopien und Sambia besuchten Betriebe für Kartoffel-, Pflanzen- und Obstproduktion bieten Hunderten von Angestellten – meist Frauen – ein Auskommen in schwierigem Umfeld.
Eine engere Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft kann helfen, ernährungs- und entwicklungspolitische Ziele berechenbar zu erreichen. Mit aktuellen Technologien deutscher Unternehmen liegen konkrete Angebote für stabile, effiziente und nachhaltige Erträge trotz schwieriger Bedingungen auf dem Tisch – und mit dem vorhandenen Willen zu verstärkter internationaler Zusammenarbeit lassen sich die Weichen in diese Richtung stellen.
Nicht zu vergessen: Der finanzielle Spielraum der Politik wird angesichts der Entwicklung des Bundeshaushalts eher schrumpfen – aktuelle militärische und wirtschaftliche Zwänge setzen den öffentlichen Finanzen deutliche Grenzen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoller denn je, die Potenziale von international orientierter, konstruktiver Politik und innovativ aufgestellter Wirtschaft gerade im Agrarbereich zusammenzubringen und zukünftig verstärkt zu nutzen. Vor allem das deutsche Agri-Business steht bereit, im weltweiten Dialog mit Partnern Kooperationen weiterzuentwickeln.
Minister Özdemir hat in Afrika vergangene Woche viele Pflöcke für internationale Kooperation eingeschlagen. Jetzt gilt es, mit diesen auch ein Haus zu bauen – und die künftige Bundesregierung täte gut daran, dieses zu erweitern.
Dr. Per Brodersen ist Geschäftsführer der German Agribusiness Alliance und war Teil der Wirtschaftsdelegation, die Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vergangene Woche auf seiner Reise nach Äthiopien und Sambia begleitete. Die German Agribusiness Alliance ist eine Initiative führender Verbände und Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Sie versteht sich als Plattform für den Austausch und die Bündelung wirtschaftlicher Interessen bei der Zusammenarbeit mit Transformations-, Schwellen- und Entwicklungsländer im Agrar- und Ernährungssektor.
Europe.Table: Serafin: Künftiger Kassenwart der Kommission will EU-Gelder an Reformen binden
Piotr Serafin wurde vom Haushalts- und Haushaltskontrollausschuss des Europäischen Parlaments als Kommissar bestätigt. Der künftige Haushaltskommissar will die Effektivität der EU-Gelder erhöhen, indem er deren Auszahlung an Reform- und Investitionsbemühungen der Mitgliedstaaten bindet. In seiner Anhörung sagte er, dass er einen schlagkräftigeren mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) will, der weniger Programme beinhaltet. Dabei vermied Serafin es, sich auf konkrete Vorhaben festzulegen. Es bleibt unklar, was das für die Agrargelder bedeutet. Zur Analyse
eigentlich hätten die Agrar- und Umweltsprecher des EU-Parlaments bereits gestern über den designierten Gesundheits- und Tierwohlkommissar Olivér Várhelyi entscheiden sollen. Nach dessen Anhörung am vergangenen Mittwoch war der Ungar aufgerufen, Antworten auf schriftliche Fragen nachzureichen. Doch die Entscheidung der Abgeordneten über die politische Zukunft Várhelyis wurde auf Mittwoch vertagt.
Für den Agrarsektor wird es in Brüssel auch heute schon spannend. Besonders, wenn am Vormittag der designierte exekutive Vizepräsident für Kohäsion und Reformen, Raffaele Fitto, im REGI-Ausschuss befragt wird. Gemeinsam mit Agrarkommissar Hansen soll der in Brüssel höchst umstrittene Italiener wichtige landwirtschaftliche Vorhaben vorantreiben. Vor der Anhörung überlegen Renew und S&D zu verlangen, dem designierten Kohäsionskommissar nicht die herausragende Position als Exekutiv-Vizepräsident zu übertragen.
Auf der Suche nach neuen Materialien, die klimaschonend und kreislauffähig sind, rücken biologische Systeme in den Vordergrund, die von einer kaum beachteten Spezies stammen: Pilze. Sie, oder genauer gesagt ihre Wurzeln, könnten in der Zukunft viel für den Klimaschutz tun – etwa als Baumaterial, zur Isolierung oder als Fleischersatz. Das legen Studien und erste Versuche für großskalige Anwendung der neuen Materialien nahe.
“Wir beobachten gerade erste Kommerzialisierungen durch Start-ups“, sagt etwa Dirk Hebel. Er ist Professor für Nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und forscht seit rund acht Jahren zu Pilzen als Baumaterial.
Hebel ist begeistert: Platten auf der Basis von Pilzmyzel könnten zukünftig überall dort Verwendung finden, wo heute Holzspanplatten genutzt werden. Diese haben nämlich ein Problem: Sie bestehen aus einem Gemisch aus Kleber und Holz, deshalb sind sie kaum recyclebar und werden am Ende ihrer Nutzungszeit meist verbrannt – das in ihnen gespeicherte CO₂ entweicht in die Atmosphäre.
Aus dem Pilzmyzel sowie organischen Resten wie beispielsweise Holz oder Gras lassen sich ähnlich stabile Platten herstellen: Das Myzel durchwächst die losen Materialien auf der Suche nach Nährstoffen und “klebt” sie dabei zusammen. Danach stirbt der Organismus durch Erhitzung und den dadurch stattfindenden Wasserentzug ab, übrig bleibt eine feste Struktur. Aber anders als die Holzspanplatten ist der neue Werkstoff “vollständig biologisch kompostierbar”, erklärt Hebel. Pilzmyzel als Alternative zu synthetischen Klebestoffen, die nicht kompostierbar sind, seien darum ein guter Ansatz für zirkuläres Wirtschaften, wie es die Bundesregierung in der Nationalen Kreislaufstrategie festschreiben möchte.
Wolfgang Hinterdobler, Mitgründer des österreichischen Unternehmens MyPilz, nutzt Pilze im Kampf gegen den Klimawandel ganz anders. Dafür entwickelte MyPilz einen Service, um Bodenpilze als Nützlinge für die Landwirtschaft zugänglich zu machen – dort sollen sie gegen Pflanzenschädlinge wirken und gleichzeitig den Humusaufbau im Boden vorantreiben. Dadurch wird CO₂ im Boden gebunden, weil Bodenpilze Pflanzenreste schnell verstoffwechseln, mit den Pflanzenwurzeln Symbiosen eingehen und dadurch Biomasse im Boden aufbauen und stabilisieren. Landwirte benötigen dann im Idealfall weniger Dünger und Pflanzenschutzmittel. Aus einer lokalen Bodenprobe isoliert MyPilz für diese Anwendung einen lokalen Pilz. Landwirte bekommen diesen in Form von Pilzsporen geliefert. 1.345 Euro kostet das Basispaket für diesen Service.
Die Zucht von Pilzen führt nicht nur zu niedrigeren Emissionen, Pilze können gleichzeitig auch große Mengen an Kohlenstoff speichern. Eine Studie kam beispielsweise im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass Mykorrhiza-Pilze jährlich bis zu 13 Gigatonnen CO₂ speichern. Das entspricht etwa einem Drittel der CO₂-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Ein Myzel ist die “Pilzwurzel” – eine Mykorrhiza entsteht, wenn ein Pilz die feinsten Wurzeln von Pflanzen mit dem Myzel umhüllt und so einen Austausch zwischen Pilz und Pflanze über die Wurzeln ermöglicht. Tausende Pilzarten bilden Mykorrhiza, beispielsweise Fliegenpilze, Pfifferlinge, Steinpilze und auch Trüffel.
Der Hauptgrund, warum Pilze so viel CO₂ speichern können: Anders als Pflanzen beherrschen sie keine Photosynthese, Zucker müssen sie deshalb aus anderem organischem Material aufnehmen. Das zersetzen sie bei der richtigen Feuchtigkeit und Temperatur sehr effizient.
Der Haken an der Sache: Pilze speichern den Kohlenstoff nicht dauerhaft, sondern nur vorübergehend. Aktuell wird daran geforscht, unter welchen Bedingungen sie dazu genutzt werden können, CO₂ möglichst lange und effizient im Boden zu halten.
Großes Klimapotenzial sieht Wolfgang Hinterdobler auch für Pilze in der Ernährung. Pilzprotein kann als Ersatzprodukt für emissionsintensives Fleisch eingesetzt werden. Das Start-up Hermann.Bio stellt beispielsweise mit dem Fungi Pad eine Fleischalternative auf der Basis von Kräuterseitlingen her. Das Unternehmen Quorn produziert Chickennuggets und Fleischbällchen aus Pilzprotein und bei Revo Foods gibt es auch Fisch- und Meeresfrüchteersatz daraus. Die Herstellung von einem Kilogramm Pilzen verursacht laut Studien rund zwei bis drei Kilogramm CO₂e, während die Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch rund 100 Kilogramm CO₂e ausstößt.
Und Pilze könnten noch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden: Der Schuhhersteller Giesswein beispielsweise nutzt Lederersatz auf der Basis von Pilzen. Genutzt werden dafür Pilze, die nicht den Standards der Lebensmittelindustrie entsprechen. Beim Unternehmen Mycoworks kann man auch Fußbälle, Handtaschen oder Hüte aus dem Pilzleder kaufen. Bisher sind das eher hochpreisige Designerprodukte, aber eine Studie geht davon aus, dass “Pilz-Leder” in der Herstellung sogar günstiger als tierisches oder synthetisches Leder sei.
“Ich sehe die Zukunft der Pilzwirtschaft sehr positiv“, sagt MyPilz-Mitgründer Hinterdobler. Ein großer Vorteil sei, dass der Anbau von Pilzen gut skalierbar ist und kaum Boden verbrauche – statt auf dem Ackerland können Pilze nämlich in Industrieanlagen aufgezogen werden.
Aktuell werden Pilzprodukte noch von kleinen Start-ups mit “viel Herzblut” hergestellt, meint der Wissenschaftler Dirk Hebel. Es gebe noch keinen stabilen Markt, keine Skaleneffekte. “Wir erleben auch noch viele Vorbehalte gegenüber dem Thema”, sagt er. Menschen hätten Angst, die Pilzprodukte anzufassen, weil sie denken, sie bestünden aus noch lebendigen Produkten. Da müsse es noch ein bisschen Aufklärung geben. Aber Hebel ist zuversichtlich: In zehn bis 15 Jahren werde man Pilzplatten auch im Baumarkt kaufen können. “Da bin ich mir eigentlich fast sicher”, sagt er.
Außerdem liege in der Pilzwelt noch sehr viel unerforschtes Potenzial, fügt Wolfgang Hinterdobler hinzu. Weniger als ein Prozent der Pilzarten weltweit wurde bisher im Detail erforscht. “Wenn wir damit schon so weit gekommen sind, dann ist da zukünftig noch sehr viel möglich”, sagt er.
Die Koordinatoren des Umwelt- und Agrarausschusses haben keine Einigung über den designierten Kommissar für Gesundheit und Tierwohl, Olivér Várhelyi, erzielt. Zu einer Entscheidung wollen die Abgeordneten nun möglichst am Mittwoch kommen.
Der Ungar hatte nach seiner Anhörung vergangenen Mittwoch weitere Fragen beantworten müssen, über welche die Koordinatoren am Montag berieten. Die S&D lehnt Várhelyi mit dem jetzigen Zuschnitt seines Portfolios ab. Unzufrieden waren die Sozialdemokraten nach Informationen von Table.Briefings mit seinen Antworten zu Abtreibungen sowie Impfstoffen aus Russland und China. Ihrer Ansicht nach steht er zudem zu sehr auf Seiten der Pharmaindustrie.
Die Änderungen an Várhelyis Portfolio müssten substanziell sein, hieß es aus der Fraktion. Die Zuständigkeit für Tiergesundheit wie vorgeschlagen an den designierten Agrarkommissar Christophe Hansen (EVP) abzugeben, wird von Teilen des Parlaments aber kritisch gesehen. Das Thema Antibiotikaresistenz etwa müsse weiterhin in der Hand der Gesundheitspolitiker bleiben.
Von Befürchtungen, dass Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán den Amtsantritt der neuen Kommission verzögern könnte, wollen sich die Sozialdemokraten nicht beirren lassen. Orbán könne eine eventuelle Nachnominierung nicht ewig hinauszögern, heißt es aus der Fraktion. Rechtlich sei es sogar möglich, dass ein Mitgliedstaat keinen Kommissarposten erhalte. ber
Die im Frühjahr beschlossenen Lockerungen von Umweltregeln innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) können laut OECD die Wirksamkeit der GAP-Gelder “bei der Förderung öffentlicher Güter oder der Verringerung von Umweltschäden einschränken”. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten jährlichen Bericht der Organisation zu Agrarpolitiken verschiedener Länder hervor. Die EU hatte mehrere GLÖZ-Standards gelockert, an die die GAP-Direktzahlungen im Rahmen der sogenannten Konditionalität gebunden sind.
Um die von Landwirten geforderten Vereinfachungen zu erreichen, ohne bei der Umweltwirkung Abstriche zu machen, empfehlen die OECD-Experten stattdessen eine Reform der Konditionalität: Sie solle sich ergebnisorientiert auf eine kleinere Anzahl Praktiken fokussieren, die dafür in der Breite durchsetzbar und kontrollierbar sein sollen. In der deutschen und europäischen Debatte um die Zukunft der GAP geht der Trend allerdings derzeit eher dahin, Direktzahlungen gar nicht mehr an verpflichtende Umweltvorgaben zu knüpfen, und stattdessen auf freiwillige Anreize zu setzen.
Insgesamt attestiert die OECD der EU: Landwirtschaftliches Produktionswachstum sei nicht konsequent mit besserer ökologischer Nachhaltigkeit einhergegangen. Zwar mangle es nicht an Instrumenten. Doch es brauche bessere Abstimmung zwischen verschiedenen Ebenen und Politikbereichen. Der GAP-Rahmen biete Potenzial für Nachhaltigkeit, dessen Verwirklichung aber von der Umsetzung in den Mitgliedstaaten abhänge. Ähnlich wie der EU-Rechnungshof empfiehlt die OECD eine bessere Kontrolle der nationalen Strategien und die Prüfung von Ergebnissen statt Maßnahmen.
Die Ziele des Green Deal in die europäische Agrarpolitik zu integrieren, erweise sich als schwierig. Das zeige das Scheitern von Initiativen wie dem Sustainable Food Systems Law (SFS) oder der Verordnung zur Pestizidnutzung (SUR). Doch das Ausmaß der “drängenden und seit langem bestehenden” Umweltprobleme in der EU bleibe bestehen, warnt die OECD – vor allem in Sachen Agrobiodiversität und Wassernutzung.
Daneben mahnt der Bericht an, einen größeren Teil der GAP-Gelder in Forschung sowie Weiterbildungs- und Beratungsangebote für Landwirte zu nachhaltigen Praktiken zu investieren. Denn Innovation sei entscheidend, um angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung die Landwirtschaft gleichzeitig produktiver und nachhaltiger zu machen. jd
Auf der gestern gestarteten Weltklimakonferenz COP29 in Baku sind keine wesentlichen Fortschritte in den Bereichen Landwirtschaft und Ernährungssicherheit zu erwarten. Diese Prognose hat die Nicht-Regierungsorganisation Germanwatch in ihrem Briefing “Ernährungssysteme auf der COP29” abgegeben. Nach wie vor würden die Potenziale der beiden Sektoren für den Klimaschutz nicht ausreichend berücksichtigt, heißt es darin. Außerdem fehle ein globales Ziel zur Minderung von Treibhausgasemissionen.
Ernährungssysteme würden global bis zu ein Drittel aller anthropogenen Treibhausgasemissionen verursachen, schreibt die NGO. Daher seien verbindliche und ambitionierte Maßnahmen für eine deutliche Treibhausgasemissionsreduktion unabdingbar. Des Weiteren sei eine resiliente Ausgestaltung der Ernährungssysteme in Hinblick auf Ernährungssicherheit, Nachhaltigkeit und die Einhaltung der planetaren Grenzen und Menschenrechte zur Anpassung an den Klimawandel notwendig.
Bisherige Ansätze und Bemühungen dahingehend würden längst nicht ausreichen, stellt Germanwatch fest. In den Jahren 2019 und 2020 seien lediglich vier Prozent der globalen Klimafinanzierung in die Land- und Ernährungswirtschaft geflossen. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Staatengemeinschaft bei der Einigung auf ein neues globales Klimafinanzierungsziel auch ein Unterziel für die Finanzierung der Transformation globaler Ernährungssysteme setze. Dies sei bei der COP29 jedoch nicht zu erwarten.
Ob und welche konkreten Ziele auf der COP29 für den Agrifood-Bereich formuliert werden, wird sich in dieser und kommender Woche zeigen. Am 19. November findet der Thementag Ernährung, Landwirtschaft und Wasser statt, auf dem Initiativen der COP-Präsidentschaft und der Welternährungsorganisation FAO vorgestellt werden. kih
12.11.2024 – 9:00 – 12.00 Uhr / Brüssel
EU-Parlament Bestätigungsanhörung Fitto
Bestätigungsanhörung für den Vizekommissionspräsidenten Raffaele Fitto. INFO
12.11.2024 – 18.30 – 21.30 Uhr / Brüssel
EU-Parlament Bestätigungsanhörung Ribera
Bestätigungsanhörung für die designierte Kommissarin für Wettbewerb und Energiewende Teresa Ribera. INFO
18.11.2024 / Brüssel
Europäischer Rat Rat für Landwirtschaft und Fischerei
Themen Landwirtschaft: Marktlage auf den Agrarmärkten und bei Grundstoffen, insbesondere nach der Invasion in die Ukraine. Themen Fischerei: Fangmöglichkeiten im Jahr 2025 TAGESORDNUNG
18.11. – 19.11.2024 / Rio de Janeiro
G20 Gipfel Launch of the Global Alliance Against Hunger and Poverty
The official launch of the Global Alliance against Hunger and Poverty is scheduled to take place in parallel with the G20 Leaders Summit in November 2024. The goal of the Task Force for a Global Alliance against Hunger and Poverty proposed by Brasil’s G20 presidency is to establish a global alliance to gather funds and knowledge towards implementation of public policies and social technologies proven effective in reducing global hunger and poverty. INFO
13.11. – 14.11.2024 / Berlin
Konferenz “Biodiversity in Food Supply Chains”
Die Konferenz stellt innovative Ansätze und Best Practices zum Schutz der Biodiversität vor, während gleichzeitig nachhaltige und resiliente Lebensmittelsysteme aufgebaut werden. Cem Özdemir, der deutsche Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, sowie Steffi Lemke, die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, werden an der Konferenz teilnehmen und Keynotes halten. INFO
18.11.2024 – 10:00 – 13:00 Uhr / online
Auftaktveranstaltung Europäischen Woche der Abfallvermeidung – EWAV “Bis zum letzten Krümel: Lebensmittel sorgsam verwenden”
Die virtuelle Auftaktveranstaltung zur diesjährigen Europäischen Woche der Abfallvermeidung wird von Frau Bundesministerin Lemke sowie Herrn Bundesminister Özdemir eröffnet und bietet zahlreiche aktuelle Vorträge und Impulse zum Thema Abfallvermeidung aus Wissenschaft und Wirtschaft. Der Fokus liegt dieses Jahr bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen und das Motto lautet “Bis zum letzten Krümel: Lebensmittel sorgsam verwenden”. INFO & ANMELDUNG
19.11.2024 / Halle Münsterland
Tagung LVM-Landwirtschaftstag 2024
“Lust auf Landwirtschaft – wie die Branche Betriebe nachhaltig stärkt und gleichzeitig das Klima schützt” lautet das Motto des LVM-Landwirtschaftstags, den die LVM Versicherung im November 2024 mit top agrar als Medienpartner veranstaltet. Zu den Referenten zählen erneut zahlreiche hochkarätige Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik – darunter der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir. PROGRAMM
20.11. – 21.11.2024 / Osnabrück, Pottgraben 60, Alando Osnabrück
innovate!convention 2024 The Future of Agrifood
Die innovate!convention mit dem Schwerpunkt Farm & Food geht in die nächste Runde und verspricht an gleich zwei Tagen jede Menge aufregende Impulse und Innovationen.
Mit einem abwechslungsreichen Programm bestehend aus Exkursionen, Workshops, Paneltalks, Speaker-Sessions, Awardnight und zahlreichen Networking-Möglichkeiten bringen wir Praktiker:innen und Visionär:innen zusammen. Programm
20.11. – 21.11.2024 / Geno Hotel Karlsruhe
Tagung KALS 2024 – 9. Karlsruher Lebensmittelsymposium
Das Karlsruher Lebensmittelsymposium ist diejenige Veranstaltung für Lebensmittelsicherheit, die Wissenschaft und Praxis vereint. Sie erwarten praxisrelevante hochkarätige Vorträge, begleitende Ausstellung mit innovativen Lösungen, Netzwerken und Community, charmante Abendveranstaltung. Maximaler Input in zweitägiger, angenehmer Klausur für QMB, PL, CEO & Co INFO
21.11.2024 / Schwarzachtalhalle in Neunburg v. Wald
Bodentag 2024 Gesunder Boden – Basis für die Gesundheit von Luft, Wasser, Pflanzen, Tieren und Menschen
Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. veranstaltet dieses Jahr wieder ihren großen Bodentag. Er findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Online) statt. Zahlreiche und kompetente Referenten vermitteln wertvolles Wissen rund um das diesjährige Thema “Lebendige Böden – Stabile Systeme im Klimawandel”. ANMELDUNG
27.11. – 28.11.2024 / Berlin
BMEL Internationale Schalenobst-Tagung
Die Tagung befasst sich mit den Kulturen Haselnuss, Walnuss, Mandeln, und Kastanien. Schalenobstexperten aus Deutschland, Mazedonien, Italien und Ungarn berichten über aktuelle Anbauentwicklungen. Im Mittelpunkt der Tagung stehen jedoch nicht nur Anbaufragen und deren Lösungen, sondern auch neue Entwicklungen und Ansätze bei der Bekämpfung von Problemschädlingen. INFO
27.11.2024 / München
6. Fachtagung Food Compliance 2024 Innovation, Regulierung & Konsequenzen für die Praxis
Die Fachtagung Food Compliance 2024 beleuchtet aus unterschiedlichen Perspektiven dieses Spannungsfeld zwischen Innovation und Regulierung. Ausgewiesene Praktiker skizzieren die gesetzlichen Herausforderungen, die Erwartungshaltung der Lebensmittelüberwachung sowie Handlungsoptionen im Rahmen der unternehmerischen Umsetzung. PROGRAMM
2.12.2024 – 19.00- 22.00 Uhr / Landesvertretung des Saarlandes in Berlin, online
Politik trifft Praxis Weniger Pflanzenschutz, gezielter eingesetzt: Wo sind die Grenzen? Und welche Alternativen gibt es?
Pflanzenschutzmittel haben ein schlechtes Image – und sie sind für die Landwirte unverzichtbar, schließlich sichern sie die Erzeugung qualitativ hochwertiger und sicherer Lebensmittel.
Braucht es eine Mengenbegrenzung, um den Herausforderungen beim Arten- und Umweltschutz gerecht zu werden? Wie weit sollte die Politik einschränken? Sind biologische Pflanzenschutzmittel oder Pflanzenbiostimulanzien eine Lösung für das Dilemma? Am 2. Dezember 2024 wollen wir dieses Thema mit Ihnen, den Fachpolitikern der großen Parteien und Prof. Hensel vom Bundesinstitut für Risikobewertung diskutieren. ANMELDUNG
3.12.2024 – 16.30 – 18.30 Uhr / Umweltforum Berlin
Preisverleihung Bundeswettbewerb Landwirtschaftliches Bauen
Die Gewinner des 26. Bundeswettbewerbes “Landwirtschaftliches Bauen” stehen fest. Sie werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Berlin ausgezeichnet. Schwerpunktthema des Wettbewerbs war “Dem Klimawandel begegnen – Ställe mit ganzheitlichem Energiekonzept”. INFO
05.12.2024 / weltweit
Aktionstag Weltbodentag
Der Weltbodentag wurde 2002 beim 17. Weltkongress der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) ins Leben gerufen. Zahlreiche Aktionen machen an diesem Datum auf die lebenswichtige Bedeutung der Böden aufmerksam. Der Weltbodentag soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Erhaltung und Wiederherstellung gesunder Ökosysteme und des menschlichen Wohlbefindens schärfen. INFO
14.01.2024 / dbb forum Berlin, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin
Kongress BMUV-Agrarkongress 2025
Beim BMUV-Agrarkongress 2025 stehen die biologische Vielfalt, ihr Wert für die Landwirtschaft, die Bedrohung der Biodiversität durch Veränderungen in der Landschaft, sowie erfolgreiche Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz im Mittelpunkt.
Politisch wird es darum gehen, wie die neue EU-Kommission sich mit Blick auf Naturschutz und Landwirtschaft aufstellt, welche Erfordernisse und Herausforderungen sich für die EU-Agrarpolitik ab 2028, sowie für die Umsetzung von Biodiversitätszielen in Deutschland ergeben. INFO
Agrarzeitung: US-Bauernverbände fordern Agrarreform. Die beiden größten Bauernverbände der USA fordern von der kommenden Trump-Regierung ein neues Agrargesetz sowie Steuererleichterungen. Es bestehe die Notwendigkeit für ein modernisiertes Landwirtschaftsgesetz. Die zweijährige Verzögerung der “Farm Bill” sei inakzeptabel, so die American Farm Bureau Federation (AFBF). Auf die Pläne des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, Produkte aus China mit hohen Zöllen zu belegen, gingen sie in ersten Stellungnahmen nicht ein. Von Gegenmaßnahmen wäre auch die US-Landwirtschaft betroffen. (“Bauernverbände appellieren an neue US-Regierung für Agrarreformen”)
Top Agrar: “Weiche” Erfolge der Bauernproteste. Nach Ansicht des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes hätten die Bauernproteste Anfang des Jahres viel Positives erreicht. Die Ampel habe Kürzungen zurückgenommen und die Anliegen der Bauern erfuhren in den Medien und in der Politik viel Beachtung. Allerdings hätten viele Landwirte mehr erwartet. Daher will der Bauernverband dran bleiben und den Druck auf die Politik hochhalten. (“WLV zieht Bilanz der Bauernproteste”)
Frankfurter Rundschau: Solarunternehmen machen Bauern Konkurrenz. Freiflächen-Solaranlagen verdrängen die Landwirtschaft in der Region Trier. Die Betreiber der flächenintensiven Anlagen sind in der Lage, Eigentümern für ihre Felder höhere Preise zu zahlen als Landwirte. (“Kampf um Flächen: Solaranlagen nehmen Landwirten fruchtbaren Platz weg”)
Reuters: Höhere Kakaopreise. Ghana hat in der Saison 2024/25 zum zweiten Mal den festen Erzeugerpreis für Kakaobauern angehoben, um deren Einkommen zu verbessern, nachdem die Produktion auf ein historisches Tief gefallen war. Präsident Nana Akufo-Addo gab den neuen Preis von 3,06 US-Dollar pro Tonne bekannt. Die Maßnahme erfolgt im Vorfeld der Wahlen im Dezember. Kritiker bemängeln, dass die Erhöhung die Inflation nicht ausreichend ausgleicht. (“Ghana raises cocoa farmgate price again”)
Lebensmittel Praxis: Gubor geht an den Kapitalmarkt. Der Schokoladenhersteller Gubor will weiter wachsen. Um das zu finanzieren, begibt sich das Unternehmen erstmals auf den Kapitalmarkt. Über Anleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren sollen 60 Millionen Euro eingenommen werden. (“Gubor-Gruppe öffnet sich erstmals für den Kapitalmarkt”)
Es ging Schlag auf Schlag: Die rund 70-köpfige Delegation von Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir versammelte sich letzten Mittwoch gerade zur Audienz bei Sambias Staatspräsident Hakainde Hichilema, als sich Donald Trump im Neonlicht des Empfangsraums per Al-Jazeera zu Wort meldete und in markigen Worten seinen Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen verkündete. Nur wenige Stunden später platzte in Berlin die Ampel-Koalition. Und als sei dieser politische Doppelschlag nicht genug gewesen, durfte Özdemir den Repräsentantinnen und Repräsentanten von Deutschlands Wirtschaft, Wissenschaft, NGOs und Jugend einen Tag später seine Verpflichtung zur zusätzlichen Übernahme des Bildungsressorts mitteilen. Die Ministerrede im Dunkel eines Stromausfalls auf einer Jesuitenfarm dürfte den Anwesenden auf lange Zeit im Gedächtnis bleiben. Es war eine aufregende Woche sowohl in Berlin als auch in Sambias Hauptstadt Lusaka.
Gerade angesichts der Schockwellen, die von Deutschland bis ins südliche Afrika liefen: Özdemir tat gut daran, mit seiner lange erwarteten Reise nach Äthiopien, zur Afrikanischen Union und nach Sambia den Willen zu Multilateralismus und Engagement für internationale Kooperation im Agrarbereich zu unterstreichen. Der aktuelle Rückzug maßgeblicher politischer Stakeholder ins Nationale, die anhaltende Verzwergung der Europäischen Union und der schwindende Blick über bundespolitische Tellerränder hinaus schwächen gemeinschaftliche Ansätze zur Bewältigung globaler Aufgaben – auch im Agrarbereich. Umso wichtiger sind daher Initiativen, die konstruktiv und nach vorn gerichtet internationale Zusammenarbeit voranbringen wollen. Denn die Problemlagen bleiben riesig: Sicherung der globalen Lebensmittelversorgung, Klimawandel, schwindende Lebensgrundlagen für Menschen im Globalen Süden.
Aus Deutschland kommen innovative Ansätze, um den anstehenden Herausforderungen zu begegnen: Satellitengestützte Ernteprognosen, trockenstressresilientes Saatgut, bodenschonende und CO₂-Speicherung erleichternde Landtechnik, hocheffiziente Bewässerungslösungen, professionelle Zertifizierung von Produktionsweisen und Lieferketten, digitales Herdenmanagement, Aus- und Fortbildung von Fach- und Nachwuchskräften in der Landwirtschaft. Viele Landwirte weltweit setzen auf solch moderne Lösungen – und auch Landwirtschaft im globalen Süden muss nicht allein auf Kleinbauernschaft beruhen. “Farming as a business” kann Arbeitsplätze über die eigene Scholle hinaus bescheren und so für soziale Sicherheit sorgen. Allein die von Özdemirs Wirtschaftsdelegation in Äthiopien und Sambia besuchten Betriebe für Kartoffel-, Pflanzen- und Obstproduktion bieten Hunderten von Angestellten – meist Frauen – ein Auskommen in schwierigem Umfeld.
Eine engere Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft kann helfen, ernährungs- und entwicklungspolitische Ziele berechenbar zu erreichen. Mit aktuellen Technologien deutscher Unternehmen liegen konkrete Angebote für stabile, effiziente und nachhaltige Erträge trotz schwieriger Bedingungen auf dem Tisch – und mit dem vorhandenen Willen zu verstärkter internationaler Zusammenarbeit lassen sich die Weichen in diese Richtung stellen.
Nicht zu vergessen: Der finanzielle Spielraum der Politik wird angesichts der Entwicklung des Bundeshaushalts eher schrumpfen – aktuelle militärische und wirtschaftliche Zwänge setzen den öffentlichen Finanzen deutliche Grenzen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoller denn je, die Potenziale von international orientierter, konstruktiver Politik und innovativ aufgestellter Wirtschaft gerade im Agrarbereich zusammenzubringen und zukünftig verstärkt zu nutzen. Vor allem das deutsche Agri-Business steht bereit, im weltweiten Dialog mit Partnern Kooperationen weiterzuentwickeln.
Minister Özdemir hat in Afrika vergangene Woche viele Pflöcke für internationale Kooperation eingeschlagen. Jetzt gilt es, mit diesen auch ein Haus zu bauen – und die künftige Bundesregierung täte gut daran, dieses zu erweitern.
Dr. Per Brodersen ist Geschäftsführer der German Agribusiness Alliance und war Teil der Wirtschaftsdelegation, die Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vergangene Woche auf seiner Reise nach Äthiopien und Sambia begleitete. Die German Agribusiness Alliance ist eine Initiative führender Verbände und Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Sie versteht sich als Plattform für den Austausch und die Bündelung wirtschaftlicher Interessen bei der Zusammenarbeit mit Transformations-, Schwellen- und Entwicklungsländer im Agrar- und Ernährungssektor.
Europe.Table: Serafin: Künftiger Kassenwart der Kommission will EU-Gelder an Reformen binden
Piotr Serafin wurde vom Haushalts- und Haushaltskontrollausschuss des Europäischen Parlaments als Kommissar bestätigt. Der künftige Haushaltskommissar will die Effektivität der EU-Gelder erhöhen, indem er deren Auszahlung an Reform- und Investitionsbemühungen der Mitgliedstaaten bindet. In seiner Anhörung sagte er, dass er einen schlagkräftigeren mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) will, der weniger Programme beinhaltet. Dabei vermied Serafin es, sich auf konkrete Vorhaben festzulegen. Es bleibt unklar, was das für die Agrargelder bedeutet. Zur Analyse