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+++ Table.Alert: Luxemburger Hansen wird EU-Agrar- und Ernährungskommissar +++

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Neue EU-Kommission: Hansen bekommt Agrar- und Ernährungsressort

Der bisherige Europaabgeordnete Christophe Hansen aus Luxemburg soll neuer EU-Agrar- und Ernährungskommissar werden. Damit vergibt Kommissionschefin Ursula von der Leyen das Ressort wie erwartet an ihre eigene Parteigruppe EVP. Auch für die ländliche Entwicklung ist der Agrarkommissar weiterhin zuständig. Hansen habe nun die Aufgabe, die Empfehlungen des Strategischen Dialogs zum Leben zu erwecken, betonte von der Leyen bei der Vorstellung der Ressortzuteilung am Dienstag.

Das Gesundheitsressort mit der Zuständigkeit für Tierwohl und Lebensmittelsicherheit vergibt von der Leyen an den Ungarn Olivér Várhelyi. Er gilt als umstrittener Kandidat, dass das Parlament ihn durchfallen lässt, gilt als gut möglich. Handelskommissar wird der bisherige Kommissions-Vizepräsident Maroš Šefčovič aus der Slowakei.

Sozialdemokratin Ribera leitet Arbeit zu Klima und Umwelt

Im Umwelt- und Klimabereich steht, wie erwartet, die spanische Sozialdemokratin Teresa Ribera an der Spitze. Als Kommissions-Vizepräsidentin ist sie für die Umsetzung der Green-Deal-Ziele, für Dekarbonisierung und Industrie zuständig, aber auch für Wettbewerbspolitik. Umweltkommissarin wird die schwedische EVP-Politikerin Jessika Roswall. Dazu kommt das neu geschaffene Ressort für Fischerei und Ozeane, das an den Zyprioten und ehemaligen Agrarminister seines Landes, Costas Kadis, geht. Der Lette Valdis Dombrovskis soll nicht nur Wirtschaftskommissar werden, sondern auch eine eigene Zuständigkeit für “Umsetzung und Vereinfachung” bekommen, bei der es um Bürokratieabbau gehen dürfte.

Das Europäische Parlament muss den Nominierungen noch zustimmen. Dazu sind Anfang November Anhörungen der Kandidaten geplant, die Plenarabstimmung könnte nach aktuellem Stand am 25. November stattfinden. Dass die Abgeordneten alle designierten Kommissare bestätigen, gilt als unwahrscheinlich. jd

  • Christophe Hansen
  • Europäische Kommission
  • Europäisches Parlament
  • Ursula von der Leyen

Heads

Christophe Hansen: Ein Umweltpolitiker auf dem EU-Chefposten für Landwirtschaft und Ernährung

EVP-Politiker Christophe Hansen ist als EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung nominiert.

Mit Christophe Hansen übernimmt – vorausgesetzt, das EU-Parlament stimmt seiner Ernennung zu -, ein Kandidat den Posten des Agrar- und Ernährungskommissars, der zuvor deutlich Interesse an dem Job gezeigt hat. “Ja, ich komme aus einer landwirtschaftlichen Familie, ja, ich habe viel zu landwirtschaftlichen und Umweltdossiers gearbeitet”, sagte Hansen nach seiner Nominierung als EU-Kommissar im Interview mit dem Luxemburger Sender RTL.  

Immer wieder lenkt der 42-Jährige das Gespräch auf Agrarthemen, spricht von Bürokratieabbau und mehr Spielraum bei der Umsetzung von Regeln vor Ort. Bisher ist Hansen, der mit kurzer Unterbrechung seit 2018 im EU-Parlament sitzt, vor allem als Umwelt- und Handelspolitiker in Erscheinung getreten. 

Verteidiger der Anti-Entwaldungsverordnung 

In dieser Funktion hatte er aber auch Berührungspunkte mit Landwirtschaftsthemen. So führte er in der vergangenen Legislaturperiode als Berichterstatter des Parlaments die Verhandlungen über die umstrittene Anti-Entwaldungsverordnung. Letztere verteidigte er auch jüngst noch - trotz wachsender Kritik auch aus seiner eigenen Parteiengruppe an den Regeln, die ab Ende des Jahres wirksam werden sollen. 

Vereinzelt kam der Luxemburger im Laufe seiner Karriere aber auch direkt mit Landwirtschaftsthemen in Berührung: Während seiner kurzen Zeit als Abgeordneter im luxemburgischen Parlament, von November 2023 bis Juli dieses Jahres, war Hansen dort Mitglied im EU-Agrarausschuss. Und zu Anfang seiner Karriere, als Assistent der damaligen EU-Abgeordneten Astrid Lulling, arbeitete er auch zu Landwirtschaftsdossiers. Im persönlichen Umfeld kommt Hansen nicht nur aus einer landwirtschaftlichen Familie im Norden Luxemburgs, seine Cousine, Martine Hansen, ist auch die Agrarministerin des kleinen Landes. 

Möglicher Kompromisskandidat zwischen EVP und Progressiven 

Dass Hansen bisher zwar mit Agrarthemen in Berührung gekommen ist, das aber eher am Rande, könnte von der Leyen in die Hände spielen. Denn als konservativer Umweltpolitiker könnte Hansen als Bindeglied wirken: Zwischen seiner und von der Leyens eigener Partei, der EVP, einerseits, die wie versprochen einen Agrarkommissar aus dem eigenen Lager bekommt. Und progressiveren Kräften andererseits, auf die sich von der Leyen im Parlament stützt und die durch einen allzu hartgesottenen Agrarpolitiker verprellt werden könnten. 

Und als Luxemburger, der fließend Deutsch und Französisch spricht, kann er gute Verbindungen zu zwei der wichtigsten Agrarländer der EU pflegen. 

Dass als Agrarkommissar solch ein politischer Drahtseilaktauf ihn zukommt, scheint Hansen auch selbst bewusst zu sein. Im RTL-Interview betont er die Bedeutung von Ausgleich und Dialog: “Man muss das Gespräch mit den Menschen vor Ort suchen, mit Umweltorganisationen, mit Landwirtschaftsverbänden.” jd

  • AGRI
  • Anti-Entwaldung
  • Christophe Hansen
  • ENVI
  • Europäische Kommission
  • EVP
  • Landwirtschaft
  • Luxemburg

Agrifood.Table Redaktion

AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

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    Neue EU-Kommission: Hansen bekommt Agrar- und Ernährungsressort

    Der bisherige Europaabgeordnete Christophe Hansen aus Luxemburg soll neuer EU-Agrar- und Ernährungskommissar werden. Damit vergibt Kommissionschefin Ursula von der Leyen das Ressort wie erwartet an ihre eigene Parteigruppe EVP. Auch für die ländliche Entwicklung ist der Agrarkommissar weiterhin zuständig. Hansen habe nun die Aufgabe, die Empfehlungen des Strategischen Dialogs zum Leben zu erwecken, betonte von der Leyen bei der Vorstellung der Ressortzuteilung am Dienstag.

    Das Gesundheitsressort mit der Zuständigkeit für Tierwohl und Lebensmittelsicherheit vergibt von der Leyen an den Ungarn Olivér Várhelyi. Er gilt als umstrittener Kandidat, dass das Parlament ihn durchfallen lässt, gilt als gut möglich. Handelskommissar wird der bisherige Kommissions-Vizepräsident Maroš Šefčovič aus der Slowakei.

    Sozialdemokratin Ribera leitet Arbeit zu Klima und Umwelt

    Im Umwelt- und Klimabereich steht, wie erwartet, die spanische Sozialdemokratin Teresa Ribera an der Spitze. Als Kommissions-Vizepräsidentin ist sie für die Umsetzung der Green-Deal-Ziele, für Dekarbonisierung und Industrie zuständig, aber auch für Wettbewerbspolitik. Umweltkommissarin wird die schwedische EVP-Politikerin Jessika Roswall. Dazu kommt das neu geschaffene Ressort für Fischerei und Ozeane, das an den Zyprioten und ehemaligen Agrarminister seines Landes, Costas Kadis, geht. Der Lette Valdis Dombrovskis soll nicht nur Wirtschaftskommissar werden, sondern auch eine eigene Zuständigkeit für “Umsetzung und Vereinfachung” bekommen, bei der es um Bürokratieabbau gehen dürfte.

    Das Europäische Parlament muss den Nominierungen noch zustimmen. Dazu sind Anfang November Anhörungen der Kandidaten geplant, die Plenarabstimmung könnte nach aktuellem Stand am 25. November stattfinden. Dass die Abgeordneten alle designierten Kommissare bestätigen, gilt als unwahrscheinlich. jd

    • Christophe Hansen
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    • Europäisches Parlament
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    Christophe Hansen: Ein Umweltpolitiker auf dem EU-Chefposten für Landwirtschaft und Ernährung

    EVP-Politiker Christophe Hansen ist als EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung nominiert.

    Mit Christophe Hansen übernimmt – vorausgesetzt, das EU-Parlament stimmt seiner Ernennung zu -, ein Kandidat den Posten des Agrar- und Ernährungskommissars, der zuvor deutlich Interesse an dem Job gezeigt hat. “Ja, ich komme aus einer landwirtschaftlichen Familie, ja, ich habe viel zu landwirtschaftlichen und Umweltdossiers gearbeitet”, sagte Hansen nach seiner Nominierung als EU-Kommissar im Interview mit dem Luxemburger Sender RTL.  

    Immer wieder lenkt der 42-Jährige das Gespräch auf Agrarthemen, spricht von Bürokratieabbau und mehr Spielraum bei der Umsetzung von Regeln vor Ort. Bisher ist Hansen, der mit kurzer Unterbrechung seit 2018 im EU-Parlament sitzt, vor allem als Umwelt- und Handelspolitiker in Erscheinung getreten. 

    Verteidiger der Anti-Entwaldungsverordnung 

    In dieser Funktion hatte er aber auch Berührungspunkte mit Landwirtschaftsthemen. So führte er in der vergangenen Legislaturperiode als Berichterstatter des Parlaments die Verhandlungen über die umstrittene Anti-Entwaldungsverordnung. Letztere verteidigte er auch jüngst noch - trotz wachsender Kritik auch aus seiner eigenen Parteiengruppe an den Regeln, die ab Ende des Jahres wirksam werden sollen. 

    Vereinzelt kam der Luxemburger im Laufe seiner Karriere aber auch direkt mit Landwirtschaftsthemen in Berührung: Während seiner kurzen Zeit als Abgeordneter im luxemburgischen Parlament, von November 2023 bis Juli dieses Jahres, war Hansen dort Mitglied im EU-Agrarausschuss. Und zu Anfang seiner Karriere, als Assistent der damaligen EU-Abgeordneten Astrid Lulling, arbeitete er auch zu Landwirtschaftsdossiers. Im persönlichen Umfeld kommt Hansen nicht nur aus einer landwirtschaftlichen Familie im Norden Luxemburgs, seine Cousine, Martine Hansen, ist auch die Agrarministerin des kleinen Landes. 

    Möglicher Kompromisskandidat zwischen EVP und Progressiven 

    Dass Hansen bisher zwar mit Agrarthemen in Berührung gekommen ist, das aber eher am Rande, könnte von der Leyen in die Hände spielen. Denn als konservativer Umweltpolitiker könnte Hansen als Bindeglied wirken: Zwischen seiner und von der Leyens eigener Partei, der EVP, einerseits, die wie versprochen einen Agrarkommissar aus dem eigenen Lager bekommt. Und progressiveren Kräften andererseits, auf die sich von der Leyen im Parlament stützt und die durch einen allzu hartgesottenen Agrarpolitiker verprellt werden könnten. 

    Und als Luxemburger, der fließend Deutsch und Französisch spricht, kann er gute Verbindungen zu zwei der wichtigsten Agrarländer der EU pflegen. 

    Dass als Agrarkommissar solch ein politischer Drahtseilaktauf ihn zukommt, scheint Hansen auch selbst bewusst zu sein. Im RTL-Interview betont er die Bedeutung von Ausgleich und Dialog: “Man muss das Gespräch mit den Menschen vor Ort suchen, mit Umweltorganisationen, mit Landwirtschaftsverbänden.” jd

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