nach Joe Bidens Rückzug aus dem US-Präsidentschaftsrennen gilt es als wahrscheinlich, dass die Demokraten Kamala Harris, 59, im August bei ihrer National Convention zur Kandidatin ernennen. Als mögliche Alternativen gehandelt wurden zuvor noch Gretchen Whitmer, die Gouverneurin von Michigan, oder ihr Kollege aus Pennsylvania, Josh Shapiro.
“Finanz-, handels- und wirtschaftspolitisch wird es kaum Unterschiede zwischen einem republikanischen Präsidenten oder einer demokratischen Präsidentin geben”, meint Rainer Schuler, Präsident des Verbands “Der Agrarhandel” zu Table.Briefings. Die unter dem Republikaner Donald Trump wiederbelebte Amerika-First-Politik habe der Demokrat Joe Biden weitgehend fortgeführt, führt er an. Seine Schlussfolgerung für die Europäische Union: “Wir sollten tunlichst zusehen, zu einem starken Pol in dieser multipolaren Welt zu werden, endlich als Europa erwachsen werden.” Seine Befürchtung: “Je mehr wir uns auf Druck der USA von Weltmärkten abschotten, umso mehr wird die EU verlieren.”
An den Börsen zeigt der Rücktritt Bidens bis Montagnachmittag allerdings schon Wirkung: steigende Kurse für Sojabohnen. “Weil sich die Unsicherheit über einen Wahlsieg von Donald Trump erhöht, sinkt auch die Wahrscheinlichkeit eines Handelskrieges mit dem weltweit größten Sojakäufer China”, meint unser Agrarmarktanalyst Steffen Bach von Kaack Terminhandel.
Derweil erfreuen sich im geopolitischen Gefüge die BRICS-Staaten über Zulauf. Erst zu Jahresbeginn 2024 traten Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate dem Bündnis um Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bei. Diese globale Bedeutung der BRICS-Gruppe dürfte künftig noch zunehmen: So haben rund 30 weitere Staaten ein Interesse an einem Beitritt bekundet. Die EU setzt das zunehmend unter Druck.
Die Bauern in Deutschland schauen mit Sorge und Anspannung auf die diesjährige Weizenernte. Eine kleinere Anbaufläche, niedrigere Preise als im Vorjahr und die Sorge vor schlechten Qualitäten könnten dafür sorgen, dass die Erlöse aus dem Weizenanbau deutlich zurückgehen. Ungünstige Witterungsbedingungen haben dazu geführt, dass die Landwirte im Herbst des vergangenen Jahres deutlich weniger Winterweizen gesät haben als im Vorjahr. Das Statistische Bundesamt (Destatis) erwartet einen Rückgang der Fläche um 8,3 Prozent auf 2,6 Millionen Hektar. Besonders stark war der Rückgang mit rund 20 Prozent in Schleswig-Holstein und Niedersachen.
Klar ist, dass auf der kleineren Fläche deutlich weniger Winterweizen produziert wird (siehe Übersicht). Auch die Preise sind seit der Ernte 2024 gefallen, was zu weiteren finanziellen Einbußen führen wird. In Ost- und Norddeutschland liegen die Erzeugerpreise für Brotweizen für die neue Ernte aktuell bei etwa 175 bis 200 Euro pro Tonne, das sind gut zehn Prozent weniger als vor einem Jahr. In Süddeutschland ist der Preisdruck teilweise noch größer, sodass Händler im Jahresvergleich eher von einem Preisrückgang von 15 Prozent ausgehen.
Probleme könnte es aber bei den Proteingehalten geben, die einen großen Einfluss auf den Erzeugerpreis haben. Dabei wirken die strengeren Regeln für die Düngung, mit denen die Nitratbelastung im Grundwasser reduziert werden soll. Viele Landwirte sahen sich gezwungen, die für die Proteinbildung entscheidenden Stickstoffgaben zu reduzieren. Dies könnte dazu führen, dass weniger Brotweizen produziert wird, für den Händler und Mühlen einen Proteingehalt von 11,5 bis zwölf Prozent fordern.
Ware mit niedrigeren Werten lässt sich zwar in der Tierhaltung verwenden, die Preise für Futterweizen liegen aber um 20 bis 30 Euro pro Tonne unter denen für Brotweizen. Das schätzt Kurt Fromme, der als Landhändler Weizen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt erfasst. Der Preisabstand zwischen Brot- und Futterweizen sei in diesem Jahr deutlich größer als vor der Ernte 2023, was die Erwartung widerspiegelt, dass das Brotweizen-Angebot knapp ausfallen könnte. Auch die Prämie für Qualitätsweizen ist im Jahresvergleich deutlich gestiegen. Für A-Weizen (13 Prozent Protein) würden rund 30 Euro pro Tonne mehr bezahlt als für Brotweizen, so Fromme. Die ersten Weizenpartien seien in den Lagern des Landhandels Wilhelm Fromme mit Sitz in Salzgitter von den Landwirten bereits angeliefert worden, wobei die Proteingehalte bei 9,5 bis 11,5 Prozent gelegen hätten. Sollte sich dieser Trend verfestigen, könnte der Preisabstand zwischen Futter- und Brotweizen weiter steigen, erwartet der Händler. Aus Gesprächen mit Landwirten weiß er, dass sie deutlich weniger Stickstoff gedüngt haben, aus Angst vor Strafen bei Verstößen gegen die Düngeverordnung.
Die nassen Bedingungen seit der Herbstaussaat haben die Ausbreitung von Pilzinfektionen gefördert. So beobachtete Dr. Bruno Görlach von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) verstärktes Auftreten des Pilzes Septoria Tritici, ein Pilz der Blattdürre verursacht. Auch Gelbrost und Mehltau seien beobachtet worden. Ob es zu einem Abfall der Proteinwerte kommt, lasse sich vor der Ernte allerdings nur schwer vorhersagen, schränkt der Bereichsleiter Pflanzenproduktion im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft ein. Da die Proteinbildung im Getreidekorn ein komplexer Vorgang ist, will er die Düngeverordnung allein nicht für einen möglichen Rückgang verantwortlich machen. Saisonbedingte Schwankungen habe es auch in der Vergangenheit gegeben. In “roten” Gebieten, für die zusätzliche Einschränkungen bei der Stickstoffdüngung gelten, sei der Anbau von A- und E-Weizen allerdings stark erschwert. Generell hätten die Landwirte aber Instrumente, die Stickstoff-Effizienz zu erhöhen und so auch unter den Bedingungen der Düngeverordnung gute Weizenqualitäten zu produzieren, so Görlach. Dazu zähle etwa die Wahl einer angepassten Fruchtfolge in den roten Gebieten.
Diese Einschätzung teilt Guido Seedler. Der Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands nennt die Nutzung moderner Ausbringtechnik als eine weitere Möglichkeit, die Düngermenge ohne Einbußen bei Ertrag und Qualität zu reduzieren. In diesem Jahr sieht er eher die Witterung als Problem. Für optimale Erträge und Qualitäten würden Wasser, Sonne und Wärme benötigt. An den letzten beiden Faktoren habe es in den vergangenen Wochen gefehlt. Sie seien aber wichtig für die Fotosynthese und damit die Ertrags- und Proteinbildung.
Seedler warnt zudem vor schwierigen Erntebedingungen. Der weitgehend beendete Drusch der Wintergerste sei immer wieder durch Niederschläge unterbrochen worden. Außerdem sei in vielen Regionen Deutschlands so viel Regen gefallen, dass die Böden nicht mehr mit Erntemaschinen befahren werden könnten. Notwendig wäre nun eine längere Phase mit warmem und trockenem Wetter. Sollte es regnerisch bleiben, könnten auch die Fallzahlen leiden, die ein weiteres wichtiges Qualitätskriterium für Mahlweizen sind.
Am heutigen Dienstag konstituieren sich die Ausschüsse im Europäischen Parlament und wählen ihre Ausschussvorsitzenden. Mit Unbehagen blicken Abgeordnete aus anderen Parteien teils darauf, dass der AGRI-Vorsitz mit der nationalkonservativen EKR an eine der Rechtsaußen-Fraktionen im Parlament geht (wie berichtet, mit der Tschechin Veronika Vrecionová als wahrscheinlicher Kandidatin).
Grundsätzlich bringt der Posten der Ausschussvorsitzenden zwar keinen direkten Einfluss auf die inhaltliche Arbeit mit sich: Der oder die Vorsitzende leitet die Sitzungen und koordiniert in der Konferenz der Ausschussvorsitzenden die Zusammenarbeit mit anderen Teilen des Parlaments. Aber auch solche prozeduralen Aufgaben bieten Einflussmöglichkeiten. So trug der bisherige AGRI-Vorsitzende Norbert Lins (CDU) im Frühjahr dazu bei, dass die Lockerungen bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) noch vor Ende der Legislaturperiode verabschiedet wurden, indem er sich dafür einsetzte, innerhalb des Parlaments auf ein Schnellverfahren zurückzugreifen.
Dazu kommt: Trifft ein Gesetzesvorschlag im Ausschuss ein, den keiner der Abgeordneten als Berichterstatter übernehmen will, betreut das Dossier automatisch die oder der Vorsitzende. Das kommt im Agrarausschuss allerdings eher selten und vor allem bei Themen vor, die die Fraktionen als weniger wichtig erachten.
Eine Rolle spielen die Vorsitzenden auch bei der Entscheidung, an welchen Ausschuss Gesetzesvorschläge überwiesen werden. Mit der reformierten Geschäftsordnung des Parlaments für die neue Legislaturperiode nehmen sie aber weniger Einfluss als bisher. Äußerte sich die Konferenz der Ausschussvorsitzenden bisher routinemäßig zu solchen Entscheidungen, wird sie nun nur noch in unklaren Fällen konsultiert und die einzelnen Vorsitzenden können Einspruch gegen Überweisungen erheben. Traditionell gibt es zum Beispiel zwischen dem eher bauernfreundlichen AGRI- und dem in Umweltfragen progressiveren ENVI-Ausschuss immer wieder Streit um Zuständigkeiten.
Für Fälle, die gleichermaßen zwei oder drei Ausschüsse betreffen, gibt es künftig ein neues Verfahren: Die Ausschüsse bilden für die Arbeit an dem Vorschlag einen gemeinsamen “Ad-Hoc-Superausschuss” und erarbeiten zusammen einen einzigen Bericht. Bisher erarbeitete jeder beteiligte Ausschuss einen eigenen Bericht mit Änderungsvorschlägen, über deren jeweiligen Erfolg dann das Plenum entschied. Vom neuen Verfahren könnte der ENVI-Ausschuss gegenüber AGRI profitieren, weil er zahlenmäßig deutlich überlegen ist und damit in einem gemeinsamen Ad-Hoc-Ausschuss dominieren würde. jd
Die EU plant Sonderzölle auf die Einfuhr von Biodiesel aus China. Die zusätzlichen Zölle sollen zwischen 12,8 Prozent und 36,4 Prozent des Warenwertes betragen, wie aus einem am Freitag veröffentlichten EU-Dokument hervorgeht. Gelten sollen die Zölle vorläufig ab Mitte August, die EU-Untersuchung wegen der Dumping-Preise ist bis Februar geplant. Dann könnten die Zölle endgültig für fünf Jahre festgelegt werden.
Europäische Hersteller hatten geklagt, dass Biodiesel in großem Umfang zu Dumping-Preisen in die EU eingeführt werde. 90 Prozent aller chinesischen Biodiesel-Ausfuhren gingen in die EU. Mehrere Firmen in Europa hatten daraufhin ihre Produktion gedrosselt oder eingestellt.
Und auch auf die Einfuhr von kalorienarmen Süßungsmitteln aus China hat die EU Antidumpingzölle eingeführt. Auf Waren des größten chinesischen Erythrit-Herstellers Sanyuan wird ab sofort ein Zusatzzollsatz in Höhe von 156,7 Prozent fällig. Für Exporte anderer Hersteller aus China gelten Sätze in Höhe von 31,9 bis zu 235,6 Prozent. Die Antidumpingzölle gelten erst einmal für die Dauer von sechs Monaten.
Beide Vorhaben reihen sich in das schärfere Vorgehen der EU gegen chinesischen Importe ein. Für erhebliche Debatten hatten die Zölle für E-Autos aus China gesorgt, die vorläufig seit Anfang Juli gelten. Im November könnten sie mit Billigung der Mitgliedsstaaten endgültig festgesetzt werden, wenn es bis dahin keine Einigung mit der chinesischen Seite gibt. rtr/flee
Nachdem EVP und Grüne im EU-Parlament schon vergangene Woche ihre Agrarsprecher auserkoren haben, steht nun fest, wer im AGRI-Ausschuss die Koordinatoren für die Sozialdemokraten (S&D), Liberalen (Renew) und die Linken-Fraktion werden. Bei der S&D kommt die Bayerin Maria Noichl nicht zum Zug, der Koordinator kommt mit Dario Nardella stattdessen aus der zahlenmäßig stärker vertretenen italienischen Delegation. Nardella ist neu im EU-Parlament und hat keinen agrarpolitischen Hintergrund. Bisher war er Bürgermeister von Florenz.
Neue Agrarsprecherin der Liberalen wird die Finnin Elsi Katainen. Sie ist seit 2018 EU-Abgeordnete und selbst Landwirtin. In der vergangenen Legislaturperiode kritisierte sie Vorhaben wie die Pestizidverordnung SUR, das Naturwiederherstellungsgesetz oder die Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten. Katainen folgt als Koordinatorin auf die Freie Wählerin Ulrike Müller. Keine Überraschungen gibt es bei der Linken-Fraktion: Der Ire Luke Flanagan bleibt Agrarsprecher.
Derweil sind aus Deutschland neben den bereits berichteten Vertretern von Union, SPD, Freien Wählern und Grünen nun noch zwei weitere Abgeordnete Mitglieder im Agrarausschuss: Sebastian Everding von der Partei Mensch Umwelt Tierschutz – besser bekannt als Tierschutzpartei – und Arno Bausemer von der AfD. In der vergangenen Legislaturperiode hatte die AfD niemanden in den Ausschuss geschickt.
Everding, bisher im Dortmunder Stadtrat aktiv, war als einziger Abgeordneter der Tierschutzpartei ins EU-Parlament eingezogen und hat sich dort der Linken-Fraktion angeschlossen. Bausemer, der aus Sachsen-Anhalt nach Straßburg kommt, ist bisher vor allem durch falsche Angaben im Lebenslauf aufgefallen. Anfang des Jahres musste er deshalb alle Parteiämter abgeben, für die Europawahl stellte die AfD ihn aber trotzdem auf. jd
Der Umsatz von fair gehandelten Produkten ist 2023 in Deutschland um 7,3 Prozent auf 2,34 Milliarden Euro gestiegen. Pro Kopf wurden im vergangenen Jahr durchschnittlich 27,61 Euro für fair gehandelte Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte ausgegeben. Das geht aus dem Jahresbericht des Forums Fairer Handel (FFH) hervor, der diese Woche vorgestellt wurde. Erfasst werden in dem Bericht alle Waren, die das Fairtrade-Siegel tragen oder von anerkannten Handelsunternehmen und in Weltläden verkauft wurden. Im FFH sind Unternehmen wie GEPA, Naturland und Banana Fair sowie der Dachverband der über 900 Weltläden zusammengeschlossen. Ihr Anteil fair gehandelter Lebensmittel am Gesamtmarkt beträgt rund ein Prozent.
“Der faire Handel in Deutschland hat sich im Geschäftsjahr 2023 trotz des zurückhaltenden Konsumverhaltens sowie der Klima- und Wirtschaftskrise solide entwickelt und einmal mehr seine Resilienz im Einsatz für globale Gerechtigkeit bewiesen”, so FFH-Geschäftsführer Matthias Fiedler.
Allerdings war die Absatzentwicklung nicht bei allen Produkten gleich. Fair gehandelte Schokolade etwa legte beim Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent zu. Der Absatz von Kaffee ging hingegen um drei Prozent zurück. Mit einem Anteil von 38,6 Prozent am Gesamtumsatz ist Kaffee aber weiterhin der Topseller im Fairen Handel. Durch höhere Verkaufspreise stieg der Umsatz sogar um 16 Prozent.
Das Forum Fairer Handel befürwortet Lieferkettengesetze, die faire Arbeits- und Marktbedingungen insbesondere im Globalen Süden herstellen. Die jüngste Ankündigung der Bundesregierung, das deutsche Lieferkettengesetz zugunsten eines erhofften höheren Wirtschaftswachstums abzuschwächen, stieß beim FFH auf Ablehnung. “Es kann nicht sein, dass die Einhaltung von Menschenrechten und der Schutz der Umwelt einer sogenannten Wachstumsinitiative zum Opfer fallen”, sagte die FFH-Vorstandsvorsitzende Andrea Fütterer bei der Vorstellung des Jahresberichts. ch
22. – 23.07.2024 / Brüssel
Plenartagung Strategischer Dialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft
Zum vorletzten Mal kommen die Teilnehmenden des Strategischen Dialogs über die Zukunft der Landwirtschaft in der EU zur Plenarsitzung zusammen. Der Abschlussbericht des Stakeholder-Gremiums, auf dessen Basis die wiedergewählte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein politisches Visionspapier erstellen will, wird zum Ende des Sommers erwartet. INFO
23.07.2024 – 09.00 Uhr / Brüssel
Konstituierende Sitzung Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Europäischen Parlament
Der Agrarausschuss im Europäischen Parlament formiert sich, wählt den oder die Ausschussvorsitzende und dessen Vertreter. Auch die anderen Parlamentsausschüsse halten ihre konstituierenden Sitzungen im Laufe des Tages ab. INFO
29.08.2024 – 08:30 – 17:00 Uhr / Hof Schlamann in Lengerich
Messe Agri Idea Sprout
Das Format integriert interaktive Open Sessions zu verschiedenen Themenfeldern wie Agrartechnologien, Energiesysteme, Kreislaufwirtschaft und alternative Geschäftsmodelle. Gepaart mit inspirierenden Keynotes und Networking-Möglichkeiten fördert die Agri Idea Sprout spannende Impulse und intensiviert den Austausch zwischen relevanten Stakeholdern. Ziel ist es, gemeinsam holistische Lösungsansätze zu entwickeln, um die Herausforderungen der Agrarwirtschaft anzugehen und neue Wege für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu ebnen. INFO
04.09. – 06.09.2024 / Wir bauen Zukunft, Mecklenburg-Vorpommern
Festival Farm-Food-Climate Festival
Das Farm-Food-Climate Festival auf dem Gelände von “Wir bauen Zukunft” in Mecklenburg-Vorpommern bringt 250 Changemaker:innen und Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammen, um die Ernährungs- und Landwirtschaft in eine lebenswerte Zukunft steuern.
Themenschwerpunkte: Verwaltungsstrukturen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, zukunftsfähige Anbauformen und Betriebszweige, konstruktive und verbindende Narrative, Wertschaffung in resilienten Landschaften, Gestaltungskraft des Lebensmitteleinzelhandels, öffentlich und private Finanzmittel für die Transformation INFO
12.09.2024 / Köln
Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. INFO
13.09. – 15.09.2024
Deutsche Waldtage 2024 Wald und WIssen
Sie sind eingeladen, sich mit einer Veranstaltung an dem Wochenende vom 13. bis 15. September zu beteiligen. Vernetzen Sie sich mit lokalen Akteuren und planen Sie zum Motto “Wald und Wissen” gemeinsam Veranstaltungen. INFO
18.09.2024 / Amsterdam
Summit 25. European Foodservice Summit
Schließen Sie sich mehr als 200 Führungskräften führender Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern an und werden Sie Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Seien Sie dabei, wenn internationale Vordenker und Branchenexperten die Bühne betreten, um aktuelle Marktforschungsergebnisse mitzuteilen und Geschäftsstrategien und Chancen zu diskutieren. INFO
25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. Begleiten Sie uns ins “PLACE TO BE FOURTY FOUR” nach Düsseldorf und finden Sie heraus, wie Innovationen im Lebensmittel- und Getränkesektor heutzutage vorangetrieben werden. INFO
TopAgrar: Bundesregierung sieht bei Erntegut-Urteil keinen Handlungsbedarf
Die Bundesregierung will auf das “Erntegut-Urteil” des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem vergangenen November nicht mit Maßnahmen reagieren. Dass Händler das von ihnen gehandelte Erntegut im Sinne des Sortenschutzrechtes prüfen müssen, sei “grundsätzlich erforderlich”, schreibt sie in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion. Das BGH-Urteil konkretisiere lediglich den Umfang dieser Prüfpflichten. Eine “unzumutbare Belastung” der Betroffenen sieht die Bundesregierung darin nicht. In seinem Urteil hatte der BGH die Pflicht von Agrarhändlern betont, sicherzustellen, dass von ihnen gehandeltes Erntegut unter Entrichtung der Nachbaugebühr hergestellt wurde, wo immer diese anfällt. Zum Artikel
Frankfurter Rundschau: Wasser aus verunreinigten Quellen: Skandal um Mineralwasser-Gigant
Neue Recherchen der französischen Plattform Mediapart geben Anhaltspunkte über das Ausmaß des Mineralwasser-Skandals um den Lebensmittelkonzern Nestlé. Demnach ist es durch die Nutzung nicht zugelassener Filtermethoden bei Mineralwasser in den vergangenen 15 Jahren zu einem Betrug in Höhe von drei Milliarden Euro gekommen. Ursprünglich hatte Anfang des Jahres die Zeitung Le Monde berichtet, dass Nestlé das für Mineralwasser verwendete Quellwasser auf nicht legale Weise desinfiziert habe. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hatte daraufhin Klage gegen das Schweizer Unternehmen eingereicht. Am Mittwoch will zudem die Europäische Kommission einen Untersuchungsbericht zur Rolle der französischen Behörden vorlegen. Zum Artikel
BBC: Lab-grown meat set to be sold in UK pet food
Großbritannien hat als erstes europäisches Land Laborfleisch als Zutat in Tiernahrung zugelassen. Die zuständigen Behörden haben dem Antrag der Firma Meatly stattgegeben, Tierfutterhersteller mit im Labor gezüchtetem Hühnerfleisch beliefern zu dürfen. Erste Produktproben will das Unternehmen noch in diesem Jahr auf den Markt bringen. Über die nächsten drei Jahre soll dann die Produktion auf einen industriellen Umfang hochgefahren werden. Zum Artikel
Europäische Kommission: Study on Funding for EU Rural Areas – Final Report
Die Mittel zur ländlichen Entwicklung innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind im Großen und Ganzen gut auf die Bedürfnisse ländlicher Regionen zugeschnitten. Zu diesem Ergebnis kommt eine nun veröffentlichte Studie im Auftrag der Europäischen Kommission. Doch die Autoren identifizieren auch Schwächen: So werde Förderung für Digitalisierung und Mobilität über die Landwirtschaft hinaus oft nur schleppend abgerufen und stoße auf Umsetzungsschwierigkeiten. Die Studie empfiehlt, die Förderung der ländlichen Entwicklung über die Landwirtschaft hinaus zu stärken und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) besser mit anderen Förderinstrumenten abzustimmen. Zur Studie
Der Gewinner des Goldenen Geiers 2024 steht fest. Der Schmähpreis der Deutschen Umwelthilfe (DUH) für die dreisteste Umweltlüge geht in diesem Jahr an Nestlé. Der weltgrößte Lebensmittelkonzern mit Sitz in der Schweiz wurde für seine Imagekampagne “Unterwegs nach Besser” ausgezeichnet.
Darin wirbt das Unternehmen damit, Verpackungsmaterial aus Kunststoff einzusparen – hält aber nach Ansicht der DUH an seinen kleinteiligen und besonders ressourcenverschwendenden Einwegverpackungen fest. Laut dem Global Brand Audit 2023 der Organisation Break Free From Plastic ist Nestlé nach Coca-Cola weltweit der zweitgrößte Verursacher von Plastikmüll in der Umwelt.
Nach Angaben der DUH beteiligten sich mehr als 20.000 Verbraucher an der Online-Abstimmung. 57 Prozent der Stimmen entfielen auf den Lebensmittelriesen, der bereits 2019 mit dem Goldenen Geier ausgezeichnet worden war.
Ob der Geier das geeignete Tier ist, um einen Umweltsünder zu schmähen, sei allerdings dahingestellt. Im Ökosystem Natur spielt er als “Bio-Bestatter” eine wichtige Rolle. In vielen Kulturen gilt er zudem als Symbol für Weisheit, Reinigung und Transformation. Weiß der Geier, wie die DUH darauf gekommen ist. Carsten Hübner
nach Joe Bidens Rückzug aus dem US-Präsidentschaftsrennen gilt es als wahrscheinlich, dass die Demokraten Kamala Harris, 59, im August bei ihrer National Convention zur Kandidatin ernennen. Als mögliche Alternativen gehandelt wurden zuvor noch Gretchen Whitmer, die Gouverneurin von Michigan, oder ihr Kollege aus Pennsylvania, Josh Shapiro.
“Finanz-, handels- und wirtschaftspolitisch wird es kaum Unterschiede zwischen einem republikanischen Präsidenten oder einer demokratischen Präsidentin geben”, meint Rainer Schuler, Präsident des Verbands “Der Agrarhandel” zu Table.Briefings. Die unter dem Republikaner Donald Trump wiederbelebte Amerika-First-Politik habe der Demokrat Joe Biden weitgehend fortgeführt, führt er an. Seine Schlussfolgerung für die Europäische Union: “Wir sollten tunlichst zusehen, zu einem starken Pol in dieser multipolaren Welt zu werden, endlich als Europa erwachsen werden.” Seine Befürchtung: “Je mehr wir uns auf Druck der USA von Weltmärkten abschotten, umso mehr wird die EU verlieren.”
An den Börsen zeigt der Rücktritt Bidens bis Montagnachmittag allerdings schon Wirkung: steigende Kurse für Sojabohnen. “Weil sich die Unsicherheit über einen Wahlsieg von Donald Trump erhöht, sinkt auch die Wahrscheinlichkeit eines Handelskrieges mit dem weltweit größten Sojakäufer China”, meint unser Agrarmarktanalyst Steffen Bach von Kaack Terminhandel.
Derweil erfreuen sich im geopolitischen Gefüge die BRICS-Staaten über Zulauf. Erst zu Jahresbeginn 2024 traten Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate dem Bündnis um Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bei. Diese globale Bedeutung der BRICS-Gruppe dürfte künftig noch zunehmen: So haben rund 30 weitere Staaten ein Interesse an einem Beitritt bekundet. Die EU setzt das zunehmend unter Druck.
Die Bauern in Deutschland schauen mit Sorge und Anspannung auf die diesjährige Weizenernte. Eine kleinere Anbaufläche, niedrigere Preise als im Vorjahr und die Sorge vor schlechten Qualitäten könnten dafür sorgen, dass die Erlöse aus dem Weizenanbau deutlich zurückgehen. Ungünstige Witterungsbedingungen haben dazu geführt, dass die Landwirte im Herbst des vergangenen Jahres deutlich weniger Winterweizen gesät haben als im Vorjahr. Das Statistische Bundesamt (Destatis) erwartet einen Rückgang der Fläche um 8,3 Prozent auf 2,6 Millionen Hektar. Besonders stark war der Rückgang mit rund 20 Prozent in Schleswig-Holstein und Niedersachen.
Klar ist, dass auf der kleineren Fläche deutlich weniger Winterweizen produziert wird (siehe Übersicht). Auch die Preise sind seit der Ernte 2024 gefallen, was zu weiteren finanziellen Einbußen führen wird. In Ost- und Norddeutschland liegen die Erzeugerpreise für Brotweizen für die neue Ernte aktuell bei etwa 175 bis 200 Euro pro Tonne, das sind gut zehn Prozent weniger als vor einem Jahr. In Süddeutschland ist der Preisdruck teilweise noch größer, sodass Händler im Jahresvergleich eher von einem Preisrückgang von 15 Prozent ausgehen.
Probleme könnte es aber bei den Proteingehalten geben, die einen großen Einfluss auf den Erzeugerpreis haben. Dabei wirken die strengeren Regeln für die Düngung, mit denen die Nitratbelastung im Grundwasser reduziert werden soll. Viele Landwirte sahen sich gezwungen, die für die Proteinbildung entscheidenden Stickstoffgaben zu reduzieren. Dies könnte dazu führen, dass weniger Brotweizen produziert wird, für den Händler und Mühlen einen Proteingehalt von 11,5 bis zwölf Prozent fordern.
Ware mit niedrigeren Werten lässt sich zwar in der Tierhaltung verwenden, die Preise für Futterweizen liegen aber um 20 bis 30 Euro pro Tonne unter denen für Brotweizen. Das schätzt Kurt Fromme, der als Landhändler Weizen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt erfasst. Der Preisabstand zwischen Brot- und Futterweizen sei in diesem Jahr deutlich größer als vor der Ernte 2023, was die Erwartung widerspiegelt, dass das Brotweizen-Angebot knapp ausfallen könnte. Auch die Prämie für Qualitätsweizen ist im Jahresvergleich deutlich gestiegen. Für A-Weizen (13 Prozent Protein) würden rund 30 Euro pro Tonne mehr bezahlt als für Brotweizen, so Fromme. Die ersten Weizenpartien seien in den Lagern des Landhandels Wilhelm Fromme mit Sitz in Salzgitter von den Landwirten bereits angeliefert worden, wobei die Proteingehalte bei 9,5 bis 11,5 Prozent gelegen hätten. Sollte sich dieser Trend verfestigen, könnte der Preisabstand zwischen Futter- und Brotweizen weiter steigen, erwartet der Händler. Aus Gesprächen mit Landwirten weiß er, dass sie deutlich weniger Stickstoff gedüngt haben, aus Angst vor Strafen bei Verstößen gegen die Düngeverordnung.
Die nassen Bedingungen seit der Herbstaussaat haben die Ausbreitung von Pilzinfektionen gefördert. So beobachtete Dr. Bruno Görlach von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) verstärktes Auftreten des Pilzes Septoria Tritici, ein Pilz der Blattdürre verursacht. Auch Gelbrost und Mehltau seien beobachtet worden. Ob es zu einem Abfall der Proteinwerte kommt, lasse sich vor der Ernte allerdings nur schwer vorhersagen, schränkt der Bereichsleiter Pflanzenproduktion im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft ein. Da die Proteinbildung im Getreidekorn ein komplexer Vorgang ist, will er die Düngeverordnung allein nicht für einen möglichen Rückgang verantwortlich machen. Saisonbedingte Schwankungen habe es auch in der Vergangenheit gegeben. In “roten” Gebieten, für die zusätzliche Einschränkungen bei der Stickstoffdüngung gelten, sei der Anbau von A- und E-Weizen allerdings stark erschwert. Generell hätten die Landwirte aber Instrumente, die Stickstoff-Effizienz zu erhöhen und so auch unter den Bedingungen der Düngeverordnung gute Weizenqualitäten zu produzieren, so Görlach. Dazu zähle etwa die Wahl einer angepassten Fruchtfolge in den roten Gebieten.
Diese Einschätzung teilt Guido Seedler. Der Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands nennt die Nutzung moderner Ausbringtechnik als eine weitere Möglichkeit, die Düngermenge ohne Einbußen bei Ertrag und Qualität zu reduzieren. In diesem Jahr sieht er eher die Witterung als Problem. Für optimale Erträge und Qualitäten würden Wasser, Sonne und Wärme benötigt. An den letzten beiden Faktoren habe es in den vergangenen Wochen gefehlt. Sie seien aber wichtig für die Fotosynthese und damit die Ertrags- und Proteinbildung.
Seedler warnt zudem vor schwierigen Erntebedingungen. Der weitgehend beendete Drusch der Wintergerste sei immer wieder durch Niederschläge unterbrochen worden. Außerdem sei in vielen Regionen Deutschlands so viel Regen gefallen, dass die Böden nicht mehr mit Erntemaschinen befahren werden könnten. Notwendig wäre nun eine längere Phase mit warmem und trockenem Wetter. Sollte es regnerisch bleiben, könnten auch die Fallzahlen leiden, die ein weiteres wichtiges Qualitätskriterium für Mahlweizen sind.
Am heutigen Dienstag konstituieren sich die Ausschüsse im Europäischen Parlament und wählen ihre Ausschussvorsitzenden. Mit Unbehagen blicken Abgeordnete aus anderen Parteien teils darauf, dass der AGRI-Vorsitz mit der nationalkonservativen EKR an eine der Rechtsaußen-Fraktionen im Parlament geht (wie berichtet, mit der Tschechin Veronika Vrecionová als wahrscheinlicher Kandidatin).
Grundsätzlich bringt der Posten der Ausschussvorsitzenden zwar keinen direkten Einfluss auf die inhaltliche Arbeit mit sich: Der oder die Vorsitzende leitet die Sitzungen und koordiniert in der Konferenz der Ausschussvorsitzenden die Zusammenarbeit mit anderen Teilen des Parlaments. Aber auch solche prozeduralen Aufgaben bieten Einflussmöglichkeiten. So trug der bisherige AGRI-Vorsitzende Norbert Lins (CDU) im Frühjahr dazu bei, dass die Lockerungen bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) noch vor Ende der Legislaturperiode verabschiedet wurden, indem er sich dafür einsetzte, innerhalb des Parlaments auf ein Schnellverfahren zurückzugreifen.
Dazu kommt: Trifft ein Gesetzesvorschlag im Ausschuss ein, den keiner der Abgeordneten als Berichterstatter übernehmen will, betreut das Dossier automatisch die oder der Vorsitzende. Das kommt im Agrarausschuss allerdings eher selten und vor allem bei Themen vor, die die Fraktionen als weniger wichtig erachten.
Eine Rolle spielen die Vorsitzenden auch bei der Entscheidung, an welchen Ausschuss Gesetzesvorschläge überwiesen werden. Mit der reformierten Geschäftsordnung des Parlaments für die neue Legislaturperiode nehmen sie aber weniger Einfluss als bisher. Äußerte sich die Konferenz der Ausschussvorsitzenden bisher routinemäßig zu solchen Entscheidungen, wird sie nun nur noch in unklaren Fällen konsultiert und die einzelnen Vorsitzenden können Einspruch gegen Überweisungen erheben. Traditionell gibt es zum Beispiel zwischen dem eher bauernfreundlichen AGRI- und dem in Umweltfragen progressiveren ENVI-Ausschuss immer wieder Streit um Zuständigkeiten.
Für Fälle, die gleichermaßen zwei oder drei Ausschüsse betreffen, gibt es künftig ein neues Verfahren: Die Ausschüsse bilden für die Arbeit an dem Vorschlag einen gemeinsamen “Ad-Hoc-Superausschuss” und erarbeiten zusammen einen einzigen Bericht. Bisher erarbeitete jeder beteiligte Ausschuss einen eigenen Bericht mit Änderungsvorschlägen, über deren jeweiligen Erfolg dann das Plenum entschied. Vom neuen Verfahren könnte der ENVI-Ausschuss gegenüber AGRI profitieren, weil er zahlenmäßig deutlich überlegen ist und damit in einem gemeinsamen Ad-Hoc-Ausschuss dominieren würde. jd
Die EU plant Sonderzölle auf die Einfuhr von Biodiesel aus China. Die zusätzlichen Zölle sollen zwischen 12,8 Prozent und 36,4 Prozent des Warenwertes betragen, wie aus einem am Freitag veröffentlichten EU-Dokument hervorgeht. Gelten sollen die Zölle vorläufig ab Mitte August, die EU-Untersuchung wegen der Dumping-Preise ist bis Februar geplant. Dann könnten die Zölle endgültig für fünf Jahre festgelegt werden.
Europäische Hersteller hatten geklagt, dass Biodiesel in großem Umfang zu Dumping-Preisen in die EU eingeführt werde. 90 Prozent aller chinesischen Biodiesel-Ausfuhren gingen in die EU. Mehrere Firmen in Europa hatten daraufhin ihre Produktion gedrosselt oder eingestellt.
Und auch auf die Einfuhr von kalorienarmen Süßungsmitteln aus China hat die EU Antidumpingzölle eingeführt. Auf Waren des größten chinesischen Erythrit-Herstellers Sanyuan wird ab sofort ein Zusatzzollsatz in Höhe von 156,7 Prozent fällig. Für Exporte anderer Hersteller aus China gelten Sätze in Höhe von 31,9 bis zu 235,6 Prozent. Die Antidumpingzölle gelten erst einmal für die Dauer von sechs Monaten.
Beide Vorhaben reihen sich in das schärfere Vorgehen der EU gegen chinesischen Importe ein. Für erhebliche Debatten hatten die Zölle für E-Autos aus China gesorgt, die vorläufig seit Anfang Juli gelten. Im November könnten sie mit Billigung der Mitgliedsstaaten endgültig festgesetzt werden, wenn es bis dahin keine Einigung mit der chinesischen Seite gibt. rtr/flee
Nachdem EVP und Grüne im EU-Parlament schon vergangene Woche ihre Agrarsprecher auserkoren haben, steht nun fest, wer im AGRI-Ausschuss die Koordinatoren für die Sozialdemokraten (S&D), Liberalen (Renew) und die Linken-Fraktion werden. Bei der S&D kommt die Bayerin Maria Noichl nicht zum Zug, der Koordinator kommt mit Dario Nardella stattdessen aus der zahlenmäßig stärker vertretenen italienischen Delegation. Nardella ist neu im EU-Parlament und hat keinen agrarpolitischen Hintergrund. Bisher war er Bürgermeister von Florenz.
Neue Agrarsprecherin der Liberalen wird die Finnin Elsi Katainen. Sie ist seit 2018 EU-Abgeordnete und selbst Landwirtin. In der vergangenen Legislaturperiode kritisierte sie Vorhaben wie die Pestizidverordnung SUR, das Naturwiederherstellungsgesetz oder die Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten. Katainen folgt als Koordinatorin auf die Freie Wählerin Ulrike Müller. Keine Überraschungen gibt es bei der Linken-Fraktion: Der Ire Luke Flanagan bleibt Agrarsprecher.
Derweil sind aus Deutschland neben den bereits berichteten Vertretern von Union, SPD, Freien Wählern und Grünen nun noch zwei weitere Abgeordnete Mitglieder im Agrarausschuss: Sebastian Everding von der Partei Mensch Umwelt Tierschutz – besser bekannt als Tierschutzpartei – und Arno Bausemer von der AfD. In der vergangenen Legislaturperiode hatte die AfD niemanden in den Ausschuss geschickt.
Everding, bisher im Dortmunder Stadtrat aktiv, war als einziger Abgeordneter der Tierschutzpartei ins EU-Parlament eingezogen und hat sich dort der Linken-Fraktion angeschlossen. Bausemer, der aus Sachsen-Anhalt nach Straßburg kommt, ist bisher vor allem durch falsche Angaben im Lebenslauf aufgefallen. Anfang des Jahres musste er deshalb alle Parteiämter abgeben, für die Europawahl stellte die AfD ihn aber trotzdem auf. jd
Der Umsatz von fair gehandelten Produkten ist 2023 in Deutschland um 7,3 Prozent auf 2,34 Milliarden Euro gestiegen. Pro Kopf wurden im vergangenen Jahr durchschnittlich 27,61 Euro für fair gehandelte Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte ausgegeben. Das geht aus dem Jahresbericht des Forums Fairer Handel (FFH) hervor, der diese Woche vorgestellt wurde. Erfasst werden in dem Bericht alle Waren, die das Fairtrade-Siegel tragen oder von anerkannten Handelsunternehmen und in Weltläden verkauft wurden. Im FFH sind Unternehmen wie GEPA, Naturland und Banana Fair sowie der Dachverband der über 900 Weltläden zusammengeschlossen. Ihr Anteil fair gehandelter Lebensmittel am Gesamtmarkt beträgt rund ein Prozent.
“Der faire Handel in Deutschland hat sich im Geschäftsjahr 2023 trotz des zurückhaltenden Konsumverhaltens sowie der Klima- und Wirtschaftskrise solide entwickelt und einmal mehr seine Resilienz im Einsatz für globale Gerechtigkeit bewiesen”, so FFH-Geschäftsführer Matthias Fiedler.
Allerdings war die Absatzentwicklung nicht bei allen Produkten gleich. Fair gehandelte Schokolade etwa legte beim Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent zu. Der Absatz von Kaffee ging hingegen um drei Prozent zurück. Mit einem Anteil von 38,6 Prozent am Gesamtumsatz ist Kaffee aber weiterhin der Topseller im Fairen Handel. Durch höhere Verkaufspreise stieg der Umsatz sogar um 16 Prozent.
Das Forum Fairer Handel befürwortet Lieferkettengesetze, die faire Arbeits- und Marktbedingungen insbesondere im Globalen Süden herstellen. Die jüngste Ankündigung der Bundesregierung, das deutsche Lieferkettengesetz zugunsten eines erhofften höheren Wirtschaftswachstums abzuschwächen, stieß beim FFH auf Ablehnung. “Es kann nicht sein, dass die Einhaltung von Menschenrechten und der Schutz der Umwelt einer sogenannten Wachstumsinitiative zum Opfer fallen”, sagte die FFH-Vorstandsvorsitzende Andrea Fütterer bei der Vorstellung des Jahresberichts. ch
22. – 23.07.2024 / Brüssel
Plenartagung Strategischer Dialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft
Zum vorletzten Mal kommen die Teilnehmenden des Strategischen Dialogs über die Zukunft der Landwirtschaft in der EU zur Plenarsitzung zusammen. Der Abschlussbericht des Stakeholder-Gremiums, auf dessen Basis die wiedergewählte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein politisches Visionspapier erstellen will, wird zum Ende des Sommers erwartet. INFO
23.07.2024 – 09.00 Uhr / Brüssel
Konstituierende Sitzung Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Europäischen Parlament
Der Agrarausschuss im Europäischen Parlament formiert sich, wählt den oder die Ausschussvorsitzende und dessen Vertreter. Auch die anderen Parlamentsausschüsse halten ihre konstituierenden Sitzungen im Laufe des Tages ab. INFO
29.08.2024 – 08:30 – 17:00 Uhr / Hof Schlamann in Lengerich
Messe Agri Idea Sprout
Das Format integriert interaktive Open Sessions zu verschiedenen Themenfeldern wie Agrartechnologien, Energiesysteme, Kreislaufwirtschaft und alternative Geschäftsmodelle. Gepaart mit inspirierenden Keynotes und Networking-Möglichkeiten fördert die Agri Idea Sprout spannende Impulse und intensiviert den Austausch zwischen relevanten Stakeholdern. Ziel ist es, gemeinsam holistische Lösungsansätze zu entwickeln, um die Herausforderungen der Agrarwirtschaft anzugehen und neue Wege für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu ebnen. INFO
04.09. – 06.09.2024 / Wir bauen Zukunft, Mecklenburg-Vorpommern
Festival Farm-Food-Climate Festival
Das Farm-Food-Climate Festival auf dem Gelände von “Wir bauen Zukunft” in Mecklenburg-Vorpommern bringt 250 Changemaker:innen und Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammen, um die Ernährungs- und Landwirtschaft in eine lebenswerte Zukunft steuern.
Themenschwerpunkte: Verwaltungsstrukturen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, zukunftsfähige Anbauformen und Betriebszweige, konstruktive und verbindende Narrative, Wertschaffung in resilienten Landschaften, Gestaltungskraft des Lebensmitteleinzelhandels, öffentlich und private Finanzmittel für die Transformation INFO
12.09.2024 / Köln
Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. INFO
13.09. – 15.09.2024
Deutsche Waldtage 2024 Wald und WIssen
Sie sind eingeladen, sich mit einer Veranstaltung an dem Wochenende vom 13. bis 15. September zu beteiligen. Vernetzen Sie sich mit lokalen Akteuren und planen Sie zum Motto “Wald und Wissen” gemeinsam Veranstaltungen. INFO
18.09.2024 / Amsterdam
Summit 25. European Foodservice Summit
Schließen Sie sich mehr als 200 Führungskräften führender Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern an und werden Sie Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Seien Sie dabei, wenn internationale Vordenker und Branchenexperten die Bühne betreten, um aktuelle Marktforschungsergebnisse mitzuteilen und Geschäftsstrategien und Chancen zu diskutieren. INFO
25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. Begleiten Sie uns ins “PLACE TO BE FOURTY FOUR” nach Düsseldorf und finden Sie heraus, wie Innovationen im Lebensmittel- und Getränkesektor heutzutage vorangetrieben werden. INFO
TopAgrar: Bundesregierung sieht bei Erntegut-Urteil keinen Handlungsbedarf
Die Bundesregierung will auf das “Erntegut-Urteil” des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem vergangenen November nicht mit Maßnahmen reagieren. Dass Händler das von ihnen gehandelte Erntegut im Sinne des Sortenschutzrechtes prüfen müssen, sei “grundsätzlich erforderlich”, schreibt sie in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion. Das BGH-Urteil konkretisiere lediglich den Umfang dieser Prüfpflichten. Eine “unzumutbare Belastung” der Betroffenen sieht die Bundesregierung darin nicht. In seinem Urteil hatte der BGH die Pflicht von Agrarhändlern betont, sicherzustellen, dass von ihnen gehandeltes Erntegut unter Entrichtung der Nachbaugebühr hergestellt wurde, wo immer diese anfällt. Zum Artikel
Frankfurter Rundschau: Wasser aus verunreinigten Quellen: Skandal um Mineralwasser-Gigant
Neue Recherchen der französischen Plattform Mediapart geben Anhaltspunkte über das Ausmaß des Mineralwasser-Skandals um den Lebensmittelkonzern Nestlé. Demnach ist es durch die Nutzung nicht zugelassener Filtermethoden bei Mineralwasser in den vergangenen 15 Jahren zu einem Betrug in Höhe von drei Milliarden Euro gekommen. Ursprünglich hatte Anfang des Jahres die Zeitung Le Monde berichtet, dass Nestlé das für Mineralwasser verwendete Quellwasser auf nicht legale Weise desinfiziert habe. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hatte daraufhin Klage gegen das Schweizer Unternehmen eingereicht. Am Mittwoch will zudem die Europäische Kommission einen Untersuchungsbericht zur Rolle der französischen Behörden vorlegen. Zum Artikel
BBC: Lab-grown meat set to be sold in UK pet food
Großbritannien hat als erstes europäisches Land Laborfleisch als Zutat in Tiernahrung zugelassen. Die zuständigen Behörden haben dem Antrag der Firma Meatly stattgegeben, Tierfutterhersteller mit im Labor gezüchtetem Hühnerfleisch beliefern zu dürfen. Erste Produktproben will das Unternehmen noch in diesem Jahr auf den Markt bringen. Über die nächsten drei Jahre soll dann die Produktion auf einen industriellen Umfang hochgefahren werden. Zum Artikel
Europäische Kommission: Study on Funding for EU Rural Areas – Final Report
Die Mittel zur ländlichen Entwicklung innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind im Großen und Ganzen gut auf die Bedürfnisse ländlicher Regionen zugeschnitten. Zu diesem Ergebnis kommt eine nun veröffentlichte Studie im Auftrag der Europäischen Kommission. Doch die Autoren identifizieren auch Schwächen: So werde Förderung für Digitalisierung und Mobilität über die Landwirtschaft hinaus oft nur schleppend abgerufen und stoße auf Umsetzungsschwierigkeiten. Die Studie empfiehlt, die Förderung der ländlichen Entwicklung über die Landwirtschaft hinaus zu stärken und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) besser mit anderen Förderinstrumenten abzustimmen. Zur Studie
Der Gewinner des Goldenen Geiers 2024 steht fest. Der Schmähpreis der Deutschen Umwelthilfe (DUH) für die dreisteste Umweltlüge geht in diesem Jahr an Nestlé. Der weltgrößte Lebensmittelkonzern mit Sitz in der Schweiz wurde für seine Imagekampagne “Unterwegs nach Besser” ausgezeichnet.
Darin wirbt das Unternehmen damit, Verpackungsmaterial aus Kunststoff einzusparen – hält aber nach Ansicht der DUH an seinen kleinteiligen und besonders ressourcenverschwendenden Einwegverpackungen fest. Laut dem Global Brand Audit 2023 der Organisation Break Free From Plastic ist Nestlé nach Coca-Cola weltweit der zweitgrößte Verursacher von Plastikmüll in der Umwelt.
Nach Angaben der DUH beteiligten sich mehr als 20.000 Verbraucher an der Online-Abstimmung. 57 Prozent der Stimmen entfielen auf den Lebensmittelriesen, der bereits 2019 mit dem Goldenen Geier ausgezeichnet worden war.
Ob der Geier das geeignete Tier ist, um einen Umweltsünder zu schmähen, sei allerdings dahingestellt. Im Ökosystem Natur spielt er als “Bio-Bestatter” eine wichtige Rolle. In vielen Kulturen gilt er zudem als Symbol für Weisheit, Reinigung und Transformation. Weiß der Geier, wie die DUH darauf gekommen ist. Carsten Hübner