Table.Briefing: Agrifood

Weinmarkt in der Krise + Draghi zum Agrarbudget

Liebe Leserin, lieber Leser,

2025 soll der Agraretat schrumpfen – um rund 68 Millionen, auf 6,86 Milliarden Euro. Obwohl die Kürzungen im Vergleich zu anderen Ressorts marginal ausfallen, dürfte die Haushaltsrede von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am heutigen Nachmittag im Plenum auf Kritik der Union und des Deutschen Bauernverbands stoßen. Denn diese hatten, kurz nachdem das Bundeskabinett den Haushaltsentwurf im Juli bekanntgegeben hatte, bemängelt, dass “notwendige Investitionsimpulse” in die Landwirtschaft fehlten.

Im Gegenzug kann Grünen-Politiker Özdemir – trotz Sparvorgaben des Bundesfinanzministeriums – auf stabile Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe “Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” verweisen. Dies kann Özdemir als Zugeständnis der Bundesregierung an die Bauern verkaufen. 2024 wollte die Ampel-Koalition die GAK-Mittel nämlich noch drastisch kürzen. Große Verschiebungen im kommenden Agrarhaushalt sind bei der Debatte im Bundestag nicht zu erwarten.

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Henrike Schirmacher
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Analyse

Weinmarkt: Was die EU angesichts sinkender Nachfrage tun kann

Es wird immer weniger Wein getrunken. Nach einem Spitzenwert im Jahr 2007 geht der weltweite Konsum zurück (siehe Grafik). Auch hierzulande wurde laut Deutschem Weininstitut (DIW) im Weinwirtschaftsjahr 2023/24 pro Kopf rund eine Flasche weniger getrunken als im Vorjahreszeitraum. Die Produktionsmenge schwankt zwar je nach Witterung, bleibt aber insgesamt auf einem höheren Niveau. Winzer haben deshalb Probleme, ihre Ware abzusetzen, oder sie müssen niedrigere Preise in Kauf nehmen.

Wir sehen auf dem Weinmarkt eine strukturelle Krise“, sagt Christian Schwörer, Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbands (DWV), zu Table.Briefings. Veränderte Konsumgewohnheiten und ein höheres Gesundheitsbewusstsein trügen dazu bei, dass insbesondere die jüngere Generation weniger nachfrage. “Aber auch bei der mittleren Altersgruppe, die früher für viel Umsatz gesorgt hat, flacht der Konsum ab”, beobachtet Schwörer. Ähnliche Entwicklungen seien in anderen europäischen Ländern sowie wichtigen Exportmärkten wie China oder den USA zu beobachten.

EU-Expertengruppe soll Lösungen vorschlagen

Auch in Brüssel sieht man das als Problem. Der Sektor sei mit “erheblichen Herausforderungen konfrontiert”, befindet die Europäische Kommission. Eine neue Expertengruppe soll sich deshalb damit befassen, welche Maßnahmen die EU ergreifen könnte, um den Markt zu stabilisieren. Vertreter von Mitgliedstaaten und Branchenorganisationen kommen erstmals an diesem Mittwoch zusammen. Anfang kommenden Jahres sollen sie dann Empfehlungen vorlegen.

Die EU hat weitreichende Eingriffsmöglichkeiten in den Weinmarkt und kann unter anderem das Angebot künstlich verknappen, zum Beispiel durch Krisendestillation. Hier wird auf Kosten der EU überschüssiger Wein zu hochprozentigem Alkohol destilliert, der in der Industrie oder als Biotreibstoff verwendet wird. Das Instrument kommt immer wieder zum Einsatz, um konjunkturell bedingten Überangeboten entgegenzuwirken.

Özdemir fordert Rodungen und Anbaustopps

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bevorzugt eine andere Maßnahme, um das Weinangebot einzudämmen. Die EU müsse ein Rodungsprogramm in Verbindung mit Anbaustopps aufsetzen, forderte er zuletzt wiederholt. Winzern würden dann finanzielle Prämien für die Rodung von Weinstöcken angeboten, ein erneuter Anbau auf derselben Fläche wäre erst einmal nicht mehr erlaubt. So könnten “Überschüsse am Markt dauerhaft abgebaut werden”, während bei der Krisendestillation die Produktionskapazitäten letztlich gleich blieben, erläutert ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL).

Auch aus Sicht des DWV sollte die EU geförderte Rodungsprogramme als eine mögliche Maßnahme in Betracht ziehen. Entscheidend sei in diesem Fall, dass Pflanzrechte auf derselben Fläche erlöschen und nicht mehr neu vergeben werden. Es müsse aber nicht gleich die dauerhafte Rodung sein, erklärt Schwörer. Eine Alternative sei die Förderung von Rotationsbrachen. Dabei geht es um Flächen, die ein Winzer ohnehin planmäßig rodet, um sie später neu zu bepflanzen. “Die EU könnte es fördern, diese Flächen vor der Wiederbepflanzung etwas länger brachliegen zu lassen als üblich und hier biodiversitätssteigernde Maßnahmen durch den Winzer vorzusehen”, erläutert Schwörer. “Die Flächen würden damit für sechs bis acht Jahre aus dem Markt genommen und könnten zwischenzeitlich der Artenvielfalt zugutekommen.”

Experte: Markteingriffe wenig erfolgversprechend

Erik Schweickert, Professor für Internationale Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim, steht dagegen dem Ansatz skeptisch gegenüber, das Angebot in der EU künstlich zu verknappen – ob durch Destillation oder Rodung. “Es steht zu befürchten, dass der Effekt dieser gut gemeinten Maßnahmen mittel- und langfristig geringer ausfällt als erhofft“, sagt Schweickert, der zugleich für die FDP im baden-württembergischen Landtag sitzt. Denn der Weinmarkt sei international stark verflochten, und so könnte eine niedrigere Produktion innerhalb der EU einfach durch höhere Einfuhren ersetzt werden.

Die erwünschten Preissteigerungen träten dann zwar möglicherweise in geringem Maße ein, gleichzeitig würden aber deutsche und europäische Hersteller Marktanteile verlieren, warnt er. Sinnvoller sei es, den Absatz und Export heimischer Weine zu fördern, damit sie sich trotz begrenzter Nachfrage gegen die Konkurrenz aus Drittländern durchsetzen können. Auch Klaus Schneider, Aufsichtsratsvorsitzender des Deutschen Weinfonds (DWF), betonte bei einem öffentlichen Termin Anfang August die Bedeutung der EU-Absatzförderprogramme als Antwort auf Marktstörungen.

Baden-Württemberg fördert Zusammenlegung von Betrieben

Aufseiten des Weinhandels sehe man Maßnahmen zur “Produktzerstörung” ebenfalls kritisch, sagt Ignacio Sanchez Recarte, Generalsekretär des Europäischen Weinkomitees CEEV. Destillation und Rodung sieht er als Relikte der Vergangenheit. Stattdessen müsse die EU Investitionen im Sektor fördern, die dazu beitragen, dass Betriebe wettbewerbsfähiger werden, besser auf Nachfragetrends reagieren können und ihre Resilienz gegenüber dem Klimawandel stärken.

Einen ähnlichen Weg geht das Land Baden-Württemberg: Über ein Förderprogramm werden dort Investitionen in “Fusionen, Kooperationen und umfangreiche Betriebserweiterungen” bezuschusst. “Größere und effizientere Strukturen verbessern die Wettbewerbsfähigkeit”, argumentierte Landwirtschaftsminister Peter Hauck kürzlich.

Auch für solche Lösungen ist man beim DWV offen. Wichtig sei vor allem, dass sich die Politik dem Thema annehme, meint Schwörer. Eines müsse jedoch klar sein: “Es darf nicht nur darum gehen, den Ausstieg aus der Branche zu fördern. Es braucht auch Angebote für diejenigen, die aktiv bleiben wollen.”

  • Cem Özdemir
  • Europäische Kommission
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News

Biologischer Pflanzenschutz: Was sich Hersteller von einer neuen EU-Definition erhoffen

Die Europäische Kommission arbeitet laut gut informierten Kreisen an einer Definition für natürliche und biologische Pflanzenschutzmittel. Hersteller erhoffen sich davon schnellere Zulassungsverfahren. Bisher fallen solche Mittel unter die gleichen Zulassungsregeln wie chemische Pestizide. Würden sie als eigene Gruppe anerkannt, könnten die Behörden den Zulassungsprozess anpassen und beschleunigen, hoffen sie. Eine “klare Definition” könne helfen, biologische Lösungen “für Landwirte schneller verfügbar zu machen”, teilt CropLife Europe mit.

Auch die Anti-Pestizid-NGO PAN Europe begrüßt den Vorstoß. Biologische Pflanzenschutzmethoden seien oft nicht vergleichbar mit herkömmlichen Pestiziden und brächten nicht die gleichen Risiken für Gesundheit und Umwelt mit sich, sagt Exekutivdirektor Martin Dermine zu Table.Briefings. Entsprechend müsse auch die Risikobewertung angepasst werden.

Einen Entwurf für die neue Definition hat die Kommission bereits mit den Mitgliedstaaten besprochen. Letztere hatten bis Ende vergangener Woche Zeit, Stellung zu beziehen. Die Neuerung muss kein reguläres Gesetzgebungsverfahren durchlaufen, sondern nur von Vertretern der EU-Länder im zuständigen Fachausschuss abgesegnet werden.

Strategiedialog legt Fokus auf biologische Methoden

Auch der Strategiedialog Landwirtschaft fordert in seinem Abschlussbericht die Kommission auf, bis 2025 einen “robusten gesetzlichen Rahmen” für biologische Pflanzenschutzmethoden zu schaffen und Schnellverfahren für deren Zulassung zu ermöglichen.

Eine gesonderte Definition für biologische Pflanzenschutzmittel hatte die Brüsseler Behörde bereits in ihren Verordnungsvorschlag zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR) aufgenommen. Mit dem Scheitern des Vorschlags verlief dieser Anlauf aber im Sande. jd

  • Europäische Kommission
  • Pestizide
  • Pflanzenschutz

Draghi-Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit: Wo er dem Strategiedialog entgegensteht

Ein übermäßiger Teil des EU-Haushalts fließt aus Sicht des ehemaligen italienischen Regierungschefs Mario Draghi in die Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Statt stärker in “strategische Prioritäten” wie Digitalisierung oder Forschung und Innovation zu investieren, fließe immer noch je ein knappes Drittel in die GAP und die Kohäsionspolitik, kritisiert er in seinem Bericht zur EU-Wettbewerbsfähigkeit.

Damit ist Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die das Papier am Montag entgegennahm, mit entgegengesetzten Empfehlungen konfrontiert: Der Strategiedialog Landwirtschaft hatte ein starkes GAP-Budget gefordert und empfohlen, Landwirten mehr finanzielle Anreize für Umwelt- oder Klimaleistungen zu bieten.

Draghi rät des Weiteren, für mehr Wirtschaftswachstum auf Innovation und neue Technologien zu setzen. Über ein neues Programm soll die EU die Nutzung künstlicher Intelligenz fördern, auch im Agrarsektor, der zum Beispiel von der KI-gestützten Auswertung von Erdbeobachtungsdaten profitieren könne. jd

  • Digitalisierung
  • EU-Haushalt
  • GAP
  • GAP-Reform
  • Gemeinsame Agrarpolitik
  • Mario Draghi
  • Strategiedialog Landwirtschaft
  • Wettbewerbsfähigkeit

Bodenmarkt in Brandenburg: Noch haben Agrarkonzerne keine Vorherrschaft

In Brandenburg liegt eine breite Streuung des landwirtschaftlichen Bodeneigentums vor. Das zeigt eine flächendeckende Analyse der Eigentumsstrukturen für das deutsche Bundesland. Es gebe in Brandenburg keine Hinweise auf eine marktbeherrschende Stellung von Agrarkonzernen oder anderen Eigentümern, schlussfolgern die Forscher des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in einem Policy Brief.

Die Untersuchung stützt sich auf Daten des Amtlichen Liegenschaftskatasters (ALKIS) und zeigt, dass:

  • 52 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Brandenburg im Besitz privater Einzelpersonen sind. Im Durchschnitt besitzen diese lediglich vier Hektar.
  • etwa 35 Prozent sich auf landwirtschaftliche Akteure verteilen.
  • 12 Prozent sich auf öffentliche Institutionen, Kirchen und Verbände verteilen.
  • umfangreiches Einzelbodeneigentum sich bei einigen landwirtschaftlichen Unternehmensnetzwerken und öffentlichen Institutionen findet.
  • trotz der teilweise großen Flächen, die höchste gemessene lokale Konzentration eines Unternehmensnetzwerks unter 40 Prozent liegt. Das ist ein Grenzwert, der in anderen Märkten oft als marktdominierend benutzt wird.

Die Ergebnisse unterstrichen die Notwendigkeit, Eigentums- und Nutzungsstrukturen differenziert zu betrachten, argumentieren die Autoren. Sie plädieren für mehr Transparenz auf dem Bodenmarkt, um politische Entscheidungen besser zu fundieren. Die Untersuchungen wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. has

  • Agrarpolitik
  • Brandenburg
  • DFG
  • Landwirtschaft

Klima in Zahlen: Brasilien erlebt Rekorddürre

Brasilien erlebt gerade die schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen – besonders betroffen sind der Norden und der mittlere Westen des Landes. Das geht aus Daten des brasilianischen Nationalen Zentrum für die Überwachung und Warnung vor Naturkatastrophen (CEMADEN) hervor. Die aktuelle Dürre hatte schon im zweiten Halbjahr von 2023 begonnen. Nach aktuellen Vorhersagen dürfte es auch in den kommenden drei Monaten unterdurchschnittlich wenig regnen, sodass sich die Dürre noch weiter verschärft. “Dürren werden immer länger und immer intensiver”, erklärt dazu die Dürreexpertin Ana Paula Cunha vom CEMADEN im Gespräch mit Table.Briefings. Das sei klar auf den Klimawandel zurückzuführen.

Die Entwicklung von Dürren lässt sich am Standardized Precipitation Evapotranspiration Index (SPEI) ablesen. Der misst die klimatische Wasserbilanz, also die Niederschlagssumme minus der potenziellen Verdunstung. Werte ab -1,5 gelten als schwere Dürre; ab -2 als extreme Dürre. Nach dem SPEI erlebt Brasilien gerade die schlimmste Dürreperiode seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen.

In ganz Brasilien sind mehr als 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen von Dürre betroffen, in einigen Regionen hat es seit mehr als 120 Tagen nicht mehr geregnet. Da Brasiliens Stromversorgung stark von der Wasserkraft abhängt, gefährdet die Trockenheit in manchen Gebieten die Stromerzeugung. Die Dürre sorgt aktuell auch dafür, dass sich Waldbrände schneller ausbreiten. Immer wieder meldet das Land neue Rekordzahlen an Feuern. “Wir wissen außerdem, dass die Abholzung im großen Stil Dürren noch zusätzlich verstärkt”, fügt Cunha hinzu.

Eine besondere Rolle kommt dabei dem Amazonas zu, auf dessen Zustand auch mit dem “Tag des Amazonas” aufmerksam gemacht werden soll: Rund 20 Prozent des ursprünglichen Regenwaldes wurden bereits zerstört. Wissenschaftler:innen rechnen damit, dass bei einer zerstörten Fläche von 25 Prozent vernichteten Waldes ein Kipppunkt erreicht wird. Der Amazonas würde sich dann langfristig in eine Steppe verwandeln. kul

  • Amazonas
  • Brasilien
  • Dürre
  • Klima in Zahlen
  • Regenwald
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Time.Table

Politische Woche

10.09.2024 – 14.00 – 16.00 Uhr / Berlin, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Sitzungssaal 3 101
Fachgespräch “Altersgrenze für Energydrinks”
Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft kommt zu einem öffentlichen Fachgespräch zum Thema: Empfehlung 8 “Altersgrenze für Energydrinks des Bürgergutachtens Ernährung im Wandel: zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben” zusammen. INFO

10.09.2024 – 16.20 Uhr / online
Parlamentsrede Erste Lesung Bundeshaushalt 2025: Bundesminister Cem Özdemir zum Einzelplan des Bundeslandwirtschaftsministeriums
In dieser Woche wird sich der Deutsche Bundestag in erster Lesung mit dem Entwurf des Bundeshaushalts für 2025 befassen. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, wird anlässlich der Beratungen zum Einzelplan 10 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Plenum des Bundestages sprechen. LIVE STREAM

11.09.2024 – 8.00 – 9.30 Uhr / Brüssel
EU-Parlament Konferenz der Präsidenten
Kommissionspräsidentin von der Leyen wird mit der Konferenz der Präsidenten des Parlaments (Präsident Metsola und Fraktionsvorsitzende) die vorgeschlagene Struktur und die Ressorts des Kollegiums der Kommissare erörtern. Dieses Treffen wird den Weg für die Eröffnung des Bewertungsprozesses einschließlich der Bestätigungsanhörungen ebnen, sobald das Parlament alle erforderlichen Unterlagen erhalten hat. Wochenplanung

10.09. – 11.09.2024 / Umweltforum, Pufendorfstr. 11, 10249 Berlin
Kongress Bundeskongress Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse (BUKO)
Der Bundeskongress für Führungskräfte Forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse wird vom BMEL in Zusammenarbeit mit der AGDW – Die Waldeigentümer ausgerichtet. Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL, Claudia Müller, wird den BUKO eröffnen. Schwerpunktthema ist die Stärkung des Ehrenamts in ländlichen Regionen. Es sind außerdem Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen im Deutschen Bundestag eingeladen, ihre Positionen zu aktuellen waldpolitischen Themen darzustellen. INFO

11.09. 14.09.2024 / Italien, Brasilien
G20 Treffen der Agrarminister
In Kürze treffen sich die G7 & G20 Agrarminister in Syrakus und Cuiabà. Gemeinsam mit Verbänden & Vertretern der Zivilgesellschaft diskutieren Cem Özdemir & Ophelia Nick die Positionen von Deutschland. Themen: Sicherung der Welternährung, nachhaltige Landwirtschaft. Themen

12.09. – 13.09.2024 / AHORN Panorama Hotel Oberhof / online
AMK Herbst-Agrarminister:innenkonferenz
Auf der Tagesordnung der AMK stehen aktuelle agrarpolitische Themen wie Bürokratieabbau, Weiterentwicklung und Umsetzung der EU-Agrarpolitik sowie die Sicherung und Stärkung der Nahversorgung im ländlichen Raum. Im Anschluss an die AMK ist am 13. September 2024 für 15.00 Uhr eine Pressekonferenz geplant. Daran werden Bundesagrarminister Cem Özdemir, Ministerin Susanna Karawanskij als Vorsitzende der AMK sowie die Sprecherinnen und Sprecher der Ländergruppen teilnehmen. INFO & ANMELDUNG

Veranstaltungen

11.09. – 12.09.2024 / Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Tagung Bau, Technik und Umwelt in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung
Alle zwei Jahre findet die Tagung “Bau, Technik und Umwelt in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung” (BTU) statt – die wissenschaftliche Plattform zur Präsentation und Diskussion neuester Forschungsergebnisse. Auch auf der kommenden Tagung werden Beiträge zu aktuellen Forschungsergebnissen, zu effizienten und erfolgversprechenden Lösungsansätzen, aber auch zu zukünftigen Entwicklungen und Konzepten für eine nachhaltige Tierhaltung präsentiert. Ebenso werden innovative wissenschaftliche Methoden und Vorgehensweisen vorgestellt und diskutiert. INFO

18.09.2024 / Amsterdam
Summit 25. European Foodservice Summit
Mehr als 200 Führungskräfte von Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern werden Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie sein. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Internationale Vordenker und Branchenexperten werden aktuelle Marktforschungsergebnisse vorstellen und Geschäftsstrategien und Chancen diskutieren. INFO

25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. INFO

30.09.2024 – 10:00 – 11:00 Uhr / online
Webinar Mehrjährige Energiepflanzen in Bayern – Potenziale zum Klimaschutz
Derzeit werden deutschlandweit auf einer Fläche von etwa 2,3 Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut, auf etwa 61 Prozent davon als Substrat für Biogasanlagen. Aufgrund seiner pflanzenbaulichen und technologischen Vorteile, bildet Silomais (Energiemais) mit über 60 Prozent den größten massebezogenen Substrateinsatz. Jedoch ist es im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsweise das Ziel, das Artenspektrum an Energiepflanzen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen zu erhöhen und damit die Anbau-Vielfalt zu steigern. Der Online-Vortrag gibt einen Einblick über die Vielfalt der am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) untersuchten mehrjährigen Energiepflanzen. INFO

01.10. – 02.10.2024 / Kassel
Kongress Agroforst-Kongress
Die Landwirtschaft braucht Agroforst – denn Agroforst ist vielfältig, bäuerlich und notwendig! Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die BaumLand-Kampagne, der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und die Universität Kassel laden alle Interessierten, speziell Landbewirtschafter:innen, Naturschützer:innen, sowie die Agroforst- und Streuobstszene zum Austauschen und Lernen ein. INFO

7.10. – 8.10.2024 / Crowne Plaza Kongresshotel, Lyoner Straße 44-48, 60528 Frankfurt am Main
International Non-GMO Summit 2024 Internationale Konferenz zur Zukunft der Ohne-Gentechnik-Wirtschaft
Die wichtigsten europäischen Verbände der “Ohne Gentechnik”-Wirtschaft laden am 8. Oktober 2024 zum “International Non-GMO Summit 2024” nach Frankfurt am Main ein. Internationale Expert:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft informieren zu aktuellen Brennpunkten und Trends der “Ohne-Gentechnik”-Märkte weltweit. Im Fokus steht die aktuelle politische Debatte um die Neue Gentechnik und deren potenzielle Auswirkungen auf “Ohne Gentechnik” und Bio. PROGRAMM

Must-Reads

Euractiv: Impfstoff gegen Schweinepest in der EU bislang nicht in Sicht. In Italien, Deutschland und Polen sind im Sommer Fälle von Afrikanischer Schweinepest aufgetreten. Während das Virus für Menschen harmlos ist, ist es für Haus- und Wildschweine hochansteckend und tödlich. Die Europäische Kommission warnt, Wissenschaftler kämpften in der EU weiterhin, einen dringend benötigten Impfstoff zu entwickeln, um die Seuche flächendeckend einzudämmen. “Wir haben konsequent investiert und konsequent versagt”, sagte Paco Reviriego Gordejo, Referatsleiter in der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Kommission im AGRI-Ausschuss des EU-Parlaments. (“EU-Kommission besorgt über fehlenden Schweinepest-Impfstoff in Europa”)

Stern: Blauzungenkrankheit breitet sich aus. Von der Blauzungenkrankheit sind im Südwesten nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums allein in Baden-Württemberg rund 450 Tierhaltungen und Betriebe betroffen. Das Friedrich-Loeffler-Institut geht davon aus, dass sich das Virus bundesweit ausbreitet. Wie viele Tiere in den Betrieben infiziert sind, lässt sich derzeit nicht genau sagen. Landratsämter und Landwirtschaftsministerien rufen Viehhalter auf, gefährdete Tiere impfen zu lassen. (“Blauzungenkrankheit im Südwesten weiter auf dem Vormarsch”)

Lebensmittelzeitung: Lebensmittelpreise stiegen. Im Vergleich zu vor vier Jahren sind Lebensmittel und alkoholfreie Getränke um 34 Prozent teurer geworden. Stark angestiegen sind beispielsweise die Preise für Olivenöl, Quark oder Ketchup. Gründe sind die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Klimawandel, der Krieg in der Ukraine und die steigenden Kosten insgesamt. Gesunken sind nur die Preise für Zitrusfrüchte. Selbst Äpfel und Birnen sind teurer geworden. Weil sich die Inflation beruhigt hat, sind in den vergangenen Monaten auch die Preise für einige Lebensmittel wieder gesunken. (“Welche Lebensmittel sich am stärksten verteuert haben”)

Lebensmittelzeitung: Aldi bleibt in Großbritannien auf Expansionskurs. Insgesamt 800 Millionen Pfund werden investiert. In den kommenden drei Monaten sollen 23 neue Filialen eröffnet werden. Außerdem werden in diesem Jahr 100 bestehende Läden renoviert, das Netz der Vertriebszentren erweitert und die technologische Infrastruktur aktualisiert, um das Wachstum zu unterstützen, erklärte das Unternehmen. Im vergangenen Jahr konnte Aldi seinen Umsatz um 2,4 Milliarden Pfund auf 17,9 Milliarden Pfund steigern. (“Aldi plant massive Investition in Großbritannien”)

Financial Times: Weniger Orangensaft wegen Dürre in Brasilien. Der “Orangengürtel” im Bundesstaat São Paulo leidet unter Wassermangel; doch genau das brauchen die Bäume, um zu gedeihen, denn sonst wird der Wachstumszyklen unterbrochen. Folgen sind geringerer Ertrag und schlechtere Qualität. Dass weniger Orangen geerntet werden können, wirkt sich auch auf die weltweiten Exporte aus. Landwirte investieren in Bewässerungssysteme wie die Tröpfchenbewässerung, um den Wasserverbrauch zu optimieren. Auch Techniken wie die Überwachung der Bodenfeuchtigkeit und die Präzisionsbewässerung werden eingesetzt, um die verfügbaren Wasserressourcen so effizient wie möglich zu nutzen. (“Orange juice squeezed by Brazilian drought”)

Tagesschau: Neue Regierung der Niederlande kippt Pläne für Reformen in der Landwirtschaft. Während die vorherige Regierung die Landwirtschaft reformieren wollte, um das Klima zu schonen, sind diese Pläne nun vom Tisch. Die neue Landwirtschaftsministerin Femke Wiersma von der Bauernpartei BBB hat das Geld für Klimaschutzprogramme von 24 Milliarden auf fünf Milliarden Euro reduziert. (“Neue Regierung kappt Klima-Pläne”)

Frankfurter Rundschau: Verbraucher müssen sich von “Bilderbuchoptik” von Obst und Gemüse verabschieden. Rein äußerlich müssen sich Käuferinnen und Käufer an nicht der Norm entsprechende Produkte wie krumme Gurken und kleine Karotten gewöhnen, warnen Landwirte. “Die durch den Klimawandel und die globale Erwärmung bedingten steigenden Temperaturen und Wetterentwicklungen stellen einen relevanten Stressfaktor für die Landwirtschaft dar”, erklärt Klaus Rauhaus, Geschäftsführer der Genossenschaft der Öko-Bauern. (“Warnung der Landwirte vor Gemüseproblem: “Müssen uns von Vorstellungen verabschieden””)

Deutschandfunk Nova: Danone verlässt Nutriscore-System. Danone nimmt das Nutriscore-Logo bei Drinks aus Milch oder Milchalternativen runter. Nach einer Änderung der Nutriscore-Regeln gelten diese nicht mehr als Lebensmittel, sondern als Getränke. Dadurch würden sie dann bei der Bewertung “gesund oder nicht” mit Wasser konkurrieren. Direkt nach der Änderung der Nutriscore-Regeln hatte sich auch schon die Milchindustrie beschwert, weil auch Milch künftig schlechter abschneidet. (“Dämpfer für das freiwillige Nutriscore-Logo”)

Welt: Rettung von Pflanzenarten. In Sussex gibt es Hochsicherheitslager mit 2,4 Milliarden Samen von über 40.000 Pflanzenarten aus der ganzen Welt. Die Millennium Seed Bank soll gegen das Aussterben helfen und die Samen konservieren, soll aber auch als Grundlage für die Neuzüchtung und Stärkung von Kulturpflanzen dienen, die durch Klimawandel und Krankheiten bedroht sind. Widerstandsfähigere Varianten sollen durch Kreuzungen entstehen. (“Das Hochsicherheitslager zur Rettung der Pflanzenwelt”)

Standpunkt

Für die Transformation von Unternehmen braucht es Veränderer, Raum und Vertrauen

Von Marc-Aurel Boersch
Menschen bei Veränderungsprozessen ohne “Hierarchiegedöns” mitnehmen, ist das Anliegen von Ex-Nestlé-CEO Marc-Aurel Boersch.

Alle Unternehmen müssen sich verändern, wenn sie erfolgreich sein wollen. Dafür gibt es viele Gründe, zum Beispiel können sich Märkte oder Rahmenbedingungen ändern. Im Laufe meines Berufslebens habe ich viele Transformationsprojekte begleitet, bei denen es darum ging, Geschäftsfelder zukunftssicher zu gestalten. Mittlerweile achte ich neben der Umsetzung der Ziele viel mehr als früher auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Veränderungen umsetzen. Das ist das Ergebnis eines Lernprozesses, den ich durchlaufen habe, als sich Nestlé Deutschland auf den Weg machte, sein Produktportfolio auf Klimaneutralität umzustellen – ein wahres Mammutprojekt.

Uns war von Beginn an klar: Um das zu schaffen, würde es nicht ausreichen, noch härter und länger zu arbeiten oder die Prozesse noch mehr zu beschleunigen. Vielmehr hielten wir es für zwingend notwendig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Unternehmens in den Mittelpunkt zu stellen, um mithilfe ihrer vielfältigen Perspektiven und Möglichkeiten Neues denken und erschaffen zu können.

Veränderung ermöglichen

Doch was genau braucht es, um das in der Praxis erfolgreich umzusetzen? Aus meiner Sicht sind für Transformationsprojekte jeder Art drei Punkte absolut wesentlich. Zuallererst sind das Veränderer. Dabei handelt es sich um Menschen, die gerne etwas erreichen, keine Angst davor haben, Neuland zu betreten, und meist über ein sehr hohes Energielevel verfügen. Sie haben Freude daran, Veränderungen anzustoßen und andere durch diesen Prozess zu führen.

Was das eigene Leben betrifft, ist im Kleinen natürlich jeder ein Veränderer. Wenn es aber um die wirklich großen Transformationen geht, gibt es nur wenige, die dafür das nötige Rüstzeug mitbringen. Diese “echten” Veränderer gilt es zu finden und ihnen den Rücken zu stärken, damit sie auf dem Weg in eine bessere Zukunft voranschreiten. Wir brauchen sie dringend – sei es für unternehmerische, politische oder gesellschaftliche Veränderungen.

Die zweite entscheidende Grundlage erfolgreicher Veränderungen: ein Raum, in dem alle Teil der Lösung sein können. In diesem Raum stehen der Mensch und das, was ihn ausmacht, im Mittelpunkt: seine individuelle Perspektive und Kreativität, sein persönlicher Wunsch nach Fortschritt sowie die Fähigkeit, entscheidende Fragen zu stellen.

Führungskräfte und Mitarbeitende stehen dabei vor einer großen Herausforderung. Denn dieser Ansatz ist das völlige Gegenteil unseres gewohnten Modells von Führung, bei dem Vorgesetzte vorgeben, was bis wann getan werden soll und dies natürlich auch kontrollieren. Stattdessen ist nun ein Umdenken gefragt: Jeder Mitarbeiter ist Teil der Lösung – und kann zur Entwicklung der Ziele und zu deren Umsetzung etwas beitragen. Je nach Typus haben manche Mitarbeitende direkt große Freude an Veränderungsprozessen, andere wünschen sich hingegen klare Vorgaben, was sie mit diesem “Raum” konkret anstellen sollen.

Dabei hilft nicht zuletzt auch die dritte wesentliche Zutat einer erfolgreichen Veränderung: Vertrauen. Es ist meist nicht von Beginn eines Transformationsprozesses an da, sondern entsteht im Idealfall im Laufe der Zeit durch verlässliche Rahmenbedingungen. Dazu gehört an erster Stelle ein Arbeitsumfeld, in dem die Mitarbeitenden gemeinsam Neues denken können, ohne dass jemand mit den Augen rollt. Die Gestaltung dieses Umfelds ist Aufgabe der Führungskräfte.

Führung neu denken

Spätestens an diesem Punkt wird deutlich, wie groß die Bedeutung der Führungskräfte für den nachhaltigen Erfolg von Veränderungen ist. Sie müssen nicht nur den Wandel anführen und ermöglichen, sondern auch ihr eigenes Führungsverhalten ändern. Um ihnen dabei konkrete Hilfestellung zu leisten, haben wir bei Nestlé Deutschland gemeinsam mit TheNextWe, einer Organisation, die skalierbaren Mindset-Wandel ermöglicht, ein zwölfwöchiges Coachingprogramm zum Thema Führungskultur durchgeführt.

In den ersten vier Wochen wurden dabei zunächst die persönlichen Einstellungen und Vorbehalte zum Thema Führung erarbeitet und so das individuelle Mindset auf den Punkt gebracht. Danach half TheNextWe, ein neues kollektives Mindset zu etablieren, das auf die neue Führungskultur ausgerichtet ist. Das Besondere: Es wurden zeitgleich rund 500 Führungskräfte gecoacht, und jedem Teilnehmenden war dafür ein eigener Coach zugeteilt.

Als Teil des Führungskreises habe auch ich das Programm vollständig durchlaufen, bevor es unternehmensweit zum Einsatz kam. Das Resultat war überwältigend: Nach diesem Eye-Opener habe ich mein Verhalten – beruflich wie privat – komplett geändert und setze nun den Menschen und seine Freude am Tun mindestens gleichauf mit dem anvisierten Ergebnis.

Wenn es gelingt, eine neue Kultur der Veränderungsfähigkeit und Führung einzuführen, lässt sich viel erreichen. So verkürzte sich unser Innovationszyklus – die Zeit von der Idee bis zum verkaufbaren Produkt – von teilweise mehr als zwei Jahren auf sechs Monate. Das geht nur, wenn man Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Verantwortung übergibt und ihnen vermittelt: Sie dürfen ausprobieren, Risiken eingehen und Fehler machen.

Für die anstehenden großen Aufgaben war es auch wichtig, Ressourcen freizusetzen. Das erreicht man nur, indem man das “Hierarchiegedöns” entfernt: Oft müssen Mitarbeiter permanent Bericht erstatten, und viele Meetings gelten erst als sinnvoll, wenn der Vorgesetzte dabei ist. Erst wenn sich das ändert, können Veränderer an relevanten Zukunftsthemen arbeiten.

Freude an Veränderung

Veränderung braucht Zeit. Sie in Gang zu bringen, ist das Allerschwierigste überhaupt. Ein paar Leute sind meist von Anfang an mit an Bord. Die große Herausforderung ist jedoch, alle Beteiligten auf dem Weg mitzunehmen. Von “oben” kommt nur der Impuls zur Veränderung, der Wandel selbst muss von den Mitarbeitenden ausgehen. Das heißt auch, dass sie selbst die zu verändernden Themen festlegen und bearbeiten. Ist die Bewegung in Gang, muss das Momentum erhalten werden. Bei Nestlé Deutschland kam dafür TheNextWe zum Einsatz. Das Programm macht unternehmensweiten Mindset-Wandel möglich, und genau das braucht es, wenn Organisationen bei einer wichtigen Veränderung an Barrieren stoßen. Die Freude muss im Mittelpunkt stehen. Mein persönliches Credo dazu: “Die Menschen sollten an möglichst vielen Tagen mit Energie nach Hause gehen”.

Marc-Aurel Boersch bekleidete im Laufe der Zeit verschiedene Führungspositionen, darunter Geschäftsführer von Nestlé Niederlande und ab 2019 Vorstand der Nestlé Deutschland AG. Nach seinem Ausscheiden als CEO engagiert er sich weiterhin für nachhaltige Entwicklung und verantwortungsbewusstes Unternehmertum, unter anderem im Beirat von TheNextWe.

  • Klimaneutralität
  • Nestlé
  • Wirtschaft

Agrifood.Table Redaktion

AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

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    2025 soll der Agraretat schrumpfen – um rund 68 Millionen, auf 6,86 Milliarden Euro. Obwohl die Kürzungen im Vergleich zu anderen Ressorts marginal ausfallen, dürfte die Haushaltsrede von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am heutigen Nachmittag im Plenum auf Kritik der Union und des Deutschen Bauernverbands stoßen. Denn diese hatten, kurz nachdem das Bundeskabinett den Haushaltsentwurf im Juli bekanntgegeben hatte, bemängelt, dass “notwendige Investitionsimpulse” in die Landwirtschaft fehlten.

    Im Gegenzug kann Grünen-Politiker Özdemir – trotz Sparvorgaben des Bundesfinanzministeriums – auf stabile Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe “Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” verweisen. Dies kann Özdemir als Zugeständnis der Bundesregierung an die Bauern verkaufen. 2024 wollte die Ampel-Koalition die GAK-Mittel nämlich noch drastisch kürzen. Große Verschiebungen im kommenden Agrarhaushalt sind bei der Debatte im Bundestag nicht zu erwarten.

    Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre!

    Ihre
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    Weinmarkt: Was die EU angesichts sinkender Nachfrage tun kann

    Es wird immer weniger Wein getrunken. Nach einem Spitzenwert im Jahr 2007 geht der weltweite Konsum zurück (siehe Grafik). Auch hierzulande wurde laut Deutschem Weininstitut (DIW) im Weinwirtschaftsjahr 2023/24 pro Kopf rund eine Flasche weniger getrunken als im Vorjahreszeitraum. Die Produktionsmenge schwankt zwar je nach Witterung, bleibt aber insgesamt auf einem höheren Niveau. Winzer haben deshalb Probleme, ihre Ware abzusetzen, oder sie müssen niedrigere Preise in Kauf nehmen.

    Wir sehen auf dem Weinmarkt eine strukturelle Krise“, sagt Christian Schwörer, Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbands (DWV), zu Table.Briefings. Veränderte Konsumgewohnheiten und ein höheres Gesundheitsbewusstsein trügen dazu bei, dass insbesondere die jüngere Generation weniger nachfrage. “Aber auch bei der mittleren Altersgruppe, die früher für viel Umsatz gesorgt hat, flacht der Konsum ab”, beobachtet Schwörer. Ähnliche Entwicklungen seien in anderen europäischen Ländern sowie wichtigen Exportmärkten wie China oder den USA zu beobachten.

    EU-Expertengruppe soll Lösungen vorschlagen

    Auch in Brüssel sieht man das als Problem. Der Sektor sei mit “erheblichen Herausforderungen konfrontiert”, befindet die Europäische Kommission. Eine neue Expertengruppe soll sich deshalb damit befassen, welche Maßnahmen die EU ergreifen könnte, um den Markt zu stabilisieren. Vertreter von Mitgliedstaaten und Branchenorganisationen kommen erstmals an diesem Mittwoch zusammen. Anfang kommenden Jahres sollen sie dann Empfehlungen vorlegen.

    Die EU hat weitreichende Eingriffsmöglichkeiten in den Weinmarkt und kann unter anderem das Angebot künstlich verknappen, zum Beispiel durch Krisendestillation. Hier wird auf Kosten der EU überschüssiger Wein zu hochprozentigem Alkohol destilliert, der in der Industrie oder als Biotreibstoff verwendet wird. Das Instrument kommt immer wieder zum Einsatz, um konjunkturell bedingten Überangeboten entgegenzuwirken.

    Özdemir fordert Rodungen und Anbaustopps

    Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bevorzugt eine andere Maßnahme, um das Weinangebot einzudämmen. Die EU müsse ein Rodungsprogramm in Verbindung mit Anbaustopps aufsetzen, forderte er zuletzt wiederholt. Winzern würden dann finanzielle Prämien für die Rodung von Weinstöcken angeboten, ein erneuter Anbau auf derselben Fläche wäre erst einmal nicht mehr erlaubt. So könnten “Überschüsse am Markt dauerhaft abgebaut werden”, während bei der Krisendestillation die Produktionskapazitäten letztlich gleich blieben, erläutert ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL).

    Auch aus Sicht des DWV sollte die EU geförderte Rodungsprogramme als eine mögliche Maßnahme in Betracht ziehen. Entscheidend sei in diesem Fall, dass Pflanzrechte auf derselben Fläche erlöschen und nicht mehr neu vergeben werden. Es müsse aber nicht gleich die dauerhafte Rodung sein, erklärt Schwörer. Eine Alternative sei die Förderung von Rotationsbrachen. Dabei geht es um Flächen, die ein Winzer ohnehin planmäßig rodet, um sie später neu zu bepflanzen. “Die EU könnte es fördern, diese Flächen vor der Wiederbepflanzung etwas länger brachliegen zu lassen als üblich und hier biodiversitätssteigernde Maßnahmen durch den Winzer vorzusehen”, erläutert Schwörer. “Die Flächen würden damit für sechs bis acht Jahre aus dem Markt genommen und könnten zwischenzeitlich der Artenvielfalt zugutekommen.”

    Experte: Markteingriffe wenig erfolgversprechend

    Erik Schweickert, Professor für Internationale Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim, steht dagegen dem Ansatz skeptisch gegenüber, das Angebot in der EU künstlich zu verknappen – ob durch Destillation oder Rodung. “Es steht zu befürchten, dass der Effekt dieser gut gemeinten Maßnahmen mittel- und langfristig geringer ausfällt als erhofft“, sagt Schweickert, der zugleich für die FDP im baden-württembergischen Landtag sitzt. Denn der Weinmarkt sei international stark verflochten, und so könnte eine niedrigere Produktion innerhalb der EU einfach durch höhere Einfuhren ersetzt werden.

    Die erwünschten Preissteigerungen träten dann zwar möglicherweise in geringem Maße ein, gleichzeitig würden aber deutsche und europäische Hersteller Marktanteile verlieren, warnt er. Sinnvoller sei es, den Absatz und Export heimischer Weine zu fördern, damit sie sich trotz begrenzter Nachfrage gegen die Konkurrenz aus Drittländern durchsetzen können. Auch Klaus Schneider, Aufsichtsratsvorsitzender des Deutschen Weinfonds (DWF), betonte bei einem öffentlichen Termin Anfang August die Bedeutung der EU-Absatzförderprogramme als Antwort auf Marktstörungen.

    Baden-Württemberg fördert Zusammenlegung von Betrieben

    Aufseiten des Weinhandels sehe man Maßnahmen zur “Produktzerstörung” ebenfalls kritisch, sagt Ignacio Sanchez Recarte, Generalsekretär des Europäischen Weinkomitees CEEV. Destillation und Rodung sieht er als Relikte der Vergangenheit. Stattdessen müsse die EU Investitionen im Sektor fördern, die dazu beitragen, dass Betriebe wettbewerbsfähiger werden, besser auf Nachfragetrends reagieren können und ihre Resilienz gegenüber dem Klimawandel stärken.

    Einen ähnlichen Weg geht das Land Baden-Württemberg: Über ein Förderprogramm werden dort Investitionen in “Fusionen, Kooperationen und umfangreiche Betriebserweiterungen” bezuschusst. “Größere und effizientere Strukturen verbessern die Wettbewerbsfähigkeit”, argumentierte Landwirtschaftsminister Peter Hauck kürzlich.

    Auch für solche Lösungen ist man beim DWV offen. Wichtig sei vor allem, dass sich die Politik dem Thema annehme, meint Schwörer. Eines müsse jedoch klar sein: “Es darf nicht nur darum gehen, den Ausstieg aus der Branche zu fördern. Es braucht auch Angebote für diejenigen, die aktiv bleiben wollen.”

    • Cem Özdemir
    • Europäische Kommission
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    Biologischer Pflanzenschutz: Was sich Hersteller von einer neuen EU-Definition erhoffen

    Die Europäische Kommission arbeitet laut gut informierten Kreisen an einer Definition für natürliche und biologische Pflanzenschutzmittel. Hersteller erhoffen sich davon schnellere Zulassungsverfahren. Bisher fallen solche Mittel unter die gleichen Zulassungsregeln wie chemische Pestizide. Würden sie als eigene Gruppe anerkannt, könnten die Behörden den Zulassungsprozess anpassen und beschleunigen, hoffen sie. Eine “klare Definition” könne helfen, biologische Lösungen “für Landwirte schneller verfügbar zu machen”, teilt CropLife Europe mit.

    Auch die Anti-Pestizid-NGO PAN Europe begrüßt den Vorstoß. Biologische Pflanzenschutzmethoden seien oft nicht vergleichbar mit herkömmlichen Pestiziden und brächten nicht die gleichen Risiken für Gesundheit und Umwelt mit sich, sagt Exekutivdirektor Martin Dermine zu Table.Briefings. Entsprechend müsse auch die Risikobewertung angepasst werden.

    Einen Entwurf für die neue Definition hat die Kommission bereits mit den Mitgliedstaaten besprochen. Letztere hatten bis Ende vergangener Woche Zeit, Stellung zu beziehen. Die Neuerung muss kein reguläres Gesetzgebungsverfahren durchlaufen, sondern nur von Vertretern der EU-Länder im zuständigen Fachausschuss abgesegnet werden.

    Strategiedialog legt Fokus auf biologische Methoden

    Auch der Strategiedialog Landwirtschaft fordert in seinem Abschlussbericht die Kommission auf, bis 2025 einen “robusten gesetzlichen Rahmen” für biologische Pflanzenschutzmethoden zu schaffen und Schnellverfahren für deren Zulassung zu ermöglichen.

    Eine gesonderte Definition für biologische Pflanzenschutzmittel hatte die Brüsseler Behörde bereits in ihren Verordnungsvorschlag zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR) aufgenommen. Mit dem Scheitern des Vorschlags verlief dieser Anlauf aber im Sande. jd

    • Europäische Kommission
    • Pestizide
    • Pflanzenschutz

    Draghi-Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit: Wo er dem Strategiedialog entgegensteht

    Ein übermäßiger Teil des EU-Haushalts fließt aus Sicht des ehemaligen italienischen Regierungschefs Mario Draghi in die Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Statt stärker in “strategische Prioritäten” wie Digitalisierung oder Forschung und Innovation zu investieren, fließe immer noch je ein knappes Drittel in die GAP und die Kohäsionspolitik, kritisiert er in seinem Bericht zur EU-Wettbewerbsfähigkeit.

    Damit ist Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die das Papier am Montag entgegennahm, mit entgegengesetzten Empfehlungen konfrontiert: Der Strategiedialog Landwirtschaft hatte ein starkes GAP-Budget gefordert und empfohlen, Landwirten mehr finanzielle Anreize für Umwelt- oder Klimaleistungen zu bieten.

    Draghi rät des Weiteren, für mehr Wirtschaftswachstum auf Innovation und neue Technologien zu setzen. Über ein neues Programm soll die EU die Nutzung künstlicher Intelligenz fördern, auch im Agrarsektor, der zum Beispiel von der KI-gestützten Auswertung von Erdbeobachtungsdaten profitieren könne. jd

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    Bodenmarkt in Brandenburg: Noch haben Agrarkonzerne keine Vorherrschaft

    In Brandenburg liegt eine breite Streuung des landwirtschaftlichen Bodeneigentums vor. Das zeigt eine flächendeckende Analyse der Eigentumsstrukturen für das deutsche Bundesland. Es gebe in Brandenburg keine Hinweise auf eine marktbeherrschende Stellung von Agrarkonzernen oder anderen Eigentümern, schlussfolgern die Forscher des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in einem Policy Brief.

    Die Untersuchung stützt sich auf Daten des Amtlichen Liegenschaftskatasters (ALKIS) und zeigt, dass:

    • 52 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Brandenburg im Besitz privater Einzelpersonen sind. Im Durchschnitt besitzen diese lediglich vier Hektar.
    • etwa 35 Prozent sich auf landwirtschaftliche Akteure verteilen.
    • 12 Prozent sich auf öffentliche Institutionen, Kirchen und Verbände verteilen.
    • umfangreiches Einzelbodeneigentum sich bei einigen landwirtschaftlichen Unternehmensnetzwerken und öffentlichen Institutionen findet.
    • trotz der teilweise großen Flächen, die höchste gemessene lokale Konzentration eines Unternehmensnetzwerks unter 40 Prozent liegt. Das ist ein Grenzwert, der in anderen Märkten oft als marktdominierend benutzt wird.

    Die Ergebnisse unterstrichen die Notwendigkeit, Eigentums- und Nutzungsstrukturen differenziert zu betrachten, argumentieren die Autoren. Sie plädieren für mehr Transparenz auf dem Bodenmarkt, um politische Entscheidungen besser zu fundieren. Die Untersuchungen wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. has

    • Agrarpolitik
    • Brandenburg
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    • Landwirtschaft

    Klima in Zahlen: Brasilien erlebt Rekorddürre

    Brasilien erlebt gerade die schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen – besonders betroffen sind der Norden und der mittlere Westen des Landes. Das geht aus Daten des brasilianischen Nationalen Zentrum für die Überwachung und Warnung vor Naturkatastrophen (CEMADEN) hervor. Die aktuelle Dürre hatte schon im zweiten Halbjahr von 2023 begonnen. Nach aktuellen Vorhersagen dürfte es auch in den kommenden drei Monaten unterdurchschnittlich wenig regnen, sodass sich die Dürre noch weiter verschärft. “Dürren werden immer länger und immer intensiver”, erklärt dazu die Dürreexpertin Ana Paula Cunha vom CEMADEN im Gespräch mit Table.Briefings. Das sei klar auf den Klimawandel zurückzuführen.

    Die Entwicklung von Dürren lässt sich am Standardized Precipitation Evapotranspiration Index (SPEI) ablesen. Der misst die klimatische Wasserbilanz, also die Niederschlagssumme minus der potenziellen Verdunstung. Werte ab -1,5 gelten als schwere Dürre; ab -2 als extreme Dürre. Nach dem SPEI erlebt Brasilien gerade die schlimmste Dürreperiode seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen.

    In ganz Brasilien sind mehr als 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen von Dürre betroffen, in einigen Regionen hat es seit mehr als 120 Tagen nicht mehr geregnet. Da Brasiliens Stromversorgung stark von der Wasserkraft abhängt, gefährdet die Trockenheit in manchen Gebieten die Stromerzeugung. Die Dürre sorgt aktuell auch dafür, dass sich Waldbrände schneller ausbreiten. Immer wieder meldet das Land neue Rekordzahlen an Feuern. “Wir wissen außerdem, dass die Abholzung im großen Stil Dürren noch zusätzlich verstärkt”, fügt Cunha hinzu.

    Eine besondere Rolle kommt dabei dem Amazonas zu, auf dessen Zustand auch mit dem “Tag des Amazonas” aufmerksam gemacht werden soll: Rund 20 Prozent des ursprünglichen Regenwaldes wurden bereits zerstört. Wissenschaftler:innen rechnen damit, dass bei einer zerstörten Fläche von 25 Prozent vernichteten Waldes ein Kipppunkt erreicht wird. Der Amazonas würde sich dann langfristig in eine Steppe verwandeln. kul

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    • Brasilien
    • Dürre
    • Klima in Zahlen
    • Regenwald
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    Time.Table

    Politische Woche

    10.09.2024 – 14.00 – 16.00 Uhr / Berlin, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Sitzungssaal 3 101
    Fachgespräch “Altersgrenze für Energydrinks”
    Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft kommt zu einem öffentlichen Fachgespräch zum Thema: Empfehlung 8 “Altersgrenze für Energydrinks des Bürgergutachtens Ernährung im Wandel: zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben” zusammen. INFO

    10.09.2024 – 16.20 Uhr / online
    Parlamentsrede Erste Lesung Bundeshaushalt 2025: Bundesminister Cem Özdemir zum Einzelplan des Bundeslandwirtschaftsministeriums
    In dieser Woche wird sich der Deutsche Bundestag in erster Lesung mit dem Entwurf des Bundeshaushalts für 2025 befassen. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, wird anlässlich der Beratungen zum Einzelplan 10 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Plenum des Bundestages sprechen. LIVE STREAM

    11.09.2024 – 8.00 – 9.30 Uhr / Brüssel
    EU-Parlament Konferenz der Präsidenten
    Kommissionspräsidentin von der Leyen wird mit der Konferenz der Präsidenten des Parlaments (Präsident Metsola und Fraktionsvorsitzende) die vorgeschlagene Struktur und die Ressorts des Kollegiums der Kommissare erörtern. Dieses Treffen wird den Weg für die Eröffnung des Bewertungsprozesses einschließlich der Bestätigungsanhörungen ebnen, sobald das Parlament alle erforderlichen Unterlagen erhalten hat. Wochenplanung

    10.09. – 11.09.2024 / Umweltforum, Pufendorfstr. 11, 10249 Berlin
    Kongress Bundeskongress Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse (BUKO)
    Der Bundeskongress für Führungskräfte Forstwirtschaftlicher Zusammenschlüsse wird vom BMEL in Zusammenarbeit mit der AGDW – Die Waldeigentümer ausgerichtet. Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL, Claudia Müller, wird den BUKO eröffnen. Schwerpunktthema ist die Stärkung des Ehrenamts in ländlichen Regionen. Es sind außerdem Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen im Deutschen Bundestag eingeladen, ihre Positionen zu aktuellen waldpolitischen Themen darzustellen. INFO

    11.09. 14.09.2024 / Italien, Brasilien
    G20 Treffen der Agrarminister
    In Kürze treffen sich die G7 & G20 Agrarminister in Syrakus und Cuiabà. Gemeinsam mit Verbänden & Vertretern der Zivilgesellschaft diskutieren Cem Özdemir & Ophelia Nick die Positionen von Deutschland. Themen: Sicherung der Welternährung, nachhaltige Landwirtschaft. Themen

    12.09. – 13.09.2024 / AHORN Panorama Hotel Oberhof / online
    AMK Herbst-Agrarminister:innenkonferenz
    Auf der Tagesordnung der AMK stehen aktuelle agrarpolitische Themen wie Bürokratieabbau, Weiterentwicklung und Umsetzung der EU-Agrarpolitik sowie die Sicherung und Stärkung der Nahversorgung im ländlichen Raum. Im Anschluss an die AMK ist am 13. September 2024 für 15.00 Uhr eine Pressekonferenz geplant. Daran werden Bundesagrarminister Cem Özdemir, Ministerin Susanna Karawanskij als Vorsitzende der AMK sowie die Sprecherinnen und Sprecher der Ländergruppen teilnehmen. INFO & ANMELDUNG

    Veranstaltungen

    11.09. – 12.09.2024 / Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
    Tagung Bau, Technik und Umwelt in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung
    Alle zwei Jahre findet die Tagung “Bau, Technik und Umwelt in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung” (BTU) statt – die wissenschaftliche Plattform zur Präsentation und Diskussion neuester Forschungsergebnisse. Auch auf der kommenden Tagung werden Beiträge zu aktuellen Forschungsergebnissen, zu effizienten und erfolgversprechenden Lösungsansätzen, aber auch zu zukünftigen Entwicklungen und Konzepten für eine nachhaltige Tierhaltung präsentiert. Ebenso werden innovative wissenschaftliche Methoden und Vorgehensweisen vorgestellt und diskutiert. INFO

    18.09.2024 / Amsterdam
    Summit 25. European Foodservice Summit
    Mehr als 200 Führungskräfte von Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern werden Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie sein. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Internationale Vordenker und Branchenexperten werden aktuelle Marktforschungsergebnisse vorstellen und Geschäftsstrategien und Chancen diskutieren. INFO

    25.09.2024 / Düsseldorf
    Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
    Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. INFO

    30.09.2024 – 10:00 – 11:00 Uhr / online
    Webinar Mehrjährige Energiepflanzen in Bayern – Potenziale zum Klimaschutz
    Derzeit werden deutschlandweit auf einer Fläche von etwa 2,3 Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut, auf etwa 61 Prozent davon als Substrat für Biogasanlagen. Aufgrund seiner pflanzenbaulichen und technologischen Vorteile, bildet Silomais (Energiemais) mit über 60 Prozent den größten massebezogenen Substrateinsatz. Jedoch ist es im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsweise das Ziel, das Artenspektrum an Energiepflanzen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen zu erhöhen und damit die Anbau-Vielfalt zu steigern. Der Online-Vortrag gibt einen Einblick über die Vielfalt der am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) untersuchten mehrjährigen Energiepflanzen. INFO

    01.10. – 02.10.2024 / Kassel
    Kongress Agroforst-Kongress
    Die Landwirtschaft braucht Agroforst – denn Agroforst ist vielfältig, bäuerlich und notwendig! Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die BaumLand-Kampagne, der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und die Universität Kassel laden alle Interessierten, speziell Landbewirtschafter:innen, Naturschützer:innen, sowie die Agroforst- und Streuobstszene zum Austauschen und Lernen ein. INFO

    7.10. – 8.10.2024 / Crowne Plaza Kongresshotel, Lyoner Straße 44-48, 60528 Frankfurt am Main
    International Non-GMO Summit 2024 Internationale Konferenz zur Zukunft der Ohne-Gentechnik-Wirtschaft
    Die wichtigsten europäischen Verbände der “Ohne Gentechnik”-Wirtschaft laden am 8. Oktober 2024 zum “International Non-GMO Summit 2024” nach Frankfurt am Main ein. Internationale Expert:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft informieren zu aktuellen Brennpunkten und Trends der “Ohne-Gentechnik”-Märkte weltweit. Im Fokus steht die aktuelle politische Debatte um die Neue Gentechnik und deren potenzielle Auswirkungen auf “Ohne Gentechnik” und Bio. PROGRAMM

    Must-Reads

    Euractiv: Impfstoff gegen Schweinepest in der EU bislang nicht in Sicht. In Italien, Deutschland und Polen sind im Sommer Fälle von Afrikanischer Schweinepest aufgetreten. Während das Virus für Menschen harmlos ist, ist es für Haus- und Wildschweine hochansteckend und tödlich. Die Europäische Kommission warnt, Wissenschaftler kämpften in der EU weiterhin, einen dringend benötigten Impfstoff zu entwickeln, um die Seuche flächendeckend einzudämmen. “Wir haben konsequent investiert und konsequent versagt”, sagte Paco Reviriego Gordejo, Referatsleiter in der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Kommission im AGRI-Ausschuss des EU-Parlaments. (“EU-Kommission besorgt über fehlenden Schweinepest-Impfstoff in Europa”)

    Stern: Blauzungenkrankheit breitet sich aus. Von der Blauzungenkrankheit sind im Südwesten nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums allein in Baden-Württemberg rund 450 Tierhaltungen und Betriebe betroffen. Das Friedrich-Loeffler-Institut geht davon aus, dass sich das Virus bundesweit ausbreitet. Wie viele Tiere in den Betrieben infiziert sind, lässt sich derzeit nicht genau sagen. Landratsämter und Landwirtschaftsministerien rufen Viehhalter auf, gefährdete Tiere impfen zu lassen. (“Blauzungenkrankheit im Südwesten weiter auf dem Vormarsch”)

    Lebensmittelzeitung: Lebensmittelpreise stiegen. Im Vergleich zu vor vier Jahren sind Lebensmittel und alkoholfreie Getränke um 34 Prozent teurer geworden. Stark angestiegen sind beispielsweise die Preise für Olivenöl, Quark oder Ketchup. Gründe sind die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Klimawandel, der Krieg in der Ukraine und die steigenden Kosten insgesamt. Gesunken sind nur die Preise für Zitrusfrüchte. Selbst Äpfel und Birnen sind teurer geworden. Weil sich die Inflation beruhigt hat, sind in den vergangenen Monaten auch die Preise für einige Lebensmittel wieder gesunken. (“Welche Lebensmittel sich am stärksten verteuert haben”)

    Lebensmittelzeitung: Aldi bleibt in Großbritannien auf Expansionskurs. Insgesamt 800 Millionen Pfund werden investiert. In den kommenden drei Monaten sollen 23 neue Filialen eröffnet werden. Außerdem werden in diesem Jahr 100 bestehende Läden renoviert, das Netz der Vertriebszentren erweitert und die technologische Infrastruktur aktualisiert, um das Wachstum zu unterstützen, erklärte das Unternehmen. Im vergangenen Jahr konnte Aldi seinen Umsatz um 2,4 Milliarden Pfund auf 17,9 Milliarden Pfund steigern. (“Aldi plant massive Investition in Großbritannien”)

    Financial Times: Weniger Orangensaft wegen Dürre in Brasilien. Der “Orangengürtel” im Bundesstaat São Paulo leidet unter Wassermangel; doch genau das brauchen die Bäume, um zu gedeihen, denn sonst wird der Wachstumszyklen unterbrochen. Folgen sind geringerer Ertrag und schlechtere Qualität. Dass weniger Orangen geerntet werden können, wirkt sich auch auf die weltweiten Exporte aus. Landwirte investieren in Bewässerungssysteme wie die Tröpfchenbewässerung, um den Wasserverbrauch zu optimieren. Auch Techniken wie die Überwachung der Bodenfeuchtigkeit und die Präzisionsbewässerung werden eingesetzt, um die verfügbaren Wasserressourcen so effizient wie möglich zu nutzen. (“Orange juice squeezed by Brazilian drought”)

    Tagesschau: Neue Regierung der Niederlande kippt Pläne für Reformen in der Landwirtschaft. Während die vorherige Regierung die Landwirtschaft reformieren wollte, um das Klima zu schonen, sind diese Pläne nun vom Tisch. Die neue Landwirtschaftsministerin Femke Wiersma von der Bauernpartei BBB hat das Geld für Klimaschutzprogramme von 24 Milliarden auf fünf Milliarden Euro reduziert. (“Neue Regierung kappt Klima-Pläne”)

    Frankfurter Rundschau: Verbraucher müssen sich von “Bilderbuchoptik” von Obst und Gemüse verabschieden. Rein äußerlich müssen sich Käuferinnen und Käufer an nicht der Norm entsprechende Produkte wie krumme Gurken und kleine Karotten gewöhnen, warnen Landwirte. “Die durch den Klimawandel und die globale Erwärmung bedingten steigenden Temperaturen und Wetterentwicklungen stellen einen relevanten Stressfaktor für die Landwirtschaft dar”, erklärt Klaus Rauhaus, Geschäftsführer der Genossenschaft der Öko-Bauern. (“Warnung der Landwirte vor Gemüseproblem: “Müssen uns von Vorstellungen verabschieden””)

    Deutschandfunk Nova: Danone verlässt Nutriscore-System. Danone nimmt das Nutriscore-Logo bei Drinks aus Milch oder Milchalternativen runter. Nach einer Änderung der Nutriscore-Regeln gelten diese nicht mehr als Lebensmittel, sondern als Getränke. Dadurch würden sie dann bei der Bewertung “gesund oder nicht” mit Wasser konkurrieren. Direkt nach der Änderung der Nutriscore-Regeln hatte sich auch schon die Milchindustrie beschwert, weil auch Milch künftig schlechter abschneidet. (“Dämpfer für das freiwillige Nutriscore-Logo”)

    Welt: Rettung von Pflanzenarten. In Sussex gibt es Hochsicherheitslager mit 2,4 Milliarden Samen von über 40.000 Pflanzenarten aus der ganzen Welt. Die Millennium Seed Bank soll gegen das Aussterben helfen und die Samen konservieren, soll aber auch als Grundlage für die Neuzüchtung und Stärkung von Kulturpflanzen dienen, die durch Klimawandel und Krankheiten bedroht sind. Widerstandsfähigere Varianten sollen durch Kreuzungen entstehen. (“Das Hochsicherheitslager zur Rettung der Pflanzenwelt”)

    Standpunkt

    Für die Transformation von Unternehmen braucht es Veränderer, Raum und Vertrauen

    Von Marc-Aurel Boersch
    Menschen bei Veränderungsprozessen ohne “Hierarchiegedöns” mitnehmen, ist das Anliegen von Ex-Nestlé-CEO Marc-Aurel Boersch.

    Alle Unternehmen müssen sich verändern, wenn sie erfolgreich sein wollen. Dafür gibt es viele Gründe, zum Beispiel können sich Märkte oder Rahmenbedingungen ändern. Im Laufe meines Berufslebens habe ich viele Transformationsprojekte begleitet, bei denen es darum ging, Geschäftsfelder zukunftssicher zu gestalten. Mittlerweile achte ich neben der Umsetzung der Ziele viel mehr als früher auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Veränderungen umsetzen. Das ist das Ergebnis eines Lernprozesses, den ich durchlaufen habe, als sich Nestlé Deutschland auf den Weg machte, sein Produktportfolio auf Klimaneutralität umzustellen – ein wahres Mammutprojekt.

    Uns war von Beginn an klar: Um das zu schaffen, würde es nicht ausreichen, noch härter und länger zu arbeiten oder die Prozesse noch mehr zu beschleunigen. Vielmehr hielten wir es für zwingend notwendig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Unternehmens in den Mittelpunkt zu stellen, um mithilfe ihrer vielfältigen Perspektiven und Möglichkeiten Neues denken und erschaffen zu können.

    Veränderung ermöglichen

    Doch was genau braucht es, um das in der Praxis erfolgreich umzusetzen? Aus meiner Sicht sind für Transformationsprojekte jeder Art drei Punkte absolut wesentlich. Zuallererst sind das Veränderer. Dabei handelt es sich um Menschen, die gerne etwas erreichen, keine Angst davor haben, Neuland zu betreten, und meist über ein sehr hohes Energielevel verfügen. Sie haben Freude daran, Veränderungen anzustoßen und andere durch diesen Prozess zu führen.

    Was das eigene Leben betrifft, ist im Kleinen natürlich jeder ein Veränderer. Wenn es aber um die wirklich großen Transformationen geht, gibt es nur wenige, die dafür das nötige Rüstzeug mitbringen. Diese “echten” Veränderer gilt es zu finden und ihnen den Rücken zu stärken, damit sie auf dem Weg in eine bessere Zukunft voranschreiten. Wir brauchen sie dringend – sei es für unternehmerische, politische oder gesellschaftliche Veränderungen.

    Die zweite entscheidende Grundlage erfolgreicher Veränderungen: ein Raum, in dem alle Teil der Lösung sein können. In diesem Raum stehen der Mensch und das, was ihn ausmacht, im Mittelpunkt: seine individuelle Perspektive und Kreativität, sein persönlicher Wunsch nach Fortschritt sowie die Fähigkeit, entscheidende Fragen zu stellen.

    Führungskräfte und Mitarbeitende stehen dabei vor einer großen Herausforderung. Denn dieser Ansatz ist das völlige Gegenteil unseres gewohnten Modells von Führung, bei dem Vorgesetzte vorgeben, was bis wann getan werden soll und dies natürlich auch kontrollieren. Stattdessen ist nun ein Umdenken gefragt: Jeder Mitarbeiter ist Teil der Lösung – und kann zur Entwicklung der Ziele und zu deren Umsetzung etwas beitragen. Je nach Typus haben manche Mitarbeitende direkt große Freude an Veränderungsprozessen, andere wünschen sich hingegen klare Vorgaben, was sie mit diesem “Raum” konkret anstellen sollen.

    Dabei hilft nicht zuletzt auch die dritte wesentliche Zutat einer erfolgreichen Veränderung: Vertrauen. Es ist meist nicht von Beginn eines Transformationsprozesses an da, sondern entsteht im Idealfall im Laufe der Zeit durch verlässliche Rahmenbedingungen. Dazu gehört an erster Stelle ein Arbeitsumfeld, in dem die Mitarbeitenden gemeinsam Neues denken können, ohne dass jemand mit den Augen rollt. Die Gestaltung dieses Umfelds ist Aufgabe der Führungskräfte.

    Führung neu denken

    Spätestens an diesem Punkt wird deutlich, wie groß die Bedeutung der Führungskräfte für den nachhaltigen Erfolg von Veränderungen ist. Sie müssen nicht nur den Wandel anführen und ermöglichen, sondern auch ihr eigenes Führungsverhalten ändern. Um ihnen dabei konkrete Hilfestellung zu leisten, haben wir bei Nestlé Deutschland gemeinsam mit TheNextWe, einer Organisation, die skalierbaren Mindset-Wandel ermöglicht, ein zwölfwöchiges Coachingprogramm zum Thema Führungskultur durchgeführt.

    In den ersten vier Wochen wurden dabei zunächst die persönlichen Einstellungen und Vorbehalte zum Thema Führung erarbeitet und so das individuelle Mindset auf den Punkt gebracht. Danach half TheNextWe, ein neues kollektives Mindset zu etablieren, das auf die neue Führungskultur ausgerichtet ist. Das Besondere: Es wurden zeitgleich rund 500 Führungskräfte gecoacht, und jedem Teilnehmenden war dafür ein eigener Coach zugeteilt.

    Als Teil des Führungskreises habe auch ich das Programm vollständig durchlaufen, bevor es unternehmensweit zum Einsatz kam. Das Resultat war überwältigend: Nach diesem Eye-Opener habe ich mein Verhalten – beruflich wie privat – komplett geändert und setze nun den Menschen und seine Freude am Tun mindestens gleichauf mit dem anvisierten Ergebnis.

    Wenn es gelingt, eine neue Kultur der Veränderungsfähigkeit und Führung einzuführen, lässt sich viel erreichen. So verkürzte sich unser Innovationszyklus – die Zeit von der Idee bis zum verkaufbaren Produkt – von teilweise mehr als zwei Jahren auf sechs Monate. Das geht nur, wenn man Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Verantwortung übergibt und ihnen vermittelt: Sie dürfen ausprobieren, Risiken eingehen und Fehler machen.

    Für die anstehenden großen Aufgaben war es auch wichtig, Ressourcen freizusetzen. Das erreicht man nur, indem man das “Hierarchiegedöns” entfernt: Oft müssen Mitarbeiter permanent Bericht erstatten, und viele Meetings gelten erst als sinnvoll, wenn der Vorgesetzte dabei ist. Erst wenn sich das ändert, können Veränderer an relevanten Zukunftsthemen arbeiten.

    Freude an Veränderung

    Veränderung braucht Zeit. Sie in Gang zu bringen, ist das Allerschwierigste überhaupt. Ein paar Leute sind meist von Anfang an mit an Bord. Die große Herausforderung ist jedoch, alle Beteiligten auf dem Weg mitzunehmen. Von “oben” kommt nur der Impuls zur Veränderung, der Wandel selbst muss von den Mitarbeitenden ausgehen. Das heißt auch, dass sie selbst die zu verändernden Themen festlegen und bearbeiten. Ist die Bewegung in Gang, muss das Momentum erhalten werden. Bei Nestlé Deutschland kam dafür TheNextWe zum Einsatz. Das Programm macht unternehmensweiten Mindset-Wandel möglich, und genau das braucht es, wenn Organisationen bei einer wichtigen Veränderung an Barrieren stoßen. Die Freude muss im Mittelpunkt stehen. Mein persönliches Credo dazu: “Die Menschen sollten an möglichst vielen Tagen mit Energie nach Hause gehen”.

    Marc-Aurel Boersch bekleidete im Laufe der Zeit verschiedene Führungspositionen, darunter Geschäftsführer von Nestlé Niederlande und ab 2019 Vorstand der Nestlé Deutschland AG. Nach seinem Ausscheiden als CEO engagiert er sich weiterhin für nachhaltige Entwicklung und verantwortungsbewusstes Unternehmertum, unter anderem im Beirat von TheNextWe.

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    Agrifood.Table Redaktion

    AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

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